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Harald Birgfeld, Webseite seit 1987/ Website since 1987

 

da liegt mein Herz, Geschichten aus Niemandsland 2022 -2024 (im Entstehen)

z.B.: 100 Jahre „Kafka“, eine herrenlose Fundsache (neu)

 

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Buchtitel

Inhaltsverzeichnis

 

Wir gerieten in den

Gürtel der Meteoriten

 

Lyrik.

10.000 Aufschläge

Band 20: Aufschläge 9501 - 9827

Harald Birgfeld

 

ISBN 3-937264-31-0

 

"Es lohnt sich, einmal einen heutigen Dichter kennen zu lernen, der mit der deutschen Sprache einen faszinierend fremden Weg betritt und trotzdem dem Leser Freiraum lässt für eigene Gedankengänge, ohne dass die Probleme in erhobener Zeigefingermanier zu zeitkritischen Trampelpfaden werden." (1986: Gutachten)

Harald Birgfeld, von Beruf Diplom-Ingenieur, schrieb die meisten seiner Gedichte während der morgendlichen Fahrt mit der Hamburger S-Bahn zur Arbeit.  Seine Texte entstanden fast immer bereits in endgültiger Form.

 

Copyright 2008 beim Autor, Harald Birgfeld, alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Veröffentlichung darf ohne schriftliche Erlaubnis des Herausgebers, Harald Birgfeld, reproduziert werden. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Verfilmung und Einspeicherung sowie Verarbeitung in elektronischen Systemen.

 

Herausgeber, Autor, Redakteur: Harald Birgfeld.

Über e-mail: Harald.Birgfeld@t-online.de.

 

 

 

23 Gedichtbände, 10.000 Strophen: Wir gerieten in den Gürtel der Meteoriten, 10.000 Aufschläge.

Zum jeweiligen Volltext: 

 

Bd.  1: Aufschläge       1 -  500

 

Bd.  2: Aufschläge    501 -   999

 

Bd.  3: Aufschläge 1000 - 1501, (1. Version)

 

Bd.  3: Aufschläge 1000 - 1501, (2. Version)

 

Bd.  4: Aufschläge 1502 - 2000

 

Bd.  5: Aufschläge 2001 - 2499

 

Bd.  6: Aufschläge 2500 - 3000

 

 

 

Bd.  7: Aufschläge 3001 - 3501

 

Bd.  8: Aufschläge 3502 - 3999

 

Bd.  9: Aufschläge 4000 - 4500

 

Bd. 10: Aufschläge 4501 - 5001

 

Bd. 11: Aufschläge 5002 - 5499

 

Bd. 12: Aufschläge 5500 - 6000, (1. Version)

 

Bd. 12: Aufschläge 5500 - 6000, (2. Version)

 

Bd. 13: Aufschläge 6001 - 6501

 

 

 

Bd. 14: Aufschläge 6502 - 6999

(online und im Buchhandel)

 

Bd. 15: Aufschläge 7000 - 7500

 

Bd. 16: Aufschläge 7501 - 8002

 

Bd. 17: Aufschläge 8003 - 8500

 

Bd. 18: Aufschläge 8501 - 9000

 

Bd. 19: Aufschläge 9001 - 9500

 

Bd. 20: Aufschläge 9501 - 9827

 

Bd. 21: Aufschläge 9828 - 10.100

 

 

Inhaltsverzeichnis

 

 

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Aufschlag 9501

 

Du stehst vor mir, dein

Ohr liegt auf der Hand,

Und später liegt es auf dem

Rücken,

Immer horcht es überall hinein,

Das liebst du maßlos, wenn du liebst,

Du registrierst sogar die

Risse, wie sie reißen.

 

Aufschlag 9502

 

Einmal hatte ich an dir die neuen

Rohre zu verlegen,

Und ich nahm dir alle

Kleider ab

Und stieß und fiel auf die

Begierde,

Danach, sah ich, hattest du die

Zeit genutzt

Und sie für mich verwendet.

 

Aufschlag 9503

 

Später, du lagst neben mir,

Erhob ich mich,

Und dies erfuhr ich gleich,

Du hattest in der

Zwischenzeit, als wir uns nicht mehr

Auseinanderhalten konnten,

Über mich verfügt

Und über mich entschieden

Und mir eine

Schließlichkeit und Endlichkeit verliehen,

Die du dir genommen hattest.

 

 

 

Aufschlag 9504

 

Du legtest mir die

Fingerspitze auf den Mund,

Und

Sturm hielt mir den

Atem an, dass ich mich seitlich drehen musste,

Ich entdeckte eine Lücke

Und entkam durch sie mit deiner

Fingerspitze auf dem

Mund.

 

Aufschlag 9505

 

Aus deinem

Haar hing eine rote Schleife,

Und sie wehte federleicht in deinen

Tanz,

Und als du dich mir zeigtest,

Überzeugtest du mich gleich,

Dass sie dir ganz und gar

Und überall am

Leibe wuchsen.

 

Aufschlag 9506

 

Die

Schuhe, die du trugst,

Erkannte ich sofort,

Sie waren aus demselben

Tuch wie alles, was sich über deinen

Körper zog,

Darunter lebtest du mit dir,

Es drückte sich auch jede der

Bewegungen nach außen,

Und wir lebten außerhalb der

Häute gut zusammen.

 

 

 

Aufschlag 9507

 

Aus deinen

Augen schien die Bosheit,

Und du batst mich um ein

Glas mit reinem Wasser,

Um daraus zu trinken,

Und du saßt dabei bis an den

Hals im klaren, fließenden Gewässer

Deine

Hände langten nach dem

Becher,

Und du strecktest ihn mir nicht heraus.

 

Aufschlag 9508

 

Wir lebten in den

Speichen eines Rades,

Das würd irgendwann zu seinem

Nutzen

Laufen lernen.

 

Aufschlag 9509

 

Wenn wir zusammen kamen,

Uns besuchten, klopfte jeder an,

Wir klopften uns ganz leise auf den

Rücken und wohl auf die Brust

Und lauschten;

Einmal, wenn wir nicht mehr daran dächten,

Würde sicherlich das

Klopfen auch von innen her

Nach außen dringen.

 

 

 

Aufschlag 9510

 

Als es unaussprechlich wurde, schwiegen wir,

Und als ich alt geworden war,

Dazwischen lagen kaum zwei

Tage, war das

Walzgold hochgekommen,

Hatte sich gelöst

Und blätterte nun ab,

Ich sah darunter

Flugrost liegen,

Und der wurde nun erst frei,

Und alles war noch einmal

Unaussprechlich.

 

Aufschlag 9511

 

Wir ließen voneinander ab,

Und wirklich war das freie

Fallen völlig frei,

An nichts mehr, außer an uns selber,

Konnten wir uns messen,

Und wir trieben orientierungslos

Und langsam auseinander,

Unaussprechlich langsam wuchs der

Abstand,

Und wir ließen uns zurück.

 

Aufschlag 9512

 

Immer wieder kam dies

Hundetier zu uns,

Ich musste es missachten,

Und ich sprach es an

Und streichelte sein

Fell, um die Gerechtigkeit ganz auszugleichen,

Ja, um ihretwillen,

Und von dir erhielt es Futter,

Und du sagtest auch, es sei um

Meinetwillen,

Und es habe alles seine

Richtigkeit.

 

 

 

Aufschlag 9513

 

Die

Zunge lag in ihrem Nest

Und drehte sich,

Ich hielt die hohle

Hand daneben

Und sie schlängelte sich über ihren

Rand dorthin

Und feuchtete das Rund,

Sie würde sich, das wusste ich genau,

Besinnen.

 

Aufschlag 9514

 

Du flüstertest mit mir,

Du sagtest auch, dass deine

Nerven in die Kleider wüchsen,

Und sie spürten dort die eigne

Nähe hinter sich

Und übertrügen sich auf mich,

Du lebtest ganz in diesem

Abenteuer.

 

Aufschlag 9515

 

Scharenweise war ich so entkommen,

Und du lachtest über mich,

Es gäbe keine abgezäunten

Weiden ohne dich als

Hüterin, als Wächterin,

Und jede

Weide mündete gewiss

In eine andere,

Und scharenweise hütetest

Du mich.

 

 

 

Aufschlag 9516

 

Was du dachtest, lauschte ich von deinen

Ohren ab,

Du kanntest diesen

Fluchtweg nicht,

Ich atmete so sanft an dir,

Dass dich ein

Schauer überrannte.

 

Aufschlag 9517

 

Einmal gab ich mich dir hin,

Du quältest dich

Und ich verwaltete sekundenlang dein

Leiden,

Und ich sah, wie

Leben ohne Glauben zur

Gewohnheit werden konnte.

 

Aufschlag 9518

 

Einmal redetest du von der Frau

Und von der langen

Zeit, in der ihr die

Gemeinschaft eurer Leiden

Täglich neu lebendig werden ließt,

Ein nassgeschwitzter

Frauenkörper war dir immer recht,

Und sie war

Meisterin, so sagtest du, im

Zählen und Vergleichen unsrer

Schwächen.

 

 

 

Aufschlag 9519

 

Wir erfanden eine

Kopfschrift, die lag neben uns

Und über uns

Und unter uns

Und um uns her, wenn wir mit unsren

Scheiteln leise aneinander rührten,

Und wir standen

Kopf auf Kopf

Und standen als

Verdopplung ganz im Spiegel

Und erfanden,

So erklärten wir es anderen, die

Kopfschrift,

Und man tat uns ab

Und lachte über unsre

Liebe, die war offenkundig

Und lag überall herum.

 

Aufschlag 9520

 

Einmal öffnetest du blitzschnell deine

Hand,

Dann war sie wieder fest verschlossen,

Und ich hatte ganz genau darin das sonderbare

Rot aus Tiefen deines Mundes scheinen sehen,

Das war mehr als nur der

Schriftzug deines

Namens.

 

Aufschlag 9521

 

Kinder spielten auf den schrägen Steinen,

Und ich hatte

Angst um sie,

Du liebtest alles, was sich irgendwie

An dir versuchte,

Und ich mochte nicht mit

Halbwahrheiten um dich kämpfen,

Und ich warb um dich

Und warb um nichts

Mit allem was ich hatte,

Das war nichts dagegen.

 

 

 

Aufschlag 9522

 

Du beugtest dich zu mir herab

Und über mich, die

Haare fielen lang um uns herum, ein

Zaun, der brachte Dunkelheit,

Den liebte ich,

Und innerlich ermahnte ich dich immer wieder,

Warnte dich, du solltest deine

Haare nicht im Becken waschen,

Und du liefertest dich aus

Und warst bedenkenlos.

 

Aufschlag 9523

 

Wir kannten uns nun langsam aus,

Das

Wasser, das in uns die

Tropfsteinhöhlen bildete,

War nie verloren,

Und ihr

Wachstum konnten wir nicht nachvollziehen,

Es ging alles viel zu schnell

Und war vorbei,

Bevor wir es erfassen konnten.

 

Aufschlag 9524

 

Du warfst die nassen

Haare in den Rücken,

Und du trocknetest sie mit den unnachahmlichen

Bewegungen,

Es wurde eine

Kunst zur jugendlichen Überraschung,

Die verstand vom

Alltag gar nichts.

 

 

 

Aufschlag 9525

 

Ich liebte deine

Kunst, es ging um sie,

Und täglich einmal legte ich den

Kopf in deinen Schoß,

Das war nicht recht,

Und was ich suchte, konnte ich in deinem

Alltag nicht entdecken,

Und es regnete darauf das

Laub, das sollte liegen bleiben,

Und ich durfte nichts entfernen.

 

Aufschlag 9526

 

Du zittertest,

Und deine

Hand verschüttete das Süßgetränk,

Ich würde einen

Tag nun warten müssen,

Bis ich aus dir trinken könnte,

Und ich hatte keine

Zeit dafür, das hattest zu zuvor bemerkt

Und dich erschrocken.

 

Aufschlag 9527

 

Deine

Arme hieltst du auf den Rücken,

Und du hattest sie verschränkt,

Und du verdecktest nichts an deinem

Leib,

Ich lernte deine

Körpersprache mühsam

Sprechen.

 

 

 

Aufschlag 9528

 

In deinem ganz geheimen

Fach entdeckte ich,

Dass sich gestohlene

Bestecke, wie man sie zum

Essen brauchte, häuften,

Und ich sagte nichts zu dir

Und nichts zu mir

Darüber.

 

Aufschlag 9529

 

Es türmten sich in deinem

Kleid gestohlne Gegenstände,

Und ich sah dir heimlich zu,

Und alles war ein

Raubgut, das mir fehlte,

Ich vermisste wirklich nichts davon

Und staunte über dich.

 

Aufschlag 9530

 

Du knietest auf dem flachen

Holzbrettwagen, den stieß man mit

Händen von der Straße ab

Und ließ ihn ziellos gleiten,

Deinem fehlte eines der vier

Räder,

Und du musstest schrecklich leiden unter deinem

Kniefall,

Der geschah nur auf drei

Rädern,

Und er brachte dich nicht mehr

Voran.

 

 

 

Aufschlag 9531

 

In deiner

Liebe wolltest du allein das

Wort sein,

Und du fülltest meinen

Mund mit Sand,

Der war zu süß zu speisen,

Und du hattest das

Ersticken sehr gut

Vorbereitet.

 

Aufschlag 9532

 

Durch mich war ich betroffen,

Und ich ließ dich alles wissen,

Weil es mich betraf,

Das störte dich,

Und rasend wurdest du vor

Zorn, vom

Einzigen hätt ich das Wichtigste vertan

Und dich auch völlig

Übersehn.

 

Aufschlag 9533

 

Wenn du vor mir standst

Und mich bestachst,

Erlagen meine

Augen deinen Blicken,

Die entließen mich nicht einen

Tanz zu wagen

Und sich mit den andren

Auszutauschen.

 

 

 

Aufschlag 9534

 

Es war noch nicht genug,

Du jätetest an dir ein

Unkraut, das ich nie gesehen hatte,

Und die schmalen

Wege, die zu deinen

Brunnen führten,

Waren sommerlich vor mir geharkt,

Und hinter mir blieb diese

Erdzier unverändert, unberührt,

Du riefst dich selber aus

Als du mich auf dich warten

Sahst.

 

Aufschlag 9535

 

Ich wollte nicht in deinen

Kopf,

Und du beschriebst ein

Bild, das stand darin,

Und, als ich es doch sehen musste, durch den

Mund,

Blieb von den

Farben die Begeisterung alleine übrig,

Sie erschreckte sich

In einem angenehmen

Dunkel.

 

Aufschlag 9536

 

Du sprachst mit mir,

Und ich entdeckte einen

Schwan auf deiner

Zunge, der schwamm ruhig

Und zufrieden,

Und du wusstest lange schon von seinem

Aufenthalt,

Ich sollte mich um mich

Nicht sorgen.

 

 

 

Aufschlag 9537

 

Ich stolperte

Und fiel an dich, du schlugst mit dem

Gesicht an eine Steinwand,

Die war viel zu hart,

Es brach an dir das

Porzellan in Scherben,

Die verließen dich

Und lagen unter dir am

Boden,

Und ich konnte meine

Schuld nicht schnell genug

Erklären.

 

Aufschlag 9538

 

Du warst ein ganz poröser

Mensch,

Es fiel mir schwer, dich zu verstehen,

Deine

Oberfläche war sehr warm

Und weich

Und glatt

Und täuschte mich,

Und irgendetwas, das dich an mir störte,

Hattest du mir vorenthalten.

 

Aufschlag 9539

 

Nichts geschah,

Und überall war Ruhe,

Hier in unsrem

Zimmer herrschte Schweigen,

Das war eine

Dunkelheit in einer anderen,

Und mit dem

Küchenmesser stach ich zu

Und riss ein

Loch hinein,

Das war mir lange noch nicht tief genug,

Die

Nester lagen weit dahinter.

 

 

 

Aufschlag 9540

 

Einmal sah ich dich im

Tanz,

Du trugst ein weißes

Stirnband, das war aus lackiertem

Eisendraht,

Und, wie du sagtest, fest in dir verankert,

Und es wär ein

Opfer, müsstest du es

Irgendwann einmal entfernen lassen,

Sei es auch um

Meinetwillen.

 

Aufschlag 9541

 

Einmal suchtest du vergeblich,

Und du fandst noch Vielerlei,

Das hättest du in deinem

Leben nie gesucht,

So gabst du dich mit mir zufrieden,

Und ich stöberte doch immerzu in alten

Schachteln.

 

Aufschlag 9542

 

Weiße

Kerzen wuchsen an dem Baum,

Und sie entzündeten sich ohne fremde

Hilfe,

Und es war ein heller

Tag, der ließ den Schein nicht zu,

Man sah die

Lichter kaum,

Du wurdest auch nicht wach davon,

Obwohl ich dich an allen

Zweigen rüttelte

Und schüttelte.

 

 

 

Aufschlag 9543

 

Irgendwann einmal gerietst du in totalen

Stillstand, du versprachst dir davon eine

Rettung,

Und die trat nicht ein,

Ich würde dich das nächste

Mal begleiten

Und vor diesem

Sog bewahren

Und in der

Bewegung halten müssen.

 

Aufschlag 9544

 

Wir wussten nicht mehr weiter,

Und seit ich mit dir dein

Haus bewohnte, breitete sich der

Zerfall schnell aus,

Was ich bemerkte, war fast immer schon drei

Tage alt,

Wenn ich dich ansprach,

Warst du längst auf

Reisen.

 

Aufschlag 9545

 

Einmal fiel ein runder

Lichtschein in das Zimmer unsrer

Nacht, du freutest dich so kindlich über seine

Rückkehr, die verstand ich nicht

Und suchte nach der

Lampe, die könnt ich, so sagtest du,

In meinem ganzen

Leben nicht entdecken,

Und sie blühe viel zu selten

Und nur in der

Nacht.

 

 

 

Aufschlag 9546

 

Ich gab dir flüchtig einen

Kuss,

Du gabst mir ganz genau so flüchtig eine

Antwort,

Und wir dürften ja die

Eingeschlossenen nicht stören,

Und ich könnt von ihrem

Aufenthalt nichts wissen,

Und ich wusste wirklich nichts,

Wir waren unter uns

Und miteinander

Viel zu flüchtig.

 

Aufschlag 9547

 

Du warst die

Wirklichkeit zur Probe,

Und, wenn wir die nicht bestünden,

Würd sie bleiben,

Und von dir war dabei

Nicht einmal die

Rede, so brutal war deine Probe einer

Wirklichkeit.

 

Aufschlag 9548

 

Ich sah in dein

Gesicht,

Du ahntest nichts davon,

Ich blätterte es um

Und um

Und um

Und vor

Und blätterte zurück,

Und endlich fand ich mich dazwischen,

Und ich war von deiner

Wirklichkeit

Sehr weit entfernt.

 

 

 

Aufschlag 9549

 

Ich traf dich noch ein letztes

Mal und sagte auch,

Dass ich es müde sei, der

Wächter eines Luftlochs weiterhin zu sein,

Und sah, dass du schon ganz

Und gar in einer

Glashaut lebtest,

Die war angenehm zu tragen,

Und du trügest sie,

Seit sie dich überfroren hatte.

 

Aufschlag 9550

 

Einmal nur verlor ich meinen

Drehpunkt aus den Augen,

Und die

Hand, die du mir reichtest,

Flog zu schnell vorbei,

Ich sah nur noch ihr

Kommen und ihr Schwinden

Und war plötzlich nicht mehr sicher,

Wer es war,

Der sie mir reichte.

 

Aufschlag 9551

 

Die

Warnsignale kehrten nach

Und nach zurück,

Ich weiß, dass mein

Gedächtnis sie nun wieder kennenlernte,

Und die

Zeit, aus der sie stammten,

War doch längst vorbei,

Vielleicht war das der

Grund dafür

Und weiter nichts.

 

 

 

Aufschlag 9552

 

An dir war

Gutes und auch Böses leicht zu trennen,

Als ich eine

Lebensmitteldose öffnete,

Um schnell zu essen, lag darin ein

Schlüssel,

Und ich hatte freie Wahl:

Dort lag der Hunger,

Und das

Schloss war mir bekannt.

 

Aufschlag 9553

 

Du griffst nach einem

Schmetterling, als er die Flügel schloss

Und stillhielt,

Und ich weiß,

Dass ich dich damals ganz genau so fing,

An meinen

Fingern blieb dein Buntstaub haften

Bis zu diesem

Augenblick.

 

Aufschlag 9554

 

Ich öffnete das

Fenster nur ein wenig,

Und, wenn dir die schmalen

Träger deines Kleides von den

Schultern rutschten,

Hörte ich ein Volk in tiefer

Knechtschaft durch verborgne

Ritzen stöhnen,

Deine eignen Fenster

Stießt du angelweit nach außen auf

Und schobst die

Träger mit den Fingerspitzen

Langsam hoch.

 

 

 

Aufschlag 9555

 

Du klagtest über meine

Antwort, die war dir zu knapp,

Ich griff ins flache

Küstenwasser

Und hob

Kieselsteine ab,

Um nach dem

Grund zu schauen.

 

Aufschlag 9556

 

Als ich dich sah,

Ich kann es gar nicht anders sagen,

Warst du halb, du endetest in einer

Hälfte,

Und du sagtest auch, dass wesentliche

Teile in der andren

Ebene zu sehen wären

Und dort existierten,

Und, dass ich mich umsäh, nützte nichts,

Und einen Rat

Könntst du mir

Auch nicht geben.

 

Aufschlag 9557

 

Um dich herum fuhr eine gelbe

Spielzeugeisenbahn, die hatte keinen

Halt auf ihrem Kreis,

Der wurde, ohne, dass du etwas dazu tatst,

Ganz weit

Und stieß fast an die

Zimmerwände

Und dann wieder eng und nah,

Dass du dich fürchtetest vor der

Berührung,

Und an mir vorbei gab dieses

Fahrzeug regelmäßig ein

Signal, das hörte ich von weitem,

Und es kam auch nicht aus deinem

Mund, den hieltst du aufgerissen in der

Angst verschlossen.

 

 

 

Aufschlag 9558

 

Du kamst in einem weiten, weißen

Rock

Und setztest dich,

Der leichte

Stoff stieg auf

Und legte sich auf mich,

Und unter einer frühen

Sonne, die sich niederließ,

Um aus dem

See dann aufzusteigen,

Zogen wir in uns, um unter einer

Haut die Falten

Auszuglätten.

 

Aufschlag 9559

 

An deinem

Armreif hing ein Kettchen,

Das würd ihn zusammenhalten,

Sollte sich der Reifen öffnen;

Aus den

Kettengliedern kam der

Sommerschrei der Mauersegler,

Und dich sah ich auch,

Du schaukeltest darin

Und schwangst bis her

Zu mir.

 

Aufschlag 9560

 

Es war ein dummer

Weg, der lag unsichtbar zwischen diesen

Sprechgeräten, die benutzten wir,

Einander nah zu sein,

Du hörtest nur das

Lagerfeuer, weil ich es beschrieb,

Es könnte aber auch mein

Abbrand sein,

Ich wusste nicht,

Wie wahr ich meine

Wahrheit hielt.

 

 

 

Aufschlag 9561

 

Hinter dir stand wirklich eine

Krankheit, deine

Augen brannten lichterloh,

Ich konnte dir nicht helfen,

Und das

Feuer stand geschützt im Fenster;

Als ich deine

Wange streichelte, glitt meine

Hand auch über schwarze

Kerzendochte.

 

Aufschlag 9562

 

Du hattest dich kopiert

Und kamst zu mir,

Und nur an einer

Stelle warst du nicht gut zu erkennen,

Und ich sei, so sagtest du danach zu anderen,

Zufriedener als sonst mit dir gewesen,

Mir verbrannte unversehens das

Papier in offner Hand.

 

Aufschlag 9563

 

Ich stempelte im

Rausch den Kuss auf deine Sohlen,

Schrieb auf

Pergament die neue

Zahl in eine lange Reihe fremder Zahlen

Und war froh, noch

Platz darauf für mich

Zu finden.

 

 

 

Aufschlag 9564

 

Mir hing die

Dunkelheit noch in den Augen,

Deine

Nacht hieltst du schon wieder aufgerollt im

Arm,

Du müsstest gehen

Und dir anderswo, so sagtest du,

Die zweite

Nacht bereiten.

 

Aufschlag 9565

 

Ich sah von oben in die

Nacht,

Es war der

Rosenstock, der brachte einen eignen

Sternenhimmel,

Und die

Bilder setzten wir hinein

Und gingen in dem

Duft spazieren.

 

Aufschlag 9566

 

Einmal hatte ich dich überfallen,

Und du gabst gleich nach,

Es war die angelehnte

Tür, von der ich noch nichts ahnte,

Und du zogst danach mit reicher

Beute ab,

Die konntest du von mir nicht haben,

In der

Kammer meiner Schätze fehlte nichts,

Es häuften sich vielmehr die

Neuigkeiten,

Die würd ich dir irgendwann in

Ruhe zeigen.

 

 

 

Aufschlag 9567

 

Wir verglichen uns,

Und ich litt unter einer

Vergewaltigung durch rote Farben,

Darin warst du eingeschlossen,

Und du tastetest mit deinen

Fingern unsre Hälse ab,

Erspürtest so die

Einengung der Münder,

Und du spürtest ihre scharfen

Kanten,

Und du unterschiedst mich nicht

Von anderen.

 

Aufschlag 9568

 

Jedem

Schlaf an mir gab ich noch ein

Geheimnis mit,

Von außen sah man gleich,

Dass unser

Haus geschützt auf hohen

Pfählen stand,

Wir hatten wirklich keine

Angst.

 

Aufschlag 9569

 

Zuerst erkannte ich an dem, was du an deine

Lippen drücktest, einen

Kinderkopf,

Ich hatte mich geirrt,

Aus deiner

Brust konntst du dein

Herz entnehmen und liebkosen

Bis zum

Tod,

Dann gabst du es, ein wenig reuevoll,

An dich zurück.

 

 

 

Aufschlag 9570

 

Einmal nur erlaubtest du an dir mir deine

Einzelheiten anzusehen,

Und du zeigtest deinen

Mund,

Ich musste meine

Augen dabei schließen

Und ertastete so fassungslose

Dinge, dass ich mich unlösbar in dein

Lügennetz verstrickte

Und in ihm verfing,

Ich ließ es ohne

Risse an dir hängen.

 

Aufschlag 9571

 

Plötzlich lagst du in der

Müdigkeit,

Die war nicht übertragbar,

Und die

Wärme deines Körpers

War ein völlig unpersönliches

Geschenk.

 

Aufschlag 9572

 

Dein

Haus war neu für mich,

Ich sah die

Tür, die war dein

Mund,

Du selbst zogst dir die

Decke über deinen Kopf

Und fandst nicht

Unterschlupf bei mir.

 

 

 

Aufschlag 9573

 

In einem

Baum entdeckte ich den Vogel,

Der war aus

Papier, mit Noten übersät,

Du lachtest über mich

Und zeigtest mir den

Wald, in dem wir standen,

Alles, was ich sähe, dich mit eingeschlossen,

Sei doch nur

Kulisse für das kleine Tagesspiel,

Das wurde mir nicht wahr.

 

Aufschlag 9574

 

Du kämmtest dir das

Haar, im

Garten kräuselte sich leicht der

Regenlack, der lag auf einem

Gartentisch,

Ich sehnte mich nach einer

Hand,

Die müsste mich entdecken.

 

Aufschlag 9575

 

In einer

Miniatur versteckt, entdeckte ich die

Frauenaugen wieder,

Niemand durfte an dich rühren,

Und der

Fächer deiner Augenlider

Harrte meinetwegen weit geöffnet aus,

Die feine

Arbeit darauf sah ich ganz

Genau.

 

 

 

Aufschlag 9576

 

Dann hörte ich zwei harte

Kugeln über einen Steinfußboden rollen,

Und du bücktest dich sofort danach,

Ich sah sekundenlang die schwarzen

Höhlen deiner Augen,

Und du lachtest über mich

Und sagtest gleich, dass sich die

Augen nicht in unsren Augen zeigten

Und uns leicht verließen.

 

Aufschlag 9577

 

Du zeigtest mir an dir die feinen

Risse des Metalls,

Die drangen bis nach draußen

Und verrieten viel von einem tiefen

Zustand,

Den konnt man sonst nicht entdecken,

Und du untersuchtest mich von

Zeit zu Zeit

Genau.

 

Aufschlag 9578

 

Einmal gabst du mir in deinem

Schoß die Hand

Und führtest mich,

Es war die

Zeit, da hätte ich dich sonst verfehlt

Und wär vorbeigeeilt.

 

 

 

Aufschlag 9579

 

Wie hatte ich mich nur an dir

Verletzen können,

Blut trat aus

Und tropfte auf den

Boden,

Deine

Augen flackerten ein wenig,

Und du suchtest irgendwie nach einem

Pflaster,

Zwischen uns zog man die

Gitterstäbe hoch,

Du hättest sie nicht halten können.

 

Aufschlag 9580

 

Klein warst du

Und unbedeutend,

Und du schwiegst,

Und durch den

See in dir sah ich hindurch,

Es waren nur die vielen

Adern, die in andre weit entfernte

Seen reichten

Und mich irritierten

Und dich einbezogen.

 

Aufschlag 9581

 

Du warst klein

Und unbedeutend

Und sehr schön,

Das ließ dich viel bedeuten,

Und dein erster

Schritt war ungelenk,

Der

Tageabbau nahm fast überhand,

An dir war nichts erforscht.

 

 

 

Aufschlag 9582

 

Du klagtest,

Dass man dich „zermachen“ würde,

Und ich fragte nach,

Ich kannte mich doch aus an dir,

Du sandtest mich in deinen

Kreuzgang, dort befände sich ein

Innenhof, der sei als einziges

Nach oben

Offen.

 

Aufschlag 9583

 

Wenn wir uns begegneten,

Hing zwischen uns als erstes dieser

Vorhang, daran waren kleine, bunte, gläserne

Und bleigefasste

Scheiben aufgezogen,

Die berührten sich

Und ließen, stießen sie zusammen,

Voreinander gar nichts hören.

 

Aufschlag 9584

 

Vor euch stand ein

Löwentier aus Stein,

Dort kanntet ihr euch aus,

Und unter euren schwarzen

Augengläsern saht ihr her zu mir

Und teiltet mich gelangweilt auf,

Als

Zwischenmahlzeit durfte es wohl

Reichen.

 

 

 

Aufschlag 9585

 

Du gingst mit mir spazieren,

Und wir hatten

Glück, das Wetter über uns war gut,

Und, was sich unter uns im

Himmel tat, erreichte höchstens unsre

Füße,

Auf der

Weide ließen wir

Gedanken, die wir hatten, grasen,

Und ich hätte deine

Hand ergriffen,

Wäre sie mir nah gewesen.

 

Aufschlag 9586

 

Du liebtest mich, so sagtest du, das

Brot an mir sei frisch

Und voller Duft,

Und kräftig waren deine

Zähne;

Meine

Feinde saßen hinter dir auf einer

Gartenbank und gähnten,

Mir zur

Seite stelltest du ein junges, völlig weißes

Mädchen, das nahm meine

Hand

Und führte mich davon.

 

Aufschlag 9587

 

Ratlos stand ich nun vor dir,

…als ich dich damals überließ…

Ich hätte die

Begegnung meiden sollen…

Und ein

Wiedersehen, sich wie damals wieder sehen,

War nicht möglich,

Und dein

Glockenturm war längst schon

Abgebaut.

 

 

 

Aufschlag 9588

 

Mit meinem

Finger stieß ich sanft in deinen

Mund, darin gabst du mir deine

Hand, dass ich dir nicht verlorenging,

Und die

Bewegung, die dort herrschte,

Schlug an mich

Und konnte nichts bewegen.

 

Aufschlag 9589

 

Du zeigtest auf ein

Standbild,

Und du zeigtest unentwegt

Auf mich dort drüben,

Und, bevor ich ganz erstarren würde,

Stieg ich auf als

Taubenschwarm,

Der kreiste über dir

Und fiel nicht ein;

Du sahst mir lange nach.

 

Aufschlag 9590

 

Den nächsten

Herbst, das hatten wir uns vorgenommen,

Würden wir in einer

Farbe malen wollen,

Und ich rahmte unsre

Zimmerdecke jetzt schon ein,

Du brachtest von der

Straße dieses ausgesetzte, zahme

Tier mit heim,

Das würde unser

Neugehege

Irgendwie beleben.

 

 

 

Aufschlag 9591

 

Seltsam nahm sich eine

Anstecknadel aus,

Du trugst sie an dem

Kleid, sie sollte dich, so sagtest du, an eine

Einzelheit erinnern,

Damals wärest du voll

Glück gewesen,

Und ich schwieg

Und ließ in diesem

Fall die Revision

Nicht zu.

 

Aufschlag 9592

 

Als ich zu dir kam, lag dort mein

Kopf, den hattest du

Gepflegt, gereinigt, aufbewahrt

Und auch mit ihm gesprochen,

Und du wolltest nichts von den

Gesprächen zu mir sagen,

Irgendein

Geheimnis wolltest du mit mir

Behalten.

 

Aufschlag 9593

 

Einmal drehtest du dich um,

Du standst vor mir

Und sahst mich rücklings an,

Dein

Kopf lag etwas auf der Schulter,

Und du wolltest wissen,

Ob ich hinter dir den

Wandkalender fälschen würde,

Der stand offen, ohne jedes

Datum auf dem Tisch,

Das war dein

Werk, ich hätte es erkennen sollen.

 

 

 

Aufschlag 9594

 

In den

Gärten wuchs ein neuer

Schachtelhalm, der wuchs bis in die

Bäume,

Und es war ein

Ursprung, der war wohl versehentlich entstanden,

Und dein langes, rotes

Haar fiel kraus in meine

Felsenritzen,

Und es säte sich dort aus

Und würde wachsen.

 

Aufschlag 9595

 

Deine

Füße hatten ein

Geländer, das war zart und schmal,

Und nachts entstand darin ein schwaches

Licht, das reichte für uns beide

Aus.

 

Aufschlag 9596

 

Einmal sah ich eine

Königswürde, die lag eingesperrt in einer

Glasvitrine,

Und du standst an meiner

Seite,

Du warst viel zu groß für mich

Und viel zu schön,

Und meine

Liebe bäumte sich vor

Freude auf,

Sie galt den großen

Frauen,

Du verstandst mich gleich.

 

 

 

Aufschlag 9597

 

Einmal zog ich meinen

Haken aus der Wand,

Du sagtest auch,

Wie gut, dass du so nahebei

Gestanden hättest,

Und ich wäre tief gefallen,

Hättest du nicht schnell genug die

Hand in meinen

Weg gehalten,

Später würde ich es noch einmal

Versuchen,

Das versprach ich mir.

 

Aufschlag 9598

 

Ich konnte den

Gedanken nicht beruhigen,

Er huschte ratlos zwischen dir

Und mir

Und übersprang die leicht erhobnen

Hände,

Keiner von uns beiden

Nahm ihn an.

 

Aufschlag 9599

 

Ich sagte auch durch dieses

Sprechgerät zu dir:

Was ich zu schreiben hätte,

Dürfte ich nicht schreiben,

Was ich dir zu sagen hätte,

Könnte ich nicht sagen, wegen der

Entfernung zwischen uns,

Ich hatte dich auf mich gelegt,

Mein

Mund und meine

Zähne spielten an der

Warze deiner Brust.

 

 

 

Aufschlag 9600

 

Einmal, wir erinnerten uns beide,

Hatt ich dich verletzt,

Es blutete an mir,

Und doch erkannte ich sofort die

Lust an dem

Lebendigen Verzehr.

 

Aufschlag 9601

 

Ich sah die Blume

Und an ihr die

Blütenblätter

Und den Kelch

Und nah und näher wurde die

Entfernung,

Und ich lag doch ohnehin schon mit den

Augen fast auf deiner

Haut.

 

Aufschlag 9602

 

So erkannte ich den

Traum an dir,

Die

Lider gingen schwer

Und langsam auf und ab,

Du standst vor mir,

Und meine

Antwort, die ich dir nicht gab,

Fiel mit dem

Bergbach talwärts.

 

 

 

Aufschlag 9603

 

An deinen

Beinen wuchs ein Flaum,

An deinen

Frauenhänden flimmerte der rote

Schimmer deiner Haare,

Alles war von dir allein nach eigenem

Entwurf gestrickt,

Und alles war ganz fehlerfrei sobald ich es

Berühren durfte,

Deine

Kunst war groß.

 

Aufschlag 9604

 

Dein schwächster

Turm war dieses dünne Morgenkleid,

Das hatte

Wände aus Papier,

Es wäre leicht entzündet,

Und ich griffe leicht hindurch,

Es war der stärkste

Turm, von dem ich je berichten könnte,

Und er hielt mich lange ab.

 

Aufschlag 9605

 

Abends kamst du dann zurück in dein

Geschirr, das legte ich dir an

Und legte meine

Hand auf deine

Brust, um mich zu

Vergewissern.

 

 

 

Aufschlag 9606

 

Ich stehe auf

Und gehe so zur

Ruhe,

Auch das

Kissen, das du mir herüberschiebst,

Ist heut ein

Nagelbrett,

Ich werd es lassen müssen, diesen

Tag drauf zu verbringen.

 

Aufschlag 9607

 

Du sahst nur einmal zu mir auf,

In deinen

Augen zog sich um die

Iris dieser dunkle Kreis,

Mir gegenüber lauerte das

Wildtier, das beäugte mich,

Ganz leise wipptest du mit deinem

Fuß, der stieß dabei mit seiner

Spitze auf den

Boden.

 

Aufschlag 9608

 

Auf dem

Steintisch ließ ich einen

Stahlring tanzen, das

Gespräch auf harter

Platte lief stets in den Stillstand,

Als ich mich zur

Seite drehte, rolltest du geräuschlos über unsren

Tellerrand.

 

 

 

Aufschlag 9609

 

Nachts, als deine

Augen wieder leuchteten,

Sah ich hinein, es waren kleine Räume,

Und dort liefen fotographisch festgehaltene

Erinnerungen ab,

Und neben mir war mancher

Platz noch unbesetzt.

 

Aufschlag 9610

 

Du hattest einen

Liebeskoffer, der blieb stets geschlossen,

Und du stelltest ihn an deine

Seite,

Und ich nahm ihn heimlich, um daran zu horchen,

Und bewegte ihn

Und schüttelte daran

Und hörte drinnen helles

Klappern von Metallen,

Mancher

Raum in meinem Kopf war unbesetzt.

 

Aufschlag 9611

 

Inzwischen schliefst du fest,

Ich lag an deiner

Seite, dicht vor deiner Tür

Und sah durchs

Schlüsselloch,

Und drinnen brannte immer noch ein

Licht,

Du unterhieltst dich angeregt mit fremden

Menschen.

 

 

 

Aufschlag 9612

 

Jetzt konnte ich mich freuen,

Heute sah ich wieder

Apfelblütenknospen aus dir wachsen,

Sicher würden sie bald springen

Und sich bringen,

Einen

Ast schnitt ich schon vorher ab

Und brachte ihn in meine warme

Stube,

So begegnetest du dir vorweg

Und sahst dich schneller reifen.

 

Aufschlag 9613

 

Morgens ging in deinen

Haaren schon die Sonne auf, die

Augen zogen sie als

Pferdchen in die Höhe,

Irgendwo dazwischen musste der geschickte

Kutscher sitzen,

Der tat alles,

Was du wolltest.

 

Aufschlag 9614

Dein

Brief kam mit dem Boten,

Der war noch nicht schnell genug, die

Seiten waren unbeschrieben weiß,

Und in dem

Umschlag lagen alle Worte abgeplatzt

Und abgestorben auf dem

Boden.

 

 

 

Aufschlag 9615

 

Alles, alles traute ich mir zu,

Und ein

Gebot nicht einzuhalten

Oder im

Verbot zu leben,

Hätte mich zerstört,

Auf deine

Fingernägel legte ich den

Kuss, du würdest diese

Erde, ohne noch an mich zu denken,

Neu lackieren,

Und wer wollte nun

Beweise sammeln,

Und ich selbst war weit entfernt, erneut

Verdacht zu schöpfen,

Alles, alles traute ich mir zu.

 

Aufschlag 9616

 

Heute Morgen zeigtest du mir gleich dein

Fußgelenk

Und daran einen

Hauch des roten Reifens, der war

Nachts gewachsen,

Und du freutest dich,

Darüber, sah ich, wuchs ein schöner

Mund,

Du konntest noch nichts von ihm wissen,

Und er würde sicher alles bald erklären,

Und wir waren sehr geduldig,

Und wir warteten auf ihn.

 

Aufschlag 9617

 

An deinem

Bett stand eine Trommel,

Die war neu,

Und keiner durfte sie berühren,

Hier, so sagtest du, wär nun der

Tanzplatz deiner Träume,

Sicher würden wir bald davon

Hören.

 

 

 

Aufschlag 9618

 

Als ich zögerte,

Entstand ein Stau,

In meinem

Rücken drängte man nun nach,

Vor mir entschiedst du dich für mich

Und winktest mit dem

Finger, dir zu folgen,

Unter mir tat sich die

Erde auf, die war so fest,

Und über mir entstand ein

Freiraum,

Der war so nicht zu erreichen.

 

Aufschlag 9619

 

Deine

Hoffnung stieg, weil du die junge

Birke sahst,

Die langte mit den

Wurzeln unter meine Gehwegplatten,

Und du haktest dich in meinen Arm

Und freutest dich

Und maltest unsre

Zukunft farbig

Und ein wenig schräge aus.

 

Aufschlag 9620

 

Meine

Briefe waren unterwegs zu dir,

Ich wich auch nicht von deiner

Seite,

Und ich wollte selber sehen,

Wie sie dich erreichten,

Wenn sie dich erreichten,

Und du wusstest nichts davon

Und machtest mich zu deinem

Boten,

Der brach auf zu mir.

 

 

 

Aufschlag 9621

 

Zwischen uns war alles rein,

Wenn ich dich ließ, riss ich die voll geschriebnen

Seiten von dir ab,

Die legte ich beiseite,

Später würde ich vielleicht…

Doch das war jetzt nicht wichtig,

Manchmal musste ich mich sehr beeilen,

Draußen stand man an

Und wartete.

 

Aufschlag 9622

 

In der

Tiefe einer Straßenpfütze stand ein

Himmel, der war winzig gegen mich,

Ein andres

Mal hieltst du ganz still ein klares

Wasser in der Hand,

Ich sollte dich draus trinken

Und ich trank

Und trank

Und trank.

 

Aufschlag 9623

 

An einem

See entdecktest du den langen

Halm, den hatte nun der

Wind geknickt,

Du warst so fassungslos darüber,

Und du sprachst den ganzen

Abend von nichts anderem,

Tatsächlich hatte sich zum

Horizont ein Sturm geflüchtet,

Der hätt in der

Nacht erst kommen dürfen.

 

 

 

Aufschlag 9624

 

Anders ist es zwischen uns,

Ich sehe, dass du mich betrachtest,

Dass du mir das erste

Mal auch glaubst,

Es könnt ja sein, dass du mit meinem

Leben etwas anzufangen weißt,

Du legtest auch den

Stecker aus der Hand.

 

Aufschlag 9625

 

Alles, was ich ließ, das tat ich;

Wollte ich mir

Gutes tun, stieß ich mich ab

Und trieb davon,

Wir sahen uns im

Fenster wieder,

Und der

Zeitblick, der uns blieb, war viel zu kurz

Und ging zu schnell vorbei,

Man hätte uns ein wenig

Aneinander binden sollen.

 

Aufschlag 9626

 

Wenn sich deine

Haut mir näherte, kam

Glas an Glas,

Ich meinte, die

Berührung müsste Scherben bringen,

Andrerseits sprang ich durch jeden

Ring, den brauchtest du nur hoch

Zu halten.

 

 

 

Aufschlag 9627

 

Vor dir hatte ich die

Tagessinnlichkeit verborgen,

Mit den

Augen fraß ich aus den Winkeln,

Jede

Handbewegung, die du für mich machtest,

Tauchte mich in eine Waschung,

Die würd ich am

Abend widersinnlich

Trinken wollen.

 

Aufschlag 9628

 

Sonst war ich sehr roh mit mir

Und glaubte innerlich nicht einen

Augenblick an meine Sinnlichkeit,

Die

Tageswunden konnten nachts nicht heilen,

Ich verschwieg mir selbst

Stationen meiner Reise.

 

Aufschlag 9629

 

Das

Angebot lag kostenlos herum,

Es war sehr schwer, nicht anzunehmen,

Was ich nicht begehrte;

Eine

Frau verschwieg ihr Lächeln nicht

Und sah mich freundlich an,

Ihr

Finger hakte wie versehentlich in eine

Schlaufe meiner

Jacke ein.

 

 

 

Aufschlag 9630

 

An einem

Seidenfaden hing ein Luftballon,

Den zogst du an der Hand,

Und er war leicht

Und strebte hoch,

Und so empfindsam, sagtest du, sei auch die

Zärtlichkeit des Herzens,

Die hielt dauernd

Ausschau nach den scharfen

Ecken.

 

Aufschlag 9631

 

Morgens küsse ich dich in den

Nacken, der ist regennass,

Du schlägst den

Mantelkragen hoch, dass ich nichts merken kann,

Für mich kommst du doch wirklich aus dem

Trockenen

Und trägst ein

Nachtgewand,

Dafür bin ich mir selber

Zeuge.

 

Aufschlag 9632

 

Du hattest dich verletzt,

Es war nicht schlimm, das

Pflaster brachte ich umsonst,

Du hattest dich schon völlig abgeschirmt

Und saßt vor deinem rohen

Fleisch.

 

 

 

Aufschlag 9633

 

Ganz genau betrachtet,

War sogar dein

Mund ein Riss des Silberfelles,

Und kein

Schneider würde hier auf den

Gedanken kommen….

 

Aufschlag 9634

 

Du warst zerstreut,

Und du zerstreutest mich versehentlich,

Wir liefen ineinander

Und verliefen dann gelegentlich bergab,

Wir meinten lange

Zeit, wir hätten uns gekannt,

Du sagtest auch, dass du in jedem

Fall ein Kind von mir empfangen wolltest,

Und der

Abstand wurde immer größer.

 

Aufschlag 9635

 

Dann machtest du an mir die

Absicht wahr,

Uns fest zu binden,

Dich sah ich als

Blumenbinderin,

Von mir war keine

Spur,

Ich sah uns gerne zu.

 

 

 

Aufschlag 9636

 

Ich konnte mich noch gut erinnern

An die

Wohligkeit in dir,

Du hattest dich das erste

Mal mit großer Heftigkeit

Um mich herumgeschlagen

Und dich völlig zugeknöpft,

Mir passte damals jede

Kleidung, die du

Meinetwegen trugst.

 

Aufschlag 9637

 

Deinem

Lachen kam ich nicht zuvor,

Es war der erste

Frühlingswind, an den ich mich erinnerte,

Der stand in einer offnen Tür,

Du lachtest über meine

Jahreszeiten;

Manche

Bilder waren unbezahlbar,

Und sie hingen auf dem

Gehsteig, fast schon ungeschützt an einer

Wand, wo man sie auch erwartete.

 

Aufschlag 9638

 

Zwischen uns sprach niemand von

Gerechtigkeit,

Die Schale, die dich trug, hing hoch,

Und schwierig war es, dort

Gewichte abzusetzen,

Einmal werde ich dich fragen wollen,

Wie es war, so über mir,

Wahrscheinlich wirst du dann

Grad gehen.

 

 

 

Aufschlag 9639

 

In deinem

Haar begann die

Fährte, die zu deinen Schläfen

Und zu deinen Wangen

Und zu deinem Mund

Hin führte, meine

Hände fingen alles ein,

Was sich bewegte,

Und wir trafen uns gelegentlich.

 

Aufschlag 9640

 

Du öffnetest den

Mund, ich sah hinein

Und auf zwei warme, dunkelrote

Kirschen,

Und aus einer schimmerte bereits der helle

Kern, die

Haut daran war auch zerrissen.

 

Aufschlag 9641

 

Aus dir trank meine

Uhr,

Und sah ich auf, begann ein

Glockenschlag mich zu erreichen,

Der kam von sehr weit

Und ließ mich weithin horchen.

 

 

 

Aufschlag 9642

 

Ich fuhr an dir vorbei

Und dachte nach,

Es mochte sein, dass du auf falschen

Gleisen lagst,

Und ich, was wusste ich von mir,

Ich sah zu dir,

Die

Nachbarschaft war unbegreiflich eng,

Und die

Geschwindigkeiten

Passten sich nun an.

 

Aufschlag 9643

 

Dann dachte ich an mich

Und dachte auch an mich dabei

Und an die gottverdammte

Schüchternheit von dir

Und wagte nicht, dir zu begegnen,

Später sagten andere zu mir,

Du wärest grade satt gewesen

Und ich hätte

Glück gehabt

Und hätte recht gedacht.

 

Aufschlag 9644

 

In einem

Tanz entfernte sich dein Kopf

Und tanzte über dir,

So hatte ich die

Leidenschaft noch nie gesehen,

Sie gebot mir Einhalt,

Und ich zog die kleine

Brücke, die mich zu dir führte,

Langsam wieder ein.

 

 

 

Aufschlag 9645

 

Mich irritiert der

Schlaf, den brachte ich heut mit zu dir,

Auf deinem

Leib entsteht an jedem

Platz ein Teilgesicht, ein

Auge, deine

Nase, deine

Wangen,

Überall begegnet dir mein

Schlaf,

Der ruht sich aus auf dir.

 

Aufschlag 9646

 

Ich sah dich nicht

Und ging an dir spazieren,

Und die kleine

Brücke führte mich zu deinem

Mund, der hatte seine

Pforten angelehnt,

Sie waren leicht zu öffnen,

Und von drinnen rief die

Hand nach mir.

 

Aufschlag 9647

 

Aufrecht stehend

Und die

Beine in den Himmel ragen lassend,

Und mit dem

Gesicht auf deinem

Bauch nach andren

Ausschau haltend,

Lernten wir uns kennen,

Sonst war niemand weit

Und breit zu sehen.

 

 

 

Aufschlag 9648

 

In deiner

Blätterkrone konnten sich die

Tauben nicht versammeln, deine

Zweige waren weich

Und hingen lang herab,

Würd ich nur einen deiner

Arme fest in mir vergraben,

Schlüge er gleich

Wurzeln.

 

Aufschlag 9649

 

Einmal sahst du mich in deiner

Nähe,

Und du haktest dich gleich ein in meinen

Arm, dein

Blick stieg auf als Taubenschwarm

Und ließ sich auf mir nieder,

Ich war nicht, das wussten wir, der

Herr der Welten.

 

Aufschlag 9650

 

Manchmal dunkelt es zu früh,

Und manchmal zieht die

Flut sich nicht zurück,

Und manchmal, wenn ich nach dir greife,

Bleibt mein

Arm ganz führungslos an meinem

Körper hängen,

Und du richtest dich nach meinen

Augen,

Die begreifen alles viel zu schnell

Und lassen gar nichts gelten.

 

 

 

Aufschlag 9651

 

Die

Nacht kamst du zu mir

Und brachtest eine

Decke mit, die würde für uns beide reichen,

Und ich hatte ja ein reiches

Bett gedeckt,

Und du sprachst von dem

Reisezug, der könnte diesmal auf der freien

Strecke liegen bleiben,

Und du hättest vorgesorgt.

 

Aufschlag 9652

 

Es blieb mir noch der

Rest zu tun,

Ich schweifte haltlos aus,

Und tagelang saß ich in einem Stuhl

Und war betroffen von den

Bildern, die ich frei ließ, die mich überkamen,

Und du sprachst mich kaum noch an.

 

Aufschlag 9653

 

Ich sah dich an

Und sah zu dir

Und sah nach dir,

Und hinter dir stand auch dein Bild,

Es stand vor dir

Und über dir

Und an dir seitlich,

Und es war dein Bild,

Das lebte ganz natürlich rundherum

Und zeigte sich von allen

Seiten.

 

 

 

Aufschlag 9654

 

Von einem

Tag zum andren

Warst du völlig frei,

Und nichts bekümmerte dich mehr,

Du trankst aus

Fingern andrer Leute,

Und du trugst dich fort

Und legtest dich auf einen

Müllberg, um ganz unter dir

Mit dir allein zu sein.

 

Aufschlag 9655

 

Ich kannte ein

Rezept, das gab ich dir,

Und es beschrieb ein

Kinderspiel, das wolltest du erproben

Und erschosst mich noch am selben

Abend, weil ich nicht mehr spielen wollte,

Und ich ließ dich liegen

Und anwendete

Gewalt an dir.

 

Aufschlag 9656

 

Du sprachst mich höflich an,

Und du entschuldigtest dich auch bei mir,

Als wäre ich dir völlig fremd, ein

Unbekannter,

Und wir hatten doch bis heute

Zweigelebt und zweigeteilt

Und zweigelitten und uns zweigefreut,

Und

Rucksackgurte liefen über deine Schultern,

Und du fragtest neu

Und ganz persönlich nach dem Weg,

Und ob ich dir ein wenig weiterhelfen könnte,

Und ich lernte dich in

Wahrheit kennen.

 

 

 

Aufschlag 9657

 

Ich aß von deinem Obst,

Du reichtest mir ein

Messer, um es abzuschälen,

Später zog ich dir die

Haut mit meinen Fingern ab,

Die

Früchte, die dir wuchsen, fielen,

Ohne, dass ich sie berührte, meinem

Mund direkt entgegen.

 

Aufschlag 9658

 

Ich trank bei dir aus einem leeren

Becher,

Und ich aß von einem leeren

Teller,

Und du hattest recht, die

Speise, die du botst,

War reich

Und wohlgedeckt dein

Tisch, der

Hunger sättigte mit mörderischer

Gier.

 

Aufschlag 9659

 

Ich sah dir ins Gesicht

Und ließ den

Schleier davor wieder sinken,

So erschrak ich damals, als ich dieses

Goldgeschenk aus Angst vor seinem

Wert nicht annahm,

Und ich blieb auch jetzt der

Räuber, der viel schlimmer war,

Als all die anderen.

 

 

 

Aufschlag 9660

 

Du hattest dir, vor mir verborgen,

Fesseln angetan

Und lagst in meinem

Bett, die Decke reichte deinen

Schultern bis zum Horizont,

Du locktest mich mit lieben Worten,

Und du reiztest mein

Geschlecht, dass ich dich sehr begehrte,

Und du stauntest über mich,

Als ich dich wieder ließ

Und dich dir überließ

Und dir nichts ließ

Und nichts an dir bemerkte,

Dass ich dich verließ.

 

Aufschlag 9661

 

Ich dankte dir

Und küsste dir die Stirn,

Ich dachte auch, du wärest gut zu mir gewesen,

Guten Willens, würd man sagen,

Und es federte mich das

Metall so angenehm

Und sanft zurück,

Dass ich nicht weiter fragte.

 

Aufschlag 9662

 

Ich erzählte dir sehr viel vom

Flieder

Und dem nassen

Duft nach warmem Regen

Und versteckte deinen

Augen meinen Mund,

Der war noch voller blauer

Blüten.

 

 

 

Aufschlag 9663

 

Morgens hatte ich nur einen

Rest des Fells in meiner Hand,

Du hattest dich sonst gänzlich

Aufgefressen,

Und du herrschtest schrecklich über dir

Und gabst nichts ab.

 

Aufschlag 9664

 

Manchmal bliebst du hinter

Gittern,

Ich benutzte dann die

Stange von der

Wand, nach dir zu stoßen,

Und ich stach nach dir,

Das hattest du mir aufgetragen.

 

Aufschlag 9665

 

Manchmal sah ich dich dein

Herz entnehmen,

Du entließt es aus der

Hand, es sprang vor dir

Und spielte ganz in deiner

Nähe,

Und es schoss beim leisesten

Geräusch zurück,

Du nahmst es in die Arme,

Irgendwann dürft ich es sicher

Einmal tragen.

 

 

 

Aufschlag 9666

 

Alles sollte schnell gehn,

Und ich drängte dich, dein

Leib entdeckte sich nun selbst

Und schmolz aus deinen

Kleidern über meine Arme,

Und du hattest in der

Eile ganz vergessen, deine

Flügel abzulegen,

Die bewegten sich nur etwas,

Um sich abzuwenden.

 

Aufschlag 9667

 

Du standst an deinem

Herd,

Und ich umfasste dich von hinten,

Und die schweren

Eisen, die du täglich fasstest, fielen in die

Bratenpfanne,

Und ich sah es selbst,

Wie sie zerschmolzen

Ohne zu zerschmelzen.

 

Aufschlag 9668

 

Ich war voll

Ungeduld,

Und hinter dir verwischten sich die kleinen

Wellen zur Unendlichkeit,

Ich spannte einen

Schirm, der hielt nichts auf,

Ich stand auch auf der falschen

Seite.

 

 

 

Aufschlag 9669

 

Du stelltest mich ins

Glas

Und zündetest den

Docht an mir mit einem Streichholz an;

Nach oben, wo die

Flamme brannte, gab es kein

Entweichen,

Und die

Augen deiner Neugier waren rundherum auf mich

Gerichtet.

 

Aufschlag 9670

 

Du gucktest durch ein winzig kleines

Fenster, darin war kein Glas,

Du riefst nach mir,

Dass ich dir helfen sollte,

Und aus deinem

Spiegel sei dein

Zweitgesicht gefallen,

Und ich dürfte es vor deinen

Augen hier nicht finden.

 

Aufschlag 9671

 

Wir ließen viel zurück,

Und vieles warf ich fort,

Weil es mich hinderte

Und weil du darum batst;

Es war ein fremder

Hund, der wich nicht von der Pforte

Und auch nicht von meiner

Seite, wenn ich fortging,

Und er nannte mir gleich seinen

Namen,

Und er hing an mir,

Obwohl ich ihn nicht wollte.

 

 

 

Aufschlag 9672

 

Als ich dich wieder sah,

Das war von einem

Tag zum anderen,

Trugst du die schwere

Haartracht,

Und du saßt am Straßenrand

Und betteltest

Und sagtest auch,

Es würde sicher einer von uns beiden

Einen

Anfang machen.

 

Aufschlag 9673

 

Deine

Hand war leer,

Ich trank daraus so viel,

Du brauchtest sie nicht nachzufüllen,

Und es war dir recht,

Und deine andre

Hand bediente sich an mir.

 

Aufschlag 9674

 

Ich ging um dich herum,

Es war verführerisch, was du mir sagtest,

Und ich glaubte dir

Und fand den

Rücken überspannt mit einer Leinwand,

Und es war der

Platz, den du mir überlassen wolltest,

Später könnte ich mir deinen ganzen

Leib entdecken.

 

 

 

Aufschlag 9675

 

Wir lagen noch in unsren morgendlichen

Betten,

Und ich griff nach deiner Hand

Und zog sie unter meine

Wange, die lag auf dem Kissen,

Später, als ich meine Augen öffnete,

Sah ich, dass du mir diese

Hand zurückgelassen hattest,

Und ich las auf einem

Zettel, dass du mich nicht hattest

Stören wollen.

 

Aufschlag 9676

 

Es war nicht zu verhindern,

Und aus meinen

Haaren sprang ein

Feuer auf dich über

Und lief auf und ab an dir,

Du merktest nichts davon,

Ich deckte dich mit allem, was ich hatte, zu,

Die

Flamme züngelte an dir

Und wurde blau

Und schwach

Und langsam kalt,

Bis sie dich ganz vergessen hatte.

 

Aufschlag 9677

 

Der

Mund, an dem ich lag, war nicht dein

Frauenmund,

Der war weit über mir

Und hatte sich tapetengleich

Auf deinen ganzen

Leib verteilt

Und sprach von überall mit mir,

Dass ich ihn nirgends fand.

 

 

 

Aufschlag 9678

 

Als wir uns begrüßten, nahm ich deine

Hand, die zitterte ein wenig,

Es entstand ein seltsam dumpfer

Ton, der lief durch deinen

Körper

Und verklang in einer

Lichtung, die ich noch nicht kannte.

 

Aufschlag 9679

 

Du hattest mich beobachtet,

Ich war dir plötzlich mittelbar,

Du würdest mich verwerten können,

Und du dachtest an ein

Kind von mir,

Der

Zeiger über dir

Schlug weit, weit aus,

Du wolltest unbedingt

Auf viel zu harten

Saiten spielen.

 

Aufschlag 9680

 

Wir ließen uns im

Rasen nieder,

Du begehrtest, dass ich dich begehrte,

Und die vielen

Leute um uns her, beachteten mit keinem

Blick das Gras

Und nicht die Öffnungen darin,

Mir zog die

Scham das Fell auf das Gesicht,

Ich mähte mich

Zugrunde.

 

 

 

Aufschlag 9681

 

Deine

Haare wuchsen als ein

Netz um dich,

Ich wusste von der

Laube, die dahinter lag,

Die

Suche musste sich am

Ende doch noch lohnen.

 

Aufschlag 9682

 

Es war dies

Glücksgefühl, dass mich die

Arme nach dir strecken ließ,

Du warst zu dieser

Zeit in andren Dingen,

Und es blieb ein knapper

Trost,

Ich griff nicht mehr umsonst nach den

Vergeblichkeiten.

 

Aufschlag 9683

 

Ich suchte deinen

Mund, um ihn zu öffnen

Und in dich zu schauen,

Und du gabst mir etwas nach

Und ließt mich bis zu deiner ersten

Schranke kommen,

Diese

Sperre dürfte ich niemals passieren,

Aber etwas von dem

Vorland gabst du für mich auf.

 

 

 

Aufschlag 9684

 

Ich lag an deinem

Herzen

Und erschrak, als deine

Turmuhr plötzlich schlug,

Sie war so tief in dir verborgen,

Und ich hatte nichts von ihr gewusst,

Ich stieg nur kurz an deinen

Mund, flog auf

Und fiel schon wieder ein, an dir zu

Nisten.

 

Aufschlag 9685

 

Einmal hattest du dich, wie du sagtest, an der

Haut verwundet,

Und ich hob dein

Pflaster an, um nachzuschauen,

Es war nur der

Pfützenrand, der auf der

Straße trocknete,

Und niemand dachte mehr an einen

Regen letzte Nacht.

 

Aufschlag 9686

 

Ich blieb

Und blieb

Und blieb an dir,

Die

Sonne brach hervor

Und zeichnete die

Ränder scharf,

Ich wollte gar nichts sehen,

Und ich wartete

Und wartete,

Und ich versäumte viel an dir vor lauter

Sonne.

 

 

 

Aufschlag 9687

 

Ich weiß nicht,

Ob es dir so geht wie mir,

Ich denke, die

Gedanken wandern durch den

Hals in meinen Kopf

Und finden nicht heraus,

Und immer enger wird es zwischen ihnen,

Und in deine

Hände möchte ich mich schütteln

Und dann sehen, was du

Auffängst.

 

Aufschlag 9688

 

Eine lange

Zeit, so sagtest du, wärst du mir nun

Gefangene gewesen,

Und ich hatte

Mitgefühl

Und fragte nach dem

Grund, den wolltest du nun endlich

Von mir wissen,

Und ich hätte dir doch

Hafterleichterung versprochen.

 

Aufschlag 9689

 

Einmal prallten wir mit unsrer

Wahrheit aufeinander,

Die so sagtest du, sei unwahr,

Und, weil ich dir in der

Wahrheit glaubte, zwangst du mich zum

Rückzug,

Den versprach ich dir

Und konnte dir nicht glauben,

Und wir stießen immer wieder an derselben

Stelle aufeinander.

 

 

 

Aufschlag 9690

 

Kannst du davon wissen, dass ich

Hunderttausend dünnste Drähte denke,

Ob du weißt, dass mir die langen, weichen

Haare, die du fallen lässt, mit

Hunderttausend Schaltungen verbunden sind,

Und ob du weißt, wohin die

Leitungen verlaufen,

Ob du etwas davon weißt…

 

Aufschlag 9691

 

Sicher würdest du bald denken, dass die

Sitzbank viel zu hart sei,

Dass die Kleidung rau

Und unerträglich sei

Und dass wir die

Notwendigkeiten kaum beachteten,

Und sicher würdest du bald an dich denken;

Und die

Sitzbank schliff sich ab,

Die

Kleidung wurde weich

Und schmiegte sich dir an,

Und man bedachte die

Notwendigkeiten,

Sicher würdest du bald wieder

An dich denken.

 

Aufschlag 9692

 

Deine

Kleider waren selbst genäht

Und gut zu lesen,

Und du hattest einen

Umhang, der bestand aus ganzen

Sätzen

Und erzählte nur von dir.

 

 

 

Aufschlag 9693

 

Heute Morgen standst du auf,

Dein

Haar verfing sich an dem Bettgestell

Und riss den

Kopf von deinem Leib,

Du merktest nichts davon

Und gingst, dich anzukleiden

Und den

Tagesweg zu deiner Arbeit,

Und ich lag, so regungslos ich konnte, auf der

Lauer.

 

Aufschlag 9694

 

Einmal löstest du dich vor mir auf,

Direkt vor meinen

Augen wurdest du mir unsichtbar,

Ich ging durch dich hindurch

Und konnte es nicht glauben,

Und ich sagte nichts zu dir als ich dich wiederfand,

Du kamst geradeswegs aus mir

Zu mir

Und mir entgegen.

 

Aufschlag 9695

 

Ein andres

Mal fand ich dich unter deinen eingestürzten

Worten liegen,

Und du kämpftest gegen sie

Und schobst sie hin

Und her, sie neu zu ordnen,

Und ich sah dir zu

Und auch, dass sich von mir kein

Wort auf dir befand,

Ich wusste nichts von der

Bedeutung,

Und ich konnte gar nichts davon halten.

 

 

 

Aufschlag 9696

 

Nah genug erkannte ich die kleine

Nebentür an deinem Kopf,

Sie öffnete sich kurz für einen

Unterlieferanten,

Der versorgte dich, wie ich es eben sah, mit einer

Dauerkrankheit,

Davon würde man dich nicht mehr heilen können,

Und du risst aus mir ganz rücksichtslos heraus,

Was du gebrauchen konntest.

 

Aufschlag 9697

 

Ich sprach von dir

Und über dich

Und blätterte an dir

Und stieß auf eine immer wieder neue

Nachricht,

Die war nur für mich

Bestimmt.

 

Aufschlag 9698

 

Manchmal waren deine

Felder leer,

Wir standen ratlos vor dem

Spiel, dem fehlten die Figuren deiner Seite,

Und du wolltest alles sein zugleich

Und auch die Spielerin,

Die konnte nicht verlieren.

 

 

 

Aufschlag 9699

 

Du fragtest mich aus deinem

Schlaf, ob denn dein

Schlaf beendet sei,

Ich sagte dir die

Wahrheit,

Und du konntest weiter schlafen

Und standst auf

Und ließt den ganzen

Tag für dich an dir vorbei geschehen,

Und du dirigiertest ihn durch keine

Tür.

 

Aufschlag 9700

 

Du warntest mich vor

Blendung durch das

Sonnenlicht, als ich in deine Augen sah,

Ich aber brauchte die

Bestätigung,

Und schnell entstand der neue

Schwarzpunkt meiner neuen

Blindheit,

Und ich nahm sie kaum noch wahr.

 

Aufschlag 9701

 

Du hattest dich aus meinem

Arm gelöst,

Ich hätte darin nie

Gefahr gesehen,

Und du stiegst sofort nach oben auf,

Ich konnte dich nicht mehr erreichen,

Kaum gelangten noch die

Rufe bis an unsre Ohren,

Dann warst du im weißen

Licht total verblasst.

 

 

 

Aufschlag 9702

 

In deinem

Hausdach öffnete ich eine Luke,

Die blieb schräge stehen,

Unter einem

Sommerhut sahst du zu mir, die

Lagerzäune waren wirklich weit, weit fort,

Wir hatten damit nichts zu schaffen,

Und du botst mir deine

Schulter an zum Kuss,

Ich küsste dort das feine, blaue

Äderchen, das trieb dicht oben unter deiner

Oberfläche,

Und es schimmerte hindurch.

 

Aufschlag 9703

 

In deinem

Horizont bestelltest du die Felder,

Ich sah nichts davon,

Doch schafftest du in einem fort die

Früchte her, die waren alle essbar

Und genießbar,

Und man musste sie zuvor halbieren,

Sonst zerfielen sie sofort zu

Staub.

 

Aufschlag 9704

 

Es ist wahr, du hattest dieses

Graulicht in den Augen,

Und ich gab es an, man schrieb es auf,

Sonst hatte ich mit dir

Nichts mehr gemeinsam als das

Wissen um die Augenfarbe,

Die sah ich alleine von uns beiden,

Und du sprachst zu mir

In fünf verschiednen

Sprachen.

 

 

 

Aufschlag 9705

 

Ich schreckte aus dem Schlaf

Und sah zu dir,

Auf deiner

Seite tummelten sich meine Träume,

Sie gehorchten mir nicht mehr

Und waren deine

Gäste,

Mein

Erschrecken war umsonst,

Ich musste mich gedulden.

 

Aufschlag 9706

 

Das

Speisenmädchen sollte lächeln,

Und es sah durch mich hindurch, kein

Lächeln wuchs;

Die

Ferne, hinter mir, kam ohne sich zu nähern

Auf sie zu,

Ich spürte sie fast

Wand an Wand in meinem

Rücken.

 

Aufschlag 9707

 

Hinter

Glas sah ich dich stehen, deine

Augen waren mild

Und weit geöffnet,

Und sie kehrten nicht zurück aus dir,

Ich hätte deinen

Blick vielleicht in weiter Ferne treffen

Und ihn wenden können,

Er verlor sich hinter deinem

Rücken,

Und ich konnte nicht dort hin.

 

 

 

Aufschlag 9708

 

Einmal riss ich dir ein

Loch in dein Gesicht,

Du wusstest nichts davon,

Und trotzdem nutztest du von nun an diese

Öffnung, um zu sprechen,

Und ich fasste Mut

Und werde irgendwann mein

Werk vollenden.

 

Aufschlag 9709

 

Du hattest mich gerufen,

Und ich kam zu dir,

Doch du verwiest mich in das

Nachbarzimmer,

Und ich ging hinein,

Du standst ein zweites

Mal vor mir,

Du hattest mich dir überlassen,

Und ich blieb

Und ging zurück

Und überließ mich dir, wie du es tatst,

Der

Weg war völlig unverändert.

 

Aufschlag 9710

 

Du trugst ein rotes

Kleid und rote Schuhe,

Und du hattest rote

Bänder in dein Haar geflochten,

Und um deine linke

Fessel lief ein rotes Seidenband,

Ich sah auch deinen

Mund und deine Ohren

Und die warme

Farbe unter deinen Fingernägeln,

Und mit deiner

Zunge küsstest du mir meine Lider;

Milde fielen mir die schönen

Tropfen in die Augen,

So gab sich

Ertrinken leicht.

 

 

 

Aufschlag 9711

 

Wir gingen aus, du hattest dich in meinen

Arm gehakt, da sah ich auf den

Weg und auch auf deine Füße,

Und du gingst ganz eng an mir auf einer

Wolkendecke,

Davon konntest du nichts wissen, deine

Augen sandten ja die

Blicke in die Wolkendecke,

Und sie hingen fest

Und gingen dort spazieren.

 

Aufschlag 9712

 

Diesen

Sonntag hatte ich für mich gerahmt, die

Tür war fest verschlossen,

Und man klopfte nicht,

Ich hatte meinen

Sonntag rot gestrichen,

Und die

Lieblingsfarbe sollte mich doch nicht

Verraten.

 

Aufschlag 9713

 

Meine

Hand lag dir im Schoß,

Ich suchte mir ein Nest,

Ich suchte eine warme, weiche Stelle,

Suchte einen wolkenfreien Platz,

Das ließt du heute nicht mehr zu

Und wehrtest dich ganz heftig gegen jede

Bettelei.

 

 

 

Aufschlag 9714

 

An dir sah ich die

Spuren eines Einbruchs ganz genau,

Der

Türgriff, der dich öffnen sollte, war verbogen,

Und wir wollten nicht

Gewalt anwenden,

Die stand zu gewaltig in der

Tür.

 

Aufschlag 9715

 

Einfach war dein

Herz,

Es lag herum;

In einer Schachtel, lachtest du,

Wär es versperrt,

Man würde nicht mehr daran stoßen,

Und es sei ein großer

Wert, um den es ginge.

 

Aufschlag 9716

 

Du hattest einen

Zweig im Mund,

Ich sorgte mich, dass du versehentlich

Vergiftet werden könntest,

Und du bliebst ganz unbekümmert,

Und du zeigtest mir in deinen

Lippen, die weit auseinanderklafften, dass der

Zweig sich aus dir selbst

Entwickelt hatte

Und an dieser

Stelle einzig aus dir ragte.

 

 

 

Aufschlag 9717

 

Manchmal gingst du fort,

Dann legtest du den

Schlüssel, der dich öffnen konnte,

Einfach unter deine

Zunge.

 

Aufschlag 9718

 

Ich sah es so:

Heut fiel der letzte

Finger von dir ab,

Er blieb am

Boden liegen, der war weich

Und nahm ihn auf,

Dass er sofort darin verschwand;

An deiner

Hand, das konntest du mir zeigen,

Fehlte keiner deiner

Finger.

 

Aufschlag 9719

 

Du stehst hinter mir

Und flüsterst mir ins Ohr,

Ich schreibe mit dem

Finger Wort für Wort in einen Luftraum,

Und das

Spruchband, das entsteht, rollst du gleich auf,

Du willst es anderswo verwenden,

Wo man es auch sehen darf.

 

 

 

Aufschlag 9720

 

Ein

Fremder hätte über dich gestaunt,

Und ich, ich hatte mich daran gewöhnt,

Dass du zum

Teil

Und manchmal gänzlich transparent den

Umgang mit mir pflegtest.

 

Aufschlag 9721

 

Schnell schloss sich dein

Mund,

Und deine

Lippen zogst du ab, kein

Wort getraute sich mehr auf die

Straße,

Und, was mich betraf,

Nahmst du mir ab.

 

Aufschlag 9722

 

Ich lag im

Schatten deines Schlafs,

Wir lagen also beide unter deinen

Träumen,

Und du achtetest auf mich,

Ich war zu neu,

Es trieben immer wieder leichte

Blätter reinen Goldes sanft auf unsre

Münder zu,

Sie würden uns ersticken,

Wollte man mit ihnen reden.

 

 

 

Aufschlag 9723

 

Wir wussten von den großen abgerissnen

Netzen dort im Meer,

Und uns, hier an der

Küste konnte nichts passieren,

Meine

Augen wachten in der Luft,

Mit meinen

Füßen war ich hilflos

Und auf deine

Führung angewiesen.

 

Aufschlag 9724

 

In deinem

Garten hing ein Seil,

Das bildete die große

Schlaufe,

Und man saß darin

Und schwang weit aus,

Nach oben konnte niemand mehr das

Schaukelende finden,

Es verlief in unsichtbarer

Höhe, du versuchtest dich darin,

Ich ahmte alles nach.

 

Aufschlag 9725

 

Du saßt auf einem

Koffer, der stand mir im Weg,

Du warst die

Spitzentänzerin,

Die hielt auch ihre

Füße jetzt im

Stillstand senkrecht abgewinkelt.

 

 

 

Aufschlag 9726

 

Als du mich verlassen wolltest,

Stelltest du den

Koffer in das Zimmer,

Und ich musste dir den

Abschied geben,

Und der

Koffer fiel zur Seite

Und sprang auf,

Du hattest nichts darin als eine

Leere,

Und die schüttetest du, ohne es zu wollen,

Auf mich aus.

 

Aufschlag 9727

 

Einmal wollte ich dich doch ertappen,

Und du stahlst mir die

Gedanken, ohne mich zu wecken,

Ich, so sagtest du, sei noch weit draußen,

Und die grünen

Segel

Müsste ich noch erst erfinden.

 

Aufschlag 9728

 

Ich liebte die

Gesprächigkeit an dir,

Aus deinen

Augenwinkeln schoss dein Blick,

Ein

Tänzer ließ die

Beine über eine Brüstung hängen,

So sprachst du mit mir,

Ich saß dir ganz alleine auf der

Sitzbank gegenüber.

 

 

 

Aufschlag 9729

 

Einmal sah ich dein

Gesicht,

Es lag in meinen

Händen,

Und ich neigte mich zu dir,

Das

Wasser stand nicht still

Und löste augenblicklich

Alles wieder auf.

 

Aufschlag 9730

 

Die

Händlerin hielt mir die

Blumen in den Weg,

Ich lehnte ab,

Erst, als ich dich erkannte,

Musste ich dich wirklich leugnen,

Und ich lief zurück

Und sah dich an

Und hatte mich nun doch geirrt.

 

Aufschlag 9731

 

Ich stand in deiner

Tür,

Und du probiertest ungeniert dein

Tageskleid,

Das trugst du nicht auf deinem

Leib,

Und dein

Gesicht kam ausgewählt

Aus einem

Kleiderschrank.

 

 

 

Aufschlag 9732

 

Du schliefst dabei

Und nahmst es hin,

Und später zog ich auch das

Nachtkleid wieder über dich,

Du strecktest nicht einmal die

Hände nach mir aus,

Und die

Tapetenmuster hielten sich ganz

Unverändert.

 

Aufschlag 9733

 

Einmal flüstertest du mir ins

Ohr,

Ich küsste deine Hand

Und schob dich ab,

An meinem

Kartenhaus sah ich den

Einsturz, der vollzog sich über Stunden,

Und er war nicht aufzuhalten.

 

Aufschlag 9734

 

Du harktest schmale

Wege, die verliefen durch dein

Haar,

Mir machtest du nichts vor,

Ich kannte mich gut aus an dir

Und lief durch deine

Gärten

Und entdeckte alle

Brunnen

Und verspielte

Und verträumte

Plätze, die würd ich dir gerne zeigen.

 

 

 

Aufschlag 9735

 

Du fragtest mich nach meinem

Mond,

Den konnte man doch sehen,

Und ich hatte auch gesagt,

Dass ich ihn nur dorthin geworfen hatte,

Um ihn loszuwerden,

Und ich wusste, dass du deinen eignen

Mond für mich versteck hieltst.

 

Aufschlag 9736

 

Ich kenne das

Gefühl, von dem du redest,

Und ich gehe oft aus mir

Und fort

Und überlasse dich dir ganz.

 

Aufschlag 9737

 

Die

Welt, in der wir wohnten,

War unendlich weit entfernt

Von unsrer

Welt.

 

 

 

Aufschlag 9738

 

Auf dem

Fenster steht der Wind,

Die

Fenster runden sich

Und werden gelb

Und haben in der

Mitte einen schwarzen Punkt,

So siehst du mich mit

Möwenaugen an,

Die bleiben starr,

Und unverbindlich redest du mit mir,

Die weißen

Flügel legtest du mir vorher schon um meinen

Hals.

 

Aufschlag 9739

 

Die

Flut kam an mein Bett,

Du neben mir, bliebst noch verschont,

Am

Morgen war es umgekehrt,

Und deine

Sorgen legtest du auf mich,

Zum

Abend, sagte ich, müsst man die

Dinge klären,

Sicher würden wir uns irgendwann

Erneut begegnen.

 

Aufschlag 9740

 

Ich legte meine

Hand auf dich,

Die glitt schnell über alles hin, die

Landschaft unter ihr war sanft

Und schon zu weit entfernt,

Du warst in voller

Fahrt auf mich geschleudert

Und schon wieder abgeprallt.

 

 

 

Aufschlag 9741

 

Einmal, als ich dich verließ,

Du lagst ja links von mir,

Lagst du auch rechts

Und hieltst mir schnell den

Finger auf den Mund, damit ich schwieg,

Ich kam nun auch zu dir,

Und auf der andren

Seite warst du eingeschlafen,

Und ich nahm dich,

Wie du es verlangtest,

Noch einmal.

 

Aufschlag 9742

 

Ich faltete ein

Stück Papier

Und hielt es mir vor Augen,

Zwischen uns entstanden

Zeichen, die sich niederschlagen sollten,

Und ich gab uns beiden gleiche

Teile ab,

Und jeder musste an dem anderen entziffern

Und es niederschreiben.

 

Aufschlag 9743

 

Niemand sprach ein

Wort,

Ich war dir gut, so wie du mir,

Wir hingen schon seit langem auf das

Holz gemalt an einer glatten Wand,

Die tat sich schwer,

Uns immerfort zu tragen.

 

 

 

Aufschlag 9744

 

Ein

Schleppkahn schob sich unter unsre

Brücke,

Und wir gingen auf die andre

Seite, um ihn zu erwarten,

Und ich wusste schon,

Obwohl du hier an meiner

Seite standst,

Du würdest auf dem

Fahrzeug liegen

Und zu uns nach oben winken,

Und kein

Kahn kam an.

 

Aufschlag 9745

 

Einmal tötete ich mich,

Wir gingen nebenher

Und sahen uns nur zu,

Ein andres

Mal müsst ich dich

Übersehen.

 

Aufschlag 9746

 

In der

Stadt lag Licht auf den Kanälen,

Und vor deinem

Fuß saß eine junge Katze,

Auf den ausgestreckten

Finger fiel ein scharfer

Strahl, der ließ ihn feuerrot erscheinen,

Und wir hatten uns

Gewarnt.

 

 

 

Aufschlag 9747

 

Du kamst zurück aus deinem

Garten,

Darin stand der lange Sommerregen,

Und die nassen

Bilder hatte er an dich gehängt,

Mir blieb kaum

Zeit für diese Galerie.

 

Aufschlag 9748

 

Der

Philosoph war Kugelschnitzer,

Irgendwann würd ich ein zweites

Mal beginnen dich zu lieben

Und zuvor die alten

Nester von dir reißen müssen,

Und es eilte nicht.

 

Aufschlag 9749

 

Du ließt mich wieder raten,

Und es war das erste

Mal, dass ich an deiner

Brust den eignen Herzschlag hören konnte

Und ihn auch erkannte,

Und es schlug mein Herz

Und schlug

Und schlug

Und schlug ganz unersättlich,

Und in mir hielt alles seinen

Atem an.

 

 

 

Aufschlag 9750

 

Weil du zu mir schwiegst, bedachte ich,

Es könnte sein, dass du an einem

Ende noch gefroren

Und am andern Ende in der

Schmelze seist,

Dein

Schweigen konnte dich in jedem

Fall verraten,

Und ich blieb noch lange auf der

Hut

Vor dir.

 

Aufschlag 9751

 

Du flogst oft aus

Und kamst mit süßen

Worten wieder,

Später sah ich, weil ich sehen musste,

Dass du sie dem

Kehrreim unsrer Kinderlieder nahmst,

Die sang sonst keiner mehr.

 

Aufschlag 9752

 

Als du heimkamst

Redetest du mir von Städten

Und von Ländern

Und von Menschen, die uns nahe wären,

Und ich ging hinaus

Und fand tatsächlich alles vor der

Eingangstür gestapelt.

 

 

 

Aufschlag 9753

 

Du saßt an eine

Wand gelehnt, auf deinem

Kopf saß ein

Gerät, das du genosst,

Und deine

Augen waren fest geschlossen,

Und ich liebte dein

Gesicht und küsste es, dein

Kopf schwang weit zur Seite aus

Und pendelte sich ein,

Es mochte sein, dass du dort drinnen

Feste feiertest.

 

Aufschlag 9754

 

Du nähtest

Knöpfe auf die eigne Haut,

Die saßen fest

Und würden halten,

Und ich war verzweifelt über dich

Und weinte bitterlich

Und wusste keinen

Rat.

 

Aufschlag 9755

 

Meine

Kehle war fest zugeschnürt, die

Worte saßen eingeklemmt,

Du sprachst so froh mit mir,

Und auch vor einem

Spiegel

War an mir nichts zu erkennen.

 

 

 

Aufschlag 9756

 

Ich streckte meine

Hand nach dir

Und fand es wahr, der

Raum war noch von dir gefüllt,

Schon einmal griff ich ahnungslos ins

Leere.

 

Aufschlag 9757

 

Um eines

Abenteuers willen beugte ich mich über einen

Blumenstrauß

Und atmete die Düfte,

Dabei sah ich auch den

Ring an deinem Finger,

Und kein andres

Mal als jetzt, so sagtest du,

Sei es wohl besser das

Geheimnis mit in unsren

Schlaf zu nehmen.

 

Aufschlag 9758

 

Wir gingen durch den

Regen,

Und an dir war nichts mehr umzublättern,

Durch die

Seiten schlug die Schrift,

Ich nahm dich heim

Und hatte

Angst, dich aus Versehen

Einzureißen.

 

 

 

Aufschlag 9759

 

Damals gab ich dir den ersten

Kuss,

Vielleicht war es auch umgekehrt,

Auf einem unsrer

Münder stand der Sand,

Wir wären fast daran

Ertrunken.

 

Aufschlag 9760

 

Halb war unsre

Hängebrücke zu begehen,

Und der

Rest bestand vorerst aus stramm gespannten

Seilen,

Und du wohntest in dem

Haus

Und ich in einem

Apfelbaum,

Wir suchten beide von den

Früchten, die uns gegenüberlagen,

Welche zu erlangen.

 

Aufschlag 9761

 

Einmal liebten wir uns sehr,

Ich dachte so von dir

Und du von mir,

Im

Vorhof lag die abgestürzte Glocke,

Deren

Riss lief durch die

Bandschrift.

 

 

 

Aufschlag 9762

 

Wir wollten aus den

Gläsern trinken,

Und wir hatten kein

Getränk,

Ich ließ auf jeden Boden der Gefäße eine

Kugel rollen,

Die erinnerte uns immerzu

An alles.

 

Aufschlag 9763

 

Als ich dich küssen wollte,

War ich ungestüm

Und drang in deinen

Mund,

Der war gefüllt mit kalten, runden, weißen

Marmorkugeln,

Die ergossen sich auf mich

Und überrollen meinen

Ansturm.

 

Aufschlag 9764

 

Dich trug ein großes, weißes

Pferd,

Stolz saßt du auf

Und sagtest auch,,

Dass ich dir nichts zu glauben brauchte,

Und ich sah,

Du hattest dich in deinem

Bett hoch aufgerichtet,

Und die

Zügel führtest du sehr stramm.

 

 

 

Aufschlag 9765

 

Ein leichter

Wind entstand,

Ich wachte auf,

Du schlugst mit deinen

Flügeln, die bedeckten mich nicht mehr,

Der

Tag begann für dich mit einem

Freiflug.

 

Aufschlag 9766

 

Hier in deinem

Schoß belebte sich der Himmel,

Jetzt sah ich durch

Holz

Und traute mich dem

Spinnweb an,

Der

Selbstmord dauerte nur noch

Sekunden lang.

 

Aufschlag 9767

 

Der

Raum an sich ist ohne Farben,

Und ich griff noch nachts nach dir

Und fand den

Schalter nicht,

Du legtest deine

Hand auf meine,

Die verhakte sich in deinem

Schoß,

Der

Taubenschwarm war aufgestiegen,

Und ich hörte an dem

Rauschen, dass er seine Kreise zog,

Er traute sich nicht

Einzufallen.

 

 

 

Aufschlag 9768

 

Der

Raum an sich ist ohne

Fallen,

Und wir stehen waagerecht, die

Füße zeigen in den Horizont,

Wir liegen, stehen unverkrampft,

Es ziehen uns

Gewichte etwas in die Höhe,

Alles gleicht sich aus.

 

Aufschlag 9769

 

Einmal hatte ich an dir versagt,

Und meine

Wunde offenbarte sich,

In deinem

Spiegel fandst du nichts an dir

Und ordnetest die

Kleider, die dich trugen.

 

Aufschlag 9770

 

Du wolltest sicher sein

Und sahst durch

Fingerritzen,

Und ich lebte rückhaltlos in meiner

Traurigkeit,

Selbst das war viel zu viel,

Und von der Quälerei

Stahlst du mir etliches.

 

 

 

Aufschlag 9771

 

Du hattest viel gelernt

Und legtest deinen

Arm um meinen Hals,

Wir lebten sonst in sehr entfernten

Welten weit von uns,

Und in den

Armen

Sahen wir uns kaum.

 

Aufschlag 9772

 

Mit meinem

Schuh verwischte ich den

Kreidekreis auf deinem Straßenpflaster,

Nur dich selbst ließ ich mit einer

Nadel festgesteckt in einer

Mitte stehen,

Jede

Orientierung hatte ich verloren.

 

Aufschlag 9773

 

Ich saß dir gegenüber,

Und ich überraschte dich,

Du hattest nicht mit mir gerechnet,

Neben uns bediente jemand einen

Horizont,

Den fuhr er nur für uns

Herein.

 

 

 

Aufschlag 9774

 

Eines fiel mir an dir auf

Und irritierte mich,

Ich sah auf deine Schuhe

Und in dein Gesicht

Und sah auf deine Kleider,

Und ich fand es nicht,

Und meine

Kräfte gingen mir mit einem

Schlag verloren.

 

Aufschlag 9775

 

Deine

Liebe, sagtest du, sei sonder jeden Fall,

Und ich verstand dich nicht,

Auch meine

Liebe war ein Sonderfall

Und galt hier gar nichts,

Gegenseitig garantierten wir uns unsre

Unschuld.

 

Aufschlag 9776

 

Es ging so schnell,

Und ich besuchte dich

Und war gleich außer mir

Und blieb

Und ging zugleich

Und war dir untertan

Und über alle

Maßen über dich empört

Und küsste deine

Füße,

Und du wehrtest ab

Und wolltest es nicht lassen,

Und du legtest deinen

Nacken unter meinen

Mund.

 

 

 

Aufschlag 9777

 

Nachts erwachte ich,

Wir lagen schräge im

Geröll,

Mit meinen

Händen griff ich in den Hang

Und rutschte langsam ab,

Und du an meiner

Seite lagst so schwerelos

Und fest,

Mit etwas

Mut hätt ich mich an dir halten können.

 

Aufschlag 9778

 

Es kam ein

Wort, das stieg noch etwas auf,

Bevor es niederfiel

Und schwemmte über mich,

So steinern war ich nie zuvor gewesen,

Und ich kämpfte nicht mehr um mein

Überleben,

Und ich sah mich, weil ich nichts mehr sehen konnte,

Nach dir um.

 

Aufschlag 9779

 

Wir waren zwei

Skulpturen,

Und wir kamen gut voran mit unsrer

Arbeit aneinander,

Auch das

Werkzeug, das wir füreinander hatten,

Wurde immer feiner.

 

 

 

Aufschlag 9780

 

Du schliefst sofort, dass ich das erste

Mal den Sternenhimmel über dir erblickte,

Und die langgezognen

Silberwolken rollten fast geräuschlos über dich,

Der

Strand lag dir

Und mir zu

Füßen.

 

Aufschlag 9781

 

Morgens lag ein

Roststaub unter deinen Augen,

Der begann im

Sonnenlicht ganz sanft zu blinken,

Und zum

Abend wandelte er sich zum

Blankmetall,

Die

Nacht stand noch bevor.

 

Aufschlag 9782

 

Wir hatten es mit

Licht versucht

Und mit der

Nacht,

Es war umsonst gewesen,

Nun begegneten wir uns im

Zwischenraum, der stieß an uns,

Wir wussten nichts von seiner

Existenz

Und nicht, wie lange er anhalten würde.

 

 

 

Aufschlag 9783

 

Um dich her liegt

Glas, es ist noch unzerbrochen,

Und ich wage nicht, dich anzuschaun,

Du sagst auch,

Dass es unzerbrechlich sei

Und sagst, es fehle dir die

Lust ein Glas zu rahmen,

Wenn es sich vor gar nichts stellt

Und nichts zu schützen weiß.

 

Aufschlag 9784

 

Einmal schwang in mir der tiefe

Ton des Saiteninstrumentes,

Und du stelltest mich auf dich,

Dass ich mich übertrug,

So brachst du mittendurch für mich

Und in zwei

Hälften.

Aufschlag 9785

 

Abends häuteten wir uns

Und tauschten unsre

Kleider,

Viele

Leute kamen, um uns zuzuschauen,

Und sie sahen nicht das

Wort

Und konnten auch nicht glauben,

Was wir zeigten.

 

 

 

Aufschlag 9786

 

Morgens, als es heller wurde,

Sah auch ich an dir die hellen

Flecken,

Und du hattest dich, so dachten wir,

An mir verbrannt,

Und wirklich war es so,

Dass unter dir die

Glut schon Löcher fraß.

 

Aufschlag 9787

 

Ich rief in deinen

Mund den Widerruf

Und dachte auch,

Von hier wär wohl der

Weg zu deinem Herzen

Schnell und kurz.

 

Aufschlag 9788

 

Ich zuckte kurz mit meinen

Schultern,

Und du sahst mir aus dem

Spiegel zu,

Wir hätten gern gewusst,

Wer von uns beiden was gefragt,

Wer unbefriedigt bleiben musste.

 

 

 

Aufschlag 9789

 

Wenn ich heimfand,

War es dir schon recht,

Und du warst immer hier;

Ich fragte dich ja auch nicht,

Wo du bliebst, wenn du in meinen

Armen lagst,

Und nicht, an wem du dich und was

Mit deinen

Händen festhieltst.

 

Aufschlag 9790

 

Früher schrie ich einmal laut nach

Zärtlichkeit,

Und das war falsch,

Der

Raum, in dem ich mich befand, war hohl,

Und er verstärkte jeden

Laut zu einem ungeheuren

Sturm,

Der hätte töten können.

 

Aufschlag 9791

 

Du hieltst den

Morgenmantel mit den Händen zu,

Das tatst du nur um meinetwillen,

Und du kanntest dich gut aus an mir,

Dann ließt du deine

Hände fallen

Und ich biss in deinen

Schoß,

Wär ich von dir erwählt,

Hätt ich mein

Leben so nicht zeigen dürfen.

 

 

 

Aufschlag 9792

 

Du spielst mit der

Kastanienfrucht, die rollt von einer

Hand zur anderen

Und ist so dunkelblank geflammt,

Das ist, sagst du, der

Kopf der Weisen,

Der taugt morgen nur noch für die

Spielzeugschnitzerei,

Und ich entreiß sie dir

Und schneide in die

Schale einen

Scherenschnitt, der steht in deinem

Rücken an der Wand.

 

Aufschlag 9793

 

Dann gibst du mir die

Hand

Und bietest mir noch mehr

Und überredest mich

Und mein Gewissen,

Und du überlässt dich mir nun ganz

Und kommst, so sagst du, später wieder,

Um dich abzuholen.

 

Aufschlag 9794

 

Dies war der

Aufschub zwischen uns,

Du kamst am Morgen,

Und ich weiß genau, dass dieser

Tag erst morgen seinen

Anfang nehmen wird,

Und gestern war es

So wie heute.

 

 

 

Aufschlag 9795

 

Die

Kleidung war ganz einfach, du trugst

Weiß und Dunkelblau,

Und deine

Haut war weiß, nicht hell,

Und dunkelblau war deine

Zunge,

Jede

Leibesöffnung, alles, was du dachtest, selbst das

Weiß der Augen war fast schwarz,

Ich musste dich bemerken.

 

Aufschlag 9796

 

Als ich dich fragte, standst du auf, das

Feuer, das ich legte, leckte auch nach meinem

Rücken,

Und ich brauchte keine

Unschuld zu beweisen,

Irgendwann würd sich das

Feuer selbst verzehren,

Und du achtetest nicht mehr auf mich.

 

Aufschlag 9797

 

Neben uns fiel jemand in das

Gras

Und war erschöpft, die

Steigung war zu stark gewesen,

Wir hier oben fürchteten den

Rückweg, der ging steil bergan,

Das

Ende war nicht einzusehen.

 

 

 

Aufschlag 9798

 

Einmal stieß ich an das

Blech, das lag zu deinen nackten, bloßen

Füßen,

Und du wusstest nichts darüber,

Und ich sagte dir, dass ich kein

König sei

Und dass das

Blech schon lange nicht mehr

Glühe.

 

Aufschlag 9799

 

Morgens sah ich dir in deine

Hände,

Und du kleidetest dich an

Und führtest mich auf deine

Weise sicher über dich

Und gut zu mir zurück,

So lernte ich dich kennen.

 

Aufschlag 9800

 

Damals lösten wir uns voneinander,

Und wir machten eigentümliche

Bewegungen,

Was ich an

Schwere annahm, was mich fast zum

Stillstand brachte,

Führte dich an eine ungeheure

Schnelligkeit,

Und du gestandst dir alles ein,

Und du befreitest dich für dich

Und keine

Lüge sollte stehen bleiben,

Und du gabst mir

Nachricht.

 

 

 

Aufschlag 9801

 

An dir, in dir, um dich, fand ich

Geröll und viel Gestein,

Das war herabgestürzt

Und lag auf halbem

Weg, es sollte mich, so sagtest du,

Nicht schrecken,

Und du wolltest mir mit deiner eignen

Hand, den Eingang räumen

Und den

Füßen alles ebnen.

 

Aufschlag 9802

 

Wir fragten auch, was nach uns wäre,

Und ich schaute hinter dich,

Es war ja alles leer,

Du lachtest über mich,

Und ich verbot es dir, in meinem

Rücken nachzusehen.

 

Aufschlag 9803

 

Als ich dich nahm

Und du dich etwas wehrtest,

Alles war dir gleich

Und wiederholte sich für dich,

Als ich dich nahm, kam mir auch der

Gedanke an ein Bettelweib,

Das wäre leicht zu pflegen,

Und es hätte keine

Risse.

 

 

 

Aufschlag 9804

 

In deinen

Augen fackelte der Horizont die

Abendsonne ab,

Auf meiner

Regenwand entstand der späte

Regenbogen,

Der ließ seine

Farben prächtig aus.

 

Aufschlag 9805

 

Auf deinem

Schwarzschuh trugst du eine kleine, rote

Schleife, gestern

Abend küsste ich an dieser Stelle deinen Fuß,

Ich wusste nicht,

Dass sich der

Lochfraß so schnell zeigen konnte.

 

Aufschlag 9806

 

Dann bedachte ich dein

Herz, du sprachst von dünner Wandung

Und von dünner

Haut,

Und auch von zweimal

Haut,

Das sei dann doppelt

Haut.

 

 

 

Aufschlag 9807

 

Wir sprachen nicht,

Und die

Gedanken tauschten sich ganz ohne unser

Wissen aus,

Von außen, sagte man, dass unsre

Köpfe ineinander steckten,

Und ich sah dir gern so nah wie möglich in die

Augen,

Und die

Wimpern streiften

Und verhakten sich ein wenig

Ineinander.

 

Aufschlag 9808

 

Wir litten beide einen

Tageshunger, der war mörderisch,

Und unsre

Speise konnten andere nicht führen,

Und die

Länge unsrer Arme reichte nicht von

Mund zu Mund.

 

Aufschlag 9809

 

In der

Nacht verrietst du mir ein

Licht, das schimmerte ganz schwach aus dir,

Du flüstertest mir zu, dass jener

Untergang nur unsertwegen

Noch nicht ganz ertrunken sei,

Wir wollten beide etwas

Nachsicht üben.

 

 

 

Aufschlag 9810

 

Später kam die

Flut,

Wir zogen uns vom

Strand zurück,

Und deine langen

Haare löste dir der Wind,

Sie stiegen auf

Und reichten in die größte

Höhe, deine

Krone ging verloren,

Und du sagtest gleich, dass es nicht

Schade darum sei.

 

Aufschlag 9811

 

Einmal sagtest du, du wärest mir ein

Zufluchtsort und nicht

Belohnung,

Davon könnte ich nicht reden,

So ertapptest du mich doch,

Und du verdammtest diese, meine

Schwäche nicht

Und wurdest eine starke

Siegerin,

Die zeigte sich nun voller

Demut

Und genoss das

Unterliegen.

 

Aufschlag 9812

 

Die

Wassernebel reichten schnell an uns heran, der

Tag blieb grau und feucht,

Du standst vor mir, die

Frau in deiner Eingangstür war nackt

Und spielte unablässig unentschlossen nur den

Anfang einer Melodie,

Die würde ich gern weitersingen wollen.

 

 

 

Aufschlag 9813

 

Als ich dich sah, fiel mir der

Rocksaum wieder ein,

Er war, das gebe ich nun zu, einst

Grenze, Laken unter mir

Und

Anfang eines Abenteuers,

Ende eines Fluchtseils, das nicht reichte,

Scheuerleiste für die umgenähte

Rettung,

Und du kleidestest dich um

Und hingst dich neben deine vielen andren

Kleider.

 

Aufschlag 9814

 

Dann gab ich nach

Und ließ dir eine

Botschaft bringen,

Mir war dieses neue

Wissen unbedeutend,

Und du ludst mich ein

Und überraschtest mich mit dieser

Botschaft,

Und du gäbest nach

Und stimmtest zu,

Ich dürfte von dir nehmen,

Alles, was ich wollte,

Und ich blätterte in dir herum

Und blieb an keiner

Stelle hängen.

 

Aufschlag 9815

 

Gestern nahm ich mir die

Pflicht, von dir getrennt zu sein,

Darüber lachtest du,

Du legtest deinen

Kopf ins Gästezimmer,

Und ich selbst vermied mich diese

Nacht,

Am

Morgen zeigtest du mir gleich dein altes

Lager, das lag neben meinem,

Und es war zerwühlt

Und noch voll

Leidenschaft,

Das konnte von uns beiden, wussten wir,

Nicht sein.

 

 

 

Aufschlag 9816

 

Jemand rief dich aus,

Du wolltest dich schon melden,

Und ich hielt dich fest

Und unterdrückte dich,

Und ohne deine

Antwort abzuwarten

War man es zufrieden,

Es war so,

Wie man von dir erwartete,

Von mir war nicht die

Rede.

 

Aufschlag 9817

 

Deine nassen

Haare hingen lang

Und über deine nackte

Brust,

Dort kräuselten sich gleich die Wellen,

Und ich sah dir zu,

Und vor mir stand die

Frucht der Phantasie

Und das von mir gefällte

Urteil.

 

Aufschlag 9818

 

Wir litten beide unter diesem heißen

Licht,

Das kam nicht mehr von außen,

Und wir zogen uns zurück in eine dunkle

Kammer,

Die wies uns sofort als

Strahlenquellen

Aus.

 

 

 

Aufschlag 9819

 

Du sangst das

Lied des Hauses,

Welches in dir wohnte,

Und es wohnte tief in dir,

Ich hätte sonst in meinem

Leben nichts davon erfahren.

 

Aufschlag 9820

 

Wir saßen einmal eng an eng in unsrer

Stube,

Meine

Hand lag dir im Schoß,

Mein

Mund versuchte deine Brust,

Und deinen

Atem bliest du mir mit spitzem

Mund, noch körperwarm, in meine

Haare,

Ja, wir saßen eng an eng,

Und auf uns fiel der erste

Schnee.

 

Aufschlag 9821

 

Ich suchte nach dem

Mittel,

Und ich fand es nicht,

Du machtest mir zum

Trost aus deiner Hand die

Schale,

Und ich durfte daraus

Trinken.

 

 

 

Aufschlag 9822

 

Du empfingst von mir am

Abend

Und gebarst am andren

Tag,

Du zeigtest mir die

Frucht bei Tageslicht,

Und du und das, was du mir zeigtest,

Waren schreckliche

Geschöpfe, ihr wart eins

Und doch zugleich geteilt,

Und abends hatte ich doch nichts

Davon gewusst

Und dir nichts angesehen, weiße

Laken hatte ich genug,

Die wolltest du nicht haben.

 

Aufschlag 9823

 

Mit einer

Herbstzeitlosen kam die dunkle

Jahreszeit zu mir, der

Wind ließ seine Brandung über meinen

Garten rollen,

Ich verlangte nur von dir, mich so zu lassen,

Ohne jede

Häuslichkeit

Und ohne die

Geborgenheit,

Die du mir botst.

 

Aufschlag 9824

 

Es war die

Frage nach den weißen

Tüchern, die du nähtest, offen,

Nichts verrietst du mir,

Es blieb, wie du es wolltest

Und es machtest,

Und der

Sinn, so sagtest du,

Würd sich uns sicher offenbaren

Und nicht lang

Verschlossen bleiben.

 

 

 

Aufschlag 9825

 

Wir lagen ineinander,

Jeder von uns beiden lag in jedem,

Um uns her war

Dunkelheit,

Wir waren hier allein in unsrer

Liebe,

Und die

Stimmen, die wir hörten, kamen aus demselben

Raum

Und sicher nicht von uns,

Wie lauschten angestrengt nach

Draußen.

 

Aufschlag 9826

 

Schon flog ich zurück zu dir,

Kaum dass ich dich verlassen hatte,

Und ich stand erst in der

Tür, die ging nach innen auf,

Und ließ mich ein.

 

Aufschlag 9827

 

Ich fragte dich,

Du sagtest: „Ja“,

Dann fragte ich dich umgekehrt

Du sagtest wieder: „Ja“

Und meintest beide

Male mich,

Die

Fragen, die ich stellte,

Hätten dich betreffen können.

 

 

 

ISBN 3-937264-31-0