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Harald Birgfeld, Webseite seit 1987/ Website since
1987 …da liegt mein Herz, Geschichten aus Niemandsland 2022 -2024 (im
Entstehen) z.B.: 100 Jahre „Kafka“, eine herrenlose
Fundsache (neu)
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zu Olympia – olympische Spiele! |
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online und im Buchhandel |
Lyrik, Prosa und Ingenieurarbeiten |
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Gürtel der Meteoriten
Lyrik.
10.000 Aufschläge
Band 20: Aufschläge
9501 - 9827
Harald
Birgfeld
ISBN
3-937264-31-0
"Es
lohnt sich, einmal einen heutigen Dichter kennen zu lernen, der mit der
deutschen Sprache einen faszinierend fremden Weg betritt und trotzdem dem Leser
Freiraum lässt für eigene Gedankengänge, ohne dass die Probleme in erhobener
Zeigefingermanier zu zeitkritischen Trampelpfaden werden." (1986: Gutachten)
Harald
Birgfeld, von Beruf Diplom-Ingenieur, schrieb die meisten seiner Gedichte
während der morgendlichen Fahrt mit der Hamburger S-Bahn zur Arbeit. Seine Texte entstanden fast immer bereits in
endgültiger Form.
Copyright 2008 beim Autor, Harald
Birgfeld, alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Veröffentlichung darf ohne
schriftliche Erlaubnis des Herausgebers, Harald Birgfeld, reproduziert werden.
Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Verfilmung und
Einspeicherung sowie Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Herausgeber, Autor,
Redakteur: Harald Birgfeld.
Über
e-mail: Harald.Birgfeld@t-online.de.
23 Gedichtbände, 10.000 Strophen: |
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Bd. 3: Aufschläge 1000 - 1501, (1.
Version) Bd. 3: Aufschläge 1000 - 1501, (2.
Version) |
Bd. 10: Aufschläge 4501 - 5001 Bd. 11: Aufschläge 5002 - 5499 Bd. 12: Aufschläge 5500 - 6000, (1.
Version) Bd. 12: Aufschläge 5500 - 6000, (2.
Version) Bd. 13: Aufschläge 6001 - 6501 |
Bd. 14: Aufschläge 6502 - 6999 (online und im
Buchhandel) Bd. 15: Aufschläge 7000 - 7500 Bd. 16: Aufschläge 7501 - 8002 Bd. 17: Aufschläge 8003 - 8500 Bd. 18: Aufschläge 8501 - 9000 Bd. 19: Aufschläge 9001 - 9500 Bd.
20: Aufschläge 9501 -
9827 Bd. 21: Aufschläge 9828 - 10.100 |
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Du
stehst vor mir, dein Ohr
liegt auf der Hand, Und
später liegt es auf dem Rücken, Immer
horcht es überall hinein, Das
liebst du maßlos, wenn du liebst, Du
registrierst sogar die Risse,
wie sie reißen. |
Aufschlag 9502 Einmal
hatte ich an dir die neuen Rohre
zu verlegen, Und
ich nahm dir alle Kleider
ab Und
stieß und fiel auf die Begierde, Danach,
sah ich, hattest du die Zeit
genutzt Und
sie für mich verwendet. |
Aufschlag 9503 Später,
du lagst neben mir, Erhob
ich mich, Und
dies erfuhr ich gleich, Du
hattest in der Zwischenzeit,
als wir uns nicht mehr Auseinanderhalten
konnten, Über
mich verfügt Und
über mich entschieden Und
mir eine Schließlichkeit
und Endlichkeit verliehen, Die
du dir genommen hattest. |
Aufschlag 9504 Du
legtest mir die Fingerspitze
auf den Mund, Und
Sturm
hielt mir den Atem
an, dass ich mich seitlich drehen musste, Ich
entdeckte eine Lücke Und
entkam durch sie mit deiner Fingerspitze
auf dem Mund. |
Aus
deinem Haar
hing eine rote Schleife, Und
sie wehte federleicht in deinen Tanz, Und
als du dich mir zeigtest, Überzeugtest
du mich gleich, Dass
sie dir ganz und gar Und
überall am Leibe
wuchsen. |
Aufschlag 9506 Die Schuhe,
die du trugst, Erkannte
ich sofort, Sie
waren aus demselben Tuch
wie alles, was sich über deinen Körper
zog, Darunter
lebtest du mit dir, Es
drückte sich auch jede der Bewegungen
nach außen, Und
wir lebten außerhalb der Häute
gut zusammen. |
Aufschlag 9507 Aus
deinen Augen
schien die Bosheit, Und
du batst mich um ein Glas
mit reinem Wasser, Um
daraus zu trinken, Und
du saßt dabei bis an den Hals
im klaren, fließenden Gewässer Deine Hände
langten nach dem Becher, Und
du strecktest ihn mir nicht heraus. |
Aufschlag 9508 Wir
lebten in den Speichen
eines Rades, Das
würd irgendwann zu seinem Nutzen Laufen
lernen. |
Aufschlag 9509 Wenn
wir zusammen kamen, Uns
besuchten, klopfte jeder an, Wir
klopften uns ganz leise auf den Rücken
und wohl auf die Brust Und
lauschten; Einmal,
wenn wir nicht mehr daran dächten, Würde
sicherlich das Klopfen
auch von innen her Nach
außen dringen. |
Als
es unaussprechlich wurde, schwiegen wir, Und
als ich alt geworden war, Dazwischen
lagen kaum zwei Tage,
war das Walzgold
hochgekommen, Hatte
sich gelöst Und
blätterte nun ab, Ich
sah darunter Flugrost
liegen, Und
der wurde nun erst frei, Und
alles war noch einmal Unaussprechlich. |
Aufschlag 9511 Wir
ließen voneinander ab, Und
wirklich war das freie Fallen
völlig frei, An
nichts mehr, außer an uns selber, Konnten
wir uns messen, Und
wir trieben orientierungslos Und
langsam auseinander, Unaussprechlich
langsam wuchs der Abstand, Und
wir ließen uns zurück. |
Aufschlag 9512 Immer
wieder kam dies Hundetier
zu uns, Ich
musste es missachten, Und
ich sprach es an Und
streichelte sein Fell,
um die Gerechtigkeit ganz auszugleichen, Ja,
um ihretwillen, Und
von dir erhielt es Futter, Und
du sagtest auch, es sei um Meinetwillen, Und
es habe alles seine Richtigkeit. |
Aufschlag 9513 Die Zunge
lag in ihrem Nest Und
drehte sich, Ich
hielt die hohle Hand
daneben Und
sie schlängelte sich über ihren Rand
dorthin Und
feuchtete das Rund, Sie
würde sich, das wusste ich genau, Besinnen. |
Aufschlag 9514 Du
flüstertest mit mir, Du
sagtest auch, dass deine Nerven
in die Kleider wüchsen, Und
sie spürten dort die eigne Nähe
hinter sich Und
übertrügen sich auf mich, Du
lebtest ganz in diesem Abenteuer. |
Scharenweise
war ich so entkommen, Und
du lachtest über mich, Es
gäbe keine abgezäunten Weiden
ohne dich als Hüterin,
als Wächterin, Und
jede Weide
mündete gewiss In
eine andere, Und
scharenweise hütetest Du
mich. |
Aufschlag 9516 Was
du dachtest, lauschte ich von deinen Ohren
ab, Du
kanntest diesen Fluchtweg
nicht, Ich
atmete so sanft an dir, Dass
dich ein Schauer
überrannte. |
Aufschlag 9517 Einmal
gab ich mich dir hin, Du
quältest dich Und
ich verwaltete sekundenlang dein Leiden, Und
ich sah, wie Leben
ohne Glauben zur Gewohnheit
werden konnte. |
Aufschlag 9518 Einmal
redetest du von der Frau Und
von der langen Zeit,
in der ihr die Gemeinschaft
eurer Leiden Täglich
neu lebendig werden ließt, Ein
nassgeschwitzter Frauenkörper
war dir immer recht, Und
sie war Meisterin,
so sagtest du, im Zählen
und Vergleichen unsrer Schwächen. |
Aufschlag 9519 Wir
erfanden eine Kopfschrift,
die lag neben uns Und
über uns Und
unter uns Und
um uns her, wenn wir mit unsren Scheiteln
leise aneinander rührten, Und
wir standen Kopf
auf Kopf Und
standen als Verdopplung
ganz im Spiegel Und
erfanden, So
erklärten wir es anderen, die Kopfschrift, Und
man tat uns ab Und
lachte über unsre Liebe,
die war offenkundig Und
lag überall herum. |
Einmal
öffnetest du blitzschnell deine Hand, Dann
war sie wieder fest verschlossen, Und
ich hatte ganz genau darin das sonderbare Rot
aus Tiefen deines Mundes scheinen sehen, Das
war mehr als nur der Schriftzug
deines Namens. |
Aufschlag 9521 Kinder
spielten auf den schrägen Steinen, Und
ich hatte Angst
um sie, Du
liebtest alles, was sich irgendwie An
dir versuchte, Und
ich mochte nicht mit Halbwahrheiten
um dich kämpfen, Und
ich warb um dich Und
warb um nichts Mit
allem was ich hatte, Das
war nichts dagegen. |
Aufschlag 9522 Du
beugtest dich zu mir herab Und
über mich, die Haare
fielen lang um uns herum, ein Zaun,
der brachte Dunkelheit, Den
liebte ich, Und
innerlich ermahnte ich dich immer wieder, Warnte
dich, du solltest deine Haare
nicht im Becken waschen, Und
du liefertest dich aus Und
warst bedenkenlos. |
Aufschlag 9523 Wir
kannten uns nun langsam aus, Das Wasser,
das in uns die Tropfsteinhöhlen
bildete, War
nie verloren, Und
ihr Wachstum
konnten wir nicht nachvollziehen, Es
ging alles viel zu schnell Und
war vorbei, Bevor
wir es erfassen konnten. |
Aufschlag 9524 Du
warfst die nassen Haare
in den Rücken, Und
du trocknetest sie mit den unnachahmlichen Bewegungen, Es
wurde eine Kunst
zur jugendlichen Überraschung, Die
verstand vom Alltag
gar nichts. |
Ich
liebte deine Kunst,
es ging um sie, Und
täglich einmal legte ich den Kopf
in deinen Schoß, Das
war nicht recht, Und
was ich suchte, konnte ich in deinem Alltag
nicht entdecken, Und
es regnete darauf das Laub,
das sollte liegen bleiben, Und
ich durfte nichts entfernen. |
Aufschlag 9526 Du
zittertest, Und
deine Hand
verschüttete das Süßgetränk, Ich
würde einen Tag
nun warten müssen, Bis
ich aus dir trinken könnte, Und
ich hatte keine Zeit
dafür, das hattest zu zuvor bemerkt Und
dich erschrocken. |
Aufschlag 9527 Deine Arme
hieltst du auf den Rücken, Und
du hattest sie verschränkt, Und
du verdecktest nichts an deinem Leib, Ich
lernte deine Körpersprache
mühsam Sprechen. |
Aufschlag 9528 In
deinem ganz geheimen Fach
entdeckte ich, Dass
sich gestohlene Bestecke,
wie man sie zum Essen
brauchte, häuften, Und
ich sagte nichts zu dir Und
nichts zu mir Darüber. |
Aufschlag 9529 Es
türmten sich in deinem Kleid
gestohlne Gegenstände, Und
ich sah dir heimlich zu, Und
alles war ein Raubgut,
das mir fehlte, Ich
vermisste wirklich nichts davon Und
staunte über dich. |
Du
knietest auf dem flachen Holzbrettwagen,
den stieß man mit Händen
von der Straße ab Und
ließ ihn ziellos gleiten, Deinem
fehlte eines der vier Räder, Und
du musstest schrecklich leiden unter deinem Kniefall,
Der
geschah nur auf drei Rädern, Und
er brachte dich nicht mehr Voran. |
Aufschlag 9531 In
deiner Liebe
wolltest du allein das Wort
sein, Und
du fülltest meinen Mund
mit Sand, Der
war zu süß zu speisen, Und
du hattest das Ersticken
sehr gut Vorbereitet. |
Aufschlag 9532 Durch
mich war ich betroffen, Und
ich ließ dich alles wissen, Weil
es mich betraf, Das
störte dich, Und
rasend wurdest du vor Zorn,
vom Einzigen
hätt ich das Wichtigste vertan Und
dich auch völlig Übersehn. |
Aufschlag 9533 Wenn
du vor mir standst Und
mich bestachst, Erlagen
meine Augen
deinen Blicken, Die
entließen mich nicht einen Tanz
zu wagen Und
sich mit den andren Auszutauschen. |
Aufschlag 9534 Es
war noch nicht genug, Du
jätetest an dir ein Unkraut,
das ich nie gesehen hatte, Und
die schmalen Wege,
die zu deinen Brunnen
führten, Waren
sommerlich vor mir geharkt, Und
hinter mir blieb diese Erdzier
unverändert, unberührt, Du
riefst dich selber aus Als
du mich auf dich warten Sahst. |
Ich
wollte nicht in deinen Kopf, Und
du beschriebst ein Bild,
das stand darin, Und,
als ich es doch sehen musste, durch den Mund,
Blieb
von den Farben
die Begeisterung alleine übrig, Sie
erschreckte sich In
einem angenehmen Dunkel. |
Aufschlag 9536 Du
sprachst mit mir, Und
ich entdeckte einen Schwan
auf deiner Zunge,
der schwamm ruhig Und
zufrieden, Und
du wusstest lange schon von seinem Aufenthalt, Ich
sollte mich um mich Nicht
sorgen. |
Aufschlag 9537 Ich
stolperte Und
fiel an dich, du schlugst mit dem Gesicht
an eine Steinwand, Die
war viel zu hart, Es
brach an dir das Porzellan
in Scherben, Die
verließen dich Und
lagen unter dir am Boden, Und
ich konnte meine Schuld
nicht schnell genug Erklären. |
Aufschlag 9538 Du
warst ein ganz poröser Mensch, Es
fiel mir schwer, dich zu verstehen, Deine Oberfläche
war sehr warm Und
weich Und
glatt Und
täuschte mich, Und
irgendetwas, das dich an mir störte, Hattest
du mir vorenthalten. |
Aufschlag 9539 Nichts
geschah, Und
überall war Ruhe, Hier
in unsrem Zimmer
herrschte Schweigen, Das
war eine Dunkelheit
in einer anderen, Und
mit dem Küchenmesser
stach ich zu Und
riss ein Loch
hinein, Das
war mir lange noch nicht tief genug, Die Nester
lagen weit dahinter. |
Einmal
sah ich dich im Tanz, Du
trugst ein weißes Stirnband,
das war aus lackiertem Eisendraht, Und,
wie du sagtest, fest in dir verankert, Und
es wär ein Opfer,
müsstest du es Irgendwann
einmal entfernen lassen, Sei
es auch um Meinetwillen. |
Aufschlag 9541 Einmal
suchtest du vergeblich, Und
du fandst noch Vielerlei, Das
hättest du in deinem Leben
nie gesucht, So
gabst du dich mit mir zufrieden, Und
ich stöberte doch immerzu in alten Schachteln. |
Aufschlag 9542 Weiße Kerzen
wuchsen an dem Baum, Und
sie entzündeten sich ohne fremde Hilfe, Und
es war ein heller Tag,
der ließ den Schein nicht zu, Man
sah die Lichter
kaum, Du
wurdest auch nicht wach davon, Obwohl
ich dich an allen Zweigen
rüttelte Und
schüttelte. |
Aufschlag 9543 Irgendwann
einmal gerietst du in totalen Stillstand,
du versprachst dir davon eine Rettung, Und
die trat nicht ein, Ich
würde dich das nächste Mal
begleiten Und
vor diesem Sog
bewahren Und
in der Bewegung
halten müssen. |
Aufschlag 9544 Wir
wussten nicht mehr weiter, Und
seit ich mit dir dein Haus
bewohnte, breitete sich der Zerfall
schnell aus, Was
ich bemerkte, war fast immer schon drei Tage
alt, Wenn
ich dich ansprach, Warst
du längst auf Reisen. |
Einmal
fiel ein runder Lichtschein
in das Zimmer unsrer Nacht,
du freutest dich so kindlich über seine Rückkehr,
die verstand ich nicht Und
suchte nach der Lampe,
die könnt ich, so sagtest du, In
meinem ganzen Leben
nicht entdecken, Und
sie blühe viel zu selten Und
nur in der Nacht. |
Aufschlag 9546 Ich
gab dir flüchtig einen Kuss,
Du
gabst mir ganz genau so flüchtig eine Antwort, Und
wir dürften ja die Eingeschlossenen
nicht stören, Und
ich könnt von ihrem Aufenthalt
nichts wissen, Und
ich wusste wirklich nichts, Wir
waren unter uns Und
miteinander Viel
zu flüchtig. |
Aufschlag 9547 Du
warst die Wirklichkeit
zur Probe, Und,
wenn wir die nicht bestünden, Würd
sie bleiben, Und
von dir war dabei Nicht
einmal die Rede,
so brutal war deine Probe einer Wirklichkeit. |
Aufschlag 9548 Ich
sah in dein Gesicht,
Du
ahntest nichts davon, Ich
blätterte es um Und
um Und
um Und
vor Und
blätterte zurück, Und
endlich fand ich mich dazwischen, Und
ich war von deiner Wirklichkeit Sehr
weit entfernt. |
Aufschlag 9549 Ich
traf dich noch ein letztes Mal
und sagte auch, Dass
ich es müde sei, der Wächter
eines Luftlochs weiterhin zu sein, Und
sah, dass du schon ganz Und
gar in einer Glashaut
lebtest, Die
war angenehm zu tragen, Und
du trügest sie, Seit
sie dich überfroren hatte. |
Einmal
nur verlor ich meinen Drehpunkt
aus den Augen, Und
die Hand,
die du mir reichtest, Flog
zu schnell vorbei, Ich
sah nur noch ihr Kommen
und ihr Schwinden Und
war plötzlich nicht mehr sicher, Wer
es war, Der
sie mir reichte. |
Aufschlag 9551 Die Warnsignale
kehrten nach Und
nach zurück, Ich
weiß, dass mein Gedächtnis
sie nun wieder kennenlernte, Und
die Zeit,
aus der sie stammten, War
doch längst vorbei, Vielleicht
war das der Grund
dafür Und
weiter nichts. |
Aufschlag 9552 An
dir war Gutes
und auch Böses leicht zu trennen, Als
ich eine Lebensmitteldose
öffnete, Um
schnell zu essen, lag darin ein Schlüssel, Und
ich hatte freie Wahl: Dort
lag der Hunger, Und
das Schloss
war mir bekannt. |
Aufschlag 9553 Du
griffst nach einem Schmetterling,
als er die Flügel schloss Und
stillhielt, Und
ich weiß, Dass
ich dich damals ganz genau so fing, An
meinen Fingern
blieb dein Buntstaub haften Bis
zu diesem Augenblick. |
Aufschlag 9554 Ich
öffnete das Fenster
nur ein wenig, Und,
wenn dir die schmalen Träger
deines Kleides von den Schultern
rutschten, Hörte
ich ein Volk in tiefer Knechtschaft
durch verborgne Ritzen
stöhnen, Deine
eignen Fenster Stießt
du angelweit nach außen auf Und
schobst die Träger
mit den Fingerspitzen Langsam
hoch. |
Du
klagtest über meine Antwort,
die war dir zu knapp, Ich
griff ins flache Küstenwasser Und
hob Kieselsteine
ab, Um
nach dem Grund
zu schauen. |
Aufschlag 9556 Als
ich dich sah, Ich
kann es gar nicht anders sagen, Warst
du halb, du endetest in einer Hälfte, Und
du sagtest auch, dass wesentliche Teile
in der andren Ebene
zu sehen wären Und
dort existierten, Und,
dass ich mich umsäh, nützte nichts, Und
einen Rat Könntst
du mir Auch
nicht geben. |
Aufschlag 9557 Um
dich herum fuhr eine gelbe Spielzeugeisenbahn,
die hatte keinen Halt
auf ihrem Kreis, Der
wurde, ohne, dass du etwas dazu tatst, Ganz
weit Und
stieß fast an die Zimmerwände Und
dann wieder eng und nah, Dass
du dich fürchtetest vor der Berührung, Und
an mir vorbei gab dieses Fahrzeug
regelmäßig ein Signal,
das hörte ich von weitem, Und
es kam auch nicht aus deinem Mund,
den hieltst du aufgerissen in der Angst
verschlossen. |
Aufschlag 9558 Du
kamst in einem weiten, weißen Rock Und
setztest dich, Der
leichte Stoff
stieg auf Und
legte sich auf mich, Und
unter einer frühen Sonne,
die sich niederließ, Um
aus dem See
dann aufzusteigen, Zogen
wir in uns, um unter einer Haut
die Falten Auszuglätten. |
Aufschlag 9559 An
deinem Armreif
hing ein Kettchen, Das
würd ihn zusammenhalten, Sollte
sich der Reifen öffnen; Aus
den Kettengliedern
kam der Sommerschrei
der Mauersegler, Und
dich sah ich auch, Du
schaukeltest darin Und
schwangst bis her Zu
mir. |
Es
war ein dummer Weg,
der lag unsichtbar zwischen diesen Sprechgeräten,
die benutzten wir, Einander
nah zu sein, Du
hörtest nur das Lagerfeuer,
weil ich es beschrieb, Es
könnte aber auch mein Abbrand
sein, Ich
wusste nicht, Wie
wahr ich meine Wahrheit
hielt. |
Aufschlag 9561 Hinter
dir stand wirklich eine Krankheit,
deine Augen
brannten lichterloh, Ich
konnte dir nicht helfen, Und
das Feuer
stand geschützt im Fenster; Als
ich deine Wange
streichelte, glitt meine Hand
auch über schwarze Kerzendochte. |
Aufschlag 9562 Du
hattest dich kopiert Und
kamst zu mir, Und
nur an einer Stelle
warst du nicht gut zu erkennen, Und
ich sei, so sagtest du danach zu anderen, Zufriedener
als sonst mit dir gewesen, Mir
verbrannte unversehens das Papier
in offner Hand. |
Aufschlag 9563 Ich
stempelte im Rausch
den Kuss auf deine Sohlen, Schrieb
auf Pergament
die neue Zahl
in eine lange Reihe fremder Zahlen Und
war froh, noch Platz
darauf für mich Zu
finden. |
Aufschlag 9564 Mir
hing die Dunkelheit
noch in den Augen, Deine Nacht
hieltst du schon wieder aufgerollt im Arm, Du
müsstest gehen Und
dir anderswo, so sagtest du, Die
zweite Nacht
bereiten. |
Ich
sah von oben in die Nacht, Es
war der Rosenstock,
der brachte einen eignen Sternenhimmel, Und
die Bilder
setzten wir hinein Und
gingen in dem Duft
spazieren. |
Aufschlag 9566 Einmal
hatte ich dich überfallen, Und
du gabst gleich nach, Es
war die angelehnte Tür,
von der ich noch nichts ahnte, Und
du zogst danach mit reicher Beute
ab, Die
konntest du von mir nicht haben, In
der Kammer
meiner Schätze fehlte nichts, Es
häuften sich vielmehr die Neuigkeiten,
Die
würd ich dir irgendwann in Ruhe
zeigen. |
Aufschlag 9567 Wir
verglichen uns, Und
ich litt unter einer Vergewaltigung
durch rote Farben, Darin
warst du eingeschlossen, Und
du tastetest mit deinen Fingern
unsre Hälse ab, Erspürtest
so die Einengung
der Münder, Und
du spürtest ihre scharfen Kanten, Und
du unterschiedst mich nicht Von
anderen. |
Aufschlag 9568 Jedem Schlaf
an mir gab ich noch ein Geheimnis
mit, Von
außen sah man gleich, Dass
unser Haus
geschützt auf hohen Pfählen
stand, Wir
hatten wirklich keine Angst. |
Aufschlag 9569 Zuerst
erkannte ich an dem, was du an deine Lippen
drücktest, einen Kinderkopf, Ich
hatte mich geirrt, Aus
deiner Brust
konntst du dein Herz
entnehmen und liebkosen Bis
zum Tod, Dann
gabst du es, ein wenig reuevoll, An
dich zurück. |
Einmal
nur erlaubtest du an dir mir deine Einzelheiten
anzusehen, Und
du zeigtest deinen Mund, Ich
musste meine Augen
dabei schließen Und
ertastete so fassungslose Dinge,
dass ich mich unlösbar in dein Lügennetz
verstrickte Und
in ihm verfing, Ich
ließ es ohne Risse
an dir hängen. |
Aufschlag 9571 Plötzlich
lagst du in der Müdigkeit,
Die
war nicht übertragbar, Und
die Wärme
deines Körpers War
ein völlig unpersönliches Geschenk. |
Aufschlag 9572 Dein Haus
war neu für mich, Ich
sah die Tür,
die war dein Mund, Du
selbst zogst dir die Decke
über deinen Kopf Und
fandst nicht Unterschlupf
bei mir. |
Aufschlag 9573 In
einem Baum
entdeckte ich den Vogel, Der
war aus Papier,
mit Noten übersät, Du
lachtest über mich Und
zeigtest mir den Wald,
in dem wir standen, Alles,
was ich sähe, dich mit eingeschlossen, Sei
doch nur Kulisse
für das kleine Tagesspiel, Das
wurde mir nicht wahr. |
Aufschlag 9574 Du
kämmtest dir das Haar,
im Garten
kräuselte sich leicht der Regenlack,
der lag auf einem Gartentisch,
Ich
sehnte mich nach einer Hand, Die
müsste mich entdecken. |
In
einer Miniatur
versteckt, entdeckte ich die Frauenaugen
wieder, Niemand
durfte an dich rühren, Und
der Fächer
deiner Augenlider Harrte
meinetwegen weit geöffnet aus, Die
feine Arbeit
darauf sah ich ganz Genau. |
Aufschlag 9576 Dann
hörte ich zwei harte Kugeln
über einen Steinfußboden rollen, Und
du bücktest dich sofort danach, Ich
sah sekundenlang die schwarzen Höhlen
deiner Augen, Und
du lachtest über mich Und
sagtest gleich, dass sich die Augen
nicht in unsren Augen zeigten Und
uns leicht verließen. |
Aufschlag 9577 Du
zeigtest mir an dir die feinen Risse
des Metalls, Die
drangen bis nach draußen Und
verrieten viel von einem tiefen Zustand, Den
konnt man sonst nicht entdecken, Und
du untersuchtest mich von Zeit
zu Zeit Genau. |
Aufschlag 9578 Einmal
gabst du mir in deinem Schoß
die Hand Und
führtest mich, Es
war die Zeit,
da hätte ich dich sonst verfehlt Und
wär vorbeigeeilt. |
Aufschlag 9579 Wie
hatte ich mich nur an dir Verletzen
können, Blut
trat aus Und
tropfte auf den Boden, Deine
Augen
flackerten ein wenig, Und
du suchtest irgendwie nach einem Pflaster, Zwischen
uns zog man die Gitterstäbe
hoch, Du
hättest sie nicht halten können. |
Klein
warst du Und
unbedeutend, Und
du schwiegst, Und
durch den See
in dir sah ich hindurch, Es
waren nur die vielen Adern,
die in andre weit entfernte Seen
reichten Und
mich irritierten Und
dich einbezogen. |
Aufschlag 9581 Du
warst klein Und
unbedeutend Und
sehr schön, Das
ließ dich viel bedeuten, Und
dein erster Schritt
war ungelenk, Der Tageabbau
nahm fast überhand, An
dir war nichts erforscht. |
Aufschlag 9582 Du
klagtest, Dass
man dich „zermachen“ würde, Und
ich fragte nach, Ich
kannte mich doch aus an dir, Du
sandtest mich in deinen Kreuzgang,
dort befände sich ein Innenhof,
der sei als einziges Nach
oben Offen. |
Aufschlag 9583 Wenn
wir uns begegneten, Hing
zwischen uns als erstes dieser Vorhang,
daran waren kleine, bunte, gläserne Und
bleigefasste Scheiben
aufgezogen, Die
berührten sich Und
ließen, stießen sie zusammen, Voreinander
gar nichts hören. |
Aufschlag 9584 Vor
euch stand ein Löwentier
aus Stein, Dort
kanntet ihr euch aus, Und
unter euren schwarzen Augengläsern
saht ihr her zu mir Und
teiltet mich gelangweilt auf, Als Zwischenmahlzeit
durfte es wohl Reichen. |
Du
gingst mit mir spazieren, Und
wir hatten Glück,
das Wetter über uns war gut, Und,
was sich unter uns im Himmel
tat, erreichte höchstens unsre Füße, Auf
der Weide
ließen wir Gedanken,
die wir hatten, grasen, Und
ich hätte deine Hand
ergriffen, Wäre
sie mir nah gewesen. |
Aufschlag 9586 Du
liebtest mich, so sagtest du, das Brot
an mir sei frisch Und
voller Duft, Und
kräftig waren deine Zähne; Meine Feinde
saßen hinter dir auf einer Gartenbank
und gähnten, Mir
zur Seite
stelltest du ein junges, völlig weißes Mädchen,
das nahm meine Hand
Und
führte mich davon. |
Aufschlag 9587 Ratlos
stand ich nun vor dir, …als
ich dich damals überließ… Ich
hätte die Begegnung
meiden sollen… Und
ein Wiedersehen,
sich wie damals wieder sehen, War
nicht möglich, Und
dein Glockenturm
war längst schon Abgebaut. |
Aufschlag 9588 Mit
meinem Finger
stieß ich sanft in deinen Mund,
darin gabst du mir deine Hand,
dass ich dir nicht verlorenging, Und
die Bewegung,
die dort herrschte, Schlug
an mich Und
konnte nichts bewegen. |
Aufschlag 9589 Du
zeigtest auf ein Standbild, Und
du zeigtest unentwegt Auf
mich dort drüben, Und,
bevor ich ganz erstarren würde, Stieg
ich auf als Taubenschwarm, Der
kreiste über dir Und
fiel nicht ein; Du
sahst mir lange nach. |
Den
nächsten Herbst,
das hatten wir uns vorgenommen, Würden
wir in einer Farbe
malen wollen, Und
ich rahmte unsre Zimmerdecke
jetzt schon ein, Du
brachtest von der Straße
dieses ausgesetzte, zahme Tier
mit heim, Das
würde unser Neugehege Irgendwie
beleben. |
Aufschlag 9591 Seltsam
nahm sich eine Anstecknadel
aus, Du
trugst sie an dem Kleid,
sie sollte dich, so sagtest du, an eine Einzelheit
erinnern, Damals
wärest du voll Glück
gewesen, Und
ich schwieg Und
ließ in diesem Fall
die Revision Nicht
zu. |
Aufschlag 9592 Als
ich zu dir kam, lag dort mein Kopf,
den hattest du Gepflegt,
gereinigt, aufbewahrt Und
auch mit ihm gesprochen, Und
du wolltest nichts von den Gesprächen
zu mir sagen, Irgendein Geheimnis
wolltest du mit mir Behalten. |
Aufschlag 9593 Einmal
drehtest du dich um, Du
standst vor mir Und
sahst mich rücklings an, Dein Kopf
lag etwas auf der Schulter, Und
du wolltest wissen, Ob
ich hinter dir den Wandkalender
fälschen würde, Der
stand offen, ohne jedes Datum
auf dem Tisch, Das
war dein Werk,
ich hätte es erkennen sollen. |
Aufschlag 9594 In
den Gärten
wuchs ein neuer Schachtelhalm,
der wuchs bis in die Bäume, Und
es war ein Ursprung,
der war wohl versehentlich entstanden, Und
dein langes, rotes Haar
fiel kraus in meine Felsenritzen, Und
es säte sich dort aus Und
würde wachsen. |
Deine Füße
hatten ein Geländer,
das war zart und schmal, Und
nachts entstand darin ein schwaches Licht,
das reichte für uns beide Aus. |
Aufschlag 9596 Einmal
sah ich eine Königswürde,
die lag eingesperrt in einer Glasvitrine, Und
du standst an meiner Seite, Du
warst viel zu groß für mich Und
viel zu schön, Und
meine Liebe
bäumte sich vor Freude
auf, Sie
galt den großen Frauen, Du
verstandst mich gleich. |
Aufschlag 9597 Einmal
zog ich meinen Haken
aus der Wand, Du
sagtest auch, Wie
gut, dass du so nahebei Gestanden
hättest, Und
ich wäre tief gefallen, Hättest
du nicht schnell genug die Hand
in meinen Weg
gehalten, Später
würde ich es noch einmal Versuchen, Das
versprach ich mir. |
Aufschlag 9598 Ich
konnte den Gedanken
nicht beruhigen, Er
huschte ratlos zwischen dir Und
mir Und
übersprang die leicht erhobnen Hände, Keiner
von uns beiden Nahm
ihn an. |
Aufschlag 9599 Ich
sagte auch durch dieses Sprechgerät
zu dir: Was
ich zu schreiben hätte, Dürfte
ich nicht schreiben, Was
ich dir zu sagen hätte, Könnte
ich nicht sagen, wegen der Entfernung
zwischen uns, Ich
hatte dich auf mich gelegt, Mein Mund
und meine Zähne
spielten an der Warze
deiner Brust. |
Einmal,
wir erinnerten uns beide, Hatt
ich dich verletzt, Es
blutete an mir, Und
doch erkannte ich sofort die Lust
an dem Lebendigen
Verzehr. |
Aufschlag 9601 Ich
sah die Blume Und
an ihr die Blütenblätter Und
den Kelch Und
nah und näher wurde die Entfernung, Und
ich lag doch ohnehin schon mit den Augen
fast auf deiner Haut. |
Aufschlag 9602 So
erkannte ich den Traum
an dir, Die Lider
gingen schwer Und
langsam auf und ab, Du
standst vor mir, Und
meine Antwort,
die ich dir nicht gab, Fiel
mit dem Bergbach
talwärts. |
Aufschlag 9603 An
deinen Beinen
wuchs ein Flaum, An
deinen Frauenhänden
flimmerte der rote Schimmer
deiner Haare, Alles
war von dir allein nach eigenem Entwurf
gestrickt, Und
alles war ganz fehlerfrei sobald ich es Berühren
durfte, Deine Kunst
war groß. |
Aufschlag 9604 Dein
schwächster Turm
war dieses dünne Morgenkleid, Das
hatte Wände
aus Papier, Es
wäre leicht entzündet, Und
ich griffe leicht hindurch, Es
war der stärkste Turm,
von dem ich je berichten könnte, Und
er hielt mich lange ab. |
Abends
kamst du dann zurück in dein Geschirr,
das legte ich dir an Und
legte meine Hand
auf deine Brust,
um mich zu Vergewissern. |
Aufschlag 9606 Ich
stehe auf Und
gehe so zur Ruhe, Auch
das Kissen,
das du mir herüberschiebst, Ist
heut ein Nagelbrett, Ich
werd es lassen müssen, diesen Tag
drauf zu verbringen. |
Aufschlag 9607 Du
sahst nur einmal zu mir auf, In
deinen Augen
zog sich um die Iris
dieser dunkle Kreis, Mir
gegenüber lauerte das Wildtier,
das beäugte mich, Ganz
leise wipptest du mit deinem Fuß,
der stieß dabei mit seiner Spitze
auf den Boden. |
Aufschlag 9608 Auf
dem Steintisch
ließ ich einen Stahlring
tanzen, das Gespräch
auf harter Platte
lief stets in den Stillstand, Als
ich mich zur Seite
drehte, rolltest du geräuschlos über unsren Tellerrand. |
Aufschlag 9609 Nachts,
als deine Augen
wieder leuchteten, Sah
ich hinein, es waren kleine Räume, Und
dort liefen fotographisch festgehaltene Erinnerungen
ab, Und
neben mir war mancher Platz
noch unbesetzt. |
Du
hattest einen Liebeskoffer,
der blieb stets geschlossen, Und
du stelltest ihn an deine Seite, Und
ich nahm ihn heimlich, um daran zu horchen, Und
bewegte ihn Und
schüttelte daran Und
hörte drinnen helles Klappern
von Metallen, Mancher Raum
in meinem Kopf war unbesetzt. |
Aufschlag 9611 Inzwischen
schliefst du fest, Ich
lag an deiner Seite,
dicht vor deiner Tür Und
sah durchs Schlüsselloch, Und
drinnen brannte immer noch ein Licht, Du
unterhieltst dich angeregt mit fremden Menschen. |
Aufschlag 9612 Jetzt
konnte ich mich freuen, Heute
sah ich wieder Apfelblütenknospen
aus dir wachsen, Sicher
würden sie bald springen Und
sich bringen, Einen Ast
schnitt ich schon vorher ab Und
brachte ihn in meine warme Stube, So
begegnetest du dir vorweg Und
sahst dich schneller reifen. |
Aufschlag 9613 Morgens
ging in deinen Haaren
schon die Sonne auf, die Augen
zogen sie als Pferdchen
in die Höhe, Irgendwo
dazwischen musste der geschickte Kutscher
sitzen, Der
tat alles, Was
du wolltest. |
Aufschlag 9614 Dein Brief
kam mit dem Boten, Der
war noch nicht schnell genug, die Seiten
waren unbeschrieben weiß, Und
in dem Umschlag
lagen alle Worte abgeplatzt Und
abgestorben auf dem Boden. |
Alles,
alles traute ich mir zu, Und
ein Gebot
nicht einzuhalten Oder
im Verbot
zu leben, Hätte
mich zerstört, Auf
deine Fingernägel
legte ich den Kuss,
du würdest diese Erde,
ohne noch an mich zu denken, Neu
lackieren, Und
wer wollte nun Beweise
sammeln, Und
ich selbst war weit entfernt, erneut Verdacht
zu schöpfen, Alles,
alles traute ich mir zu. |
Aufschlag 9616 Heute
Morgen zeigtest du mir gleich dein Fußgelenk Und
daran einen Hauch
des roten Reifens, der war Nachts
gewachsen, Und
du freutest dich, Darüber,
sah ich, wuchs ein schöner Mund, Du
konntest noch nichts von ihm wissen, Und
er würde sicher alles bald erklären, Und
wir waren sehr geduldig, Und
wir warteten auf ihn. |
Aufschlag 9617 An
deinem Bett
stand eine Trommel, Die
war neu, Und
keiner durfte sie berühren, Hier,
so sagtest du, wär nun der Tanzplatz
deiner Träume, Sicher
würden wir bald davon Hören. |
Aufschlag 9618 Als
ich zögerte, Entstand
ein Stau, In
meinem Rücken
drängte man nun nach, Vor
mir entschiedst du dich für mich Und
winktest mit dem Finger,
dir zu folgen, Unter
mir tat sich die Erde
auf, die war so fest, Und
über mir entstand ein Freiraum, Der
war so nicht zu erreichen. |
Aufschlag 9619 Deine Hoffnung
stieg, weil du die junge Birke
sahst, Die
langte mit den Wurzeln
unter meine Gehwegplatten, Und
du haktest dich in meinen Arm Und
freutest dich Und
maltest unsre Zukunft
farbig Und
ein wenig schräge aus. |
Meine
Briefe
waren unterwegs zu dir, Ich
wich auch nicht von deiner Seite, Und
ich wollte selber sehen, Wie
sie dich erreichten, Wenn
sie dich erreichten, Und
du wusstest nichts davon Und
machtest mich zu deinem Boten,
Der
brach auf zu mir. |
Aufschlag 9621 Zwischen
uns war alles rein, Wenn
ich dich ließ, riss ich die voll geschriebnen Seiten
von dir ab, Die
legte ich beiseite, Später
würde ich vielleicht… Doch
das war jetzt nicht wichtig, Manchmal
musste ich mich sehr beeilen, Draußen
stand man an Und
wartete. |
Aufschlag 9622 In
der Tiefe
einer Straßenpfütze stand ein Himmel,
der war winzig gegen mich, Ein
andres Mal
hieltst du ganz still ein klares Wasser
in der Hand, Ich
sollte dich draus trinken Und
ich trank Und
trank Und
trank. |
Aufschlag 9623 An
einem See
entdecktest du den langen Halm,
den hatte nun der Wind
geknickt, Du
warst so fassungslos darüber, Und
du sprachst den ganzen Abend
von nichts anderem, Tatsächlich
hatte sich zum Horizont
ein Sturm geflüchtet, Der
hätt in der Nacht
erst kommen dürfen. |
Aufschlag 9624 Anders
ist es zwischen uns, Ich
sehe, dass du mich betrachtest, Dass
du mir das erste Mal
auch glaubst, Es
könnt ja sein, dass du mit meinem Leben
etwas anzufangen weißt, Du
legtest auch den Stecker
aus der Hand. |
Alles,
was ich ließ, das tat ich; Wollte
ich mir Gutes
tun, stieß ich mich ab Und
trieb davon, Wir
sahen uns im Fenster
wieder, Und
der Zeitblick,
der uns blieb, war viel zu kurz Und
ging zu schnell vorbei, Man
hätte uns ein wenig Aneinander
binden sollen. |
Aufschlag 9626 Wenn
sich deine Haut
mir näherte, kam Glas
an Glas, Ich
meinte, die Berührung
müsste Scherben bringen, Andrerseits
sprang ich durch jeden Ring,
den brauchtest du nur hoch Zu
halten. |
Aufschlag 9627 Vor
dir hatte ich die Tagessinnlichkeit
verborgen, Mit
den Augen
fraß ich aus den Winkeln, Jede
Handbewegung,
die du für mich machtest, Tauchte
mich in eine Waschung, Die
würd ich am Abend
widersinnlich Trinken
wollen. |
Aufschlag 9628 Sonst
war ich sehr roh mit mir Und
glaubte innerlich nicht einen Augenblick
an meine Sinnlichkeit, Die Tageswunden
konnten nachts nicht heilen, Ich
verschwieg mir selbst Stationen
meiner Reise. |
Aufschlag 9629 Das Angebot
lag kostenlos herum, Es
war sehr schwer, nicht anzunehmen, Was
ich nicht begehrte; Eine Frau
verschwieg ihr Lächeln nicht Und
sah mich freundlich an, Ihr Finger
hakte wie versehentlich in eine Schlaufe
meiner Jacke
ein. |
An
einem Seidenfaden
hing ein Luftballon, Den
zogst du an der Hand, Und
er war leicht Und
strebte hoch, Und
so empfindsam, sagtest du, sei auch die Zärtlichkeit
des Herzens, Die
hielt dauernd Ausschau
nach den scharfen Ecken. |
Aufschlag 9631 Morgens
küsse ich dich in den Nacken,
der ist regennass, Du
schlägst den Mantelkragen
hoch, dass ich nichts merken kann, Für
mich kommst du doch wirklich aus dem Trockenen Und
trägst ein Nachtgewand, Dafür
bin ich mir selber Zeuge. |
Aufschlag 9632 Du
hattest dich verletzt, Es
war nicht schlimm, das Pflaster
brachte ich umsonst, Du
hattest dich schon völlig abgeschirmt Und
saßt vor deinem rohen Fleisch. |
Aufschlag 9633 Ganz
genau betrachtet, War
sogar dein Mund
ein Riss des Silberfelles, Und
kein Schneider
würde hier auf den Gedanken
kommen…. |
Aufschlag 9634 Du
warst zerstreut, Und
du zerstreutest mich versehentlich, Wir
liefen ineinander Und
verliefen dann gelegentlich bergab, Wir
meinten lange Zeit,
wir hätten uns gekannt, Du
sagtest auch, dass du in jedem Fall
ein Kind von mir empfangen wolltest, Und
der Abstand
wurde immer größer. |
Dann
machtest du an mir die Absicht
wahr, Uns
fest zu binden, Dich
sah ich als Blumenbinderin, Von
mir war keine Spur, Ich
sah uns gerne zu. |
Aufschlag 9636 Ich
konnte mich noch gut erinnern An
die Wohligkeit
in dir, Du
hattest dich das erste Mal
mit großer Heftigkeit Um
mich herumgeschlagen Und
dich völlig zugeknöpft, Mir
passte damals jede Kleidung,
die du Meinetwegen
trugst. |
Aufschlag 9637 Deinem Lachen
kam ich nicht zuvor, Es
war der erste Frühlingswind,
an den ich mich erinnerte, Der
stand in einer offnen Tür, Du
lachtest über meine Jahreszeiten; Manche Bilder
waren unbezahlbar, Und
sie hingen auf dem Gehsteig,
fast schon ungeschützt an einer Wand,
wo man sie auch erwartete. |
Aufschlag 9638 Zwischen
uns sprach niemand von Gerechtigkeit, Die
Schale, die dich trug, hing hoch, Und
schwierig war es, dort Gewichte
abzusetzen, Einmal
werde ich dich fragen wollen, Wie
es war, so über mir, Wahrscheinlich
wirst du dann Grad
gehen. |
Aufschlag 9639 In
deinem Haar
begann die Fährte,
die zu deinen Schläfen Und
zu deinen Wangen Und
zu deinem Mund Hin
führte, meine Hände
fingen alles ein, Was
sich bewegte, Und
wir trafen uns gelegentlich. |
Du
öffnetest den Mund,
ich sah hinein Und
auf zwei warme, dunkelrote Kirschen, Und
aus einer schimmerte bereits der helle Kern,
die Haut
daran war auch zerrissen. |
Aufschlag 9641 Aus
dir trank meine Uhr, Und
sah ich auf, begann ein Glockenschlag
mich zu erreichen, Der
kam von sehr weit Und
ließ mich weithin horchen. |
Aufschlag 9642 Ich
fuhr an dir vorbei Und
dachte nach, Es
mochte sein, dass du auf falschen Gleisen
lagst, Und
ich, was wusste ich von mir, Ich
sah zu dir, Die Nachbarschaft
war unbegreiflich eng, Und
die Geschwindigkeiten
Passten
sich nun an. |
Aufschlag 9643 Dann
dachte ich an mich Und
dachte auch an mich dabei Und
an die gottverdammte Schüchternheit
von dir Und
wagte nicht, dir zu begegnen, Später
sagten andere zu mir, Du
wärest grade satt gewesen Und
ich hätte Glück
gehabt Und
hätte recht gedacht. |
Aufschlag 9644 In
einem Tanz
entfernte sich dein Kopf Und
tanzte über dir, So
hatte ich die Leidenschaft
noch nie gesehen, Sie
gebot mir Einhalt, Und
ich zog die kleine Brücke,
die mich zu dir führte, Langsam
wieder ein. |
Mich
irritiert der Schlaf,
den brachte ich heut mit zu dir, Auf
deinem Leib
entsteht an jedem Platz
ein Teilgesicht, ein Auge,
deine Nase,
deine Wangen, Überall
begegnet dir mein Schlaf, Der
ruht sich aus auf dir. |
Aufschlag 9646 Ich
sah dich nicht Und
ging an dir spazieren, Und
die kleine Brücke
führte mich zu deinem Mund,
der hatte seine Pforten
angelehnt, Sie
waren leicht zu öffnen, Und
von drinnen rief die Hand
nach mir. |
Aufschlag 9647 Aufrecht
stehend Und
die Beine
in den Himmel ragen lassend, Und
mit dem Gesicht
auf deinem Bauch
nach andren Ausschau
haltend, Lernten
wir uns kennen, Sonst
war niemand weit Und
breit zu sehen. |
Aufschlag 9648 In
deiner Blätterkrone
konnten sich die Tauben
nicht versammeln, deine Zweige
waren weich Und
hingen lang herab, Würd
ich nur einen deiner Arme
fest in mir vergraben, Schlüge
er gleich Wurzeln. |
Aufschlag 9649 Einmal
sahst du mich in deiner Nähe, Und
du haktest dich gleich ein in meinen Arm,
dein Blick
stieg auf als Taubenschwarm Und
ließ sich auf mir nieder, Ich
war nicht, das wussten wir, der Herr
der Welten. |
Manchmal
dunkelt es zu früh, Und
manchmal zieht die Flut
sich nicht zurück, Und
manchmal, wenn ich nach dir greife, Bleibt
mein Arm
ganz führungslos an meinem Körper
hängen, Und
du richtest dich nach meinen Augen,
Die
begreifen alles viel zu schnell Und
lassen gar nichts gelten. |
Aufschlag 9651 Die Nacht
kamst du zu mir Und
brachtest eine Decke
mit, die würde für uns beide reichen, Und
ich hatte ja ein reiches Bett
gedeckt, Und
du sprachst von dem Reisezug,
der könnte diesmal auf der freien Strecke
liegen bleiben, Und
du hättest vorgesorgt. |
Aufschlag 9652 Es
blieb mir noch der Rest
zu tun, Ich
schweifte haltlos aus, Und
tagelang saß ich in einem Stuhl Und
war betroffen von den Bildern,
die ich frei ließ, die mich überkamen, Und
du sprachst mich kaum noch an. |
Aufschlag 9653 Ich
sah dich an Und
sah zu dir Und
sah nach dir, Und
hinter dir stand auch dein Bild, Es
stand vor dir Und
über dir Und
an dir seitlich, Und
es war dein Bild, Das
lebte ganz natürlich rundherum Und
zeigte sich von allen Seiten. |
Aufschlag 9654 Von
einem Tag
zum andren Warst
du völlig frei, Und
nichts bekümmerte dich mehr, Du
trankst aus Fingern
andrer Leute, Und
du trugst dich fort Und
legtest dich auf einen Müllberg,
um ganz unter dir Mit
dir allein zu sein. |
Ich
kannte ein Rezept,
das gab ich dir, Und
es beschrieb ein Kinderspiel,
das wolltest du erproben Und
erschosst mich noch am selben Abend,
weil ich nicht mehr spielen wollte, Und
ich ließ dich liegen Und
anwendete Gewalt
an dir. |
Aufschlag 9656 Du
sprachst mich höflich an, Und
du entschuldigtest dich auch bei mir, Als
wäre ich dir völlig fremd, ein Unbekannter, Und
wir hatten doch bis heute Zweigelebt
und zweigeteilt Und
zweigelitten und uns zweigefreut, Und Rucksackgurte
liefen über deine Schultern, Und
du fragtest neu Und
ganz persönlich nach dem Weg, Und
ob ich dir ein wenig weiterhelfen könnte, Und
ich lernte dich in Wahrheit
kennen. |
Aufschlag 9657 Ich
aß von deinem Obst, Du
reichtest mir ein Messer,
um es abzuschälen, Später
zog ich dir die Haut
mit meinen Fingern ab, Die Früchte,
die dir wuchsen, fielen, Ohne,
dass ich sie berührte, meinem Mund
direkt entgegen. |
Aufschlag 9658 Ich
trank bei dir aus einem leeren Becher, Und
ich aß von einem leeren Teller, Und
du hattest recht, die Speise,
die du botst, War
reich Und
wohlgedeckt dein Tisch,
der Hunger
sättigte mit mörderischer Gier. |
Aufschlag 9659 Ich
sah dir ins Gesicht Und
ließ den Schleier
davor wieder sinken, So
erschrak ich damals, als ich dieses Goldgeschenk
aus Angst vor seinem Wert
nicht annahm, Und
ich blieb auch jetzt der Räuber,
der viel schlimmer war, Als
all die anderen. |
Du
hattest dir, vor mir verborgen, Fesseln
angetan Und
lagst in meinem Bett,
die Decke reichte deinen Schultern
bis zum Horizont, Du
locktest mich mit lieben Worten, Und
du reiztest mein Geschlecht,
dass ich dich sehr begehrte, Und
du stauntest über mich, Als
ich dich wieder ließ Und
dich dir überließ Und
dir nichts ließ Und
nichts an dir bemerkte, Dass
ich dich verließ. |
Aufschlag 9661 Ich
dankte dir Und
küsste dir die Stirn, Ich
dachte auch, du wärest gut zu mir gewesen, Guten
Willens, würd man sagen, Und
es federte mich das Metall
so angenehm Und
sanft zurück, Dass
ich nicht weiter fragte. |
Aufschlag 9662 Ich
erzählte dir sehr viel vom Flieder Und
dem nassen Duft
nach warmem Regen Und
versteckte deinen Augen
meinen Mund, Der
war noch voller blauer Blüten. |
Aufschlag 9663 Morgens
hatte ich nur einen Rest
des Fells in meiner Hand, Du
hattest dich sonst gänzlich Aufgefressen, Und
du herrschtest schrecklich über dir Und
gabst nichts ab. |
Aufschlag 9664 Manchmal
bliebst du hinter Gittern, Ich
benutzte dann die Stange
von der Wand,
nach dir zu stoßen, Und
ich stach nach dir, Das
hattest du mir aufgetragen. |
Manchmal
sah ich dich dein Herz
entnehmen, Du
entließt es aus der Hand,
es sprang vor dir Und
spielte ganz in deiner Nähe, Und
es schoss beim leisesten Geräusch
zurück, Du
nahmst es in die Arme, Irgendwann
dürft ich es sicher Einmal
tragen. |
Aufschlag 9666 Alles
sollte schnell gehn, Und
ich drängte dich, dein Leib
entdeckte sich nun selbst Und
schmolz aus deinen Kleidern
über meine Arme, Und
du hattest in der Eile
ganz vergessen, deine Flügel
abzulegen, Die
bewegten sich nur etwas, Um
sich abzuwenden. |
Aufschlag 9667 Du
standst an deinem Herd, Und
ich umfasste dich von hinten, Und
die schweren Eisen,
die du täglich fasstest, fielen in die Bratenpfanne, Und
ich sah es selbst, Wie
sie zerschmolzen Ohne
zu zerschmelzen. |
Aufschlag 9668 Ich
war voll Ungeduld, Und
hinter dir verwischten sich die kleinen Wellen
zur Unendlichkeit, Ich
spannte einen Schirm,
der hielt nichts auf, Ich
stand auch auf der falschen Seite. |
Aufschlag 9669 Du
stelltest mich ins Glas
Und
zündetest den Docht
an mir mit einem Streichholz an; Nach
oben, wo die Flamme
brannte, gab es kein Entweichen, Und
die Augen
deiner Neugier waren rundherum auf mich Gerichtet. |
Du
gucktest durch ein winzig kleines Fenster,
darin war kein Glas, Du
riefst nach mir, Dass
ich dir helfen sollte, Und
aus deinem Spiegel
sei dein Zweitgesicht
gefallen, Und
ich dürfte es vor deinen Augen
hier nicht finden. |
Aufschlag 9671 Wir
ließen viel zurück, Und
vieles warf ich fort, Weil
es mich hinderte Und
weil du darum batst; Es
war ein fremder Hund,
der wich nicht von der Pforte Und
auch nicht von meiner Seite,
wenn ich fortging, Und
er nannte mir gleich seinen Namen, Und
er hing an mir, Obwohl
ich ihn nicht wollte. |
Aufschlag 9672 Als
ich dich wieder sah, Das
war von einem Tag
zum anderen, Trugst
du die schwere Haartracht, Und
du saßt am Straßenrand Und
betteltest Und
sagtest auch, Es
würde sicher einer von uns beiden Einen Anfang
machen. |
Aufschlag 9673 Deine Hand
war leer, Ich
trank daraus so viel, Du
brauchtest sie nicht nachzufüllen, Und
es war dir recht, Und
deine andre Hand
bediente sich an mir. |
Aufschlag 9674 Ich
ging um dich herum, Es
war verführerisch, was du mir sagtest, Und
ich glaubte dir Und
fand den Rücken
überspannt mit einer Leinwand, Und
es war der Platz,
den du mir überlassen wolltest, Später
könnte ich mir deinen ganzen Leib
entdecken. |
Wir
lagen noch in unsren morgendlichen Betten, Und
ich griff nach deiner Hand Und
zog sie unter meine Wange,
die lag auf dem Kissen, Später,
als ich meine Augen öffnete, Sah
ich, dass du mir diese Hand
zurückgelassen hattest, Und
ich las auf einem Zettel,
dass du mich nicht hattest Stören
wollen. |
Aufschlag 9676 Es
war nicht zu verhindern, Und
aus meinen Haaren
sprang ein Feuer
auf dich über Und
lief auf und ab an dir, Du
merktest nichts davon, Ich
deckte dich mit allem, was ich hatte, zu, Die Flamme
züngelte an dir Und
wurde blau Und
schwach Und
langsam kalt, Bis
sie dich ganz vergessen hatte. |
Aufschlag 9677 Der Mund,
an dem ich lag, war nicht dein Frauenmund, Der
war weit über mir Und
hatte sich tapetengleich Auf
deinen ganzen Leib
verteilt Und
sprach von überall mit mir, Dass
ich ihn nirgends fand. |
Aufschlag 9678 Als
wir uns begrüßten, nahm ich deine Hand,
die zitterte ein wenig, Es
entstand ein seltsam dumpfer Ton,
der lief durch deinen Körper Und
verklang in einer Lichtung,
die ich noch nicht kannte. |
Aufschlag 9679 Du
hattest mich beobachtet, Ich
war dir plötzlich mittelbar, Du
würdest mich verwerten können, Und
du dachtest an ein Kind
von mir, Der
Zeiger
über dir Schlug
weit, weit aus, Du
wolltest unbedingt Auf
viel zu harten Saiten
spielen. |
Wir
ließen uns im Rasen
nieder, Du
begehrtest, dass ich dich begehrte, Und
die vielen Leute
um uns her, beachteten mit keinem Blick
das Gras Und
nicht die Öffnungen darin, Mir
zog die Scham
das Fell auf das Gesicht, Ich
mähte mich Zugrunde. |
Aufschlag 9681 Deine Haare
wuchsen als ein Netz
um dich, Ich
wusste von der Laube,
die dahinter lag, Die Suche
musste sich am Ende
doch noch lohnen. |
Aufschlag 9682 Es
war dies Glücksgefühl,
dass mich die Arme
nach dir strecken ließ, Du
warst zu dieser Zeit
in andren Dingen, Und
es blieb ein knapper Trost, Ich
griff nicht mehr umsonst nach den Vergeblichkeiten. |
Aufschlag 9683 Ich
suchte deinen Mund,
um ihn zu öffnen Und
in dich zu schauen, Und
du gabst mir etwas nach Und
ließt mich bis zu deiner ersten Schranke
kommen, Diese Sperre
dürfte ich niemals passieren, Aber
etwas von dem Vorland
gabst du für mich auf. |
Aufschlag 9684 Ich
lag an deinem Herzen
Und
erschrak, als deine Turmuhr
plötzlich schlug, Sie
war so tief in dir verborgen, Und
ich hatte nichts von ihr gewusst, Ich
stieg nur kurz an deinen Mund,
flog auf Und
fiel schon wieder ein, an dir zu Nisten. |
Einmal
hattest du dich, wie du sagtest, an der Haut
verwundet, Und
ich hob dein Pflaster
an, um nachzuschauen, Es
war nur der Pfützenrand,
der auf der Straße
trocknete, Und
niemand dachte mehr an einen Regen
letzte Nacht. |
Aufschlag 9686 Ich
blieb Und
blieb Und
blieb an dir, Die Sonne
brach hervor Und
zeichnete die Ränder
scharf, Ich
wollte gar nichts sehen, Und
ich wartete Und
wartete, Und
ich versäumte viel an dir vor lauter Sonne. |
Aufschlag 9687 Ich
weiß nicht, Ob
es dir so geht wie mir, Ich
denke, die Gedanken
wandern durch den Hals
in meinen Kopf Und
finden nicht heraus, Und
immer enger wird es zwischen ihnen, Und
in deine Hände
möchte ich mich schütteln Und
dann sehen, was du Auffängst. |
Aufschlag 9688 Eine
lange Zeit,
so sagtest du, wärst du mir nun Gefangene
gewesen, Und
ich hatte Mitgefühl Und
fragte nach dem Grund,
den wolltest du nun endlich Von
mir wissen, Und
ich hätte dir doch Hafterleichterung
versprochen. |
Aufschlag 9689 Einmal
prallten wir mit unsrer Wahrheit
aufeinander, Die
so sagtest du, sei unwahr, Und,
weil ich dir in der Wahrheit
glaubte, zwangst du mich zum Rückzug, Den
versprach ich dir Und
konnte dir nicht glauben, Und
wir stießen immer wieder an derselben Stelle
aufeinander. |
Kannst
du davon wissen, dass ich Hunderttausend
dünnste Drähte denke, Ob
du weißt, dass mir die langen, weichen Haare,
die du fallen lässt, mit Hunderttausend
Schaltungen verbunden sind, Und
ob du weißt, wohin die Leitungen
verlaufen, Ob
du etwas davon weißt… |
Aufschlag 9691 Sicher
würdest du bald denken, dass die Sitzbank
viel zu hart sei, Dass
die Kleidung rau Und
unerträglich sei Und
dass wir die Notwendigkeiten
kaum beachteten, Und
sicher würdest du bald an dich denken; Und
die Sitzbank
schliff sich ab, Die
Kleidung
wurde weich Und
schmiegte sich dir an, Und
man bedachte die Notwendigkeiten, Sicher
würdest du bald wieder An
dich denken. |
Aufschlag 9692 Deine Kleider
waren selbst genäht Und
gut zu lesen, Und
du hattest einen Umhang,
der bestand aus ganzen Sätzen Und
erzählte nur von dir. |
Aufschlag 9693 Heute
Morgen standst du auf, Dein Haar
verfing sich an dem Bettgestell Und
riss den Kopf
von deinem Leib, Du
merktest nichts davon Und
gingst, dich anzukleiden Und
den Tagesweg
zu deiner Arbeit, Und
ich lag, so regungslos ich konnte, auf der Lauer. |
Aufschlag 9694 Einmal
löstest du dich vor mir auf, Direkt
vor meinen Augen
wurdest du mir unsichtbar, Ich
ging durch dich hindurch Und
konnte es nicht glauben, Und
ich sagte nichts zu dir als ich dich wiederfand, Du
kamst geradeswegs aus mir Zu
mir Und
mir entgegen. |
Ein
andres Mal
fand ich dich unter deinen eingestürzten Worten
liegen, Und
du kämpftest gegen sie Und
schobst sie hin Und
her, sie neu zu ordnen, Und
ich sah dir zu Und
auch, dass sich von mir kein Wort
auf dir befand, Ich
wusste nichts von der Bedeutung, Und
ich konnte gar nichts davon halten. |
Aufschlag 9696 Nah
genug erkannte ich die kleine Nebentür
an deinem Kopf, Sie
öffnete sich kurz für einen Unterlieferanten, Der
versorgte dich, wie ich es eben sah, mit einer Dauerkrankheit,
Davon
würde man dich nicht mehr heilen können, Und
du risst aus mir ganz rücksichtslos heraus, Was
du gebrauchen konntest. |
Aufschlag 9697 Ich
sprach von dir Und
über dich Und
blätterte an dir Und
stieß auf eine immer wieder neue Nachricht, Die
war nur für mich Bestimmt. |
Aufschlag 9698 Manchmal
waren deine Felder
leer, Wir
standen ratlos vor dem Spiel,
dem fehlten die Figuren deiner Seite, Und
du wolltest alles sein zugleich Und
auch die Spielerin, Die
konnte nicht verlieren. |
Aufschlag 9699 Du
fragtest mich aus deinem Schlaf,
ob denn dein Schlaf
beendet sei, Ich
sagte dir die Wahrheit, Und
du konntest weiter schlafen Und
standst auf Und
ließt den ganzen Tag
für dich an dir vorbei geschehen, Und
du dirigiertest ihn durch keine Tür. |
Du
warntest mich vor Blendung
durch das Sonnenlicht,
als ich in deine Augen sah, Ich
aber brauchte die Bestätigung, Und
schnell entstand der neue Schwarzpunkt
meiner neuen Blindheit, Und
ich nahm sie kaum noch wahr. |
Aufschlag 9701 Du
hattest dich aus meinem Arm
gelöst, Ich
hätte darin nie Gefahr
gesehen, Und
du stiegst sofort nach oben auf, Ich
konnte dich nicht mehr erreichen, Kaum
gelangten noch die Rufe
bis an unsre Ohren, Dann
warst du im weißen Licht
total verblasst. |
Aufschlag 9702 In
deinem Hausdach
öffnete ich eine Luke, Die
blieb schräge stehen, Unter
einem Sommerhut
sahst du zu mir, die Lagerzäune
waren wirklich weit, weit fort, Wir
hatten damit nichts zu schaffen, Und
du botst mir deine Schulter
an zum Kuss, Ich
küsste dort das feine, blaue Äderchen,
das trieb dicht oben unter deiner Oberfläche, Und
es schimmerte hindurch. |
Aufschlag 9703 In
deinem Horizont
bestelltest du die Felder, Ich
sah nichts davon, Doch
schafftest du in einem fort die Früchte
her, die waren alle essbar Und
genießbar, Und
man musste sie zuvor halbieren, Sonst
zerfielen sie sofort zu Staub. |
Aufschlag 9704 Es
ist wahr, du hattest dieses Graulicht
in den Augen, Und
ich gab es an, man schrieb es auf, Sonst
hatte ich mit dir Nichts
mehr gemeinsam als das Wissen
um die Augenfarbe, Die
sah ich alleine von uns beiden, Und
du sprachst zu mir In
fünf verschiednen Sprachen. |
Ich
schreckte aus dem Schlaf Und
sah zu dir, Auf
deiner Seite
tummelten sich meine Träume, Sie
gehorchten mir nicht mehr Und
waren deine Gäste, Mein
Erschrecken
war umsonst, Ich
musste mich gedulden. |
Aufschlag 9706 Das Speisenmädchen
sollte lächeln, Und
es sah durch mich hindurch, kein Lächeln
wuchs; Die Ferne,
hinter mir, kam ohne sich zu nähern Auf
sie zu, Ich
spürte sie fast Wand
an Wand in meinem Rücken. |
Aufschlag 9707 Hinter Glas
sah ich dich stehen, deine Augen
waren mild Und
weit geöffnet, Und
sie kehrten nicht zurück aus dir, Ich
hätte deinen Blick
vielleicht in weiter Ferne treffen Und
ihn wenden können, Er
verlor sich hinter deinem Rücken, Und
ich konnte nicht dort hin. |
Aufschlag 9708 Einmal
riss ich dir ein Loch
in dein Gesicht, Du
wusstest nichts davon, Und
trotzdem nutztest du von nun an diese Öffnung,
um zu sprechen, Und
ich fasste Mut Und
werde irgendwann mein Werk
vollenden. |
Aufschlag 9709 Du
hattest mich gerufen, Und
ich kam zu dir, Doch
du verwiest mich in das Nachbarzimmer, Und
ich ging hinein, Du
standst ein zweites Mal
vor mir, Du
hattest mich dir überlassen, Und
ich blieb Und
ging zurück Und
überließ mich dir, wie du es tatst, Der Weg
war völlig unverändert. |
Du
trugst ein rotes Kleid
und rote Schuhe, Und
du hattest rote Bänder
in dein Haar geflochten, Und
um deine linke Fessel
lief ein rotes Seidenband, Ich
sah auch deinen Mund
und deine Ohren Und
die warme Farbe
unter deinen Fingernägeln, Und
mit deiner Zunge
küsstest du mir meine Lider; Milde
fielen mir die schönen Tropfen
in die Augen, So
gab sich Ertrinken
leicht. |
Aufschlag 9711 Wir
gingen aus, du hattest dich in meinen Arm
gehakt, da sah ich auf den Weg
und auch auf deine Füße, Und
du gingst ganz eng an mir auf einer Wolkendecke,
Davon
konntest du nichts wissen, deine Augen
sandten ja die Blicke
in die Wolkendecke, Und
sie hingen fest Und
gingen dort spazieren. |
Aufschlag 9712 Diesen Sonntag
hatte ich für mich gerahmt, die Tür
war fest verschlossen, Und
man klopfte nicht, Ich
hatte meinen Sonntag
rot gestrichen, Und
die Lieblingsfarbe
sollte mich doch nicht Verraten. |
Aufschlag 9713 Meine
Hand
lag dir im Schoß, Ich
suchte mir ein Nest, Ich
suchte eine warme, weiche Stelle, Suchte
einen wolkenfreien Platz, Das
ließt du heute nicht mehr zu Und
wehrtest dich ganz heftig gegen jede Bettelei. |
Aufschlag 9714 An
dir sah ich die Spuren
eines Einbruchs ganz genau, Der Türgriff,
der dich öffnen sollte, war verbogen, Und
wir wollten nicht Gewalt
anwenden, Die
stand zu gewaltig in der Tür. |
Einfach
war dein Herz, Es
lag herum; In
einer Schachtel, lachtest du, Wär
es versperrt, Man
würde nicht mehr daran stoßen, Und
es sei ein großer Wert,
um den es ginge. |
Aufschlag 9716 Du
hattest einen Zweig
im Mund, Ich
sorgte mich, dass du versehentlich Vergiftet
werden könntest, Und
du bliebst ganz unbekümmert, Und
du zeigtest mir in deinen Lippen,
die weit auseinanderklafften, dass der Zweig
sich aus dir selbst Entwickelt
hatte Und
an dieser Stelle
einzig aus dir ragte. |
Aufschlag 9717 Manchmal
gingst du fort, Dann
legtest du den Schlüssel,
der dich öffnen konnte, Einfach
unter deine Zunge. |
Aufschlag 9718 Ich
sah es so: Heut
fiel der letzte Finger
von dir ab, Er
blieb am Boden
liegen, der war weich Und
nahm ihn auf, Dass
er sofort darin verschwand; An
deiner Hand,
das konntest du mir zeigen, Fehlte
keiner deiner Finger. |
Aufschlag 9719 Du
stehst hinter mir Und
flüsterst mir ins Ohr, Ich
schreibe mit dem Finger
Wort für Wort in einen Luftraum, Und
das Spruchband,
das entsteht, rollst du gleich auf, Du
willst es anderswo verwenden, Wo
man es auch sehen darf. |
Ein Fremder
hätte über dich gestaunt, Und
ich, ich hatte mich daran gewöhnt, Dass
du zum Teil Und
manchmal gänzlich transparent den Umgang
mit mir pflegtest. |
Aufschlag 9721 Schnell
schloss sich dein Mund, Und
deine Lippen
zogst du ab, kein Wort
getraute sich mehr auf die Straße, Und,
was mich betraf, Nahmst
du mir ab. |
Aufschlag 9722 Ich
lag im Schatten
deines Schlafs, Wir
lagen also beide unter deinen Träumen, Und
du achtetest auf mich, Ich
war zu neu, Es
trieben immer wieder leichte Blätter
reinen Goldes sanft auf unsre Münder
zu, Sie
würden uns ersticken, Wollte
man mit ihnen reden. |
Aufschlag 9723 Wir
wussten von den großen abgerissnen Netzen
dort im Meer, Und
uns, hier an der Küste
konnte nichts passieren, Meine Augen
wachten in der Luft, Mit
meinen Füßen
war ich hilflos Und
auf deine Führung
angewiesen. |
Aufschlag 9724 In
deinem Garten
hing ein Seil, Das
bildete die große Schlaufe, Und
man saß darin Und
schwang weit aus, Nach
oben konnte niemand mehr das Schaukelende
finden, Es
verlief in unsichtbarer Höhe,
du versuchtest dich darin, Ich
ahmte alles nach. |
Du
saßt auf einem Koffer,
der stand mir im Weg, Du
warst die Spitzentänzerin, Die
hielt auch ihre Füße
jetzt im Stillstand
senkrecht abgewinkelt. |
Aufschlag 9726 Als
du mich verlassen wolltest, Stelltest
du den Koffer
in das Zimmer, Und
ich musste dir den Abschied
geben, Und
der Koffer
fiel zur Seite Und
sprang auf, Du
hattest nichts darin als eine Leere, Und
die schüttetest du, ohne es zu wollen, Auf
mich aus. |
Aufschlag 9727 Einmal
wollte ich dich doch ertappen, Und
du stahlst mir die Gedanken,
ohne mich zu wecken, Ich,
so sagtest du, sei noch weit draußen, Und
die grünen Segel
Müsste
ich noch erst erfinden. |
Aufschlag 9728 Ich
liebte die Gesprächigkeit
an dir, Aus
deinen Augenwinkeln
schoss dein Blick, Ein Tänzer
ließ die Beine
über eine Brüstung hängen, So
sprachst du mit mir, Ich
saß dir ganz alleine auf der Sitzbank
gegenüber. |
Aufschlag 9729 Einmal
sah ich dein Gesicht, Es
lag in meinen Händen, Und
ich neigte mich zu dir, Das Wasser
stand nicht still Und
löste augenblicklich Alles
wieder auf. |
Die Händlerin
hielt mir die Blumen
in den Weg, Ich
lehnte ab, Erst,
als ich dich erkannte, Musste
ich dich wirklich leugnen, Und
ich lief zurück Und
sah dich an Und
hatte mich nun doch geirrt. |
Aufschlag 9731 Ich
stand in deiner Tür, Und
du probiertest ungeniert dein Tageskleid,
Das
trugst du nicht auf deinem Leib, Und
dein Gesicht
kam ausgewählt Aus
einem Kleiderschrank. |
Aufschlag 9732 Du
schliefst dabei Und
nahmst es hin, Und
später zog ich auch das Nachtkleid
wieder über dich, Du
strecktest nicht einmal die Hände
nach mir aus, Und
die Tapetenmuster
hielten sich ganz Unverändert. |
Aufschlag 9733 Einmal
flüstertest du mir ins Ohr, Ich
küsste deine Hand Und
schob dich ab, An
meinem Kartenhaus
sah ich den Einsturz,
der vollzog sich über Stunden, Und
er war nicht aufzuhalten. |
Aufschlag 9734 Du
harktest schmale Wege,
die verliefen durch dein Haar, Mir
machtest du nichts vor, Ich
kannte mich gut aus an dir Und
lief durch deine Gärten Und
entdeckte alle Brunnen Und
verspielte Und
verträumte Plätze,
die würd ich dir gerne zeigen. |
Du fragtest
mich nach meinem Mond,
Den
konnte man doch sehen, Und
ich hatte auch gesagt, Dass
ich ihn nur dorthin geworfen hatte, Um
ihn loszuwerden, Und
ich wusste, dass du deinen eignen Mond
für mich versteck hieltst. |
Aufschlag 9736 Ich
kenne das Gefühl,
von dem du redest, Und
ich gehe oft aus mir Und
fort Und
überlasse dich dir ganz. |
Aufschlag 9737 Die Welt,
in der wir wohnten, War
unendlich weit entfernt Von
unsrer Welt. |
Aufschlag 9738 Auf
dem Fenster
steht der Wind, Die Fenster
runden sich Und
werden gelb Und
haben in der Mitte
einen schwarzen Punkt, So
siehst du mich mit Möwenaugen
an, Die
bleiben starr, Und
unverbindlich redest du mit mir, Die
weißen Flügel
legtest du mir vorher schon um meinen Hals. |
Aufschlag 9739 Die Flut
kam an mein Bett, Du
neben mir, bliebst noch verschont, Am Morgen
war es umgekehrt, Und
deine Sorgen
legtest du auf mich, Zum Abend,
sagte ich, müsst man die Dinge
klären, Sicher
würden wir uns irgendwann Erneut
begegnen. |
Ich
legte meine Hand
auf dich, Die
glitt schnell über alles hin, die Landschaft
unter ihr war sanft Und
schon zu weit entfernt, Du
warst in voller Fahrt
auf mich geschleudert Und
schon wieder abgeprallt. |
Aufschlag 9741 Einmal,
als ich dich verließ, Du
lagst ja links von mir, Lagst
du auch rechts Und
hieltst mir schnell den Finger
auf den Mund, damit ich schwieg, Ich
kam nun auch zu dir, Und
auf der andren Seite
warst du eingeschlafen, Und
ich nahm dich, Wie
du es verlangtest, Noch
einmal. |
Aufschlag 9742 Ich
faltete ein Stück
Papier Und
hielt es mir vor Augen, Zwischen
uns entstanden Zeichen,
die sich niederschlagen sollten, Und
ich gab uns beiden gleiche Teile
ab, Und
jeder musste an dem anderen entziffern Und
es niederschreiben. |
Aufschlag 9743 Niemand
sprach ein Wort, Ich
war dir gut, so wie du mir, Wir
hingen schon seit langem auf das Holz
gemalt an einer glatten Wand, Die
tat sich schwer, Uns
immerfort zu tragen. |
Aufschlag 9744 Ein Schleppkahn
schob sich unter unsre Brücke, Und
wir gingen auf die andre Seite,
um ihn zu erwarten, Und
ich wusste schon, Obwohl
du hier an meiner Seite
standst, Du
würdest auf dem Fahrzeug
liegen Und
zu uns nach oben winken, Und
kein Kahn
kam an. |
Einmal
tötete ich mich, Wir
gingen nebenher Und
sahen uns nur zu, Ein
andres Mal
müsst ich dich Übersehen. |
Aufschlag 9746 In
der Stadt
lag Licht auf den Kanälen, Und
vor deinem Fuß
saß eine junge Katze, Auf
den ausgestreckten Finger
fiel ein scharfer Strahl,
der ließ ihn feuerrot erscheinen, Und
wir hatten uns Gewarnt. |
Aufschlag 9747 Du
kamst zurück aus deinem Garten,
Darin
stand der lange Sommerregen, Und
die nassen Bilder
hatte er an dich gehängt, Mir
blieb kaum Zeit
für diese Galerie. |
Aufschlag 9748 Der Philosoph
war Kugelschnitzer, Irgendwann
würd ich ein zweites Mal
beginnen dich zu lieben Und
zuvor die alten Nester
von dir reißen müssen, Und
es eilte nicht. |
Aufschlag 9749 Du
ließt mich wieder raten, Und
es war das erste Mal,
dass ich an deiner Brust
den eignen Herzschlag hören konnte Und
ihn auch erkannte, Und
es schlug mein Herz Und
schlug Und
schlug Und
schlug ganz unersättlich, Und
in mir hielt alles seinen Atem
an. |
Weil
du zu mir schwiegst, bedachte ich, Es
könnte sein, dass du an einem Ende
noch gefroren Und
am andern Ende in der Schmelze
seist, Dein Schweigen
konnte dich in jedem Fall
verraten, Und
ich blieb noch lange auf der Hut
Vor
dir. |
Aufschlag 9751 Du
flogst oft aus Und
kamst mit süßen Worten
wieder, Später
sah ich, weil ich sehen musste, Dass
du sie dem Kehrreim
unsrer Kinderlieder nahmst, Die
sang sonst keiner mehr. |
Aufschlag 9752 Als
du heimkamst Redetest
du mir von Städten Und
von Ländern Und
von Menschen, die uns nahe wären, Und
ich ging hinaus Und
fand tatsächlich alles vor der Eingangstür
gestapelt. |
Aufschlag 9753 Du
saßt an eine Wand
gelehnt, auf deinem Kopf
saß ein Gerät,
das du genosst, Und
deine Augen
waren fest geschlossen, Und
ich liebte dein Gesicht
und küsste es, dein Kopf
schwang weit zur Seite aus Und
pendelte sich ein, Es
mochte sein, dass du dort drinnen Feste
feiertest. |
Aufschlag 9754 Du
nähtest Knöpfe
auf die eigne Haut, Die
saßen fest Und
würden halten, Und
ich war verzweifelt über dich Und
weinte bitterlich Und
wusste keinen Rat. |
Meine Kehle
war fest zugeschnürt, die Worte
saßen eingeklemmt, Du
sprachst so froh mit mir, Und
auch vor einem Spiegel War
an mir nichts zu erkennen. |
Aufschlag 9756 Ich
streckte meine Hand
nach dir Und
fand es wahr, der Raum
war noch von dir gefüllt, Schon
einmal griff ich ahnungslos ins Leere. |
Aufschlag 9757 Um
eines Abenteuers
willen beugte ich mich über einen Blumenstrauß Und
atmete die Düfte, Dabei
sah ich auch den Ring
an deinem Finger, Und
kein andres Mal
als jetzt, so sagtest du, Sei
es wohl besser das Geheimnis
mit in unsren Schlaf
zu nehmen. |
Aufschlag 9758 Wir
gingen durch den Regen, Und
an dir war nichts mehr umzublättern, Durch
die Seiten
schlug die Schrift, Ich
nahm dich heim Und
hatte Angst,
dich aus Versehen Einzureißen. |
Aufschlag 9759 Damals
gab ich dir den ersten Kuss, Vielleicht
war es auch umgekehrt, Auf
einem unsrer Münder
stand der Sand, Wir
wären fast daran Ertrunken. |
Halb
war unsre Hängebrücke
zu begehen, Und
der Rest
bestand vorerst aus stramm gespannten Seilen, Und
du wohntest in dem Haus Und
ich in einem Apfelbaum, Wir
suchten beide von den Früchten,
die uns gegenüberlagen, Welche
zu erlangen. |
Aufschlag 9761 Einmal
liebten wir uns sehr, Ich
dachte so von dir Und
du von mir, Im Vorhof
lag die abgestürzte Glocke, Deren Riss
lief durch die Bandschrift. |
Aufschlag 9762 Wir
wollten aus den Gläsern
trinken, Und
wir hatten kein Getränk, Ich
ließ auf jeden Boden der Gefäße eine Kugel
rollen, Die
erinnerte uns immerzu An
alles. |
Aufschlag 9763 Als
ich dich küssen wollte, War
ich ungestüm Und
drang in deinen Mund, Der
war gefüllt mit kalten, runden, weißen Marmorkugeln, Die
ergossen sich auf mich Und
überrollen meinen Ansturm. |
Aufschlag 9764 Dich
trug ein großes, weißes Pferd, Stolz
saßt du auf Und
sagtest auch,, Dass
ich dir nichts zu glauben brauchte, Und
ich sah, Du
hattest dich in deinem Bett
hoch aufgerichtet, Und
die Zügel
führtest du sehr stramm. |
Ein
leichter Wind
entstand, Ich
wachte auf, Du
schlugst mit deinen Flügeln,
die bedeckten mich nicht mehr, Der Tag
begann für dich mit einem Freiflug. |
Aufschlag 9766 Hier
in deinem Schoß
belebte sich der Himmel, Jetzt
sah ich durch Holz Und
traute mich dem Spinnweb
an, Der Selbstmord
dauerte nur noch Sekunden
lang. |
Aufschlag 9767 Der Raum
an sich ist ohne Farben, Und
ich griff noch nachts nach dir Und
fand den Schalter
nicht, Du
legtest deine Hand
auf meine, Die
verhakte sich in deinem Schoß, Der Taubenschwarm
war aufgestiegen, Und
ich hörte an dem Rauschen,
dass er seine Kreise zog, Er
traute sich nicht Einzufallen. |
Aufschlag 9768 Der Raum
an sich ist ohne Fallen, Und
wir stehen waagerecht, die Füße
zeigen in den Horizont, Wir
liegen, stehen unverkrampft, Es
ziehen uns Gewichte
etwas in die Höhe, Alles
gleicht sich aus. |
Aufschlag 9769 Einmal
hatte ich an dir versagt, Und
meine Wunde
offenbarte sich, In
deinem Spiegel
fandst du nichts an dir Und
ordnetest die Kleider,
die dich trugen. |
Du
wolltest sicher sein Und
sahst durch Fingerritzen, Und
ich lebte rückhaltlos in meiner Traurigkeit, Selbst
das war viel zu viel, Und
von der Quälerei Stahlst
du mir etliches. |
Aufschlag 9771 Du
hattest viel gelernt Und
legtest deinen Arm
um meinen Hals, Wir
lebten sonst in sehr entfernten Welten
weit von uns, Und
in den Armen
Sahen
wir uns kaum. |
Aufschlag 9772 Mit
meinem Schuh
verwischte ich den Kreidekreis
auf deinem Straßenpflaster, Nur
dich selbst ließ ich mit einer Nadel
festgesteckt in einer Mitte
stehen, Jede
Orientierung
hatte ich verloren. |
Aufschlag 9773 Ich
saß dir gegenüber, Und
ich überraschte dich, Du
hattest nicht mit mir gerechnet, Neben
uns bediente jemand einen Horizont, Den
fuhr er nur für uns Herein. |
Aufschlag 9774 Eines
fiel mir an dir auf Und
irritierte mich, Ich
sah auf deine Schuhe Und
in dein Gesicht Und
sah auf deine Kleider, Und
ich fand es nicht, Und
meine Kräfte
gingen mir mit einem Schlag
verloren. |
Deine Liebe,
sagtest du, sei sonder jeden Fall, Und
ich verstand dich nicht, Auch
meine Liebe
war ein Sonderfall Und
galt hier gar nichts, Gegenseitig
garantierten wir uns unsre Unschuld. |
Aufschlag 9776 Es
ging so schnell, Und
ich besuchte dich Und
war gleich außer mir Und
blieb Und
ging zugleich Und
war dir untertan Und
über alle Maßen
über dich empört Und
küsste deine Füße, Und
du wehrtest ab Und
wolltest es nicht lassen, Und
du legtest deinen Nacken
unter meinen Mund. |
Aufschlag 9777 Nachts
erwachte ich, Wir
lagen schräge im Geröll, Mit
meinen Händen
griff ich in den Hang Und
rutschte langsam ab, Und
du an meiner Seite
lagst so schwerelos Und
fest, Mit
etwas Mut
hätt ich mich an dir halten können. |
Aufschlag 9778 Es
kam ein Wort,
das stieg noch etwas auf, Bevor
es niederfiel Und
schwemmte über mich, So
steinern war ich nie zuvor gewesen, Und
ich kämpfte nicht mehr um mein Überleben, Und
ich sah mich, weil ich nichts mehr sehen konnte, Nach
dir um. |
Aufschlag 9779 Wir
waren zwei Skulpturen, Und
wir kamen gut voran mit unsrer Arbeit
aneinander, Auch
das Werkzeug,
das wir füreinander hatten, Wurde
immer feiner. |
Du
schliefst sofort, dass ich das erste Mal
den Sternenhimmel über dir erblickte, Und
die langgezognen Silberwolken
rollten fast geräuschlos über dich, Der Strand
lag dir Und
mir zu Füßen. |
Aufschlag 9781 Morgens
lag ein Roststaub
unter deinen Augen, Der
begann im Sonnenlicht
ganz sanft zu blinken, Und
zum Abend
wandelte er sich zum Blankmetall, Die Nacht
stand noch bevor. |
Aufschlag 9782 Wir
hatten es mit Licht
versucht Und
mit der Nacht, Es
war umsonst gewesen, Nun
begegneten wir uns im Zwischenraum,
der stieß an uns, Wir
wussten nichts von seiner Existenz Und
nicht, wie lange er anhalten würde. |
Aufschlag 9783 Um
dich her liegt Glas,
es ist noch unzerbrochen, Und
ich wage nicht, dich anzuschaun, Du
sagst auch, Dass
es unzerbrechlich sei Und
sagst, es fehle dir die Lust
ein Glas zu rahmen, Wenn
es sich vor gar nichts stellt Und
nichts zu schützen weiß. |
Aufschlag 9784 Einmal
schwang in mir der tiefe Ton
des Saiteninstrumentes, Und
du stelltest mich auf dich, Dass
ich mich übertrug, So
brachst du mittendurch für mich Und
in zwei Hälften. |
Abends
häuteten wir uns Und
tauschten unsre Kleider,
Viele
Leute
kamen, um uns zuzuschauen, Und
sie sahen nicht das Wort Und
konnten auch nicht glauben, Was
wir zeigten. |
Aufschlag 9786 Morgens,
als es heller wurde, Sah
auch ich an dir die hellen Flecken, Und
du hattest dich, so dachten wir, An
mir verbrannt, Und
wirklich war es so, Dass
unter dir die Glut
schon Löcher fraß. |
Aufschlag 9787 Ich
rief in deinen Mund
den Widerruf Und
dachte auch, Von
hier wär wohl der Weg
zu deinem Herzen Schnell
und kurz. |
Aufschlag 9788 Ich
zuckte kurz mit meinen Schultern, Und
du sahst mir aus dem Spiegel
zu, Wir
hätten gern gewusst, Wer
von uns beiden was gefragt, Wer
unbefriedigt bleiben musste. |
Aufschlag 9789 Wenn
ich heimfand, War
es dir schon recht, Und
du warst immer hier; Ich
fragte dich ja auch nicht, Wo
du bliebst, wenn du in meinen Armen
lagst, Und
nicht, an wem du dich und was Mit
deinen Händen
festhieltst. |
Früher
schrie ich einmal laut nach Zärtlichkeit, Und
das war falsch, Der Raum,
in dem ich mich befand, war hohl, Und
er verstärkte jeden Laut
zu einem ungeheuren Sturm, Der
hätte töten können. |
Aufschlag 9791 Du
hieltst den Morgenmantel
mit den Händen zu, Das
tatst du nur um meinetwillen, Und
du kanntest dich gut aus an mir, Dann
ließt du deine Hände
fallen Und
ich biss in deinen Schoß, Wär
ich von dir erwählt, Hätt
ich mein Leben
so nicht zeigen dürfen. |
Aufschlag 9792 Du
spielst mit der Kastanienfrucht,
die rollt von einer Hand
zur anderen Und
ist so dunkelblank geflammt, Das
ist, sagst du, der Kopf
der Weisen, Der
taugt morgen nur noch für die Spielzeugschnitzerei, Und
ich entreiß sie dir Und
schneide in die Schale
einen Scherenschnitt,
der steht in deinem Rücken
an der Wand. |
Aufschlag 9793 Dann
gibst du mir die Hand
Und
bietest mir noch mehr Und
überredest mich Und
mein Gewissen, Und
du überlässt dich mir nun ganz Und
kommst, so sagst du, später wieder, Um
dich abzuholen. |
Aufschlag 9794 Dies
war der Aufschub
zwischen uns, Du
kamst am Morgen, Und
ich weiß genau, dass dieser Tag
erst morgen seinen Anfang
nehmen wird, Und
gestern war es So
wie heute. |
Die Kleidung
war ganz einfach, du trugst Weiß
und Dunkelblau, Und
deine Haut
war weiß, nicht hell, Und
dunkelblau war deine Zunge,
Jede Leibesöffnung,
alles, was du dachtest, selbst das Weiß
der Augen war fast schwarz, Ich
musste dich bemerken. |
Aufschlag 9796 Als
ich dich fragte, standst du auf, das Feuer,
das ich legte, leckte auch nach meinem Rücken, Und
ich brauchte keine Unschuld
zu beweisen, Irgendwann
würd sich das Feuer
selbst verzehren, Und
du achtetest nicht mehr auf mich. |
Aufschlag 9797 Neben
uns fiel jemand in das Gras Und
war erschöpft, die Steigung
war zu stark gewesen, Wir
hier oben fürchteten den Rückweg,
der ging steil bergan, Das Ende
war nicht einzusehen. |
Aufschlag 9798 Einmal
stieß ich an das Blech,
das lag zu deinen nackten, bloßen Füßen, Und
du wusstest nichts darüber, Und
ich sagte dir, dass ich kein König
sei Und
dass das Blech
schon lange nicht mehr Glühe. |
Aufschlag 9799 Morgens
sah ich dir in deine Hände, Und
du kleidetest dich an Und
führtest mich auf deine Weise
sicher über dich Und
gut zu mir zurück, So
lernte ich dich kennen. |
Damals
lösten wir uns voneinander, Und
wir machten eigentümliche Bewegungen, Was
ich an Schwere
annahm, was mich fast zum Stillstand
brachte, Führte
dich an eine ungeheure Schnelligkeit, Und
du gestandst dir alles ein, Und
du befreitest dich für dich Und
keine Lüge
sollte stehen bleiben, Und
du gabst mir Nachricht. |
Aufschlag 9801 An
dir, in dir, um dich, fand ich Geröll
und viel Gestein, Das
war herabgestürzt Und
lag auf halbem Weg,
es sollte mich, so sagtest du, Nicht
schrecken, Und
du wolltest mir mit deiner eignen Hand,
den Eingang räumen Und
den Füßen
alles ebnen. |
Aufschlag 9802 Wir
fragten auch, was nach uns wäre, Und
ich schaute hinter dich, Es
war ja alles leer, Du
lachtest über mich, Und
ich verbot es dir, in meinem Rücken
nachzusehen. |
Aufschlag 9803 Als
ich dich nahm Und
du dich etwas wehrtest, Alles
war dir gleich Und
wiederholte sich für dich, Als
ich dich nahm, kam mir auch der Gedanke
an ein Bettelweib, Das
wäre leicht zu pflegen, Und
es hätte keine Risse. |
Aufschlag 9804 In
deinen Augen
fackelte der Horizont die Abendsonne
ab, Auf
meiner Regenwand
entstand der späte Regenbogen, Der
ließ seine Farben
prächtig aus. |
Auf
deinem Schwarzschuh
trugst du eine kleine, rote Schleife,
gestern Abend
küsste ich an dieser Stelle deinen Fuß, Ich
wusste nicht, Dass
sich der Lochfraß
so schnell zeigen konnte. |
Aufschlag 9806 Dann
bedachte ich dein Herz,
du sprachst von dünner Wandung Und
von dünner Haut,
Und
auch von zweimal Haut, Das
sei dann doppelt Haut. |
Aufschlag 9807 Wir
sprachen nicht, Und
die Gedanken
tauschten sich ganz ohne unser Wissen
aus, Von
außen, sagte man, dass unsre Köpfe
ineinander steckten, Und
ich sah dir gern so nah wie möglich in die Augen, Und
die Wimpern
streiften Und
verhakten sich ein wenig Ineinander. |
Aufschlag 9808 Wir
litten beide einen Tageshunger,
der war mörderisch, Und
unsre Speise
konnten andere nicht führen, Und
die Länge
unsrer Arme reichte nicht von Mund
zu Mund. |
Aufschlag 9809 In
der Nacht
verrietst du mir ein Licht,
das schimmerte ganz schwach aus dir, Du
flüstertest mir zu, dass jener Untergang
nur unsertwegen Noch
nicht ganz ertrunken sei, Wir
wollten beide etwas Nachsicht
üben. |
Später
kam die Flut,
Wir
zogen uns vom Strand
zurück, Und
deine langen Haare
löste dir der Wind, Sie
stiegen auf Und
reichten in die größte Höhe,
deine Krone
ging verloren, Und
du sagtest gleich, dass es nicht Schade
darum sei. |
Aufschlag 9811 Einmal
sagtest du, du wärest mir ein Zufluchtsort
und nicht Belohnung, Davon
könnte ich nicht reden, So
ertapptest du mich doch, Und
du verdammtest diese, meine Schwäche
nicht Und
wurdest eine starke Siegerin, Die
zeigte sich nun voller Demut Und
genoss das Unterliegen. |
Aufschlag 9812 Die Wassernebel
reichten schnell an uns heran, der Tag
blieb grau und feucht, Du
standst vor mir, die Frau
in deiner Eingangstür war nackt Und
spielte unablässig unentschlossen nur den Anfang
einer Melodie, Die
würde ich gern weitersingen wollen. |
Aufschlag 9813 Als
ich dich sah, fiel mir der Rocksaum
wieder ein, Er
war, das gebe ich nun zu, einst Grenze,
Laken unter mir Und
Anfang
eines Abenteuers, Ende
eines Fluchtseils, das nicht reichte, Scheuerleiste
für die umgenähte Rettung, Und
du kleidestest dich um Und
hingst dich neben deine vielen andren Kleider. |
Aufschlag 9814 Dann
gab ich nach Und
ließ dir eine Botschaft
bringen, Mir
war dieses neue Wissen
unbedeutend, Und
du ludst mich ein Und
überraschtest mich mit dieser Botschaft, Und
du gäbest nach Und
stimmtest zu, Ich
dürfte von dir nehmen, Alles,
was ich wollte, Und
ich blätterte in dir herum Und
blieb an keiner Stelle
hängen. |
Gestern
nahm ich mir die Pflicht,
von dir getrennt zu sein, Darüber
lachtest du, Du
legtest deinen Kopf
ins Gästezimmer, Und
ich selbst vermied mich diese Nacht, Am Morgen
zeigtest du mir gleich dein altes Lager,
das lag neben meinem, Und
es war zerwühlt Und
noch voll Leidenschaft, Das
konnte von uns beiden, wussten wir, Nicht
sein. |
Aufschlag 9816 Jemand
rief dich aus, Du
wolltest dich schon melden, Und
ich hielt dich fest Und
unterdrückte dich, Und
ohne deine Antwort
abzuwarten War
man es zufrieden, Es
war so, Wie
man von dir erwartete, Von
mir war nicht die Rede. |
Aufschlag 9817 Deine
nassen Haare
hingen lang Und
über deine nackte Brust, Dort
kräuselten sich gleich die Wellen, Und
ich sah dir zu, Und
vor mir stand die Frucht
der Phantasie Und
das von mir gefällte Urteil. |
Aufschlag 9818 Wir
litten beide unter diesem heißen Licht, Das
kam nicht mehr von außen, Und
wir zogen uns zurück in eine dunkle Kammer, Die
wies uns sofort als Strahlenquellen Aus. |
Aufschlag 9819 Du
sangst das Lied
des Hauses, Welches
in dir wohnte, Und
es wohnte tief in dir, Ich
hätte sonst in meinem Leben
nichts davon erfahren. |
Wir
saßen einmal eng an eng in unsrer Stube, Meine Hand
lag dir im Schoß, Mein
Mund
versuchte deine Brust, Und
deinen Atem
bliest du mir mit spitzem Mund,
noch körperwarm, in meine Haare, Ja,
wir saßen eng an eng, Und
auf uns fiel der erste Schnee. |
Aufschlag 9821 Ich
suchte nach dem Mittel, Und
ich fand es nicht, Du
machtest mir zum Trost
aus deiner Hand die Schale, Und
ich durfte daraus Trinken. |
Aufschlag 9822 Du
empfingst von mir am Abend Und
gebarst am andren Tag, Du
zeigtest mir die Frucht
bei Tageslicht, Und
du und das, was du mir zeigtest, Waren
schreckliche Geschöpfe,
ihr wart eins Und
doch zugleich geteilt, Und
abends hatte ich doch nichts Davon
gewusst Und
dir nichts angesehen, weiße Laken
hatte ich genug, Die
wolltest du nicht haben. |
Aufschlag 9823 Mit
einer Herbstzeitlosen
kam die dunkle Jahreszeit
zu mir, der Wind
ließ seine Brandung über meinen Garten
rollen, Ich
verlangte nur von dir, mich so zu lassen, Ohne
jede Häuslichkeit Und
ohne die Geborgenheit, Die
du mir botst. |
Aufschlag 9824 Es
war die Frage
nach den weißen Tüchern,
die du nähtest, offen, Nichts
verrietst du mir, Es
blieb, wie du es wolltest Und
es machtest, Und
der Sinn,
so sagtest du, Würd
sich uns sicher offenbaren Und
nicht lang Verschlossen
bleiben. |
Wir
lagen ineinander, Jeder
von uns beiden lag in jedem, Um
uns her war Dunkelheit, Wir
waren hier allein in unsrer Liebe, Und
die Stimmen,
die wir hörten, kamen aus demselben Raum Und
sicher nicht von uns, Wie
lauschten angestrengt nach Draußen. |
Aufschlag 9826 Schon
flog ich zurück zu dir, Kaum
dass ich dich verlassen hatte, Und
ich stand erst in der Tür,
die ging nach innen auf, Und
ließ mich ein. |
Aufschlag 9827 Ich
fragte dich, Du
sagtest: „Ja“, Dann
fragte ich dich umgekehrt Du
sagtest wieder: „Ja“ Und
meintest beide Male
mich, Die Fragen,
die ich stellte, Hätten
dich betreffen können. |
ISBN 3-937264-31-0