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Harald Birgfeld, Webseite seit 1987/ Website since 1987 …da liegt mein Herz, Geschichten aus Niemandsland 2022 -2024 (im
Entstehen) z.B.: 100 Jahre „Kafka“, eine herrenlose
Fundsache (neu)
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zu Olympia – olympische Spiele! |
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online und im Buchhandel |
Lyrik, Prosa und Ingenieurarbeiten |
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ISBN
3-937264-30-2
Gürtel der Meteoriten
Lyrik.
10.000
Aufschläge
Band
19: Aufschläge 9001 - 9500
Harald
Birgfeld
"Es lohnt sich, einmal einen heutigen Dichter kennen zu
lernen, der mit der deutschen Sprache einen faszinierend fremden Weg betritt
und trotzdem dem Leser Freiraum lässt für eigene Gedankengänge, ohne dass die
Probleme in erhobener Zeigefingermanier zu zeitkritischen Trampelpfaden
werden." (1986:
Gutachten).
Harald Birgfeld,
von Beruf Diplom-Ingenieur, schrieb die meisten seiner Gedichte während der
morgendlichen Fahrt mit der Hamburger S-Bahn zur Arbeit. Seine Texte entstanden fast immer bereits in
endgültiger Form.
Copyright
2009
beim Autor, Harald Birgfeld, alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser
Veröffentlichung darf ohne schriftliche Erlaubnis des Herausgebers, Harald
Birgfeld, reproduziert werden. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen,
Übersetzungen, Verfilmung und Einspeicherung sowie Verarbeitung in
elektronischen Systemen.
Herausgeber,
Autor, Redakteur: Harald Birgfeld. Über e-mail: Harald.Birgfeld@t-online.de.
23 Gedichtbände, 10.000
Strophen: Wir gerieten in den Gürtel der Meteoriten, 10.000 Aufschläge. Zum jeweiligen Volltext: |
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Bd. 3: Aufschläge 1000 - 1501, (1.
Version) Bd. 3: Aufschläge 1000 - 1501, (2.
Version) |
Bd. 10: Aufschläge 4501 - 5001 Bd. 11: Aufschläge 5002 - 5499 Bd. 12: Aufschläge 5500 - 6000, (1.
Version) Bd. 12: Aufschläge 5500 - 6000, (2.
Version) Bd. 13: Aufschläge 6001 - 6501 |
Bd. 14: Aufschläge 6502 - 6999 (online und im Buchhandel) Bd. 15: Aufschläge 7000 - 7500 Bd. 16: Aufschläge 7501 - 8002 Bd. 17: Aufschläge 8003 - 8500 Bd. 18: Aufschläge 8501 - 9000 Bd. 19: Aufschläge 9001 - 9500 Bd. 20: Aufschläge 9501 - 9827 Bd. 21: Aufschläge 9828 - 10.100 |
Inhaltsverzeichnis
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bis Aufschlag 9500 |
Ich
fand dich schon das zweite Mal umarmt mit
deinem eignen Schatten, der war
blendend weiß, Dass deine Augen davon
tränten. |
Aufschlag
9002 Immer
leerer wurde das Gesicht von dir, Und schließlich
blieben nur die Augen übrig, die
sich Schrecklich
öffneten Und zu mir schrien. |
Aufschlag
9003 An
deinen Kleidern schlug das Blutlicht hoch, Du hieltst die
blasse Hand ganz dicht vor
meine Augen, Und die grelle Sonne stand
dahinter. |
Aufschlag 9004 Von nun an sahn wir uns
von allen Seiten, auch von oben Und von unten, Und es konnte uns an uns Nichts mehr entgehen. |
Du hängtest deine eigne Zeit mit mir, so sagtest du, In eine Schaukel, Und es wäre immerfort ein Schwung darin, Und überhaupt verschwiegst du meine Angst vor einem Überschlag. |
Aufschlag 9006 Unter mir stand diese
dumme Krankheit, Und ich sprach davon, Und du und einer deiner Helfer gruben meine Erde um, Und ich verschloss die Haut, die aufgerissen war, mit einem Baumwollfaden, Der lag irgendwo herum. |
Aufschlag 9007 Ich würde mich, so sagtest du, An dich gewöhnen, Und die neue Schönheit, die ich an dir suchte, würde alt, Ich würde sie vergessen, Und ich fragte dich in kurzer Zeit das dritte Mal nach deinem Namen, Dann schrieb ich ihn auf Und meinen gleich daneben, Und du warst es froh Und hattest recht. |
Aufschlag 9008 Es gab so viele Möglichkeiten, Und ich saß vor meiner Tür, Und als der Wind sie hin und her stieß, Hängte ich sie aus Und setzte mich darauf, Und du, die mich nicht kannte, Riefst nach einem Tischler, Der sollt einen Stuhl anfertigen, Den wolltest du mir Schenken. |
Aufschlag 9009 Der Tisch stand eng am Sofa, Darauf saßen wir, Und ich bedrängte dich, Und Platz war nicht für dich Und nicht für mich, Und, als die Vase schwankte, wagtest du es nicht, die Hand dahin zu schicken, Und mich fasstest du nicht an Und lebtest ängstlich in dem Winkel zwischen Kissen. |
Aufschlag 9010 Gestern
Abend durfte ich dein Gast sein, Und du hattest
alles für uns zwei gerichtet, Und die Teller hatten keine
Böden, Und die Gläser hatten
Löcher, Und auch die Bestecke waren
gummiweich, Und ich verstand
dich gut, Und reichlich war
die Speise, die wir
hatten. |
Aufschlag 9011 Es
war ja wirklich so, dass uns der Frost mit leeren
Eimern Über unsre Dächer
hob, Und, würde einer
jetzt den anderen berühren, Spränge sicher
dieser Eisbruch quer durch
ihn Und würde
schrecklich durch die Kälte singen. |
Aufschlag 9012 Mit
Kohle zog ich Weiche, schwarze,
parallele Linien bis auf
deinen Leib Und über ihn
hinaus, dass ich aus der Station auf dir den
Ausweg fände, Und die Schienen liefen
schnurgerade in den Schnee, der draußen
lag. |
Aufschlag 9013 An deinem Hals hing dieses lange, goldne Kettchen, das fiel so belanglos über deine Brust, Und schwierig war es, Mich an diesen Handlauf zu erinnern, Und er rollte über mich hinweg Und ließ sich nicht ergreifen. |
Aufschlag
9014 Dein Gesicht war ebenmäßig, voller Freiheit, Die war aufgestellt als Wache, Und es kam kein einziger An ihr vorbei. |
Deine Haare standen dir nach Frauenart in langen Locken auf der Schulter, Und man sagte nicht umsonst, dass sich die Fensterpuppen nichts aus ihren Haltedrähten machten, Und du lebtest völlig zwanglos von der einen Helligkeit Zur anderen. |
Aufschlag
9016 Wenn du in größter Hitze warst, war deine Hitze nicht im Mittelpunkt, Und, wäre ich ein Forscher, suchte ich dich sicher An der völlig falschen Stelle, Und du lachtest über mich Und hieltst die Hände über dir Verschlossen. |
Aufschlag
9017 Nur dieses kleine Gummiband war Schaukelsitz in deinen Haaren, Und ich schwang und schwang darin Bis du es achtlos abnahmst, auf den Nachttisch warfst, Und deine Locken traten über ihre Ufer. |
Aufschlag
9018 Du wolltest leise etwas rufen oder War es doch ein Schrei, der kam von außen Und er drang in deinen Mund und sank dort weich in deine Kehle, Und die Tauben stiegen gurrend auf Und schraubten sich aus meinen Händen in die Höhe. |
Aufschlag
9019 Du hattest mir erzählt, dass die Gebäude nachts die langen Schatten in den Himmel warfen, Und wir spielten nun ein neues Spiel, Und unsre Hände glitten über unsre Stadt, vom Licht ins Dunkle, Und wir waren noch die Einzigen dort oben. |
Es war doch dumm, Dass du mir fortliefst, Und du hattest mir vor langer Zeit erzählt, man würde seine Liebe immer wiederfinden, Spränge man ins Meer Und hielte man die Augen unter Wasser Offen. |
Aufschlag
9021 Du sprachst zu mir, Ich wusste nicht, was du mir sagen wolltest, Und dein Mund stand etwas offen, Und ich sah darin die Pendeltür, die schwang nach beiden Seiten, Und sie wurde heftig aufgestoßen Und auch festgehalten Und schlug an die Rückwand Und dann wieder ganz nach vorne. |
Aufschlag
9022 Wir liebten uns Und lagen nackt im Schnee im Garten, Und wir waren aus dem heißen Bad gekommen, Und wir dampften auf, Hier draußen war es Nacht, das überraschte uns, Denn drinnen, in der Wohnung lebten wir seit Tag und Nacht nur noch im Tag. |
Aufschlag
9023 Die Schneelandschaft entzündete im Eingravierten Astwerk dunkler Bäume nur für uns die Schwarzlaternen großer Wintervögel an, Die strahlten mit dem Licht nach oben. |
Aufschlag
9024 Zwischen dir und mir war alles gut, Und wir verstanden uns Und jeder achtete genau darauf, Wenn sich der Spalt, der uns zu trennen suchte, Auftat, Und wir hatten auch gesehen, Dass sich andere sehr sicherten, mit Seilen und mit Haken aneinander banden, Und wir sprangen einfach ohne jeden Halt hinüber zu dem anderen, Der fürchtete sich sehr. |
Die erste Kälte war vorbei, Da putztest du schon dein Gefieder, Und ich sah genau, wie du die Flügel schärftest Und die langen dünnen Spitzen liefen blinkend aus. |
Aufschlag
9026 Du sahst es ganz genau, Wie ich im Schlehenstrauch verunglückte, ein Dorn stach durch die Brust Und hielt mich angenagelt, Und von oben ließt du nur den Hauch des Atems auf mich fallen, Du bewegtest dich sonst nicht Und blicktest auch nicht fort. |
Aufschlag
9027 Mit neuem Mut stand ich in deiner Tür Und hätte nur zu klopfen brauchen, Und ich wusste dich dahinter, Und ich wusste auch, Du wusstest mich davor, Es kam der Frost so stark, dass ich befürchtete, das Wort müsst an der Zunge kleben bleiben. |
Aufschlag
9028 Und ein Kind, das Raureif von der Klinke einer Pforte lecken wollte, Fror mit seiner Spucke daran fest, Und in der Angst, der Vater hatte keine andre Wahl, Musst er auf eine Kinderzunge urinieren Und sie so erwärmen. |
Aufschlag
9029 Nachts stahl ich mich hinter deine Augen, Und ich musste lange warten, Bis du eingeschlafen warst Und ich nicht stören würde, Und die Dinge, die ich kannte, Kannte ich nicht mehr aus deinen Augen. |
Heimlich, wenn du mich nicht sahst, Ging ich auf allen Vieren, Und du trugst mir ein Geheimnis an, Es müsste irgendjemand auf den Händen gehen, Und du fändest täglich neue Spuren, Und du würdest es nun üben wollen, So zu gehen, um den andren zu Entdecken. |
Aufschlag
9031 Du hättest es bemerkt, so sagtest du, Dass deine Augen heimlich mit den Ohren sprächen, Und die Zunge hättest du auch im Verdacht Und wüsstest nicht, Wer noch von dir so vieles wüsste Was du selber nicht erführest, Und du sahst in meine Augen, in den Mund Und auch in meine Ohren Und in meine Nase, Und du hättest diesmal nichts gefunden, Und ich hätte Glück gehabt. |
Aufschlag
9032 Ich überraschte dich, du lagst im Bett, An deiner Seite lag dein Ebenbild, Es war genau wie du Und sah auch aus wie du Und sprach mit dir zur gleichen Zeit die gleichen Worte, Es war eine Spiegelei in den Bewegungen von euch, Ihr wart von mir nicht Überrascht. |
Aufschlag
9033 Draußen breitete sich eine Ruhe aus, gefolgt von einer Leere, Und ich ging zurück zu dir Und sagte nichts Und sah dich an, Und du sahst auch durch mich hindurch, Und draußen, sagtest du, säh man die Ruhe und die Leere, Beide stünden eng an eng Vor deinen Augen. |
Aufschlag
9034 Abends gingen wir zu zweit in eine Stadt, Und von den Türmen konnte man hernieder schaun, Es war die Nacht, die mit den Lichterketten weit in deine Augen fiel Und dort die Straße hell erleuchtete, Und ich ging lang mit dir Spazieren. |
Früh am Morgen, als ich mich erinnerte, Griff meine Hand nach dir, ich fand nur tiefe Linien in dem Laken Und ein wenig Farbe in den Kreisen, Und du hattest deine Bindung an das Gegenständliche Ganz aufgegeben. |
Aufschlag
9036 Deine Farben, deine Linien waren völlig frei, Und wollte ich dich sprechen, Formte sich ein Bild daraus, das stand ganz still Und war die Antwort, Und Bewegung war Gespräch mit mir. |
Aufschlag
9037 Dann maltest du dich Schwarz auf Weiß, Es musste festlich sein Und sollte mir gefallen, Und du warst nur noch auf dieser Leinwand, Und ich löste deine Felder auf, Sie durften sich vor mir so frei es ging Bewegen. |
Aufschlag
9038 Du sagtest mir ins Ohr ein Wort, Das war so sanft, so süß, so fremd, Dass ich es nicht verstand, Und, wär es mir gelungen Es genau zu hören, sagtest du dazu, Wär ich schon lange tot Und du wärst noch vor mir Gestorben. |
Aufschlag
9039 Wir reisten oft, Wir reisten oft Und immer im Gepäck, Wir reisten oft Und immer im Gepäck des anderen, Wir reisten oft Und immer im Gepäck des anderen Und reisten niemals fort Und kamen nicht aus dem Gepäck heraus. |
Aufschlag 9040 Ich sah dich nackt Und schmuck- und
kleiderlos, Und nirgends ragte
einer meiner Nägel aus den
Wänden, Und die Bilder, die ich
früher an dich hängte, Waren fort im Austausch gegen
fremde Leute, Und die konnte ich
an dir nicht Sehen. |
Aufschlag 9041 Du standst in
meinem Rücken, Und ich konnte dich
gut spüren, Und wir sprachen
so: Du sahst auf mich, Und die Gefühle, die ich
hatte, Waren nicht zu
unterdrücken, Und ich würde mich
gleich zu dir umdrehn, Dann stünd deine Sprache mir im
Rücken, Und von dir wär
keine Spur. |
Aufschlag 9042 Es gab auch Augenblicke
zwischen uns, Die wiederholten
sich blitzschnell, Und nacheinander
löschten sich die Stadtlaternen
mehrmals aus Und wurden in der Zwischenzeit nicht
neu Gezündet. |
Aufschlag
9043 Ich wollte irgendwann verreisen, Und es stand ein Fenster in der Landschaft, Und ich nahm dich mit Und stellte dich davor, Und ich saß auf dem Stuhl dahinter, Und wir waren lange Fort. |
Aufschlag
9044 Du hattest das Talent dich zu verkleiden, Und du hattest dabei keine Kleider an und warst die Frau, die dreifach schnell verwandelt, Kopf und Schoß und Leib in ihren Händen bot, Du hörtest nicht auf das, Was ich dir sagte, Und ich hätte dich zu gern Mit dir betrogen. |
Es fiel ein wahrer Stern mit einer Lichtspur, die ich sah, Vor meine Füße und schlug auf, Ein Stein, den ich dann aufhob, Und er war sehr klein und schwer, Und du fielst mir ins Wort und glühtest alles aus, Dass es nun doch als Staub in meiner Hand zerbrach Und nicht zu halten war. |
Aufschlag
9046 Schwer war mir der Kopf, dass er nach hinten Und nach vorne fiel Und nicht zu halten war, Und du griffst ein Und putztest ihn ein wenig ab Und legtest ihn Beiseite. |
Aufschlag
9047 Deine Haare fielen extraweich, Und meine Hände spielten sich als Tänzerinnen dort hinüber und hinein, Und sie verdingten sich an dir, Und du erschrakst, als ich mit meinen Stümpfen nach dir langte. |
Aufschlag
9048 Mein Mund blieb lange fort, Ich trug ein Tuch darüber, dass man den Verlust nicht sah, Und alle sagten, dass es ganz verständlich sei, Man sollte doch sein Herz nie auf der Zunge tragen, Und man schnitt sie mir heraus Und sandte sie dem Reisenden gleich hinterher. |
Aufschlag
9049 Wir wohnten in dem Wagen, der war brüchig Und stand fest auf seinen Rädern und die rollten ihn nicht mehr, Und, wenn ich zu dir kam, erlaubtest du die Liebe nur noch hinter Panzerglas Und legtest diese harte Scheibe auf die Betten, Sonst war alles abgeräumt. |
Auf jeden Fuß band ich mir eine brennende Laterne, Und du lachtest über mich, Es sei doch tags nicht nötig, Und es war doch so, Was du nicht wissen konntest, dass es nur Geschwisterkinder meiner Kopflaterne waren, Die hielt ich ganz dicht vor dein Gesicht, dass sie mir deinen Weg verriet, Den ich dann mit dir ging. |
Aufschlag
9051 Wir malten uns den Horizont an jede Zimmerwand Und hielten uns daran, Und keiner durfte ihn berühren, Und in Wahrheit wurde er nach kurzer Zeit zum Sehschlitz, den wir Äußerlich bewachten. |
Aufschlag
9052 Einmal kam ich in dein Zimmer, Und es schlugen mir die Äste und die Zweige stehngebliebner Worte ins Gesicht, Ich wusste ja von nichts Und wurde sehr verletzt, Und du warst hier nicht Aufzufinden. |
Aufschlag
9053 Ich lud dich zu mir ein Und liebte eine Liebe, die ich für dich fand Und sprach darüber auch zu dir, Das machte dich zu meinem Mittelpunkt, Das griff dich an und schuf ein Fieber, dass dich fast getötet hätte, Und ich riss, so schnell ich konnte, alle Wände wieder ein. |
Aufschlag
9054 Zweifach hing an deinem Hals ein dünnes Kettchen, Das hing dort nur einfach, Und du beugtest dich ein wenig vor, Und unabtrennbar blieb die Schattenschnur auf deiner Haut, Sie ließ auch meine Finger sich darunter Schieben. |
Aufschlag 9055 Du hieltst mir
deine Hände hin, Die waren wohl
gefesselt, Aber nicht so fest,
wie ich befürchtet hatte, Und ich nahm das Goldband ab Und löste so mit
einem dummen Griff dein Leben
auf, Es fiel in
übermäßig vielen Und unendlich
kleinen Einzelteilen auf
den Boden. |
Aufschlag 9056 Wir gingen vor die Lampe schwarzen
Lichts, Das machte unsre Körper völlig weiß Und völlig
durchsichtig Und ließ es zu,
dass wir uns Ineinander,
durcheinander fallen lassen konnten, Und Berührung gab es
nicht. |
Aufschlag 9057 Vor der schwarzen Lampe wurden alle Schatten weiß, Das waren wir, Wir wurden von uns
selbst zum eingebrannten Hohlschnitt, den
wir nicht mehr Füllen konnten. |
Aufschlag
9058 Ich bat dich um Verzeihung, dass ich dich nicht sah, Ich war trotz heiler Augen innenblind Und ließ dich ruhig die Erinnerung in meinem Innern Reparieren wollen, Und du hast ja gar nichts Vorgefunden. |
Aufschlag
9059 Ich verstand so vieles nicht, Und heute, als du fortgingst, Sagtest du sofort, dass unser Abschied immer eine Wiederholung wäre, Du kamst mir im Haus entgegen, um ein zweites Mal zu gehen, Und ich wagte mich nicht mehr Hinein. |
Man wollte dich bestehlen, Das war ich, Und mit sich nehmen, was zu brauchen war, Das ließt du zu, Und nichts war außer dir und mir, Da stahl ich uns. |
Aufschlag
9061 Eines Tages riss dein Schmuck, Dass ich erschrak, Und aus den Wunden deiner Haut trat weißer Saft, Wie sollte ich ihn so schnell färben können, Dass es niemand sah? |
Aufschlag
9062 Ich sehnte mich nach oben in den freien Raum, der sei, so sagtest du, doch überall, Und schobst aus meiner Nähe alle Gegenstände fort, Und du warst völlig schwerefrei Und nicht mehr zu Erreichen. |
Aufschlag
9063 Ich sah dich lange an Und wartete, das fiel dir auf, Und du verstandst mich gut Und zeigtest unter deinem Leib die zarten Knospen, Und die jungen Blätter lagen drum herum gerollt im Aufbruch. |
Aufschlag
9064 Du trankst aus einem leeren Glas, das stand auch auf dem Kopf Und war zwar leer doch auch gefüllt Und stand verkehrt herum Und lief nicht aus. |
Es war nur, dass ich dir das Stirnhaar richtete Und machte auch den ersten Schritt aufs Gletscherbrett, das lag darunter, Und ich stürzte mit der Schneelawine, die sich löste, Über dein Gesicht, das blieb so hart, mein Mund schlug sich an weißen Kliffen blutig. |
Aufschlag
9066 Dies war ein Kuss, der kämpfte um sein Überleben, Und ich spürte, dass die Wärme des Erstickens in mir Aufstieg. |
Aufschlag
9067 In deinen Augen lagen Wendeltreppen, Und ich sah hinein, Und meine Blicke liefen mit den Wendeln in die Tiefe, Und die Treppen, die so offenbar begannen, Wanden sich unendlich oft hinab, Ich fiel so schnell Und schon so lange, Und die Arme streckte ich nun aus nach beiden Seiten, um den Sturz zu Dirigieren. |
Aufschlag
9068 Wir schleppten beide an dem schwimmenden Gebirge, das war ganz aus Eis und schmolz in unsrem Rücken Und zerbarst mit unerhörtem Lärm, Und ich nahm an, dass wir vielleicht in eine falsche Richtung zögen, Und du gabst mir keine Sicherheit. |
Aufschlag
9069 Jeder deiner Seufzer stand im Raum, Du schwiegst dazu Und sagtest nichts, Ich durfte dich nicht fragen, Und ich sah den Schauer, der dir über Schultern, Hals und Nacken lief Und dann verblüht zu Boden fiel. |
Aufschlag 9070 Wir liebten uns Und stießen
aneinander, Und es war der
einzige Zusammenstoß, der
unser blankes Blech noch blanker
hatte werden lassen, Und es galt ja
sonst das allerstrengste Nichtberühren. |
Aufschlag 9071 Es ist dir gleich,
sagst du, Und klappst dich
einfach auf Und zeigst auf
deine vielen Fächer, auf
versteckte Laden, Und ich tu mich um
in allergrößter Eile, Und du findest mich
gelassen Wie die anderen, Die standen auch im Fieber, nah an dir, Dir nah. |
Aufschlag 9072 Als ich dummer
Mensch Die Werte wog, weil
ich so hungerte, Ja, wie ich
jahrelang die Steine ordentlich
herangetragen hatte, Weil ich, als ich
hungerte, vielleicht an Treue dachte, Weil ich etwas
speisen wollte, Das beständig war, Als ich nun einmal
wog, Stießt du mit
deinem Fuß die Mauer um,
dass ich darunter fiel, Und mehr traf mich,
dass ich von meinem Machwerk fast
erschlagen wurde, als dein Lachen, Das war zuckersüß Und unbegreifbar
fern So nahe über mir. |
Aufschlag
9073 Ich wollte nichts mehr heilen Und auch nichts mehr retten, Und ich schnitt mir meine Augenlider ab, damit ich besser sehen konnte, Und die neue Technik ließ es zu, Ich sah dich emsig mit den Leuten sprechen, Dass sie nicht erschraken Über meine aufgerissnen Worte, die sie sahen. |
Aufschlag
9074 Dein Lächeln war der Kragen deines Innenpelzes, Der blieb mir verborgen, Wurde nie von mir gesehen, War von keinem Jäger, Und er reizte mich zur Jagd. |
Dein Fell war seidenweich Und zu erkennen nur im Gegenlicht, Mein Atem legte Wege Und Kanäle dort hinein, Ich kannte mich bald aus Und konnte dir davon Erzählen. |
Aufschlag
9076 Ich fuhr auf Linien deiner Hand, Die hielt mich fest, als sich das Ufer näherte Und du mich riefst Und ich den Aufstieg zu dir Plante. |
Aufschlag
9077 Als du kamst, war es zu spät, Es war ja nur ein Stehplatz, den ich hatte, Und er war das Billigste im Angebot, Das war dir teuer, Und das Bild, an dem ich malte, konnte kein Ersatz sein, Und es zeigte dich auch nur am Rand. |
Aufschlag
9078 Aus deinem Haar klang eine Melodie, die war ganz einfach Und verfing sich mehrfach, Und ich fragte dich, Warum du nicht wie sonst ein Liedlein singen wolltest, Und du kämmtest dich zu meiner Freude lange, Und das Zimmer war sehr warm, Das tat dir gut. |
Aufschlag
9079 Eines Tages riss man mir die schönen Kacheln von der Wand, Du stecktest deine Hände in die Manteltasche, Und das Pflaster, das ich gegen Herzschmerz trug, war wertlos Und bewirkte gar nichts. |
Ich fuhr an dir vorbei Und wusste nicht, warum, Sonst hätte hier der Zug gehalten, Und ich sah in deinem aufgerissnen Mund ein Schild, Das sah ich ganz genau Und las die Schrift darauf Und konnte sie nicht lesen Und verließ den Zug an einer Falschstation, Dort standst du schon Und wartetest auf mich. |
Aufschlag
9081 Ich wünschte mir, dass deine Hand in meinen Nacken führe, Und sie kam nie an, Mein Mund vergrub sich anfangs gleich Und tief in ihrer Innenseite und ertrank darin. |
Aufschlag
9082 Einmal dachten wir zugleich das Gleiche, Und es stieß an deine und an meine Vorderwand Und prallte ab Und schlug, das sahen wir beim anderen Und spürten es an uns, zur gleichen Zeit an unsre Hinterwände, Und wir stimmten überein Und sprachen nicht drüber. |
Aufschlag
9083 Es schmerzte mich mein Herz, das sagte ich zu dir, Weil du mich kanntest, Und es war von mir nur einer dieser dummen Übersetzungsfehler, Den du gleich erkanntest. |
Aufschlag
9084 Morgens ging ich aus der Tür und küsste dich Und küsste dann die Tür und dann den Weg Und danach nichts, Und irgendwann würd ich den Sinn und den Zusammenhang, Der zwischen dir, der Tür und auch dem Weg bestand, Erfahren. |
Aufschlag 9085 Einen Fehler machte ich
an dir, Ich setzte meinen
kleinsten Fehler so tief an, Dass er vor mir wie
nie geschehen war, Und machte dich zur Meisterin der Sprengkunst. |
Aufschlag 9086 Wir schliefen
glücklich ein, Und noch im letzten Augenblick stieß
ich den Fuß in deine
Schlaftür, Und ein Folterknecht, der
mich im Eifer übersah, trug
mein Gesicht Uns sprang in
deinem Schlaf auf mich, Ich lag in Gurten auf mir
ausgebreitet. |
Aufschlag 9087 An meinem Leib entdecktest du
ein Längenmaß, das maß
mich überall, Du wolltest dich
mit mir vergleichen, Und es war ja
überhaupt nicht übertragbar, Selbst die Sprache, die sich
leicht bewegte, Blieb an dir und
mir, An unsren Zungen hängen. |
Aufschlag
9088 Mit meiner Zunge ging ich gern auf deinem Mund spazieren, Und ich brauchte diese weiten, ausgedehnten Ruhewege, Und ich meldete mich gleich nach meiner Rückkehr wiederum Bei dir. |
Aufschlag
9089 Du griffst in meiner Gegenwart zum Tod, der stand bereit Und war von dir geladen, Und ihm war es gleich, Er wäre auch zu mir gekommen, Hätt ich ihn gerufen, Und er sagte wenig Und war gar nicht intressiert Und ließ sich auch von dir nicht zwingen Und ging fort. |
Einmal traf ich dich im Schlaf, Wir sprachen über dessen Eigenarten, über Schwerelosigkeit Und über rückwärtslaufende Gedanken und auch über einen Anfang, der sich dauernd wiederholte, Und versprachen uns, Uns nicht zu wecken und im Wachen nicht danach zu fragen, Und wir saßen später lange vor dem Spiegel, der war unser Zeuge. |
Aufschlag
9091 Du sagtest einfach: „Wenn du mal ein Leben brauchst, nimm meines,“ Und ich hätte deines gern dazu, Das gabst du nun nicht mehr, Ich wusste auch nicht, Wie ich es dir hätte anders sagen sollen, Und ich hätte wirklich gerne zwei, Es war mir doch von dir so Angeboten worden. |
Aufschlag
9092 Hättest du gesprochen, Hättest du erklärt, mir nur ein Wort gesagt, dann hättest du dir jedes Wort und auch dich selbst ersparen können, Und ich hätte nichts gemerkt von deiner Gegenwart, die ließ mich lange raten Und auf eine Antwort warten. |
Aufschlag
9093 Du ludst mich in dein Haus, das stand in einem Baum, Und wirklich lagen wir in einem Nest aus allerlei Geflecht, das hattest du gesammelt, Während wir drauf lagen. |
Aufschlag
9094 Es wurde mir mein Herz so leicht, Es drängte sich nach draußen, Und ich gab es schweren Herzens frei, Es stieg sofort, so schnell es konnte, auf Und war mit nichts mehr einzuholen Oder zu erreichen. |
Dein Leben war so leicht zu retten, Und es war, so sagtest du, Schon hundertmal erstickt an Liebe, Und du starbst Geduldig. |
Aufschlag
9096 Mir war der eigne Atem sichtbar, Und er schrieb sich vor mir auf, Ich nahm es ganz gelassen, Und es war so, wie es war, Und deine Finger schoben meine Worte als ein Spielzeug hin und her, Du ahntest nicht, woher sie kamen, Und sie gaben ihren Sinn nicht ab an dich. |
Aufschlag
9097 Dein Kleid war gelb, Es war nur eine Schleife abzunehmen, Gelb war auch die Haut darunter, Als du sprachst, ich sah auf deine Zunge, fiel das gelbe Licht bis tief in dich auf irgendeinen Grund, So hattest du dich Hingegeben. |
Aufschlag
9098 In deinen Augen zündetest du blaue Lichter an, die gaben in der Nacht den schwachen Schein, der fiel auf dein Gesicht, Und selbst durch die geschlossnen Lider konnte ich bis tief in kleine Höhlen schauen, Dort entdeckte ich zwei blaue Herzen, die ganz unterschiedlich schlugen, Und sie wussten voneinander Nichts. |
Aufschlag
9099 Es war für dich der schönste Augenblick, wenn ich dich morgens spannte, Und die Feder in dir aufzog, Und nur einmal musste ich dich retten, Denn es schnellte damals etwas von dir ab, Das fing ich ohne Werkzeug vor dem Aufprall Und, bevor es sichtbar wurde, Wieder ein. |
Aufschlag 9100 Wenn ich heimkam, Trafst du auch grad
ein, Du sagtest mir, Es könnte niemals
sein, Dass ich vor dir
bei dir wär, Und auch umgekehrt Wär es nicht
möglich, Und ich war so oft
wie du Allein. |
Aufschlag 9101 Bei den Kindern war es
anders, Die erkannten sich
an einem Bleistiftstrich auf
dem Papier Und sprachen gleich
mit sich; Und dich in mir Und mich in dir zu
finden War zu schwer, Ich wollte uns
darum mit dünnem, steifem Draht in uns Ergründen. |
Aufschlag 9102 Dein Haus war hoch
gebaut Und reichte bis in
deine Haare, Und es gab davor Stationen, die
verwirrten mich Und strahlten ihre Wege ab in falsche
Richtungen, Das konnte ich
nicht mehr Bedenken. |
Aufschlag
9103 In deiner Tür stand immer eine Wache, Die hielt wurfbereit ein Menschennetz, Das sollte mich nicht schrecken, sagtest du, Und nie hab ich gesehen, dass sie etwas fing, Und traute deinem Eingang gar nicht. |
Aufschlag
9104 Über uns war eine Oberfläche, die sah ich von hier, Wir hätten unser Tauchen schon beenden können, Und du zeigtest mit der Hand nach unten, Dort war Licht, das hatte ich ganz Übersehen. |
Außerdem vergaßt du, Dass wir angegurtet waren, Und man warnte überall vor einer schnellen Bremsung, Und wir standen still Und mussten einfach Warten, warten, warten. |
Aufschlag
9106 In deinem Nacken kräuselte sich Frauenhaar, das roch ein wenig, Und ich liebte diesen Duft Und blies es mit dem Atem hoch, Und auch das Fach darunter wurde Sichtbar. |
Aufschlag
9107 Du sahst mir zu: Durch meinen Händetrichter lief ein weißer Sand, der floss so weich Und strömte ab als Milch, die ließ sich schon beim zweiten Mal auf deine Lippen rieseln, Und ich wüsste gern, ob sich dein Durst ein wenig legte unter diesen Tropfen. |
Aufschlag
9108 Selbst deine Nässe, die dein Körper schuf, Verschlang der Fisch, weil seine Haut sich fürchtete. |
Aufschlag
9109 Immer schneller spielten deine Worte auf dem Instrument, das hatte ich an mir entdeckt Und dir gelegentlich gezeigt Und lief nun sehr Gefahr, an deiner Schwingung zu Zerreißen. |
Es lag mein Mund auf deinem, Und ich wusste nicht mehr, ob man Aß beim Essen oder trank beim Trinken Oder ob man sprach beim Sprechen, Und ich liebte diesen neuen Hunger, der lag fest auf meiner Zunge. |
Aufschlag
9111 Unter deiner Haut entdeckte ich die schmalen, blauen Flüsse, Und ich baute mir ein Boot, das trieb auf deiner Oberfläche jeden Strom hinab Bis in die kleinsten Äste, Und ich sah mich immer wieder um nach einem Ursprung. |
Aufschlag
9112 Deine Hand strich mir mit einer lieben Geste über eine Wange, Und es nützte nichts, Du flogst so schnell vorbei, Auf meiner Seite war kein Fänger darauf vorbereitet. |
Aufschlag
9113 Ich küsste dich, Vielleicht, ich weiß es nicht, War es auch umgekehrt, Ich weiß auch nicht, woher die Münze kam, die lag auf deiner Zunge, Und es konnte niemand, den wir fragten, das Metall bestimmen, Und die Währung, die drauf stand, War völlig unbekannt. |
Aufschlag
9114 Wir hakten unsre Finger ein Und gingen nahe über unsrer Erde durch die Luft Und hofften, Dass es uns nicht schmerzen würde, Wenn wir grad an dieser Stelle aneinander wüchsen. |
Aufschlag 9115 Dein langer Haarzopf sollte
mich ein wenig tragen, Und ich stand mit
einem Fingerboot in
deinem Kragen Und sprang auf Und glitt die Wellen ab, Bis sie am Strand aufs Ufer
liefen Und mich wieder von
dem Rücken warfen. |
Aufschlag 9116 Du sagtest gleich, Ich käme noch
dahinter, Und es läge gar
nichts vor, Und heute grade
sollte nichts an dir Geöffnet werden, Und ich sei doch
sonst so rücksichtsvoll, Du redetest mir ins Gewissen, Und das war ganz
ungewiss, Ich wusste nicht, Wovon du sprachst. |
Aufschlag 9117 Du legtest nachts
ein Seidentuch auf
deinen Mund, Das lag dort völlig
ruhig, Und kein Atem hob es an Und schob es fort, Ein übergroßes Lid, das sollte dir
die Träume schützen Und sie vor Verrat
bewahren, Und ich hielt mein Ohr ganz nah daran Und hörte hinter
diesem Vorhang fremde
Namen Fallen. |
Aufschlag
9118 Auf deinem Arm saß wieder dieser unbekannte Flötenspieler, Und er war nicht sichtbar, Und die Lieder, die ich hörte, Kamen eigentlich von deiner Brust, dort schlich mein Ohr herum Und traf auf meinen Mund, der spielte unermüdlich ohne Unterlass. |
Aufschlag
9119 Du trugst so gerne schwarze Kleider, Und ich hatte dich in dieser Trauer schon vor einem Jahr geliebt, Und heute, als du von mir Abschied nehmen musstest, Legtest du dir weiße Trauerkleider An. |
Die Sonne stand auf deinem goldnen Halsband, Und sie sprang von einem Plättchen auf das andere, Ich musste mich darauf beeilen, Und der Schienenstrang war viel befahren, Und ich selbst war Führer dieser Züge. |
Aufschlag
9121 Manchmal sah ich noch die Uhrzeit, umgeblättert immer wieder neu in deinen Augen, Wahllos lief sie vor Und sprang zurück Und hatte fast schon ihren Sinn verloren, Und du lachtest über meine Unaufmerksamkeit Und über meine Ahnungslosigkeit. |
Aufschlag
9122 Wir verglichen unsre Zeit Und hatten keine Uhren, Und wir legten unsre Handgelenke, Puls an Puls, Sie mochten sich dort selbst vergleichen, Und wir fragten sonst nicht mehr Und wollten unsre Zeit auch nicht mehr Richtig stellen. |
Aufschlag
9123 Einen ganzen Tag hieltst du die Augen zu, Ich sollt dich führen, Und du wolltest tief in mein Vertrauen tauchen, Und ich sprach zu dir Und zeigte dir die ganze Welt an einem Tag Und ließ dich nicht von meiner Hand, die hatte ich aus Sorge in dem Zimmer bis zum Abend angebunden. |
Aufschlag
9124 Du entdecktest meine Sonnensegel, die du nicht verstandst, Und unbekannt war dir die neue Mode, Und du fragtest heimlich überall nach ihrem Ursprung Und wie man sie ohne jeden Übergang und so direkt Und so lebendig, wie bei mir, Mit seinem Leib verbinden könnte. |
Du sprachst von einem Lichtunfall, den du erlitten hattest, Und ich sah doch nichts an dir, Ich hätt dich retten können, Und du sagtest mir, dass nur in deinem Innern, ja vielleicht in deinem Kopf der Blaustrahl seinen Bogen zöge, Und du brenntest langsam aus Und wolltest noch die eine Und die andere Verbindung lösen. |
Aufschlag
9126 Wir sprachen miteinander, Nein, du redetest mit mir Und klagtest auch, dass meine Ohren dich nicht hörten, Und ich sah in Wahrheit nur die Mückentiere in der Lichtung, die sich an dir auftat, Spielen. |
Aufschlag
9127 Ich brachte Blumen, Und es war ein schöner Strauß, den küsstest du in deiner Freude, Und er schmolz sofort, wo ihn dein Mund berührte, Und die Tropfen waren klar Und liefen ab, Und du bemerktest nichts davon Und liebtest ihn, als wäre er ein Teil von dir und auch, als wäre er dir grad Geboren. |
Aufschlag
9128 Unter deinem Kleid sahst du nicht aus wie andre Frauen, Und ich wusste nicht, warum, Es war wohl nur, dass keine Tür ins Innre Führte. |
Aufschlag
9129 Deine Zimmer waren kalt und freundlich, Und die Offenheit, die von dir ausging, Mochte wohl auch hier entstehen, Und die Fenster standen mitten in dem Raum, man konnte sie von beiden Seiten öffnen, schließen Und begehen. |
Aufschlag 9130 Du gingst mit einem Stofftier in dein
Bett Und sprachst mit
ihm, Und zwischen dir Und mir lag
außerdem ein unsichtbares Eselstier, Das hielt mich fest
in seinem Arm, Und jeder Schrei von mir Würd dich nur
stören Und mich enger
fangen. |
Aufschlag 9131 Alles war dir
recht, die Zeit zu messen, Und es standen
dumme Gegenstände auf dem
Tisch, Du lagst im Bett, weil du
erkrankt warst, Und du würdest
pünktlich aufstehn Und genesen sein Und richtetest dich
nach zwei Steinen Und nach einem Zug, der fuhr auf
seinem Weg durch deine
Stube, Und du danktest mir
für den Besuch Und für die Präzision, mit der
ich eingetroffen war. |
Aufschlag 9132 Früher staunte ich,
dass wir im Fallrohr
gleichschnell fielen, Und es war ja so, Dass du schon
längst an mir Vorbeigefallen
warst, Und hier, an meiner
Seite blieb nur
eine dumme Illusion, die war
mir lieb Und blieb sehr
lange. |
Aufschlag
9133 Du schenktest mir ein winziges Paket, das öffnete ich unter einer Lupe mit dem spitzen Instrument Und fand ein rosa Herz auf einer Schale liegen, Das schlug ohne Unterbrechung, Und du sagtest mir ins Ohr, du würdest trotzdem weiterleben, Und es machte dich so froh. |
Aufschlag
9134 Ich war ein dummer Mensch, Ich küsste deine Haut, Du wolltest Leben auf den Bildschirm bringen, Und dahinter musstest du als Pflegerin die Zahlen ordnen, Und man ließ dir keine Wahl, Es gab nur eine Ziffer zu erkennen, Doch die konntest du nicht lesen, Die lag mir auf meinen Lippen. |
Ich legte meinen Arm um deinen Hals Und sah dich lange nicht, Und später schriebst du mir, der Arm sei so gut angewachsen, Und er trage Früchte, Und du sehntest dich nach mir, Und ich vermisste nichts. |
Aufschlag
9136 In jedem deiner Augen funkelten drei helle Lampen, Und sie mochten wohl in meinem Rücken stehen, Und du sagtest leis zu mir, dass dieses Funkeln, das dich von mir träfe, tiefe Löcher in dich brenne, Und die Nacht, gleich hinter mir, Sei nie so schwarz gewesen, Und ich sah auf dich voll Neugier. |
Aufschlag
9137 Lange hatte ich die Sehnsucht in mir ausgebreitet, Und es standen diese beiden Tropfen eng an eng auf einem Tisch, Und wäre ich an ihn versehentlich gestoßen, Träfe mich von dir nur eine sanfte Handbewegung… |
Aufschlag
9138 Meine Lippen waren überall, Ich wandte mich zur Seite, Und ich hätte meine Wangen kühlen sollen, Und die Stirn war heiß, Und meine Arme hingen schlaff herab, Und in dem Nachbarzimmer sah ich mich, Ich war schon über dich gebeugt Und wartete, Du hattest dich in deine Hand verbissen. |
Aufschlag
9139 Dieses sei die Schwelle, Und das Land dahinter wolltest du in Zukunft mit mir teilen, Es sei neu und unentdeckt, Auch sollte ich die fremden Arme, die auf deinen Schultern lagen, Ganz vergessen, Und ich fand in dieser Wand den Durchschlupf nicht, Und tags Und nachts warst du ganz eng an meiner Seite, Und du wuchst nicht nach. |
Wir sprachen miteinander, Und wir standen mitten in dem Abschied, Und ich warf nach vorne einen Stein Und einen anderen nach hinten, Und wir merkten uns die Aufschlagstellen, Und wir würden sehr schnell wissen, Wohin uns die Zukunft bringen würde. |
Aufschlag
9141 Es gab auch keine Mittel, uns zu prüfen, Und ich hatte festgestellt, dass deine Eigenschwingung Ganz und gar von meiner abwich, Und sie würden sich nicht einmal Überlagern können, Und ich schwieg zu dir darüber, Und es war dir recht. |
Aufschlag
9142 Wir gingen durch die Winterlandschaft, Und die Kälte wuchs direkt ins dunkle Himmelsblau, das hätte ich mit aller Wärme meines ganzen Lebens Niemals schmelzen können, Und du freutest dich so sehr in meiner Nähe, Und du wärmtest dir an mir die Hände, Und sie dampften schon ein wenig. |
Aufschlag
9143 Auf meinem Frühstückstisch serviertest du mir feine, weiße Scherben aus dem Porzellan, Das sei mein Nachtwerk, Und ich hätte dir gesagt, der Löffel, den man führt, Passt immer nur zu einer Suppe. |
Aufschlag
9144 Wir tranken aus dem einen Glas, das reichte immer nur für einen, Und der andere begnügte sich Und musste warten, Und ein andres Mal hätt jeder trinken können, Und wir schämten uns zu zweit, Und keiner griff nach seinem Glas. |
Aufschlag 9145 Aus deinen Haaren wuchs ein Seidenfaden, der
war sehr verspielt, Und als ich etwas
daran zog, bewegte ich den Mechanismus, der
dich öffnete, Und ohne seine Hilfe hätte ich
dich nie gefunden Und erkannt. |
Aufschlag 9146 Mit meinem dritten Auge sah ich dich
ganz anders, Und ich spürte
damit deine Wärmebilder auf, Und die bewegten
sich ganz langsam, deine Wärme stand im Raum
und blieb, Ja, selbst, wenn du
ihn schnell verließt, Und sie vermischte
sich danach, Und manchmal konnte
ich mich Gleich nach dir in
eben diesen Raum begeben, Und kein Wärmeauge merkte
einen Unterschied. |
Aufschlag 9147 Mitten in dem Zimmer hing dies
Seil, Das war armdick Und hatte keinen
eignen Sinn, Und dir, so sagtest
du, sei wichtig es mit deinen Händen zu berühren Und dich zu
erinnern, Und es führte
wirklich Ohne Haken, Ohne Ösen durch die Zimmerdecke. |
Aufschlag
9148 Du gabst nicht nach, Und tausendmal ging ich in dich Und durch dich durch, Und hinter mir flosst du zusammen, Und du warst vor mir kein Widerstand. |
Aufschlag
9149 Dein Schoß wurd mir ein wunderbares Lager, Und nach kurzer Zeit kamst du dazu Und fandst dich wohlig warm Und sahst mich nicht Und klagtest auch nicht über deine Einsamkeit mit dir. |
Du legtest deine Hand auf meine Fieberstirn, Und wirklich fuhr das kleine Boot mit etwas kühlem Wind durch mich hindurch, Und schräge standen seine Segel. |
Aufschlag
9151 Ich biss in eine gelbe Blume, die war bitter, Und du lachtest über mich, Und selbst an dir brächt jeder Biss von mir die tausendfache Bitterkeit, Und deine Schmerzen hätte ich umsonst, Die würdest du im Freudenschrei Zuoberst legen. |
Aufschlag
9152 Als du mit deinen Armen
balanciertest, Gleichgewicht zu
halten suchtest, Sah ich schnell auf deine Füße, Und die standen voreinander, Aber fest auf einem Boden, Und ich konnte deine offenbare Lüge nicht verstehen. |
Aufschlag
9153 Deine Haare waren lang, Du trugst sie offen, Und du kämmtest sie in meiner Gegenwart, sie wuchsen dabei schnell Und reichten, Noch bevor ich bei dir eingetroffen war, Bis an den Boden, Und dahinter saß nur noch die Holzform, Und die hatte man bezogen mit der Kopfhaut. |
Aufschlag
9154 Alles konntest du an deinem Körper ändern, Und ich hatte mich daran gewöhnt, Und irgendwann, erinnere ich mich, Erschienst du mir aus warmem, weichem, Glas, das brach nicht aus Und riss nicht ein, Du selbst warst damals fort auf Reisen. |
Ich sah es gern, In deiner Stirn stand eine kleine Säulenreihe, die verdeckte den Balkon, Darauf erschienst du manchmal, Fremd gekleidet, Und du winktest mir verstohlen zu, Ich sollte endlich kommen, Und ich wusste einfach nicht… Wie käme ich nur unentdeckt an dem Gesicht vorbei? |
Aufschlag
9156 Du konntest deine |