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Harald Birgfeld, Webseite seit 1987/ Website since 1987

 

da liegt mein Herz, Geschichten aus Niemandsland 2022 -2024 (im Entstehen)

z.B.: 100 Jahre „Kafka“, eine herrenlose Fundsache (neu)

 

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Lyrik, Prosa und Ingenieurarbeiten

 

 

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Bildergalerie

 

 

Buchtitel

ISBN 3-937264-30-2

 

Inhaltsverzeichnis

 

Wir gerieten in den

Gürtel der Meteoriten

Lyrik.

10.000 Aufschläge

Band 19: Aufschläge 9001 - 9500

 

Harald Birgfeld

 

 

"Es lohnt sich, einmal einen heutigen Dichter kennen zu lernen, der mit der deutschen Sprache einen faszinierend fremden Weg betritt und trotzdem dem Leser Freiraum lässt für eigene Gedankengänge, ohne dass die Probleme in erhobener Zeigefingermanier zu zeitkritischen Trampelpfaden werden." (1986: Gutachten).

 

Harald Birgfeld, von Beruf Diplom-Ingenieur, schrieb die meisten seiner Gedichte während der morgendlichen Fahrt mit der Hamburger S-Bahn zur Arbeit.  Seine Texte entstanden fast immer bereits in endgültiger Form.

 

Copyright 2009 beim Autor, Harald Birgfeld, alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Veröffentlichung darf ohne schriftliche Erlaubnis des Herausgebers, Harald Birgfeld, reproduziert werden. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Verfilmung und Einspeicherung sowie Verarbeitung in elektronischen Systemen.

 

Herausgeber, Autor, Redakteur: Harald Birgfeld. Über e-mail: Harald.Birgfeld@t-online.de.

 

 

 

23 Gedichtbände, 10.000 Strophen: Wir gerieten in den Gürtel der Meteoriten, 10.000 Aufschläge.

Zum jeweiligen Volltext: 

 

 

Bd.  1: Aufschläge       1 -  500

 

Bd.  2: Aufschläge    501 -   999

 

Bd.  3: Aufschläge 1000 - 1501, (1. Version)

 

Bd.  3: Aufschläge 1000 - 1501, (2. Version)

 

Bd.  4: Aufschläge 1502 - 2000

 

Bd.  5: Aufschläge 2001 - 2499

 

Bd.  6: Aufschläge 2500 - 3000

 

 

 

Bd.  7: Aufschläge 3001 - 3501

 

Bd.  8: Aufschläge 3502 - 3999

 

Bd.  9: Aufschläge 4000 - 4500

 

Bd. 10: Aufschläge 4501 - 5001

 

Bd. 11: Aufschläge 5002 - 5499

 

Bd. 12: Aufschläge 5500 - 6000, (1. Version)

 

Bd. 12: Aufschläge 5500 - 6000, (2. Version)

 

Bd. 13: Aufschläge 6001 - 6501

 

 

 

Bd. 14: Aufschläge 6502 - 6999

(online und im Buchhandel)

 

Bd. 15: Aufschläge 7000 - 7500

 

Bd. 16: Aufschläge 7501 - 8002

 

Bd. 17: Aufschläge 8003 - 8500

 

Bd. 18: Aufschläge 8501 - 9000

 

Bd. 19: Aufschläge 9001 - 9500

 

Bd. 20: Aufschläge 9501 - 9827

 

Bd. 21: Aufschläge 9828 - 10.100

 

 

Inhaltsverzeichnis

 

 

ab Aufschlag 9001

ab Aufschlag 9005

ab Aufschlag 9010

ab Aufschlag 9015

ab Aufschlag 9020

ab Aufschlag 9025

ab Aufschlag 9030

ab Aufschlag 9035

ab Aufschlag 9040

ab Aufschlag 9045

ab Aufschlag 9050

ab Aufschlag 9055

ab Aufschlag 9060

ab Aufschlag 9065

ab Aufschlag 9070

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ab Aufschlag 9090

ab Aufschlag 9095

ab Aufschlag 9100

ab Aufschlag 9105

ab Aufschlag 9110

ab Aufschlag 9115

ab Aufschlag 9120

ab Aufschlag 9125

 

 

ab Aufschlag 9130

ab Aufschlag 9135

ab Aufschlag 9140

ab Aufschlag 9145

ab Aufschlag 9150

ab Aufschlag 9155

ab Aufschlag 9160

ab Aufschlag 9165

ab Aufschlag 9170

ab Aufschlag 9175

ab Aufschlag 9180

ab Aufschlag 9185

ab Aufschlag 9190

ab Aufschlag 9195

ab Aufschlag 9200

ab Aufschlag 9205

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ab Aufschlag 9255

 

 

ab Aufschlag 9260

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ab Aufschlag 9385

 

 

ab Aufschlag 9390

ab Aufschlag 9395

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ab Aufschlag 9405

ab Aufschlag 9410

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ab Aufschlag 9480

ab Aufschlag 9485

ab Aufschlag 9490

ab Aufschlag 9495

bis Aufschlag 9500

 

 

Aufschlag 9001

 

Ich fand dich schon das zweite

Mal umarmt mit deinem eignen

Schatten, der war blendend weiß,

Dass deine

Augen davon tränten.

 

Aufschlag 9002

 

Immer leerer wurde das

Gesicht von dir,

Und schließlich blieben nur die

Augen übrig, die sich

Schrecklich öffneten

Und zu mir schrien.

 

Aufschlag 9003

 

An deinen

Kleidern schlug das

Blutlicht hoch,

Du hieltst die blasse

Hand ganz dicht vor meine Augen,

Und die grelle

Sonne stand dahinter.

 

 

 

Aufschlag 9004

 

Von nun an sahn wir uns von allen

Seiten, auch von oben

Und von unten,

Und es konnte uns an uns

Nichts mehr entgehen.

 

Aufschlag 9005

 

Du hängtest deine eigne

Zeit mit mir, so sagtest du,

In eine Schaukel,

Und es wäre immerfort ein

Schwung darin,

Und überhaupt verschwiegst du meine

Angst vor einem

Überschlag.

 

Aufschlag 9006

 

Unter mir stand diese dumme

Krankheit,

Und ich sprach davon,

Und du und einer deiner

Helfer gruben meine

Erde um,

Und ich verschloss die

Haut, die aufgerissen war, mit einem

Baumwollfaden,

Der lag irgendwo herum.

 

 

 

Aufschlag 9007

 

Ich würde mich, so sagtest du,

An dich gewöhnen,

Und die neue

Schönheit, die ich an dir suchte, würde alt,

Ich würde sie vergessen,

Und ich fragte dich in kurzer

Zeit das dritte

Mal nach deinem Namen,

Dann schrieb ich ihn auf

Und meinen gleich daneben,

Und du warst es froh

Und hattest recht.

 

Aufschlag 9008

 

Es gab so viele

Möglichkeiten,

Und ich saß vor meiner Tür,

Und als der

Wind sie hin und her stieß,

Hängte ich sie aus

Und setzte mich darauf,

Und du, die mich nicht kannte,

Riefst nach einem Tischler,

Der sollt einen

Stuhl anfertigen,

Den wolltest du mir

Schenken.

 

Aufschlag 9009

 

Der

Tisch stand eng am Sofa,

Darauf saßen wir,

Und ich bedrängte dich,

Und Platz war nicht für dich

Und nicht für mich,

Und, als die

Vase schwankte, wagtest du es nicht, die

Hand dahin zu schicken,

Und mich fasstest du nicht an

Und lebtest ängstlich in dem

Winkel zwischen

Kissen.

 

 

 

Aufschlag 9010

 

Gestern Abend durfte ich dein

Gast sein,

Und du hattest alles für uns zwei gerichtet,

Und die

Teller hatten keine Böden,

Und die

Gläser hatten Löcher,

Und auch die

Bestecke waren gummiweich,

Und ich verstand dich gut,

Und reichlich war die

Speise, die wir hatten.

 

Aufschlag 9011

 

Es war ja wirklich so, dass uns der

Frost mit leeren Eimern

Über unsre Dächer hob,

Und, würde einer jetzt den anderen berühren,

Spränge sicher dieser

Eisbruch quer durch ihn

Und würde schrecklich durch die

Kälte singen.

 

Aufschlag 9012

 

Mit

Kohle zog ich

Weiche, schwarze, parallele

Linien bis auf deinen Leib

Und über ihn hinaus, dass ich aus der

Station auf dir den

Ausweg fände,

Und die

Schienen liefen schnurgerade in den

Schnee, der draußen lag.

 

 

 

Aufschlag 9013

 

An deinem

Hals hing dieses lange, goldne

Kettchen, das fiel so belanglos über deine

Brust,

Und schwierig war es,

Mich an diesen

Handlauf zu erinnern,

Und er rollte über mich hinweg

Und ließ sich nicht ergreifen.

 

Aufschlag 9014

 

Dein

Gesicht war ebenmäßig, voller

Freiheit,

Die war aufgestellt als

Wache,

Und es kam kein einziger

An ihr vorbei.

 

Aufschlag 9015

 

Deine

Haare standen dir nach

Frauenart in langen

Locken auf der Schulter,

Und man sagte nicht umsonst, dass sich die

Fensterpuppen nichts aus ihren

Haltedrähten machten,

Und du lebtest völlig zwanglos von der einen

Helligkeit

Zur anderen.

 

 

 

Aufschlag 9016

 

Wenn du in größter

Hitze warst, war deine

Hitze nicht im Mittelpunkt,

Und, wäre ich ein

Forscher, suchte ich dich sicher

An der völlig falschen

Stelle,

Und du lachtest über mich

Und hieltst die

Hände über dir

Verschlossen.

 

Aufschlag 9017

 

Nur dieses kleine

Gummiband war

Schaukelsitz in deinen Haaren,

Und ich schwang und schwang darin

Bis du es achtlos abnahmst, auf den

Nachttisch warfst,

Und deine

Locken traten über ihre

Ufer.

 

Aufschlag 9018

 

Du wolltest leise etwas rufen oder

War es doch ein

Schrei, der kam von außen

Und er drang in deinen

Mund und sank dort weich in deine

Kehle,

Und die

Tauben stiegen gurrend auf

Und schraubten sich aus meinen

Händen in die

Höhe.

 

 

 

Aufschlag 9019

 

Du hattest mir erzählt, dass die

Gebäude nachts die langen

Schatten in den

Himmel warfen,

Und wir spielten nun ein neues

Spiel,

Und unsre

Hände glitten über unsre

Stadt, vom Licht ins Dunkle,

Und wir waren noch die

Einzigen dort oben.

 

Aufschlag 9020

 

Es war doch dumm,

Dass du mir fortliefst,

Und du hattest mir vor langer

Zeit erzählt, man würde seine

Liebe immer wiederfinden,

Spränge man ins Meer

Und hielte man die

Augen unter Wasser

Offen.

 

Aufschlag 9021

 

Du sprachst zu mir,

Ich wusste nicht, was du mir sagen wolltest,

Und dein

Mund stand etwas offen,

Und ich sah darin die

Pendeltür, die schwang nach beiden Seiten,

Und sie wurde heftig aufgestoßen

Und auch festgehalten

Und schlug an die

Rückwand

Und dann wieder ganz nach vorne.

 

 

 

Aufschlag 9022

 

Wir liebten uns

Und lagen nackt im

Schnee im Garten,

Und wir waren aus dem heißen

Bad gekommen,

Und wir dampften auf,

Hier draußen war es

Nacht, das überraschte uns,

Denn drinnen, in der

Wohnung lebten wir seit

Tag und Nacht nur noch im

Tag.

 

Aufschlag 9023

 

Die

Schneelandschaft entzündete im

Eingravierten Astwerk dunkler

Bäume nur für uns die

Schwarzlaternen großer

Wintervögel an,

Die strahlten mit dem

Licht nach oben.

 

Aufschlag 9024

 

Zwischen dir und mir war alles gut,

Und wir verstanden uns

Und jeder achtete genau darauf,

Wenn sich der

Spalt, der uns zu trennen suchte,

Auftat,

Und wir hatten auch gesehen,

Dass sich andere sehr sicherten, mit

Seilen und mit Haken aneinander banden,

Und wir sprangen einfach ohne jeden

Halt hinüber zu dem anderen,

Der fürchtete sich sehr.

 

 

 

Aufschlag 9025

 

Die erste

Kälte war vorbei,

Da putztest du schon dein

Gefieder,

Und ich sah genau, wie du die

Flügel schärftest

Und die langen dünnen

Spitzen liefen blinkend aus.

 

Aufschlag 9026

 

Du sahst es ganz genau,

Wie ich im

Schlehenstrauch verunglückte, ein

Dorn stach durch die Brust

Und hielt mich angenagelt,

Und von oben ließt du nur den

Hauch des Atems auf mich fallen,

Du bewegtest dich sonst nicht

Und blicktest auch nicht fort.

 

Aufschlag 9027

 

Mit neuem

Mut stand ich in deiner Tür

Und hätte nur zu klopfen brauchen,

Und ich wusste dich dahinter,

Und ich wusste auch,

Du wusstest mich davor,

Es kam der

Frost so stark, dass ich befürchtete, das

Wort müsst an der

Zunge kleben bleiben.

 

 

 

Aufschlag 9028

 

Und ein

Kind, das Raureif von der

Klinke einer Pforte lecken wollte,

Fror mit seiner

Spucke daran fest,

Und in der

Angst, der Vater hatte keine andre Wahl,

Musst er auf eine

Kinderzunge urinieren

Und sie so erwärmen.

 

Aufschlag 9029

 

Nachts stahl ich mich hinter deine

Augen,

Und ich musste lange warten,

Bis du eingeschlafen warst

Und ich nicht stören würde,

Und die

Dinge, die ich kannte,

Kannte ich nicht mehr aus deinen

Augen.

 

Aufschlag 9030

 

Heimlich, wenn du mich nicht sahst,

Ging ich auf allen Vieren,

Und du trugst mir ein

Geheimnis an,

Es müsste irgendjemand auf den

Händen gehen,

Und du fändest täglich neue

Spuren,

Und du würdest es nun üben wollen,

So zu gehen, um den andren zu

Entdecken.

 

 

 

Aufschlag 9031

 

Du hättest es bemerkt, so sagtest du,

Dass deine

Augen heimlich mit den

Ohren sprächen,

Und die

Zunge hättest du auch im Verdacht

Und wüsstest nicht,

Wer noch von dir so vieles wüsste

Was du selber nicht erführest,

Und du sahst in meine

Augen, in den Mund

Und auch in meine Ohren

Und in meine Nase,

Und du hättest diesmal nichts gefunden,

Und ich hätte

Glück gehabt.

 

Aufschlag 9032

 

Ich überraschte dich, du lagst im

Bett,

An deiner

Seite lag dein Ebenbild,

Es war genau wie du

Und sah auch aus wie du

Und sprach mit dir zur gleichen

Zeit die gleichen Worte,

Es war eine

Spiegelei in den Bewegungen von euch,

Ihr wart von mir nicht

Überrascht.

 

Aufschlag 9033

 

Draußen breitete sich eine

Ruhe aus, gefolgt von einer

Leere,

Und ich ging zurück zu dir

Und sagte nichts

Und sah dich an,

Und du sahst auch durch mich hindurch,

Und draußen, sagtest du, säh man die

Ruhe und die Leere,

Beide stünden eng an eng

Vor deinen

Augen.

 

 

 

Aufschlag 9034

 

Abends gingen wir zu zweit in eine

Stadt,

Und von den

Türmen konnte man hernieder schaun,

Es war die

Nacht, die mit den Lichterketten weit in deine

Augen fiel

Und dort die

Straße hell erleuchtete,

Und ich ging lang mit dir

Spazieren.

 

Aufschlag 9035

 

Früh am

Morgen, als ich mich erinnerte,

Griff meine

Hand nach dir, ich fand nur tiefe

Linien in dem Laken

Und ein wenig

Farbe in den Kreisen,

Und du hattest deine

Bindung an das Gegenständliche

Ganz aufgegeben.

 

Aufschlag 9036

 

Deine

Farben, deine

Linien waren völlig frei,

Und wollte ich dich sprechen,

Formte sich ein

Bild daraus, das stand ganz still

Und war die

Antwort,

Und Bewegung war

Gespräch mit mir.

 

 

 

Aufschlag 9037

 

Dann maltest du dich

Schwarz auf Weiß,

Es musste festlich sein

Und sollte mir gefallen,

Und du warst nur noch auf dieser

Leinwand,

Und ich löste deine

Felder auf,

Sie durften sich vor mir so frei es ging

Bewegen.

 

Aufschlag 9038

 

Du sagtest mir ins

Ohr ein Wort,

Das war so sanft, so süß, so fremd,

Dass ich es nicht verstand,

Und, wär es mir gelungen

Es genau zu hören, sagtest du dazu,

Wär ich schon lange tot

Und du wärst noch vor mir

Gestorben.

 

Aufschlag 9039

 

Wir reisten oft,

Wir reisten oft

Und immer im

Gepäck,

Wir reisten oft

Und immer im

Gepäck des anderen,

Wir reisten oft

Und immer im

Gepäck des anderen

Und reisten niemals fort

Und kamen nicht aus dem

Gepäck heraus.

 

 

 

Aufschlag 9040

 

Ich sah dich nackt

Und schmuck- und kleiderlos,

Und nirgends ragte einer meiner

Nägel aus den Wänden,

Und die

Bilder, die ich früher an dich hängte,

Waren fort im

Austausch gegen fremde Leute,

Und die konnte ich an dir nicht

Sehen.

 

Aufschlag 9041

 

Du standst in meinem

Rücken,

Und ich konnte dich gut spüren,

Und wir sprachen so:

Du sahst auf mich,

Und die

Gefühle, die ich hatte,

Waren nicht zu unterdrücken,

Und ich würde mich gleich zu dir umdrehn,

Dann stünd deine

Sprache mir im Rücken,

Und von dir wär keine

Spur.

 

Aufschlag 9042

 

Es gab auch

Augenblicke zwischen uns,

Die wiederholten sich blitzschnell,

Und nacheinander löschten sich die

Stadtlaternen mehrmals aus

Und wurden in der

Zwischenzeit nicht neu

Gezündet.

 

 

 

Aufschlag 9043

 

Ich wollte irgendwann verreisen,

Und es stand ein

Fenster in der Landschaft,

Und ich nahm dich mit

Und stellte dich davor,

Und ich saß auf dem

Stuhl dahinter,

Und wir waren lange

Fort.

 

Aufschlag 9044

 

Du hattest das

Talent dich zu verkleiden,

Und du hattest dabei keine

Kleider an und warst die

Frau, die dreifach schnell verwandelt,

Kopf und Schoß und Leib in ihren Händen bot,

Du hörtest nicht auf das,

Was ich dir sagte,

Und ich hätte dich zu gern

Mit dir betrogen.

 

Aufschlag 9045

 

Es fiel ein wahrer

Stern mit einer Lichtspur, die ich sah,

Vor meine Füße und schlug auf,

Ein

Stein, den ich dann aufhob,

Und er war sehr klein und schwer,

Und du fielst mir ins

Wort und glühtest alles aus,

Dass es nun doch als

Staub in meiner Hand zerbrach

Und nicht zu halten war.

 

 

 

Aufschlag 9046

 

Schwer war mir der

Kopf, dass er nach hinten

Und nach vorne fiel

Und nicht zu halten war,

Und du griffst ein

Und putztest ihn ein wenig ab

Und legtest ihn

Beiseite.

 

Aufschlag 9047

 

Deine

Haare fielen extraweich,

Und meine

Hände spielten sich als

Tänzerinnen dort hinüber und hinein,

Und sie verdingten sich an dir,

Und du erschrakst, als ich mit meinen

Stümpfen nach dir langte.

 

Aufschlag 9048

 

Mein

Mund blieb lange fort,

Ich trug ein

Tuch darüber, dass man den

Verlust nicht sah,

Und alle sagten, dass es ganz verständlich sei,

Man sollte doch sein

Herz nie auf der Zunge tragen,

Und man schnitt sie mir heraus

Und sandte sie dem

Reisenden gleich hinterher.

 

 

 

Aufschlag 9049

 

Wir wohnten in dem

Wagen, der war brüchig

Und stand fest auf seinen

Rädern und die rollten ihn nicht mehr,

Und, wenn ich zu dir kam, erlaubtest du die

Liebe nur noch hinter Panzerglas

Und legtest diese harte

Scheibe auf die Betten,

Sonst war alles abgeräumt.

 

Aufschlag 9050

 

Auf jeden

Fuß band ich mir eine brennende Laterne,

Und du lachtest über mich,

Es sei doch tags nicht nötig,

Und es war doch so,

Was du nicht wissen konntest, dass es nur

Geschwisterkinder meiner Kopflaterne waren,

Die hielt ich ganz dicht vor dein

Gesicht, dass sie mir deinen

Weg verriet,

Den ich dann mit dir ging.

 

Aufschlag 9051

 

Wir malten uns den

Horizont an jede Zimmerwand

Und hielten uns daran,

Und keiner durfte ihn berühren,

Und in

Wahrheit wurde er nach kurzer

Zeit zum Sehschlitz, den wir

Äußerlich bewachten.

 

 

 

Aufschlag 9052

 

Einmal kam ich in dein

Zimmer,

Und es schlugen mir die

Äste und die Zweige stehngebliebner

Worte ins Gesicht,

Ich wusste ja von nichts

Und wurde sehr verletzt,

Und du warst hier nicht

Aufzufinden.

 

Aufschlag 9053

 

Ich lud dich zu mir ein

Und liebte eine

Liebe, die ich für dich fand

Und sprach darüber auch zu dir,

Das machte dich zu meinem

Mittelpunkt,

Das griff dich an und schuf ein

Fieber, dass dich fast getötet hätte,

Und ich riss, so schnell ich konnte, alle

Wände wieder ein.

 

Aufschlag 9054

 

Zweifach hing an deinem

Hals ein dünnes Kettchen,

Das hing dort nur einfach,

Und du beugtest dich ein wenig vor,

Und unabtrennbar blieb die

Schattenschnur auf deiner Haut,

Sie ließ auch meine

Finger sich darunter

Schieben.

 

 

 

Aufschlag 9055

 

Du hieltst mir deine

Hände hin,

Die waren wohl gefesselt,

Aber nicht so fest, wie ich befürchtet hatte,

Und ich nahm das

Goldband ab

Und löste so mit einem dummen

Griff dein Leben auf,

Es fiel in übermäßig vielen

Und unendlich kleinen

Einzelteilen auf den

Boden.

 

Aufschlag 9056

 

Wir gingen vor die

Lampe schwarzen Lichts,

Das machte unsre

Körper völlig weiß

Und völlig durchsichtig

Und ließ es zu, dass wir uns

Ineinander, durcheinander fallen lassen konnten,

Und

Berührung gab es nicht.

 

Aufschlag 9057

 

Vor der schwarzen

Lampe wurden alle

Schatten weiß,

Das waren wir,

Wir wurden von uns selbst zum eingebrannten

Hohlschnitt, den wir nicht mehr

Füllen konnten.

 

 

 

Aufschlag 9058

 

Ich bat dich um

Verzeihung, dass ich dich nicht sah,

Ich war trotz heiler

Augen innenblind

Und ließ dich ruhig die

Erinnerung in meinem Innern

Reparieren wollen,

Und du hast ja gar nichts

Vorgefunden.

 

Aufschlag 9059

 

Ich verstand so vieles nicht,

Und heute, als du fortgingst,

Sagtest du sofort, dass unser

Abschied immer eine

Wiederholung wäre,

Du kamst mir im

Haus entgegen, um ein zweites

Mal zu gehen,

Und ich wagte mich nicht mehr

Hinein.

 

Aufschlag 9060

 

Man wollte dich bestehlen,

Das war ich,

Und mit sich nehmen, was zu brauchen war,

Das ließt du zu,

Und nichts war außer dir und mir,

Da stahl ich uns.

 

 

 

Aufschlag 9061

 

Eines

Tages riss dein Schmuck,

Dass ich erschrak,

Und aus den

Wunden deiner Haut trat weißer

Saft,

Wie sollte ich ihn so schnell färben können,

Dass es niemand sah?

 

Aufschlag 9062

 

Ich sehnte mich nach oben in den freien

Raum, der sei, so sagtest du, doch überall,

Und schobst aus meiner

Nähe alle Gegenstände fort,

Und du warst völlig schwerefrei

Und nicht mehr zu

Erreichen.

 

Aufschlag 9063

 

Ich sah dich lange an

Und wartete, das fiel dir auf,

Und du verstandst mich gut

Und zeigtest unter deinem

Leib die zarten Knospen,

Und die jungen

Blätter lagen drum herum gerollt im

Aufbruch.

 

 

 

Aufschlag 9064

 

Du trankst aus einem leeren

Glas, das stand auch auf dem Kopf

Und war zwar leer doch auch gefüllt

Und stand verkehrt herum

Und lief nicht aus.

 

Aufschlag 9065

 

Es war nur, dass ich dir das

Stirnhaar richtete

Und machte auch den ersten

Schritt aufs Gletscherbrett, das lag darunter,

Und ich stürzte mit der

Schneelawine, die sich löste,

Über dein

Gesicht, das blieb so hart, mein

Mund schlug sich an weißen

Kliffen blutig.

 

Aufschlag 9066

 

Dies war ein

Kuss, der kämpfte um sein Überleben,

Und ich spürte, dass die

Wärme des Erstickens in mir

Aufstieg.

 

 

 

Aufschlag 9067

 

In deinen

Augen lagen Wendeltreppen,

Und ich sah hinein,

Und meine

Blicke liefen mit den

Wendeln in die Tiefe,

Und die

Treppen, die so offenbar begannen,

Wanden sich unendlich oft hinab,

Ich fiel so schnell

Und schon so lange,

Und die

Arme streckte ich nun aus nach beiden

Seiten, um den Sturz zu

Dirigieren.

 

Aufschlag 9068

 

Wir schleppten beide an dem schwimmenden

Gebirge, das war ganz aus

Eis und schmolz in unsrem Rücken

Und zerbarst mit unerhörtem

Lärm,

Und ich nahm an, dass wir vielleicht in eine falsche

Richtung zögen,

Und du gabst mir keine

Sicherheit.

 

Aufschlag 9069

 

Jeder deiner

Seufzer stand im Raum,

Du schwiegst dazu

Und sagtest nichts,

Ich durfte dich nicht fragen,

Und ich sah den

Schauer, der dir über

Schultern, Hals und Nacken lief

Und dann verblüht zu

Boden fiel.

 

 

 

Aufschlag 9070

 

Wir liebten uns

Und stießen aneinander,

Und es war der einzige

Zusammenstoß, der unser blankes

Blech noch blanker hatte werden lassen,

Und es galt ja sonst das allerstrengste

Nichtberühren.

 

Aufschlag 9071

 

Es ist dir gleich, sagst du,

Und klappst dich einfach auf

Und zeigst auf deine vielen

Fächer, auf versteckte Laden,

Und ich tu mich um in allergrößter

Eile,

Und du findest mich gelassen

Wie die anderen,

Die standen auch im

Fieber, nah an dir,

Dir nah.

 

Aufschlag 9072

 

Als ich dummer Mensch

Die Werte wog, weil ich so hungerte,

Ja, wie ich jahrelang die

Steine ordentlich herangetragen hatte,

Weil ich, als ich hungerte, vielleicht an

Treue dachte,

Weil ich etwas speisen wollte,

Das beständig war,

Als ich nun einmal wog,

Stießt du mit deinem

Fuß die Mauer um, dass ich darunter fiel,

Und mehr traf mich, dass ich von meinem

Machwerk fast erschlagen wurde, als dein Lachen,

Das war zuckersüß

Und unbegreifbar fern

So nahe über mir.

 

 

 

Aufschlag 9073

 

Ich wollte nichts mehr heilen

Und auch nichts mehr retten,

Und ich schnitt mir meine

Augenlider ab, damit ich besser sehen konnte,

Und die neue

Technik ließ es zu,

Ich sah dich emsig mit den

Leuten sprechen,

Dass sie nicht erschraken

Über meine aufgerissnen

Worte, die sie sahen.

 

Aufschlag 9074

 

Dein

Lächeln war der Kragen deines

Innenpelzes,

Der blieb mir verborgen,

Wurde nie von mir gesehen,

War von keinem

Jäger,

Und er reizte mich zur

Jagd.

 

Aufschlag 9075

 

Dein

Fell war seidenweich

Und zu erkennen nur im Gegenlicht,

Mein

Atem legte Wege

Und Kanäle dort hinein,

Ich kannte mich bald aus

Und konnte dir davon

Erzählen.

 

 

 

Aufschlag 9076

 

Ich fuhr auf

Linien deiner Hand,

Die hielt mich fest, als sich das

Ufer näherte

Und du mich riefst

Und ich den

Aufstieg zu dir

Plante.

 

Aufschlag 9077

 

Als du kamst, war es zu spät,

Es war ja nur ein

Stehplatz, den ich hatte,

Und er war das

Billigste im Angebot,

Das war dir teuer,

Und das

Bild, an dem ich malte, konnte kein

Ersatz sein,

Und es zeigte dich auch nur am

Rand.

 

Aufschlag 9078

 

Aus deinem

Haar klang eine

Melodie, die war ganz einfach

Und verfing sich mehrfach,

Und ich fragte dich,

Warum du nicht wie sonst ein

Liedlein singen wolltest,

Und du kämmtest dich zu meiner

Freude lange,

Und das

Zimmer war sehr warm,

Das tat dir gut.

 

 

 

Aufschlag 9079

 

Eines

Tages riss man mir die schönen

Kacheln von der Wand,

Du stecktest deine

Hände in die Manteltasche,

Und das

Pflaster, das ich gegen

Herzschmerz trug, war wertlos

Und bewirkte gar nichts.

 

Aufschlag 9080

 

Ich fuhr an dir vorbei

Und wusste nicht, warum,

Sonst hätte hier der

Zug gehalten,

Und ich sah in deinem aufgerissnen

Mund ein Schild,

Das sah ich ganz genau

Und las die

Schrift darauf

Und konnte sie nicht lesen

Und verließ den

Zug an einer Falschstation,

Dort standst du schon

Und wartetest auf mich.

 

Aufschlag 9081

 

Ich wünschte mir, dass deine

Hand in meinen Nacken führe,

Und sie kam nie an,

Mein

Mund vergrub sich anfangs gleich

Und tief in ihrer

Innenseite und ertrank darin.

 

 

 

Aufschlag 9082

 

Einmal dachten wir zugleich das Gleiche,

Und es stieß an deine und an meine

Vorderwand

Und prallte ab

Und schlug, das sahen wir beim anderen

Und spürten es an uns, zur gleichen

Zeit an unsre Hinterwände,

Und wir stimmten überein

Und sprachen nicht drüber.

 

Aufschlag 9083

 

Es schmerzte mich mein

Herz, das sagte ich zu dir,

Weil du mich kanntest,

Und es war von mir nur einer dieser dummen

Übersetzungsfehler,

Den du gleich erkanntest.

 

Aufschlag 9084

 

Morgens ging ich aus der

Tür und küsste dich

Und küsste dann die

Tür und dann den Weg

Und danach nichts,

Und irgendwann würd ich den

Sinn und den Zusammenhang,

Der zwischen dir, der

Tür und auch dem Weg bestand,

Erfahren.

 

 

 

Aufschlag 9085

 

Einen

Fehler machte ich an dir,

Ich setzte meinen kleinsten

Fehler so tief an,

Dass er vor mir wie nie geschehen war,

Und machte dich zur

Meisterin der

Sprengkunst.

 

Aufschlag 9086

 

Wir schliefen glücklich ein,

Und noch im letzten

Augenblick stieß ich den

Fuß in deine Schlaftür,

Und ein

Folterknecht, der mich im

Eifer übersah, trug mein Gesicht

Uns sprang in deinem

Schlaf auf mich,

Ich lag in

Gurten auf mir ausgebreitet.

 

Aufschlag 9087

 

An meinem

Leib entdecktest du ein

Längenmaß, das maß mich überall,

Du wolltest dich mit mir vergleichen,

Und es war ja überhaupt nicht übertragbar,

Selbst die

Sprache, die sich leicht bewegte,

Blieb an dir und mir,

An unsren

Zungen hängen.

 

 

 

Aufschlag 9088

 

Mit meiner

Zunge ging ich gern auf deinem

Mund spazieren,

Und ich brauchte diese weiten, ausgedehnten

Ruhewege,

Und ich meldete mich gleich nach meiner

Rückkehr wiederum

Bei dir.

 

Aufschlag 9089

 

Du griffst in meiner

Gegenwart zum

Tod, der stand bereit

Und war von dir geladen,

Und ihm war es gleich,

Er wäre auch zu mir gekommen,

Hätt ich ihn gerufen,

Und er sagte wenig

Und war gar nicht intressiert

Und ließ sich auch von dir nicht zwingen

Und ging fort.

 

Aufschlag 9090

 

Einmal traf ich dich im

Schlaf,

Wir sprachen über dessen

Eigenarten, über Schwerelosigkeit

Und über rückwärtslaufende

Gedanken und auch über einen

Anfang, der sich dauernd wiederholte,

Und versprachen uns,

Uns nicht zu wecken und im

Wachen nicht danach zu fragen,

Und wir saßen später lange vor dem

Spiegel, der war unser

Zeuge.

 

 

 

Aufschlag 9091

 

Du sagtest einfach:

„Wenn du mal ein

Leben brauchst, nimm meines,“

Und ich hätte deines gern dazu,

Das gabst du nun nicht mehr,

Ich wusste auch nicht,

Wie ich es dir hätte anders sagen sollen,

Und ich hätte wirklich gerne zwei,

Es war mir doch von dir so

Angeboten worden.

 

Aufschlag 9092

 

Hättest du gesprochen,

Hättest du erklärt, mir nur ein

Wort gesagt, dann hättest du dir jedes

Wort und auch dich selbst ersparen können,

Und ich hätte nichts gemerkt von deiner

Gegenwart, die ließ mich lange raten

Und auf eine

Antwort warten.

 

Aufschlag 9093

 

Du ludst mich in dein

Haus, das stand in einem Baum,

Und wirklich lagen wir in einem

Nest aus allerlei

Geflecht, das hattest du gesammelt,

Während wir drauf lagen.

 

 

 

Aufschlag 9094

 

Es wurde mir mein

Herz so leicht,

Es drängte sich nach draußen,

Und ich gab es schweren

Herzens frei,

Es stieg sofort, so schnell es konnte, auf

Und war mit nichts mehr einzuholen

Oder zu erreichen.

 

Aufschlag 9095

 

Dein

Leben war so leicht zu retten,

Und es war, so sagtest du,

Schon hundertmal erstickt an

Liebe,

Und du starbst

Geduldig.

 

Aufschlag 9096

 

Mir war der eigne

Atem sichtbar,

Und er schrieb sich vor mir auf,

Ich nahm es ganz gelassen,

Und es war so, wie es war,

Und deine

Finger schoben meine

Worte als ein Spielzeug hin und her,

Du ahntest nicht, woher sie kamen,

Und sie gaben ihren

Sinn nicht ab an dich.

 

 

 

Aufschlag 9097

 

Dein

Kleid war gelb,

Es war nur eine

Schleife abzunehmen,

Gelb war auch die Haut darunter,

Als du sprachst, ich sah auf deine

Zunge, fiel das gelbe

Licht bis tief in dich auf irgendeinen

Grund,

So hattest du dich

Hingegeben.

 

Aufschlag 9098

 

In deinen

Augen zündetest du blaue

Lichter an, die gaben in der

Nacht den schwachen

Schein, der fiel auf dein Gesicht,

Und selbst durch die geschlossnen

Lider konnte ich bis tief in kleine

Höhlen schauen,

Dort entdeckte ich zwei blaue

Herzen, die ganz unterschiedlich schlugen,

Und sie wussten voneinander

Nichts.

 

Aufschlag 9099

 

Es war für dich der schönste

Augenblick, wenn ich dich morgens spannte,

Und die Feder in dir aufzog,

Und nur einmal musste ich dich retten,

Denn es schnellte damals etwas von dir ab,

Das fing ich ohne

Werkzeug vor dem Aufprall

Und, bevor es sichtbar wurde,

Wieder ein.

 

 

 

Aufschlag 9100

 

Wenn ich heimkam,

Trafst du auch grad ein,

Du sagtest mir,

Es könnte niemals sein,

Dass ich vor dir bei dir wär,

Und auch umgekehrt

Wär es nicht möglich,

Und ich war so oft wie du

Allein.

 

Aufschlag 9101

 

Bei den

Kindern war es anders,

Die erkannten sich an einem

Bleistiftstrich auf dem Papier

Und sprachen gleich mit sich;

Und dich in mir

Und mich in dir zu finden

War zu schwer,

Ich wollte uns darum mit dünnem, steifem

Draht in uns

Ergründen.

 

Aufschlag 9102

 

Dein

Haus war hoch gebaut

Und reichte bis in deine

Haare,

Und es gab davor

Stationen, die verwirrten mich

Und strahlten ihre

Wege ab in falsche Richtungen,

Das konnte ich nicht mehr

Bedenken.

 

 

 

Aufschlag 9103

 

In deiner

Tür stand immer eine Wache,

Die hielt wurfbereit ein

Menschennetz,

Das sollte mich nicht schrecken, sagtest du,

Und nie hab ich gesehen, dass sie etwas fing,

Und traute deinem

Eingang gar nicht.

 

Aufschlag 9104

 

Über uns war eine

Oberfläche, die sah ich von hier,

Wir hätten unser

Tauchen schon beenden können,

Und du zeigtest mit der

Hand nach unten,

Dort war

Licht, das hatte ich ganz

Übersehen.

 

Aufschlag 9105

 

Außerdem vergaßt du,

Dass wir angegurtet waren,

Und man warnte überall vor einer schnellen

Bremsung,

Und wir standen still

Und mussten einfach

Warten, warten, warten.

 

 

 

Aufschlag 9106

 

In deinem

Nacken kräuselte sich

Frauenhaar, das roch ein wenig,

Und ich liebte diesen

Duft

Und blies es mit dem

Atem hoch,

Und auch das

Fach darunter wurde

Sichtbar.

 

Aufschlag 9107

 

Du sahst mir zu:

Durch meinen

Händetrichter lief ein weißer

Sand, der floss so weich

Und strömte ab als

Milch, die ließ sich schon beim zweiten

Mal auf deine

Lippen rieseln,

Und ich wüsste gern, ob sich dein

Durst ein wenig legte unter diesen

Tropfen.

 

Aufschlag 9108

 

Selbst deine

Nässe, die dein Körper schuf,

Verschlang der

Fisch, weil seine

Haut sich fürchtete.

 

 

 

Aufschlag 9109

 

Immer schneller spielten deine

Worte auf dem

Instrument, das hatte ich an mir entdeckt

Und dir gelegentlich gezeigt

Und lief nun sehr

Gefahr, an deiner

Schwingung zu

Zerreißen.

 

Aufschlag 9110

 

Es lag mein

Mund auf deinem,

Und ich wusste nicht mehr, ob man

Aß beim Essen oder trank beim Trinken

Oder ob man sprach beim

Sprechen,

Und ich liebte diesen neuen

Hunger, der lag fest auf meiner

Zunge.

 

Aufschlag 9111

 

Unter deiner

Haut entdeckte ich die schmalen, blauen

Flüsse,

Und ich baute mir ein

Boot, das trieb auf deiner

Oberfläche jeden Strom hinab

Bis in die kleinsten

Äste,

Und ich sah mich immer wieder um nach einem

Ursprung.

 

 

 

Aufschlag 9112

 

Deine

Hand strich mir mit einer lieben

Geste über eine Wange,

Und es nützte nichts,

Du flogst so schnell vorbei,

Auf meiner

Seite war kein

Fänger darauf vorbereitet.

 

Aufschlag 9113

 

Ich küsste dich,

Vielleicht, ich weiß es nicht,

War es auch umgekehrt,

Ich weiß auch nicht, woher die

Münze kam, die lag auf deiner

Zunge,

Und es konnte niemand, den wir fragten, das

Metall bestimmen,

Und die

Währung, die drauf stand,

War völlig unbekannt.

 

Aufschlag 9114

 

Wir hakten unsre

Finger ein

Und gingen nahe über unsrer

Erde durch die Luft

Und hofften,

Dass es uns nicht schmerzen würde,

Wenn wir grad an dieser

Stelle aneinander wüchsen.

 

 

 

Aufschlag 9115

 

Dein langer

Haarzopf sollte mich ein wenig tragen,

Und ich stand mit einem

Fingerboot in deinem Kragen

Und sprang auf

Und glitt die

Wellen ab,

Bis sie am

Strand aufs Ufer liefen

Und mich wieder von dem

Rücken warfen.

 

Aufschlag 9116

 

Du sagtest gleich,

Ich käme noch dahinter,

Und es läge gar nichts vor,

Und heute grade sollte nichts an dir

Geöffnet werden,

Und ich sei doch sonst so rücksichtsvoll,

Du redetest mir ins

Gewissen,

Und das war ganz ungewiss,

Ich wusste nicht,

Wovon du sprachst.

 

Aufschlag 9117

 

Du legtest nachts ein

Seidentuch auf deinen Mund,

Das lag dort völlig ruhig,

Und kein

Atem hob es an

Und schob es fort,

Ein übergroßes

Lid, das sollte dir die Träume schützen

Und sie vor Verrat bewahren,

Und ich hielt mein

Ohr ganz nah daran

Und hörte hinter diesem

Vorhang fremde Namen

Fallen.

 

 

 

Aufschlag 9118

 

Auf deinem

Arm saß wieder dieser unbekannte

Flötenspieler,

Und er war nicht sichtbar,

Und die

Lieder, die ich hörte,

Kamen eigentlich von deiner

Brust, dort schlich mein Ohr herum

Und traf auf meinen

Mund, der spielte unermüdlich ohne

Unterlass.

 

Aufschlag 9119

 

Du trugst so gerne schwarze

Kleider,

Und ich hatte dich in dieser

Trauer schon vor einem

Jahr geliebt,

Und heute, als du von mir

Abschied nehmen musstest,

Legtest du dir weiße

Trauerkleider

An.

 

Aufschlag 9120

 

Die

Sonne stand auf deinem goldnen Halsband,

Und sie sprang von einem

Plättchen auf das andere,

Ich musste mich darauf beeilen,

Und der

Schienenstrang war viel befahren,

Und ich selbst war

Führer dieser

Züge.

 

 

 

Aufschlag 9121

 

Manchmal sah ich noch die

Uhrzeit, umgeblättert immer wieder neu in deinen

Augen,

Wahllos lief sie vor

Und sprang zurück

Und hatte fast schon ihren

Sinn verloren,

Und du lachtest über meine

Unaufmerksamkeit

Und über meine

Ahnungslosigkeit.

 

Aufschlag 9122

 

Wir verglichen unsre

Zeit

Und hatten keine Uhren,

Und wir legten unsre

Handgelenke, Puls an Puls,

Sie mochten sich dort selbst vergleichen,

Und wir fragten sonst nicht mehr

Und wollten unsre

Zeit auch nicht mehr

Richtig stellen.

 

Aufschlag 9123

 

Einen ganzen

Tag hieltst du die Augen zu,

Ich sollt dich führen,

Und du wolltest tief in mein

Vertrauen tauchen,

Und ich sprach zu dir

Und zeigte dir die ganze

Welt an einem Tag

Und ließ dich nicht von meiner

Hand, die hatte ich aus

Sorge in dem Zimmer bis zum

Abend angebunden.

 

 

 

Aufschlag 9124

 

Du entdecktest meine

Sonnensegel, die du nicht verstandst,

Und unbekannt war dir die neue

Mode,

Und du fragtest heimlich überall nach ihrem

Ursprung

Und wie man sie ohne jeden

Übergang und so direkt

Und so lebendig, wie bei mir,

Mit seinem

Leib verbinden könnte.

 

Aufschlag 9125

 

Du sprachst von einem

Lichtunfall, den du erlitten hattest,

Und ich sah doch nichts an dir,

Ich hätt dich retten können,

Und du sagtest mir, dass nur in deinem

Innern, ja vielleicht in deinem

Kopf der Blaustrahl seinen

Bogen zöge,

Und du brenntest langsam aus

Und wolltest noch die eine

Und die andere

Verbindung lösen.

 

Aufschlag 9126

 

Wir sprachen miteinander,

Nein, du redetest mit mir

Und klagtest auch, dass meine

Ohren dich nicht hörten,

Und ich sah in

Wahrheit nur die

Mückentiere in der

Lichtung, die sich an dir auftat,

Spielen.

 

 

 

Aufschlag 9127

 

Ich brachte

Blumen,

Und es war ein schöner

Strauß, den küsstest du in deiner Freude,

Und er schmolz sofort, wo ihn dein

Mund berührte,

Und die

Tropfen waren klar

Und liefen ab,

Und du bemerktest nichts davon

Und liebtest ihn, als wäre er ein

Teil von dir und auch, als wäre er dir grad

Geboren.

 

Aufschlag 9128

 

Unter deinem

Kleid sahst du nicht aus wie andre

Frauen,

Und ich wusste nicht, warum,

Es war wohl nur, dass keine

Tür ins Innre

Führte.

 

Aufschlag 9129

 

Deine

Zimmer waren kalt und freundlich,

Und die

Offenheit, die von dir ausging,

Mochte wohl auch hier entstehen,

Und die

Fenster standen mitten in dem

Raum, man konnte sie von beiden

Seiten öffnen, schließen

Und begehen.

 

 

 

Aufschlag 9130

 

Du gingst mit einem

Stofftier in dein Bett

Und sprachst mit ihm,

Und zwischen dir

Und mir lag außerdem ein unsichtbares

Eselstier,

Das hielt mich fest in seinem

Arm,

Und jeder

Schrei von mir

Würd dich nur stören

Und mich enger fangen.

 

Aufschlag 9131

 

Alles war dir recht, die

Zeit zu messen,

Und es standen dumme

Gegenstände auf dem Tisch,

Du lagst im

Bett, weil du erkrankt warst,

Und du würdest pünktlich aufstehn

Und genesen sein

Und richtetest dich nach zwei

Steinen

Und nach einem

Zug, der fuhr auf seinem

Weg durch deine Stube,

Und du danktest mir für den

Besuch

Und für die

Präzision, mit der ich eingetroffen war.

 

Aufschlag 9132

 

Früher staunte ich, dass wir im

Fallrohr gleichschnell fielen,

Und es war ja so,

Dass du schon längst an mir

Vorbeigefallen warst,

Und hier, an meiner

Seite blieb nur eine dumme

Illusion, die war mir lieb

Und blieb sehr lange.

 

 

 

Aufschlag 9133

 

Du schenktest mir ein winziges

Paket, das öffnete ich unter einer

Lupe mit dem spitzen Instrument

Und fand ein rosa

Herz auf einer Schale liegen,

Das schlug ohne

Unterbrechung,

Und du sagtest mir ins

Ohr, du würdest trotzdem weiterleben,

Und es machte dich so froh.

 

Aufschlag 9134

 

Ich war ein dummer

Mensch,

Ich küsste deine

Haut,

Du wolltest

Leben auf den Bildschirm bringen,

Und dahinter musstest du als

Pflegerin die Zahlen ordnen,

Und man ließ dir keine Wahl,

Es gab nur eine

Ziffer zu erkennen,

Doch die konntest du nicht lesen,

Die lag mir auf meinen

Lippen.

 

Aufschlag 9135

 

Ich legte meinen

Arm um deinen Hals

Und sah dich lange nicht,

Und später schriebst du mir, der

Arm sei so gut angewachsen,

Und er trage

Früchte,

Und du sehntest dich nach mir,

Und ich vermisste nichts.

 

 

 

Aufschlag 9136

 

In jedem deiner

Augen funkelten drei helle

Lampen,

Und sie mochten wohl in meinem

Rücken stehen,

Und du sagtest leis zu mir, dass dieses

Funkeln, das dich von mir träfe, tiefe

Löcher in dich brenne,

Und die

Nacht, gleich hinter mir,

Sei nie so schwarz gewesen,

Und ich sah auf dich voll

Neugier.

 

Aufschlag 9137

 

Lange hatte ich die

Sehnsucht in mir ausgebreitet,

Und es standen diese beiden

Tropfen eng an eng auf einem Tisch,

Und wäre ich an ihn versehentlich gestoßen,

Träfe mich von dir nur eine sanfte

Handbewegung…

 

Aufschlag 9138

 

Meine

Lippen waren überall,

Ich wandte mich zur Seite,

Und ich hätte meine

Wangen kühlen sollen,

Und die

Stirn war heiß,

Und meine

Arme hingen schlaff herab,

Und in dem

Nachbarzimmer sah ich mich,

Ich war schon über dich gebeugt

Und wartete,

Du hattest dich in deine

Hand verbissen.

 

 

 

Aufschlag 9139

 

Dieses sei die Schwelle,

Und das

Land dahinter wolltest du in

Zukunft mit mir teilen,

Es sei neu und unentdeckt,

Auch sollte ich die fremden

Arme, die auf deinen Schultern lagen,

Ganz vergessen,

Und ich fand in dieser

Wand den Durchschlupf nicht,

Und tags

Und nachts warst du ganz eng an meiner

Seite,

Und du wuchst nicht nach.

 

Aufschlag 9140

 

Wir sprachen miteinander,

Und wir standen mitten in dem

Abschied,

Und ich warf nach vorne einen Stein

Und einen anderen nach hinten,

Und wir merkten uns die

Aufschlagstellen,

Und wir würden sehr schnell wissen,

Wohin uns die

Zukunft bringen würde.

 

Aufschlag 9141

 

Es gab auch keine

Mittel, uns zu prüfen,

Und ich hatte festgestellt, dass deine

Eigenschwingung

Ganz und gar von meiner abwich,

Und sie würden sich nicht einmal

Überlagern können,

Und ich schwieg zu dir darüber,

Und es war dir recht.

 

 

 

Aufschlag 9142

 

Wir gingen durch die

Winterlandschaft,

Und die

Kälte wuchs direkt ins dunkle

Himmelsblau, das hätte ich mit aller

Wärme meines ganzen Lebens

Niemals schmelzen können,

Und du freutest dich so sehr in meiner

Nähe,

Und du wärmtest dir an mir die

Hände,

Und sie dampften schon ein wenig.

 

Aufschlag 9143

 

Auf meinem

Frühstückstisch serviertest du mir feine, weiße

Scherben aus dem Porzellan,

Das sei mein Nachtwerk,

Und ich hätte dir gesagt, der

Löffel, den man führt,

Passt immer nur zu einer

Suppe.

 

Aufschlag 9144

 

Wir tranken aus dem einen

Glas, das reichte immer nur für einen,

Und der andere begnügte sich

Und musste warten,

Und ein andres

Mal hätt jeder trinken können,

Und wir schämten uns zu zweit,

Und keiner griff nach seinem

Glas.

 

 

 

Aufschlag 9145

 

Aus deinen

Haaren wuchs ein

Seidenfaden, der war sehr verspielt,

Und als ich etwas daran zog, bewegte ich den

Mechanismus, der dich öffnete,

Und ohne seine

Hilfe hätte ich dich nie gefunden

Und erkannt.

 

Aufschlag 9146

 

Mit meinem dritten

Auge sah ich dich ganz anders,

Und ich spürte damit deine

Wärmebilder auf,

Und die bewegten sich ganz langsam, deine

Wärme stand im Raum und blieb,

Ja, selbst, wenn du ihn schnell verließt,

Und sie vermischte sich danach,

Und manchmal konnte ich mich

Gleich nach dir in eben diesen

Raum begeben,

Und kein

Wärmeauge merkte einen

Unterschied.

 

Aufschlag 9147

 

Mitten in dem

Zimmer hing dies Seil,

Das war armdick

Und hatte keinen eignen

Sinn,

Und dir, so sagtest du, sei wichtig es mit deinen

Händen zu berühren

Und dich zu erinnern,

Und es führte wirklich

Ohne Haken,

Ohne Ösen durch die

Zimmerdecke.

 

 

 

Aufschlag 9148

 

Du gabst nicht nach,

Und tausendmal ging ich in dich

Und durch dich durch,

Und hinter mir flosst du zusammen,

Und du warst vor mir kein

Widerstand.

 

Aufschlag 9149

 

Dein

Schoß wurd mir ein wunderbares Lager,

Und nach kurzer

Zeit kamst du dazu

Und fandst dich wohlig warm

Und sahst mich nicht

Und klagtest auch nicht über deine

Einsamkeit mit dir.

 

Aufschlag 9150

 

Du legtest deine

Hand auf meine Fieberstirn,

Und wirklich fuhr das kleine

Boot mit etwas kühlem

Wind durch mich hindurch,

Und schräge standen seine

Segel.

 

 

 

Aufschlag 9151

 

Ich biss in eine gelbe

Blume, die war bitter,

Und du lachtest über mich,

Und selbst an dir brächt jeder

Biss von mir die tausendfache Bitterkeit,

Und deine

Schmerzen hätte ich umsonst,

Die würdest du im

Freudenschrei

Zuoberst legen.

 

Aufschlag 9152

 

Als du mit deinen

Armen balanciertest,

Gleichgewicht zu halten suchtest,

Sah ich schnell auf deine

Füße,

Und die standen voreinander,

Aber fest auf einem Boden,

Und ich konnte deine offenbare

Lüge nicht verstehen.

 

Aufschlag 9153

 

Deine

Haare waren lang,

Du trugst sie offen,

Und du kämmtest sie in meiner

Gegenwart, sie wuchsen dabei schnell

Und reichten,

Noch bevor ich bei dir eingetroffen war,

Bis an den

Boden,

Und dahinter saß nur noch die

Holzform,

Und die hatte man bezogen mit der

Kopfhaut.

 

 

 

Aufschlag 9154

 

Alles konntest du an deinem

Körper ändern,

Und ich hatte mich daran gewöhnt,

Und irgendwann, erinnere ich mich,

Erschienst du mir aus warmem, weichem,

Glas, das brach nicht aus

Und riss nicht ein,

Du selbst warst damals fort auf

Reisen.

 

Aufschlag 9155

 

Ich sah es gern,

In deiner

Stirn stand eine kleine

Säulenreihe, die verdeckte den Balkon,

Darauf erschienst du manchmal,

Fremd gekleidet,

Und du winktest mir verstohlen zu,

Ich sollte endlich kommen,

Und ich wusste einfach nicht…

Wie käme ich nur unentdeckt an dem

Gesicht vorbei?

 

Aufschlag 9156

 

Du konntest deine