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Harald Birgfeld, Webseite seit 1987/ Website since 1987 …da liegt mein Herz, Geschichten aus Niemandsland 2022 -2024 (im
Entstehen) z.B.: 100 Jahre „Kafka“, eine herrenlose
Fundsache (neu)
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zu Olympia – olympische Spiele! |
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online und im Buchhandel |
Lyrik, Prosa und Ingenieurarbeiten |
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ISBN
3-937264-30-2
Gürtel der Meteoriten
Lyrik.
10.000
Aufschläge
Band
19: Aufschläge 9001 - 9500
Harald
Birgfeld
"Es lohnt sich, einmal einen heutigen Dichter kennen zu
lernen, der mit der deutschen Sprache einen faszinierend fremden Weg betritt
und trotzdem dem Leser Freiraum lässt für eigene Gedankengänge, ohne dass die
Probleme in erhobener Zeigefingermanier zu zeitkritischen Trampelpfaden
werden." (1986:
Gutachten).
Harald Birgfeld,
von Beruf Diplom-Ingenieur, schrieb die meisten seiner Gedichte während der
morgendlichen Fahrt mit der Hamburger S-Bahn zur Arbeit. Seine Texte entstanden fast immer bereits in
endgültiger Form.
Copyright
2009
beim Autor, Harald Birgfeld, alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser
Veröffentlichung darf ohne schriftliche Erlaubnis des Herausgebers, Harald
Birgfeld, reproduziert werden. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen,
Übersetzungen, Verfilmung und Einspeicherung sowie Verarbeitung in
elektronischen Systemen.
Herausgeber,
Autor, Redakteur: Harald Birgfeld. Über e-mail: Harald.Birgfeld@t-online.de.
23 Gedichtbände, 10.000
Strophen: Wir gerieten in den Gürtel der Meteoriten, 10.000 Aufschläge. Zum jeweiligen Volltext: |
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Bd. 3: Aufschläge 1000 - 1501, (1.
Version) Bd. 3: Aufschläge 1000 - 1501, (2.
Version) |
Bd. 10: Aufschläge 4501 - 5001 Bd. 11: Aufschläge 5002 - 5499 Bd. 12: Aufschläge 5500 - 6000, (1.
Version) Bd. 12: Aufschläge 5500 - 6000, (2.
Version) Bd. 13: Aufschläge 6001 - 6501 |
Bd. 14: Aufschläge 6502 - 6999 (online und im Buchhandel) Bd. 15: Aufschläge 7000 - 7500 Bd. 16: Aufschläge 7501 - 8002 Bd. 17: Aufschläge 8003 - 8500 Bd. 18: Aufschläge 8501 - 9000 Bd. 19: Aufschläge 9001 - 9500 Bd. 20: Aufschläge 9501 - 9827 Bd. 21: Aufschläge 9828 - 10.100 |
Inhaltsverzeichnis
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bis Aufschlag 9500 |
Ich
fand dich schon das zweite Mal umarmt mit
deinem eignen Schatten, der war
blendend weiß, Dass deine Augen davon
tränten. |
Aufschlag
9002 Immer
leerer wurde das Gesicht von dir, Und schließlich
blieben nur die Augen übrig, die
sich Schrecklich
öffneten Und zu mir schrien. |
Aufschlag
9003 An
deinen Kleidern schlug das Blutlicht hoch, Du hieltst die
blasse Hand ganz dicht vor
meine Augen, Und die grelle Sonne stand
dahinter. |
Aufschlag 9004 Von nun an sahn wir uns
von allen Seiten, auch von oben Und von unten, Und es konnte uns an uns Nichts mehr entgehen. |
Du hängtest deine eigne Zeit mit mir, so sagtest du, In eine Schaukel, Und es wäre immerfort ein Schwung darin, Und überhaupt verschwiegst du meine Angst vor einem Überschlag. |
Aufschlag 9006 Unter mir stand diese
dumme Krankheit, Und ich sprach davon, Und du und einer deiner Helfer gruben meine Erde um, Und ich verschloss die Haut, die aufgerissen war, mit einem Baumwollfaden, Der lag irgendwo herum. |
Aufschlag 9007 Ich würde mich, so sagtest du, An dich gewöhnen, Und die neue Schönheit, die ich an dir suchte, würde alt, Ich würde sie vergessen, Und ich fragte dich in kurzer Zeit das dritte Mal nach deinem Namen, Dann schrieb ich ihn auf Und meinen gleich daneben, Und du warst es froh Und hattest recht. |
Aufschlag 9008 Es gab so viele Möglichkeiten, Und ich saß vor meiner Tür, Und als der Wind sie hin und her stieß, Hängte ich sie aus Und setzte mich darauf, Und du, die mich nicht kannte, Riefst nach einem Tischler, Der sollt einen Stuhl anfertigen, Den wolltest du mir Schenken. |
Aufschlag 9009 Der Tisch stand eng am Sofa, Darauf saßen wir, Und ich bedrängte dich, Und Platz war nicht für dich Und nicht für mich, Und, als die Vase schwankte, wagtest du es nicht, die Hand dahin zu schicken, Und mich fasstest du nicht an Und lebtest ängstlich in dem Winkel zwischen Kissen. |
Aufschlag 9010 Gestern
Abend durfte ich dein Gast sein, Und du hattest
alles für uns zwei gerichtet, Und die Teller hatten keine
Böden, Und die Gläser hatten
Löcher, Und auch die Bestecke waren
gummiweich, Und ich verstand
dich gut, Und reichlich war
die Speise, die wir
hatten. |
Aufschlag 9011 Es
war ja wirklich so, dass uns der Frost mit leeren
Eimern Über unsre Dächer
hob, Und, würde einer
jetzt den anderen berühren, Spränge sicher
dieser Eisbruch quer durch
ihn Und würde
schrecklich durch die Kälte singen. |
Aufschlag 9012 Mit
Kohle zog ich Weiche, schwarze,
parallele Linien bis auf
deinen Leib Und über ihn
hinaus, dass ich aus der Station auf dir den
Ausweg fände, Und die Schienen liefen
schnurgerade in den Schnee, der draußen
lag. |
Aufschlag 9013 An deinem Hals hing dieses lange, goldne Kettchen, das fiel so belanglos über deine Brust, Und schwierig war es, Mich an diesen Handlauf zu erinnern, Und er rollte über mich hinweg Und ließ sich nicht ergreifen. |
Aufschlag
9014 Dein Gesicht war ebenmäßig, voller Freiheit, Die war aufgestellt als Wache, Und es kam kein einziger An ihr vorbei. |
Deine Haare standen dir nach Frauenart in langen Locken auf der Schulter, Und man sagte nicht umsonst, dass sich die Fensterpuppen nichts aus ihren Haltedrähten machten, Und du lebtest völlig zwanglos von der einen Helligkeit Zur anderen. |
Aufschlag
9016 Wenn du in größter Hitze warst, war deine Hitze nicht im Mittelpunkt, Und, wäre ich ein Forscher, suchte ich dich sicher An der völlig falschen Stelle, Und du lachtest über mich Und hieltst die Hände über dir Verschlossen. |
Aufschlag
9017 Nur dieses kleine Gummiband war Schaukelsitz in deinen Haaren, Und ich schwang und schwang darin Bis du es achtlos abnahmst, auf den Nachttisch warfst, Und deine Locken traten über ihre Ufer. |
Aufschlag
9018 Du wolltest leise etwas rufen oder War es doch ein Schrei, der kam von außen Und er drang in deinen Mund und sank dort weich in deine Kehle, Und die Tauben stiegen gurrend auf Und schraubten sich aus meinen Händen in die Höhe. |
Aufschlag
9019 Du hattest mir erzählt, dass die Gebäude nachts die langen Schatten in den Himmel warfen, Und wir spielten nun ein neues Spiel, Und unsre Hände glitten über unsre Stadt, vom Licht ins Dunkle, Und wir waren noch die Einzigen dort oben. |
Es war doch dumm, Dass du mir fortliefst, Und du hattest mir vor langer Zeit erzählt, man würde seine Liebe immer wiederfinden, Spränge man ins Meer Und hielte man die Augen unter Wasser Offen. |
Aufschlag
9021 Du sprachst zu mir, Ich wusste nicht, was du mir sagen wolltest, Und dein Mund stand etwas offen, Und ich sah darin die Pendeltür, die schwang nach beiden Seiten, Und sie wurde heftig aufgestoßen Und auch festgehalten Und schlug an die Rückwand Und dann wieder ganz nach vorne. |
Aufschlag
9022 Wir liebten uns Und lagen nackt im Schnee im Garten, Und wir waren aus dem heißen Bad gekommen, Und wir dampften auf, Hier draußen war es Nacht, das überraschte uns, Denn drinnen, in der Wohnung lebten wir seit Tag und Nacht nur noch im Tag. |
Aufschlag
9023 Die Schneelandschaft entzündete im Eingravierten Astwerk dunkler Bäume nur für uns die Schwarzlaternen großer Wintervögel an, Die strahlten mit dem Licht nach oben. |
Aufschlag
9024 Zwischen dir und mir war alles gut, Und wir verstanden uns Und jeder achtete genau darauf, Wenn sich der Spalt, der uns zu trennen suchte, Auftat, Und wir hatten auch gesehen, Dass sich andere sehr sicherten, mit Seilen und mit Haken aneinander banden, Und wir sprangen einfach ohne jeden Halt hinüber zu dem anderen, Der fürchtete sich sehr. |
Die erste Kälte war vorbei, Da putztest du schon dein Gefieder, Und ich sah genau, wie du die Flügel schärftest Und die langen dünnen Spitzen liefen blinkend aus. |
Aufschlag
9026 Du sahst es ganz genau, Wie ich im Schlehenstrauch verunglückte, ein Dorn stach durch die Brust Und hielt mich angenagelt, Und von oben ließt du nur den Hauch des Atems auf mich fallen, Du bewegtest dich sonst nicht Und blicktest auch nicht fort. |
Aufschlag
9027 Mit neuem Mut stand ich in deiner Tür Und hätte nur zu klopfen brauchen, Und ich wusste dich dahinter, Und ich wusste auch, Du wusstest mich davor, Es kam der Frost so stark, dass ich befürchtete, das Wort müsst an der Zunge kleben bleiben. |
Aufschlag
9028 Und ein Kind, das Raureif von der Klinke einer Pforte lecken wollte, Fror mit seiner Spucke daran fest, Und in der Angst, der Vater hatte keine andre Wahl, Musst er auf eine Kinderzunge urinieren Und sie so erwärmen. |
Aufschlag
9029 Nachts stahl ich mich hinter deine Augen, Und ich musste lange warten, Bis du eingeschlafen warst Und ich nicht stören würde, Und die Dinge, die ich kannte, Kannte ich nicht mehr aus deinen Augen. |
Heimlich, wenn du mich nicht sahst, Ging ich auf allen Vieren, Und du trugst mir ein Geheimnis an, Es müsste irgendjemand auf den Händen gehen, Und du fändest täglich neue Spuren, Und du würdest es nun üben wollen, So zu gehen, um den andren zu Entdecken. |
Aufschlag
9031 Du hättest es bemerkt, so sagtest du, Dass deine Augen heimlich mit den Ohren sprächen, Und die Zunge hättest du auch im Verdacht Und wüsstest nicht, Wer noch von dir so vieles wüsste Was du selber nicht erführest, Und du sahst in meine Augen, in den Mund Und auch in meine Ohren Und in meine Nase, Und du hättest diesmal nichts gefunden, Und ich hätte Glück gehabt. |
Aufschlag
9032 Ich überraschte dich, du lagst im Bett, An deiner Seite lag dein Ebenbild, Es war genau wie du Und sah auch aus wie du Und sprach mit dir zur gleichen Zeit die gleichen Worte, Es war eine Spiegelei in den Bewegungen von euch, Ihr wart von mir nicht Überrascht. |
Aufschlag
9033 Draußen breitete sich eine Ruhe aus, gefolgt von einer Leere, Und ich ging zurück zu dir Und sagte nichts Und sah dich an, Und du sahst auch durch mich hindurch, Und draußen, sagtest du, säh man die Ruhe und die Leere, Beide stünden eng an eng Vor deinen Augen. |
Aufschlag
9034 Abends gingen wir zu zweit in eine Stadt, Und von den Türmen konnte man hernieder schaun, Es war die Nacht, die mit den Lichterketten weit in deine Augen fiel Und dort die Straße hell erleuchtete, Und ich ging lang mit dir Spazieren. |
Früh am Morgen, als ich mich erinnerte, Griff meine Hand nach dir, ich fand nur tiefe Linien in dem Laken Und ein wenig Farbe in den Kreisen, Und du hattest deine Bindung an das Gegenständliche Ganz aufgegeben. |
Aufschlag
9036 Deine Farben, deine Linien waren völlig frei, Und wollte ich dich sprechen, Formte sich ein Bild daraus, das stand ganz still Und war die Antwort, Und Bewegung war Gespräch mit mir. |
Aufschlag
9037 Dann maltest du dich Schwarz auf Weiß, Es musste festlich sein Und sollte mir gefallen, Und du warst nur noch auf dieser Leinwand, Und ich löste deine Felder auf, Sie durften sich vor mir so frei es ging Bewegen. |
Aufschlag
9038 Du sagtest mir ins Ohr ein Wort, Das war so sanft, so süß, so fremd, Dass ich es nicht verstand, Und, wär es mir gelungen Es genau zu hören, sagtest du dazu, Wär ich schon lange tot Und du wärst noch vor mir Gestorben. |
Aufschlag
9039 Wir reisten oft, Wir reisten oft Und immer im Gepäck, Wir reisten oft Und immer im Gepäck des anderen, Wir reisten oft Und immer im Gepäck des anderen Und reisten niemals fort Und kamen nicht aus dem Gepäck heraus. |
Aufschlag 9040 Ich sah dich nackt Und schmuck- und
kleiderlos, Und nirgends ragte
einer meiner Nägel aus den
Wänden, Und die Bilder, die ich
früher an dich hängte, Waren fort im Austausch gegen
fremde Leute, Und die konnte ich
an dir nicht Sehen. |
Aufschlag 9041 Du standst in
meinem Rücken, Und ich konnte dich
gut spüren, Und wir sprachen
so: Du sahst auf mich, Und die Gefühle, die ich
hatte, Waren nicht zu
unterdrücken, Und ich würde mich
gleich zu dir umdrehn, Dann stünd deine Sprache mir im
Rücken, Und von dir wär
keine Spur. |
Aufschlag 9042 Es gab auch Augenblicke
zwischen uns, Die wiederholten
sich blitzschnell, Und nacheinander
löschten sich die Stadtlaternen
mehrmals aus Und wurden in der Zwischenzeit nicht
neu Gezündet. |
Aufschlag
9043 Ich wollte irgendwann verreisen, Und es stand ein Fenster in der Landschaft, Und ich nahm dich mit Und stellte dich davor, Und ich saß auf dem Stuhl dahinter, Und wir waren lange Fort. |
Aufschlag
9044 Du hattest das Talent dich zu verkleiden, Und du hattest dabei keine Kleider an und warst die Frau, die dreifach schnell verwandelt, Kopf und Schoß und Leib in ihren Händen bot, Du hörtest nicht auf das, Was ich dir sagte, Und ich hätte dich zu gern Mit dir betrogen. |
Es fiel ein wahrer Stern mit einer Lichtspur, die ich sah, Vor meine Füße und schlug auf, Ein Stein, den ich dann aufhob, Und er war sehr klein und schwer, Und du fielst mir ins Wort und glühtest alles aus, Dass es nun doch als Staub in meiner Hand zerbrach Und nicht zu halten war. |
Aufschlag
9046 Schwer war mir der Kopf, dass er nach hinten Und nach vorne fiel Und nicht zu halten war, Und du griffst ein Und putztest ihn ein wenig ab Und legtest ihn Beiseite. |
Aufschlag
9047 Deine Haare fielen extraweich, Und meine Hände spielten sich als Tänzerinnen dort hinüber und hinein, Und sie verdingten sich an dir, Und du erschrakst, als ich mit meinen Stümpfen nach dir langte. |
Aufschlag
9048 Mein Mund blieb lange fort, Ich trug ein Tuch darüber, dass man den Verlust nicht sah, Und alle sagten, dass es ganz verständlich sei, Man sollte doch sein Herz nie auf der Zunge tragen, Und man schnitt sie mir heraus Und sandte sie dem Reisenden gleich hinterher. |
Aufschlag
9049 Wir wohnten in dem Wagen, der war brüchig Und stand fest auf seinen Rädern und die rollten ihn nicht mehr, Und, wenn ich zu dir kam, erlaubtest du die Liebe nur noch hinter Panzerglas Und legtest diese harte Scheibe auf die Betten, Sonst war alles abgeräumt. |
Auf jeden Fuß band ich mir eine brennende Laterne, Und du lachtest über mich, Es sei doch tags nicht nötig, Und es war doch so, Was du nicht wissen konntest, dass es nur Geschwisterkinder meiner Kopflaterne waren, Die hielt ich ganz dicht vor dein Gesicht, dass sie mir deinen Weg verriet, Den ich dann mit dir ging. |
Aufschlag
9051 Wir malten uns den Horizont an jede Zimmerwand Und hielten uns daran, Und keiner durfte ihn berühren, Und in Wahrheit wurde er nach kurzer Zeit zum Sehschlitz, den wir Äußerlich bewachten. |
Aufschlag
9052 Einmal kam ich in dein Zimmer, Und es schlugen mir die Äste und die Zweige stehngebliebner Worte ins Gesicht, Ich wusste ja von nichts Und wurde sehr verletzt, Und du warst hier nicht Aufzufinden. |
Aufschlag
9053 Ich lud dich zu mir ein Und liebte eine Liebe, die ich für dich fand Und sprach darüber auch zu dir, Das machte dich zu meinem Mittelpunkt, Das griff dich an und schuf ein Fieber, dass dich fast getötet hätte, Und ich riss, so schnell ich konnte, alle Wände wieder ein. |
Aufschlag
9054 Zweifach hing an deinem Hals ein dünnes Kettchen, Das hing dort nur einfach, Und du beugtest dich ein wenig vor, Und unabtrennbar blieb die Schattenschnur auf deiner Haut, Sie ließ auch meine Finger sich darunter Schieben. |
Aufschlag 9055 Du hieltst mir
deine Hände hin, Die waren wohl
gefesselt, Aber nicht so fest,
wie ich befürchtet hatte, Und ich nahm das Goldband ab Und löste so mit
einem dummen Griff dein Leben
auf, Es fiel in
übermäßig vielen Und unendlich
kleinen Einzelteilen auf
den Boden. |
Aufschlag 9056 Wir gingen vor die Lampe schwarzen
Lichts, Das machte unsre Körper völlig weiß Und völlig
durchsichtig Und ließ es zu,
dass wir uns Ineinander,
durcheinander fallen lassen konnten, Und Berührung gab es
nicht. |
Aufschlag 9057 Vor der schwarzen Lampe wurden alle Schatten weiß, Das waren wir, Wir wurden von uns
selbst zum eingebrannten Hohlschnitt, den
wir nicht mehr Füllen konnten. |
Aufschlag
9058 Ich bat dich um Verzeihung, dass ich dich nicht sah, Ich war trotz heiler Augen innenblind Und ließ dich ruhig die Erinnerung in meinem Innern Reparieren wollen, Und du hast ja gar nichts Vorgefunden. |
Aufschlag
9059 Ich verstand so vieles nicht, Und heute, als du fortgingst, Sagtest du sofort, dass unser Abschied immer eine Wiederholung wäre, Du kamst mir im Haus entgegen, um ein zweites Mal zu gehen, Und ich wagte mich nicht mehr Hinein. |
Man wollte dich bestehlen, Das war ich, Und mit sich nehmen, was zu brauchen war, Das ließt du zu, Und nichts war außer dir und mir, Da stahl ich uns. |
Aufschlag
9061 Eines Tages riss dein Schmuck, Dass ich erschrak, Und aus den Wunden deiner Haut trat weißer Saft, Wie sollte ich ihn so schnell färben können, Dass es niemand sah? |
Aufschlag
9062 Ich sehnte mich nach oben in den freien Raum, der sei, so sagtest du, doch überall, Und schobst aus meiner Nähe alle Gegenstände fort, Und du warst völlig schwerefrei Und nicht mehr zu Erreichen. |
Aufschlag
9063 Ich sah dich lange an Und wartete, das fiel dir auf, Und du verstandst mich gut Und zeigtest unter deinem Leib die zarten Knospen, Und die jungen Blätter lagen drum herum gerollt im Aufbruch. |
Aufschlag
9064 Du trankst aus einem leeren Glas, das stand auch auf dem Kopf Und war zwar leer doch auch gefüllt Und stand verkehrt herum Und lief nicht aus. |
Es war nur, dass ich dir das Stirnhaar richtete Und machte auch den ersten Schritt aufs Gletscherbrett, das lag darunter, Und ich stürzte mit der Schneelawine, die sich löste, Über dein Gesicht, das blieb so hart, mein Mund schlug sich an weißen Kliffen blutig. |
Aufschlag
9066 Dies war ein Kuss, der kämpfte um sein Überleben, Und ich spürte, dass die Wärme des Erstickens in mir Aufstieg. |
Aufschlag
9067 In deinen Augen lagen Wendeltreppen, Und ich sah hinein, Und meine Blicke liefen mit den Wendeln in die Tiefe, Und die Treppen, die so offenbar begannen, Wanden sich unendlich oft hinab, Ich fiel so schnell Und schon so lange, Und die Arme streckte ich nun aus nach beiden Seiten, um den Sturz zu Dirigieren. |
Aufschlag
9068 Wir schleppten beide an dem schwimmenden Gebirge, das war ganz aus Eis und schmolz in unsrem Rücken Und zerbarst mit unerhörtem Lärm, Und ich nahm an, dass wir vielleicht in eine falsche Richtung zögen, Und du gabst mir keine Sicherheit. |
Aufschlag
9069 Jeder deiner Seufzer stand im Raum, Du schwiegst dazu Und sagtest nichts, Ich durfte dich nicht fragen, Und ich sah den Schauer, der dir über Schultern, Hals und Nacken lief Und dann verblüht zu Boden fiel. |
Aufschlag 9070 Wir liebten uns Und stießen
aneinander, Und es war der
einzige Zusammenstoß, der
unser blankes Blech noch blanker
hatte werden lassen, Und es galt ja
sonst das allerstrengste Nichtberühren. |
Aufschlag 9071 Es ist dir gleich,
sagst du, Und klappst dich
einfach auf Und zeigst auf
deine vielen Fächer, auf
versteckte Laden, Und ich tu mich um
in allergrößter Eile, Und du findest mich
gelassen Wie die anderen, Die standen auch im Fieber, nah an dir, Dir nah. |
Aufschlag 9072 Als ich dummer
Mensch Die Werte wog, weil
ich so hungerte, Ja, wie ich
jahrelang die Steine ordentlich
herangetragen hatte, Weil ich, als ich
hungerte, vielleicht an Treue dachte, Weil ich etwas
speisen wollte, Das beständig war, Als ich nun einmal
wog, Stießt du mit
deinem Fuß die Mauer um,
dass ich darunter fiel, Und mehr traf mich,
dass ich von meinem Machwerk fast
erschlagen wurde, als dein Lachen, Das war zuckersüß Und unbegreifbar
fern So nahe über mir. |
Aufschlag
9073 Ich wollte nichts mehr heilen Und auch nichts mehr retten, Und ich schnitt mir meine Augenlider ab, damit ich besser sehen konnte, Und die neue Technik ließ es zu, Ich sah dich emsig mit den Leuten sprechen, Dass sie nicht erschraken Über meine aufgerissnen Worte, die sie sahen. |
Aufschlag
9074 Dein Lächeln war der Kragen deines Innenpelzes, Der blieb mir verborgen, Wurde nie von mir gesehen, War von keinem Jäger, Und er reizte mich zur Jagd. |
Dein Fell war seidenweich Und zu erkennen nur im Gegenlicht, Mein Atem legte Wege Und Kanäle dort hinein, Ich kannte mich bald aus Und konnte dir davon Erzählen. |
Aufschlag
9076 Ich fuhr auf Linien deiner Hand, Die hielt mich fest, als sich das Ufer näherte Und du mich riefst Und ich den Aufstieg zu dir Plante. |
Aufschlag
9077 Als du kamst, war es zu spät, Es war ja nur ein Stehplatz, den ich hatte, Und er war das Billigste im Angebot, Das war dir teuer, Und das Bild, an dem ich malte, konnte kein Ersatz sein, Und es zeigte dich auch nur am Rand. |
Aufschlag
9078 Aus deinem Haar klang eine Melodie, die war ganz einfach Und verfing sich mehrfach, Und ich fragte dich, Warum du nicht wie sonst ein Liedlein singen wolltest, Und du kämmtest dich zu meiner Freude lange, Und das Zimmer war sehr warm, Das tat dir gut. |
Aufschlag
9079 Eines Tages riss man mir die schönen Kacheln von der Wand, Du stecktest deine Hände in die Manteltasche, Und das Pflaster, das ich gegen Herzschmerz trug, war wertlos Und bewirkte gar nichts. |
Ich fuhr an dir vorbei Und wusste nicht, warum, Sonst hätte hier der Zug gehalten, Und ich sah in deinem aufgerissnen Mund ein Schild, Das sah ich ganz genau Und las die Schrift darauf Und konnte sie nicht lesen Und verließ den Zug an einer Falschstation, Dort standst du schon Und wartetest auf mich. |
Aufschlag
9081 Ich wünschte mir, dass deine Hand in meinen Nacken führe, Und sie kam nie an, Mein Mund vergrub sich anfangs gleich Und tief in ihrer Innenseite und ertrank darin. |
Aufschlag
9082 Einmal dachten wir zugleich das Gleiche, Und es stieß an deine und an meine Vorderwand Und prallte ab Und schlug, das sahen wir beim anderen Und spürten es an uns, zur gleichen Zeit an unsre Hinterwände, Und wir stimmten überein Und sprachen nicht drüber. |
Aufschlag
9083 Es schmerzte mich mein Herz, das sagte ich zu dir, Weil du mich kanntest, Und es war von mir nur einer dieser dummen Übersetzungsfehler, Den du gleich erkanntest. |
Aufschlag
9084 Morgens ging ich aus der Tür und küsste dich Und küsste dann die Tür und dann den Weg Und danach nichts, Und irgendwann würd ich den Sinn und den Zusammenhang, Der zwischen dir, der Tür und auch dem Weg bestand, Erfahren. |
Aufschlag 9085 Einen Fehler machte ich
an dir, Ich setzte meinen
kleinsten Fehler so tief an, Dass er vor mir wie
nie geschehen war, Und machte dich zur Meisterin der Sprengkunst. |
Aufschlag 9086 Wir schliefen
glücklich ein, Und noch im letzten Augenblick stieß
ich den Fuß in deine
Schlaftür, Und ein Folterknecht, der
mich im Eifer übersah, trug
mein Gesicht Uns sprang in
deinem Schlaf auf mich, Ich lag in Gurten auf mir
ausgebreitet. |
Aufschlag 9087 An meinem Leib entdecktest du
ein Längenmaß, das maß
mich überall, Du wolltest dich
mit mir vergleichen, Und es war ja
überhaupt nicht übertragbar, Selbst die Sprache, die sich
leicht bewegte, Blieb an dir und
mir, An unsren Zungen hängen. |
Aufschlag
9088 Mit meiner Zunge ging ich gern auf deinem Mund spazieren, Und ich brauchte diese weiten, ausgedehnten Ruhewege, Und ich meldete mich gleich nach meiner Rückkehr wiederum Bei dir. |
Aufschlag
9089 Du griffst in meiner Gegenwart zum Tod, der stand bereit Und war von dir geladen, Und ihm war es gleich, Er wäre auch zu mir gekommen, Hätt ich ihn gerufen, Und er sagte wenig Und war gar nicht intressiert Und ließ sich auch von dir nicht zwingen Und ging fort. |
Einmal traf ich dich im Schlaf, Wir sprachen über dessen Eigenarten, über Schwerelosigkeit Und über rückwärtslaufende Gedanken und auch über einen Anfang, der sich dauernd wiederholte, Und versprachen uns, Uns nicht zu wecken und im Wachen nicht danach zu fragen, Und wir saßen später lange vor dem Spiegel, der war unser Zeuge. |
Aufschlag
9091 Du sagtest einfach: „Wenn du mal ein Leben brauchst, nimm meines,“ Und ich hätte deines gern dazu, Das gabst du nun nicht mehr, Ich wusste auch nicht, Wie ich es dir hätte anders sagen sollen, Und ich hätte wirklich gerne zwei, Es war mir doch von dir so Angeboten worden. |
Aufschlag
9092 Hättest du gesprochen, Hättest du erklärt, mir nur ein Wort gesagt, dann hättest du dir jedes Wort und auch dich selbst ersparen können, Und ich hätte nichts gemerkt von deiner Gegenwart, die ließ mich lange raten Und auf eine Antwort warten. |
Aufschlag
9093 Du ludst mich in dein Haus, das stand in einem Baum, Und wirklich lagen wir in einem Nest aus allerlei Geflecht, das hattest du gesammelt, Während wir drauf lagen. |
Aufschlag
9094 Es wurde mir mein Herz so leicht, Es drängte sich nach draußen, Und ich gab es schweren Herzens frei, Es stieg sofort, so schnell es konnte, auf Und war mit nichts mehr einzuholen Oder zu erreichen. |
Dein Leben war so leicht zu retten, Und es war, so sagtest du, Schon hundertmal erstickt an Liebe, Und du starbst Geduldig. |
Aufschlag
9096 Mir war der eigne Atem sichtbar, Und er schrieb sich vor mir auf, Ich nahm es ganz gelassen, Und es war so, wie es war, Und deine Finger schoben meine Worte als ein Spielzeug hin und her, Du ahntest nicht, woher sie kamen, Und sie gaben ihren Sinn nicht ab an dich. |
Aufschlag
9097 Dein Kleid war gelb, Es war nur eine Schleife abzunehmen, Gelb war auch die Haut darunter, Als du sprachst, ich sah auf deine Zunge, fiel das gelbe Licht bis tief in dich auf irgendeinen Grund, So hattest du dich Hingegeben. |
Aufschlag
9098 In deinen Augen zündetest du blaue Lichter an, die gaben in der Nacht den schwachen Schein, der fiel auf dein Gesicht, Und selbst durch die geschlossnen Lider konnte ich bis tief in kleine Höhlen schauen, Dort entdeckte ich zwei blaue Herzen, die ganz unterschiedlich schlugen, Und sie wussten voneinander Nichts. |
Aufschlag
9099 Es war für dich der schönste Augenblick, wenn ich dich morgens spannte, Und die Feder in dir aufzog, Und nur einmal musste ich dich retten, Denn es schnellte damals etwas von dir ab, Das fing ich ohne Werkzeug vor dem Aufprall Und, bevor es sichtbar wurde, Wieder ein. |
Aufschlag 9100 Wenn ich heimkam, Trafst du auch grad
ein, Du sagtest mir, Es könnte niemals
sein, Dass ich vor dir
bei dir wär, Und auch umgekehrt Wär es nicht
möglich, Und ich war so oft
wie du Allein. |
Aufschlag 9101 Bei den Kindern war es
anders, Die erkannten sich
an einem Bleistiftstrich auf
dem Papier Und sprachen gleich
mit sich; Und dich in mir Und mich in dir zu
finden War zu schwer, Ich wollte uns
darum mit dünnem, steifem Draht in uns Ergründen. |
Aufschlag 9102 Dein Haus war hoch
gebaut Und reichte bis in
deine Haare, Und es gab davor Stationen, die
verwirrten mich Und strahlten ihre Wege ab in falsche
Richtungen, Das konnte ich
nicht mehr Bedenken. |
Aufschlag
9103 In deiner Tür stand immer eine Wache, Die hielt wurfbereit ein Menschennetz, Das sollte mich nicht schrecken, sagtest du, Und nie hab ich gesehen, dass sie etwas fing, Und traute deinem Eingang gar nicht. |
Aufschlag
9104 Über uns war eine Oberfläche, die sah ich von hier, Wir hätten unser Tauchen schon beenden können, Und du zeigtest mit der Hand nach unten, Dort war Licht, das hatte ich ganz Übersehen. |
Außerdem vergaßt du, Dass wir angegurtet waren, Und man warnte überall vor einer schnellen Bremsung, Und wir standen still Und mussten einfach Warten, warten, warten. |
Aufschlag
9106 In deinem Nacken kräuselte sich Frauenhaar, das roch ein wenig, Und ich liebte diesen Duft Und blies es mit dem Atem hoch, Und auch das Fach darunter wurde Sichtbar. |
Aufschlag
9107 Du sahst mir zu: Durch meinen Händetrichter lief ein weißer Sand, der floss so weich Und strömte ab als Milch, die ließ sich schon beim zweiten Mal auf deine Lippen rieseln, Und ich wüsste gern, ob sich dein Durst ein wenig legte unter diesen Tropfen. |
Aufschlag
9108 Selbst deine Nässe, die dein Körper schuf, Verschlang der Fisch, weil seine Haut sich fürchtete. |
Aufschlag
9109 Immer schneller spielten deine Worte auf dem Instrument, das hatte ich an mir entdeckt Und dir gelegentlich gezeigt Und lief nun sehr Gefahr, an deiner Schwingung zu Zerreißen. |
Es lag mein Mund auf deinem, Und ich wusste nicht mehr, ob man Aß beim Essen oder trank beim Trinken Oder ob man sprach beim Sprechen, Und ich liebte diesen neuen Hunger, der lag fest auf meiner Zunge. |
Aufschlag
9111 Unter deiner Haut entdeckte ich die schmalen, blauen Flüsse, Und ich baute mir ein Boot, das trieb auf deiner Oberfläche jeden Strom hinab Bis in die kleinsten Äste, Und ich sah mich immer wieder um nach einem Ursprung. |
Aufschlag
9112 Deine Hand strich mir mit einer lieben Geste über eine Wange, Und es nützte nichts, Du flogst so schnell vorbei, Auf meiner Seite war kein Fänger darauf vorbereitet. |
Aufschlag
9113 Ich küsste dich, Vielleicht, ich weiß es nicht, War es auch umgekehrt, Ich weiß auch nicht, woher die Münze kam, die lag auf deiner Zunge, Und es konnte niemand, den wir fragten, das Metall bestimmen, Und die Währung, die drauf stand, War völlig unbekannt. |
Aufschlag
9114 Wir hakten unsre Finger ein Und gingen nahe über unsrer Erde durch die Luft Und hofften, Dass es uns nicht schmerzen würde, Wenn wir grad an dieser Stelle aneinander wüchsen. |
Aufschlag 9115 Dein langer Haarzopf sollte
mich ein wenig tragen, Und ich stand mit
einem Fingerboot in
deinem Kragen Und sprang auf Und glitt die Wellen ab, Bis sie am Strand aufs Ufer
liefen Und mich wieder von
dem Rücken warfen. |
Aufschlag 9116 Du sagtest gleich, Ich käme noch
dahinter, Und es läge gar
nichts vor, Und heute grade
sollte nichts an dir Geöffnet werden, Und ich sei doch
sonst so rücksichtsvoll, Du redetest mir ins Gewissen, Und das war ganz
ungewiss, Ich wusste nicht, Wovon du sprachst. |
Aufschlag 9117 Du legtest nachts
ein Seidentuch auf
deinen Mund, Das lag dort völlig
ruhig, Und kein Atem hob es an Und schob es fort, Ein übergroßes Lid, das sollte dir
die Träume schützen Und sie vor Verrat
bewahren, Und ich hielt mein Ohr ganz nah daran Und hörte hinter
diesem Vorhang fremde
Namen Fallen. |
Aufschlag
9118 Auf deinem Arm saß wieder dieser unbekannte Flötenspieler, Und er war nicht sichtbar, Und die Lieder, die ich hörte, Kamen eigentlich von deiner Brust, dort schlich mein Ohr herum Und traf auf meinen Mund, der spielte unermüdlich ohne Unterlass. |
Aufschlag
9119 Du trugst so gerne schwarze Kleider, Und ich hatte dich in dieser Trauer schon vor einem Jahr geliebt, Und heute, als du von mir Abschied nehmen musstest, Legtest du dir weiße Trauerkleider An. |
Die Sonne stand auf deinem goldnen Halsband, Und sie sprang von einem Plättchen auf das andere, Ich musste mich darauf beeilen, Und der Schienenstrang war viel befahren, Und ich selbst war Führer dieser Züge. |
Aufschlag
9121 Manchmal sah ich noch die Uhrzeit, umgeblättert immer wieder neu in deinen Augen, Wahllos lief sie vor Und sprang zurück Und hatte fast schon ihren Sinn verloren, Und du lachtest über meine Unaufmerksamkeit Und über meine Ahnungslosigkeit. |
Aufschlag
9122 Wir verglichen unsre Zeit Und hatten keine Uhren, Und wir legten unsre Handgelenke, Puls an Puls, Sie mochten sich dort selbst vergleichen, Und wir fragten sonst nicht mehr Und wollten unsre Zeit auch nicht mehr Richtig stellen. |
Aufschlag
9123 Einen ganzen Tag hieltst du die Augen zu, Ich sollt dich führen, Und du wolltest tief in mein Vertrauen tauchen, Und ich sprach zu dir Und zeigte dir die ganze Welt an einem Tag Und ließ dich nicht von meiner Hand, die hatte ich aus Sorge in dem Zimmer bis zum Abend angebunden. |
Aufschlag
9124 Du entdecktest meine Sonnensegel, die du nicht verstandst, Und unbekannt war dir die neue Mode, Und du fragtest heimlich überall nach ihrem Ursprung Und wie man sie ohne jeden Übergang und so direkt Und so lebendig, wie bei mir, Mit seinem Leib verbinden könnte. |
Du sprachst von einem Lichtunfall, den du erlitten hattest, Und ich sah doch nichts an dir, Ich hätt dich retten können, Und du sagtest mir, dass nur in deinem Innern, ja vielleicht in deinem Kopf der Blaustrahl seinen Bogen zöge, Und du brenntest langsam aus Und wolltest noch die eine Und die andere Verbindung lösen. |
Aufschlag
9126 Wir sprachen miteinander, Nein, du redetest mit mir Und klagtest auch, dass meine Ohren dich nicht hörten, Und ich sah in Wahrheit nur die Mückentiere in der Lichtung, die sich an dir auftat, Spielen. |
Aufschlag
9127 Ich brachte Blumen, Und es war ein schöner Strauß, den küsstest du in deiner Freude, Und er schmolz sofort, wo ihn dein Mund berührte, Und die Tropfen waren klar Und liefen ab, Und du bemerktest nichts davon Und liebtest ihn, als wäre er ein Teil von dir und auch, als wäre er dir grad Geboren. |
Aufschlag
9128 Unter deinem Kleid sahst du nicht aus wie andre Frauen, Und ich wusste nicht, warum, Es war wohl nur, dass keine Tür ins Innre Führte. |
Aufschlag
9129 Deine Zimmer waren kalt und freundlich, Und die Offenheit, die von dir ausging, Mochte wohl auch hier entstehen, Und die Fenster standen mitten in dem Raum, man konnte sie von beiden Seiten öffnen, schließen Und begehen. |
Aufschlag 9130 Du gingst mit einem Stofftier in dein
Bett Und sprachst mit
ihm, Und zwischen dir Und mir lag
außerdem ein unsichtbares Eselstier, Das hielt mich fest
in seinem Arm, Und jeder Schrei von mir Würd dich nur
stören Und mich enger
fangen. |
Aufschlag 9131 Alles war dir
recht, die Zeit zu messen, Und es standen
dumme Gegenstände auf dem
Tisch, Du lagst im Bett, weil du
erkrankt warst, Und du würdest
pünktlich aufstehn Und genesen sein Und richtetest dich
nach zwei Steinen Und nach einem Zug, der fuhr auf
seinem Weg durch deine
Stube, Und du danktest mir
für den Besuch Und für die Präzision, mit der
ich eingetroffen war. |
Aufschlag 9132 Früher staunte ich,
dass wir im Fallrohr
gleichschnell fielen, Und es war ja so, Dass du schon
längst an mir Vorbeigefallen
warst, Und hier, an meiner
Seite blieb nur
eine dumme Illusion, die war
mir lieb Und blieb sehr
lange. |
Aufschlag
9133 Du schenktest mir ein winziges Paket, das öffnete ich unter einer Lupe mit dem spitzen Instrument Und fand ein rosa Herz auf einer Schale liegen, Das schlug ohne Unterbrechung, Und du sagtest mir ins Ohr, du würdest trotzdem weiterleben, Und es machte dich so froh. |
Aufschlag
9134 Ich war ein dummer Mensch, Ich küsste deine Haut, Du wolltest Leben auf den Bildschirm bringen, Und dahinter musstest du als Pflegerin die Zahlen ordnen, Und man ließ dir keine Wahl, Es gab nur eine Ziffer zu erkennen, Doch die konntest du nicht lesen, Die lag mir auf meinen Lippen. |
Ich legte meinen Arm um deinen Hals Und sah dich lange nicht, Und später schriebst du mir, der Arm sei so gut angewachsen, Und er trage Früchte, Und du sehntest dich nach mir, Und ich vermisste nichts. |
Aufschlag
9136 In jedem deiner Augen funkelten drei helle Lampen, Und sie mochten wohl in meinem Rücken stehen, Und du sagtest leis zu mir, dass dieses Funkeln, das dich von mir träfe, tiefe Löcher in dich brenne, Und die Nacht, gleich hinter mir, Sei nie so schwarz gewesen, Und ich sah auf dich voll Neugier. |
Aufschlag
9137 Lange hatte ich die Sehnsucht in mir ausgebreitet, Und es standen diese beiden Tropfen eng an eng auf einem Tisch, Und wäre ich an ihn versehentlich gestoßen, Träfe mich von dir nur eine sanfte Handbewegung… |
Aufschlag
9138 Meine Lippen waren überall, Ich wandte mich zur Seite, Und ich hätte meine Wangen kühlen sollen, Und die Stirn war heiß, Und meine Arme hingen schlaff herab, Und in dem Nachbarzimmer sah ich mich, Ich war schon über dich gebeugt Und wartete, Du hattest dich in deine Hand verbissen. |
Aufschlag
9139 Dieses sei die Schwelle, Und das Land dahinter wolltest du in Zukunft mit mir teilen, Es sei neu und unentdeckt, Auch sollte ich die fremden Arme, die auf deinen Schultern lagen, Ganz vergessen, Und ich fand in dieser Wand den Durchschlupf nicht, Und tags Und nachts warst du ganz eng an meiner Seite, Und du wuchst nicht nach. |
Wir sprachen miteinander, Und wir standen mitten in dem Abschied, Und ich warf nach vorne einen Stein Und einen anderen nach hinten, Und wir merkten uns die Aufschlagstellen, Und wir würden sehr schnell wissen, Wohin uns die Zukunft bringen würde. |
Aufschlag
9141 Es gab auch keine Mittel, uns zu prüfen, Und ich hatte festgestellt, dass deine Eigenschwingung Ganz und gar von meiner abwich, Und sie würden sich nicht einmal Überlagern können, Und ich schwieg zu dir darüber, Und es war dir recht. |
Aufschlag
9142 Wir gingen durch die Winterlandschaft, Und die Kälte wuchs direkt ins dunkle Himmelsblau, das hätte ich mit aller Wärme meines ganzen Lebens Niemals schmelzen können, Und du freutest dich so sehr in meiner Nähe, Und du wärmtest dir an mir die Hände, Und sie dampften schon ein wenig. |
Aufschlag
9143 Auf meinem Frühstückstisch serviertest du mir feine, weiße Scherben aus dem Porzellan, Das sei mein Nachtwerk, Und ich hätte dir gesagt, der Löffel, den man führt, Passt immer nur zu einer Suppe. |
Aufschlag
9144 Wir tranken aus dem einen Glas, das reichte immer nur für einen, Und der andere begnügte sich Und musste warten, Und ein andres Mal hätt jeder trinken können, Und wir schämten uns zu zweit, Und keiner griff nach seinem Glas. |
Aufschlag 9145 Aus deinen Haaren wuchs ein Seidenfaden, der
war sehr verspielt, Und als ich etwas
daran zog, bewegte ich den Mechanismus, der
dich öffnete, Und ohne seine Hilfe hätte ich
dich nie gefunden Und erkannt. |
Aufschlag 9146 Mit meinem dritten Auge sah ich dich
ganz anders, Und ich spürte
damit deine Wärmebilder auf, Und die bewegten
sich ganz langsam, deine Wärme stand im Raum
und blieb, Ja, selbst, wenn du
ihn schnell verließt, Und sie vermischte
sich danach, Und manchmal konnte
ich mich Gleich nach dir in
eben diesen Raum begeben, Und kein Wärmeauge merkte
einen Unterschied. |
Aufschlag 9147 Mitten in dem Zimmer hing dies
Seil, Das war armdick Und hatte keinen
eignen Sinn, Und dir, so sagtest
du, sei wichtig es mit deinen Händen zu berühren Und dich zu
erinnern, Und es führte
wirklich Ohne Haken, Ohne Ösen durch die Zimmerdecke. |
Aufschlag
9148 Du gabst nicht nach, Und tausendmal ging ich in dich Und durch dich durch, Und hinter mir flosst du zusammen, Und du warst vor mir kein Widerstand. |
Aufschlag
9149 Dein Schoß wurd mir ein wunderbares Lager, Und nach kurzer Zeit kamst du dazu Und fandst dich wohlig warm Und sahst mich nicht Und klagtest auch nicht über deine Einsamkeit mit dir. |
Du legtest deine Hand auf meine Fieberstirn, Und wirklich fuhr das kleine Boot mit etwas kühlem Wind durch mich hindurch, Und schräge standen seine Segel. |
Aufschlag
9151 Ich biss in eine gelbe Blume, die war bitter, Und du lachtest über mich, Und selbst an dir brächt jeder Biss von mir die tausendfache Bitterkeit, Und deine Schmerzen hätte ich umsonst, Die würdest du im Freudenschrei Zuoberst legen. |
Aufschlag
9152 Als du mit deinen Armen
balanciertest, Gleichgewicht zu
halten suchtest, Sah ich schnell auf deine Füße, Und die standen voreinander, Aber fest auf einem Boden, Und ich konnte deine offenbare Lüge nicht verstehen. |
Aufschlag
9153 Deine Haare waren lang, Du trugst sie offen, Und du kämmtest sie in meiner Gegenwart, sie wuchsen dabei schnell Und reichten, Noch bevor ich bei dir eingetroffen war, Bis an den Boden, Und dahinter saß nur noch die Holzform, Und die hatte man bezogen mit der Kopfhaut. |
Aufschlag
9154 Alles konntest du an deinem Körper ändern, Und ich hatte mich daran gewöhnt, Und irgendwann, erinnere ich mich, Erschienst du mir aus warmem, weichem, Glas, das brach nicht aus Und riss nicht ein, Du selbst warst damals fort auf Reisen. |
Ich sah es gern, In deiner Stirn stand eine kleine Säulenreihe, die verdeckte den Balkon, Darauf erschienst du manchmal, Fremd gekleidet, Und du winktest mir verstohlen zu, Ich sollte endlich kommen, Und ich wusste einfach nicht… Wie käme ich nur unentdeckt an dem Gesicht vorbei? |
Aufschlag
9156 Du konntest deine Augenlider lange offen halten, Und dahinter sah ich dich vor einer Leinwand stehen, Und du maltest mich, so schnell du konntest ab, Und musstest bis zum nächsten Lidschlag fertig sein, Die Bilder wurden immer ungenauer Und verwischter, bis ich mich zum Schluss erkannte, Und du schlugst den Vorhang nicht mehr auf. |
Aufschlag
9157 Das verstand ich nie an dir, die Weichen, die du auf der Herfahrt selber stelltest, Hielten mich so lange auf, Du warst dir deine Prüferin, obwohl du wusstest, Wie ich nach dir drängte, Und zurück, als mir die Trennung von dir schwer fiel, stand ein Schnellzug nur für mich bereit, Der brachte mich direkt zu dir, Und nirgends war ein Halt. |
Aufschlag
9158 In deinem Zimmer stand die Schüssel, Und du hattest dich darin gewaschen, Und es lag ein Duft nach Haut und Reinlichkeit im Raum, Du hattest dir dabei ein Stückchen fremder Gegenwart mit abgewaschen, Das lag nun daneben, Und es wurde immer weniger Und löste sich schon auf. |
Aufschlag
9159 Neben dir stand ein Gefühl für mich, Es war das einzige, das ich erkannte, Und es öffnete das Fenster, Und es lehnte sich, soweit es eben konnte, Dort hinaus. |
Aufschlag 9160 Auf deiner Haut war eine offne
Stelle, die
verheilte nicht Und bliebe auch für
mich, So sagtest du, als Luftloch, Das hieltst du mir
ständig frei. |
Aufschlag 9161 Nah genug an dir Entschieden wir nun
die Verwechslung
hinzunehmen, Und aus einer Einzelheit, Und läg sie noch so
eng an einer anderen, War gar nichts zu
beschließen, Und wir blieben
höflich zueinander, Auch danach, Und hinterher stahl
keiner etwas. |
Aufschlag 9162 Ich mied den Eingang, Und die Tür stand offen, Und ich hörte, wie
du drinnen Nach mir suchtest Und mich riefst, Und hinten stieß
ich mit dem schweren Werkzeug durch die Mauer, um zu dir zu
kommen. |
Aufschlag
9163 Diesmal, sagtest du, Sollt ich dich teilen, Und du wärst es endlich leid, Dich dauernd zu zerreißen, Und ich nahm dich ganz wie immer, Und es war dir wieder alles Überlassen. |
Aufschlag
9164 Die Frauen hängten ihren Männern Liebesketten um den Hals Und schmückten sich auch selbst, Und deine Arme wünschte ich mir manchmal fort von dir als Ring, der sich beim Tanz In meinem Nacken schlösse. |
Auf deinen Lippen stand mein Name, Und ich fand es gut Und kam zu dir, Und du warst überrascht Und fragtest mich nach meinem Namen, Der erinnerte dich irgendwie an jemanden, Den hattest du gekannt, Und nun, bei mir, erging es dir ganz Ähnlich. |
Aufschlag
9166 Am Finger trugst du einen Ring, Der sollte mich nicht stören, Und er war ja ein Geschenk von mir, Wir dachten es zugleich, Dann sagtest du, dass seine Wahrheit nur für dich alleine gelte, Und du würdest ihn sonst niemals tragen, Und ich sollte mich durch mich Nicht schrecken lassen. |
Aufschlag
9167 Dann sah ich dir verstohlen in die Augen, Und sie hingen so verzweifelt hinter ihren Wimpern, Und dein Mund gab einen Einblick frei, Er zeigte mir die vielen kahl gefressnen Stellen auf dem Rasen, Und das Grün, das ich so an dir liebte, War verloren, Und das alles kam von mir, Es wurde Zeit für mich. |
Aufschlag
9168 Auf deinen Lippen stand der Schweiß, Er brach aus meiner Stirn und zeigte sich bei dir, Dass ich das Unheil sah, als es sich auf dich stürzte, Und es kam, das war ganz sicher, Nur von mir. |
Aufschlag
9169 Dein Herz fiel dir aus deiner Hand, Ich war so nah daran Und konnt es sicher fangen, Und es blieb nur kurz in mir, Bis ich dir glauben konnte, Dann bedanktest du dich noch Und stahlst es dir zurück, Es dauerte ja alles kürzer, Als der kürzeste der Augenblicke, Und die währen lang, Und können sich in keinem Fall entschließen. |
Heute Morgen war dein Leben neu geboren, Und du spürtest es, Ich hatte alle Lampen so auf dich gerichtet, Dass du sie nicht sahst, Und aus dir selbst war jeder Weg bis an die Oberfläche hell beleuchtet, Und du kamst mir überall darauf entgegen, Und du winktest schon von Weitem. |
Aufschlag
9171 Es war nicht so, dass ich in dir nichts sah, Ich hielt ja deine Haut ganz nah vor meine Augen, Und durch jede Pore konnte ich dich deutlich sehen, Und im Hintergrund stand eine grelle Lampe, die mir half. |
Aufschlag
9172 Ich zeigte dir den Schaltknopf über den ich funktionierte, Und du wolltest dich auf diese Weise nicht berauben lassen, Und die Liebe bliebe dir, Und, was du von mir wüsstest, Würdest du dich nun für alle Zeit vergessen lassen. |
Aufschlag
9173 Auf dem Schreibbrett lasen wir den Fehler, Und du sagtest nichts, Und ich erlebte ihn als Neuigkeit, Dann wies ich auf das Messer, dass so tief in meinem Körper saß, Und du, du lachtest auf, Es wäre grade umgekehrt, Und niemand achte auf den Fehler, Und wir löschten ihn nicht aus. |
Aufschlag
9174 Du sprachst durch ein Gerät mit mir, Ich liebte deine Stimme gleich Und hatte Angst, dich anzuschaun, Und du bliebst freundlich, Und mit liebem Ton gabst du mir deine wahre Nummer durch, so könnte ich mir das Gerät, wenn ich es wollte, Kaufen und dich hören. |
Aufschlag 9175 Es war ein andres Mal, dass ich
erschrak, Ich stieß
versehentlich mit meinem Finger in dein
Auge, Und es war aus
hartem Glas, Und auch das
andere, Du klopftest
schnell dagegen, War in einem
Panzer, Und du wolltest,
sagtest du, Mit mir nicht über
deine Augen reden Und dich nicht mit
einem anderen System vergleichen
lassen. |
Aufschlag 9176 Du setztest dich in
einen Wäschekorb, der
hing in einer Schaukel, Und der Schwung, den du
verlangtest, kam von mir, Und nur der Augenblick, da ich
den Anstoß gab, blieb
mir, dich zu berühren, Und du sangst ein Spottlied über
mich, das hatte ich Gedichtet. |
Aufschlag 9177 Immer wieder stieß
ich auf die Bilder aus dem
Krieg, Der trieb auf dich
und mich, Und tröstlich war
es nicht, dass diese Bilder, wie du
sagtest, aus der Zukunft kämen, Dass sie gar nicht
wahr sein müssten, Und ich dachte,
dass es nicht zu viel sei, jeden Tag auf irgendetwas
zu verzichten, Und die Gesternbilder waren
so erschreckend ähnlich, Und ich hätte gern
an deiner Brust gelegen. |
Aufschlag
9178 Auf den Fensterritzen stand der Wind, den hörte ich Und knöpfte deinen Mantel fester zu, Es war dir recht, dich mir so nackt Und bloß zu zeigen, Und wir hatten nur den Platz, der zwischen Fenster und dem Rahmen lag, Und schwiegen über diese Enge. |
Aufschlag
9179 Ich hatte diese Tür, die unsre Zimmer trennte, ausgehängt, Es war nun alles offen zwischen uns, Und jeder lauschte auf den andren Atem, der wurd überdeutlich, Und zwei fremde Namen standen nun im Durchgang Gegenüber. |
Zwei Selbstportraits begannen sich zu Portraitieren, Und ich kam dazu und sah, Wie weit du dich von dir entferntest, Und du warst mit deinen eignen Bildern nicht mehr Zu erreichen. |
Aufschlag
9181 Du sahst zu mir Und gleich danach schon in den Raum, in dem ich mich befand, Und gleich danach schon auf die Straße hinter mir, Auf das, was dort geschah, Und wenig, dachte ich, Warst du dir treu geblieben, Und du standst dir doch so nah, Ja, warst dir immer noch Am nächsten. |
Aufschlag
9182 Wir lagen beide in dem Mehlbett, Und es lag sich weich darin, Wir atmeten so flach es ging, Nicht zu ersticken, Und wir wollten diesen Abdruck unbedingt Erhalten. |
Aufschlag
9183 Ich entdeckte, dass ich Blicke sehen konnte, Ja, ich spürte sie, bevor sie mich erreichten, Und ich lernte, ihnen auszuweichen, Und es wuchs ein langer Weg, der legte sich im hohen Bogen zwischen uns, Und groß war unsre Mühe, Uns zu sehen. |
Aufschlag
9184 Deine heißen Wangen kühltest du an meiner Stirn, Und die lag weich an einem Apfel, der hing noch am Baum Und wich vor meinem Kommen aus Und rollte mir zur Seite. |
Dein kleiner Mund war halb geöffnet, Und ich blies an ihm den dumpfen Ton, Du lerntest schnell darauf mit mir die Melodie zu pfeifen, Das war nichts für mich alleine, Und mein Atem mischte sich in einem Zug mir deinem. |
Aufschlag
9186 An deinem Eingang hingen kleine, rote Lampen, Und man meinte, dass es Tropfen deines Blutes wären, Und ich sorgte mich um dich Und heftete ein Liebespflaster auf die Stelle, Und es tränkte sich sofort. |
Aufschlag
9187 An deinem Fußgelenk fand ich ein goldnes Kettchen, Und es würde mir, Sollt ich dich dort besuchen, sicherlich zur Fessel werden, Und die Küsse fielen hier, kaum sichtbar, In ein Netz. |
Aufschlag
9188 Ich beuge mich ganz ruhig über dich, Du liegst verborgen in dem Bett, Und deine Hand liegt dir im Schoß, Der Schlaf hält diesen Platz für mich besetzt, Ich fühl mich wohl So fest an dich gepresst, Du lässt mich nicht mehr los. |
Aufschlag
9189 Du hältst den Blick gesenkt, fast schon verschämt, Dann schickst du plötzlich deine Augen in die langen Winkel, Und sie sehen auf zu mir Und drohen mit der ganzen Härte deiner Liebe, Die weiß nichts von mir, Und aus den Felsen fällt ein kalter Wind ins Segelboot. |
Aufschlag 9190 Wir sahen uns mit Absicht in die
Augen, Und wir saßen uns So nah wie möglich
gegenüber, Und wir hüteten uns
jeder das Gespräch als ein
Geheimnis unsres Denkens, Und die Sätze blieben vor
den Lippen liegen. |
Aufschlag 9191 Ich wünschte dich
zu sehen, Und ich sehnte mich
nach deinem Haar, nach deinem
Nacken Und nach allem, Und ich hätte es zu
gerne Alles und zugleich
gehabt, Und als du kamst,
trugst du den Kopf dreifach für
mich, Ich sollte mich
entscheiden. |
Aufschlag 9192 Im Dach erkannte ich
ein Oberlicht, Von dort sah ich
ins Haus, Du spieltest ganz
alleine unter mir Mit deinem Leben, Und es war dir
wichtiger Als alles andere, Und meinen Kuss tat ich auf
deine Stirn, die fand ich
in der Nähe des Verschlusses. |
Aufschlag
9193 Auf einer freien Strecke stand ein Halteschild, Das hielt uns nicht mehr auf, Es gab nur dieses eine Schienenpaar, das mussten wir benutzen, Und die Richtung war uns vorgegeben. |
Aufschlag
9194 Wir beide wollten keine Abkehr, Wollten uns nicht voneinander wenden, Und am schönsten zeigte sich der Traum, wenn man die Himmel, die zu unsren Füßen lagen, Nicht berührte, Und wir würden wohl den Abstand zwischen uns Auch ohne Schritte überbrücken. |
Das Buch, aus dem du last, War leuchtend eingeschlagen, Und ich sah dir über deine Schulter, Und du sagtest mir die reine Wahrheit, Und ich musste dir nun glauben, Weil du aus dir sprachst. |
Aufschlag
9196 Damals küsste ich dich auf den Mund Und fand dich vor als einen Königsapfel, der war reif, Und du erlaubtest mir hineinzubeißen, Und das Früchterund verdankte deiner Gegenwehr, dass ich es Heil gelassen hatte. |
Aufschlag
9197 Ich war ja dumm gewesen, Als du mir die Blumen brachtest und sofort vergingst, Ganz tief im Strauß entstandst du völlig neu für mich Und wuchst daraus zu deiner Größe, Und du zogst mich mit hinein, Wir schwammen lange in dem Meer der Düfte, Das ich an dir fand |
Aufschlag
9198 Von dem Gewinn verlange ich ja nichts, Und wenn du es verlangst, Verlange ich auch den Gewinn, den zahle ich für dich, Auch wenn du nichts für dich verlangst, Als den Gewinn. |
Aufschlag
9199 Heimlich sah ich, wie du abends deine Füße in das Wasser stelltest, Und die ganze Nacht triebst du ein Feuerwerk, das hatte reichlich Nahrung, Und am Morgen saß dein Kopf verkehrt herum, Du wolltest ihn auf jeden Fall so tragen. |
Mit dem Sonnenuntergang war auch mein Brennglas wertlos, Und du zeigtest mir ein anderes Gerät, das wusste unser Mondlicht so zu sammeln, Dass darunter Eis entstand, Und leichte blaue Flammen zuckten drüber hin. |
Aufschlag
9201 Du sahst herüber, weil ich im Spaziergang stehen blieb, Und wirklich litt ich unter dem Gewicht des einen einzigen Gedanken sehr, Du brachtest mich mit nichts zum Stehen. |
Aufschlag
9202 An deinen Ohren steckten rosarote Und zwei weiße Perlen, Und sie glänzten feucht, Und, als ich sie berühren wollte, Rollten diese Tropfen ohne jeden Halt zu Boden, Und es bildeten sich augenblicklich Neue, denen glaubte ich. |
Aufschlag
9203 Einmal, als ich dich begrüßte, Legte ich den Kuss auf deine Stirn, Die stürzte ein Und hätte mich fast umgerissen, Und der Krater war sehr tief Und ohne Mitte. |
Aufschlag
9204 Für unsre Speise kaufte ich uns neue Löffel, Und ich kaufte auch den Wert mit ein, der galt dir nichts, Du sagtest, das was uns am Leben hielte, wär mit teuersten Geräten niemals Einzufangen. |
Aufschlag 9205 Du wusstest alles, Und du wusstest
auch von mir den Augenblick, in dem
ich tödlich war, Und lange schon
vorher schlosst du die Augen, um mich
nicht mit diesem Wissen zu
erschrecken, Und du gabst dich
immer Offenbar. |
Aufschlag 9206 Ich sah zwei Helfer, Und sie spannten
zwischen sich ein Sprungseil, das
galt mir, Ich sollte mich
versuchen, Und sie kamen mir
entgegen, Und, als ich
entdeckte, dass es beide Male du warst,
wusste ich mir keinen Rat mehr und blieb
stehen, Und das Seil schnitt sich
durch mich Hindurch. |
Aufschlag 9207 Auf einem Foto, dass du von
mir machtest, War ich halb zu
sehen, Und ich stand am
Rand, Du wiest mich
darauf hin, dass dieses Foto gut gelungen
wäre, Und es zeigte mich
in allem Ganz. |
Aufschlag
9208 Die Spitze eines Turmes War so unerreichbar hoch, Wir mussten beide über seine Höhe lachen, Und sie ragte eigentlich, wenn wir es wollten, Nur ein wenig aus dem Frühstückstisch, an dem wir saßen, Und wir wollten es Und achteten nicht mehr Darauf. |
Aufschlag
9209 In deine blauen Augen fiel ich gern, Ein See, der mich noch weiter atmen ließ, Und auch auf seinem Grund erfanden rasche Hände blaue Augen, Und die waren tief. |
Wir saßen im Gestein Und lauschten in die weite Ruhe, Und ganz oben hörten wir, dass Meereswellen aneinander schlugen, Und hier unten schwiegen wir, Und jeder würde gerne wohl als erster Sprechen wollen. |
Aufschlag
9211 Das Gras stand gar nicht tief im Wasser, Und die Strömung legte sich um jeden Halm, Und, wenn wir aneinander stießen, Das war sicher, sicher, sicher, Könnt uns niemand hören, Und ich lauschte angestrengt an dir Und du an mir, Es war nichts zu vernehmen. |
Aufschlag
9212 In dem Blumenstrauß stand ein Gesicht, das welkte ebenso nach ein paar Tagen wie die Blüten, Und wir rührten diese Vase nicht mehr an Bis alles abgefallen war Und auf dem Tischtuch lag |
Aufschlag
9213 Aus einem Haus stieg weißer Rauch, Und draußen war noch immer Kälte, Und vor deinem Mund lag Wort für Wort gefroren, Und ich musste Weiter warten. |
Aufschlag
9214 Wir bauten ein Gerüst, das schraubten wir mit Haken an die Wand, Das ließt du dir an dir gefallen, Und erst, als ich oben stand, Entdeckte ich dahinter dein Gesicht und auch den Grund für unsre Arbeit. |
Einmal sagte ich noch „Ja“ zu dir, Das hatte ich gelogen, Und dein Blick sprang hoch an mir, dein Fuß, auf dem du standst, Trank gierig Wasser, Und ich musste dieses Unheil, um der Wahrheit willen, Auf mich wenden, Musste einfach widerrufen, Und mein „Nein“ traf dich, als du im Sprung gewesen warst, genau ins Schulterblatt. |
Aufschlag
9216 Ich legte eine Leiter an und stieg hinauf, Man sagte mir, Dort oben sollte ich dich retten, Und ich wusste schon vorweg, Dass du mich um der Rettung willen von der Leiter stoßen würdest, Unten wandte man sich ab, Man konnte sich auf dich Verlassen. |
Aufschlag
9217 In dem Garten wuchs ein runder Turm, Der hatte unterirdisch sicher noch ein kleines Haus, Und du verbotst es mir danach zu graben, Dies sei ein Verlies, das du bestiegst, Und mir gebotst du hier zu warten, Und drei Tage später ging der Turm in meinem Garten wieder unter, Und es gab auch in der Tiefe keine Spur Von dir. |
Aufschlag
9218 Du kamst zu mir, Ich sah es gleich, Man hatte dich frisch aufgeschnitten, Und ich wagte nicht zu fragen, Wer dich wo… Und voller Übermut war dir ein Bild in deine Stirn gestickt, Das hätte ich bemerken Und erwähnen sollen, Und du warst von mir enttäuscht, Und heimlich suchte ich an dir. |
Aufschlag
9219 Mein Hals war heiß und trocken, Und ich musste auf das Wasser einer Schmelze warten, Und du führtest mich in ein Gebirge, dort wär Eis genug, Und mich an meiner Hand ging ich dir nach Und glaubte fest an das Gesagte. |
Aufschlag 9220 Ich weiß noch, wie
es war, Als du entstandst, Du konntest davon
gar nichts wissen, Und in meinem Zimmer gab es
keinen Menschen außer mir, Da saßt du
plötzlich in dem Stuhl und sagtest, Nur für mich wärst
du gekommen, Einfach aus dem Augenblick heraus, Und hinterließt in
mir ganz unabsichtlich deine Leere, Und ich musste eine
neue unsichtbare Mitte finden. |
Aufschlag 9221 Es fiel dir auf,
dass wir zur gleichen Zeit das gleiche
taten, Und du dachtest
anderes dabei als ich, Und zwischen dir Und mir würd
niemals Gleiches in der
gleichen Zeit geschehen können. |
Aufschlag 9222 Die Vögel zogen über
uns nach Norden, Und ich ritzte mir
in meine Haut den Pfeil, den
sie dort oben bildeten, Und flog allein
davon, Du würdest mir ja
ohnehin nicht Glauben. |
Aufschlag
9223 Die Erde riss ein wenig auf, Ich zeigte dir den Keim, der sich dort bildete, Und wies dir nach, Dass ich erst gestern so entstanden war, Und mein Gedächtnis, das nicht weiter reichte, War mir der Beweis. |
Aufschlag
9224 Als wir uns dann wiedersahen Und uns auch erkannten, Kämpften wir nach kurzen Augenblicken schon um unser Leben, Und das Wasser aus der Schmelze wollte uns Ertränken. |
Wir fielen auseinander Und der Schnee, der zwischen uns die weißen Wolken schob, nahm jede Sicht, Es nützte nichts, Das wir uns fest an unsren Händen hielten, Und wir wussten nicht einmal, Von wem der andre sprach Und ob wir mit ihm redeten. |
Aufschlag
9226 Eine dieser weißen Flocken fiel auf deine Stirn, sie flammte auf Und brach ein rotes Licht, Ich sah zum ersten Mal, woher du kamst. |
Aufschlag
9227 Du hattest etwas in der Hand, das war dir wichtiger, als alles andere, Und als ich es mir zeigen ließ, War es ein Ding, das hatte eine kurze Lebenszeit, Du wolltest, dass sie nur für dich verging, Es durfte niemand nahe sein, Ich kannte dies Gefühl, wenn man den anderen Bestahl. |
Aufschlag
9228 Ich fragte dich, Weil ich dich fragen musste, Und du lehntest ab, In dir wär keine Mehrheit mehr für mich, Und meine Stimme galt hier nichts, Und deine Wähler zeigtest du mir nicht, Weil ich sie kannte. |
Aufschlag
9229 Als
ich entdeckte, Dass
du nur dein Abbild
warst, Schnitt
ich dich aus Und
zündete dich zwischen spitzen Fingern
an Und
hielt dich fest Und
sah dir ins Gesicht,
das änderte sich in den Flammen Nicht. |
Geschenkt
nahm ich dich nicht, Ich
wollte dich mit mir beschenken, Und
du nahmst von mir nichts an, Und
in dem Geld,
du hattest viel davon, Und
alles war für mich geplant, Wär
ich ertrunken, Und,
so eng wie ich mit dir verbunden war, Würd
zwischen uns dein Wunder
nicht geschehen können. |
Aufschlag
9231 Du
sangst für mich ein Liebeslied,
das klang mir schön und warm, Und
deine Füße
warfen in dem Tanz die Schuhe
ab, Und
sie bewegten sich auf mir, Ich
war aus Panzerglas,
das brach nicht Und
das riss nicht ein Und
hielt dir stand. |
Aufschlag
9232 Auf
dem Weg
lag eine Blumenblüte, Die
ich an mich nahm, Und
wochenlang lag sie ganz frisch Auf
meinem Tisch Und
schien in ihrer Pracht
zu wachsen ohne Dass
ich sie bewässerte, Sie
welkte nicht, Ich
hatte den Verdacht,
dass sie in jeder Nacht
erneuert würde, Und
ich kümmerte mich nicht darum, Und
kannte mich in dem Betrug
nicht aus. |
Aufschlag
9233 Es
neigte sich ein großer Haken,
der dich suchte, Über
dich, Du
kanntest ihn, Er
würde dich, so sagtest du, In
weitem Bogen
von mir tragen, Und
er nahm dich in den Arm Und
setzte dich ganz nah zu mir in eine Menschenmenge, Die
hielt fest an dir, Es
war auch nicht mehr möglich, Dir
noch zuzuwinken. |
Aufschlag
9234 Wir
waren auf dem Flur,
dort stand nur eine Lampe, Und
dein Fuß
ließ sie verlöschen, Und
es war so plötzlich Und
so völlig dunkel, Dass
ich dich nicht mehr begriff Und
keine Wand
mehr fand, Mich
blendete die Schwärze
tiefer als die Dunkelheit
um mich. |
Aufschlag 9235 Du sagtest nichts zu mir von unsrer
letzten Nacht, Mir hatte jemand meinen Angstschweiß abgetupft, Und morgens gab es nichts, Das uns erinnerte, Es mochte auch der Traum noch nicht zu Ende sein, Das wusstest du vielleicht. |
Aufschlag 9236 Auf deinen Mund fiel leicht der Schatten eines Blattes, Und er legte sich auf meinen letzten Kuss, Der stieg in dieses Schiffchen, und fuhr, als es sich
bewegte, Auf und ab Und wollte von dem Boot nicht lassen. |
Aufschlag 9237 Die Ornamente seien tiefe Kunst, Ich fand genug an dir, Und, wenn du lächeltest und
weintest, Zeugtest du ein Heer davon, Die hatte es zuvor noch nie in einer Kunst gegeben. |
Aufschlag
9238 In
deinem Zimmer
steckte dieser Nagel
in der Wand, Es
war ein völlig trockner Raum, Und
trotzdem lief die Rostspur
dort herab, Das
hätte, sagtest du, nichts zu bedeuten, Und
der Nagel
habe seinen Sinn
erfüllt und dürfte nun Verbluten, Und
er diene dir nur noch als Haken. |
Aufschlag
9239 Der Wind
lieh mir den Arm Und
seine Hand, Ich
spielte erst mit deinen Nackenhaaren, Und
die Finger
tasteten dann dein Gesicht,
danach den Körper ab, Ich
wurde wach, als du im Schutz
vor Sturm an eine Wand
gedrängt, die Kleider
an dir richtetest Und
eine Bö auf deinem Atem
stand Und
dich beinah erdrückte. |
Wir
teilten alles ein, Du
plantest weit voraus den Antrag
auf ein eignes Kind,
das würde uns erst fremd sein, Und
die Mutter
lebte weit entfernt Und
von dem Vater
wusstest du nur wenig, Und
es gab an dir kein Zeichen,
das Begierde weckte, Und
die Zeit mit dir Wurd
schließlich aufgeteilt von mir in kleine Winkelfelder, Keines
davon musste ich bestellen, Und
in meinem Schrank
hielt ich noch einen Frauenrock
versteckt. |
Aufschlag
9241 Abends
kamen wundersame Wesen
an mein Bett, Sie
waren farbig und sehr geometrisch, Und
sie redeten mit mir, Und
ich verstand sie nicht, die Sprache
war mir fremd, Und
dich berief ich mir zum Zeugen, Und
es war dir alles recht, Du
sagtest auch, wie schwer es dir gefallen sei, Dich
so von dir zu trennen. |
Aufschlag
9242 Oft
erinnertest du mich ans letzte Jahr,
wir schöpften damals mit den Händen
Wasser in die Körbe,
die wir auf dem Rücken
trugen, Und
wir konnten es nicht lassen, Und
wir kamen nicht zu uns. |
Aufschlag
9243 Du
liebtest mich, Das
hattest du gesagt, Und
meine Antwort
hättest du wohl gern gehört Und
sagtest gleich, Dass
ich dir nichts zu sagen brauchte, Und
mit deinen Händen
schöpftest du ein wenig frisches Wasser,
das du mir entgegen hieltst, Es
schwamm kein Fisch
darin, Ich
brauchte es auch nicht zu trinken, Und
es war nur eine liebe Geste,
die du machtest, Und
ich sah den Grund,
der war nicht Tief. |
Aufschlag
9244 Drüben
schwamm ein wenig Seetang
auf der Wasseroberfläche, Und
es wurde Zeit
für uns, die Netze
auszuflicken, Und
man sah schon überall hindurch Und
hätte dich und mich mit Leichtigkeit Erkennen
können. |
In
der Liebe
sollte ich dich fest in meinen Armen
halten, Und
ich wollte dir gehorchen, Und
ich schob die Hand
auf deinen Rücken
immer neu Und
immer weiter unter deine Federn,
die verschoben sich Und
knickten ein, Und
letztlich blieb ein Flaum,
der hielt dich ganz Bedeckt. |
Aufschlag
9246 In
der Laube
fand ich dich auf einer Bank,
die stand im Freien, Und
es schützte dich das Dach
darüber, Und
du ludst mich ein, Es
käme gleich der weiche, warme Regen,
den du allzu gerne mit mir teilen würdest, Und
ich setzte mich, so eng es gehen mochte, Neben
dich, Und
niemand, warst du sicher, würde deine Kammer
jemals finden, Und
sie bliebe auch vor mir Geheim. |
Aufschlag
9247 Schade,
Dass
du gar nichts sahst, das Bild,
von dem du sprachst, War
unsichtbar für mich, Und
du beschriebst mir etwas, Das
ich besser kannte, Mochte
sein, Dass
ich mich viel zu nah Und
viel zu eng An
dir befand. |
Aufschlag
9248 Wir
zündeten ein kleines Feuer
an, Das
war zuerst so unbedeutend, Dass
ich es in meinen bloßen Händen
halten konnte, Und
es spiegelte sich alles, was ich sagte, In
den Augen wieder, Und
du blicktest hastig hin und her, Du
mochtest meinen Mund
in deiner Eile streifen, Der
verbrannte schon mit seinem Rücken. |
Aufschlag
9249 Ich
kam zu dir, Das
ließt du zu, Und
reiste mit dem Kamm
durch deine Haare, Und
ich fand so sehr Gefallen
an dem Wellengang, Ich
nutzte mich nicht ab Und
sah auch über deine Schulter
in den Spiegel, Wo
du über alles wachtest. |
Aufschlag 9250 Nachts ging dein Gesicht verloren, Und ich tastete durch eine
unbekannte Landschaft, die war voller Fallen, die ich liebte, Und ich stürzte gern Hinein. |
Aufschlag 9251 Wir saßen voreinander, Und wir schwiegen, Und ich sah zu dir, Und viel zu lang wurd uns die Zeit, Und deine Kleider zupftest du zurecht Und pflegtest dir die Fingernägel, Und du blicktest sicher auch auf
mich, Und unser Warten aufeinander war ein Eilzug, der war viel zu schnell Und machte nirgends Halt. |
Aufschlag 9252 Aus dem, was du mir sagtest, Schnitt ich nur heraus, was mir
gefiel, Den Rest würd ich so unbenutzt, Wie du es gabst, Behalten. |
Aufschlag
9253 Nichts
wär hier zu hören, sagtest du, Es
hingen Augenblicke
an der Wand,
die hattest du von uns gesammelt, Und
sie dröhnten mir in meinen Ohren, Und
sie standen mir im Gegenwind
auf meinem Atem, Der
ging mir Verloren. |
Aufschlag
9254 Ich
weinte in der Wunde,
die ich hatte, Und
du sandtest einen Spott,
der war auf mir ein Öl,
das zündete sich von alleine an, Und
deine Decke,
diese Flammen zu ersticken, Fand
ich nicht, Es
war ein Blaulicht,
das auf deinem Körper Zuckte. |
Alles
flog so schnell vorbei, Wir
hielten an Und
standen voreinander, Und
die Rasterscheibe
Drehte
sich schon zwischen uns, Die
ließ uns im Zusammenhang
erscheinen, Und
zerschnitt uns trotzdem immerzu Und
ohne Unterlass.
|
Aufschlag
9256 Es
war nur das Relief
an dir, An
dem ich mich verletzte, Das
lief ganz um dich herum, der Eingang
war wohl auf der Unterseite,
die behieltst du noch für dich, Du
hättest sie, so sagtest du, Noch
nicht geformt, Es
gäbe auch bis jetzt noch keinen Grund
dazu, Und
darum auch kein Bild. |
Aufschlag
9257 Unter
meinem Haar
könnt ich dir etwas zeigen, Und
es wär ein Ausblick,
der geht über in die Tagesbläue, Und
du sähest sie gleich hinter einem Loch
darin, wenn du nur wolltest, Und
du kämmtest mich Und
wolltest nichts Verstehen. |
Aufschlag
9258 Hinter
deinem dünnen Schleier
hing schon dein Gesicht,
dein Mund
schien durch Und
blähte dieses Tuch
mit deinem Atem, Und
es lief die Brust
in ihrer Wölbung mit dem Hauch
dahinter über dich, Und
deine Tagesdecke Rührte
ich nicht an. |
Aufschlag
9259 Lieber
sähst du nichts, Als
dass du alles sähst, Weil
du ja ohnehin nur sahst, Was
du nicht sehen wolltest, Und
du schwiegst dich aus Und
fragtest mich so stumm, Und Antwort
konnte ich nicht geben, Weil
ich selbst nur sah, Was
ich nicht sah, Und
ganz vergebens wäre es, Davon
zu reden. |
Ich
achtete sehr auf das Frauenlachen, Und
ich hörte diese Fröhlichkeit
in ihm, Die Hand
verdeckte nur den Mund, Der
rang mit einem Zungenkuss,
den du mir selber gabst, Die Augen
waren ganz auf mich gerichtet, Und
sie ließen nicht mehr ab von mir Und
kauerten sich nieder Vor
dem Sprung. |
Aufschlag
9261 Ich
rief nach dir, Du
löstest dich sofort Und
fielst in meine Arme,
die hielt ich, soweit ich konnte, offen, Und
wir mussten beide nur noch warten, bis das Echo
kommen würde, Das
verhallte oft ganz ungehört In
irgendeiner Nähe,
die man nicht Erkannte. |
Aufschlag
9262 Du
achtetest genau auf jeden Handgriff,
den ich machte, Und
die Kerze
stand in einem Drahtgestell,
das fuhr sie auf und nieder, Und
das Tageslicht,
das auf ihr brannte, Schob
sich manchmal und in Absicht
viel zu nah an dich heran, Du
hattest dich noch nie Gewehrt. |
Aufschlag
9263 Heute
traf ich dich das erste Mal,
Du
wusstest manches über mich, Was
ich nicht wusste, Und
du sagtest nur von mir, was richtig war, Und
neben dir lag dieser Katalog,
der führte mich Und,
alphabetisch richtig eingegliedert Und
beweglich, transparent und fehlerfrei, Auch
dich, Den
hattest du noch kurz zuvor in deiner Hand
gehalten. |
Aufschlag
9264 Hinter
deiner Tür
hing leuchtend rot ein Warnhemd,
das trugst du, Um
dich zu schützen, Und
du zogst es jetzt gleich über dich, Es
sei auch nicht die Frage
der Gefahr durch mich Und
auch kein Zeichen
einer Schuld. |
Aufschlag 9265 Du riefst mich, dir zu helfen, Und ich kam sofort, Ich fand dich unverletzt Und nicht geschwächt, Und bald, so sagtest du, Begänne hier in dir der Kampf, Und du und ich, wir hatten jeder
einen Platz auf der Tribüne. |
Aufschlag 9266 Du hattest mich sehr schnell Verstanden, Und du nutztest jede Pause, Und dir war es recht, Mich hier mit mir Und nebenan allein zu finden, Und auf dich stieß ich zugleich von
allen Seiten. |
Aufschlag 9267 Deine Blumen waren Ölgemälde, Und die Zimmer deine Blumengärten, Und das ganze Haus war nur der Baum, in dem wir lebten, Und ich küsste deine Zweige, Und ich stahl dir manches frische Blatt vom Leib, Dahinter stand schon eine neue Knospe. |
Aufschlag
9268 Heute
brach die erste weiße Blüte
auf, Und
warm war deine Innenhand, Es
legte sich mein Mund
mit seinem Rücken dort hinein Und
sah dich an, Es
fiel auf mich dein Atem. |
Aufschlag
9269 Ich
sah dich in dem Vogelnest,
das stand in weißer Blüte, Und
ich sprach dich an in einer Vogelsprache,
die verstandst du nicht, Du
zeigtest nur auf einen dünnen Draht,
den musste man in eine Klemmvorrichtung
stecken, Und
du flogst sofort davon. |
In
deinem Zimmer
hatte alles seinen Platz, Und
meine Liebe
war gleich neben mir Und
gegenüber deiner Eingangstür
an eine freie Wand
geschraubt, Die
zeigtest du mir als Willkommen. |
Aufschlag
9271 Irgendwann
entdeckte ich an dir die feinen Drähte, Und
sie wuchsen überall aus deinem Leib Und
waren weich Und
anschmiegsam Und
sehr geschmeidig, Und
sie waren einfach zu verschieben, Wenn
man mit der Hand
darüber fuhr, Sie
störten nicht Und
richteten sich immer wieder auf Und
tasteten nach einer unsichtbaren Beute,
die du ganz mit dir Alleine
warst. |
Aufschlag
9272 Du
sagtest mir, dass du mit deiner Suche
nach Ersatz für mich Beginnen
würdest, Und
ich wagte nicht, dich auszufragen, Und
du warst auch so bestimmt, Und
gelte der Ersatz
nur der Person, so wüßt ich dennoch nicht, Wem
er nun galt, Ob
ich um deinetwillen Oder
du nun meinetwegen Gehen
musstest. |
Aufschlag
9273 Ich
blies die Staubgefäße
von dir ab, Es
stieg ein gelber Regen
um dich auf, Und
gegenüber stand schon einer, Der
war aus dem Gelb
herausgebrannt Und
wurde ausgestellt, Man
würde ihn vielleicht erneut Verwenden. |
Aufschlag
9274 Heute
Nacht, so sagtest du, Hätt
wieder eine Hand
an deinen Traum gerührt, Du
wusstest nicht, Ob
du bestohlen worden warst Und
suchtest gleich an mir, Das
war umsonst, Und
ich war in der Nacht
nicht eingeschlafen, Und
du selbst beraubtest dich ja oft genug Der
eignen Träume. |
Du
sprachst mit einem Tier,
dem flogen deine Küsse
in das warme Fell, Dann
beugtest du dich ganz zu mir herab Und
bliest die Haare
hoch Und
suchtest mit dem Mund
darin Und
mit der Zunge,
bis du mich Verspürtest. |
Aufschlag
9276 Ich
kam zurück Und
stand in einer offnen Tür,
die pendelte noch immer hin und her, Das
kam nicht mehr von dir, Es
kam von einem Wind,
der jetzt in deiner alten Kammer
wohnte, Und
ich nahm dich von der Wand,
die war an dieser Stelle hell geblieben, Und
es war zu spät, Du
schadetest dir selbst In
viel zu vielem Viel
zu viel. |
Aufschlag
9277 Immer
tat ich alles viel zu spät, Und
selbst, was ich zu früh begann, War
schon vergangen Noch
bevor es angefangen hatte, Und
die Hände
waren übervoll, Ich
warf sie in den Fluss,
der trug sie nicht davon Und
schwemmte sie zurück, Dass
ich mich schämte Und
sie wieder an mich nehmen musste, Und
ich konnte so Und
so nichts fassen. |
Aufschlag
9278 Ich
sang ein Lied,
das stand geschrieben, Und
es war ein monotones Lied,
das sang das rote Band,
das wir mit unsren Fingern
strammten, Und
auf dem wir Töne
zupften, Und
wir durften uns nicht von dem Faden
lösen, Und
ich knotete mich fest an dich, Und
mir geschah es ebenso mit dir, Das
haben wir im Spiel
ganz unbewusst getan. |
Aufschlag
9279 Die Kinder
tanzten Löcher in ein Buntpapier Und
sahen dann hindurch, Ich
stand vor dir Und
hatte dich herausgeschnitten, Und
mein Blick
ging nicht an dir vorbei Und
drang nicht ein. |
Aufschlag 9280 Draußen standst du angelehnt an
einen Stamm, Ich ging zu dir, Und aus dem Haus rief eine Stimme mich zurück, Du hasstest es, mit mir Betrug zu leben, Und es fiel im Haus ein Blatt vor meine Füße, das war von dem Baum gerissen Und ließ wissen, dass du mich am Stamm erwartetest. |
Aufschlag 9281 Es war ein Spiel, dass du dich vor mich
stelltest, Und ich stellte mich vor dich, So standst du zwischen mir, Und gleich danach, das Spiel ging weiter, Stand ich eng um dich, So standst du ganz in mir, Wir nannten uns nun: „Einer aus dem anderen“, Und waren ganz verspielt. |
Aufschlag 9282 Ich gab dir nach, Ich wusste nicht warum, Du legtest deinen Kopf auf meine Schulter, die brach ein Und ließ dich stürzen Und in mir ertrinken. |
Aufschlag
9283 Plötzlich
standst du so vor mir, Wie
ich dich nie verlassen hatte, Und
du warst das Wunschbild,
das sich zeigte, Und
ich streckte meine Arme
nach dir aus Und
hielt sie wohl zu steil Und
spießte dich in deinem ersten Anlauf
damit Tödlich
auf. |
Aufschlag
9284 Du
schliefst vor deinen eignen Augen
ein Und
gingst Und
ließt dich sitzen, wo du saßt, Und
überließt dich ganz dem Zufall, Und
es war die Peinlichkeit,
die mir um deinetwillen So
zu schaffen machte, Und
ich musste als ein völlig Unbeteiligter
auf deine Rückkehr
warten. |
Du
ludst mich ein, Es
war schon spät, Und
vor mir stand die Müdigkeit,
die hielt ihr Netz
bereit, das hing, Ich
sah es nun, in deinen Händen, Und
es lag als Schleppe
über deinem Arm, Du
sagtest gleich, Es
sei von dir geflickt Und
ausgebessert, Und
es würde mich nicht halten. |
Aufschlag
9286 Du
führtest mich durch einen Flur Und
sagtest auch, dass du hier jeden Winkel
kennen würdest, Und
ich solle dir vertrauen, Eigenartig,
fiel mir ein, Ich
hatte dir das gleiche einen Augenblick
zuvor ins Ohr
geraunt. |
Aufschlag
9287 Du
brauchtest viele Helfer
für die eine Messung,
die dir wichtig schien, Sie
galt dem ganz besonderen Gefühl
auf deiner Haut, Die
war so regenschwer geworden, Und
die Wolle,
die dir wuchs, war schwer durchnässt, Und
ich sah nichts davon Und
konnte dir nicht helfen, Und
ich sah, wie nötig Hilfe
war. |
Aufschlag
9288 Dein Gesicht
stieg auf ins Regengrau, Und
meine Augen,
die dir folgten, Wagten
nicht den Glanz,
den Schimmer
davon abzuwischen, Und
der Regen
fiel uns hinterher. |
Aufschlag
9289 Dann
deutetest du Stille
an, Ich
wusste gleich, Dass
dich dies sonderbare Fühlen
wieder überkam, Du
sagtest einmal: Eines
Blattes
Schatten habe sich auf dir Verirrt, Und
blicktest auf Und
ab an dir, ihm nach, Und
nichts war dort Zu
spüren. |
Ich
suchte dich schon überall, In
jede Schachtel
hatte ich geschaut, Dann
fand ich dich vor mir, Du
warst ganz starr Und
stumpf Und
stumm, Ich
konnte dir nicht trauen, Und
ich schloss dich auf Und
sah hinein, Du
standst in dir, wie du vor mir, Und
schwer wog nun die Leere
überall, Sie
stach in jede Tiefe
ohne Aufprall. |
Aufschlag
9291 Man
sagte mir: „Du
hältst ein Glas
in deiner Hand, Zerbrich
es nicht Und
schneid dich nicht an seinen Scherben,“ Und
es stieß mich jemand an, dass dieses Glas
zu Boden fiel, Ich
riss die Hände
hoch Und
dachte nur an mich, Und,
als das Glas
zersprang, War
ich gerettet, Und
es bluteten allein die Scherben
unter mir Und
fielen fort Und
fort bis zur Unkenntlichkeit. |
Aufschlag
9292 Als
man dich in der Glaskunst
schuf, Standst
du im Feuer Und
warst biegsam Und
elastisch, Und
in meiner Hand
stehst du als unberührbar klirrendes Geschenk Und
frierst dich ein in mir, Und
spröde ragen deine Enden
in den Tag, Ich
kann dich so in blauen Flammen
nicht ertragen. |
Aufschlag
9293 Ich
küsste deinen Nacken, Und
du legtest deine Hand
an meinen Hals, Die
drehte ich vor meinen Mund,
der sah hinein Und
atmete auch aus dem Fenster,
das du darin Offen
hieltst. |
Aufschlag
9294 Alles,
was ich sicher wusste, Hatte
ich an mir erfahren, Und
du lachtest über mich Und
meine Dummheit, Und
ich dürfte, wenn ich wollte, Alles
an dir öffnen, Und
ich mühte mich umsonst, Es
war wohl ein geheimer Schraubverschluss
an dir, Den
zu bedienen Konnte
man nicht lernen. |
Aufschlag 9295 An deinem Arm sah ich den Silberschmuck, der war so blank Und äugte ängstlich, wenn ich näher
kam, Und er versteckte sich an dir, Du sagtest auch, das wäre eine Art mit dir zu reden, Und ich sprach dich nicht mehr an. |
Aufschlag 9296 Du gingst in deinem Haus spazieren, wie in dir, Ich meine so: Es gab nichts, das dich hinderte, Und Gegenstände blieben dir im Weg Und waren nicht im Weg, Ich wusste nicht, wohin ich laufen
sollte, Wenn du auf mich Zugingst. |
Aufschlag 9297 An deiner Tür wies mich das Schild zurück, Es war nicht Draußen angebracht. |
Aufschlag
9298 Neben
dir lag dieses Tier,
es trug ein warmes, braunes Fell,
das hatte ich schon oft an dir bemerkt, Es
mochte sein, Dass
ich das Tier
zum ersten Mal Entdeckte. |
Aufschlag
9299 Du
wolltest mich mit einem Schritt
erreichen, Das
war leicht, Du
standst ja nah genug vor mir, Und
als du deine Augen
übermütig schlosst, Trat
ich beiseite, Und
der Sturz
war deine eigne Schuld, Du
warst mit nichts zu halten, Und
ich selbst war auch nicht angehakt Wie
du. |
Du
zwangst mich zu vertrauen, Und
du maltest mit der Hand
ein Fenster in die Luft vor dir Und
gingst hindurch, Und,
als ich dir nun folgen musste, Brachen
beide Flügel
deiner Künste, Und
die Splitter
trafen Mörderisch.
|
Aufschlag
9301 Wir
waren im Gespräch, Und
einmal stieß ich auf ein Wort,
das brach ich aus der Mauer, Und
es war ein Farbstein, Und
du sagtest später, Dass
du dir um meinetwillen deine Zunge
abgebissen hättest, Und
ich wüsste doch so etwas Überhaupt
nicht Auszubessern. |
Aufschlag
9302 Du
richtetest dir deine Haare, Und
ich sollte dir dort hinten eine Schleife
binden, Und
ich tat es gern, Du
schautest mir, durch dich hindurch, Verstohlen
auf die Finger, Und
es wäre sinnlos, dir die Binde
von den Augen Wieder
abzunehmen. |
Aufschlag
9303 Einmal
standen wir ganz nahe voreinander, Und
ich legte meinen Leib
in deinen, Nur
die Köpfe
blieben leicht getrennt Und
lernten sich so kennen. |
Aufschlag
9304 Du
zeigtest mir nur ungern dieses eine Zimmer, Und
ich spürte sehr dein Zögern, Und
du sagtest auch, Ich
sollte doch verzichten auf die Ansicht
deiner abgelegten Köpfe, Und
ich musste dir versprechen, Dich
sofort danach in meinen eignen Kopf
zu führen. |
Auf
der Straße
stieß ich mit dem Fuß
an bunte Schnüre,
die dort lagen, Sie
gefielen mir, Ich
ließ sie deshalb liegen, Und
die Frau,
die mir begegnete, Sah
ich nach etwas suchen, Und
sie ging an mir vorbei Und
fand mich nicht, Und
auch die Schnüre
stieß sie achtlos an die Seite. |
Aufschlag
9306 Immer
noch lagst du im Weg, Und
niemand hob dich auf, Und,
wer sich näherte, wich wieder aus, Es
mochte sein, dass man die vielen Scherben
scheute, Weil
man sie nicht richten konnte, Mocht
auch sein, dass man den Rest
sich selber überlassen Und
so schützen wollte. |
Aufschlag
9307 Auf
dem Finger
trugst du einen Ring,
der fasste einen Edelstein, Und
Ring und Stein erstrahlten, Und
sie waren gut Durchblutet. |
Aufschlag
9308 Für
die Feier
trugst du eine Krone,
die war aus Papier, Und
später würdest du sie auf dem Kopf
entzünden, Und
wir sahen alle zu, Du
branntest völlig auf in einem Atemzug, Die
leichte Asche
stieg nach oben. |
Aufschlag
9309 Dann
trennten sie die Hände,
die sich aneinander hielten, Und
sie ließen los, Die
eine blieb, Die
andre fiel ins Wasser
und versank sofort, Man
hätte auch sonst nichts Erwarten
sollen. |
Aufschlag 9310 Als ich ehrlich war, Gestand ich alles, Und der Kuss war nur der Anfang eines langen Fadens, Und ich liebte, ja ich liebte auch
die Feuchtigkeit in deinem Mund Und stand darin Und achtete auf jede Wölbung Und verlor den Eingang ganz aus meinen Augen. |
Aufschlag 9311 Du, ja du allein, warst meine Denknotwendigkeit, Die schloss den Irrtum Einfach ein. |
Aufschlag 9312 Du trugst am Hals ein kleines rotes Tuch, das fiel auch etwas über deine Brust und sollte dir ein Niemandsland bedecken, Und du zeigtest mir in einem flachen Flug darüber, welche weiten Ebenen noch vor mir lagen. |
Aufschlag
9313 Früher
hattest du noch einen andren Namen,
das war lange vor der Zeit
mit mir, Man
las ihn auf den alten, alten Karten, Damals
galt an dir die frühe Landschaftskunde. |
Aufschlag
9314 So
vermochte ich nichts auszurichten, Und
die Kleinigkeiten
blieben winzig, Und
durch deinen Kopf
entstand ein großes Bild, Du
zwangst mich, hinter dir zu stehen, Um
genug zu sehen, Und
du wurdest immer Deutlicher
davor. |
Deine Hände
flogen auf Und
schwirrten als zwei zahme Vögel
durch den Raum Und
setzten sich, wenn du es wolltest, Überall
auf jeden Platz
und hin zu jedem. |
Aufschlag
9316 Es
ist die sehr verliebte Spiegelei
mit dir und mir, Wir
gehen miteinander ineinander, Und
wir dürfen auch allein im andren sein, Und
neuerdings, Das
brachtest du herein, Kehrt
jeder hin und wieder Bei
sich selber ein, Dich
lass ich dabei nicht aus meinen Augen. |
Aufschlag
9317 Du
hattest es noch nicht gemerkt, Und
ich schwieg ganz darüber, Und
es liefen tiefe Spuren
über deinen Rücken, Und
die Füße
standen noch Darin. |
Aufschlag
9318 Auf
der andren Straßenseite
wuchs ein Wald, Von
dem fiel dieser Lügenwind
herüber, Und
es roch nach Meer
und eingerissnen Netzen, Und
du sagtest irgendwann, Wer
diesseits stünde, Wäre
bis in alle Zeit
gezwungen in die Eigenquälerei. |
Aufschlag
9319 Ich
lief davon Und
stolperte im Abschied
über diesen Unterschied Um
dessentwillen ich dich ließ: Nur
dir galt meine Und
auch deine Liebe. |
In
deinem Schatten
lag ich lange, denn dort schien die Sonne
früh vom Aufgang
bis zum Untergang, Dann
traf ein Riss
in die Fassade, Und
der helle Tag
wurd mir zur ersten Finsternis,
die dich verbarg. |
Aufschlag
9321 Gestern
schenkte ich dir dieses lange Schönheitsnetz,
Das
zogst du über dich, Und
gerne sah ich, Wie
du dich darin entferntest, Und
die Grenze
zwischen dir Und
mir wurd sichtbar, Heute,
als ich‘s wieder haben wollte, War
es kalt und starr, ein fester Draht,
der ließ sich nicht von seiner Stelle
biegen. |
Aufschlag
9322 Ich
wurde krank Und
sah, dass auch die Gegenstände
lebten, Und
von dir erfuhr ich, Dass
das alles richtig sei, Und
überdies verlangtest du das Holz
an dir ein wenig Auszuschneiden. |
Aufschlag
9323 Du
sprachst von meinem Körper
und von meiner Männlichkeit, Die
war dir recht, Und
dass ich dich als liebe Diebin
immerfort beim Stehlen
überführte, sei die Sache
wert. |
Aufschlag
9324 Unsre Häuser
standen gegenüber, Und
wir schauten gegenseitig in die Fenster Und
beliehen uns Und
kauften uns auf die Entfernung
frei Und
aus. |
Aufschlag 9325 Die Sonne stand in deinen Haaren, Und sie brach die Tannenzapfen darin auf, Sie sprangen Und sie ließen ihre braunen Samen über deine Schultern aus den Locken fallen. |
Aufschlag 9326 Dein Gesicht war kaum noch greifbar, Und ich wusste auch, dass Fische, die im Wasser standen, Dort in Wahrheit Einen andren Platz einnahmen Als ich ihnen eingestand. |
Aufschlag 9327 Alles war mir lieb an dir, Ich nahm dich, wie du warst, Auch, dass du deine langen Locken schneiden ließt, Erfand ich mir als Anfang für ein neues Wachstum, Das verbotst du mir, Und auch, dass ich dich so für mich
verwendete, Ich sollte mich an die totale Nichtanwendbarkeit Gewöhnen. |
Aufschlag
9328 Die Uhr stand über dir, Und, wollte ich sie messen, Müsstest du dich völlig still verhalten, Irgendwann, so riefst du mir noch nach, Hättst du mir deine Zeit doch selbst gesagt. |
Aufschlag
9329 Man
entdeckte die Mechanik
der Gelenke, Und
ich küsste deine Beugen, Und
in jedem Tal
verfolgte ich die eigenen Gerüche, Die
entstanden aus den einzelnen Begebenheiten, Die
erfasste niemand Außer
mir. |
Ich
trat zu dir, so nah es eben ging, Und
unsre Hände
lagen in den Maschen
eines Drahtes links und rechts fest aufeinander, Und
ich war noch nicht bereit, das Gitter
zwischen uns Herauszunehmen, Und
wir hielten uns ja auch Daran. |
Aufschlag
9331 Mein Ekel
kleidete dich in Bedürftigkeit, Dein Kopf
riss ab Und
lag daneben, Und
ich hätte dich so niemals Übersehen
können. |
Aufschlag
9332 Du
sagtest einmal auch, dass du in einer Strafe
lebtest, um dem Urteil
zu entgehen, Und
ich war doch völlig neu in deinem Leben, Und
du strecktest dich zufrieden Und
ein wenig selbstgefällig, Und
es häufte sich auf einem kleinen Berg
in mir Verachtung Und
die Lust
kaputt zu machen, Und
ich drehte mein Gesicht
so schnell zur Seite, dass der Hals
abbrach. |
Aufschlag
9333 Später
lernte ich dich besser kennen, Und
dir saßen unterschiedliche Gesichter
in den Öffnungen des Kopfes, Und
du hattest es noch nicht bemerkt Und
sagtest auch, Es
sei wohl deine Art,
sich selbst zu portraitieren, Und
ich war mir meiner Sache
völlig sicher. |
Aufschlag
9334 Du
sagtest auch ein andres Mal,
ich könnte mich um deinetwillen von dem Schatten
lösen, der mir dauernd folgte, Und
du sprängest gerne ein, Es
bliebe der Verdacht
auch so auf deiner und auf meiner Seite, Und
wir wüssten davon beide, Und
er sei nicht mehr behandlungswürdig Und
auch nicht Erwähnenswert. |
Du
aßt von einem neuen Apfel,
der war außen weiß Und
innen grün, dass ich vor dir erschrak, Ich
sah auch an dem Mund
die Feuchtigkeit, Die
glänzte schillernd zu mir her, Und
niemals wieder würde ich den Boten
irgendwie Belohnen. |
Aufschlag
9336 Du lagst auf deinem Rücken unter mir, Ich fand uns hier in einer Liebe wieder, Und ich war so unbeherrscht Und achtete auf nichts Und riss dich ein an vielen Stellen, Und du meintest gleich, Man sollte ruhig noch einmal versuchen, Dich zu reparieren. |
Aufschlag
9337 Später
lagen wir auf einer Schale,
die uns wog, Wir
wussten ganz genau die Summe
unserer Gewichte, Und
die stimmte nicht mehr überein mit diesem Maß, Wir
hätten noch die Kraft,
die uns zusammenschloss, Gewichten
müssen, Die
war nun verloren. |
Aufschlag
9338 Ich
hatte dich versehentlich verletzt, Es
tat mir leid, Ich
nahm dich in den Arm,
um dich zu trösten, Und
dein Schmerz,
so sagtest du, Sei
nicht die äußerliche Stelle, Sondern,
dass du dich Mir
hättest offenbaren müssen, Sei
kaum noch zu heilen. |
Aufschlag
9339 Von
deinem Und
von deinem Leben
hattest du mir nichts erzählt, Es
fiel mir aber auf, dass man den Reisezug,
in dem wir saßen, Unvermutet
um Waggons
verlängerte, Die
konnte ich von meinem Platz
nicht sehen, Und
es war nur dieser Ruck
zu spüren, Der
ging alle an. |
Aufschlag 9340 Wir lebten ständig aus dem Kaufhauskatalog, der bot uns alles
an, Und selbst an dir und mir Entdeckten wir die langen Warennummern, die wir uns in
irgendeiner Not wohl gegenseitig Ausgegeben hatten. |
Aufschlag 9341 Als ich dich erfand Und kennenlernte Und du dich für mich lebendig
machtest, Strich ich meine erste Zukunft völlig aus, Man koppelte sie noch in meiner Gegenwart an einen fremden Zug, Der fuhr so eilig an Und fort, Als fürchte er um seine Beute. |
Aufschlag 9342 Deine Eigenbilder zeigten dich als Schwebeteile in dem Nest, Das trieb auf einer Morgenstunde Und schlug seicht und frisch an
meine Füße, Und der Strand war flach, Und alles blieb an seinem Platz und trieb nicht ab Und nicht hinaus, Und winzig kleine Kräuselwellen legten sich Darüber. |
Aufschlag
9343 An
einem Morgen
fand ich dich ganz heiter, Und
du warst zu Gast
bei dir, dein Kopf
frisierte sich Und
pflegte sich vor einem Spiegel, Deine Arme
hatten sich zu mir gelegt, die Beine
suchten irgendetwas, Und
dein Leib
genoss die Ruhe um sich her, Du
hattest dich bis hier Noch
nicht bemerkt. |
Aufschlag
9344 Ich
ließ mir meine Augen
nicht mehr stehlen, Und
ich sah nicht hin zu dir, Und
auch bei anderen Verließ
ich mich nicht mehr auf deren gute Sichtbarkeit. |
Dein Leib
wär schön, So
sagtest du von dir, Man
fänd dich auch gefällig, Und
du seist die Dienende
an dir Und
wandtest alle Künste
auf, Und
manche List
gelang dir gut, Du
warst auch auf der Hut
vor den Verfolgern, Die
entsandtest du nach dir, Und
denen würdest du am Ende
nicht entkommen. |
Aufschlag
9346 Drüben
fuhr ein kleines Schiff
mit grünen Segeln, Und
ich küsste deine Augenlider, Darin
stand der Wind
und blähte sie, Wir
kamen gut voran. |
Aufschlag
9347 Verrat,
so sagtest du, schlöss Treue
überhaupt nicht aus, Und
hinter mir fiel eine Tür
ins Schloss, Die
konnte ich alleine nicht mehr öffnen, Und
du legtest dir ein Schlüsselchen
auf deine ausgestreckte Zunge, Und
ich stand auf halbem Weg
ganz still Und
musste irgendwie zu dir Gelangen. |
Aufschlag
9348 Du
fülltest ein Getränk
ins Glas, Wir
wollten beide daraus trinken, Ich
entdeckte einen Riss
im Boden, wo sich Tropfen
sammelten und niederfielen, Und
du sagtest mir, es wäre deine Schuld,
du hättest das Getränk
vom falschen Ende her Hineingegossen, Und
es sei nun viel zu spät. |
Aufschlag
9349 Wir
gingen in der Stadt
spazieren, Und
wir waren Kopf
an Kopf, Man
sagte hinter uns: „Wir
wissen nicht, wie sie die Köpfe
jemals wieder Voneinander
trennen können,“ Und
wir hatten nichts davon Bedacht. |
Es
schlug im Turm
die Uhr, Wir
sprangen in den Hauseingang Und
wären auf der Straße
viel zu leicht zu treffen, Und
der Klang
schwoll an Und
wieder ab, Und
er berührte uns nur noch am Rand. |
Aufschlag
9351 An
dir verging nun Tag
um Tag, Und
hinter deinem Mund
risst du das oberste Kalenderblatt
mit deiner Zunge ab, An
mir, so sagtest du, verginge keine Zeit,
sie sei in einem fort am Ende, Und
ich sei noch lange nicht so weit Wie
du. |
Aufschlag
9352 Dann
hörte ich von dir Von
meiner Zeit
vor mir, Die
war ja niemals Wirklichkeit
gewesen, Und
du gabst mir recht, Und
immer gäbe es nur etwas Zu
vergessen, Wenn
man nichts vergaß. |
Aufschlag
9353 Ich
schlug mir an die Stirn
Und
griff nach einem Stern,
der war sofort in meiner Hand, Und
was zum Greifen
nahe lag, gleich hinter dieser Wand,
war unerreichbar fern, Ich
hoffte auf die blanken Stellen
hinter deinen Augen, Dass
vielleicht von dort die Antwort
käme. |
Aufschlag
9354 Einmal
kam es vor, das ich mich in die Statue
verliebte, Und
ich nahm mir vor, ihr alle Zärtlichkeit
zu geben, Die
sie brauchte, Und
mit einem schweren Hammer
schlug ich sie entzwei Und
weinte über den Verlust,
den brachte ich dem ahnungslosen Künstler
bei. |
Aufschlag 9355 Einmal sah ich dich, Nur dieses eine Mal, Und mein Gepäck fiel von der Schulter, Und es ging sofort verloren, Und es waren große Werte, die ich darin hatte, Und ich fragte niemals
irgendjemanden Wo es geblieben war Und keinen einzigen nach dir. |
Aufschlag 9356 Manchmal ging ich einen Schritt vor dir, Weil du es so verlangtest, Und du sagtest auch, Es wäre mir dann leichter, dir zu
folgen, Und du achtetest auf diesen einen Schritt von mir. |
Aufschlag 9357 Du geschahst genau vor meinen Augen, Und ich sah an dir vorbei, Du hieltst dich fest am fernsten Rand in meinem Blickfeld, Und ich wurde so zu deinem Mittelpunkt, Um den ich kreiste. |
Aufschlag
9358 Anfangs
litt ich unter meiner Leidenschaft Und
riss sie aus, Das
öffnete die Wunde
weit, Es
war der rechte Augenblick Sie
zuzupflastern. |
Aufschlag
9359 Du
lachtest über mich, Weil
ich mich schämte Und
dich fragte Und
nicht nachließ, Und
ich wurd zum Pfeil
der Gegenseite, Und
du redetest mit deinem ganzen Leib,
der war sehr gut zu treffen, Ich
betrog dich nicht mit meiner Lust, Du
fandst mich wirklich nicht in dir Verlogen. |
Ich
lag in einer Wüste, Und
es fiel mir ein, dass sich mein Kopf
in seiner neuen Heimat
tummeln sollte, Dass
wir hier alleine wären, Und
ich suchte ihn und auch ein wenig Trost
Und
kamen so zu dir, Dass
du uns neu Zusammensetztest.
|
Aufschlag
9361 Einmal
brach ein Feuer
in mir aus, Es
brannte rücksichtslos Und
überraschend, Und
es war wohl das Verbot,
das ich missachtet hatte, Ja,
ich zündete versehentlich dies Feuer
an Und
würde sicher darin sterben, Und
die Decke,
die du auf mich warfst, Entzündete
sich noch Bevor
sie mich erreichte. |
Aufschlag
9362 Ließ
ich etwas sein, So
war es mehr als dass ich etwas tat, Das Glas,
das du mir reichtest, Hatte
keinen Boden, Und
ich sollte daraus trinken, Und
mein Durst
ließ mich allein zurück, Er
war mit nichts zu stillen. |
Aufschlag
9363 Wir
lebten beide in demselben Zimmer, Und
wir liebten alle Eigenheiten
an uns selbst Und
liebten auch die Fäden,
die verliefen zwischen uns, Wir
dachten an dieselbe Luft,
die atmete der eine und der andere, Die
atmeten wir beide ein Und
schoben unsre Münder
aufeinander, Dass
uns schwindelte. |
Aufschlag
9364 Wir
wollten beide auch dasselbe hören, Und
wir lebten darum Ohr
an Ohr, Ich
wusste nicht, was du vernahmst, Und
hier, auf meiner Seite
schlugen schwere Brecher auf den Strand. |
Wir
wollten uns in unsrer Liebe
einig sein Und
hielten uns an unsren Händen,
die wir ineinander falteten, Und
sie gerieten so in eine schlimme Rechtsverdrehung Und
in eine schlimme Linksverdrehung,
Die
war nicht mehr aufzulösen, Und
die Augen
suchten hinter den geliebten Schultern
Halt an fremden Haken. |
Aufschlag
9366 Eines
Tages
war ich schlecht auf dich zu sprechen, Und
es war nicht deine Schuld, Und
draußen wurde, weit in einer See,
ein Beben ausgelöst, Das
spürte ich bis hier, Ich
hatte doch schon einmal vor dem Wellenberg
gestanden. |
Aufschlag
9367 Es
war ehrlich Und
auch wahr, Dass
ich mich nie erinnerte Und
nur an mich, Und
auf der Tagesfahrt
mit dir, Die
wir ja täglich wiederholten, Bliebst
du unser Fahrgast,
der mich kannte. |
Aufschlag
9368 Aus
deinem Hinterglasgemälde
Wischte
ich mich aus, Die
Spuren
blieben auf der andren Seite, Wo
du saßt. |
Aufschlag
9369 Über
mir begann die Hörigkeit,
die schlug sich auf die Erde
nieder, Und
ich rechnete mir die Entfernung
aus, die nötig wäre, um die Luft,
das Wasser und das Feuer und die Erde
zu vergessen, Und
der Abstand
reichte bis zu mir, Und
in die Falle
war ich nur geraten, Weil
dies doch ihr Wesen
war. |
Aufschlag 9370 Ich versprach dir viel Und wusste nicht, Ob du mir glauben konntest, Und du überschlugst die Seiten ohne Neugier, Das würd ich an dir nie Wagen. |
Aufschlag 9371 Ich wollte alles nehmen Wie es war, Und in dem ersten steilen Berg schlug ich Kristall aus einem Stein, es war von außen nicht zu
sehen, Und du nahmst es an als Schmuck für deinen Hals. |
Aufschlag 9372 In dem Blumenstrauß vermischten sich die
Farben, Und das Seil, nach dem ich Ausschau hielt, Lag über deinem Tisch, Du wusstest über die Beschaffenheit, wie ich sie
wünschte, Ganz genau Bescheid und auch Wofür ich es gebrauchen wollte. |
Aufschlag
9373 Du
wünschtest dir für deine Schönheit
einen Duft, Ich
suchte überall Und
stahl dir schließlich das, Was
dich umgab, Was
mich an dir betörte, Und
es war dir angenehm Und
mir vertraut. |
Aufschlag
9374 Dein
langes Kleid
war dunkelblau, Und
weiße Seide
glaubte ich darunter, Und
du kamst zurück Und
kleidetest dich damit ein, Du
wolltest wirklich Gegenwärtig
sein. |
Ich
bin gelähmt Und
mag und kann nicht mehr, Der
letzte Meter,
der mich von dir trennt, Nach
diesem langen Lauf,
verkehrt sich in die größte der Entfernungen, Und
ich seh dich erst jetzt genau. |
Aufschlag
9376 Du
standst mit deinem Rücken
an dem Baum, Das Grün
an ihm wuchs schnell, Und
noch bevor ich dich erreichte, Warst
du übervoll mit frischem Blätterwerk,
Das
griff nach mir, Und
meine Wangen
drückte ich hinein. |
Aufschlag
9377 Wir
wollten uns im Gras
begegnen, treffen, Und
ich fand dich nicht, Du
riefst nach mir Wie
man wohl ruft, wenn man sich Völlig
freigibt, Und
ich hörte wirklich nur die Gräser,
die sich aneinander rieben, Und
du warst nun erst mit mir zufrieden. |
Aufschlag
9378 Du
hattest dir in diesem Frühjahr
weiße oder rosa Blüten
in dein Haar gesteckt, Die
trugen schon am selben Abend
wunderbare rote Früchte, Und
ich biss sie, als wir ineinander lagen, Und
du nicht entweichen konntest, Ab, Du
zucktest unter diesem Schmerz
in mir, dass ich dich wahrnahm, Und
du hattest es erwartet. |
Aufschlag
9379 Einmal
sagtest du, die Richter
wohnten näher als man glaubte, Und
dass man die Liegewiese
fragen dürfte, Wer
von uns darauf gelegen hätte, Und
ich gab dir recht Und
stach die ganze Fläche
aus dem Gras Und
nahm sie mit in unser Zimmer. |
Deinen Morgenmantel
hieltst du mit der Hand
geschlossen, Und
du kreuztest deine Arme
über deiner Brust, Sonst
wäre ich dir nicht gefolgt Und
hätte nicht versucht, Dich
zu versuchen. |
Aufschlag
9381 Auf
deinem Sandweg
sah ich deine nackte Fußspur, Und
ich konnte nicht erklären, Wie
die frischen Frühlingsfarben
dort entstanden waren, Und
warum die kleinste Rundung
jeder Zehe eigne Blüten
triebe, Und
die Spur
war nicht mehr zu Verwischen. |
Aufschlag
9382 Es
saßen Menschen
beieinander, Und
sie kannten sich, Und
auf den Tischen
zwischen ihnen Standen
viele, viele Dinge, Und
ich sah, dass sie davon gar nichts erfassten Sondern
alles nahmen, Und
sie wurden sehr, sehr lustig, Und
auf unsrem Tisch
stand nichts, Das
nahmen wir Und
gingen unsrer Wege, Trotzdem
sahst du wehmutsvoll zurück, Auch
ich war dort geblieben, Und
von mir war nichts mehr Übrig. |
Aufschlag
9383 Du
standst gebeugt vor einer Schüssel, Und
du wuschst mit deinen Händen
in dem klaren Wasser etwas Unsichtbares, Und
ich fragte dich, dass du in deiner Arbeit
einhieltst, Und
sekundenlang stand in der Oberfläche
mein Gesicht, Das
zitterte ein wenig, Und
es sah vom Boden
auf. |
Aufschlag
9384 Uns
trieb ein Segel,
das stand gut im Wind, Ich
fand nicht eine einzige Verbindung
zwischen ihm und uns, Und
meine Träume,
sagtest du, bekämen eines Tages
eine eigne Wirklichkeit, Die
würdest du sofort Erkennen. |
Aufschlag 9385 An dir erlaubte ich mir keine Grenzverletzung, Und du trautest dich hervor Und kamst zu mir, Ich musste einfach glauben, was du
sagtest, Und im Dünensand entstand mir doppelt Nahrung, Fand ich doppeltes Gesicht, Das schnitt die Sonne, unabhängig Voneinander und von uns Dort ein. |
Aufschlag 9386 Aus deinen Händen wuchsen kleine, blaue Glockenblumen, das war lange her,
die Hände hieltst du mir entgegen, Und sie strichen nur gelegentlich
noch über die Gedanken, Die ich dabei hatte. |
Aufschlag 9387 Du sagtest auch, Dass du mit einer andren Frau in einer Höhle lebtest, Und du könntest alles zu ihr sagen, Und du sprächst mit ihr auch über
mich, Am liebsten würdest du Mit mir gemeinsam vor sie treten, Wenn du nur den Zugang wüsstest, Selbst der Weg dorthin sei Zugeschüttet. |
Aufschlag
9388 Ich
war sehr irritiert, Weil
ich dich lange kannte, Und
nun lag in dem Gepäck,
das ich durch Zufall
fand, ein Schild,
das wies dich aus Und
auch, dass dein Gebrauch
ganz streng nach einer Vorschrift
vorgenommen werden sollte, Und
der Anspruch
war schon längst Erloschen. |
Aufschlag
9389 Als
ich das Glas
vor meine Augen hielt Und
zu dir schaute, Zeigten
sich darin nur deine farbigen Bewegungslinien
ab, Die
waren eine Zukunft
deiner Gegenwart, Die
müsste jeder haben. |
Wir
wohnten nur noch auf geraden Linien, Und
wir wohnten gerne dort, Und
deine Häuslichkeit
veränderte die Farben
unentwegt. |
Aufschlag
9391 Ich
sah in deine linke Hand,
die war mit einem See gefüllt, Und
rundherum erkannte ich die Häuser,
die sich in der Oberfläche spiegelten, Sie
zitterten beim ersten Schritt,
In
deiner andren Hand
hieltst du ein Nest
von räuberischen Vögeln, Und
ich sah in einem Nahrungsrest
ein Tierherz schlagen, Das
hing ausgerissen noch in dem Gewebe, Und
ich sollte es so unbedingt gesehen haben, Und
es schlug bedingungslos Und
ohne jeden Schrei, Der
hatte sich verzehrt. |
Aufschlag
9392 Deine Haare
trugst du nun als Silhouette
einer Stadt, Ich
durfte darin wohnen, Und
du hattest nur begonnen ihre Farben
aufzulösen, Und
die Formen
blieben noch erhalten. |
Aufschlag
9393 Manchmal
zeigtest du dich ganz Und
hattest keine Angst,
die wär auch unbegründet, Und
ich würde irgendwann die Tür,
die mich so nahe an dich brachte, Wiederfinden, Und
ich suchte sehr genau an dir, Und
nichts hieltst du verborgen. |
Aufschlag
9394 Zwischen
uns entstand ein blasser Strich,
der stand im Raum, Man
konnte ihn in jede Richtung
schieben, Doch
er kam zurück Und
schob sich, Auch
wenn wir ihn überschritten hatten, Immer
wieder zwischen uns, Und
in der Dunkelheit
blieb er uns Lichtbewusst. |
Eines Tages
trennten sich auf grader Strecke
unsre Schienen,
die wir sicher wussten, Und
wir hatten keine Zeit,
uns schnell zu lösen, Und
wir rissen durch, Und
hinterher fiel mir noch eine Warnung
ein, Die
hatte unsre Farben
ineinander laufen lassen. |
Aufschlag
9396 Ich
müsste dich ja selbst beschreiben, Wollt
ich dich beschreiben, Denn
die Rinde
eines abgerissnen Fliederzweigs
zieht lange Fäden. |
Aufschlag
9397 Es
war ein Unglück,
das ich an dir sah, Ein Zug
sprang aus den Schienen Und
fuhr ohne Halt
aus dir heraus, Der Führer,
sagtest du, sei abgesprungen, Und
man suche noch nach ihm, Ich
schaute auch in diese Öffnung. |
Aufschlag
9398 Einmal
biss ich auch in deine Brust, Und
du beneidetest mich um den Schmerz
um deinetwillen, Und
du wolltest es erzwingen Und
dir einmal nicht nur Wahrheit
sein. |
Aufschlag
9399 In
deiner Hand
entdeckte ich den Strauß
verliebter, blauer Blüten, Und
ich fragte gleich, in welchem Garten
sie dir wüchsen, Und
dein Mund
trat an mein Ohr Und
ließ mich selber Ernten. |
Aufschlag 9400 Ich lachte damals über eine Lüge, als man Diamanten weinte, Und an dir zog ich verzweifelt eine Perle nach der andren auf, Das Ende lag schon lange tief in deinem Schoß. |
Aufschlag 9401 Auf dem Schreibtisch stand die Schachtel blanker Klammern, Die gebrauchte ich für mich Und sammelte sie auf, wenn sie sich
von der Zunge lösten Und mein Mund sie freigab. |
Aufschlag 9402 Auf deinen Lippen lag ein Lied, Du wärest eine Sängerin, so sagtest du, Und später legtest du auch eine Maske ab, Das nahm an dir kein Ende. |
Aufschlag
9403 Lange,
lange lebten wir zusammen, Und
ich sah das erste Mal
auf deine Füße, Die
ein wenig über einen steilen, hohen Felsenabhang
ragten, Und
die Dohlentiere
standen dicht davor im Aufwind, Und
in deinen Händen
lagen Zügel. |
Aufschlag
9404 An
einem abgerissnen Zweig
sahst du den braunen Saft,
der trat hervor, Du
sagtest gleich, er könnte heilen, Und
du tropftest ihn auf meine Haut,
die musste ich dir weisen, Und
sie sog ihn gierig auf, Und
tief drang er hinein in mich Und
brannte sich dort ein. |
Uns
fehlte Licht,
wir saßen weit vom Tag
entfernt, Der
ging an uns vorbei, Und
er beachtete uns nicht, Es
steckten nur die roten und die weißen Kerzen
der Kastanien an den Ästen,
die uns wuchsen. |
Aufschlag
9406 Mit
dir lag ich in einem weißen Zimmer,
das war schlicht Und
ohne jeden Schmuck, Nur
langsam und nur zögernd Wuchsen
aus den Wänden
rote Äste, Daran
bildeten sich Blätter, Und
ich sah die ersten wilden Früchte
an der Decke Reifen. |
Aufschlag
9407 Später
lag ich unter dir, Und
du lagst unter mir Und
ich auf dir Und
du auf mir, Und
auf dem schrägen Laken
rollten wir bergab, Es
hatte auch der Deichselwagen,
der nun abwärts stürzte, keine Führung
mehr, die Schräge
war von außen mit dem Quergestellten
Holz verriegelt, Das
war nicht von uns. |
Aufschlag
9408 Ganz
nah an meinem Ohr
nahmst du das Tuch
von deinem Haar, Ich
hörte plötzlich sich das Meer
in einer Brandung brechen, Und
es schäumte weit, weit auf den Strand, Du
musstest diese Handlung
nur für mich noch einmal wiederholen, Und
noch einmal Und
noch einmal Und…. |
Aufschlag
9409 Auf
dem höchsten Felsen
lag ein großer Stein, Der
stand schon still im Fallen, Und
er fiel die ganze Zeit,
so still stand er, Und
über deinen Mund
schob ich den Riegel
meiner Lippen, Der
würd lange halten. |
Als
ich dich besuchte, Bat
ich dich, dort zu verweilen, Und
ich streute, dir zu Ehren,
einen Sandweg, Der
begann am Meer,
das war so weit entfernt von dir, Wir
würden auf den Wegen
zwischen uns Viel
Hunger leiden. |
Aufschlag
9411 Als
du vor Erschöpfung
lachtest, Ließ
ich dich mit deinen Tränen, Und
du triebst in deiner Höhe
ganz für dich, Und
nichts, ich achtete darauf, Würd
an dich stoßen Oder
dich berühren. |
Aufschlag
9412 In
einer großen, weißen Vase
war ein Spalt, Der
hatte sich beim Brennen
eingeschlichen, Und
ich freute mich Und
trank aus dir, Weil
es so unerwartet kam, So
viel ich konnte. |
Aufschlag
9413 Mein Kuss
fiel ab von dir, Du
fingst ihn auf in deiner hohlen Hand,
ich hatte Angst, Dass
du sie schließen könntest, Und
ich sah nicht weiter hin, Und
meine Lippen
kämen ohnehin Zu
spät. |
Aufschlag
9414 Mit
schrägen Schnitten
ritzte man die Haut, Es
tropfte Harz
in einen Trichter, Viel
zu langsam tropfte unser Blut,
wenn man es brauchte. |
Aufschlag 9415 In schweren Eisenwagen fuhr man durch die Stadt, Du wehrtest dich ein wenig, Und du fragtest mich: „Bei welcher Wärme schmilzt Metall?“ Wir waren angeheftet aneinander, Und ich liebte dich, Und, wie ich sagte, kam die Frage nicht von mir. |
Aufschlag 9416 In einem Steinbruch suchte ich nach rohen Bildern, das war falsch, Erst später lag auf einer
unbefahrnen Straße der Kadaver eines Unfalltieres, Und du warntest mich davor, ein Steinbruch sei genug, Du zogst mich an den Ärmeln fort, Auch sei in diesem Winter viel Gehölz erfroren. |
Aufschlag 9417 Du hattest einen Traum, der sagte, dass ich auf die Stimme eines Wassers achten sollte, Das verstand ich nicht, Ich sah dich ja nicht weinen, Und kein Fluss schwoll an, Und unter unsrer Brücke standen unsre Spiegelbilder festgenagelt auf dem
glatten Wasser. |
Aufschlag
9418 In
dem Flüsschen
spülte Grüngras
über Sandgrund, Und
du stiegst mit deinen Füßen
dort hinein, So
kühl und trocken, sagtest du, sei dieses Lager, Und
du spieltest mit den Flossen,
die dir wuchsen, Und
schwammst unter einen Stein, Ich
blieb im Grüngras
liegen. |
Aufschlag
9419 Du
kämmtest dich, Und
in dein Haar
griff Wind, Du
hieltst ihm deinen Spiegel
ins Gesicht Und
lachtest über ihn, Es
kräuselte die Oberfläche
nicht, Die
darin stand. |
An
dir las ich die Jahreszeiten
ab, In
dir war immer eine Sonne, Und
das Frühjahr
endete, wenn du aus deinen Haaren
gelben Kiefernblütenstaub In
alle Winde wehen ließt, Und Wärme
brach aus ihnen. |
Aufschlag
9421 Ich
hatte mich daran gewöhnt, Dass
du in Flügeln
lebtest, Deine Arme
schwangen weit nach vorn, Und
manchmal war es sehr schwer Abzuheben, Und
du dachtest auch an mich dabei, Und
dass die neue Sicht
uns immer kleiner machte Und
entfernte. |
Aufschlag
9422 Du
lagst im Rasen, Und
du sahst auf einen Grashalm, Und
ich durfte dich nicht stören, Ja,
es mochte sein, dass deine Augen
übersprängen auf den Nachbarhalm, Und
grade dieser wär dir unentbehrlich, Und
ich schlich mich leise aus dem Nadelkissen. |
Aufschlag
9423 Das Flüsschen
stürzte über eine Kante, Und
das Wasser
riss mit einem Fächer auf, Die Sonne
zündete darin so funkelnd ihre Farben
an, Es
war ein Kleid,
das dir gut stand. |
Aufschlag
9424 Unsre Ohren
schlossen Freundschaft, Und
sie saßen oft in meinem Garten
der Geräusche auf der Bank, Wie
sahen ihnen lange zu Und
lauschten, Alles
war vertraut. |
Eigentlich
hatt ich nur noch drei Treppchen
zu besteigen, Dann
wär ich bei dir, Dahinter
standst du, Um
mich zu erwarten, Und
ich ging nicht vor, weil deine Stimme
mir im Rücken stand, Ich
konnte es nicht mehr ertragen Und
stand still Vor
dir. |
Aufschlag
9426 Irgendwann Und
später immer häufiger, Schob
ich den Fächer
meiner Pfauenfedern ineinander, Und
du sahst es gern, Und
auch, dass zwischen uns kein Platz
mehr für ihn blieb. |
Aufschlag
9427 Von
deiner Bank,
mir gegenüber, wagtest du den Blick, Ich
horchte auf, Und
draußen vor der Insel
sah ich einen Untergang, Und
ganz gewiss war dies der Anfang
einer neuen Flut, Die
setzte ein. |
Aufschlag
9428 Die Richter
standen über uns, Und
sie erklärten nun das Urteil, Und
wir sahen ihre Münder
reden Und
sich immerfort bewegen, Und
das Glas
lag auf dem Ungemach Und
schützte uns, Wir
hörten nichts von dem, Was
man uns sagte, Und
sie sprachen auch, als wir die Rücken
noch im Bücken an die Scheibe
drückten, die lag über uns, Und
wir in Enge
krochen. |
Aufschlag
9429 Einmal
wollte ich dich vor mir warnen, Und
du lachtest laut, Und
alles, was ich redete, wär süßer Wind,
ein heißer trockner Hauch
auf deiner Wange, sagtest du, Und
nichts könntst du mir glauben, Und
ich schwieg, Das
glaubtest du mir nicht. |
Aufschlag 9430 Du sagtest auch, die Regeln dieses Spieles hättest du
gemacht, Und was ich dachte, wäre falsch, So machtest du dich mir zum Stützstein meines Wohngebäudes. |
Aufschlag 9431 Heute lag in meiner Jackentasche dieser unberührte Gegenstand, Ich nahm ihn in die Hand Und konnte ihn nicht packen, Und er glitt von einer Tasche in die andere Und blieb bei mir, Du sagtest auch, dass deine Angst in deinem Nacken säße, Und ich fand dort wirklich Nichts. |
Aufschlag 9432 Wir trafen uns am Rand des Brunnens, Und wir ließen uns zu gleicher Zeit nach hinten fallen, Und der Schacht war rund und tief, Wir waren hier allein, Und niemand würde nach uns rufen, Und den Treffpunkt hielten wir geheim Und kamen oft zusammen. |
Aufschlag
9433 Ich
wandte irgendetwas ein, Und
dir fiel auf, dass dieser Einwand
ganz allein im Raum
stand, Und
du hattest nichts zu mir gesagt, So
konntest du Auch
nichts verstehen, Und
ich sprach umsonst Und
wollte erst ein Handwerk
lernen, Das,
so dachte ich, Müsst
mir ein wenig Helfen. |
Aufschlag
9434 Ein Schmied
schlug auf das Eisen, Das
war rot und glühend, Und
er hielt auch beides in den Händen:
links das Eisen,
das er auf dem Amboss drehte, Rechts
den Hammer, Und
ich fragte ihn, Weil
ich ja dumm war, Ob
er meine leeren Hände
auch zu einem Kunstwerk
schmieden könnte, Und
er hörte nichts von mir, Obwohl
ich unter seinen Schlägen
schrie, so laut ich konnte, Und
es brachte nichts. |
Du
warst mir zugeneigt Um
deinetwillen, Und
ich hätte dich gewollt Und
dich geliebt Um
deinetwillen, Und
der Platz
war nun Besetzt. |
Aufschlag
9436 Unter
dunklen Tannen
breiteten sich kleine, weiße Glockenblumen
aus, Ich
tat, als sähe ich sie nicht, Sie
hingen dir als Zierde
um den Hals, Die Wurzeln
würden sicher lose in der Oberfläche
stecken. |
Aufschlag
9437 Dein Körper
war ganz weich, Und
angenehm war er in der Beredsamkeit,
die er entfaltete, Ich
glättete mit meinem Mund
ein Zugeständnis Nach
dem anderen. |
Aufschlag
9438 Auf
deiner Stirn
sah ich nach meinem Kuss,
der fiel dort hin Und
hinterließ die Fingerspur, Sie
war noch feucht Und
doch schon trocken, eingebrannt, Du
wusstest nichts davon, Man
sah sie nur aus einem ganz bestimmten Winkel, Und
ich blickte unentwegt zu dir. |
Aufschlag
9439 Im Kuss,
den du mir gabst, Schob
sich der eine Ton
der Nachtigall Wohl
zwölfmal über deine Zunge,
die war warm und weich, Und
wieselschnell war ihre Melodie
in meinem Mund. |
In
kleinen Fläschchen
hatte ich das Mittel
abgefüllt, Das
trug ich mit dem Pinsel
auf die Schnitte,
die du an mir machtest, Und
ich dachte auch an dich dabei Und
deckte damit alle feinen Risse,
die durch mich an dir entstanden waren, zu, In
deiner Tasche
wohnte Süßduft, Der
betäubte mich. |
Aufschlag
9441 Nun
nahmst du an, Dass
ich wohl alles von dir wüsste, Und
ich mochte dazu gar nichts sagen, Und
der Tag
von gestern Würde
sich doch nie mehr zeigen, Und
vergeblich wäre es selbst heute Licht
für morgen aufzufangen, Und
ich schwieg Und
fragte nicht nach deinem Namen. |
Aufschlag
9442 Ein Bauer
fand auf seinem Feld die Schachtel
mit den alten, goldnen Münzen Und
ein Frauenbild,
Das
wollte er dir schenken, Und
es war ein sehr, sehr altes Bild
Und
zeigte dich so wie du heute aussahst, Und
der Bauer
merkte nichts, Und
du fandst nichts dabei, Ich
sah nur, dass das Frauenbild
erschrak und in Sekundenschnelle
alterte Und
dann zerfiel. |
Aufschlag
9443 Du
pflücktest eine Erdbeerfrucht
Und
reichtest sie mir in den Mund,
sie kam direkt vom Feld,
war sonnenwarm Und
etwas sandig auf der Zunge, Und
ich biss sie ab, Das
war der Zwischenfall,
der dich verlorengehen ließ Mit
einem Rest
in deiner Hand. |
Aufschlag
9444 Das Hundetier
lag immer noch im Sonnenfleck, Du
hattest Lust
daran, sich ihm verführerisch zu zeigen, Wenn
ich dicht daneben stand, Du
wurdest so zu einer Drittperson,
die wagte ich nicht zu Berühren. |
Aufschlag 9445 Nur in meiner Liebe wäre ich geständig, sagtest
du, Der Liebesakt sei ein Geständnis, Und die Untat folge ihr erst später, Und es wäre in der Liebe eben alles umgekehrt Als in der Liebe. |
Aufschlag 9446 Rotmohn blüht im Schwarzgras, Und mit meiner Haut vermag ich nicht auf deiner Haut zu schreiben, Rote Kreide schreibt auch nicht auf Rotpapier. |
Aufschlag 9447 Die Wasserspiele stiegen hoch empor, Wir standen neben ihrem Scheitelpunkt in dem das Wasser stillstand Und dann wieder niederfiel, So tranken wir an uns, Und jeder wusste von dem Aufstieg und dem Fall des andren, Weit, weit hinter uns. |
Aufschlag
9448 Die Fenster
unsres Zuges standen offen, Und
ich hatte Angst, Du
hattest dich im Traum Mir
hinter einem mürben Stoff
gezeigt, Das
warnte mich. |
Aufschlag
9449 Dein Lachen
war so frei, Du
hattest kein Geheimnis
dort verborgen, Und
ich blickte trotzdem tief in deinen Mund Und
zählte alle Schärfen, Die
dir wachten. |
Als
ich zu dir kam, Entdeckte
ich im letzten Augenblick,
wie alle Sterne
deiner Stirn nun flüchtig wurden, Mochte
sein, dass ich zu nahe war Und
deshalb alles schwand. |
Aufschlag
9451 Wir
lagen Mund
an Mund, Und
diesmal spürte ich die Hochzeit
unsrer Worte, Und
sie legten sich auf unsre Zungen, Und
sie rollten zwischen unsren Lippen
hin und her, Wir
durften uns Sekundenlang
nicht trennen. |
Aufschlag
9452 Dann
hörte ich von andrer Seite,
dass du keine Liebe
lebtest und mir nur die Treue
hieltst, Und
dieses war doch der Gedanke,
der erst morgen unter uns das Licht
der Welt erblicken sollte, Und
ich würde dich bis heute Nicht
verstehen können. |
Aufschlag
9453 Wir
waren im Gespräch,
das brach entzwei, Die Reste
lagen tagelang im Weg, Obwohl
wir uns bemühten, Sie
zu übersehen, Dann
verblichen sie zu flachen Schatten
unter neuen Brüchen. |
Aufschlag
9454 Ich
stellte mich nun neben mich Als
ich alleine war, Von
meiner Eitelkeit
erfuhr ich schnell, Die
fraß nicht viel, Die Langeweile
war gemästet, Und
sie trieb mich ständig an, Und
etwas lief so schnell es konnte fort Und
hielt sich doch unmerklich auf in mir Und
wollte sich nicht zeigen. |
In
deinem Haus
war keine Kunst, Du
selbst hättst alles überragt, Wenn
du nur einmal alle Kunst
aus deinem Haus
getragen hättest, So
saßt du auf einer Gartenbank
ganz ungeschützt im Freien Und
allein mit deiner Kunst. |
Aufschlag
9456 In
deinem Fahrzeug
fuhrst du stundenlang allein Und
ohne Ziel Und
sprachst mit dir Und
sprachst mit dir Und
sprachst mit dir Und
hattest viel von dir Und
über dich Mit
dir zu reden. |
Aufschlag
9457 Einmal
sangst du nachts im Schlaf
ein Lied, das war für Doppelstimmen, Und
ich weiß bis heute nicht, Wer
dir die zweite Stimme,
die ich hörte, ausgeliehen hatte, Fragen
mochte ich dich nicht, Weil
ich nicht wusste, Ob
ich je davon erwachen würde. |
Aufschlag
9458 Meine Angst
war umgekehrt, Ich
fragte mich, ob das Papier
wohl reichen würde, Und
ich schlug dich darin ein, Du
solltest dich nun ganz Und
gar auf dieser weißen Fläche, Wenn
ich dich entfernen würde, Zeigen. |
Aufschlag
9459 Ich
baute eine Nackenstütze, Und
ich wollte darauf liegen, Und
du lachtest über mich Und
über meine Einfalt, Und
den Schlüssel
für den Käfig meines Kopfes Trügst
du auf der Zunge, Und
ich sah ihn dort Und
sehnte mich nach ihm. |
Aufschlag 9460 Du sagtest, dass ich dir den Namen auf den Körper schreiben
sollte, Ja, direkt auf deine Haut, Er würde dort in Gold erscheinen, Und ich glaubte alles, Und ich wagte nichts, Ich mochte auch nicht fragen, Wem du dieses Angebot nun machtest. |
Aufschlag 9461 Als ich das Papier von dir entfernte, Blieb die Goldschrift auf dir haften, Also hattest du mich doch getäuscht, Und niemals hätte ich freiwillig Dich um dieser Stellen willen deiner Haut beraubt. |
Aufschlag 9462 Wir trafen uns Und waren nicht vertraut im Umgang miteinander, Und der Stuhl, den du mir anbotst, Fing gleich Feuer, Und die Hand, die du mir geben wolltest,
glühte auf, Dein Mund schmolz weiß, Und deine Kleider waren schon verbrannt zu
bunter Asche, Die würd unter meinen Fingern
brechen Und zerfallen. |
Aufschlag
9463 Wolkenkopf
und Schulterkopf
und Schattenkopf, Wo
ist der Zeitvergleich
mit dir, Was
bleibt uns dreien, Wenn
wir ineinander Überleben? |
Aufschlag
9464 Du
warst enttäuscht, Weil
ich nichts glauben wollte, Und
ich sollte nur an Dinge
glauben, Die
ich sehen, fühlen, schmecken, Riechen,
hören konnte, Und
du lagst in meinem Arm, Wir
fuhren so in einem und demselben Wagen
auf getrennten Gleisen, Und
wir zwangen uns Einander
festzuhalten. |
Mein Traum
bestand die Probe
nicht, Und
lange hatte es gedauert Bis
ich deine Zärtlichkeit
entdeckte, Die
stand losgelöst von dir auf einem Fenstersims, Ich
hörte mich von draußen, Dich
von drinnen Nach
ihr rufen. |
Aufschlag
9466 Deine Wange
glühte, Und
du frorst, Und
bis in deine Augen
stand ein Eisgebirge, Darin
sah ich eingeschlossen ein verlassnes Schiff,
Das
war nicht zu erreichen. |
Aufschlag
9467 Du
pflegtest deine Hände Und
mit ganz besondrer Liebe
deine Fingernägel, Und
man sagte, So
verziere sich das Lächeln
des Jahrhunderts, Und
ich gab es zu Und
nahm auch teil daran Und
opferte mit all den anderen ein Stückchen
meiner Freiheit, Das
blieb, weil es ungewaschen war, Auf
einem großen Stapel
liegen. |
Aufschlag
9468 Am Hang,
der zu dir führte, kam ein Nebel
auf, Der
blieb auch zwischen uns bestehen, Und
ich mochte noch so sehr In
deiner Nähe
leben. |
Aufschlag
9469 Wir
ließen uns aus größter Höhe
auf die Wolkendecke fallen, Die
war noch so weit entfernt, Dass
wir uns darum wirklich keine Sorgen
Mehr
zu machen brauchten. |
Wir
lagen in der Nacht,
die leuchtete in schwarzen Tönen
auf und wurd zum Anfang
unserer Schönfärberei,
die hätte unter Licht
nicht existieren Können. |
Aufschlag
9471 In
deinem Garten
wuchs ein Baum, Den
sahen wir uns an, Dein Alltag
blühte uns aus ihm entgegen, Und
am Boden
lag die Lieblingsmelodie von dir, Die
war versehentlich herabgefallen, Und
ich hängte sie, Bevor
du dich noch bücken konntest, Dir
zurück an deinen Mund. |
Aufschlag
9472 Wir
lagen eng an eng, Und
unsichtbare Teilchen
hätten sich direkt Von
dir nach mir Und
umgekehrt bewegen können, Und
es war nur, dass der Lichtkreis
unsrer beiden Nachtlaternen, Die
aus unsren Augen
schienen, Sich
nicht überlagerte, Und
nicht einmal die scharfen Ränder
stießen aneinander. |
Aufschlag
9473 Wir
lebten lange Zeit
im Ungenügen, Und
es sagte jemand, dass die Wichtigkeit
der Stühle unermesslich sei, Ich
dachte dabei nur an deinen Schoß, Und
wusste nicht die Schaukel
anzuhalten, Die
ihn auf und abwärts trug. |
Aufschlag
9474 Man
sagte mir von vornherein Sehr
viel von deinen Künsten, Und
die Hand,
die du mir zur Begrüßung
reichtest, war vergriffen, Und
ich wusste nicht wohin so schnell Mit
meiner Scham. |
Aufschlag 9475 Diese Nacht war schlimm, Die Dunkelheit war groß, War größer wohl als sonst, Es musste deine Schulter sein, die unter meinen Küssen einbrach, Und ich lag nun hier Und wartete auf eine Sonne. |
Aufschlag 9476 In deinen Augen rissen sich die Tränen ihre Strahlenfächer aus der
Hand, Du sagtest auch, Ich könnte völlig ohne Menschen leben, Wenn sie nur in meiner Nähe wären, Und ich schwieg dazu Und sprach doch nur von dir. |
Aufschlag 9477 Entsetzlich war dein Arm, der nach mir langte, Er verdeckte dein Gesicht dabei, Und kam zu mir als Arm an sich. |
Aufschlag
9478 Drüben,
von der andren Straßenseite, Winktest
du zu mir, Ich
sollte, das verstand ich irgendwie, mit Umsicht
sein, Und
stolperte im selben Augenblick,
Zu
meinen Füßen
lag dein Herz, Das
war gerade unter mich Geraten. |
Aufschlag
9479 Trotzdem
hatte ich dich missverstanden, Denn
du meintest wohl nicht mich, Es
musste tief in mir Ein
andrer sein, mit dem du sprachst, Und
was ich sagte, Wiederholtest
du für dich, Als
wär es sinnlos, Sich
mit mir zu unterhalten. |
Mehr
noch fand ich vor Als
ich erwartet hatte, Deine Sonne
saß in jedem Gegenstand, Und
überall und um dich her war Licht, Und
als ich dich in meiner Neugier
etwas aufriss, Um
hineinzuschauen, Strömte
auch dein Blut
ganz gelb in gelben Bahnen. |
Aufschlag
9481 Ich
schaltete die Lampen
aus, Wir
waren nun allein, Und
du und ich, Wir
sahen ganz genau, dass in dem Raum
am Ende, das nicht näher kam, Ein Licht
sich doch nicht Löschen
ließ. |
Aufschlag
9482 Zwischen
uns stand eine abgeschaltete Maschine, Und
wir wussten nicht sie zu bedienen, Und
wir zwangen uns, mit ihr zu leben als der Ungewissheit, Die
wurd schnell gewiss Als
unsre Mitte. |
Aufschlag
9483 Wir
standen uns nun gegenüber, Still
und aufmerksam Und
sprachen nicht, Und
sahen, was wir sehen wollten, Ich,
das geb ich zu, Sah
weit durch dich hindurch, In
mir war eine Freiheit
ausgebrochen, Die
nahm hemmungslos von mir Besitz In
rasendem Gebrauch. |
Aufschlag
9484 Dein Leib
war stramm gespannt, Du
liebtest diese Leibesfrucht,
die hatte ich dir zeugen sollen, Und
ich zweifelte an mir, an dir, an diesem Augenblick, Und
hinter mir stand der Betrug, Und
meine Augen,
die dich hinter mir erkannten, sahen deine Angst
um mich, um dich Und
um die Leibesfrucht. |
Du
warst gewillt, Ich
war gewillt, Wir
waren beide willig, Und
wir ließen jeder für den anderen zurück, Was
der verlangte Und
ersehnte, Und
wir standen auf Und
gingen ohne Schaden
fort, Den
hätte auch der andre Nicht
bemerken können. |
Aufschlag
9486 Eines Tages
hieltst du mir den Leib
entgegen, Und
ich spürte das Gedärm, Es
saß nur unter einer dünnen Decke, Und
du wolltest mich mit deinen Händen
spüren lassen, Was
ich alles liebte, Und
ich machte diesen dummen Schritt
daneben, Und
das Brett,
auf dem wir standen, War
zu schmal für zwei. |
Aufschlag
9487 Eine Tür
war zugewachsen, Ohne
mein und ohne dein Dazutun
war sie in sich selbst vom Holz
zum Holz verwachsen, Und
wir wussten gar nicht mehr, Was
sich vom Anfang
an in jenem Raum
befunden hatte. |
Aufschlag
9488 Ich
konnte nicht mehr übertreiben, Und
in meinem Ohr
war deine Stimme immerfort Und
blieb und gab mir Rede,
gab mir Antwort, Und
sie führte mich, Und
das verstand ich nicht, Direkt
an dir vorbei. |
Aufschlag
9489 Einmal
stellten wir uns vor den Spiegel, Und
wir legten die Gesichter
voreinander ineinander, Und
der Spiegel
konnte sich nicht mehr entscheiden, Und
er nahm uns beide auf, Wir
fielen in die eine schwarze Stelle,
wo Beschichtung und die Wiedergabe Fehlten. |
Aufschlag 9490 Ich kam ganz gut zurecht mit dir Und dir, Und du erzähltest mir von mir als
einem Fremden, der dir grad Begegnet war. |
Aufschlag 9491 Einmal lag ich dicht an dir, Und lange Zeit sah ich auf deine Haut, Sie sprach mit mir, Wir sprachen miteinander über dich, Du beugtest dich herab zu mir, Und ich fand keinen Unterschied zu dir darüber, Deine Hand lag mir im Haar, Und einer deiner Finger drehte mir unsichtbar Locken. |
Aufschlag 9492 Du ludst mich ein, Ich dachte nur an dich Und rührte auch nichts an in deinem Heim, Es war gewiss, dass sich kein Gegenstand von mir bewegen lassen
würde, Und ich dachte nur an dich Und rührte dich nicht an. |
Aufschlag
9493 In
einem Zimmer
war kein Mensch
als ich hereinkam, Und
im Raum
stand nur noch deine Stimme, Die
sang grad den letzten Ton
des Liedes aus, Das
war mir ganz bekannt Und
musste enden, Niemand
konnte sich hier Ungesehn
verbergen. |
Aufschlag
9494 In
jedem Zimmer
lebte nun ein Thron,
wie ihn die Könige
wohl früher hatten, Und
man dachte nicht darüber nach, Wir
lebten ohne jeden Gegenstand, Und
zwischen uns, Wir
mochten noch so nahe aneinander sein, Lag
dieser Dolch, An
den stieß keiner, Weil
er nicht vorhanden war. |
Noch
im Schlaf
erreichte mich dein Anruf, Und
ich war an einer dünnen Stelle Und
brach ein, Du
konntest mich mit deinem Hilferuf
nicht mehr erreichen, Und
es schmeckte bitter, über leere Einbruchstellen
anderer Zu
schleichen. |
Aufschlag
9496 Du
spieltest eine Rolle, Und
ich dachte, dazu müsste man die Kleider
wechseln, Und
du sagtest gleich, Das
hätte ich nicht nötig, Die Verwandlung
wäre dauerhaft. |
Aufschlag
9497 Einmal
schwor ich eine Treue,
das war Übermut, In Wahrheit
riss ich nur ein Blatt
von meiner Freiheit ab, Das
ließ ich über einem Hohlraum
meiner Faust Mit
einem Schlag Zerknallen. |
Aufschlag
9498 Du
hebst die linke Brust Und
ziehst sie dir fast ins Gesicht, Mag
sein, dass so die eine Art
die andere liebkost, Du
ziehst sie hoch Und
klemmst sie zwischen Zeigefinger
und dem Mittelfinger ein Und
spitzt den Mund, Es
bleibt ein ungeküsster Selbstkuss
zwischendurch, Den
darf ich dir nicht stehlen, Und
es ist nicht immer gut, Dass
du dich bei dir hast |
Aufschlag
9499 Um
deinen Hals
pulsiert die Perlenkette, Und
es wird die Furcht
in mir bestätigt, diese Tropfen
tränen über deine Haut Und
drängen endlos von dir ab Und
rollen Gnadenlos. |
Wir
waren auf der Jagd, Und
zwischen uns stand aufgebaut Ein
menschengroßes Herz,
das war ganz Durch
und durch aus Glas, Und
einer von uns beiden würde sicher Und
zuerst Und
vor dem anderen Dort
eingezogen sein. |
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ISBN 3-937264-30-2