Home   Archiv   Ausstellungen   Autor   Besucher   Copyright   Impressum   Künstlerportrait   Literaturgutachten

Presse/Literatur   Presse/Ingenieurarbeiten   Vita

 

 

Harald Birgfeld, Webseite seit 1987/ Website since 1987

 

Bestseller: Zeit, was ist das“, ausschnittsweise veröffentlicht in

#kkl, online-Magazin, Initiative für Kunst, Kultur und Literatur,

2023 „Leitsterne und Irrlichter“, 2023 „Klarheit“ und 2024 „Präsenz“.

 

Aufruf

 

zu Olympia – olympische Spiele!

 

 

Alle Veröffentlichungen,

online und im Buchhandel

 

Gedicht der Woche,

Lyrik, Prosa und Ingenieurarbeiten

 

 

Galeriebild der Woche und

Bildergalerie

 

 

                                                        Gedicht der Woche

 

Societ lyrics / deutsch - englisch, was ist das?

 

 

Er las Voltaire

 

Er las Voltaire und den

Verhängnisvollen Satz:

„Die Welt in der wir leben,

Ist die beste, die es gibt“.

 

Das zu verstehen fiel ihm anfangs leicht,

Denn seine Frau war ganz im Gegenteil zu ihm

Sehr reich.

 

Er hatte sich in sie verliebt, geheiratet,

Und ihren jugendlichen Sohn, so gut es ging,

Als Treibgut, dem er gerne sein Vertrauen schenkte,

In die Ehe einbezogen.

Seine Frau jedoch bewies ihm schon im zweiten Jahr,

Wie sie, von Herrschsucht gradezu besessen,

Ihn zuerst in aufgestautem Zorn und später schon

Bei Kleinigkeiten schlug.

Er aber lebte in dem Satz des Philosophen,

Dachte über einen Ausweg niemals richtig

Nach.

 

Als dann ihr Sohn an ihm die blauen

Flecken sah und sich

Zusammenhänge zu erklären suchte,

Schwor er seinem Gott, dem Philosophen,

Endlich ab.

 

 

 

Er glaubte nun an eine bessre Welt

Und dass die Frau sich ändern könnte,

Wenn er sie in ihrem Firmenstress

Zuhause mit ein wenig mehr

Verständnis und Geduld und Umsicht in der

Haushaltführung unterstützen würde.

 

Er verteidigte sich vor sich selbst,

Und ihrem Sohn schwor er, dass es ein

Unfall an der Haustür, auf der Treppe war,

Dass er gestolpert sei und gegen eine

Tür gelaufen wäre.

Das ging lange gut, weil er auch keinen

Ausweg fand und neuerdings,

Nur und zusammen mit dem Sohn,

Der einen neuen Vater in ihm wollte,

Beider Leben überleben sehen wollte;

Und zugleich erkannte er, dass dieses

Liebenswerte Treibgut sich in seinen

Rettungsring verwandelte,

Und noch etwas geschah,

Denn er verstand, dass immer nur die

Welt, in der man lebt, die beste war

Und nicht die beste die, in der man

Grade lebte.

 

 

 

Er war fest entschlossen, auszubrechen und ging

Mit dem Jungen in den Bäckerladen, wo sie reichlich

Frühstück zu sich nahmen, und er dann gestärkt

Von einem Arzt die Folgen häuslicher Gewalt sich

Attestieren ließ.

 

Zuhause schwor die Frau nun endlich

Besserung und so etwas würd sich nie

Wiederholen.

Doch sie herrschte ihren Sohn in alter Weise an:

„Du bleibst bei mir, du bist mein Kind

Und ich bestimme über dich“.

Der aber blieb in seinem Willen fest

Und wollte seinem Vater Hilfe geben, die ihm

Selbst in all den Jahren nicht zuteil geworden war.

 

Er dachte oft noch über Philosophen nach

Und deren Doppelzüngigkeit.

Und seiner Frau, die er zusammen mit dem Sohn

Verlassen hatte,

Wünschte er Erwachen wie es ihm

Geschehen war.

 

 

 

Harald Birgfeld aus: Großes Liebestestament

Copyright 2017 beim Autor, Harald Birgfeld.