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Harald Birgfeld, Webseite seit 1987/ Website since 1987 …da liegt mein Herz, Geschichten aus Niemandsland 2022 -2024 (im
Entstehen) z.B.: 100 Jahre „Kafka“, eine herrenlose
Fundsache (neu)
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zu Olympia – olympische Spiele! |
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online und im Buchhandel |
Lyrik, Prosa und Ingenieurarbeiten |
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Buchtitel ISBN 3-937264-29-9
Lyrik.
10.000 Aufschläge
Band 18: Aufschläge 8501 - 9000
"Es lohnt sich,
einmal einen heutigen Dichter kennen zu lernen, der mit der deutschen Sprache
einen faszinierend fremden Weg betritt und trotzdem dem Leser Freiraum lässt
für eigene Gedankengänge, ohne dass die Probleme in erhobener Zeigefingermanier
zu zeitkritischen Trampelpfaden werden." (1986:
Gutachten).
Harald Birgfeld, von Beruf Diplom-Ingenieur, schrieb die
meisten seiner Gedichte während der morgendlichen Fahrt mit der Hamburger
S-Bahn zur Arbeit. Seine Texte
entstanden fast immer bereits in endgültiger Form.
Copyright 2008 beim
Autor, Harald Birgfeld, alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser
Veröffentlichung darf ohne schriftliche Erlaubnis des Herausgebers, Harald
Birgfeld, reproduziert werden. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen,
Übersetzungen, Verfilmung und Einspeicherung sowie Verarbeitung in
elektronischen Systemen.
Herausgeber, Autor,
Redakteur: Harald Birgfeld. Über e-mail: Harald.Birgfeld@t-online.de.
23 Gedichtbände, 10.000 Strophen: |
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Bd. 3: Aufschläge 1000 - 1501, (1.
Version) Bd. 3: Aufschläge 1000 - 1501, (2.
Version) |
Bd. 10: Aufschläge 4501 - 5001 Bd. 11: Aufschläge 5002 - 5499 Bd. 12: Aufschläge 5500 - 6000, (1.
Version) Bd. 12: Aufschläge 5500 - 6000, (2.
Version) Bd. 13: Aufschläge 6001 - 6501 |
Bd. 14: Aufschläge 6502 - 6999 (online und im
Buchhandel) Bd. 15: Aufschläge 7000 - 7500 Bd. 16: Aufschläge 7501 - 8002 Bd. 17: Aufschläge 8003 - 8500 Bd. 18: Aufschläge 8501 - 9000 Bd. 19: Aufschläge 9001 - 9500 Bd.
20: Aufschläge 9501 -
9827 Bd. 21: Aufschläge 9828 - 10.100 |
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Barfuß
liefen wir auf dir, Und
auf dem Strand
bemerkte ich die vielen Spuren, Und
die Muster,
die entstanden waren, Und
ich war doch König hier, Und
meine Krone
lag in deinem Schoß, Und
nur zum Spaß
versuchte ich die Füße
in den Sandabdruck zu stellen, Und
es passte nicht ein einziger, Und
du erklärtest mir, ich wäre viel zu früh Und
hätte nach der nächsten Flut
erst kommen sollen. |
Aufschlag
8502 Ein
Kuss von mir fiel ab von deinem Hals
in deine Hand, Dort
sperrtest du ihn ein, Und
ganz allein war ich darin, Und
weit entfernt und über mir entdeckte ich den Lichtspalt, Und
ich würde ohne dich nie mehr dorthin gelangen, Und
du schobst ein langes Seil
aus deinem Haar, das war gelockt, zu mir, Und
ich bedankte mich für meine Rettung, Und
in Wahrheit
sollte dir kein Kuss verloren sein, Und,
wie ich war, wurd ich dir köstlich Speise, Die
du, so am Band, Ganz
zu dir nahmst. |
Aufschlag
8503 Auf
der Wiese
lag ein schwerer Stein, Den
schob ich dir beiseite, weil du es so wolltest, Und
ich wusste nicht warum, Und
eine kleine Schlange,
die darunter lag, zwang ich zur Flucht, Und
noch in meiner Arbeit
bisst du mich in meinen rechten Arm, Der
war im Augenblick
in Muskeln stramm Und
konnt nicht locker sein, Und
gleich danach verführtest du denselben Schrei
von mir zu dir aufs Zimmer, Und
du lagst schon dort in deiner Qual
zur Lust. |
Aufschlag
8504 Wenn
ich in deine Nähe kam, Und
mein Gesicht
wollt, wie gewohnt, in deines gehen, Schob
sich neuerdings ein fester, runder Bogen
eng vor dich, Du
decktest deine Augen
zu mit deinem rechten Arm, Und
wochenlang lag ich davor Und
wagte nicht, dir durch den Schutz
zu blicken. |
Ich
fand auch eine Frau,
die war gelähmt, Und
ihre Sprache
lag am Boden Und
war unerreichbar weit und unberührt Und
führte dort ein Eigenleben, Und
der Fisch,
den ich im Wasser sah, Stand
niemals dort, wo er mir grad erschien, Und
in der Spiegelung
war er entrückt. |
Aufschlag
8506 Ich
mauerte mich selber ein, Und
nur im Fuß
der Mauer blieb ein Hohlstein offen, Und
er sollte dir das Schlupfloch
zu mir sein, Und
unsre Liebe
bliebe uns geheim, Und
alles war gebaut nach deinem Plan, Und
durch die Öffnung
musste ich die Nahrung reichen, Und
ich merkte bald, zu zweit fraßt ihr an mir Und
hattet mich gut aufbewahrt, Und
niemand durfte ein Zu
dir und nicht zu dir. |
Aufschlag
8507 Im
langen Mundkuss
hörte ich an dir Auf
eine dumpfe, trockne Melodie,
die kam aus uns, Und
mit der Zunge
schlug ich eine Trommel, deren Fell
war deine Wange, Und
die spanntest du so unterschiedlich stramm, Und
selbst die Liebe
wurd zum Kunstwerk, Und
ich musste oft mit dir auf Galerien,
Und
du warst dort die Hauptausstellerin. |
Aufschlag
8508 Es
war in einem fremden Land,
wo ich dich wieder fand, Und
unser Haus
war nur ein Zelt, Das
hüllte deinen Leib, Und
unter dieser Decke
waren wir zu zweit, Und
außerhalb sahn deine Augen
sich die Muster der Tapeten an, Es
würd so lang mit mir nicht dauern, Und
du plantest dir ein Haus,
das müsste größer sein Und
fremder noch als dieses. |
Aufschlag
8509 Der Morgenmantel
schlug im Niedergehen auf die Treppe,
die war steil und eng, Und
ich ging hinter dir Und
sah dich an von vorne, Und
das wusstest du Und
drehtest dich nicht nach mir um, Und
ich bedrängte dich Und
blieb dir fern Und
mühte mich, nicht auf dein langes Kleid
zu treten. |
Dein Blick,
der über deine rechte Schulter
fiel, galt mir Und
ging doch knapp vorbei, Ich
dürfte dir behilflich sein, die Kleider
abzustreifen, Und
ich dürft dich nicht berühren, Wenn
ich dich jedoch berührte, Und
auf deinen Strümpfen
krochen aus dem Schuh die eingewebten Blumenmuster, Und
du wolltest nichts bemerken, Und
sie zogen sich an ihren grünen Fäden
und mit mir im Schlepp An
dir empor. |
Aufschlag
8511 Du
warst am Kopf
verletzt und blutetest ein wenig, Und
das Schmerzgefühl
sei seltsam Und
zugleich entspannt und auch verkrampft, Es
pochte dir das Herz
zum Greifen hinter deiner Stirn, Und
in der Hand,
die lag auf meinem Rücken, schlug es ebenso, Und
immer sei es gleich, erzähltest du, Ich
bräche ein in deine Wohnung, Und
die Tür zu deinem Leib War
stets verschlossen. |
Aufschlag
8512 Dein Zimmer
hattest du mit Stroh beschichtet, Und
es lag fast bis zur Höhe
deiner Fenster, Und
du wolltest irgendein Gefühl,
das in dir polterte, Ein
wenig weicher legen, Und
es war dir nicht genug, Du
riefst mich her zu dir, Und
wirklich warst du unter mir ein Bündel
ausgedroschner Fahlheit, Und
die konnte ich nicht Füllen. |
Aufschlag
8513 Ein
Mann hielt sich in unsrer Nähe
auf Und
schnitzte in ein Holz, Das
war in Lebensgröße, Und
es traf und zeichnete uns ganz genau, Und
unsre Grenzen
flossen ineinander, Und
wir waren beide eins Und
nichts bewegte sich in uns, Es
war der Augenblick der Starrheit,
der uns manchmal überkommt, Und
erst nach Jahren
sahen wir uns an, die ersten Risse
und das Leben Grünten
langsam wieder. |
Aufschlag
8514 Dein Zopf
war schwer und lang, ein Tau,
das dich in meine Hände gab, Und
mir sollt er die Schlinge
sein, so eng umwand er mich, Und
so verstrickt war ich Darin. |
Ich
kam zu dir, du standst mit deinem Rücken
vor der Wand, Die
linke Brust
lag an dieselbe Wand gedrückt Und
quoll zur Seite unter deiner Schulter, Und
der Bronzeguss
vor dir war braun und hohl Und
war das einzige von dir, Das
du mir übrig ließt. |
Aufschlag
8516 Mir
im Weg
stand Warnung vor der Liebe, Und
du standst ja selbst vor mir Und warntest
mich, ich sollte von dir nehmen, Viel,
viel von dir essen, Von
dir trinken, Und
du wärest nun einmal der Apfelbaum, Und
an der Reife
würdest du genesen, Und
vom Fenster
sah mein Weib herüber, Und
es rief mir etwas zu, Und
beinah nahm ich an, Es forderte
mich auf. |
Aufschlag
8517 Im Zimmer
lag nur noch ein Kamm aus deinem Haar,
den nahm ich in die Hand, Er
war gewölbt und Wunderbar
geschwungen, Und
er wuchs in meinen Augen, Und
ich sah, viel deutlicher als andere, Dass
tausendfach das Goldband
durch die Zinken lief, Und
hinter diesem Zaun,
der teilte mir nun schon den Raum
in zwei, standst du, entkleidet, Und
es ritt der Kamm in Eigenheit
allein auf deinem blonden Fluss
vom Kopf bis in den Rücken. |
Aufschlag
8518 Ich
sah dich hinter meiner vorgehaltnen Hand
mit einem Tier, das liebtest du Und
sprachst mit ihm und hattest gute Worte, Und
ich hörte, wie du heimlich zwischendurch Ganz
leise meinen Namen nanntest Und
wärst gern allein, Das
sagtest du dabei, Und
den Zusammenhang
verstand ich nicht, Und
später sprachst du auch zu mir Mit
lieben guten Worten, Und
du sagtest auch, Du
wärest gern allein. |
Aufschlag
8519 Es
ist wahr, dass in der Liebe
nicht die Augen träumen, Sondern
es träumt alles, was Erinnerung
besitzt: Es
träumt die Nase, Und es
träumen meine Fingerspitzen
und die Ohren, Und
ich selbst erträume dich in dir so stark, Dass
du in meinen Träumen
meine Träume weiter träumst, Und
ich lieg hier auf dem Papier,
das du an mich beschreibst. |
Tausendfach
beneidete ich dich um deinen Körper,
dass du ihn stets bei dir hattest, Und
ich war dir nah, Und
du verstecktest dich in meiner Manteltasche, Und
es sollte alles an mir sein, Wie
alles an dir war an dir, Und
alles war vergebens, Wenn
ich einen Atem tat, Nahm
ich dich in mich auf Und
blies dich gegen meinen Willen
wieder fort. |
Aufschlag
8521 Nur,
wenn ich meine Augen
schloss, erlaubtest du, dass ich dich in die Arme
nahm und durfte sie erst wieder öffnen, Wenn
die Poren
deiner Haut mich atmen konnten, Und ich
sah dich wirklich niemals ganz Und
so vollständig fern wie du, Zum
Punkt in meinen Augen war mir nie ein Mensch
je so erschienen. |
Aufschlag
8522 In
deiner Hand
hieltst du die leichte Stange, Und
am Ende
war ein Netz, Man
nannte dich die Fängerin,
und das war ganz gerecht, Und
immer, wenn ich deiner habhaft wurde, Zogst
du das Geflecht eng über deinen Kopf, Und
ich trat Schritt
für Schritt zurück, den Stab für dich zu halten. |
Aufschlag
8523 Die Buschwindröschen
wuchsen dicht an dich heran, Ich
hatte Mühe,
zwischen deinem Duft Und
dem der Blumen meinen Weg
zu finden, Und
die kleinen roten Flächen
brachen an dir auf, Sie
rankten mir entgegen, Und
du drangst in mein Geflecht,
in dem du sonnig, warm, verschwenderisch Die
zarten Schlingen
um die dünnen Äste
legtest. |
Aufschlag
8524 Die Entfernung
zwischen dir und mir nahm zu, Und
weit entfernt war nur ein weißer Wellenkamm
ganz nah vor meinen Augen, Und
es schlug ein Wasser,
das sich selbst im Wasser suchte, Über
einen Rand und fiel zu Boden, Und
dein Augenlid
zog sich blitzschnell zu mir zurück, Dass
nur ein einziger der Küsse
Nahrung fand, Und
ich vermochte kaum ein zweites Mal
den Kamm am Horizont neu zu Entdecken. |
Der Hitzenebel
zwischen dir und mir Entstand
aus einem Nichts, Und
ich befragte dich, Und
du befragtest, über ihn hinweg, auch mich, Und
keiner hatte ihn entzündet, Und
ich wagte schließlich nicht einmal dir meine Hand
zu geben, Und
die Worte, die wir sprachen, Wurden
selbst am Mund zu Feuer, Und
wir mussten einfach weiter voneinander stehen, Und
wir trennten uns, Und
dir und mir entstanden Hitzeriegel,
die uns einzeln eng Umzingelten. |
Aufschlag
8526 Es
war genug, dass ich dich einmal sah, Und
lang sah ich dich an, Und du
bemerktest mich sofort und harrtest aus Und
wusstest so genau wie ich, Dass
der zu fliegen hatte, dem die Flügel
wachsen würden, Und
ich goss vor dir den Brennstoff
in mein Federkleid Und
zündete es an Und
schwärzte mich um deinetwillen, Und
du machtest einen Strich
auf einer Liste
voller Striche. |
Aufschlag
8527 Zweimal
sprach ich deinen Namen,
den ich kannte, Und
du hörtest mich Und
drehtest dich ganz langsam um zu mir, Und
dein Gesicht
war freundlich, Und
du schnittst mit einer Klinge
deinen Rock entzwei und auch dein Unterkleid, Und
deine Unterwäsche Schnittst
du einfach durch, Dass
ich dich sähe, wie du wirklich seist, Und
einer langen Narbe
gleich war in die Haut
der Name, den ich laut gerufen hatte, Eingenäht. |
Aufschlag
8528 Obwohl
du gar nichts in den Händen hieltst, Sah
ich die Waffe,
die du gegen mich erhobst, Und
freundlich tratst du mir entgegen, Und
ich glaubte dir sekundenlang von vorne, Und
du wärst der Länge
nach, von oben bis hinab zur Hacke Durchgesägt
und ausgeleert Und
fielst mir halb entgegen, Und
mit dieser zweiten Hälfte,
halbem Rücken also, Halbem
Kopf und Halbem
Hals und mit den Stümpfen Schlugst
du rücklings hin Und
prägtest deine Erde. |
Aufschlag
8529 So
lag ich neben dir in Tatenlosigkeit, Und
zwischen dir und mir Flog
hin und her der Ball
der Langeweile, Und
es war noch eine ganze Zeit
mit gar nichts zu verbringen, Und
ich stahl sie dir, weil mir die Augenblicke,
die ich achtlos fallen ließ, am Ende
abgezogen würden, Und
du merktest nichts davon Und
spieltest mit den Augenlidern
eine Tastenmelodie Und
wurdest jünger. |
Die
greisen Männer
standen um die junge Frau, Und
sie verlangten, dass die Jugend
ihre Schönheit täglich aß Und
gut verdaute und dran wuchs, Und
jeder, der dort stand, Verdammte
alles tausendmal, Und
keiner wollte sich die Frau
verwehren, Und
sie bot sich jedem einzeln an, Und
sie verwandelte sich unsichtbar Von
einem zu dem andren in die Greisin
weit entfernter jugendlicher Tage. |
Aufschlag
8531 Du
lebtest unter einem kleinen, bunten Schirm,
der schwebte, ohne jeden festen Halt
stets über dir, Er
war kein technisches Problem, Falls
du dich schlafen legtest, Blieb
er über dir, Und
auch durch engste Türen
konntest du problemlos gehen, Und
er schützte nicht vor Sonne,
nicht vor Regen, nicht vor Wind Und
war kein Sichtfang, Und
du lebtest unter ihm vor einem Fenster,
das du nicht zu Öffnen
wagtest. |
Aufschlag
8532 Hinter
einer Mauer
lag ein Stein, der war behauen Und
aus alter Zeit, Und
als du in der Liebe warst, Begegnetest
du ihm das erste Mal, Und
damals schon und täglich mehr, Sah
er dir ins Gesicht
und schnitt sich deine Züge ein Und
prägte sich nach dir, Und
hinter einer Mauer,
wusstest du genau, Verglich
man dich mit dir Und
staunte über eine Ähnlichkeit,
die konnt nicht Wirklich
sein. |
Aufschlag
8533 Ich
warf in Spielerei
die Küsse auf die Wasseroberfläche
deiner Haut, Und
kleine Ringe
zuckten an das Ufer, Wo
ich stand und sie empfing, Und
wo ich maß, Wie
sehr ich dich erschüttern konnte, Und
ich würde später, als ein Taucher
an dir fischen. |
Aufschlag
8534 So
entfernt warst du in meinen Händen,
dass ich dich nicht sah, Und
doch so nah, Dass
unter mir die Poren
deiner Haut um Atem kämpften, Und
sie schufen deinen Mund
wohl tausendmal für mich, Der
öffnete und schloss Sich
überall. |
Dein
Blick
ging im Gepäck des Mannes,
der vorüber ging, verloren, Und
er kam nicht heim, Und
deine Augen blieben stehen, Und
sooft ich zu dir kam, Bewegte
ich in einem Puppenkopf
die Miniaturgewichte, die die Augen
zucken und die Lider Heben
und sich senken ließen, Und
es reichte mir, Und
dir war dies Geräusch
im Kopf viel wert. |
Aufschlag
8536 Ich
stand an einem Doppelbrunnen
und warf zweifach einen Blick
hinein und musste lange auf den Aufschlag
warten, Und
erst nachts, und kurz bevor sich Lider
über deine Augen zogen, kam das Echo
heim und zeigte mir, wie weit entfernt Du
von mir wohntest. |
Aufschlag
8537 Dein
rotes Kleid
stand neben mir, Und
beinah meinte ich direkt darin nur dein Gesicht
zu sehen, Und
du warst zugleich das Kleid
und das Gesicht, Und
meine Augen
ließen sich nicht zu dir leiten, Und
die Langeweile
hob nun plötzlich deinen Arm, Der
stieß mir harmlos einen Tod
in meinen Rücken, Und
er blieb belanglos. |
Aufschlag
8538 Kleine Blumenmuster
zierten deine Haut, Sie
waren dir gewachsen, Und
sie wuchsen immer noch, Und
jedes Jahr,
so sagtest du, zu einer ganz bestimmten Zeit,
erblühten sie in Wahrheit, Und
es wäre sinnlos, jetzt schon einen Strauß
davon zu pflücken. |
Aufschlag
8539 Ich
spielte in der Hand
mit kugelrunden Steinen, Und
ich steckte drei davon in meinen Mund
und ließ sie aneinander stoßen, Und
es kam ein Frost
aus mir, der ließ die Zähne
hart zusammen schlagen, Und
der Kuss
gefror an dir zu einem Fels,
in den ich mich verbiss Und
der mich nicht mehr losließ. |
Du
warst nur eine Frau
und lachtest doch für drei zu gleicher Zeit
und lachtest mit dem hellen Klirren transparenter Kieselsteine
und dem Läuten angenehmer Glocken, Und
dazwischen gurrte mir die Taube, Und
du tanztest um dich selbst Und
ließt nicht Platz
für einen Zweiten. |
Aufschlag
8541 Es
lag ein Essbesteck
auf deinem Platz, Und
dir und mir bescherte unsre Nahrung
unersättlich Hunger, Und
du ziertest dich vergebens, Und
ich riss dich auf und war gewaltsam, Und
nur eine Stunde
später speistest du in fremden Räumen, Und
man reichte dir an Köstlichkeiten,
was mich schaudern machte, Und
du warst schon Tief
und rücksichtslos in anderen. |
Aufschlag
8542 Dann
zog mir jemand meinen Kopfschmerz
fort, Und
niemals mehr würd ich die Netze
auf mir spannen lassen, Und
mein Hals war in der Masche,
die mich nicht mehr freigab, Du
rittst nackt auf meinem Kopf, Und
triumphal war mir die Krone,
die ich deinetwegen tragen durfte, Und
du saßt so fest auf mir im Sattel,
der nicht einbrach. |
Aufschlag
8543 Es
war wohl meine Schuld,
weil ich dich zwang, mir eine zweite Liebe
zu verschaffen, Und
sie sollte dich ein wenig freier machen, Und du
lachtest über mich Und
fügtest dich aus einem viergeführten Leben
so zusammen Und
begegnetet mir nur noch zweifach, Und
in Hälften hatte ich dich niemals ganz, Und
halb standst du nun neben mir Und
machtest völlig andre Sachen. |
Aufschlag
8544 Du
sagtest auch, ich sollte sprechen lernen, Und
nach langer, langer Zeit
drang nur ein Laut aus mir, Der
explodierte, Und
er riss dich auf, Und
deine Einzelteile
applaudierten, Und
das Puzzle
überließt du mir und gingst davon, Um
nicht mit mir das Kennenlernen
immerzu zu stören. |
Ich
sollte mich ertragen, Und
die Liebe,
die ich auf mich lud, war ein Magnet,
der zog nach unten, Einerseits
hielt er mich fest am Boden, Und
ich spielte andrerseits mit dem Gedanken,
alles umzukehren, Und
die Last
stieß sich von meiner Erde ab Und
riss mich mittendurch, Und
jeder, sagtest du, könnt doch nur so viel halten, Wie
ihm bliebe, Und
es sei genug. |
Aufschlag
8546 Du
dachtest, könntest du mich Zweimal
lieben und zugleich, Empfändst
du doppelt, Und es
wäre ein Geschenk
für mich, Und
über dir, das sahst du ganz genau, Stand
noch der Mond,
dem lief vom Rand ein Riss nach seiner Mitte, Und
er teilte sich ganz still, Und
aus dem Brustkorb
schlug ein Doppelherz, dein Kopf
war auch schon zweifach, Und er
ging verloren. |
Aufschlag
8547 Sicher
war es richtig, dass man ankam, Wie
und wo war unbestimmt, Und
immer war der Anfang
auch das Ende oder umgekehrt, Und
selbst das Wachstum
unbewegter Augenblicke war ein Zwitter,
der sich maß an beidem, Und
den Stillstand
gab es nicht, Und
dass du dich so lautlos hingabst, Dass
ich dich nicht wahrnahm, War
nur meine Schuld. |
Aufschlag
8548 Ich
hörte mir die Bilder
an, die du auf meinem Rücken
maltest, Und
ich spürte sie, Und
das Papier,
auf dem ich lag, war weiß, Und
als ich aufstand, blieb mein Herz
drauf liegen, Und
es schlug im Umriss
meiner Körperform, Der
hatte sich von ganz allein ergeben, Und
das Loch
in mir sei groß genug, darin zu leben, Und
du richtetest dich Häuslich
ein. |
Aufschlag
8549 In
dem Tunnel
der gespreizten Finger Hielt
mein Zug, Und
übergroß goss sich dein Mund
auf mich herab, Du
warst so schrecklich nah Und
noch so weit entfernt Und
meintest doch vielleicht von uns nur irgendeinen, Und
du konntest keinen mehr vom andren Unterscheiden. |
Als
ich dich besuchte, trugst du eine gelbe Haut,
die war in Mode, Und
ich hatte Angst
vor dir und kannte dich nicht wieder, Und
es war doch nichts an dir, das ich nicht Wiederkannte, Und
du hattest deinen Schrecken mit gekauft, Und
andre Häute, wie zum Beispiel leises Silberfell
von jungen Mädchen, könnten Männer
töten, Und
du warst auch in der Sprache
und im tiefsten Innern völlig Gelb
geworden. |
Aufschlag
8551 Auf
dem Tisch
stand eine kleine Dose, Angefüllt
mit roter Flüssigkeit, die stieß ich aus Versehen
um, Und
hinter mir hört ich den Schrei,
den dieser Augenblick gebar, Und
er fiel auf den Tisch
und du mit ihm und liefst mir aus Und
starbst vor meinen Augen. |
Aufschlag
8552 In
der Nacht
riss neben mir im Bett ein Seufzer
mitten durch, Er
kam von dir, stand still im Raum, war unbeendet, Und
ich schob ein wenig Morgensonne,
die noch übrig war, ins Zimmer, Und
ein halber Regenbogen
wuchs aus deinem Mund, die Farben
brachen sich bei diesem Licht
aus deinem Traum, Und
mit dem Finger
ließ er sich berühren, Und
du selbst warst Stein, wie immer, Und
dir fehlte noch ein wenig Wärme. |
Aufschlag
8553 Durch
deinen Mund,
der etwas offen stand, sah ich den Atem
fliegen, Und
es war ein Vogelschwarm,
der zog ins Freie, Und
er kehrte heim und wollte doch nicht sein, Wo er
grad war, Und
federleicht spann sich ein Traum
vor dieser Tür und stellte Wächter auf, Die
ließen keinen Aus
und keinen ein, Und
in den Bäumen drängte sich, was zu dir wollte, Und ich
war dabei, Und
du warst voller Atem
und ersticktest fast daran. |
Aufschlag
8554 In
einem Film,
der etwas schneller lief als absoluter Stillstand, Öffneten
sich deine Lider langsam, Und
es war doch so, dass du von Anfang
an nicht wusstest, was du sehen würdest, Und
in jeder Zwischenzeit
konnt ich dein Leben
tausendmal verändern, Und
ich ahnte nun, wo ich dich suchen sollte, Und
das Schließen
deiner Augen war ein überlanger Abschied,
der nahm seinen Anfang. |
Du warst
an mir vorbei mit zwei, drei Schritten, Und
es folgte dir ein Duft
nach Weiblichkeit, Den
fing ich ein, den stahl ich mir und sah dir nach, Und
deine Nacktheit
musste stehen bleiben, Und
dein Netz,
das wusstest du, war einwandfrei, Und
keine Masche
ginge je verloren, Und
ich funktionierte so Jahraus,
jahrein. |
Aufschlag
8556 Aus
einem dünnen Draht
bog ich mir deine Frauenstimme Und
gestaltete dich völlig Anders,
als du wirklich warst, Und
so warst du mir wirklich, Und
in meiner Hand verband
sich Draht mit Draht, Der
schwang im leisesten Berühren, Und
auf deiner Hand Stand
stumpf der Stromschlag, der auf meine Fingerspitzen
wartete. |
Aufschlag
8557 Mit
meinem Rücken
lehnte ich mich tief in deinen Leib Und
griff in harte Rinde
eines Baumes, Wirklich
war es so, dass sich die Schlingen
deines Wachstums Um
die blanke Säule wanden, Beide
standen wir davor, Und
meine Hand
verlor sich dort in deiner, Und
ich senkte einen Kuss
auf deine Schulter, Und
der rutschte ab in deinen Schoß, Und
alle Steine,
die du nach mir warfst, Betrafen
einen anderen. |
Aufschlag
8558 Du
hieltst die Augen
zu und warst hellwach, Und
deine Fähigkeit
erlaubte dir durch diese dünnen Häute
alles ganz genau zu sehen, Und
ich sah hinein, Und
deine Blicke
prallten von den Lidern ab Und
fanden mich in deinem Innern,
wie ich vor dir stand, Dort
las ich einen Brief,
den schriebst du blitzschnell nieder, Und
er stand sofort auf deinen Augenlidern. |
Aufschlag
8559 In
der Zeitung
las ich schon vor Tagen von dem Glück,
das kommen würde, Und
mein eigner Atem
reichte nicht mehr aus, Ich
brauchte einen zweiten, Und
ich spürte, dass die Luft in mir In
jedem Winkel saß, Ich
war gefüllt mit ihr und atmete ganz frei Und
schritt durch einen neuen Tag,
den hatte man mir angesagt, Der
kam aus dir. |
Du
wolltest einfach tanzen, Und
du standst vor mir, Und
mit den Händen
winktest du mir zu, Und
die Musik,
in dir, kam nun heraus und wurde laut, Du
spieltest eine nie gehörte Melodie,
die hatte ich in diesem Augenblick
erst komponiert aus Worten, Die
du mir entlocktest. |
Aufschlag
8561 In
dir war alles ruhig, dunkel und geordnet, Und
der Mann,
den du gemordet hattest, Hatte
sich in dich gelegt, Ich
sollte nun die Totenwache
meines Lebens übernehmen, Und mein Samen
keimte schon in dir, Den
würdest du zu pflegen wissen, Und
du warst das Raubtierweibchen,
das, für drei Minuten nur, das Reißen
ließ. |
Aufschlag
8562 Es
war der Schaukelstuhl,
der dich bewegte, Und
du lagst darin ganz nackt, Und
deine Kleider
zündeten die Lehnen an, Und
fremde Schattenspiele
suchten deinen Leib zu greifen, Und
sie rutschten ab und spielten nur mit dir Und
glitten über dein Gesicht,
den Hals und über deine Brust in deine Schenkel, Sprangen
von den Füßen
in das Zimmer und zurück Und
hoch hinauf, Und
dir entging nicht eine der Berührungen,
die kräuselten Die
glatte Haut im Wind. |
Aufschlag
8563 Du
gingst so langsam unter einem hohen Baum
an mir vorbei, Und
nah entfernt geriet ich in den Blick,
den du erst auf mich schicktest, Der
dann weiterglitt und in der Rinde
sich verhakte, Und
ich half dir nicht, Und
deine Angel
zog schon fest an mir. |
Aufschlag
8564 Ich
blieb mit meinem Leib
an einem deiner Haken hängen, Und
es war ja nur, Dass
du noch einmal nach mir riefst, Ich war
doch schon im Aufbruch, Und
du zeigtest mit den Fingern
auf die winzige Verletzung, Daraus
floss ein wenig weiße Flüssigkeit,
mit der schriebst du den Bilderrätselbrief
auf einem schwarzen Bogen, Und
ich konnte nicht enträtseln, was du meintest, Und du
hattest dich so fest Mit
mir verbunden. |
Die Haut
an dir war kaltes Porzellan Und
schwarz, wie nie zuvor in einer Nacht, Und
auch die Schrift
des Meisters, der dich so geschaffen hatte, Konnt
ich nicht mehr lesen, Und
du hattest nur die Sorge,
dass du springen könntest in der Schale
oder nur am Rand, Und
ich versprach dir meine Vorsicht, Und
du legtest mich nicht aus der Hand. |
Aufschlag
8566 In
der Wiese
war ein Brunnen, winzig und Nicht
größer als ein leises Liebeswort
von dir, Das
sprachst du nicht, Und
meine Frage
sprang ein wenig in die Höhe, Und
der Wasserstrahl
kam ohne Unterlass Und
stieg in einer Mitte auf, Du
griffst danach und trankst davon Und
liebtest ganz alleine das Geräusch. |
Aufschlag
8567 Etwas
weiter fort, im blauen Gras,
saßt du und warst dort in der Sonne
angeschnallt, sie zu genießen, Und
im Licht
entstand von dir ein zweites Raumbild, Das
dich etwas kleiner zeigte Und
nichts spiegelte, Und
wiederum daraus entstanden zweifach neue Körper
und so fort Und
einer immer etwas kleiner als der frühere, Und
bis zu mir gelangte diese Heerschar,
wo sie endlich endete, Und
du und ihr bewegtet euch mit jedem Wort
ein wenig mehr in meine Richtung. |
Aufschlag
8568 An
deinem Hals
sah ich zuerst die Perlenkette, Und
die Farbe hatte sich von deiner Haut
drauf abgerollt, die Perlen lagen in der Bahn,
auf der ich fahren wollte, Und
es kam kein Zug, Und
jede Schwelle
lief ich einzeln mit den Fingerspitzen
ab, Und
deinen Kopf
hieltst du genießerisch zur Seite, Deine
Augen schlossen sich Verzückt. |
Aufschlag
8569 In
deinen Händen
war ein kleiner Stock, Und
daran hing ein meterlanges Fähnchen,
das schwang so geschickt, Du
schriebst im Handumdrehn
ein Wort durch Luft an mich, Und
mit dem letzten Zipfel
dieses Bandes löschtest du das Wort
schon wieder aus, Es
kam in deinen Mund
zurück und konnte nicht Geschehen. |
Dein
rötlich blondes Haar
flochtst du zu einem kurzen Zopf,
der floss in deinen Nacken, Und
ich formte ihm mit meinen Händen,
die ich hochkant hielt, ein Flussbett, Und
er strömte immerfort, Und
deine Flut
war ohne Unterlass, Und
tausend Zöpfe
wuchsen dir zu mir. |
Aufschlag
8571 So
eiskalt fiel ein Bergbach
über einen scharfen Stein, Ich
stellte meinen Leib
darunter und erschrak zutiefst Und
übersah, dass nur ein Fingerlein
von dir mir meine Haut
berührte. |
Aufschlag
8572 An
deiner Hand
hieltst du ein Kind,
das sprang empor, Und
es erzählte dir von deiner Jugend, Und
es war der Augenblick,
der deiner Suche in dem fremden Zimmer
eine winzige Erinnerung an deine Kindheit
brachte, Und
du stahlst sie dir Und
gabst dich dafür endlos deiner Fremdheit
an mir hin. |
Aufschlag
8573 Die Glut,
von der du sprachst, lag dir im Leib, Und das
verstand ich nicht, Und
meine Hand,
die dich nur kurz berührte, Brannte
lichterloh, Das
sahst du gern, und Schmerzen
hätt ich nicht davon, Es
sei dir nur ein Zeichen,
dass du wieder neu in Flammen
stündst. |
Aufschlag
8574 Du
hattest recht, Und
mit den Fingerspitzen
spürte ich es selbst, dein Kopf
war nur geschnitzt aus Holz
und dann lackiert, Und
überall bewegtest du dich ohne Anstoß, Und
ich schützte dich vor Feuer, Und
im milden Licht
gefielen wir uns gegenseitig sehr Und
hielten Ausschau. |
Man
hätte dich aus Draht
gebogen, das gestandst du mir, Und
deine Lieder,
die du sangst und liebtest, waren über das Gerüst
gezogen, Und
ich sähe mehr, als an dir wär, Und
deine Freiheit
böge schon ein wenig hin Und
her an ihrer schwächsten Stelle, Und
du gäbest immer noch in meinen Händen
nach und wärest angepasst an meine Körperform. |
Aufschlag
8576 Auf
dem Platz,
der in der Mittagssonne ruhte, Stand
ein Brunnen, Und
der Wasserstrahl
sprang aus dem Mund
der Weisheit, Und du
legtest deinen Finger
auf die Lippen, Das
ließ alle Herzgeräusche schweigen, Und
ein dünner, breitgeschwungner Wasserfächer
schirmte in den Himmel, Und
er war aus Glas, Und
seine Tropfen
nässten unsre Lippen,
die sich sahen. |
Aufschlag
8577 Es plätscherten
die Wasser
deiner Liebe aus dem Mund
und tausendfach aus Quellen
deines Leibes, Du
entschiedst in jedem Augenblick
von neuem, nur den Durst
zu löschen oder ob du selbst an dir Ertrinken
solltest, Und
ich sah es oft genug, wie du dich Quältest. |
Aufschlag
8578 Im Spaziergang
ging ich hinter dir Durch
flaches Küstenwasser, Und
die Spuren,
die wir machten, standen nur Sekundenlang
am Grund, Es
war dein Haar,
das sich im Wind nach hinten schwang Und
mein Gesicht berührte, Und ich
ahnte kaum noch, wo ich mich an dir Befand,
so weit schwamm ich schon draußen in der Tiefe
unter hohen Wellen. |
Aufschlag
8579 Du
liebtest dieses Bild,
es zeigte Flächen, die sich ineinander schoben, Und
die Fingerspitzen,
die nichts sahen, glitten drüber hin, Und
immer wieder tasteten sie Nähte
bunter Farben ab, Die
konnte niemand spüren, Und
für mich verschoben sich die Flächen
zu den Kreisen der entfernten Welten,
die sich voneinander trennten, Und
ich legte gern den Mund
in deine Haare, Auf die
Schultern, Etwas
tiefer, Und
verlor mich dort im Eisen
deines Rahmens. |
Dein Körper
war bespannt mit einem Gitter,
das war projiziert und eingebrannt Und
lebte so auf dir, Und
täglich gabst du Felder
frei zur Ernte, Und du
sperrtest andere, Dort
durfte wildes Wachstum
über dünne Fäden ranken, Und
du achtetest auf deine Unversehrtheit.
|
Aufschlag
8581 Im Pendel
war ein Zimmer, Das
bewohnte ich, Und
meine Zeit
trug mich von einer Wende
hin zur anderen, Und beiderseits
erwartete ich mich Und
floh doch auch vor mir, Und
in der Tür
standst du und fingst mich ab, Und
danken sollte ich dafür, dass du mich Zu
dir nahmst, Und
schontest mich ja auch vor mir. |
Aufschlag
8582 In
einer Wolke
von Gesichtern sah ich dich, ein Zufallsstrahl,
der durch die Trennung
zweier Dunkelheiten fiel Und
auf mich traf, Und
ich ergriff auch mit den Augen,
was zu halten war, Und
es war nichts, Du
hattest keinen eignen Leib, Der
war verschweißt mit tausend anderen, Und
deine Stimme
war der Schrei, den man nicht in die dünnen Fäden
einzelner zerlegen konnte, Und
die Lichtempfindlichkeit
verschob sich wieder, Und
es blieb mir nur das Blinken
eines Messinghandgriffs. |
Aufschlag
8583 Als
du mich noch zum Abschied
küssen wolltest, Kamen
deine Lippen
nicht mehr bei mir an, So
sehr flohst du aus dir, Das
spürte ich sofort, als sich dein Kuss
auf meinen ganzen Körper
legte Und
nicht endete. |
Aufschlag
8584 In
deinem Zimmer
hattest du die Wände
rundherum bepflanzt mit Buschwerk, Und
der Raum
war feucht und warm, Und
selten fand man einen Frauenkörper
so voll schwerer Erde,
wie den deinen, Und
du standst ja selbst im Fenster
deines Mundes, Färbtest
die Balkone deiner Lippen
rot. |
Du
warst dir selber fremd, Und
du entdecktest irgendwann die Eigenliebe, Und
du liebtest dich total und schobst die Hand
in einen Spiegel Und
berührtest dich im Glas,
das dich von deinem Körper trennte, Und
von mir verlangtest du die Scheibe
zu zerschlagen, Und
ich brach dich so entzwei, dass aus den feinen Rissen
Blut hervortrat, Und
das kam von mir, So
sehr war ich in dir. |
Aufschlag
8586 Im Übergang
von deiner runden, braunen Schulter
hin zum Hals Und
andrerseits zu deinem Arm
und in den Rücken Und
zu deiner Brust, In
diesem Übergang
lag meine Wohnung, Und
du pflegtest sie mit deiner Hand,
die strich dort das Gefieder glatt, Und
herrlich schimmerten die Federn,
die du aneinander legtest Und
ein wenig hin und her schobst. |
Aufschlag
8587 Du lagst
im Bronzeguss
auf deinem Rücken, Deine
Beine
hieltst du angewinkelt, Und
die Füße
bildeten nach Frauenart vom Fußgelenk
bis in die Zehenspitzen einen sanften Rückenbogen,
den schritt ich entlang, Er
stand ein wenig in die Luft gerichtet
und nahm meine Körperwärme
an und wippte etwas auf und ab, Und
deine Starre
löste sich nun langsam. |
Aufschlag
8588 Die
Räume waren aufgeteilt, Und,
lagst du so bei mir, war ich nur Tänzer
auf der Oberfläche, Und
darunter wohntest du Und kanntest
dich gut aus, Und
nirgends brach ich ein, wie ich es wünschte, Und
es waren zwei, drei Fenster,
die du offen hieltst, Dort
ließt du mich herein, doch nur mit einem Wort,
für mehr war dir der Raum
zu klein. |
Aufschlag
8589 Zwei Säulen
wuchsen dort aus Eis Und
hingen von der Decke, Und
sie sehnten sich nach neuer Kälte, Und
du redetest zu meinem Kopf,
der war so gläsern Und
so tausendfach gesprungen, Und
du stelltest ihn zum Schutz
in deinen Schutz, Der
war vollkommen. |
Den
ersten Schluck
trank ich aus deiner Hand, Es
war mir recht, Und
dieser Becher
war jedoch ein Teil
von dir, den ich nicht wollte, Und
den zweiten Schluck
ließ ich in dir Und
starrte in die Tränke,
die stand still, Und
durch die Oberfläche
zuckte dein Gesicht, Das
kannte ich noch nicht. |
Aufschlag
8591 In
einem kleinen Käfig,
der in unsrem Garten stand, Befand
sich eine junge Leere,
die wir uns entnommen hatten, Und
wir sprachen viel mit ihr Und
mussten sie wie uns ernähren, Und
sie lebte so wie wir Und liebte
uns und mit uns, Und
in deiner schmalen, schönen Hand
war sie ein Edelstein, Den
musste man vor Diebstahl
schützen, Ich
schlug ihr den Schädel
auf Und
ließ sie sterben. |
Aufschlag
8592 Du
wünschtest meine Nähe, Und
ich durfte dir nicht nah sein, Und
du schütztest dich vor mir, Und
deine Kleider
waren undurchdringlich fest aus Blech, Und
eine Schere,
die ich fand, würd mühelos Metall
zertrennen, Und
ich dürfte sie im Notfall
auch verwenden, Und
du würdest sicher irgendwann die Trennung
zwischen mir und dir Damit
vollenden wollen, Und
das Instrument
verstumpfte schneller als die Zeit
verging, Die
sich dran schärfte. |
Aufschlag
8593 Wie
fassten uns an beide Hände, Und
der Teufelskreis
schloss sich so mühelos Und
hätte ich zuvor… Und
hätt ich jetzt… Und
morgen, fand ich, War
nun auch schon gestern, Und
wir sangen unser Lied
und drehten uns so lustig, Und
wir tanzten eng um uns Und
ließen niemanden dazu. |
Aufschlag
8594 An
meiner Frau
fand ich das erste Mal, dass ihre Füße fest
verwurzelt waren, Und
ich grub, verzeih mir bitte, deine Erde
auf und stützte dich in dieser Zeit, Und
du erzähltest ja, Dass
ich nichts finden würde, Und
du standst so fest im freien Raum, Und
deine Arme,
die ich liebte, Griffen
nur in deine eignen Wolken. |
Nachts
empfand ich keine Treue, Und
ich legte grüne Blätter
auf die weißen Laken, Und
ich starrte lang genug darauf, das Licht
der Nachttischlampe brachte mir die Wahrheit, Und
es war der Zweig,
der dich nicht wiederfand Und saß
doch fest im Baum
darauf. |
Aufschlag
8596 Man
rief mich fort von dir, Und
ich erkannte deine Stimme,
die war weit entfernt, Und
ließ ich dich, verlör ich dich, Und
käm ich nicht zu dir, müsst ich die Ohren
strafen, Und
so blieb ich stehen zwischen dir und dir Und
gab dich auf Und
konnte dich nur so für mich Erhalten. |
Aufschlag
8597 Wenn
du am Morgen
deine Finger Sanft
und liebevoll im nassen Gras
verstecktest oder über seine Spitzen
strichst, ließ ich dich sein Und
ging beiseite, Und es
war, dass du den Kuss,
der noch auf deinen Lippen stand, Nun
heftig in die feuchten Innenflächen
deiner Hände drücktest, Und
ein schmaler, kaum entstandner Dampf
verhüllte auch die Worte,
die du flüstertest, Die
jagte ich erst später, als die Sonne
höher stand, Und
nagelte sie einzeln wieder an dir fest, Dass
sie mir nicht entkamen. |
Aufschlag
8598 Es
war der Stacheldraht,
an dem ich hängen blieb, Und
griff nach dir Und
streckte meine Hände aus, Und
alles war so nah Und
ließ sich nicht entfernen, Und
es freute dich, dass irgendetwas Mich
so schmerzhaft an dir Festhielt. |
Aufschlag
8599 Du
maltest eigne, weiße Wolken
in die Luft, Und
niemand störte dich, Und
seitlich stand ich an dem Feldrand, Und
am Ende deines Spieles
stünde ich und müsste, sagtest du, Noch
etwas warten, Und
du würdest mich verlassen Und
mich rufen, wenn es Regeln
gäbe, dir mir Gelten
würden. |
In
roten Schuhen
gehst du neben mir, Und
wirklich stehen deine Füße,
jeder einzeln, in den Schiffchen
deiner Lippen, Und
ich füge sie zusammen Und
an meinen Mund, Und
deine weißen Zähne
treten deutlicher als je hervor Und
öffnen sich zum Biss. |
Aufschlag
8601 Heute
früh, im Bad, verriet mein Spiegel eine Linie,
die lief über mein Gesicht, Sie fügte
sich aus vielen Punkten
eng zusammen, Und
von hinten sagtest du sofort, dich Träfe
keine Schuld, Und
deine Hände
hieltst du hinter dich und schärftest dort die Worte
nach, die dich so Deutlich
machten. |
Aufschlag
8602 Immer
hattest du die Handschuh
an, Wie
konntest du mich spüren, Und
dein Haar,
das lang herunterfiel, war mir ein Wasserfall,
der lauter stürzte Und
der mich ertränkte ohne dass ich in ihm stand, Und
auch dein Mund
beraubte mich Und
rührte mich nicht an. |
Aufschlag
8603 Auf
dem Weg,
der aus dem Garten führte, sah ich Tag
für Tag, dass wieder eine dieser hellen Blüten
sich erschloss, Der
Duft stand fest in ihrer Tiefe, Und,
bevor sie aufbrach, fandst du ihr Versteck
und gingst mit mir Und
aßt mit einem Biss
die weiße Lampe auf, Und
durch die Wangen
schimmerte ein Wachsrot, Das
ich so an dir nicht kannte, Und
der Duft
verblich. |
Aufschlag
8604 Du
standst mit bloßen Füßen
in geharkter Nachbarschaft, Und
etliche der Spuren
führten hin zu dir Und
bildeten ein Stückchen der Vergangenheit,
die deutlich wurde, Und
sie war nicht mein Besitz, Und
auch der Zaun
dazwischen war Verbot, Und
sicher war es auch ein Teil
der unberührten Zukunft, Die
so vor dir lag Und
die nicht Eintrat. |
Mein Gepäck
bestand aus einer Tür, Die
stellte ich auch zwischen uns, Und
in die Zimmer,
die es links und rechts davon nicht gab, Erlaubten
wir uns einmal nur den Eingang, Und
er musste dann zugleich für dich und mich ein Durchgang
und ein Ausgang sein, Und
war so ein Verzicht,
den wir nicht nutzten, Und
wir trafen uns stets Außerhalb. |
Aufschlag
8606 Ich
neige meinen Kopf zu dir, Und
meine Lippen
grüßen wirklich deine Brüste,
Haut zu Haut, Sie
sehen mich, Und
sie erinnern sich Und
rücken sich zurecht, Und
deine Hand
spielt mit, Und
alles ist an dir so gleich Und
sich so einig, Und
du fließt und strömst an mir vorbei, Nein,
an mir hoch, Und
hinter mir, im Nacken,
geht dein Mund spazieren, Und
er sagt, dass es genug sei, Und
ein spitzes Ding,
nicht größer als dein Finger,
stößt durch meinen Rücken in die Blutgefüllte
Kammer Und
gehört dazu. |
Aufschlag
8607 Dein Morgenmantel
fällt ein wenig auf Und
dann, versehentlich, zur Seite, Und
er öffnet deinen Leib
und alles, was ich an dir liebte, seh ich Plötzlich
tausendfach und mehr, versteckt an dir, Und
ein Geheimnis tut sich auf, Und
du weißt nichts davon, Und
immer schon, so sagst du mir, Verfügtest
du und lebtest du auch nur in dieser einen Wohnung, Lange
schon vor mir. |
Aufschlag
8608 Die Mandelblüten
deiner Augen kaufte ich dir ab, Und
viel bezahlte ich dafür, Es
war mein Lebensrest, Dann
stieg ich in die Schiffchen,
als sie, eben aus dem Baum
gefallen, auf dem Wasser schwammen, Und
wir trieben leise aufeinander zu, So
sehr beruhigte dein schönes Liderspiel
das Biest, das du an langer Leine
führtest. |
Aufschlag
8609 Du
liebtest in der Not
ein Spielzeugtier, Das
hieltst du fest im Arm, Es
durfte nie alleine sein, Als
draußen eine Kreatur
aufschrie, es musste wohl ein Mensch
im Unfall sein, liefst du hinaus, Und
du verletztest dich in deiner Eile, Und
die Kleider
blieben hängen, Und
sie hielten dich zurück Und
ließen dich nicht weiter, Und
dein Spielzeugtier
starb, ohne dich in seiner Nähe,
ganz allein. |
Oben
denkt mein Kopf, Und
unten sitze ich zu deinen Füßen
und versuch mich zu erinnern, Und
dein Arm
liegt auf der Lehne meiner Schenkel, Und
ich darf mir so nicht Helfen. |
Aufschlag
8611 Wir
wollten uns in diesem Zimmer
treffen und alleine sein, Ich
würde dort von einem deiner Boten
etwas mehr erfahren, Und
es hing dein leeres Unterkleid
gekreuzigt an der Leine, Und
es war gereinigt Und
schon lange trocken. |
Aufschlag
8612 Du
warst mir völlig fremd, Und
in den Haaren
hingen dir noch Fäden deiner Melodien
mit Perlen unbekannter Rhythmen, Und
mein Finger
zupfte einmal nur an einem Spinnweb, Das
war schon zu viel. |
Aufschlag
8613 Von
einem umgeschlagnen Baumstamm
riss ich Borke, Und
daraus entstand ein Schiff,
das wir bestiegen, Und
es trieb hinauf bis in die Krone, Und
dort oben biss ich immer wieder Tief
in deine Haare, Und
du wusstest wirklich nichts davon Und
riefst noch zu mir rauf und Winktest. |
Aufschlag
8614 Die Malerei
auf deiner Haut
war nicht mehr zu entfernen, Und
sie war ein Teil
an dir, den nahm ich mit, Und
überall im Sand
und auf den Wegen fand ich Spuren
der Gravur, Die
überdauerten schon ewig meine Zeit. |
Du
maltest heimlich eine Liebe
aufs Papier, Die
hieltst du fest im Arm, Und
ich entdeckte dich dabei, Und
deine Liebe
könnte man ja sonst nicht sehen, Und
sie ginge auch an mir und selbst an dir So
weit vorbei, wie hier auf dem Papier, Um
nah zu sein. |
Aufschlag
8616 Aus
deiner Sammlung
zeigtest du mir dünnstes Schreibpapier,
Das
war beschriftet, ohne dass man etwas sah, Und
war so leicht Und
schwebte zwischen unsrer Sprache, Und
ich sah nun doch, wie sich die Worte
deines Mundes dort hinein bewegten Und
verfingen Und
drin hafteten Und
nicht verloren gingen. |
Aufschlag
8617 Ohne Abschied
schied ich heut von dir, Und
wir versprachen uns, Dass
keiner mehr vom andren lassen müsste, Und
wir waren frei Und
ungezwungen Und
so voller Heiterkeit Und
blickten stumm zur Erde, Und
die Sicherheit,
dass keiner mehr vom andren wusste, Als
er selbst, war uns ein neuer Anfang,
den wir einfach fallen ließen, Und
wir freuten uns in Gegenseitigkeit. |
Aufschlag
8618 Mehr
war nicht von dir zu sehen, als das Auge,
welches aus dem kleinen Spielzeugfenster
schaute Und
vielleicht der Ansatz
deiner Nase, Und
ich durfte dich befühlen Und
betasten Und
erfuhr dich hinter dieser Wand
mit meinen Händen, Und
wir lebten doch schon jahrelang Zusammen. |
Aufschlag
8619 Deine Hand
war weicher als dein Mund, Sie
sprach mit mir, Und
deine Lippen
redeten ihr zu, Und
irgendwie müsst ich dich finden, Meine Augenbinde
würdest du danach Entfernen. |
An
der Küste
stieg das Wasser dir ins Haar, Es
schwamm in völlig neuen Wellen, Und
das Meersalz
schmeckte mir darin so bitterlich, Als
ich dich kämmte Und
es trank |
Aufschlag
8621 Die Sonne
riss das Licht der Haare so weit auseinander, Dass
ich kaum das Segelschiff,
das du zur Zierde
darin trugst, erkannte, Und
wir fuhren auf den kurzen, blanken Spiegelungen
dieser Wasser Hin
und her, Es
schmerzte schon die Blendung
in den Augen. |
Aufschlag
8622 Ich
gab dir meine Hand
zu halten für den Augenblick Und
hörte auch, dass Königinnen
zum Beweis der Treue Über
glühend heiße Schalen laufen mussten, Und
wie sollte ich die Prüfung
über deinen Leib
bestehen? |
Aufschlag
8623 Mit
einem Finger
kreistest du ganz leicht die Innenflächen
meiner Hände ein Und
zeugtest dir ein Fieber,
das mich lähmte, Und
ich riss dich ab von der Verankerung,
in der du standst, Und
ließ mich von dir führen an den Linien
meiner Hand. |
Aufschlag
8624 Als
wir uns die Hände
gaben, sollte es ein Abschied
sein, ein Lebewohl,
das ich trotzdem nicht aus den Händen
legen wollte, Und
ich grüßte dich erneut Und
gab doch ab an dich Und
stand mit dir auf einer Schwelle,
die ließ keinen von uns frei, Und
gestern ging ich ahnungslos auf diesem Wege
aus und ein Und
wusste nichts von dir, Und
ich verlief so neben dir, Das
sagtest du, Und
hielt nicht an. |
Ich
verstand kein Wort
von dir Und
hörte deutlich, was du sagtest, Und
es war kein fremder Sinn
dabei und keine fremde Sprache, Und,
so frei wie du mit dir, Konnt
ich mit mir nicht sein, Und
eine Flötenspielerin
stand auf dem Bahnhof Und
begleitete das Abschied
nehmen und das Kommen, ohne eine Frage,
auf dem Instrument, Und
das Getöse
um sie her ließ keinen seiner Töne
frei, Ich
ging auf ihrem Spiel spazieren, Und
ich hatte jede Melodie
sofort vernommen. |
Aufschlag
8626 Ich
fuhr mit dir nach Haus, Und
unterwegs sangst du ein Lied
aus deiner Straße, dass sie Deutlich
wurde, Sie
erschien so nah, dass ich mit dir, Noch
weit entfernt davon, Schon
in ihr heimisch war, Und
so verliebt warst du in deine Wege,
die du mit mir gingst. |
Aufschlag
8627 Der Atem,
den ich einnahm, teilte sich, Und
fast die ganze Hälfte
ging zu dir, Und,
was mir fehlte, kam von deiner Seite, Und
es war ja ganz gerecht, Und
ich litt schrecklich unter dem Betrug. |
Aufschlag
8628 Die Spur
von mir wurd dir zur Fährte, Und
ich drehte Und
ich wandte mich Und
suchte nach Gerechtigkeit,
bis ich mit dir zusammenprallte, Du
warst außer Atem,
der stand neben dir, weil du von mir bis an das Ende
meines Weges Fortgestoßen
warst. |
Aufschlag
8629 Deine Finger
spielten stets in deinem Haar Und
drehten kleine Schlangen
dort hinein Und
lösten sie Und
wanden sie erneut, Und,
käme ich zu dir, Müsst
ich auf ihren Stich
gefasst sein, Und
ich sah, wie deine Augen
nach mir züngelten. |
Du
trugst den langen Rock Und
barfuß schautest du daraus hervor, Und
auch dein Oberkörper
war mir zu Gefallen unbekleidet, Und
ich durfte dich beschreiben mit den Worten,
die ich hatte, Und
du kämmtest dir mit schlanken Armen,
weit im Nacken, deine Haare, Und
die Augen
jagten meinen Worten nach Und
fingen sie, noch ehe sie gesprochen waren, Dass
sie wirklich dir allein gehörten. |
Aufschlag
8631 Anderntags
sah ich dich dann am Rand
des Wassers sitzen, Und
du schautest in dein Spiegelbild,
das fandst du schön Und
zauberhaft Und
griffst hinein Und
immer wieder schnell nach dir, Dir
nah zu sein. |
Aufschlag
8632 Hinter
deinen Augen,
die aus Watte waren, Standen
scharfe Messer, Und
die Spitzen
sahen vorn heraus, Und
unbekannt war mir der Mechanismus,
der mich freundlich rief Und
mir den Mantel
abverlangte. |
Aufschlag
8633 Ich
nannte dich den Lichtduft, Und
dein Leib
war reiner als das Porzellan,
aus dem man dich gefertigt hatte, Und
mein Mund
erwählte deinen Schoß zur Tafel,
die mich speiste. |
Aufschlag
8634 Deine Hand
war stumpf, Und
deine Füße
waren schon so tief im Sand
vom langen Stehen, Und
ich konnte dein Gesicht
nur noch als Kreis
erkennen, Den
durchschien der Kuss,
der herrenlos im Raum stand, Der
mir viel zu früh vom Mund
gesprungen war. |
Du
warst das Wärmebild
in meiner Hand, Das
fasste ich von hinten an Und
spürte auch die Pforte,
hinter der die Lava stand, Und
um den Krater
wuchsen dünne, krause Eisenfäden,
die du mit den Fingerspitzen
hin und her schobst. |
Aufschlag
8636 Der Damm
war alt und taugte nichts, Und,
wollte ich zu dir, Ging
ich darüber hin und hielt dir deinen Mund
geschlossen, Und
ich nahm dich mit Gewalt, Und
gleich danach tat sich die Erde
wieder auf und spie die Spalten
an die Oberfläche, die mich überlief Und
brüchig machte. |
Aufschlag
8637 Das Krankheitsbild
war schrecklich, Und
es reagierte deine Haut
im schlimmen Fieber deiner Nerven, Und
der Kampf
war Wettlauf gegen deine eigne Uhr, Die
war ja völlig falsch gelaufen bis zu dieser Stunde, Und
du wolltest mich bis dahin pflegen, Sagtest
du mir immer wieder. |
Aufschlag
8638 Wir
waren draußen, Und
dein Haar
nahm von der Dunkelheit der Nacht Die
Weichheit an, Es
wurde Teil von ihr, Und,
was ich sah, war wirklich nur ein Teil
von dir, Das
löste sich vor meinen Augen
auf, Und
einer dieser grellen Sterne
funkelte ganz still aus dir. |
Aufschlag
8639 Im Nachtspaziergang
führten wir uns an den Händen, Und
wir spürten eine kleine Angst,
die stand drei Schritte hinter uns, Und
dachten auch, dass sich das Kindsein
nie verlegen lassen würde, Und
ich sah zurück, Und
wirklich standen hinter uns zwei Kinder,
die uns ängstlich folgten, Und
sie hielten sich an ihren Händen, Und
ich kannte dich in meiner Jugend
doch noch gar nicht. |
Kaum
angekommen, war ich fort, Und
du begrüßtest mich im Abschied, Und
genau zu unsren Füßen Wuchs
ein kleiner, grüner Keim,
wer sollte ihn behüten, Und
von uns war keiner Schuld
an dem Entstehen, Und
mein Samen
galt nicht dir, Und
deine Fruchtbarkeit
hättst du verhindern können, Und
der Stern,
der hinter einer Sonne stand, wurd bei der Sonnenfinsternis
gut sichtbar, Und
man lenkte immer alles ab, Was
unerklärbar war. |
Aufschlag
8641 Ich
kannte deinen Namen, Und
ich rief dich damit an, Und
er sei falsch, so sagtest du, Und
neben mir rief dich ein anderer, Der
fragte mich zuvor, was richtig sei, Das
konnte ich nicht sagen, Und
er nannte irgendeine Zahl
und hatte Glück Und
löste deine Spannung, Und
du gingst mit mir davon. |
Aufschlag
8642 Hinter
deinem Vorhang
stand ein Spielmannszug,
der musizierte, Und
ich freute mich nur wenig über deine Freunde,
die verbrachten ihren ganzen Tag
in deinem Kopf. |
Aufschlag
8643 Wir
falteten die Hände, Und
es fügten sich die Finger
meiner rechten Hand In
die von deiner linken, Und
wir banden uns sehr aneinander, Und
es war doch sonderbar, Dass
wir nicht zueinander fanden, Und
ich wollte nie im Leben
mehr Gebete
so verraten. |
Aufschlag
8644 Es
gab auch Dosenglück,
Das
kauftest du für dich und mich, Und
beide Dosen
waren gleich, Und
du ertrankst darin vor Freude, Und
ich wusste nicht, wie ich dich retten sollte, Und
die zweite Dose
hielt ich fest in meiner Hand. |
Heut
war ich das erste Mal
in deinem Haus, Und
gleich im Eingang
legtest du dich ab Und
teiltest dich in Einzelheiten
auf, die du so liebtest, Und
ich fand dich überall, in jedem Winkel,
jedem Luftzug, Und
ich kannte mich gleich aus in dir, Und
dein Parfum
wuchs an zu wahrem Flieder, dessen Blüten
gaben einen Hauch von Honig
auf die Zunge. |
Aufschlag
8646 Ich
sah dich knien in dem Gebet
und liebte deine Andacht, Und
in einem Augenblick,
als ich in deinem Rücken
stand, wuchs dein Gesicht auf deinem Hinterkopf
und sah mich an, Dass
ich erschrak Und
wehrte alles ab, was du mir beichtetest Und
was du mit den Augen
sprachst, Und
es war alles schlimm. |
Aufschlag
8647 Im Gebüsch
fand ich die weißen Federn, Und
es lagen einige noch in den Zweigen
über mir, Und
alle Federkiele
hatten rote Enden, Und
ich lief zurück zu dir Und
fand dich völlig unbeschadet, Und
mit deinem Schnabel
richtetest du meine Federn
wieder grade, Und
die Wunde
würde schnell vernarben. |
Aufschlag
8648 Ich
wusste nicht, |