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Harald Birgfeld, Webseite seit 1987/ Website since 1987 …da liegt mein Herz, Geschichten aus Niemandsland 2022 -2024 (im
Entstehen) z.B.: 100 Jahre „Kafka“, eine herrenlose
Fundsache (neu)
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zu Olympia – olympische Spiele! |
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online und im Buchhandel |
Lyrik, Prosa und Ingenieurarbeiten |
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Buchtitel ISBN 3-937264-29-9
Lyrik.
10.000 Aufschläge
Band 18: Aufschläge 8501 - 9000
"Es lohnt sich,
einmal einen heutigen Dichter kennen zu lernen, der mit der deutschen Sprache
einen faszinierend fremden Weg betritt und trotzdem dem Leser Freiraum lässt
für eigene Gedankengänge, ohne dass die Probleme in erhobener Zeigefingermanier
zu zeitkritischen Trampelpfaden werden." (1986:
Gutachten).
Harald Birgfeld, von Beruf Diplom-Ingenieur, schrieb die
meisten seiner Gedichte während der morgendlichen Fahrt mit der Hamburger
S-Bahn zur Arbeit. Seine Texte
entstanden fast immer bereits in endgültiger Form.
Copyright 2008 beim
Autor, Harald Birgfeld, alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser
Veröffentlichung darf ohne schriftliche Erlaubnis des Herausgebers, Harald
Birgfeld, reproduziert werden. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen,
Übersetzungen, Verfilmung und Einspeicherung sowie Verarbeitung in
elektronischen Systemen.
Herausgeber, Autor,
Redakteur: Harald Birgfeld. Über e-mail: Harald.Birgfeld@t-online.de.
23 Gedichtbände, 10.000 Strophen: |
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Bd. 3: Aufschläge 1000 - 1501, (1.
Version) Bd. 3: Aufschläge 1000 - 1501, (2.
Version) |
Bd. 10: Aufschläge 4501 - 5001 Bd. 11: Aufschläge 5002 - 5499 Bd. 12: Aufschläge 5500 - 6000, (1.
Version) Bd. 12: Aufschläge 5500 - 6000, (2.
Version) Bd. 13: Aufschläge 6001 - 6501 |
Bd. 14: Aufschläge 6502 - 6999 (online und im
Buchhandel) Bd. 15: Aufschläge 7000 - 7500 Bd. 16: Aufschläge 7501 - 8002 Bd. 17: Aufschläge 8003 - 8500 Bd. 18: Aufschläge 8501 - 9000 Bd. 19: Aufschläge 9001 - 9500 Bd.
20: Aufschläge 9501 -
9827 Bd. 21: Aufschläge 9828 - 10.100 |
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Barfuß
liefen wir auf dir, Und
auf dem Strand
bemerkte ich die vielen Spuren, Und
die Muster,
die entstanden waren, Und
ich war doch König hier, Und
meine Krone
lag in deinem Schoß, Und
nur zum Spaß
versuchte ich die Füße
in den Sandabdruck zu stellen, Und
es passte nicht ein einziger, Und
du erklärtest mir, ich wäre viel zu früh Und
hätte nach der nächsten Flut
erst kommen sollen. |
Aufschlag
8502 Ein
Kuss von mir fiel ab von deinem Hals
in deine Hand, Dort
sperrtest du ihn ein, Und
ganz allein war ich darin, Und
weit entfernt und über mir entdeckte ich den Lichtspalt, Und
ich würde ohne dich nie mehr dorthin gelangen, Und
du schobst ein langes Seil
aus deinem Haar, das war gelockt, zu mir, Und
ich bedankte mich für meine Rettung, Und
in Wahrheit
sollte dir kein Kuss verloren sein, Und,
wie ich war, wurd ich dir köstlich Speise, Die
du, so am Band, Ganz
zu dir nahmst. |
Aufschlag
8503 Auf
der Wiese
lag ein schwerer Stein, Den
schob ich dir beiseite, weil du es so wolltest, Und
ich wusste nicht warum, Und
eine kleine Schlange,
die darunter lag, zwang ich zur Flucht, Und
noch in meiner Arbeit
bisst du mich in meinen rechten Arm, Der
war im Augenblick
in Muskeln stramm Und
konnt nicht locker sein, Und
gleich danach verführtest du denselben Schrei
von mir zu dir aufs Zimmer, Und
du lagst schon dort in deiner Qual
zur Lust. |
Aufschlag
8504 Wenn
ich in deine Nähe kam, Und
mein Gesicht
wollt, wie gewohnt, in deines gehen, Schob
sich neuerdings ein fester, runder Bogen
eng vor dich, Du
decktest deine Augen
zu mit deinem rechten Arm, Und
wochenlang lag ich davor Und
wagte nicht, dir durch den Schutz
zu blicken. |
Ich
fand auch eine Frau,
die war gelähmt, Und
ihre Sprache
lag am Boden Und
war unerreichbar weit und unberührt Und
führte dort ein Eigenleben, Und
der Fisch,
den ich im Wasser sah, Stand
niemals dort, wo er mir grad erschien, Und
in der Spiegelung
war er entrückt. |
Aufschlag
8506 Ich
mauerte mich selber ein, Und
nur im Fuß
der Mauer blieb ein Hohlstein offen, Und
er sollte dir das Schlupfloch
zu mir sein, Und
unsre Liebe
bliebe uns geheim, Und
alles war gebaut nach deinem Plan, Und
durch die Öffnung
musste ich die Nahrung reichen, Und
ich merkte bald, zu zweit fraßt ihr an mir Und
hattet mich gut aufbewahrt, Und
niemand durfte ein Zu
dir und nicht zu dir. |
Aufschlag
8507 Im
langen Mundkuss
hörte ich an dir Auf
eine dumpfe, trockne Melodie,
die kam aus uns, Und
mit der Zunge
schlug ich eine Trommel, deren Fell
war deine Wange, Und
die spanntest du so unterschiedlich stramm, Und
selbst die Liebe
wurd zum Kunstwerk, Und
ich musste oft mit dir auf Galerien,
Und
du warst dort die Hauptausstellerin. |
Aufschlag
8508 Es
war in einem fremden Land,
wo ich dich wieder fand, Und
unser Haus
war nur ein Zelt, Das
hüllte deinen Leib, Und
unter dieser Decke
waren wir zu zweit, Und
außerhalb sahn deine Augen
sich die Muster der Tapeten an, Es
würd so lang mit mir nicht dauern, Und
du plantest dir ein Haus,
das müsste größer sein Und
fremder noch als dieses. |
Aufschlag
8509 Der Morgenmantel
schlug im Niedergehen auf die Treppe,
die war steil und eng, Und
ich ging hinter dir Und
sah dich an von vorne, Und
das wusstest du Und
drehtest dich nicht nach mir um, Und
ich bedrängte dich Und
blieb dir fern Und
mühte mich, nicht auf dein langes Kleid
zu treten. |
Dein Blick,
der über deine rechte Schulter
fiel, galt mir Und
ging doch knapp vorbei, Ich
dürfte dir behilflich sein, die Kleider
abzustreifen, Und
ich dürft dich nicht berühren, Wenn
ich dich jedoch berührte, Und
auf deinen Strümpfen
krochen aus dem Schuh die eingewebten Blumenmuster, Und
du wolltest nichts bemerken, Und
sie zogen sich an ihren grünen Fäden
und mit mir im Schlepp An
dir empor. |
Aufschlag
8511 Du
warst am Kopf
verletzt und blutetest ein wenig, Und
das Schmerzgefühl
sei seltsam Und
zugleich entspannt und auch verkrampft, Es
pochte dir das Herz
zum Greifen hinter deiner Stirn, Und
in der Hand,
die lag auf meinem Rücken, schlug es ebenso, Und
immer sei es gleich, erzähltest du, Ich
bräche ein in deine Wohnung, Und
die Tür zu deinem Leib War
stets verschlossen. |
Aufschlag
8512 Dein Zimmer
hattest du mit Stroh beschichtet, Und
es lag fast bis zur Höhe
deiner Fenster, Und
du wolltest irgendein Gefühl,
das in dir polterte, Ein
wenig weicher legen, Und
es war dir nicht genug, Du
riefst mich her zu dir, Und
wirklich warst du unter mir ein Bündel
ausgedroschner Fahlheit, Und
die konnte ich nicht Füllen. |
Aufschlag
8513 Ein
Mann hielt sich in unsrer Nähe
auf Und
schnitzte in ein Holz, Das
war in Lebensgröße, Und
es traf und zeichnete uns ganz genau, Und
unsre Grenzen
flossen ineinander, Und
wir waren beide eins Und
nichts bewegte sich in uns, Es
war der Augenblick der Starrheit,
der uns manchmal überkommt, Und
erst nach Jahren
sahen wir uns an, die ersten Risse
und das Leben Grünten
langsam wieder. |
Aufschlag
8514 Dein Zopf
war schwer und lang, ein Tau,
das dich in meine Hände gab, Und
mir sollt er die Schlinge
sein, so eng umwand er mich, Und
so verstrickt war ich Darin. |
Ich
kam zu dir, du standst mit deinem Rücken
vor der Wand, Die
linke Brust
lag an dieselbe Wand gedrückt Und
quoll zur Seite unter deiner Schulter, Und
der Bronzeguss
vor dir war braun und hohl Und
war das einzige von dir, Das
du mir übrig ließt. |
Aufschlag
8516 Mir
im Weg
stand Warnung vor der Liebe, Und
du standst ja selbst vor mir Und warntest
mich, ich sollte von dir nehmen, Viel,
viel von dir essen, Von
dir trinken, Und
du wärest nun einmal der Apfelbaum, Und
an der Reife
würdest du genesen, Und
vom Fenster
sah mein Weib herüber, Und
es rief mir etwas zu, Und
beinah nahm ich an, Es forderte
mich auf. |
Aufschlag
8517 Im Zimmer
lag nur noch ein Kamm aus deinem Haar,
den nahm ich in die Hand, Er
war gewölbt und Wunderbar
geschwungen, Und
er wuchs in meinen Augen, Und
ich sah, viel deutlicher als andere, Dass
tausendfach das Goldband
durch die Zinken lief, Und
hinter diesem Zaun,
der teilte mir nun schon den Raum
in zwei, standst du, entkleidet, Und
es ritt der Kamm in Eigenheit
allein auf deinem blonden Fluss
vom Kopf bis in den Rücken. |
Aufschlag
8518 Ich
sah dich hinter meiner vorgehaltnen Hand
mit einem Tier, das liebtest du Und
sprachst mit ihm und hattest gute Worte, Und
ich hörte, wie du heimlich zwischendurch Ganz
leise meinen Namen nanntest Und
wärst gern allein, Das
sagtest du dabei, Und
den Zusammenhang
verstand ich nicht, Und
später sprachst du auch zu mir Mit
lieben guten Worten, Und
du sagtest auch, Du
wärest gern allein. |
Aufschlag
8519 Es
ist wahr, dass in der Liebe
nicht die Augen träumen, Sondern
es träumt alles, was Erinnerung
besitzt: Es
träumt die Nase, Und es
träumen meine Fingerspitzen
und die Ohren, Und
ich selbst erträume dich in dir so stark, Dass
du in meinen Träumen
meine Träume weiter träumst, Und
ich lieg hier auf dem Papier,
das du an mich beschreibst. |
Tausendfach
beneidete ich dich um deinen Körper,
dass du ihn stets bei dir hattest, Und
ich war dir nah, Und
du verstecktest dich in meiner Manteltasche, Und
es sollte alles an mir sein, Wie
alles an dir war an dir, Und
alles war vergebens, Wenn
ich einen Atem tat, Nahm
ich dich in mich auf Und
blies dich gegen meinen Willen
wieder fort. |
Aufschlag
8521 Nur,
wenn ich meine Augen
schloss, erlaubtest du, dass ich dich in die Arme
nahm und durfte sie erst wieder öffnen, Wenn
die Poren
deiner Haut mich atmen konnten, Und ich
sah dich wirklich niemals ganz Und
so vollständig fern wie du, Zum
Punkt in meinen Augen war mir nie ein Mensch
je so erschienen. |
Aufschlag
8522 In
deiner Hand
hieltst du die leichte Stange, Und
am Ende
war ein Netz, Man
nannte dich die Fängerin,
und das war ganz gerecht, Und
immer, wenn ich deiner habhaft wurde, Zogst
du das Geflecht eng über deinen Kopf, Und
ich trat Schritt
für Schritt zurück, den Stab für dich zu halten. |
Aufschlag
8523 Die Buschwindröschen
wuchsen dicht an dich heran, Ich
hatte Mühe,
zwischen deinem Duft Und
dem der Blumen meinen Weg
zu finden, Und
die kleinen roten Flächen
brachen an dir auf, Sie
rankten mir entgegen, Und
du drangst in mein Geflecht,
in dem du sonnig, warm, verschwenderisch Die
zarten Schlingen
um die dünnen Äste
legtest. |
Aufschlag
8524 Die Entfernung
zwischen dir und mir nahm zu, Und
weit entfernt war nur ein weißer Wellenkamm
ganz nah vor meinen Augen, Und
es schlug ein Wasser,
das sich selbst im Wasser suchte, Über
einen Rand und fiel zu Boden, Und
dein Augenlid
zog sich blitzschnell zu mir zurück, Dass
nur ein einziger der Küsse
Nahrung fand, Und
ich vermochte kaum ein zweites Mal
den Kamm am Horizont neu zu Entdecken. |
Der Hitzenebel
zwischen dir und mir Entstand
aus einem Nichts, Und
ich befragte dich, Und
du befragtest, über ihn hinweg, auch mich, Und
keiner hatte ihn entzündet, Und
ich wagte schließlich nicht einmal dir meine Hand
zu geben, Und
die Worte, die wir sprachen, Wurden
selbst am Mund zu Feuer, Und
wir mussten einfach weiter voneinander stehen, Und
wir trennten uns, Und
dir und mir entstanden Hitzeriegel,
die uns einzeln eng Umzingelten. |
Aufschlag
8526 Es
war genug, dass ich dich einmal sah, Und
lang sah ich dich an, Und du
bemerktest mich sofort und harrtest aus Und
wusstest so genau wie ich, Dass
der zu fliegen hatte, dem die Flügel
wachsen würden, Und
ich goss vor dir den Brennstoff
in mein Federkleid Und
zündete es an Und
schwärzte mich um deinetwillen, Und
du machtest einen Strich
auf einer Liste
voller Striche. |
Aufschlag
8527 Zweimal
sprach ich deinen Namen,
den ich kannte, Und
du hörtest mich Und
drehtest dich ganz langsam um zu mir, Und
dein Gesicht
war freundlich, Und
du schnittst mit einer Klinge
deinen Rock entzwei und auch dein Unterkleid, Und
deine Unterwäsche Schnittst
du einfach durch, Dass
ich dich sähe, wie du wirklich seist, Und
einer langen Narbe
gleich war in die Haut
der Name, den ich laut gerufen hatte, Eingenäht. |
Aufschlag
8528 Obwohl
du gar nichts in den Händen hieltst, Sah
ich die Waffe,
die du gegen mich erhobst, Und
freundlich tratst du mir entgegen, Und
ich glaubte dir sekundenlang von vorne, Und
du wärst der Länge
nach, von oben bis hinab zur Hacke Durchgesägt
und ausgeleert Und
fielst mir halb entgegen, Und
mit dieser zweiten Hälfte,
halbem Rücken also, Halbem
Kopf und Halbem
Hals und mit den Stümpfen Schlugst
du rücklings hin Und
prägtest deine Erde. |
Aufschlag
8529 So
lag ich neben dir in Tatenlosigkeit, Und
zwischen dir und mir Flog
hin und her der Ball
der Langeweile, Und
es war noch eine ganze Zeit
mit gar nichts zu verbringen, Und
ich stahl sie dir, weil mir die Augenblicke,
die ich achtlos fallen ließ, am Ende
abgezogen würden, Und
du merktest nichts davon Und
spieltest mit den Augenlidern
eine Tastenmelodie Und
wurdest jünger. |
Die
greisen Männer
standen um die junge Frau, Und
sie verlangten, dass die Jugend
ihre Schönheit täglich aß Und
gut verdaute und dran wuchs, Und
jeder, der dort stand, Verdammte
alles tausendmal, Und
keiner wollte sich die Frau
verwehren, Und
sie bot sich jedem einzeln an, Und
sie verwandelte sich unsichtbar Von
einem zu dem andren in die Greisin
weit entfernter jugendlicher Tage. |
Aufschlag
8531 Du
lebtest unter einem kleinen, bunten Schirm,
der schwebte, ohne jeden festen Halt
stets über dir, Er
war kein technisches Problem, Falls
du dich schlafen legtest, Blieb
er über dir, Und
auch durch engste Türen
konntest du problemlos gehen, Und
er schützte nicht vor Sonne,
nicht vor Regen, nicht vor Wind Und
war kein Sichtfang, Und
du lebtest unter ihm vor einem Fenster,
das du nicht zu Öffnen
wagtest. |
Aufschlag
8532 Hinter
einer Mauer
lag ein Stein, der war behauen Und
aus alter Zeit, Und
als du in der Liebe warst, Begegnetest
du ihm das erste Mal, Und
damals schon und täglich mehr, Sah
er dir ins Gesicht
und schnitt sich deine Züge ein Und
prägte sich nach dir, Und
hinter einer Mauer,
wusstest du genau, Verglich
man dich mit dir Und
staunte über eine Ähnlichkeit,
die konnt nicht Wirklich
sein. |
Aufschlag
8533 Ich
warf in Spielerei
die Küsse auf die Wasseroberfläche
deiner Haut, Und
kleine Ringe
zuckten an das Ufer, Wo
ich stand und sie empfing, Und
wo ich maß, Wie
sehr ich dich erschüttern konnte, Und
ich würde später, als ein Taucher
an dir fischen. |
Aufschlag
8534 So
entfernt warst du in meinen Händen,
dass ich dich nicht sah, Und
doch so nah, Dass
unter mir die Poren
deiner Haut um Atem kämpften, Und
sie schufen deinen Mund
wohl tausendmal für mich, Der
öffnete und schloss Sich
überall. |
Dein
Blick
ging im Gepäck des Mannes,
der vorüber ging, verloren, Und
er kam nicht heim, Und
deine Augen blieben stehen, Und
sooft ich zu dir kam, Bewegte
ich in einem Puppenkopf
die Miniaturgewichte, die die Augen
zucken und die Lider Heben
und sich senken ließen, Und
es reichte mir, Und
dir war dies Geräusch
im Kopf viel wert. |
Aufschlag
8536 Ich
stand an einem Doppelbrunnen
und warf zweifach einen Blick
hinein und musste lange auf den Aufschlag
warten, Und
erst nachts, und kurz bevor sich Lider
über deine Augen zogen, kam das Echo
heim und zeigte mir, wie weit entfernt Du
von mir wohntest. |
Aufschlag
8537 Dein
rotes Kleid
stand neben mir, Und
beinah meinte ich direkt darin nur dein Gesicht
zu sehen, Und
du warst zugleich das Kleid
und das Gesicht, Und
meine Augen
ließen sich nicht zu dir leiten, Und
die Langeweile
hob nun plötzlich deinen Arm, Der
stieß mir harmlos einen Tod
in meinen Rücken, Und
er blieb belanglos. |
Aufschlag
8538 Kleine Blumenmuster
zierten deine Haut, Sie
waren dir gewachsen, Und
sie wuchsen immer noch, Und
jedes Jahr,
so sagtest du, zu einer ganz bestimmten Zeit,
erblühten sie in Wahrheit, Und
es wäre sinnlos, jetzt schon einen Strauß
davon zu pflücken. |
Aufschlag
8539 Ich
spielte in der Hand
mit kugelrunden Steinen, Und
ich steckte drei davon in meinen Mund
und ließ sie aneinander stoßen, Und
es kam ein Frost
aus mir, der ließ die Zähne
hart zusammen schlagen, Und
der Kuss
gefror an dir zu einem Fels,
in den ich mich verbiss Und
der mich nicht mehr losließ. |
Du
warst nur eine Frau
und lachtest doch für drei zu gleicher Zeit
und lachtest mit dem hellen Klirren transparenter Kieselsteine
und dem Läuten angenehmer Glocken, Und
dazwischen gurrte mir die Taube, Und
du tanztest um dich selbst Und
ließt nicht Platz
für einen Zweiten. |
Aufschlag
8541 Es
lag ein Essbesteck
auf deinem Platz, Und
dir und mir bescherte unsre Nahrung
unersättlich Hunger, Und
du ziertest dich vergebens, Und
ich riss dich auf und war gewaltsam, Und
nur eine Stunde
später speistest du in fremden Räumen, Und
man reichte dir an Köstlichkeiten,
was mich schaudern machte, Und
du warst schon Tief
und rücksichtslos in anderen. |
Aufschlag
8542 Dann
zog mir jemand meinen Kopfschmerz
fort, Und
niemals mehr würd ich die Netze
auf mir spannen lassen, Und
mein Hals war in der Masche,
die mich nicht mehr freigab, Du
rittst nackt auf meinem Kopf, Und
triumphal war mir die Krone,
die ich deinetwegen tragen durfte, Und
du saßt so fest auf mir im Sattel,
der nicht einbrach. |
Aufschlag
8543 Es
war wohl meine Schuld,
weil ich dich zwang, mir eine zweite Liebe
zu verschaffen, Und
sie sollte dich ein wenig freier machen, Und du
lachtest über mich Und
fügtest dich aus einem viergeführten Leben
so zusammen Und
begegnetet mir nur noch zweifach, Und
in Hälften hatte ich dich niemals ganz, Und
halb standst du nun neben mir Und
machtest völlig andre Sachen. |
Aufschlag
8544 Du
sagtest auch, ich sollte sprechen lernen, Und
nach langer, langer Zeit
drang nur ein Laut aus mir, Der
explodierte, Und
er riss dich auf, Und
deine Einzelteile
applaudierten, Und
das Puzzle
überließt du mir und gingst davon, Um
nicht mit mir das Kennenlernen
immerzu zu stören. |
Ich
sollte mich ertragen, Und
die Liebe,
die ich auf mich lud, war ein Magnet,
der zog nach unten, Einerseits
hielt er mich fest am Boden, Und
ich spielte andrerseits mit dem Gedanken,
alles umzukehren, Und
die Last
stieß sich von meiner Erde ab Und
riss mich mittendurch, Und
jeder, sagtest du, könnt doch nur so viel halten, Wie
ihm bliebe, Und
es sei genug. |
Aufschlag
8546 Du
dachtest, könntest du mich Zweimal
lieben und zugleich, Empfändst
du doppelt, Und es
wäre ein Geschenk
für mich, Und
über dir, das sahst du ganz genau, Stand
noch der Mond,
dem lief vom Rand ein Riss nach seiner Mitte, Und
er teilte sich ganz still, Und
aus dem Brustkorb
schlug ein Doppelherz, dein Kopf
war auch schon zweifach, Und er
ging verloren. |
Aufschlag
8547 Sicher
war es richtig, dass man ankam, Wie
und wo war unbestimmt, Und
immer war der Anfang
auch das Ende oder umgekehrt, Und
selbst das Wachstum
unbewegter Augenblicke war ein Zwitter,
der sich maß an beidem, Und
den Stillstand
gab es nicht, Und
dass du dich so lautlos hingabst, Dass
ich dich nicht wahrnahm, War
nur meine Schuld. |
Aufschlag
8548 Ich
hörte mir die Bilder
an, die du auf meinem Rücken
maltest, Und
ich spürte sie, Und
das Papier,
auf dem ich lag, war weiß, Und
als ich aufstand, blieb mein Herz
drauf liegen, Und
es schlug im Umriss
meiner Körperform, Der
hatte sich von ganz allein ergeben, Und
das Loch
in mir sei groß genug, darin zu leben, Und
du richtetest dich Häuslich
ein. |
Aufschlag
8549 In
dem Tunnel
der gespreizten Finger Hielt
mein Zug, Und
übergroß goss sich dein Mund
auf mich herab, Du
warst so schrecklich nah Und
noch so weit entfernt Und
meintest doch vielleicht von uns nur irgendeinen, Und
du konntest keinen mehr vom andren Unterscheiden. |
Als
ich dich besuchte, trugst du eine gelbe Haut,
die war in Mode, Und
ich hatte Angst
vor dir und kannte dich nicht wieder, Und
es war doch nichts an dir, das ich nicht Wiederkannte, Und
du hattest deinen Schrecken mit gekauft, Und
andre Häute, wie zum Beispiel leises Silberfell
von jungen Mädchen, könnten Männer
töten, Und
du warst auch in der Sprache
und im tiefsten Innern völlig Gelb
geworden. |
Aufschlag
8551 Auf
dem Tisch
stand eine kleine Dose, Angefüllt
mit roter Flüssigkeit, die stieß ich aus Versehen
um, Und
hinter mir hört ich den Schrei,
den dieser Augenblick gebar, Und
er fiel auf den Tisch
und du mit ihm und liefst mir aus Und
starbst vor meinen Augen. |
Aufschlag
8552 In
der Nacht
riss neben mir im Bett ein Seufzer
mitten durch, Er
kam von dir, stand still im Raum, war unbeendet, Und
ich schob ein wenig Morgensonne,
die noch übrig war, ins Zimmer, Und
ein halber Regenbogen
wuchs aus deinem Mund, die Farben
brachen sich bei diesem Licht
aus deinem Traum, Und
mit dem Finger
ließ er sich berühren, Und
du selbst warst Stein, wie immer, Und
dir fehlte noch ein wenig Wärme. |
Aufschlag
8553 Durch
deinen Mund,
der etwas offen stand, sah ich den Atem
fliegen, Und
es war ein Vogelschwarm,
der zog ins Freie, Und
er kehrte heim und wollte doch nicht sein, Wo er
grad war, Und
federleicht spann sich ein Traum
vor dieser Tür und stellte Wächter auf, Die
ließen keinen Aus
und keinen ein, Und
in den Bäumen drängte sich, was zu dir wollte, Und ich
war dabei, Und
du warst voller Atem
und ersticktest fast daran. |
Aufschlag
8554 In
einem Film,
der etwas schneller lief als absoluter Stillstand, Öffneten
sich deine Lider langsam, Und
es war doch so, dass du von Anfang
an nicht wusstest, was du sehen würdest, Und
in jeder Zwischenzeit
konnt ich dein Leben
tausendmal verändern, Und
ich ahnte nun, wo ich dich suchen sollte, Und
das Schließen
deiner Augen war ein überlanger Abschied,
der nahm seinen Anfang. |
Du warst
an mir vorbei mit zwei, drei Schritten, Und
es folgte dir ein Duft
nach Weiblichkeit, Den
fing ich ein, den stahl ich mir und sah dir nach, Und
deine Nacktheit
musste stehen bleiben, Und
dein Netz,
das wusstest du, war einwandfrei, Und
keine Masche
ginge je verloren, Und
ich funktionierte so Jahraus,
jahrein. |
Aufschlag
8556 Aus
einem dünnen Draht
bog ich mir deine Frauenstimme Und
gestaltete dich völlig Anders,
als du wirklich warst, Und
so warst du mir wirklich, Und
in meiner Hand verband
sich Draht mit Draht, Der
schwang im leisesten Berühren, Und
auf deiner Hand Stand
stumpf der Stromschlag, der auf meine Fingerspitzen
wartete. |
Aufschlag
8557 Mit
meinem Rücken
lehnte ich mich tief in deinen Leib Und
griff in harte Rinde
eines Baumes, Wirklich
war es so, dass sich die Schlingen
deines Wachstums Um
die blanke Säule wanden, Beide
standen wir davor, Und
meine Hand
verlor sich dort in deiner, Und
ich senkte einen Kuss
auf deine Schulter, Und
der rutschte ab in deinen Schoß, Und
alle Steine,
die du nach mir warfst, Betrafen
einen anderen. |
Aufschlag
8558 Du
hieltst die Augen
zu und warst hellwach, Und
deine Fähigkeit
erlaubte dir durch diese dünnen Häute
alles ganz genau zu sehen, Und
ich sah hinein, Und
deine Blicke
prallten von den Lidern ab Und
fanden mich in deinem Innern,
wie ich vor dir stand, Dort
las ich einen Brief,
den schriebst du blitzschnell nieder, Und
er stand sofort auf deinen Augenlidern. |
Aufschlag
8559 In
der Zeitung
las ich schon vor Tagen von dem Glück,
das kommen würde, Und
mein eigner Atem
reichte nicht mehr aus, Ich
brauchte einen zweiten, Und
ich spürte, dass die Luft in mir In
jedem Winkel saß, Ich
war gefüllt mit ihr und atmete ganz frei Und
schritt durch einen neuen Tag,
den hatte man mir angesagt, Der
kam aus dir. |
Du
wolltest einfach tanzen, Und
du standst vor mir, Und
mit den Händen
winktest du mir zu, Und
die Musik,
in dir, kam nun heraus und wurde laut, Du
spieltest eine nie gehörte Melodie,
die hatte ich in diesem Augenblick
erst komponiert aus Worten, Die
du mir entlocktest. |
Aufschlag
8561 In
dir war alles ruhig, dunkel und geordnet, Und
der Mann,
den du gemordet hattest, Hatte
sich in dich gelegt, Ich
sollte nun die Totenwache
meines Lebens übernehmen, Und mein Samen
keimte schon in dir, Den
würdest du zu pflegen wissen, Und
du warst das Raubtierweibchen,
das, für drei Minuten nur, das Reißen
ließ. |
Aufschlag
8562 Es
war der Schaukelstuhl,
der dich bewegte, Und
du lagst darin ganz nackt, Und
deine Kleider
zündeten die Lehnen an, Und
fremde Schattenspiele
suchten deinen Leib zu greifen, Und
sie rutschten ab und spielten nur mit dir Und
glitten über dein Gesicht,
den Hals und über deine Brust in deine Schenkel, Sprangen
von den Füßen
in das Zimmer und zurück Und
hoch hinauf, Und
dir entging nicht eine der Berührungen,
die kräuselten Die
glatte Haut im Wind. |
Aufschlag
8563 Du
gingst so langsam unter einem hohen Baum
an mir vorbei, Und
nah entfernt geriet ich in den Blick,
den du erst auf mich schicktest, Der
dann weiterglitt und in der Rinde
sich verhakte, Und
ich half dir nicht, Und
deine Angel
zog schon fest an mir. |
Aufschlag
8564 Ich
blieb mit meinem Leib
an einem deiner Haken hängen, Und
es war ja nur, Dass
du noch einmal nach mir riefst, Ich war
doch schon im Aufbruch, Und
du zeigtest mit den Fingern
auf die winzige Verletzung, Daraus
floss ein wenig weiße Flüssigkeit,
mit der schriebst du den Bilderrätselbrief
auf einem schwarzen Bogen, Und
ich konnte nicht enträtseln, was du meintest, Und du
hattest dich so fest Mit
mir verbunden. |
Die Haut
an dir war kaltes Porzellan Und
schwarz, wie nie zuvor in einer Nacht, Und
auch die Schrift
des Meisters, der dich so geschaffen hatte, Konnt
ich nicht mehr lesen, Und
du hattest nur die Sorge,
dass du springen könntest in der Schale
oder nur am Rand, Und
ich versprach dir meine Vorsicht, Und
du legtest mich nicht aus der Hand. |
Aufschlag
8566 In
der Wiese
war ein Brunnen, winzig und Nicht
größer als ein leises Liebeswort
von dir, Das
sprachst du nicht, Und
meine Frage
sprang ein wenig in die Höhe, Und
der Wasserstrahl
kam ohne Unterlass Und
stieg in einer Mitte auf, Du
griffst danach und trankst davon Und
liebtest ganz alleine das Geräusch. |
Aufschlag
8567 Etwas
weiter fort, im blauen Gras,
saßt du und warst dort in der Sonne
angeschnallt, sie zu genießen, Und
im Licht
entstand von dir ein zweites Raumbild, Das
dich etwas kleiner zeigte Und
nichts spiegelte, Und
wiederum daraus entstanden zweifach neue Körper
und so fort Und
einer immer etwas kleiner als der frühere, Und
bis zu mir gelangte diese Heerschar,
wo sie endlich endete, Und
du und ihr bewegtet euch mit jedem Wort
ein wenig mehr in meine Richtung. |
Aufschlag
8568 An
deinem Hals
sah ich zuerst die Perlenkette, Und
die Farbe hatte sich von deiner Haut
drauf abgerollt, die Perlen lagen in der Bahn,
auf der ich fahren wollte, Und
es kam kein Zug, Und
jede Schwelle
lief ich einzeln mit den Fingerspitzen
ab, Und
deinen Kopf
hieltst du genießerisch zur Seite, Deine
Augen schlossen sich Verzückt. |
Aufschlag
8569 In
deinen Händen
war ein kleiner Stock, Und
daran hing ein meterlanges Fähnchen,
das schwang so geschickt, Du
schriebst im Handumdrehn
ein Wort durch Luft an mich, Und
mit dem letzten Zipfel
dieses Bandes löschtest du das Wort
schon wieder aus, Es
kam in deinen Mund
zurück und konnte nicht Geschehen. |
Dein
rötlich blondes Haar
flochtst du zu einem kurzen Zopf,
der floss in deinen Nacken, Und
ich formte ihm mit meinen Händen,
die ich hochkant hielt, ein Flussbett, Und
er strömte immerfort, Und
deine Flut
war ohne Unterlass, Und
tausend Zöpfe
wuchsen dir zu mir. |
Aufschlag
8571 So
eiskalt fiel ein Bergbach
über einen scharfen Stein, Ich
stellte meinen Leib
darunter und erschrak zutiefst Und
übersah, dass nur ein Fingerlein
von dir mir meine Haut
berührte. |
Aufschlag
8572 An
deiner Hand
hieltst du ein Kind,
das sprang empor, Und
es erzählte dir von deiner Jugend, Und
es war der Augenblick,
der deiner Suche in dem fremden Zimmer
eine winzige Erinnerung an deine Kindheit
brachte, Und
du stahlst sie dir Und
gabst dich dafür endlos deiner Fremdheit
an mir hin. |
Aufschlag
8573 Die Glut,
von der du sprachst, lag dir im Leib, Und das
verstand ich nicht, Und
meine Hand,
die dich nur kurz berührte, Brannte
lichterloh, Das
sahst du gern, und Schmerzen
hätt ich nicht davon, Es
sei dir nur ein Zeichen,
dass du wieder neu in Flammen
stündst. |
Aufschlag
8574 Du
hattest recht, Und
mit den Fingerspitzen
spürte ich es selbst, dein Kopf
war nur geschnitzt aus Holz
und dann lackiert, Und
überall bewegtest du dich ohne Anstoß, Und
ich schützte dich vor Feuer, Und
im milden Licht
gefielen wir uns gegenseitig sehr Und
hielten Ausschau. |
Man
hätte dich aus Draht
gebogen, das gestandst du mir, Und
deine Lieder,
die du sangst und liebtest, waren über das Gerüst
gezogen, Und
ich sähe mehr, als an dir wär, Und
deine Freiheit
böge schon ein wenig hin Und
her an ihrer schwächsten Stelle, Und
du gäbest immer noch in meinen Händen
nach und wärest angepasst an meine Körperform. |
Aufschlag
8576 Auf
dem Platz,
der in der Mittagssonne ruhte, Stand
ein Brunnen, Und
der Wasserstrahl
sprang aus dem Mund
der Weisheit, Und du
legtest deinen Finger
auf die Lippen, Das
ließ alle Herzgeräusche schweigen, Und
ein dünner, breitgeschwungner Wasserfächer
schirmte in den Himmel, Und
er war aus Glas, Und
seine Tropfen
nässten unsre Lippen,
die sich sahen. |
Aufschlag
8577 Es plätscherten
die Wasser
deiner Liebe aus dem Mund
und tausendfach aus Quellen
deines Leibes, Du
entschiedst in jedem Augenblick
von neuem, nur den Durst
zu löschen oder ob du selbst an dir Ertrinken
solltest, Und
ich sah es oft genug, wie du dich Quältest. |
Aufschlag
8578 Im Spaziergang
ging ich hinter dir Durch
flaches Küstenwasser, Und
die Spuren,
die wir machten, standen nur Sekundenlang
am Grund, Es
war dein Haar,
das sich im Wind nach hinten schwang Und
mein Gesicht berührte, Und ich
ahnte kaum noch, wo ich mich an dir Befand,
so weit schwamm ich schon draußen in der Tiefe
unter hohen Wellen. |
Aufschlag
8579 Du
liebtest dieses Bild,
es zeigte Flächen, die sich ineinander schoben, Und
die Fingerspitzen,
die nichts sahen, glitten drüber hin, Und
immer wieder tasteten sie Nähte
bunter Farben ab, Die
konnte niemand spüren, Und
für mich verschoben sich die Flächen
zu den Kreisen der entfernten Welten,
die sich voneinander trennten, Und
ich legte gern den Mund
in deine Haare, Auf die
Schultern, Etwas
tiefer, Und
verlor mich dort im Eisen
deines Rahmens. |
Dein Körper
war bespannt mit einem Gitter,
das war projiziert und eingebrannt Und
lebte so auf dir, Und
täglich gabst du Felder
frei zur Ernte, Und du
sperrtest andere, Dort
durfte wildes Wachstum
über dünne Fäden ranken, Und
du achtetest auf deine Unversehrtheit.
|
Aufschlag
8581 Im Pendel
war ein Zimmer, Das
bewohnte ich, Und
meine Zeit
trug mich von einer Wende
hin zur anderen, Und beiderseits
erwartete ich mich Und
floh doch auch vor mir, Und
in der Tür
standst du und fingst mich ab, Und
danken sollte ich dafür, dass du mich Zu
dir nahmst, Und
schontest mich ja auch vor mir. |
Aufschlag
8582 In
einer Wolke
von Gesichtern sah ich dich, ein Zufallsstrahl,
der durch die Trennung
zweier Dunkelheiten fiel Und
auf mich traf, Und
ich ergriff auch mit den Augen,
was zu halten war, Und
es war nichts, Du
hattest keinen eignen Leib, Der
war verschweißt mit tausend anderen, Und
deine Stimme
war der Schrei, den man nicht in die dünnen Fäden
einzelner zerlegen konnte, Und
die Lichtempfindlichkeit
verschob sich wieder, Und
es blieb mir nur das Blinken
eines Messinghandgriffs. |
Aufschlag
8583 Als
du mich noch zum Abschied
küssen wolltest, Kamen
deine Lippen
nicht mehr bei mir an, So
sehr flohst du aus dir, Das
spürte ich sofort, als sich dein Kuss
auf meinen ganzen Körper
legte Und
nicht endete. |
Aufschlag
8584 In
deinem Zimmer
hattest du die Wände
rundherum bepflanzt mit Buschwerk, Und
der Raum
war feucht und warm, Und
selten fand man einen Frauenkörper
so voll schwerer Erde,
wie den deinen, Und
du standst ja selbst im Fenster
deines Mundes, Färbtest
die Balkone deiner Lippen
rot. |
Du
warst dir selber fremd, Und
du entdecktest irgendwann die Eigenliebe, Und
du liebtest dich total und schobst die Hand
in einen Spiegel Und
berührtest dich im Glas,
das dich von deinem Körper trennte, Und
von mir verlangtest du die Scheibe
zu zerschlagen, Und
ich brach dich so entzwei, dass aus den feinen Rissen
Blut hervortrat, Und
das kam von mir, So
sehr war ich in dir. |
Aufschlag
8586 Im Übergang
von deiner runden, braunen Schulter
hin zum Hals Und
andrerseits zu deinem Arm
und in den Rücken Und
zu deiner Brust, In
diesem Übergang
lag meine Wohnung, Und
du pflegtest sie mit deiner Hand,
die strich dort das Gefieder glatt, Und
herrlich schimmerten die Federn,
die du aneinander legtest Und
ein wenig hin und her schobst. |
Aufschlag
8587 Du lagst
im Bronzeguss
auf deinem Rücken, Deine
Beine
hieltst du angewinkelt, Und
die Füße
bildeten nach Frauenart vom Fußgelenk
bis in die Zehenspitzen einen sanften Rückenbogen,
den schritt ich entlang, Er
stand ein wenig in die Luft gerichtet
und nahm meine Körperwärme
an und wippte etwas auf und ab, Und
deine Starre
löste sich nun langsam. |
Aufschlag
8588 Die
Räume waren aufgeteilt, Und,
lagst du so bei mir, war ich nur Tänzer
auf der Oberfläche, Und
darunter wohntest du Und kanntest
dich gut aus, Und
nirgends brach ich ein, wie ich es wünschte, Und
es waren zwei, drei Fenster,
die du offen hieltst, Dort
ließt du mich herein, doch nur mit einem Wort,
für mehr war dir der Raum
zu klein. |
Aufschlag
8589 Zwei Säulen
wuchsen dort aus Eis Und
hingen von der Decke, Und
sie sehnten sich nach neuer Kälte, Und
du redetest zu meinem Kopf,
der war so gläsern Und
so tausendfach gesprungen, Und
du stelltest ihn zum Schutz
in deinen Schutz, Der
war vollkommen. |
Den
ersten Schluck
trank ich aus deiner Hand, Es
war mir recht, Und
dieser Becher
war jedoch ein Teil
von dir, den ich nicht wollte, Und
den zweiten Schluck
ließ ich in dir Und
starrte in die Tränke,
die stand still, Und
durch die Oberfläche
zuckte dein Gesicht, Das
kannte ich noch nicht. |
Aufschlag
8591 In
einem kleinen Käfig,
der in unsrem Garten stand, Befand
sich eine junge Leere,
die wir uns entnommen hatten, Und
wir sprachen viel mit ihr Und
mussten sie wie uns ernähren, Und
sie lebte so wie wir Und liebte
uns und mit uns, Und
in deiner schmalen, schönen Hand
war sie ein Edelstein, Den
musste man vor Diebstahl
schützen, Ich
schlug ihr den Schädel
auf Und
ließ sie sterben. |
Aufschlag
8592 Du
wünschtest meine Nähe, Und
ich durfte dir nicht nah sein, Und
du schütztest dich vor mir, Und
deine Kleider
waren undurchdringlich fest aus Blech, Und
eine Schere,
die ich fand, würd mühelos Metall
zertrennen, Und
ich dürfte sie im Notfall
auch verwenden, Und
du würdest sicher irgendwann die Trennung
zwischen mir und dir Damit
vollenden wollen, Und
das Instrument
verstumpfte schneller als die Zeit
verging, Die
sich dran schärfte. |
Aufschlag
8593 Wie
fassten uns an beide Hände, Und
der Teufelskreis
schloss sich so mühelos Und
hätte ich zuvor… Und
hätt ich jetzt… Und
morgen, fand ich, War
nun auch schon gestern, Und
wir sangen unser Lied
und drehten uns so lustig, Und
wir tanzten eng um uns Und
ließen niemanden dazu. |
Aufschlag
8594 An
meiner Frau
fand ich das erste Mal, dass ihre Füße fest
verwurzelt waren, Und
ich grub, verzeih mir bitte, deine Erde
auf und stützte dich in dieser Zeit, Und
du erzähltest ja, Dass
ich nichts finden würde, Und
du standst so fest im freien Raum, Und
deine Arme,
die ich liebte, Griffen
nur in deine eignen Wolken. |
Nachts
empfand ich keine Treue, Und
ich legte grüne Blätter
auf die weißen Laken, Und
ich starrte lang genug darauf, das Licht
der Nachttischlampe brachte mir die Wahrheit, Und
es war der Zweig,
der dich nicht wiederfand Und saß
doch fest im Baum
darauf. |
Aufschlag
8596 Man
rief mich fort von dir, Und
ich erkannte deine Stimme,
die war weit entfernt, Und
ließ ich dich, verlör ich dich, Und
käm ich nicht zu dir, müsst ich die Ohren
strafen, Und
so blieb ich stehen zwischen dir und dir Und
gab dich auf Und
konnte dich nur so für mich Erhalten. |
Aufschlag
8597 Wenn
du am Morgen
deine Finger Sanft
und liebevoll im nassen Gras
verstecktest oder über seine Spitzen
strichst, ließ ich dich sein Und
ging beiseite, Und es
war, dass du den Kuss,
der noch auf deinen Lippen stand, Nun
heftig in die feuchten Innenflächen
deiner Hände drücktest, Und
ein schmaler, kaum entstandner Dampf
verhüllte auch die Worte,
die du flüstertest, Die
jagte ich erst später, als die Sonne
höher stand, Und
nagelte sie einzeln wieder an dir fest, Dass
sie mir nicht entkamen. |
Aufschlag
8598 Es
war der Stacheldraht,
an dem ich hängen blieb, Und
griff nach dir Und
streckte meine Hände aus, Und
alles war so nah Und
ließ sich nicht entfernen, Und
es freute dich, dass irgendetwas Mich
so schmerzhaft an dir Festhielt. |
Aufschlag
8599 Du
maltest eigne, weiße Wolken
in die Luft, Und
niemand störte dich, Und
seitlich stand ich an dem Feldrand, Und
am Ende deines Spieles
stünde ich und müsste, sagtest du, Noch
etwas warten, Und
du würdest mich verlassen Und
mich rufen, wenn es Regeln
gäbe, dir mir Gelten
würden. |
In
roten Schuhen
gehst du neben mir, Und
wirklich stehen deine Füße,
jeder einzeln, in den Schiffchen
deiner Lippen, Und
ich füge sie zusammen Und
an meinen Mund, Und
deine weißen Zähne
treten deutlicher als je hervor Und
öffnen sich zum Biss. |
Aufschlag
8601 Heute
früh, im Bad, verriet mein Spiegel eine Linie,
die lief über mein Gesicht, Sie fügte
sich aus vielen Punkten
eng zusammen, Und
von hinten sagtest du sofort, dich Träfe
keine Schuld, Und
deine Hände
hieltst du hinter dich und schärftest dort die Worte
nach, die dich so Deutlich
machten. |
Aufschlag
8602 Immer
hattest du die Handschuh
an, Wie
konntest du mich spüren, Und
dein Haar,
das lang herunterfiel, war mir ein Wasserfall,
der lauter stürzte Und
der mich ertränkte ohne dass ich in ihm stand, Und
auch dein Mund
beraubte mich Und
rührte mich nicht an. |
Aufschlag
8603 Auf
dem Weg,
der aus dem Garten führte, sah ich Tag
für Tag, dass wieder eine dieser hellen Blüten
sich erschloss, Der
Duft stand fest in ihrer Tiefe, Und,
bevor sie aufbrach, fandst du ihr Versteck
und gingst mit mir Und
aßt mit einem Biss
die weiße Lampe auf, Und
durch die Wangen
schimmerte ein Wachsrot, Das
ich so an dir nicht kannte, Und
der Duft
verblich. |
Aufschlag
8604 Du
standst mit bloßen Füßen
in geharkter Nachbarschaft, Und
etliche der Spuren
führten hin zu dir Und
bildeten ein Stückchen der Vergangenheit,
die deutlich wurde, Und
sie war nicht mein Besitz, Und
auch der Zaun
dazwischen war Verbot, Und
sicher war es auch ein Teil
der unberührten Zukunft, Die
so vor dir lag Und
die nicht Eintrat. |
Mein Gepäck
bestand aus einer Tür, Die
stellte ich auch zwischen uns, Und
in die Zimmer,
die es links und rechts davon nicht gab, Erlaubten
wir uns einmal nur den Eingang, Und
er musste dann zugleich für dich und mich ein Durchgang
und ein Ausgang sein, Und
war so ein Verzicht,
den wir nicht nutzten, Und
wir trafen uns stets Außerhalb. |
Aufschlag
8606 Ich
neige meinen Kopf zu dir, Und
meine Lippen
grüßen wirklich deine Brüste,
Haut zu Haut, Sie
sehen mich, Und
sie erinnern sich Und
rücken sich zurecht, Und
deine Hand
spielt mit, Und
alles ist an dir so gleich Und
sich so einig, Und
du fließt und strömst an mir vorbei, Nein,
an mir hoch, Und
hinter mir, im Nacken,
geht dein Mund spazieren, Und
er sagt, dass es genug sei, Und
ein spitzes Ding,
nicht größer als dein Finger,
stößt durch meinen Rücken in die Blutgefüllte
Kammer Und
gehört dazu. |
Aufschlag
8607 Dein Morgenmantel
fällt ein wenig auf Und
dann, versehentlich, zur Seite, Und
er öffnet deinen Leib
und alles, was ich an dir liebte, seh ich Plötzlich
tausendfach und mehr, versteckt an dir, Und
ein Geheimnis tut sich auf, Und
du weißt nichts davon, Und
immer schon, so sagst du mir, Verfügtest
du und lebtest du auch nur in dieser einen Wohnung, Lange
schon vor mir. |
Aufschlag
8608 Die Mandelblüten
deiner Augen kaufte ich dir ab, Und
viel bezahlte ich dafür, Es
war mein Lebensrest, Dann
stieg ich in die Schiffchen,
als sie, eben aus dem Baum
gefallen, auf dem Wasser schwammen, Und
wir trieben leise aufeinander zu, So
sehr beruhigte dein schönes Liderspiel
das Biest, das du an langer Leine
führtest. |
Aufschlag
8609 Du
liebtest in der Not
ein Spielzeugtier, Das
hieltst du fest im Arm, Es
durfte nie alleine sein, Als
draußen eine Kreatur
aufschrie, es musste wohl ein Mensch
im Unfall sein, liefst du hinaus, Und
du verletztest dich in deiner Eile, Und
die Kleider
blieben hängen, Und
sie hielten dich zurück Und
ließen dich nicht weiter, Und
dein Spielzeugtier
starb, ohne dich in seiner Nähe,
ganz allein. |
Oben
denkt mein Kopf, Und
unten sitze ich zu deinen Füßen
und versuch mich zu erinnern, Und
dein Arm
liegt auf der Lehne meiner Schenkel, Und
ich darf mir so nicht Helfen. |
Aufschlag
8611 Wir
wollten uns in diesem Zimmer
treffen und alleine sein, Ich
würde dort von einem deiner Boten
etwas mehr erfahren, Und
es hing dein leeres Unterkleid
gekreuzigt an der Leine, Und
es war gereinigt Und
schon lange trocken. |
Aufschlag
8612 Du
warst mir völlig fremd, Und
in den Haaren
hingen dir noch Fäden deiner Melodien
mit Perlen unbekannter Rhythmen, Und
mein Finger
zupfte einmal nur an einem Spinnweb, Das
war schon zu viel. |
Aufschlag
8613 Von
einem umgeschlagnen Baumstamm
riss ich Borke, Und
daraus entstand ein Schiff,
das wir bestiegen, Und
es trieb hinauf bis in die Krone, Und
dort oben biss ich immer wieder Tief
in deine Haare, Und
du wusstest wirklich nichts davon Und
riefst noch zu mir rauf und Winktest. |
Aufschlag
8614 Die Malerei
auf deiner Haut
war nicht mehr zu entfernen, Und
sie war ein Teil
an dir, den nahm ich mit, Und
überall im Sand
und auf den Wegen fand ich Spuren
der Gravur, Die
überdauerten schon ewig meine Zeit. |
Du
maltest heimlich eine Liebe
aufs Papier, Die
hieltst du fest im Arm, Und
ich entdeckte dich dabei, Und
deine Liebe
könnte man ja sonst nicht sehen, Und
sie ginge auch an mir und selbst an dir So
weit vorbei, wie hier auf dem Papier, Um
nah zu sein. |
Aufschlag
8616 Aus
deiner Sammlung
zeigtest du mir dünnstes Schreibpapier,
Das
war beschriftet, ohne dass man etwas sah, Und
war so leicht Und
schwebte zwischen unsrer Sprache, Und
ich sah nun doch, wie sich die Worte
deines Mundes dort hinein bewegten Und
verfingen Und
drin hafteten Und
nicht verloren gingen. |
Aufschlag
8617 Ohne Abschied
schied ich heut von dir, Und
wir versprachen uns, Dass
keiner mehr vom andren lassen müsste, Und
wir waren frei Und
ungezwungen Und
so voller Heiterkeit Und
blickten stumm zur Erde, Und
die Sicherheit,
dass keiner mehr vom andren wusste, Als
er selbst, war uns ein neuer Anfang,
den wir einfach fallen ließen, Und
wir freuten uns in Gegenseitigkeit. |
Aufschlag
8618 Mehr
war nicht von dir zu sehen, als das Auge,
welches aus dem kleinen Spielzeugfenster
schaute Und
vielleicht der Ansatz
deiner Nase, Und
ich durfte dich befühlen Und
betasten Und
erfuhr dich hinter dieser Wand
mit meinen Händen, Und
wir lebten doch schon jahrelang Zusammen. |
Aufschlag
8619 Deine Hand
war weicher als dein Mund, Sie
sprach mit mir, Und
deine Lippen
redeten ihr zu, Und
irgendwie müsst ich dich finden, Meine Augenbinde
würdest du danach Entfernen. |
An
der Küste
stieg das Wasser dir ins Haar, Es
schwamm in völlig neuen Wellen, Und
das Meersalz
schmeckte mir darin so bitterlich, Als
ich dich kämmte Und
es trank |
Aufschlag
8621 Die Sonne
riss das Licht der Haare so weit auseinander, Dass
ich kaum das Segelschiff,
das du zur Zierde
darin trugst, erkannte, Und
wir fuhren auf den kurzen, blanken Spiegelungen
dieser Wasser Hin
und her, Es
schmerzte schon die Blendung
in den Augen. |
Aufschlag
8622 Ich
gab dir meine Hand
zu halten für den Augenblick Und
hörte auch, dass Königinnen
zum Beweis der Treue Über
glühend heiße Schalen laufen mussten, Und
wie sollte ich die Prüfung
über deinen Leib
bestehen? |
Aufschlag
8623 Mit
einem Finger
kreistest du ganz leicht die Innenflächen
meiner Hände ein Und
zeugtest dir ein Fieber,
das mich lähmte, Und
ich riss dich ab von der Verankerung,
in der du standst, Und
ließ mich von dir führen an den Linien
meiner Hand. |
Aufschlag
8624 Als
wir uns die Hände
gaben, sollte es ein Abschied
sein, ein Lebewohl,
das ich trotzdem nicht aus den Händen
legen wollte, Und
ich grüßte dich erneut Und
gab doch ab an dich Und
stand mit dir auf einer Schwelle,
die ließ keinen von uns frei, Und
gestern ging ich ahnungslos auf diesem Wege
aus und ein Und
wusste nichts von dir, Und
ich verlief so neben dir, Das
sagtest du, Und
hielt nicht an. |
Ich
verstand kein Wort
von dir Und
hörte deutlich, was du sagtest, Und
es war kein fremder Sinn
dabei und keine fremde Sprache, Und,
so frei wie du mit dir, Konnt
ich mit mir nicht sein, Und
eine Flötenspielerin
stand auf dem Bahnhof Und
begleitete das Abschied
nehmen und das Kommen, ohne eine Frage,
auf dem Instrument, Und
das Getöse
um sie her ließ keinen seiner Töne
frei, Ich
ging auf ihrem Spiel spazieren, Und
ich hatte jede Melodie
sofort vernommen. |
Aufschlag
8626 Ich
fuhr mit dir nach Haus, Und
unterwegs sangst du ein Lied
aus deiner Straße, dass sie Deutlich
wurde, Sie
erschien so nah, dass ich mit dir, Noch
weit entfernt davon, Schon
in ihr heimisch war, Und
so verliebt warst du in deine Wege,
die du mit mir gingst. |
Aufschlag
8627 Der Atem,
den ich einnahm, teilte sich, Und
fast die ganze Hälfte
ging zu dir, Und,
was mir fehlte, kam von deiner Seite, Und
es war ja ganz gerecht, Und
ich litt schrecklich unter dem Betrug. |
Aufschlag
8628 Die Spur
von mir wurd dir zur Fährte, Und
ich drehte Und
ich wandte mich Und
suchte nach Gerechtigkeit,
bis ich mit dir zusammenprallte, Du
warst außer Atem,
der stand neben dir, weil du von mir bis an das Ende
meines Weges Fortgestoßen
warst. |
Aufschlag
8629 Deine Finger
spielten stets in deinem Haar Und
drehten kleine Schlangen
dort hinein Und
lösten sie Und
wanden sie erneut, Und,
käme ich zu dir, Müsst
ich auf ihren Stich
gefasst sein, Und
ich sah, wie deine Augen
nach mir züngelten. |
Du
trugst den langen Rock Und
barfuß schautest du daraus hervor, Und
auch dein Oberkörper
war mir zu Gefallen unbekleidet, Und
ich durfte dich beschreiben mit den Worten,
die ich hatte, Und
du kämmtest dir mit schlanken Armen,
weit im Nacken, deine Haare, Und
die Augen
jagten meinen Worten nach Und
fingen sie, noch ehe sie gesprochen waren, Dass
sie wirklich dir allein gehörten. |
Aufschlag
8631 Anderntags
sah ich dich dann am Rand
des Wassers sitzen, Und
du schautest in dein Spiegelbild,
das fandst du schön Und
zauberhaft Und
griffst hinein Und
immer wieder schnell nach dir, Dir
nah zu sein. |
Aufschlag
8632 Hinter
deinen Augen,
die aus Watte waren, Standen
scharfe Messer, Und
die Spitzen
sahen vorn heraus, Und
unbekannt war mir der Mechanismus,
der mich freundlich rief Und
mir den Mantel
abverlangte. |
Aufschlag
8633 Ich
nannte dich den Lichtduft, Und
dein Leib
war reiner als das Porzellan,
aus dem man dich gefertigt hatte, Und
mein Mund
erwählte deinen Schoß zur Tafel,
die mich speiste. |
Aufschlag
8634 Deine Hand
war stumpf, Und
deine Füße
waren schon so tief im Sand
vom langen Stehen, Und
ich konnte dein Gesicht
nur noch als Kreis
erkennen, Den
durchschien der Kuss,
der herrenlos im Raum stand, Der
mir viel zu früh vom Mund
gesprungen war. |
Du
warst das Wärmebild
in meiner Hand, Das
fasste ich von hinten an Und
spürte auch die Pforte,
hinter der die Lava stand, Und
um den Krater
wuchsen dünne, krause Eisenfäden,
die du mit den Fingerspitzen
hin und her schobst. |
Aufschlag
8636 Der Damm
war alt und taugte nichts, Und,
wollte ich zu dir, Ging
ich darüber hin und hielt dir deinen Mund
geschlossen, Und
ich nahm dich mit Gewalt, Und
gleich danach tat sich die Erde
wieder auf und spie die Spalten
an die Oberfläche, die mich überlief Und
brüchig machte. |
Aufschlag
8637 Das Krankheitsbild
war schrecklich, Und
es reagierte deine Haut
im schlimmen Fieber deiner Nerven, Und
der Kampf
war Wettlauf gegen deine eigne Uhr, Die
war ja völlig falsch gelaufen bis zu dieser Stunde, Und
du wolltest mich bis dahin pflegen, Sagtest
du mir immer wieder. |
Aufschlag
8638 Wir
waren draußen, Und
dein Haar
nahm von der Dunkelheit der Nacht Die
Weichheit an, Es
wurde Teil von ihr, Und,
was ich sah, war wirklich nur ein Teil
von dir, Das
löste sich vor meinen Augen
auf, Und
einer dieser grellen Sterne
funkelte ganz still aus dir. |
Aufschlag
8639 Im Nachtspaziergang
führten wir uns an den Händen, Und
wir spürten eine kleine Angst,
die stand drei Schritte hinter uns, Und
dachten auch, dass sich das Kindsein
nie verlegen lassen würde, Und
ich sah zurück, Und
wirklich standen hinter uns zwei Kinder,
die uns ängstlich folgten, Und
sie hielten sich an ihren Händen, Und
ich kannte dich in meiner Jugend
doch noch gar nicht. |
Kaum
angekommen, war ich fort, Und
du begrüßtest mich im Abschied, Und
genau zu unsren Füßen Wuchs
ein kleiner, grüner Keim,
wer sollte ihn behüten, Und
von uns war keiner Schuld
an dem Entstehen, Und
mein Samen
galt nicht dir, Und
deine Fruchtbarkeit
hättst du verhindern können, Und
der Stern,
der hinter einer Sonne stand, wurd bei der Sonnenfinsternis
gut sichtbar, Und
man lenkte immer alles ab, Was
unerklärbar war. |
Aufschlag
8641 Ich
kannte deinen Namen, Und
ich rief dich damit an, Und
er sei falsch, so sagtest du, Und
neben mir rief dich ein anderer, Der
fragte mich zuvor, was richtig sei, Das
konnte ich nicht sagen, Und
er nannte irgendeine Zahl
und hatte Glück Und
löste deine Spannung, Und
du gingst mit mir davon. |
Aufschlag
8642 Hinter
deinem Vorhang
stand ein Spielmannszug,
der musizierte, Und
ich freute mich nur wenig über deine Freunde,
die verbrachten ihren ganzen Tag
in deinem Kopf. |
Aufschlag
8643 Wir
falteten die Hände, Und
es fügten sich die Finger
meiner rechten Hand In
die von deiner linken, Und
wir banden uns sehr aneinander, Und
es war doch sonderbar, Dass
wir nicht zueinander fanden, Und
ich wollte nie im Leben
mehr Gebete
so verraten. |
Aufschlag
8644 Es
gab auch Dosenglück,
Das
kauftest du für dich und mich, Und
beide Dosen
waren gleich, Und
du ertrankst darin vor Freude, Und
ich wusste nicht, wie ich dich retten sollte, Und
die zweite Dose
hielt ich fest in meiner Hand. |
Heut
war ich das erste Mal
in deinem Haus, Und
gleich im Eingang
legtest du dich ab Und
teiltest dich in Einzelheiten
auf, die du so liebtest, Und
ich fand dich überall, in jedem Winkel,
jedem Luftzug, Und
ich kannte mich gleich aus in dir, Und
dein Parfum
wuchs an zu wahrem Flieder, dessen Blüten
gaben einen Hauch von Honig
auf die Zunge. |
Aufschlag
8646 Ich
sah dich knien in dem Gebet
und liebte deine Andacht, Und
in einem Augenblick,
als ich in deinem Rücken
stand, wuchs dein Gesicht auf deinem Hinterkopf
und sah mich an, Dass
ich erschrak Und
wehrte alles ab, was du mir beichtetest Und
was du mit den Augen
sprachst, Und
es war alles schlimm. |
Aufschlag
8647 Im Gebüsch
fand ich die weißen Federn, Und
es lagen einige noch in den Zweigen
über mir, Und
alle Federkiele
hatten rote Enden, Und
ich lief zurück zu dir Und
fand dich völlig unbeschadet, Und
mit deinem Schnabel
richtetest du meine Federn
wieder grade, Und
die Wunde
würde schnell vernarben. |
Aufschlag
8648 Ich
wusste nicht, Wozu
es gut war oder schlecht, Und
deine Antwort
war wie meine, Und
vielleicht ergäbe sich die Antwort
erst, Wenn
wir uns trennen würden, Und
ich ging zu dir, Und
ich begehrte dich, Und
alles, sagtest du, sei recht und unrecht, Und
die Liebe,
die du gäbest, Sei
vielleicht gestohlen, Und
sie werde anderswo vermisst, Und
an mir selbst entdecktest du die Leere. |
Aufschlag
8649 Du
ludst mich ein zu dir, Du
wolltest heut mit mir alleine sein, Ich
kam Und
kam zu spät Und
sah dich schon mit dir allein zu zwein Und
war nun ganz allein Mit
mir. |
Ich
kniete dir im Schoß,
es war dir recht, Und
meine Küsse
zähltest du, Und
auf der Karte
deiner Liebe stecktest du die kleinen Fähnchen, Und
ich konnte keine Fehler
an dir machen, Eine
andre Frau
stieß sich ein spitzes Stöckchen
in die heißen Lippen, Sich
vom Fieber zu befreien, Und
ich hatte keine Hand
mehr frei an dir. |
Aufschlag
8651 Du
hattest eine kleine Wunde
in der Haut, Und
die Verletzung
drang von innen her nach draußen, Und
es musste jemand in dir sein, Der
schlug den Nagel
durch die Wand Und
suchte irgendwo dich zu befestigen, Und
ich war dir so nah Und
griff nicht ein, Das
war dir recht. |
Aufschlag
8652 Die Schienen
schoben sich in einem schlimmen Stoß
in deinen Leib, Und
in dem Zug,
der auf dich zukam, saß ich an dem Fenster, Und
ich winkte dir und rief voraus, Und
der Zusammenstoß,
riefst du zurück, könnt dich, Solang
ich näher käm, nicht treffen, Und
du wartetest Auf
mich. |
Aufschlag
8653 An
dir erfand ich eine Landschaftsmalerei, Und
jede Körperfalte,
jeder Winkel wurde zur Erinnerung
und blieb am Leben, Und,
als wir uns trennten, und du mich zum Schnitter
machtest, der die fremde Ernte
einfuhr, stahlst du mir im Abschied
noch die Jahreszeiten,
die dir Fehlten. |
Aufschlag
8654 Deine Bilder,
die du maltest, waren aus der Zeit
der Kälte, waren aus der Jugend, Und
du klagtest, dass die Farbe
eingefroren sei, Und
soviel gab ich dir von mir, Dass
wenigstens die roten Spuren
ausgezeichnet werden konnten, Und
die blieben warm an mir. |
Du
tanztest vor der nackten, weißen Wand,
fast schattenlos, und hattest keine Kleidung
und trugst keinen Schmuck Und
warst geschminkt als bleicher Grund,
der hob sich kaum noch ab, Und,
zündete dich nicht die Sonne
an, säh niemand deine Fackel brennen, Und
dein Haar
pfiff in der heißen Luft, Die
riss dich dauernd ab vom Boden, Und
die Flamme
schlug sofort zurück, Und
manchmal hatte ich von dir Nichts
weiter in der Hand
als dich. |
Aufschlag
8656 Über
mir im Zweig
bewegen sich die Apfelblüten, Und
ein Spatz
dazwischen zwitschert unverdrossen, Und
nun fällt der Duft
aus deinem Haar in meinen Mund, Und
deine Zunge
ist nicht spitz wie dieses Stöckchen,
dass du in den Fingern hältst, Und
lange lieg ich unter dir Und
lass dich mir gefallen. |
Aufschlag
8657 Ich
errichtete in meinem Zimmer
Wälle gegen mich, Die
halfen viel, Und
als du nur die eine Tür
ganz unerwartet öffnetest, Riss
alles in mir ein und lief heraus Und
überschwemmte dich Und
spülte mich so eng an dich, Dass
wir uns kaum noch Kennenlernen
konnten. |
Aufschlag
8658 Drüben
stand der Tisch,
auf dem ich wohnte, Und
du hämmertest und schnitztest mit dem Werkzeug
eine Form aus mir, Die
sollte dir gefallen, Und
in einer Pause
dachte ich an Flucht Und
war doch selbst der Nagel,
den ich durch die Tür
in dies Modell geschlagen hatte, Und
der hielt mich vor dir fest, Ich
konnte mich so nicht einmal alleine um die Eigne
Achse drehen |
Aufschlag
8659 Die Röcke
großer Pappeln raschelten im Wind
an dir, Ich
griff hinein Und
fasste dich Und
ließ dich sein Und
blieb bei dir im Schatten
deiner Blätter Liegen. |
So
dachte ich an dich: Du
würdest als ein Eisquell
aus dem Stein, der wär mein Kopf,
entspringen und sanft über meinen Körper
rinnen, Und
der Kälteschmerz,
von dem ich wusste, dass er Schön
sei und betäubte, Würde
irgendwann in irgendeiner Sonne Schmelzen. |
Aufschlag
8661 Mit
mir als Wandbild
konntest du nicht leben, Und
du nageltest mich Tausendfach
an deine Wand, Und
du warst gut zu mir, Und
eigentlich ergab sich nichts zu klagen, Außer,
was nicht schon als Klage
vor dir stand, Und
leer war deine Wand. |
Aufschlag
8662 Lange
blieb ich wach an dir, Du
warst schon fort, Und
erst am Morgen
regte sich ein Traumblatt Über
mir an dir, Das
fiel so ruhig, drehte sich um seine Achse, Und
das Katzentier
darunter, zuckte auf, erschrak, Und
sprang den Zaun
empor mit hochgestelltem Schwanz Und
lief davon, Und
wenn ich dich nur einmal noch Berühren
könnte in der Frühe. |
Aufschlag
8663 Ich
sah den Mantel
eines Windes über Pfützen schleifen, Und
ich hauchte meinen Atem
warm und nah auf deine Haut, Und
ihre Poren
öffneten sich weit, Und
diesen Schauer
suchtest du an mir zu finden, Und
den Eingang
fand ich überall. |
Aufschlag
8664 In
deinem Halsband
hingen dunkelbraune Sonnen,
die verteilten warmes Licht, Und
meine lange Reise
in den Raum ließ ich, in Sehnsucht
nach dem Kindheitsbild, Hier
unterbrechen, Und
in Wahrheit
sandtest du den Strahlenregen
schon auf mich, Und
er durchdrang, Und
er verbrannte meine Suche
fürchterlich. |
Die Fingernägel
trommelten aufs Regendach, Und
sonst bewegte sich kein Laut, Ich
legte deine Hand in meine, Und
so sicherte ich mich, denn durch die Hälse
deiner Finger lief mein Atem, Und
die goldnen Eisenringe
lagen viel zu eng daran Und
schnürten mich schon ein. |
Aufschlag
8666 Es
gab nur wenig Düfte,
die ich malen konnte, Und
der Duft
von dir war süß und schwer Und
fiel als viel zu großer Mantel
über mich, Den
konnte ich nicht tragen, Und
er schleifte auf dem Boden
hinterher Und
schuf im Gelbsand
eine lange Spur. |
Aufschlag
8667 Deine Fremdheit
war so schön, Dass
ich dir lange nachsah, Und
die Bahnhofsuhr
bewegte nur den roten Zeiger
als die Schrittfigur, Die
fiel von einer Zahl
zur anderen Und
wiederholte nichts. |
Aufschlag
8668 Ich
lehnte mich an einen Mädchenbaum,
der war so unveränderbar Und
trug die Haare offen, Und
ich ließ das Sonnenlicht,
das durch die Zweige fiel, gewähren, Und
es wusch mich sanft Und
rieselte an mir herab zu Boden. |
Aufschlag
8669 Die
letzten Rosen
schnitt ich ab Und
warf sie auf das Wasser, Und
sie schwammen dort Und
segelten im Wind
ganz langsam weiter, Und
ich kehrte heim von deinem Mund,
den fand ich in der Zwischenzeit Weit
abgetrieben von dem Land.
|
Vom Mittagstisch
aß ich Sekundenbrot
aus meiner Jugend, Und
durch deine Arme
sah ich, tief geduckt, nun Kind, auf Silberschalen, Und
ich fand mich nicht zurecht Und
fragte artig nach dem Augenblick, Und
deine Hand
schob mich beiseite, Und
sie führte mich, Und Speise
stand tatsächlich nicht an deinem Mund, Ich
wurde wach Und
aß mich satt an meinem Hunger. |
Aufschlag
8671 Hinter
jungem Schilfgras
stand das Ufer, Und
es lag ganz plötzlich frei vor mir, Du
drehtest dich zur Seite
und verstecktest dich ein zweites Mal, Und
überall stieß ich auf unentdeckte Strände,
denen gab ich Namen deiner Eigenart. |
Aufschlag
8672 Alles,
was du früher in der Wahrheitsdroge
fandst, erkanntest du nicht mehr, Der Schliff
an dem Brillanten, Den
ich an dich steckte, hatte einen Fehler,
Und
im Regenbogen
zog sich durch die Mitte
dieser schwarze Streifen, Und
du trautest deiner Liebe
nicht. |
Aufschlag
8673 Ich
wollte die Skulptur
so lang schlagen, Bis
du endlich aus dem Stein
erwachen würdest, Und
man sagte mir, Du
stündest vor der viel zu kleinen Tür,
die ließe dich nicht durch, Und
ich ging bei dir aus und ein Und
merkte nichts davon. |
Aufschlag
8674 Zwischen
uns entstand ein Buntsteinbild,
das konnten wir von beiden Seiten
sehen, Und
wir lebten doch gemeinsam, Und
die Lücken,
die wir füllten, waren ja dieselben, Und
die Farben
unsrer Steine gingen durch, Und
es entstand bei dir ein völlig andres Mosaik
als hier bei mir, Und
unsre Bilder
waren räumlich, Und
man konnte darin gehen, Und
wir lebten unsrerseits in Räumen,
die wir gar nicht kannten. |
Zwischen
dir und mir stand in dem Raum
ein Hologramm, Das
hatten wir geschaffen, Und
es zeigte, wie zwei Eisenbleche,
die nicht existierten, Unzertrennbar
aneinander hefteten, Und
unter uns war es ganz umgekehrt, Und
eine starke Spannung
stieß uns voneinander ab Und
hielt uns gegenseitig fest, Und
nachts verschoben sich die Pole
irgendwie auf eine Gegenseite. |
Aufschlag
8676 Du
lebtest in dem roten Zimmer,
das war schwarz vor Röte, Und
ich sah nur dein Gesicht,
das nahm die Wand nicht an, Und
außen sah man nichts an diesem Würfel,
der das Glück verhieß, Und
niemals spielten Wir
uns aus. |
Aufschlag
8677 Was
uns traf War
nur die Materialisierung
der Musik, Die Tränen
einer Tänzerin, die für mich tanzte, Traten
nicht aus ihren Augen Sondern
aus dem ganzen Leib Und
spritzten bis zu mir, als sie sich drehte, Und
sie tanzte um ihr Leben,
das ich ihr nicht nehmen wollte, Und
sie starb bevor sie ihren Tanz
beendete, Und
lang bevor sie mich Verließ. |
Aufschlag
8678 Ein
leiser Wind
pfiff uns ein Liebeslied, Das
summten wir mit ihm, Und
durch den Kopf
sprang mir der Text, Den
sprachst du in mein Ohr,
der zündete ein Feuer an, Das
flammte hoch und sprang auf dich, Und
lichterloh hielt uns das Lied
in Flammen. |
Aufschlag
8679 Ins Haar
geflochten trugst du schwere Ketten,
die dich abwärts zogen, Und
ich griff danach und hob sie an, Sie
hatten hier, im freien Raum, die Schwere
ganz verloren, Und
du merktest nichts davon Und
beugtest dich zu mir. |
Draußen
kam ich ab vom Weg
und trat in trockne Äste,
etwas Staub Und
überstieg zerstörte Reste, Und
ich musste dich Zuhause weinen sehen Und
dann wieder deine Wut
ertragen, Und
es lagen wirklich nirgendwo zerbrochene Gedanken,
die dich so Verletzten
konnten. |
Aufschlag
8681 Aus
den Felsen
brach Gestein Und
legte eine Höhlung
frei, darin stand eine Vase,
die war angefüllt mit Wasser, Und
man sah von außen schon Und
durch die dünne Haut
die Blumen in dir Blühen. |
Aufschlag
8682 Auf
dem Holztisch
lag die weiße Feder, Und
wir stritten uns Und
kamen nicht voran, Und
jeder stand an einem Ruder,
dass sich nicht bewegen ließ, Und
über uns vermisste dieser Vogel
aus dem Kleid, Was
wir besaßen. |
Aufschlag
8683 Schon
am ersten Abend
brach ich ein ins Fenster
deiner Augen, Und
das schloss sich hinter mir, Ich
flog in dir direkt in deine Sonne,
die entfernte sich im Spiel
bis in die schönsten Zonen Und
verbrannte sanft an mir Was
sonst nicht brennen konnte. |
Aufschlag
8684 An
dir fand ich kein Schlupfloch, Und
ich wollte doch den Sternenhimmel
sehen, den du Abends
in dir aufzogst, Und
du selbst, das wusste ich, Du
selbst warst es, Die
darin nach dir jagte. |
Einen
schwarzen Deckel
hieltst du vor die Augen, Und
ich kannte sie, Sie
waren froh Und
flink, wenn man sie sah, Und
so stieß ich mit meinen Fingern
in die leeren Höhlen Und
fand nichts, Und
ausgeräubert hatte man hier alles, Und
du schautest zu Und
warst nicht intressiert. |
Aufschlag
8686 Du
streiftest deine Häute
ab, Und
das, was käme, stünde lange vor der Kunst, Und
meine Schrecken
konnten sich kein Ende
nehmen. |
Aufschlag
8687 Deinen Leib
schobst du ganz fest in meine Schenkel, Und
die hielt ich doch geschlossen weit von dir, Und
alles, was du redetest, verdrehte sich, Und
letzten Endes
suchte ich an mir Begierde, Und
ich unterschied nicht zwischen irrem Weg
und diesem Irrweg, die ich beide ging, Und
blieb doch, wie du sagtest, Immer
nur an einer Stelle
stehen. |
Aufschlag
8688 Du
zogst die Hände
aus und legtest sie auf meinen Tisch, Und
unter mir sank eine Erde
ein, die hob mich hoch in eine Angst,
die um sich griff, Und
die dich Abgerissen
hatte. |
Aufschlag
8689 In
der Zukunft
würdst du dich von Vielen
lieben lassen dürfen, Und
ich teilte dich schon jetzt Mit
mir und dich für mich Und
liebte dich nur grob in Teilen,
die man übrig ließ von dir Und
die du freigabst, ohne dich zu Teilen. |
Noch
stand die Sonne
nicht im Brennglas deiner Augen, Und
du würdest sicher hemmungslos, Sobald
das Licht
sich irgendwo entzündete, Als Diebin
dorthin Schleichen. |
Aufschlag
8691 Du
färbtest dich, Und
deine Haare
formtest du ganz ungewöhnlich, Und
du sprachst mich an Und
sagtest auch, Dass
ich dich haben konnte für so wenig, Und
wir lebten doch schon jahrelang zusammen, Und
wie könnte ich dich je berühren, Und
du betteltest Und
riefst zwei Frauen
von der Straße, Und
sie schlugen dich vor meinen Augen
blutig, Und
du lagst so friedlich neben mir, Und
ich befühlte meinen Leib, Er
war mir wirklich fremd geworden, Und
an dir war nichts. |
Aufschlag
8692 Immer
war es so, Dass
wir uns erst zerstrahlten Und
danach zusammenfanden Und
entstanden neu Und
waren völlig anders als zuvor, Und
andere entstanden nur viel sauberer Und
reiner, Und
in unsrem Wasser
schwammen ungekannte Und
gefährliche Minuten
einer tödlichen Gefahr. |
Aufschlag
8693 Ich
durfte mich nicht melden, Als
du nach mir riefst, Du
lagst ja neben mir, Und
deine Hand
erstickte jedes Wort
am Rande meines Mundes. |
Aufschlag
8694 Du
presstest deine Faust
in meinen Leib, Ich
durfte dir nicht nah sein, Und
die Drachenschnur
war so Unendlich
lang, dass die Verbindung
zwischen uns Unwirklich
wurde. |
Aus
deinen Brüsten
trank ich nichts mehr, Und
du hattest dich erschöpft Und
überliefst mich tänzerisch Und
ohne die Berührung, als ich Rücklings
auf dem Boden
lag und deine Spuren Suchte. |
Aufschlag
8696 In
dem Saal
der leeren Stühle Spürten
deine Füße
nah am Boden nach dem Weg Und
irrten Und
verwechselten den Anfang
mit dem Ende, Und
du liefst umher, Und
vor und hinter dir riss ich das Stuhlwerk
und die Tische Schnell
beiseite, dass ich deine Suche
nicht verletzen konnte. |
Aufschlag
8697 Abseits
sah ich dich von dir, Ein Bild,
dass sich ein zweites Mal Und
parallel zu dir bewegte, Und
auch neben mir stand ich, Und
tat genau, was dort geschah, Und
konnt es sein, Dass
ich nicht dich Und
du nicht mich vermisstest, Dass
wir wunderbarerweise Uns
mit uns verwechselten? |
Aufschlag
8698 Vor
deinem Bett
stieß ich an rosa Schuhe, Und
ich riss sie achtlos um Und
löste wohl in diesem Augenblick
an dir die Feder, die die Spannung
niederhielt, Und
nie im Leben
hätte je ein Fuß
die Schuhe angerührt, Und
du zerfielst vor meinen Augen Tausendfach. |
Aufschlag
8699 Du
schnittst mich auf Mit
einem winzig kleinen Messer, Und
es sei nur Neugier,
sagtest du, Und
tief aus mir berichtetest du über Kleinigkeiten,
die wohl Unbedeutend
waren, Und
du gabst nicht auf. |
Ich
musste barfuß gehen, Und
wer zu dir kommen wollte, hatte Rechte, Und
das Unrecht
war auf deiner Seite, Und
die Liebe
durfte sich nach dir Beschränken Wie
und wo sie wollte. |
Aufschlag
8701 Du
trugst ein beinah schwarzes Lederkleid,
das mich entsetzte, Und
die Haut,
die wahre Haut, sollt ich an den Verschlüssen
öffnen, Und
du standst dahinter, Und
du wartetest auf mich. |
Aufschlag
8702 Du
reichtest mir die Hand
zum Kuss, die war aus Glas
und öffnete den Mund, Der
zeigte schon vorher, was deine Augen
zu mir sagen wollten, Und
ich habe nie zuvor Beweglichkeiten
aus dem Glas Gesehen. |
Aufschlag
8703 Dann
sprachst du mit dem Puppenhaus
und teiltest auch die Zimmer
ein und schicktest dich von einem Raum
zum anderen, Und
deine Ordnung
trugst du nun schon Jahrelang
in mir spazieren, Und
ich kannte mich nicht aus, Und
eine oft befahrne Straße
war mir plötzlich völlig fremd, Und
ich verlor ein Ziel,
das ich noch nie gesehen hatte, Aus
den Augen. |
Aufschlag
8704 Heute
war dein Mund
aus Stein, Und
Scheren
waren deine Zähne, Und
man sah mir nirgends an, Wie
mich das Fleisch
zerfleischte, Und
es war das Ungeschehen
nur Geschehen. |
Ich
musste gestern meinen Kopf
vermessen, Und
er sollte passen, weil man mich Beschweren
wollte, Und
man sagte nicht womit, Und
dürft ich wählen, Würde
ich mir deine Arme
wünschen, Und
sie lägen eng am Hals
als Zange, Und
die Hebel
gäbe ich in deine Hände, Und
den Atem
würde ich aus deinen Lungen
pressen, Und
du wögest endlich Schwer
an mir. |
Aufschlag
8706 Ich
öffnete die Hand
nun unter deinem Mund Und
fing vom kalten Wasser,
das dort sprudelte, Für
mich ein wenig auf, Und
nahm von dir den Schluck
und hielt dich fest in meinem Mund,
der wollte um dich sein. |
Aufschlag
8707 An
deinem Körper
wuchsen allerliebste Ornamente,
die du selbst Noch
nicht gesehen hattest, Und
ich schmückte sie mit meinen Worten
aus, Die
sprach ich auf die Stellen. |
Aufschlag
8708 Wir
richteten uns ganz gewissenhaft nach den Signalen,
die wir auf dem Sandweg
fanden, Und
es änderte sich nichts, Und
weit vor uns ging deine Liebe
aus und lachte über uns Und
was wir taten, Und,
entfernt davon, ging meine Liebe
und verstand nichts von Gehorsam. |
Aufschlag
8709 Mir
rieselte der feine Sand
aus meinen Händen, Und
er fiel so fein auf dich, Dass
er in dir verschwand, Und
wirklich sah ich, wie er in dem Wasser
langsam auf den Boden
sank Und
sich dort türmte. |
Du
setztest dich auf meinen Frühstücksteller, Und
ich nahm dich ein Und
fand daneben einen Zettel
liegen, Darauf
las ich deinen Namen, Und
ich öffnete mich nocheinmal Und
reichte ihn dir nach. |
Aufschlag
8711 Beide
hielten wir uns an den Gegenständen
fest, Die
sollten zwischen uns bestehen, Sollten
uns vor dem Versehen
aneinander retten und uns trennen, Und
ich klagte über einen Mangel
an Vergänglichkeit, Die
könnte mich um meinetwillen Retten. |
Aufschlag
8712 Andre
gingen zu Besuch
an schwarze Gitter,
die nicht rosteten, weil ständig Finger
darauf lebten Und
sie hassten Und
polierten, Und
du schämtest dich, Wenn
ich es wagte, deinen nackten Fuß
in meine Hand zu legen, Und
in meinem Nacken
stand ein Fremdling, Den
sahst du genau. |
Aufschlag
8713 Deine Reue
kam zu mir Und
war allein und zwar ein Bote,
den du sandtest, Und
wie sollte ich ihn ohne dich empfangen, Und
ich konnte nicht verzeihn Und
ließ dich weiter übel an mir handeln, Und
du liebtest dich von beiden Seiten. |
Aufschlag
8714 Mein Gesicht
war das Gesicht der Herde, Und
ich konnte mich so nicht erkennen, Und
du riefst nach mir Und
strecktest deine Hände
aus Und
griffst hinein, Und
glücklich wolltest du nun sein Und
endlich irgendetwas fassen, Und
ich war nicht schnell genug, Und
nichts war zu vermissen. |
In
dem Zimmer
lebte zwischen dir ein Vogel
und flog aus und ein Und
sang mit deiner Stimme, Und
aus deinem Herzen
fraß er dir die schlimmen Dinge, Und
du öffnetest an dir kein Fensterlein. |
Aufschlag
8716 Du
warst der Spiegel,
der in meinen Spiegel fiel, Und
nichts zerbrach Und
reflektiertest mir aus totem Winkel,
was dort lebte, Und
es drehte sich in deinen Augen
alles ganz Verkehrt
herum. |
Aufschlag
8717 In
deinem Kopf
mocht ja ein zweiter Kopf
sein, den du gar nicht kanntest, Und
du warst so oft in dir Und
stießt auf mich Und
fragtest mich nach dir Und
wie es weiterging. |
Aufschlag
8718 Und
überhaupt verleugnete ich deine Gegenwart, Du
standst ja neben mir, Und
meine Grüße,
die dir galten, Musstest
du gebären, Und
du warst schon schwanger Von
dir selber. |
Aufschlag
8719 Im Spinnweb
lebten deine Augenlider, Und
ich war dir nah Und
hauchte nur dagegen, Und
sie schreckten auf, Und
deine Augen
liefen gleich zum Rand
des Netzes, Achteten
dort auf das leise Zittern, Und
du blicktest nicht nach draußen. |
Aus
deinem Haar
riss ich mir eine Blüte, Und
an dir wuchs jede Blume
schneller nach Als
man sie pflücken konnte, Und
ich musste sie dir schenken, Weil
du deine eigne Pracht
nie sahst, Und
ein Geländer
brachtest du nicht an Und
wolltest es noch lange nicht Errichten. |
Aufschlag
8721 Auf
der Treppe
hielt ich dich im Laufen
an Und
stach auf deinen Mund
ein Grußwort, Das
du nicht erwidertest, Du
lehntest dich, so stumm du warst, An
meinen Rücken,
der war eingemauert in der Wand
und kam nicht frei. |
Aufschlag
8722 So
verlebte ich: Es
drängte sich mein Schlaf
in deine Träume, Und
ich konnte nichts mehr geben, als den Hilfeschrei,
der lautlos starb, Und
andrerseits gingst du so früh davon, Du
sahst es gerne, wenn die Morgensonne
sich in blanken Gürtelschnallen
spiegelte. |
Aufschlag
8723 Die Lippen
aus Metall verrosteten, Und
lange stand ich ohne Worte
auf dem Blech, Und
um mich her versuchten viele Forscher
jenen ersten Augenblick
zu finden, Und
der war doch noch nicht Angesagt. |
Aufschlag
8724 Auf
die Arme,
die du in die Sonne
hieltst, fiel Staub Und
bräunte dich, Und
nichts in dir erbarmte sich Und
hielt die Hand
vor deine Augen. |
Zweimal
leben ist nicht Doppelt
leben, Und
aus meiner Schulter
sieht ein Draht,
der führt direkt zu mir, Und
ihm will ich die Referenz
erweisen, Und
dein Leben,
das ich früher speiste, Endet
hier. |
Aufschlag
8726 Die Backsteinwand
ist überzogen mit dem schwarzen Regenmoos,
das fraß den roten Schein, Und
deine Arbeit,
mich zu schälen, Kann
ich nicht verstehen, Und
du bist ein stummes Weib,
das liegt in meinem Arm, Und
ein Jahrzehnt
liegst du nun so Und
rührst mich nirgends an, Und
deine Arme
lege ich mir selbst um meine Schultern Und
sie fallen ab. |
Aufschlag
8727 Ach,
meine Liebe,
könnte ich dir Glauben schenken Nähme
ich die Blutspur
deiner Streichelei als Tätowierung
meiner Seele, Und
die Knöchel
meiner Füße ließe ich im Fangdraht
sein Und
bräche wahrhaft auf. |
Aufschlag
8728 Du
reißt in mir die Erde
auf mit einem Pflug,
den würd ich gerne ziehen, Und
du lachst zu laut Und
schreist dabei in Trauer
über deine Arbeit. |
Aufschlag
8729 Dann
schlug ich dir die Hände
ab, Sie
lagen mir im Haar
und liebten mich Und
griffen, wie versehentlich, Darunter. |
Unter
deinen warmen, weichen Fuß
schob in den Mund
und hielt dich fest Und
flehte dich, nun zuzutreten, Und
versprach, ich würde dieses Messer
lieben, Das
sich in mir drehte. |
Aufschlag
8731 Ziehe
an dem dünnen Faden,
der tritt aus der Wand, Und
lös mich ab Und
glaube mir, dass ich ein Irrtum
bin, an den ich mich gewöhnte, Und
ein Fehler,
den man stehen ließ Und
lange überging. |
Aufschlag
8732 Ich
küsste dich im Zwischenraum
von deiner Unterlippe
und den Zähnen, Und
ich stieg in weiche Tunnel
links und rechts davon, Und
farbig wurdst du mir, Und
auf dem Weiß
blieb etwas später Eine
winzig rote Spur,
die hielt ich dir Verborgen. |
Aufschlag
8733 Auch
in deinen Schoß
flog eines meiner Lippenworte
und blieb dort an Ästen
hängen und verstarb Und
konnte keines seiner Brüder
warnen, Und
ich zählte nur, Wie
oft ich an dir Tötete. |
Aufschlag
8734 Es
flog ein Schwarm
von mörderischen Fliegentieren
aus dem Loch, Das
hatte ich gerade über meinem Herzen
ausgemacht, Es
lag in einer Wand,
die war verborgen unter einer Wucherhecke. |
Du
konntest nichts mehr tun, Und
dein Geschenk
war königlich Und
fiel auf mich Und
war gewaltig, Und
ich sollte doch das Laufen
lernen, Und
das Loch,
in das ich fiel, War
dir nicht tief genug. |
Aufschlag
8736 Ich
sagte noch zu meinem Kind: „Es
springt ein Pferd
in dem geschlossnen Wort Und
findet nicht heraus,“ Und
deine Ritte
waren völlig wertlos, Und
mit deinem Messer
stachst du tief ins Fleisch,
das blieb ganz blass. |
Aufschlag
8737 Wir
hatten an das Bild
vier Seile angebracht Und
zerrten es Und
fanden ein Signal,
das war verschlüsselt, Und
es reagierte jeder anders, Und
wir waren uns nicht einig, Und
wir wurden Schlüssel, Und
die Schlösser waren nirgendwo, Und
dir gab ich mich in die Hand
Und
band mich los. |
Aufschlag
8738 Wir
waren von dem Tanz
erschöpft Und
mussten uns im Schweiß
gefallen lassen, Und
wir spülten über deine Wimpernränder
so hinweg Und
über deine Augenlider,
dass sie unsretwegen Zuckten, Und
wir tropften von dir ab. |
Aufschlag
8739 Du
wolltest mir gefallen, Und
du tatst dich auf Und
botst dich an, Und
mir fiel ein Gewicht
von hinten in den Rücken, Und
ich unterschied nicht mehr an dir das Suchbild
und das Zerrbild. |
Einmal
musste ich dir alles fesseln, Und
du weißt es noch, Ich
musste alles, Was
ich von dir lösen wollte, An
dich binden Und
verhindern, Dass
du irgendetwas fortgabst, Und
du selbst warst völlig frei Und
flogst davon. |
Aufschlag
8741 Ich
lag an dir Und
du gabst alles frei Und
wolltest einmal glauben, was ich glaubte, Und
ich hatte dir mit keinem Wort
die niedrigste der Weihen
angetragen, Und
du schwangst dich auf an mir zur Eigengöttin,
die sich unter meinen Glauben
legte, Und
du warst so voll Erbarmen, Das
verbot ich dir. |
Aufschlag
8742 Sieben Hände
wuchsen dir an einer, Und
die Tore,
die sich an dir öffneten, ergaben eine Kette,
die fiel lässig über meinen Kopf Und
ließ mich überall zugleich Dabei,
davor Und
drinnen sein, Und
rundherum zog eine Wache
auf, Die
hattest du gesandt. |
Aufschlag
8743 Dann
ließ ich alle Hunde
frei, die sollten dich in meine Arme
hetzen, Und
sie fanden dich Und
blieben zahm Und
sprangen dich nicht an, Und
meine Zähne
wagte kaum das Liebesspiel
in deinem Nacken, Und
du botst dich hier mit tief gesenktem Kopf
und andrerseits mit hochgestrecktem Kinn
zum Morden
an. |
Aufschlag
8744 In
der Heidelandschaft
brachen harte Wurzeln
weit entfernter Bäume
aus dem Weg, Und
eine ausgestreckte Hand
warf diese Wolke
weißer Taubenflügel in die Sonne, Und
mich blendete die Haut,
die wurd vom Wind
ein wenig kraus, Als
er darüber ging. |
Es
war so neu für mich, dass statt der Worte
deine Farben redeten, Sie
trockneten so langsam, Dass
man mit den Fingern
lange in sie tauchen Und
sie weiterschreiben konnte, Und
du last mir alles vor, Was
ich dir schrieb, Und
fragtest nicht nach der Bedeutung. |
Aufschlag
8746 Draußen
fiel der Regen
als ein feiner Sand
aufs Blech, Und
nah genug an dir konnt ich in trocknen Büschen
kriechen, Und
sie staubten etwas auf, So
lange hattest du dich nicht der Landschaft
an dir Ausgesetzt. |
Aufschlag
8747 Als ich
einschlief, Schlugst
du gleich dein Zelt
auf, Und
es stand ganz dicht an meinem Mund, Und
meine Worte,
die ich gestern sprach, Die
ich so stark erinnerte, Die
schobst du heute in mein Ohr
und wachtest über mich die ganze Nacht. |
Aufschlag
8748 Beide
standen wir im Sand
und hielten uns umschlungen, Und
wir sanken ein Und
konnten nichts verhindern, Das Vibrieren
unsrer Erde
würde überall vorhanden sein, Und
unsre Reise
musste endlich enden, Und
es wär so leicht gewesen, Und
mit einem Schritt
daneben, stünden wir auf Stein, Der
hätte uns, als er noch nicht gefallen war, Zu
gern erschlagen, Und
wir hatten „Nein“
gesagt. |
Aufschlag
8749 Eine
ganze Woche
blieb das Zimmer,
das uns hüten sollte, ohne Dach, Und
unsre Fenster
standen offen, Dass sich
keiner In
dem anderen verstecken konnte, Und
wir nahmen uns und gaben uns, Und
vor dem Anfang
war es ja bereits zu spät. |
Aus
dem Weg
stach dieser harte Draht Und
drang in deinen Fuß
und hielt dich fest, Und
ich, ich stützte dich in deinen Schmerzen,
die du selbst nicht lösen konntest, Und
du ließt mich auch nicht Hilfe
holen, Und
der Unterboden,
sagtest du, Würd
ohne uns gesunden, Und
wir gingen fort. |
Aufschlag
8751 Eines
deiner Zimmer
war vom Rauch
geschwärzt, Und
du erinnertest dich an das Feuer,
das sei gestern erst gewesen, Und
mit mir zusammen hättest du den Brand
gelegt, Wir
konnten uns kaum noch darauf besinnen, Und
es drang ja der Geruch
aus dir Und
mir In
diesen Raum. |
Aufschlag
8752 An
deinem Leib
durft ich das Federkleid
berühren, Und
die Körperwärme,
sagtest du, Säß
tiefer, Und
ich schob die Hand
in dein Gefieder, Und
am andren Tag
lag auf demselben Platz
nur noch der ausgerupfte Nachmittag,
der sollte uns hier wieder Treffen. |
Aufschlag
8753 Wir
standen jeder an der einen Seite
einer Drehtür, Und
wir gingen auch voran auf diesem Kreis, Und
hinterher erzählen wir, dass unsre Liebe
das Berühren einer glatten Wand
sei, Und
wir ahnten wohl den anderen Und
wussten ihn doch nirgends. |
Aufschlag
8754 Den Handkuss
wollte ich dir geben, Und
ich schob ihn langsam von dem Rücken
an den Rand und weiter in die Innenfläche, Und
dein Schoß
war voller Küsse, Die
gabst du dir selbst, War
voller Argwohn,
Der
sah mir entgegen. |
Die Blütenblätter
deiner Augen
riss ich aus, Und
jeder deiner stillen Schreie
traf auf meine Haut
und plärrte dort in Kinderreimen
meiner Hoffnungslosigkeit Ganz
laut zutage, Und
ich hörte nicht auf dich Und
wollte auch mein Lied
nicht enden lassen. |
Aufschlag
8756 Meine Arme
wuchsen über eine Straße, Und
die schweren Wagen
fuhren dauernd über sie, Ich
wusste nicht mehr, ob ich andrerseits Noch
lebte, Und
du senktest deine Brüste
bis an meine Lippen, Und
ich reichte wirklich mit der Zunge
tief ins Haus der Augen, Und
du bliebst so über mich gebeugt, Und
Spucke
lief aus deinem Mund
als blankes Wasser. |
Aufschlag
8757 Ich
kannte mich an dir gut aus Und
wusste ganz genau Wo
deine Bitterkeit
begann, Die
sann schon lange und im Vorhinein
auf Rache. |
Aufschlag
8758 Ich
schob die flache Hand
in deinen Schoß Und
fand dich so in jeder Kleinigkeit: Im Winkel
deiner Ohren Und
im Ansatz
deines Halses, Zwischen
deinem Daumen
und dem Zeigefinger, Und
ich zählte mich, so schnell ich konnte, Tief
in die Betäubung, Die
dich schützte. |
Aufschlag
8759 Unsre Räume
waren flach, Und
einer dieser flachen Kachelöfen
reichte bis zur Decke, Und
du lehntest dich daran, Und
niemand hätte mehr gewagt, an dir die Kohle
nachzulegen, Und
ich wusste von geheimen, Glühend
heißen Fächern,
die mir offenstanden. |
Wir
spielten in der Liebe, Und
du wurdest mir zu einem Häuflein
bunter Splitter,
die ich hin- und herschob, Und
ich füllte dich in einem unbewachten Augenblick
in mein Kaleidoskop Und
brauchte dich nicht mehr zu teilen, Und
du lachtest über mich Und
über meine Einfallslosigkeit
und auch darüber, Wie
du mich so leicht Gefangen
hieltst. |
Aufschlag
8761 Dann
hatte ich ein neues Spiel
entdeckt, das dir gefiel, Und
aus der rechten Hand
entließ ich dich Und
mit der linken fing ich dich Gleich
wieder ein, Und
zwischen dir Und
mir war schon nach kurzer Zeit
kein Unterschied, Und
beide balancierten wir Auf
einer schmalen Mauer
uns Entgegen. |
Aufschlag
8762 Du
sagtest auch, mein Mund
sei falsch, weil er die Bäume
küsste, Und,
solange du nicht wusstest, mich zu retten, Klagtest
du an jedem Stamm
und sangst ein Totenlied
von einer Treue, Und
ein Hundetier
begnügte sich damit Aus
weichem Boden
ungeschützte Wurzeln Freizuscharren.
|
Aufschlag
8763 Man
gab dir Flüssigkeit
zu trinken, Und
du strahltest lange noch im Raum,
aus dem du zu mir kommen solltest, Und
ich konnte deine Kälte
kaum erwarten, Und
sie nahm mit der Entfernung
schrecklich zu. |
Aufschlag
8764 Viele Mauersteine
Hätt
ich nicht mehr aus dir ziehen können, Und
es war gerade so, Dass
du mir nicht zusammenstürztest, Und
ich wagte keinen Schritt
mehr auf dich zu Zu
machen. |
Heute
lebte ich aus der Erinnerung
und rührte dich nicht an Und
tastete mit meinen Händen
über eine glatte Wand, Durch
die warst du gegangen, Und
vielleicht stündst du wie ich davor Auf
irgendeiner ihrer Seiten,
die sich Rechts
und links von mir befanden. |
Aufschlag
8766 Wir
gingen einfach in das Wasser
und ertranken, Und
die Wirbel,
hinter uns, Entstanden
durch das schnelle Sinken, Und
du atmetest so heftig Und
so tief an mir vorbei, Das
spürte ich mit meinem Mund
an deiner Kehle. |
Aufschlag
8767 Nie
zuvor hatt ich ein Bettelweib
gesehen, Und
du saßt vor mir, Und
deine Kleider
waren abgelegt und wohlgeordnet, Und
dein Stirnhaar
königlich in deine Nackenhaare
eingebunden, Und
du hobst so sanft die linke Brust
mit deiner Hand ein wenig an, Die Falle
deines Mundes Ging
ein wenig auf, Und
tief in meine Tasche
schob ich alles, Was
du gabst, Und
es ging nichts verloren. |
Aufschlag
8768 In
deinem Kopf
sah ich die Medizin, Die
hatte sich nicht aufgelöst Und
wartete auf irgendeine Krankheit,
die stand vor der Tür, Und
deine Hände
schlossen sich um meinen Nacken. |
Aufschlag
8769 Ich
hielt den Fuß
mit Absicht unter eine Kufe
deines Schaukelstuhls, Und
als die dünnen Äste
splitterten, erzähltest du, Dass
dir das Pendel
zwischen einer Angst
und einer andren ausschlug, Und
du habest nun, durch eine Kreisbewegung
den Zusammenstoß bewirkt Und
dich befreit Und
setztest dich zu mir ins Wartezimmer, Das
war ohne Aufruf. |
Das Signal
stand falsch Und
lenkte mich in eine unbekannte Richtung, Und
ich sah dich aus dem Fieber
hinter mir an einer Fernbedienung
stehen, Und
dort vorne stiegst du zu Als
ich noch weit von dir entfernt war. |
Aufschlag
8771 In
meinem Kopf
entstand ein Feuer, Und
der Rauch
blieb schwer in Schichten in der Enge, Und
ich sah schon jetzt das Schwarz
der Balken, Die würd
ich erneuern lassen müssen, Und
du warfst, das sah ich auch, Von
hinten trockne Stangen Nach. |
Aufschlag
8772 Diese Nacht
warst du mein Netz,
in das ich fiel, Und
morgens sahen wir die roten Spuren
langgezogener Quadrate,
die dich fest umspannten, Und
ich ließ dich hängen Über
mir. |
Aufschlag
8773 Deine
Leiber
drängten sich an meinen Mund,
der wollte überall zugleich sein, Und
die Wichtigkeit
der Reise würde ich sofort Erfragen
nach dem nächsten Halt, Vielleicht
auch erst danach, Vielleicht
auch erst nach dem, der danach kam, Vielleicht
könnt ich auch diese Und
die anderen, die danach kommen würden, Überschlagen, Und
würd dann, sofort danach, vielleicht…. |
Aufschlag
8774 Wir
lauschten an dem unbeschriebenen Papier
und horchten tief hinein, Und
jeder stand auf einer Seite, Und
ich las von fern dein Herz,
das schlug ganz fest und gleichermaßen, Und
von mir sprach nichts zu mir ein Wort
dazu, Und
du bekamst die Antwort
so wie ich, Und
beide sahen wir uns nicht, Und
unsre Drehtür
lief mit uns So
schnell sie konnte, Und
der Boden
blieb zurück, Das
sollte sein. |
Deine Hand
schob ich in meinen Nacken, Und
dort gabst du sie in eine andre Hand,
die zog an dir Und
stützte sich, um dich zu halten, mit dem Fuß
in meinem Rücken ab, Und,
gäbst du dich mir frei, Wär
ich verloren. |
Aufschlag
8776 Heut
bekannte ich den Glauben,
der war schwer, Und
eine kleine, weiße Hand,
sie mochte dir gehören, Fing
ganz spielend dieses Fallgewicht,
das ich nun endlich Auf
mich werfen wollte, Und
sie schob es sanft beiseite, Und
der Augenblick
blieb schwerelos Und
stieß sich ab von mir Und
trug dich mit davon. |
Aufschlag
8777 Es
war unverständlich Und
doch einfach: Als
ich dir die Lider
hochschob, Stieg
aus einem der zwei Seen
die junge Ente auf Und
überflog den anderen, Es
tropfte dabei noch ein wenig Blut
aus dem Gefieder in das Tränenwasser, Dann
war wieder Stille, Und
dein Blick
blieb starr. |
Aufschlag
8778 In
dem Blumenladen
fand ich hinter jedem Strauß
ein lebendes Gesicht, von einem Mann,
von einem Kind
und einer Frau, Die
baten heimlich, das ich nur die Blumen
nehmen sollte, die vor meinen Augen
stünden, Und
ich sah mich nicht Und
nahm sie alle. |
Aufschlag
8779 Als
du noch ein Bild
warst, kam ich oft zu dir Und
sprach dich an Und
redete mit deinem Schweigen, Und
das Wort,
das ich dann liegen ließ für dich, War
dieses eine Wort
zuviel. |
In
mir ist nur die Wahrheit,
die sich teilt vor ihrer Existenz Und
strömt aus meiner rechten Hand
Und
zeugt und zeugt, Und
aus dem Glied
in dir stößt sie sich unsichtbar in dich Und
schreibt und schreibt dort meine Gegenwart, Und
du, du weißt es, bist mir Beide
Mal Papier und Zeuge, Den
ich Tag und Nacht belüge, Um
zu existieren. |
Aufschlag
8781 Der Träumer
mied den Traum Und
hatte Angst
vor der Begegnung, Und
ich konnte den Zusammenprall
nicht mehr verhindern, Sah
auch nicht, in was in rannte, Und
man hatte mich umsorgt, Und
nirgends konnte eine Kollision
entstehen, Und
man führte mich an allen Seiten. |
Aufschlag
8782 Wir
stiegen nun als leichte Federn
auf, Und
unser Wind
war warm Und
weich Und
trieb uns auseinander Und
zusammen, Und
es war ein Spiel
für kurze Zeit, Dann
hatt ich dich mit mir verwechselt, Und
ein neuer Wind
stand überall bereit. |
Aufschlag
8783 Aus
dem Ring
fiel dir ein Bild, Das
trugst du dort geschliffen, Und
es war auf diesem kurzen Weg
zur Erde schon Vergilbt. |
Aufschlag
8784 Der Kamm
zog aus den gelben Haaren
dieses Knistern, Und
wir beide lagen mittendrin Und
ließen das Gewitter
über uns geschehen. |
Dann
stach ich dich aus deinem Spiegel, Und
ich schwöre, dass ich nichts An
dir zerbrach, Und
sah dich doch vor diesem Tausendscherbenhaufen
knien Und
suchen. |
Aufschlag
8786 Meine Ringe,
meine Ketten,
die mich fesselten und Banden
an mich selbst Und
sich an mich und mich an sich, Verloren
mit der Dauer
ihren Rost, Und
heimlich sprach ich dir von blanken Dingen,
die ich zu verschenken hätte, Und
sie wären dir, so sagtest du, Im
ganzen Leben
keine Last. |
Aufschlag
8787 An
dir blies ich die hellsten Melodien
auf einem allerkleinsten Instrument, Das
wärmtest du zuvor in einer Tasche, Und
dein Mantel
fiel auf mich Und
hüllte jedes Echo
vor dem Rückweg
ein. |
Aufschlag
8788 Andrerseits,
Als
ich mich ganz in dich verloren hatte, Reichte
mir ein Streicheln
deiner Hand, den Weg zu zeigen, Und
ich flog als Endlosecho
hin und her Und
sehnte mich nach jedem neuen Aufschlag, Und
ich konnte mich nicht Enden. |
Aufschlag
8789 Hinterher
schobst du die linke Hand
in meinen Rücken, Und
es war mir angenehm, Und
du erfasstest auch mein Herz, Das
ging ganz ruhig irgendwo darin Spazieren. |
Gestern
Abend gabst du dich in meine Hand, Das
dauert jetzt ein Jahr, An
dir begann die Zeit
ganz neu, Und
heiß sind deine Wangen, Und
ein Gas
entzündet sich auf deinen Lippen,
wenn ich näher komm, Und
hoch spannt sich das Bogenlicht
von dir zu mir, Wenn
ich nur etwas abrück. |
Aufschlag
8791 Heute
Morgen standst du, deinen Leib
zu reinigen, Und
Wasser lief ganz über dich Und
etwas Schaum
stieg auf, Und
es war leicht für mich, Darein
zu tauchen, Und
du sahst mit deinen Augen,
wie ich durch die Schnellen Schoss
und dir so Völlig
nah war. |
Aufschlag
8792 Als Handschuh
lag ich über deiner Brust, Und
du, so sagtest du, Bewegtest
dich als Leib
in meinem Mantel, Und
das Äußere
sei mit dem Inneren
so gleich, Dass
niemand uns mit uns Vergleichen
konnte. |
Aufschlag
8793 An
deinem Hals
hing einzig noch das Band
mit aufgereihten grauen Perlen, Und
mein Finger
lief und sprang sie auf und ab Und
schob sich auch in ihre Muschelschalen. |
Aufschlag
8794 Du
hattest deine ganze Haut
in eine rote Farbe eingetaucht Und
mich in dieser Nacht
damit betrogen, Und
am Morgen
hing sie neben dir, Schon
frisch gewaschen und besorgt am Haken, Und
du musstest irgendwo verborgen warten, Bis
ich dich verlassen hätte, Und
ich ging nicht fort Und
wartete schon jetzt auf neue Farben. |
So
weiß war dein Gesicht,
dass dein Gesicht durch diese Blässe
schimmerte, Und
ich erschrak, Und
voller Angst
nahmst du von mir nun jeden Fingerstrich,
der über deine Augenbrauen
lief, der deine Lippen
streichelte Und
der auf deinen Schenkeln
schlief, als Urteil
an, Und
du Verbotst
mir Recht zu sprechen. |
Aufschlag
8796 In
der Nacht
verwandelte sich dieses Silberfell
auf deiner Haut In
eine große Wiese, Und
wir lagen weich darin und hatten Zeit
bis hin zum Sonnenuntergang, Dann
stünd der Frost
darauf, der würde jeden Eindringling
Erjagen. |
Aufschlag
8797 Deine
schlanken Finger
hieltst du in das Licht, Das
schien aus deiner Stirn, Und
nirgends würde ich ein Werkzeug
finden, dass die dünnen Drähte
dieser Schatten mir von Hals
und Nacken schneiden könnte. |
Aufschlag
8798 Morgens
war ich angepflockt mit einem Holz, Das
stach durch meinen Kopf
und schmerzte nicht, Und
deine Augen
hielten mich an diesem Punkt
ganz fest, Und
meine Hand
verwischte einen Staub, Der
lag fast pünktlich auf der Fensterbank
im Scherenschnitt Sowie
ich fortging. |
Aufschlag
8799 So
verging ein Tag
vom Abend bis zum Morgen, Und
die Nacht
hielt sich zum Glück Direkt
vor einer dieser hellen Sonnen
auf, Und
alle Wasser
standen still, Und
keines unsrer Häuser
wagte es Zu
atmen. |
So
machtest du den Baum
zu einem Wald, Und
für das Eichhorn
war es gar die Welt
und jedes Fleckchen
Erde, das ich an dir fand, Und
selbst den steilsten Abhang
grub ich um Und
erntete noch vor der Saat. |
Aufschlag
8801 Den Kopf
schlugst du verstohlen bis zum Sehschlitz
in ein Tuch, Das
war so bunt, dass deine Augen
ihre Farben dauernd wechselten, Und
ich stand vor dem leeren Kleiderschrank,
der hatte dir gehört, Und
eine unbefahrne, neue Straße Führte
mittendurch. |
Aufschlag
8802 Dich
nahm ich ganz in meinen Mund Und
trug dich fort ins Nest,
das war an dir, Und
deine Hände
pressten meinen Kopf
in dich, Dort
wollte ich dich finden. |
Aufschlag
8803 Aus
dem flachen Gras
sah ich hervor, Es
war das Birkengrün,
das reichte auf die Erde, Und
dein Haar hing so auf mich herab, Dass
mich die Sonnenblitze
zwischen ihnen Blendeten. |
Aufschlag
8804 An
einem Baum
vor deinem Haus hing eine Schaukel, Und
man sah das Ende
ihres Seils dort oben nicht, Und
lange, lange schwangst du darauf aus In
eine Richtung, Und
du riefst mir im Entweichen
zu, Dich
würde irgendwann der Schwung
nach Hause Finden
lassen. |
Andre Leute
konnten durch die Fenster
uns in unsren Zimmern sehen, Und
sie sahen dich und mich Ganz
eng im Zentrum
unsrer Wirbel, Dass
wir dort so grausam aneinander schlugen, Und
in Wahrheit
hörten wir nur eine Warnung
vor den schweren Stürmen,
die sich in uns bildeten, Und
zogen unsre Fensterläden
zu. |
Aufschlag
8806 Es
störte dich auch nicht, Dass
du von dir nur Teile
abgabst, die ich nehmen durfte, Und
ich schonte alles, Und
ich war gewiss, An
irgendeinem Tag
würd etwas von dir kommen, Das
würd ganz sein, Und
mir eine Antwort
bringen. |
Aufschlag
8807 Du
hattest einen gelben Schatten,
der kam nicht von irgendeiner Sonne
sondern fiel in Winzigkeiten
von dir ab Und
wärmte alles, was sich darein legte, Und
der Strom
der Teilchen Wendete
sich immer von mir ab. |
Aufschlag
8808 Mit
dem Finger
schnippte ich an deinen Scherenschnitt,
der so geschickt entstand aus Worten,
die sich zwischen unsre Lippen
schoben, Und
die lagen aneinander, Und
die kleine Schere
stach hinein Und
winkelte mich völlig aus der Dunkelheit
und stellte sich davor, Und
wir bewegten uns Fast
gar nicht. |
Aufschlag
8809 Wir
beide waren nur der Stillstand,
den man aus dem Schwarzpapier
gerissen hatte, Und
wir konnten uns darin erkennen, Und
die Nacht
bekümmerte sich nicht um Dunkelheiten, Und
sie überließ uns uns, Und
wir entzündeten die Ränder Und
verbrannten. |
Unsre
Leiber
waren so vermischt, Dass
du mit mir Und
ich mit dir des Tages
irrten, Und
wir suchten eigentlich schon fast Die
eignen Reste,
die uns blieben. |
Aufschlag
8811 Tief
in meine Hand
stach dieser Schlehendorn Und
hielt mich ab, Dass
ich nicht an dich reichte, Und
dein Blick
ging fort aus dem Gebüsch Und
hing gebannt an jener schwarzen Stelle,
wo das Holz
die Haut Durchdrang. |
Aufschlag
8812 Jeden
Herbst
entzündete
ich heimlich auf dem Feld
die Erde, die war nass Und
glühte nur für mich Und
mir ein Eisen,
damit stach ich in das Himmelsholz
und brannte tiefe Kerben, Und
die schwarzen Muster
standen lange dort, Und
immer wieder reichtest du mir Teile
deiner Haut, Die
hatte ich noch nicht Berührt. |
Aufschlag
8813 Das Eisen,
das dort lag, War
einfach schwarz, Ich
griff danach Und
hörte schon, wie meine Haut
verbrannte, Und
die Glut
war heimlich Und
verletzte mich so schwer, Und
aus dem Gras,
in das ich dich in meinem Schrecken
warf, Stieg
feiner weißer Dampf, Ich
sah von dir das Muster
hinterher dort liegen. |
Aufschlag
8814 Ich
weiß nicht, wie es kam, Und
trat versehentlich auf dich, Du
lagst am Boden, Unter
dir zersprang der kleine Teller
aus schneeweißem Porzellan, Und
du verbogst und schaukeltest mit angezognen Beinen
darauf hin und her, Und
auch die Scherbe
unter dir Bewegte
sich Und
knirschte leise. |
Ich
machte einem kranken, alten Mann
auf Krücken Mut, Dass
er mir dankte, Und
er lächelte mir freundlich zu Und
schlug, als ich an ihm vorbei war, Mit
der Krücke
auf mich ein, Und
hinter mir standst du allein Und
hattest nichts in deinen Händen, Und
ich drehte mich nach allen Seiten
um, dass mich dein Blick
so sonderbar Verfolgte. |
Aufschlag
8816 Es
war ein Traum,
in welchem ich dich jagte, Und
es war dir recht, Und
du tatst nichts Und
standst ganz still vor mir, Und
ich versuchte durch den Schlehenbusch
zu dir zu kommen, Und
die langen Dornen
ließen es nicht zu, Und
einer stach durch meinen Mund
und durch die Zunge, Und
im Gaumen
blieb er stecken, Und
du blicktest so gespannt auf mich Und
fragtest leise, Ob
ich dir nicht helfen könnte. |
Aufschlag
8817 Zwischen Brot
und Trockenobst lag auch ein Kind
von dir, Das
liebtest du, Aus
deinen Brüsten,
die geschwollen waren, Sprangen
unversehens Tropfen,
so gefüllt warst du mit deiner Weiblichkeit, Die
war nicht zu berühren, Und
am Morgen
sprachst du nur zu mir von einer Zärtlichkeit, Die
müsste auch an dir die Früchte
tragen. |
Aufschlag
8818 Einen Augenblick
war ich so sicher, Dich
zu lieben, Und
du zogst an dieser dünnen Schnur,
die riss mich fort und auf den Tisch, Dort
schnitten mich geschwinde Hände
in der Länge durch Und
rührten nicht mein Leben
an, Und
du und auch dein Mann
bekamen jeder eine Hälfte, Und
ich tat euch gut, So
rieft ihr euch einander zu Und
lachtet über meine Fluchtversuche. |
Aufschlag
8819 Heute
war es so, Dass
man die Liebe
unter Lebenden nicht hoch Bewertete, Und
erst der Tanz
mit einem Toten galt sehr viel, Und
heimlich jagte man die Liebenden,
die könnten Zweifach
Leben Spenden. |
Auf
deiner Haut
stieg eine Glutfaust hoch Und
züngelte aus deinen Wangen, Und
der Fahrtwind,
der dir Kühlung bringen sollte, Blies
nicht schnell genug in meinen Armen. |
Aufschlag
8821 Dir
aus der Hand
stahl ich die Linien Und
verband sie anders miteinander, Und
du liebtest diese Handradierungen, Die
zog ich deinetwegen Immer
wieder anders ab. |
Aufschlag
8822 Meine Bilder
zog ich dir ein wenig Schmerzhaft
auf die Haut,
dass sich die Striche
röteten, Und
mir schnittst du mit feinstem Messer,
das ich überhaupt nicht spürte, Alles,
was du wolltest, in den Leib. |
Aufschlag
8823 Auf
dem Tisch
stand eine Schale, aufgefüllt mit Kugeln, Und
man hatte sie aus schwerem Glas
gemacht, Und
mich ließt du aus einer deiner Hände
langsam in die Zwischenräume
fließen, Und
die ganze Nacht
schlug ich in dir bis an den Rand. |
Aufschlag
8824 Einmal
hielten wir auf einer freien Strecke
an, Und
du zogst dich zurück, Und
ich blieb, wo ich war, Und
jeder harkte seine eignen Wolkenfelder, Und
es war kein Wind,
der dir ins Haar griff, Und
der Sturm
auf meiner Seite Blieb
in irgendwelchen Bäumen
hängen. |
Immer,
wenn ich ging, Verlangtest
du, dass ich dich noch Zusammenschob, Und
über meinem Tag
sollt mich ein Bild
von dir begleiten, Und
es war nicht leicht, im Nachhinein
die Weichen Umzuschalten. |
Aufschlag
8826 Einmal
zeigte mir die Bilderfolge
alle Schichten,
die dich bildeten, Aus
denen du entstanden warst bis hin zu diesem Augenblick,
der dich ganz fertig zeigte, Und
ich ließ an mir die Bilderfolge
rückwärts laufen, Und
die Hand
hielt ich auf deine Augen. |
Aufschlag
8827 An
dir, das wolltest du, Begann
ich alle Höhlen
auszumalen, Und
du spartest nicht an einem ganz besondren Licht,
das stellte dich in großen Räumen
dar, Und
ich zerteilte dich an dir, Sonst
war es nicht zu schaffen. |
Aufschlag
8828 Als
ich zu dir kam, War
ich zu früh, Das
war dir recht, Ich
sollte dich entkleiden, Und
es wuchs ja über jedes Fell
an dir ein neues, Das
war noch geschmeidiger als das zuvor Von
dem ich fraß, Und
dessen Halme
spielend abzureißen waren. |
Aufschlag
8829 An
dir lief jedes Rädchen
ganz geräuschlos, Und
ich horchte überall, Und
auch in deinem Kopf
lief niemand hin und her Und
irgendwelche Treppen
auf und ab, Und
nur in deiner Brust
vernahm ich dauernd dieses Türenschlagen, Und
ich kam dort nicht hindurch. |
Dreimal
klopfte ich heut an an dich, Du
lagst und warst aus Stein,
Und
besser wärs, man würde Nicht
mehr an dir meißeln, Und
ich ließ die unbehaunen Stellen
unbehauen sein. |
Aufschlag
8831 Du
hattest einen Gürtel
um den Leib geschnürt, Den
zogst du immer enger, Und
es passte kaum ein Finger
noch hinein, so dünn war nun der Faden,
den du daraus spannst, Und
webtest dir an dir die schönsten Kleider. |
Aufschlag
8832 Du
sagtest auch zu einem Fremden,
dass mein Körper
kein Geheimnis habe, Und
du selbst hättst deine Hände
heimlich ausgesendet, Und
sie wären ohne nennenswerte Botschaft
heimgekehrt, Und
auch der Mund
an mir sei so verschlossen, Dass
dort hinter keinerlei Verborgenheit
mehr zu vermuten wäre, Wenn
es etwas gäbe, sei es eine Höhlenmalerei
mit der ich meine Zeit
an mir verschwendete. |
Aufschlag
8833 Du
lehntest aus dem Fenster
einer deiner Tage, Und
die Tür
stand auf, Und
durch die Zimmer
und den Flur entlang Wuchs
schon der Garten
bis an diese Schwelle
und ich stand darauf Und
wurde von dem Grün,
das an dir rankte, Festgehalten. |
Aufschlag
8834 Wir
lagen gerne unter blauem Licht
und liebten alle weißen Risse,
die an unsren Körpern Immerzu
entstanden und vergingen Und
sich unentwegt nach jeder der Bewegung,
die der andre machte, Richteten. |
Ich
sah es wohl, dass deine Hände
in der Liebe in die Büsche
griffen, Und
sie rissen dort an einem grünen Blatt,
das saß noch fest am Zweig,
den zogst du dicht herab, Und
deine Faust
umschloss nun beides fest, Und
süßer Saft,
so schien es dir, Schoss
zwischen deine Zähne. |
Aufschlag
8836 Es
war noch zwischen Licht
und Dunkelheit, Da
stand dein Blick
in blauen Strahlen noch im Raum
und zuckte auf und ab Und
schob sich erst, als sich mein Arm
eng um dich rankte, Wieder
unter deine Lider
und blieb diesmal lange eingesperrt Und
blitzte nur ein wenig durch den Rand
der Wimpern. |
Aufschlag
8837 Du
bautest einen Turm
mit deinem Leib auf mir, Der
schwankte stark nach hinten, Und
er ließ sich mehr und mehr In
langsamem Zusammenbruch
auf meine Fundamente
sinken, Die
erhoben sich Und
zogen dir entgegen. |
Aufschlag
8838 Das Haus,
an das du klopfst, ist leer Ja,
es ist wirklich leer, Ich
führ dich gern durch meine Zimmer, Die
sind frei von meiner Räumlichkeit, Und
ich bin nicht der, Den
du an mir suchst, Der
ließ mich gestern schon allein Und
ohne Grund
zurück mit dieser Leere,
die ich dir nun zeig, Und
nirgends sah ich eine Nachricht
liegen, Außer
mir. |
Aufschlag
8839 Im Bad
sah ich dich gläsern überspült, Und
alles stand ganz still Und
fest, Und
als ich an dich rührte, Klirrte
es so langsam, Und
die Risse
krochen auf und ab Und
brachen dich entzwei, Und
mit dem Frost
auf dir zersprangst du nun in Hunderttausend
Scherben, Die
zusammensanken. |
Alle
dünnen Zweige,
die aus deinem Körper
wuchsen, hieltst du tags versteckt Und
ließt mich suchen, Und
du selbst standst mit der Wölbung
deiner Hand an einem stillen Wasser,
um daraus in reiner Spielerei
zu schöpfen. |
Aufschlag
8841 Man
fragte uns, wo wir den Krieg
gelassen hätten, Weil
er doch in jeder Tasche
säße, Und
wir wären völlig nackt, Und
dir und mir zog man trotzdem den Mantel
aus, Man
wollte alles wissen, Und
die Pflanze
in der Küche auf der Fensterbank Wand
ganz umsonst die Ranken
durch den winzig kleinen Luftraum,
den wir für uns hatten. |
Aufschlag
8842 Zwischen
meinem Mund
und deinem Hielt
ich dieses dünne, klare Glas
und lockte dich zu einem Kuss,
der kam zu schnell Und
brach sich auf der andren Seite,
noch im Anflug, das Genick, Und
hier war nichts zu hören. |
Aufschlag
8843 Man
hatte sicher recht zu warnen vor dem Stromschlag,
der zuerst die Sehkraft
raubte, Und
ganz nah an dir, Ich
mochte noch so heimlich kommen, Schlossen
sich die Augen
ohne meinen Willen. |
Aufschlag
8844 Sie
schrie und rief: „Der
Mann
ist ja aus Holz geschnitzt,“ Und
warf ein Messer,
das noch blutig war, Beiseite, Und
der Mann
betrachtete sein Bild Und
wünschte sich ein wenig mehr Lebendigkeit
in ihrer Stimme. |
In
deinen Armen,
die sich auf die Kissen
stützten, Wurde
ich zum Glöckner
unter dir Und
stieß an dich auf dieser Seite
und an dich auf andrer Seite, Und
der Klang
ließ das Gesicht vibrieren, Sonst
vernahm ich nichts in dem Getöse. |
Aufschlag
8846 Viele Reisezüge
standen auf den Gleisen,
Und
es war ein Blatt
Papier, das flog so angstlos Zwischen
ihnen hin und her, Und
zwischen dir und mir entstand ein Spiel,
das sandte uns ganz arglos irgendwo Stationen
zu errichten Und
zu bleiben. |
Aufschlag
8847 Alle
Gleise
deiner langen Haare
legte ich zurecht auf deinem Rücken, Und
wir waren kaum Zuhause, Und
auf deiner Brust
schob ich die Schienen
weit beiseite, Und
die Züge
fuhren ohne mich Und
ohne dich zurück Und
waren nur noch Spielzeug
in der Ferne. |
Aufschlag
8848 Erst
später, als wir eng zusammen lebten, Gabst
du dich mir zu erkennen, Und
du warst ein ungeheurer Stapel
Weißpapier, Das
konnte ich verwenden, wie ich wollte, Und
ich riss dich ab nach dem Gebrauch, Der
wollt nicht enden. |
Aufschlag
8849 Als Schmuck
trug man hellweiß polierte Knochenscheiben, Und
im Hohlraum
hatte man das Knochenmark
versiegelt, Das
war lebensecht Und
rot gefärbt Und
schwieg sich über das Geschlecht,
von dem es stammte, aus, Und
zart war deine Hand,
die führte ich an meine Lippen. |
Flüchtig
legte ich den Kuss
auf deine Stirn Und
sah mich vor vor deinem Mund
darunter, Der
war scharf ins Blech
geschnitten, dass ich fürchtete, Ich
müsste hier in dieser Stadt
alleine wohnen. |
Aufschlag
8851 Es
war nur in der Liebe,
dass du mich aus meinem Spiegel
holtest, Und
du langtest einfach durch das Glas
zu mir Und
sorgtest auch dafür, Dass
niemand diesen Platz
besetzte, Und
es sei sehr wichtig, sagtest du, Zu
spüren, dass das Leben
echt und wahr sei Und
vielleicht auch Gegenwärtig. |
Aufschlag
8852 Meine Blumen
sollten Grüße sein, Mehr
konnte ich nicht tragen, Und
vor deiner Tür
wuchs mir ein ganzer Blumengarten,
der mich überzog, Und
du verstandst sofort Und
zogst mit mir auf eine dieser abgelegnen Wiesen
deiner Hände. |
Aufschlag
8853 Du
zeigtest mir ein Haus,
das stand in deiner Hand, Wir
könnten darin wohnen, Und
der übergroße Stern,
aus dem ich bis hierher in diese Winzigkeit
gewachsen war, Wär
gar kein Hindernis, Und
wenn ich heimisch wäre, Würde
ich dich selbst dort drinnen Finden. |
Aufschlag
8854 Ich
war ein falscher Flüchtling, Und
du führtest meine Hand
auf deine Brust Und
öffnetest dein Kleid,
dass meine Flucht ein Ziel
bekäme, Und
ich legte alle Fluchtgeräte
ab an dir, Das
hattest du geschickt Verhindert. |
Als
du gingst, Hielt
ich dich ja in meinen Armen,
Und
ich hatte nichts davon bemerkt, Und
unter den geschlossnen Lidern
zuckten deine Augen, Blickten
auf der Flucht in jeden Winkel, Blickten
weit zurück, zurück, zurück Und
dabei immerzu nach Vorne. |
Aufschlag
8856 Es
war ein Feuer
ausgebrochen, Das
kroch unter deiner Schale
und saß tief in dir, Und
rot warst du Und
hattest kochend heiße Zonen,
die betrat ich nicht Und
hinderte auch alles, was dich Löschen
konnte, am Betreten. |
Aufschlag
8857 Du
legtest mir ein Werkzeug
in die Hand, Das
sei dein Schlüssel, Und
ich fand dich über zwanzig Jahre
nicht, Und
hinter mir stand diese zweite Frau,
die wusste ganz genau, von wem du sprachst, Die
hatte ich, mit dir vor Augen,
doch nicht finden Können. |
Aufschlag
8858 Jetzt
wolltest du nichts mehr vor mir Verbergen, Und
ich schlug die Mäntel,
die dich wärmten, Einen
nach dem andren auf, Und
ganz zum Schluss
war nichts darunter, Und
du lagst mit deinem Leben
völlig neben mir. |
Aufschlag
8859 Als
ich dich küsste, wie man einen Strohhalm
küsst, weil er den Rand
des Mundes kitzelt, Überlief
mich dieser Schauer, Und
auf meiner Zunge
lag ein Haar, Das
hinderte mich grad in diesem Augenblick
An
allem. |
Morgens
ließ ich dich allein Und
sah noch einmal durch die Fenster
in dein Kämmerlein Und
dass du dich als Scherbenhaufen
auf die Waage
schüttetest, die zeigte dein Gewicht
nur in Minuten
und Sekunden an Und
regungslos bliebst du so aufgetürmt Dort
liegen. |
Aufschlag
8861 Der Kuss
auf deine Stirn
fiel durch Und
wär verloren, Hätte
nicht ein Haken,
mittendrin, Ihn
aufgespießt. |
Aufschlag
8862 In
meiner blauen Wiese
trieb ein Frauentorso
ohne jeden wahren Leib
und hatte schon das Gras,
auf dem er lag, zu sattem Grün
verbrannt, Ich
wagte nicht, ihn anzurühren, Und
lief doch Gefahr, als Mörder
gleich erkannt zu werden. |
Aufschlag
8863 Mit
kleinen Kupfernägeln
trieb ich einen Reifen
um dein Herz, Es
sprang auf einem Bein
nach einem Kinderreim
als Rhythmus Immerzu
hindurch, Und
ich kam nicht zur Ruhe. |
Aufschlag
8864 In
einem langen Gitter
saß ein blanker Ring
aus Eisen, den du mit dem Finger
drehen und bewegen konntest, Und
er war recht klein, Und,
rührte ich ihn an mit einem Wort,
so saß er unbeweglich fest, Und
deine Lippen
wurden wirklich heiß Und
glühend rot Und
schmolzen mir zum Schluss
in schwarzen Tropfen
fort. |
Auf
dem Weg
zu dir stand das Signal
auf Rot und nahm mir so das Recht,
auf jeden weitren Schritt
nach vorne, Und
du winktest mir, Ich
sollte kommen, Und
die Falltür,
hinter mir, stand offen, Und
ich sah, dass du die Schalter
für das Licht und für die Falle
mit dem Mund bedientest, Und
in deine Wangen
schoss das Blut, Das
hatte mir Gehört. |
Aufschlag
8866 Du
warst so grell zu mir Und
blendetest in meine Augen, Und
die Wimpern
zogen winzig kleine Tränen
mit nach oben, Und
es war doch nur der Morgennebel,
der sich fing Und
hängen blieb in deinen Haaren. |
Aufschlag
8867 Dein Herz,
so sagtest du, sei gegen dieses Glas
geflogen, Und
es sei nun in den Hof
gestürzt, Und
wirklich sammelte sich draußen an dem Fensterglas
ein wenig helle Flüssigkeit
zu einem Tropfen,
der stand still Und
lauschte her zu mir Und
glaubte nicht das Schweigen,
das sich um mich Scharte. |
Aufschlag
8868 Wenn
ich dich lassen würde, Würdest
du das gleiche tun, Und
endlich würden wir uns glauben können, Und
wir traten jeder einen Schritt
von uns zurück Und
fielen uns als neues Paar
und ganz in unsrer alten Nähe
in die Arme. |
Aufschlag
8869 Am Tag
erkannte ich dich nicht, Und,
ganz genau gesehen, Lebte
ich mit dir von Zeit
zu Zeit in einer Spiegelebene,
die machte mich zur Frau
an dir und dich, ich weiß es nicht, Vielleicht
zum Mann
an mir, Und
irgendwann Verschob
sich wieder alles in die Gegenwart,
die hatte ich wohl Übersehen. |
Aus
deinem Mund,
Und
wichtig sei es, dass du nun erzählen wolltest, Strömte
eine Schar
von Taubentieren, die sich Tummelten
und in die Wolken
deiner Haare stießen, Und
sie kreisten eng um dich Und
kehrten lange noch nicht heim, Und
nichts erreichte mich. |
Aufschlag
8871 Alles,
was du sagtest, wurde in demselben Augenblick
zu einem Gegenstand, Der
sprach mit mir, Und
selbst der Kuss
von dir war eine eigne Schöpfung,
die noch lange zwischen Dir
und mir Vermittelte. |
Aufschlag
8872 Gestern
ragte einer der metallnen Spiegel
in die größte Höhe, Und
er reflektierte dich und mich, Wir
kamen uns entgegen, Und
die Bilder
blieben, als wir durch den Spiegel
gingen, Einfach
nicht zurück und zogen fort, Als
hätten wir uns nie gesehen. |
Aufschlag
8873 Es
war die Liebe
zwischen uns, die trennte, Und
du sagtest noch, dass diese Nichtigkeit
an keiner Stelle
eine Wurzel hätte, die uns Näher
brächte, Und
mit dir an dir Wärst
du schon stark genug Verwachsen. |
Aufschlag
8874 An
meiner Angel
hing ein Fisch, Der
steckte selbst im Maul
von einem größeren, Und
dann, an dir, erfuhr ich später, War
nur noch die Nichtigkeit
zu lieben, die du übrig ließt Von
einer andren Fressgewohnheit. |
An
meinem Weg
sah ich ein altes Messer
liegen, Das
wär gut genug für mich gewesen, Und
die Hände,
die ich aus den Gurten schneiden wollte, Reichten
so nicht hin, Und
du, in meiner Nähe
ahntest nichts davon Und
ließt mich achtlos liegen. |
Aufschlag
8876 Ich
küsste deinen Scheitel, Und
ich küsste auch den einen einzigen Gedanken,
den ich mir darunter wünschte, Und
am Ende
dieser Wendeltreppe hörte ich, Wie
laut sich die Gespräche
in dir trafen, Und
ich kannte nichts von ihrem Inhalt
wieder. |
Aufschlag
8877 Deine Blumen
maltest du in Wasserschalen, Und
sie waren nicht vorhanden Und
verloren sich durch deine hohlen Hände
auf den Boden Und
verliefen dort. |
Aufschlag
8878 Weil
du mit mir reden wolltest, Kam
ich her zu dir, Und
alles, was du sagtest, Brachte
mich in immer größere Entfernung, Dass
ich an dich stieß Und
dich erschütterte Und
sehr verletzte. |
Aufschlag
8879 Du
nahmst mich ab von meinem Haken,
der war auch ein Teil
von mir, Und
ein Zusammenhang,
der zwischen Knoten
und dem Faden existierte, War
dir völlig fremd. |
Immer
wurde ich gemahnt Und
hielt auch alles streng Zusammen,
was zu mir gehörte, Und
die Liebe,
die mich an dich band, War
fern von mir Und
unerreichbar. |
Aufschlag
8881 Man
fand mich ganz verstört Und
sagte auch, dass ich mich suche, Und
in dir alleine hatt ich mich verloren Und
du sagtest nichts Und
lebtest in der Angst,
dass ich wohl eines Tages Doch
nicht wiederkehren Würde. |
Aufschlag
8882 Zwischen Pappplakaten
stand ein Sonnenspalt,
der hatte dich geteilt, Und
jede Aufschrift,
die ich las, erschrak mich sehr In
ihrer Kälte,
die stand links Und
rechts von dir. |
Aufschlag
8883 Ein Ring
um deinen Hals verlief in einer Kette,
die war fest in deiner Hand, Und
wärest du nun frei, So
hörte ich dich sagen, Brächte
dich der erste Flügelschlag
direkt in deine Sonne, Und
du wusstest schon, Wo
sie dir stand. |
Aufschlag
8884 Ein
gelbes Haar
von dir fällt auf den roten Schal
und überbrückt die Falten, Und
ich sitz in einem dieser Täler
und ruf laut zu dir hinauf, Und
niemals wirst du mich in deinem Nacken Hören
können. |
Du liegst vor dem
Strand und noch im Flachen Wasser, Darin schwebt dein
Haar, Und
jede kleine Strömung,
sei sie noch so unwahr, Wiegt
es auf und lässt die Spitzen
leise über meine Wangen
streichen, Und
du achtest nicht darauf, Ob
mir noch Atem
für dich bleibt. |
Aufschlag
8886 Du
harktest dich, Bevor
du zu mir kamst, Und
in den Wegen
gab es nur die eine Spur
von mir, Und,
was darunter lag an Zugedeckten,
ausgetretnen Pfaden,
mochten sie von deiner Laufgewohnheit
sein, vielleicht ja auch von meiner, Sollte
mich nicht weiter intressieren, Und
ich kam nicht mehr Voran. |
Aufschlag
8887 Dein Zimmer
war die Glaskaraffe voller Blumen, Und
es hingen diese Bilder
an der Wand, Und
deine Augen
aßen jede Einzelheit, Und
wer dich kannte Kam
nicht mehr davon. |
Aufschlag
8888 Heute
stand der Wind
an dir ganz still Und
nichts bewegte sich, Und
über deine Augen
zog auch nicht der kleinste Hauch,
der sonst die Oberfläche
kräuselte, Und
später, als du heimkamst, Sagtest
du, Dort
draußen stünde hinter jeder Ecke Sturm. |
Aufschlag
8889 Wenn
du mir dir sprachst, Verloren
deine Worte
ihren Sinn Und
fielen auseinander und zerbrachen, Und
du sagtest oft, Sie
würden mich auch ohne mein Verständnis Sinnvoll
in mir finden, Und
du könntest mich sehr gut Verstehen. |
Ich
war ganz sicher: Wenn
ich zu dir kam, traf ich Allein
dort ein und stieß auf dich, Und
immer, wenn ich dich berührte, Waren
wir sofort mit dir zu dritt, Ich
meinte fast, Du
fändest an dem Spiel Gefallen. |
Aufschlag
8891 Mein Fuß
schlug an den Stein, Du
hattest dich in ihn verwandelt, Und
du wolltest mich, das sagtest du, Nun
endlich zwingen, Hinter
mich zu schauen, Und
ich drehte mich, so schnell ich konnte, Nach
dir um, Du
flohst aus meinem Rücken Ohne
abzuwarten. |
Aufschlag
8892 Viele Dinge
waren ohne Sorge, Und
sie standen ganz allein, Vereinsamt
in dem Raum, Und
als ich dir Gewalt
antat, weil du es wolltest, Ließ
dich auch der Boden
fallen, der dich trug, Und
wehtest von dem kleinsten Anstoß
auf Und
warst nicht Festzuhalten. |
Aufschlag
8893 Du
drücktest dich mit deinen Liebeszeichen
einfach aus, Und
einmal sah ich dich in eine Wand
gedrückt, dass selbst dein Schatten
nicht herauskam, Und
du sahst zu Boden
und verharrtest Stundenlang. |
Aufschlag
8894 Es
war ein andres Mal,
als wir die Messer Gegenseitig
uns im Fleisch
der Körper stecken ließen, Und
du sagtest, dass ich tief erschrak, nur: „Bitte,“ Und
noch einmal: „Bitte,“ Und
es gab doch nichts, Was
wir nicht längst schon voneinander Hatten. |
Im Spaziergang
bliebst du stehen, Und
dein Blick
versteinerte, Danach
versteinerte dein Kopf,
dein Hals, dein ganzer Leib, Und
alles blieb, Ich
mochte noch so daran klopfen, Stein
an mir. |
Aufschlag
8896 Lange
trug ich meine Liebesspiele
nur in deiner Nähe
aus, bis du mich zu dir Riefst
auf eine eigne Weise,
die war eingeschnürt, Und
breite Gurte
hielten sie auf dir, Und
Riemen,
die man nicht entfernen konnte, Liefen
über deinen Rücken. |
Aufschlag
8897 Nur
dieses eine Bild
blieb mir von dir, Und
immer wieder flogen Entenvögel
aus dem Schilf, Das
wuchs ganz nah an deinen Augen. |
Aufschlag
8898 Zwischendurch
wich dir das Blut
aus dem Gesicht, Ließ
alles fahl zurück, Und
gerne hätte ich gewusst, Wohin
die Röte
sich so schnell Zurückgezogen
hatte, Und
ich suchte dich ganz heimlich Außerhalb
und dort, Wo
du mich nicht vermuten konntest. |
Aufschlag
8899 An
dir war jeder Eintritt
frei, Auch
hinter deiner Tür
saß niemand, der mich kontrollierte, Und
man zahlte erst im Nachhinein,
wenn man schon lange wieder Von
dir fort war, einen hohen Preis, Den
musste man sich selbst Entrichten. |
Alles,
was du gerne hättest, Hattest
du bereits Und
lebtest anspruchsvoll, Und
mich, der nichts als sich besaß Und,
ohne jeden Anspruch,
alles von dir nahm, Beschimpftest
du Und
warfst mir nach, Was
dir sonst heilig war, Und
wurdest heimlich reich an mir Und
merktest nichts davon. |
Aufschlag
8901 Deine Augen
hattest du vergittert, Und
ich wusste es Und
warnte dich vor mir Und
plante schon den Einbruch Und vermutete in
dir genügend Raum Für reiche Zimmer. |
Aufschlag
8902 Ich
zählte deinen Puls,
das war mein Lebenswerk, Und
zählte schon seit Jahren, Und
ich wusste auch genau, Dass
es für dich und auch für mich Nur
diese eine Wahrheit
gab, Die
konnte niemals Wahr
sein. |
Aufschlag
8903 Einmal
schwieg mein Herz, Es
schwieg mein eigenes zugleich, Man
hörte es genau, Und
beide schwiegen, weil sich ihre Schläge
überlagerten Und
aufeinander trafen, Und
es hob sich alles, was sie bargen, für Sekunden
auf. |
Aufschlag
8904 Auf
einer Spielzeugwaage
lag ein unbekanntes Ding,
das war mir fremd, Es
hob die leere Seite
viel zu hoch, Du
sagtest auch zu mir, Es fehlte nichts am
Gleichgewicht, Wenn ich nur meine Liebe in die andre
Schale werfen würde, Und
du standst davor Mit
räuberischen Augen. |
Mein Tag
war dieser Wellenkamm,
der auf dem Meer entstand Und
lange blieb Und
nicht zusammenbrach Und
immer wieder nach dem weißen Vogel
langte, Der
stand regungslos so nah Und
spreizte seine Flügel. |
Aufschlag
8906 Mein Tag
war auch die Sandbank,
die ich dauernd überlief Und
die sich vor der Küste
zeigte und in meinem Rücken
neu entstand, Und
deine spitzen Füße
hoben sich bei jedem Griff
nach ihnen, als ein schnelles Fliehen,
grade so weit ab, Dass
ich dich nicht erreichte, Grad
um frei zu fliegen. |
Aufschlag
8907 Mein Tag
war auch der Rest der Nacht,
den du nicht hergabst Und
mir vorenthieltst Und
festhieltst bis der neue Abend
kam. |
Aufschlag
8908 Morgen
erst Würd
ich dich wiedersehen, Und
ich wartete nicht diesen Tag
und langte durch die Gegenwart
nach dir Und
traf dich an Und
wusste nun, um welche Wahrheit
es sich handelte, Denn
das, was morgen würde sein, War
mir heut Unbekannt. |
Aufschlag
8909 Du
wolltest mich verändern, Und
du liebtest mich Und
schnittst in mich die Namen
unsrer Liebe,
die sich bald vergrößern würde, Und,
wenn wir schon nicht mehr wären, Würde
sie im eignen Namen
Weiter
wachsen. |
Wenn
nichts mehr gilt Und
nur ein Händedruck
die Sprache übernimmt, Wenn
nichts mehr gilt Und
deine Hand
sich nicht in deine andre findet, Dir
nur diese eine blieb, weil man die Andere
erschlug, Wenn
nichts mehr gilt…. Wie
still ist heut der Tag, Und
viele Hände
liegen herrenlos Umher. |
Aufschlag
8911 Rückwärts
stand ich an die Wand
gelehnt, Mein Kopf
stieß an die Kälte,
die nahm meine Wärme auf, Und
dort, wo du dieselbe Wand
verlassen hattest, um den einen Schritt
zu mir zu gehen, blieb der dunkelrote Wärmeschatten
in der Wand zurück Und
ließ dich stehen. |
Aufschlag
8912 Heute
Morgen hauchte ich auf deinen Arm,
dort richteten sich alle Speere
auf und gegen mich, Und
überall, wohin ich kam, Erlebte
ich den gleichen Widerstand,
der war nicht gegen mich Gerichtet. |
Aufschlag
8913 Ich
trank aus deiner hohlen Hand,
sie war so köstlich angefüllt mit klarem Wasser, Und
am Boden,
wo sich Rillen
jahrelanger Strömung zeigten, Fraß
ich auch vom Sand,
der war sonst nicht zu sehen. |
Aufschlag
8914 Dein Leib
wand sich geschickt um meinen, Und
ich war nicht sicher, Wo
ich an dir anfing, Und
der Morgen
zeigte dir und mir die Haut
mit einem Maschennetz
bezogen, Das
umschnürte jeden einzeln fest, Und
ließ uns völlig frei in der Bewegung. |
Manchmal
sangst du nur ein Lied,
das war nicht zu berühren, Und
noch lange Zeit
nach dir, konnt ich als Lauscher
an der Wand das Echo
immer wieder spüren. |
Aufschlag
8916 Wenn
du deine Arme
hobst Und
wenn du den Genuss
an sich wohl über deinen Haaren
greifen wolltest Und
dich strecktest, Hob
ich mich von meinem Platz
und wusste schon, Ich
wagte mich umsonst dorthin, Und
über dir war doch kein Fang
zu machen, Deine Finger
griffen leer in irgendeine Luft. |
Aufschlag
8917 Warum
muss ich den Verrat
an dir begehen, Und
die Krankheit,
die du hast ist ja mein Fieber, Und
zusammen wäre doch die Leuchtkraft
unsres Feuers Auch
von dir und mir Zu
sehen. |
Aufschlag
8918 Dein Geschenk
war lieblich eingepackt, Und
alles, was ich darin fand, War
dieser eine fingerlange Nagel,
der war ganz aus Gold,
den hattest du um meinetwillen Dir
aus deinem Kopf
gezogen, Und
die Schmerzen,
die ich hatte, Hingen
immer noch daran. |
Aufschlag
8919 Mit
nichts warst du zu überzeugen, Und
du liebtest und verlangtest meine ganze Liebe,
die lag nun vor dir auf einem Tisch, Verschmolzen
war der Anfang
mit dem Ende Und
du drehtest und du wendetest sie Ganz
umsonst. |
In
einem Bilderrahmen
spielte dieses Kind
von dir, Das
hättest du von mir empfangen, Und
ich sagtet ‚Ja’ und gab es zu Und
kannte dich doch nicht Und
hatte dich geliebt in all den Jahren,
die ich fern war, Und
du wusstest, dass sich deine Arme
stets vor meiner Tür
verschlossen hatten. |
Aufschlag
8921 Ich
lebte in dem Turm
und lebte mit den Taubenvögeln,
die verrieten mir schon früh dein Kommen, Und
du fandst die Wände
deines Käfigs tief in mir Bemalt
mit deinen Flügeln,
die sich lautlos regten. |
Aufschlag
8922 Dein Kopf
war ganz aus Porzellan
und meiner, sagtest du, Aus
rotem Ton, Und
in der Freude
malten wir uns gegenseitig die Gesichter, Die
sich viel zu schnell verbrauchten, an, Und
jeder hatte eine eigne Tusche. |
Aufschlag
8923 Deine Hand
flocht eine rote Schleife
in dein Haar, Und
lange lebte ich nun unumwunden, Unauffällig
und so nah an deiner Seite,
bis du mich durch einen kleinen Seitenwind
verlorst, Und
du und ich, Wir
merkten nichts davon. |
Aufschlag
8924 Du
fragtest mich nach meinem roten Zimmer,
weil ich oft davon gesprochen hatte, Und
du hättest es zu gern gesehen, Ja,
es müsste schön dort sein, Wenn
man mir glauben könnte, Und
mit dir, auf deiner Suche,
ging es mir verloren. |
Drüben
hing ein Regentropfen
an dem Blatt, Darin
brach sich das Sonnenlicht, Und
aus der nächsten Nähe
sah man schnell, dass deine Tränen
aus dem zweiten Augenpaar,
gleich hinter dem Gesicht,
nach vorne sprangen und in Wahrheit
über deine Wangen
rannen. |
Aufschlag
8926 Ich
liebte dich, Und
alles war an dir, Wie
du es von dir wünschtest, Und
ich sah dich so, wie du dich sahst, Und
völlig silbern war dein Leib
und gänzlich aus Metall,
das ließ sich nicht mehr Biegen
oder falten, Und
du bliebst so Jahr
um Jahr. |
Aufschlag
8927 Du
hegtest auch ein Tier,
das sei geheim und wär ein Hüter
tief in dir an einer Glastür, Und
ich wusste ganz genau, wann sich die Schranken
deines Käfigs hoben, Und
ich sah mich vor, vor deiner Schmeichelei.
|
Aufschlag
8928 Ich
hatte einen Wunsch
ganz frei, Den
wolltest du erfüllen, Und
danach, das musste ja so sein, Bräch
ich ins Eis
und wäre ungeschützt Und
schwieg Und
ließ den Wunsch
in dir Ganz
offen bleiben. |
Aufschlag
8929 Du
lebtest die Erinnerungen
täglich neu Und
freutest dich darüber, Und
du sprachst zu mir Und
sagtest noch einmal Und
noch einmal wie es gewesen war, Und
ich vergaß sofort Und
ahnte schlimm, dass es das Beste für mich sei Und
rührte auch nicht an an das, Was
die Erinnerung
bestimmte. |
Wenn
du deine Lichter
in dir löschtest, Stieg
an einer weißen Wand
ein Zeichen auf, das wies nach den entfernten Welten,
die sich überall um dich herum Befanden, Und
ich wusste nie etwas von deinen Reisen. |
Aufschlag
8931 Wir
hörten ein Gedicht,
das ging an mir vorbei Und
blieb bei dir, die ich doch lange kannte, Stehen, Und
es fühlte deinen Puls, Und
später sagtest du einmal, Es
wäre dir, als hätten deine Worte
ein Gedicht geschrieben, Und
es sei doch nur ein lang vermisstes Schiff
am Horizont erschienen Und
vorbei gefahren. |
Aufschlag
8932 Aus
dem Bild,
das ich dir zum Geburtstag
schenkte, Fiel
ein roter Punkt
auf deine Stirn Und
sank gleich in dich ein, Und
willig wolltest du um dieser einen fernen Welt
nun sein Und
weit nach innen Horchen.. |
Aufschlag
8933 Du
legtest deine Hand
auf meine Stirn,
die war ganz kalt Und
feucht, Und
alle Wärme, Darin
warst du sicher, Stand
dahinter vor dem Ausbruch. |
Aufschlag
8934 Den Schlaf
nahm ich aus deinen Augen
und besah ihn mir genau Und
fand die Laken,
die dich deckten, Zugedeckt
mit andren Laken Und
darüber immer wieder neue, Und
die Augen,
die ich suchte, Schliefen
fest. |
Wir
spielten dieses Spiel, Und
einer schloss die Faust
des anderen, Es
konnte nichts darin enthalten sein, Und
trotzdem rieten wir Und
machten den Gewinn
uns zum Geschenk, Und
Nichts war damals viel Für
jeden. |
Aufschlag
8936 Sieh,
so sagte ich, vor dir bleibt kein Geheimnis, Und
mein Mund
würd mich ja doch verraten, Und
für dich, so sagtest du, enthielte das verratne Wort
von mir noch Tieferes
als ein Geheimnis, Und
du selbst wärst auf dem Grund
und wartetest. |
Aufschlag
8937 Du
weißt ja nichts von mir Und
kennst mich nicht, Ich
bin dir fremd, Du
hast mich nie gesehn, Und,
wie ich bin, so bin ich nicht, Und
so, so weißt du viel von mir Und
kennst mich gut Und
bist mir nah Und
siehst mich an Und
fragst mich dauernd, Ob
ich bin, so wie ich bin, Und
ich sag: „Ja“ Und
„Ja“ und „Ja“ für allemal, Weil
ich so bin, Wie
ich nicht bin. |
Aufschlag
8938 Du
sagtest auch, in dir wär eine Leere
explodiert und dränge dich aus deiner Mitte
fort, Und
deine Angst
um dich säß nun an einem Rand Und
ginge so vielleicht verloren, Und
ich spürte, dass sie sich von dort Nach
außen orientierte Und
griff schon gelegentlich Nach
mir. |
Aufschlag
8939 Später
stürzte alles wieder ein, Ich
implodierte, Und
der Flug
zur Mitte dauerte viel länger, Und
es traf dort nichts von dem, Was
ich erwartet hatte Aufeinander
sondern es entstand die Leere,
Und
ich fürchtete mich sehr Und
fand ja nichts, was mich aus dir Nach
draußen hätte tragen können. |
Wir
sprachen lange miteinander, Und
wir sprachen in der Liebe
voneinander Und
benutzten völlig andre Dimensionen,
als sie üblich waren, sich zu Offenbaren, Und
wir sahen jeder jeden Und
zu gleicher Zeit
von allen Seiten. |
Aufschlag
8941 Wir
trafen uns im Freien, Und
ich nahm dich in die Arme,
oder war es umgekehrt, War
es, dass irgendjemand das Papier,
in das man uns gewickelt, Eingeschlagen
hatte, aufriss Und
uns einfach Offen
legte? |
Aufschlag
8942 Ich
war verwirrt Und
suchte dich dort draußen in der Heide, Und
es war doch nur das Echo
deines Lachens, Das
mich so weit lockte, Und
du standst vor mir Und
wichst mit jedem Schritt,
den ich in deine Richtung machte Weiter
in die Ferne,
hin bis zur Unhörbarkeit. |
Aufschlag
8943 Es
entstanden in den Worten
die Strukturen eines Materials, Und
schwierig wurde das Verständnis, Und
wir sammelten für eine spätre Zeit,
was wir im Augenblick
Beiseite
legen mussten. |
Aufschlag
8944 Wir
hatten einen Tanz,
der war ganz einfach, Und
wir fassten unsre Hände an Und
lehnten uns zurück Und
drehten uns mit unsren Füßen, Unser
Köpfe reisten von dem Schwung
soweit sie wollten, Und
sie kehrten oft sehr spät zurück, So
lange blieben wir Allein
mit uns. |
Wenn
du fortgingst, Nahmst
du dich nicht ganz von mir, Und
vieles, was du an dir liebtest, Blieb
zurück und musste mit mir warten, Und
wir wussten nicht, wir Hinterlassenen, Wer
wen bewachte Und
wer wen beschützte, Und
ich ging doch stets mit dir, Und,
hier im Hause, hinterließ ich Gar
nichts. |
Aufschlag
8946 Deine
Schuhe
standen in der Tür, Sie
sollten von dir zeugen, Und,
solange du bei mir im Fenster
stehen müsstest, dürfte dir die Tür
kein Auge schließen, Und
du lagst bei mir Und
sahst von deiner offnen Tür
zum unverschlossnen Fenster, Und
du konntest keine Ruhe
finden. |
Aufschlag
8947 Damals
war das lange Frauenhaar
zutiefst verführerisch, Und,
wenn du gar nicht daran dachtest, Schob
ich es beiseite, Dein Gesicht
fand ich ganz anders Als
ich es mir vorzustellen wagte, Und
die Gitterwände
waren auch zum Schutz
der eigenen Betrachter Nötig. |
Aufschlag
8948 Manchmal
sagtest du kein Wort,
dann hörte ich besonders hin, Bis
ich dich gut verstand, Und
endlos übtest du die neue Sprache, Und
ein Wort
von mir wär wohl Verrat, Den
würdest du mir nie Verzeihen. |
Aufschlag
8949 Später
lösten wir die Haken, Und
wir glitten frei Und
etwas voneinander ab, Dann
wieder etwas näher aneinander, Und
wir sahen jeder eifersüchtig, Was
der andre tat Und
spielten mit dem Abstand,
der blieb unveränderbar, Und
keiner stieß den andren an Und
von sich ab. |
Ich
lauschte nah an deinem Ohr
und hörte Instrumente,
die dort klangen, Und
du glaubtest nichts Und
gabst mir trotzdem recht, Und
oft, so sagtest du, Träf
man sein eignes Echo
auf der Wanderschaft. |
Aufschlag
8951 Du
brachtest mich bis an die Tür
und legtest deinen Kuss
dort auf die Schwelle, Und
dies sei ein Zeichen
deiner Liebe, Und
es würde niemand außen mir Darüber
schreiten dürfen, Und
ich sah bei meiner Heimkehr
deinen Eingang
völlig zugewachsen, Und
ich rief nach dir Und
fand dich nicht Und
blieb gefangen außerhalb. |
Aufschlag
8952 Du
legtest mir den Kuss in meine Hand, Ich
sollte ihn dort hüten bis du wiederkämest, Denn
er wär ein Lebenswerk von dir, Das
sollt ich nicht irgendwie geringer achten Als
dich selbst, Und
du, du wärest ja das Werk
des Lebens, das du Führtest. |
Aufschlag
8953 Es
gab sehr schöne, sanfte Bilder,
die dich zeigten, Und
mein Alltag
richtete sich ganz nach ihnen, Und
sie standen überall im Weg
und wiesen mir den Weg, Und
als du mich besuchtest, Wolltest
du, dass ich sie allesamt vernichte, Deine Eifersucht
auf dich war Grenzenlos. |
Aufschlag
8954 Du
winktest mich zu dir Und
wolltest mit mir sprechen, Und
ich sah, wie hilflos du in deinen Fesseln
hingst, die waren deine Absicht, Und
sie schnürten mich So
rücksichtslos mit ein, Dass
ich sie durchschnitt Und
mich daraus löste, Und
ich konnte dich aus diesem Abstand
wirklich nicht Befreien.
|
Wir
hatten uns verändert Und
bemerkten es, Und
nichts war mehr wie früher, Und
wir waren schon zur Stelle,
wenn wir nur dran dachten, Und
die Schwere,
die uns sonst durch jede Mitte
schwingen ließ, War
von dem einen Tag
zum anderen ganz aufgelöst, Wir
drehten uns auch nicht mehr Um
uns selbst. |
Aufschlag
8956 Dein Gesicht
nahm ich in meine Hände, Und
ich gab dir einen Kuss,
der fiel so einfach durch durch dich Und
torkelte nun ruderlos Und
ohne jede Schwere
in die Zimmerwand Und
war verloren, Und
du wartetest in meiner Hand
auf mich Und
was nun werde. |
Aufschlag
8957 Nichts
war ohne Absicht, Und
ich zwang mich zu mir selbst, Und
immer stand in mir ein anderer, Auch
eine andere, Und
wir begegneten uns höflich Ohne
jede Absicht. |
Aufschlag
8958 Ich
war nur leicht bekleidet Als
ich zu dir kam und fror, Und
deine flinken Hände
zogen meinen Mantel
aus Und
auch noch einen zweiten, Den
ich wohl darunter trug, Und
einen dritten Und
den vierten, Und
du sagtest mir, Wir
müssten irgendwann auf etwas Wärme
stoßen, Und
die Schalen
wären ganz natürlich so an mir, Die
hätte jedermann. |
Aufschlag
8959 Ich
wohnte wirklich in der Kiste,
die man fortgeworfen Oder
nur vergessen hatte, Und,
als ich dich einlud, Sägte
ich zuvor ein großes Fenster
in das Holz, Das
wurde dir zur Eingangstür
und mir zum Ausgang. |
In
meiner Hand
lag dieser Blumenstrauß, Der
war von mir, Ich
sprach mich heimlich mit ihm ab Und
gab ihn fort mit guten Worten
von der einen Hand
in meine andere Und
freute mich. |
Aufschlag
8961 Ein Geschenk
lag auf dem Tisch, Das
kam von dir an mich Und
war ganz durchsichtig und klar, Und
innen fand ich nichts, Und
alles, was du schenken könntest, Sagtest
du, läg offen Und
es bliebe nichts mehr übrig, Und
ich sah durch dich Hindurch. |
Aufschlag
8962 Du
wolltest nicht, dass ich in dir den Engel
sah, der sei zu oft aus Holz
geschnitzt An
irgendeine Wand
gemalt und flöge nicht Und
käme nicht voran, Und
dein Gefieder
war vor Kälte nass, Die
brachtest du von draußen mit herein, Ich
legte warme, weiche Tücher
um dein Engelshaar
Und
schwieg dich an. |
Aufschlag
8963 Ich
war so toll in meinem Glück
und ritt auf einem Regenbogen, Und
je näher ich ihm kam, Je
weiter rückte er zurück Und
wurde blass Und
schwand, als ich ihn nehmen Und
ihn um dich legen wollte, Ganz. |
Aufschlag
8964 Von
meinem Bett
zog ich zur Wand die Linie, Und
dies sei mein Tag, Und
jeden Morgen
achtete ich auf die Wiederholung, Und
für dich war dieser Anfang
schattenlos und ohne Ende, Und
du sagtest auch, Dass
ich ja nicht einmal auf ihr zu gehen wage Und
nicht darauf tanze, Und
du wusstest ganz genau, dass sich die Linie
über meinen ganzen Tag
hinzog. |
Du
konntest mich verstehen, Und
du sagtest, heute sei der Wind
sehr günstig, Und
wir gingen auf das Feld
und ließen die verschlungnen Ringe
in den Himmel steigen Bis
sie sich in ihm auflösten und darin Verloren. |
Aufschlag
8966 Auch
im Winter
pflegtest du das Rosenbeet
und nichts tat sich, kein Blatt
und keine Knospe keimte, Und
wie hätte ich wohl sonst die kalten Tage
überstehen können. |
Aufschlag
8967 Blutleer
wurde plötzlich deine Fingerspitze,
weiß, ja beinah blau Und
blieb im Raum
verankert stehen, Und
ich weinte wirklich ganz umsonst Um
die vergangnen Tage, Und
die waren auf dem Weg
zu mir Und
könnten stündlich hier sein, Und
ich sah ganz aufmerksam Zu
dir. |
Aufschlag
8968 Du
scheutest noch vor mir zurück, Und
wusstest nicht, dass ich es war, der sich in Sorge
um dich sorgte, Und
die Dunkelheit,
die hier in unsrer Kleiderkammer
herrschte, Gab
uns keine Möglichkeit
zur Wahl. |
Aufschlag
8969 Es
schlug ein Mensch
die Fensterscheibe eines Zuges
ein, Der
fuhr mit Hochgeschwindigkeit, Und
keine Scherbe
fiel herein in unsren Wagen, Und
es war ein völlig splitterfreier Vorgang. |
Täglich
stand ich mehrmals auf dem Bahnhof, Und
ich hörte nichts davon im Lärm, Und
heute nahm ich plötzlich alles wahr, Es
war ein Augenblick
totaler Stille überall, Ich
hörte wirklich, dass sich Gar
nichts regte diesen Atemzug, Und
kam das erste Mal
aus dir hervor Und
sah in dich, so schnell ich konnte, Und
es war schon viel zu spät, Zu
deutlich fing der Lärm,
den ich nicht hörte, Wieder
an. |
Aufschlag
8971 Ich
war nur hier Und
gab es endlich zu, weil ich an deiner Felswand
einen Herzschlag hörte, Der
war neu in meinem Ohr, Ich
hörte mich nicht Satt
daran. |
Aufschlag
8972 Wo
du gingst, da spielte auch ein kleines Hundetier
an deiner Seite, Und
ein Vogel,
den ich dir zu Liebe
nur beschrieb, wurd Wirklichkeit
und setzte sich auf deine Schultern, Und
du merktest nichts davon. |
Aufschlag
8973 Von
der Leiter
sah ich einen Schatten, Eben
den von dieser Leiter
auf der Erde liegen, Und
ich war zu hoch Und
rief nach dir Und
wollte dich behalten, Und
du standst schon in dem letzten Zwischenraum,
der dich in deinem Hüpfspiel
über jede Sprosse aufnahm, Sprangst
aus diesem Zaun
aus mir, dem Schattenende, Und
gingst dort verloren. |
Aufschlag
8974 Auf
deinem Mund
lag immer noch mein Finger, Und
er lag dort liebevoll Und
redete mit dir Und
irgendwann würd er mir wohl in allen Einzelheiten
alles, Was
es von dir gab, berichten, Und
er fühlte heimlich unter deine Lippen Und
erfuhr auch, was die Zunge
dachte, wenn das Weiß
der Zähne Zu
mir sprach. |
Du
konntest nicht so Einsam
sein, Dass
du alleine warst, Und
sagtest doch, Du
hättest dich zu mir geschickt, Und
nichts von dem, was du sonst ganz Und
gar besessen hattest, Wäre
dir geblieben. |
Aufschlag
8976 Ich
sprach direkt in deine Augen, Und
zu Anfang
rief ich einfach Laute
dort hinein, Es
musste irgendwann ein Echo
kommen, Und
ich lauschte angestrengt Und
würde jede kleine Änderung
aus dir Ganz
sicher registrieren. |
Aufschlag
8977 Du
sagtest mir, dass du nun schwanger seist Und
hättest eine Leibesfrucht, Die
ehrte ich, so ungeboren wie sie war, Und
liebte dich, Weil
ich dich nie berühren durfte, Und
du gabst es zu Und
suchtest nur bei mir nach einer Heimat
für die neue Wahrheit, die in dir Heranwuchs. |
Aufschlag
8978 Ich
stritt mit dir vor einer Tür,
die lag in einer Schere, Und
die schloss sich nicht, solange wir mit aller Kraft
an diesem Ende zankten, Und
wir konnten einfach nichts vom Handgriff,
der uns so bedrohte, wissen, Der
lag innerhalb. |
Aufschlag
8979 Außerhalb
an dir gefror der Wasserspiegel, Alles
wurde flächig, ohne jede Tiefe, Und
ich hackte in die Oberfläche,
welche so erstarrte, dieses Loch
und sprang hinein Und
sah sofort danach, wie ich mit meinen bunten Kleidern
unters Eis geriet Und
noch sekundenlang den Ausgang
suchte Und
stand über mir darauf Und
zeigte mir den Weg
vergeblich. |
Nach
kurzer Zeit
fand ich es schon heraus, Auf
dem Gesicht
an dir stand immer dieser leichte Schatten,
der kam nicht von mir Und
rührte nicht von irgendwelchen Gegenständen, Und
mit einem Glas,
das ich ganz dicht an deine Wange
hielt, entdeckte ich ein Flackern,
das verriet mir, wie der Brand
so nahe unter seiner Oberfläche
stand und schwelte, Und
du sagtest nichts davon Zu
mir. |
Aufschlag
8981 Mit
einer Hand
verdecktest du den Schoß, Und
mit der anderen verdecktest du die Brust, Und
unbekleidet standst du so, Und
hinter mir, so hörte ich dich klagen, Blickten
meine Augen
tausendfach auf dich Und
rissen dir die Kleider
ab vom Leib. |
Aufschlag
8982 Ich
kam dir nah Und
sah dich an, Fast
schon zu nah standst du vor mir, Das Fensterglas
dazwischen war in diesem Augenblick
ein Glück, das uns die Sicht
erlaubte, Ja,
es ließ uns zu, Ich
schwieg und war betreten, Und
du kämpftest lautlos gegen etwas an, Und
unsre Wagen
glitten voneinander ab, die Schienen
trennten sich in einer langgezognen Schleife, Und
ich wagte nicht, die Hand
zu heben. |
Aufschlag
8983 Ich
war sehr krank Und
lebte so: Zog
ich die Hand
von dir, dann wurdest du zu dem Plakat,
das sich bewegte, Und,
wenn ich dich nicht mehr sah, Vergaß
ich völlig, Dass
ich existierte Und
sprach mich mit nichts mehr an, Und
auch die Spiegel
zeigten mich nicht mehr Wo
ich mich sah. |
Aufschlag
8984 Du
danktest für den Abend,
weil er dir gefallen hatte, Und
ich sei ein Mensch
nach deinem Herzen, Und
ich war so sicher, Dass
wir uns erst heute Abend Sehen
wollten. |
In
deiner Wohnung
war ich gleich vertraut, Ich
rührte Gegenstände
an und legte meine Hand
um sie, Und
du beklagtest dich verschämt Und
auch ein wenig froh, Dass
ich erschrak, Ich
nähme viel zu schnell Und
zu direkt von dir Besitz. |
Aufschlag
8986 Gestern
schenkte ich dir Blumen,
die erblühten heute erst, Und,
würd ich ihren Duft
noch hören wollen, sagtest du, So
käme ich zu spät, denn er sei gleich und ohne Umweg
eingedrungen in dein Herz, Ich
lauschte angestrengt an deiner Brust
und hörte dort nichts Klingen. |
Aufschlag
8987 Deine Blätter
waren schön und frisch in dieser Farbe, Und
dein Kopf
stand fast in voller Blüte, Und
ich küsste deine grünen Hände
in die Kelche, die mir Worte
brachten, Die
verstand ich Allzu
gut. |
Aufschlag
8988 Wir
standen eng an eng Und
hielten uns umschlungen, Und
man sah von weitem, was uns band, Und
niemand konnte so vermuten, dass die Wurzeln
und die schweren Äste
ineinander wuchsen, Und
wir waren eins, Das
konnte nur ein scharfes Werkzeug
wieder trennen, Und
wir mühten uns Vergeblich. |
Aufschlag
8989 Ich
sah dich an, Und
hinter dem Gesicht,
auf das ich schaute, Fand
ich noch ein zweites Und
ganz tief darin ein drittes, Das
war schon sehr klein, Und
deine Worte
hatten auch ein Mehrfachecho, Und
du sagtest mir so vieles, Das
ich überhaupt nicht mehr verstand, Das
sei, so sagtest du, die Schuld
der vielen Spiegel,
die in deinem Innern Alles
immer wieder Reflektieren. |
Die Zahl
der Überfälle nahm gewaltig zu, Und
auch in mir entdeckte ich, Dass
eine Unbekannte,
die ich sehr gut kannte, Einen Raubzug
vorbereitete. |
Aufschlag
8991 So
würde es mir doch gelingen, Dich
zu sehen, Und
ich gab dir alles frei, Und
meine Haken
nahm ich ab von deinem Leib Und
schaute nicht nach dir Und
fragte nicht Und
drehte mich nicht um, Und
über meine Schulter
fragtest du mit rücksichtsvoller Stimme
was ich in der Zukunft
mit mir machen wollte Und
mit dir Darin. |
Aufschlag
8992 In
deinen Augen
stand das blaue Licht, Ich
wollte es ergründen, Und
es flackerte so weit im Innern, Und
du sagtest nur, Es
wäre oft das kalte Wort
an mir, das dich Erschreckte. |
Aufschlag
8993 Aus
meinem Haar
floss plötzlich Wachs
auf mein Gesicht, Das
hielt die Hitze
besser aus als meine Hand, Und
es erstarrte dort sofort, Und
wächsern sähe ich, so sagtest du, Seit
kurzem aus Und
wäre gar nicht Wirklich. |
Aufschlag
8994 Heute Nacht
saß ich zu Tisch an einer jungen Frau,
die lag serviert Und
bot sich reich verziert zur Speise
an und trug ein Namensschild
am Hals, Das
warnte auch vor Mundraub. |
Du
hattest diese zweite Art
zu fühlen, Und
du konntest meine Nähe
spüren, sei ich noch so fern, Und
meinen Atem
hören, wenn er deinen überlagerte Und
nicht mehr spürbar war, Und
ich nach innen lauschen musste, Um
ihm nachzuforschen, Und
mir ließt du alles hier, Wenn
du dich von mir trenntest, Deine Nähe
steckte überall Und
atmete dort ohne Unterlass. |
Aufschlag
8996 Wir
standen vor dem kleinen Gitter
und betrachteten die beiden Tiere,
die wir hielten, Und
wir sagten auch, Es
wäre gut zu wissen, Wen
man liebe, Wen
man hasse. |
Aufschlag
8997 Mit
deinem „Nein“ erschrecktest du die Gräser,
die auf meinem Rücken
wuchsen, Und
sie richteten sich auf Und
stachen in den kalten Wind,
der ließ sich gerne Teilen
und in Streifen Schneiden. |
Aufschlag
8998 Auf
deinem Schließfach
stand: „Vorübergehend
offen“, Dass
ich sehr erschrak, Und
alles war entnommen, Und
du standst, mit dir Und
dir zu dritt, gelehnt an das Geländer
einer Brücke, Ihr
verstreutet alle Habe
und das Gut als Futter
an die Fische, Und
ihr saht sie nicht Und
wusstet auch, Dass
sie nicht nach euch blicken würden, Und
ich schwamm davon. |
Aufschlag
8999 Mich
faszinierte dieses Wort,
das du gebrauchtest, Und
du sagtest etwas wie: „Vorübergehend“, Und
ich konnte doch in meiner Angst
nicht fragen, Wen
du meintest, etwa dich, ja etwa mich, Ja,
etwa das Geschehen,
das mit mir an dir Vorüberging? |
Es
war gefährlich, seinen Leib
in Gold zu tauchen, Und
an dir war alles spiegelglatt Und
sicher auch vollständig Und
massiv Und
immer wieder zu Gebrauchen. |
|
ISBN 3-937264-29-9