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Harald Birgfeld, Webseite seit 1987/ Website since 1987

 

da liegt mein Herz, Geschichten aus Niemandsland 2022 -2024 (im Entstehen)

z.B.: 100 Jahre „Kafka“, eine herrenlose Fundsache (neu)

 

Aufruf

 

zu Olympia – olympische Spiele!

 

 

Alle Veröffentlichungen,

online und im Buchhandel

 

Gedicht der Woche,

Lyrik, Prosa und Ingenieurarbeiten

 

 

Galeriebild der Woche und

Bildergalerie

 

 

Buchtitel ISBN 3-937264-29-9

Inhaltsverzeichnis

 

Wir gerieten in den

Gürtel der Meteoriten

Lyrik.

10.000 Aufschläge

Band 18: Aufschläge 8501 - 9000

 

Harald Birgfeld
---

 

"Es lohnt sich, einmal einen heutigen Dichter kennen zu lernen, der mit der deutschen Sprache einen faszinierend fremden Weg betritt und trotzdem dem Leser Freiraum lässt für eigene Gedankengänge, ohne dass die Probleme in erhobener Zeigefingermanier zu zeitkritischen Trampelpfaden werden." (1986: Gutachten).

 

Harald Birgfeld, von Beruf Diplom-Ingenieur, schrieb die meisten seiner Gedichte während der morgendlichen Fahrt mit der Hamburger S-Bahn zur Arbeit.  Seine Texte entstanden fast immer bereits in endgültiger Form.

 

Copyright 2008 beim Autor, Harald Birgfeld, alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Veröffentlichung darf ohne schriftliche Erlaubnis des Herausgebers, Harald Birgfeld, reproduziert werden. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Verfilmung und Einspeicherung sowie Verarbeitung in elektronischen Systemen.

 

Herausgeber, Autor, Redakteur: Harald Birgfeld. Über e-mail: Harald.Birgfeld@t-online.de.

 

 

23 Gedichtbände, 10.000 Strophen: Wir gerieten in den Gürtel der Meteoriten, 10.000 Aufschläge.

Zum jeweiligen Volltext: 

 

Bd.  1: Aufschläge       1 -  500

 

Bd.  2: Aufschläge    501 -   999

 

Bd.  3: Aufschläge 1000 - 1501, (1. Version)

 

Bd.  3: Aufschläge 1000 - 1501, (2. Version)

 

Bd.  4: Aufschläge 1502 - 2000

 

Bd.  5: Aufschläge 2001 - 2499

 

Bd.  6: Aufschläge 2500 - 3000

 

 

 

Bd.  7: Aufschläge 3001 - 3501

 

Bd.  8: Aufschläge 3502 - 3999

 

Bd.  9: Aufschläge 4000 - 4500

 

Bd. 10: Aufschläge 4501 - 5001

 

Bd. 11: Aufschläge 5002 - 5499

 

Bd. 12: Aufschläge 5500 - 6000, (1. Version)

 

Bd. 12: Aufschläge 5500 - 6000, (2. Version)

 

Bd. 13: Aufschläge 6001 - 6501

 

 

 

Bd. 14: Aufschläge 6502 - 6999

(online und im Buchhandel)

 

Bd. 15: Aufschläge 7000 - 7500

 

Bd. 16: Aufschläge 7501 - 8002

 

Bd. 17: Aufschläge 8003 - 8500

 

Bd. 18: Aufschläge 8501 - 9000

 

Bd. 19: Aufschläge 9001 - 9500

 

Bd. 20: Aufschläge 9501 - 9827

 

Bd. 21: Aufschläge 9828 - 10.100

 

 

 

Inhaltsverzeichnis

 

 

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Aufschlag 8501

 

Barfuß liefen wir auf dir,

Und auf dem

Strand bemerkte ich die vielen Spuren,

Und die

Muster, die entstanden waren,

Und ich war doch König hier,

Und meine

Krone lag in deinem Schoß,

Und nur zum

Spaß versuchte ich die

Füße in den Sandabdruck zu stellen,

Und es passte nicht ein einziger,

Und du erklärtest mir, ich wäre viel zu früh

Und hätte nach der nächsten

Flut erst kommen sollen.

 

Aufschlag 8502

 

Ein Kuss von mir fiel ab von deinem

Hals in deine Hand,

Dort sperrtest du ihn ein,

Und ganz allein war ich darin,

Und weit entfernt und über mir entdeckte ich den

Lichtspalt,

Und ich würde ohne dich nie mehr dorthin gelangen,

Und du schobst ein langes

Seil aus deinem Haar, das war gelockt, zu mir,

Und ich bedankte mich für meine Rettung,

Und in

Wahrheit sollte dir kein Kuss verloren sein,

Und, wie ich war, wurd ich dir köstlich Speise,

Die du, so am Band,

Ganz zu dir nahmst.

 

Aufschlag 8503

 

Auf der

Wiese lag ein schwerer Stein,

Den schob ich dir beiseite, weil du es so wolltest,

Und ich wusste nicht warum,

Und eine kleine

Schlange, die darunter lag, zwang ich zur Flucht,

Und noch in meiner

Arbeit bisst du mich in meinen rechten Arm,

Der war im

Augenblick in Muskeln stramm

Und konnt nicht locker sein,

Und gleich danach verführtest du denselben

Schrei von mir zu dir aufs Zimmer,

Und du lagst schon dort in deiner

Qual zur Lust.

 

 

 

Aufschlag 8504

 

Wenn ich in deine Nähe kam,

Und mein

Gesicht wollt, wie gewohnt, in deines gehen,

Schob sich neuerdings ein fester, runder

Bogen eng vor dich,

Du decktest deine

Augen zu mit deinem rechten Arm,

Und wochenlang lag ich davor

Und wagte nicht, dir durch den

Schutz zu blicken.

 

Aufschlag 8505

 

Ich fand auch eine

Frau, die war gelähmt,

Und ihre

Sprache lag am Boden

Und war unerreichbar weit und unberührt

Und führte dort ein Eigenleben,

Und der

Fisch, den ich im Wasser sah,

Stand niemals dort, wo er mir grad erschien,

Und in der

Spiegelung war er entrückt.

 

Aufschlag 8506

 

Ich mauerte mich selber ein,

Und nur im

Fuß der Mauer blieb ein Hohlstein offen,

Und er sollte dir das

Schlupfloch zu mir sein,

Und unsre

Liebe bliebe uns geheim,

Und alles war gebaut nach deinem Plan,

Und durch die

Öffnung musste ich die Nahrung reichen,

Und ich merkte bald, zu zweit fraßt ihr an mir

Und hattet mich gut aufbewahrt,

Und niemand durfte ein

Zu dir und nicht zu dir.

 

 

 

Aufschlag 8507

 

Im langen

Mundkuss hörte ich an dir

Auf eine dumpfe, trockne

Melodie, die kam aus uns,

Und mit der

Zunge schlug ich eine Trommel, deren

Fell war deine Wange,

Und die spanntest du so unterschiedlich stramm,

Und selbst die

Liebe wurd zum Kunstwerk,

Und ich musste oft mit dir auf

Galerien,

Und du warst dort die

Hauptausstellerin.

 

Aufschlag 8508

 

Es war in einem fremden

Land, wo ich dich wieder fand,

Und unser

Haus war nur ein Zelt,

Das hüllte deinen Leib,

Und unter dieser

Decke waren wir zu zweit,

Und außerhalb sahn deine

Augen sich die Muster der Tapeten an,

Es würd so lang mit mir nicht dauern,

Und du plantest dir ein

Haus, das müsste größer sein

Und fremder noch als dieses.

 

Aufschlag 8509

 

Der

Morgenmantel schlug im Niedergehen auf die

Treppe, die war steil und eng,

Und ich ging hinter dir

Und sah dich an von vorne,

Und das wusstest du

Und drehtest dich nicht nach mir um,

Und ich bedrängte dich

Und blieb dir fern

Und mühte mich, nicht auf dein langes

Kleid zu treten.

 

 

 

Aufschlag 8510

 

Dein

Blick, der über deine rechte

Schulter fiel, galt mir

Und ging doch knapp vorbei,

Ich dürfte dir behilflich sein, die

Kleider abzustreifen,

Und ich dürft dich nicht berühren,

Wenn ich dich jedoch berührte,

Und auf deinen

Strümpfen krochen aus dem Schuh die eingewebten

Blumenmuster,

Und du wolltest nichts bemerken,

Und sie zogen sich an ihren grünen

Fäden und mit mir im Schlepp

An dir empor.

 

Aufschlag 8511

 

Du warst am

Kopf verletzt und blutetest ein wenig,

Und das

Schmerzgefühl sei seltsam

Und zugleich entspannt und auch verkrampft,

Es pochte dir das

Herz zum Greifen hinter deiner Stirn,

Und in der

Hand, die lag auf meinem Rücken, schlug es ebenso,

Und immer sei es gleich, erzähltest du,

Ich bräche ein in deine Wohnung,

Und die Tür zu deinem Leib

War stets verschlossen.

 

Aufschlag 8512

 

Dein

Zimmer hattest du mit Stroh beschichtet,

Und es lag fast bis zur

Höhe deiner Fenster,

Und du wolltest irgendein

Gefühl, das in dir polterte,

Ein wenig weicher legen,

Und es war dir nicht genug,

Du riefst mich her zu dir,

Und wirklich warst du unter mir ein

Bündel ausgedroschner Fahlheit,

Und die konnte ich nicht

Füllen.

 

 

 

Aufschlag 8513

 

Ein Mann hielt sich in unsrer

Nähe auf

Und schnitzte in ein Holz,

Das war in Lebensgröße,

Und es traf und zeichnete uns ganz genau,

Und unsre

Grenzen flossen ineinander,

Und wir waren beide eins

Und nichts bewegte sich in uns,

Es war der Augenblick der

Starrheit, der uns manchmal überkommt,

Und erst nach

Jahren sahen wir uns an, die ersten

Risse und das Leben

Grünten langsam wieder.

 

Aufschlag 8514

 

Dein

Zopf war schwer und lang, ein

Tau, das dich in meine Hände gab,

Und mir sollt er die

Schlinge sein, so eng umwand er mich,

Und so verstrickt war ich

Darin.

 

Aufschlag 8515

 

Ich kam zu dir, du standst mit deinem

Rücken vor der Wand,

Die linke

Brust lag an dieselbe Wand gedrückt

Und quoll zur Seite unter deiner Schulter,

Und der

Bronzeguss vor dir war braun und hohl

Und war das einzige von dir,

Das du mir übrig ließt.

 

 

 

Aufschlag 8516

 

Mir im

Weg stand Warnung vor der Liebe,

Und du standst ja selbst vor mir

Und warntest mich, ich sollte von dir nehmen,

Viel, viel von dir essen,

Von dir trinken,

Und du wärest nun einmal der

Apfelbaum,

Und an der

Reife würdest du genesen,

Und vom

Fenster sah mein Weib herüber,

Und es rief mir etwas zu,

Und beinah nahm ich an,

Es forderte mich auf.

 

Aufschlag 8517

 

Im

Zimmer lag nur noch ein Kamm aus deinem

Haar, den nahm ich in die Hand,

Er war gewölbt und

Wunderbar geschwungen,

Und er wuchs in meinen Augen,

Und ich sah, viel deutlicher als andere,

Dass tausendfach das

Goldband durch die Zinken lief,

Und hinter diesem

Zaun, der teilte mir nun schon den

Raum in zwei, standst du, entkleidet,

Und es ritt der Kamm in

Eigenheit allein auf deinem blonden

Fluss vom Kopf bis in den

Rücken.

 

Aufschlag 8518

 

Ich sah dich hinter meiner vorgehaltnen

Hand mit einem Tier, das liebtest du

Und sprachst mit ihm und hattest gute Worte,

Und ich hörte, wie du heimlich zwischendurch

Ganz leise meinen Namen nanntest

Und wärst gern allein,

Das sagtest du dabei,

Und den

Zusammenhang verstand ich nicht,

Und später sprachst du auch zu mir

Mit lieben guten Worten,

Und du sagtest auch,

Du wärest gern allein.

 

 

 

Aufschlag 8519

 

Es ist wahr, dass in der

Liebe nicht die Augen träumen,

Sondern es träumt alles, was

Erinnerung besitzt:

Es träumt die Nase,

Und es träumen meine

Fingerspitzen und die Ohren,

Und ich selbst erträume dich in dir so stark,

Dass du in meinen

Träumen meine Träume weiter träumst,

Und ich lieg hier auf dem

Papier, das du an mich beschreibst.

 

Aufschlag 8520

 

Tausendfach beneidete ich dich um deinen

Körper, dass du ihn stets bei dir hattest,

Und ich war dir nah,

Und du verstecktest dich in meiner

Manteltasche,

Und es sollte alles an mir sein,

Wie alles an dir war an dir,

Und alles war vergebens,

Wenn ich einen Atem tat,

Nahm ich dich in mich auf

Und blies dich gegen meinen

Willen wieder fort.

 

Aufschlag 8521

 

Nur, wenn ich meine

Augen schloss, erlaubtest du, dass ich dich in die

Arme nahm und durfte sie erst wieder öffnen,

Wenn die

Poren deiner Haut mich atmen konnten,

Und ich sah dich wirklich niemals ganz

Und so vollständig fern wie du,

Zum Punkt in meinen Augen war mir nie ein

Mensch je so erschienen.

 

 

 

Aufschlag 8522

 

In deiner

Hand hieltst du die leichte Stange,

Und am

Ende war ein Netz,

Man nannte dich die

Fängerin, und das war ganz gerecht,

Und immer, wenn ich deiner habhaft wurde,

Zogst du das Geflecht eng über deinen Kopf,

Und ich trat

Schritt für Schritt zurück, den Stab für dich zu halten.

 

Aufschlag 8523

 

Die

Buschwindröschen wuchsen dicht an dich heran,

Ich hatte

Mühe, zwischen deinem Duft

Und dem der Blumen meinen

Weg zu finden,

Und die kleinen roten

Flächen brachen an dir auf,

Sie rankten mir entgegen,

Und du drangst in mein

Geflecht, in dem du sonnig, warm, verschwenderisch

Die zarten

Schlingen um die dünnen

Äste legtest.

 

Aufschlag 8524

 

Die

Entfernung zwischen dir und mir nahm zu,

Und weit entfernt war nur ein weißer

Wellenkamm ganz nah vor meinen Augen,

Und es schlug ein

Wasser, das sich selbst im Wasser suchte,

Über einen Rand und fiel zu Boden,

Und dein

Augenlid zog sich blitzschnell zu mir zurück,

Dass nur ein einziger der

Küsse Nahrung fand,

Und ich vermochte kaum ein zweites

Mal den Kamm am Horizont neu zu

Entdecken.

 

 

 

Aufschlag 8525

 

Der

Hitzenebel zwischen dir und mir

Entstand aus einem Nichts,

Und ich befragte dich,

Und du befragtest, über ihn hinweg, auch mich,

Und keiner hatte ihn entzündet,

Und ich wagte schließlich nicht einmal dir meine

Hand zu geben,

Und die Worte, die wir sprachen,

Wurden selbst am Mund zu Feuer,

Und wir mussten einfach weiter voneinander stehen,

Und wir trennten uns,

Und dir und mir entstanden

Hitzeriegel, die uns einzeln eng

Umzingelten.

 

Aufschlag 8526

 

Es war genug, dass ich dich einmal sah,

Und lang sah ich dich an,

Und du bemerktest mich sofort und harrtest aus

Und wusstest so genau wie ich,

Dass der zu fliegen hatte, dem die

Flügel wachsen würden,

Und ich goss vor dir den

Brennstoff in mein Federkleid

Und zündete es an

Und schwärzte mich um deinetwillen,

Und du machtest einen

Strich auf einer

Liste voller Striche.

 

Aufschlag 8527

 

Zweimal sprach ich deinen

Namen, den ich kannte,

Und du hörtest mich

Und drehtest dich ganz langsam um zu mir,

Und dein

Gesicht war freundlich,

Und du schnittst mit einer

Klinge deinen Rock entzwei und auch dein Unterkleid,

Und deine Unterwäsche

Schnittst du einfach durch,

Dass ich dich sähe, wie du wirklich seist,

Und einer langen

Narbe gleich war in die

Haut der Name, den ich laut gerufen hatte,

Eingenäht.

 

 

 

Aufschlag 8528

 

Obwohl du gar nichts in den Händen hieltst,

Sah ich die

Waffe, die du gegen mich erhobst,

Und freundlich tratst du mir entgegen,

Und ich glaubte dir sekundenlang von vorne,

Und du wärst der

Länge nach, von oben bis hinab zur Hacke

Durchgesägt und ausgeleert

Und fielst mir halb entgegen,

Und mit dieser zweiten

Hälfte, halbem Rücken also,

Halbem Kopf und

Halbem Hals und mit den Stümpfen

Schlugst du rücklings hin

Und prägtest deine

Erde.

 

Aufschlag 8529

 

So lag ich neben dir in Tatenlosigkeit,

Und zwischen dir und mir

Flog hin und her der

Ball der Langeweile,

Und es war noch eine ganze

Zeit mit gar nichts zu verbringen,

Und ich stahl sie dir, weil mir die

Augenblicke, die ich achtlos fallen ließ, am

Ende abgezogen würden,

Und du merktest nichts davon

Und spieltest mit den

Augenlidern eine

Tastenmelodie

Und wurdest jünger.

 

Aufschlag 8530

 

Die greisen

Männer standen um die junge Frau,

Und sie verlangten, dass die

Jugend ihre Schönheit täglich aß

Und gut verdaute und dran wuchs,

Und jeder, der dort stand,

Verdammte alles tausendmal,

Und keiner wollte sich die

Frau verwehren,

Und sie bot sich jedem einzeln an,

Und sie verwandelte sich unsichtbar

Von einem zu dem andren in die

Greisin weit entfernter jugendlicher

Tage.

 

 

 

Aufschlag 8531

 

Du lebtest unter einem kleinen, bunten

Schirm, der schwebte, ohne jeden festen

Halt stets über dir,

Er war kein technisches Problem,

Falls du dich schlafen legtest,

Blieb er über dir,

Und auch durch engste

Türen konntest du problemlos gehen,

Und er schützte nicht vor

Sonne, nicht vor Regen, nicht vor Wind

Und war kein Sichtfang,

Und du lebtest unter ihm vor einem

Fenster, das du nicht zu

Öffnen wagtest.

 

Aufschlag 8532

 

Hinter einer

Mauer lag ein Stein, der war behauen

Und aus alter Zeit,

Und als du in der Liebe warst,

Begegnetest du ihm das erste Mal,

Und damals schon und täglich mehr,

Sah er dir ins

Gesicht und schnitt sich deine Züge ein

Und prägte sich nach dir,

Und hinter einer

Mauer, wusstest du genau,

Verglich man dich mit dir

Und staunte über eine

Ähnlichkeit, die konnt nicht

Wirklich sein.

 

Aufschlag 8533

 

Ich warf in

Spielerei die Küsse auf die

Wasseroberfläche deiner Haut,

Und kleine

Ringe zuckten an das Ufer,

Wo ich stand und sie empfing,

Und wo ich maß,

Wie sehr ich dich erschüttern konnte,

Und ich würde später, als ein

Taucher an dir fischen.

 

 

 

Aufschlag 8534

 

So entfernt warst du in meinen

Händen, dass ich dich nicht sah,

Und doch so nah,

Dass unter mir die

Poren deiner Haut um Atem kämpften,

Und sie schufen deinen

Mund wohl tausendmal für mich,

Der öffnete und schloss

Sich überall.

 

Aufschlag 8535

 

Dein

Blick ging im Gepäck des

Mannes, der vorüber ging, verloren,

Und er kam nicht heim,

Und deine Augen blieben stehen,

Und sooft ich zu dir kam,

Bewegte ich in einem

Puppenkopf die Miniaturgewichte, die die

Augen zucken und die Lider

Heben und sich senken ließen,

Und es reichte mir,

Und dir war dies

Geräusch im Kopf viel wert.

 

Aufschlag 8536

 

Ich stand an einem

Doppelbrunnen und warf zweifach einen

Blick hinein und musste lange auf den

Aufschlag warten,

Und erst nachts, und kurz bevor sich

Lider über deine Augen zogen, kam das

Echo heim und zeigte mir, wie weit entfernt

Du von mir wohntest.

 

 

 

Aufschlag 8537

 

Dein rotes

Kleid stand neben mir,

Und beinah meinte ich direkt darin nur dein

Gesicht zu sehen,

Und du warst zugleich das

Kleid und das Gesicht,

Und meine

Augen ließen sich nicht zu dir leiten,

Und die

Langeweile hob nun plötzlich deinen Arm,

Der stieß mir harmlos einen

Tod in meinen Rücken,

Und er blieb belanglos.

 

Aufschlag 8538

 

Kleine

Blumenmuster zierten deine Haut,

Sie waren dir gewachsen,

Und sie wuchsen immer noch,

Und jedes

Jahr, so sagtest du, zu einer ganz bestimmten

Zeit, erblühten sie in Wahrheit,

Und es wäre sinnlos, jetzt schon einen

Strauß davon zu pflücken.

 

Aufschlag 8539

 

Ich spielte in der

Hand mit kugelrunden Steinen,

Und ich steckte drei davon in meinen

Mund und ließ sie aneinander stoßen,

Und es kam ein

Frost aus mir, der ließ die

Zähne hart zusammen schlagen,

Und der

Kuss gefror an dir zu einem

Fels, in den ich mich verbiss

Und der mich nicht mehr losließ.

 

 

 

Aufschlag 8540

 

Du warst nur eine

Frau und lachtest doch für drei zu gleicher

Zeit und lachtest mit dem hellen Klirren transparenter

Kieselsteine und dem Läuten angenehmer

Glocken,

Und dazwischen gurrte mir die Taube,

Und du tanztest um dich selbst

Und ließt nicht

Platz für einen Zweiten.

 

Aufschlag 8541

 

Es lag ein

Essbesteck auf deinem Platz,

Und dir und mir bescherte unsre

Nahrung unersättlich Hunger,

Und du ziertest dich vergebens,

Und ich riss dich auf und war gewaltsam,

Und nur eine

Stunde später speistest du in fremden Räumen,

Und man reichte dir an

Köstlichkeiten, was mich schaudern machte,

Und du warst schon

Tief und rücksichtslos in anderen.

 

Aufschlag 8542

 

Dann zog mir jemand meinen

Kopfschmerz fort,

Und niemals mehr würd ich die

Netze auf mir spannen lassen,

Und mein Hals war in der

Masche, die mich nicht mehr freigab,

Du rittst nackt auf meinem Kopf,

Und triumphal war mir die

Krone, die ich deinetwegen tragen durfte,

Und du saßt so fest auf mir im

Sattel, der nicht einbrach.

 

 

 

Aufschlag 8543

 

Es war wohl meine

Schuld, weil ich dich zwang, mir eine zweite

Liebe zu verschaffen,

Und sie sollte dich ein wenig freier machen,

Und du lachtest über mich

Und fügtest dich aus einem viergeführten

Leben so zusammen

Und begegnetet mir nur noch zweifach,

Und in Hälften hatte ich dich niemals ganz,

Und halb standst du nun neben mir

Und machtest völlig andre

Sachen.

 

Aufschlag 8544

 

Du sagtest auch, ich sollte sprechen lernen,

Und nach langer, langer

Zeit drang nur ein Laut aus mir,

Der explodierte,

Und er riss dich auf,

Und deine

Einzelteile applaudierten,

Und das

Puzzle überließt du mir und gingst davon,

Um nicht mit mir das

Kennenlernen immerzu zu stören.

 

Aufschlag 8545

 

Ich sollte mich ertragen,

Und die

Liebe, die ich auf mich lud, war ein

Magnet, der zog nach unten,

Einerseits hielt er mich fest am Boden,

Und ich spielte andrerseits mit dem

Gedanken, alles umzukehren,

Und die

Last stieß sich von meiner Erde ab

Und riss mich mittendurch,

Und jeder, sagtest du, könnt doch nur so viel halten,

Wie ihm bliebe,

Und es sei genug.

 

 

 

Aufschlag 8546

 

Du dachtest, könntest du mich

Zweimal lieben und zugleich,

Empfändst du doppelt,

Und es wäre ein

Geschenk für mich,

Und über dir, das sahst du ganz genau,

Stand noch der

Mond, dem lief vom Rand ein Riss nach seiner

Mitte,

Und er teilte sich ganz still,

Und aus dem

Brustkorb schlug ein Doppelherz, dein

Kopf war auch schon zweifach,

Und er ging verloren.

 

Aufschlag 8547

 

Sicher war es richtig, dass man ankam,

Wie und wo war unbestimmt,

Und immer war der

Anfang auch das Ende oder umgekehrt,

Und selbst das

Wachstum unbewegter Augenblicke war ein

Zwitter, der sich maß an beidem,

Und den

Stillstand gab es nicht,

Und dass du dich so lautlos hingabst,

Dass ich dich nicht wahrnahm,

War nur meine

Schuld.

 

Aufschlag 8548

 

Ich hörte mir die

Bilder an, die du auf meinem

Rücken maltest,

Und ich spürte sie,

Und das

Papier, auf dem ich lag, war weiß,

Und als ich aufstand, blieb mein

Herz drauf liegen,

Und es schlug im

Umriss meiner Körperform,

Der hatte sich von ganz allein ergeben,

Und das

Loch in mir sei groß genug, darin zu leben,

Und du richtetest dich

Häuslich ein.

 

 

 

Aufschlag 8549

 

In dem

Tunnel der gespreizten Finger

Hielt mein Zug,

Und übergroß goss sich dein

Mund auf mich herab,

Du warst so schrecklich nah

Und noch so weit entfernt

Und meintest doch vielleicht von uns nur irgendeinen,

Und du konntest keinen mehr vom andren

Unterscheiden.

 

Aufschlag 8550

 

Als ich dich besuchte, trugst du eine gelbe

Haut, die war in Mode,

Und ich hatte

Angst vor dir und kannte dich nicht wieder,

Und es war doch nichts an dir, das ich nicht

Wiederkannte,

Und du hattest deinen Schrecken mit gekauft,

Und andre Häute, wie zum Beispiel leises

Silberfell von jungen Mädchen, könnten

Männer töten,

Und du warst auch in der

Sprache und im tiefsten Innern völlig

Gelb geworden.

 

Aufschlag 8551

 

Auf dem

Tisch stand eine kleine Dose,

Angefüllt mit roter Flüssigkeit, die stieß ich aus

Versehen um,

Und hinter mir hört ich den

Schrei, den dieser Augenblick gebar,

Und er fiel auf den

Tisch und du mit ihm und liefst mir aus

Und starbst vor meinen

Augen.

 

 

 

Aufschlag 8552

 

In der

Nacht riss neben mir im Bett ein

Seufzer mitten durch,

Er kam von dir, stand still im Raum, war unbeendet,

Und ich schob ein wenig

Morgensonne, die noch übrig war, ins Zimmer,

Und ein halber

Regenbogen wuchs aus deinem Mund, die

Farben brachen sich bei diesem

Licht aus deinem Traum,

Und mit dem

Finger ließ er sich berühren,

Und du selbst warst Stein, wie immer,

Und dir fehlte noch ein wenig

Wärme.

 

Aufschlag 8553

 

Durch deinen

Mund, der etwas offen stand, sah ich den

Atem fliegen,

Und es war ein

Vogelschwarm, der zog ins Freie,

Und er kehrte heim und wollte doch nicht sein,

Wo er grad war,

Und federleicht spann sich ein

Traum vor dieser Tür und stellte Wächter auf,

Die ließen keinen

Aus und keinen ein,

Und in den Bäumen drängte sich, was zu dir wollte,

Und ich war dabei,

Und du warst voller

Atem und ersticktest fast daran.

 

Aufschlag 8554

 

In einem

Film, der etwas schneller lief als absoluter

Stillstand,

Öffneten sich deine Lider langsam,

Und es war doch so, dass du von

Anfang an nicht wusstest, was du sehen würdest,

Und in jeder

Zwischenzeit konnt ich dein

Leben tausendmal verändern,

Und ich ahnte nun, wo ich dich suchen sollte,

Und das

Schließen deiner Augen war ein überlanger

Abschied, der nahm seinen

Anfang.

 

 

 

Aufschlag 8555

 

Du warst an mir vorbei mit zwei, drei Schritten,

Und es folgte dir ein

Duft nach Weiblichkeit,

Den fing ich ein, den stahl ich mir und sah dir nach,

Und deine

Nacktheit musste stehen bleiben,

Und dein

Netz, das wusstest du, war einwandfrei,

Und keine

Masche ginge je verloren,

Und ich funktionierte so

Jahraus, jahrein.

 

Aufschlag 8556

 

Aus einem dünnen

Draht bog ich mir deine Frauenstimme

Und gestaltete dich völlig

Anders, als du wirklich warst,

Und so warst du mir wirklich,

Und in meiner

Hand verband sich Draht mit Draht,

Der schwang im leisesten Berühren,

Und auf deiner Hand

Stand stumpf der Stromschlag, der auf meine

Fingerspitzen wartete.

 

Aufschlag 8557

 

Mit meinem

Rücken lehnte ich mich tief in deinen Leib

Und griff in harte

Rinde eines Baumes,

Wirklich war es so, dass sich die

Schlingen deines Wachstums

Um die blanke Säule wanden,

Beide standen wir davor,

Und meine

Hand verlor sich dort in deiner,

Und ich senkte einen

Kuss auf deine Schulter,

Und der rutschte ab in deinen Schoß,

Und alle

Steine, die du nach mir warfst,

Betrafen einen anderen.

 

 

 

Aufschlag 8558

 

Du hieltst die

Augen zu und warst hellwach,

Und deine

Fähigkeit erlaubte dir durch diese dünnen

Häute alles ganz genau zu sehen,

Und ich sah hinein,

Und deine

Blicke prallten von den Lidern ab

Und fanden mich in deinem

Innern, wie ich vor dir stand,

Dort las ich einen

Brief, den schriebst du blitzschnell nieder,

Und er stand sofort auf deinen

Augenlidern.

 

Aufschlag 8559

 

In der

Zeitung las ich schon vor Tagen von dem

Glück, das kommen würde,

Und mein eigner

Atem reichte nicht mehr aus,

Ich brauchte einen zweiten,

Und ich spürte, dass die Luft in mir

In jedem Winkel saß,

Ich war gefüllt mit ihr und atmete ganz frei

Und schritt durch einen neuen

Tag, den hatte man mir angesagt,

Der kam aus dir.

 

Aufschlag 8560

 

Du wolltest einfach tanzen,

Und du standst vor mir,

Und mit den

Händen winktest du mir zu,

Und die

Musik, in dir, kam nun heraus und wurde laut,

Du spieltest eine nie gehörte

Melodie, die hatte ich in diesem

Augenblick erst komponiert aus Worten,

Die du mir entlocktest.

 

 

 

Aufschlag 8561

 

In dir war alles ruhig, dunkel und geordnet,

Und der

Mann, den du gemordet hattest,

Hatte sich in dich gelegt,

Ich sollte nun die

Totenwache meines Lebens übernehmen,

Und mein

Samen keimte schon in dir,

Den würdest du zu pflegen wissen,

Und du warst das

Raubtierweibchen, das, für drei Minuten nur, das

Reißen ließ.

 

Aufschlag 8562

 

Es war der

Schaukelstuhl, der dich bewegte,

Und du lagst darin ganz nackt,

Und deine

Kleider zündeten die Lehnen an,

Und fremde

Schattenspiele suchten deinen Leib zu greifen,

Und sie rutschten ab und spielten nur mit dir

Und glitten über dein

Gesicht, den Hals und über deine Brust in deine

Schenkel,

Sprangen von den

Füßen in das Zimmer und zurück

Und hoch hinauf,

Und dir entging nicht eine der

Berührungen, die kräuselten

Die glatte Haut im Wind.

 

Aufschlag 8563

 

Du gingst so langsam unter einem hohen

Baum an mir vorbei,

Und nah entfernt geriet ich in den

Blick, den du erst auf mich schicktest,

Der dann weiterglitt und in der

Rinde sich verhakte,

Und ich half dir nicht,

Und deine

Angel zog schon fest an mir.

 

 

 

Aufschlag 8564

 

Ich blieb mit meinem

Leib an einem deiner Haken hängen,

Und es war ja nur,

Dass du noch einmal nach mir riefst,

Ich war doch schon im Aufbruch,

Und du zeigtest mit den

Fingern auf die winzige Verletzung,

Daraus floss ein wenig weiße

Flüssigkeit, mit der schriebst du den

Bilderrätselbrief auf einem schwarzen Bogen,

Und ich konnte nicht enträtseln, was du meintest,

Und du hattest dich so fest

Mit mir verbunden.

 

Aufschlag 8565

 

Die

Haut an dir war kaltes Porzellan

Und schwarz, wie nie zuvor in einer Nacht,

Und auch die

Schrift des Meisters, der dich so geschaffen hatte,

Konnt ich nicht mehr lesen,

Und du hattest nur die

Sorge, dass du springen könntest in der

Schale oder nur am Rand,

Und ich versprach dir meine Vorsicht,

Und du legtest mich nicht aus der

Hand.

 

Aufschlag 8566

 

In der

Wiese war ein Brunnen, winzig und

Nicht größer als ein leises

Liebeswort von dir,

Das sprachst du nicht,

Und meine

Frage sprang ein wenig in die Höhe,

Und der

Wasserstrahl kam ohne Unterlass

Und stieg in einer Mitte auf,

Du griffst danach und trankst davon

Und liebtest ganz alleine das

Geräusch.

 

 

 

Aufschlag 8567

 

Etwas weiter fort, im blauen

Gras, saßt du und warst dort in der

Sonne angeschnallt, sie zu genießen,

Und im

Licht entstand von dir ein zweites Raumbild,

Das dich etwas kleiner zeigte

Und nichts spiegelte,

Und wiederum daraus entstanden zweifach neue

Körper und so fort

Und einer immer etwas kleiner als der frühere,

Und bis zu mir gelangte diese

Heerschar, wo sie endlich endete,

Und du und ihr bewegtet euch mit jedem

Wort ein wenig mehr in meine

Richtung.

 

Aufschlag 8568

 

An deinem

Hals sah ich zuerst die Perlenkette,

Und die Farbe hatte sich von deiner

Haut drauf abgerollt, die Perlen lagen in der

Bahn, auf der ich fahren wollte,

Und es kam kein Zug,

Und jede

Schwelle lief ich einzeln mit den

Fingerspitzen ab,

Und deinen

Kopf hieltst du genießerisch zur Seite,

Deine Augen schlossen sich

Verzückt.

 

Aufschlag 8569

 

In deinen

Händen war ein kleiner Stock,

Und daran hing ein meterlanges

Fähnchen, das schwang so geschickt,

Du schriebst im

Handumdrehn ein Wort durch Luft an mich,

Und mit dem letzten

Zipfel dieses Bandes löschtest du das

Wort schon wieder aus,

Es kam in deinen

Mund zurück und konnte nicht

Geschehen.

 

 

 

Aufschlag 8570

 

Dein rötlich blondes

Haar flochtst du zu einem kurzen

Zopf, der floss in deinen Nacken,

Und ich formte ihm mit meinen

Händen, die ich hochkant hielt, ein Flussbett,

Und er strömte immerfort,

Und deine

Flut war ohne Unterlass,

Und tausend

Zöpfe wuchsen dir zu mir.

 

Aufschlag 8571

 

So eiskalt fiel ein

Bergbach über einen scharfen Stein,

Ich stellte meinen

Leib darunter und erschrak zutiefst

Und übersah, dass nur ein

Fingerlein von dir mir meine

Haut berührte.

 

Aufschlag 8572

 

An deiner

Hand hieltst du ein

Kind, das sprang empor,

Und es erzählte dir von deiner Jugend,

Und es war der

Augenblick, der deiner Suche in dem fremden

Zimmer eine winzige Erinnerung an deine

Kindheit brachte,

Und du stahlst sie dir

Und gabst dich dafür endlos deiner

Fremdheit an mir hin.

 

 

 

Aufschlag 8573

 

Die

Glut, von der du sprachst, lag dir im Leib,

Und das verstand ich nicht,

Und meine

Hand, die dich nur kurz berührte,

Brannte lichterloh,

Das sahst du gern, und

Schmerzen hätt ich nicht davon,

Es sei dir nur ein

Zeichen, dass du wieder neu in

Flammen stündst.

 

Aufschlag 8574

 

Du hattest recht,

Und mit den

Fingerspitzen spürte ich es selbst, dein

Kopf war nur geschnitzt aus

Holz und dann lackiert,

Und überall bewegtest du dich ohne Anstoß,

Und ich schützte dich vor Feuer,

Und im milden

Licht gefielen wir uns gegenseitig sehr

Und hielten

Ausschau.

 

Aufschlag 8575

 

Man hätte dich aus

Draht gebogen, das gestandst du mir,

Und deine

Lieder, die du sangst und liebtest, waren über das

Gerüst gezogen,

Und ich sähe mehr, als an dir wär,

Und deine

Freiheit böge schon ein wenig hin

Und her an ihrer schwächsten Stelle,

Und du gäbest immer noch in meinen

Händen nach und wärest angepasst an meine

Körperform.

 

 

 

Aufschlag 8576

 

Auf dem

Platz, der in der Mittagssonne ruhte,

Stand ein Brunnen,

Und der

Wasserstrahl sprang aus dem

Mund der Weisheit,

Und du legtest deinen

Finger auf die Lippen,

Das ließ alle Herzgeräusche schweigen,

Und ein dünner, breitgeschwungner

Wasserfächer schirmte in den Himmel,

Und er war aus Glas,

Und seine

Tropfen nässten unsre

Lippen, die sich sahen.

 

Aufschlag 8577

 

Es plätscherten die

Wasser deiner Liebe aus dem

Mund und tausendfach aus

Quellen deines Leibes,

Du entschiedst in jedem

Augenblick von neuem, nur den

Durst zu löschen oder ob du selbst an dir

Ertrinken solltest,

Und ich sah es oft genug, wie du dich

Quältest.

 

Aufschlag 8578

 

Im

Spaziergang ging ich hinter dir

Durch flaches Küstenwasser,

Und die

Spuren, die wir machten, standen nur

Sekundenlang am Grund,

Es war dein

Haar, das sich im Wind nach hinten schwang

Und mein Gesicht berührte,

Und ich ahnte kaum noch, wo ich mich an dir

Befand, so weit schwamm ich schon draußen in der

Tiefe unter hohen Wellen.

 

 

 

Aufschlag 8579

 

Du liebtest dieses

Bild, es zeigte Flächen, die sich ineinander schoben,

Und die

Fingerspitzen, die nichts sahen, glitten drüber hin,

Und immer wieder tasteten sie

Nähte bunter Farben ab,

Die konnte niemand spüren,

Und für mich verschoben sich die

Flächen zu den Kreisen der entfernten

Welten, die sich voneinander trennten,

Und ich legte gern den

Mund in deine Haare,

Auf die Schultern,

Etwas tiefer,

Und verlor mich dort im

Eisen deines Rahmens.

 

Aufschlag 8580

 

Dein

Körper war bespannt mit einem

Gitter, das war projiziert und eingebrannt

Und lebte so auf dir,

Und täglich gabst du

Felder frei zur Ernte,

Und du sperrtest andere,

Dort durfte wildes

Wachstum über dünne Fäden ranken,

Und du achtetest auf deine

Unversehrtheit.

 

Aufschlag 8581

 

Im

Pendel war ein Zimmer,

Das bewohnte ich,

Und meine

Zeit trug mich von einer

Wende hin zur anderen,

Und beiderseits erwartete ich mich

Und floh doch auch vor mir,

Und in der

Tür standst du und fingst mich ab,

Und danken sollte ich dafür, dass du mich

Zu dir nahmst,

Und schontest mich ja auch vor mir.

 

 

 

Aufschlag 8582

 

In einer

Wolke von Gesichtern sah ich dich, ein

Zufallsstrahl, der durch die

Trennung zweier Dunkelheiten fiel

Und auf mich traf,

Und ich ergriff auch mit den

Augen, was zu halten war,

Und es war nichts,

Du hattest keinen eignen Leib,

Der war verschweißt mit tausend anderen,

Und deine

Stimme war der Schrei, den man nicht in die dünnen

Fäden einzelner zerlegen konnte,

Und die

Lichtempfindlichkeit verschob sich wieder,

Und es blieb mir nur das

Blinken eines Messinghandgriffs.

 

Aufschlag 8583

 

Als du mich noch zum

Abschied küssen wolltest,

Kamen deine

Lippen nicht mehr bei mir an,

So sehr flohst du aus dir,

Das spürte ich sofort, als sich dein

Kuss auf meinen ganzen

Körper legte

Und nicht endete.

 

Aufschlag 8584

 

In deinem

Zimmer hattest du die

Wände rundherum bepflanzt mit Buschwerk,

Und der

Raum war feucht und warm,

Und selten fand man einen

Frauenkörper so voll schwerer

Erde, wie den deinen,

Und du standst ja selbst im

Fenster deines Mundes,

Färbtest die Balkone deiner

Lippen rot.

 

 

 

Aufschlag 8585

 

Du warst dir selber fremd,

Und du entdecktest irgendwann die

Eigenliebe,

Und du liebtest dich total und schobst die

Hand in einen Spiegel

Und berührtest dich im

Glas, das dich von deinem Körper trennte,

Und von mir verlangtest du die

Scheibe zu zerschlagen,

Und ich brach dich so entzwei, dass aus den feinen

Rissen Blut hervortrat,

Und das kam von mir,

So sehr war ich in dir.

 

Aufschlag 8586

 

Im

Übergang von deiner runden, braunen

Schulter hin zum Hals

Und andrerseits zu deinem

Arm und in den Rücken

Und zu deiner Brust,

In diesem

Übergang lag meine Wohnung,

Und du pflegtest sie mit deiner

Hand, die strich dort das Gefieder glatt,

Und herrlich schimmerten die

Federn, die du aneinander legtest

Und ein wenig hin und her schobst.

 

Aufschlag 8587

 

Du lagst im

Bronzeguss auf deinem Rücken,

Deine

Beine hieltst du angewinkelt,

Und die

Füße bildeten nach Frauenart vom

Fußgelenk bis in die Zehenspitzen einen sanften

Rückenbogen, den schritt ich entlang,

Er stand ein wenig in die

Luft gerichtet und nahm meine

Körperwärme an und wippte etwas auf und ab,

Und deine

Starre löste sich nun langsam.

 

 

 

Aufschlag 8588

 

Die Räume waren aufgeteilt,

Und, lagst du so bei mir, war ich nur

Tänzer auf der Oberfläche,

Und darunter wohntest du

Und kanntest dich gut aus,

Und nirgends brach ich ein, wie ich es wünschte,

Und es waren zwei, drei

Fenster, die du offen hieltst,

Dort ließt du mich herein, doch nur mit einem

Wort, für mehr war dir der

Raum zu klein.

 

Aufschlag 8589

 

Zwei

Säulen wuchsen dort aus Eis

Und hingen von der Decke,

Und sie sehnten sich nach neuer Kälte,

Und du redetest zu meinem

Kopf, der war so gläsern

Und so tausendfach gesprungen,

Und du stelltest ihn zum

Schutz in deinen Schutz,

Der war vollkommen.

 

Aufschlag 8590

 

Den ersten

Schluck trank ich aus deiner Hand,

Es war mir recht,

Und dieser

Becher war jedoch ein

Teil von dir, den ich nicht wollte,

Und den zweiten

Schluck ließ ich in dir

Und starrte in die

Tränke, die stand still,

Und durch die

Oberfläche zuckte dein Gesicht,

Das kannte ich noch nicht.

 

 

 

Aufschlag 8591

 

In einem kleinen

Käfig, der in unsrem Garten stand,

Befand sich eine junge

Leere, die wir uns entnommen hatten,

Und wir sprachen viel mit ihr

Und mussten sie wie uns ernähren,

Und sie lebte so wie wir

Und liebte uns und mit uns,

Und in deiner schmalen, schönen

Hand war sie ein Edelstein,

Den musste man vor

Diebstahl schützen,

Ich schlug ihr den

Schädel auf

Und ließ sie sterben.

 

Aufschlag 8592

 

Du wünschtest meine Nähe,

Und ich durfte dir nicht nah sein,

Und du schütztest dich vor mir,

Und deine

Kleider waren undurchdringlich fest aus

Blech,

Und eine

Schere, die ich fand, würd mühelos

Metall zertrennen,

Und ich dürfte sie im

Notfall auch verwenden,

Und du würdest sicher irgendwann die

Trennung zwischen mir und dir

Damit vollenden wollen,

Und das

Instrument verstumpfte schneller als die

Zeit verging,

Die sich dran schärfte.

 

Aufschlag 8593

 

Wie fassten uns an beide Hände,

Und der

Teufelskreis schloss sich so mühelos

Und hätte ich zuvor…

Und hätt ich jetzt…

Und morgen, fand ich,

War nun auch schon gestern,

Und wir sangen unser

Lied und drehten uns so lustig,

Und wir tanzten eng um uns

Und ließen niemanden dazu.

 

 

 

Aufschlag 8594

 

An meiner

Frau fand ich das erste Mal, dass ihre

Füße fest verwurzelt waren,

Und ich grub, verzeih mir bitte, deine

Erde auf und stützte dich in dieser Zeit,

Und du erzähltest ja,

Dass ich nichts finden würde,

Und du standst so fest im freien Raum,

Und deine

Arme, die ich liebte,

Griffen nur in deine eignen

Wolken.

 

Aufschlag 8595

 

Nachts empfand ich keine

Treue,

Und ich legte grüne

Blätter auf die weißen Laken,

Und ich starrte lang genug darauf, das

Licht der Nachttischlampe brachte mir die

Wahrheit,

Und es war der

Zweig, der dich nicht wiederfand

Und saß doch fest im

Baum darauf.

 

Aufschlag 8596

 

Man rief mich fort von dir,

Und ich erkannte deine

Stimme, die war weit entfernt,

Und ließ ich dich, verlör ich dich,

Und käm ich nicht zu dir, müsst ich die

Ohren strafen,

Und so blieb ich stehen zwischen dir und dir

Und gab dich auf

Und konnte dich nur so für mich

Erhalten.

 

 

 

Aufschlag 8597

 

Wenn du am

Morgen deine Finger

Sanft und liebevoll im nassen

Gras verstecktest oder über seine

Spitzen strichst, ließ ich dich sein

Und ging beiseite,

Und es war, dass du den

Kuss, der noch auf deinen Lippen stand,

Nun heftig in die feuchten

Innenflächen deiner Hände drücktest,

Und ein schmaler, kaum entstandner

Dampf verhüllte auch die

Worte, die du flüstertest,

Die jagte ich erst später, als die

Sonne höher stand,

Und nagelte sie einzeln wieder an dir fest,

Dass sie mir nicht entkamen.

 

Aufschlag 8598

 

Es war der

Stacheldraht, an dem ich hängen blieb,

Und griff nach dir

Und streckte meine Hände aus,

Und alles war so nah

Und ließ sich nicht entfernen,

Und es freute dich, dass irgendetwas

Mich so schmerzhaft an dir

Festhielt.

 

Aufschlag 8599

 

Du maltest eigne, weiße

Wolken in die Luft,

Und niemand störte dich,

Und seitlich stand ich an dem

Feldrand,

Und am Ende deines

Spieles stünde ich und müsste, sagtest du,

Noch etwas warten,

Und du würdest mich verlassen

Und mich rufen, wenn es

Regeln gäbe, dir mir

Gelten würden.

 

 

 

Aufschlag 8600

 

In roten

Schuhen gehst du neben mir,

Und wirklich stehen deine

Füße, jeder einzeln, in den

Schiffchen deiner Lippen,

Und ich füge sie zusammen

Und an meinen Mund,

Und deine weißen

Zähne treten deutlicher als je hervor

Und öffnen sich zum

Biss.

 

Aufschlag 8601

 

Heute früh, im Bad, verriet mein Spiegel eine

Linie, die lief über mein Gesicht,

Sie fügte sich aus vielen

Punkten eng zusammen,

Und von hinten sagtest du sofort, dich

Träfe keine Schuld,

Und deine

Hände hieltst du hinter dich und schärftest dort die

Worte nach, die dich so

Deutlich machten.

 

Aufschlag 8602

 

Immer hattest du die

Handschuh an,

Wie konntest du mich spüren,

Und dein

Haar, das lang herunterfiel, war mir ein

Wasserfall, der lauter stürzte

Und der mich ertränkte ohne dass ich in ihm stand,

Und auch dein

Mund beraubte mich

Und rührte mich nicht an.

 

 

 

Aufschlag 8603

 

Auf dem

Weg, der aus dem Garten führte, sah ich

Tag für Tag, dass wieder eine dieser hellen

Blüten sich erschloss,

Der Duft stand fest in ihrer Tiefe,

Und, bevor sie aufbrach, fandst du ihr

Versteck und gingst mit mir

Und aßt mit einem

Biss die weiße Lampe auf,

Und durch die

Wangen schimmerte ein Wachsrot,

Das ich so an dir nicht kannte,

Und der

Duft verblich.

 

Aufschlag 8604

 

Du standst mit bloßen

Füßen in geharkter Nachbarschaft,

Und etliche der

Spuren führten hin zu dir

Und bildeten ein Stückchen der

Vergangenheit, die deutlich wurde,

Und sie war nicht mein Besitz,

Und auch der

Zaun dazwischen war Verbot,

Und sicher war es auch ein

Teil der unberührten Zukunft,

Die so vor dir lag

Und die nicht

Eintrat.

 

Aufschlag 8605

 

Mein

Gepäck bestand aus einer Tür,

Die stellte ich auch zwischen uns,

Und in die

Zimmer, die es links und rechts davon nicht gab,

Erlaubten wir uns einmal nur den Eingang,

Und er musste dann zugleich für dich und mich ein

Durchgang und ein Ausgang sein,

Und war so ein

Verzicht, den wir nicht nutzten,

Und wir trafen uns stets

Außerhalb.

 

 

 

Aufschlag 8606

 

Ich neige meinen Kopf zu dir,

Und meine

Lippen grüßen wirklich deine

Brüste, Haut zu Haut,

Sie sehen mich,

Und sie erinnern sich

Und rücken sich zurecht,

Und deine

Hand spielt mit,

Und alles ist an dir so gleich

Und sich so einig,

Und du fließt und strömst an mir vorbei,

Nein, an mir hoch,

Und hinter mir, im

Nacken, geht dein Mund spazieren,

Und er sagt, dass es genug sei,

Und ein spitzes

Ding, nicht größer als dein

Finger, stößt durch meinen Rücken in die

Blutgefüllte Kammer

Und gehört dazu.

 

Aufschlag 8607

 

Dein

Morgenmantel fällt ein wenig auf

Und dann, versehentlich, zur Seite,

Und er öffnet deinen

Leib und alles, was ich an dir liebte, seh ich

Plötzlich tausendfach und mehr, versteckt an dir,

Und ein Geheimnis tut sich auf,

Und du weißt nichts davon,

Und immer schon, so sagst du mir,

Verfügtest du und lebtest du auch nur in dieser einen

Wohnung,

Lange schon vor mir.

 

Aufschlag 8608

 

Die

Mandelblüten deiner Augen kaufte ich dir ab,

Und viel bezahlte ich dafür,

Es war mein Lebensrest,

Dann stieg ich in die

Schiffchen, als sie, eben aus dem

Baum gefallen, auf dem Wasser schwammen,

Und wir trieben leise aufeinander zu,

So sehr beruhigte dein schönes

Liderspiel das Biest, das du an langer

Leine führtest.

 

 

 

Aufschlag 8609

 

Du liebtest in der

Not ein Spielzeugtier,

Das hieltst du fest im Arm,

Es durfte nie alleine sein,

Als draußen eine

Kreatur aufschrie, es musste wohl ein

Mensch im Unfall sein, liefst du hinaus,

Und du verletztest dich in deiner Eile,

Und die

Kleider blieben hängen,

Und sie hielten dich zurück

Und ließen dich nicht weiter,

Und dein

Spielzeugtier starb, ohne dich in seiner

Nähe, ganz allein.

 

Aufschlag 8610

 

Oben denkt mein Kopf,

Und unten sitze ich zu deinen

Füßen und versuch mich zu erinnern,

Und dein

Arm liegt auf der Lehne meiner Schenkel,

Und ich darf mir so nicht

Helfen.

 

Aufschlag 8611

 

Wir wollten uns in diesem

Zimmer treffen und alleine sein,

Ich würde dort von einem deiner

Boten etwas mehr erfahren,

Und es hing dein leeres

Unterkleid gekreuzigt an der Leine,

Und es war gereinigt

Und schon lange trocken.

 

 

 

Aufschlag 8612

 

Du warst mir völlig fremd,

Und in den

Haaren hingen dir noch Fäden deiner

Melodien mit Perlen unbekannter Rhythmen,

Und mein

Finger zupfte einmal nur an einem Spinnweb,

Das war schon zu viel.

 

Aufschlag 8613

 

Von einem umgeschlagnen

Baumstamm riss ich Borke,

Und daraus entstand ein

Schiff, das wir bestiegen,

Und es trieb hinauf bis in die Krone,

Und dort oben biss ich immer wieder

Tief in deine Haare,

Und du wusstest wirklich nichts davon

Und riefst noch zu mir rauf und

Winktest.

 

Aufschlag 8614

 

Die

Malerei auf deiner

Haut war nicht mehr zu entfernen,

Und sie war ein

Teil an dir, den nahm ich mit,

Und überall im

Sand und auf den Wegen fand ich

Spuren der Gravur,

Die überdauerten schon ewig meine

Zeit.

 

 

 

Aufschlag 8615

 

Du maltest heimlich eine

Liebe aufs Papier,

Die hieltst du fest im Arm,

Und ich entdeckte dich dabei,

Und deine

Liebe könnte man ja sonst nicht sehen,

Und sie ginge auch an mir und selbst an dir

So weit vorbei, wie hier auf dem Papier,

Um nah zu sein.

 

Aufschlag 8616

 

Aus deiner

Sammlung zeigtest du mir dünnstes

Schreibpapier,

Das war beschriftet, ohne dass man etwas sah,

Und war so leicht

Und schwebte zwischen unsrer Sprache,

Und ich sah nun doch, wie sich die

Worte deines Mundes dort hinein bewegten

Und verfingen

Und drin hafteten

Und nicht verloren gingen.

 

Aufschlag 8617

 

Ohne

Abschied schied ich heut von dir,

Und wir versprachen uns,

Dass keiner mehr vom andren lassen müsste,

Und wir waren frei

Und ungezwungen

Und so voller Heiterkeit

Und blickten stumm zur Erde,

Und die

Sicherheit, dass keiner mehr vom andren wusste,

Als er selbst, war uns ein neuer

Anfang, den wir einfach fallen ließen,

Und wir freuten uns in

Gegenseitigkeit.

 

 

 

Aufschlag 8618

 

Mehr war nicht von dir zu sehen, als das

Auge, welches aus dem kleinen

Spielzeugfenster schaute

Und vielleicht der

Ansatz deiner Nase,

Und ich durfte dich befühlen

Und betasten

Und erfuhr dich hinter dieser

Wand mit meinen Händen,

Und wir lebten doch schon jahrelang

Zusammen.

 

Aufschlag 8619

 

Deine

Hand war weicher als dein Mund,

Sie sprach mit mir,

Und deine

Lippen redeten ihr zu,

Und irgendwie müsst ich dich finden,

Meine

Augenbinde würdest du danach

Entfernen.

 

Aufschlag 8620

 

An der

Küste stieg das Wasser dir ins Haar,

Es schwamm in völlig neuen Wellen,

Und das

Meersalz schmeckte mir darin so bitterlich,

Als ich dich kämmte

Und es trank

 

 

 

Aufschlag 8621

 

Die

Sonne riss das Licht der Haare so weit auseinander,

Dass ich kaum das

Segelschiff, das du zur

Zierde darin trugst, erkannte,

Und wir fuhren auf den kurzen, blanken

Spiegelungen dieser Wasser

Hin und her,

Es schmerzte schon die

Blendung in den Augen.

 

Aufschlag 8622

 

Ich gab dir meine

Hand zu halten für den Augenblick

Und hörte auch, dass

Königinnen zum Beweis der Treue

Über glühend heiße Schalen laufen mussten,

Und wie sollte ich die

Prüfung über deinen

Leib bestehen?

 

Aufschlag 8623

 

Mit einem

Finger kreistest du ganz leicht die

Innenflächen meiner Hände ein

Und zeugtest dir ein

Fieber, das mich lähmte,

Und ich riss dich ab von der

Verankerung, in der du standst,

Und ließ mich von dir führen an den

Linien meiner Hand.

 

 

 

Aufschlag 8624

 

Als wir uns die

Hände gaben, sollte es ein

Abschied sein, ein

Lebewohl, das ich trotzdem nicht aus den

Händen legen wollte,

Und ich grüßte dich erneut

Und gab doch ab an dich

Und stand mit dir auf einer

Schwelle, die ließ keinen von uns frei,

Und gestern ging ich ahnungslos auf diesem

Wege aus und ein

Und wusste nichts von dir,

Und ich verlief so neben dir,

Das sagtest du,

Und hielt nicht an.

 

Aufschlag 8625

 

Ich verstand kein

Wort von dir

Und hörte deutlich, was du sagtest,

Und es war kein fremder

Sinn dabei und keine fremde Sprache,

Und, so frei wie du mit dir,

Konnt ich mit mir nicht sein,

Und eine

Flötenspielerin stand auf dem Bahnhof

Und begleitete das

Abschied nehmen und das Kommen, ohne eine

Frage, auf dem Instrument,

Und das

Getöse um sie her ließ keinen seiner

Töne frei,

Ich ging auf ihrem Spiel spazieren,

Und ich hatte jede

Melodie sofort vernommen.

 

Aufschlag 8626

 

Ich fuhr mit dir nach Haus,

Und unterwegs sangst du ein

Lied aus deiner Straße, dass sie

Deutlich wurde,

Sie erschien so nah, dass ich mit dir,

Noch weit entfernt davon,

Schon in ihr heimisch war,

Und so verliebt warst du in deine

Wege, die du mit mir gingst.

 

 

 

Aufschlag 8627

 

Der

Atem, den ich einnahm, teilte sich,

Und fast die ganze

Hälfte ging zu dir,

Und, was mir fehlte, kam von deiner

Seite,

Und es war ja ganz gerecht,

Und ich litt schrecklich unter dem

Betrug.

 

Aufschlag 8628

 

Die

Spur von mir wurd dir zur Fährte,

Und ich drehte

Und ich wandte mich

Und suchte nach

Gerechtigkeit, bis ich mit dir zusammenprallte,

Du warst außer

Atem, der stand neben dir, weil du von mir bis an das

Ende meines Weges

Fortgestoßen warst.

 

Aufschlag 8629

 

Deine

Finger spielten stets in deinem Haar

Und drehten kleine

Schlangen dort hinein

Und lösten sie

Und wanden sie erneut,

Und, käme ich zu dir,

Müsst ich auf ihren

Stich gefasst sein,

Und ich sah, wie deine

Augen nach mir züngelten.

 

 

 

Aufschlag 8630

 

Du trugst den langen Rock

Und barfuß schautest du daraus hervor,

Und auch dein

Oberkörper war mir zu Gefallen unbekleidet,

Und ich durfte dich beschreiben mit den

Worten, die ich hatte,

Und du kämmtest dir mit schlanken

Armen, weit im Nacken, deine Haare,

Und die

Augen jagten meinen Worten nach

Und fingen sie, noch ehe sie gesprochen waren,

Dass sie wirklich dir allein gehörten.

 

Aufschlag 8631

 

Anderntags sah ich dich dann am

Rand des Wassers sitzen,

Und du schautest in dein

Spiegelbild, das fandst du schön

Und zauberhaft

Und griffst hinein

Und immer wieder schnell nach dir,

Dir nah zu sein.

 

Aufschlag 8632

 

Hinter deinen

Augen, die aus Watte waren,

Standen scharfe Messer,

Und die

Spitzen sahen vorn heraus,

Und unbekannt war mir der

Mechanismus, der mich freundlich rief

Und mir den

Mantel abverlangte.

 

 

 

Aufschlag 8633

 

Ich nannte dich den

Lichtduft,

Und dein

Leib war reiner als das

Porzellan, aus dem man dich gefertigt hatte,

Und mein

Mund erwählte deinen Schoß zur

Tafel, die mich speiste.

 

Aufschlag 8634

 

Deine

Hand war stumpf,

Und deine

Füße waren schon so tief im

Sand vom langen Stehen,

Und ich konnte dein

Gesicht nur noch als

Kreis erkennen,

Den durchschien der

Kuss, der herrenlos im Raum stand,

Der mir viel zu früh vom

Mund gesprungen war.

 

Aufschlag 8635

 

Du warst das

Wärmebild in meiner Hand,

Das fasste ich von hinten an

Und spürte auch die

Pforte, hinter der die Lava stand,

Und um den

Krater wuchsen dünne, krause

Eisenfäden, die du mit den

Fingerspitzen hin und her schobst.

 

 

 

Aufschlag 8636

 

Der

Damm war alt und taugte nichts,

Und, wollte ich zu dir,

Ging ich darüber hin und hielt dir deinen

Mund geschlossen,

Und ich nahm dich mit

Gewalt,

Und gleich danach tat sich die

Erde wieder auf und spie die

Spalten an die Oberfläche, die mich überlief

Und brüchig machte.

 

Aufschlag 8637

 

Das

Krankheitsbild war schrecklich,

Und es reagierte deine

Haut im schlimmen Fieber deiner Nerven,

Und der

Kampf war Wettlauf gegen deine eigne Uhr,

Die war ja völlig falsch gelaufen bis zu dieser

Stunde,

Und du wolltest mich bis dahin pflegen,

Sagtest du mir immer wieder.

 

Aufschlag 8638

 

Wir waren draußen,

Und dein

Haar nahm von der Dunkelheit der Nacht

Die Weichheit an,

Es wurde Teil von ihr,

Und, was ich sah, war wirklich nur ein

Teil von dir,

Das löste sich vor meinen

Augen auf,

Und einer dieser grellen

Sterne funkelte ganz still aus dir.

 

 

 

Aufschlag 8639

 

Im

Nachtspaziergang führten wir uns an den

Händen,

Und wir spürten eine kleine

Angst, die stand drei Schritte hinter uns,

Und dachten auch, dass sich das

Kindsein nie verlegen lassen würde,

Und ich sah zurück,

Und wirklich standen hinter uns zwei

Kinder, die uns ängstlich folgten,

Und sie hielten sich an ihren

Händen,

Und ich kannte dich in meiner

Jugend doch noch gar nicht.

 

Aufschlag 8640

 

Kaum angekommen, war ich fort,

Und du begrüßtest mich im

Abschied,

Und genau zu unsren Füßen

Wuchs ein kleiner, grüner

Keim, wer sollte ihn behüten,

Und von uns war keiner

Schuld an dem Entstehen,

Und mein

Samen galt nicht dir,

Und deine

Fruchtbarkeit hättst du verhindern können,

Und der

Stern, der hinter einer Sonne stand, wurd bei der

Sonnenfinsternis gut sichtbar,

Und man lenkte immer alles ab,

Was unerklärbar war.

 

Aufschlag 8641

 

Ich kannte deinen

Namen,

Und ich rief dich damit an,

Und er sei falsch, so sagtest du,

Und neben mir rief dich ein anderer,

Der fragte mich zuvor, was richtig sei,

Das konnte ich nicht sagen,

Und er nannte irgendeine

Zahl und hatte Glück

Und löste deine

Spannung,

Und du gingst mit mir davon.

 

 

 

Aufschlag 8642

 

Hinter deinem

Vorhang stand ein

Spielmannszug, der musizierte,

Und ich freute mich nur wenig über deine

Freunde, die verbrachten ihren ganzen

Tag in deinem Kopf.

 

Aufschlag 8643

 

Wir falteten die

Hände,

Und es fügten sich die

Finger meiner rechten Hand

In die von deiner linken,

Und wir banden uns sehr aneinander,

Und es war doch sonderbar,

Dass wir nicht zueinander fanden,

Und ich wollte nie im

Leben mehr

Gebete so verraten.

 

Aufschlag 8644

 

Es gab auch

Dosenglück,

Das kauftest du für dich und mich,

Und beide

Dosen waren gleich,

Und du ertrankst darin vor Freude,

Und ich wusste nicht, wie ich dich retten sollte,

Und die zweite

Dose hielt ich fest in meiner

Hand.

 

 

 

Aufschlag 8645

 

Heut war ich das erste

Mal in deinem Haus,

Und gleich im

Eingang legtest du dich ab

Und teiltest dich in

Einzelheiten auf, die du so liebtest,

Und ich fand dich überall, in jedem

Winkel, jedem Luftzug,

Und ich kannte mich gleich aus in dir,

Und dein

Parfum wuchs an zu wahrem Flieder, dessen

Blüten gaben einen Hauch von

Honig auf die Zunge.

 

Aufschlag 8646

 

Ich sah dich knien in dem

Gebet und liebte deine Andacht,

Und in einem

Augenblick, als ich in deinem

Rücken stand, wuchs dein Gesicht auf deinem

Hinterkopf und sah mich an,

Dass ich erschrak

Und wehrte alles ab, was du mir beichtetest

Und was du mit den

Augen sprachst,

Und es war alles schlimm.

 

Aufschlag 8647

 

Im

Gebüsch fand ich die weißen Federn,

Und es lagen einige noch in den

Zweigen über mir,

Und alle

Federkiele hatten rote Enden,

Und ich lief zurück zu dir

Und fand dich völlig unbeschadet,

Und mit deinem

Schnabel richtetest du meine

Federn wieder grade,

Und die

Wunde würde schnell vernarben.

 

 

 

Aufschlag 8648

 

Ich wusste nicht,

Wozu es gut war oder schlecht,

Und deine

Antwort war wie meine,

Und vielleicht ergäbe sich die

Antwort erst,

Wenn wir uns trennen würden,

Und ich ging zu dir,

Und ich begehrte dich,

Und alles, sagtest du, sei recht und unrecht,

Und die

Liebe, die du gäbest,

Sei vielleicht gestohlen,

Und sie werde anderswo vermisst,

Und an mir selbst entdecktest du die

Leere.

 

Aufschlag 8649

 

Du ludst mich ein zu dir,

Du wolltest heut mit mir alleine sein,

Ich kam

Und kam zu spät

Und sah dich schon mit dir allein zu zwein

Und war nun ganz allein

Mit mir.

 

Aufschlag 8650

 

Ich kniete dir im

Schoß, es war dir recht,

Und meine

Küsse zähltest du,

Und auf der

Karte deiner Liebe stecktest du die kleinen

Fähnchen,

Und ich konnte keine

Fehler an dir machen,

Eine andre

Frau stieß sich ein spitzes

Stöckchen in die heißen Lippen,

Sich vom Fieber zu befreien,

Und ich hatte keine

Hand mehr frei an dir.

 

 

 

Aufschlag 8651

 

Du hattest eine kleine

Wunde in der Haut,

Und die

Verletzung drang von innen her nach draußen,

Und es musste jemand in dir sein,

Der schlug den

Nagel durch die Wand

Und suchte irgendwo dich zu befestigen,

Und ich war dir so nah

Und griff nicht ein,

Das war dir recht.

 

Aufschlag 8652

 

Die

Schienen schoben sich in einem schlimmen

Stoß in deinen Leib,

Und in dem

Zug, der auf dich zukam, saß ich an dem

Fenster,

Und ich winkte dir und rief voraus,

Und der

Zusammenstoß, riefst du zurück, könnt dich,

Solang ich näher käm, nicht treffen,

Und du wartetest

Auf mich.

 

Aufschlag 8653

 

An dir erfand ich eine

Landschaftsmalerei,

Und jede

Körperfalte, jeder Winkel wurde zur

Erinnerung und blieb am Leben,

Und, als wir uns trennten, und du mich zum

Schnitter machtest, der die fremde

Ernte einfuhr, stahlst du mir im

Abschied noch die

Jahreszeiten, die dir

Fehlten.

 

 

 

Aufschlag 8654

 

Deine

Bilder, die du maltest, waren aus der

Zeit der Kälte, waren aus der Jugend,

Und du klagtest, dass die

Farbe eingefroren sei,

Und soviel gab ich dir von mir,

Dass wenigstens die roten

Spuren ausgezeichnet werden konnten,

Und die blieben warm an mir.

 

Aufschlag 8655

 

Du tanztest vor der nackten, weißen

Wand, fast schattenlos, und hattest keine

Kleidung und trugst keinen Schmuck

Und warst geschminkt als bleicher

Grund, der hob sich kaum noch ab,

Und, zündete dich nicht die

Sonne an, säh niemand deine Fackel brennen,

Und dein

Haar pfiff in der heißen Luft,

Die riss dich dauernd ab vom Boden,

Und die

Flamme schlug sofort zurück,

Und manchmal hatte ich von dir

Nichts weiter in der

Hand als dich.

 

Aufschlag 8656

 

Über mir im

Zweig bewegen sich die Apfelblüten,

Und ein

Spatz dazwischen zwitschert unverdrossen,

Und nun fällt der

Duft aus deinem Haar in meinen Mund,

Und deine

Zunge ist nicht spitz wie dieses

Stöckchen, dass du in den Fingern hältst,

Und lange lieg ich unter dir

Und lass dich mir gefallen.

 

 

Aufschlag 8657

 

Ich errichtete in meinem

Zimmer Wälle gegen mich,

Die halfen viel,

Und als du nur die eine

Tür ganz unerwartet öffnetest,

Riss alles in mir ein und lief heraus

Und überschwemmte dich

Und spülte mich so eng an dich,

Dass wir uns kaum noch

Kennenlernen konnten.

 

Aufschlag 8658

 

Drüben stand der

Tisch, auf dem ich wohnte,

Und du hämmertest und schnitztest mit dem

Werkzeug eine Form aus mir,

Die sollte dir gefallen,

Und in einer

Pause dachte ich an Flucht

Und war doch selbst der

Nagel, den ich durch die

Tür in dies Modell geschlagen hatte,

Und der hielt mich vor dir fest,

Ich konnte mich so nicht einmal alleine um die

Eigne Achse drehen

 

Aufschlag 8659

 

Die

Röcke großer Pappeln raschelten im

Wind an dir,

Ich griff hinein

Und fasste dich

Und ließ dich sein

Und blieb bei dir im

Schatten deiner Blätter

Liegen.

 

 

 

Aufschlag 8660

 

So dachte ich an dich:

Du würdest als ein

Eisquell aus dem Stein, der wär mein

Kopf, entspringen und sanft über meinen

Körper rinnen,

Und der

Kälteschmerz, von dem ich wusste, dass er

Schön sei und betäubte,

Würde irgendwann in irgendeiner Sonne

Schmelzen.

 

Aufschlag 8661

 

Mit mir als

Wandbild konntest du nicht leben,

Und du nageltest mich

Tausendfach an deine Wand,

Und du warst gut zu mir,

Und eigentlich ergab sich nichts zu klagen,

Außer, was nicht schon als

Klage vor dir stand,

Und leer war deine

Wand.

 

Aufschlag 8662

 

Lange blieb ich wach an dir,

Du warst schon fort,

Und erst am

Morgen regte sich ein Traumblatt

Über mir an dir,

Das fiel so ruhig, drehte sich um seine

Achse,

Und das

Katzentier darunter, zuckte auf, erschrak,

Und sprang den

Zaun empor mit hochgestelltem Schwanz

Und lief davon,

Und wenn ich dich nur einmal noch

Berühren könnte in der

Frühe.

 

 

 

Aufschlag 8663

 

Ich sah den

Mantel eines Windes über Pfützen schleifen,

Und ich hauchte meinen

Atem warm und nah auf deine Haut,

Und ihre

Poren öffneten sich weit,

Und diesen

Schauer suchtest du an mir zu finden,

Und den

Eingang fand ich überall.

 

Aufschlag 8664

 

In deinem

Halsband hingen dunkelbraune

Sonnen, die verteilten warmes Licht,

Und meine lange

Reise in den Raum ließ ich, in

Sehnsucht nach dem Kindheitsbild,

Hier unterbrechen,

Und in

Wahrheit sandtest du den

Strahlenregen schon auf mich,

Und er durchdrang,

Und er verbrannte meine

Suche fürchterlich.

 

Aufschlag 8665

 

Die

Fingernägel trommelten aufs Regendach,

Und sonst bewegte sich kein

Laut,

Ich legte deine Hand in meine,

Und so sicherte ich mich, denn durch die

Hälse deiner Finger lief mein Atem,

Und die goldnen

Eisenringe lagen viel zu eng daran

Und schnürten mich schon ein.

 

 

 

Aufschlag 8666

 

Es gab nur wenig

Düfte, die ich malen konnte,

Und der

Duft von dir war süß und schwer

Und fiel als viel zu großer

Mantel über mich,

Den konnte ich nicht tragen,

Und er schleifte auf dem

Boden hinterher

Und schuf im

Gelbsand eine lange Spur.

 

Aufschlag 8667

 

Deine

Fremdheit war so schön,

Dass ich dir lange nachsah,

Und die

Bahnhofsuhr bewegte nur den roten

Zeiger als die Schrittfigur,

Die fiel von einer

Zahl zur anderen

Und wiederholte nichts.

 

Aufschlag 8668

 

Ich lehnte mich an einen

Mädchenbaum, der war so unveränderbar

Und trug die Haare offen,

Und ich ließ das

Sonnenlicht, das durch die Zweige fiel, gewähren,

Und es wusch mich sanft

Und rieselte an mir herab zu

Boden.

 

 

 

Aufschlag 8669

 

Die letzten

Rosen schnitt ich ab

Und warf sie auf das Wasser,

Und sie schwammen dort

Und segelten im

Wind ganz langsam weiter,

Und ich kehrte heim von deinem

Mund, den fand ich in der Zwischenzeit

Weit abgetrieben von dem

Land.

 

Aufschlag 8670

 

Vom

Mittagstisch aß ich

Sekundenbrot aus meiner Jugend,

Und durch deine

Arme sah ich, tief geduckt, nun Kind, auf

Silberschalen,

Und ich fand mich nicht zurecht

Und fragte artig nach dem Augenblick,

Und deine

Hand schob mich beiseite,

Und sie führte mich,

Und

Speise stand tatsächlich nicht an deinem Mund,

Ich wurde wach

Und aß mich satt an meinem

Hunger.

 

Aufschlag 8671

 

Hinter jungem

Schilfgras stand das Ufer,

Und es lag ganz plötzlich frei vor mir,

Du drehtest dich zur

Seite und verstecktest dich ein zweites Mal,

Und überall stieß ich auf unentdeckte

Strände, denen gab ich Namen deiner

Eigenart.

 

 

 

Aufschlag 8672

 

Alles, was du früher in der

Wahrheitsdroge fandst, erkanntest du nicht mehr,

Der

Schliff an dem Brillanten,

Den ich an dich steckte, hatte einen

Fehler,

Und im

Regenbogen zog sich durch die

Mitte dieser schwarze Streifen,

Und du trautest deiner

Liebe nicht.

 

Aufschlag 8673

 

Ich wollte die

Skulptur so lang schlagen,

Bis du endlich aus dem

Stein erwachen würdest,

Und man sagte mir,

Du stündest vor der viel zu kleinen

Tür, die ließe dich nicht durch,

Und ich ging bei dir aus und ein

Und merkte nichts davon.

 

Aufschlag 8674

 

Zwischen uns entstand ein

Buntsteinbild, das konnten wir von beiden

Seiten sehen,

Und wir lebten doch gemeinsam,

Und die

Lücken, die wir füllten, waren ja dieselben,

Und die

Farben unsrer Steine gingen durch,

Und es entstand bei dir ein völlig andres

Mosaik als hier bei mir,

Und unsre

Bilder waren räumlich,

Und man konnte darin gehen,

Und wir lebten unsrerseits in

Räumen, die wir gar nicht kannten.

 

 

 

Aufschlag 8675

 

Zwischen dir und mir stand in dem

Raum ein Hologramm,

Das hatten wir geschaffen,

Und es zeigte, wie zwei

Eisenbleche, die nicht existierten,

Unzertrennbar aneinander hefteten,

Und unter uns war es ganz umgekehrt,

Und eine starke

Spannung stieß uns voneinander ab

Und hielt uns gegenseitig fest,

Und nachts verschoben sich die

Pole irgendwie auf eine

Gegenseite.

 

Aufschlag 8676

 

Du lebtest in dem roten

Zimmer, das war schwarz vor Röte,

Und ich sah nur dein

Gesicht, das nahm die Wand nicht an,

Und außen sah man nichts an diesem

Würfel, der das Glück verhieß,

Und niemals spielten

Wir uns aus.

 

Aufschlag 8677

 

Was uns traf

War nur die

Materialisierung der Musik,

Die

Tränen einer Tänzerin, die für mich tanzte,

Traten nicht aus ihren Augen

Sondern aus dem ganzen Leib

Und spritzten bis zu mir, als sie sich drehte,

Und sie tanzte um ihr

Leben, das ich ihr nicht nehmen wollte,

Und sie starb bevor sie ihren

Tanz beendete,

Und lang bevor sie mich

Verließ.

 

 

 

Aufschlag 8678

 

Ein leiser

Wind pfiff uns ein Liebeslied,

Das summten wir mit ihm,

Und durch den

Kopf sprang mir der Text,

Den sprachst du in mein

Ohr, der zündete ein Feuer an,

Das flammte hoch und sprang auf dich,

Und lichterloh hielt uns das

Lied in Flammen.

 

Aufschlag 8679

 

Ins

Haar geflochten trugst du schwere

Ketten, die dich abwärts zogen,

Und ich griff danach und hob sie an,

Sie hatten hier, im freien Raum, die

Schwere ganz verloren,

Und du merktest nichts davon

Und beugtest dich zu mir.

 

Aufschlag 8680

 

Draußen kam ich ab vom

Weg und trat in trockne

Äste, etwas Staub

Und überstieg zerstörte Reste,

Und ich musste dich Zuhause weinen sehen

Und dann wieder deine

Wut ertragen,

Und es lagen wirklich nirgendwo zerbrochene

Gedanken, die dich so

Verletzten konnten.

 

 

 

Aufschlag 8681

 

Aus den

Felsen brach Gestein

Und legte eine

Höhlung frei, darin stand eine

Vase, die war angefüllt mit Wasser,

Und man sah von außen schon

Und durch die dünne

Haut die Blumen in dir

Blühen.

 

Aufschlag 8682

 

Auf dem

Holztisch lag die weiße Feder,

Und wir stritten uns

Und kamen nicht voran,

Und jeder stand an einem

Ruder, dass sich nicht bewegen ließ,

Und über uns vermisste dieser

Vogel aus dem Kleid,

Was wir besaßen.

 

Aufschlag 8683

 

Schon am ersten

Abend brach ich ein ins

Fenster deiner Augen,

Und das schloss sich hinter mir,

Ich flog in dir direkt in deine

Sonne, die entfernte sich im

Spiel bis in die schönsten Zonen

Und verbrannte sanft an mir

Was sonst nicht brennen konnte.

 

 

 

Aufschlag 8684

 

An dir fand ich kein

Schlupfloch,

Und ich wollte doch den

Sternenhimmel sehen, den du

Abends in dir aufzogst,

Und du selbst, das wusste ich,

Du selbst warst es,

Die darin nach dir jagte.

 

Aufschlag 8685

 

Einen schwarzen

Deckel hieltst du vor die Augen,

Und ich kannte sie,

Sie waren froh

Und flink, wenn man sie sah,

Und so stieß ich mit meinen

Fingern in die leeren Höhlen

Und fand nichts,

Und ausgeräubert hatte man hier alles,

Und du schautest zu

Und warst nicht intressiert.

 

Aufschlag 8686

 

Du streiftest deine

Häute ab,

Und das, was käme, stünde lange vor der

Kunst,

Und meine

Schrecken konnten sich kein

Ende nehmen.

 

 

 

Aufschlag 8687

 

Deinen

Leib schobst du ganz fest in meine Schenkel,

Und die hielt ich doch geschlossen weit von dir,

Und alles, was du redetest, verdrehte sich,

Und letzten

Endes suchte ich an mir Begierde,

Und ich unterschied nicht zwischen irrem

Weg und diesem Irrweg, die ich beide ging,

Und blieb doch, wie du sagtest,

Immer nur an einer

Stelle stehen.

 

Aufschlag 8688

 

Du zogst die

Hände aus und legtest sie auf meinen

Tisch,

Und unter mir sank eine

Erde ein, die hob mich hoch in eine

Angst, die um sich griff,

Und die dich

Abgerissen hatte.

 

Aufschlag 8689

 

In der

Zukunft würdst du dich von

Vielen lieben lassen dürfen,

Und ich teilte dich schon jetzt

Mit mir und dich für mich

Und liebte dich nur grob in

Teilen, die man übrig ließ von dir

Und die du freigabst, ohne dich zu

Teilen.

 

 

 

Aufschlag 8690

 

Noch stand die

Sonne nicht im Brennglas deiner

Augen,

Und du würdest sicher hemmungslos,

Sobald das

Licht sich irgendwo entzündete,

Als

Diebin dorthin

Schleichen.

 

Aufschlag 8691

 

Du färbtest dich,

Und deine

Haare formtest du ganz ungewöhnlich,

Und du sprachst mich an

Und sagtest auch,

Dass ich dich haben konnte für so wenig,

Und wir lebten doch schon jahrelang zusammen,

Und wie könnte ich dich je berühren,

Und du betteltest

Und riefst zwei

Frauen von der Straße,

Und sie schlugen dich vor meinen

Augen blutig,

Und du lagst so friedlich neben mir,

Und ich befühlte meinen Leib,

Er war mir wirklich fremd geworden,

Und an dir war nichts.

 

Aufschlag 8692

 

Immer war es so,

Dass wir uns erst zerstrahlten

Und danach zusammenfanden

Und entstanden neu

Und waren völlig anders als zuvor,

Und andere entstanden nur viel sauberer

Und reiner,

Und in unsrem

Wasser schwammen ungekannte

Und gefährliche

Minuten einer tödlichen

Gefahr.

 

 

 

Aufschlag 8693

 

Ich durfte mich nicht melden,

Als du nach mir riefst,

Du lagst ja neben mir,

Und deine

Hand erstickte jedes

Wort am Rande meines

Mundes.

 

Aufschlag 8694

 

Du presstest deine

Faust in meinen Leib,

Ich durfte dir nicht nah sein,

Und die

Drachenschnur war so

Unendlich lang, dass die

Verbindung zwischen uns

Unwirklich wurde.

 

Aufschlag 8695

 

Aus deinen

Brüsten trank ich nichts mehr,

Und du hattest dich erschöpft

Und überliefst mich tänzerisch

Und ohne die Berührung, als ich

Rücklings auf dem

Boden lag und deine Spuren

Suchte.

 

 

 

Aufschlag 8696

 

In dem

Saal der leeren Stühle

Spürten deine

Füße nah am Boden nach dem Weg

Und irrten

Und verwechselten den

Anfang mit dem Ende,

Und du liefst umher,

Und vor und hinter dir riss ich das

Stuhlwerk und die Tische

Schnell beiseite, dass ich deine

Suche nicht verletzen konnte.

 

Aufschlag 8697

 

Abseits sah ich dich von dir,

Ein

Bild, dass sich ein zweites Mal

Und parallel zu dir bewegte,

Und auch neben mir stand ich,

Und tat genau, was dort geschah,

Und konnt es sein,

Dass ich nicht dich

Und du nicht mich vermisstest,

Dass wir wunderbarerweise

Uns mit uns verwechselten?

 

Aufschlag 8698

 

Vor deinem

Bett stieß ich an rosa Schuhe,

Und ich riss sie achtlos um

Und löste wohl in diesem

Augenblick an dir die Feder, die die

Spannung niederhielt,

Und nie im

Leben hätte je ein

Fuß die Schuhe angerührt,

Und du zerfielst vor meinen

Augen

Tausendfach.

 

 

 

Aufschlag 8699

 

Du schnittst mich auf

Mit einem winzig kleinen Messer,

Und es sei nur

Neugier, sagtest du,

Und tief aus mir berichtetest du über

Kleinigkeiten, die wohl

Unbedeutend waren,

Und du gabst nicht auf.

 

Aufschlag 8700

 

Ich musste barfuß gehen,

Und wer zu dir kommen wollte, hatte

Rechte,

Und das

Unrecht war auf deiner Seite,

Und die

Liebe durfte sich nach dir

Beschränken

Wie und wo sie wollte.

 

Aufschlag 8701

 

Du trugst ein beinah schwarzes

Lederkleid, das mich entsetzte,

Und die

Haut, die wahre Haut, sollt ich an den

Verschlüssen öffnen,

Und du standst dahinter,

Und du wartetest auf mich.

 

 

 

Aufschlag 8702

 

Du reichtest mir die

Hand zum Kuss, die war aus

Glas und öffnete den Mund,

Der zeigte schon vorher, was deine

Augen zu mir sagen wollten,

Und ich habe nie zuvor

Beweglichkeiten aus dem Glas

Gesehen.

 

Aufschlag 8703

 

Dann sprachst du mit dem

Puppenhaus und teiltest auch die

Zimmer ein und schicktest dich von einem

Raum zum anderen,

Und deine

Ordnung trugst du nun schon

Jahrelang in mir spazieren,

Und ich kannte mich nicht aus,

Und eine oft befahrne

Straße war mir plötzlich völlig fremd,

Und ich verlor ein

Ziel, das ich noch nie gesehen hatte,

Aus den

Augen.

 

Aufschlag 8704

 

Heute war dein

Mund aus Stein,

Und

Scheren waren deine Zähne,

Und man sah mir nirgends an,

Wie mich das

Fleisch zerfleischte,

Und es war das

Ungeschehen nur Geschehen.

 

 

 

Aufschlag 8705

 

Ich musste gestern meinen

Kopf vermessen,

Und er sollte passen, weil man mich

Beschweren wollte,

Und man sagte nicht womit,

Und dürft ich wählen,

Würde ich mir deine

Arme wünschen,

Und sie lägen eng am

Hals als Zange,

Und die

Hebel gäbe ich in deine Hände,

Und den

Atem würde ich aus deinen

Lungen pressen,

Und du wögest endlich

Schwer an mir.

 

Aufschlag 8706

 

Ich öffnete die

Hand nun unter deinem Mund

Und fing vom kalten

Wasser, das dort sprudelte,

Für mich ein wenig auf,

Und nahm von dir den

Schluck und hielt dich fest in meinem

Mund, der wollte um dich sein.

 

Aufschlag 8707

 

An deinem

Körper wuchsen allerliebste

Ornamente, die du selbst

Noch nicht gesehen hattest,

Und ich schmückte sie mit meinen

Worten aus,

Die sprach ich auf die

Stellen.

 

 

 

Aufschlag 8708

 

Wir richteten uns ganz gewissenhaft nach den

Signalen, die wir auf dem

Sandweg fanden,

Und es änderte sich nichts,

Und weit vor uns ging deine

Liebe aus und lachte über uns

Und was wir taten,

Und, entfernt davon, ging meine

Liebe und verstand nichts von

Gehorsam.

 

Aufschlag 8709

 

Mir rieselte der feine

Sand aus meinen Händen,

Und er fiel so fein auf dich,

Dass er in dir verschwand,

Und wirklich sah ich, wie er in dem

Wasser langsam auf den

Boden sank

Und sich dort türmte.

 

Aufschlag 8710

 

Du setztest dich auf meinen

Frühstücksteller,

Und ich nahm dich ein

Und fand daneben einen

Zettel liegen,

Darauf las ich deinen Namen,

Und ich öffnete mich nocheinmal

Und reichte ihn dir nach.

 

 

 

Aufschlag 8711

 

Beide hielten wir uns an den

Gegenständen fest,

Die sollten zwischen uns bestehen,

Sollten uns vor dem

Versehen aneinander retten und uns trennen,

Und ich klagte über einen

Mangel an Vergänglichkeit,

Die könnte mich um meinetwillen

Retten.

 

Aufschlag 8712

 

Andre gingen zu

Besuch an schwarze

Gitter, die nicht rosteten, weil ständig

Finger darauf lebten

Und sie hassten

Und polierten,

Und du schämtest dich,

Wenn ich es wagte, deinen nackten

Fuß in meine Hand zu legen,

Und in meinem

Nacken stand ein Fremdling,

Den sahst du genau.

 

Aufschlag 8713

 

Deine

Reue kam zu mir

Und war allein und zwar ein

Bote, den du sandtest,

Und wie sollte ich ihn ohne dich empfangen,

Und ich konnte nicht verzeihn

Und ließ dich weiter übel an mir handeln,

Und du liebtest dich von beiden

Seiten.

 

 

 

Aufschlag 8714

 

Mein

Gesicht war das Gesicht der Herde,

Und ich konnte mich so nicht erkennen,

Und du riefst nach mir

Und strecktest deine

Hände aus

Und griffst hinein,

Und glücklich wolltest du nun sein

Und endlich irgendetwas fassen,

Und ich war nicht schnell genug,

Und nichts war zu vermissen.

 

Aufschlag 8715

 

In dem

Zimmer lebte zwischen dir ein

Vogel und flog aus und ein

Und sang mit deiner

Stimme,

Und aus deinem

Herzen fraß er dir die schlimmen Dinge,

Und du öffnetest an dir kein

Fensterlein.

 

Aufschlag 8716

 

Du warst der

Spiegel, der in meinen Spiegel fiel,

Und nichts zerbrach

Und reflektiertest mir aus totem

Winkel, was dort lebte,

Und es drehte sich in deinen

Augen alles ganz

Verkehrt herum.

 

 

 

Aufschlag 8717

 

In deinem

Kopf mocht ja ein zweiter

Kopf sein, den du gar nicht kanntest,

Und du warst so oft in dir

Und stießt auf mich

Und fragtest mich nach dir

Und wie es weiterging.

 

Aufschlag 8718

 

Und überhaupt verleugnete ich deine

Gegenwart,

Du standst ja neben mir,

Und meine

Grüße, die dir galten,

Musstest du gebären,

Und du warst schon schwanger

Von dir selber.

 

Aufschlag 8719

 

Im

Spinnweb lebten deine

Augenlider,

Und ich war dir nah

Und hauchte nur dagegen,

Und sie schreckten auf,

Und deine

Augen liefen gleich zum

Rand des Netzes,

Achteten dort auf das leise

Zittern,

Und du blicktest nicht nach draußen.

 

 

 

Aufschlag 8720

 

Aus deinem

Haar riss ich mir eine Blüte,

Und an dir wuchs jede

Blume schneller nach

Als man sie pflücken konnte,

Und ich musste sie dir schenken,

Weil du deine eigne

Pracht nie sahst,

Und ein

Geländer brachtest du nicht an

Und wolltest es noch lange nicht

Errichten.

 

Aufschlag 8721

 

Auf der

Treppe hielt ich dich im

Laufen an

Und stach auf deinen

Mund ein Grußwort,

Das du nicht erwidertest,

Du lehntest dich, so stumm du warst,

An meinen

Rücken, der war eingemauert in der

Wand und kam nicht frei.

 

Aufschlag 8722

 

So verlebte ich:

Es drängte sich mein

Schlaf in deine Träume,

Und ich konnte nichts mehr geben, als den

Hilfeschrei, der lautlos starb,

Und andrerseits gingst du so früh davon,

Du sahst es gerne, wenn die

Morgensonne sich in blanken

Gürtelschnallen spiegelte.

 

 

 

Aufschlag 8723

 

Die

Lippen aus Metall verrosteten,

Und lange stand ich ohne

Worte auf dem Blech,

Und um mich her versuchten viele

Forscher jenen ersten

Augenblick zu finden,

Und der war doch noch nicht

Angesagt.

 

Aufschlag 8724

 

Auf die

Arme, die du in die

Sonne hieltst, fiel Staub

Und bräunte dich,

Und nichts in dir erbarmte sich

Und hielt die

Hand vor deine

Augen.

 

Aufschlag 8725

 

Zweimal leben ist nicht

Doppelt leben,

Und aus meiner

Schulter sieht ein

Draht, der führt direkt zu mir,

Und ihm will ich die

Referenz erweisen,

Und dein

Leben, das ich früher speiste,

Endet hier.

 

 

 

Aufschlag 8726

 

Die

Backsteinwand ist überzogen mit dem schwarzen

Regenmoos, das fraß den roten Schein,

Und deine

Arbeit, mich zu schälen,

Kann ich nicht verstehen,

Und du bist ein stummes

Weib, das liegt in meinem Arm,

Und ein

Jahrzehnt liegst du nun so

Und rührst mich nirgends an,

Und deine

Arme lege ich mir selbst um meine

Schultern

Und sie fallen ab.

 

Aufschlag 8727

 

Ach, meine

Liebe, könnte ich dir Glauben schenken

Nähme ich die

Blutspur deiner Streichelei als

Tätowierung meiner Seele,

Und die

Knöchel meiner Füße ließe ich im

Fangdraht sein

Und bräche wahrhaft auf.

 

Aufschlag 8728

 

Du reißt in mir die

Erde auf mit einem

Pflug, den würd ich gerne ziehen,

Und du lachst zu laut

Und schreist dabei in

Trauer über deine

Arbeit.

 

 

 

Aufschlag 8729

 

Dann schlug ich dir die

Hände ab,

Sie lagen mir im

Haar und liebten mich

Und griffen, wie versehentlich,

Darunter.

 

Aufschlag 8730

 

Unter deinen warmen, weichen

Fuß schob in den

Mund und hielt dich fest

Und flehte dich, nun zuzutreten,

Und versprach, ich würde dieses

Messer lieben,

Das sich in mir drehte.

 

Aufschlag 8731

 

Ziehe an dem dünnen

Faden, der tritt aus der Wand,

Und lös mich ab

Und glaube mir, dass ich ein

Irrtum bin, an den ich mich gewöhnte,

Und ein

Fehler, den man stehen ließ

Und lange überging.

 

 

 

Aufschlag 8732

 

Ich küsste dich im

Zwischenraum von deiner

Unterlippe und den Zähnen,

Und ich stieg in weiche

Tunnel links und rechts davon,

Und farbig wurdst du mir,

Und auf dem

Weiß blieb etwas später

Eine winzig rote

Spur, die hielt ich dir

Verborgen.

 

Aufschlag 8733

 

Auch in deinen

Schoß flog eines meiner

Lippenworte und blieb dort an

Ästen hängen und verstarb

Und konnte keines seiner

Brüder warnen,

Und ich zählte nur,

Wie oft ich an dir

Tötete.

 

Aufschlag 8734

 

Es flog ein

Schwarm von mörderischen

Fliegentieren aus dem Loch,

Das hatte ich gerade über meinem

Herzen ausgemacht,

Es lag in einer

Wand, die war verborgen unter einer

Wucherhecke.

 

 

 

Aufschlag 8735

 

Du konntest nichts mehr tun,

Und dein

Geschenk war königlich

Und fiel auf mich

Und war gewaltig,

Und ich sollte doch das

Laufen lernen,

Und das

Loch, in das ich fiel,

War dir nicht tief genug.

 

Aufschlag 8736

 

Ich sagte noch zu meinem

Kind:

„Es springt ein

Pferd in dem geschlossnen Wort

Und findet nicht heraus,“

Und deine

Ritte waren völlig wertlos,

Und mit deinem

Messer stachst du tief ins

Fleisch, das blieb ganz blass.

 

Aufschlag 8737

 

Wir hatten an das

Bild vier Seile angebracht

Und zerrten es

Und fanden ein

Signal, das war verschlüsselt,

Und es reagierte jeder anders,

Und wir waren uns nicht einig,

Und wir wurden Schlüssel,

Und die Schlösser waren nirgendwo,

Und dir gab ich mich in die

Hand

Und band mich los.

 

 

 

Aufschlag 8738

 

Wir waren von dem

Tanz erschöpft

Und mussten uns im

Schweiß gefallen lassen,

Und wir spülten über deine

Wimpernränder so hinweg

Und über deine

Augenlider, dass sie unsretwegen

Zuckten,

Und wir tropften von dir ab.

 

Aufschlag 8739

 

Du wolltest mir gefallen,

Und du tatst dich auf

Und botst dich an,

Und mir fiel ein

Gewicht von hinten in den Rücken,

Und ich unterschied nicht mehr an dir das

Suchbild und das

Zerrbild.

 

Aufschlag 8740

 

Einmal musste ich dir alles fesseln,

Und du weißt es noch,

Ich musste alles,

Was ich von dir lösen wollte,

An dich binden

Und verhindern,

Dass du irgendetwas fortgabst,

Und du selbst warst völlig frei

Und flogst davon.

 

 

 

Aufschlag 8741

 

Ich lag an dir

Und du gabst alles frei

Und wolltest einmal glauben, was ich glaubte,

Und ich hatte dir mit keinem

Wort die niedrigste der

Weihen angetragen,

Und du schwangst dich auf an mir zur

Eigengöttin, die sich unter meinen

Glauben legte,

Und du warst so voll

Erbarmen,

Das verbot ich dir.

 

Aufschlag 8742

 

Sieben

Hände wuchsen dir an einer,

Und die

Tore, die sich an dir öffneten, ergaben eine

Kette, die fiel lässig über meinen Kopf

Und ließ mich überall zugleich

Dabei, davor

Und drinnen sein,

Und rundherum zog eine

Wache auf,

Die hattest du gesandt.

 

Aufschlag 8743

 

Dann ließ ich alle

Hunde frei, die sollten dich in meine

Arme hetzen,

Und sie fanden dich

Und blieben zahm

Und sprangen dich nicht an,

Und meine

Zähne wagte kaum das

Liebesspiel in deinem Nacken,

Und du botst dich hier mit tief gesenktem

Kopf und andrerseits mit hochgestrecktem

Kinn zum

Morden an.

 

 

 

Aufschlag 8744

 

In der

Heidelandschaft brachen harte

Wurzeln weit entfernter

Bäume aus dem Weg,

Und eine ausgestreckte

Hand warf diese

Wolke weißer Taubenflügel in die

Sonne,

Und mich blendete die

Haut, die wurd vom

Wind ein wenig kraus,

Als er darüber ging.

 

Aufschlag 8745

 

Es war so neu für mich, dass statt der

Worte deine Farben redeten,

Sie trockneten so langsam,

Dass man mit den

Fingern lange in sie tauchen

Und sie weiterschreiben konnte,

Und du last mir alles vor,

Was ich dir schrieb,

Und fragtest nicht nach der

Bedeutung.

 

Aufschlag 8746

 

Draußen fiel der

Regen als ein feiner

Sand aufs Blech,

Und nah genug an dir konnt ich in trocknen

Büschen kriechen,

Und sie staubten etwas auf,

So lange hattest du dich nicht der

Landschaft an dir

Ausgesetzt.

 

 

 

Aufschlag 8747

 

Als ich einschlief,

Schlugst du gleich dein

Zelt auf,

Und es stand ganz dicht an meinem

Mund,

Und meine

Worte, die ich gestern sprach,

Die ich so stark erinnerte,

Die schobst du heute in mein

Ohr und wachtest über mich die ganze

Nacht.

 

Aufschlag 8748

 

Beide standen wir im

Sand und hielten uns umschlungen,

Und wir sanken ein

Und konnten nichts verhindern,

Das

Vibrieren unsrer

Erde würde überall vorhanden sein,

Und unsre

Reise musste endlich enden,

Und es wär so leicht gewesen,

Und mit einem

Schritt daneben, stünden wir auf Stein,

Der hätte uns, als er noch nicht gefallen war,

Zu gern erschlagen,

Und wir hatten

„Nein“ gesagt.

 

Aufschlag 8749

 

Eine ganze

Woche blieb das

Zimmer, das uns hüten sollte, ohne Dach,

Und unsre

Fenster standen offen,

Dass sich keiner

In dem anderen verstecken konnte,

Und wir nahmen uns und gaben uns,

Und vor dem

Anfang war es ja bereits zu spät.

 

 

 

Aufschlag 8750

 

Aus dem

Weg stach dieser harte Draht

Und drang in deinen

Fuß und hielt dich fest,

Und ich, ich stützte dich in deinen

Schmerzen, die du selbst nicht lösen konntest,

Und du ließt mich auch nicht

Hilfe holen,

Und der

Unterboden, sagtest du,

Würd ohne uns gesunden,

Und wir gingen fort.

 

Aufschlag 8751

 

Eines deiner

Zimmer war vom

Rauch geschwärzt,

Und du erinnertest dich an das

Feuer, das sei gestern erst gewesen,

Und mit mir zusammen hättest du den

Brand gelegt,

Wir konnten uns kaum noch darauf besinnen,

Und es drang ja der

Geruch aus dir

Und mir

In diesen

Raum.

 

Aufschlag 8752

 

An deinem

Leib durft ich das

Federkleid berühren,

Und die

Körperwärme, sagtest du,

Säß tiefer,

Und ich schob die

Hand in dein Gefieder,

Und am andren

Tag lag auf demselben

Platz nur noch der ausgerupfte

Nachmittag, der sollte uns hier wieder

Treffen.

 

 

 

Aufschlag 8753

 

Wir standen jeder an der einen

Seite einer Drehtür,

Und wir gingen auch voran auf diesem

Kreis,

Und hinterher erzählen wir, dass unsre

Liebe das Berühren einer glatten

Wand sei,

Und wir ahnten wohl den anderen

Und wussten ihn doch nirgends.

 

Aufschlag 8754

 

Den

Handkuss wollte ich dir geben,

Und ich schob ihn langsam von dem

Rücken an den Rand und weiter in die

Innenfläche,

Und dein

Schoß war voller Küsse,

Die gabst du dir selbst,

War voller

Argwohn,

Der sah mir entgegen.

 

Aufschlag 8755

 

Die

Blütenblätter deiner

Augen riss ich aus,

Und jeder deiner stillen

Schreie traf auf meine

Haut und plärrte dort in

Kinderreimen meiner Hoffnungslosigkeit

Ganz laut zutage,

Und ich hörte nicht auf dich

Und wollte auch mein

Lied nicht enden lassen.

 

 

 

Aufschlag 8756

 

Meine

Arme wuchsen über eine Straße,

Und die schweren

Wagen fuhren dauernd über sie,

Ich wusste nicht mehr, ob ich andrerseits

Noch lebte,

Und du senktest deine

Brüste bis an meine Lippen,

Und ich reichte wirklich mit der

Zunge tief ins Haus der Augen,

Und du bliebst so über mich gebeugt,

Und

Spucke lief aus deinem

Mund als blankes

Wasser.

 

Aufschlag 8757

 

Ich kannte mich an dir gut aus

Und wusste ganz genau

Wo deine

Bitterkeit begann,

Die sann schon lange und im

Vorhinein auf

Rache.

 

Aufschlag 8758

 

Ich schob die flache

Hand in deinen Schoß

Und fand dich so in jeder

Kleinigkeit:

Im

Winkel deiner Ohren

Und im

Ansatz deines Halses,

Zwischen deinem

Daumen und dem Zeigefinger,

Und ich zählte mich, so schnell ich konnte,

Tief in die

Betäubung,

Die dich schützte.

 

 

 

Aufschlag 8759

 

Unsre

Räume waren flach,

Und einer dieser flachen

Kachelöfen reichte bis zur Decke,

Und du lehntest dich daran,

Und niemand hätte mehr gewagt, an dir die

Kohle nachzulegen,

Und ich wusste von geheimen,

Glühend heißen

Fächern, die mir offenstanden.

 

Aufschlag 8760

 

Wir spielten in der

Liebe,

Und du wurdest mir zu einem

Häuflein bunter

Splitter, die ich hin- und herschob,

Und ich füllte dich in einem unbewachten

Augenblick in mein Kaleidoskop

Und brauchte dich nicht mehr zu teilen,

Und du lachtest über mich

Und über meine

Einfallslosigkeit und auch darüber,

Wie du mich so leicht

Gefangen hieltst.

 

Aufschlag 8761

 

Dann hatte ich ein neues

Spiel entdeckt, das dir gefiel,

Und aus der rechten

Hand entließ ich dich

Und mit der linken fing ich dich

Gleich wieder ein,

Und zwischen dir

Und mir war schon nach kurzer

Zeit kein Unterschied,

Und beide balancierten wir

Auf einer schmalen

Mauer uns

Entgegen.

 

 

 

Aufschlag 8762

 

Du sagtest auch, mein

Mund sei falsch, weil er die

Bäume küsste,

Und, solange du nicht wusstest, mich zu retten,

Klagtest du an jedem

Stamm und sangst ein

Totenlied von einer Treue,

Und ein

Hundetier begnügte sich damit

Aus weichem

Boden ungeschützte Wurzeln

Freizuscharren.

 

Aufschlag 8763

 

Man gab dir

Flüssigkeit zu trinken,

Und du strahltest lange noch im

Raum, aus dem du zu mir kommen solltest,

Und ich konnte deine

Kälte kaum erwarten,

Und sie nahm mit der

Entfernung schrecklich zu.

 

Aufschlag 8764

 

Viele

Mauersteine

Hätt ich nicht mehr aus dir ziehen können,

Und es war gerade so,

Dass du mir nicht zusammenstürztest,

Und ich wagte keinen

Schritt mehr auf dich zu

Zu machen.

 

 

 

Aufschlag 8765

 

Heute lebte ich aus der

Erinnerung und rührte dich nicht an

Und tastete mit meinen

Händen über eine glatte Wand,

Durch die warst du gegangen,

Und vielleicht stündst du wie ich davor

Auf irgendeiner ihrer

Seiten, die sich

Rechts und links von mir befanden.

 

Aufschlag 8766

 

Wir gingen einfach in das

Wasser und ertranken,

Und die

Wirbel, hinter uns,

Entstanden durch das schnelle Sinken,

Und du atmetest so heftig

Und so tief an mir vorbei,

Das spürte ich mit meinem

Mund an deiner Kehle.

 

Aufschlag 8767

 

Nie zuvor hatt ich ein

Bettelweib gesehen,

Und du saßt vor mir,

Und deine

Kleider waren abgelegt und wohlgeordnet,

Und dein

Stirnhaar königlich in deine

Nackenhaare eingebunden,

Und du hobst so sanft die linke

Brust mit deiner Hand ein wenig an,

Die

Falle deines Mundes

Ging ein wenig auf,

Und tief in meine

Tasche schob ich alles,

Was du gabst,

Und es ging nichts verloren.

 

 

 

Aufschlag 8768

 

In deinem

Kopf sah ich die Medizin,

Die hatte sich nicht aufgelöst

Und wartete auf irgendeine

Krankheit, die stand vor der Tür,

Und deine

Hände schlossen sich um meinen

Nacken.

 

Aufschlag 8769

 

Ich hielt den

Fuß mit Absicht unter eine

Kufe deines Schaukelstuhls,

Und als die dünnen

Äste splitterten, erzähltest du,

Dass dir das

Pendel zwischen einer

Angst und einer andren ausschlug,

Und du habest nun, durch eine

Kreisbewegung den Zusammenstoß bewirkt

Und dich befreit

Und setztest dich zu mir ins

Wartezimmer,

Das war ohne

Aufruf.

 

Aufschlag 8770

 

Das

Signal stand falsch

Und lenkte mich in eine unbekannte

Richtung,

Und ich sah dich aus dem

Fieber hinter mir an einer

Fernbedienung stehen,

Und dort vorne stiegst du zu

Als ich noch weit von dir entfernt war.

 

 

 

Aufschlag 8771

 

In meinem

Kopf entstand ein Feuer,

Und der

Rauch blieb schwer in Schichten in der

Enge,

Und ich sah schon jetzt das

Schwarz der Balken,

Die würd ich erneuern lassen müssen,

Und du warfst, das sah ich auch,

Von hinten trockne

Stangen

Nach.

 

Aufschlag 8772

 

Diese

Nacht warst du mein

Netz, in das ich fiel,

Und morgens sahen wir die roten

Spuren langgezogener

Quadrate, die dich fest umspannten,

Und ich ließ dich hängen

Über mir.

 

Aufschlag 8773

 

Deine

Leiber drängten sich an meinen

Mund, der wollte überall zugleich sein,

Und die

Wichtigkeit der Reise würde ich sofort

Erfragen nach dem nächsten

Halt,

Vielleicht auch erst danach,

Vielleicht auch erst nach dem, der danach kam,

Vielleicht könnt ich auch diese

Und die anderen, die danach kommen würden,

Überschlagen,

Und würd dann, sofort danach, vielleicht….

 

 

 

Aufschlag 8774

 

Wir lauschten an dem unbeschriebenen

Papier und horchten tief hinein,

Und jeder stand auf einer

Seite,

Und ich las von fern dein

Herz, das schlug ganz fest und gleichermaßen,

Und von mir sprach nichts zu mir ein

Wort dazu,

Und du bekamst die

Antwort so wie ich,

Und beide sahen wir uns nicht,

Und unsre

Drehtür lief mit uns

So schnell sie konnte,

Und der

Boden blieb zurück,

Das sollte sein.

 

Aufschlag 8775

 

Deine

Hand schob ich in meinen Nacken,

Und dort gabst du sie in eine andre

Hand, die zog an dir

Und stützte sich, um dich zu halten, mit dem

Fuß in meinem Rücken ab,

Und, gäbst du dich mir frei,

Wär ich verloren.

 

Aufschlag 8776

 

Heut bekannte ich den

Glauben, der war schwer,

Und eine kleine, weiße

Hand, sie mochte dir gehören,

Fing ganz spielend dieses

Fallgewicht, das ich nun endlich

Auf mich werfen wollte,

Und sie schob es sanft beiseite,

Und der

Augenblick blieb schwerelos

Und stieß sich ab von mir

Und trug dich mit davon.

 

 

 

Aufschlag 8777

 

Es war unverständlich

Und doch einfach:

Als ich dir die

Lider hochschob,

Stieg aus einem der zwei

Seen die junge Ente auf

Und überflog den anderen,

Es tropfte dabei noch ein wenig

Blut aus dem Gefieder in das

Tränenwasser,

Dann war wieder

Stille,

Und dein

Blick blieb starr.

 

Aufschlag 8778

 

In dem

Blumenladen fand ich hinter jedem

Strauß ein lebendes Gesicht, von einem

Mann, von einem

Kind und einer Frau,

Die baten heimlich, das ich nur die

Blumen nehmen sollte, die vor meinen

Augen stünden,

Und ich sah mich nicht

Und nahm sie alle.

 

Aufschlag 8779

 

Als du noch ein

Bild warst, kam ich oft zu dir

Und sprach dich an

Und redete mit deinem

Schweigen,

Und das

Wort, das ich dann liegen ließ für dich,

War dieses eine

Wort zuviel.

 

 

 

Aufschlag 8780

 

In mir ist nur die

Wahrheit, die sich teilt vor ihrer

Existenz

Und strömt aus meiner rechten

Hand

Und zeugt und zeugt,

Und aus dem

Glied in dir stößt sie sich unsichtbar in dich

Und schreibt und schreibt dort meine

Gegenwart,

Und du, du weißt es, bist mir

Beide Mal Papier und Zeuge,

Den ich Tag und Nacht belüge,

Um zu existieren.

 

Aufschlag 8781

 

Der

Träumer mied den Traum

Und hatte

Angst vor der Begegnung,

Und ich konnte den

Zusammenprall nicht mehr verhindern,

Sah auch nicht, in was in rannte,

Und man hatte mich umsorgt,

Und nirgends konnte eine

Kollision entstehen,

Und man führte mich an allen

Seiten.

 

Aufschlag 8782

 

Wir stiegen nun als leichte

Federn auf,

Und unser

Wind war warm

Und weich

Und trieb uns auseinander

Und zusammen,

Und es war ein

Spiel für kurze Zeit,

Dann hatt ich dich mit mir verwechselt,

Und ein neuer

Wind stand überall bereit.

 

 

 

Aufschlag 8783

 

Aus dem

Ring fiel dir ein Bild,

Das trugst du dort geschliffen,

Und es war auf diesem kurzen

Weg zur Erde schon

Vergilbt.

 

Aufschlag 8784

 

Der

Kamm zog aus den gelben

Haaren dieses Knistern,

Und wir beide lagen mittendrin

Und ließen das

Gewitter über uns geschehen.

 

Aufschlag 8785

 

Dann stach ich dich aus deinem

Spiegel,

Und ich schwöre, dass ich nichts

An dir zerbrach,

Und sah dich doch vor diesem

Tausendscherbenhaufen knien

Und suchen.

 

 

 

Aufschlag 8786

 

Meine

Ringe, meine

Ketten, die mich fesselten und

Banden an mich selbst

Und sich an mich und mich an sich,

Verloren mit der

Dauer ihren Rost,

Und heimlich sprach ich dir von blanken

Dingen, die ich zu verschenken hätte,

Und sie wären dir, so sagtest du,

Im ganzen

Leben keine

Last.

 

Aufschlag 8787

 

An dir blies ich die hellsten

Melodien auf einem allerkleinsten

Instrument,

Das wärmtest du zuvor in einer

Tasche,

Und dein

Mantel fiel auf mich

Und hüllte jedes

Echo vor dem

Rückweg ein.

 

Aufschlag 8788

 

Andrerseits,

Als ich mich ganz in dich verloren hatte,

Reichte mir ein

Streicheln deiner Hand, den Weg zu zeigen,

Und ich flog als

Endlosecho hin und her

Und sehnte mich nach jedem neuen

Aufschlag,

Und ich konnte mich nicht

Enden.

 

 

 

Aufschlag 8789

 

Hinterher schobst du die linke

Hand in meinen Rücken,

Und es war mir angenehm,

Und du erfasstest auch mein

Herz,

Das ging ganz ruhig irgendwo darin

Spazieren.

 

Aufschlag 8790

 

Gestern Abend gabst du dich in meine

Hand,

Das dauert jetzt ein

Jahr,

An dir begann die

Zeit ganz neu,

Und heiß sind deine

Wangen,

Und ein

Gas entzündet sich auf deinen

Lippen, wenn ich näher komm,

Und hoch spannt sich das

Bogenlicht von dir zu mir,

Wenn ich nur etwas abrück.

 

Aufschlag 8791

 

Heute Morgen standst du, deinen

Leib zu reinigen,

Und Wasser lief ganz über dich

Und etwas

Schaum stieg auf,

Und es war leicht für mich,

Darein zu tauchen,

Und du sahst mit deinen

Augen, wie ich durch die Schnellen

Schoss und dir so

Völlig nah war.

 

 

 

Aufschlag 8792

 

Als

Handschuh lag ich über deiner

Brust,

Und du, so sagtest du,

Bewegtest dich als

Leib in meinem Mantel,

Und das

Äußere sei mit dem

Inneren so gleich,

Dass niemand uns mit uns

Vergleichen konnte.

 

Aufschlag 8793

 

An deinem

Hals hing einzig noch das

Band mit aufgereihten grauen

Perlen,

Und mein

Finger lief und sprang sie auf und ab

Und schob sich auch in ihre

Muschelschalen.

 

Aufschlag 8794

 

Du hattest deine ganze

Haut in eine rote Farbe eingetaucht

Und mich in dieser

Nacht damit betrogen,

Und am

Morgen hing sie neben dir,

Schon frisch gewaschen und besorgt am

Haken,

Und du musstest irgendwo verborgen warten,

Bis ich dich verlassen hätte,

Und ich ging nicht fort

Und wartete schon jetzt auf neue

Farben.

 

 

 

Aufschlag 8795

 

So weiß war dein

Gesicht, dass dein Gesicht durch diese

Blässe schimmerte,

Und ich erschrak,

Und voller

Angst nahmst du von mir nun jeden

Fingerstrich, der über deine

Augenbrauen lief, der deine

Lippen streichelte

Und der auf deinen

Schenkeln schlief, als

Urteil an,

Und du

Verbotst mir Recht zu sprechen.

 

Aufschlag 8796

 

In der

Nacht verwandelte sich dieses

Silberfell auf deiner Haut

In eine große

Wiese,

Und wir lagen weich darin und hatten

Zeit bis hin zum Sonnenuntergang,

Dann stünd der

Frost darauf, der würde jeden

Eindringling

Erjagen.

 

Aufschlag 8797

 

Deine schlanken

Finger hieltst du in das Licht,

Das schien aus deiner

Stirn,

Und nirgends würde ich ein

Werkzeug finden, dass die dünnen

Drähte dieser Schatten mir von

Hals und Nacken schneiden könnte.

 

 

 

Aufschlag 8798

 

Morgens war ich angepflockt mit einem

Holz,

Das stach durch meinen

Kopf und schmerzte nicht,

Und deine

Augen hielten mich an diesem

Punkt ganz fest,

Und meine

Hand verwischte einen Staub,

Der lag fast pünktlich auf der

Fensterbank im Scherenschnitt

Sowie ich fortging.

 

Aufschlag 8799

 

So verging ein

Tag vom Abend bis zum Morgen,

Und die

Nacht hielt sich zum Glück

Direkt vor einer dieser hellen

Sonnen auf,

Und alle

Wasser standen still,

Und keines unsrer

Häuser wagte es

Zu atmen.

 

Aufschlag 8800

 

So machtest du den

Baum zu einem Wald,

Und für das

Eichhorn war es gar die

Welt und jedes

Fleckchen Erde, das ich an dir fand,

Und selbst den steilsten

Abhang grub ich um

Und erntete noch vor der

Saat.

 

 

 

Aufschlag 8801

 

Den

Kopf schlugst du verstohlen bis zum

Sehschlitz in ein Tuch,

Das war so bunt, dass deine

Augen ihre Farben dauernd wechselten,

Und ich stand vor dem leeren

Kleiderschrank, der hatte dir gehört,

Und eine unbefahrne, neue

Straße

Führte mittendurch.

 

Aufschlag 8802

 

Dich nahm ich ganz in meinen

Mund

Und trug dich fort ins

Nest, das war an dir,

Und deine

Hände pressten meinen

Kopf in dich,

Dort wollte ich dich finden.

 

Aufschlag 8803

 

Aus dem flachen

Gras sah ich hervor,

Es war das

Birkengrün, das reichte auf die Erde,

Und dein Haar hing so auf mich herab,

Dass mich die

Sonnenblitze zwischen ihnen

Blendeten.

 

 

 

Aufschlag 8804

 

An einem

Baum vor deinem Haus hing eine

Schaukel,

Und man sah das

Ende ihres Seils dort oben nicht,

Und lange, lange schwangst du darauf aus

In eine Richtung,

Und du riefst mir im

Entweichen zu,

Dich würde irgendwann der

Schwung nach Hause

Finden lassen.

 

Aufschlag 8805

 

Andre

Leute konnten durch die

Fenster uns in unsren Zimmern sehen,

Und sie sahen dich und mich

Ganz eng im

Zentrum unsrer Wirbel,

Dass wir dort so grausam aneinander schlugen,

Und in

Wahrheit hörten wir nur eine

Warnung vor den schweren

Stürmen, die sich in uns bildeten,

Und zogen unsre

Fensterläden zu.

 

Aufschlag 8806

 

Es störte dich auch nicht,

Dass du von dir nur

Teile abgabst, die ich nehmen durfte,

Und ich schonte alles,

Und ich war gewiss,

An irgendeinem

Tag würd etwas von dir kommen,

Das würd ganz sein,

Und mir eine

Antwort bringen.

 

 

 

Aufschlag 8807

 

Du hattest einen gelben

Schatten, der kam nicht von irgendeiner

Sonne sondern fiel in

Winzigkeiten von dir ab

Und wärmte alles, was sich darein legte,

Und der

Strom der Teilchen

Wendete sich immer von mir ab.

 

Aufschlag 8808

 

Mit dem

Finger schnippte ich an deinen

Scherenschnitt, der so geschickt entstand aus

Worten, die sich zwischen unsre

Lippen schoben,

Und die lagen aneinander,

Und die kleine

Schere stach hinein

Und winkelte mich völlig aus der

Dunkelheit und stellte sich davor,

Und wir bewegten uns

Fast gar nicht.

 

Aufschlag 8809

 

Wir beide waren nur der

Stillstand, den man aus dem

Schwarzpapier gerissen hatte,

Und wir konnten uns darin erkennen,

Und die

Nacht bekümmerte sich nicht um

Dunkelheiten,

Und sie überließ uns uns,

Und wir entzündeten die

Ränder

Und verbrannten.

 

 

 

Aufschlag 8810

 

Unsre

Leiber waren so vermischt,

Dass du mit mir

Und ich mit dir des

Tages irrten,

Und wir suchten eigentlich schon fast

Die eignen

Reste, die uns blieben.

 

Aufschlag 8811

 

Tief in meine

Hand stach dieser Schlehendorn

Und hielt mich ab,

Dass ich nicht an dich reichte,

Und dein

Blick ging fort aus dem Gebüsch

Und hing gebannt an jener schwarzen

Stelle, wo das

Holz die Haut

Durchdrang.

 

Aufschlag 8812

 

Jeden

Herbst

entzündete ich heimlich auf dem

Feld die Erde, die war nass

Und glühte nur für mich

Und mir ein

Eisen, damit stach ich in das

Himmelsholz und brannte tiefe Kerben,

Und die schwarzen

Muster standen lange dort,

Und immer wieder reichtest du mir

Teile deiner Haut,

Die hatte ich noch nicht

Berührt.

 

 

 

Aufschlag 8813

 

Das

Eisen, das dort lag,

War einfach schwarz,

Ich griff danach

Und hörte schon, wie meine

Haut verbrannte,

Und die

Glut war heimlich

Und verletzte mich so schwer,

Und aus dem

Gras, in das ich dich in meinem

Schrecken warf,

Stieg feiner weißer

Dampf,

Ich sah von dir das

Muster hinterher dort liegen.

 

Aufschlag 8814

 

Ich weiß nicht, wie es kam,

Und trat versehentlich auf dich,

Du lagst am Boden,

Unter dir zersprang der kleine

Teller aus schneeweißem Porzellan,

Und du verbogst und schaukeltest mit angezognen

Beinen darauf hin und her,

Und auch die

Scherbe unter dir

Bewegte sich

Und knirschte leise.

 

Aufschlag 8815

 

Ich machte einem kranken, alten

Mann auf Krücken Mut,

Dass er mir dankte,

Und er lächelte mir freundlich zu

Und schlug, als ich an ihm vorbei war,

Mit der

Krücke auf mich ein,

Und hinter mir standst du allein

Und hattest nichts in deinen

Händen,

Und ich drehte mich nach allen

Seiten um, dass mich dein

Blick so sonderbar

Verfolgte.

 

 

 

Aufschlag 8816

 

Es war ein

Traum, in welchem ich dich jagte,

Und es war dir recht,

Und du tatst nichts

Und standst ganz still vor mir,

Und ich versuchte durch den

Schlehenbusch zu dir zu kommen,

Und die langen

Dornen ließen es nicht zu,

Und einer stach durch meinen

Mund und durch die Zunge,

Und im

Gaumen blieb er stecken,

Und du blicktest so gespannt auf mich

Und fragtest leise,

Ob ich dir nicht helfen könnte.

 

Aufschlag 8817

 

Zwischen

Brot und Trockenobst lag auch ein

Kind von dir,

Das liebtest du,

Aus deinen

Brüsten, die geschwollen waren,

Sprangen unversehens

Tropfen, so gefüllt warst du mit deiner

Weiblichkeit,

Die war nicht zu berühren,

Und am

Morgen sprachst du nur zu mir von einer

Zärtlichkeit,

Die müsste auch an dir die

Früchte tragen.

 

Aufschlag 8818

 

Einen

Augenblick war ich so sicher,

Dich zu lieben,

Und du zogst an dieser dünnen

Schnur, die riss mich fort und auf den

Tisch,

Dort schnitten mich geschwinde

Hände in der Länge durch

Und rührten nicht mein

Leben an,

Und du und auch dein

Mann bekamen jeder eine Hälfte,

Und ich tat euch gut,

So rieft ihr euch einander zu

Und lachtet über meine

Fluchtversuche.

 

 

 

Aufschlag 8819

 

Heute war es so,

Dass man die

Liebe unter Lebenden nicht hoch

Bewertete,

Und erst der

Tanz mit einem Toten galt sehr viel,

Und heimlich jagte man die

Liebenden, die könnten

Zweifach Leben

Spenden.

 

Aufschlag 8820

 

Auf deiner

Haut stieg eine Glutfaust hoch

Und züngelte aus deinen

Wangen,

Und der

Fahrtwind, der dir Kühlung bringen sollte,

Blies nicht schnell genug in meinen

Armen.

 

Aufschlag 8821

 

Dir aus der

Hand stahl ich die Linien

Und verband sie anders miteinander,

Und du liebtest diese

Handradierungen,

Die zog ich deinetwegen

Immer wieder anders ab.

 

 

 

Aufschlag 8822

 

Meine

Bilder zog ich dir ein wenig

Schmerzhaft auf die

Haut, dass sich die

Striche röteten,

Und mir schnittst du mit feinstem

Messer, das ich überhaupt nicht spürte,

Alles, was du wolltest, in den

Leib.

 

Aufschlag 8823

 

Auf dem

Tisch stand eine Schale, aufgefüllt mit

Kugeln,

Und man hatte sie aus schwerem

Glas gemacht,

Und mich ließt du aus einer deiner

Hände langsam in die

Zwischenräume fließen,

Und die ganze

Nacht schlug ich in dir bis an den

Rand.

 

Aufschlag 8824

 

Einmal hielten wir auf einer freien

Strecke an,

Und du zogst dich zurück,

Und ich blieb, wo ich war,

Und jeder harkte seine eignen

Wolkenfelder,

Und es war kein

Wind, der dir ins Haar griff,

Und der

Sturm auf meiner Seite

Blieb in irgendwelchen

Bäumen hängen.

 

 

 

Aufschlag 8825

 

Immer, wenn ich ging,

Verlangtest du, dass ich dich noch

Zusammenschob,

Und über meinem

Tag sollt mich ein

Bild von dir begleiten,

Und es war nicht leicht, im

Nachhinein die Weichen

Umzuschalten.

 

Aufschlag 8826

 

Einmal zeigte mir die

Bilderfolge alle

Schichten, die dich bildeten,

Aus denen du entstanden warst bis hin zu diesem

Augenblick, der dich ganz fertig zeigte,

Und ich ließ an mir die

Bilderfolge rückwärts laufen,

Und die

Hand hielt ich auf deine Augen.

 

Aufschlag 8827

 

An dir, das wolltest du,

Begann ich alle

Höhlen auszumalen,

Und du spartest nicht an einem ganz besondren

Licht, das stellte dich in großen

Räumen dar,

Und ich zerteilte dich an dir,

Sonst war es nicht zu schaffen.

 

 

 

Aufschlag 8828

 

Als ich zu dir kam,

War ich zu früh,

Das war dir recht,

Ich sollte dich entkleiden,

Und es wuchs ja über jedes

Fell an dir ein neues,

Das war noch geschmeidiger als das zuvor

Von dem ich fraß,

Und dessen

Halme spielend abzureißen waren.

 

Aufschlag 8829

 

An dir lief jedes

Rädchen ganz geräuschlos,

Und ich horchte überall,

Und auch in deinem

Kopf lief niemand hin und her

Und irgendwelche

Treppen auf und ab,

Und nur in deiner

Brust vernahm ich dauernd dieses

Türenschlagen,

Und ich kam dort nicht hindurch.

 

Aufschlag 8830

 

Dreimal klopfte ich heut an an dich,

Du lagst und warst aus

Stein,

Und besser wärs, man würde

Nicht mehr an dir meißeln,

Und ich ließ die unbehaunen

Stellen unbehauen sein.

 

 

 

Aufschlag 8831

 

Du hattest einen

Gürtel um den Leib geschnürt,

Den zogst du immer enger,

Und es passte kaum ein

Finger noch hinein, so dünn war nun der

Faden, den du daraus spannst,

Und webtest dir an dir die schönsten

Kleider.

 

Aufschlag 8832

 

Du sagtest auch zu einem

Fremden, dass mein

Körper kein Geheimnis habe,

Und du selbst hättst deine

Hände heimlich ausgesendet,

Und sie wären ohne nennenswerte

Botschaft heimgekehrt,

Und auch der

Mund an mir sei so verschlossen,

Dass dort hinter keinerlei

Verborgenheit mehr zu vermuten wäre,

Wenn es etwas gäbe, sei es eine

Höhlenmalerei mit der ich meine

Zeit an mir verschwendete.

 

Aufschlag 8833

 

Du lehntest aus dem

Fenster einer deiner Tage,

Und die

Tür stand auf,

Und durch die

Zimmer und den Flur entlang

Wuchs schon der

Garten bis an diese

Schwelle und ich stand darauf

Und wurde von dem

Grün, das an dir rankte,

Festgehalten.

 

 

 

Aufschlag 8834

 

Wir lagen gerne unter blauem

Licht und liebten alle weißen

Risse, die an unsren Körpern

Immerzu entstanden und vergingen

Und sich unentwegt nach jeder der

Bewegung, die der andre machte,

Richteten.

 

Aufschlag 8835

 

Ich sah es wohl, dass deine

Hände in der Liebe in die

Büsche griffen,

Und sie rissen dort an einem grünen

Blatt, das saß noch fest am

Zweig, den zogst du dicht herab,

Und deine

Faust umschloss nun beides fest,

Und süßer

Saft, so schien es dir,

Schoss zwischen deine

Zähne.

 

Aufschlag 8836

 

Es war noch zwischen

Licht und Dunkelheit,

Da stand dein

Blick in blauen Strahlen noch im

Raum und zuckte auf und ab

Und schob sich erst, als sich mein

Arm eng um dich rankte,

Wieder unter deine

Lider und blieb diesmal lange eingesperrt

Und blitzte nur ein wenig durch den

Rand der Wimpern.

 

 

 

Aufschlag 8837

 

Du bautest einen

Turm mit deinem Leib auf mir,

Der schwankte stark nach hinten,

Und er ließ sich mehr und mehr

In langsamem

Zusammenbruch auf meine

Fundamente sinken,

Die erhoben sich

Und zogen dir entgegen.

 

Aufschlag 8838

 

Das

Haus, an das du klopfst, ist leer

Ja, es ist wirklich leer,

Ich führ dich gern durch meine

Zimmer,

Die sind frei von meiner

Räumlichkeit,

Und ich bin nicht der,

Den du an mir suchst,

Der ließ mich gestern schon allein

Und ohne

Grund zurück mit dieser

Leere, die ich dir nun zeig,

Und nirgends sah ich eine

Nachricht liegen,

Außer mir.

 

Aufschlag 8839

 

Im

Bad sah ich dich gläsern überspült,

Und alles stand ganz still

Und fest,

Und als ich an dich rührte,

Klirrte es so langsam,

Und die

Risse krochen auf und ab

Und brachen dich entzwei,

Und mit dem

Frost auf dir zersprangst du nun in

Hunderttausend Scherben,

Die zusammensanken.

 

 

 

Aufschlag 8840

 

Alle dünnen

Zweige, die aus deinem

Körper wuchsen, hieltst du tags versteckt

Und ließt mich suchen,

Und du selbst standst mit der

Wölbung deiner Hand an einem stillen

Wasser, um daraus in reiner

Spielerei zu schöpfen.

 

Aufschlag 8841

 

Man fragte uns, wo wir den

Krieg gelassen hätten,

Weil er doch in jeder

Tasche säße,

Und wir wären völlig nackt,

Und dir und mir zog man trotzdem den

Mantel aus,

Man wollte alles wissen,

Und die

Pflanze in der Küche auf der Fensterbank

Wand ganz umsonst die

Ranken durch den winzig kleinen

Luftraum, den wir für uns hatten.

 

Aufschlag 8842

 

Zwischen meinem

Mund und deinem

Hielt ich dieses dünne, klare

Glas und lockte dich zu einem

Kuss, der kam zu schnell

Und brach sich auf der andren

Seite, noch im Anflug, das

Genick,

Und hier war nichts zu hören.

 

 

 

Aufschlag 8843

 

Man hatte sicher recht zu warnen vor dem

Stromschlag, der zuerst die

Sehkraft raubte,

Und ganz nah an dir,

Ich mochte noch so heimlich kommen,

Schlossen sich die

Augen ohne meinen Willen.

 

Aufschlag 8844

 

Sie schrie und rief:

„Der

Mann ist ja aus Holz geschnitzt,“

Und warf ein

Messer, das noch blutig war,

Beiseite,

Und der

Mann betrachtete sein Bild

Und wünschte sich ein wenig mehr

Lebendigkeit in ihrer

Stimme.

 

Aufschlag 8845

 

In deinen

Armen, die sich auf die

Kissen stützten,

Wurde ich zum

Glöckner unter dir

Und stieß an dich auf dieser

Seite und an dich auf andrer Seite,

Und der

Klang ließ das Gesicht vibrieren,

Sonst vernahm ich nichts in dem

Getöse.

 

 

 

Aufschlag 8846

 

Viele

Reisezüge standen auf den

Gleisen,

Und es war ein

Blatt Papier, das flog so angstlos

Zwischen ihnen hin und her,

Und zwischen dir und mir entstand ein

Spiel, das sandte uns ganz arglos irgendwo

Stationen zu errichten

Und zu bleiben.

 

Aufschlag 8847

 

Alle

Gleise deiner langen

Haare legte ich zurecht auf deinem

Rücken,

Und wir waren kaum

Zuhause,

Und auf deiner

Brust schob ich die

Schienen weit beiseite,

Und die

Züge fuhren ohne mich

Und ohne dich zurück

Und waren nur noch

Spielzeug in der

Ferne.

 

Aufschlag 8848

 

Erst später, als wir eng zusammen lebten,

Gabst du dich mir zu erkennen,

Und du warst ein ungeheurer

Stapel Weißpapier,

Das konnte ich verwenden, wie ich wollte,

Und ich riss dich ab nach dem

Gebrauch,

Der wollt nicht enden.

 

 

 

Aufschlag 8849

 

Als

Schmuck trug man hellweiß polierte

Knochenscheiben,

Und im

Hohlraum hatte man das

Knochenmark versiegelt,

Das war lebensecht

Und rot gefärbt

Und schwieg sich über das

Geschlecht, von dem es stammte, aus,

Und zart war deine

Hand, die führte ich an meine

Lippen.

 

Aufschlag 8850

 

Flüchtig legte ich den

Kuss auf deine Stirn

Und sah mich vor vor deinem

Mund darunter,

Der war scharf ins

Blech geschnitten, dass ich fürchtete,

Ich müsste hier in dieser

Stadt alleine wohnen.

 

Aufschlag 8851

 

Es war nur in der

Liebe, dass du mich aus meinem

Spiegel holtest,

Und du langtest einfach durch das

Glas zu mir

Und sorgtest auch dafür,

Dass niemand diesen

Platz besetzte,

Und es sei sehr wichtig, sagtest du,

Zu spüren, dass das

Leben echt und wahr sei

Und vielleicht auch

Gegenwärtig.

 

 

 

Aufschlag 8852

 

Meine

Blumen sollten Grüße sein,

Mehr konnte ich nicht tragen,

Und vor deiner

Tür wuchs mir ein ganzer

Blumengarten, der mich überzog,

Und du verstandst sofort

Und zogst mit mir auf eine dieser abgelegnen

Wiesen deiner

Hände.

 

Aufschlag 8853

 

Du zeigtest mir ein

Haus, das stand in deiner Hand,

Wir könnten darin wohnen,

Und der übergroße

Stern, aus dem ich bis hierher in diese

Winzigkeit gewachsen war,

Wär gar kein

Hindernis,

Und wenn ich heimisch wäre,

Würde ich dich selbst dort drinnen

Finden.

 

Aufschlag 8854

 

Ich war ein falscher

Flüchtling,

Und du führtest meine

Hand auf deine Brust

Und öffnetest dein

Kleid, dass meine Flucht ein

Ziel bekäme,

Und ich legte alle

Fluchtgeräte ab an dir,

Das hattest du geschickt

Verhindert.

 

 

 

Aufschlag 8855

 

Als du gingst,

Hielt ich dich ja in meinen

Armen,

Und ich hatte nichts davon bemerkt,

Und unter den geschlossnen

Lidern zuckten deine Augen,

Blickten auf der Flucht in jeden

Winkel,

Blickten weit zurück, zurück, zurück

Und dabei immerzu nach

Vorne.

 

Aufschlag 8856

 

Es war ein

Feuer ausgebrochen,

Das kroch unter deiner

Schale und saß tief in dir,

Und rot warst du

Und hattest kochend heiße

Zonen, die betrat ich nicht

Und hinderte auch alles, was dich

Löschen konnte, am

Betreten.

 

Aufschlag 8857

 

Du legtest mir ein

Werkzeug in die Hand,

Das sei dein

Schlüssel,

Und ich fand dich über zwanzig

Jahre nicht,

Und hinter mir stand diese zweite

Frau, die wusste ganz genau, von wem du sprachst,

Die hatte ich, mit dir vor

Augen, doch nicht finden

Können.

 

 

 

Aufschlag 8858

 

Jetzt wolltest du nichts mehr vor mir

Verbergen,

Und ich schlug die

Mäntel, die dich wärmten,

Einen nach dem andren auf,

Und ganz zum

Schluss war nichts darunter,

Und du lagst mit deinem

Leben völlig neben mir.

 

Aufschlag 8859

 

Als ich dich küsste, wie man einen

Strohhalm küsst, weil er den

Rand des Mundes kitzelt,

Überlief mich dieser

Schauer,

Und auf meiner

Zunge lag ein Haar,

Das hinderte mich grad in diesem

Augenblick

An allem.

 

Aufschlag 8860

 

Morgens ließ ich dich allein

Und sah noch einmal durch die

Fenster in dein Kämmerlein

Und dass du dich als

Scherbenhaufen auf die

Waage schüttetest, die zeigte dein

Gewicht nur in

Minuten und Sekunden an

Und regungslos bliebst du so aufgetürmt

Dort liegen.

 

 

 

Aufschlag 8861

 

Der

Kuss auf deine

Stirn fiel durch

Und wär verloren,

Hätte nicht ein

Haken, mittendrin,

Ihn aufgespießt.

 

Aufschlag 8862

 

In meiner blauen

Wiese trieb ein

Frauentorso ohne jeden wahren

Leib und hatte schon das

Gras, auf dem er lag, zu sattem

Grün verbrannt,

Ich wagte nicht, ihn anzurühren,

Und lief doch Gefahr, als

Mörder gleich erkannt zu werden.

 

Aufschlag 8863

 

Mit kleinen

Kupfernägeln trieb ich einen

Reifen um dein Herz,

Es sprang auf einem

Bein nach einem

Kinderreim als Rhythmus

Immerzu hindurch,

Und ich kam nicht zur

Ruhe.

 

 

 

Aufschlag 8864

 

In einem langen

Gitter saß ein blanker

Ring aus Eisen, den du mit dem

Finger drehen und bewegen konntest,

Und er war recht klein,

Und, rührte ich ihn an mit einem

Wort, so saß er unbeweglich fest,

Und deine

Lippen wurden wirklich heiß

Und glühend rot

Und schmolzen mir zum

Schluss in schwarzen

Tropfen fort.

 

Aufschlag 8865

 

Auf dem

Weg zu dir stand das

Signal auf Rot und nahm mir so das

Recht, auf jeden weitren

Schritt nach vorne,

Und du winktest mir,

Ich sollte kommen,

Und die

Falltür, hinter mir, stand offen,

Und ich sah, dass du die

Schalter für das Licht und für die

Falle mit dem Mund bedientest,

Und in deine

Wangen schoss das Blut,

Das hatte mir

Gehört.

 

Aufschlag 8866

 

Du warst so grell zu mir

Und blendetest in meine

Augen,

Und die

Wimpern zogen winzig kleine

Tränen mit nach oben,

Und es war doch nur der

Morgennebel, der sich fing

Und hängen blieb in deinen

Haaren.

 

 

 

Aufschlag 8867

 

Dein

Herz, so sagtest du, sei gegen dieses

Glas geflogen,

Und es sei nun in den

Hof gestürzt,

Und wirklich sammelte sich draußen an dem

Fensterglas ein wenig helle

Flüssigkeit zu einem

Tropfen, der stand still

Und lauschte her zu mir

Und glaubte nicht das

Schweigen, das sich um mich

Scharte.

 

Aufschlag 8868

 

Wenn ich dich lassen würde,

Würdest du das gleiche tun,

Und endlich würden wir uns glauben können,

Und wir traten jeder einen

Schritt von uns zurück

Und fielen uns als neues

Paar und ganz in unsrer alten

Nähe in die Arme.

 

Aufschlag 8869

 

Am

Tag erkannte ich dich nicht,

Und, ganz genau gesehen,

Lebte ich mit dir von

Zeit zu Zeit in einer

Spiegelebene, die machte mich zur

Frau an dir und dich, ich weiß es nicht,

Vielleicht zum

Mann an mir,

Und irgendwann

Verschob sich wieder alles in die

Gegenwart, die hatte ich wohl

Übersehen.

 

 

 

Aufschlag 8870

 

Aus deinem

Mund,

Und wichtig sei es, dass du nun erzählen wolltest,

Strömte eine

Schar von Taubentieren, die sich

Tummelten und in die

Wolken deiner Haare stießen,

Und sie kreisten eng um dich

Und kehrten lange noch nicht heim,

Und nichts erreichte mich.

 

Aufschlag 8871

 

Alles, was du sagtest, wurde in demselben

Augenblick zu einem Gegenstand,

Der sprach mit mir,

Und selbst der

Kuss von dir war eine eigne

Schöpfung, die noch lange zwischen

Dir und mir

Vermittelte.

 

Aufschlag 8872

 

Gestern ragte einer der metallnen

Spiegel in die größte Höhe,

Und er reflektierte dich und mich,

Wir kamen uns entgegen,

Und die

Bilder blieben, als wir durch den

Spiegel gingen,

Einfach nicht zurück und zogen fort,

Als hätten wir uns nie gesehen.

 

 

 

Aufschlag 8873

 

Es war die

Liebe zwischen uns, die trennte,

Und du sagtest noch, dass diese

Nichtigkeit an keiner

Stelle eine Wurzel hätte, die uns

Näher brächte,

Und mit dir an dir

Wärst du schon stark genug

Verwachsen.

 

Aufschlag 8874

 

An meiner

Angel hing ein Fisch,

Der steckte selbst im

Maul von einem größeren,

Und dann, an dir, erfuhr ich später,

War nur noch die

Nichtigkeit zu lieben, die du übrig ließt

Von einer andren

Fressgewohnheit.

 

Aufschlag 8875

 

An meinem

Weg sah ich ein altes

Messer liegen,

Das wär gut genug für mich gewesen,

Und die

Hände, die ich aus den Gurten schneiden wollte,

Reichten so nicht hin,

Und du, in meiner

Nähe ahntest nichts davon

Und ließt mich achtlos liegen.

 

 

 

Aufschlag 8876

 

Ich küsste deinen

Scheitel,

Und ich küsste auch den einen einzigen

Gedanken, den ich mir darunter wünschte,

Und am

Ende dieser Wendeltreppe hörte ich,

Wie laut sich die

Gespräche in dir trafen,

Und ich kannte nichts von ihrem

Inhalt wieder.

 

Aufschlag 8877

 

Deine

Blumen maltest du in

Wasserschalen,

Und sie waren nicht vorhanden

Und verloren sich durch deine hohlen

Hände auf den Boden

Und verliefen dort.

 

Aufschlag 8878

 

Weil du mit mir reden wolltest,

Kam ich her zu dir,

Und alles, was du sagtest,

Brachte mich in immer größere

Entfernung,

Dass ich an dich stieß

Und dich erschütterte

Und sehr verletzte.

 

 

 

Aufschlag 8879

 

Du nahmst mich ab von meinem

Haken, der war auch ein

Teil von mir,

Und ein

Zusammenhang, der zwischen

Knoten und dem Faden existierte,

War dir völlig fremd.

 

Aufschlag 8880

 

Immer wurde ich gemahnt

Und hielt auch alles streng

Zusammen, was zu mir gehörte,

Und die

Liebe, die mich an dich band,

War fern von mir

Und unerreichbar.

 

Aufschlag 8881

 

Man fand mich ganz verstört

Und sagte auch, dass ich mich suche,

Und in dir alleine hatt ich mich verloren

Und du sagtest nichts

Und lebtest in der

Angst, dass ich wohl eines Tages

Doch nicht wiederkehren

Würde.

 

 

 

Aufschlag 8882

 

Zwischen

Pappplakaten stand ein

Sonnenspalt, der hatte dich geteilt,

Und jede

Aufschrift, die ich las, erschrak mich sehr

In ihrer

Kälte, die stand links

Und rechts von dir.

 

Aufschlag 8883

 

Ein

Ring um deinen Hals verlief in einer

Kette, die war fest in deiner Hand,

Und wärest du nun frei,

So hörte ich dich sagen,

Brächte dich der erste

Flügelschlag direkt in deine Sonne,

Und du wusstest schon,

Wo sie dir stand.

 

Aufschlag 8884

 

Ein gelbes

Haar von dir fällt auf den roten

Schal und überbrückt die

Falten,

Und ich sitz in einem dieser

Täler und ruf laut zu dir hinauf,

Und niemals wirst du mich in deinem

Nacken

Hören können.

 

 

 

Aufschlag 8885

 

Du liegst vor dem Strand und noch im

Flachen Wasser,

Darin schwebt dein Haar,

Und jede kleine

Strömung, sei sie noch so unwahr,

Wiegt es auf und lässt die

Spitzen leise über meine

Wangen streichen,

Und du achtest nicht darauf,

Ob mir noch

Atem für dich bleibt.

 

Aufschlag 8886

 

Du harktest dich,

Bevor du zu mir kamst,

Und in den

Wegen gab es nur die eine

Spur von mir,

Und, was darunter lag an

Zugedeckten, ausgetretnen

Pfaden, mochten sie von deiner

Laufgewohnheit sein, vielleicht ja auch von meiner,

Sollte mich nicht weiter intressieren,

Und ich kam nicht mehr

Voran.

 

Aufschlag 8887

 

Dein

Zimmer war die Glaskaraffe voller

Blumen,

Und es hingen diese

Bilder an der Wand,

Und deine

Augen aßen jede

Einzelheit,

Und wer dich kannte

Kam nicht mehr davon.

 

 

 

Aufschlag 8888

 

Heute stand der

Wind an dir ganz still

Und nichts bewegte sich,

Und über deine

Augen zog auch nicht der kleinste

Hauch, der sonst die

Oberfläche kräuselte,

Und später, als du heimkamst,

Sagtest du,

Dort draußen stünde hinter jeder

Ecke

Sturm.

 

Aufschlag 8889

 

Wenn du mir dir sprachst,

Verloren deine

Worte ihren Sinn

Und fielen auseinander und zerbrachen,

Und du sagtest oft,

Sie würden mich auch ohne mein

Verständnis

Sinnvoll in mir finden,

Und du könntest mich sehr gut

Verstehen.

 

Aufschlag 8890

 

Ich war ganz sicher:

Wenn ich zu dir kam, traf ich

Allein dort ein und stieß auf dich,

Und immer, wenn ich dich berührte,

Waren wir sofort mit dir zu dritt,

Ich meinte fast,

Du fändest an dem

Spiel

Gefallen.

 

 

 

Aufschlag 8891

 

Mein

Fuß schlug an den Stein,

Du hattest dich in ihn verwandelt,

Und du wolltest mich, das sagtest du,

Nun endlich zwingen,

Hinter mich zu schauen,

Und ich drehte mich, so schnell ich konnte,

Nach dir um,

Du flohst aus meinem

Rücken

Ohne abzuwarten.

 

Aufschlag 8892

 

Viele

Dinge waren ohne Sorge,

Und sie standen ganz allein,

Vereinsamt in dem Raum,

Und als ich dir

Gewalt antat, weil du es wolltest,

Ließ dich auch der

Boden fallen, der dich trug,

Und wehtest von dem kleinsten

Anstoß auf

Und warst nicht

Festzuhalten.

 

Aufschlag 8893

 

Du drücktest dich mit deinen

Liebeszeichen einfach aus,

Und einmal sah ich dich in eine

Wand gedrückt, dass selbst dein

Schatten nicht herauskam,

Und du sahst zu

Boden und verharrtest

Stundenlang.

 

 

 

Aufschlag 8894

 

Es war ein andres

Mal, als wir die Messer

Gegenseitig uns im

Fleisch der Körper stecken ließen,

Und du sagtest, dass ich tief erschrak, nur:

„Bitte,“

Und noch einmal:

„Bitte,“

Und es gab doch nichts,

Was wir nicht längst schon voneinander

Hatten.

 

Aufschlag 8895

 

Im

Spaziergang bliebst du stehen,

Und dein

Blick versteinerte,

Danach versteinerte dein

Kopf, dein Hals, dein ganzer

Leib,

Und alles blieb,

Ich mochte noch so daran klopfen,

Stein an mir.

 

Aufschlag 8896

 

Lange trug ich meine

Liebesspiele nur in deiner

Nähe aus, bis du mich zu dir

Riefst auf eine eigne

Weise, die war eingeschnürt,

Und breite

Gurte hielten sie auf dir,

Und

Riemen, die man nicht entfernen konnte,

Liefen über deinen

Rücken.

 

 

 

Aufschlag 8897

 

Nur dieses eine

Bild blieb mir von dir,

Und immer wieder flogen

Entenvögel aus dem Schilf,

Das wuchs ganz nah an deinen

Augen.

 

Aufschlag 8898

 

Zwischendurch wich dir das

Blut aus dem Gesicht,

Ließ alles fahl zurück,

Und gerne hätte ich gewusst,

Wohin die

Röte sich so schnell

Zurückgezogen hatte,

Und ich suchte dich ganz heimlich

Außerhalb und dort,

Wo du mich nicht vermuten konntest.

 

Aufschlag 8899

 

An dir war jeder

Eintritt frei,

Auch hinter deiner

Tür saß niemand, der mich kontrollierte,

Und man zahlte erst im

Nachhinein, wenn man schon lange wieder

Von dir fort war, einen hohen

Preis,

Den musste man sich selbst

Entrichten.

 

 

 

Aufschlag 8900

 

Alles, was du gerne hättest,

Hattest du bereits

Und lebtest anspruchsvoll,

Und mich, der nichts als sich besaß

Und, ohne jeden

Anspruch, alles von dir nahm,

Beschimpftest du

Und warfst mir nach,

Was dir sonst heilig war,

Und wurdest heimlich reich an mir

Und merktest nichts davon.

 

Aufschlag 8901

 

Deine

Augen hattest du vergittert,

Und ich wusste es

Und warnte dich vor mir

Und plante schon den

Einbruch

Und vermutete in dir genügend Raum

Für reiche Zimmer.

 

Aufschlag 8902

 

Ich zählte deinen

Puls, das war mein Lebenswerk,

Und zählte schon seit Jahren,

Und ich wusste auch genau,

Dass es für dich und auch für mich

Nur diese eine

Wahrheit gab,

Die konnte niemals

Wahr sein.

 

 

 

Aufschlag 8903

 

Einmal schwieg mein

Herz,

Es schwieg mein eigenes zugleich,

Man hörte es genau,

Und beide schwiegen, weil sich ihre

Schläge überlagerten

Und aufeinander trafen,

Und es hob sich alles, was sie bargen, für

Sekunden auf.

 

Aufschlag 8904

 

Auf einer

Spielzeugwaage lag ein unbekanntes

Ding, das war mir fremd,

Es hob die leere

Seite viel zu hoch,

Du sagtest auch zu mir,

Es fehlte nichts am Gleichgewicht,

Wenn ich nur meine

Liebe in die andre Schale werfen würde,

Und du standst davor

Mit räuberischen

Augen.

 

Aufschlag 8905

 

Mein

Tag war dieser

Wellenkamm, der auf dem Meer entstand

Und lange blieb

Und nicht zusammenbrach

Und immer wieder nach dem weißen

Vogel langte,

Der stand regungslos so nah

Und spreizte seine

Flügel.

 

 

 

Aufschlag 8906

 

Mein

Tag war auch die

Sandbank, die ich dauernd überlief

Und die sich vor der

Küste zeigte und in meinem

Rücken neu entstand,

Und deine spitzen

Füße hoben sich bei jedem

Griff nach ihnen, als ein schnelles

Fliehen, grade so weit ab,

Dass ich dich nicht erreichte,

Grad um frei zu fliegen.

 

Aufschlag 8907

 

Mein

Tag war auch der Rest der

Nacht, den du nicht hergabst

Und mir vorenthieltst

Und festhieltst bis der neue

Abend kam.

 

Aufschlag 8908

 

Morgen erst

Würd ich dich wiedersehen,

Und ich wartete nicht diesen

Tag und langte durch die

Gegenwart nach dir

Und traf dich an

Und wusste nun, um welche

Wahrheit es sich handelte,

Denn das, was morgen würde sein,

War mir heut

Unbekannt.

 

 

 

Aufschlag 8909

 

Du wolltest mich verändern,

Und du liebtest mich

Und schnittst in mich die

Namen unsrer

Liebe, die sich bald vergrößern würde,

Und, wenn wir schon nicht mehr wären,

Würde sie im eignen

Namen

Weiter wachsen.

 

Aufschlag 8910

 

Wenn nichts mehr gilt

Und nur ein

Händedruck die Sprache übernimmt,

Wenn nichts mehr gilt

Und deine

Hand sich nicht in deine andre findet,

Dir nur diese eine blieb, weil man die

Andere erschlug,

Wenn nichts mehr gilt….

Wie still ist heut der

Tag,

Und viele

Hände liegen herrenlos

Umher.

 

Aufschlag 8911

 

Rückwärts stand ich an die

Wand gelehnt,

Mein

Kopf stieß an die

Kälte, die nahm meine Wärme auf,

Und dort, wo du dieselbe

Wand verlassen hattest, um den einen

Schritt zu mir zu gehen, blieb der dunkelrote

Wärmeschatten in der Wand zurück

Und ließ dich stehen.

 

 

 

Aufschlag 8912

 

Heute Morgen hauchte ich auf deinen

Arm, dort richteten sich alle

Speere auf und gegen mich,

Und überall, wohin ich kam,

Erlebte ich den gleichen

Widerstand, der war nicht gegen mich

Gerichtet.

 

Aufschlag 8913

 

Ich trank aus deiner hohlen

Hand, sie war so köstlich angefüllt mit klarem

Wasser,

Und am

Boden, wo sich

Rillen jahrelanger Strömung zeigten,

Fraß ich auch vom

Sand, der war sonst nicht zu sehen.

 

Aufschlag 8914

 

Dein

Leib wand sich geschickt um meinen,

Und ich war nicht sicher,

Wo ich an dir anfing,

Und der

Morgen zeigte dir und mir die

Haut mit einem

Maschennetz bezogen,

Das umschnürte jeden einzeln fest,

Und ließ uns völlig frei in der

Bewegung.

 

 

 

Aufschlag 8915

 

Manchmal sangst du nur ein

Lied, das war nicht zu berühren,

Und noch lange

Zeit nach dir, konnt ich als

Lauscher an der Wand das

Echo immer wieder spüren.

 

Aufschlag 8916

 

Wenn du deine

Arme hobst

Und wenn du den

Genuss an sich wohl über deinen

Haaren greifen wolltest

Und dich strecktest,

Hob ich mich von meinem

Platz und wusste schon,

Ich wagte mich umsonst dorthin,

Und über dir war doch kein

Fang zu machen,

Deine

Finger griffen leer in irgendeine

Luft.

 

Aufschlag 8917

 

Warum muss ich den

Verrat an dir begehen,

Und die

Krankheit, die du hast ist ja mein

Fieber,

Und zusammen wäre doch die

Leuchtkraft unsres Feuers

Auch von dir und mir

Zu sehen.

 

 

 

Aufschlag 8918

 

Dein

Geschenk war lieblich eingepackt,

Und alles, was ich darin fand,

War dieser eine fingerlange

Nagel, der war ganz aus

Gold, den hattest du um meinetwillen

Dir aus deinem

Kopf gezogen,

Und die

Schmerzen, die ich hatte,

Hingen immer noch daran.

 

Aufschlag 8919

 

Mit nichts warst du zu überzeugen,

Und du liebtest und verlangtest meine ganze

Liebe, die lag nun vor dir auf einem

Tisch,

Verschmolzen war der

Anfang mit dem Ende

Und du drehtest und du wendetest sie

Ganz umsonst.

 

Aufschlag 8920

 

In einem

Bilderrahmen spielte dieses

Kind von dir,

Das hättest du von mir empfangen,

Und ich sagtet ‚Ja’ und gab es zu

Und kannte dich doch nicht

Und hatte dich geliebt in all den

Jahren, die ich fern war,

Und du wusstest, dass sich deine

Arme stets vor meiner

Tür verschlossen hatten.

 

 

 

Aufschlag 8921

 

Ich lebte in dem

Turm und lebte mit den

Taubenvögeln, die verrieten mir schon früh dein

Kommen,

Und du fandst die

Wände deines Käfigs tief in mir

Bemalt mit deinen

Flügeln, die sich lautlos regten.

 

Aufschlag 8922

 

Dein

Kopf war ganz aus

Porzellan und meiner, sagtest du,

Aus rotem

Ton,

Und in der

Freude malten wir uns gegenseitig die Gesichter,

Die sich viel zu schnell verbrauchten, an,

Und jeder hatte eine eigne

Tusche.

 

Aufschlag 8923

 

Deine

Hand flocht eine rote

Schleife in dein Haar,

Und lange lebte ich nun unumwunden,

Unauffällig und so nah an deiner

Seite, bis du mich durch einen kleinen

Seitenwind verlorst,

Und du und ich,

Wir merkten nichts davon.

 

 

 

Aufschlag 8924

 

Du fragtest mich nach meinem roten

Zimmer, weil ich oft davon gesprochen hatte,

Und du hättest es zu gern gesehen,

Ja, es müsste schön dort sein,

Wenn man mir glauben könnte,

Und mit dir, auf deiner

Suche, ging es mir verloren.

 

Aufschlag 8925

 

Drüben hing ein

Regentropfen an dem Blatt,

Darin brach sich das

Sonnenlicht,

Und aus der nächsten

Nähe sah man schnell, dass deine

Tränen aus dem zweiten

Augenpaar, gleich hinter dem

Gesicht, nach vorne sprangen und in

Wahrheit über deine

Wangen rannen.

 

Aufschlag 8926

 

Ich liebte dich,

Und alles war an dir,

Wie du es von dir wünschtest,

Und ich sah dich so, wie du dich sahst,

Und völlig silbern war dein

Leib und gänzlich aus

Metall, das ließ sich nicht mehr

Biegen oder falten,

Und du bliebst so

Jahr um Jahr.

 

 

 

Aufschlag 8927

 

Du hegtest auch ein

Tier, das sei geheim und wär ein

Hüter tief in dir an einer

Glastür,

Und ich wusste ganz genau, wann sich die

Schranken deines Käfigs hoben,

Und ich sah mich vor, vor deiner

Schmeichelei.

 

Aufschlag 8928

 

Ich hatte einen

Wunsch ganz frei,

Den wolltest du erfüllen,

Und danach, das musste ja so sein,

Bräch ich ins

Eis und wäre ungeschützt

Und schwieg

Und ließ den

Wunsch in dir

Ganz offen bleiben.

 

Aufschlag 8929

 

Du lebtest die

Erinnerungen täglich neu

Und freutest dich darüber,

Und du sprachst zu mir

Und sagtest noch einmal

Und noch einmal wie es gewesen war,

Und ich vergaß sofort

Und ahnte schlimm, dass es das Beste für mich sei

Und rührte auch nicht an an das,

Was die

Erinnerung bestimmte.

 

 

 

Aufschlag 8930

 

Wenn du deine

Lichter in dir löschtest,

Stieg an einer weißen

Wand ein Zeichen auf, das wies nach den entfernten

Welten, die sich überall um dich herum

Befanden,

Und ich wusste nie etwas von deinen

Reisen.

 

Aufschlag 8931

 

Wir hörten ein

Gedicht, das ging an mir vorbei

Und blieb bei dir, die ich doch lange kannte,

Stehen,

Und es fühlte deinen

Puls,

Und später sagtest du einmal,

Es wäre dir, als hätten deine

Worte ein Gedicht geschrieben,

Und es sei doch nur ein lang vermisstes

Schiff am Horizont erschienen

Und vorbei gefahren.

 

Aufschlag 8932

 

Aus dem

Bild, das ich dir zum

Geburtstag schenkte,

Fiel ein roter

Punkt auf deine Stirn

Und sank gleich in dich ein,

Und willig wolltest du um dieser einen fernen

Welt nun sein

Und weit nach innen

Horchen..

 

 

 

Aufschlag 8933

 

Du legtest deine

Hand auf meine

Stirn, die war ganz kalt

Und feucht,

Und alle Wärme,

Darin warst du sicher,

Stand dahinter vor dem

Ausbruch.

 

Aufschlag 8934

 

Den

Schlaf nahm ich aus deinen

Augen und besah ihn mir genau

Und fand die

Laken, die dich deckten,

Zugedeckt mit andren Laken

Und darüber immer wieder neue,

Und die

Augen, die ich suchte,

Schliefen fest.

 

Aufschlag 8935

 

Wir spielten dieses

Spiel,

Und einer schloss die

Faust des anderen,

Es konnte nichts darin enthalten sein,

Und trotzdem rieten wir

Und machten den

Gewinn uns zum Geschenk,

Und Nichts war damals viel

Für jeden.

 

 

 

Aufschlag 8936

 

Sieh, so sagte ich, vor dir bleibt kein

Geheimnis,

Und mein

Mund würd mich ja doch verraten,

Und für dich, so sagtest du, enthielte das verratne

Wort von mir noch

Tieferes als ein Geheimnis,

Und du selbst wärst auf dem

Grund und wartetest.

 

Aufschlag 8937

 

Du weißt ja nichts von mir

Und kennst mich nicht,

Ich bin dir fremd,

Du hast mich nie gesehn,

Und, wie ich bin, so bin ich nicht,

Und so, so weißt du viel von mir

Und kennst mich gut

Und bist mir nah

Und siehst mich an

Und fragst mich dauernd,

Ob ich bin, so wie ich bin,

Und ich sag: „Ja“

Und „Ja“ und „Ja“ für allemal,

Weil ich so bin,

Wie ich nicht bin.

 

Aufschlag 8938

 

Du sagtest auch, in dir wär eine

Leere explodiert und dränge dich aus deiner

Mitte fort,

Und deine

Angst um dich säß nun an einem Rand

Und ginge so vielleicht verloren,

Und ich spürte, dass sie sich von dort

Nach außen orientierte

Und griff schon gelegentlich

Nach mir.

 

 

 

Aufschlag 8939

 

Später stürzte alles wieder ein,

Ich implodierte,

Und der

Flug zur Mitte dauerte viel länger,

Und es traf dort nichts von dem,

Was ich erwartet hatte

Aufeinander sondern es entstand die

Leere,

Und ich fürchtete mich sehr

Und fand ja nichts, was mich aus dir

Nach draußen hätte tragen können.

 

Aufschlag 8940

 

Wir sprachen lange miteinander,

Und wir sprachen in der

Liebe voneinander

Und benutzten völlig andre

Dimensionen, als sie üblich waren, sich zu

Offenbaren,

Und wir sahen jeder jeden

Und zu gleicher

Zeit von allen Seiten.

 

Aufschlag 8941

 

Wir trafen uns im

Freien,

Und ich nahm dich in die

Arme, oder war es umgekehrt,

War es, dass irgendjemand das

Papier, in das man uns gewickelt,

Eingeschlagen hatte, aufriss

Und uns einfach

Offen legte?

 

 

 

Aufschlag 8942

 

Ich war verwirrt

Und suchte dich dort draußen in der

Heide,

Und es war doch nur das

Echo deines Lachens,

Das mich so weit lockte,

Und du standst vor mir

Und wichst mit jedem

Schritt, den ich in deine Richtung machte

Weiter in die

Ferne, hin bis zur

Unhörbarkeit.

 

Aufschlag 8943

 

Es entstanden in den

Worten die Strukturen eines Materials,

Und schwierig wurde das

Verständnis,

Und wir sammelten für eine spätre

Zeit, was wir im

Augenblick

Beiseite legen mussten.

 

Aufschlag 8944

 

Wir hatten einen

Tanz, der war ganz einfach,

Und wir fassten unsre Hände an

Und lehnten uns zurück

Und drehten uns mit unsren Füßen,

Unser Köpfe reisten von dem

Schwung soweit sie wollten,

Und sie kehrten oft sehr spät zurück,

So lange blieben wir

Allein mit uns.

 

 

 

Aufschlag 8945

 

Wenn du fortgingst,

Nahmst du dich nicht ganz von mir,

Und vieles, was du an dir liebtest,

Blieb zurück und musste mit mir warten,

Und wir wussten nicht, wir

Hinterlassenen,

Wer wen bewachte

Und wer wen beschützte,

Und ich ging doch stets mit dir,

Und, hier im Hause, hinterließ ich

Gar nichts.

 

Aufschlag 8946

 

Deine

Schuhe standen in der Tür,

Sie sollten von dir zeugen,

Und, solange du bei mir im

Fenster stehen müsstest, dürfte dir die

Tür kein Auge schließen,

Und du lagst bei mir

Und sahst von deiner offnen

Tür zum unverschlossnen Fenster,

Und du konntest keine

Ruhe finden.

 

Aufschlag 8947

 

Damals war das lange

Frauenhaar zutiefst verführerisch,

Und, wenn du gar nicht daran dachtest,

Schob ich es beiseite,

Dein

Gesicht fand ich ganz anders

Als ich es mir vorzustellen wagte,

Und die

Gitterwände waren auch zum

Schutz der eigenen Betrachter

Nötig.

 

 

 

Aufschlag 8948

 

Manchmal sagtest du kein

Wort, dann hörte ich besonders hin,

Bis ich dich gut verstand,

Und endlos übtest du die neue

Sprache,

Und ein

Wort von mir wär wohl

Verrat,

Den würdest du mir nie

Verzeihen.

 

Aufschlag 8949

 

Später lösten wir die

Haken,

Und wir glitten frei

Und etwas voneinander ab,

Dann wieder etwas näher aneinander,

Und wir sahen jeder eifersüchtig,

Was der andre tat

Und spielten mit dem

Abstand, der blieb unveränderbar,

Und keiner stieß den andren an

Und von sich ab.

 

Aufschlag 8950

 

Ich lauschte nah an deinem

Ohr und hörte

Instrumente, die dort klangen,

Und du glaubtest nichts

Und gabst mir trotzdem recht,

Und oft, so sagtest du,

Träf man sein eignes

Echo auf der Wanderschaft.

 

 

 

Aufschlag 8951

 

Du brachtest mich bis an die

Tür und legtest deinen

Kuss dort auf die Schwelle,

Und dies sei ein

Zeichen deiner Liebe,

Und es würde niemand außen mir

Darüber schreiten dürfen,

Und ich sah bei meiner

Heimkehr deinen

Eingang völlig zugewachsen,

Und ich rief nach dir

Und fand dich nicht

Und blieb gefangen außerhalb.

 

Aufschlag 8952

 

Du legtest mir den Kuss in meine Hand,

Ich sollte ihn dort hüten bis du wiederkämest,

Denn er wär ein Lebenswerk von dir,

Das sollt ich nicht irgendwie geringer achten

Als dich selbst,

Und du, du wärest ja das

Werk des Lebens, das du

Führtest.

 

Aufschlag 8953

 

Es gab sehr schöne, sanfte

Bilder, die dich zeigten,

Und mein

Alltag richtete sich ganz nach ihnen,

Und sie standen überall im

Weg und wiesen mir den Weg,

Und als du mich besuchtest,

Wolltest du, dass ich sie allesamt vernichte,

Deine

Eifersucht auf dich war

Grenzenlos.

 

 

 

Aufschlag 8954

 

Du winktest mich zu dir

Und wolltest mit mir sprechen,

Und ich sah, wie hilflos du in deinen

Fesseln hingst, die waren deine

Absicht,

Und sie schnürten mich

So rücksichtslos mit ein,

Dass ich sie durchschnitt

Und mich daraus löste,

Und ich konnte dich aus diesem

Abstand wirklich nicht

Befreien.

 

Aufschlag 8955

 

Wir hatten uns verändert

Und bemerkten es,

Und nichts war mehr wie früher,

Und wir waren schon zur

Stelle, wenn wir nur dran dachten,

Und die

Schwere, die uns sonst durch jede

Mitte schwingen ließ,

War von dem einen

Tag zum anderen ganz aufgelöst,

Wir drehten uns auch nicht mehr

Um uns selbst.

 

Aufschlag 8956

 

Dein

Gesicht nahm ich in meine Hände,

Und ich gab dir einen

Kuss, der fiel so einfach durch durch dich

Und torkelte nun ruderlos

Und ohne jede

Schwere in die Zimmerwand

Und war verloren,

Und du wartetest in meiner

Hand auf mich

Und was nun werde.

 

 

 

Aufschlag 8957

 

Nichts war ohne

Absicht,

Und ich zwang mich zu mir selbst,

Und immer stand in mir ein anderer,

Auch eine andere,

Und wir begegneten uns höflich

Ohne jede

Absicht.

 

Aufschlag 8958

 

Ich war nur leicht bekleidet

Als ich zu dir kam und fror,

Und deine flinken

Hände zogen meinen

Mantel aus

Und auch noch einen zweiten,

Den ich wohl darunter trug,

Und einen dritten

Und den vierten,

Und du sagtest mir,

Wir müssten irgendwann auf etwas

Wärme stoßen,

Und die

Schalen wären ganz natürlich so an mir,

Die hätte jedermann.

 

Aufschlag 8959

 

Ich wohnte wirklich in der

Kiste, die man fortgeworfen

Oder nur vergessen hatte,

Und, als ich dich einlud,

Sägte ich zuvor ein großes

Fenster in das Holz,

Das wurde dir zur

Eingangstür und mir zum

Ausgang.

 

 

 

Aufschlag 8960

 

In meiner

Hand lag dieser Blumenstrauß,

Der war von mir,

Ich sprach mich heimlich mit ihm ab

Und gab ihn fort mit guten

Worten von der einen

Hand in meine andere

Und freute mich.

 

Aufschlag 8961

 

Ein

Geschenk lag auf dem Tisch,

Das kam von dir an mich

Und war ganz durchsichtig und klar,

Und innen fand ich nichts,

Und alles, was du schenken könntest,

Sagtest du, läg offen

Und es bliebe nichts mehr übrig,

Und ich sah durch dich

Hindurch.

 

Aufschlag 8962

 

Du wolltest nicht, dass ich in dir den

Engel sah, der sei zu oft aus

Holz geschnitzt

An irgendeine

Wand gemalt und flöge nicht

Und käme nicht voran,

Und dein

Gefieder war vor Kälte nass,

Die brachtest du von draußen mit herein,

Ich legte warme, weiche

Tücher um dein

Engelshaar

Und schwieg dich an.

 

 

 

Aufschlag 8963

 

Ich war so toll in meinem

Glück und ritt auf einem Regenbogen,

Und je näher ich ihm kam,

Je weiter rückte er zurück

Und wurde blass

Und schwand, als ich ihn nehmen

Und ihn um dich legen wollte,

Ganz.

 

Aufschlag 8964

 

Von meinem

Bett zog ich zur Wand die

Linie,

Und dies sei mein Tag,

Und jeden

Morgen achtete ich auf die

Wiederholung,

Und für dich war dieser

Anfang schattenlos und ohne Ende,

Und du sagtest auch,

Dass ich ja nicht einmal auf ihr zu gehen wage

Und nicht darauf tanze,

Und du wusstest ganz genau, dass sich die

Linie über meinen ganzen

Tag hinzog.

 

Aufschlag 8965

 

Du konntest mich verstehen,

Und du sagtest, heute sei der

Wind sehr günstig,

Und wir gingen auf das

Feld und ließen die verschlungnen

Ringe in den Himmel steigen

Bis sie sich in ihm auflösten und darin

Verloren.

 

 

 

Aufschlag 8966

 

Auch im

Winter pflegtest du das

Rosenbeet und nichts tat sich, kein

Blatt und keine Knospe keimte,

Und wie hätte ich wohl sonst die kalten

Tage überstehen können.

 

Aufschlag 8967

 

Blutleer wurde plötzlich deine

Fingerspitze, weiß, ja beinah blau

Und blieb im

Raum verankert stehen,

Und ich weinte wirklich ganz umsonst

Um die vergangnen

Tage,

Und die waren auf dem

Weg zu mir

Und könnten stündlich hier sein,

Und ich sah ganz aufmerksam

Zu dir.

 

Aufschlag 8968

 

Du scheutest noch vor mir zurück,

Und wusstest nicht, dass ich es war, der sich in

Sorge um dich sorgte,

Und die

Dunkelheit, die hier in unsrer

Kleiderkammer herrschte,

Gab uns keine

Möglichkeit zur Wahl.

 

 

 

Aufschlag 8969

 

Es schlug ein

Mensch die Fensterscheibe eines

Zuges ein,

Der fuhr mit

Hochgeschwindigkeit,

Und keine

Scherbe fiel herein in unsren

Wagen,

Und es war ein völlig splitterfreier

Vorgang.

 

Aufschlag 8970

 

Täglich stand ich mehrmals auf dem

Bahnhof,

Und ich hörte nichts davon im

Lärm,

Und heute nahm ich plötzlich alles wahr,

Es war ein

Augenblick totaler Stille überall,

Ich hörte wirklich, dass sich

Gar nichts regte diesen Atemzug,

Und kam das erste

Mal aus dir hervor

Und sah in dich, so schnell ich konnte,

Und es war schon viel zu spät,

Zu deutlich fing der

Lärm, den ich nicht hörte,

Wieder an.

 

Aufschlag 8971

 

Ich war nur hier

Und gab es endlich zu, weil ich an deiner

Felswand einen Herzschlag hörte,

Der war neu in meinem

Ohr,

Ich hörte mich nicht

Satt daran.

 

 

 

Aufschlag 8972

 

Wo du gingst, da spielte auch ein kleines

Hundetier an deiner Seite,

Und ein

Vogel, den ich dir zu

Liebe nur beschrieb, wurd

Wirklichkeit und setzte sich auf deine

Schultern,

Und du merktest nichts davon.

 

 

Aufschlag 8973

 

Von der

Leiter sah ich einen Schatten,

Eben den von dieser

Leiter auf der Erde liegen,

Und ich war zu hoch

Und rief nach dir

Und wollte dich behalten,

Und du standst schon in dem letzten

Zwischenraum, der dich in deinem

Hüpfspiel über jede Sprosse aufnahm,

Sprangst aus diesem

Zaun aus mir, dem

Schattenende,

Und gingst dort verloren.

 

Aufschlag 8974

 

Auf deinem

Mund lag immer noch mein Finger,

Und er lag dort liebevoll

Und redete mit dir

Und irgendwann würd er mir wohl in allen

Einzelheiten alles,

Was es von dir gab, berichten,

Und er fühlte heimlich unter deine

Lippen

Und erfuhr auch, was die

Zunge dachte, wenn das

Weiß der Zähne

Zu mir sprach.

 

 

 

Aufschlag 8975

 

Du konntest nicht so

Einsam sein,

Dass du alleine warst,

Und sagtest doch,

Du hättest dich zu mir geschickt,

Und nichts von dem, was du sonst ganz

Und gar besessen hattest,

Wäre dir geblieben.

 

Aufschlag 8976

 

Ich sprach direkt in deine Augen,

Und zu

Anfang rief ich einfach

Laute dort hinein,

Es musste irgendwann ein

Echo kommen,

Und ich lauschte angestrengt

Und würde jede kleine

Änderung aus dir

Ganz sicher registrieren.

 

Aufschlag 8977

 

Du sagtest mir, dass du nun schwanger seist

Und hättest eine

Leibesfrucht,

Die ehrte ich, so ungeboren wie sie war,

Und liebte dich,

Weil ich dich nie berühren durfte,

Und du gabst es zu

Und suchtest nur bei mir nach einer

Heimat für die neue Wahrheit, die in dir

Heranwuchs.

 

 

 

Aufschlag 8978

 

Ich stritt mit dir vor einer

Tür, die lag in einer

Schere,

Und die schloss sich nicht, solange wir mit aller

Kraft an diesem Ende zankten,

Und wir konnten einfach nichts vom

Handgriff, der uns so bedrohte, wissen,

Der lag innerhalb.

 

Aufschlag 8979

 

Außerhalb an dir gefror der

Wasserspiegel,

Alles wurde flächig, ohne jede

Tiefe,

Und ich hackte in die

Oberfläche, welche so erstarrte, dieses

Loch und sprang hinein

Und sah sofort danach, wie ich mit meinen bunten

Kleidern unters Eis geriet

Und noch sekundenlang den

Ausgang suchte

Und stand über mir darauf

Und zeigte mir den

Weg vergeblich.

 

Aufschlag 8980

 

Nach kurzer

Zeit fand ich es schon heraus,

Auf dem

Gesicht an dir stand immer dieser leichte

Schatten, der kam nicht von mir

Und rührte nicht von irgendwelchen

Gegenständen,

Und mit einem

Glas, das ich ganz dicht an deine

Wange hielt, entdeckte ich ein

Flackern, das verriet mir, wie der

Brand so nahe unter seiner

Oberfläche stand und schwelte,

Und du sagtest nichts davon

Zu mir.

 

 

 

Aufschlag 8981

 

Mit einer

Hand verdecktest du den Schoß,

Und mit der anderen verdecktest du die

Brust,

Und unbekleidet standst du so,

Und hinter mir, so hörte ich dich klagen,

Blickten meine

Augen tausendfach auf dich

Und rissen dir die

Kleider ab vom

Leib.

 

Aufschlag 8982

 

Ich kam dir nah

Und sah dich an,

Fast schon zu nah standst du vor mir,

Das

Fensterglas dazwischen war in diesem

Augenblick ein Glück, das uns die

Sicht erlaubte,

Ja, es ließ uns zu,

Ich schwieg und war betreten,

Und du kämpftest lautlos gegen etwas an,

Und unsre

Wagen glitten voneinander ab, die

Schienen trennten sich in einer langgezognen

Schleife,

Und ich wagte nicht, die

Hand zu heben.

 

Aufschlag 8983

 

Ich war sehr krank

Und lebte so:

Zog ich die

Hand von dir, dann wurdest du zu dem

Plakat, das sich bewegte,

Und, wenn ich dich nicht mehr sah,

Vergaß ich völlig,

Dass ich existierte

Und sprach mich mit nichts mehr an,

Und auch die

Spiegel zeigten mich nicht mehr

Wo ich mich sah.

 

 

 

Aufschlag 8984

 

Du danktest für den

Abend, weil er dir gefallen hatte,

Und ich sei ein

Mensch nach deinem Herzen,

Und ich war so sicher,

Dass wir uns erst heute Abend

Sehen wollten.

 

Aufschlag 8985

 

In deiner

Wohnung war ich gleich vertraut,

Ich rührte

Gegenstände an und legte meine

Hand um sie,

Und du beklagtest dich verschämt

Und auch ein wenig froh,

Dass ich erschrak,

Ich nähme viel zu schnell

Und zu direkt von dir

Besitz.

 

Aufschlag 8986

 

Gestern schenkte ich dir

Blumen, die erblühten heute erst,

Und, würd ich ihren

Duft noch hören wollen, sagtest du,

So käme ich zu spät, denn er sei gleich und ohne

Umweg eingedrungen in dein Herz,

Ich lauschte angestrengt an deiner

Brust und hörte dort nichts

Klingen.

 

 

 

Aufschlag 8987

 

Deine

Blätter waren schön und frisch in dieser

Farbe,

Und dein

Kopf stand fast in voller Blüte,

Und ich küsste deine grünen

Hände in die Kelche, die mir

Worte brachten,

Die verstand ich

Allzu gut.

 

Aufschlag 8988

 

Wir standen eng an eng

Und hielten uns umschlungen,

Und man sah von weitem, was uns band,

Und niemand konnte so vermuten, dass die

Wurzeln und die schweren

Äste ineinander wuchsen,

Und wir waren eins,

Das konnte nur ein scharfes

Werkzeug wieder trennen,

Und wir mühten uns

Vergeblich.

 

Aufschlag 8989

 

Ich sah dich an,

Und hinter dem

Gesicht, auf das ich schaute,

Fand ich noch ein zweites

Und ganz tief darin ein drittes,

Das war schon sehr klein,

Und deine

Worte hatten auch ein Mehrfachecho,

Und du sagtest mir so vieles,

Das ich überhaupt nicht mehr verstand,

Das sei, so sagtest du, die

Schuld der vielen

Spiegel, die in deinem Innern

Alles immer wieder

Reflektieren.

 

 

 

Aufschlag 8990

 

Die

Zahl der Überfälle nahm gewaltig zu,

Und auch in mir entdeckte ich,

Dass eine

Unbekannte, die ich sehr gut kannte,

Einen

Raubzug vorbereitete.

 

Aufschlag 8991

 

So würde es mir doch gelingen,

Dich zu sehen,

Und ich gab dir alles frei,

Und meine

Haken nahm ich ab von deinem Leib

Und schaute nicht nach dir

Und fragte nicht

Und drehte mich nicht um,

Und über meine

Schulter fragtest du mit rücksichtsvoller

Stimme was ich in der

Zukunft mit mir machen wollte

Und mit dir

Darin.

 

Aufschlag 8992

 

In deinen

Augen stand das blaue Licht,

Ich wollte es ergründen,

Und es flackerte so weit im

Innern,

Und du sagtest nur,

Es wäre oft das kalte

Wort an mir, das dich

Erschreckte.

 

 

 

Aufschlag 8993

 

Aus meinem

Haar floss plötzlich

Wachs auf mein Gesicht,

Das hielt die

Hitze besser aus als meine Hand,

Und es erstarrte dort sofort,

Und wächsern sähe ich, so sagtest du,

Seit kurzem aus

Und wäre gar nicht

Wirklich.

 

Aufschlag 8994

 

Heute

Nacht saß ich zu Tisch an einer jungen

Frau, die lag serviert

Und bot sich reich verziert zur

Speise an und trug ein

Namensschild am Hals,

Das warnte auch vor

Mundraub.

 

Aufschlag 8995

 

Du hattest diese zweite

Art zu fühlen,

Und du konntest meine

Nähe spüren, sei ich noch so fern,

Und meinen

Atem hören, wenn er deinen überlagerte

Und nicht mehr spürbar war,

Und ich nach innen lauschen musste,

Um ihm nachzuforschen,

Und mir ließt du alles hier,

Wenn du dich von mir trenntest,

Deine

Nähe steckte überall

Und atmete dort ohne

Unterlass.

 

 

 

Aufschlag 8996

 

Wir standen vor dem kleinen

Gitter und betrachteten die beiden

Tiere, die wir hielten,

Und wir sagten auch,

Es wäre gut zu wissen,

Wen man liebe,

Wen man hasse.

 

Aufschlag 8997

 

Mit deinem „Nein“ erschrecktest du die

Gräser, die auf meinem

Rücken wuchsen,

Und sie richteten sich auf

Und stachen in den kalten

Wind, der ließ sich gerne

Teilen und in Streifen

Schneiden.

 

Aufschlag 8998

 

Auf deinem

Schließfach stand:

„Vorübergehend offen“,

Dass ich sehr erschrak,

Und alles war entnommen,

Und du standst, mit dir

Und dir zu dritt, gelehnt an das

Geländer einer Brücke,

Ihr verstreutet alle

Habe und das Gut als

Futter an die Fische,

Und ihr saht sie nicht

Und wusstet auch,

Dass sie nicht nach euch blicken würden,

Und ich schwamm davon.

 

 

 

Aufschlag 8999

 

Mich faszinierte dieses

Wort, das du gebrauchtest,

Und du sagtest etwas wie:

„Vorübergehend“,

Und ich konnte doch in meiner

Angst nicht fragen,

Wen du meintest, etwa dich, ja etwa mich,

Ja, etwa das

Geschehen, das mit mir an dir

Vorüberging?

 

Aufschlag 9000

 

Es war gefährlich, seinen

Leib in Gold zu tauchen,

Und an dir war alles spiegelglatt

Und sicher auch vollständig

Und massiv

Und immer wieder zu

Gebrauchen.

 

 

 

 

ISBN 3-937264-29-9