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Harald Birgfeld, Webseite seit 1987/ Website since 1987

 

da liegt mein Herz, Geschichten aus Niemandsland 2022 -2024 (im Entstehen)

z.B.: 100 Jahre „Kafka“, eine herrenlose Fundsache (neu)

 

Aufruf

 

zu Olympia – olympische Spiele!

 

 

Alle Veröffentlichungen,

online und im Buchhandel

 

Gedicht der Woche,

Lyrik, Prosa und Ingenieurarbeiten

 

 

Galeriebild der Woche und

Bildergalerie

 

 

Buchtitel ISBN 3-937264-29-9

Inhaltsverzeichnis

 

Wir gerieten in den

Gürtel der Meteoriten

Lyrik.

10.000 Aufschläge

Band 18: Aufschläge 8501 - 9000

 

Harald Birgfeld
---

 

"Es lohnt sich, einmal einen heutigen Dichter kennen zu lernen, der mit der deutschen Sprache einen faszinierend fremden Weg betritt und trotzdem dem Leser Freiraum lässt für eigene Gedankengänge, ohne dass die Probleme in erhobener Zeigefingermanier zu zeitkritischen Trampelpfaden werden." (1986: Gutachten).

 

Harald Birgfeld, von Beruf Diplom-Ingenieur, schrieb die meisten seiner Gedichte während der morgendlichen Fahrt mit der Hamburger S-Bahn zur Arbeit.  Seine Texte entstanden fast immer bereits in endgültiger Form.

 

Copyright 2008 beim Autor, Harald Birgfeld, alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Veröffentlichung darf ohne schriftliche Erlaubnis des Herausgebers, Harald Birgfeld, reproduziert werden. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Verfilmung und Einspeicherung sowie Verarbeitung in elektronischen Systemen.

 

Herausgeber, Autor, Redakteur: Harald Birgfeld. Über e-mail: Harald.Birgfeld@t-online.de.

 

 

23 Gedichtbände, 10.000 Strophen: Wir gerieten in den Gürtel der Meteoriten, 10.000 Aufschläge.

Zum jeweiligen Volltext: 

 

Bd.  1: Aufschläge       1 -  500

 

Bd.  2: Aufschläge    501 -   999

 

Bd.  3: Aufschläge 1000 - 1501, (1. Version)

 

Bd.  3: Aufschläge 1000 - 1501, (2. Version)

 

Bd.  4: Aufschläge 1502 - 2000

 

Bd.  5: Aufschläge 2001 - 2499

 

Bd.  6: Aufschläge 2500 - 3000

 

 

 

Bd.  7: Aufschläge 3001 - 3501

 

Bd.  8: Aufschläge 3502 - 3999

 

Bd.  9: Aufschläge 4000 - 4500

 

Bd. 10: Aufschläge 4501 - 5001

 

Bd. 11: Aufschläge 5002 - 5499

 

Bd. 12: Aufschläge 5500 - 6000, (1. Version)

 

Bd. 12: Aufschläge 5500 - 6000, (2. Version)

 

Bd. 13: Aufschläge 6001 - 6501

 

 

 

Bd. 14: Aufschläge 6502 - 6999

(online und im Buchhandel)

 

Bd. 15: Aufschläge 7000 - 7500

 

Bd. 16: Aufschläge 7501 - 8002

 

Bd. 17: Aufschläge 8003 - 8500

 

Bd. 18: Aufschläge 8501 - 9000

 

Bd. 19: Aufschläge 9001 - 9500

 

Bd. 20: Aufschläge 9501 - 9827

 

Bd. 21: Aufschläge 9828 - 10.100

 

 

 

Inhaltsverzeichnis

 

 

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Aufschlag 8501

 

Barfuß liefen wir auf dir,

Und auf dem

Strand bemerkte ich die vielen Spuren,

Und die

Muster, die entstanden waren,

Und ich war doch König hier,

Und meine

Krone lag in deinem Schoß,

Und nur zum

Spaß versuchte ich die

Füße in den Sandabdruck zu stellen,

Und es passte nicht ein einziger,

Und du erklärtest mir, ich wäre viel zu früh

Und hätte nach der nächsten

Flut erst kommen sollen.

 

Aufschlag 8502

 

Ein Kuss von mir fiel ab von deinem

Hals in deine Hand,

Dort sperrtest du ihn ein,

Und ganz allein war ich darin,

Und weit entfernt und über mir entdeckte ich den

Lichtspalt,

Und ich würde ohne dich nie mehr dorthin gelangen,

Und du schobst ein langes

Seil aus deinem Haar, das war gelockt, zu mir,

Und ich bedankte mich für meine Rettung,

Und in

Wahrheit sollte dir kein Kuss verloren sein,

Und, wie ich war, wurd ich dir köstlich Speise,

Die du, so am Band,

Ganz zu dir nahmst.

 

Aufschlag 8503

 

Auf der

Wiese lag ein schwerer Stein,

Den schob ich dir beiseite, weil du es so wolltest,

Und ich wusste nicht warum,

Und eine kleine

Schlange, die darunter lag, zwang ich zur Flucht,

Und noch in meiner

Arbeit bisst du mich in meinen rechten Arm,

Der war im

Augenblick in Muskeln stramm

Und konnt nicht locker sein,

Und gleich danach verführtest du denselben

Schrei von mir zu dir aufs Zimmer,

Und du lagst schon dort in deiner

Qual zur Lust.

 

 

 

Aufschlag 8504

 

Wenn ich in deine Nähe kam,

Und mein

Gesicht wollt, wie gewohnt, in deines gehen,

Schob sich neuerdings ein fester, runder

Bogen eng vor dich,

Du decktest deine

Augen zu mit deinem rechten Arm,

Und wochenlang lag ich davor

Und wagte nicht, dir durch den

Schutz zu blicken.

 

Aufschlag 8505

 

Ich fand auch eine

Frau, die war gelähmt,

Und ihre

Sprache lag am Boden

Und war unerreichbar weit und unberührt

Und führte dort ein Eigenleben,

Und der

Fisch, den ich im Wasser sah,

Stand niemals dort, wo er mir grad erschien,

Und in der

Spiegelung war er entrückt.

 

Aufschlag 8506

 

Ich mauerte mich selber ein,

Und nur im

Fuß der Mauer blieb ein Hohlstein offen,

Und er sollte dir das

Schlupfloch zu mir sein,

Und unsre

Liebe bliebe uns geheim,

Und alles war gebaut nach deinem Plan,

Und durch die

Öffnung musste ich die Nahrung reichen,

Und ich merkte bald, zu zweit fraßt ihr an mir

Und hattet mich gut aufbewahrt,

Und niemand durfte ein

Zu dir und nicht zu dir.

 

 

 

Aufschlag 8507

 

Im langen

Mundkuss hörte ich an dir

Auf eine dumpfe, trockne

Melodie, die kam aus uns,

Und mit der

Zunge schlug ich eine Trommel, deren

Fell war deine Wange,

Und die spanntest du so unterschiedlich stramm,

Und selbst die

Liebe wurd zum Kunstwerk,

Und ich musste oft mit dir auf

Galerien,

Und du warst dort die

Hauptausstellerin.

 

Aufschlag 8508

 

Es war in einem fremden

Land, wo ich dich wieder fand,

Und unser

Haus war nur ein Zelt,

Das hüllte deinen Leib,

Und unter dieser

Decke waren wir zu zweit,

Und außerhalb sahn deine

Augen sich die Muster der Tapeten an,

Es würd so lang mit mir nicht dauern,

Und du plantest dir ein

Haus, das müsste größer sein

Und fremder noch als dieses.

 

Aufschlag 8509

 

Der

Morgenmantel schlug im Niedergehen auf die

Treppe, die war steil und eng,

Und ich ging hinter dir

Und sah dich an von vorne,

Und das wusstest du

Und drehtest dich nicht nach mir um,

Und ich bedrängte dich

Und blieb dir fern

Und mühte mich, nicht auf dein langes

Kleid zu treten.

 

 

 

Aufschlag 8510

 

Dein

Blick, der über deine rechte

Schulter fiel, galt mir

Und ging doch knapp vorbei,

Ich dürfte dir behilflich sein, die

Kleider abzustreifen,

Und ich dürft dich nicht berühren,

Wenn ich dich jedoch berührte,

Und auf deinen

Strümpfen krochen aus dem Schuh die eingewebten

Blumenmuster,

Und du wolltest nichts bemerken,

Und sie zogen sich an ihren grünen

Fäden und mit mir im Schlepp

An dir empor.

 

Aufschlag 8511

 

Du warst am

Kopf verletzt und blutetest ein wenig,

Und das

Schmerzgefühl sei seltsam

Und zugleich entspannt und auch verkrampft,

Es pochte dir das

Herz zum Greifen hinter deiner Stirn,

Und in der

Hand, die lag auf meinem Rücken, schlug es ebenso,

Und immer sei es gleich, erzähltest du,

Ich bräche ein in deine Wohnung,

Und die Tür zu deinem Leib

War stets verschlossen.

 

Aufschlag 8512

 

Dein

Zimmer hattest du mit Stroh beschichtet,

Und es lag fast bis zur

Höhe deiner Fenster,

Und du wolltest irgendein

Gefühl, das in dir polterte,

Ein wenig weicher legen,

Und es war dir nicht genug,

Du riefst mich her zu dir,

Und wirklich warst du unter mir ein

Bündel ausgedroschner Fahlheit,

Und die konnte ich nicht

Füllen.

 

 

 

Aufschlag 8513

 

Ein Mann hielt sich in unsrer

Nähe auf

Und schnitzte in ein Holz,

Das war in Lebensgröße,

Und es traf und zeichnete uns ganz genau,

Und unsre

Grenzen flossen ineinander,

Und wir waren beide eins

Und nichts bewegte sich in uns,

Es war der Augenblick der

Starrheit, der uns manchmal überkommt,

Und erst nach

Jahren sahen wir uns an, die ersten

Risse und das Leben

Grünten langsam wieder.

 

Aufschlag 8514

 

Dein

Zopf war schwer und lang, ein

Tau, das dich in meine Hände gab,

Und mir sollt er die

Schlinge sein, so eng umwand er mich,

Und so verstrickt war ich

Darin.

 

Aufschlag 8515

 

Ich kam zu dir, du standst mit deinem

Rücken vor der Wand,

Die linke

Brust lag an dieselbe Wand gedrückt

Und quoll zur Seite unter deiner Schulter,

Und der

Bronzeguss vor dir war braun und hohl

Und war das einzige von dir,

Das du mir übrig ließt.

 

 

 

Aufschlag 8516

 

Mir im

Weg stand Warnung vor der Liebe,

Und du standst ja selbst vor mir

Und warntest mich, ich sollte von dir nehmen,

Viel, viel von dir essen,

Von dir trinken,

Und du wärest nun einmal der

Apfelbaum,

Und an der

Reife würdest du genesen,

Und vom

Fenster sah mein Weib herüber,

Und es rief mir etwas zu,

Und beinah nahm ich an,

Es forderte mich auf.

 

Aufschlag 8517

 

Im

Zimmer lag nur noch ein Kamm aus deinem

Haar, den nahm ich in die Hand,

Er war gewölbt und

Wunderbar geschwungen,

Und er wuchs in meinen Augen,

Und ich sah, viel deutlicher als andere,

Dass tausendfach das

Goldband durch die Zinken lief,

Und hinter diesem

Zaun, der teilte mir nun schon den

Raum in zwei, standst du, entkleidet,

Und es ritt der Kamm in

Eigenheit allein auf deinem blonden

Fluss vom Kopf bis in den

Rücken.

 

Aufschlag 8518

 

Ich sah dich hinter meiner vorgehaltnen

Hand mit einem Tier, das liebtest du

Und sprachst mit ihm und hattest gute Worte,

Und ich hörte, wie du heimlich zwischendurch

Ganz leise meinen Namen nanntest

Und wärst gern allein,

Das sagtest du dabei,

Und den

Zusammenhang verstand ich nicht,

Und später sprachst du auch zu mir

Mit lieben guten Worten,

Und du sagtest auch,

Du wärest gern allein.

 

 

 

Aufschlag 8519

 

Es ist wahr, dass in der

Liebe nicht die Augen träumen,

Sondern es träumt alles, was

Erinnerung besitzt:

Es träumt die Nase,

Und es träumen meine

Fingerspitzen und die Ohren,

Und ich selbst erträume dich in dir so stark,

Dass du in meinen

Träumen meine Träume weiter träumst,

Und ich lieg hier auf dem

Papier, das du an mich beschreibst.

 

Aufschlag 8520

 

Tausendfach beneidete ich dich um deinen

Körper, dass du ihn stets bei dir hattest,

Und ich war dir nah,

Und du verstecktest dich in meiner

Manteltasche,

Und es sollte alles an mir sein,

Wie alles an dir war an dir,

Und alles war vergebens,

Wenn ich einen Atem tat,

Nahm ich dich in mich auf

Und blies dich gegen meinen

Willen wieder fort.

 

Aufschlag 8521

 

Nur, wenn ich meine

Augen schloss, erlaubtest du, dass ich dich in die

Arme nahm und durfte sie erst wieder öffnen,

Wenn die

Poren deiner Haut mich atmen konnten,

Und ich sah dich wirklich niemals ganz

Und so vollständig fern wie du,

Zum Punkt in meinen Augen war mir nie ein

Mensch je so erschienen.

 

 

 

Aufschlag 8522

 

In deiner

Hand hieltst du die leichte Stange,

Und am

Ende war ein Netz,

Man nannte dich die

Fängerin, und das war ganz gerecht,

Und immer, wenn ich deiner habhaft wurde,

Zogst du das Geflecht eng über deinen Kopf,

Und ich trat

Schritt für Schritt zurück, den Stab für dich zu halten.

 

Aufschlag 8523

 

Die

Buschwindröschen wuchsen dicht an dich heran,

Ich hatte

Mühe, zwischen deinem Duft

Und dem der Blumen meinen

Weg zu finden,

Und die kleinen roten

Flächen brachen an dir auf,

Sie rankten mir entgegen,

Und du drangst in mein

Geflecht, in dem du sonnig, warm, verschwenderisch

Die zarten

Schlingen um die dünnen

Äste legtest.

 

Aufschlag 8524

 

Die

Entfernung zwischen dir und mir nahm zu,

Und weit entfernt war nur ein weißer

Wellenkamm ganz nah vor meinen Augen,

Und es schlug ein

Wasser, das sich selbst im Wasser suchte,

Über einen Rand und fiel zu Boden,

Und dein

Augenlid zog sich blitzschnell zu mir zurück,

Dass nur ein einziger der

Küsse Nahrung fand,

Und ich vermochte kaum ein zweites

Mal den Kamm am Horizont neu zu

Entdecken.

 

 

 

Aufschlag 8525

 

Der

Hitzenebel zwischen dir und mir

Entstand aus einem Nichts,

Und ich befragte dich,

Und du befragtest, über ihn hinweg, auch mich,

Und keiner hatte ihn entzündet,

Und ich wagte schließlich nicht einmal dir meine

Hand zu geben,

Und die Worte, die wir sprachen,

Wurden selbst am Mund zu Feuer,

Und wir mussten einfach weiter voneinander stehen,

Und wir trennten uns,

Und dir und mir entstanden

Hitzeriegel, die uns einzeln eng

Umzingelten.

 

Aufschlag 8526

 

Es war genug, dass ich dich einmal sah,

Und lang sah ich dich an,

Und du bemerktest mich sofort und harrtest aus

Und wusstest so genau wie ich,

Dass der zu fliegen hatte, dem die

Flügel wachsen würden,

Und ich goss vor dir den

Brennstoff in mein Federkleid

Und zündete es an

Und schwärzte mich um deinetwillen,

Und du machtest einen

Strich auf einer

Liste voller Striche.

 

Aufschlag 8527

 

Zweimal sprach ich deinen

Namen, den ich kannte,

Und du hörtest mich

Und drehtest dich ganz langsam um zu mir,

Und dein

Gesicht war freundlich,

Und du schnittst mit einer

Klinge deinen Rock entzwei und auch dein Unterkleid,

Und deine Unterwäsche

Schnittst du einfach durch,

Dass ich dich sähe, wie du wirklich seist,

Und einer langen

Narbe gleich war in die

Haut der Name, den ich laut gerufen hatte,

Eingenäht.

 

 

 

Aufschlag 8528

 

Obwohl du gar nichts in den Händen hieltst,

Sah ich die

Waffe, die du gegen mich erhobst,

Und freundlich tratst du mir entgegen,

Und ich glaubte dir sekundenlang von vorne,

Und du wärst der

Länge nach, von oben bis hinab zur Hacke

Durchgesägt und ausgeleert

Und fielst mir halb entgegen,

Und mit dieser zweiten

Hälfte, halbem Rücken also,

Halbem Kopf und

Halbem Hals und mit den Stümpfen

Schlugst du rücklings hin

Und prägtest deine

Erde.

 

Aufschlag 8529

 

So lag ich neben dir in Tatenlosigkeit,

Und zwischen dir und mir

Flog hin und her der

Ball der Langeweile,

Und es war noch eine ganze

Zeit mit gar nichts zu verbringen,

Und ich stahl sie dir, weil mir die

Augenblicke, die ich achtlos fallen ließ, am

Ende abgezogen würden,

Und du merktest nichts davon

Und spieltest mit den

Augenlidern eine

Tastenmelodie

Und wurdest jünger.

 

Aufschlag 8530

 

Die greisen

Männer standen um die junge Frau,

Und sie verlangten, dass die

Jugend ihre Schönheit täglich aß

Und gut verdaute und dran wuchs,

Und jeder, der dort stand,

Verdammte alles tausendmal,

Und keiner wollte sich die

Frau verwehren,

Und sie bot sich jedem einzeln an,

Und sie verwandelte sich unsichtbar

Von einem zu dem andren in die

Greisin weit entfernter jugendlicher

Tage.

 

 

 

Aufschlag 8531

 

Du lebtest unter einem kleinen, bunten

Schirm, der schwebte, ohne jeden festen

Halt stets über dir,

Er war kein technisches Problem,

Falls du dich schlafen legtest,

Blieb er über dir,

Und auch durch engste

Türen konntest du problemlos gehen,

Und er schützte nicht vor

Sonne, nicht vor Regen, nicht vor Wind

Und war kein Sichtfang,

Und du lebtest unter ihm vor einem

Fenster, das du nicht zu

Öffnen wagtest.

 

Aufschlag 8532

 

Hinter einer

Mauer lag ein Stein, der war behauen

Und aus alter Zeit,

Und als du in der Liebe warst,

Begegnetest du ihm das erste Mal,

Und damals schon und täglich mehr,

Sah er dir ins

Gesicht und schnitt sich deine Züge ein

Und prägte sich nach dir,

Und hinter einer

Mauer, wusstest du genau,

Verglich man dich mit dir

Und staunte über eine

Ähnlichkeit, die konnt nicht

Wirklich sein.

 

Aufschlag 8533

 

Ich warf in

Spielerei die Küsse auf die

Wasseroberfläche deiner Haut,

Und kleine

Ringe zuckten an das Ufer,

Wo ich stand und sie empfing,

Und wo ich maß,

Wie sehr ich dich erschüttern konnte,

Und ich würde später, als ein

Taucher an dir fischen.

 

 

 

Aufschlag 8534

 

So entfernt warst du in meinen

Händen, dass ich dich nicht sah,

Und doch so nah,

Dass unter mir die

Poren deiner Haut um Atem kämpften,

Und sie schufen deinen

Mund wohl tausendmal für mich,

Der öffnete und schloss

Sich überall.

 

Aufschlag 8535

 

Dein

Blick ging im Gepäck des

Mannes, der vorüber ging, verloren,

Und er kam nicht heim,

Und deine Augen blieben stehen,

Und sooft ich zu dir kam,

Bewegte ich in einem

Puppenkopf die Miniaturgewichte, die die

Augen zucken und die Lider

Heben und sich senken ließen,

Und es reichte mir,

Und dir war dies

Geräusch im Kopf viel wert.

 

Aufschlag 8536

 

Ich stand an einem

Doppelbrunnen und warf zweifach einen

Blick hinein und musste lange auf den

Aufschlag warten,

Und erst nachts, und kurz bevor sich

Lider über deine Augen zogen, kam das

Echo heim und zeigte mir, wie weit entfernt

Du von mir wohntest.

 

 

 

Aufschlag 8537

 

Dein rotes

Kleid stand neben mir,

Und beinah meinte ich direkt darin nur dein

Gesicht zu sehen,

Und du warst zugleich das

Kleid und das Gesicht,

Und meine

Augen ließen sich nicht zu dir leiten,

Und die

Langeweile hob nun plötzlich deinen Arm,

Der stieß mir harmlos einen

Tod in meinen Rücken,

Und er blieb belanglos.

 

Aufschlag 8538

 

Kleine

Blumenmuster zierten deine Haut,

Sie waren dir gewachsen,

Und sie wuchsen immer noch,

Und jedes

Jahr, so sagtest du, zu einer ganz bestimmten

Zeit, erblühten sie in Wahrheit,

Und es wäre sinnlos, jetzt schon einen

Strauß davon zu pflücken.

 

Aufschlag 8539

 

Ich spielte in der

Hand mit kugelrunden Steinen,

Und ich steckte drei davon in meinen

Mund und ließ sie aneinander stoßen,

Und es kam ein

Frost aus mir, der ließ die

Zähne hart zusammen schlagen,

Und der

Kuss gefror an dir zu einem

Fels, in den ich mich verbiss

Und der mich nicht mehr losließ.

 

 

 

Aufschlag 8540

 

Du warst nur eine

Frau und lachtest doch für drei zu gleicher

Zeit und lachtest mit dem hellen Klirren transparenter

Kieselsteine und dem Läuten angenehmer

Glocken,

Und dazwischen gurrte mir die Taube,

Und du tanztest um dich selbst

Und ließt nicht

Platz für einen Zweiten.

 

Aufschlag 8541

 

Es lag ein

Essbesteck auf deinem Platz,

Und dir und mir bescherte unsre

Nahrung unersättlich Hunger,

Und du ziertest dich vergebens,

Und ich riss dich auf und war gewaltsam,

Und nur eine

Stunde später speistest du in fremden Räumen,

Und man reichte dir an

Köstlichkeiten, was mich schaudern machte,

Und du warst schon

Tief und rücksichtslos in anderen.

 

Aufschlag 8542

 

Dann zog mir jemand meinen

Kopfschmerz fort,

Und niemals mehr würd ich die

Netze auf mir spannen lassen,

Und mein Hals war in der

Masche, die mich nicht mehr freigab,

Du rittst nackt auf meinem Kopf,

Und triumphal war mir die

Krone, die ich deinetwegen tragen durfte,

Und du saßt so fest auf mir im

Sattel, der nicht einbrach.

 

 

 

Aufschlag 8543

 

Es war wohl meine

Schuld, weil ich dich zwang, mir eine zweite

Liebe zu verschaffen,

Und sie sollte dich ein wenig freier machen,

Und du lachtest über mich

Und fügtest dich aus einem viergeführten

Leben so zusammen

Und begegnetet mir nur noch zweifach,

Und in Hälften hatte ich dich niemals ganz,

Und halb standst du nun neben mir

Und machtest völlig andre

Sachen.

 

Aufschlag 8544

 

Du sagtest auch, ich sollte sprechen lernen,

Und nach langer, langer

Zeit drang nur ein Laut aus mir,

Der explodierte,

Und er riss dich auf,

Und deine

Einzelteile applaudierten,

Und das

Puzzle überließt du mir und gingst davon,

Um nicht mit mir das

Kennenlernen immerzu zu stören.

 

Aufschlag 8545

 

Ich sollte mich ertragen,

Und die

Liebe, die ich auf mich lud, war ein

Magnet, der zog nach unten,

Einerseits hielt er mich fest am Boden,

Und ich spielte andrerseits mit dem

Gedanken, alles umzukehren,

Und die

Last stieß sich von meiner Erde ab

Und riss mich mittendurch,

Und jeder, sagtest du, könnt doch nur so viel halten,

Wie ihm bliebe,

Und es sei genug.

 

 

 

Aufschlag 8546

 

Du dachtest, könntest du mich

Zweimal lieben und zugleich,

Empfändst du doppelt,

Und es wäre ein

Geschenk für mich,

Und über dir, das sahst du ganz genau,

Stand noch der

Mond, dem lief vom Rand ein Riss nach seiner

Mitte,

Und er teilte sich ganz still,

Und aus dem

Brustkorb schlug ein Doppelherz, dein

Kopf war auch schon zweifach,

Und er ging verloren.

 

Aufschlag 8547

 

Sicher war es richtig, dass man ankam,

Wie und wo war unbestimmt,

Und immer war der

Anfang auch das Ende oder umgekehrt,

Und selbst das

Wachstum unbewegter Augenblicke war ein

Zwitter, der sich maß an beidem,

Und den

Stillstand gab es nicht,

Und dass du dich so lautlos hingabst,

Dass ich dich nicht wahrnahm,

War nur meine

Schuld.

 

Aufschlag 8548

 

Ich hörte mir die

Bilder an, die du auf meinem

Rücken maltest,

Und ich spürte sie,

Und das

Papier, auf dem ich lag, war weiß,

Und als ich aufstand, blieb mein

Herz drauf liegen,

Und es schlug im

Umriss meiner Körperform,

Der hatte sich von ganz allein ergeben,

Und das

Loch in mir sei groß genug, darin zu leben,

Und du richtetest dich

Häuslich ein.

 

 

 

Aufschlag 8549

 

In dem

Tunnel der gespreizten Finger

Hielt mein Zug,

Und übergroß goss sich dein

Mund auf mich herab,

Du warst so schrecklich nah

Und noch so weit entfernt

Und meintest doch vielleicht von uns nur irgendeinen,

Und du konntest keinen mehr vom andren

Unterscheiden.

 

Aufschlag 8550

 

Als ich dich besuchte, trugst du eine gelbe

Haut, die war in Mode,

Und ich hatte

Angst vor dir und kannte dich nicht wieder,

Und es war doch nichts an dir, das ich nicht

Wiederkannte,

Und du hattest deinen Schrecken mit gekauft,

Und andre Häute, wie zum Beispiel leises

Silberfell von jungen Mädchen, könnten

Männer töten,

Und du warst auch in der

Sprache und im tiefsten Innern völlig

Gelb geworden.

 

Aufschlag 8551

 

Auf dem

Tisch stand eine kleine Dose,

Angefüllt mit roter Flüssigkeit, die stieß ich aus

Versehen um,

Und hinter mir hört ich den

Schrei, den dieser Augenblick gebar,

Und er fiel auf den

Tisch und du mit ihm und liefst mir aus

Und starbst vor meinen

Augen.

 

 

 

Aufschlag 8552

 

In der

Nacht riss neben mir im Bett ein

Seufzer mitten durch,

Er kam von dir, stand still im Raum, war unbeendet,

Und ich schob ein wenig

Morgensonne, die noch übrig war, ins Zimmer,

Und ein halber

Regenbogen wuchs aus deinem Mund, die

Farben brachen sich bei diesem

Licht aus deinem Traum,

Und mit dem

Finger ließ er sich berühren,

Und du selbst warst Stein, wie immer,

Und dir fehlte noch ein wenig

Wärme.

 

Aufschlag 8553

 

Durch deinen

Mund, der etwas offen stand, sah ich den

Atem fliegen,

Und es war ein

Vogelschwarm, der zog ins Freie,

Und er kehrte heim und wollte doch nicht sein,

Wo er grad war,

Und federleicht spann sich ein

Traum vor dieser Tür und stellte Wächter auf,

Die ließen keinen

Aus und keinen ein,

Und in den Bäumen drängte sich, was zu dir wollte,

Und ich war dabei,

Und du warst voller

Atem und ersticktest fast daran.

 

Aufschlag 8554

 

In einem

Film, der etwas schneller lief als absoluter

Stillstand,

Öffneten sich deine Lider langsam,

Und es war doch so, dass du von

Anfang an nicht wusstest, was du sehen würdest,

Und in jeder

Zwischenzeit konnt ich dein

Leben tausendmal verändern,

Und ich ahnte nun, wo ich dich suchen sollte,

Und das

Schließen deiner Augen war ein überlanger

Abschied, der nahm seinen

Anfang.

 

 

 

Aufschlag 8555

 

Du warst an mir vorbei mit zwei, drei Schritten,

Und es folgte dir ein

Duft nach Weiblichkeit,

Den fing ich ein, den stahl ich mir und sah dir nach,

Und deine

Nacktheit musste stehen bleiben,

Und dein

Netz, das wusstest du, war einwandfrei,

Und keine

Masche ginge je verloren,

Und ich funktionierte so

Jahraus, jahrein.

 

Aufschlag 8556

 

Aus einem dünnen

Draht bog ich mir deine Frauenstimme

Und gestaltete dich völlig

Anders, als du wirklich warst,

Und so warst du mir wirklich,

Und in meiner

Hand verband sich Draht mit Draht,

Der schwang im leisesten Berühren,

Und auf deiner Hand

Stand stumpf der Stromschlag, der auf meine

Fingerspitzen wartete.

 

Aufschlag 8557

 

Mit meinem

Rücken lehnte ich mich tief in deinen Leib

Und griff in harte

Rinde eines Baumes,

Wirklich war es so, dass sich die

Schlingen deines Wachstums

Um die blanke Säule wanden,

Beide standen wir davor,

Und meine

Hand verlor sich dort in deiner,

Und ich senkte einen

Kuss auf deine Schulter,

Und der rutschte ab in deinen Schoß,

Und alle

Steine, die du nach mir warfst,

Betrafen einen anderen.

 

 

 

Aufschlag 8558

 

Du hieltst die

Augen zu und warst hellwach,

Und deine

Fähigkeit erlaubte dir durch diese dünnen

Häute alles ganz genau zu sehen,

Und ich sah hinein,

Und deine

Blicke prallten von den Lidern ab

Und fanden mich in deinem

Innern, wie ich vor dir stand,

Dort las ich einen

Brief, den schriebst du blitzschnell nieder,

Und er stand sofort auf deinen

Augenlidern.

 

Aufschlag 8559

 

In der

Zeitung las ich schon vor Tagen von dem

Glück, das kommen würde,

Und mein eigner

Atem reichte nicht mehr aus,

Ich brauchte einen zweiten,

Und ich spürte, dass die Luft in mir

In jedem Winkel saß,

Ich war gefüllt mit ihr und atmete ganz frei

Und schritt durch einen neuen

Tag, den hatte man mir angesagt,

Der kam aus dir.

 

Aufschlag 8560

 

Du wolltest einfach tanzen,

Und du standst vor mir,

Und mit den

Händen winktest du mir zu,

Und die

Musik, in dir, kam nun heraus und wurde laut,

Du spieltest eine nie gehörte

Melodie, die hatte ich in diesem

Augenblick erst komponiert aus Worten,

Die du mir entlocktest.

 

 

 

Aufschlag 8561

 

In dir war alles ruhig, dunkel und geordnet,

Und der

Mann, den du gemordet hattest,

Hatte sich in dich gelegt,

Ich sollte nun die

Totenwache meines Lebens übernehmen,

Und mein

Samen keimte schon in dir,

Den würdest du zu pflegen wissen,

Und du warst das

Raubtierweibchen, das, für drei Minuten nur, das

Reißen ließ.

 

Aufschlag 8562

 

Es war der

Schaukelstuhl, der dich bewegte,

Und du lagst darin ganz nackt,

Und deine

Kleider zündeten die Lehnen an,

Und fremde

Schattenspiele suchten deinen Leib zu greifen,

Und sie rutschten ab und spielten nur mit dir

Und glitten über dein

Gesicht, den Hals und über deine Brust in deine

Schenkel,

Sprangen von den

Füßen in das Zimmer und zurück

Und hoch hinauf,

Und dir entging nicht eine der

Berührungen, die kräuselten

Die glatte Haut im Wind.

 

Aufschlag 8563

 

Du gingst so langsam unter einem hohen

Baum an mir vorbei,

Und nah entfernt geriet ich in den

Blick, den du erst auf mich schicktest,

Der dann weiterglitt und in der

Rinde sich verhakte,

Und ich half dir nicht,

Und deine

Angel zog schon fest an mir.

 

 

 

Aufschlag 8564

 

Ich blieb mit meinem

Leib an einem deiner Haken hängen,

Und es war ja nur,

Dass du noch einmal nach mir riefst,

Ich war doch schon im Aufbruch,

Und du zeigtest mit den

Fingern auf die winzige Verletzung,

Daraus floss ein wenig weiße

Flüssigkeit, mit der schriebst du den

Bilderrätselbrief auf einem schwarzen Bogen,

Und ich konnte nicht enträtseln, was du meintest,

Und du hattest dich so fest

Mit mir verbunden.

 

Aufschlag 8565

 

Die

Haut an dir war kaltes Porzellan

Und schwarz, wie nie zuvor in einer Nacht,

Und auch die

Schrift des Meisters, der dich so geschaffen hatte,

Konnt ich nicht mehr lesen,

Und du hattest nur die

Sorge, dass du springen könntest in der

Schale oder nur am Rand,

Und ich versprach dir meine Vorsicht,

Und du legtest mich nicht aus der

Hand.

 

Aufschlag 8566

 

In der

Wiese war ein Brunnen, winzig und

Nicht größer als ein leises

Liebeswort von dir,

Das sprachst du nicht,

Und meine

Frage sprang ein wenig in die Höhe,

Und der

Wasserstrahl kam ohne Unterlass

Und stieg in einer Mitte auf,

Du griffst danach und trankst davon

Und liebtest ganz alleine das

Geräusch.

 

 

 

Aufschlag 8567

 

Etwas weiter fort, im blauen

Gras, saßt du und warst dort in der

Sonne angeschnallt, sie zu genießen,

Und im

Licht entstand von dir ein zweites Raumbild,

Das dich etwas kleiner zeigte

Und nichts spiegelte,

Und wiederum daraus entstanden zweifach neue

Körper und so fort

Und einer immer etwas kleiner als der frühere,

Und bis zu mir gelangte diese

Heerschar, wo sie endlich endete,

Und du und ihr bewegtet euch mit jedem

Wort ein wenig mehr in meine

Richtung.

 

Aufschlag 8568

 

An deinem

Hals sah ich zuerst die Perlenkette,

Und die Farbe hatte sich von deiner

Haut drauf abgerollt, die Perlen lagen in der

Bahn, auf der ich fahren wollte,

Und es kam kein Zug,

Und jede

Schwelle lief ich einzeln mit den

Fingerspitzen ab,

Und deinen

Kopf hieltst du genießerisch zur Seite,

Deine Augen schlossen sich

Verzückt.

 

Aufschlag 8569

 

In deinen

Händen war ein kleiner Stock,

Und daran hing ein meterlanges

Fähnchen, das schwang so geschickt,

Du schriebst im

Handumdrehn ein Wort durch Luft an mich,

Und mit dem letzten

Zipfel dieses Bandes löschtest du das

Wort schon wieder aus,

Es kam in deinen

Mund zurück und konnte nicht

Geschehen.

 

 

 

Aufschlag 8570

 

Dein rötlich blondes

Haar flochtst du zu einem kurzen

Zopf, der floss in deinen Nacken,

Und ich formte ihm mit meinen

Händen, die ich hochkant hielt, ein Flussbett,

Und er strömte immerfort,

Und deine

Flut war ohne Unterlass,

Und tausend

Zöpfe wuchsen dir zu mir.

 

Aufschlag 8571

 

So eiskalt fiel ein

Bergbach über einen scharfen Stein,

Ich stellte meinen

Leib darunter und erschrak zutiefst

Und übersah, dass nur ein

Fingerlein von dir mir meine

Haut berührte.

 

Aufschlag 8572

 

An deiner

Hand hieltst du ein

Kind, das sprang empor,

Und es erzählte dir von deiner Jugend,

Und es war der

Augenblick, der deiner Suche in dem fremden

Zimmer eine winzige Erinnerung an deine

Kindheit brachte,

Und du stahlst sie dir

Und gabst dich dafür endlos deiner

Fremdheit an mir hin.

 

 

 

Aufschlag 8573

 

Die

Glut, von der du sprachst, lag dir im Leib,

Und das verstand ich nicht,

Und meine

Hand, die dich nur kurz berührte,

Brannte lichterloh,

Das sahst du gern, und

Schmerzen hätt ich nicht davon,

Es sei dir nur ein

Zeichen, dass du wieder neu in

Flammen stündst.

 

Aufschlag 8574

 

Du hattest recht,

Und mit den

Fingerspitzen spürte ich es selbst, dein

Kopf war nur geschnitzt aus

Holz und dann lackiert,

Und überall bewegtest du dich ohne Anstoß,

Und ich schützte dich vor Feuer,

Und im milden

Licht gefielen wir uns gegenseitig sehr

Und hielten

Ausschau.

 

Aufschlag 8575

 

Man hätte dich aus

Draht gebogen, das gestandst du mir,

Und deine

Lieder, die du sangst und liebtest, waren über das

Gerüst gezogen,

Und ich sähe mehr, als an dir wär,

Und deine

Freiheit böge schon ein wenig hin

Und her an ihrer schwächsten Stelle,

Und du gäbest immer noch in meinen

Händen nach und wärest angepasst an meine

Körperform.

 

 

 

Aufschlag 8576

 

Auf dem

Platz, der in der Mittagssonne ruhte,

Stand ein Brunnen,

Und der

Wasserstrahl sprang aus dem

Mund der Weisheit,

Und du legtest deinen

Finger auf die Lippen,

Das ließ alle Herzgeräusche schweigen,

Und ein dünner, breitgeschwungner

Wasserfächer schirmte in den Himmel,

Und er war aus Glas,

Und seine

Tropfen nässten unsre

Lippen, die sich sahen.

 

Aufschlag 8577

 

Es plätscherten die

Wasser deiner Liebe aus dem

Mund und tausendfach aus

Quellen deines Leibes,

Du entschiedst in jedem

Augenblick von neuem, nur den

Durst zu löschen oder ob du selbst an dir

Ertrinken solltest,

Und ich sah es oft genug, wie du dich

Quältest.

 

Aufschlag 8578

 

Im

Spaziergang ging ich hinter dir

Durch flaches Küstenwasser,

Und die

Spuren, die wir machten, standen nur

Sekundenlang am Grund,

Es war dein

Haar, das sich im Wind nach hinten schwang

Und mein Gesicht berührte,

Und ich ahnte kaum noch, wo ich mich an dir

Befand, so weit schwamm ich schon draußen in der

Tiefe unter hohen Wellen.

 

 

 

Aufschlag 8579

 

Du liebtest dieses

Bild, es zeigte Flächen, die sich ineinander schoben,

Und die

Fingerspitzen, die nichts sahen, glitten drüber hin,

Und immer wieder tasteten sie

Nähte bunter Farben ab,

Die konnte niemand spüren,

Und für mich verschoben sich die

Flächen zu den Kreisen der entfernten

Welten, die sich voneinander trennten,

Und ich legte gern den

Mund in deine Haare,

Auf die Schultern,

Etwas tiefer,

Und verlor mich dort im

Eisen deines Rahmens.

 

Aufschlag 8580

 

Dein

Körper war bespannt mit einem

Gitter, das war projiziert und eingebrannt

Und lebte so auf dir,

Und täglich gabst du

Felder frei zur Ernte,

Und du sperrtest andere,

Dort durfte wildes

Wachstum über dünne Fäden ranken,

Und du achtetest auf deine

Unversehrtheit.

 

Aufschlag 8581

 

Im

Pendel war ein Zimmer,

Das bewohnte ich,

Und meine

Zeit trug mich von einer

Wende hin zur anderen,

Und beiderseits erwartete ich mich

Und floh doch auch vor mir,

Und in der

Tür standst du und fingst mich ab,

Und danken sollte ich dafür, dass du mich

Zu dir nahmst,

Und schontest mich ja auch vor mir.

 

 

 

Aufschlag 8582

 

In einer

Wolke von Gesichtern sah ich dich, ein

Zufallsstrahl, der durch die

Trennung zweier Dunkelheiten fiel

Und auf mich traf,

Und ich ergriff auch mit den

Augen, was zu halten war,

Und es war nichts,

Du hattest keinen eignen Leib,

Der war verschweißt mit tausend anderen,

Und deine

Stimme war der Schrei, den man nicht in die dünnen

Fäden einzelner zerlegen konnte,

Und die

Lichtempfindlichkeit verschob sich wieder,

Und es blieb mir nur das

Blinken eines Messinghandgriffs.

 

Aufschlag 8583

 

Als du mich noch zum

Abschied küssen wolltest,

Kamen deine

Lippen nicht mehr bei mir an,

So sehr flohst du aus dir,

Das spürte ich sofort, als sich dein

Kuss auf meinen ganzen

Körper legte

Und nicht endete.

 

Aufschlag 8584

 

In deinem

Zimmer hattest du die

Wände rundherum bepflanzt mit Buschwerk,

Und der

Raum war feucht und warm,

Und selten fand man einen

Frauenkörper so voll schwerer

Erde, wie den deinen,

Und du standst ja selbst im

Fenster deines Mundes,

Färbtest die Balkone deiner

Lippen rot.

 

 

 

Aufschlag 8585

 

Du warst dir selber fremd,

Und du entdecktest irgendwann die

Eigenliebe,

Und du liebtest dich total und schobst die

Hand in einen Spiegel

Und berührtest dich im

Glas, das dich von deinem Körper trennte,

Und von mir verlangtest du die

Scheibe zu zerschlagen,

Und ich brach dich so entzwei, dass aus den feinen

Rissen Blut hervortrat,

Und das kam von mir,

So sehr war ich in dir.

 

Aufschlag 8586

 

Im

Übergang von deiner runden, braunen

Schulter hin zum Hals

Und andrerseits zu deinem

Arm und in den Rücken

Und zu deiner Brust,

In diesem

Übergang lag meine Wohnung,

Und du pflegtest sie mit deiner

Hand, die strich dort das Gefieder glatt,

Und herrlich schimmerten die

Federn, die du aneinander legtest

Und ein wenig hin und her schobst.

 

Aufschlag 8587

 

Du lagst im

Bronzeguss auf deinem Rücken,

Deine

Beine hieltst du angewinkelt,

Und die

Füße bildeten nach Frauenart vom

Fußgelenk bis in die Zehenspitzen einen sanften

Rückenbogen, den schritt ich entlang,

Er stand ein wenig in die

Luft gerichtet und nahm meine

Körperwärme an und wippte etwas auf und ab,

Und deine

Starre löste sich nun langsam.

 

 

 

Aufschlag 8588

 

Die Räume waren aufgeteilt,

Und, lagst du so bei mir, war ich nur

Tänzer auf der Oberfläche,

Und darunter wohntest du

Und kanntest dich gut aus,

Und nirgends brach ich ein, wie ich es wünschte,

Und es waren zwei, drei

Fenster, die du offen hieltst,

Dort ließt du mich herein, doch nur mit einem

Wort, für mehr war dir der

Raum zu klein.

 

Aufschlag 8589

 

Zwei

Säulen wuchsen dort aus Eis

Und hingen von der Decke,

Und sie sehnten sich nach neuer Kälte,

Und du redetest zu meinem

Kopf, der war so gläsern

Und so tausendfach gesprungen,

Und du stelltest ihn zum

Schutz in deinen Schutz,

Der war vollkommen.

 

Aufschlag 8590

 

Den ersten

Schluck trank ich aus deiner Hand,

Es war mir recht,

Und dieser

Becher war jedoch ein

Teil von dir, den ich nicht wollte,

Und den zweiten

Schluck ließ ich in dir

Und starrte in die

Tränke, die stand still,

Und durch die

Oberfläche zuckte dein Gesicht,

Das kannte ich noch nicht.

 

 

 

Aufschlag 8591

 

In einem kleinen

Käfig, der in unsrem Garten stand,

Befand sich eine junge

Leere, die wir uns entnommen hatten,

Und wir sprachen viel mit ihr

Und mussten sie wie uns ernähren,

Und sie lebte so wie wir

Und liebte uns und mit uns,

Und in deiner schmalen, schönen

Hand war sie ein Edelstein,

Den musste man vor

Diebstahl schützen,

Ich schlug ihr den

Schädel auf

Und ließ sie sterben.

 

Aufschlag 8592

 

Du wünschtest meine Nähe,

Und ich durfte dir nicht nah sein,

Und du schütztest dich vor mir,

Und deine

Kleider waren undurchdringlich fest aus

Blech,

Und eine

Schere, die ich fand, würd mühelos

Metall zertrennen,

Und ich dürfte sie im

Notfall auch verwenden,

Und du würdest sicher irgendwann die

Trennung zwischen mir und dir

Damit vollenden wollen,

Und das

Instrument verstumpfte schneller als die

Zeit verging,

Die sich dran schärfte.

 

Aufschlag 8593

 

Wie fassten uns an beide Hände,

Und der

Teufelskreis schloss sich so mühelos

Und hätte ich zuvor…

Und hätt ich jetzt…

Und morgen, fand ich,

War nun auch schon gestern,

Und wir sangen unser

Lied und drehten uns so lustig,

Und wir tanzten eng um uns

Und ließen niemanden dazu.

 

 

 

Aufschlag 8594

 

An meiner

Frau fand ich das erste Mal, dass ihre

Füße fest verwurzelt waren,

Und ich grub, verzeih mir bitte, deine

Erde auf und stützte dich in dieser Zeit,

Und du erzähltest ja,

Dass ich nichts finden würde,

Und du standst so fest im freien Raum,

Und deine

Arme, die ich liebte,

Griffen nur in deine eignen

Wolken.

 

Aufschlag 8595

 

Nachts empfand ich keine

Treue,

Und ich legte grüne

Blätter auf die weißen Laken,

Und ich starrte lang genug darauf, das

Licht der Nachttischlampe brachte mir die

Wahrheit,

Und es war der

Zweig, der dich nicht wiederfand

Und saß doch fest im

Baum darauf.

 

Aufschlag 8596

 

Man rief mich fort von dir,

Und ich erkannte deine

Stimme, die war weit entfernt,

Und ließ ich dich, verlör ich dich,

Und käm ich nicht zu dir, müsst ich die

Ohren strafen,

Und so blieb ich stehen zwischen dir und dir

Und gab dich auf

Und konnte dich nur so für mich

Erhalten.

 

 

 

Aufschlag 8597

 

Wenn du am

Morgen deine Finger

Sanft und liebevoll im nassen

Gras verstecktest oder über seine

Spitzen strichst, ließ ich dich sein

Und ging beiseite,

Und es war, dass du den

Kuss, der noch auf deinen Lippen stand,

Nun heftig in die feuchten

Innenflächen deiner Hände drücktest,

Und ein schmaler, kaum entstandner

Dampf verhüllte auch die

Worte, die du flüstertest,

Die jagte ich erst später, als die

Sonne höher stand,

Und nagelte sie einzeln wieder an dir fest,

Dass sie mir nicht entkamen.

 

Aufschlag 8598

 

Es war der

Stacheldraht, an dem ich hängen blieb,

Und griff nach dir

Und streckte meine Hände aus,

Und alles war so nah

Und ließ sich nicht entfernen,

Und es freute dich, dass irgendetwas

Mich so schmerzhaft an dir

Festhielt.

 

Aufschlag 8599

 

Du maltest eigne, weiße

Wolken in die Luft,

Und niemand störte dich,

Und seitlich stand ich an dem

Feldrand,

Und am Ende deines

Spieles stünde ich und müsste, sagtest du,

Noch etwas warten,

Und du würdest mich verlassen

Und mich rufen, wenn es

Regeln gäbe, dir mir

Gelten würden.

 

 

 

Aufschlag 8600

 

In roten

Schuhen gehst du neben mir,

Und wirklich stehen deine

Füße, jeder einzeln, in den

Schiffchen deiner Lippen,

Und ich füge sie zusammen

Und an meinen Mund,

Und deine weißen

Zähne treten deutlicher als je hervor

Und öffnen sich zum

Biss.

 

Aufschlag 8601

 

Heute früh, im Bad, verriet mein Spiegel eine

Linie, die lief über mein Gesicht,

Sie fügte sich aus vielen

Punkten eng zusammen,

Und von hinten sagtest du sofort, dich

Träfe keine Schuld,

Und deine

Hände hieltst du hinter dich und schärftest dort die

Worte nach, die dich so

Deutlich machten.

 

Aufschlag 8602

 

Immer hattest du die

Handschuh an,

Wie konntest du mich spüren,

Und dein

Haar, das lang herunterfiel, war mir ein

Wasserfall, der lauter stürzte

Und der mich ertränkte ohne dass ich in ihm stand,

Und auch dein

Mund beraubte mich

Und rührte mich nicht an.

 

 

 

Aufschlag 8603

 

Auf dem

Weg, der aus dem Garten führte, sah ich

Tag für Tag, dass wieder eine dieser hellen

Blüten sich erschloss,

Der Duft stand fest in ihrer Tiefe,

Und, bevor sie aufbrach, fandst du ihr

Versteck und gingst mit mir

Und aßt mit einem

Biss die weiße Lampe auf,

Und durch die

Wangen schimmerte ein Wachsrot,

Das ich so an dir nicht kannte,

Und der

Duft verblich.

 

Aufschlag 8604

 

Du standst mit bloßen

Füßen in geharkter Nachbarschaft,

Und etliche der

Spuren führten hin zu dir

Und bildeten ein Stückchen der

Vergangenheit, die deutlich wurde,

Und sie war nicht mein Besitz,

Und auch der

Zaun dazwischen war Verbot,

Und sicher war es auch ein

Teil der unberührten Zukunft,

Die so vor dir lag

Und die nicht

Eintrat.

 

Aufschlag 8605

 

Mein

Gepäck bestand aus einer Tür,

Die stellte ich auch zwischen uns,

Und in die

Zimmer, die es links und rechts davon nicht gab,

Erlaubten wir uns einmal nur den Eingang,

Und er musste dann zugleich für dich und mich ein

Durchgang und ein Ausgang sein,

Und war so ein

Verzicht, den wir nicht nutzten,

Und wir trafen uns stets

Außerhalb.

 

 

 

Aufschlag 8606

 

Ich neige meinen Kopf zu dir,

Und meine

Lippen grüßen wirklich deine

Brüste, Haut zu Haut,

Sie sehen mich,

Und sie erinnern sich

Und rücken sich zurecht,

Und deine

Hand spielt mit,

Und alles ist an dir so gleich

Und sich so einig,

Und du fließt und strömst an mir vorbei,

Nein, an mir hoch,

Und hinter mir, im

Nacken, geht dein Mund spazieren,

Und er sagt, dass es genug sei,

Und ein spitzes

Ding, nicht größer als dein

Finger, stößt durch meinen Rücken in die

Blutgefüllte Kammer

Und gehört dazu.

 

Aufschlag 8607

 

Dein

Morgenmantel fällt ein wenig auf

Und dann, versehentlich, zur Seite,

Und er öffnet deinen

Leib und alles, was ich an dir liebte, seh ich

Plötzlich tausendfach und mehr, versteckt an dir,

Und ein Geheimnis tut sich auf,

Und du weißt nichts davon,

Und immer schon, so sagst du mir,

Verfügtest du und lebtest du auch nur in dieser einen

Wohnung,

Lange schon vor mir.

 

Aufschlag 8608

 

Die

Mandelblüten deiner Augen kaufte ich dir ab,

Und viel bezahlte ich dafür,

Es war mein Lebensrest,

Dann stieg ich in die

Schiffchen, als sie, eben aus dem

Baum gefallen, auf dem Wasser schwammen,

Und wir trieben leise aufeinander zu,

So sehr beruhigte dein schönes

Liderspiel das Biest, das du an langer

Leine führtest.

 

 

 

Aufschlag 8609

 

Du liebtest in der

Not ein Spielzeugtier,

Das hieltst du fest im Arm,

Es durfte nie alleine sein,

Als draußen eine

Kreatur aufschrie, es musste wohl ein

Mensch im Unfall sein, liefst du hinaus,

Und du verletztest dich in deiner Eile,

Und die

Kleider blieben hängen,

Und sie hielten dich zurück

Und ließen dich nicht weiter,

Und dein

Spielzeugtier starb, ohne dich in seiner

Nähe, ganz allein.

 

Aufschlag 8610

 

Oben denkt mein Kopf,

Und unten sitze ich zu deinen

Füßen und versuch mich zu erinnern,

Und dein

Arm liegt auf der Lehne meiner Schenkel,

Und ich darf mir so nicht

Helfen.

 

Aufschlag 8611

 

Wir wollten uns in diesem

Zimmer treffen und alleine sein,

Ich würde dort von einem deiner

Boten etwas mehr erfahren,

Und es hing dein leeres

Unterkleid gekreuzigt an der Leine,

Und es war gereinigt

Und schon lange trocken.

 

 

 

Aufschlag 8612

 

Du warst mir völlig fremd,

Und in den

Haaren hingen dir noch Fäden deiner

Melodien mit Perlen unbekannter Rhythmen,

Und mein

Finger zupfte einmal nur an einem Spinnweb,

Das war schon zu viel.

 

Aufschlag 8613

 

Von einem umgeschlagnen

Baumstamm riss ich Borke,

Und daraus entstand ein

Schiff, das wir bestiegen,

Und es trieb hinauf bis in die Krone,

Und dort oben biss ich immer wieder

Tief in deine Haare,

Und du wusstest wirklich nichts davon

Und riefst noch zu mir rauf und

Winktest.

 

Aufschlag 8614

 

Die

Malerei auf deiner

Haut war nicht mehr zu entfernen,

Und sie war ein

Teil an dir, den nahm ich mit,

Und überall im

Sand und auf den Wegen fand ich

Spuren der Gravur,

Die überdauerten schon ewig meine

Zeit.

 

 

 

Aufschlag 8615

 

Du maltest heimlich eine

Liebe aufs Papier,

Die hieltst du fest im Arm,

Und ich entdeckte dich dabei,

Und deine

Liebe könnte man ja sonst nicht sehen,

Und sie ginge auch an mir und selbst an dir

So weit vorbei, wie hier auf dem Papier,

Um nah zu sein.

 

Aufschlag 8616

 

Aus deiner

Sammlung zeigtest du mir dünnstes

Schreibpapier,

Das war beschriftet, ohne dass man etwas sah,

Und war so leicht

Und schwebte zwischen unsrer Sprache,

Und ich sah nun doch, wie sich die

Worte deines Mundes dort hinein bewegten

Und verfingen

Und drin hafteten

Und nicht verloren gingen.

 

Aufschlag 8617

 

Ohne

Abschied schied ich heut von dir,

Und wir versprachen uns,

Dass keiner mehr vom andren lassen müsste,

Und wir waren frei

Und ungezwungen

Und so voller Heiterkeit

Und blickten stumm zur Erde,

Und die

Sicherheit, dass keiner mehr vom andren wusste,

Als er selbst, war uns ein neuer

Anfang, den wir einfach fallen ließen,

Und wir freuten uns in

Gegenseitigkeit.

 

 

 

Aufschlag 8618

 

Mehr war nicht von dir zu sehen, als das

Auge, welches aus dem kleinen

Spielzeugfenster schaute

Und vielleicht der

Ansatz deiner Nase,

Und ich durfte dich befühlen

Und betasten

Und erfuhr dich hinter dieser

Wand mit meinen Händen,

Und wir lebten doch schon jahrelang

Zusammen.

 

Aufschlag 8619

 

Deine

Hand war weicher als dein Mund,

Sie sprach mit mir,

Und deine

Lippen redeten ihr zu,

Und irgendwie müsst ich dich finden,

Meine

Augenbinde würdest du danach

Entfernen.

 

Aufschlag 8620

 

An der

Küste stieg das Wasser dir ins Haar,

Es schwamm in völlig neuen Wellen,

Und das

Meersalz schmeckte mir darin so bitterlich,

Als ich dich kämmte

Und es trank

 

 

 

Aufschlag 8621

 

Die

Sonne riss das Licht der Haare so weit auseinander,

Dass ich kaum das

Segelschiff, das du zur

Zierde darin trugst, erkannte,

Und wir fuhren auf den kurzen, blanken

Spiegelungen dieser Wasser

Hin und her,

Es schmerzte schon die

Blendung in den Augen.

 

Aufschlag 8622

 

Ich gab dir meine

Hand zu halten für den Augenblick

Und hörte auch, dass

Königinnen zum Beweis der Treue

Über glühend heiße Schalen laufen mussten,

Und wie sollte ich die

Prüfung über deinen

Leib bestehen?

 

Aufschlag 8623

 

Mit einem

Finger kreistest du ganz leicht die

Innenflächen meiner Hände ein

Und zeugtest dir ein

Fieber, das mich lähmte,

Und ich riss dich ab von der

Verankerung, in der du standst,

Und ließ mich von dir führen an den

Linien meiner Hand.

 

 

 

Aufschlag 8624

 

Als wir uns die

Hände gaben, sollte es ein

Abschied sein, ein

Lebewohl, das ich trotzdem nicht aus den

Händen legen wollte,

Und ich grüßte dich erneut

Und gab doch ab an dich

Und stand mit dir auf einer

Schwelle, die ließ keinen von uns frei,

Und gestern ging ich ahnungslos auf diesem

Wege aus und ein

Und wusste nichts von dir,

Und ich verlief so neben dir,

Das sagtest du,

Und hielt nicht an.

 

Aufschlag 8625

 

Ich verstand kein

Wort von dir

Und hörte deutlich, was du sagtest,

Und es war kein fremder

Sinn dabei und keine fremde Sprache,

Und, so frei wie du mit dir,

Konnt ich mit mir nicht sein,

Und eine

Flötenspielerin stand auf dem Bahnhof

Und begleitete das

Abschied nehmen und das Kommen, ohne eine

Frage, auf dem Instrument,

Und das

Getöse um sie her ließ keinen seiner

Töne frei,

Ich ging auf ihrem Spiel spazieren,

Und ich hatte jede

Melodie sofort vernommen.

 

Aufschlag 8626

 

Ich fuhr mit dir nach Haus,

Und unterwegs sangst du ein

Lied aus deiner Straße, dass sie

Deutlich wurde,

Sie erschien so nah, dass ich mit dir,

Noch weit entfernt davon,

Schon in ihr heimisch war,

Und so verliebt warst du in deine

Wege, die du mit mir gingst.

 

 

 

Aufschlag 8627

 

Der

Atem, den ich einnahm, teilte sich,

Und fast die ganze

Hälfte ging zu dir,

Und, was mir fehlte, kam von deiner

Seite,

Und es war ja ganz gerecht,

Und ich litt schrecklich unter dem

Betrug.

 

Aufschlag 8628

 

Die

Spur von mir wurd dir zur Fährte,

Und ich drehte

Und ich wandte mich

Und suchte nach

Gerechtigkeit, bis ich mit dir zusammenprallte,

Du warst außer

Atem, der stand neben dir, weil du von mir bis an das

Ende meines Weges

Fortgestoßen warst.

 

Aufschlag 8629

 

Deine

Finger spielten stets in deinem Haar

Und drehten kleine

Schlangen dort hinein

Und lösten sie

Und wanden sie erneut,

Und, käme ich zu dir,

Müsst ich auf ihren

Stich gefasst sein,

Und ich sah, wie deine

Augen nach mir züngelten.

 

 

 

Aufschlag 8630

 

Du trugst den langen Rock

Und barfuß schautest du daraus hervor,

Und auch dein

Oberkörper war mir zu Gefallen unbekleidet,

Und ich durfte dich beschreiben mit den

Worten, die ich hatte,

Und du kämmtest dir mit schlanken

Armen, weit im Nacken, deine Haare,

Und die

Augen jagten meinen Worten nach

Und fingen sie, noch ehe sie gesprochen waren,

Dass sie wirklich dir allein gehörten.

 

Aufschlag 8631

 

Anderntags sah ich dich dann am

Rand des Wassers sitzen,

Und du schautest in dein

Spiegelbild, das fandst du schön

Und zauberhaft

Und griffst hinein

Und immer wieder schnell nach dir,

Dir nah zu sein.

 

Aufschlag 8632

 

Hinter deinen

Augen, die aus Watte waren,

Standen scharfe Messer,

Und die

Spitzen sahen vorn heraus,

Und unbekannt war mir der

Mechanismus, der mich freundlich rief

Und mir den

Mantel abverlangte.

 

 

 

Aufschlag 8633

 

Ich nannte dich den

Lichtduft,

Und dein

Leib war reiner als das

Porzellan, aus dem man dich gefertigt hatte,

Und mein

Mund erwählte deinen Schoß zur

Tafel, die mich speiste.

 

Aufschlag 8634

 

Deine

Hand war stumpf,

Und deine

Füße waren schon so tief im

Sand vom langen Stehen,

Und ich konnte dein

Gesicht nur noch als

Kreis erkennen,

Den durchschien der

Kuss, der herrenlos im Raum stand,

Der mir viel zu früh vom

Mund gesprungen war.

 

Aufschlag 8635

 

Du warst das

Wärmebild in meiner Hand,

Das fasste ich von hinten an

Und spürte auch die

Pforte, hinter der die Lava stand,

Und um den

Krater wuchsen dünne, krause

Eisenfäden, die du mit den

Fingerspitzen hin und her schobst.

 

 

 

Aufschlag 8636

 

Der

Damm war alt und taugte nichts,

Und, wollte ich zu dir,

Ging ich darüber hin und hielt dir deinen

Mund geschlossen,

Und ich nahm dich mit

Gewalt,

Und gleich danach tat sich die

Erde wieder auf und spie die

Spalten an die Oberfläche, die mich überlief

Und brüchig machte.

 

Aufschlag 8637

 

Das

Krankheitsbild war schrecklich,

Und es reagierte deine

Haut im schlimmen Fieber deiner Nerven,

Und der

Kampf war Wettlauf gegen deine eigne Uhr,

Die war ja völlig falsch gelaufen bis zu dieser

Stunde,

Und du wolltest mich bis dahin pflegen,

Sagtest du mir immer wieder.

 

Aufschlag 8638

 

Wir waren draußen,

Und dein

Haar nahm von der Dunkelheit der Nacht

Die Weichheit an,

Es wurde Teil von ihr,

Und, was ich sah, war wirklich nur ein

Teil von dir,

Das löste sich vor meinen

Augen auf,

Und einer dieser grellen

Sterne funkelte ganz still aus dir.

 

 

 

Aufschlag 8639

 

Im

Nachtspaziergang führten wir uns an den

Händen,

Und wir spürten eine kleine

Angst, die stand drei Schritte hinter uns,

Und dachten auch, dass sich das

Kindsein nie verlegen lassen würde,

Und ich sah zurück,

Und wirklich standen hinter uns zwei

Kinder, die uns ängstlich folgten,

Und sie hielten sich an ihren

Händen,

Und ich kannte dich in meiner

Jugend doch noch gar nicht.

 

Aufschlag 8640

 

Kaum angekommen, war ich fort,

Und du begrüßtest mich im

Abschied,

Und genau zu unsren Füßen

Wuchs ein kleiner, grüner

Keim, wer sollte ihn behüten,

Und von uns war keiner

Schuld an dem Entstehen,

Und mein

Samen galt nicht dir,

Und deine

Fruchtbarkeit hättst du verhindern können,

Und der

Stern, der hinter einer Sonne stand, wurd bei der

Sonnenfinsternis gut sichtbar,

Und man lenkte immer alles ab,

Was unerklärbar war.

 

Aufschlag 8641

 

Ich kannte deinen

Namen,

Und ich rief dich damit an,

Und er sei falsch, so sagtest du,

Und neben mir rief dich ein anderer,

Der fragte mich zuvor, was richtig sei,

Das konnte ich nicht sagen,

Und er nannte irgendeine

Zahl und hatte Glück

Und löste deine

Spannung,

Und du gingst mit mir davon.

 

 

 

Aufschlag 8642

 

Hinter deinem

Vorhang stand ein

Spielmannszug, der musizierte,

Und ich freute mich nur wenig über deine

Freunde, die verbrachten ihren ganzen

Tag in deinem Kopf.

 

Aufschlag 8643

 

Wir falteten die

Hände,

Und es fügten sich die

Finger meiner rechten Hand

In die von deiner linken,

Und wir banden uns sehr aneinander,

Und es war doch sonderbar,

Dass wir nicht zueinander fanden,

Und ich wollte nie im

Leben mehr

Gebete so verraten.

 

Aufschlag 8644

 

Es gab auch

Dosenglück,

Das kauftest du für dich und mich,

Und beide

Dosen waren gleich,

Und du ertrankst darin vor Freude,

Und ich wusste nicht, wie ich dich retten sollte,

Und die zweite

Dose hielt ich fest in meiner

Hand.

 

 

 

Aufschlag 8645

 

Heut war ich das erste

Mal in deinem Haus,

Und gleich im

Eingang legtest du dich ab

Und teiltest dich in

Einzelheiten auf, die du so liebtest,

Und ich fand dich überall, in jedem

Winkel, jedem Luftzug,

Und ich kannte mich gleich aus in dir,

Und dein

Parfum wuchs an zu wahrem Flieder, dessen

Blüten gaben einen Hauch von

Honig auf die Zunge.

 

Aufschlag 8646

 

Ich sah dich knien in dem

Gebet und liebte deine Andacht,

Und in einem

Augenblick, als ich in deinem

Rücken stand, wuchs dein Gesicht auf deinem

Hinterkopf und sah mich an,

Dass ich erschrak

Und wehrte alles ab, was du mir beichtetest

Und was du mit den

Augen sprachst,

Und es war alles schlimm.

 

Aufschlag 8647

 

Im

Gebüsch fand ich die weißen Federn,

Und es lagen einige noch in den

Zweigen über mir,

Und alle

Federkiele hatten rote Enden,

Und ich lief zurück zu dir

Und fand dich völlig unbeschadet,

Und mit deinem

Schnabel richtetest du meine

Federn wieder grade,

Und die

Wunde würde schnell vernarben.

 

 

 

Aufschlag 8648

 

Ich wusste nicht,