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Harald Birgfeld, Webseite seit 1987/ Website since 1987 …da liegt mein Herz, Geschichten aus Niemandsland 2022 -2024 (im
Entstehen) z.B.: 100 Jahre „Kafka“, eine herrenlose
Fundsache (neu)
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zu Olympia – olympische Spiele! |
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online und im Buchhandel |
Lyrik, Prosa und Ingenieurarbeiten |
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Lyrik.
10.000 Aufschläge
Band 15: Aufschläge
7000 - 7500
ISBN 3-937264-26-4
"Es lohnt sich, einmal
einen heutigen Dichter kennen zu lernen, der mit der deutschen Sprache einen
faszinierend fremden Weg betritt und trotzdem dem Leser Freiraum lässt für
eigene Gedankengänge, ohne dass die Probleme in erhobener Zeigefingermanier zu
zeitkritischen Trampelpfaden werden." (1986: Gutachten).
Harald Birgfeld, von Beruf Diplom-Ingenieur, schrieb seine
Gedichte während der morgendlichen Fahrt mit der Hamburger S-Bahn zur
Arbeit. Seine Texte entstanden fast immer
bereits in endgültiger Form.
Copyright
2007 beim Autor, Harald
Birgfeld, alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Veröffentlichung darf ohne
schriftliche Erlaubnis des Herausgebers, Harald Birgfeld, reproduziert werden. Das
gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Verfilmung und
Einspeicherung sowie Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Herausgeber, Autor,
Redakteur: Harald Birgfeld, über e-mail: Harald.Birgfeld@t-online.de
23 Gedichtbände, 10.000 Strophen: |
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Bd. 3: Aufschläge 1000 - 1501, (1.
Version) Bd. 3: Aufschläge 1000 - 1501, (2.
Version) |
Bd. 10: Aufschläge 4501 - 5001 Bd. 11: Aufschläge 5002 - 5499 Bd. 12: Aufschläge 5500 - 6000, (1.
Version) Bd. 12: Aufschläge 5500 - 6000, (2.
Version) Bd. 13: Aufschläge 6001 - 6501 |
Bd. 14: Aufschläge 6502 - 6999 (online und im
Buchhandel) Bd. 15: Aufschläge 7000 - 7500 Bd. 16: Aufschläge 7501 - 8002 Bd. 17: Aufschläge 8003 - 8500 Bd. 18: Aufschläge 8501 - 9000 Bd. 19: Aufschläge 9001 - 9500 Bd.
20: Aufschläge 9501 -
9827 Bd. 21: Aufschläge 9828 - 10.100 |
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Klettere nach oben, klage an Und klage uns, Denn unermesslich ist dein Schmerz, So klettere nach oben, Höre unsre Klagelieder an, Sie machen schließlich schmerzfrei, Und sieh hinter dich und finde Schatten, die sind nicht mehr dunkel
sondern Licht und bunt gekleidet, Ja, sie fielen von dir ab Und gehen ihrer eignen Wege, Und der tiefe Schmerz lässt sich nicht einfach
wiederholen, Und ich hörte, dass die Herzverletzten große Narben in sich trügen, Die versorgt kein Blut. |
Nachts, das sah ich nun, als ich mich Wieder zu dir legen wollte, Weil du mir begehrenswert erschienst Und weil du mir entgegen kamst, Ja, nachts schob ich die Säule hellen Lichtes mit dem Bettgestell in eine große Höhle, die entstand im Zimmer, das war viel zu klein Und weitete sich unermesslich aus für
diesen Zweck, Des Nachts erstarrtest du und ließt sich Andre zu dir wenden Und ich musste auf dich warten, Und der Lichtstrahl, der dich trug, Fuhr viel zu langsam wieder ein. |
Unter uns befanden sich auch Puppenmenschen, die erfand man, um uns zu
bevölkern, Und ich lebte all die Jahre unentdeckt und wechselte den Standpunkt häufig, Und ich hüte mich noch heute sorgfältig Vor jeder Art Verletzung. |
Man schrieb das Jahr, das diesem folgen würde, Und du hattest mir noch nichts erzählt Von deinem und von deinem Leben, Heute wusste ich davon, Ich würde es erfahren in dem Jahr, das diesem folgen würde, In den Bildern deutetest du alles an Und ich entdeckte, wie geschickt du die Gesichter deiner Zukunft zu verstecken
wusstest, Ganz natürlich fehlte ihnen die Lebendigkeit, Es war ja lang noch nicht das Jahr, das diesem folgen würde, Und ich stand am Ende, So, wie du dich gabst, Würd ich dich nicht aus einem Kaufhauskatalog erwerben wollen. |
Einmal dachte ich zurück soweit ich konnte, Machte vieles ungeschehen Und befinde mich nun hier, Und habe die Erlaubnis über meine Zukunft nachzudenken, Die geschieht gewiss, Und ich spiel darin keine Rolle, Und ich spüre einen Ruck, weil man an diesen Reisezug ganz unvermutet neue Wagen hängt, Die kann ich zwar nicht sehen, Doch ich weiß, dass sie mich etwas Angehn. |
Gestern schlug ich mit der Spielzeugpeitsche einen Kreisel aus der Jugend, Und ich sag es nur, weil mir die Dummheit meiner Handlung heute auffiel Als ich aus dem Kreisel kletterte, Der stand noch in der letzten Drehung aufrecht, Und es wurde Zeit für mich. |
Manchmal wurd es
dir zu viel, Und vieles wurde
viel zu schwer für dich, An deinen Armen zog ein
Auftrieb, der dich oben hielt, Die Schwimmbewegung
deiner Beine war ganz
ungeübt, Und auch umsonst
stießt du das Eine und das andre
Mal in Tiefen wo der Boden fehlte, Und dein Anruf wurde falsch
von mir verstanden, Ich benahm mich in
der Hilfestellung, die
du abriefst, völlig ungelenk, Du wusstest nicht,
dass ich die Angst vor offnem Wasser niemals
überwinden würde, Und ich sah auch
nicht genau, Was unter deiner Oberfläche stand. |
Im Bahnhofseingang lag
ein junger Mensch, Und andre beugten
sich zu ihm, Man legte ihm den
eignen Kopf in seinen
Nacken und die Arme unter seine
Füße, dass das Blut so besser
zirkulieren könnte, Seinen weißen Blindenstock warf
man zur Seite, weil jetzt
andre für ihn sahen, Das war besser, Und man dachte,
dass man ihn mit etwas Glück würd retten
können. |
Draußen trafen Sommervögel ein, Das freute mich, ich
zog zu ihnen auf, weil eine kleine Freude größer war
als keine Freude, Und sie waren aus
der Nähe nicht die
Gäste aus dem Vorjahr, An die Alten konnte
man sich kaum erinnern, Und ich spräche
eine längst vergangne Nestzeit an, Die wäre wirklich
zweimal abgetan. |
Hätt ich nicht auf dich gewartet, Wär mein Raum jetzt leer, Du siehst auch, dass der Regen später fiel, denn unter mir ist
trocknes Straßenpflaster, das biet ich dir als
Beweis, Du aber blickst hinauf zur Wolke wilder Tauben, Und ich kann es nicht verstehen, wie sie Antwort geben sollen, Woher willst du wissen, dass sie dort schon
flogen, Als ich ankam. |
In der Jugend fesselte ich einen Baumstamm an sich selbst, Ich hatte dafür auch ein Urteil fällen müssen, Und das Seil fand ich auf einer Straße, Damals nahm ich es als Fingerzeig, das war erlaubt, Und alles war gerecht und richtig, Und ich lebe heute völlig anders Und notiere alle Nachtgeräusche, die ich auf der Tagesbrücke höre, und zur Tarnung geh ich aus mit einem Blindenstock, den hänge ich mir auch im Gehen lose an den Arm, weil ich mir sicher
bin, Dass mir wohl niemand in so später Nacht begegnen wird, Und die, die mich verfolgen, Lassen sich nicht täuschen. |
Ich musste mich als Diener unter Dienenden verkleiden, Und ich lebte so die Tage und die Nächte und so fort Und war in Wirklichkeit ein Diener unter Dienenden, Der brauchte sich nicht zu verkleiden, Den erkannte man sofort, Und Dienende hätt man mit ihrer eignen List niemals betrügen können. |
Ich konnte gehen, wann ich wollte Und wohin ich wollte, Und ich lebte völlig in der Symmetrie, Wuchs ich nach oben, ging es auch
gleich in die Tiefe, Wenn ich aß, begann schon die
Verdauung, Dachte ich, traf mich sofort die Flüchtigkeit, Und war ich höflich, nutzte ich mich
schamlos aus, Die Freiheit, die ich eingoss, floss aus
einem Bodenriss als Sklaverei ins
Tischholz, Und der Rand, der dann entstand, war kaum
noch zu entfernen, Und ich liebte schließlich den Verzicht so sehr wie die Erfüllung. |
Täglich legte man mir Zahlen in den Schoß, die ich
sortierte, Und man goss mich ein in eine neue Nachricht, legte gleich darüber eine
neuere, Und es entstanden viel zu viele
Schichten, Und nur einmal, als ich mich in
einem schwarzen Kasten nicht zurechtfand, Wurde alles zum Erlebnis und ich selbst zum Mittelpunkt des Weltgeschehens, Das erzählte ich und oft genug und
immer wieder neu Dem kleinen Zimmervogel, Der war jung und lernte grad das Singen. |
Nachts erkannte man kaum die Kanäle unsrer Stadt, Ich orientierte mich nach Spiegelungen heller Punkte und nach
ihrem Flackern auf den kurzen Wellen, Alles sah ich von dem Fenster meines Zimmers aus, Mit meinen Füßen war ich auf der Straße, Die Kanäle zogen sich durch Riesenaugen, Und ich stand ganz dicht vor ihnen. |
Von meiner Langeweile riss ich wahllos ein
Kalenderblatt Und schaute, ob ich einen dieser Sprüche darauf finden würde, Aber es war leer, Ich rollte eine Perle, die war wertlos, Hin und her in meiner Hand, Die schlug an meinen Fingerring, In dem schoss eine ganz geheime Rohrpost rund, die hatte keinen Ausgang, Und ich kannte den Empfänger nicht, Und drüben stand die Frau vor einem Sprechgerät Und sang ein Klagelied aus ihrer fernen Heimat, Und der Text blieb unverständlich, Und es nützte nichts, dass sie ihn
wiederholte, Und ich dachte, wenn man nur noch seine Freiheit zu verlieren hätte, Hätte man doch nichts mehr zu verlieren, Und die Freiheit wäre nicht mehr abzureißen. |
Andre trugen Fahnen, die an Stangen hingen, Und auf ihren Spitzen steckten mörderische Spieße, die ganz nutzlos in den Himmel stachen, Und erst später, als der Aufmarsch längst vorüber war, Entdeckte ich die Wunden über mir, Es tropfte Blut aus einer langen Straße, Die war ganz unmöglich zu betreten, Und sie war der Fußweg unsrer Köpfe. |
Außerdem besaß ich einen kleinen Namensstempel, Damit war es einfach, einen Abschied nicht gleich zu vollenden, Und ich stempelte die eigne Hoffnung immer wieder auf ein winziges Papier, das ließ ich nur für mich dort Liegen. |
Ich lebte in Bescheidenheit und wich mir aus Und las nichts über mich, weil es mich
intressierte, Und ich wollte mich bezwingen, Und die zweifache Natur wurd immer
deutlicher, Die Kunst ging mir verloren, Und ich hatte alle Hände voll zu tun und schwankte zwischen
mir und mir Und wusste nicht mehr, wem ich galt, Die Frau an meiner Seite riss mich aus dem
Schlaf, Sie spürte instinktiv Gefahr in ihrer Nähe, Und ich war nicht dankbar, Und es ging ja wirklich nicht um sie, Ich fragte nicht ein Wort und suchte vor dem Bett nach Resten. |
Als ich mich zum Essen an den Holztisch setzte, fand ich
einen Brief, der war ganz unbeschrieben, Lag auf meinem Platz, und er galt mir, Ich las ihn bis zum Ende und verfiel in eine Starre, Dass ich mich dort sitzen lassen musste, Und ich staunte, dass mich diese Kleinigkeit so treffen konnte, Und ich aß woanders. |
Neben mir saß dieser Mann in einem festen Kunststoffmantel, Und ich hörte dessen Stoffe aneinander reiben, wenn er sich
bewegte, Es entstand darin ein Rhythmus, der mir auffiel, Und ich sprach ihn an, um ihn zu fragen, Doch er war in Angst, denn dieser Mantel würde unter einer ganz bestimmten Wärme, die er noch nicht kannte, in sich selbst Zerfallen und im letzten Augenblick geräuschlos werden. |
So sah ich dieses Frühjahr mit zwei Augen, Und die Bilder lagen ineinander, Dass ich glaubte, mich zu irren, Und vor unsrem Haus stand eine Birke, der das zarte Grün noch fehlte, Andrerseits wuchs es schon unter jeder Knospe, und der ganze Baum erstrahlte bis tief in die Nacht, Die wurde nicht mehr schwarz, Sie nahm das Blattgrün an wie alles ringsumher. |
Die Frau in meiner Nähe ließ mich sein Und wandte ihren Blick nie mehr auf mich, dass ich erschrak, Ich weinte über mich und kroch in einen Schrank, damit mich niemand sah, Und ihre Augen hatte ich gegessen und verschlungen, Und sie sah mich aus den Händen an, Die hatte ich mir vors Gesicht geschlagen. |
Es war auch so, dass meine Augen es erlernten, Bilder, die sie nur am Rand erkannten, Ganz genau zu sehen, Und ich sah ja nicht dorthin, Ich sah daran vorbei und achtete nur auf
das Äußere Geschehen meines Blickfelds, Das entzog sich später raffiniert in einen Raum direkt vor meinen Augen, Und es machte mich zu seinem Mittelpunkt. |
Es dauerte sehr lange, Und die Fahrt, die ich mir vornahm, nahm an einem Kreis, den ich mit einem Stock in weichen Boden schrieb, den Anfang, Und sie endete in einer Wüste, die war leer, Und leicht war es für mich nun die Bedeutung zu erkennen, Und sie sollte Zuflucht sein, Ich war der Flüchtling, der in seiner neuen Heimat
stand, Es folgte niemand, niemand war vor mir, Und meine Spur lag unentdeckt noch unter meinen
Füßen, Und ich sah: Was an mir endete, blieb Unvollendet. |
Aus dem Fenster fiel ein Blatt Papier, Das sollte mir nun weiterhelfen, weil die Stimme, die mir etwas sagen wollte, Unterwegs verloren ging, Sie hatte nirgends Spuren hinterlassen, Und das Echo, das man kannte, traf nicht jedes Ohr. |
Ich sollte ein Vermächtnis hinterlassen, Und ich hatte wirklich keine Zeit, Und würd ich stehen bleiben, keilte sich
ein Abstand ein, Der trennte mich von mir, Der bräche mich wohlmöglich auseinander, Und ich schrieb in Hast, dass ich voll Zugeständnis sei und sehr darunter litte. |
Ich gab dir einen Gruß auf deinen Weg, Darüber lachtest du, Es gab ja keinen mehr, An den du ihn entrichten konntest, Und die Luft um dich drang ein in
dich und mich Und kannte keinen Unterschied, Und später, als du fort warst,
blieben die Gedanken an die Leere hier bei mir, So konnte ich dir etwas helfen. |
Als ich aufsah lag ich bäuchlings
vor der hellen Wand, Und die war nicht aus Stein und nicht aus Mauerwerk, es
war ein Strahlenvorhang, der stand senkrecht
bis in eine Ferne, Mit den Blicken, die das Ende suchten, rief ich laut: „Was soll ich tun, Ich habe ja bereits getan Was ich noch machen soll Und kann nur machen, was ich tat, Und hätt das Ende gerne abgesehen,“ Das, so wusste ich genau, Lag nicht dort oben sondern dicht
vor mir, Und mit dem Kopf stieß ich an seine Kante. |
Jemand lebte lange Zeit im Hohn, Zu mir sprach er: „Grüß mir den Atem, den du liebst, und halte ihn nicht
fest, Und lass ihn frei für mich,“ Ich dachte auch, dass ich wohl
sterben müsste, Bliebe er bei mir Und stand auf einem Salzsee, der war ausgetrocknet, Und vor mir, auf einem Schreibtisch lag die Bilderkarte,
die bewies, dass dieser See tatsächlich existierte. |
Wenn ich rückwärts schaute, sah ich mich
auf einer Oberfläche, die war stramm gespannt als Tuch, und sie verdeckte eine Wahrheit, die war schlecht zu sehen, Und das Tuch, das federte, warf jeden Sprung und jeden Fall zurück, Dass man sich kaum getraute, Und ich schrieb ins Tagebuch, das lag nun auch zurück, Ich schrieb, dass ich den Wahnsinn der vor mir Getöteten, Nun übernommen hätte, Und er wäre mit der Welle über mich gekommen, Die war durch ein Meeresbeben ausgelöst Und hatte lange angedauert. |
Man brachte mich in dieses überweiße Zimmer, dass ich ganz allein mit meinem Leiden sei, das war nicht schlimm, weil
mich die gleiche Farbe quälte, Und sie löste sich nun auf, Und über meinem Schlafbett hing ein Werbespruch, der mahnte mich zur Ruhe und empfahl: „Leg du dein Herz beiseite, aus dem Längsschnitt über deiner Brust Tropft reichlich Blut, Das reicht für zwei.“ |
Zwischen meinem Raum und dem dahinter fielen meine Worte an die Glaswand, Und dort sah ich Menschen leben, Und sie sahen mich und trieben so geräuschlos
in der Schwebe, dass wir nicht mehr aufeinander
hörten, Und es war die Perversion gemalter Und bewegter Bilder hinter Glas. |
Keines von den Bildern ließ mich aus, Wir lebten in der Zeit, die nur in Bildern sprach, die Worte wurden blätterarm, Man schlug sich auf und andere Und sah hinein Und schlug sich wieder zu und legte sich
beiseite, Und für illustrierte Leben zahlte man den Reichtum aus, So wurde man verdient, Man bildete auch farbig Lippen ab, die spitzten sich ein wenig wie
zum Kuss und, wie die andren sagten, Formulierten sie den Richterspruch, den hing man auf in Galerien. |
Hinter meinem Wohnhaus fing ein Wäldchen an, Das war sehr klein und lebte von den Pinselstrichen, die die Stämme, Äste, Blätter strukturierten, Und ich selbst trug beim Betreten eine Sichtschutzbrille. |
Über mir begann die Hörigkeit, die schlug sich auf die Erde nieder, Und ich rechnete mir die Entfernung aus, die nötig wäre, um die Luft, das Wasser, um das Feuer und die Erde zu vergessen, Und der Abstand reichte bis zu mir, Und in die Falle war ich nur geraten, weil dies doch
ihr Wesen war. |
Ich begann die Briefe neu zu lesen, und ich las der Reihe nach, wie du es damals dachtest, Nichts von dem war eingetreten, Deine Wünsche lagen eingeschlagen zu Papier Und waren ungeöffnet, jede Zeile blieb versiegelt, Und ich las nun alles rückwärts noch
einmal, dass ich zum Anfang fand, dort stieg ich in das Bergwerk ein, ich übersah es seinerzeit, Erst jetzt entdecke ich den Einstiegstunnel, Der war menschenleer und endete in tiefer Dunkelheit, Du hattest mir nichts hinterlassen, Und ich staunte über deinen Einsatz, der war ohne Schranken, Heute hörte man nur Wassertropfen, die in Seitengängen aus der Decke fielen. |
In dem Wohnhaus wuchs der Ruhepilz und breitete sich aus, Ich ging in eine Bodenkammer und durchbohrte dort die Decke, dass ich unter mir ins Zimmer, das ich grad verlassen hatte,
gucken konnte, Und es war noch immer leer, Ich richtete mich ein, die Ruhe würde sich verraten wollen, wenn ich Wiederkommen würde, Und ich wartete. |
Ständig hörte ich die fremde Stimme über mir, sie kündigte Stationen an und brachte einen Hinweis, eine Möglichkeit, sich zu verhalten, Etwas nicht zu tun, Sie ignorierte meine Existenz und dass ich als Gefangner mitfuhr. |
Du erklärtest allen, die Natur sei voller Unschuld, Und sie werde schuldig nur durch
uns, Auch schweige sie zu allem, was an
ihr geschehe, Und du sagtest auch, Dass wir uns selbst beringten, wenn
wir an dem Waldrand stünden und nach innen
lauschten Und dann außen auf ein Echo warteten, Und ganz unnötig wusstest du, dass
dieser Baum schon damals, als das große Töten stattfand, wuchs und seine Augen offen hatte, Ganz umsonst gemahntest du Und blicktest in die falsche Richtung. |
Die Natur ist ohne Kunstherz, Und sie lebt ganz ohne die Gerechtigkeit, Und damals, als du Bilder maltest, Nahmst du amputierte Glieder, Und du stelltest sie gewaltlos in
die Malerei, Ich fand auf diese Weise auch heraus, aus wie viel
fremden Teilen ich bestand. |
Manchmal brach ich ein in meiner
eignen Sprache, Und es war der Untergang in einer Eigentötung, Und du riefst mir nach, ich sollte
meine Augen offen halten, dass ich heil nach Hause kommen würde, Und die Worte steckten mir im Halse. |
Mein Wohnhaus hatte ich verlassen, Und ich sah zurück, Es mochte sein, und ich stand still, Es mochte sein, dass dies mein letzter Rückblick war, Ich blickte in die Runde, ob wohl jemand neben mir erwuchs, Den ich nicht sehen konnte, Später sollte man von mir nicht sagen
können: „Jahrelang stand er daneben und bemerkte
nichts,“ Auch wollte ich nicht, dass man sagen
würde: „Das ist einer dieser Richter, die auf
fremder Unschuld wohnten,“ Und an meinem Handgelenk befand sich immer noch der
abgeschlossne Ring von der Gefangnenkette, Und ich zog den Ärmel meines Mantels über ihn. |
Ich war zu wahr zu mir, dass ich mir
glaubte, Und gab alles auf, Man hatte mir den Tag schon lange prophezeit, Und würd ich jemals wiederkommen, Müsste es ein Tag vor diesem sein, Der war bereits vorbei. |
Die junge Frau nahm keinen Platz an meiner Seite, setzte sich nicht
neben mich, Sie sah mich schreiben, Und sie hatte, wie ich aus ihr las, die Angst, ich würde sie verbrauchen, Und ich schrieb sie auf, Und nichts von ihr blieb übrig, Und sie hatte es bemerkt Und brach noch in derselben Nacht in meine Stube ein Und holte sich zurück. |
Nichts erfasst der Mensch, der Tropfen löst sich kugelrund vom Wasserhahn, ich halte meinen Finger unter
ihn Und bringe ihm das Ende, das ist glaubhaft, Und die Tänzer in dem aufgeblähten Bauch des Pferdes sieht man nicht, Man sieht sie einfach nicht, man sieht sie
nicht, Und niemand traut sich mit dem Messer den Kadaver aufzustechen. |
In der Stadt, lief ich mit meinem Körper gegen ein Relief, das war aus dünner Bronze und so hoch als große Hauswand, Und ich war mit meiner Schulter angestoßen, dass ich niederfiel, Ich schlug auf schmale Bretter, die das ganze stützten, und der Wind fiel in das stramm gespannte Segel, Und das Kunstwerk fuhr mit mir davon, Es hatte mit der Abfahrt bis auf den Zusammenstoß Gewartet. |
Jemand sprach mich an und wollte Kieselsteine von mir haben, um den Heimweg zu verschönern, Ja, er wollte sie erst waschen und dann Links und rechts die Zufahrt damit zieren, Und ich hatte nichts, was ich ihm hätte
geben können, Und er sagte gleich, dass er nur wenig
brauche, Und es sei genug und wusch vor meinen Augen alles aus, Das nahm er mit und war zufrieden. |
Spät am Abend sandtest du mir deine Grenze in mein Haus, Sie ist ein schmaler Brief, den ich zu öffnen hab, Ich hätte heute Morgen noch gesagt: „Mir bleibt ja keine Wahl, denn dieser Tag, den du gern Ungeschehen machen möchtest, hat
begonnen,“ Aber nun weiß ich mir keinen Rat,
die Grenzverletzung wird mich töten,
wenn ich sie gestatte, Und vor mir erlaube ich dem Bildschirm, dass er hinter seine
eigne Wand tritt, mir von dort berichtet, Und es dauert lange, lange, Und ich höre keine Zeichen mehr Und gebe auf. |
Drei der Seiten meines Zimmers haben einen falschen Platz, Es ist die Frage nach dem Zwischenraum ganz unrichtig gestellt Und ist an einem Sitzstuhl zu erkennen, der steht
dreifach hier: Er selbst, sein Schatten, der erst auf den Boden und
dann weiter über eine Rückwand fällt, Und drittens bildet er sich ab in
einem Spiegel, Und die Existenzen liegen in der
rechten Hand, die ruht auf einem
Lampenschalter Und kann frei entscheiden. |
Später höre ich dich lesen, Und du sprichst von einem Nagelschild, mit dem du kämpfen
willst, Und keiner, der dir zuhört, wagt zu
lachen, Weil man noch nicht weiß, wie es auf
deiner Seite wirklich aussieht, Und ich stehe hinter dir Und könnte sagen, dass dort alles
leer ist, Dass du gar nicht Existierst. |
Du redetest zu viel Und machtest alles käuflich, Und der Helm auf deinem Kopf war Erde, die man über eine Unschuld häufte, Weil sie ohnehin nur unter einem Schutzschirm leben konnte, Und du hörtest die Musik darunter, die war ganz aus Leichtmetall und fiel auf dich; Ein räuberischer Mörder, der an dir vorbeiging und sich
auswies: „Ich hab eine lange Strafe abgebüßt, weil
ich in Tötung lebte,“ Konnte dich nicht irritieren, deine Gleichgewichte waren angeschraubt Und standen fest. |
Etwas weiter drüben ging ich in ein Gotteshaus, das nenne ich nur so, damit ich
weiß, Wovon ich spreche, Und in Wahrheit war es eine große Kuppel, die im Echo lebte, Und man schwieg darin, Und als ich eintraf, war es so, dass ich
noch aus dem Raum der Kuppel stehlen konnte, was sich in
der Deckenwölbung selbst gefangen hielt Und sinnlos an die Rundung prallte, Und hier durfte niemand reden, Nur zu hören war erlaubt. |
Schmerzlos musste alles sein, Und schlimme Dinge wurden aufgeführt in einem Katalog, den hatte jeder vor sich liegen, Um darin zu blättern und um nachzuschaun, Und meine rechte Hand war diese Nacht am Armstumpf eines völlig fremden Menschen angenäht, Es hatte alles seine Richtigkeit, Und in dem Katalog war nichts zu Finden. |
Ich stand in einem Wartezimmer und es stach ein leuchtend
roter Sonnenstrahl herein, der schnitt die Schwebeteilchen aus dem Raum, dass
sie nun Deutlich wurden, Und man rief mich auf, weil ich nun
an der Reihe war, ich sollte diesen Strahl
bewachen und sofort die Meldung machen, wenn ein Teilchen ausschied oder eines neu
hinzu kam, Und ich war der falsche Wachmann, weil ich außerhalb der Straße meine Augen offen hielt, und
lange, meinte man, Müsst ich noch auf die Heilung warten. |
Man hatte mir vom Nebenraum erzählt und ihn
beschrieben, Und er wäre später nur für mich, Und bis man ihn errichten konnte,
würde viel Verständnis nötig sein, Er musste, weil er nur für mich sei,
ohne Wände sein und sollte hier in dieser Höhe an dem Hochhaus hängen Und mich wirklich isolieren. |
Vor meine Sonne hielt ich eine grüne Scheibe, Und sie schien hindurch und spielte
selbst ein Spiel, Und ihrerseits nahm sie nur einmal
eine Hand vor ihre Augen, Und die Scheibe wurde unnütz. |
Man lockte mich mit einer Alltagsforderung, ich öffnete die Tür zum Eingang, Die fiel hinter mir unsichtbar in die Mauer, Und ich stand in einem Turm mit einer Wendeltreppe, die galt mir, Ich stieg hinauf und hatte kein
Verständnis, Meine Blicke suchten schon im Voraus um die
Kurve, Und es war nichts abzusehen, Und ich war es leid, Die Fische, die hernieder fielen aus dem blauen
Himmel, sagte man, entließe nur ein Wirbelsturm weit über uns, Der hatte sie zuvor dem Meeresarm entrissen, Und ich wurde es noch einmal leid, ein Bild zu sehen, Das bestand aus falsch herum gesetzten Buchstaben, aus lückenhaftem Text, Ich sah, die Grenze des Erträglichen war
nicht gerade, Wie ich immer dachte. |
Dann sah ich ein Blatt Papier am Boden liegen, das war nicht
mehr weiß, Und irgendjemand hatte irgendetwas
unterschrieben, Und ich dachte an die Selbstbefriedigung, die lag in jeder
Unterschrift, Und zwischen braunem Samtstoff lag ein loser roter Seidenfaden, Den sah ich mir voller Misstraun an und
wollte ihn entziffern, Und ich las an ihm. |
Hinter einer Glasvitrine standen Taubenvögel, Und ich sah hinein und auch hindurch Und achtete auf eine Stimme der Vitrine, die war schwach und
schwankte, Und ich dachte an das Glas, das es zerbrechen konnte und auch an
die Malerin davor, der sah ich auf die Finger und ins Werk, Die Tiere standen vor dem Abflug, Und kein Träger kam, Mir etwas abzunehmen. |
Blütenweißer Wasserfall der Rispen schlägt auf Steine deines Gartens, Meine Hand verfärbt sich unter einem Tropfen Bittermilch des Löwenzahns, Aus deinen Brüsten trat einst andrer Saft Und stand in kleinen Quellen, Damals nährtest du ein Kind, Und heute wirfst du deine langen Haare über deine Stirn in einen Frühling, um sie besser auszukämmen Und den Sonnentanz in deinem Nacken zu
genießen, Und es fällt das Blatt von deinem Mund, weil es sich
dort, in dieser Stellung, nicht mehr halten konnte. |
Kurz vor dir verwandelt sich mein Kuss in Bitterkeit des Ginsters, Dass ich mich erinnern soll, Ich falle nicht zurück, Es ist, ich weiß nicht was, und
warte auf den neuen Wandel, der schlägt diese Wolke um in eine Lust, mich an dem Gelbbusch zu vergreifen, Deine Zähne bleiben völlig rein Und in der Reihe, Und du siehst mir zu und wartest. |
Ich weiß von deinem Leben, dort auf dem Balkon, Du siehst, du hörst, du riechst ganz
anders als die Menschen, die weit über dir in
unbekannten Höhen wohnen und die Füße nie auf diese Erde setzen, Und sie gehen, sehen, riechen,
hören, Soviel weiß man, alles umgekehrt. |
Heute, als ich nicht mehr daran dachte,
sprang ein Ball ganz plötzlich auf mich zu, Ich musste reagieren Und ihn fangen oder schlagen oder laufen
lassen, Und ich dachte, dass es wohl derselbe Ball von gestern war, denn der ging mir
verloren, Weil ich ihm nicht nachsah, als er sich im Fliegen abhob, Ich saß immer noch im Baum, inmitten Blüten wilder Kirschen, Und ich führte ein Journal von ihrem Aufbruch an bis zum Zerfall, Dann würde ich mich wieder zeigen, Doch auch dieser Ball ging mir verloren. |
Tags darauf war es ganz anders, weil ein
rotes Blütenblättermeer in einer Flut anstieg und dann sofort verebbte, Und in einer Gabel saß in hohen Ästen jener Zufall, der mich gestern so bedrängte, Und nun langte ich nicht mehr hinauf, Ich hatte das Journal beendet. |
Irgendjemand machte ohne Worte eine Häusermalerei an großen Wänden, die erklang in unsrer Straße als
ein Echo das sich dauernd wiederholte, Und man könnte Glockenläuten darin hören, wenn man es
nicht Besser wüsste. |
Man hatte diesen Neutag ausgerufen, das war gut, Ich sah mich um und fand den kleinen Blumenstrauß verwelkt, Den hatte ich ganz frisch vor wenigen Minuten in das Glas gestellt, Ich fand auch einen Kletterer mit nackten Füßen im Gebirge, Der stieg schnell empor, Man sagte mir, dass hier der Stein ganz weich sei und man hinterlasse
seine Spuren, und es wäre gut so, Und ich hatte nur gesehen, dass die Höhe ständig zunahm, wie zum Trost warf ich dir Münzen über mörderische Spalten zu, in deinen Schoß, Du saßt dort drüben auf dem Nadelkamm, Ich wagte nicht daran zu denken, dass die Felsen unter dir schon endeten, Und du stiegst weiter auf. |
In der Haustür standen Männer, die verglichen die Maschinen, Und ich ahnte nicht, wovon sie sprachen, Und sie setzten sich am Ende völlig falsch zusammen, Und man fragte mich und wies auf einen
kleinen Vogel über uns, der zog dort seine Kreise: „Ob ich gläubig wäre,“ Und ich sah zu meinen Füßen graue Krähenvögel an dem
Felsvorsprung im Aufwind stehen, Und sie waren unbegreiflich nahe. |
Drüben stürzten Bäume um, die hatten ihre Wurzeln nur auf nacktem Fels, Das erste kleine Echo, das auch nicht aus
diesen Bergen kam, ja dieses erste kleine Echo packte sie am Stamm Und brachte sie zu Fall. |
Über mich rollt schwer und scharf
der Knall des Überschalls, Und tief im Feld steht hoch ein
Einzelbaum Im gelben Grün der jungen Triebe, Weit darüber schiebt sich eine
Lerche Mit den kurzen Flügelschlägen ihrem
hohen Lied beständig näher, unterbricht
den Flug und fällt ins Nichts, Man will mich etwas fragen, und ich
weiß nicht was, Und mit den Worten springt ein Erdtier dicht an
mir vorbei, Es sieht mich gut, und es verharrt
ganz kurz, Dann laufen alle Farben wieder ineinander. |
Vor mir liegt das Tagebuch auf meinem Tisch, Ich seh es an, und es zerreißt sich,
ohne meine Hilfe in sehr schmale Streifen, Die befestigt irgendjemand irgendwie
als Vorhang vor dem Ausgang, Und es ist jetzt schwer geworden Nachzulesen, was der Vortag brachte, Und fürs Heute müsste ich dort erst Hindurch. |
Wenig Zubehör liegt draußen, und man sagt,
die Silberfolie soll die Vogeltiere von der Jungsaat
scheuchen, Und es kann nicht sein, Denn tausendfach gestaltet und
zerknittert Spannt sich ein metallner Himmel
über uns Und alles, Und die Diebe haben gar kein
Mitleid, Und mit langen Stangen brechen sie
noch Glasvitrinen auf und sehen doch auch
so hinein Und könnten sich von deren Leere nur
mit ihren Augen, die nichts sehen, Überzeugen. |
Man schrieb die ideale Landschaft aus und hängte die Entwürfe in die Galerie, Und ich hing unter ihnen, Und es schmerzte nicht, man nahm
auch Rücksicht auf die Menschlichkeit,
die haftete an mir, Und andre hatten außerordentlich
Verständnis, Und sie streuten, von dem Eingang kommend, einen Sandweg, eine schmale Spur bis hin
zu mir, Und jeder der Besucher setzte seinen Fuß ein wenig nur daneben, Und man ahnte gleich das knirschende
Geräusch, Das wollte man vermeiden. |
Unter unsrer Auswahl war auch die Entscheidung, Irgendeiner musste sie noch treffen, Und man ging von Saal zu Saal, Ich selbst vertrieb mich aus dem Wohnhaus, das befand sich noch am
Anfang, Und zur Zeit befand ich mich ganz nah und
unter einem Zimmer mit der Nummer Dreizehntausend. |
Fremde Menschen kamen zur Besichtigung, Man durfte sie nicht fragen, Und ich fragte doch und drang auf
eine Antwort, Und man drängte sich um mich und
sprach von einer Neuerung, die andrerseits verwirrte, Und man hob die Kinder hoch, damit
sie mehr Und besser sehen konnten, Und man ging davon, Und nicht einmal die Fragen schrieb man auf Für später |
Die Sonne fiel ins Zimmer und beleuchtete die goldne Schlangenhaut, es war kein Tier in
ihr, ihr Schweigen stand im Raum, und niemand
hörte zu, Sie wand sich und gebärdete sich
lebend, Rollte lautlos hin und her im warmen
Licht, Und irgendjemand müsste sich wohl
damit gürten, Sie um seine Nacktheit legen, Und ich wollte es nicht sein und war
es nicht, Und auf dem Boden lagen Silbertropfen ihres
ausgespritzten Giftes. |
In dem Großraum spielten in verschiednen Nischen gleiche Instrumente gleiche
Melodien, Man hörte alles falsch, Von beiden Seiten kam der Eindruck, Und man konnte sich nicht wehren, Und so sperrte ich in meinem Kopf die Räume zu und legte schwere Balken der Gedanken vor die Tür, Und die verrieten mir, Dass außerhalb der Frieden brannte. |
Es fiel ein Tanzkostüm auf einen Stuhl, Das war so leicht, ich blies es mit
dem Atem hoch, Es schwebte über mir, die Tänzerin entstand ganz neu darin und
tanzte ihre Farben, Alles handelte vom weißen Blut, von
schwarzem Eifer und dem roten Willen, Und es reichte meine Zeit nicht aus. |
Das Unterholz war dicht, Und meine Haare hielten sich ganz fest darin, Wenn ich sie überstrich, sie glätten
wollte, Unterschied ich sie nicht mehr von Nadeln oder
Blättern trockner Bäume, Unter mir lag Trümmerschutt, Hier war von einem Augenblick zum anderen das Kirchendach herabgestürzt, ich ging
auf den Verschütteten, auf Lockenschöpfen
und auf Grauhaar, meine Sohlen brannten, Und das Kirchenschiff, in dem ich
stand, Frohlockte über einen freien Himmel, Und ich konnte mich nicht mehr
entscheiden, Meine Flügel klebten fest als Teer auf sie hernieder tropfte. |
Draußen zündete ein Mensch die Flamme an und dankte, Und es sprang ein Funke auf die Steine, Und es war nicht einer unbehauen, Und man sah auch zwischen den Reliefs die Abfahrtzeiten, die man
mit dem Meißel damals eingeschlagen hatte, Und ich war verspätet, Und das Lesen hatte ich verlernt Und stand armselig über mir. |
Mir blieb nur das Problem, mich mitzuteilen, Und ich fragte dich, Du riefst mir zu, es wäre nicht
genug, Und andre lachten über unsren großen
Abstand, Du standst zwischen mir und mir, Und ich stand zwischen dir und dir, Wir waren uns sehr nahe, und das Pfingstfest klopfte an, Wir wussten vorher, Dass es kommen würde. |
Ich sandte meine Ohren aus, die lauschten an dem Stein, der sprach vom Wasser, Das hätt ihn hierher gebracht, Und nirgends sah ich einen Fluss und keine Küste, Und der Stein sprach, dass es gestern schon
gewesen sei, Und damals hätte es mich nicht
gegeben, Und ich stünde auf dem Boden eines Meeres, Alles ginge viel zu schnell, Es fiel ihm auch noch ein, dass er
zuvor zum Baustein eines Gotteshauses
auserkoren war, Das mochte nun geschehen, Und ich richtete ihn aus, dass seine Stirn in Richtung seines Glaubens
zeigte, Darum bat er mich und dankte, Alles andre läge nicht in seiner Hand. |
Hinter deinem Wohnhaus würdest du dir einen Garten
bauen wollen, Und du schriebst mir einfach, dass
du in die hinterste Gelegenheit den Teich gestalten
möchtest, Und du wolltest nur verstehen
lernen, Dass man in die Tiefe eines Wassers schauen musste, um den Himmel zu begrenzen. |
Diesmal hatte ich mich vorbereitet, Und der Regen würde nicht umsonst an meine Fenster schlagen, Und ich lag in meinem Bett und wachte, über alles spannte
sich ein großes Zelt, der Regen würde darauf treffen Und mich warnen, denn das Wohnhaus würde mich nicht Ewig schützen können. |
Gestern schrieb ich dir vom Himmel, der war zu begrenzen, Ich vergaß dabei die Dunkelheit, sie ist ein Teil von
ihm, Und über meinen Tisch weht eine
leichte Fahne Maiglöckchenduft, die schwebt
ganz ohne Schatten, Und der Blütenstaub der Kiefer wäre
ihr ganz ähnlich, Meinte man nicht, dass man alles
besser wüsste. |
Meine Sorge ist, dass ich mich
teilen müsste, Und was wüsste ich von mir, dem
anderen, Wir träfen uns vielleicht als Fremde wieder, Und die Schwarzschrift bricht, wenn man zu
lange darauf starrt, In eine Farbe auf, Sie wird ein wenig rot, Und auf der andren Straßenseite gehe ich von mir
getrennt, Und schmerzlich ist es, zuzuschauen, Meine Arme reichen nicht hinüber, Und die Straße, die dazwischen liegt, Wird viel zu schnell befahren, ist
besetzt Und duldet keine Unterbrechung. |
Von der Wasseroberfläche steigen Schwäne
auf, Sie brauchen lange, um sich
abzuheben, Und ich kenne das Geräusch, das ihre Schwingen machen, Wenn ich bete, spreche ich genau die
gleichen Worte, und die Tiere fliegen tief, tief über mich
hinweg, Man wird mich sicherlich erhören. |
Zwei Vogeltiere saßen an der Tränke,
warmer Wind umspülte meinen Nacken, Vor mir fiel ein kleiner Wasserfall ein wenig aus dem Garten über einen Kunststein, Und ein feiner Regen blühte auf zum Diamanten, Aus dem Baumdach über mir, beträumten mich
die Blütenblätter, Jedes, jedes, jedes war für sich, Und irgendwo lag unter einem Stein, ganz nah, vielleicht auch
weit entfernt, ein Gruß, der war für mich bestimmt, Ich musste warten und geduldig sein, Und dieses Flüsschen litt ganz einfach
unter Erdenschwere, die es abwärts rinnen
ließ. |
Die Luft, in die ich atmete, verlief in
Strudeln, Auf der Oberfläche drehten sich die Tagesreste, und der eigne Abfall kam nicht von der Stelle, Und ich pflanzte endlich Gärten der Geräusche darin an, Die würden zart beginnen, Und in ihren Wurzeln würden sich die Netze knüpfen. |
Zwischen allem standen bronzene Figuren, Und ich fand ein freches Mädchen unter ihnen, das sprach mich
gleich an, vom Künstler habe es auch einen Namen mitbekommen, der sei in dem
Sockel eingeschlagen, Und ich sollte suchen, Und ich fand nur eine Ordnungsnummer, die las ich nicht
vor, Ich schämte mich und ging in seinem Rücken fort, Es konnte mich nicht sehen. |
Du trugst ein Stachelhalsband unter einem hingehauchten Tuch, das deinen Körper weit
umschlang, Und es versteckte eine Dornenreihe, Und es roch an dir der Regen dieser Nacht, Die Äste waren grün bemoost Und feucht und glatt, Dies war der Treffpunkt, den wir ausgemacht, Den wir vereinbart hatten, Und du warst bewaffnet gegen dich, Und meine Arme waren mir umsonst gewachsen. |
Der Regen hatte aufgehört, die Seufzer schliefen langsam ein, Die Schlafnacht trieb in schwüler Hitze durch die Zimmer, Der erwachsnen Frau entglitt das Stofftier, Und ich lehnte mich an ein Geländer, Das gab endlos nach Und ließ mich doch nicht fallen. |
Wir luden Freunde ein, die aßen Abendbrot mit uns, Und einer sprach vom roten Licht und einem Leuchtstaub der
Verheißung, Die läg über dieser Runde, Und wir tranken nichts als Tee Und aßen Brot, Ja, wir betrafen uns einander, Und ich hatte meine Ungeduld bekundet, die mich lähmte, Und ich wurd von euch Gefüttert. |
Gestern fiel ich in ein Schlangennest, man nahm mich
freundlich auf, Ich fand den Frauenleib, von dem ich träumte, unter
einem kühlen Kleid, das locker hing und weit, So schloss Verrat die Treue doch nicht aus, ein Kuss sprang mir blitzschnell auf
meine Wange, Und sein Gift war süß, es drang
durch meine Haut Und legte sich auf meine Zunge, Und ich würde niemals mehr dem Blinden in die Augen sehen wollen, Meine Spucke schäumte hinter den
geschlossnen Lippen. |
Mit dem Eisen schlug ich in das Holz, dass ich erschrak, Ich sah erst jetzt, was vor mir lag, Vielleicht sollt ich es spalten oder
mit dem Eisen vor den Trockenrissen
schützen, Oder sollte ich vielleicht ein Schnitzer werden, der die Sache
falsch begann, Und aus den hundert Bildern wählte
ich das eine aus, Das dir sehr ähnlich war, Du stauntest über meine Meinung und
dein Lächeln blieb im Ansatz stecken. |
Früh am Morgen schnitt ich Flieder ab, Der Regen saß noch auf den Blättern, Und ich kletterte von einer Leiter
in den Baum Und schnitt Und schnitt Und schnitt, und las am andren Tag von einer Katastrophe, die das Meeresbeben an dem fernen Küstenstreifen unter hunderttausend Menschen angerichtet hatte. |
Das Frühjahr war vorbei und du
entdecktest es im Nachhinein, Nun erst wärst du geboren, Von den Schmerzen in dem Mutterleib hätt man
dir nichts erzählt, Und jahrelang war jede Einzelheit an dir vorbeigerannt, Und alle Menschen, die du lange
kanntest, Waren auferstanden, Und du schautest voll Erwachen in die Welt, die war dir
neu, Und jemand drehte an Geräten, und
man sprach von Dingen, die du nie gesehen hattest, Sicher waren sie entstanden, als du
noch mit ihnen Lebtest. |
Als du dich in deiner neuen Sonne sahst, erhobst du dich, Ich sprang herzu und schnitt die Drähte, die dich in der Fassung
hielten, durch Und feilte auch die spitzen Reste nieder bis auf deine Haut, Es sollte dich nichts mehr erinnern
an die Gegenwart, die solltest du als
erstes liegen lassen, Meine Augen schweiften ab von dir, Ich gab es zu, sie schweiften allzu
oft im Nacken junger Mädchen, die an mir
vorüber gingen, Ihre spitzen Füße rissen mich mit fort. |
Im Stadtbild, ganz in meiner Nähe,
stand ein junger Brunnen, Täglich sah ich ihn und saß auf
seinem Rand, Ich freute mich, wenn ich mich dort
entdeckte, über die Begegnung, Und zu meinem Liebweib sprach ich über mich Und gab nicht zu, dass ich mit
meinem Rücken viel zu nah am Schachtrand stand. |
Du lebtest immer in
der Freiheit und du
merktest nichts davon, Und neben dir
schlug jemand einen Sklavenleib aus
Stein, den Kopf jedoch beließ
er unbehaun, Das war die Ohnmacht, die der
Künstler nicht aus ihren Augen schauen ließ, Und ich in meiner
Sklaverei genieße jede Freiheit, die ich
habe, Und als ich in Freiheit lebte,
lebte ich in Sklaverei und
streckte meine Hand nach einer
gelben Traube aus, die
wuchs an dem Goldregenbaum in
seinem Gift. |
Man rief dich auf,
du warst im letzten Jahr verstorben, Und man hatte dich
geehrt Und wollte dich
noch einmal ehren, Und ich stand im Garten auf dem
Rasen, der war sauber, Und man hatte
eigentlich die Samen dieses Grases
auf den Menschenleib
gestreut und ihn verklebt, Er war bei guter
Pflege aufgelaufen, Und er grünte nun
in allen Farben. |
Drüben sollte ich
mich an der Pforte melden und
mit einem Messingreifen
klopfen, Und ich sah genau,
dass hinter dieser Pforte, die ein Rahmen hielt, sich
weiter nichts befand, Es stand dort kein
Gebäude, Und es war kein
Mensch zu sehen, Und man sagte mir,
dies wäre eine Sache des
Vertrauens, Und ich ging und
klopfte an, Es war natürlich
ganz umsonst, Und auf der andren Seite fühlte sich
nicht einer Angesprochen. (2011:Aufschlag 7101, Frankfurter Bibliothek der
Klassikerausgabe …) |
Die Tischuhr steht auf einem Buch, Ich sehe über meine Schulter zu dem Tisch, Und ich verstehe nichts von dem Zusammenhang, der zwischen Uhr, dem Buch und mir und einem Rückwärtsblick zum Tisch besteht, Daneben liegt das braune Hundetier im Sonnenfleck und ist der Schlüssel, den ich suche: Ich entdecke zwischen Zeit und Denkgewohnheit, Eigenheit
und Suche keinen Unterschied, Und auch der Stahldraht, der mir in
meinen Reifen stach, weil ihn die Straße
freigab, lebt in der Berechtigung, Man bog ihn längst beiseite. |
Aus dem Nachbargarten dringen Bilder bis in meine Stube, Und sie existieren hier, Ich schließe alle Fenster, und sie bleiben, Und ich gehe fort, Sie folgen mir, sind überall Und werden schließlich schwächer, Diesmal waren sie noch ohne Farben, das wird sich bald ändern, Und Geräusche hören mich nicht mehr. |
In einem Schreibgerät saß eine Prüfungskommission, die lebte in der
Dunkelheit, Und sie erfasste alles, was zu
schreiben war Und klagte nie, Sie war nicht festzustellen und
erfüllte ihren Auftrag ganz unmerklich und Vollkommen. |
Es hing ein Bügel an der Wand, der war aus
Draht, Man hatte ihn geformt, um Kleider aufzuhängen, Er war leer und schaukelte sich in
ein Gleichgewicht, Wie sollte ich ihn je erreichen, Und ich stieß ihn immer wieder vor
dem Stillstand an und wagte nicht, mich
zu entfernen, In den kurzen Pausen schrieb ich den Bericht, dass
man in meinem Rücken schon von meiner Not erführe, Und ich dachte an das Gleichgewicht, an den Bericht und an
die Leute hinter mir, Von denen wusste ich nicht einmal, Ob sie wirklich existierten. |
Eine Lösung fiel mir ein, die Schrauben, die uns fest am Boden auf dem Sockel hielten, Konnte ich entfernen, Und ich ging zunächst alleine fort, Es war ein Fallen und ein Stürzen über
unbekannte Dinge, Und von euch, die ich nicht löste,
blieb mir kaum mehr die Erinnerung, so schnell war ich so
weit gekommen und Entfernt. |
Ich musste Gegenstände pflegen, das verstand
ich gut, Und machte meine Arbeit, wie man es verlangte, Und nur einmal, als ich mich zu sehr
vor meiner Pflege fürchtete, erteilte ich mir Hausverbot, Das galt solang ich lebte, Und ich hielt mich streng daran Und ließ mich nie mehr sehen, Und ich lebte oft in dem Verbot und merkte nichts davon. |
„Buschwindröschen, weiß und rosa, Nun weiß ich genau, wozu ich fähig
bin,“ Und werf mich in den Sand zu ihren Füßen, küsse unsre
Erde, Unterbreche das Gespräch Und male mir das Himmelsblau,
wahrhaftig, wie es ist, Es taucht sich selber ein in eine Morgenröte, Heute Abend ziehe ich es dort
heraus, Und zwischendurch gieß ich den Eimer gelber Farbe über alles hin, Darunter, weiß ich, schwimmt ein
kleines Körnchen Gold, Wird blendend blinken, Und ich werde warten bis heut Abend.
|
Es war nicht dieses Selbstgefühl der Macht, das mich
erhob, Es war der mürbe Stoff, der meinen Blick durchließ, Dahinter sah ich einen Fluss, der über scharfe Grate in die
Tiefe fiel, Ich hörte auf die Stimme dieses Wassers, das mich
warnte Und mir zeigte, wie mich Einsamkeit erschrecken könnte, Und ich sah zu einem Fressnapf, der stand auf dem Boden und versorgte unser Tier, Ich fand ihn noch gefüllt mit Nahrung. |
Abends traf ich mich mit fremden Leuten, denen gab ich meine Kleidung, dass ich nackt vor ihnen
stand, Man lobte meine Bravheit, Und man fragte, ob ich von der Brücke springen würde, Unter mir der Fluss sei völlig unbefahren, Und kein Schleppkahn und kein Boot sei weit und breit, Ich sollte einzig das Geländer überwinden, Alles andre stünde mir dann frei. |
Ich hatte ganz vergessen, dir von
meiner Erdbeerfrucht zu schreiben, Von dem Saft, den ich erträumte, lange vor
dem ersten Biss ins warme Fleisch, der lag in
meinen Ohren, Und es war ein ganzes Feld noch nicht geerntet, Und es lag und reifte unter blauer
Sonne, Und dies war kein Urteil, das mir
jemand vortrug, Sondern frei war ich mit allen Sinnen. |
Hinter mir brach dann dieselbe Sonne durch das Grünglas hoher Blätter, Und sie selbst hielt sich verborgen, Über ihrer eignen Helligkeit stieg, weißer noch, ein Strahlenbündel auf, Das zierte diese Bäume, setzte ihren Kronen eine eigne Krone auf. |
Dein Vorwurf traf mich deshalb schwer, Das Quälen hatte doch schon längst ein Ende, jede Qual bei weitem
überschritten, Und du folgtest mir, Und du bespucktest meine Fußspur einzeln, so verhasst war dir
der Duft von frischen Erdbeerfrüchten, Und ich konnte diese Schuld nicht mehr ertragen, Und ich hinterließ mit jedem Schritt den neuen Abdruck, Der, so sagtest du, entstünde
absichtlich von mir, Um dich noch weiterhin zu quälen. |
Durch die Farbschnur trennte man den Straßenbau vom Sommergarten, Rot wuchs Mohn aus schwarzem Gras, Und ich blieb unbeteiligt, weil man
mich auf diese Weise hintergangen hatte, Rotes Mohnblatt konnte ich mit roter Kreide nicht beschriften, Und es blieb kaum Zeit, Die ersten langen Stiele fielen in
die Bauarbeiten, Und die Blumen ließen ihre Röcke aufgeschlitzt zu Boden sinken, Und es war ein Zwischenfall, der schien mir nur
belanglos, Und er zwang mich zur Bescheidenheit. |
Du hattest einen Eisenbügel ganz verbogen, Und er zeigte in die falsche
Richtung, In der Zeitung las ich von dem Unfall zwischen einer Mähmaschine und dem Menschen, der
war fest im Kornfeld eingeschlafen, Und ich bog die Demut an der schwächsten Stelle hin
und her, Das hatte ich mit Kupferdrähten oft gemacht, Ich wusste auch, wie sehr manch Kerkermeister an dem Häftling hing, Und trotzdem war ihm keine der Erniedrigungen groß genug. |
Ich schwieg aus Höflichkeit und sah mich um in
diesem Haus, Es war ein großes Haus, das lud mich
ein, Ich fand nicht einen Hinweis auf die Kunst, so dass die Angst, die Kunst könnt mir zur Falle
werden, Größer wurde, Und die Türen hielt man fest verschlossen, Und die Gäste müssten jeden Augenblick, so sagte man,
erscheinen, Und man fragte auch, ob ich mit
Etwas Vorbereitet wäre. |
Es las mich eine Frau, die lag in einem Krankenhaus Und fand mich ganz normal, Und anderswo las mich ein Mann, weil er mich töten wollte, Das fand ich normal, Und alle andren, die mich lasen,
lasen mich Normalerweise, Und sie sprachen meinen Tod im Leben aus, Ich aber blätterte die Seite um, Das kostete mich noch ein Jahr. |
Im Schlaf, vielleicht, es mochte sein,
dass ich erwacht war, Fasste ich mich an, Die eigne Hand wurd nun zur fremden Hand in eigner Hand, Ich wachte auf, dass mich der Schlaf so überraschte, Und ich fand nun doppelt Glück, ja zweifach Glück, Und alles schrieb ich auf in dieser
Nacht Und grub die Worte ein in dem
Papier, Das fand ich später nicht mehr
wieder. |
Sonst war ich verspätet, Und es fiel nicht auf, Ich hatte keine Eigenliebe wie die anderen Und lebte ohne Regeln, Alles was mich band, erreichte mich
von außen, Und ich hielt mich daran fest so gut
ich konnte, Trotzdem fiel mir manches
losgelassne Seil in meinen Schoß, Es wäre ohne jeden Sinn, würd ich nach Gründen dafür suchen. |
Heute wohnen wir in Kugelhäusern, die sich irgendwie
bewegen, Und sie rollen unsichtbar und
unbeweglich Über alles hin, Ich wusste wirklich nicht bis jetzt, Dass in die andren Häuser, neben
mir, das Leben überspringen konnte, Und die Kapsel riss entzwei, Ich hörte aus der Nachbarkapsel eine frohe Stimme Lieder singen, Sie war ganz allein, besang die
runden Wände, Und sie sah mich plötzlich vor sich
stehn, Und sie erschrak und schwieg und
hatte nie den Riss aus einer fremden Kapsel
miterlebt, Hier drang nun Leben ein und aus, Und lange sprach ich schon mit dir. |
Hinter mir band man ein Bündel langer Rohre fest zusammen, Und sie hingen an dem Seil, das drehte sich ganz ruhig, Und ich sah durch sie hindurch Und sah mit einem Aufschrei in die Sonne, Der würd schon nach Augenblicken auf ihr landen und
verbrennen, Und das Bündel drehte sich Gefährlich langsam frei vor meinem
Himmel. |
Jemand störte mich und fragte nach Reserveteilen, Und es war im Grunde eine Falle, die mich, weil
ich sie erkannte, Gleich in Panik trieb, Ich gab mich aus Versehen selber her Und wurde so verwendet wie ich war, Und schlimm, schlimm, schlimm war
mein Verständnis für die Leute, die so handelten. |
Meine Worte, sage ich, sind wahr, nur
deshalb kann ich sie Begreifen mit den Händen, Und sie liegen hier, Ich kann sie wägen, und ich fülle
sie in Kleinen oder großen Mengen ab, Sie sind auch transportabel und
verschiebbar, Meine Worte existieren von alleine, Und ich nehme mir davon so viel ich
brauche, Überall sind sie das Fußbett, das ich hinterlasse, Und sie liegen auf dem Weg, den ich begehe, Und im Garten zimmere ich mir aus Hölzern eine Nackenstütze, Dort hinein leg ich den Kopf. |
Du schriebst auf geschriebnen Büchern Ungeschriebenes Und schriebst auf Katalogen, Prüfberichten,
Übersichten, Und es stieg der Wert von jedem einzelnen ins
Unermessliche, Man machte neue Listen, um sie alle zu erfassen, die
du so erfasstest, Um die alten Listen zu ersetzen, Die bedeuteten dagegen gar nichts. |
Jedes meiner Worte war zugleich ein Unwort, Liebe war Besitz und Speise war Verderben, Hunger, Strafe und Verbannung waren Bündel, die zum Himmel stachen und
nie rosten würden, Rost, so sagte jemand, sei Betrug von Anfang an, Er sitze jedem unter jedem
Fingernagel, Und es bliebe nur die Mühsal ihrer Pflege, die sei eine Lüge. |
Fensteraussicht und zwei
Fensterflügel, Und ich sehe die Entfernung meines Raumes, eines Raumes, den ich selber einnehm, mit
dem Kopf in Wolken, Mit dem Kopf in Kronen hoher Bäume, Mit dem Kopf auf meinen Schultern, Und ich frage nach dem Zeitvergleich, der kann nicht
gegenständlich sein, Und doppelt leben ist nicht zweifach
leben, Und was danach kommt, vermag ich
nicht zu sagen, Könnte sein, dass einem Tod ein zweiter folgt, Vielleicht sogar ein weiterer. |
Man wollte mir in einer Wohnung das Museum zeigen, Das sei so bei jedem Menschen, jeder habe sein Museum, Und man ging mit mir zu mir, Ich wollte gar nichts glauben, Und in meinem eignen Zimmer war nichts mehr vertraut, die Möbel waren fortgeschafft, Wir stießen auf drei Stühle, die in einer Reihe standen, Und auf jedem ihrer Sitze brannte Feuer, das ein wenig
rauchte, Und es legte niemand nach, das Feuer ging nicht aus, die Stühle konnten nicht verbrennen, Und es war ein kaltes Feuer, das dort loderte. |
Ich sah mich trotzdem um, Ich wollte ja nichts glauben, Und vielleicht befand ich mich zur
Zeit in einem Dreifachbild, das brauchte ich nur Aufzuklappen oder zuzuklappen, Ja, vielleicht sollt ich nur einfach
darin Weiterleben. |
Im Wald sang eine Nachtigall, Zu ihren Füßen lehnte sich ein Maler an den Baumstamm, Und er sammelte die Melodien, die über ihm entstanden,
auf, Sie waren Hölzer, die er unter einem kleinen Nachtlicht gleich bemalte, Nicht ein einziges war wie das
andere, Er dachte an sein Triptychon, das stand in einem
Atelier, Das war sein eignes Werk, Und es beschrieb das Recht, und die Gerechtigkeit und in
dem Mittelteil das Urteil, Jetzt in dieser Nacht erschien ein Mond und
spiegelte die eigne Blässe in dem Rotblech, Weißblech, Blaublech
wider, Die benutzte er darin als Fenster. |
Einsam wurde es als der Gesang verstummte, Morgentau schlug sich in einem Glasbruch nieder, dass ich mit dem Finger diesen Hauch für mich
erspüren konnte, Und es war in jedem Fall zu wenig, viel zu wenig, Und die Stadt, der ich zu dienen
hatte, wurde eng Und gab auch nachts nichts mehr. |
Unter weißer Sonne ging ich an denselben Platz, Wo nachts die Nachtigall gesungen hatte, Es versammelten sich hier weit über
hundert Menschen, die erkannten in der Malerei das Nachtgeschehen, Und sie sprachen über Tat und Wahrheit und versuchten ein Verbrechen aufzuklären, Und mit mir, das sagte man mir
gleich, hätt diese Untersuchung nichts zu tun, |
Wir mussten alle warten, Und ein sanfter Wind, vielleicht auch eine
unnachahmliche Bewegung deines Kopfes, hob die
langen Haare hoch und schlug sie zu mir
hin, ergoss sie über mein Gesicht und in den offnen Mund, Du warst entsetzt, Es war doch wirklich weiter nichts
passiert, Und zwischen uns verschoben sich die Wolkenfelder nur unmerklich, Beide sahen wir dorthin und staunten über deren ungeheure Weite, die würd jeden von uns
tragen, Selbst zu zweit entkämen wir darin Ganz ungesehen. |
Jemand fragte mich, warum ich sei an
diesem Platz, zu dieser Zeit, warum gerade
ich, Denn vor mir sei ein anderer
gewesen, Und der Frager war erschöpft vom
vielen Fragen, Und ich war der letzte, Und ich nahm ihm das Papier, den Schreiber aus der Hand, Entließ ihn um der Würde willen, das
verstand er gut, Er ging sofort und hatte seine Pflicht erfüllt. |
Auf meinem Weg verlor ich einen Augenblick, Der blieb zurück auf einem weißen Fleck, das war die an die Wand
genagelte Visitenkarte, Und ich hatte schon von ihr gehört, Man hatte den Besitzer noch nicht ausgemacht, Und auf der Karte las man: „Ich bin nur ein Stuhl, den halte ich besetzt,“ Und meine Angst war unbegründet, So würd man mich niemals finden. |
Schreie, schreie, schrei, schrei,
schrei, Und schlimm ist die Verführung durch die Dankbarkeit, Und auf der andren Seite weckst du das Gefühl von Zärtlichkeit im Morden, Einer Frau stieß man die Eisenstange in den Unterleib, Die drang durch ihren ganzen Körper, Grausam ist das Zartgefühl der Mitleidlosen, Und der Abend schaltete in
festgefügter Automatik seine Nachtlaternen an, Die suchten immer noch den Lichtkreis ihrer Nachbarlampen zu Erreichen. |
Jemand sprach in aller Heimlichkeit zu mir von
Ohrenwächtern, Die vermittelten die Selbstgespräche, Und sie schirmten alles ab, was sich
von außen drängte, Ihre Träger konnte man daran Erkennen, dass sie dauernd mit den Augen etwas suchten, das vermuteten
sie in der Nähe, Und sie deckten alle möglichen Verstecke dabei auf. |
Weil ich eine Wirklichkeit erfahren wollte, saß
ich einen Abend später unter einem Bild, Es blieb mir nichts, als hier, an
dieser Stelle das Gemäuer zu durchstoßen, Denn das Himmelsblau begann in Wahrheit schon bei mir, Ihm fehlte nur noch die Verbindung, die zum Sichtbarwerden Nötig war. |
In das Stubenfenster rankte eine
Rosenschlaufe, Ihre Blüten standen noch
geschlossen, regennass im Sommersonnenlicht, statt ihrer
blühten nun im Augenblick die Tropfen auf, Sie klammerten sich vor dem Sturz an jeder Rundung fest Und hingen noch an jedem Ende, das nach unten wies, Und rissen ihre Strahlenfächer auf, So sprach ich auch zu dir am Telefon, mein Hilferuf wuchs aus zu
einem Eiskristall, das stach in deine
Hände, dass dir das Gerät entfiel, Ich wünschte ohne dich den
Untergang, Du wusstest wirklich nichts von mir Und wärest dabei keine Hilfe. |
Drüben ragtest du nun reglos,
fassungslos in deinen Tag, ich stand dicht neben dir,
umfasste deine Schulter, die brach ein, Es blieb die Starrheit während einer ganzen Nacht
in dir, mein Trost war dir kein Wohnschloss, das dich aufnahm, meine Worte wurden keine Diener, denen du Vertrauen schenktest, Und es lag an deiner Hand, die war schon völlig
abgegriffen. |
Später ließ ich dich genesen, deine Wutanfälle machten aus zerbrochnen Gegenständen Stätten deiner Wonne, Und du lebtest neben mir als die Verwandlungstänzerin, Die führte ich mit prahlerischer Lust geladnen Gästen vor, Du wurdest mir nun doch Behilflich. |
In einer Eisenschale brannte noch ein spätes
Feuer, Und das Holz, von mir darein geworfen,
zeugte Rauch, der senkrecht durch die Äste naher Bäume stieg, Das Volk, das sich versammelt hatte Und sich nicht verschwenden lassen
wollte, Zog in langer dünner Reihe, Und die Flucht und Zuflucht fielen
ineinander, Und die Blicke stiegen ohne Umkehr mit dem Rauch nach oben, Und in deinen Augen las ich Strophen deines
Klageliedes, Die verstanden Menschen jeder
Sprache, Und ich warf die Tageszeitung auf die Flamme, Die schlug gleich Alarm und schoss
empor, Ich hielt die Hände vors Gesicht,
das Opfer konnte nie von außen kommen. |
In meinem Fingerring befand sich eine
Siegelschrift, Die wollte ich benutzen, Über mir stand eine Möwe, die sah auf mich nieder, Und ich hatte mich entschieden, Und mit einem Tuch zog ich mir meine Zunge aus dem
Mund, Mit einem schnellen Handgriff brannte ich auf sie die
Initialen, Das befriedigte die Möwe, meine Zunge und den Ring. |
Ich nahm ein kleines, blaues Lineal, das legte ich zum
Unterstreichen an ein Wort, Es deckte, weil es undurchsichtig
war, die andren Wörter zu, Entsetzlich war die Isolierung, die entstand, Mir nützte nun das Wissen um die Dinge, die ich nicht
erkannte, Gar nichts. |
Alles hatte seine Richtigkeit, Und deine Blüten blühten dir auf deinem Kopf, Und deine Füße sogen Wasser, Ich kam zu Besuch, du sagtest noch, Ich sei der letzte Gast, Und nach mir würde keiner mehr
erwartet, Vor mir wäre niemals jemand hier
gewesen, Und mein Schritt in eine Zukunft sei zugleich
mein Schreiten rückwärts, Das traf mich nicht schwer, Ich war um deinetwillen angekommen, Und ich traf genau die Gegenwart, Die legte deinen Duft in meine Arme. |
Soviel hatte ich gelernt, am Ende brennt doch überall noch Licht, Ich sehe, dass die Räume leer, verlassen sind, dass die
Maschinen ungewartet auf den Fluren
stehen, Niemand kümmert sich um sie, Und niemand ist zurückgeblieben, Keiner ist zurückgetreten, Und man feiert überall und tummelt
sich in diesen leeren Zimmern, dass sie überquellen, Und ich sehe immer wieder, dass am Ende niemand daran denkt, die Lichter auszuschalten. |
Ich setzte meinen eignen Fuß als Keil in eine Tür, Die stand nun unbeweglich fest, Sie konnte sich nicht öffnen Und nicht schließen lassen, Und ich tat es nur für alle Fälle, Überdies ging ich so oft hindurch Und wusste nichts von dieser oder
jener Seite zu berichten, Irgendjemand wusch die weißen Kacheln diesseits, jenseits an den Wänden unablässig. |
Ich höre ein Geräusch im Holz, so schlägt die Uhr, die misst nicht unsre Zeit, Und neben mir steht eine Frau, mit einem Kind an ihrer Hand, Und ihren Leib spannt eine neue Schwangerschaft, Und hinter einer Hündin, die trägt auch, drängt sich
ein Hund, sie zu besteigen, Und ich sehe fort, Man zählt so oft die Leben, die man kennt, die Menschen lernen es, sich zu
vergleichen, Jemand sagte auch, als er den Stein mit seinem Fuß aus weicher
Erde stieß: „Euch Würmer wollte ich beileibe
nicht erschrecken,“ Und er legte einen anderen noch
größeren darauf, Der passte nicht, und trat ihn fest. |
Ich schrieb mit einem Regenschirm, der war ganz nass, Und schrieb auf einen trocknen
Tisch, Dann, als die Schrift versiegte, zog ich ihn durch
Sand, Und ich versuchte auch zu lesen was
ich sah, Und lang war seine Spur, das Hundetier erfuhr als erstes das
Geheimnis, Und es roch die ganze Schrift, die Zeichen, die sich mir
entzogen, Und das Hundetier ließ ich zurück, Den Schirm dort liegen, wo er war, Im nächsten Augenblick jedoch trug mir das Tier
den Schirm entgegen, auf dem Boden blieben Spuren des
Zusammenhangs, Die waren gut zu lesen. |
Man sprengte eine Kirche, und das ganze Kirchenschiff fiel ein, der Turm zerbarst uns stürzte senkrecht
tiefer um die Höhe seiner fortgerissnen Fundamente und stand still und blieb
so stehen, Und ich sah mit eignen Augen wie ein starker Mann den Nagel mit den eignen Zähnen aus dem Holzbrett zog, Er ließ sich von dem Publikum dafür bezahlen. |
Du schlugst den Nagel seitlich in das Holz, Er blieb halb darin stecken, Und man konnte an ihm zupfen, Es entstand ein dumpfes Trinkglas der Musik, In deinem Atelier bedeutete noch das Geringste etwas, Speise fand ich hier im Überfluss, Du selbst warst aber schwach vor
Hunger, Deine Werke stülpten das Gedärm nach
außen, Irgendwo, so wusstest du mir zu
berichten, Putzte wiederum ein Zwerg mit seiner Spucke und dem
Wolltuch einem Riesen seine übergroßen Stiefel, Und der Wicht, der kleiner als die Schuhe war, hielt große Reden, die
verhallten im Profil der Sohlen. |
Alles, sah ich, war Produkt der Phantasie, Ich hielt mir nur ein Auge zu und sprach mit euch, das
irritierte euer Denken, Und ihr fühltet euch gleich
hintergangen Und auch unter meiner Obacht, Und mit dem verdeckten Auge sah ich alles gut und machte Augenblicksaufnahmen, die ich zu
bewegten Bildern aneinander reihen würde. |
Von einem Stuhl aus sollte ich dann eine Rede
halten, Und ich sollte jemandem, von dessen Schuld ich gar nichts wissen konnte,
Gegen euch verteidigen und sprach,
weil ich’s Nicht besser wusste, so, als ginge
es um mich, Und redete mich wirklich frei, Man nahm mich ab vom Haken, Und man ließ mich laufen Und man rief mir nach, mir sei das Glück ganz unverdientermaßen in den Schoß gefallen. |
Heute
Morgen stieg ich aus dem Bett, Mich
überfiel sofort die Frage
nach dem Sinn des Schönen, War
es sinnvoll, wenn die Axt
aus Eisen und der Haublock ganz aus Holz
gefertigt waren, Und
verbarg sich hier, auf ihren Oberflächen
eine Antwort, War
es statthaft, nach der Unterdrückung
nachzugeben, Konntest
du die Reiterin
auf einer ausgezogenen Spirale sein, die Tänzerin
auf einem Stahlseil, Und
ich sagte auch: „Du
hast es gut, weil du dich immer bei dir hast,“ Ich
muss hingegen immer auf mich warten.“ |
Dieser
Zwischenfall
war so belanglos, Und
durch mich erfuhrst du eine Spaltung,
die dich doppelt werden ließ, Das
war nicht meine Schuld,
ich selbst war tausendfach geteilt verteilt, Vielleicht
erhöhte sich für dich nun automatisch die Gelegenheit,
mir zu begegnen. |
Ich
las in einem Buch
von Bäumen, die versteinert in der Wüste
lagen, Und
sie standen unter schwerem Schutz Und
niemand durfte sie berühren, Und
in einem Wohnhaus
türmten sich die Bilder
feiner Schnitte operierter Seelen, Die
erkannte ich sofort an ihren Blank
polierten Seiten, Ja,
man konnte sich in ihnen spiegeln, Und
das Eigenbild fiel tief in ihre Poren, Und
man musste lange warten, bis es dort Herausfand
und sich wieder sehen ließ, So
dass man fortkam. |
Ich habe oft
gehört, dass man den König unter
Bettlern wählte, Und er blieb ein Herrscher unter
Bettlern, trotz der vielen Mörder um ihn her,
zum Königsmantel nähte
er sich seine Schwächen um, die
schützten ihn vor den Verbrechern, Er blieb so ein
Dummkopf seiner Tage, Und man dachte
auch, wenn er die Sache besser machen
würde, Könnte er sie nur
verschlechtern, Und er war nicht
klug, Er zählte ungeniert
vor der Versammlung der
Minister seine Rippen auf dem
nackten Leib, Das Hemd darüber
hochgezogen. |
Eines Tages fing man
einen blanken, nassen Fisch, den trug man
vor die vielen Leute, die
verlangten den Propheten, Und in unsrer Zeit war alles
festgelegt und damit alles möglich, Und man starrte auf
das Maul des
Fremdlings, dass sich öffnete und schloss, Und man verstand
ihn nicht, Der redete noch
lange und bewegte sich bis zur Erschöpfung, Irgendjemand
übersetzte seine letzten Worte, die
verliefen sich jedoch in dieser Menge. |
Dann standst du vor
einem Kochherd, der war
alt und hatte in der Mitte eine Öffnung,
darin loderte ein Feuer, Das schlug über
deren Rand, Du hattest es in
diesem Augenblick entdeckt
und fasstest nach der Flamme, Die verbrannte
deine Hand, Du rochst ein
schreckliches Erlebnis wieder, Das war dir nicht
neu. |
Dies blieb von dem Gespräch mit dir: In meinem Schuh ein
Steinchen, das sich dort Nicht lange halten,
sicher gleich am Rand unmerklich
werden würde, Und dann könnte ich
vergessen, Deine Landschaftsmalerei
stand noch im Raum, Die Fenster, die du
weit mit ausgestreckten Armen in die Luft
geschnitten hattest, Waren noch
geöffnet, Ich sah schnell
hindurch, die blauen Wolken hatten sich
zurückgezogen, Und in einer Glasvitrine stand
die winzige Symbolfigur der
Fruchtbarkeit, die war in ihrer Weiblichkeit viel
ausgeprägter als der Wahntraum meines
weißen Himmels. |
Mein Schlaf war mein
Geheimnis, und dein Anruf in der
Morgenfrühe ließ mich meinen Zauberspruch
vergessen, Und verräterisch
schlug eine Zimmertür ins
Schloss, Ach, hätte ich doch
einen Fetzen meines
Traumes über sie gehängt und meine Hände fest auf sie
gelegt… Und nun die glatte Mauer, Niemand kannte
außer mir das Wort, dass sie sich
öffnen lassen würde, Und ich stand vor
dem Geheimnis des
vergessnen Zaubers. |
Du erholtest dich
in dieser Nacht und fegtest
deine Straße, Das sah ich durch
Zufall, Und du sprachst mit
mir, es ginge dir um eine neue Spur von mir, die
müsstest du beseitigen, So viel ich sah,
war alles rein gefegt und sauber, Und du sagtest
auch, man dürfte nicht auf die Getäuschten hören,
denn sie könnten es nicht besser wissen, Und ich sei im Augenblick das
Laub, das dir den Weg verdecke. |
Regentropfen fallen auf den Schirm in meiner Hand und um mich her in
Sand, Ich höre ihren Aufschlag, Und ich unterscheide sie an dem Geräusch, Wenn ich nun gehe, bleibt ein trockner Weißfleck, Dort hinein könnt eine blanke, blaue Birke, die im Wetterhimmel kopfsteht, ihre Wurzeln schlagen, Zwischen mir spann ich die Schnur und halte aus und still, Und eine Wasserperlenkette bildet sich Und reiht sich daran auf. |
Ein alter Mann lehnt sich an einen Zaun, Und ungewollt stützt er sich auf die Regeln, die ihm gelten, Und ihn ängstigt der Zusammenbruch, der kommen könnte, Und er denkt an Mittelmäßigkeit, Den Zaum hatt man nicht tief genug gesetzt, Der Alte ist kein Springer mehr, In seinem Schweigen liegen Schreie hoher Unvernunft, die wird man noch Metallisch rahmen. |
Während deiner Rede sah ich nur auf deine Hände, Deine Worte ließ ich durch, Du bogst herum an einem Drahtknäul, Und du suchtest für den Anfang nach dem Ende, Beide waren unauffindbar. |
Du liebst es, wenn du liebst, Und legst das Ohr auf einen Instrumentenkörper, Und du jagst die Resonanz, die flieht und kann doch
nicht verhallen, Und allein dein kurzer Atem ist ihr immer neue Nahrung, Und du reißt an deiner Hand, Dass sie dir frei zum Biss wird, Eigentlich, denkst du, dürft dich
die Sonne gar nicht schrecken, Und es ist die Panik, die du
fürchtest, Deine Augen hältst du nicht, wie
sonst, Wenn du dich zehren lässt,
geschlossen, Und es ist in dir, dass du empfängst Und dort hinein gebierst. |
Von deinen Lippen reflektierte eine Spiegelei,
der Kopf auf deinem Hals sprach jedes
deiner Worte mit, Es gab nun endlich diesen völlig
glatten Lippenstift, der ließ den Mund erstarren in der Blankheit, Und man lief, so könnte man fast
sagen, mit den Lippen Schlittschuh, Stand mit eignen Lippen auf den Kufen andrer Lippen, Und es war ein Rausch, der alle trieb, Wir würden uns zu gerne an den
scharfen Kanten schneiden, als an einem Blatt Papier, Das wäre fast unmerklich und
zugleich Verheerend. |
Unsre Schritte machten wir geschickt, Sie waren ja der Hauptteil unsrer Pantomime, Und wir gingen aufeinander zu Und durften uns nicht nähern, Und wir merkten bald, dass wir
trotzdem der Not der viel zu engen Räume folgten, Und wir standen mit dem Rücken hin zur Wand. |
Auf meinem Mund stand Wind, der hielt die Hand ganz fest darauf, Ich schrie umsonst nach Atem, drehte mich und fand die Lücke, die mich durchließ, dort
versteckte ich die Albernheit des Schreckens, Hinter mir erhob sich jemand Und er lachte auf, Er konnte nichts erfahren haben, Und der Wind lag plötzlich still zu meinen Füßen, Und ich redete mir Großmut ein, Von nichts war nichts für nichts Entstanden. |
Jemand sprach mich an und zeigte in
den Himmel, und ich sah dort hin und
meinte in der Tiefe kleine Kiesel zu erblicken, Dort war sicherlich der Grund, Die Heere schneller Taubenvögel flögen noch viel höher,
sagte er, Und an den stillen Tagen hörte man den Flügelschlag bis
hier, Dazwischen stand die dicke Schicht, die konnte man sich nicht
erklären, Und die Oberflächenwellen waren viel zu weit
entfernt, Die waren nicht zu finden. |
Mir erging es so: Ich malte auf die weiße Fläche einen Schwarzpunkt, der
bestand aus Nacht, Gleich hinter seiner Grenze lag der
Tag, Und in Vergrößerung, die tausend-,
tausend-, tausendfach geschah, Lief beides ohne scharfe Trennung ineinander, Und ich sah die Grenze nicht mehr ab und stach mit
einer Nadel zu, die öffnete mir einen Ausgang im Papier, Der wäre niemals ohne mich
entstanden. |
Man kaufte Helme internationaler Unvernunft, Die trug man nicht, die legte man
auf einen Sonntagstisch und unterhielt sich
über sie hinweg, Ich sprach von einem Weg, auf dem ich morgens geh Und dass ich dabei einen Fingernagel über die Geländerspeichen springen lasse,
dass ich das Geräusch verherrliche, Es läuft dabei ein Speichenrad so neben mir und dreht
sich nicht Und kreist vielleicht in einer Ebene, die läuft durch mich
hindurch, Vielleicht, wer weiß es besser, bin
ich selbst die eine Speiche, die heraus gebogen an den Zaun schlägt, Und ich drehe mich dabei unmerklich. |
Ich stand vor dem Gesetzesstein, der hatte recht, Es stand ja dort geschrieben, Und er wollte mich zum Wissenden bestimmen, Und ich lernte schnell und viel und
fasste Mut, Und ich erweiterte die Texte um die Worte: „Jeder Blinder darf mit Recht die Strafermäßigung erwarten.“ |
Drüben stand die Aufsicht und sie blickte
unerbittlich Und belehrte mich, Erst als ich, selbst zu einem Gegenstand geworden, über sie
befahl, Wurd sie so redlich wie ich selbst, Ich machte sie trotzdem zur Herrscherin der kleinen Insel, die ich für sie kaufte, Und entließ sie dorthin als Verbannte und verzichtete auf sie, Wir wurden beide so zu einer Frage nach der Zeit. |
Alles würde so geschehen, wie es
hier geschah, Man wusste nicht, von wem sich das Geschehn geschehen lassen ließ, die Bosheit wandelte sich um in Liebe, Und das Unglück wurde Zufall, dem man alles
danken musste, Schwer zog dieser Schleppkahn an der Last, er stand
fast still, Ich ging am Ufer nebenher, er
stürmte durch das Wasser, wenn ich auf die
Schnelligkeit des Stromes achtete, und Unaussprechlich unaussprechlich lag
die Wasseroberfläche an der Grenze. |
Alles ließ ich los, das freie Fallen trat nicht ein, Wir drifteten ganz ruhig
auseinander, Und es war ein Glück, denn unsren neuen Abstand nutzten nun viel schnellere Geschosse als wir selbst, Sie hätten uns vernichten können, Gerne hätte ich geglaubt, dass
nichts dem Zufall überlassen war, dass es den Zufall gar nicht gäbe, Und wir konnten auch nicht ahnen,
dass es das Geschehen, dass den Zwischenraum
betraf, Nicht geben konnte. |
Viele Boten standen mir zu Diensten, Und sie saßen oft gemeinsam auf der Fensterbank und sprachen ruhig,
ausgeglichen Und besonnen miteinander, Und den einen Fenstersturz erklärten sie mir
später als den Selbstmord, der war lange
angekündigt worden, Und er hatte sich nun wieder wegen
der Gelegenheit geboten, Wäre auch ein Dienst an dem Geschehen, Und ich hätte nichts davon geahnt. |
Ich legte meine Hand ganz sanft auf deinen Mund, Und deine Zunge redete dagegen an, sie stieg
aus ihrem Becken, und sie schlängelte sich in
das Rund, Und du warst nahe dran, die Tür lag tief im Boden, Und sie wäre auch zu öffnen,
könntest du erkennen, Und du fragtest zwanzigmal das
gleiche, Fragtest immer wieder nach dem
Grund, Ich sagte dir, ein Dichter ist ein Medium, Das ist nicht eine Schuld, Und ich bin Dichter, darum bin ich selbst kein
Dichter, Sonst würd ich die Zunge fangen und
sie meinen Ohren schenken, Die sind sehr bedürftig. |
Mein Kopf, aus Leuchtdraht nachgebildet, Hing nun abgeschlagen über mir im
Raum, Es war die eigne Köpfung, Und es tropfte aus dem Nichts ein zäher, roter Saft, den ich verleugnete und fallen
ließ, Und meine Augen sahen in das Brunnenloch
daneben, Und ich lauschte angestrengt hinein, Es würde niemals einen Aufschlag geben können, Und ich griff mit einem langen Arm in seine Tiefe, Meine Schulter schob ich nach Und holte alle Rufe wieder, Keiner durfte mir verloren gehen. |
So entkam, ich schäme mich, es
zuzugeben, So entkam mir die Bewölkung, die ich hüten sollte, Die, ganz eng gedrängt, in einer
meiner Fäuste Platz gefunden hätte, Und sie war entwichen, Und sie breitete sich endlos aus Und ordnete sich ohne meine Hilfe, Und Geräte reichten nicht dorthin, Ich hatte auch erwarten müssen, Etwas aus den Händen zu verlieren. |
In deinem Mund stand Melodie im Zwiespalt, Und du hörtest sie genau, Und ließest du sie frei, wär sie
verloren, Und du müsstest auf ein Echo warten, So, in dir, blieb sie nun ungehört Und würde irgendwann den Fluchtweg durch die Ohren finden, Niemals hattest du zuvor den eignen Leib in Feindlichkeit betrachtet, Auf dem Laubblatt, dass der Wind in seinen Händen schaukelte, hielt sich ein
Wurm, Ihm war der Wind das Grün, das ihn so reizte. |
Es gab auch unbesetzte Zonen, die man irgendwo vermutete, Das war zu ihrem Schutz, Man sollte an sich selbst nicht
forschen, Und den Brief, den ich voll Zweifel schrieb, Müsst ich vielleicht als Tagessuppe
löffeln, Und ich rollte ihn und schnitt ihn Scheibchenweise auf Und hatte alles so zurecht gemacht Und vorbereitet. |
Ähnlich war es mit Maschinen, die bewohnten wir von
innen, Sie erhoben sich als Häuser, ließen
alles hinter sich Und stiegen auf, Ich konnte nicht entscheiden, ob wir
in die Meerestiefe wichen oder längst
kopfüber über unsren Köpfen standen, Es verging viel Zeit, weil alle von uns
nacheinander… ... nacheinander… …nie zugleich… …nie zugleich… |
Eine Rose fiel mir wegen ihrer Farbe auf, Ein zusätzliches Blut, das unter Atem stand, Ich rutschte mit den Füßen über eine kleine, dünne Stange, die war hartverchromt, und
riss mich fort, Ich wollte an ihr stehen bleiben, Und ich brach im Spreizschritt ein, Die tote Sonne ging schon wieder
unter, Viel zu hart war die Beschichtung dieses Rolleneisens
unter mir, Es funktionierte einwandfrei. |
Dann verschlug es mich in einen Stadtteil, wo die Menschen ineinander wohnten, Und sie schnitten sich mit spitzen Fingern Fenster in die Räume, um hinauszuschauen, Und sie hielten ihre Aussicht frei, Und regelmäßig putzten sie die
Scheiben, Die benutzten alle, wegen dieser
Enge, von den beiden Seiten, und man öffnete sie auch in
beide Richtungen. |
Während meiner Reise fuhren immer wieder fremde Züge hier durch mein Abteil, Das kam bei anderen nicht vor, Man glaubte mir auch nicht, Obwohl ich alles zeigen und
beschreiben konnte, Ja, ich hielt einmal den Fernzug an, stieg um und fuhr davon, In meinem Abteil änderte sich
nichts, Uns alles blieb das gleiche. |
Ich warnte dich, du wuschst die Haare in dem Becken, Vorgebeugt standst du, Und alles wurde zum Gemälde, Das hing so vor mir, das würd ich
gerne malen, Meine Farben würden dich direkt
betreffen, Und sie trafen dich direkt, Ich stand gelähmt an diesem Anblick, sah dir zu und zeichnete
mit meinen Augen deine Linien grob vorab, Von unten stachen deine Blicke zu mir hoch, sie waren voller
Zweifel, Du warst ausgeliefert, Und ich lieferte mich deinem nackten Oberkörper aus, die Lähmung war auf
beiden Seiten und hielt an, Ich reichte dir das Tuch, Darin warst du vorher genauso wie zu
allen andren Zeiten abgebildet. |
Aus dem Armstumpf tropfte Harz, Doch das war lange her, die Tropfen klebten aneinander, Waren überhin gelaufen ohne sich zu
regen, Und sie würden den Beginn der Tropfsteinhöhle bilden, Unten lag eine Spiegel, das Gesicht nach
oben, Der sah anfangs gut, was über ihm
geschah, Dann wurd er blind und schwieg Und tropfte seine Blindheit in die andre Richtung,
einfach nur entgegen, Und es würde einer wohl den andren Finden. |
Man sandte mich an eine Tür und gegenüber schlug die
Turmuhr, Ich trat ein und hatte keine
Absicht, Und die Klänge zwängten sich mit mir
hindurch Und nahmen gleich Besitz von jedem Winkel, die erzitterten, Ich hatte euch, das sagte man mir
später, so aus der Genüsslichkeit zu wecken, Und ich klopfte alle Wände ab und fand euch nicht, Und die Geheimtür blieb verborgen. |
An einer täglich neuen, andren Freiheit stellte sich die
Unfreiheit, Man hielt die eigenen Gerüche gar für Wohlgerüche, Und es ging dabei um weiter nichts, als
um den Fadenschein des dünnen
Morgenkleides, Dieser Tag würd ganz gewiss sehr
lang, Mit meinen Schuhen klebte ich am Boden fest,
dort hatte man vom Süßgetränk verschüttet, Und die Leute, die ich traf Und die ich lange kannte, Lernte ich nun kennen, Und sie wurden fremd. |
Ich ging spazieren und verließ die Straße, als ein Sandweg seitlich
abwuchs, Vor mir her entstanden meine Spuren, Denen gab ich nach und folgte ihnen, Hinter mir blieb alles glatt und
unberührt, Es waren umgekehrte Wege, die ich ablief, und die Deutlichkeit verblasste schnell, Auf hartem Pflaster wäre ich an mir Vorbeigegangen. |
Es gefiel mir nicht, Und jemand wollte wissen, was mir
nicht gefiel, Ich hatte darauf keine Antwort, Und man dachte für mich nach, Man wollte helfen und fand alles in
der Ordnung und in rechter Reihe, auch
die Dinge, die ich nachlässig
behandelte, erkannte man als gut Und hielt sie für sehr wichtig, Und man hielt mir alles vor Und alles hätte seinen absoluten Überlebenswert, man hatte auch die Spielerein mit einbezogen, Und man wollte morgen weitersehen, Und dann übermorgen Und so fort Und fort Und fort… |
Ich lebte im
Verzehr, Du hattest das
Besteck gestohlen, Meine Leidenschaft war
unsichtbar, fraß sich von einem Tod zum anderen, Sie schleppte sich
durch eine Landschaft, die war
voller Boten zwischen
Beute und dem Jäger, Dir gab ich ein
neues Spielzeug, das war
schlimmer als zuvor, Ich sandte dir die Freundin, die lieh
dir und mir ihr Ohr und sprach zu
dir mit meiner Und zu mir mit
deiner Zunge, So versprach ich
uns ein Überleben, Und wir durften uns
nicht sehen. |
Schweiß stand mir
auf meinem Körper, Meine Kleidung saß
zu eng, Und unter meinen Mitgefangnen war
ich nur ein kleiner See, der lag in
einer großen Seenplatte, Und die Lyrik
meiner Zelle war das Lagerleben einer
Großstadt, Ich erinnerte mich
auch in grellen Farben und
verfolgte keine Lügen mehr, nur um
der Wahrheit eine Leuchtspur
zu verschaffen, Und die Tage hinterließen
weniger an mir als einen Wandstrich, Ausdruck größter
Eile. |
Das Lächeln kam zu Unrecht, und du
hattest nichts entdeckt, Du wusstest auch
nichts über mich Und brauchtest dich
und mich nicht zu entschuldigen, Und
Freundlichkeiten traute ich dir nicht mehr zu, Und alles, was dich
rührte, waren die Gedanken an ein
Unrecht, Das entstand dir
täglich neu, Das fügtest du mir
täglich zu, Das war der Brief, den jeder
unbedingt zu Ende lesen wollte. |
Ich lebte ganz in der Mechanik, meine Arme waren Greifgeräte, Und ich liebte sie, und es entstand
ein mäßiges Vergnügen, wenn ich sie bewegte, Meine Welt bestand aus einem Gummiband, das zog ich zu mir hin Und sah im letzten Augenblick, Dass es sich auf der andren Seite
löste, So entstand kein Halt, ich machte mich durch mich
betroffen, Nirgends gab es einen Ausverkauf der Arme. |
Mit meiner Stirn schlug ich an eine Wand, Und eine sonderbare Leere kehrte
ein, In mir wuchs eine Ruhe vor dem Schmerz bis beides
explodierte, Und mein Schrei war längst vergeben, Meinen Kopf, da war ich sicher, Trug ich unter meinem Arm, Ich sollte warten, hieß es, warten,
warten, Dass die Köpfe an die rechte Stelle rücken würden. |
Meine Augen tanzten, Und sie sprangen auf den Anblick eines jungen Silbermädchens, Meine Reue warf ich hin als Vogelfutter, Und der Hunger hatte alle Sattheit
überwunden, Mit dem Mund aß ich den Sand, Es war unmöglich noch zu reden, Meine Sprache sprach woanders Weiter. |
Es war noch nicht genug, Und der Triumph blieb aus, Du stelltest deine Beine auseinander, es entstand der Bogen, der war gut genug für Kinderspiele, nicht für mehr, Nach oben gab es nichts zu greifen,
keine Nationalität und keine Phantasie, an
der du Halt gefunden hättest, Dieser Spreizschritt ließ dich unterscheiden Zwischen großem Fleiß und übergroßer Unumgänglichkeit, Kein einziger würd sich so vor dir
bücken, Um mit einem Kinderlied hindurch zu schlüpfen. |
Niemand opferte sich für ein Bild, das war schon tot, wenn es
entstanden war, Und mir im Kopf entstanden tausend Bilder, Jedem einzelnen hatt ich mein Leben zugesagt, Am Gartenausgang wuchs die Blume, und die Hochzeit stand bevor, Auf diese Weise würde sich die Kunst nicht mehr vermehren können. |
In meinem Herzen saß ich unablässig zu Gericht Und wollte mich davon befrein, Es fehlte mir auch das Verständnis, über mir den Sternenbogen räumlich zu erkennen, Alle weißen Punkte standen
unverrückbar Und gleich weit von mir entfernt, Mein Urteil reichte hier nicht aus, Es war nicht aufzufinden. |
Gestern noch stand hier mein Haus, Und heute blüht ein Flieder auf demselben Platz, Dazwischen liegt nur eine Nacht, Es raubte eine Wohnung eine andre aus, Ich trug den Frühstückstisch, er war gedeckt, auf
meinem Kopf und stellte ihn in einen Innenhof, dort waren alle Fenster offen, auf mich schaute alle
Welt, Es war die Anstalt, wo man Freiheit nur vergab,
wenn man mit seiner Freiheit büßte, Und von mir erwartete man nun die
ganz besondre Art des Selbstmords, Und man ließ mir Zeit, Und niemand drängte mich. |
Versagen war nicht zu befürchten, Ich war offen und porös Und kannte keine Schliche, steter Wind durchspülte meine Poren, kühlte
mich Und brachte auch ein wenig Feuchtigkeit, die schützte vor der
übergroßen Hitze, Andre Felsen um mich her zerbarsten
unter einem Tempraturgefälle zwischen Tag und
Nacht, Und ihre Schuld erweckte bald in mir Beredsamkeit, verlieh sie mir, wohl
weil ich nicht ihr Opfer werden konnte. |
Den ganzen Tag verbrachte ich im Stehen unter
einem Türenbogen, Alles blieb belanglos; Außer diesem Bogen, der mit jedem Fortschritt alterte, geschah hier
nichts, Und aus den Wolken fielen helle Masken wie man
sie im Schauspiel hatte, und sie fielen
schnell, ihr Porzellan zerbrach am Boden, ihre Scherben lagen weit verstreut und Durcheinander. |
Du gabst mir ein Getränk, das sollte mir die Schmerzen aus dem Kopf vertreiben, Und ich winkte ab und trank es aus
und hätte lieber diesen Eisenreifen abgenommen, Der lag fest als Stirnband, das war
eingewachsen, Nicht mehr aufzufinden unter harter
Rinde, Ja, selbst, wenn ich’s mir entfernen
ließe, Bliebe doch die eingeschnürte
Stelle, Davon konnte ich nichts sagen, Und wir reichten beide nicht
dorthin, Und ein Getränk vermochte es vielleicht als
einziges sich durch die Ritzen einzuschleichen. |
Ich suchte in der Stadt nach einem handbemalten Porzellan, es sollte nur ein kleines Schmuckstück sein mit weißem Grund Und sonst in reinen blauen Farben, Und ich schnitt mir vor dem Spiegel in ein Ohr, wie es sonst andre an mir
taten, Und das Blaulicht tropfte auf mein Weißhemd,
Bis es irgendwann versiegte, Und ich hätte mir von uns aus nicht
geholfen, Meine Suche war vergeblich. |
Der Künstler spielte eine Violine, Die lag seitlich in dem Kasten, Und es war ihm recht so, Und ich kaufte eine Zeigeruhr, die hatte eine Eigenart, Sie lief dem Sinn entgegen, Und die Zeit, die sie so teilte, blieb wie
überall Und irritierte den Betrachter, Mir hing ich sie vor den Spiegel, das war wegen ihrer Zahlen Auch nicht richtig. |
Du stolpertest auf deinem Weg, und als kein Halt dich mehr erreichen oder halten
konnte, Bliebst du fallend stehn, du
wünschtest dir zu sehr, Dass dich der Stillstand retten
würde, Die Figur aus dir wurd nun zum
angegebnen Bahnhof, Zwischen allen Gleisen wuchsen Büsche, Gräser, selbst das Namensschild geriet schnell ins
Vergessen, Als ich von der Reise wiederkam, sie dauerte den
andren viele Jahre, war der Eingang, der in meine Wohnung
führte, zugenagelt, Und dahinter sah ich die zerfallne
Tür, Die Dielenbretter waren morsch und
aufgerissen, Und es lag auf allem eine Staubschicht. |
An die Rückwand zielte eine Lampe ihren Lichtschein, der war rund und weiß Und irrte hin und her Und suchte etwas, Und der Schwarzpunkt, den ich zu dir sandte, Den du nicht entziffern konntest, War nur die verkleinerte Verkleinerung vom Rätseltext, Den hättest du natürlich vielfach
erst Vergrößern müssen. |
An diesem Tag vernahm ich kein Geräusch, die Ohren hatten mich verlassen, Und ich sollte meinen Mund statt ihrer nehmen, Der war weit geöffnet, Und die Ärzte lobten mich für braver
Haltung, Und sie würden sich nach meiner Rückkehr weiter um mich kümmern, Und ich saß im Wartezimmer ohne mein Gehör, Das war noch in Benutzung. |
Ganz aus Versehen öffnete ich gleich das
erste Zimmer, darin waren die drei Eingeschlossenen, die brauchten
keine Tür, Und wenn sie läuten würden, wäre
das, So sagten sie, der Augenblick in welchem sie sich
selbst verschlössen, Dann stünd mir der Zugang frei, Ich ging zurück und durch den eignen Schatten, das war schmerzfrei, Und dort drinnen ging man jedem Schatten, wegen großer Schmerzen aus dem Weg. |
Ich baute mir ein Haus, das schnell und leicht
errichtet war Und riss es wieder ab in Sorgfalt, Alles musste gut verwendbar bleiben, Und ich baute alles wieder auf und
übers Jahr riss ich es wieder ab und
wohnte nicht darin, Zur Zeit, so glaube ich, befinde ich
mich in der Aufbauphase, Was danach kommt, lässt sich nicht
bestimmen Und im voraus sagen. |
Neben mir las man aus einem
übergroßen Buch, es stand auf einem Pult, Ich sah ihm über seine Schulter ins Gesicht, Das war noch völlig unbeschrieben, Und ich würde lange warten müssen, Über uns stand dieser rote Drachen aus Papier im Himmel, Der zog an dem Faden, der durch meine Hände lief Und hielt dort oben Ausschau. |
So bestimmte eine Tür aus Holz den Eintritt, Und ich hörte auch den leisen Unterton von Ungeduld, der in ihr
schwang, im Öffnen und im Schließen, er betraf
die beiden Seiten, Früher einmal sprach ich ihr das Recht ab, eine eigne Existenz zu
haben, Heute war der Höhepunkt des Durchgangs eine
Drehtür, Darin fand ich einen Angelpunkt, um den herum nahm ich
die Wohnung. |
Eure beiden Köpfe legtet ihr aufs Eis des zugefrornen Sees, Und zwischen euch befand sich eine Wasserstelle, war ein Luftloch, das
gefror sehr schnell, Und ganz genau bedachtet ihr in
keinem Augenblick den Sinn der Öffnung
sondern nur den Vorgang, der sofort nach euch Auch alles andre überziehen würde, Und es wäre an der Zeit sich selbst mit einer Glashaut abzufinden. |
Auf den Straßen fuhren selten Motorwagen, Und auf einem graden Stück befand
sich eine Stelle, Dort gab jeder ein Signal, den Warnton ab, der war so
völlig sinnlos Und wurd doch von jedem bei der Durchfahrt eingehalten, Und bei mir, ich stand am Straßenrand, entstand der Eindruck
einer wiederholten Köpfung, ja ich spürte selbst das Brechen des Genicks, das war sehr
angenehm Und völlig unerklärlich, Und man sprach auch nicht darüber. |
Ich stand vor einer andren Tür, die war ein Spiegel, Und ich suchte noch, da tratst du
ein Und gingst durch mich hindurch, ein Künstler kämpfte irgendwo ums Überleben seiner Kunst, Er wurde sehr, sehr krank dabei, das Nahrungsangebot lag den
Verhungernden in Stahlbehältern vor dem Tor und war geschützt
vor dem Verderben, unerreichbar fern, das Hauptziel wurde einem Regenwurm, von einem Spaten
durchgeschnitten, nun zur Nebensächlichkeit, es wechselte das
grüne Licht sich regelmäßig ab mit einer
hoch erhobnen roten Hand, die wurde uns zum Zeichen. |
Etwas weiter fiel der Schmetterling durch eine Luft, die ihm gehörte, Und mich hatte man der Mitpflicht allen andren gegenüber
ganz enthoben, Und ich sah ihm zu, es kam kein Vogel, der ihn schnappen wollte,
meine Eigenliebe jagte sich den Kupfernagel durch die Mütze in den
Kopf, so dass sie Oben bleiben musste, nicht mehr
niederfallen konnte, Wenn ich mich vor mir verbeugte. |
Mochte sein, dass auch die Gegenstände ihre Richter hatten, Dass sich unberührte Mädchen mit den Jugendträumen
quälten Und die Qualen Jahr um Jahr ertrugen, Mochte sein, dass diese Brücke unter meinen Füßen gar nicht
existierte, Weil ich dieser Narr war, der dem größren Dieb, als ich es selber war, in alle
Taschen
schaute und ihm dienen wollte. |
Unvermutet ging ein Schlagbaum vor mir nieder, Und die Hand, die ihn herunterließ,
war meine, Zwischen mir und dem Gerät bestand sonst keinerlei
Verbindung, es geschah die Untat unversehens, Sie verlief so reibungslos, dass ich
erschrak, Ich fühlte mich in einer Puppenwohnung, die bediente ich von
außen Und sprach ernst mit mir dort
drinnen, Schwierig wurde es, aus einer Ebene des Denkens in die Andere darüber liegende zu wechseln, Ich dort draußen lauerte auf jeden Einfall, den ich haben würde, Einmal war mir dieser Wechsel ja bereits gelungen. |
Es war ein altes Treppenhaus, das ich emporstieg, auf
den Stufen blinkte irgendeine Sauberkeit, die setzte sich in Wänden und in dem Geländer fort, Es roch nach ausgesperrtem Sonnenlicht, ich schaute
unwillkürlich nach den kleinen Fenstern, darin wohnten schon die Leute dieses Hauses, Mir war jeder Aufstieg gleich, ich kannte keinen, Wollte niemanden besuchen, die Etagentüren standen offen, Hier war niemand anzutreffen, Und in einem dieser Zimmer sah ich eine gelbe Spielzeugeisenbahn, die fuhr auf
einem Kreis und hielt nicht an. |
Vor dem Stadtrand zog ein Deich in langem
Bogen hin, Und ich ging dort spazieren, eine Wolke ferner Taubentiere ging als
Regen nieder, Das Gespräch, um dessentwillen wir
die Kieselsteine einzeln drehten, um das Untere zu sehen, dies Gespräch lag nun ein wenig überspült
auf meiner linken Seite, Du warst fort, und ich erinnerte
mich gar nicht mehr An dich. |
Ich sagte etwas aus- Und überhaupt- Auf meinem Weg bis hin zur Straße, die mich
führen sollte, kam mir der Gedanke an ein Lagerfeuer, an den Rauch, der sich nach oben kräuselte
und aufstieg, Und es roch nach Feuchtigkeit und Trockenheit, ein
unbekanntes Heimweh, dass mich nirgends hinzog,
lag darin, Und, wiederum am Straßenrand, lag,
abseits vom Drogisten aufgestapelt, die Ruine eingestampfter Pappkartons, Ich warf ein Streichholz brennend in das Reisig, das ließ man nicht zu, Und Rettung war im Ursprung immer die
Vernichtung, Haushoch schlugen Flammen auf. |
Neben mir lag trautes Alltagsglück, Und jemand sagte, so sieht einer
aus, der in Extremen lebt, Ich sollte mich wohl danach bücken, Und ich hob es auf, das brachte Beifall, meine Lippen standen im Reflex, ich hatte höchstes Gut den
andren Gütern vorgezogen, Und ich war verspätet, wie man sah, Und nichts davon war Wiederbringlich. |
Wir lebten ja in Sprechgeräten, die benutzten wir, um
über weite Ferne nah zu sein; Mit dir in einer Haut das Leben auszuleben wurde
leicht gemacht, Durch diese Hilfe konnten wir uns manchmal
tagelang in der Begegnung nicht mehr
auseinanderhalten. |
In deinen Augen stand ein körperlicher
Schmerz, Die andren sagten, das sei nur ein
Aufruf, Ich hob meine Hand und streichelte
dir deine Wange, sonst bliebst du mir fremd, Es war so, dass ich schnell begriff Und es auch spüren wollte, Helfen konnte ich dir nicht Und half dir sehr, Man hatte also recht, wenn man dir
einen Aufruf unterstellte, Und ich sah auch hinter dir den
wirklich Kranken, der rief nicht mehr auf, An seinem Lager brannten rote Augenkerzen, Die sich selbst bewachten. |
Früher sprachst du, wenn du mit mir
sprachst, Direkt mit mir, Und heute sandtest du mir die Kopie der Rede, die du an mich
richtetest, Ich wollte wissen, wem du dich
original Verkauft, verschenkt, vergeben
hattest, Und du standst vor mir Und sprachst und sprachst und
redetest von dir Und über dich Und warst dir dabei fremder als die Atmung, die du brauchtest, Die ging an dir ein und aus. |
Dann stelltest du dich auf den Felsen, weil du weiter sehen
wolltest, Und erhöhtest dich Und redetest dir so die Gipfeleinsamkeit der kargen Berge
ein, Die würden dir das Echo spenden, wenn du reden würdest, Alles, was du dachtest aber, blieb Verloren. |
Ich kam zu spät, die laue Nacht war längst in Dunkelheit
verzogen, Viel zu leise gingen meine Fenster auf, Ich sah hinaus, Und unter mir entdeckte ich zu
meinem Trost den Sternenhimmel weißer
Rosenblüten, Die bewegten sich auf keiner Bahn und zeigten keine
Sternenbilder, Aufgerollt war jeder Laut und keine Zeit verging, Das war die Schuld der vielen Einzelheiten, Die ich so nicht sehen konnte, Und ein Satz in meinem Ohr erzwang Gehör: Die Nacht ist nur das Gegenteil des
Tages, Das war ganz gewiss nicht wahr. |
Morgens zog ich einen Mantel an, darunter trug ich nichts, Man fragte mich, warum ich in der Wohnung nur in einem Mantel lebte Und warum ich mich bei niemandem Und auch nicht, wenn man mich
besuchte, aus dem Mantel schälte, Mir war jede Frage recht, Zum Schluss blieb einzig diese noch
nach meinem Mantel übrig, Und ich sah, dass man mich schnell
verwechselte. |
Deine Schuhe hinterließen eine schwarze Schleifspur auf dem Zimmerboden, Keiner konnte sie entfernen, Deine Kette schwärzte sich von einem
Augenblick zum anderen, Als ich sie dir im Nacken küsste,
deine Zähne rollen über rosa Zungensamt Und sie verfingen sich darin, mein Sternenhimmel zog sich hin in Schwarzen, weißen, rosa Straßen. |
Vor mir stand die Blumenkanne voller Wasser, sie
erlitt die Einengung des Mundes, Meine letzte Nacht versandete im Traum, Der war noch nicht beendet, Und ich sprach das Lippengedicht für Nichthörende, Ich sprach die Dialoge zwischen Traum und Blumenkanne, Deine Finger tasteten derweil den Hals hinauf und mündeten an scharfen
Kanten, Offenbar war mir die Nähe des geheimnisvollen Glückes,
das man nicht Erklären konnte. |
In dem Wohnraum hingen Bilder, Die bewegten sich in ihren Farben zueinander, sie verschoben
sich darin Und schlugen ihre Augen nieder, als
ich sie betrachten wollte, Und sie hatten Angst, dass man sie
jetzt verkaufen würde, Und ich war allein mit ihnen, Und ich griff in ihren Schoss, der
war sehr Weiblich, Und ich zahlte auch dafür. |
Die letzten Worte, die mich trafen, waren gut
gemeint, Sie hatten sich verletzt auf ihrem
Weg zu mir, Sie rissen nun die alten Wunden wieder auf um derentwillen
ich im Rücken zu dir lebte, Und du wusstest, dass ich ständig
unter Vergewaltigung durch rote Farben
litt. |
Ich eilte an den See, von dort her kamen Rufe, Und es schien mir, dass sie nicht
vom Ufer kamen, sondern von der großen Fläche, die war rosa-gelblich
angelaufen, Und ich sah nun endlich deinen Mund,
in Spiegelung verdoppelt, Und er trank vom Rande Milch und Honig, Und er schwamm darin Und rief und rief und rief, Ich konnte nichts verstehen, Und die Arme reichten doch nicht hin und
her. |
Jemand sagte auch, es wäre gut, dass
ich Geständig sei, man sprach von mir
als einer Drittperson, Ich musste meinen ganzen Großmut
zeigen, Und ich fragte dich, die Frau, die seinerzeit von mir
empfangen hatte, Und du gabst den andren recht, Auch sei ich dir zu oft gekommen, Und es bliebe fast nichts zu
gestehen, Wenn ich dich ein wenig Schneller drehen würde, sagtest du, Entstünden völlig neue Farbenringe,
die im Raum ganz einfach stehen bleiben
würden. |
Es fiel feiner Regen, Um mich her blieb Nacht, Und andre sagten gleich, dass ich
mich irrte, Denn der Tag war überall, die Tropfen sanken nicht zu Boden sondern hielten sich als Lichtschwarm vor den Lampen, Glatt und nass stieg eine rosa Küste
auf, der Haaransatz stieß nicht auf deinen
Mantel, Und du standst von mir in einer
langen Reihe, Dich würd ich so nicht erreichen. |
Die Straße grenzte an den Abhang, Dort wuchs dichtes Gras, in dem die Sonne stand, Verschiedenes Getier bewegte sich, Und eine Grille fing mich ein, Ein Vogel schoss an mir vorbei, Ich sah noch, dass er aus einem Notenblatt geschaffen war, Er ließ sich in den Ästen meines nahen Schattens nieder, Zahm war diese Stille, voller
Eigenheiten, Eine junge Frau saß an den Stamm gelehnt, Sie sah nach oben in ein Grünbild, Das bewegte sie in sich. |
Ich sah wie du dich über einen Holztisch beugtest, du bemaltest
einen Damenfächer mit den Miniaturen, Das war eine klare Liebesschrift, sehr gut zu lesen, Später hörte ich, dass dieses ganze Bild vor mir nicht mehr lebendig war Und seit Jahrhunderten verschwunden,
unauffindbar in Museumskellern lebte, Und ich selbst stach mir mit einer Schere in den Arm, bis es mich schmerzte, Und ich hatte keine andre Garantie. |
Ihr wart in kleiner Runde, jeder legte hier sein Herz auf einen Tisch, Es durfte ruhig weiter schlagen, Ich kam neu hinzu, das machte euch
nichts aus, In vielen andren Fällen, hörte ich mich
sagen, Sei es umgekehrt gewesen, Und ich blieb verschlossen, Niemand führte Protokoll, Es machte wirklich gar nichts aus. |
Hoch im Baum sah ich die materielle
Landschaft Angehäuft, sie war als Nest schwer
auszumachen, Und ich sah es nur von unten, Drinnen konnte man ein Leben nicht
vermuten, Nichts flog ein und aus, kein Zugeständnis fiel herab, Und alles war mit allem Fest verbunden, fest vernagelt und
verschnürt, Und ich empfand die Bürde einer ungewollten Zuneigung gleich doppelt, Und du legtest dich ganz offen auf
den Rücken, Und ich nahm dich an und wehrte mich
dagegen, Das war innerlich, Zuweilen traf ein Haarriss bis nach außen, an die Oberfläche. |
Der Regen hatte plötzlich aufgehört, Es war die Trockenheit, die dein Gesicht
befiel, Du wendetest dich hoch vom Tisch zu mir, Und, selbst ein Mittelpunkt, wurdst
du zur Mitte deiner selbst, Die Sonne kam, obwohl sie sich im Untergang befand, hervor und brachte
satte Farben, Diesmal führte ich kein Protokoll und sprach dich auch nicht
an Und zog mich Tag um Tag ein wenig mehr von dir
zurück. |
Du solltest nur bekennen, Dass ich sehr, sehr müde war, Und ich verlangte doch nicht viel, Du zeigtest mir in einer andren Ecke, dass die Auflösung begonnen
hatte, Das sei kein Verfall, so warf ich
ein, Und jeder, der in dieses Zimmer kam, stand auf derselben
Stelle, Die war ohne Anspruch, Meine Augen hingen an der Tür, Ich wusste, diesmal war es anders, Weil ich nicht davonkam. |
Gestern stand ich auf, kam auf mich zu Und grüßte mich, vier Wolkentore schlossen sich, nachdem ich eine Treppe durch die Luft gegangen war, Die Tore schlossen sich vor mir, ich hatte
meine Ähnlichkeit mit mir erkannt, Dass wir identisch wären, hätte ich nicht
angenommen, Aus dem andren Land erschienen andre scharenweise, Ich verstand mich nicht und öffnete die Schachtel der Identität, Kein Inhalt war dort mehr vorhanden, Jemand aus dem Dorf kam auf mich zu und sprach von seinem Heimatsee, der wär, das wüsste Jedermann, der von dort käme, mit den Meeren und den andren Seen verbunden, Eines Tages würde man das Adernetz beweisen können. |
Wieder sprach mich einer an, Von sich aus, sagte er, sein alle Räume farblos, und, dass wir mit unsren Flügeln schlagen, habe einen andren Grund, Das Lesen der Gedichte sollte nicht ein Rätselraten sein, es sollte zur Begegnung mit dem eignen Menschen führen , Der sei fremd und unerforscht, Man selbst sei dabei ohne Interesse. |
Durch die Gitterstäbe sah ich in den Raubtierkäfig, dort stand einer, der die Tiere zwang, Mit spitzem Mund beküsste er die Ungeheuer, Jeder war vor jedem auf der Hut, Doch ich blieb mit der Hand am Gitter hängen und verletzte mich,
das Rotblut schmierte an die Stangen, Bis ich es bemerkte, kam die ganze wilde Schar schon auf mich zu, die Gitterstäbe hoben sich, von dem Dompteur gebändigt, in die Höhe. |
Ich sah durch helle, bleigefasste Fensterchen in einen Hof, dort lag
der Rest der letzten Nacht, Und zwischen dem Geruch der leeren Weinbehälter Spielte die Zermachmusik, Sie würde sich noch dauernd
wiederholen, Niemand kam und schaltete an diesem
Apparat, Um alles lief ein Kreuzgang, Ich war hier nur Gast, und meine Fingernägel konnten
allenfalls in eine Bleischnur kratzen, Auf dem Sockel stand noch ein Metall, es war der Bronzeabguss
eines Bettlers, Der erbat nichts mehr, Sein Hunger war nun übertragbar,
seine Leiden litten nun die anderen, und
alle Scham stand mir im Angesicht, das war in Blei gefasst. |
Jemand sang ein Lied, die Melodie war harmlos, Texte gab es nicht, Mir fiel es leicht, dir einen Sinn hineinzuwerfen, der war Bunt genug für deine Augen, Soviel sang ich vor: „…der letzte Tag von deinen alten Tagen wäre wert gewesen…“ Und es fehlten diesem Liedchen wirklich wegen seiner Einfachheit die Stimmen, Und die Glocken eines Sonntags übernahmen
alles, Konnte denn das Licht alleine das Metall, das in dem Turm hing, so in Schwingung bringen? |
Licht im Licht schoss durch das Wageninnere, Und ich befuhr Luftschienen, Zwischen Scherengittern schneller
Schatten lag das Schreibpapier auf meinem Schoß, Es riss sich jedes Wort aus meiner Hand und los, Und ließ sich jagen und vertreiben, Nur die Blendung blieb, Vom Ufer stieg ein glatter Rasen an und wuchs bis hin zum
Herrenhaus, Geblieben war davon nur die Fassade. |
Ich konnte es nicht fassen, Andre aßen gleich den Glückskreis auf, so tierisch war die
Nachgeburt des Wohlbehagens, Ich vermied die öffentliche Klage,
im Spaziergang schickte ich Gedanken, die ich hatte, auf die
Weide, Und ich wollte beim Betreten eines öffentlichen Hauses
nicht mehr stolpern, Andrerseits sah man mir immer öfter
ins Gesicht, wenn ich erzählte, meine Sprache sei sehr gut zu trinken,
sagte man, Und nahrhaft sei es allemal vom
frischen Brot ein wenig zu erhalten, Meine Feinde saßen harmlos auf der
Gartenbank, Es gab nichts zu beraten. |
Selbst die Hoffnung, die ich hatte, wurde zum Gemeingut, das verteuerte mir
ungemein die Zeit, Die Sprache schieferte in flachen
Scherben ab Und brach bei jedem Wetter etwas weiter auf, Das Weib, das sich in unsren Betten räkelte und dort die Betten
hütete, Wies alles ab und strahlte seine
unverschämte Wohligkeit mit einem frechen Lächeln lächelnd aus, ein Mord wär angebracht gewesen, hätte
man gewusst… Sie nahm die Hände nicht aus ihrem Schoß Und darin, sah ich, brannte Licht, Es zeigte sich ein Brief, der war unlesbar, Und er wurde grad geschrieben. |
An der Zimmerdecke wuchs ein Schloss, Das nicht zu einer Tür gehörte, Und es steckte tief in ihm ein Schlüssel, Und du wusstest gleich Bescheid und warst voll Ungeduld, Und du verlangtest, dass ich über Kopf um dieses neue Wachstum einen Zaun errichten sollte, der wär flach
zu halten, Und der hätte nur das Schlimmste zu verhüten, meine Tage liefen rückwärts an. |
Und dann fiel ich in das Schloss und intressierte mich von
nun an für den Mechanismus zugeschlagner Türen,
aller Anfang war der Mund, der war schon aufgeschraubt Und leicht zu lösen, meine Phantasie hielt ein, zu dürftig war
die Abwelt die mich sandte, mit dem Finger stieß ich an die Zunge, die
war in Bewegung, stieß an Zähne, Aber sie bewegte nichts, Ich sah auch etwas von dem Schrecken zu zerstören, was sich
nicht mehr Reparieren lassen würde, etwas von
dem Schrecken eines Ausgesetztseins, Heimlich trat ich gegen einen Stuhl, Trat an den Rahmen, der mich fasste, Und ich hatte vor, die Tür allein mit meinem Kopf zu
öffnen, meine Hände ließ ich übers Türblatt gleiten. |
Jemand sah an mir die schwarzen Flügel, die mich tragen sollten, Noch war ich am Boden, Und ich wollte nichts beklagen, Unter mir entdeckte ich die kleinen Federn auf der Straße, auch schon
dunkelgrau, Sie stiegen mit dem Windzug auf und sammelten sich
schnell in einem Wirbel, Ich werd lieber wieder eine Jacke über angelegte Flügel ziehen. |
Dann fragte ich nach einem Glas mit Wasser, Und man reichte es herüber, Und es war gefüllt mit einer Oberfläche, die lag über einer
anderen Und die auf einer weiteren Und fort und fort bis hin zum Boden, Und darunter fand ich nichts für
mich Zum Trinken. |
Jemand teilte einen Handbrief aus, ein Flugzeug, dass sich näherte,
zerbarst, und ein Propellerteil drang mir in meine Stirn, Man wollte immer wieder meinen Kopf, Doch diesmal tauchte ich geschickt,
der Zettel fiel mir aus der Hand und blieb auf einer Oberfläche
liegen, Kurz sah ich ihm nach, ein wenig Neugier ging mit unter, Dafür brauchte ich mich auch nicht zu
entschuldigen, Ich ging zu einem Schreiber, der saß auf der Treppe, Und er hatte nichts bemerkt, es war
nicht seine Sache, irgendwo Berufung einzulegen. |
Ein anderer erzählte mir von der Geduld, sie könnte schnell zur Hölle vor der Hölle werden, Das verstand ich nicht und hatte
recht verstanden, Denn der Mensch sprach ja von sich,
von jener Teufelei, die mit dem Warten auf Erfüllung einer Ewigkeit
verbunden ist, Er hatte sich dabei vergessen! |
In der Zeitung fand ich eine kleine
Wasserquelle, Die sprang dort aus einem Wort, das war nicht mehr zu lesen, Umgekehrt, ich fragte nach dem Sinn,
wurd eine Trockenheit daraus, die färbte sich,
brach das Papier und sprang und riss und
könnte jeden Augenblick aus sich die Flammen schlagen lassen. |
Die Zeit der süßen Gummibärchen war
vorbei, Man hielt sich wieder Unkraut in den Gärten, es gedieh ein Schachtelhalm aus einer Urzeit, ganz
versehentlich, Und überall entstand ein Ursprung, Der war nicht zu übersehen, meinen Wortzaun sah ich eines Tages, weil
er mit verkeilten Ästen hochgerissen war, weit über
mir in einem Baum, Ich kam nur selten her, auf einem Baumstamm, der am Boden lag, saß
eine junge Frau, die hatte ihr Zuhause hier, ihr Anblick rührte an ein Zartgefühl in
mir, Es war die tiefe Wurzel einer Dankbarkeit, die sich Bewegte. |
Ungeheuer laut empfand ich das Geräusch, das in die Stille stieß,
es war das Plätschern weißen Wassers oder doch
das Frauenlachen hinter vorgehaltner
Hand, Dann schob sich Ruhe wieder
aufeinander, Meinen Atem hielt ich an und kannte
meinen Willen, So entschlossen, wie ich war in
diesem Augenblick, war ich bereit, mich
ohne jeden Handgriff zu Ersticken. |
Über mir hing eine Leuchte, die war ganz aus Glas, Und hing an einem Draht und klirrte leise, Und sie würde fallen müssen, Und sie war gefährlich, Und ich saß doch unter ihr, ihr Singsang würde, würde sie erst
stürzen, Schweigen, Jemand sprach mich an und fragte
nach dem Weg. |
Die Zeit, da Kinder aus dem Abfall Spielzeug schufen, ist
vorbei, der Überfluss ist überall und Abfall, Und die Kinder selbst erkennen sich in jeder Tageszeitung wieder, Und sie sehen, wohin sie gehören; Nur zerbrochene Geräte bringen etwas Einigkeit, die
huscht dann Ratlos zwischen den Erwachsenen und
ihnen hin und her, Hier gibt es nicht instand zu
halten; Einmal sah ich, dass ein Junge einem Mädchen eine Feder in
die Haare steckte, Das berauschte alle Welt, Es wurd ein großes Leiden. |
An der Wand hing noch ein Teller, der war blau, Du sprachst von ihm und zeigtest
draußen auf die blaue Sonne, sieh, es ist die Wahrheit, die ich schreibe, zwischen
meinem Teller und der Sonne war kein
Unterschied, Sie strahlten beide in der gleichen,
glühend weißen Farbe, wie du sagtest, Und sie hingen beide irgendwie
befestigt an der Wand, die würde niemals etwas
tragen. |
Früher gab es Tüten, die man aufblies, Kinder ließen sie zerknallen, Heute musste ich mit meinen
ausgestreckten Händen wieder Fenster in die Landschaft schneiden, das schafft Raum und bildet eine Schutzfassade, Hinter der verbringe ich den neuen Abstand. |
Allen Dingen wuchsen Hälse, dass man sie
von ihren Köpfen schlagen konnte, Andrerseits, je näher ich den Einzelheiten kam und sie entdeckte, Desto größer wurde die Entfernung, bis zur
Unerreichbarkeit, Ich sah durchs Glas, das noch vergrößerte, Und unermesslich wurde eine
Nichtigkeit, Am Kiosk stand ein Mann, Der hatte sich verirrt im Garten seiner Worte, Und in einer meiner Hände sah ich eine Pore, die sich schloss und öffnete, Und deine Fragen solltest du nun stellen, weil
ich hören konnte, Und in zwei Minuten, wusste ich, Würd mich kein Wort erreichen, dann
wär deine Frage unter Glas. |
Es schwankte dieser große, schwere Kerzenleuchter auf dem Tisch Und fiel nicht um, Und das Geräusch drang in das Tischholz, Jemand kam mit langen Schritten auf
mich zu, Die anderen berichteten von
schlimmer Essgewohnheit, die man noch im
Ausland pflege, meinen Körper hielt man sorgsam angegurtet, Und dort draußen gab es Lebendessenden Verzehr, Und man umstand mich Und erzählte viel davon mit roten Wangen und mit hektischen
Bewegungen. |
Es wurde auch von einem Liebespaar erzählt, das hatte nicht
die Schlachterei bemerkt, in der es
heimlich zueinander fand, Und keiner fragte je den anderen Nach dem Beruf, und Nächte gab es für die beiden Nicht in ihren Zwischenwänden. |
Ah und Oh Und Blah und Bloh, zum Zeichen deiner Sprache hältst du
deinen Mund geöffnet, deine Augen waren deine Ohren, Und die Ohren schwiegen nun schon
über Fünfundzwanzig Jahre, ganz genau
betrachtet brach der Fenstersturz, der über deinen Augen saß, schon aus der Stirn, Und täglich kamst du heim und gingst
zurück in das Geschirr, das war dein eigenes, Ein jugendliches Haar, das in dem Fensterrahmen
stand, Erzählte plötzlich alles von der Welt und ließ nichts aus, Und erstmals blieb die Sprache in der Rede liegen, Und du schwiegst erneut betreten, Ich entdeckte dich Bei Tisch, wo du den Unterschlupf genommen hattest. |
Auf dem Stuhl lag immer dieses weiße Tuch, man sollte sich darin den Mund, die Finger reinigen, Ich sah dir zu: Für dich war es im rechten Augenblick die weiße Fahne, Die hobst du umsonst, Man lachte über dich, weil man dich
liebte, Und es wehte hier bei Tisch kein Wind, Unsichtbar bliebst du in der
Todeszone. |
Weit ins Ausland sollte eure Reise führen, in
der größten Höhe fand ich euch, ihr spracht von
weißen Kerzen, die in einem Flugzeug tropffrei brennen konnten, Hier an meinem Katzentisch, so würde man im
Volksmund sagen, Zündete ich meine Kerzen unten an, die brannten in die
Höhe, Meine Speise stand bei Tisch stets unterm Tisch. |
Ich lebte unter langen, großen Menschen, In den Ästen der Gelenke saßen
kleine Vögel, Früher kannte ich sie noch mit Namen, heute war ihr Singsang keine Warnung mehr für mich, Ich wusste selbst genug Und dass das Leben so nicht
ausreicht, Oft sah ich nach oben in die Kronen, wo die Frauen Strickzeug
hielten, Leise klapperten die Nadeln, Aus dem Korb an meinem Arm bot ich die Ware an, es waren Fotografische Erinnerungen, die ich
zeigte und So hoch wie möglich hielt, Nur einmal kam ein großes Vogeltier, das riss mir eine aus der
Hand, Die ging verloren. |
Ich sah auch meinen Reichtum, alles hatte ich einst Katalogisiert und angebunden, Heute stand ich fest verschnürt und
pries mein Glück in einem fort, ich konnte die Mechanik nicht verhindern, Drüben sah ich, wie ein Ast im Laufe dieser kurzen Jahre
sich in einen Zaun Gewachsen hatte, seine Hilfe kam mir viel zu spät. |
Du sahst nur einmal auf, in deinen Augen standen gleich zwei dunkle Ringe, die erklangen aus Metall, die Schwingung stand in meinem Ohr, Ich hatte früher Ringe dieser Art sich auf den Tischen tanzen, drehen lassen, Hart war das Gespräch mit ihnen, Immer endete es mit dem Stillstand. |
Es wollte nicht in meinen Kopf, dein Atelier war mit
Erlebnissen gefüllt, Du schlugst sie in den Stein, Auch wenn sie sich noch nicht einmal
ereignet hatten Suchtest du nach einem scharfen Werkzeug, um sie festzuhalten, die Beharrlichkeit saß dir zur Seite,
mich verfolgte eine Kamera, die brauchte einen Vorwand,
hinter einem Schlüsselloch entdeckte sie die
umgekehrten Zeichen, Und sie lieferte nach draußen Bilder einer schlimmen Herrschaft,
die ließ keine Diener zu, mein Ferienaufenthalt in
dem Hotel Ging schnell zu Ende. |
Ich war einfach, meine Rede stumm: Ich sagte einmal „Ja“ und einmal
„Nein“, Das ließ ich auch zur Auswahl
stehen, Manches Missgeschick entstand
dadurch und mancher Glücksgriff ging daraus hervor, Und ein Versehen war nicht möglich, Ich misstraute nicht mehr mir, Ich ging zum Apfelbaum und führte Klage gegen
seine Blüten Und vor allen Dingen gegen deren
Duft, Denn der war abzusehen, Und ich war davon besessen. |
Abends hörte ich noch ein Gespräch, es redete ein junger mit
seiner Frau, sie ließ ihn sich das „Ja“ von
ihren Lippen rauben, er gestand in ihrem
Schoß Die räuberischen Ziele, die er
hatte, Und sie rissen das Papier, auf dem sie standen, in ganz
kleine Stückchen, die sie in die Höhe
warfen, Und darunter badeten sie beide in
dem Schnee |
Ich hatte deinen Namen ganz vergessen, Alles, was du meintest, dass ich von
dir wissen müsste, Fremd warst du, ein Bausatz, den ich nicht
zusammenbrachte, Ich enttäuschte dich, aus mir stieg Unglaubwürdigkeit und rief in dir
Verachtung wach, Ein leiser Zweifel schlich sich noch auf deiner
Seite ein, es könnte sich bei mir um
Seelengröße handeln, die vergaß so
leicht, Und in dem Tischholz war ein kleines, rundes Loch, darin erkannte ich die glatt
rasierte Schädeldecke, die war noch an einem Tier, das war von unten angebunden, Und ich protestierte gegen diese
dumme Quälerei, Und jemand schlug mit einem Silberhammer diesen Schädel ein Und löffelte daraus. |
Schwer war der Spaziergang unter Toten, Ihnen war verboten worden, sich noch
weiterhin zu lieben, Und sie hatten eine Sehnsucht, die war unerklärlich,
mörderisch Und auf die Dauer wirklich tötend, Dann begann erst das Verbot. |
Über meine Haut wuchs Lack, der war natürlich, Und er gab mir eine neue Freiheit, Die bewährte sich von ganz alleine,
auch im Schlaf blieb gar nichts an mir
haften, Morgens fand ich einen Zettel vor
mit wichtigen Begebenheiten, und sie gingen mich
nichts an, Sie wurden auch nach Kurzem immer
weniger, ein Wort jedoch kam häufiger als früher
vor, Es war das „Ich“ vor meinem Namen. |
Neben mir, so sah ich, bückten sich
die Frauenhände, um Blüten auszuzupfen, Atem wurde Morgentau, der stand ein
wenig in der Luft, Die Hände würden gut gedeihen, meine Gegenwart stand abseits, Und ich wagte nicht, sie
anzusprechen, In mir lebte die Idee der alten Tür
von deren Art es keinen Handgriff geben würde, Und dahinter konnte man ganz sicher
sein, die Blumen schale stand mit Pflanzen angefüllt zu deinen Füßen, Einsam ist ein Garten ohne Zaun. |
Die Augen streichelten die Rosigkeit
der Wangen, Mehr wär viel zu viel, In einem alten Zimmer lief ein
Spielfilm, der war so: Noch während man ihn zeigte, Konnte er sich ganz und gar verändern, Und er blieb nicht, wie man ihn
vielleicht zuvor gesehen hatte, Sondern nahm ein völlig unbekanntes Ende, davon wusste niemand etwas, Als ich in den Apfel biss, stieß ich auf Holz. |
Drüben lauerte ein Mensch, der sah zu mir, Ich mochte stören oder auch gemeint
sein, meine Augen schickte ich voraus, ein Zeichen meiner Unterlegenheit, Sie blieben unbehelligt und
entdeckten nichts besonderes, Solange ich das Futter in den Händen hielt, war ich
geschützt, Und in dem Gitter gab es kleine Türchen, die man blitzschnell öffnen
konnte, Wenn man sie im rechten Augenblick in seinen Händen hatte. |
Ich ging allein spazieren, Und die Straßen waren voller
Menschen, Hinter Glasfassaden lagen Angebote, Und ich sah hinein und in die Steinigung des falschen Mannes,
draußen gingen Leute im Protest, sie wiesen auf die
Ungerechtigkeit, Die konnte man nicht übersehen, Jemand fragte nach dem Unterschied von Mann und Frau, Und viele gaben Antwort und nicht einer gab die
Antwort, Und ich sagte noch, der Käfig ist doch nicht die Heimat eines
Vogels, und, Was wissen wir von dem Gesang, Ich riss der Taube ihren Kopf vom Leib, Und weiter gurrte es aus ihrem Hals. |
Meine Jacke zog ich aus, ich legte sie in
meinen Schoß, der war es, der die Wärme
brauchte, Zwischen meine Füße rollte nun ein Fußball, Niemand war zu sehen, keine Kinder
kamen, Und ich ließ ihn liegen, Da begann er ganz allein mit sich zu
spielen Und sprang ab, vielleicht zu andren Leuten. |
Schilder standen nicht mehr
aufrecht, Alle waren abgeknickt, vernichtet, Umgebracht, verstoßen, fortgeschafft
und hingeworfen, Und man fragte weniger als sonst, Und es entstand ein völlig neues
Selbstverständnis, Schwere Straßendecken wurden von den
Wurzeln junger, wilder Birken angehoben und ihr schnelles Opfer. |
Ich hatte es gelernt, mir lautlos
das Papier vom Block zu reißen, Um das Wort, das ich drauf schreiben
wollte, legte ich die goldne Kante schwarzer Sonnenwolken, Sie war voll von Regen, Ganz geheim musst ich die Tage
überleben, Und ich lebte unter euch, Ihr merktet nichts, mein Wintervorrat war für euch nicht
sichtbar, Um so deutlicher erfragtet ihr Wovon ich mich ernähren wollte, Mit dem Rücken stand ich an der Wand, Und unter mir tat sich der Himmel
auf, Von mir aus sollte sich der Regen
darin sammeln, Und tief in der Pfütze sah ich, was ich euch
beschrieb. |
Man dachte sich das ganze so: die Vielzahl der Getreidekörner würde
uns ernähren, Und ich hatte einen Ast von einem Baum gesägt, der aber
diente Vögeln, um zu ihrem Nest zu kommen, Und ich band ihn wieder fest, Auch weil ich in dem Fenster meines Reisezuges
windbewegte Blätter sah, Die spiegelten sich blass von links
nach rechts In einem See, Der nahm sie auf und kümmerte sich
nicht um sie. |
Jemand fragte nach dem Buch, in dem er lesen wollte, Und ich sah den Fahrer eines Fahrzeugs, das stand
still, der Mann las in dem Buch, Ich sprach ihn an, Und es war ganz umsonst, man hatte
diese Kammer grade erst geöffnet, und die Gegenstände und die Menschen, die noch darin saßen,
waren in Jahrhunderten zerfallen, und der Rest bei meinem Eintritt, Lange, lange und vergeblich baute
ich an einem Kartenhaus. |
Das Kind sitzt auf dem Ast, der Vater trägt den Baum, und dessen Vater macht den Buckel krumm, Dass man drauf gehen kann, Wer weiß noch wie es war; In einem Schuh drückt mich eine Stein, Den schütte ich mit mir heraus, ein Mensch schreit unter Qualen: „Schlagt mich einfach tot!“ So ist die Gottgefälligkeit; In diesem Fall half die Natur, In einem anderen verlor die Technik einen ihrer roten Fäden, Jeder trägt den Stecker in der Hand,
um Billigschuhe, Grünland zu
verschenken. |
Damals, das war gestern und für mich
erst morgen, Weil ich es nicht schnell genug
begriffen hatte, Heute seh ich voller Scham auf eine Zukunft, ich trag
einen Ring, den zog man einem andren von
der Hand, vielleicht stahl man ihn auch,
Vielleicht ließ man ihn einfach
nicht zu Boden fallen, in den Schlamm, Und ich trag ihn in Ehren, Wenn man kommt und ihn zurück
verlangt, Geb ich ihn her, Mich rötet dauernd. |
Ja, ich habe Kinder, Und ich muss darauf gefasst sein, Dass sie mit mir reden wollen, Dass sie mir erklären wollen, was
verloren ging, Ich habe sie um ein Geschenk gebracht, um ein Vermächtnis, Alles, alles holen sie nun selber
nach, Sie fragen die Maschinen, wie es ist
im Sterbeland, dort wo der Krieg läuft, Und mit meinem Leben, das noch währte, Konnten sie nicht viel Beginnen. |
Ich sprach von nie gelesnen Büchern, die ich dauernd in den
Händen hielt, Ein junges Mädchen übte einen Tanzschritt, Und es musste ausruhn, Und es musste stehen bleiben in dem
Schritt, Und eine Uhr hielt an, Ich sah ganz deutlich einen Stillstand der Bewegung, Und viel schlimmer sah ich die Bewegung eines Stillstands, Sie durchraste dieses Scheibchen Zeit in Greisenhaltung
bis zum Tod, Ich fuhr in einem Übungsraum auf der Maschine, Und der Motor schwieg den
Augenblick, Ich war verkleidet. |
Mein Gedächtnis kam zurück, Sie trug am Finger einen Perlenring, Und ihre Hand fuhr über meine Wange,
ihre Waschung tat mir gut, die Perle kehrte erstmals heim in eine Heimat, Und sie würde weiter wachsen. |
Sonst verschwieg ich meine Sinnlichkeit und sprach nur mit dem Frauenbild, das trat für mich aus
seinem Rahmen, Und es zeigte keinen Ehrgeiz, mich zu sich zu zwingen, Und es kehrte um, wenn ich es
wollte, Und verließ mich, ohne dass ich es
verlassen konnte, Meine Rahmen hielt ich auch vor ihm Verborgen. |
Du sprichst zu mir von dem Versagen deiner Liebe, dass die Liebe nicht mehr reichte, den zu
lieben, Den du liebtest, Und die Straße steigt einwenig hügelan, Und was dahinter liegt, verrät ein
übergroßer Spiegel, deshalb sieh zurück und geh
bergab, der Hügel wird dir folgen, neige dich
der Straße zu, sie ist dir zugetan, du
findest keine Schuld in Zärtlichkeit des Herzens, Und aus großer Höhe stellt kein Wesen die
Erhebungen und die Vertiefungen mehr fest, man ortet
heute alles mit den Strahlenmessern, die sind Beiderseits und an den Enden scharf
geschliffen, jeder Handgriff, sie zu führen, fehlt. |
Dann sehe ich den regennassen Nacken, einen Ausschnitt eines
Menschen, So, stell ich mir vor, ist auch die Mitte der Erinnerung, vielleicht der Mittelpunkt von dem Gedächtnis, Später wird der Kragen
hochgeschlagen, Und es war nicht Zeit, mit einem trocknen Tuch zu
helfen, Und es war genügend Zeit, das Tuch lag auch bereit, Und Schuld an allem war die Lähmung. |
Das Leben ging auch weiter, Und ich fand an meinem Finger die Verletzung, sah ins rohe Fleisch, so sehr getrennt von mir
war ich auf Existenz bedacht und schirmte diese Stelle ab, die Satellitenaugen sahen weiter und
zuletzt in alle Richtungen. |
Nur eine Frage hätt ich noch an dich, Springt dir dein Haar noch immer
durch die Finger, strömt es immer noch als Schnelle durch den Kamm, der diesen Ansturm kaum erfassen kann, Ist es noch immer dieses gelbe Leichtgewicht, das sich bei jedem Lüftchen hebt und senkt und das im Windhauch auf und nieder schwingt, Sag mir, bevor die Sprechverbindung abbricht, Sage mir, besitzt du immer noch das Kopfgold, welches mich so gierig
machte, So unsagbar lähmte in Begierde, dass
ich dich Beinah bestohlen hätte, Dass ich mich beinah um dich Bestohlen hätte. |
Einige der Blitze standen fest und hielten sich
sekundenlang, Und andre schlugen in mich ein, Sie blieben nur ein Weißlicht um
mich her, Sie waren das Geräusch, das zwischen einer Stille und der andren stand, mein Kopf wurd von den Kräften hin und
her gerissen, Und in jeder Frau erhoffte ich dich zu erkennen, Alles stilisierte sich nach deiner
Art, Man hielt mir einen Junghund hin, ein anderer verlangte
von mir Mitleid, jemand klagte gar vor mir,
ich weiß nicht über was, Die Räder liefen glatt, Und ich war Fahrer. |
Deine Hand lag auf dem Buch Und alles, alles war zu lesen, Blaue Schrift und rote Schrift, Und Hautpapier, dass sich darüber
spannte, trug ein Silberfell aus dünnsten Härchen. |
So entstand ein Oberflächenschaum, der war mit
Nägeln an die Wand geschlagen, Oder ich erklär es so: Es war der Augenblick als ich in neue Kleidung schlüpfte, die saß warm und
angenehm Und hatte meine Farbe, Und du hattest sie gekauft, Für mich gekauft und wortlos
hingelegt, Ich lebte also unter Menschen, Und ich konnte ihre Wichtigkeit nicht teilen, Und ich teilte plötzlich ihre
Wichtigkeit, Die rührte mich so wohlig an, ein Untergang, der würde mich einst
überleben, Jemand schnitt das Grüngras, das in meinem Zimmer
wuchs, mit einer Gartenschere. |
Manchmal glaubte ich an eine kleine
Liebe, Und ich dachte, dass sie möglich
wäre, Und ich hoffte, dass mir das Geschick die fremden, weichen Frauenhaare auf die Lippen wehen
würde, Dich, an meiner Seite, würde ich für diesen Mord nicht gern zum Zeugen wählen, Nach mir würdest du gewiss und lange
von der Zeit mit mir erzählen wollen, Und die Einzelheiten blieben dir
auch so, Mir gingen sie verloren noch bevor
sie Eingetreten waren. |
Für den Sommer suchte ich mir ein Quartier, das sollte an der Küste
liegen, Und ich fand es schnell, die Küste war die Grenze zu den fernen
Räumen, Die erwarteten mich nicht und
schlugen nicht mit Strandgeplätscher an den Morgen, Und von dort, vermutete ich gleich, Kam auch mein hoffnungsloses Lachen über mich Zurück. |
Heute war schon wieder alles anders, Du erinnertest von gestern kaum den
Kampf, Und mein Zuhause waren Reisezüge, die du
unterbrochen hattest, Und ich war nun heimatlos, am Bahnhof stand ich leer und
ausgeschüttet, Und ich blieb der einzige, Es kam nur jemand, der den letzten Müll zusammen sammelte und forttrug, Der sah mich von unten an, Wir fragten nicht, Und jeder wusste von dem anderen
genug, Mich hielt dort nur Verzweiflung, die wich keinen
Schritt, Und aus dem Müllkorb tropfte noch ein Saft auf Gehwegplatten. |
Zweifach stand ein Weißpunkt in der Blauheit über mir,
die Möwen flogen hoch, und dort, so
dachte ich, Beginnt die Möglichkeit den Himmel aufzuknöpfen, Jemand bot mir eine Feier an, die fand dort oben statt, Und er versprach mir eine Leiter, um hinauf zu kommen, Ich nahm an, Für einen lächerlichen Preis und
meinetwegen Drehte man den Himmel in die Erde, Und ich glitt nach unten, Nichts war aufzuknöpfen, Und die Zeit war mir verloren. |
In dem Zimmer lag die Jacke über einem
Stuhl, Und ich sah, dass ihr Knöpfe fehlten, abgeschnitten lagen
sie auf einem Tisch, sie waren bunt und
schimmerten Und schillerten und wurden mir zu
kleinen Inseln großer, außerordentlicher Zärtlichkeiten. |
Meine Füße hängen in den Schlaufen einer Panik, Ganz umsonst, ganz umsonst; Ich baue einen Nottisch auf und biete alles feil
was mich bedrängt: „Ihr Leute könnt es gut gebrauchen,“ Verschenken würde ich, Wenn man auch dann noch nähme, meine Zähne beiße ich zusammen, in dem Mundraum, der mir bleibt, rollt eine Kirsche hin und her, ich darf sie
nicht zertreten, Und ich habe auf das Pappplakat geschrieben, warum ich
nicht reden darf, Man hat Verständnis, ganz zum Schluss verbleibt mir immer noch der Kern. |
In der Straße ist ein Sandloch, das ist
nicht zu sehen, Und verrät sich nicht, Ich weiß davon und werfe einen Stein, der gleich versinkt, hinein, Ich streife mir mit meiner Hand durchs Haar, ergreife mich, Die Uhr muss abgelaufen sein, Bei mir hat alles seinen Grund, Und nichts darf ohne mich ertrinken. |
In der Sonne, hörte ich, soll alles eng
sein, Jeder stößt an jeden, das bedingt
ihr Leuchten, Irgendjemand, der von dort kam, Hat es mir erzählt, Er meinte aber nicht die Sonne, die wir kennen, Davon wüsste keiner etwas zu Berichten. |
Damals, als das Weißlicht kam, schmolz Stein vom Stein, Und damals, als das Weißlicht ging, schmolz Mensch von Mensch, Und damals, als das Weißlicht endete, schmolz auch der Rest von Unermesslichkeit, Es ist doch keine Kunst für mich, ganz ohne Angst zu leben, wenn für mich die Kunst dort lebt, wo Weißlicht strahlen könnte. |
Jemand schrieb ein Buch der Ängste in der Kunst, Und ich stand vor dem Grab, das war erst ausgehoben und
noch leer, Es wäre denkbar, Dass man es für jemanden verwendet, Der nicht vorgesehen war, Ich dachte auch an mich dabei, der Ausblick von dort unten geht direkt Nach oben. |
Deine Schuhe sind zu eng, Und schön ist ihre Farbe, Und das Haus klemmt fest in seiner
Eingangstür Und will sich nicht verlassen; In meinem Mund halt ich zwei warme Kirschen, Und die Zunge spielt mit ihnen,
meine Lust beschränkt sich nur auf mich, Ein andres Mal, ich wollte sprechen, öffnete
ich meinen Mund, die Kirschen sprangen im
Verlassen, Einmal wenigstens möcht ich von
einem Hochhaus springen. |
Als Mensch lebt Mensch ganz gut, die Pforten öffnen sich an seinem Mund, Und eine Brücke wächst heraus, ein Überschlag, der reicht bis an den
Strand, Steht fest und still, der Mensch lauscht tief hinein, die Zufahrt bleibt erhalten, Dann erhebt sich doch das Ufer und ruft nach dem Meer, Zu seltsam dringen die Geräusche in das Ohr, nein in die
beiden Ohren, die sind sehr weit Draußen. |
Später kommt die Flut, ich kenne die Methode, Nichts bleibt stehen, nichts hält
aus, Was nicht von ihr getragen wird,
geht unter Und wird überspült, fällt aus der Hand in Tiefe, Auch der Mensch steht bis zum Hals im Wasser, Wär er nicht aus Stein, würd er schon längst gefallen
sein, Als Mensch lebt Mensch beständig und
beschränkt |
Deine Axt schlägt ein ins Holz, das
aufrecht steht, Es soll ein Mensch draus werden, der wird grob
und Unbehauen bleiben, aufrecht stehen Und mit beiden Beinen in den Himmel ragen, um den Grund herauszufinden, das macht
einen Menschen aus, mit sanften Farben trägst du ein Gesicht auf seinen Leib, Das soll ihn von den anderen
erheben. |
Das Haus ist fast nicht größer, als die Tür, die mich hineinlässt, Draußen sieht es anders aus, Von hinten wächst das Umland an die Pforten, Es ist nur ein Schritt zu machen, Vorher frage ich noch nach dem Schlüssel, der hängt seitwärts an
dem Haken, Und ein Hundetier will mit mir eingelassen
werden, Es sieht auf zu mir, ich bin nicht Herr der Welt, doch dieser Irrtum
bleibt, das Tier, es stirbt so schnell an mir
vorbei, Wie lange lebt denn so ein Mensch, wenn er durch eine Pforte geht? |
Die Bauarbeiten hinterließen einen Sandberg, Und ich fragte nach und keiner
konnte sich erinnern, Und ich sah, dass er zur Landschaft eines unsichtbaren
Wandrers wurde, Jemand züchtete dort schließlich Felsen, um sie später auszusetzen, Und die Arbeit, hörte ich, sei Lange nicht beendet. |
Neben mir wuchs dieser Birkenbaum, er hatte sich die Haltung eines jungen Mädchens
abgesehen, Und die Haare hingen tief herab, Die weiße Haut zog ich ihm nur an
einer Stelle etwas ab und sah sofort das
rohe Fleisch, Und unter meiner Haut blieb unbehaunes Holz. |
Ich stellte mir den ganz besondren Fall vor, jenen Umstand nämlich, Der mich zwingen würde, Bliebe nun der Reisezug auf seiner Strecke liegen, Hätte ich nicht einmal eine Decke für die Nacht, Und früher glaubte ich den Bühnen und nahm jede Wahrheit mit, Heute halte ich ein grobes Sieb vor meine Augen, das lässt
vieles durch, Ich schlaf am Ende mit mir selber, Irgendwann, so denke ich, Muss ich auf Liebe stoßen. |
Ich schweifte nie in meinem Leben aus und lebte doch in dem
Exzess, Und du und deine Schwester lagen neben mir, Ich sah nicht hin und hätte mir gern
gratuliert, Und mich gefragt, ob Größe wachse, Und ich hätte gerne eine Spur gefunden, aufgenommen und
verfolgt, Und durfte mich nicht stören, Weil es wichtig war, dass ich mir Zusah. |
Immer blieb die Frage nach der Wachheit und nach dem Beweis dafür, Den blieb ich schuldig, Manchmal sprachen wir von der Begegnung, die stand aus und blieb
ein Wunschbild, das sich nicht erfüllen
konnte, Und den, den wir treffen sollten, Konnte es nicht geben, Und wir standen voreinander, Von uns selbst betroffen, Ich vor mir und Umgekehrt. |
Für deine Schönheit hattest du ein
eigenartiges Gefühl entwickelt: Schlugst du deine Federn auf zum
Pfauenrad, Vergaßt du nicht, wie andere, das
Schütteln, Auf dem Kinderbild in deiner Hand erwuchs
ein Lächeln, Das war überirdisch, Und ich griff hinein und stahl
daraus den Ursprung, Und ich sah an deiner und an meiner Eitelkeit, wie ich als Gegenwart abhängig war von der
Vergangenheit Und auf nicht mehr vorhersehbare Weise von der Zukunft, Die stand eng geschnürt und reichte
bis zur Tür, die hätte man von innen und von
außen Öffnen können. |
Deine Wonne stand im Rotlicht, Vor den Lampen hielt sich Staub, Der aufgewirbelt war und
aufgestiegen, Sich vereinzelte in Strahlen, So sah die Verheißung aus, dein Rocksaum, der sich vielfach hob,
zugleich als Vorhang fiel, sich in die Höhe hob Und doch zu Boden stürzte; Neben mir ging eine junge Frau, sehr schmal gekleidet, über
ihre Schultern liefen Rucksackgurte, Sie nahm gar nichts wahr Und fragte mich nach einem Treffpunkt auf dem Stadtplan, Und es war ja unser Standort. |
Eines Nachts erwachte ich, erhob mich und sah
aus dem Fenster, dort verglühten Meteoriten, Einer schlug durchs Fensterglas und
drang in meine Stirn, ich werde seine Spur niemals
vergessen können, Und ich dachte an sein Alter und an meine Existenz und dass
der Ursprung über mich zur Zukunft springen konnte. |
Einmal ging ich fort, zurück zum Ausgang, weil zwei falsche Augen mir im Weg gestanden hatten, Ich bedachte auch, dass einfach
niemand Auf mich wartete, Dass niemand auf mich warten konnte, Von dem Kirschbaum pflückte ich die Frucht, die war mir gar nicht süß, Und meinen Füßen wurde auch die Erde sauer, Und du stelltest auf den Tisch den leeren Eimer, Und ich sah hinein, Du sagtest nichts dazu Und wolltest etwas sagen, Ich verstand dich gut, Und trotzdem würdest du mir nicht in
einen neuen Anfang folgen wollen, Und so leer könnt nie ein Napf von dir gewesen sein. |
Später ging ich übers Armenfeld, dort konnte man mit wenig Glück sehr großes Glück gewinnen, Und ich stieß auf einen Goldschatz, der lag unter Steinen, Und man sah zu mir, ob ich mich wohl
Bereichern würde, Und ich deckte alles wieder ab, Und niemand war beleidigt, Und es gingen alle ihrer Wege, Einen solchen Platz entdeckt man einmal nur im Leben. |
Über mir stand luftig hoch das Vogeltier und hielt die Flügel weit geöffnet, Und ich sah die Schale immer nur von unten an Und wusste nicht, ob etwas darin lag Und ob es jemand fortnahm oder
nicht, Und wer die Schale füllte. |
Hinter Flügeln deines Mundes hieltst du dich
verborgen, Ich, hingegen, kämpfte auf der Straße wider alle Süßigkeit der
Worte, Trat an die Metalle, die verbogen
nicht Und federten mich angenehm zurück,
ich hatte Glück, dass sie so guten Willens
waren, der Gedankenflug begann mit dem
beschädigten Propeller, Und es fehlte ihm ein Flügel, Seine Unwucht machte sich im Stillstand schon bemerkbar. |
Täglich riss ich eine neue Mauer ein, man kannte das von mir, Es war nicht schlimm genug, es zu
verwehren, Letzten Endes standen alle doch auf meiner Seite,
um als Erste mit hindurch zu blicken, Irgendwann würd man wohl Zeuge der Begegnung werden; Ich vermutete mich selbst dahinter, Das verkündete ich nicht, Ich müsste mir sonst vor dem Vorfall selber Zeuge werden, Und das Warten all der andren wär Umsonst. |
Ich ging nach Hause und erhängte mich, mit meinen Beinen trat ich in die Schlaufe, die
sich um die Fesseln legte, Und ein Mechanismus zog mich langsam hoch, Ich wollte alles aus der Nähe
miterleben Und betrachtete von unten Was mich oben töten sollte, Später war es sicher einmal
umgekehrt, Und Gegenstände, die mir aus den Taschen fielen, durfte ich für mich
behalten als Erinnerung. |
Du, Mutterrock, lass mich dich über
meinen Körper streifen, lass mich doch
vergessen, Dass ich älter bin als du, dass ich
kein Kind mehr bin, In meiner Jugend fraß das Muttertier sich selber auf, Und mir blieb nur ein Rest von seinem Fell, das war mir
nicht genug, Ich gebe zu, es war noch etwas mehr,
die Mutter gab mir im Spaziergang brav
die Hand, Die war in weißem Lederhandschuh,
und kein Loch ließ sich mit einem Kinderfinger darein bohren. |
Du, geliebte Regenwolke, ich steig auf zu dir, Ich möchte in dir schwimmen, und,
ich geb es zu, Ich möchte dann in dir ertrinken, Möchte mich in dir ertrinken, Ganz von dir ertrunken sein Und in dir bleiben. |
Mit der langen Stange rissen wir ein Elsternvogelnest aus einem Hochbaum, Und ein junges Tier fiel tief, das Herz lag
ausgerissen Und es schlug noch, Und es starb für sich, wenn es erst
sterben würde, Und es hing am Leib und der sah zu, Muss man zu töten Herz in Leib in Nest in Hochbaum Bringen? |
Als ich in das Zimmer trat, entdeckte ich sofort
die abgelegten Flügel auf dem Tisch, Und außer dir war niemand dort, dem
sie Gehören konnten, ja, die Tageszeitung stand in Flammen, Und du hieltst sie in der Hand Und last mir vor daraus, man hatte
die Erwartung nicht erfüllt, Und ich, als Künstler, konnte dich
nicht trösten, Und der Stuhl, den du mir anbotst, hatte
keinen Sitz, Und deine Politik war frei von jeder Kunst. |
Lange stand ich vor dem Stuhl, die Arme legte ich ihm auf
die Rückenlehne, Und am Herd stand eine junge Frau mit milden, dunklen Augen, Und sie warf mit einem schnellen Griff den Hammer auf die
Bratenpfanne, Dann sah sie zu mir, Ich sollte nun, wenn ich verstünde, Etwas sagen, was man schreiben
könnte, Das als Antwort wert genug zu lesen wäre, Und ich sagte ihr: „Die Kunst wird jeder Zukunft Sinn und
Opfer sein, die Kunst wird sich nicht unter unsren Händen so und so verformen lassen, Und die Politik trennt ganz umsonst den Kopf von Händen.“ |
Die Fahrt war viel zu kurz, das Fenster in dem Reisezug war viel zu
klein, Und niemand fuhr mit mir, ein Ausstieg war verboten, Und die Schienen bildeten sich immer neu vor
mir Und hinter mir verwischten sie die
Wellen, Und du sagtest: „Hab Geduld mit dir.“ |
Spieglein ohne Glas, ein Spieglein um hindurchzusehen, Nur den Rahmen hältst du in der
Hand, Und ganz umsonst such ich an dir
nach zwei Gesichtern, Und man sagt, das Morgengrauen könnt man mit ein wenig Spucke putzen, dass es hell und
blank wird, Und ich geh um dich herum, Vielleicht entdecke ich dich doch, Du lässt dich küssen und verspottest
wohl im Lachen mein Bemühen, Beide stehen wir in einer Automatiktür, die müht sich ganz
umsonst, sich Zwischen uns zu schließen Und springt immer wieder auf. |
Die Kleiderschränke gaben ihre Türen
frei, Sie stehen aufgestapelt an der Wand, Man kann heut ungehindert durch die Schränke gehen, und die Kleidung schiebt man, wenn sie
stört, beiseite Oder man beliebt zu bleiben, Und man hängt sich an den Haken hinter sie an eine Stange, Die ist stark und wird auch alles
tragen. |
Ich erschrecke auch nicht mehr, wenn
in der Ferne jener schwarze Punkt
auftaucht, Noch kürzlich überfuhr ich ihn Und riss mir meinen Leib dran auf, Und ich erinnre mich, zutage traten
drei verschiedne Flüssigkeiten, eine rote, eine weiße Und die durchsichtige, wässerige, In der schwimme ich seitdem, Und ich verachte auch seit dem die Leute, die sich vor dem Schwarzpunkt
fürchten, Ihnen kann doch nichts passieren. |
Übers große Meer geflogen kam ein Vogel, Und es war der gleiche, den ich
überall an jeder Küste sah, nur hatte er sich
aufgemacht und seine Zeit zurückgelassen, überflogen, An dem weiten Flügelschlag und an der Ruhe, die er
mit sich brachte, War er zu erkennen; Ich bedachte meinen Wohnsitz, der war klein und eng, von
hieraus schnitten keine Flüsse in das Land und strömten
nicht zu mir, Wenn Armut wirklich Armut wäre, wär
ich reich, Und überall stieß ich an Goldgehänge, die ich den Ertrunkenen
verwahrte, bis sie Wiederkommen würden. |
Andrerseits war ich am Anfang meiner Suche, Und wenn ich die Augen öffnete, sah ich das Ende
schon, Dazwischen war nichts zu entdecken, Und ein Handarbeiter schnitt mit einem
groben Werkzeug einen Frauenkopf in Stein, Und das Gesicht entstand aus einem
Überfluss, Der splitterte zuerst, dann staubte
er beiseite, Und es war doch nichts, nach dem der Steinmetz jagte, Und er trank den Saft aus einer Flasche, Und der Meißel wurde dauernd stumpf. |
Ich wollte nicht von Mord, von Unschuld oder Hoffnung
reden, Und ich ging in ein Museum, darin hing dein Bild, Du sprachst daraus zu mir, kamst mir
entgegen, Warst in meiner Nähe, Und es war nicht möglich, dich zu
sehen, Nur ein Wort mit dir zu reden, Und du wichst mir aus. |
Das Blau aus meinem Himmel zog sich weit
zurück, das Fernglas saß verkehrt herum vor
meinen Augen, Jemand sprach von einem Brennglas, das die Strahlen bündeln
könnte, Und es wäre gut zum Feuermachen, In der kleinen Aussicht fuhr ein Schiff, die Segel zuckten auf als
Flammen, Sonst, so dachte ich, fährt niemand
mehr, den Winden ausgeliefert auf so kleinem
Raum, Ich nahm das Fernglas ab, Mir sprang sofort das Feuer in die Haare. |
Lange sah ich auf die Blauglasperle, die lag still in
meiner Hand, Und sie verband mit mir Erinnerungen, die ich nicht
entziffern konnte, Und ich steckte sie zurück in meine Jackentasche, dort verwahrte ich sie
schon seit Jahren, viele Augen hielt ich, so
versteckt, An mir bereit und ließ sie auf mich
blicken, Wenn es nötig schien. |
In dem Gesicht vor mir vermisste ich den
Mund, Es war wohl, dass ich träumte Und vorhergesehen hatte, was ich
sah, Denn ich erstaunte nicht, Du sprachst trotzdem zu mir aus Mündern, die tapetenmustergleich auf
Wänden saßen, und sie redeten mit
mir bewegungsgleich Aus einem Mund. |
Ich bückte mich, um einen Zweig von einem Sandweg aufzuheben, Der war klein und haftete als Schatten fest am Boden, über mir
bewegte sich kein Wind, nur kreisende Geräusche hoher,
großer Flugmaschinen konnt ich hören, Mit dem Finger, den ich abgewinkelt hielt,
schlug ich ans Gitter, das begann zu schwingen, und
erzeugte einen Laut, der meine Scham auffraß, Die schwebte über mir, lag unter
meinen Füßen, war ein Irrtum meinerseits, Ich selbst betrog mich obendrein, Hier war nichts zu ergründen. |
Du, dort drüben hattest mich
beobachtet Und fragtest mich nach einem Wert, doch ich verstand dich nicht Und setzte mich nicht mittelbar mit
den Gewichten auseinander, Und du sagtest, dass du eine Waage seist, die trüge schwer an
einer Doppellast, du legtest auch nichts
ab, Ich durfte und ich wollte dir nicht
helfen, Und ich wusste wirklich nicht, wo
dir der Zeiger stand. |
Abends sahen wir die Wasserspiele, Und man musizierte und beleuchtete
die Säulen und die Bögen und die Bäume,
die dabei Entstanden und sich mischten und
verendeten, Die Vögel brachen in den Farben heller Lampen ihre Flüge ab, Und sie begriffen sich im Stillstand auf den höchsten Punkten, Und sie saßen auf den Wasserzweigen. |
Man greift nicht mehr umsonst nach
den Vergeblichkeiten, Und ich war gewiss, in dem Gesetz zu
leben, Und ich fürchtete mich nicht und
hing ihm an, Das war ein Spott, und nur um deinetwillen wurde
ich verurteilt, Und man schickte mich nach Hause, auf den schriftlichen
Bescheid zu warten, So sah meine Strafe aus, und meine Freizeit füllte ich mit Steinewerfen aus, die flogen hoch Und kehrten nicht zurück, Und auch der Hügel brachte mich dem Himmel und den Sternen überhaupt
nicht näher. |
Ich kniete an dem Brunnenloch, das nutzte keiner mehr, Und meine Stimme tastete sich an dem Schacht bis hin zum Grund, Ich sah, obwohl ich eine ernste Frage hatte, ja, obwohl ich etwas
wissen wollte, Das mir wichtig war und dessen Antwort nur vom Grund her kommen
konnte, Ja, ich sah am Boden in das Fenster eines
Irrenhauses. |
Um mich her begann man einen Steinturm aufzurichten, der war ohne Türen, ohne Fenster, Und man zog von außen seine Mauern hoch, Ich durfte nicht hinaus, ich durfte
aber mit den Mauern in die Höhe wachsen, Und zum Schluss, als die Gerüste fortgezogen
wurden, War ich trotz des offnen Daches eingesperrt und konnte nicht Entkommen. |
Dieser Morgen war allein, er stand dem Fachwerk gegenüber, Das war eingelassen in den neuen Tag, Und Vogelstimmen hattest du gemalt, der Rotstein, der sie sang, lag noch in dumpfem Tau, und junge Frauen legten sich die Kettchen um die Fesseln, Einige von ihnen sehnten sich nach
Knechtschaft, Pünktlich schlug die Turmuhr nach den
Tauben, Die erschraken kaum und stiegen etwas auf Und fielen wieder ein, vom Flugplatz kamen überlagerte Geräusche der Motoren, Lange würd es bis zum Abend dauern, Und die Regenflecken auf dem Straßenpflaster trockneten. |
Eine Wiese war noch voller Nachtstaub, Wellen gingen flach auf ihr Und kühl war hier der Grund, Ich stieg hinein und schwamm ein kurzes Stückchen meines Weges durch das Grün, Und über mir begann auf schmalen Pfaden die Geschäftigkeit, Und ich ließ alles liegen Und versäumte viel und nichts Und dachte nicht darüber nach. |
Rundherum bedeuteten die Bäume Wildwuchs, Der entstand am Stamm, Und schwer war es für mich An meinen eignen Füßen Ordnung einzuhalten, die Verholzung schritt so schnell voran, Man würde an mir schnitzen Und in meine Rinde schreiben wollen. |
Ob es dir so geht wie mir, Denn Lärm hat sich vor meinen Mund
gestellt, Er endet nicht, Und fremd ist mir dein Kopf und ohne
Tür, Und niemals dürfte ich den Blick in deinen Fremdleib werfen
müssen, Du bewegst dich, ohne dass ich dich
erkenne, andersartig Und mit fremden Gesten, deine Lippen formulieren tonlos die Vergebungssprüche, die kein Richter
sprechen darf, Und ich verfolge einen Wahnsinn, der
wird immer klarer, Und er zeichnet sich vor einem Dunkel ab, das soll mich locken. |
Nach dem Regen blickte ich ins Zwielicht, Und es zeigte mir die Gegenstände, ausgewaschen, klarer, Und im Flugzeug über mir, sah ich die Köpfe in den Fenstern, das war neu, Du flogst so hoch mit den Gedanken, Und ich flog an deiner Seite, Und ich konnte erstmals sehen wie du
dachtest, Und die Flüge wurden kontrolliert, Wir waren viel zu nah und hätten
kollidieren können, Und dein Überfliegen dauerte doch nur
Sekunden. |
Um Licht anzumachen, hatte ich den Schalter zu bedienen, Und ich tat es nicht, Dort draußen war es hell, ich wagte
nicht die Mauern einzureißen, weil ich doch
das Herz der eignen Wohnung war, die Folge wäre fürchterlich, Ich dachte an die Nachbarwohnung, an die Wohnung über
mir, Man würde kein Verständnis für mich
haben, Und ich stand im Freien und ich konnte mich hier
niemandem Erklären. |
Ob du davon weißt, dass unter dir im Erdreich Drähte laufen, dass dort Hunderttausend Leitungen gezogen
sind, Es hat die ganze Stadt sich so
vergraben, Um zu leben, Und ich sehe vor mir nur die Haare eines Mädchens über seine
Schultern wehen, Davon weiß ich viel, Den Wind entsende ich aus meiner
Hand, Bedenke unter dir und mir die vielen
Drähte, das Getümmel schneller
Reaktionen, Und vor mir sein ganzes Leben, das
vom Kopf fällt, Die Besitzerin ahnt gar nichts. |
Im Rahmen meines Reisefensters steht
der Hahnenschrei, Und wir hier dachten lange schon,
dass Bäume auch im Wald die kleinen Schmucklaternen treiben, wie sie
nachts in unsren Städten brennen, Ich vergaß dabei die große Glocke, die sich über alles stülpt
und nichts verdeckt, Durch die hindurch zu sehen möglich
ist, Durch die hindurch nichts mehr zu
sehen ist, Ich selbst las damals noch ein Buch, dass eine alte Welt beschrieb, Die schuf sich grad das erste Grün. |
Unsre Frauen schnitten sich die Worte mit der Schere aus der Luft, Sie kleideten sich damit ein und
nähten, flickten lange, Und es war ein schwerer Anfang, Ich bemühte mich umsonst um ein
Gespräch, Das wollte ich mit mir im Beisein aller halten |
Du hattest mit der letzten Nacht gespielt, die hing noch fest
an dir, Sie war aus einer Kritzelei mit einem Schreiber auf
Papier entstanden, Andre kämpften lange um ein Bild in dieser Art, Ja, früher war mein Haus gefüllt mit durchgeschnittnen
Büchern, Und das Fehlteil hielt ich gut
versteckt, Das Telefon ging dauernd, Und ich nahm den Apparat nicht ab, Die Spannung sollte bleiben; Nachmittags besorgte ich den Kiesweg links und rechts vom Pfad, der führte hin zum Haus, Und nirgends fand ich eine Fußspur, In der Mitte lagen weiße Platten, darauf
ging kein Mensch mehr, Und man wollte absolut nichts
hinterlassen. |
Als ich einmal von der Tugend sprach, war dieses Wort ganz unbekannt, Ich stand dabei an einem Baum, der hoch gewachsen war, Und eingeschnittne Worte waren so weit oben, Dass man nichts mehr lesen konnte, Sicher würden sie uns lange
überdauern, Und hier unten schrieb man die Verewigungen neuerdings auf winzige Plaketten, die man an sich selber
trug, Und die man brauchte, um sich Auszuweisen. |
Drüben stand ein junger Mensch im Park, Ich ging hinüber, um ihn
anzusprechen, Und er löste sich vor meinen Augen auf, Das Wort auf meinen Lippen war
umsonst, Und ich verstand nichts mehr von
dieser Welt, Und gestern, als ich trank, da konnt
ich meinen Durst noch löschen. |
Später kam ich an dein Haus, Du ziertest es mit kleinen Türmchen, die man nicht begehen,
nicht besteigen konnte, Deine Eingangstür war schwarz, es stand
darin die wahre Nacht mit allen hellen
Himmelssteinen, Die bewegten sich hier nicht, ich
ging hindurch, Und nur im Schlüsselloch, das ich noch sah,
stand grell der Tag, verschnürt und eingeengt, Und zeigte kein Ereignis, Sonst und außerhalb und auch, woher
ich kam, War ebenfalls der weiße Tag. |
Man sprach nicht über dich Und sprach mit dir, Du blättertest verlegen in der
Tageszeitung, Dann nahmst du sie hoch und vors
Gesicht, In Augenhöhe risst du kleine
Schlitze ein, mit dieser Maske konntest du viel mehr und
etwas über dich erfahren; Wir von draußen sahen wie gebannt
auf deine Finger, die umklammerten die
ungelesne Nachricht. |
An dein Haus schloss sich ein zweites Haus
an, Das war unerträglich, niemand wohnte
dort, Ich ging hinein und sah mich um, Es setzte sich sofort auf meine Schultern, und die Riemen schlossen
sich um meine Brust, Es drückte mich die Last tatsächlich in die Knie, ich
hatte Mühe, mich zu retten, Das gelang mir nur, weil ich die Augen schloss und mich zum Ausgang tastete, Der war zugleich der Eingang deines ersten Hauses. |
Einmal dachte ich an die Verbannten, mochte sein, dass unter
uns Von ihnen jemand lebte, Schweigen müsste er um unsretwillen; Neben mir zog eine Frau die Schuhe aus und ließ sie
einfach auf dem Weg zurück, ging barfuß weiter, Königlich und reizend wurden ihre
schreitenden Bewegungen, Und in dem Nassgras blieben feine Sohlen
haften, Über uns entdeckte ich die Schwalbenvögel, Und sie flogen hoch, wie ich es nie
zuvor gesehen hatte, Wovon lebt ein Mensch, der alles von sich
abstreift, Und dem nur die eigne Spur folgt. |
Meinen Himmel hielt ich abgedeckt, Ich hielt ihn gegen mich verborgen, So schuf ich ein Sonnensegel, das mich trieb, ich
dachte auch an den Verzicht, den buk ich heimlich unter
meine Tagesbrote, Andre buken sich das Brot, nur weil sie nicht verzichten
wollten, Manchmal sah ich in die Sonne, und ich dachte, dass es wohl
ein Fehler sei, Mein Augenlicht litt sehr darunter,
doch ich brauchte die Bestätigung sofort. |
An der Küste stiegen Spielzeugdrachen auf, Man sah die Fäden nicht, an denen sie befestigt
waren, Einmal löste ich mich voller Übermut aus meiner Halterung und
trieb nach oben, Immer hätte ich geschworen, Dass ich fallen würde, Und es kam noch schlimmer, Nirgends stieß ich an und stürzte
nicht zu Tode. |
Der Traum in meinem Schlaf nahm keine
Rücksicht, Falsche Worte lagen mir im fremden Mund, der fragte, was wir
miteinander hätten, Ich und du, Und deine Eigenheiten hasste ich, Du spucktest so mit meinem Mund ein paar Mal auf dein
Eigenbild, Ich konnte mich nicht wehren, Und du wolltest mir mit einer Eisenkugel das Gesicht zertrümmern, Und ich war gelähmt und hoffte, dass
du mich Verwechseltest mit jemandem, Den ich noch nicht gesehen hatte, Und ich rührte mich nicht von der
Stelle, Du kamst, ohne dich zu nähern, Auf mich zu. |
Das Mädchen, das mir Speise brachte,
sollte lächeln, Und es sah mich nicht und lächelte
auch nicht, Ich wurde vor dem Essen krank und musste mir den Tisch, den Stuhl zum Krankenlager
umgestalten, Und das Mädchen setzte sich jetzt an mein
Bett Und weinte unter seinem Lächeln, Und die Speisung hatten wir vergessen. |
Dünne, feine Striche zog der Regen auf die Fensterscheibe, Dich sah ich dahinter sitzen, Und ich wünschte mir, dass du mich
hier entdecktest, Nass war meine Jacke, drinnen fehlte Licht, Du strecktest deine Hand durch Mauerstein, nach mir zu
greifen, Und ich wich dir aus, Ich hatte plötzlich Angst, Sah deine Hand noch voller Blut, Und du sahst mich mit deinen milden Augen durch die Scheibe Und durch mich hindurch. |
Verwundert schauten
deine Lippen aus der
Haustür, Drüben, an der
Holzwand, Standen die noch
nicht einmal Verurteilten, Ihr Tod war längst
beschlossen, Qualvoll langsam
wurde eine Luke deines
Ziegeldaches aufgeschoben, Die blieb schräge
stehen, Alles, was ich hier
beschreibe, war auf einem Foto zu erkennen, Heimlich hatte
jemand euch beobachtet Und musste unter
jenen Mördern sein, die
später schossen, Mich, der nur noch
das Papier in Händen hielt, Riss eine Lippe
ein, Sie konnte nicht
mehr heilen, Sprachlos wurde
jedes Wort von mir. |
Auf dem Esstisch lagen die
halbierten Früchte, Jemand hatte mit
dem Rotstift etwas
darauf eingeschrieben, meine Zähne sah ich mir
im Spiegel an, Sie waren blutig, Und ich hatte doch
noch nichts gegessen Und noch gar nichts
abgebissen, Und in meinem Mund war Blutgeschmack,
Der breitete sich
aus auf meinen ganzen Körper. |
Jemand sprach mich
auf die Leere an, die sei
so wunschlos und so freudlos, Und ich schwieg,
weil ich in ihr doch meinen Namen hinterlassen
hatte, Und es war auch
falsch gewesen, meinen wahren Namen einfach
abzulegen, Und mein Wunsch, ja, meine
Freude, lagen dort begraben, Rundherum stand
dieser Lagerzaun, der ließ
nicht einen mehr an uns Und uns an
niemanden heran, Der löschte
wirklich alles aus. |
Im Stadtpark stand ein Friedensfest, Das war nicht für die Menschen, Wir, ich stand auch unter ihnen, Sahen nur hinüber, weil dort nichts
geschah, Es sollte wohl der Treffpunkt der Giganten werden, Und der Parkplatz war für sie zu
klein, Sie würden sich, so sagte man, Darüber, weit, weit über unsren
Köpfen finden, Und der Frieden, den sie feiern würden,
bliebe unsichtbar, Man gab uns Zettel in die Hände, die wir selbst
beschreiben sollten mit dem Frieden, den wir wünschten, Ich riss mir ein Loch in das Papier, damit ich sehen
konnte, Neben mir flocht sich ein Mädchen daraus eine Schleife in sein
Haar, Denn unser Frieden sollte sichtbar bleiben. |
Beim Nachhauseweg stieß ich auf die Visitenkarte, die lag in der Straße, Und ich hob sie auf und hielt sie
für ein Zeichen, dem ich nachging, Und die Anschrift war sehr gut zu lesen, Und ich kam dort an, Man war dabei, das Haus aus einer Reihe andrer Häuser
zu entfernen, Ja, man riss es völlig ab und man
entfernte auch die Nummer dieses Hauses bis zu seiner
völligen Vernichtung. |
Es blieb für uns ein Spiel, Ich klebte dir auf deinen Rücken leichte Flügel, die dir
fehlten, Du verstandst es gleich, Und auch, als dir die Flügel schnell und wirklich an den Körper wuchsen, dass du damit
fliegen konntest, Stiegst du auf und übtest dich in
diesen neuen Dingen ernsthaft. |
Du trugst den Kopf, das sah ich, unter deinem Arm, So schnell wie dir gelang mir nicht
die Flucht, Dort drüben auf der Überbrückung spielte jemand auf dem Instrument, es waren heimatliche
Klänge, Und man sollte dafür etwas geben, Und ich dachte über meine Heimat nach, es war die Wolkendecke unter meinen Füßen, Die verhinderte, dass ich die Erde
sehen konnte, Möglich war auch, dass mich jene Flucht verfolgte, Und ich warf das ganze Kleingeld in die Mütze. |
Jemand rief mich an Und stieß mich an Und nickte auf mich zu, ich hatte
wohl das Stichwort überhört, Es war an mir, ich musste etwas tun, Man drängte mich, Man konnte nicht noch einmal
wiederholen, Und man forderte mich auf, ein
letztes Mal, Ich hob die Hand, mein Zeichen kam zur rechten Zeit, im rechten Augenblick, Der stand sekundenlang, dann griff
ich mir in meine Stirn und zog vier stählerne Propellerblätter aus dem Kopf, Und die verwendeten die anderen
sofort, Ich hatte weiter nichts zu tun. |
Am nächsten Sonntag durfte ich mich frei
bewegen, Ich genoss die Ausfahrt hinter Glas, An Frauen fand ich meine Lieblingsfarbe wieder, die war rot, Auf jedem Bahnsteig fielen mir die schönen Tropfen in die Augen, Niemand ahnte etwas von der Täuschung, die ich mit mir vornahm. |
Ich kam an eine Schranke, Die ließ man vor mir herab, ein Durchzug nahte, und ich spürte Ruhe, Hier war kein Hinüberkommen mehr, ich nahm mir die Gelegenheit, um endlich zu gestehen, Eingestehen wollte ich vor mir, der Durchzug würde jedes Eingeständnis Überfahren und zermalmen, Und ich gab mir zu, dass meine Demut nur das größte Mittel war, der Selbstgefälligkeit zu dienen, Die war größer; Und dass ich mich gegen alles
stemmte, Jetzt auf diese Schranke lehnte, war die aufgezogne
Feder, Die mich gegen alles einnahm, um
dafür zu sein, Der Haken hatte sich an mir verfangen, Und ich liebte diesen Schmerz, Und andre, hörte ich, beneideten die
abgezogne Haut um ihre Leiden. |
Als ich heimkam, war der Türgriff abgebogen und das Haus so nicht mehr zu betreten, Und, obwohl ich wusste, was mein Haus mir bieten würde, mich der Eingang gleich mit Sorgen
überschütten würde, Ging ich doch nicht fort, Ich hatte mich von Anfang an geirrt und suchte eine
Lösung, die den Handgriff lassen würde, wie er war. |
Als ich Dies Jahr wieder auf dich stieß, Sprachst du noch immer von den
gleichen Dingen, die erkannte ich nicht mehr, Du redetest mit einem Lehnstuhl, der war dir vertraut, Er trüge dich, so sagtest du, auf
Händen, In der Stube fand ich nichts, Du musstest dich in deiner Armut auf den Boden setzen. |
Ich wohnte an der schnellen Straße, Fenster meines Hauses wiesen nach
dort draußen, Es verwischte sich in ihnen jede Einzelheit, und nichts blieb haften, Gestern lief der ganze Sommer in nur einer Stunde ab, Ihr dachtet, dass mir meine Brötchenhälfte nichts bedeute, weil
sie auf dem Boden lag, es war die Ungeschicklichkeit von mir; Nach hinten gingen andre Fenster,
davor stand ein Baum, an ihm hing eine letzte
Frucht, ein Mund an einem Zweig, Der hielt sich fest von Tag zu Tag, im Laub darunter lagen täglich neue Worte, die verwelkten bis zum Abend. |
Jeder nutzte seine Wohnung aus, Ich sah an mir herab, Wie konnte ich in mich gelangen, Eure Wohnung lag ja außerhalb, Ich brauchte nichts für mich zu
zahlen Und bezahlte nichts, Und ratlos sah ich oft an mir herab. |
Jemand zählte seine Tage so: Es hing der letzte Apfel an dem Zweig des Baumes, Und er hielt sich, Heute kam ich wieder und sah nach, Es war der letzte Apfel, der dort
hing, Und heute kam ich noch ein
allerletztes Mal, Es wurde Zeit, Er lag nun auf dem Boden, irgendwo Und nicht mehr auszumachen, Tief im Laub. |
Soviel ist gewiss, Und meine Schrift könnt ihr nicht
lesen, Ich schreib jedes meiner Worte in den Wind, Der nimmt sie mit sich fort,
verwirbelt alles, dass der Sinn verloren geht, Und drüben in der Häuserecke finde ich das
Durcheinander, Jemand stöbert mit dem Stock nach dem Verstand, Ich lache über so viel Unsinn,
meinen Finger halte ich trotzdem in
Augenhöhe Und schreib weiter, Jemand schleicht sich hinter mich Und liest halblaut, Ich staune über seine Reden, die gelangen mir ins Ohr. |
Mich plagt eine Müdigkeit, die macht nicht Halt, Und abends, wenn ich schlafen
möchte, Lässt sie mich allein und zaubert
aus der Schrankwand dieses lange Spruchband, Das nicht endet, Es ist transparent und fängt den Rückblick trotzdem ein, Der bleibt in seinen Sätzen hängen, Und sie geben keinen Sinn, Ich lese sie und lese sie und lese
sie, Halblaut sind meine Reden. |
Deine Zähne stehen aufeinander, Und du sprichst mit mir, Ich frage mich, warum du deinem Mund Gewalt antust, Es ist sehr schwer für mich, dich zu
verstehen Und Verständnis aufzubringen, Abends zündest du die Nachtlaternen in den Winkeln deines Mundes an, die haben dir die Straße zu bewachen, Niemand schleicht sich so an dir
vorbei. |
Unseligkeit trieb auf mich zu, Und unter runden Segeln schiffte sie mit dem Gesicht
zur Bühne, Ich verstand von ihrem Kommen nichts, man sprach zu mir vom Schnabelfraß und von dem Schwanenhals der Rede oder
irgendwelcher Worte, Immer wieder stellte man sie vor die
Bühne, dort saß ich ihr gegenüber, Und ich war ein Wartender, das Schauspiel hatte sich
gewandelt, Und man brachte kleine Bilder, um sie auszustellen, Die bestanden ganz für sich, Ein jedes aus der eignen Handlung. |
Also war es so, die Bühne war der Spielraum ohne
Handlung, Dort saß ich mit anderen, Wir waren alle still und sahen,
hörten zu, Und alles spielte unter uns in ganz
verschiednen Nischen, ein Theater, das wir
kennenlernen sollten, Das war wirklicher als wir. |
In den Meeren trieben abgerissne Netze, Und die Fischer gaben sie gleich
auf; In deinen und in meinen Käfig streute man ein wenig Futter, Ich nahm nichts davon, Man schloss die Käfigtür nicht ab,
die Gitterstäbe waren ausgebrochen, Und die Fütterung war ganz umsonst, In unsrer Luft stand schwebend Blattgold, dass sich leicht auf Mund und Nase legen konnte, Man vergaß dabei sehr leicht zu atmen. |
Heute waren wir auf Schnabelfang, Ich trennte mich von euch und stahl
den Friedenskuss von jemandem, der gab
ihn gerne, Und er fragte noch, was ich mit
seinem Frieden machen wollte, Und er dachte nicht an mich dabei, Der Tänzerin zog ich das Seidentuch von hinten über ihre Stirn und vor die Augen und den Mund Und nahm auch hier Gefangene, Sie tanzte unter ihrem Schleier weiter und verlangte
Antwort, Und ich ließ mich, ohne jeden Laut zu geben, von ihr rufen, Folgte ihr mit aufgesperrtem Mund und Händen, die als Trichter
wirkten, Dabei wurde jemand satt in mir Und steckte seinen Schnabel in die Federn. |
Ihr hocktet auf dem Koffer, eure Augen waren leer Und hingen an den Schildern eines Bahnhofs, Ich hingegen stürzte mich mit dem Besteck auf euch und schnitt heraus,
was mir bekam, Ihr merktet nichts, Und neben euch stand eine Reihe leerer Pappkartons, Ich klopfte gleich daran, Das konnte niemanden von euch Erschrecken. |
Dann übtet ihr Geräusche, die noch niemand kannte, Und wir sollten raten, Mir, so sagte ich, stehlt ihr Gedanken, die sonst unerhört
geblieben wären, Zwischen uns saß eine Frau, die sich mit ihren eignen Augen unterhielt, Die waren dunkel Und wir hörten alle zu. |
Ein Bild war im Gespräch der Stadt,
es zeigte einen Dichter, der sein Volk verschlang, Und so entriss man einen Blinden jeder Obhut und geleitete
ihn sicher Über eine vielbefahrne Strecke, Ich lag mit dem einen Ohr auf einer Holzbank, die stand
grün im Park Und hörte in dem Holz das Pochen meines Herzens, Später waren es die Schwellen, die ich überfuhr, Ja, auch die Parkbank steht auf Schienen Und ist stets auf Reisen, ich auf
ihr denk Über neue Worte nach, der Schlaf wird mir mein Leben nicht erreichen. |
Jemand bat um Feuer, Ich war fassungslos und dachte nicht
an diese Kleinigkeit, die Geste, die ein
wenig Wärme über Tische reicht, von Hand zu Hand, Nie würde ich den Brand, der meinen Rücken sengte, Einfach weitergeben wollen, Das Gedicht, an dem ich schrieb, Hätt nicht gereicht, dir eine Zigarette anzuzünden; Meine Hände kannten sich gut aus Und zogen aus der Seitentasche eine Streichholzschachtel. |
Als ich mich dann wusch, entstand im Becken auf dem Boden eine große Zeituhr, Ich hielt ein, das Wasser sollte
sich beruhigen, Es lösten sich trotzdem die Zahlen, Zeiger, das Gehäuse in dem Stillstand auf, Es blieb kein Rest Und nichts zu tun für mich. |
Am Anfang war mein Kopf Ganz aus Papier und unbeschrieben, Es gab also nichts, auf das man
hätte schreiben können, Anderen wuchs ich im Weg, Man ging um mich herum Und störte sich an mir, Und mein Geschick war deutlich, Lebend war mein Beispiel: Pflegte man die Gärten nebenan, Biss ich in meine Kissen und
beneidete die Nebenwege, die man nicht benutzte, Weil man sie ja pflegte, Lange kniete ich vor einem Zettelchen und betete und hoffte auf
ein Wort, das sollte mir erscheinen. |
Gar nichts war am Anfang, auch bei mir sah ich das Ende vor dem ersten Schritt, Und einer Schlange, die durch Gräser huschte, Wünschte ich den Dämon in den Bauch, Erschrak zugleich, als mir ein Mann die Pferdeadern seines Körpers
zeigte, Und die Not ging ungewöhnlich deutlich in
mir ein und aus Und schleppte an Und nahm nichts wieder fort, Von innen, dort wo ich nichts sehen
konnte, Nahm die Schreiberei den Anfang. |
Irgendwann kam ich in eine Drahtfabrik, dort zog man eine Glutschrift durch Maschinen, Und die roten Drähte bogen sich Und bäumten sich Und waren weich und lenkbar, Und im Augenblick, da sie sich als ein Fehler ineinander schoben, schrieben
sie ein Wort, das gleich erstarrte und
verblasste Und war in drei Ebenen verfasst. |
Morgens kam mein Kleiderschrank zu mir und ließ mich
wählen, Kleider gab es nicht, es ging hier
um das Tageskleid, um mein Gesicht, die Türen fielen auf und gähnten auf
mich zu Und hielten sich ganz schräge in den
Angeln, Und ich wurde überschüttet mit dem Angebot, das passte sich gleich an, Und eine Auswahl fand ich nicht, der Tag stand ja schon fest, Ich sah auch neben mir die Frau Und hob das Nachtkleid über ihren Kopf, Sie schlief dabei und nahm es hin, Dann ging ich doch und wählte neu, Der Schrank blieb nun vor mir Verschlossen. |
Ich erzählte dir von meinen Worten, Und ich hatte sie gemalt und zeigte
eines meiner Bilder, das war aus der Anfangszeit,
die Texte waren noch in roter Schrift und trotzdem schon
unleserlich gehalten, Und ich las dir alles vor, weil du
mein Gast warst, Bei den anderen verlangte ich mir
vorzulesen, Weil sich so der Sinn der Bilder erst ergab. |
Du gingst auf dem Bahnsteig, ich saß in dem Zug, der
ohne jeden Halt vorbei fuhr, Und du gingst in meine Richtung, Und ich wollte winken, wollte rufen, Und es kam ein Gegenzug, der blieb zu lange
zwischen uns, In meinem Abteil hörte ich metallisch hell die
Glieder eines Goldarmbandes
aneinander stoßen, Leises Klingeln, leises Läuten; So bewegten sich die Bilder, die ich malte, ungewollt und
ohne Absicht zwischen mir und dem Betrachter. |
An dir willst du nicht finden, Was ich an dir fand, der Wind steht auf dem kleinen, runden Fenster, das ist jenes Möwenauge
über mir, das ist an Sturm gewöhnt und abgerissne
Wassersträhnen, Das ist auch gewöhnt, aus großer Höhe jeden Brocken zu entdecken, Sich darauf zu stürzen und ihn vor
den anderen An sich zu reißen und ihn
festzuhalten Und ihn schließlich zu verlieren Und ihm nachzujagen, nachzuschreien Und ihn zu verschreien, Und es bleibt ihm nichts, Und das, was eben greifbar war, Ist auch vorbei und fällt vielleicht
aus einem Schnabel in das Meer, Das schlägt noch nicht einmal die Augen auf. |
Die Flut kam schnell und lief in unsre
Stadt, In unsrem Zimmer stand das Wasser, Niemand öffnete die Türen in der
Angst, Und später einmal war es umgekehrt: Ich baute mir ein Haus auf einen Strand, das Wasser war weit fort, der Strand lag vor der Küste auf der
Lauer, meine Türen waren immer offen, Nichts geschah, Ich wartete auf einen Sandsturm, der sollt mich nicht Überraschen. |
Plötzlich hielten wir auf freier Strecke, unser Fahrer hatte seinen Dienst beendet, abgebrochen und
verließ den Reisezug, es folgten viele, Und ich blieb und sah, wie um uns
her in größter Eile Gräser, Büsche, Bäume wuchsen, Und der Reisezug wuchs zu und wurde
eingeschlossen Und war nicht mehr zu bewegen. |
Drüben lag die Insel, weit dahinter stieg im Festland das Gebirge auf, die Insel war bewohnt von einer Frau und einem Kind, Und beide hielten sich an ihren
Händen, Neben einem roten Kirchturm lag ein Backsteinhaus, Das konnte ich von hier erkennen, Frau und Kind und Turm und Haus, in Eintracht still und eins und Ausschau haltend nach den Bergen, Ich sah nach der Insel, dünne Fäden spannen sich aus
meinen Augen, dort hinüber, Neben mir saß dieser Mann, der nach Gefühlen fragte und nach meiner
Meinung, Und er wollte wissen, wie ich Dinge sehe, die man sonst nicht
sieht. |
Die Farben liefen ineinander, meine Ungeduld lag neben mir und nagte an
dem Knochen, der war voller Mark, Und alles war gut vorbereitet, Und ich war noch jung genug, Und drüben in der Eiche saßen erste, gelbe Blätter, Jemand sagte auch, dass sich das Abendrot heut über alles fallen
ließe, Und ich selbst sah mich im Spiegel hell in Flammen stehen. |
Über meine linke Schulter hing die Jacke, rechts aus
meinem Hals wuchs mir ein zweiter Kopf, Und der erklärte mir, er sei der
neue Herr Und dachte völlig anders, Und er fragte nicht nach mir Und tat, als wäre er allein, die Hände, Füße und der Mund, der nach
dem Essen schrie, verspürten schnell den Umschwung. |
Ihr begleitetet die Bilder mit der Mandoline, Und ein Hochgefühl entstand, Mir war in diesem Augenblick die Lichtgeschwindigkeit So immergleich wie eine Lebenszeit, der hatte man den Anfang und das Ende fortgelassen, Einfach nur vergessen, Vieles war noch nicht vollendet, Und der Musiker verwischte seine Töne, Irgendwann erklang die Lieblingsmelodie, Die weckte die Erinnerung an jene Zeit, als Bilder sich noch frei Und ungemalt bewegten. |
Damals stand ich am Geländer, das war hoch im Treppenhaus, Ich sah hinab und starrte reglos in den Freiraum, unter mir entstand ein Klopfen, es war sicherlich mein Herz, das klammerte sich fest an mich, der Rauch von einer fremden Zigarette schwebte
über diesem Abgrund, Niemand rauchte neben mir, Ich war alleine, Und es war ein Nebel, der sich selbst entzündete. |
Aus einem Oberlicht fiel Sonne ein, die war an einer Stelle ohne jede Streuung, Und der Strahl ließ Schwebeteilchen
leuchten, Ich belauschte sie und hörte Raumgespräche, die bezogen mich mit ein Und ließen mich doch nichts verstehen, Und mein Finger, den ich in den Lichtstrahl hielt, Entzündete sich rot. |
Draußen hing ein warmer Sommerregen seine nassen Bilder auf, Ich sah mich durch die Straßen gehen, Selbst ein Teilstück dieser Galerie Wies mein Gesicht nach oben, offen
war mein Mund, Und ich versagte mir den Biss, Es rollten weiche Tropfen über meine Haut, als Rinnsal in den Kragen, meine Farben flossen aus und ineinander, Drinnen schnitt ich meinen Anblick ab und schirmte mich Und ging hinaus und fort Und überließ mich ganz dem Wetter, Das hielt an. |
Sollte ich mich mir entgegensetzen, Oder überlassen, Oder von mir gehen, Oder zu mir halten; Und du sagtest: „Dieses ist ein frohes Leben!“ Das erschreckte mich so sehr, dass
ich nach einem Halt griff, Deine Türen standen immer offen, Und das Rätselspiel nach den Geräuschen, die
man Kennen und benennen musste, Konnte ich nicht hören, Meinen eignen Herzschlag kannte ich nicht wieder. |
Jemand hatte Angst vor einer Brücke, Und ich ging mit ihm, Wir kamen an das Schild, das nur verlangte: Jedermann, der diene, habe auch zu
lächeln, Und ich ging vorbei, Der andere blieb stehen, Und ich hatte nicht gelächelt Und mich ganz umsonst Bemüht. |
Von den „Gemalten Fensterscheiben“ sah ich
nichts, Heut sprach man anders, die Gedichte waren teils gefroren, Teils grad in der Schmelze, Unvollendet waren sie in der
Vollendung, Niemand hatte Zeit, um sie sich anzuhören, Und man musste sie mit Haken werfen, Daran hingen sie in Fetzen, die man aufgab, selbst die Kinder wussten nicht genau, ob sie
das Schulbrot essen würden, dass man
ihnen mitgab, Oder ob die weißen Vögel, die vom Müllplatz kamen,
damit ihre Fressgier stillten, Ich dort drüben auf dem Müllplatz stand und hoffte, Und ich jagte diesen Tieren alles wieder ab. |
Dort, wo ich lebte, goss ich mich
auch aus, Das heißt, dass ich mich in die Form zerfließen ließ, Die war jahrein, jahraus die
gleiche, Aber, wo ich lebte, lebte ich im Dialog mit einem schweren Hammer, Der war unversöhnlich, Und die Dialoge, die wir führten, hatten
immer einen gleichen Ausgang. |
Ganz erstaunlich war die Fähigkeit schnell zu vergessen, Und ich litt darunter, weil sie mir
abhandenkam, Und mein Gedächtnis nahm sich plötzlich jede Freiheit, die mich täglich überführte, Und mein Schweigen half mir wenig, Und ich dachte auch daran, dass
dieses Schweigen einst das Zeichen meiner Teilnahmslosigkeit
gewesen war, Ich kehrte also heim. |
Gestern Abend lief ein Vollmond gegen einen Berg, ertrank und sank, mein Forschen heute Morgen brachte
nichts, Es quälte mich nur meine Sehnsucht nach der Weiblichkeit, In meinen Augen war die etwas angelehnte Tür, Du hattest deine Bluse wohl mit Absicht nicht ganz
zugeknöpft, Ich ging hinein, mein Quälen wurde nun persönlich, Und ich küsste dich und ging, In Fensterhöhe sah ich, dass man
große Knöpfe auf das Hausdach nähte, Und es hatte nichts mit mir zu tun. |
Dann kam ich in den Raum, wo Menschen warteten, Ich war noch ahnungslos, mein Name stand als einziger in Kreide an der Tafel, Und ich stimmte schließlich zu, Es sei nicht schlimm und dieser Vorfall sei belanglos, Dann verließ man mich Und ließ mich sitzen, Und ich wusste nicht warum, Man drückte mich noch einmal auf den Stuhl, bedankte sich bei mir, Und nie erfuhr ich, was man von mir
wollte, Und ich dachte immer wieder nach Und grübelte. |
Andre standen nie im Mittelpunkt, man sah die Fühler ihrer Sehnsucht selten, Jemand saß mir plötzlich an der
Gurgel, Und er ließ nicht locker Und war doch zu schwach, Mich gleich zu töten, Und ich griff nach ihm Und konnte mich befrein, Es blieb nur dieser Druck auf meiner Kehle sitzen. |
In der Regenpfütze neben mir Sah ich den Schirm in meinem Arm: Schirm im Wasser, Und wir sprachen gestern noch von
den Vergeblichkeiten; In der Wasserlache ging der Schutzschirm gegen mich spazieren, Du dort drüben last in einer nassen Zeitung, die war nicht mehr
umzublättern, Und die falschen Texte schlugen
durch Und schrieben sich verkehrt herum, Mit meinen Füßen schob ich eine leere Dose über
einen Straßenrand aufs Pflaster, Die darunter wohnten, achteten auf
jedes rollende Geräusch. |
Nur um eines Abenteuer willen gab ich die Gewissheit auf, Mir reichte eine junge Frau die
Hand, danach den Arm und dann sich selbst, Und ich entdeckte einen Ring an ihrem Finger, Und ich ließ sie wieder fahren, Doch sie weinte, weil man einer Frau, die sich, wie sie, ganz fest
entschlossen hatte, Nicht die Türe weisen soll, Es blieb ihr Ring auf meinem
Stubentisch zurück Und als Beweis für mich gedacht, Zugleich griff sie mich zweifach an, Von innen und von außen, Und ich hätte sie geliebt Und liebte sie Und gab nichts auf. |
Immer hatte ich daran gedacht Und mich gehütet, Meine Angst bewohnte jeden
Blumenstrauß, Ich liebte sie und neigte mich, die Düfte zu genießen, tief hinab; Der Mensch, das fiel mir ein, Ja, nichtig ist der Mensch, Und dort, wo ich jetzt stehe und
mich beuge, Ist der Raum nach mir gleich wieder leer. |
Auf dem Heimweg sah ich eine Schnecke, die ertrank im Sand, Daneben hielt ein Kirchturm seine Hände in der
betenden Gebärde in die Höhe, Roter Staub lag angespült am Fuß der
Mauer, Eine aufgeschriebene Parole galt hier nichts, im Vorhof ragte die herabgestürzte Glocke aus der Erde, Und man sagte, dass der letzter Ton noch nicht verklungen sei, Nun lag sie fest im Riss, der ging durch sie, Und mein Geburtstag und mein Sterbedatum Standen eingeschlagen in den Stein, Der stand vor mir auf einem kleinen
Friedhof, Und der Aufschub war sehr ungewiss, ich
sollte noch die Schmerzen der Gebärenden erfahren. |
Jemand lebte von den Kräutern, die er sammelte, Er zog auch von den Bäumen Rinde ab, die war zu trocknen Und dann zu zerreiben, In dem andren Land zerstörten Beben eine Stadt, Das Schütteln und das Sterben wurden
hier Nicht registriert , die Hängebrücke war nur bis zur Hälfte
fertig, Auf die andre Seite spannten sich allein die Seile, die man nicht begehen konnte. |
Jemand hatte auch die Heizung
abgestellt, Man konnte nie erfahren, Wer warum was machte, Als ich dir Gewalt antat, lagst du in meinen
Armen, Und du warst zufrieden, Und ich tat dir nichts und tat dir
alles, Und du schwitztest schnell und
schriest dabei, Und hastig sprachst du über eine
neue Zukunft, die war absehbar und im Entstehen. |
In dem Garten hatte sich das blaue Licht der Herbstzeitlosen
angezündet, In den Händen hielt ich eine Kugel, ganz
aus Glas, Die rollte zwischen meinen Fingern hin und her, Ihr kamt aus einem Bahnhof und erkanntet mich und grüßtet
nicht, Auf der bewegten Treppe fuhrt ihr hoch, an mir
vorbei, Saht durch mich durch, Und das Erkennen war nur schwaches
Augenzucken, Andrerseits hielt ich euch später Die zwei schweren Gläser hin, ihr wolltet trinken, Und sie waren nicht gefüllt, Ihr ließt sie trotzdem aneinander
stoßen, Und der Klang war grässlich hohl, die Kugel lag auf einem ihrer Böden. |
Aus dem Fenster lehnte sich die Frau, Und unter sich erkannte sie ein Mädchen, das stand neben einem
jungen Mann, Und es war alt genug für ihn, Und von hier oben war nichts zu
verhindern Oder anzuzünden, Und auf einem Schaukelende standen die zwei jungen
Leute voreinander, Und sie taten es im Stehen, Und die alte Frau tat es, wie sie es immer tat
auf ihre Weise, Und sie rührte sich nicht von der Stelle. |
Einmal musste ich den Helm aufsetzen, der war noch zu
groß, Ich konnte ihn verstellen, dass er
passte, Und er reflektierte alle Strahlen, die sonst ohne weiteres
durch jeden Kopf gegangen wären, Strahlendurchgang hieß das Zählwerk, das ich trug. |
Mit einem Schwung zogst du dir die Gardinen
vor, Ich konnte noch entscheiden, ob ich
drinnen Stehen bleiben wolle oder draußen,
kein Befehlsnotstand trat ein, Hier drehte sich die Bühne wie ich wollte, Ich blieb draußen und empfand es so: Ich hatte abgesagt Und war doch noch dabei, Ich wusste, wie es drinnen aussah Und sah nicht hinein, ein Selbstbedienungsladen für Gefühl
hielt die Drehtür unverschlossen, Schwalbenvögel flogen nicht heraus,
ein Fensterchen stand offen. |
Solange man mir meinen Frieden ließ, empfand ich
Dankbarkeit, In meinem Innern lief die Friedensuhr, Die durfte niemand stellen, Und ihr kamt zu mir und hattet
einfach eine neue Uhrzeit ausgerufen, Die galt nun für alle. |
Damals fiel mir ein, dass auch der Himmel leben könnte, der Gedanke hatte mich berauscht, Nur nachts, so glaubte ich, Könnt er sich offenbaren, meine Augen lagen deshalb auf dem Dach, Und meine Ohren standen vor der Tür, Mein Herz hielt Ausschau nach dem
ganz besondren Zeichen, Neben meinem Bett stand eine weise Frau, die las mir eine Zukunft aus der Hand. |
Der Raum an sich ist ohne Fallen, Und man kann im Kopfstand schlafen, kann den
zugeknöpften Mund entriegeln und ein wenig reden
über sich, Im fest verschlossnen Mantel schweigt man allerdings viel
besser, Selbstmord ist kein Grund mehr, um
zu überzeugen, Und die Schlafgemächer werden öffentlich, Man schlägt sie aus mit Schreibpapier und kann so eine Nachricht hinterlassen. |
Ganz spontan entschließ ich mich für
eine Reise, die ist angesagt und eine Freude überkommt mich, Und man sagt mir, dass die Reise längst vorbei sei, Dass die Reisenden schon fast
vergessen hätten, Und ich selbst sei Reisegast
gewesen, Und die Reise, die ich meinte, Fände nicht mehr statt. |
Man gab mir auch ein Beispiel, das verstand ich nicht, Und ich vergaß es wieder, Und das war das Beispiel, welches ich mir merkte, So nahm man mir jeden Vorwand, Und ich saß im Kreise meiner Lieben, die mich Richteten. |
Man sprach von uns, Wir sprachen über uns, Es ging um die Berufung und um Widerruf, ein Kran hob eine Schweißmaschine an Und stürzte um, Vernunft im Zufall, Zufall, einzige Vernunft, Und wir, von denen ich hier rede,
leben in entfernten Welten, weit von uns Und sehen zu und haben kein Vertrauen. |
In den Kreisen orientierte man sich nicht
mehr nach dem Mittelpunkt, sie waren selbst der Punkt, der übrig war, das Äußere war längst zersprungen, Und wir scharten uns um uns, Es war ein Kommen und Verlassen unsrer selbst,
im Rathaus sah ich mich tagaus, tagein
auf einer langen Holzbank sitzen, Und ich saß am Anfang und am Ende, Und ich musste mich dazwischen
drängen. |
Gegenüber saß die neue Frau, die las in einer Zeitung, Und die hielt sie hoch, vor das Gesicht, die Hände, die ihr dienten, Mussten übergreifen, sonst bedachte
sie die Unterseite keinen Augenblick, ihr Gegenüber, das war ich, saß wirklich
auf der andren Seite. |
Immer war der letzte Raum gleich neben mir, Und grenzte an an mich Und war von mir nicht einzunehmen, Und der letzte dieser Räume würde
nie versagen, Abends ging ich auf die Straße, Menschen kamen kaum vorbei, Jetzt würde mich kein Fahrzeug überraschen, Und ich malte eine Kreidebühne an die Schallschluckmauer, Niemand trat hier auf und niemand
sah hier zu, Und ich allein war alles, Bühne, Spieler und das Publikum. |
Dieses war der Augenblick der Wachheit, Alle Schuld in meinem Leben stürzte
auf mich ein, Zuvor war ich zerstreut Und hielt die Hände über meine Augen, Blendung, Halbschlaf, Unbekümmertheit und Einfachglück
bedeckten mich, Doch nun riss eine Wolkendecke auf, es lachte um mich
her, die Kleider fielen mir vom Leib, Und auf dem Brot, von dem ich essen
wollte, Wuchs ein Schimmel, Und der Esstisch, den ich sauber und
gepflegt verlassen hatte, War verwittert, ausgelassen,
aufgequollen Und stand auf der Straße, meine Zimmer waren völlig leergeräumt Und standen zur Vermietung. |
Ich war außer mir und voller Widerspruch, dass ich mich schwer
beklagte, Und, der in mir lebte, lag als
flaches Kreuz und bäuchlings auf der Erde
und bedankte sich Und sah nicht auf und litt den Fuß, den ich in seinen Nacken
stellte, Und ich trat so fest ich konnte zu,
trat sein Gesicht fast in den Boden, Jemand reichte mir ein Festtagskleid, das sollte ich
probieren. |
Ich kämpfte gegen jede Müdigkeit und riss mich von der Hand des Halbschlafs, Stand dann schwankend, öffnete die Augen immer wieder weit, Man sagte mir: Lebendig ist, wer wach bleibt, Und die Stunde kam, ein Anstieg im Geröll, Dort oben wäre Platz genug, um
auszuruhn, Und meine Arme lagen auf dem Abhang, Hinter mir entstand ein kleiner
Steinschlag, Dann entschied ich mich, blieb
liegen Und versandete. |
Man sagte mir, wer wach bleibt,
liebt auch die Begräbnisse und findet Freunde auf den öden Kuppeln kahler Berge und lebt unter Märchen und hat unerreichte Reiche nur für sich, Ich fiel in tiefen Schlaf und spürte mit der Wachsamkeit des Hofhunds alles, was Lebendig machte. |
Meine Hand lag fest auf einem Schalter, Das ist, hörte ich, der Schlüssel
für das Licht; Ich hatte es ja selbst gewusst und blieb
ein Wachmann all die Tage, Niemand durfte mich bedienen, Und den Schalter nahm ich mit Und achtete nicht mehr auf meinen Weg. |
Von einem Tag zum anderen springt das Ersatzherz ein, Springt aus dem Leib und in den
Leib, Kehrt aus, kehrt ein, die Heimat ging verloren, Und mich sieht der Trockenzweig so seltsam an, Hängt unter meiner Zimmerdecke, Ist der letzte Baum des Hauses, Und ich kaufe auf dem Trödelmarkt zwei ausgestopfte,
fingergroße Vögel, Die ich mit dem Dünndraht an ihn binde. |
Ich erfahre von den Leuten neben mir, dass sie in
falscher Richtung sitzen, Und der Reisezug ist an der Endstation und
endet hier, Es war die letzte Fahrt des Zuges überhaupt, Ich wollte ganz alleine übrig
bleiben Und erlebe nun den Streit, Der kann kein Ende finden. |
Nachts, als ich mit meinem Schlaf hoch in die Berge zog,
erlebte ich die Sternenklarheit, Zweimal seltsam war, dass hier, in
dieser Höhe auch das Meer begann und
endete, Man konnte mit dem Licht der Sterne
durch die schwachen Wellen alles auf dem Grund erkennen, Und die blanken Fische standen, kaum bewegt, in der Bewegung. |
Nun ist es zu spät, Und ich kann nicht mehr fragen, ob
die Glocken meines Turmes klingen, In dem Zimmer zu dem Aufgang liegt ein Splittersee aus Glas, Und niemand weiß, was hier zerbrach, Und keiner kann die tausendfachen
Scherben klären, Eine ist genau so groß wie jede
andere, Und alle brachen gleich, Ja, könnte ich sie stapeln, gäbe es
den Schleifdorn, der wär nadeldünn Und stiege endlos hoch. |
Der Feldstein, der nicht redet,
schmiedet dunkle Pläne voller Neid und gegen jede
Sprachkassette, Einmal stütze ich den Fuß des tief gestimmten Saiteninstrumentes auf ihm ab und
spiele, Und er bricht gleich mittendurch,
das Tonband hatte ich mir niemals
angehört, Und ich bedenke nun den Stein und seine beiden Hälften. |
Drüben erntet man Kartoffeln aus der Erde, meine Beete zeige ich den Menschen, Und ich lege meine Kleider ab, sie
sehen nichts, Ich muss mich auch noch häuten, Dass sie endlich glauben, Später muss ich mich mit meinem Hunger wieder an sie wenden. |
Mit einem Handnetz, das wuchs zwischen meinen Fingern, fing ich mir den Herzschlag
ein, Von irgendetwas musste ich doch
leben, Hielt ihn an das Ohr und war verzückt von seinem
Pochen, Mir, so dachte ich, bringt jeder
Alltag Glück, Den letzten Tag in diesem Monat hatte ich mich
noch Lebendig machen können, froh war ich
darüber, die Gedankenlosigkeit sprang frech von
meinen Lippen, Eine Frau, die ich für mich gewinnen
wollte, Die ich liebte, die ich aber niemals
hatte lieben dürfen, Ließ sich fremdbesamen. |
Die Verspätung war nicht mehr zu
widerrufen, Und sie trat erst ein; Ein sonderbares Einvernehmen mit dem Unvermeidlichen
beschlich mich, Noch am Morgen sammelte ich die
Getreidesorten ein, es wuchsen Hirse, Weizen, Mais und Reis, Und meine Welt war klein, sie kam verspätet
vor dem Anfang an. |
Ich war höflich, als ich schwieg Und schwieg auf jede Frage, Neben mir verirrte sich ein Stirnhaar, das war leicht gewellt,
und wuchs aus vollem Schopfhaar eines Frauenkopfes,
dessen Augen sahen eng an mir vorbei und irrten
sich in einer Ferne, dorthin konnte keine Hilfe
eilen, Und ich wurde so von dieser Frau verraten, hintergangen, Fühlte mich sofort ins Glasgewölbe einer Zuckerdose
eingesperrt. |
Wie ich früher einmal sagte,
zeigtest du dem Wind nichts weiter als die Asche deiner Feuerlaube, Ihm war nichts mehr neu, Du sagtest auch, ich käme dir zu
oft, Und andrerseits verrietst du einer Drittperson mein Ungenügen, Das war nicht gerecht, Wir standen vor der Reise, die begann an meiner Haustür, Täglich fuhr ich fort und kam nicht wieder, Du warst stets an meiner Seite, oft bemerkte ich dich nicht,
nur mein Geschlecht fand heim, Mit meinen Händen hielt ich mich an einer
fremden Haustür angeklammert, Rutschte ab und fasste nach dem Haustürbalken. |
Alles tatst du ab, Und die Verwirrung der Gefühle könnte jeden
treffen, Du saßt in dem Neubau, dort war alles neu, selbst
die Tapeten konntest du bestimmen, Ich lag in der Eingangstür, hielt das Gesicht
gedrückt aufs Holz des Zimmerbodens, Und ich roch die Neuheit aus den Dielenritzen, Und ich wollte alles in mein Leben
übernehmen, Und ich tat mich schwer damit. |
Die Schnalle meines Gürtels ging
entzwei, Ich zog mich um, und es begann ein
neuer Abschnitt meines Lebens, Anderen, die schwerer litten, war
der neue Abschnitt älter als der alte, Ich besiegelte mich selbst sofort
und unumstößlich Und vermied den Selbstverrat, der käme nur von
außen. |
Vor mir in dem Sand die Kriechspur einer Schnecke, Ebenso verzweifelt sehe ich ins
blanke Braunrund der Kastanienfrucht, Herbst fällt mir aus dem Baum vor
meine Füße, Eine Fallfrucht, die mich
widerspiegeln soll, versagt, Und morgen ist sie stumpf und nur
noch gut genug für eine Schnitzerei; Man ruft mich auf zu einer Feier, die geht durch die ganze
Nacht, der Vorhang wurde grade abgerissen, Dass ich zögere hat gar nichts zu
bedeuten, Und es kehrt die Stille der erstarrten Nacht noch
einmal ein, Dann folge ich dem Weg und setz ihn
fort. |
Einmal hebe ich noch meine Hand, weil sich ihr eine andere
entgegenstreckt, Es ist ein Gruß; Und dem Verbrecher wurde Unschuld so
erklärt: der Umstand, dass sich Himmel und die
Erde Irgendwo zusammenfinden, trägt die
Schuld, der Mensch ist Opfer der Begegnung, Und ich spüre eine Dankbarkeit, die mich erschauern
lässt. |
Man spricht von einem Aufschub, den man mir gewährt, Ich werde nicht gefragt, Es wird mir nichts begründet, Man ruft keine neue Zeit aus, Und ich lebe in dem Aufschub, Und wie soll ich meine Zukunft
planen, Jeder Morgen ist ein Tag, der
gestern war, Der gestern und vor seinem Anfang stattfand. |
So weit griff dein Auge nicht, was in der Ferne lag,
blieb unaufschiebbar, Hilflos lagst du vor dem Tor, das blieb dir zugesperrt, ein Meteor zog seine Glutbahn über dir Und ließ dir einen Wunsch frei, der würd sich erfüllen, Wenn du schweigen könntest, Und du wünschtest dir, dass dich der Wächter an dem Tor bemerken würde, Doch der stand auf einer andren
Seite, Und es blieb nur dieser Weg, Da legtest du das Feuer, das stand auf und leckte auch
nach dir, Du konntest deine Unschuld nicht beweisen, Und man nahm dich mit. |
Wir litten eigentlich sehr unter
einer Vielzahl dieser Sonderfälle, Es entstand ein Straßenwurm, der wuchs zur vollen Straßenbreite aus, der fraß das
Glas, das Blech, Und Menschen, die ihn füttern
wollten, biss er gleich den Kopf vom Rumpf, sein eigner Kopf wuchs ihm an jeder Stelle
seines Rumpfes, Wir betrachteten das Ungeschehen vom Balkon und beteten,
dass dieses Wurmtier seinen Hals nicht nach uns
recken würde. |
Dann wünschte ich, das Grab auf einem Friedhof zu besuchen, Es war einsam zwischen Gräbern, Und die lagen eng an eng, man sagte
auch, hier ruhe Freund an Freund und dass man Ruhe wahren sollte, jede Störung käme sowieso zu spät, Und ich verstand es nicht, Ich wusste wirklich nicht, wie Tote leben können unter Toten, Und ich schrieb die Frage mit dem Schuh in einen
Sandweg, Den würd sicher jemand harken. |
Das Geräusch des Fingernagels auf dem
Weißblech, Türen schlagen, meine Augen laufen auf den Säulen deiner
Schenkel, Oben liegt die Hand vor einer Leibesöffnung, Es geht nur um das Geräusch, das wiederholt sich jetzt, Ich rühre nicht an deine Haut, die stramm und trocken ist, Und meine Irrung müsste enden, ich stieg sonst
zu sehr in deine Höhe auf, Ich suche nach dem Fingernagel und dem Weißblech,
dieser Zug fährt ungebremst in eine falsche
Richtung. |
Einmal sollte ich das Alter einer Frau bestimmen,
schätzen, Und ich sagte nichts, Das wertete sie gut für sich, sie
öffnete den Mund, es war der Eingang in die
Höhle, Und sie hatte sicherlich gewusst von
meiner langen Suche, Sie war eine brave Frau und hielt den Eingang offen, Drinnen hingen an der Decke scharenweise kleine, rote Vögel, die bewegten sich und flogen
gegen meine Zunge, Ich verfing mich nicht Und durfte gehen, wann ich wollte, Und ich kam noch oft danach. |
Ich fuhr den heimatlichen Weg, der war mir sehr vertraut Und doch von einem Augenblick zum andren völlig
unbekannt, Ich lenkte mich in eine Seitenstraße und wich aus und suchte
eine Ecke, die ich kennen würde, Und ich fuhr, das fühlte ich,
bestimmt in eine falsche Richtung, Und ich kümmerte mich darum wenig, Und der heimatliche Weg war unverändert all die Zeit, Und tausendmal verirrte ich mich, Ohne mich zu irren. |
Es war zum Ende einer Sommerzeit, als ich den Garten umgrub, jemand hatte mir von
einem Doppelmord erzählt, Und ich verstand es so: Es tötete die Frau den Mann, den sie so liebte,
weil er ihrem Wunsch nach einem eignen Kind nicht
nachgegeben hatte, Gegenseitig habe man sich
umgebracht, so sagte sie, Und sie sei vor dem Mann getötet
worden, Und man sah in ihren Schoß, der barg nur Steine, nur
Geröll, Das, sagte sie, sei keine Folge, das sei, weil sie aus der
unwegsamen Gegend stamme, auch das Essen, das
sie zu sich nähme, Sei ganz anders, Und ich grub in meiner Erde weiter, Und vor jedem Spatenstich befiel mich eine laute Angst. |
Andre legten alles, was sie störte,
auf die Seite, auf dem Feld sah ich die Sammlung schwerer
Steine, Würde ich doch ihre Lebensjahre zählen können, Und ich dachte in die Zukunft und an mich, Wenn nichts mehr von mir wäre. |
Dieser Tag wurd länger als die anderen, Und mittags dachte ich schon an die
Nachbarn, Und die mochten sich beklagen, dass
ich ihre Leiden nicht beschrieb und nicht an
die Verzweiflung rührte, die man unter
ihre Speise mischte, falls es welche gab, Mir blieb der Mittag lange stehen und kam nicht
voran, Ich saß inzwischen mit dem Sonnenuntergang an einem Tisch. |
Ich werfe weißen Seesand in die Höhe, Korn für Korn entfallen daraus Möwenvögel auf die Erde, stürzen
sich vor meinen Augen in den Tod; Und würd ich dir gehorchen, wäre es
als glaubte ich dem Blau des Himmels, das bleibt
unverändert, Und ich weiß genau, dass noch am
späten Abend auf der Gegensonnenseite
dieser intensive Regenbogen wachsen kann, Und zeigte ich ihn auch den Kindern, sie verstünden nichts, die Farben könnten ungeheuer kräftig
sein Und stünden fast vor schwarzer Nacht, Und drüben fackelte trotzdem der Horizont das Rotlicht ab. |
So kam es, dass ich mich entschloss, Ich band mir eine Augenbinde um, die saß sehr fest, Und ich erinnerte mich langsam an
die Welt, ganz ungewiss und hilflos
streckte ich die Arme aus, Und meine Füße weigerten sich mir zu
trauen, Später nahm ich eine Kochtopfkelle, die lag vorbereitet, Und ich klopfte damit jeden Zentimeter ab, Und erstmals musste ich mir meine Umwelt glauben, Und die war unendlich atemlos in
ihrer Winzigkeit. |
Über euren Gärten stand der Rauch verbrannten
Laubes, Der stieg senkrecht in die Luft, hielt sich dann unbewegt, die Birkenzweige lenkten diese Säule
etwas ab, Es war das absolute Stillverhalten, das sich zeigte, Unten legte jemand feuchte Blätter
nach, Mit meinen Worten war es schlecht
bestellt, Sie fielen mir vom Baum in meinen Schoß, Ich wagte nicht das Feuer anzuzünden. |
Ich sah euch zu, so nahe kamen sich
die Menschen selten, eure Köpfe steckten ineinander, eure Worte sprangen nicht mehr von der Zunge, von den Lippen, eure Worte blieben nur Gedanken, die sich
tauschten, So entstand die Sprache, die man nicht mehr sprach,
in meinem Tagebuch notierte ich das erste Sprachgedicht, das lebte nur von
Zeichen Und die konnte keiner lesen, Und ich las sie allen vor; An einer folgenschweren Handlung war ich innerlich kaum noch
beteiligt, eine Schranke, die sich automatisch
öffnete, vergaß den Zug, der in dem Nothalt noch auf
ihren Gleisen stand, das Unglück grenzte
schon an Langeweile, Und es näherte sich von der Straße das besetzte Fahrzeug. |
Der Tod sagt man, besiegelt auch die
Lüge, Und ich sage so: Beim Tod gerät die Wahrheit ganz zum Stillstand, Tief im Ozean wird kaum ein
Fremdlicht brennen, Ausgenommen jenes, das noch
wochenlang nach seinem Untergang aus einem Schiffsrumpf
strahlt, Und später schweigt auch dieser Ruf und alles ist ertrunken, meine Nachttischlampe löscht sich selber
aus, Und endlich kann ich schlafen. |
Es war ganz sonderbar, am andren Morgen kam ich mir entgegen, Und ich grüßte mich nicht mehr, Es war auch sicher keine böse Absicht, sondern nur, dass ich mich
einfach übersah, Und sah mich um und suchte mich
umsonst, Es war ein Zeichen, das ich nicht
verstand. |
Aus dem Lied erklangen uns die Gegenpunkte, Weit entfernte Welten wurden
eingesungen, Bilder, die mir schnell erschienen,
wurden Fratzen und verzerrten sich, Dem Mann, den ich nicht kannte,
sollte ich die Worte schreiben, warm und herzlich, Offen und vertrauensvoll, In der Verteidigung der anderen entwickelte
ich schnell Methode, Wieder stand ein Bild aus jenem Lied
vor mir, der Brief, den ich doch schreiben
sollte, War schon abgesandt. |
Ich empfahl auch, nicht zu
protestieren, Und wir hatten eine Überfahrt, die Fähre, die uns trug,
war sehr, sehr schnell, Und fuhr auf Kufen, die sich aus dem Wasser hoben Und drauf glitten, in der einen Haustür, die an uns vorüberflog,
stand eine schlanke Bettelarme Frau, die hielt ein Kind
an einer Hand Und mit der andren spielte sie auf
einer Flöte, die war nicht zu hören, Und die Frau war sehr, sehr schön, Sonst gab es keine Häuser hier und keine Straßen. |
Hinter uns stieg Wassernebel auf, die Schwaden waren dicht, Und es entstanden dunkle Wolken,
unsre Wanderung durch diese Landschaft musste enden noch bevor
die Wolkenfelder uns erreichten, Und ich gab dir recht und gab auch
zu, Dass alles, was ich machte, falsch
gewesen sei, Und ich versprach dir alles, Nur damit ich machen konnte, Was ich machen musste. |
Der Boden unter meinen Füßen zitterte, In jeder Stunde tötete man eine Geisel, alles
war zum Greifen nah und so entsetzlich fern,
kein Seil, das eine Flucht in Aussicht
hätte stellen können, die Gedanken an die Rettung waren
umgenäht zu einem Saum, Den nutzten wir als Scheuerleiste,
wir die in dem Eilzug saßen, meinten, dass die Reise immer hastiger und schneller
gehe, Und wir hielten jeden Fahrplan ein, der Durchgang durch die kleinsten Orte wurde aufgezeichnet, Und wir waren immer pünktlich. |
Jemand kam zurück von einer Insel und beschrieb uns Land und
Leute, mir, der Märchen las, erging es ähnlich, Und ich kam oft heim und überschwieg
von dem Gesehenen und dem Gehörten eure
Fragen, meine Inseln lagen nicht im Meer, Und meine Märchen waren auch nicht
nachzulesen, Und es war wohl das Gefühl der unerfüllten Liebe das
mein Herz berankte, heimlich sah ich mit
dem Fernglas in den Himmel, doch nur
nachts, Damit ich nicht versehentlich der Sonne in die Arme liefe. |
Man schob mir einen Hocker zu, der war verschmutzt, die Wände in dem Zimmer waren voller
Leidenschaft, Und die Tapetenreste hingen schlaff herab, Und irgendwo dazwischen schlug die
harte Luft in einem Heizungskörper, Türen klemmten und sie ließen sich
nicht schließen Und nur schwer, schwer öffnen, Niemand war bereit, mir meine Herkunft zu verraten, auf dem Holztisch saß ein Mädchen, Und es trug nur einen roten Rock, Der schlang sich über die gekreuzten
Beine, Und es kämmte sich die langen,
schwarzen Haare, und es wandte seinen Blick nicht von mir ab, Und sein Gesicht war ernst. |
Dein Gesicht verfiel vor meinen Augen, Deine Sonne stürzte sich ins Meer, Und rosa Wolken rissen eine letzte Sicht auf
deine Stirn, zurück blieb graue Haut, Und über deinen Blick schob sich ganz langsam eine
schwarze Brille, deine Lippen unterdrückten
mühsam deine Zähne, Als ich dich heut Morgen kennen
lernte, Warst du jugendlich, Ich selbst war schon an dir vorbei Und sagte gleich, dass du mit mir
nicht rechnen dürftest, Und du hattest einen langen Nagel in der Hand, den schlugst du,
noch bevor ich dich Nur etwas von mir wenden konnte, in
mein Holz, Und in der Tageszeitung stand darauf
ein Dank für eine neue Freiheit, Den verstand ich nicht. |
Auf der andren Seite unsrer Stadt brach eine Brücke
ein, sie war als Kunstwerk hoch gelobt Und wurde nie benutzt obwohl sie
freigegeben war, Und sie erlag dem Herzschlag, wie man sagte, Noch nach einem Jahr und länger fürchtete ich mich
vor einem Wiedersehen, zwischen dir und mir War zu viel ausgelassen worden, das Versäumnis drückte mich unendlich. |
Dann schien eine grelle Sonne, ihre Strahlen drangen selbst
durch Mauern, und wir alle gingen mit den
leichten Schirmen aus, auch in der Wohnung mussten wir uns schützen,
deine Augen blieben an mir haften, deine Blicke folgten mir, Und nirgends gab es ein Versteck, Du selbst warst vor mir nicht mehr
sicher, Und ich tat doch alles, um dir Auszuweichen. |
Wenn du schon ein Lied singst, lass es doch das
Liedchen deines Hauses sein, Und es erinnert an die erste Liebe, damals, als du sie gewannst,
verlorst du etwas Weltumspannendes, das musstest du
verlassen, Und fortan war jede Suche ohne
Aussicht, Und dein Liedchen handelt von den andren Dingen, die bestehen, schaffen
Recht, sind angenagelt an den Pfosten deiner Eingangstür, Ich selbst entdeckte sie erst beim Verlassen, ratlos stand ich hier, In deiner Stube fiel der erste Schnee. |
Eines Tages, las ich, würde jeder Richter
Büßer werden, Müsste seinen Weg selbst rückwärts gehen, würde
seinen Namen wechseln müssen, Hätt auf seinem großen Kreis zu wandern, um sich einzuholen Und sich doch nicht zu erreichen,
die Gedanken, die ich hatte, standen auf
der Weide, Und ich mochte sie nicht weiter
stören. |
Der Unterschied war meine Gegenwart, Ich mochte noch so schnell zur Seite springen, Und die Raumzeit, die ich füllte,
die ich einnahm, Haftete an mir. |
Das Angebot kam schnell, Und es erschreckte mich, ich nahm es
an Und dachte an das Wort, das hieß „trotzdem“, Und es war überflüssig, meine Hoffnung konnte ich in frisches
Wasser stellen, In dem Nachbarhaus saß eine Frau an einer
Nähmaschine, Darauf nähte sie die weißen Tücher, Und ich sah ihr von der Straße auf den Tisch, Und sie erblickte mich, stand auf,
nahm eines ihrer Tücher, reichte es mir durch das
offne Fenster, Und es sei umsonst für mich, so
sagte sie, weil ich ihr Handwerk ehre, Und den Sinn der Tücher würde ich schon bald
erfahren, Und ich sprach nicht mehr davon Und sah auch nicht mehr auf. |
In dieser Zeit fiel schon das Laub, Und so, beteuerte man mir, Beende vieles sich von selbst, Ich schob die Blätter mit den Füßen durcheinander,
achtete auf das Geräusch, es war mir wertvoll, Und das Meer, mit seinen langgezognen
Wellen, brandete in Äste hoher Bäume, Aus dem Laub erhoben sich die Buckel feuchter Steine, Die versammelten sich nicht Und blieben so vereinzelt. |
Bis zum Morgen hatte ich mich auch gebräunt Und stand im selben Herbst, die Uhr an meinem Arm, das sah ich
jetzt, Hing einer falschen Zeit an. |
In demselben Raum vernahm ich Stimmen, Hier in meinem Zimmer war ich ganz allein, Ich wohnte auf dem Schrank, der stand ganz sicher an
der Wand, Ich konnte alles sehr gut
überblicken, Und die Stimmen kamen aus der Ecke, die war
leer, Sie konnten nicht von außen kommen, Dort war keiner, Letzten Endes hätte ich doch mehr
auf mich Persönlich achten sollen, Ich war immer fort und war nicht
aufzufinden, Auf dem Schrank war es sehr eng, die Luft zum Atmen war sehr schlecht, Ich war das Opfer einer angelehnten Leiter. |
Auch die Abfahrt hatte sich verzögert, Man stieg ein und wieder aus, Ich ging durch alle Wagen dieses Zuges bis nach vorne, Wollte mich dort vergewissern, Und der Fahrersitz war leer, die Tür schloss automatisch hinter mir, Ich hatte mich zu setzen, Und ein Leuchtschild wies mich ein, Ich wurde so zu meinem eignen Fahrzeugführer und bediente mich Und alle anderen. |
Man wollte mir die Jacke stehlen, weil ich mich in ihr
versteckte, Draußen war es kalt, man brauchte
einen Schutz, Und meine Kappe war nicht wichtig, Und in Märchen las ich immer wieder, Dass nur sie unsichtbar machte. |
Du demonstriertest
über jenes Blatt Papier, das
lag auf deinem Tisch, Es war der erste
Tag, es ging uns gut, Wir flogen durch
die Fenster ein und
aus, kaum jemand, der uns nach dem Steinbruch fragte,
der lag hinter uns, Wir hatten dort die
Arbeit abgebrochen,
einmal nur, als ich darüber flog, Blieb mir ein Steinchen haften in
dem Schuh, Und das war erst zu
spüren, als ich wieder Schritte machte, Dein Papier lag unter
einem feinen Morgennebel, der es
feuchtete, Du wolltest noch
ein wenig warten, bis die Sonne höher stehen
würde. |
Daraus ergaben sich
die neuen Wörter: Nebelweiß und
Sonnpapier und Schuhstein, Und den Grund, das alles
aufzuschreiben, gab es nun, die Türen wurden stark
verfremdet, man benutzte keinen Eingang mehr, auf Ansichtskarten
zeigte man das Vorher, Damals flog man
nicht durch Fenster aus und
ein. |
Die Verfremdung hielt
sich einen ganzen Tag; Und einmal hatte
ich sogar vergessen, Dass ich mich
verpflichtet hatte, Mich an gar nichts
zu erinnern, Das galt nur für
diesen Tag, Danach bedankte ich
mich für die Freiheit, die mich
ihm ganz überließ, Ich brauchte mich
um nichts zu kümmern, Selbst mein Atem stand mir
immer zur Verfügung. |
Es geht aufwärts, eine Treppe, die nach oben führt, ist
noch kein Sieg, dein Herz auf meinem Frühstücksteller
überzeugt mich nicht, Obwohl es fröhlich schlägt Und mir entgegenspringt Und mich umarmen will, Von meinen Lippen macht das Zugeständnis einen
Kopfsprung, Das ist meine Leidenschaft, Die kann ich nicht beherrschen, Als ich dich dann sehen will,
verbirgt sich hinter deinem Kopftuch nichts, Wahrscheinlich bist du ausgeflogen,
fort für alle Zeit, Du hinterlässt mir diesen Rest auf deinem Teller, Der ist nicht mehr zu genießen. |
Morgens habe ich es schwer, mich
wachzurütteln, Einerseits verliere ich den Schlaf Und andrerseits beißt mich die Eifersucht auf ihn, In meinem Hausdach reißen immer wieder Ziegel
ein Und stürzen auf die Straße, Es sind dumme Menschen, die die kleine Dose öffnen, der entsteigt ein
Weißschaum, Der sich hunderttausendfach
vergrößert Und zu Stein erstarrt, Und schlimm ist der betroffen, Dem er sich umlegt. |
In einer Landschaft findet man die Fußspur
eines Menschen, die ist so vergrößert, Dass sie nicht mehr passt, Sie liegt versteinert in den Felsen, und ich rätsel über sie, Mag sein, dass ich sie selber
hinterließ Und es vergaß. |
ISBN 3-937264-26-4