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Harald Birgfeld, Webseite
seit 1987/ Website since 1987 …da liegt mein Herz, Geschichten aus Niemandsland 2022 -2024 (im Entstehen) z.B.: 100 Jahre „Kafka“, eine herrenlose
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Literaturgutachten
Gutachten zu
Harald Birgfeld, 'Von Haut zu Haut' (Gedichte),
'Auf deiner Reise zum Rande im
Rande des Randes der Sonne' (Gedichte),
'Gespräche zweiter Art in Art der Art' (Gedichte).
In den sprachlich
aufs Äußerste reduzierten Gedichten der Sammlung 'Von Haut zu Haut' setzt Birgfeld Worte
und Satzfragmente gegeneinander, läßt sie zwei Pole bilden, die einen weiten
Assoziationsraum eröffnen. Die Freiheit, die sie dem Leser lassen, diesen
Freiraum zu füllen, macht ihren eigenen Reiz aus: die Lektüre der Gedichte wird
zur Herausforderung, sich seinen eigenen Erfahrungen zu stellen. Dabei verliert
sich Birgfeld nirgends in Abstraktion und leeren Begriffen: er versucht im
Gegenteil, mit wenigen, doch bewußt gewählten Stilmitteln (Klangfarben,
sparsamen Reimen) die Erfahrung der Sinne in Sprache umzusetzen. Wo aber die
Umwelt diese Möglichkeit von 'Erfahrung' im wörtlichen Sinne nicht mehr zuläßt,
werden die Gedichte zum Zeugen der vollendeten Entfremdung:
Nichts Bemerken Deine Augen Wurden außerhalb Gefangen Stundenlang Verhör |
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Gestern bin ich Meiner Haut Begegnet Ja, Es ging ihr gut Sie ließ mich Grüßen |
Begegnungen,
Erfahrungen mit Menschen, Liebe, Schmerz das sind auch die Themen der Sammlung
Bandes "Auf deiner Reise zum Rande im
Rande des Randes der Sonne". Aber diesmal führt der
Weg weiter, und entlang der vielen 'Stationen' des Bandes (so die
Zwischenüberschriften) wandeln sich die Themen.
Es
beginnt mit den eher traditionellen Liebesgedichten der ersten Teile ('Ach Liebste', 'Auf deiner Suche').
Doch dann weiten sich die Räume: Meer und Wüste werden zu Sinnbildern der
Ausgesetztheit des Menschen gegenüber Leidenschaften, 'Welle Sehnsucht',
bereits in 'Tür aus Glas',
endgültig aber in dem Abschnitt
'Ganz im Regenbogen'. Hier klingt denn
auch zum ersten Mal das Stilmittel der Schachtelung, der Relativierung an, das
Birgfeld in seinen folgenden Werken auf einen Höhepunkt treibt: in dem Gedicht 'Vergessen im Vergessen'.
Zunächst als Mittel eingesetzt, neue sprachliche Effekte zu erzielen, wird es
gegen Ende des Gedichtbandes immer klarer zur adäquaten Darstellungsform
unserer heutigen, von Wissenschaft und Technologie geprägten Welt. In ihr
überlebt nur eine neue Sprache, die die umkodierte Wirklichkeit auszuhalten
vermag, sie wiedergeben kann, 'Das umcodierte Gen',
'Eine Wirklichkeit',
'Die Freiheit der Maschine'
als die Gefangenschaft des Menschen und trotzdem wird der Versuch unternommen,
auch in dem enger gewordenem Raum menschliche Beziehungen auch scheiternd zu
leben. Den vielfältigen Angriffen der Mediengesellschaft ausgesetzt, wird
Wirklichkeit zum unbrauchbaren, weil nicht publicitywirksam inszenierten Foto:
In seinem Blickfeld
trifft Kein Bild die
Wirklichkeit, Kein ungeschminkter
Augenblick Die Suche nach dem
Ungewohnten. |
Der
Versuch, eine Diagnose des Zustandes der Gesellschaft in der Sprache der
Naturwissenschaft zu geben, führt zu solch gelungenen Gedichten wie 'Spiralnebel'.
In den 'Raum-, Zeitgedichten Nr. 1 -
20' schließlich ist das Ziel erreicht: die absolute Relativität,
die völlige Verfügbarkeit über die Zeit, die dem Menschen den Fortschritt der
Zeitreisen und unbegrenzter Selbsterfahrung anzubieten scheint, führt in
Wahrheit zum Verlust der Erinnerung und damit zum Verlust der eigenen Identität. "Auf deiner Reise zum Rande im
Rande des Randes der Sonne" so der Titel des letzten
Gedichtes wie des ganzen Gedichtbandes haben die Menschen den Kontakt
zueinander verloren. Dies in der Aufsplitterung der Sprache schrittweise
demonstriert zu haben, ist Birgfelds Leistung in diesem Band.
In den
beiden folgenden Werken hat Birgfeld diesen Weg fortgesetzt. Das erste, "Gespräche zweiter Art in Art der Art"
ist auszugsweise in der von ars nova herausgegebenen Anthologie 'Deutsche
Lyriker der Gegenwart' (Ausgabe 1984) veröffentlicht worden. Das
Prinzip der Potenzierung - es ist schwierig, für ein der Mathematik entnommenes
Konstruktionsprinzip einen brauchbaren Begriff zu finden, "Wort hoch
n" wäre noch das Passendste - bildet den zentralen Ansatz der Sammlung.
Wie 'Spiralnebel'
drehen sich die ins Unendliche relativierten Worte um sich selbst, um dann
doch, in einem Versuch des Festhaltens an einem Fixpunkt, am Ende jedes
Gedichtes in ein Wort, einen Satzfetzen zu münden.
Die
zweite Arbeit 'Wir gerieten in den Gürtel
der Meteoriten' die zum großen Teil abgeschlossen ist,
verspricht eine Fortführung und der Höhepunkt dieses interessanten Unternehmens
zu werden, das meines Wissens in der derzeitigen Lyriklandschaft keine
Parallele findet.
ars
nova
Lektorat
Gabriele
Blod (Unterschrift)