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Harald Birgfeld, Webseite seit 1987/ Website since 1987 …da liegt mein Herz, Geschichten aus Niemandsland 2022 -2024 (im
Entstehen) z.B.: 100 Jahre „Kafka“, eine herrenlose
Fundsache (neu)
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zu Olympia – olympische Spiele! |
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online und im Buchhandel |
Lyrik, Prosa und Ingenieurarbeiten |
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Lyrik.
10.000 Aufschläge
Band 13: Aufschläge
6001 - 6501
ISBN
3-937264-24-8
"Es lohnt sich,
einmal einen heutigen Dichter kennen zu lernen, der mit der deutschen Sprache
einen faszinierend fremden Weg betritt und trotzdem dem Leser Freiraum lässt
für eigene Gedankengänge, ohne dass die Probleme in erhobener Zeigefingermanier
zu zeitkritischen Trampelpfaden werden." (1986: Gutachten).
Harald Birgfeld, von Beruf Diplom-Ingenieur, schrieb seine
Gedichte während der morgendlichen Fahrt mit der Hamburger S-Bahn zur
Arbeit. Seine Texte entstanden fast
immer bereits in endgültiger Form.
Copyright 2006 beim Autor, Harald Birgfeld, alle Rechte vorbehalten.
Kein Teil dieser Veröffentlichung darf ohne schriftliche Erlaubnis des Herausgebers,
Harald Birgfeld, reproduziert werden. Das gilt insbesondere für
Vervielfältigungen, Übersetzungen, Verfilmung und Einspeicherung sowie
Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Herausgeber, Autor,
Redakteur: Harald Birgfeld, e-mail:. Harald.Birgfeld@t-online.de
23 Gedichtbände, 10.000 Strophen: |
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Bd. 3: Aufschläge 1000 - 1501, (1.
Version) Bd. 3: Aufschläge 1000 - 1501, (2.
Version) |
Bd. 10: Aufschläge 4501 - 5001 Bd. 11: Aufschläge 5002 - 5499 Bd. 12: Aufschläge 5500 - 6000, (1.
Version) Bd. 12: Aufschläge 5500 - 6000, (2.
Version) Bd. 13: Aufschläge 6001 - 6501 |
Bd. 14: Aufschläge 6502 - 6999 (online und im
Buchhandel) Bd. 15: Aufschläge 7000 - 7500 Bd. 16: Aufschläge 7501 - 8002 Bd. 17: Aufschläge 8003 - 8500 Bd. 18: Aufschläge 8501 - 9000 Bd. 19: Aufschläge 9001 - 9500 Bd.
20: Aufschläge 9501 -
9827 Bd. 21: Aufschläge 9828 - 10.100 |
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(Cafe Müller,
gewidmet Pina Bausch,
09.1984) |
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Aufschläge 6001 –
6003 Glauben heißt
nichts anderes, Als dicht daneben
stehen, Und ich stand auf
dem Gerüst und hielt
die Seile deiner
Schaukelei in meiner Hand, um dir den Schwung zu geben, Und es war zu viel Und leer wurd, was
ich schwang, Und hielt den Atem
an Und sah mich nun
sekundenlang Und eng an meiner Seite stehn. |
Ich sprach von Königreichen meiner
grünen Augen, Und es trieben
Inseln in dem Meer in meiner
Stirn, Und Blicke, die ich
jemals sandte, Kehrten heim zu
mir, um zu berichten, Und sie warteten in
langer Reihe, eng an eng Und stützten sich
im Glauben
gegenseitig. |
Abends wollte ich
an die Gespräche meine Lieblingsbilder
hängen, Und ich fand mich
selbst schon angekeilt Mit langen Kupfernägeln an der
Wand, Und litt an diesem Abend wirklich gar
nicht unter mir Und stand noch lang Daneben. |
Die Gehwegplatten eines
Bahnhofs waren in der Mitte ihres Abschieds hell, Und außen wuchsen Gras und Unkraut Und Kamille
kräftiger, Und hier verlor
sich auch die Nacktheit jeder
Ankunft, jedes Nimmerwiedersehens
und der Frohsinn über eine Trennung. |
Mitten in den Worten, die wir
sprachen, wuchsen Fahrtsignale, Und sie zeigten nur
in eine Richtung, und im Nachhinein, im
Rückwärtsschaun, erkannten wir die Unbezogenheit und
nicht den Sinn der
Nachbargleise. |
Wenn es soweit war,
nahm ich die Nacht vom Haken ab, Und breitete sie
aus Und schaffte es, mich
unter sie zu legen, Oder wohlig oben
drauf, Und heute war es
so, dass ich ihr dunkles Tuch zerschnitt Und zwischen
tagesblaue Flecken setzte, Und ich zeigte dir,
dass in der Zukunft Tag und Nacht kaum
noch zu trennen wären Und sich ineinander
schieben würden, Und wir müssten
lernen, viele Sonnen über uns zu
sehen Und sie zu
ertragen. |
Alles, was ich
dachte, strich ich durch Und musste dir
erklären, dass das letzte, Was ich schrieb, Noch nicht
geschrieben war, Und ich gestand
auch ein, Das alles, was ich
sprach, nicht malbar wäre, Und ich müsste
lange vor der Leinwand schon
beginnen, Und beenden müsste
ich die Arbeit weit, weit
hinter ihr im Raum, wo gar nichts
ungeschehen Mehr geschehe. |
Du schliefst mit deinen
Augen ein vor
meinen Augen, Die berührten sich, Die fremden Lider hielten ihre Züge fein
geschlossen, Und ich sah hinein Und sah, wie du
betroffen mich betrachtetest Und mich
verachtetest Und dass ein
anderer an meiner Stelle stand Und wie sich deine Lippen um ihn
rankten Und doch unbewegt
im Schlafe schliefen, Und ich konnte Und ich wollte euch
nicht trennen, Denn du warst mit
dir im Paar; Ich musste euch
geschehen lassen. |
Immer wieder
schoben sich die Nachbargleise
heimlich auf die Schienen, die uns
führten, Und wir waren zwei
in einem, Und ein Gegenstrich
war zu erwarten, Und in diesem Augenblick
benutztest du die Weiche, dich zu
trennen, Und die Hand an
meinem rechten Arm Griff wieder in
dein Haar Und ließ erneut
geschehen, Was doch grad
geschehen war. |
Tausend
weiße Augen sahen aus dem Flieder, Blickten
ihren Duft zu mir Und
stießen mich, Und
andre Düfte, hört ich, Blieben
unbedacht Und strichen
über die geschundnen Glieder,
die von Kindern liegen blieben, Und es
war ein Ungemach,
in dem ich stand, In dem
ich mich nicht strecken konnte, Das
mich auch nicht sitzen ließ, Weil
mir der Kopf,
die Knie an viel zu enge Wände
stießen. |
Als ich
nur einmal fragte, wie man schöne Frauendüfte
wöge, Ob man
sie mit Handgewichten
in die kleinen Dosen
füllen könnte, um sie zu verschenken, Wusstet
ihr nicht einmal mehr, Wovon
ich sprach Und
musste euch in meinen Garten
führen, wo das Gras
aus reinem Golde wuchs, Und
eure nackten Füße
spürten, wie der Reichtum
stach. |
Unsre
Armut hing in Bäumen,
dass sie jeder sah, Und
jeder konnte sie begießen Und
danach als Eigentum begrüßen, Und in
Trockenheit war ihre Pflege
Pflicht; Man
wusste, dass die Vögel
in den Zweigen als ein Lebenszeichen
galten, Und
man ließ sie nicht entfliegen, Und
die Frauen flochten frühlingsfarbne Netze
in die Zöpfe ihrer Töchter, Und
man ging an Feiertagen
hin zu ihnen, Hin zu
jeder einzelnen, Und
gratulierte ihrer Schönheit, Die wahrhaftig
lebte. |
Du, ein alter Mann, Sprachst heute, im
Vorbeigehn, Mit der Armut Und beschimpftest
sie, sie sei dir ekelhaft, Und was man an dir
selber sähe Wäre alles echt und
wahr, Und früher hättest
du auf Königreichen
trampeln dürfen, Und dein Haar
hättst du vergolden lassen, Dass es hart und
steinig wurde, Und es wäre
fühlbar, was du dächtest; Nah an dir und
hinter dir stand aufgebaut das Glück und zeigte, Wie es schwer
geschaffen war. |
Ein Kind, das dicht
in meiner Nähe spielte, Sang dabei ein
Lied, das ich verstehen musste: „Glück“, so sang
es, „ist der Morgenwind und
Liebe ist der zweite Mond, Der Tod, der dich
schon küsste, Ist das Leben,“ Und es war nun doch
ein alter, junger Mann, der spielte
mit den Sternen, Die in seinen
Händen glühten. |
Morgens zündete ich
meine Tageshoffnung an Und lebte im Gebet
mit dem, Der mich vor mir
kopfüber stellte, Und die Schwerkraft
richtete uns beide Aus, Auch hielt ich mich
an meinen Beinen fest, Und tags darauf erlebten
wir uns umgekehrt Und hielten so
verspiegelte Gespräche. |
Ich kann in meine
Sprache Nicht den Wechsel
einer Tonart bringen, Und ich singe alle
Lieder, die ich schreibe, In die Zeilen des
Papiers, Und kostbar wird
die Seide, Und ihr Knistern
und ihr Rascheln Sprechen mir von
einem Leben, Das mich ganz
berauscht. |
Auch ein Feuer springt nun
auf die Hände, Und es schmerzt
mich nicht Und nährt sich
irgendwie Und leckt mir ins
Gesicht, Und jedes Wort, das
ich verwende, Brennt sich ein Und wird vertraut. |
Schwiege ich noch
etwas länger, Würden meine Ohren
schreiben Und mein Mund würd
sehen lernen, Und die Augen
würden hören wollen, Und es war die
Schuld Des Regentages,
dass ich so verändert wurde, Und es war für mich
gut zu verstehen, Dass der Mann nun
endlich einen Frauennamen annahm. |
Heute Morgen trug
man mich in einem Pappkarton davon Und sagte nicht
wohin Und nahm mir die Behausung, Und in einem Saal,
gefüllt mit Technik Und gefüllt mit
mörderischen Instrumenten
trennte man mir meinen Kopf vom Rumpf und
fand darin Die ältesten Papiere,
die man suchte Und studierte sie Und füllte mich
danach mit ihnen wieder auf Und reparierte mich Und brachte mich
genauso wortlos heim, nach Hause, Und ich konnte
nicht in mich Hineinsehn. |
Eine Frau war mir so
sehr vertraut, Dass wir nur unsre Ohren sprechen
ließen, Und die sahen
unablässig dem Vertrauten auf den
Mund; Sonst schwiegen wir
uns an Und standen beide
vor dem Spiegel, Und wir hätten dort
zu viert erscheinen müssen Und wir waren nur
zu zweit. |
In den Brief, der wichtig
war, Tat ich ein Bild, Das zeigte mich
ganz fröhlich, Und der Brief ließ
sich So nicht mehr
schließen, Und bei dir, so
sagtest du, Wär es unmöglich
ihn zu öffnen, Und er läge nun bei
dir Und lag bei mir Und war nicht
abgesandt Und war doch
angekommen, Und ich kannte mich
nicht wieder. |
Ich lag in einem
Vorraum Einer Königin Und nah an ihrem
Bett Und war zugleich
darin, Und dort am Boden Fand ich die
Verheerung meines Ruhmes jetzt am
Morgen, Und ich ging
hinüber, Und ich wollte mich
zusammenfügen, Und es blieb das
königliche Bett dazwischen, Und die Königin
bediente die Geschäfte. |
Meine Kleidung war nicht
angemessen, Und man hing mir Ringe der
Kartoffelschale an die Haut und sagte, Darin läge Stärke, Und es war nichts
wert, Und hier am Boden
war ich falsch Und ließ mich neu
verwurzeln Und sank in die
Erde Bis zum Hals. |
Man trat viel auf
meinem Kopf herum, Und ich vertraute
jedem, das war falsch, Und hörte aus der
Nachbarschaft die Leute klagen über Schmerzen, die weit
über ihnen lägen, Und sie kämen nicht
heran, Und sie bekämpften Und sie sahen
nichts. |
Es ließ sich leicht
um Freiheit kämpfen, Wenn man selbst in
Freiheit war, Und du befahlst in
deinen Räumen Absolute Freiheit, Und es kamen jede
Tasse, jeder Teller, Jede Schale, jeder
Gegenstand Und fragte um Erlaubnis, Und es war dir
alles untertan, Und auch das Messer
Durfte nicht die
Luft durchschneiden, Und du musstest dauernd
zwischen Einem Wert von
einer Freiheit Und dem andren
unterscheiden. |
Deine Nachbarin
verschenkte nichts Und machte sich
sich selbst zur Dienerschaft Und fragte nun
tagaus tagein Ob andere das, was
sie sich versagte, Stehlen würden,
denn die Freiheit, die sie
doch nicht hatte, Musste sichtbar
sein in Händen andrer Leute, Und sie baute Freiheitsfallen auf
auf ihren eignen Wegen Und bedachte alles. |
Ich liebte es, dein
Kleid, Weil es im Moos
stand, Und es fühlte sich
so feucht, so stumpf, So unberührt, so
seiden an, Und immer wieder
musste ich mir dein Gesicht aus meinem
nehmen, Und du schriebst
mit einem Stift auf deinen
grünen Rocksaum: „Er ist stets in
mir Und lässt mich
selten selten sein, Und beide füllen
wir den einen Raum bis hin zur Tür.“ |
Ich war dir gleich, Und meine Liebe
galt, ich geb es zu, Den langen blonden
Haaren Über deinen
Schultern, Und ich wohnte dort Und züchtete mir
diesen Anblick aus der
Nähe, Und du ließt dich,
außer mir Von anderen
bewohnen, Die besaßen mehr Und ernteten auch
mehr Und säten später
aus auf dir, Und du und ich, Wir warn uns
gleich. |
Du sagtest mir, man
hätte Teile deines
Körpers abgekoppelt Und sie anderswo in
Fahrt gebracht, Und du vermisstest
eigentlich an der Persönlichkeit bis
heute nichts, Und ganz entfernt
erkanntest du dich wieder, Und du sagtest nur, Das wäre früher
dein Besitz gewesen, Und von mir war
dünnes Drahtgewebe
nachgeblieben Und das rostete, Und jedermann hing
irgendwelche Sachen daran auf, Und niemand wollte
eine Wache. |
In den Bergen
öffnete ein Wissenschaftler
eine unbekannte Dose, Und er fand darin
die konservierte Landschaft,
Tierwelt, Pflanzen aller Arten Aus der ältesten Vergangenheit Und sah zugleich,
dass Menschen fehlten, Und er nahm von
einer Frau die wesentlichen Teile Und von sich, was
wichtig war, Und füllte sie nun
auf Und schloss den
winzigen Behälter wieder ein
in seine Zeit. |
Heute Nacht hat
irgendjemand alle Wege abgeschafft Und keine Straße
lag mehr auf der Straße, Und es gab von
ihnen keine Spur mehr, Und sie waren alle aufgerollt Und hielten sich
versammelt, Und zu dir ging ich
in deine Bücherstube Und dort standen
sie Und warteten, dass
man sie einzeln sichten würde, Und ich sprach mit
ihnen Und mit der
Besitzerin, die war sehr liebevoll, Und ließ mich ganz
versteckte Pfade, enge Steige
gehen, Und ich war in
ihrem Kopf. |
Abends maltest du
den Sonnenuntergang, Der legte sich so
eingerissen Und so streng in
deine Hände, Und du gabst ihn
mir, Ich dürfte ihn
verwenden, wie ich wollte, Und ich nahm ihn an
Und wusste keinen
Umgang, Und er fiel mir hin Und riss noch etwas
weiter, Und an deinen Hals
hing ich zum Schluss dies
Himmelspflaster, Und du liebtest
lebende Geschenke, Und dein Blick, den
ich mir fangen wollte, Ging an mir so weit
vorbei. |
Wir hatten eine
eigne Rettung In der Nähe, Die stand stets in
einem Garten, Und es gab nicht
einen dort, der hätte Hilfe leisten
können, Und wir suchten uns
mit Zeichen, die auch
nachts zu lesen Und zu senden
waren, In die fernste
Wohnung einzuschleichen, Und es lebte mancher
schon Mit einem anderen
zusammen, Den er nie in
seinem Leben jemals sehen
oder jemals Kennen lernen
konnte. |
Ich las in einer Fensterscheibe: „Tausend Leben
wirst du leben Und nicht einen Tod Und danach
sterben,“ Und in
Spiegelschrift las es sich anders, Etwa so: „Du wirst zu jedem
Leben Sterben einen Tod Und danach tausend Tode sterben Und dann leben,“ Und ich war
geteilt, Und alles, was ich
kannte, lebte in der Spiegelei. |
Morgens sprang ich
gleich in spiegelglatte Flächen, Und versuchte früh
schon zu erkennen, Wie ich anders
aussah, Und nur einmal fiel
ich durch Und näherte mich
nun von andrer Seite Dieser Oberfläche,
brach aus ihr heraus Und stand an meinem
Bett, Begrüßte mich Und fand mich neu Und ungewöhnlich Und erzählte mir
von mir auf andrer Seite, Und ich redete in Spiegelsprache. |
Auch die Hoffnung,
die ich ständig zur Erinnerung
benötigte, War gut für mein Verständnis
kleinster Spiegelbilder, wie
sie Mikroskope schaffen, Und ich fand in den Gesprächen, die zum
Inhalt die Begrüßung hatten Und nichts mehr, Ich fand darin den Wunsch
so deutlich wieder, Lebenszeichen auf
die andre Seite abzugeben. |
Am Waldrand führte
einer dieser schmalen Wege einen Baumstamm
steil hinauf, Und er verlor sich
in der Krone, Und ich war bis
dort gekommen Und sah über mich Und musste warten
bis man mir Von weit, weit her
die Leiter reichte, um
dann weiter in die Leere aufzusteigen, Und sie war randvoll
gefüllt mit anderen, Die lang vor mir
den Weg gegangen waren, Und ich stand am
Anfang. |
Hier nahm sich ein
kleiner Junge Eine Angel, Und es war kein
Fluss und kein Gewässer, und er
saß auf einem Stein und hielt die Fanggeräte in die Wiese, Und die Fische, die
mir sehr vertrauten, Schickte ich zu
ihm, Und einer ließ sich
fangen Und nach Hause
tragen, Und es war ein Schwesterlein, das
er sich Wünschte. |
Und die Frau, Das las man in der
Zeitung, Wurde schwanger von
sich selber, Und man pflanzte Bäume nicht mehr in
die Luft Und Fische
schwammen nicht mehr über nasser Erde, Und ein Mann
erkannte nicht mehr die Begierde, Und es gab
Maschinen, Die verbrachten
ihre Zeit mit uns. |
Man setzte dich auf
einer Platte aus, die war
aus Glas, Und um hier Halt zu
finden, Wuchsen dir sechs
Beine, Und die Fläche
reichte bis zum Horizont, Und deine Schritte
brachten nichts Und führten dich
nicht weiter, Und ich stand am
Rand und hörte auf zwei kluge Leute, die sich
stritten um den Grad des Unterschiedes
der zwei gleichen Käfertiere
voneinander, Und ich selbst
konnt nicht einmal den Grashalm schaffen, Und es rief kein
einziger um Hilfe. |
Zwischen meinen
grünen Armen Fand ich immer
wieder etliche, Die waren völlig
trocken und erstarrt Und würden eines
Tages brechen, Und ich schonte sie Und stieß doch hier
und da schon an, Und hinter mir
vergaß mich abgebrochenes Geäst, das war, ich
weiß es ganz genau, Einst grün und weiß
gewesen, Und es ragte damals
weit in mich hinein, Und Feuerholz, so
sagte man, Würd aus mir
werden, Und es würde
wichtig sein. |
Du, die Sängerin, Warst ohne Stimme, Und man horchte
tief in dich hinein Und hörte Klänge,
die von außen kamen, Und du warst die
Resonanz für uns, Und meine Hand zog
mir die Muschel nun vom Ohr
und schob sie auf den Mund; Ich sprach hinein Und hörte später,
wie die Worte sich Vermehrten und
verklangen und ihr Lied In eine Leere
sangen. |
Es war das Gurren
einer Taube, welches noch
aus jeder Feder klang, die
nun ein Luftzug über unsre
Straße Und in meinen
Garten wehte, Und ich sammelte
sie ein Und fügte sie an
die verletzten Stellen meines Körpers, Und es war die
Möglichkeit, Das Fliegen neu zu
lernen, Und es war ein
ungewohnter Umgang mit der Einzelheit. |
Die Sprache konnte
reich sein oder arm Und blieb die
Sprache reicher Leute, Und die Armut stahl
sich trotz der Todesstrafe ihren Anteil, Und im
Straßenpflaster fand ich immer häufiger Die glitzernden
Kristalle billigster Verschwendung Eingegossen. |
Man baute auch die
höchsten Türme nicht mehr in
die Wolken, Und in kleinen
Schiffchen trug man menschliche Gehirne weit, weit
in den Pferdekopf der
Sternenhaufen, Und mein Herz goss
man, so wie es schlug, In einen Meeresboden
ein; Es würde dort noch Hunderte von Jahren
schlagen Und nach draußen
horchen. |
Wir maßen eine
Länge zweimal, Und sie war mir
kurz Und dir war sie so
endlos lang, Und mir verlief der
Alltag weiter, Und an deiner Seite
stand der Tod, Der rührte deinen
Maßstab an Als du ihn grad
erklären wolltest, Und er brachte dir
ein anderes Besteck, Damit zu messen
musstest du erst lernen, Und ich sah Und viele Tausende mit mir in
einer Seherscheibe, wie
du ungeschickt dein Leben endetest. |
Das Atelier war dir
nicht groß genug Und zeigte außer
deiner Kleidung auch Wie du zu leben
wünschtest, Und das Atelier war
völlig leer, Und nirgends sah
man etwas, Und mein Kopf, den
man mir aus Versehen wegen
eines permanenten Schmerzes
operierte, Führte mehr als
eine Gegenwart in sich Und gab sie frei, Dass sie sich
dehnte und vermehrte, Und die Waffen, die
wir hatten, Waren nicht mehr
einzufangen, Und sie schufen
sich von ganz alleine neu Und blieben Außerhalb. |
Du merktest nicht,
wie neben dir die Steine wuchsen Und sich stark
vergrößerten Und dass sie alles
überwucherten Und langsam unter
sich begruben, Und sie klemmten
diesen Tag so fest, dass er
hier blieb Und nicht mehr
enden konnte, Und von uns war
keiner, Der an irgendeiner
Stelle die Bewegung solcher
Massen hindern oder lenken konnte, Und die höchsten Türme baute man auf Meeresböden. |
Wir standen an dem
Wald der Eisenbögen, die
nach oben zeigten, Und sich dort hin
öffneten, Und ihre Stämme
waren halbe Schalen, Die das Rauschen
fremder Kunstobjekte
bargen, Und der Weg, den
wir zu gehen hatten, Führte tief in sie
hinein, Und von dem Blut
der Weggefährten, das
aus den Planiermaschinen
spritzte, Trugen sie noch
eine gelbe Farbe, Und es war dies
eine Möglichkeit in unbekannter Sprache das
Zusammenleben der Metalle zu
studieren. |
Es gab am Himmel einen
Tropfen, der sich langsam hin- und herschob, Und es drohten ihm
die spitzen Wolkenfetzen, Die ihn platzen
lassen wollten, Und die Meere waren
ungerührt, Man mochte noch so
lange mit dem Löffel schöpfen, Und es fragte
niemand, Ob ein Meer zu
leeren oder aufzufüllen wäre. |
Ich lebte jahrelang
zusammen mit den Rundgeschöpfen, die
entsprachen meiner Phantasie und
rollten ganz real, Und gläsern wie sie
waren, konnten sie Ereignisse
zusammenziehen Und als Richtstrahl
wieder senden, Und man liebte
neuerdings auch Gegenstände, die
ein Eigenleben hatten Und es weitergaben, Und der Kopf, der
mich so führte, War die
durchscheinbare Kugel völlig
fremder Leute. |
Niemand würde euch
ein Denkmal setzten, Und die Zeit dafür War längst, längst
schon vorbei, Und eines wusstet
ihr, Die Steine, die man
euretwegen Schlagen müsste,
könnten nichts bezeugen Als den eignen Tod, Sie sperrten euch
in ihren faulen Atem, Und ein Giftzug zog
durch deinen Namen, der war noch
„Americo“, Und siebenfach
hatt’ man den Wurm beköpft, Mit schwarzem
Eisenhaupt Und einem Däumling Trug man an, die Schienen dieser
Mordmaschine aufzubiegen, Und sie wölbten
sich vor Zorn und Stolz, Und suchten nach
dem Sandkorn Auf den Gleisen. |
Die Meere deiner Hände schäumten auf
in kleinen Kronen, Und von weit
entfernt gesehen, Und du standst ja
über dir, Las man die
unbekannten Namen, die sich aus
den Kämmen bildeten, Und meine Zukunft
war so ungewiss Wie deine
Namensliste, Und ich lebte doch
schon übermorgen Und vergaß dich
wirklich nicht. |
Versteinert fand
man einst die Fußspur übergroßer Wesen Aus der Altzeit, Und der Fund war
völlig neu, Und wirklich stand
man heute vor den Kreaturen einer
Gegenwart, die wurde Eingebrannt in
Stein, Und unsre Hände
lagen ineinander, Waren ganz in Glas
gegossen, Und sie standen
außerhalb Und sandten eignes
Licht, Um sich
zurechtzufinden. |
Von den Bäumen,
ganz in unsrer Nähe und auch weit
entfernt, Begann der Regen
leichter Samen fort zu
schweben, Und dies war ein
großer Unterschied: Wenn ich dich sah,
begann die Kompassnadel Mich nach dir zu
drehen, Und ich griff
sofort nach allem, Was ich dort
bemerkte, Und du hieltst den Atem an und wehtest
dann die Schwebeteilchen
etwas höher, Etwas weiter, Ließt sie langsam
niedersinken Und verfolgtest
ihre Landung dann
gespannt in deine Hand. |
Als ich mit dir
sprach Verlangtest du,
dass ich ganz deutlich rede, Und nun schuf ich
meine Worte als ein
Reihenbild, Und du, mit einer
Schere ausgerüstet, Warst zufrieden, Und du schnittst
dir nur, was deine Neugier stillte,
aus, Den Rest mocht’ jemand
schlucken, Der dich gut
verstand. |
Es war ein dunkler
Stern am Himmel Über mir, Und das begriff ich
nicht, Man sagte, dieser
Himmelskörper Raube eine
allgemeine Helligkeit, Und mir, so wahr
ich lebe, Sandte er doch fort
und fort Die schwarzen Strahlen, Dass ich Schatten
davon warf. |
Die Tage wurden
kürzer, Und der Abstand Zwischen Morgen und dem
Abend Reichte immer
weniger, Und oft ging ich
spazieren Über große Flächen
Sand Und maß den Abstand
mit dem Stock in meiner
Hand Und zählte auch die Schritte, Und ganz plötzlich
stand ich vor dem großen Auge, das dort aus
dem Boden schaute, Und ich sprach es
an Und war verwirrt Und rührte mit dem Stock an seinen
Rand, Ob es wohl zucken
würde, Und es war aus Glas, Und es bewegte sich
ein Wimpernhaar, Und Wind trieb drüber
hin Und blies es blank
und klar. |
In deinen Haaren
war es ähnlich, Und ich malte es, Und ich beschrieb
darüber viele Steine, um die
Worte zu bewahren, Und die Schrift war
anders, Und mit wenig
Farben legte ich ins Licht Behutsam kleine
Tupfer, die sich näherten Und doch entkamen. |
Mein Geheimnis
hütete ich Ganz geschickt Und sprach mit
jedermann darüber, Und man lächelte Und glaubte nichts
davon, Und von dem
Schürfrecht, das ich An dir hatte, Blieb nur meine
fieberhafte Suche, Und ich fand so viel
in dir Und ließ es
selbstverständlich liegen Und bewahrte es vor
dir. |
Vom Windzug hin-
und herbewegt Schlug immerzu das
Drahtseil ohne jeden Rhythmus an den
Fahnenmast, Der stand an meiner
Seite und, Hätt ich ein Tuch, Das mich
signalisieren könnte, Wäre ich dort oben, Brächte an, was ich
zu sagen hätte, Und dort unten
schriebe ich die Drahtanschläge mit
mit mir im Stenogramm Und würde es
verbreiten. |
Später führte mich
der Weg ins Kalte Wasser, Und ich musste dort
ertrinken, Und die kleinen
Hände, die sich unter meine Sohlen schoben, Waren dir
entkommen, Und sie hoben mich
und zogen mich mit jedem Millimeter doch ein
wenig tiefer, Und an deinem Mund
trank ich die völlige Zufriedenheit, Dass mir der Atem
ungeatmet Blieb. |
Am zweiten Tag wurd
ich auf deiner Feier Krank und dachte an
den Geist, der sich nur
flüchtig zeigte Und sich irgendwo
ein wenig regte Und sich von uns ab Und zu uns wandte, Und der Sturm, der
Regen auf mich pflanzte, Dass der wuchs Und wirklich Wurfgeschosse auf
mich prallen ließ, Sprach mir von der
Begegnung, Und all das, um das
ich mich bemühte, Käme noch zu mir, Und weit, weit oben
sammelte der Tropfen kleine
Steinchen, Die würd er bald in
der Sonne Scheinen lassen. |
Das Wasser wich vom
Strand Und hinterließ die
nackte Frau Bäuchlings auf dem
Sand, Den Kopf hielt sie
gestreckt nach oben, Und sie sah den
Kran, Der fischte Augen
aus dem Meer Und setzte sie, so
hoch es ging, In freie Löcher und
verankerte sie dort Augenblicklich; Ich entdeckte
gleich auf deiner Haut Dies kleine Feld,
das war beschriftet Und enthielt von
dir persönlich alle Daten bis zum Ende. |
Ich sah mein Blut
durch eine Röhre fließen, Und man stand und
achtete auf Irgendwelche Zeiger
Und auf ihre
Äußerungen Und notierte meinen
Wert, Und mit der Leere,
die man hinterließ, Geschah nichts
weiter, Und ich würde
irgendwie die abgebrannte Erde sicherlich Bedienen. |
Es waren die
Gedanken immerzu In meinem Kreislauf Und bewachten dort
die Adern, die sie leiteten, Und fände sich ein Loch,
nur eine dünne Stelle, Die das Licht
verspüren ließe, Würden sie
entfliehn, Und sicherlich würd
sich die weiße Masse meines
Kopfes, die mich dachte, Rötlich färben
voller Scham, Und dir entgegnete
mein Mund: „Beachte, jede
Rohheit der Gedanken Ist die
Seelenspeise, Und der Preis dafür
ist unerreichbar Hoch.“ |
Wir waren im
Gespräch, Und viele Worte,
die du sprachst, Verliefen sich,
bevor sie mich erreichten, Und, was ich dir
sagte, stürzte in die Schlucht, Der Abstand war zu
groß, Und es entfielen
dir, Ich sah es ganz
genau, Die Silbermünzen
aus dem Mund Und auf den Boden, Und du ließt sie
liegen, Und in deine Hände
nahmst du nun ein Schild, darauf las
ich nur dieses: „Wertlos“, Und ich stand mit
beiden Füßen In der Sammeldose. |
Die höchsten
Würdenträger Legten mir zwei
Tage lang Die Arme auf die
Schultern, Und sie suchten
Trost bei mir, Und ich verstand
sie nicht, Und ihre Sprache war Im Gegensatz zu
mir, Und als ich fliegen
wollte, Und mich nicht
entschuldigte, Verstanden sie
sofort Und stiegen auf den
schmalen Rücken, den ich
mir, Nur mir alleine
frei hielt, Und sie saßen auf Und sie
verschwanden Ohne mich zu
fragen. |
Der Raum, den ich
so einnahm, War normal, und
wurde auch, Je schneller ich
mich fortbewegte, Immer kleiner, ohne
mich von Irgendetwas oder
irgendjemand zu entfernen, Und ich sah sofort
im Spiegel, ob ich zu
erreichen wär, Wenn ich mich
suchte, Und ich ließ in
langen Zwischenzeiten die
Stationen immer wieder Restaurieren, Und mein Kopf und
Herz, Das war zu spüren, Standen lange,
lange leer |
Von einer langen
Reise Brachtest du mir
meine Schädeldecke aus
Achat zurück, Und deutlich sah
ich die Veränderung durch die
Benutzung anderer, Von denen ich
nichts wusste, Und ich schloss den
Kopf, Der lange offen
lag, Nun wieder ab, Und du und ich Und viele, die in
meiner Nähe waren, Nahmen Abschied, Und es legte jeder
heimlich einen Grundstein, Und mir wurde eine
Dunkelheit durchtobt, Und irgendwelche
Gegenstände Prallten hart an
einen neuen Stein. |
Die Benutzung
fremder Hände Regelte ein
Abwehrkampfsystem, Und tags und nachts
sah man die Langen Arme der
Erlaubnis In den Himmel
greifen, Und kein Finger rührte
irgendwie an einen anderen, Und nichts verschob
sich von der abgesprochnen Stelle, Und es gab ein
Schauspiel, Wenn sich die
geschlossnen Fäuste öffneten Und Scharen neuer,
unbekannter, lichtgeformter Eiskristalle
auseinander brachen Und verwuchsen, Und von dort
entstanden Blanke,
stromgeladne Drähte, die nach
außen stachen, Und es war ein
Sinn, Der äußerte sich
ähnlich, Wenn die jungen
Mädchen In den ersten
Liebesjahren Ihre Köpfe schoren. |
In jenen Häusern Hütete man noch die
Kopfform der Verstorbenen
als Zeichen großer Liebe und der
Abkehr, Und die
Straßenfronten deiner Zimmer Legten Trauerkleidung an, Und gerne wärest du
ein Eisenstab,
verschweißt in einem Gitter. |
In deinem Zimmer
war noch Nacht, Und nur ein Licht, Das dir im Kopf
erzuckte, Brach durch deine
Finger, Und die presstest
du dir fest in dein Gesicht, Und früher hieltst
du dich so fern von hellen Blitzen, Und die leckten
weit nach dir Und wussten dich zu
finden, Wo du immer warst Und dich
verstecktest, Und sie hatten
jetzt Quartier in dir
gefunden, Und du würdest
eines Tages Viel zu lange in
die Sonne Schauen und
erblinden. |
Außerhalb des
Denkens Und noch innerhalb
des Rettungsmantels,
den man tragen musste, Warst du, wo du
immer warst, Und so kam auch der
Schmied zu Neuen Ehren, Und er schlug aus
langen Drähten Flache Stähle, Die er drehte und
verformte Und zu Gittertüren
band Und goss sie ein in
Blöcke aus Acryl, Und man benutzte so
die unbenutzten Pforten zur Erinnerung. |
Man fragte dich Und schnitt an dir
mit einer Heckenschere, Und du konntest
dich nicht regen, Und ein Blatt, das
an dir wuchs, Konnt sich zur
Seite biegen, Und noch nachher
würdst du stehen, Wo du immer warst, Und eine Frau riss
auf der schnellen Fahrt Die Zugtür auf Und schlug im
Sprung An eine Halterung, Sie selbst riss vor
dem Aufschlag ein Und ihren Tag
gleich auseinander, Und man hatte
diesen falschen Einschnitt zu Entschuldigen. |
Heute würd ich dir
die falsche Frage stellen, Und ich hatte eine Antwort
vorbereitet, Und die gab ich
dir, Und deinen Namen, Den ich
aufgeschrieben hatte, Solltest du vor
deinen Augen essen, Und danach würd ich
dich fragen, Wer du seist, Und niemals könnt
der kleinste Käfer Seine Neugier
gänzlich stillen, Und die Fragen
trockner Gräser Standen auch im
Raum, Und ich war‘s der
sie für sie Stellte. |
Meine Augen sollten
ruhig reisen, Und sie drängten
ihre Blicke In den Spalt, der
ganz vielleicht noch zwischen Schienen und den
Eisenrädern existierte, Und sie fahndeten
auch nach dem Abstand zwischen
dem Motiv Und einer
Unfalltötung, Und ich griff nicht
ein Und war ja selbst
in anderer Mission auf meinen
Spuren, Und der Tod wuchs
auf in einem leeren Raum, Den schmückten nur
drei schwarze Tafeln, aufgehängt
an weißer Tuchwand. |
Neben dir schlug
eine Flamme Aus der Wand, Und sie schmolz
deine Kunststoffschale
an, Dass sich die
Fläche spannte Und verhärtete und
neue Bilder zeigte, Dass man Zonen
übersprühen Und den Ursprung
täuschend ähnlich Offen legen konnte, Und man fand nun
tausendfältig, Ja, millionenfach,
den unbenutzten Anfang. |
In meinem
Küchenfenster stand der Unterwasserwald und
Regen schrieb So deutlich an die
Scheiben, Und das Schiff, das
ich befuhr, Das mich die Reise
machen ließ, Stieß in die
Wellenkämme harten Windes, Und ich las aus
deine Händen, Wie es mir in dir
erging, Und dieser Tag,
empfand ich, Stürmte mich nach draußen, Und ich griff in
deine Haare, die mir, Braun und nass
entglitten, Und der Wind trug
mich auf einen übergroßen Ästehaufen an der Straßenkreuzung. |
Die Wasser liefen
ab, Und in den
Straßengräben bildeten Verlassne Reste
eigne Inseln, Und du schobst mit
einer Handbewegung Letzte Tropfen ab
von deinem Leib Und mich mit ihnen, Und ich fiel ins
Rinnsal, griff in nasse Äste und glitt
wieder ab Und spülte weiter, Und es war dir
gleich, Die Hilfe, die du
brauchtest, Konnte sicher nicht
aus dieser Tiefe kommen. |
Aus dem Gitter, das
man fest auf meinem Kopf verschraubte, Konnte ich nicht
gucken, Weil es die
Bewegung meiner selbst war, Und ich hörte andre
über meine Reden Klagen, die im
Augenblick zwar noch Verständlich seien, Doch im Kopf dann alles
eng verdrahteten, Und jeder sähe mir
die Widersprüchlichkeit
der Kleidung, die ich trüge, An: Ich sei zwar nackt,
doch unberührbar Zugemauert. |
Ich stand in einem
Wald von Tausenden von
Ellenbogen, Und ich konnte
nicht die Antwort geben Auf die Frage einer
Heckenschere, Und sie müsste ihre
Arbeit machen, Und sie könnte
nicht noch lange warten, Und das letzte, was
ich machen dürfte, Wäre dich zu
nehmen, Und dein Sternbild,
las ich, Würde niemals meinen
Himmel zieren können, Weil die Nächte,
die mir leuchteten, Doch viel zu blass
sein. |
Dann brachen die
Gespräche Fremder Frauen in
den morschen Zaun, Der um mich stand, Sie rissen so mein
Haus entzwei Und suchten mich,
erst eine Und dann eine andere,
zu vergewaltigen, Und taten dies mit
ihren Fingern Und den
Fingerspitzen, Und belegten
rundherum den Garten Mit der frischen,
feuchten Tageszeitung, Und der Himmel
hatte zuzuschauen, Und ich wusste
nicht, warum der kalte Mond Ganz fest in meinen
Händen schlief. |
Auch die Geburt
bereitete mir Schmerzen, Und ich wurde
täglich neu geboren, Weil ich viele Tode
starb, Man sagte ja, ich
sei das Laub, Das kürzer aber
öfter lebe als der Baum, Ich fiel und wurde
grau Und brach hervor Und trank an deiner
Brust, Die überquoll, wenn
man nur mit dem Fingernagel in die
Rinde ritzte, Und ich fing mit
einer Dose jeden weißen Tropfen auf, Obwohl die Milch,
die du so reichlich hattest, Mir ganz farblos
war. |
Helfen heißt nicht,
dass du richten sollst, Und auch der
Henkersknecht ist nicht der Richter, Wahrheit war, dass
ich am Tag gleich Zweimal lebte, Und am Abend hielt
die Sonne an Und ging den ganzen
Weg zurück, Und auf den Straßen
wuchs schon Gras im Pflaster, Und es hieß: „Die ausgebliebne
Nacht trägt Schuld am Wachstum, nicht die
Sonne,“ Und sie blieb doch
seit millionen Jahren an derselben Stelle. |
Heute nimmt man an,
dass alle Himmelskörper gar
nicht existierten, Dass sie durch die Nähe größerer
Gedanken erst entzündet würden Und nur sichtbar waren,
weil man dachte, Und die
Denkmaschinen, Die wir aufwärts
sandten, flogen rückwärts In bereits gedachte
Gegenwart, Und wirklich traf
mich jede Frage, die ich
stellte, völlig unbeleuchtet, Und ich wusste
nicht, was gestern war, Und reiste morgen
schon in die vergangne Nacht. |
Der Reisezug, der
mich am Abend weiter brachte, Machte kaum
Station, Und sah ich in die
Sonne, Lief sie rückwärts, Und ich traf erneut
den Abschied einer Frau, Die ich nun endlich
wieder liebte bis zu unsrem ersten Treffen, Und davor stieg sie
aus diesem Wagen, Und ich hatte sie
niemals gekannt Und wusste nichts
von der Begegnung dieses
Morgens, Den man ausgerufen
hatte. |
Meine Straße
krümmte sich zu einem Wellengitter, Und die Wellen
hoben sich und Senkten sich Und mich, Und durch die
Gitter konnte ich nicht fallen, Und ich sandte Und empfing durch
dieses Raster alles, Was ich dachte, Und in Wahrheit war
es so: Es strömten Winde
in dem nahen Meer statt Wasser,
und sie trugen Sand, Man sah hindurch Und stand vor einer
Fensterscheibe, Die war eingesetzt
in deinen Brustkorb. |
Ich sagte zu dem
Künstler, Dass ich auf der
einen Seitenkante Seiner Arbeit
stünde, Und ich müsste
stürzen, Und er sah nicht
her, Und meine Beine rutschten
ab Und nahmen mir den
Halt, Und noch im Fallen
hörte ich ihn Über seine eignen
Werke klagen, Die sich selbst
zerstörten, Und in meine Hand
zwang sich ein Blindenstock, Der wusste mehr als
meine Augen Sahen. |
Oft wurd ich zum
Opfer der Verkürzten Bilder,
die entstanden, Weil ich viel zu
eilig war, Und andre sagten
mir, es gäbe Flächen, die
bestünden nur aus einer Farbe, die zum
schmalsten Strich, Zur Ritze eines
Spektrums schrumpfen würden Und die lägen weit
im Raum, Und tief in mir war
stets ein Bild zu Meinem Trost Und zeigte mich als Totengräber hinter
einem Felsen, Und ich lag vor mir Und war erschlagen. |
Mit Sägen zog man
aus, Den Baum, dem Arme
wuchsen, Zu beschneiden, Und er stand in
meinem Garten, Und man würde an mir
operieren, Und in meiner Not
und meinen Ängsten Wuchs ich gänzlich
aus den Wänden meines
Hauses Und bot mehr als
abgesägte Arme, Und ich wurd beim
ersten Schnitt Zu Stein, ich wurd
zum Denkmal, Das man schonen
musste, Und ein Weib, das
ich nicht kannte, Schleppte einen
Bausteinkasten viele Male In sein Haus, Und trug ihn wieder
fort Und wieder heim. |
Ich las dann mein
Gedicht vom Wind Und dass er sich
den Kopf an Gegenständen Blutig schlug, Und von dem
Künstler, der ihn so lebendig malte, Mit den Wunden, die
ihm blieben, Und ich wehte an
bescheidnen Tagen sanft Und stand oft
stundenlang in halber Höhe völlig still Und blickte nicht
nach dir und nicht nach mir Und hielt mich
atemlos. |
Das Geld ließ ich
aus meinen Händen fallen, Weil ich es
besitzen wollte, Und ich quälte mich
Und stieß es mit
den Füßen, Und es blieb dran
haften Und schwoll an, An mir bergauf, Und wertvoll war
ich mir Und sprang aus
meinem Raum, Den Raum, den ich
mit mir alleine füllte, In die Notwehr, Die hing unbenutzt Und bodenfrei am Haken. |
Gedanken, die ich
hatte, Waren die
Geschwindigkeiten, Die sich nicht
zusammenzählen ließen Und verdoppeln, Dachte ich an
Grenzgeschwindigkeiten, Gab es nichts mehr
zu vermehren, Und es fiel ein
Tropfen Gift ins Meer Und war in Wahrheit
umgekehrt: Es fiel das Meer
ins Gift Und nichts war
umzukehren. |
In den Garten
stelltet ihr die Bronzestatuen, Sie sollten nur die
Weiser neuer Wege sein, Es fehlten noch die
Straßen, Die hier ihren
Anfang nehmen sollten, Und ein Kind hielt
fest die Schnur Des Drachens in der
Hand Und stieg an diesem
Drachenseil hinauf, Und es gelangte
weit, weit höher als sein Spielzeug, Das nun aufsah und
sich nach ihm Sehnte. |
Du maltest einfach
einen Wassertropfen In den Raum, Es war kein
Untergrund, Und deine Formen
und die Farben Blieben haften an
der Luft, Und jeder sah genau
den Tropfen fallen Und sich äußerlich
durch seine Flüssigkeit
verformen und sich runden, Und er fiel an uns
vorbei Und blieb trotzdem
an dieser einen Stelle Haften, Und die
Doppelsterne standen unbeweglich Gegenüber, Und sie wussten
nichts von ihrer rasenden Bewegung
umeinander. |
Bin ich denn blind, Dass ich die
Todestropfen überseh Und steh doch in
der Straße in dem Rückgrat fremder
Leute, Und sie selbst sind
unsichtbar Und teilen irgendwo
im Landesinnern Ihre Länder neu, Und ich soll Wache
halten, Und man bot mir
eine Reise an, Die führte in die
Erde bis zum Stillstand, Und die nahm ich an Und warte nun und
taste hier am Ende dieser Bergfahrt, Und es ist ja alles
offen. |
Über mir, mag sein,
dass ich mich irre, Weil ich in dem
Kopfstand lebe, Schlägt ein
schwerer Hammer Tag und Nacht Und stünde er im
Himmel, Also unter mir, Schlüg er umsonst, Und über mir, im
Erdreich also, Müsste er mich bald
erreichen. |
Man konnte sich den
Zählblock Einer Zukunft
kaufen, der war einfach, Und er zählte alle
nahen Tage Nach der Größe, Und sie wurden mit
dem Abstand kleiner, Und es war doch
ganz verkehrt, Weil sich der Wert
entfernter Zeiten Pausenlos
vergrößerte Und an Bedeutung
ungeheuer zunahm, Und der Augenblick,
der immerzu geschah, War winzig und von
atomarer Kleinheit, Und man spießte ihn
mit kleinen, spitzen Gegenständen in das
Tagebuch. |
Die Explosion der
Zelle war in dir, Und viel zu eng war
die Gefangenschaft, In der du lebtest, Und den Tisch und
alle Stühle Nageltest du an die
Decke deines Raumes, Und das Bett
verschraubtest du flach mit der Wand, Und deinen Schrank
schlugst du in tausend Stücke, Und die Wäsche
bildete ein Häuflein Aussichtslosigkeit,
das vor dem Fenster hockte, Und es hob sich
langsam, langsam der Vulkan Als neue Insel aus
dem Ozean Und Wasserdampf
stand grau darüber Und verdrängte viel
von unsrem Himmelsblau. |
Ein Reisender
befragte mich nach einem Weg, Der rückwärts
führte, Und ich wagte keine
Antwort, Und er stand doch
nur in falscher Richtung, Und ich schwieg und
zeigte in den Wind, Der sprang jetzt
deutlich um Und stieß mich
fort, Riss meine Arme
hoch Und ließ mich
lügen, Und der Fremde
stieg in mich Und blieb, Und ein Bericht,
den er mir sandte, War sehr positiv: Er käme gut voran. |
Ein andres Zimmer
hatte man im Leben ausgegossen
mit den durchsichtigen Harzen unsrer Zeit, Es war unmöglich
dort hinein zu langen, Und man hätte
helfen können, weil die Kinder in dem
Zimmer schliefen, Und mit einer Lampe
zündete man wohl noch Die Gardinen an, Und etwas stand so
schräg, Es musste einfach
fallen, Und man wusste nicht
einmal, wie wahr Der Inhalt war, So überdeutlich
lebte man darin. |
In meinem Kopf wuchs
noch ein Augenpaar, das sah
nach hinten, Und es war mein
„drittes Auge“, Wie man sagte, Und es wurde wach,
wenn alles schlief, Sah jede
Einzelheit, wenn die Gewohnheit mich in
ihre Arme nahm, Und dir konnt ich
so gut wie nichts erzählen, Und du wohntest mir
im Hinterkopf, Ich sah dich nie, Und meine
Blindheit, sagtest du, Würd nicht mehr
heilen. |
An den Händen
spürte ich die Wärmestrahlen
einzeln, Wenn sie darauf
fielen, Und auch, wenn sie
mich verließen, Und ein Fremder
erntete an mir, Und bündelweise
trug er mich davon, Und übrig blieb nur
meine Sehnsucht, in der
Ferne meine Spur zu finden, Und die Augen nahm
ich an ein langes Band. |
Die Tage drängten
sich bei mir, Sie steckten eng an
eng Und wollten mir
zugleich geschehen, Und das Nachbargleis
war unbefahren Und noch völlig
frei, Und heimlich ließ
ich meine Augen Darauf reisen, Und sie brauchten
mir nicht zu berichten Oder mir zu
schreiben, Sondern sollten als
ein Teil, von mir gesendet, Gänzlich ich sein Und sich so von mir
befrein, Ja, ängstlich
wachte ich die Nächte durch, Weil sich der
Schienenstrang In mir verlor. |
Im weißen Strahlen
unsrer Sonne Wurde dein Gesicht zum
Spiegel, Und, als käme die
Musik direkt von dort, So sah ich ihre
Noten darein fallen, Und es wurden
Bilder deutlich, die mich sahen Und mich mahnten
und mich endlich riefen, Und ich ging mit
dir, Und hinter mir
zerbrach die letzte Stunde staubiger Zerstreuung, Und ein
Brückenkopf, an dem ich lange Bauherr war, Blieb als ein
abgeschlagner Armstumpf stehen, Und mir blieb nicht
Zeit Mir meine Wunde zu
verbinden. |
In einer Wiese
spielten viele Instrumente eine
Melodie aus Vögeln, Pflanzen, Fischen, allen
andren Tieren Und den Menschen, Und sie endeten das
Spielen ohne uns Und sprachen über
eine andre Zeit, Die war nach uns
geschehen und Würd vor uns
kommen, |