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Harald Birgfeld, Webseite seit 1987/ Website since 1987

 

da liegt mein Herz, Geschichten aus Niemandsland 2022 -2024 (im Entstehen)

z.B.: 100 Jahre „Kafka“, eine herrenlose Fundsache (neu)

 

Aufruf

 

zu Olympia – olympische Spiele!

 

 

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Lyrik, Prosa und Ingenieurarbeiten

 

 

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Buchtitel Inhaltsverzeichnis

 

Wir gerieten in den

Gürtel der Meteoriten

Lyrik.

                          10.000 Aufschläge

                          Band 13: Aufschläge 6001 - 6501

 

Harald Birgfeld

ISBN 3-937264-24-8

 

 

"Es lohnt sich, einmal einen heutigen Dichter kennen zu lernen, der mit der deutschen Sprache einen faszinierend fremden Weg betritt und trotzdem dem Leser Freiraum lässt für eigene Gedankengänge, ohne dass die Probleme in erhobener Zeigefingermanier zu zeitkritischen Trampelpfaden werden." (1986: Gutachten).

 

Harald Birgfeld, von Beruf Diplom-Ingenieur, schrieb seine Gedichte während der morgendlichen Fahrt mit der Hamburger S-Bahn zur Arbeit.  Seine Texte entstanden fast immer bereits in endgültiger Form.

 

Copyright 2006 beim Autor, Harald Birgfeld, alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Veröffentlichung darf ohne schriftliche Erlaubnis des Herausgebers, Harald Birgfeld, reproduziert werden. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Verfilmung und Einspeicherung sowie Verarbeitung in elektronischen Systemen.

 

Herausgeber, Autor, Redakteur: Harald Birgfeld, e-mail:.               Harald.Birgfeld@t-online.de

 

 

23 Gedichtbände, 10.000 Strophen: Wir gerieten in den Gürtel der Meteoriten, 10.000 Aufschläge.

Zum jeweiligen Volltext: 

 

Bd.  1: Aufschläge       1 -  500

 

Bd.  2: Aufschläge    501 -   999

 

Bd.  3: Aufschläge 1000 - 1501, (1. Version)

 

Bd.  3: Aufschläge 1000 - 1501, (2. Version)

 

Bd.  4: Aufschläge 1502 - 2000

 

Bd.  5: Aufschläge 2001 - 2499

 

Bd.  6: Aufschläge 2500 - 3000

 

 

 

Bd.  7: Aufschläge 3001 - 3501

 

Bd.  8: Aufschläge 3502 - 3999

 

Bd.  9: Aufschläge 4000 - 4500

 

Bd. 10: Aufschläge 4501 - 5001

 

Bd. 11: Aufschläge 5002 - 5499

 

Bd. 12: Aufschläge 5500 - 6000, (1. Version)

 

Bd. 12: Aufschläge 5500 - 6000, (2. Version)

 

Bd. 13: Aufschläge 6001 - 6501

 

 

 

Bd. 14: Aufschläge 6502 - 6999

(online und im Buchhandel)

 

Bd. 15: Aufschläge 7000 - 7500

 

Bd. 16: Aufschläge 7501 - 8002

 

Bd. 17: Aufschläge 8003 - 8500

 

Bd. 18: Aufschläge 8501 - 9000

 

Bd. 19: Aufschläge 9001 - 9500

 

Bd. 20: Aufschläge 9501 - 9827

 

Bd. 21: Aufschläge 9828 - 10.100

 

 

Inhaltsverzeichnis

 

 

Aufschläge 6001 - 6003

Aufschläge 6004 - 6006

Aufschläge 6007 - 6009

Aufschläge 6010 - 6012

Aufschläge 6013 - 6015

Aufschläge 6016 - 6018

Aufschläge 6019 - 6021

Aufschläge 6022 - 6024

Aufschläge 6025 - 6027

Aufschläge 6028 - 6030

Aufschläge 6031 - 6033

Aufschläge 6034 - 6036

Aufschläge 6037 - 6039

Aufschläge 6040 - 6042

Aufschläge 6043 - 6045

Aufschläge 6046 - 6048

Aufschläge 6049 - 6051

Aufschläge 6052 - 6054

Aufschläge 6055 - 6057

Aufschläge 6058 - 6060

Aufschläge 6061 - 6063

Aufschläge 6064 - 6066

Aufschläge 6067 - 6069

Aufschläge 6070 - 6072

Aufschläge 6073 - 6075

Aufschläge 6076 - 6078

Aufschläge 6079 - 6081

Aufschläge 6082 - 6084

Aufschläge 6085 - 6087

Aufschläge 6088 - 6090

Aufschläge 6091 - 6093

Aufschläge 6094 - 6096

Aufschläge 6097 - 6099

Aufschläge 6100 - 6102

Aufschläge 6103 - 6105

Aufschläge 6106 - 6108

Aufschläge 6109 - 6111

Aufschläge 6112 - 6114

Aufschläge 6115 - 6117

Aufschläge 6118 - 6120

Aufschläge 6121 - 6123

Aufschläge 6124 - 6126

Aufschläge 6127 - 6129

 

 

Aufschläge 6130 - 6132

Aufschläge 6133 - 6135

Aufschläge 6136 - 6138

Aufschläge 6139 - 6141

Aufschläge 6142 - 6144

Aufschläge 6145 - 6147

Aufschläge 6148 - 6150

Aufschläge 6151 - 6153

Aufschläge 6154 - 6156

Aufschläge 6157 - 6159

Aufschläge 6160 - 6162

Aufschläge 6163 - 6165

Aufschläge 6166 - 6168

Aufschläge 6169 - 6171

Aufschläge 6172 - 6174

Aufschläge 6175 - 6177

Aufschläge 6178 - 6180

Aufschläge 6181 - 6183

Aufschläge 6184 - 6186

Aufschläge 6187 - 6189

Aufschläge 6190 - 6192

Aufschläge 6193 - 6195

Aufschläge 6196 - 6198

Aufschläge 6199 - 6201

Aufschläge 6202 - 6204

Aufschläge 6205 - 6207

Aufschläge 6208 - 6210

Aufschläge 6211 - 6213

Aufschläge 6214 - 6216

Aufschläge 6217 - 6219

Aufschläge 6220 - 6222

Aufschläge 6223 - 6225

Aufschläge 6226 - 6228

Aufschläge 6229 - 6231

Aufschläge 6232 - 6234

Aufschläge 6235 - 6237

Aufschläge 6238 - 6240

Aufschläge 6241 - 6243

Aufschläge 6244 - 6246

Aufschläge 6247 - 6249

Aufschläge 6250 - 6252

Aufschläge 6253 - 6255

Aufschläge 6256 - 6258

 

Aufschläge 6259 - 6261

Aufschläge 6262 - 6264

Aufschläge 6265 - 6267

Aufschläge 6268 - 6270

Aufschläge 6271 - 6273

Aufschläge 6274 - 6276

Aufschläge 6277 - 6279

Aufschläge 6280 - 6282

Aufschläge 6283 - 6285

Aufschläge 6286 - 6288

Aufschläge 6289 - 6291

Aufschläge 6292 - 6294

Aufschläge 6295 - 6297

Aufschläge 6298 - 6300

Aufschläge 6301 - 6303

Aufschläge 6304 - 6306

Aufschläge 6307 - 6309

Aufschläge 6310 - 6312

Aufschläge 6313 - 6315

Aufschläge 6316 - 6318

Aufschläge 6319 - 6321

Aufschläge 6322 - 6324

Aufschläge 6325 - 6327

Aufschläge 6328 - 6330

Aufschläge 6331 - 6333

Aufschläge 6334 - 6336

Aufschläge 6337 - 6339

Aufschläge 6340 - 6342

Aufschläge 6343 - 6345

Aufschläge 6346 - 6348

Aufschläge 6349 - 6351

Aufschläge 6352 - 6354

Aufschläge 6355 - 6357

Aufschläge 6358 - 6360

Aufschläge 6361 - 6363

Aufschläge 6364 - 6366

(Cafe Müller, gewidmet

Pina Bausch, 09.1984)

Aufschläge 6367 - 6369

Aufschläge 6370 - 6372

Aufschläge 6373 - 6375

Aufschläge 6376 - 6378

Aufschläge 6379 - 6381

 

Aufschläge 6382 - 6384

Aufschläge 6385 - 6387

Aufschläge 6388 - 6390

Aufschläge 6391 - 6393

Aufschläge 6394 - 6396

Aufschläge 6397 - 6399

Aufschläge 6400 - 6402

Aufschläge 6403 - 6405

Aufschläge 6406 - 6408

Aufschläge 6409 - 6411

Aufschläge 6412 - 6414

Aufschläge 6415 - 6417

Aufschläge 6418 - 6420

Aufschläge 6421 - 6423

Aufschläge 6424 - 6426

Aufschläge 6427 - 6429

Aufschläge 6430 - 6432

Aufschläge 6433 - 6435

Aufschläge 6436 - 6438

Aufschläge 6439 - 6441

Aufschläge 6442 - 6444

Aufschläge 6445 - 6447

Aufschläge 6448 - 6450

Aufschläge 6451 - 6453

Aufschläge 6454 - 6456

Aufschläge 6457 - 6459

Aufschläge 6460 - 6462

Aufschläge 6463 - 6465

Aufschläge 6466 - 6468

Aufschläge 6469 - 6471

Aufschläge 6472 - 6474

Aufschläge 6475 - 6477

Aufschläge 6478 - 6480

Aufschläge 6481 - 6483

Aufschläge 6484 - 6486

Aufschläge 6487 - 6489

Aufschläge 6490 - 6492

Aufschläge 6493 - 6495

Aufschläge 6496 - 6498

Aufschläge 6499 - 6501

 

 

Aufschläge 6001 – 6003

 

Glauben heißt nichts anderes,

Als dicht daneben stehen,

Und ich stand auf dem

Gerüst und hielt die

Seile deiner Schaukelei in meiner

Hand, um dir den

Schwung zu geben,

Und es war zu viel

Und leer wurd, was ich schwang,

Und hielt den Atem an

Und sah mich nun sekundenlang

Und eng an meiner

Seite stehn.

 

 

 

Ich sprach von

Königreichen meiner grünen Augen,

Und es trieben Inseln in dem

Meer in meiner Stirn,

Und Blicke, die ich jemals sandte,

Kehrten heim zu mir, um zu berichten,

Und sie warteten in langer Reihe, eng an eng

Und stützten sich im

Glauben gegenseitig.

 

 

 

Abends wollte ich an die

Gespräche meine

Lieblingsbilder hängen,

Und ich fand mich selbst schon angekeilt

Mit langen

Kupfernägeln an der Wand,

Und litt an diesem

Abend wirklich gar nicht unter mir

Und stand noch lang

Daneben.

 


 

Aufschläge 6004 - 6006

 

Die

Gehwegplatten eines Bahnhofs waren in der

Mitte ihres

Abschieds hell,

Und außen wuchsen

Gras und Unkraut

Und Kamille kräftiger,

Und hier verlor sich auch die

Nacktheit jeder Ankunft, jedes

Nimmerwiedersehens und der

Frohsinn über eine

Trennung.

 

 

 

Mitten in den

Worten, die wir sprachen, wuchsen

Fahrtsignale,

Und sie zeigten nur in eine

Richtung, und im

Nachhinein, im Rückwärtsschaun, erkannten wir die

Unbezogenheit und nicht den

Sinn der Nachbargleise.

 

 

 

Wenn es soweit war, nahm ich die

Nacht vom Haken ab,

Und breitete sie aus

Und schaffte es, mich unter sie zu legen,

Oder wohlig oben drauf,

Und heute war es so, dass ich ihr dunkles

Tuch zerschnitt

Und zwischen tagesblaue

Flecken setzte,

Und ich zeigte dir, dass in der Zukunft

Tag und Nacht kaum noch zu trennen wären

Und sich ineinander schieben würden,

Und wir müssten lernen, viele

Sonnen über uns zu sehen

Und sie zu ertragen.

 


 

Aufschläge 6007 - 6009

 

Alles, was ich dachte, strich ich durch

Und musste dir erklären, dass das letzte,

Was ich schrieb,

Noch nicht geschrieben war,

Und ich gestand auch ein,

Das alles, was ich sprach, nicht malbar wäre,

Und ich müsste lange vor der

Leinwand schon beginnen,

Und beenden müsste ich die

Arbeit weit, weit hinter ihr im

Raum, wo gar nichts ungeschehen

Mehr geschehe.

 

 

 

Du schliefst mit deinen

Augen ein vor meinen Augen,

Die berührten sich,

Die fremden

Lider hielten ihre

Züge fein geschlossen,

Und ich sah hinein

Und sah, wie du betroffen mich betrachtetest

Und mich verachtetest

Und dass ein anderer an meiner

Stelle stand

Und wie sich deine

Lippen um ihn rankten

Und doch unbewegt im

Schlafe schliefen,

Und ich konnte

Und ich wollte euch nicht trennen,

Denn du warst mit dir im Paar;

Ich musste euch geschehen lassen.

 

 

 

Immer wieder schoben sich die

Nachbargleise heimlich auf die

Schienen, die uns führten,

Und wir waren zwei in einem,

Und ein Gegenstrich war zu erwarten,

Und in diesem

Augenblick benutztest du die

Weiche, dich zu trennen,

Und die Hand an meinem rechten Arm

Griff wieder in dein Haar

Und ließ erneut geschehen,

Was doch grad geschehen war.

 


 

Aufschläge 6010 - 6012

 

Tausend weiße Augen sahen aus dem Flieder,

Blickten ihren Duft zu mir

Und stießen mich,

Und andre Düfte, hört ich,

Blieben unbedacht

Und strichen über die geschundnen

Glieder, die von Kindern liegen blieben,

Und es war ein

Ungemach, in dem ich stand,

In dem ich mich nicht strecken konnte,

Das mich auch nicht sitzen ließ,

Weil mir der

Kopf, die Knie an viel zu enge

Wände stießen.

 

 

 

Als ich nur einmal fragte, wie man schöne

Frauendüfte wöge,

Ob man sie mit

Handgewichten in die kleinen

Dosen füllen könnte, um sie zu verschenken,

Wusstet ihr nicht einmal mehr,

Wovon ich sprach

Und musste euch in meinen

Garten führen, wo das

Gras aus reinem Golde wuchs,

Und eure nackten

Füße spürten, wie der

Reichtum stach.

 

 

 

Unsre Armut hing in

Bäumen, dass sie jeder sah,

Und jeder konnte sie begießen

Und danach als Eigentum begrüßen,

Und in Trockenheit war ihre

Pflege Pflicht;

Man wusste, dass die

Vögel in den Zweigen als ein

Lebenszeichen galten,

Und man ließ sie nicht entfliegen,

Und die Frauen flochten frühlingsfarbne

Netze in die Zöpfe ihrer

Töchter,

Und man ging an

Feiertagen hin zu ihnen,

Hin zu jeder einzelnen,

Und gratulierte ihrer Schönheit,

Die wahrhaftig lebte.

 


 

Aufschläge 6013 - 6015

 

Du, ein alter Mann,

Sprachst heute, im Vorbeigehn,

Mit der Armut

Und beschimpftest sie, sie sei dir ekelhaft,

Und was man an dir selber sähe

Wäre alles echt und wahr,

Und früher hättest du auf

Königreichen trampeln dürfen,

Und dein Haar hättst du vergolden lassen,

Dass es hart und steinig wurde,

Und es wäre fühlbar, was du dächtest;

Nah an dir und hinter dir stand aufgebaut das

Glück und zeigte,

Wie es schwer geschaffen war.

 

 

 

Ein Kind, das dicht in meiner Nähe spielte,

Sang dabei ein Lied, das ich verstehen musste:

„Glück“, so sang es, „ist der

Morgenwind und Liebe ist der zweite

Mond,

Der Tod, der dich schon küsste,

Ist das Leben,“

Und es war nun doch ein alter, junger

Mann, der spielte mit den Sternen,

Die in seinen Händen glühten.

 

 

 

Morgens zündete ich meine

Tageshoffnung an

Und lebte im Gebet mit dem,

Der mich vor mir kopfüber stellte,

Und die Schwerkraft richtete uns beide

Aus,

Auch hielt ich mich an meinen

Beinen fest,

Und tags darauf erlebten wir uns umgekehrt

Und hielten so verspiegelte

Gespräche.

 


 

Aufschläge 6016 - 6018

 

Ich kann in meine Sprache

Nicht den Wechsel einer

Tonart bringen,

Und ich singe alle Lieder, die ich schreibe,

In die Zeilen des Papiers,

Und kostbar wird die Seide,

Und ihr Knistern und ihr Rascheln

Sprechen mir von einem Leben,

Das mich ganz berauscht.

 

 

 

Auch ein

Feuer springt nun auf die

Hände,

Und es schmerzt mich nicht

Und nährt sich irgendwie

Und leckt mir ins Gesicht,

Und jedes Wort, das ich verwende,

Brennt sich ein

Und wird vertraut.

 

 

 

Schwiege ich noch etwas länger,

Würden meine Ohren schreiben

Und mein Mund würd sehen lernen,

Und die Augen würden hören wollen,

Und es war die Schuld

Des Regentages, dass ich so verändert wurde,

Und es war für mich gut zu verstehen,

Dass der Mann nun endlich einen

Frauennamen annahm.

 


 

Aufschläge 6019 - 6021

 

Heute Morgen trug man mich in einem

Pappkarton davon

Und sagte nicht wohin

Und nahm mir die

Behausung,

Und in einem Saal, gefüllt mit Technik

Und gefüllt mit mörderischen

Instrumenten trennte man mir meinen

Kopf vom Rumpf und fand darin

Die ältesten Papiere, die man suchte

Und studierte sie

Und füllte mich danach mit ihnen wieder auf

Und reparierte mich

Und brachte mich genauso wortlos heim, nach

Hause,

Und ich konnte nicht in mich

Hineinsehn.

 

 

 

Eine

Frau war mir so sehr vertraut,

Dass wir nur unsre

Ohren sprechen ließen,

Und die sahen unablässig dem

Vertrauten auf den Mund;

Sonst schwiegen wir uns an

Und standen beide vor dem

Spiegel,

Und wir hätten dort zu viert erscheinen müssen

Und wir waren nur zu zweit.

 

 

 

In den

Brief, der wichtig war,

Tat ich ein Bild,

Das zeigte mich ganz fröhlich,

Und der Brief ließ sich

So nicht mehr schließen,

Und bei dir, so sagtest du,

Wär es unmöglich ihn zu öffnen,

Und er läge nun bei dir

Und lag bei mir

Und war nicht abgesandt

Und war doch angekommen,

Und ich kannte mich nicht wieder.

 


 

Aufschläge 6022 - 6024

 

Ich lag in einem Vorraum

Einer Königin

Und nah an ihrem Bett

Und war zugleich darin,

Und dort am Boden

Fand ich die Verheerung meines

Ruhmes jetzt am Morgen,

Und ich ging hinüber,

Und ich wollte mich zusammenfügen,

Und es blieb das königliche Bett dazwischen,

Und die Königin bediente die

Geschäfte.

 

 

 

Meine

Kleidung war nicht angemessen,

Und man hing mir

Ringe der Kartoffelschale an die

Haut und sagte,

Darin läge Stärke,

Und es war nichts wert,

Und hier am Boden war ich falsch

Und ließ mich neu verwurzeln

Und sank in die Erde

Bis zum Hals.

 

 

 

Man trat viel auf meinem

Kopf herum,

Und ich vertraute jedem, das war falsch,

Und hörte aus der Nachbarschaft die

Leute klagen über

Schmerzen, die weit über ihnen lägen,

Und sie kämen nicht heran,

Und sie bekämpften

Und sie sahen nichts.

 


 

Aufschläge 6025 - 6027

 

Es ließ sich leicht um Freiheit kämpfen,

Wenn man selbst in Freiheit war,

Und du befahlst in deinen Räumen

Absolute Freiheit,

Und es kamen jede Tasse, jeder Teller,

Jede Schale, jeder Gegenstand

Und fragte um

Erlaubnis,

Und es war dir alles untertan,

Und auch das Messer

Durfte nicht die Luft durchschneiden,

Und du musstest dauernd zwischen

Einem Wert von einer Freiheit

Und dem andren unterscheiden.

 

 

 

Deine

Nachbarin verschenkte nichts

Und machte sich sich selbst zur Dienerschaft

Und fragte nun tagaus tagein

Ob andere das, was sie sich versagte,

Stehlen würden, denn die

Freiheit, die sie doch nicht hatte,

Musste sichtbar sein in Händen andrer Leute,

Und sie baute

Freiheitsfallen auf auf ihren eignen

Wegen

Und bedachte alles.

 

 

 

Ich liebte es, dein Kleid,

Weil es im Moos stand,

Und es fühlte sich so feucht, so stumpf,

So unberührt, so seiden an,

Und immer wieder musste ich mir dein

Gesicht aus meinem nehmen,

Und du schriebst mit einem

Stift auf deinen grünen Rocksaum:

„Er ist stets in mir

Und lässt mich selten selten sein,

Und beide füllen wir den einen

Raum bis hin zur

Tür.“

 


 

Aufschläge 6028 - 6030

 

Ich war dir gleich,

Und meine Liebe galt, ich geb es zu,

Den langen blonden Haaren

Über deinen Schultern,

Und ich wohnte dort

Und züchtete mir diesen

Anblick aus der Nähe,

Und du ließt dich, außer mir

Von anderen bewohnen,

Die besaßen mehr

Und ernteten auch mehr

Und säten später aus auf dir,

Und du und ich,

Wir warn uns gleich.

 

 

 

Du sagtest mir, man hätte

Teile deines Körpers abgekoppelt

Und sie anderswo in Fahrt gebracht,

Und du vermisstest eigentlich an der

Persönlichkeit bis heute nichts,

Und ganz entfernt erkanntest du dich wieder,

Und du sagtest nur,

Das wäre früher dein Besitz gewesen,

Und von mir war dünnes

Drahtgewebe nachgeblieben

Und das rostete,

Und jedermann hing irgendwelche

Sachen daran auf,

Und niemand wollte eine Wache.

 

 

 

In den Bergen öffnete ein

Wissenschaftler eine unbekannte

Dose,

Und er fand darin die konservierte

Landschaft, Tierwelt, Pflanzen aller Arten

Aus der ältesten

Vergangenheit

Und sah zugleich, dass Menschen fehlten,

Und er nahm von einer Frau die wesentlichen

Teile

Und von sich, was wichtig war,

Und füllte sie nun auf

Und schloss den winzigen

Behälter wieder ein in seine

Zeit.

 


 

Aufschläge 6031 - 6033

 

Heute Nacht hat irgendjemand alle

Wege abgeschafft

Und keine Straße lag mehr auf der

Straße,

Und es gab von ihnen keine Spur mehr,

Und sie waren alle aufgerollt

Und hielten sich versammelt,

Und zu dir ging ich in deine

Bücherstube

Und dort standen sie

Und warteten, dass man sie einzeln sichten würde,

Und ich sprach mit ihnen

Und mit der Besitzerin, die war sehr liebevoll,

Und ließ mich ganz versteckte

Pfade, enge Steige gehen,

Und ich war in ihrem

Kopf.

 

 

 

Abends maltest du den

Sonnenuntergang,

Der legte sich so eingerissen

Und so streng in deine Hände,

Und du gabst ihn mir,

Ich dürfte ihn verwenden, wie ich wollte,

Und ich nahm ihn an

Und wusste keinen Umgang,

Und er fiel mir hin

Und riss noch etwas weiter,

Und an deinen Hals hing ich zum

Schluss dies Himmelspflaster,

Und du liebtest lebende

Geschenke,

Und dein Blick, den ich mir fangen wollte,

Ging an mir so weit vorbei.

 

 

 

Wir hatten eine eigne Rettung

In der Nähe,

Die stand stets in einem Garten,

Und es gab nicht einen dort, der hätte

Hilfe leisten können,

Und wir suchten uns mit

Zeichen, die auch nachts zu lesen

Und zu senden waren,

In die fernste Wohnung einzuschleichen,

Und es lebte mancher schon

Mit einem anderen zusammen,

Den er nie in seinem

Leben jemals sehen oder jemals

Kennen lernen konnte.

 


 

Aufschläge 6034 - 6036

 

Ich las in einer

Fensterscheibe:

„Tausend Leben wirst du leben

Und nicht einen Tod

Und danach sterben,“

Und in Spiegelschrift las es sich anders,

Etwa so:

„Du wirst zu jedem Leben

Sterben einen Tod

Und danach tausend

Tode sterben

Und dann leben,“

Und ich war geteilt,

Und alles, was ich kannte, lebte in der

Spiegelei.

 

 

 

Morgens sprang ich gleich in spiegelglatte

Flächen,

Und versuchte früh schon zu erkennen,

Wie ich anders aussah,

Und nur einmal fiel ich durch

Und näherte mich nun von andrer Seite

Dieser Oberfläche, brach aus ihr heraus

Und stand an meinem Bett,

Begrüßte mich

Und fand mich neu

Und ungewöhnlich

Und erzählte mir von mir auf andrer Seite,

Und ich redete in

Spiegelsprache.

 

 

 

Auch die Hoffnung, die ich ständig zur

Erinnerung benötigte,

War gut für mein

Verständnis kleinster

Spiegelbilder, wie sie Mikroskope schaffen,

Und ich fand in den

Gesprächen, die zum Inhalt die

Begrüßung hatten

Und nichts mehr,

Ich fand darin den Wunsch so deutlich wieder,

Lebenszeichen auf die andre

Seite abzugeben.

 


 

Aufschläge 6037 - 6039

 

Am Waldrand führte einer dieser schmalen

Wege einen Baumstamm steil hinauf,

Und er verlor sich in der Krone,

Und ich war bis dort gekommen

Und sah über mich

Und musste warten bis man mir

Von weit, weit her die

Leiter reichte, um dann weiter in die

Leere aufzusteigen,

Und sie war randvoll gefüllt mit anderen,

Die lang vor mir den

Weg gegangen waren,

Und ich stand am Anfang.

 

 

 

Hier nahm sich ein kleiner Junge

Eine Angel,

Und es war kein Fluss und kein

Gewässer, und er saß auf einem

Stein und hielt die

Fanggeräte in die

Wiese,

Und die Fische, die mir sehr vertrauten,

Schickte ich zu ihm,

Und einer ließ sich fangen

Und nach Hause tragen,

Und es war ein

Schwesterlein, das er sich

Wünschte.

 

 

 

Und die Frau,

Das las man in der Zeitung,

Wurde schwanger von sich selber,

Und man pflanzte

Bäume nicht mehr in die Luft

Und Fische schwammen nicht mehr über nasser

Erde,

Und ein Mann erkannte nicht mehr die

Begierde,

Und es gab Maschinen,

Die verbrachten ihre

Zeit mit uns.

 


 

Aufschläge 6040 - 6042

 

Man setzte dich auf einer

Platte aus, die war aus Glas,

Und um hier Halt zu finden,

Wuchsen dir sechs Beine,

Und die Fläche reichte bis zum

Horizont,

Und deine Schritte brachten nichts

Und führten dich nicht weiter,

Und ich stand am Rand und hörte auf zwei kluge

Leute, die sich stritten um den

Grad des Unterschiedes der zwei gleichen

Käfertiere voneinander,

Und ich selbst konnt nicht einmal den

Grashalm schaffen,

Und es rief kein einziger um

Hilfe.

 

 

 

Zwischen meinen grünen Armen

Fand ich immer wieder etliche,

Die waren völlig trocken und erstarrt

Und würden eines Tages brechen,

Und ich schonte sie

Und stieß doch hier und da schon an,

Und hinter mir vergaß mich abgebrochenes

Geäst, das war, ich weiß es ganz genau,

Einst grün und weiß gewesen,

Und es ragte damals weit in mich hinein,

Und Feuerholz, so sagte man,

Würd aus mir werden,

Und es würde wichtig sein.

 

 

 

Du, die Sängerin,

Warst ohne Stimme,

Und man horchte tief in dich hinein

Und hörte Klänge, die von außen kamen,

Und du warst die Resonanz für uns,

Und meine Hand zog mir die

Muschel nun vom Ohr und schob sie auf den

Mund;

Ich sprach hinein

Und hörte später, wie die Worte sich

Vermehrten und verklangen und ihr Lied

In eine Leere sangen.

 


 

Aufschläge 6043 - 6045

 

Es war das Gurren einer

Taube, welches noch aus jeder

Feder klang, die nun ein

Luftzug über unsre Straße

Und in meinen Garten wehte,

Und ich sammelte sie ein

Und fügte sie an die verletzten Stellen meines

Körpers,

Und es war die Möglichkeit,

Das Fliegen neu zu lernen,

Und es war ein ungewohnter

Umgang mit der

Einzelheit.

 

 

 

Die Sprache konnte reich sein oder arm

Und blieb die Sprache reicher

Leute,

Und die Armut stahl sich trotz der

Todesstrafe ihren

Anteil,

Und im Straßenpflaster fand ich immer häufiger

Die glitzernden Kristalle billigster

Verschwendung

Eingegossen.

 

 

 

Man baute auch die höchsten

Türme nicht mehr in die

Wolken,

Und in kleinen Schiffchen trug man menschliche

Gehirne weit, weit in den

Pferdekopf der Sternenhaufen,

Und mein Herz goss man, so wie es schlug,

In einen Meeresboden ein;

Es würde dort noch

Hunderte von Jahren schlagen

Und nach draußen horchen.

 


 

Aufschläge 6046 - 6048

 

Wir maßen eine Länge zweimal,

Und sie war mir kurz

Und dir war sie so endlos lang,

Und mir verlief der Alltag weiter,

Und an deiner Seite stand der

Tod,

Der rührte deinen Maßstab an

Als du ihn grad erklären wolltest,

Und er brachte dir ein anderes Besteck,

Damit zu messen musstest du erst lernen,

Und ich sah

Und viele

Tausende mit mir in einer

Seherscheibe, wie du ungeschickt dein

Leben endetest.

 

 

 

Das Atelier war dir nicht groß genug

Und zeigte außer deiner Kleidung auch

Wie du zu leben wünschtest,

Und das Atelier war völlig leer,

Und nirgends sah man etwas,

Und mein Kopf, den man mir aus

Versehen wegen eines permanenten

Schmerzes operierte,

Führte mehr als eine

Gegenwart in sich

Und gab sie frei,

Dass sie sich dehnte und vermehrte,

Und die Waffen, die wir hatten,

Waren nicht mehr einzufangen,

Und sie schufen sich von ganz alleine neu

Und blieben

Außerhalb.

 

 

 

Du merktest nicht, wie neben dir die

Steine wuchsen

Und sich stark vergrößerten

Und dass sie alles überwucherten

Und langsam unter sich begruben,

Und sie klemmten diesen

Tag so fest, dass er hier blieb

Und nicht mehr enden konnte,

Und von uns war keiner,

Der an irgendeiner Stelle die

Bewegung solcher Massen hindern oder lenken konnte,

Und die höchsten

Türme baute man auf

Meeresböden.

 


 

Aufschläge 6049 - 6051

 

Wir standen an dem Wald der

Eisenbögen, die nach oben zeigten,

Und sich dort hin öffneten,

Und ihre Stämme waren halbe Schalen,

Die das Rauschen fremder

Kunstobjekte bargen,

Und der Weg, den wir zu gehen hatten,

Führte tief in sie hinein,

Und von dem Blut der

Weggefährten, das aus den

Planiermaschinen spritzte,

Trugen sie noch eine gelbe

Farbe,

Und es war dies eine Möglichkeit in unbekannter

Sprache das Zusammenleben der

Metalle zu studieren.

 

 

 

Es gab am

Himmel einen Tropfen, der sich langsam hin- und herschob,

Und es drohten ihm die spitzen

Wolkenfetzen,

Die ihn platzen lassen wollten,

Und die

Meere waren ungerührt,

Man mochte noch so lange mit dem

Löffel schöpfen,

Und es fragte niemand,

Ob ein Meer zu leeren oder aufzufüllen wäre.

 

 

 

Ich lebte jahrelang zusammen mit den

Rundgeschöpfen, die entsprachen meiner

Phantasie und rollten ganz real,

Und gläsern wie sie waren, konnten sie

Ereignisse zusammenziehen

Und als Richtstrahl wieder senden,

Und man liebte neuerdings auch

Gegenstände, die ein Eigenleben hatten

Und es weitergaben,

Und der Kopf, der mich so führte,

War die durchscheinbare

Kugel völlig fremder Leute.

 


 

Aufschläge 6052 - 6054

 

Niemand würde euch ein

Denkmal setzten,

Und die Zeit dafür

War längst, längst schon vorbei,

Und eines wusstet ihr,

Die Steine, die man euretwegen

Schlagen müsste, könnten nichts bezeugen

Als den eignen Tod,

Sie sperrten euch in ihren faulen

Atem,

Und ein Giftzug zog durch deinen

Namen, der war noch „Americo“,

Und siebenfach hatt’ man den Wurm beköpft,

Mit schwarzem Eisenhaupt

Und einem Däumling

Trug man an, die

Schienen dieser Mordmaschine aufzubiegen,

Und sie wölbten sich vor Zorn und Stolz,

Und suchten nach dem Sandkorn

Auf den Gleisen.

 

 

 

Die Meere deiner

Hände schäumten auf in kleinen

Kronen,

Und von weit entfernt gesehen,

Und du standst ja über dir,

Las man die unbekannten

Namen, die sich aus den

Kämmen bildeten,

Und meine Zukunft war so ungewiss

Wie deine Namensliste,

Und ich lebte doch schon übermorgen

Und vergaß dich wirklich nicht.

 

 

 

Versteinert fand man einst die

Fußspur übergroßer Wesen

Aus der Altzeit,

Und der Fund war völlig neu,

Und wirklich stand man heute vor den

Kreaturen einer Gegenwart, die wurde

Eingebrannt in Stein,

Und unsre Hände lagen ineinander,

Waren ganz in Glas gegossen,

Und sie standen außerhalb

Und sandten eignes Licht,

Um sich zurechtzufinden.

 


 

Aufschläge 6055 - 6057

 

Von den Bäumen, ganz in unsrer

Nähe und auch weit entfernt,

Begann der Regen leichter

Samen fort zu schweben,

Und dies war ein großer Unterschied:

Wenn ich dich sah, begann die

Kompassnadel

Mich nach dir zu drehen,

Und ich griff sofort nach allem,

Was ich dort bemerkte,

Und du hieltst den

Atem an und wehtest dann die

Schwebeteilchen etwas höher,

Etwas weiter,

Ließt sie langsam niedersinken

Und verfolgtest ihre

Landung dann gespannt in deine

Hand.

 

 

 

Als ich mit dir sprach

Verlangtest du, dass ich ganz deutlich rede,

Und nun schuf ich meine

Worte als ein Reihenbild,

Und du, mit einer Schere ausgerüstet,

Warst zufrieden,

Und du schnittst dir nur, was deine

Neugier stillte, aus,

Den Rest mocht’ jemand schlucken,

Der dich gut verstand.

 

 

 

Es war ein dunkler Stern am Himmel

Über mir,

Und das begriff ich nicht,

Man sagte, dieser Himmelskörper

Raube eine allgemeine Helligkeit,

Und mir, so wahr ich lebe,

Sandte er doch fort und fort

Die schwarzen Strahlen,

Dass ich Schatten davon warf.

 


 

Aufschläge 6058 - 6060

 

Die Tage wurden kürzer,

Und der Abstand

Zwischen

Morgen und dem Abend

Reichte immer weniger,

Und oft ging ich spazieren

Über große Flächen Sand

Und maß den Abstand mit dem

Stock in meiner Hand

Und zählte auch die

Schritte,

Und ganz plötzlich stand ich vor dem großen

Auge, das dort aus dem

Boden schaute,

Und ich sprach es an

Und war verwirrt

Und rührte mit dem

Stock an seinen Rand,

Ob es wohl zucken würde,

Und es war aus

Glas,

Und es bewegte sich ein

Wimpernhaar,

Und Wind trieb drüber hin

Und blies es blank und klar.

 

 

 

In deinen Haaren war es ähnlich,

Und ich malte es,

Und ich beschrieb darüber viele

Steine, um die Worte zu bewahren,

Und die Schrift war anders,

Und mit wenig Farben legte ich ins Licht

Behutsam kleine Tupfer, die sich näherten

Und doch entkamen.

 

 

 

Mein Geheimnis hütete ich

Ganz geschickt

Und sprach mit jedermann darüber,

Und man lächelte

Und glaubte nichts davon,

Und von dem Schürfrecht, das ich

An dir hatte,

Blieb nur meine fieberhafte

Suche,

Und ich fand so viel in dir

Und ließ es selbstverständlich liegen

Und bewahrte es vor dir.

 


 

Aufschläge 6061 - 6063

 

Vom Windzug hin- und herbewegt

Schlug immerzu das Drahtseil ohne jeden

Rhythmus an den Fahnenmast,

Der stand an meiner Seite und,

Hätt ich ein Tuch,

Das mich signalisieren könnte,

Wäre ich dort oben,

Brächte an, was ich zu sagen hätte,

Und dort unten schriebe ich die

Drahtanschläge mit mit mir im Stenogramm

Und würde es verbreiten.

 

 

 

Später führte mich der Weg ins

Kalte Wasser,

Und ich musste dort ertrinken,

Und die kleinen Hände, die sich unter meine

Sohlen schoben,

Waren dir entkommen,

Und sie hoben mich und zogen mich mit jedem

Millimeter doch ein wenig tiefer,

Und an deinem Mund trank ich die völlige

Zufriedenheit,

Dass mir der Atem ungeatmet

Blieb.

 

 

 

Am zweiten Tag wurd ich auf deiner Feier

Krank und dachte an den

Geist, der sich nur flüchtig zeigte

Und sich irgendwo ein wenig regte

Und sich von uns ab

Und zu uns wandte,

Und der Sturm, der Regen auf mich pflanzte,

Dass der wuchs

Und wirklich

Wurfgeschosse auf mich prallen ließ,

Sprach mir von der Begegnung,

Und all das, um das ich mich bemühte,

Käme noch zu mir,

Und weit, weit oben sammelte der

Tropfen kleine Steinchen,

Die würd er bald in der Sonne

Scheinen lassen.

 


 

Aufschläge 6064 - 6066

 

Das Wasser wich vom Strand

Und hinterließ die nackte Frau

Bäuchlings auf dem Sand,

Den Kopf hielt sie gestreckt nach oben,

Und sie sah den Kran,

Der fischte Augen aus dem Meer

Und setzte sie, so hoch es ging,

In freie Löcher und verankerte sie dort

Augenblicklich;

Ich entdeckte gleich auf deiner Haut

Dies kleine Feld, das war beschriftet

Und enthielt von dir persönlich alle

Daten bis zum

Ende.

 

 

 

Ich sah mein Blut durch eine

Röhre fließen,

Und man stand und achtete auf

Irgendwelche Zeiger

Und auf ihre Äußerungen

Und notierte meinen Wert,

Und mit der Leere, die man hinterließ,

Geschah nichts weiter,

Und ich würde irgendwie die abgebrannte

Erde sicherlich

Bedienen.

 

 

 

Es waren die Gedanken immerzu

In meinem Kreislauf

Und bewachten dort die Adern, die sie leiteten,

Und fände sich ein Loch, nur eine dünne Stelle,

Die das Licht verspüren ließe,

Würden sie entfliehn,

Und sicherlich würd sich die weiße

Masse meines Kopfes, die mich dachte,

Rötlich färben voller Scham,

Und dir entgegnete mein Mund:

„Beachte, jede Rohheit der Gedanken

Ist die Seelenspeise,

Und der Preis dafür ist unerreichbar

Hoch.“

 


 

Aufschläge 6067 - 6069

 

Wir waren im Gespräch,

Und viele Worte, die du sprachst,

Verliefen sich, bevor sie mich erreichten,

Und, was ich dir sagte, stürzte in die

Schlucht,

Der Abstand war zu groß,

Und es entfielen dir,

Ich sah es ganz genau,

Die Silbermünzen aus dem Mund

Und auf den Boden,

Und du ließt sie liegen,

Und in deine Hände nahmst du nun ein

Schild, darauf las ich nur dieses:

„Wertlos“,

Und ich stand mit beiden Füßen

In der Sammeldose.

 

 

 

Die höchsten Würdenträger

Legten mir zwei Tage lang

Die Arme auf die Schultern,

Und sie suchten Trost bei mir,

Und ich verstand sie nicht,

Und ihre Sprache war

Im Gegensatz zu mir,

Und als ich fliegen wollte,

Und mich nicht entschuldigte,

Verstanden sie sofort

Und stiegen auf den schmalen

Rücken, den ich mir,

Nur mir alleine frei hielt,

Und sie saßen auf

Und sie verschwanden

Ohne mich zu fragen.

 

 

 

Der Raum, den ich so einnahm,

War normal, und wurde auch,

Je schneller ich mich fortbewegte,

Immer kleiner, ohne mich von

Irgendetwas oder irgendjemand zu entfernen,

Und ich sah sofort im

Spiegel, ob ich zu erreichen wär,

Wenn ich mich suchte,

Und ich ließ in langen

Zwischenzeiten die Stationen immer wieder

Restaurieren,

Und mein Kopf und Herz,

Das war zu spüren,

Standen lange, lange leer

 


 

Aufschläge 6070 - 6072

 

Von einer langen Reise

Brachtest du mir meine

Schädeldecke aus Achat zurück,

Und deutlich sah ich die

Veränderung durch die Benutzung anderer,

Von denen ich nichts wusste,

Und ich schloss den Kopf,

Der lange offen lag,

Nun wieder ab,

Und du und ich

Und viele, die in meiner Nähe waren,

Nahmen Abschied,

Und es legte jeder heimlich einen

Grundstein,

Und mir wurde eine Dunkelheit durchtobt,

Und irgendwelche Gegenstände

Prallten hart an einen neuen

Stein.

 

 

 

Die Benutzung fremder Hände

Regelte ein Abwehrkampfsystem,

Und tags und nachts sah man die

Langen Arme der Erlaubnis

In den Himmel greifen,

Und kein Finger rührte irgendwie an einen anderen,

Und nichts verschob sich von der abgesprochnen Stelle,

Und es gab ein Schauspiel,

Wenn sich die geschlossnen Fäuste öffneten

Und Scharen neuer, unbekannter, lichtgeformter

Eiskristalle auseinander brachen

Und verwuchsen,

Und von dort entstanden

Blanke, stromgeladne

Drähte, die nach außen stachen,

Und es war ein Sinn,

Der äußerte sich ähnlich,

Wenn die jungen Mädchen

In den ersten Liebesjahren

Ihre Köpfe schoren.

 

 

 

In jenen Häusern

Hütete man noch die

Kopfform der Verstorbenen als

Zeichen großer

Liebe und der Abkehr,

Und die Straßenfronten deiner Zimmer

Legten

Trauerkleidung an,

Und gerne wärest du ein

Eisenstab, verschweißt in einem

Gitter.

 


 

Aufschläge 6073 - 6075

 

In deinem Zimmer war noch Nacht,

Und nur ein Licht,

Das dir im Kopf erzuckte,

Brach durch deine Finger,

Und die presstest du dir fest in dein

Gesicht,

Und früher hieltst du dich so fern von hellen

Blitzen,

Und die leckten weit nach dir

Und wussten dich zu finden,

Wo du immer warst

Und dich verstecktest,

Und sie hatten jetzt

Quartier in dir gefunden,

Und du würdest eines Tages

Viel zu lange in die Sonne

Schauen und erblinden.

 

 

 

Außerhalb des Denkens

Und noch innerhalb des

Rettungsmantels, den man tragen musste,

Warst du, wo du immer warst,

Und so kam auch der Schmied zu

Neuen Ehren,

Und er schlug aus langen Drähten

Flache Stähle,

Die er drehte und verformte

Und zu Gittertüren band

Und goss sie ein in Blöcke aus Acryl,

Und man benutzte so die unbenutzten

Pforten zur

Erinnerung.

 

 

 

Man fragte dich

Und schnitt an dir mit einer Heckenschere,

Und du konntest dich nicht regen,

Und ein Blatt, das an dir wuchs,

Konnt sich zur Seite biegen,

Und noch nachher würdst du stehen,

Wo du immer warst,

Und eine Frau riss auf der schnellen Fahrt

Die Zugtür auf

Und schlug im Sprung

An eine Halterung,

Sie selbst riss vor dem Aufschlag ein

Und ihren Tag gleich auseinander,

Und man hatte diesen falschen

Einschnitt zu

Entschuldigen.

 


 

Aufschläge 6076 - 6078

 

Heute würd ich dir die falsche

Frage stellen,

Und ich hatte eine

Antwort vorbereitet,

Und die gab ich dir,

Und deinen Namen,

Den ich aufgeschrieben hatte,

Solltest du vor deinen Augen essen,

Und danach würd ich dich fragen,

Wer du seist,

Und niemals könnt der kleinste Käfer

Seine Neugier gänzlich stillen,

Und die Fragen trockner Gräser

Standen auch im Raum,

Und ich war‘s der sie für sie

Stellte.

 

 

 

Meine Augen sollten ruhig reisen,

Und sie drängten ihre Blicke

In den Spalt, der ganz vielleicht noch zwischen

Schienen und den Eisenrädern existierte,

Und sie fahndeten auch nach dem

Abstand zwischen dem Motiv

Und einer Unfalltötung,

Und ich griff nicht ein

Und war ja selbst in anderer

Mission auf meinen Spuren,

Und der Tod wuchs auf in einem leeren Raum,

Den schmückten nur drei schwarze

Tafeln, aufgehängt an weißer

Tuchwand.

 

 

 

Neben dir schlug eine Flamme

Aus der Wand,

Und sie schmolz deine

Kunststoffschale an,

Dass sich die Fläche spannte

Und verhärtete und neue Bilder zeigte,

Dass man Zonen übersprühen

Und den Ursprung täuschend ähnlich

Offen legen konnte,

Und man fand nun tausendfältig,

Ja, millionenfach, den unbenutzten

Anfang.

 


 

Aufschläge 6079 - 6081

 

In meinem Küchenfenster stand der

Unterwasserwald und Regen schrieb

So deutlich an die Scheiben,

Und das Schiff, das ich befuhr,

Das mich die Reise machen ließ,

Stieß in die Wellenkämme harten Windes,

Und ich las aus deine Händen,

Wie es mir in dir erging,

Und dieser Tag, empfand ich,

Stürmte mich nach draußen,

Und ich griff in deine Haare, die mir,

Braun und nass entglitten,

Und der Wind trug mich auf einen übergroßen

Ästehaufen an der

Straßenkreuzung.

 

 

 

Die Wasser liefen ab,

Und in den Straßengräben bildeten

Verlassne Reste eigne Inseln,

Und du schobst mit einer Handbewegung

Letzte Tropfen ab von deinem Leib

Und mich mit ihnen,

Und ich fiel ins Rinnsal, griff in nasse

Äste und glitt wieder ab

Und spülte weiter,

Und es war dir gleich,

Die Hilfe, die du brauchtest,

Konnte sicher nicht aus dieser

Tiefe kommen.

 

 

 

Aus dem Gitter, das man fest auf meinem

Kopf verschraubte,

Konnte ich nicht gucken,

Weil es die Bewegung meiner selbst war,

Und ich hörte andre über meine Reden

Klagen, die im Augenblick zwar noch

Verständlich seien,

Doch im Kopf dann alles eng verdrahteten,

Und jeder sähe mir die

Widersprüchlichkeit der Kleidung, die ich trüge,

An:

Ich sei zwar nackt, doch unberührbar

Zugemauert.

 


 

Aufschläge 6082 - 6084

 

Ich stand in einem Wald von

Tausenden von Ellenbogen,

Und ich konnte nicht die Antwort geben

Auf die Frage einer Heckenschere,

Und sie müsste ihre Arbeit machen,

Und sie könnte nicht noch lange warten,

Und das letzte, was ich machen dürfte,

Wäre dich zu nehmen,

Und dein Sternbild, las ich,

Würde niemals meinen Himmel zieren können,

Weil die Nächte, die mir leuchteten,

Doch viel zu blass sein.

 

 

 

Dann brachen die Gespräche

Fremder Frauen in den morschen Zaun,

Der um mich stand,

Sie rissen so mein Haus entzwei

Und suchten mich, erst eine

Und dann eine andere, zu vergewaltigen,

Und taten dies mit ihren Fingern

Und den Fingerspitzen,

Und belegten rundherum den Garten

Mit der frischen, feuchten

Tageszeitung,

Und der Himmel hatte zuzuschauen,

Und ich wusste nicht, warum der kalte Mond

Ganz fest in meinen

Händen schlief.

 

 

 

Auch die Geburt bereitete mir

Schmerzen,

Und ich wurde täglich neu geboren,

Weil ich viele Tode starb,

Man sagte ja, ich sei das Laub,

Das kürzer aber öfter lebe als der

Baum,

Ich fiel und wurde grau

Und brach hervor

Und trank an deiner Brust,

Die überquoll, wenn man nur mit dem

Fingernagel in die Rinde ritzte,

Und ich fing mit einer Dose jeden weißen

Tropfen auf,

Obwohl die Milch, die du so reichlich hattest,

Mir ganz farblos war.

 


 

Aufschläge 6085 - 6087

 

Helfen heißt nicht, dass du richten sollst,

Und auch der Henkersknecht ist nicht der

Richter,

Wahrheit war, dass ich am Tag gleich

Zweimal lebte,

Und am Abend hielt die Sonne an

Und ging den ganzen Weg zurück,

Und auf den Straßen wuchs schon

Gras im Pflaster,

Und es hieß:

„Die ausgebliebne Nacht trägt Schuld am

Wachstum, nicht die Sonne,“

Und sie blieb doch seit millionen

Jahren an derselben

Stelle.

 

 

 

Heute nimmt man an, dass alle

Himmelskörper gar nicht existierten,

Dass sie durch die

Nähe größerer Gedanken erst entzündet würden

Und nur sichtbar waren, weil man dachte,

Und die Denkmaschinen,

Die wir aufwärts sandten, flogen rückwärts

In bereits gedachte Gegenwart,

Und wirklich traf mich jede

Frage, die ich stellte, völlig unbeleuchtet,

Und ich wusste nicht, was gestern war,

Und reiste morgen schon in die vergangne

Nacht.

 

 

 

Der Reisezug, der mich am Abend weiter brachte,

Machte kaum Station,

Und sah ich in die Sonne,

Lief sie rückwärts,

Und ich traf erneut den Abschied einer Frau,

Die ich nun endlich wieder liebte bis zu unsrem ersten

Treffen,

Und davor stieg sie aus diesem Wagen,

Und ich hatte sie niemals gekannt

Und wusste nichts von der

Begegnung dieses Morgens,

Den man ausgerufen hatte.

 


 

Aufschläge 6088 - 6090

 

Meine Straße krümmte sich zu einem

Wellengitter,

Und die Wellen hoben sich und

Senkten sich

Und mich,

Und durch die Gitter konnte ich nicht fallen,

Und ich sandte

Und empfing durch dieses Raster alles,

Was ich dachte,

Und in Wahrheit war es so:

Es strömten Winde in dem nahen

Meer statt Wasser, und sie trugen

Sand,

Man sah hindurch

Und stand vor einer Fensterscheibe,

Die war eingesetzt in deinen

Brustkorb.

 

 

 

Ich sagte zu dem Künstler,

Dass ich auf der einen Seitenkante

Seiner Arbeit stünde,

Und ich müsste stürzen,

Und er sah nicht her,

Und meine Beine rutschten ab

Und nahmen mir den Halt,

Und noch im Fallen hörte ich ihn

Über seine eignen Werke klagen,

Die sich selbst zerstörten,

Und in meine Hand zwang sich ein

Blindenstock,

Der wusste mehr als meine Augen

Sahen.

 

 

 

Oft wurd ich zum Opfer der

Verkürzten Bilder, die entstanden,

Weil ich viel zu eilig war,

Und andre sagten mir, es gäbe

Flächen, die bestünden nur aus einer

Farbe, die zum schmalsten Strich,

Zur Ritze eines Spektrums schrumpfen würden

Und die lägen weit im Raum,

Und tief in mir war stets ein Bild zu

Meinem Trost

Und zeigte mich als

Totengräber hinter einem Felsen,

Und ich lag vor mir

Und war erschlagen.

 


 

Aufschläge 6091 - 6093

 

Mit Sägen zog man aus,

Den Baum, dem Arme wuchsen,

Zu beschneiden,

Und er stand in meinem Garten,

Und man würde an mir operieren,

Und in meiner Not und meinen Ängsten

Wuchs ich gänzlich aus den

Wänden meines Hauses

Und bot mehr als abgesägte Arme,

Und ich wurd beim ersten Schnitt

Zu Stein, ich wurd zum Denkmal,

Das man schonen musste,

Und ein Weib, das ich nicht kannte,

Schleppte einen Bausteinkasten viele Male

In sein Haus,

Und trug ihn wieder fort

Und wieder heim.

 

 

 

Ich las dann mein Gedicht vom Wind

Und dass er sich den Kopf an Gegenständen

Blutig schlug,

Und von dem Künstler, der ihn so lebendig malte,

Mit den Wunden, die ihm blieben,

Und ich wehte an bescheidnen Tagen sanft

Und stand oft stundenlang in halber

Höhe völlig still

Und blickte nicht nach dir und nicht nach mir

Und hielt mich atemlos.

 

 

 

Das Geld ließ ich aus meinen Händen fallen,

Weil ich es besitzen wollte,

Und ich quälte mich

Und stieß es mit den Füßen,

Und es blieb dran haften

Und schwoll an,

An mir bergauf,

Und wertvoll war ich mir

Und sprang aus meinem Raum,

Den Raum, den ich mit mir alleine füllte,

In die Notwehr,

Die hing unbenutzt

Und bodenfrei am

Haken.

 


 

Aufschläge 6094 - 6096

 

Gedanken, die ich hatte,

Waren die Geschwindigkeiten,

Die sich nicht zusammenzählen ließen

Und verdoppeln,

Dachte ich an Grenzgeschwindigkeiten,

Gab es nichts mehr zu vermehren,

Und es fiel ein Tropfen Gift ins Meer

Und war in Wahrheit umgekehrt:

Es fiel das Meer ins Gift

Und nichts war umzukehren.

 

 

 

In den Garten stelltet ihr die

Bronzestatuen,

Sie sollten nur die Weiser neuer

Wege sein,

Es fehlten noch die Straßen,

Die hier ihren Anfang nehmen sollten,

Und ein Kind hielt fest die Schnur

Des Drachens in der Hand

Und stieg an diesem Drachenseil hinauf,

Und es gelangte weit, weit höher als sein

Spielzeug,

Das nun aufsah und sich nach ihm

Sehnte.

 

 

 

Du maltest einfach einen Wassertropfen

In den Raum,

Es war kein Untergrund,

Und deine Formen und die Farben

Blieben haften an der Luft,

Und jeder sah genau den Tropfen fallen

Und sich äußerlich durch seine

Flüssigkeit verformen und sich runden,

Und er fiel an uns vorbei

Und blieb trotzdem an dieser einen Stelle

Haften,

Und die Doppelsterne standen unbeweglich

Gegenüber,

Und sie wussten nichts von ihrer rasenden

Bewegung umeinander.

 


 

Aufschläge 6097 - 6099

 

Bin ich denn blind,

Dass ich die Todestropfen überseh

Und steh doch in der Straße in dem

Rückgrat fremder Leute,

Und sie selbst sind unsichtbar

Und teilen irgendwo im Landesinnern

Ihre Länder neu,

Und ich soll Wache halten,

Und man bot mir eine Reise an,

Die führte in die Erde bis zum Stillstand,

Und die nahm ich an

Und warte nun und taste hier am Ende dieser

Bergfahrt,

Und es ist ja alles offen.

 

 

 

Über mir, mag sein, dass ich mich irre,

Weil ich in dem Kopfstand lebe,

Schlägt ein schwerer Hammer

Tag und Nacht

Und stünde er im Himmel,

Also unter mir,

Schlüg er umsonst,

Und über mir, im Erdreich also,

Müsste er mich bald erreichen.

 

 

 

Man konnte sich den Zählblock

Einer Zukunft kaufen, der war einfach,

Und er zählte alle nahen Tage

Nach der Größe,

Und sie wurden mit dem Abstand kleiner,

Und es war doch ganz verkehrt,

Weil sich der Wert entfernter Zeiten

Pausenlos vergrößerte

Und an Bedeutung ungeheuer zunahm,

Und der Augenblick, der immerzu geschah,

War winzig und von atomarer Kleinheit,

Und man spießte ihn mit kleinen, spitzen

Gegenständen in das Tagebuch.

 


 

Aufschläge 6100 - 6102

 

Die Explosion der Zelle war in dir,

Und viel zu eng war die Gefangenschaft,

In der du lebtest,

Und den Tisch und alle Stühle

Nageltest du an die Decke deines Raumes,

Und das Bett verschraubtest du flach mit der

Wand,

Und deinen Schrank schlugst du in tausend Stücke,

Und die Wäsche bildete ein Häuflein

Aussichtslosigkeit, das vor dem Fenster hockte,

Und es hob sich langsam, langsam der Vulkan

Als neue Insel aus dem Ozean

Und Wasserdampf stand grau darüber

Und verdrängte viel von unsrem

Himmelsblau.

 

 

 

Ein Reisender befragte mich nach einem Weg,

Der rückwärts führte,

Und ich wagte keine Antwort,

Und er stand doch nur in falscher

Richtung,

Und ich schwieg und zeigte in den Wind,

Der sprang jetzt deutlich um

Und stieß mich fort,

Riss meine Arme hoch

Und ließ mich lügen,

Und der Fremde stieg in mich

Und blieb,

Und ein Bericht, den er mir sandte,

War sehr positiv:

Er käme gut voran.

 

 

 

Ein andres Zimmer hatte man im

Leben ausgegossen mit den durchsichtigen

Harzen unsrer Zeit,

Es war unmöglich dort hinein zu langen,

Und man hätte helfen können, weil die

Kinder in dem Zimmer schliefen,

Und mit einer Lampe zündete man wohl noch

Die Gardinen an,

Und etwas stand so schräg,

Es musste einfach fallen,

Und man wusste nicht einmal, wie wahr

Der Inhalt war,

So überdeutlich lebte man darin.

 


 

Aufschläge 6103 - 6105

 

In meinem Kopf wuchs noch ein

Augenpaar, das sah nach hinten,

Und es war mein „drittes Auge“,

Wie man sagte,

Und es wurde wach, wenn alles schlief,

Sah jede Einzelheit, wenn die

Gewohnheit mich in ihre Arme nahm,

Und dir konnt ich so gut wie nichts erzählen,

Und du wohntest mir im Hinterkopf,

Ich sah dich nie,

Und meine Blindheit, sagtest du,

Würd nicht mehr heilen.

 

 

 

An den Händen spürte ich die

Wärmestrahlen einzeln,

Wenn sie darauf fielen,

Und auch, wenn sie mich verließen,

Und ein Fremder erntete an mir,

Und bündelweise trug er mich davon,

Und übrig blieb nur meine

Sehnsucht, in der Ferne meine Spur zu finden,

Und die Augen nahm ich an ein langes

Band.

 

 

 

Die Tage drängten sich bei mir,

Sie steckten eng an eng

Und wollten mir zugleich geschehen,

Und das Nachbargleis war unbefahren

Und noch völlig frei,

Und heimlich ließ ich meine Augen

Darauf reisen,

Und sie brauchten mir nicht zu berichten

Oder mir zu schreiben,

Sondern sollten als ein Teil, von mir gesendet,

Gänzlich ich sein

Und sich so von mir befrein,

Ja, ängstlich wachte ich die

Nächte durch,

Weil sich der Schienenstrang

In mir verlor.

 


 

Aufschläge 6106 - 6108

 

Im weißen Strahlen unsrer Sonne

Wurde dein Gesicht zum Spiegel,

Und, als käme die Musik direkt von dort,

So sah ich ihre Noten darein fallen,

Und es wurden Bilder deutlich, die mich sahen

Und mich mahnten und mich endlich riefen,

Und ich ging mit dir,

Und hinter mir zerbrach die letzte

Stunde staubiger Zerstreuung,

Und ein Brückenkopf, an dem ich lange

Bauherr war,

Blieb als ein abgeschlagner Armstumpf stehen,

Und mir blieb nicht Zeit

Mir meine Wunde zu verbinden.

 

 

 

In einer Wiese spielten viele

Instrumente eine Melodie aus Vögeln,

Pflanzen, Fischen, allen andren Tieren

Und den Menschen,

Und sie endeten das Spielen ohne uns

Und sprachen über eine andre Zeit,

Die war nach uns geschehen und

Würd vor uns kommen,