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Harald Birgfeld, Webseite seit 1987/ Website since 1987 …da liegt mein Herz, Geschichten aus Niemandsland 2022 -2024 (im
Entstehen) z.B.: 100 Jahre „Kafka“, eine herrenlose
Fundsache (neu)
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zu Olympia – olympische Spiele! |
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online und im Buchhandel |
Lyrik, Prosa und Ingenieurarbeiten |
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Lyrik.
10.000 Aufschläge
Band 13: Aufschläge
6001 - 6501
ISBN
3-937264-24-8
"Es lohnt sich,
einmal einen heutigen Dichter kennen zu lernen, der mit der deutschen Sprache
einen faszinierend fremden Weg betritt und trotzdem dem Leser Freiraum lässt
für eigene Gedankengänge, ohne dass die Probleme in erhobener Zeigefingermanier
zu zeitkritischen Trampelpfaden werden." (1986: Gutachten).
Harald Birgfeld, von Beruf Diplom-Ingenieur, schrieb seine
Gedichte während der morgendlichen Fahrt mit der Hamburger S-Bahn zur
Arbeit. Seine Texte entstanden fast
immer bereits in endgültiger Form.
Copyright 2006 beim Autor, Harald Birgfeld, alle Rechte vorbehalten.
Kein Teil dieser Veröffentlichung darf ohne schriftliche Erlaubnis des Herausgebers,
Harald Birgfeld, reproduziert werden. Das gilt insbesondere für
Vervielfältigungen, Übersetzungen, Verfilmung und Einspeicherung sowie
Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Herausgeber, Autor,
Redakteur: Harald Birgfeld, e-mail:. Harald.Birgfeld@t-online.de
23 Gedichtbände, 10.000 Strophen: |
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Bd. 3: Aufschläge 1000 - 1501, (1.
Version) Bd. 3: Aufschläge 1000 - 1501, (2.
Version) |
Bd. 10: Aufschläge 4501 - 5001 Bd. 11: Aufschläge 5002 - 5499 Bd. 12: Aufschläge 5500 - 6000, (1.
Version) Bd. 12: Aufschläge 5500 - 6000, (2.
Version) Bd. 13: Aufschläge 6001 - 6501 |
Bd. 14: Aufschläge 6502 - 6999 (online und im
Buchhandel) Bd. 15: Aufschläge 7000 - 7500 Bd. 16: Aufschläge 7501 - 8002 Bd. 17: Aufschläge 8003 - 8500 Bd. 18: Aufschläge 8501 - 9000 Bd. 19: Aufschläge 9001 - 9500 Bd.
20: Aufschläge 9501 -
9827 Bd. 21: Aufschläge 9828 - 10.100 |
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(Cafe Müller,
gewidmet Pina Bausch,
09.1984) |
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Aufschläge 6001 –
6003 Glauben heißt
nichts anderes, Als dicht daneben
stehen, Und ich stand auf
dem Gerüst und hielt
die Seile deiner
Schaukelei in meiner Hand, um dir den Schwung zu geben, Und es war zu viel Und leer wurd, was
ich schwang, Und hielt den Atem
an Und sah mich nun
sekundenlang Und eng an meiner Seite stehn. |
Ich sprach von Königreichen meiner
grünen Augen, Und es trieben
Inseln in dem Meer in meiner
Stirn, Und Blicke, die ich
jemals sandte, Kehrten heim zu
mir, um zu berichten, Und sie warteten in
langer Reihe, eng an eng Und stützten sich
im Glauben
gegenseitig. |
Abends wollte ich
an die Gespräche meine Lieblingsbilder
hängen, Und ich fand mich
selbst schon angekeilt Mit langen Kupfernägeln an der
Wand, Und litt an diesem Abend wirklich gar
nicht unter mir Und stand noch lang Daneben. |
Die Gehwegplatten eines
Bahnhofs waren in der Mitte ihres Abschieds hell, Und außen wuchsen Gras und Unkraut Und Kamille
kräftiger, Und hier verlor
sich auch die Nacktheit jeder
Ankunft, jedes Nimmerwiedersehens
und der Frohsinn über eine Trennung. |
Mitten in den Worten, die wir
sprachen, wuchsen Fahrtsignale, Und sie zeigten nur
in eine Richtung, und im Nachhinein, im
Rückwärtsschaun, erkannten wir die Unbezogenheit und
nicht den Sinn der
Nachbargleise. |
Wenn es soweit war,
nahm ich die Nacht vom Haken ab, Und breitete sie
aus Und schaffte es, mich
unter sie zu legen, Oder wohlig oben
drauf, Und heute war es
so, dass ich ihr dunkles Tuch zerschnitt Und zwischen
tagesblaue Flecken setzte, Und ich zeigte dir,
dass in der Zukunft Tag und Nacht kaum
noch zu trennen wären Und sich ineinander
schieben würden, Und wir müssten
lernen, viele Sonnen über uns zu
sehen Und sie zu
ertragen. |
Alles, was ich
dachte, strich ich durch Und musste dir
erklären, dass das letzte, Was ich schrieb, Noch nicht
geschrieben war, Und ich gestand
auch ein, Das alles, was ich
sprach, nicht malbar wäre, Und ich müsste
lange vor der Leinwand schon
beginnen, Und beenden müsste
ich die Arbeit weit, weit
hinter ihr im Raum, wo gar nichts
ungeschehen Mehr geschehe. |
Du schliefst mit deinen
Augen ein vor
meinen Augen, Die berührten sich, Die fremden Lider hielten ihre Züge fein
geschlossen, Und ich sah hinein Und sah, wie du
betroffen mich betrachtetest Und mich
verachtetest Und dass ein
anderer an meiner Stelle stand Und wie sich deine Lippen um ihn
rankten Und doch unbewegt
im Schlafe schliefen, Und ich konnte Und ich wollte euch
nicht trennen, Denn du warst mit
dir im Paar; Ich musste euch
geschehen lassen. |
Immer wieder
schoben sich die Nachbargleise
heimlich auf die Schienen, die uns
führten, Und wir waren zwei
in einem, Und ein Gegenstrich
war zu erwarten, Und in diesem Augenblick
benutztest du die Weiche, dich zu
trennen, Und die Hand an
meinem rechten Arm Griff wieder in
dein Haar Und ließ erneut
geschehen, Was doch grad
geschehen war. |
Tausend
weiße Augen sahen aus dem Flieder, Blickten
ihren Duft zu mir Und
stießen mich, Und
andre Düfte, hört ich, Blieben
unbedacht Und strichen
über die geschundnen Glieder,
die von Kindern liegen blieben, Und es
war ein Ungemach,
in dem ich stand, In dem
ich mich nicht strecken konnte, Das
mich auch nicht sitzen ließ, Weil
mir der Kopf,
die Knie an viel zu enge Wände
stießen. |
Als ich
nur einmal fragte, wie man schöne Frauendüfte
wöge, Ob man
sie mit Handgewichten
in die kleinen Dosen
füllen könnte, um sie zu verschenken, Wusstet
ihr nicht einmal mehr, Wovon
ich sprach Und
musste euch in meinen Garten
führen, wo das Gras
aus reinem Golde wuchs, Und
eure nackten Füße
spürten, wie der Reichtum
stach. |
Unsre
Armut hing in Bäumen,
dass sie jeder sah, Und
jeder konnte sie begießen Und
danach als Eigentum begrüßen, Und in
Trockenheit war ihre Pflege
Pflicht; Man
wusste, dass die Vögel
in den Zweigen als ein Lebenszeichen
galten, Und
man ließ sie nicht entfliegen, Und
die Frauen flochten frühlingsfarbne Netze
in die Zöpfe ihrer Töchter, Und
man ging an Feiertagen
hin zu ihnen, Hin zu
jeder einzelnen, Und
gratulierte ihrer Schönheit, Die wahrhaftig
lebte. |
Du, ein alter Mann, Sprachst heute, im
Vorbeigehn, Mit der Armut Und beschimpftest
sie, sie sei dir ekelhaft, Und was man an dir
selber sähe Wäre alles echt und
wahr, Und früher hättest
du auf Königreichen
trampeln dürfen, Und dein Haar
hättst du vergolden lassen, Dass es hart und
steinig wurde, Und es wäre
fühlbar, was du dächtest; Nah an dir und
hinter dir stand aufgebaut das Glück und zeigte, Wie es schwer
geschaffen war. |
Ein Kind, das dicht
in meiner Nähe spielte, Sang dabei ein
Lied, das ich verstehen musste: „Glück“, so sang
es, „ist der Morgenwind und
Liebe ist der zweite Mond, Der Tod, der dich
schon küsste, Ist das Leben,“ Und es war nun doch
ein alter, junger Mann, der spielte
mit den Sternen, Die in seinen
Händen glühten. |
Morgens zündete ich
meine Tageshoffnung an Und lebte im Gebet
mit dem, Der mich vor mir
kopfüber stellte, Und die Schwerkraft
richtete uns beide Aus, Auch hielt ich mich
an meinen Beinen fest, Und tags darauf erlebten
wir uns umgekehrt Und hielten so
verspiegelte Gespräche. |
Ich kann in meine
Sprache Nicht den Wechsel
einer Tonart bringen, Und ich singe alle
Lieder, die ich schreibe, In die Zeilen des
Papiers, Und kostbar wird
die Seide, Und ihr Knistern
und ihr Rascheln Sprechen mir von
einem Leben, Das mich ganz
berauscht. |
Auch ein Feuer springt nun
auf die Hände, Und es schmerzt
mich nicht Und nährt sich
irgendwie Und leckt mir ins
Gesicht, Und jedes Wort, das
ich verwende, Brennt sich ein Und wird vertraut. |
Schwiege ich noch
etwas länger, Würden meine Ohren
schreiben Und mein Mund würd
sehen lernen, Und die Augen
würden hören wollen, Und es war die
Schuld Des Regentages,
dass ich so verändert wurde, Und es war für mich
gut zu verstehen, Dass der Mann nun
endlich einen Frauennamen annahm. |
Heute Morgen trug
man mich in einem Pappkarton davon Und sagte nicht
wohin Und nahm mir die Behausung, Und in einem Saal,
gefüllt mit Technik Und gefüllt mit
mörderischen Instrumenten
trennte man mir meinen Kopf vom Rumpf und
fand darin Die ältesten Papiere,
die man suchte Und studierte sie Und füllte mich
danach mit ihnen wieder auf Und reparierte mich Und brachte mich
genauso wortlos heim, nach Hause, Und ich konnte
nicht in mich Hineinsehn. |
Eine Frau war mir so
sehr vertraut, Dass wir nur unsre Ohren sprechen
ließen, Und die sahen
unablässig dem Vertrauten auf den
Mund; Sonst schwiegen wir
uns an Und standen beide
vor dem Spiegel, Und wir hätten dort
zu viert erscheinen müssen Und wir waren nur
zu zweit. |
In den Brief, der wichtig
war, Tat ich ein Bild, Das zeigte mich
ganz fröhlich, Und der Brief ließ
sich So nicht mehr
schließen, Und bei dir, so
sagtest du, Wär es unmöglich
ihn zu öffnen, Und er läge nun bei
dir Und lag bei mir Und war nicht
abgesandt Und war doch
angekommen, Und ich kannte mich
nicht wieder. |
Ich lag in einem
Vorraum Einer Königin Und nah an ihrem
Bett Und war zugleich
darin, Und dort am Boden Fand ich die
Verheerung meines Ruhmes jetzt am
Morgen, Und ich ging
hinüber, Und ich wollte mich
zusammenfügen, Und es blieb das
königliche Bett dazwischen, Und die Königin
bediente die Geschäfte. |
Meine Kleidung war nicht
angemessen, Und man hing mir Ringe der
Kartoffelschale an die Haut und sagte, Darin läge Stärke, Und es war nichts
wert, Und hier am Boden
war ich falsch Und ließ mich neu
verwurzeln Und sank in die
Erde Bis zum Hals. |
Man trat viel auf
meinem Kopf herum, Und ich vertraute
jedem, das war falsch, Und hörte aus der
Nachbarschaft die Leute klagen über Schmerzen, die weit
über ihnen lägen, Und sie kämen nicht
heran, Und sie bekämpften Und sie sahen
nichts. |
Es ließ sich leicht
um Freiheit kämpfen, Wenn man selbst in
Freiheit war, Und du befahlst in
deinen Räumen Absolute Freiheit, Und es kamen jede
Tasse, jeder Teller, Jede Schale, jeder
Gegenstand Und fragte um Erlaubnis, Und es war dir
alles untertan, Und auch das Messer
Durfte nicht die
Luft durchschneiden, Und du musstest dauernd
zwischen Einem Wert von
einer Freiheit Und dem andren
unterscheiden. |
Deine Nachbarin
verschenkte nichts Und machte sich
sich selbst zur Dienerschaft Und fragte nun
tagaus tagein Ob andere das, was
sie sich versagte, Stehlen würden,
denn die Freiheit, die sie
doch nicht hatte, Musste sichtbar
sein in Händen andrer Leute, Und sie baute Freiheitsfallen auf
auf ihren eignen Wegen Und bedachte alles. |
Ich liebte es, dein
Kleid, Weil es im Moos
stand, Und es fühlte sich
so feucht, so stumpf, So unberührt, so
seiden an, Und immer wieder
musste ich mir dein Gesicht aus meinem
nehmen, Und du schriebst
mit einem Stift auf deinen
grünen Rocksaum: „Er ist stets in
mir Und lässt mich
selten selten sein, Und beide füllen
wir den einen Raum bis hin zur Tür.“ |
Ich war dir gleich, Und meine Liebe
galt, ich geb es zu, Den langen blonden
Haaren Über deinen
Schultern, Und ich wohnte dort Und züchtete mir
diesen Anblick aus der
Nähe, Und du ließt dich,
außer mir Von anderen
bewohnen, Die besaßen mehr Und ernteten auch
mehr Und säten später
aus auf dir, Und du und ich, Wir warn uns
gleich. |
Du sagtest mir, man
hätte Teile deines
Körpers abgekoppelt Und sie anderswo in
Fahrt gebracht, Und du vermisstest
eigentlich an der Persönlichkeit bis
heute nichts, Und ganz entfernt
erkanntest du dich wieder, Und du sagtest nur, Das wäre früher
dein Besitz gewesen, Und von mir war
dünnes Drahtgewebe
nachgeblieben Und das rostete, Und jedermann hing
irgendwelche Sachen daran auf, Und niemand wollte
eine Wache. |
In den Bergen
öffnete ein Wissenschaftler
eine unbekannte Dose, Und er fand darin
die konservierte Landschaft,
Tierwelt, Pflanzen aller Arten Aus der ältesten Vergangenheit Und sah zugleich,
dass Menschen fehlten, Und er nahm von
einer Frau die wesentlichen Teile Und von sich, was
wichtig war, Und füllte sie nun
auf Und schloss den
winzigen Behälter wieder ein
in seine Zeit. |
Heute Nacht hat
irgendjemand alle Wege abgeschafft Und keine Straße
lag mehr auf der Straße, Und es gab von
ihnen keine Spur mehr, Und sie waren alle aufgerollt Und hielten sich
versammelt, Und zu dir ging ich
in deine Bücherstube Und dort standen
sie Und warteten, dass
man sie einzeln sichten würde, Und ich sprach mit
ihnen Und mit der
Besitzerin, die war sehr liebevoll, Und ließ mich ganz
versteckte Pfade, enge Steige
gehen, Und ich war in
ihrem Kopf. |
Abends maltest du
den Sonnenuntergang, Der legte sich so
eingerissen Und so streng in
deine Hände, Und du gabst ihn
mir, Ich dürfte ihn
verwenden, wie ich wollte, Und ich nahm ihn an
Und wusste keinen
Umgang, Und er fiel mir hin Und riss noch etwas
weiter, Und an deinen Hals
hing ich zum Schluss dies
Himmelspflaster, Und du liebtest
lebende Geschenke, Und dein Blick, den
ich mir fangen wollte, Ging an mir so weit
vorbei. |
Wir hatten eine
eigne Rettung In der Nähe, Die stand stets in
einem Garten, Und es gab nicht
einen dort, der hätte Hilfe leisten
können, Und wir suchten uns
mit Zeichen, die auch
nachts zu lesen Und zu senden
waren, In die fernste
Wohnung einzuschleichen, Und es lebte mancher
schon Mit einem anderen
zusammen, Den er nie in
seinem Leben jemals sehen
oder jemals Kennen lernen
konnte. |
Ich las in einer Fensterscheibe: „Tausend Leben
wirst du leben Und nicht einen Tod Und danach
sterben,“ Und in
Spiegelschrift las es sich anders, Etwa so: „Du wirst zu jedem
Leben Sterben einen Tod Und danach tausend Tode sterben Und dann leben,“ Und ich war
geteilt, Und alles, was ich
kannte, lebte in der Spiegelei. |
Morgens sprang ich
gleich in spiegelglatte Flächen, Und versuchte früh
schon zu erkennen, Wie ich anders
aussah, Und nur einmal fiel
ich durch Und näherte mich
nun von andrer Seite Dieser Oberfläche,
brach aus ihr heraus Und stand an meinem
Bett, Begrüßte mich Und fand mich neu Und ungewöhnlich Und erzählte mir
von mir auf andrer Seite, Und ich redete in Spiegelsprache. |
Auch die Hoffnung,
die ich ständig zur Erinnerung
benötigte, War gut für mein Verständnis
kleinster Spiegelbilder, wie
sie Mikroskope schaffen, Und ich fand in den Gesprächen, die zum
Inhalt die Begrüßung hatten Und nichts mehr, Ich fand darin den Wunsch
so deutlich wieder, Lebenszeichen auf
die andre Seite abzugeben. |
Am Waldrand führte
einer dieser schmalen Wege einen Baumstamm
steil hinauf, Und er verlor sich
in der Krone, Und ich war bis
dort gekommen Und sah über mich Und musste warten
bis man mir Von weit, weit her
die Leiter reichte, um
dann weiter in die Leere aufzusteigen, Und sie war randvoll
gefüllt mit anderen, Die lang vor mir
den Weg gegangen waren, Und ich stand am
Anfang. |
Hier nahm sich ein
kleiner Junge Eine Angel, Und es war kein
Fluss und kein Gewässer, und er
saß auf einem Stein und hielt die Fanggeräte in die Wiese, Und die Fische, die
mir sehr vertrauten, Schickte ich zu
ihm, Und einer ließ sich
fangen Und nach Hause
tragen, Und es war ein Schwesterlein, das
er sich Wünschte. |
Und die Frau, Das las man in der
Zeitung, Wurde schwanger von
sich selber, Und man pflanzte Bäume nicht mehr in
die Luft Und Fische
schwammen nicht mehr über nasser Erde, Und ein Mann
erkannte nicht mehr die Begierde, Und es gab
Maschinen, Die verbrachten
ihre Zeit mit uns. |
Man setzte dich auf
einer Platte aus, die war
aus Glas, Und um hier Halt zu
finden, Wuchsen dir sechs
Beine, Und die Fläche
reichte bis zum Horizont, Und deine Schritte
brachten nichts Und führten dich
nicht weiter, Und ich stand am
Rand und hörte auf zwei kluge Leute, die sich
stritten um den Grad des Unterschiedes
der zwei gleichen Käfertiere
voneinander, Und ich selbst
konnt nicht einmal den Grashalm schaffen, Und es rief kein
einziger um Hilfe. |
Zwischen meinen
grünen Armen Fand ich immer
wieder etliche, Die waren völlig
trocken und erstarrt Und würden eines
Tages brechen, Und ich schonte sie Und stieß doch hier
und da schon an, Und hinter mir
vergaß mich abgebrochenes Geäst, das war, ich
weiß es ganz genau, Einst grün und weiß
gewesen, Und es ragte damals
weit in mich hinein, Und Feuerholz, so
sagte man, Würd aus mir
werden, Und es würde
wichtig sein. |
Du, die Sängerin, Warst ohne Stimme, Und man horchte
tief in dich hinein Und hörte Klänge,
die von außen kamen, Und du warst die
Resonanz für uns, Und meine Hand zog
mir die Muschel nun vom Ohr
und schob sie auf den Mund; Ich sprach hinein Und hörte später,
wie die Worte sich Vermehrten und
verklangen und ihr Lied In eine Leere
sangen. |
Es war das Gurren
einer Taube, welches noch
aus jeder Feder klang, die
nun ein Luftzug über unsre
Straße Und in meinen
Garten wehte, Und ich sammelte
sie ein Und fügte sie an
die verletzten Stellen meines Körpers, Und es war die
Möglichkeit, Das Fliegen neu zu
lernen, Und es war ein
ungewohnter Umgang mit der Einzelheit. |
Die Sprache konnte
reich sein oder arm Und blieb die
Sprache reicher Leute, Und die Armut stahl
sich trotz der Todesstrafe ihren Anteil, Und im
Straßenpflaster fand ich immer häufiger Die glitzernden
Kristalle billigster Verschwendung Eingegossen. |
Man baute auch die
höchsten Türme nicht mehr in
die Wolken, Und in kleinen
Schiffchen trug man menschliche Gehirne weit, weit
in den Pferdekopf der
Sternenhaufen, Und mein Herz goss
man, so wie es schlug, In einen Meeresboden
ein; Es würde dort noch Hunderte von Jahren
schlagen Und nach draußen
horchen. |
Wir maßen eine
Länge zweimal, Und sie war mir
kurz Und dir war sie so
endlos lang, Und mir verlief der
Alltag weiter, Und an deiner Seite
stand der Tod, Der rührte deinen
Maßstab an Als du ihn grad
erklären wolltest, Und er brachte dir
ein anderes Besteck, Damit zu messen
musstest du erst lernen, Und ich sah Und viele Tausende mit mir in
einer Seherscheibe, wie
du ungeschickt dein Leben endetest. |
Das Atelier war dir
nicht groß genug Und zeigte außer
deiner Kleidung auch Wie du zu leben
wünschtest, Und das Atelier war
völlig leer, Und nirgends sah
man etwas, Und mein Kopf, den
man mir aus Versehen wegen
eines permanenten Schmerzes
operierte, Führte mehr als
eine Gegenwart in sich Und gab sie frei, Dass sie sich
dehnte und vermehrte, Und die Waffen, die
wir hatten, Waren nicht mehr
einzufangen, Und sie schufen
sich von ganz alleine neu Und blieben Außerhalb. |
Du merktest nicht,
wie neben dir die Steine wuchsen Und sich stark
vergrößerten Und dass sie alles
überwucherten Und langsam unter
sich begruben, Und sie klemmten
diesen Tag so fest, dass er
hier blieb Und nicht mehr
enden konnte, Und von uns war
keiner, Der an irgendeiner
Stelle die Bewegung solcher
Massen hindern oder lenken konnte, Und die höchsten Türme baute man auf Meeresböden. |
Wir standen an dem
Wald der Eisenbögen, die
nach oben zeigten, Und sich dort hin
öffneten, Und ihre Stämme
waren halbe Schalen, Die das Rauschen
fremder Kunstobjekte
bargen, Und der Weg, den
wir zu gehen hatten, Führte tief in sie
hinein, Und von dem Blut
der Weggefährten, das
aus den Planiermaschinen
spritzte, Trugen sie noch
eine gelbe Farbe, Und es war dies
eine Möglichkeit in unbekannter Sprache das
Zusammenleben der Metalle zu
studieren. |
Es gab am Himmel einen
Tropfen, der sich langsam hin- und herschob, Und es drohten ihm
die spitzen Wolkenfetzen, Die ihn platzen
lassen wollten, Und die Meere waren
ungerührt, Man mochte noch so
lange mit dem Löffel schöpfen, Und es fragte
niemand, Ob ein Meer zu
leeren oder aufzufüllen wäre. |
Ich lebte jahrelang
zusammen mit den Rundgeschöpfen, die
entsprachen meiner Phantasie und
rollten ganz real, Und gläsern wie sie
waren, konnten sie Ereignisse
zusammenziehen Und als Richtstrahl
wieder senden, Und man liebte
neuerdings auch Gegenstände, die
ein Eigenleben hatten Und es weitergaben, Und der Kopf, der
mich so führte, War die
durchscheinbare Kugel völlig
fremder Leute. |
Niemand würde euch
ein Denkmal setzten, Und die Zeit dafür War längst, längst
schon vorbei, Und eines wusstet
ihr, Die Steine, die man
euretwegen Schlagen müsste,
könnten nichts bezeugen Als den eignen Tod, Sie sperrten euch
in ihren faulen Atem, Und ein Giftzug zog
durch deinen Namen, der war noch
„Americo“, Und siebenfach
hatt’ man den Wurm beköpft, Mit schwarzem
Eisenhaupt Und einem Däumling Trug man an, die Schienen dieser
Mordmaschine aufzubiegen, Und sie wölbten
sich vor Zorn und Stolz, Und suchten nach
dem Sandkorn Auf den Gleisen. |
Die Meere deiner Hände schäumten auf
in kleinen Kronen, Und von weit
entfernt gesehen, Und du standst ja
über dir, Las man die
unbekannten Namen, die sich aus
den Kämmen bildeten, Und meine Zukunft
war so ungewiss Wie deine
Namensliste, Und ich lebte doch
schon übermorgen Und vergaß dich
wirklich nicht. |
Versteinert fand
man einst die Fußspur übergroßer Wesen Aus der Altzeit, Und der Fund war
völlig neu, Und wirklich stand
man heute vor den Kreaturen einer
Gegenwart, die wurde Eingebrannt in
Stein, Und unsre Hände
lagen ineinander, Waren ganz in Glas
gegossen, Und sie standen
außerhalb Und sandten eignes
Licht, Um sich
zurechtzufinden. |
Von den Bäumen,
ganz in unsrer Nähe und auch weit
entfernt, Begann der Regen
leichter Samen fort zu
schweben, Und dies war ein
großer Unterschied: Wenn ich dich sah,
begann die Kompassnadel Mich nach dir zu
drehen, Und ich griff
sofort nach allem, Was ich dort
bemerkte, Und du hieltst den Atem an und wehtest
dann die Schwebeteilchen
etwas höher, Etwas weiter, Ließt sie langsam
niedersinken Und verfolgtest
ihre Landung dann
gespannt in deine Hand. |
Als ich mit dir
sprach Verlangtest du,
dass ich ganz deutlich rede, Und nun schuf ich
meine Worte als ein
Reihenbild, Und du, mit einer
Schere ausgerüstet, Warst zufrieden, Und du schnittst
dir nur, was deine Neugier stillte,
aus, Den Rest mocht’ jemand
schlucken, Der dich gut
verstand. |
Es war ein dunkler
Stern am Himmel Über mir, Und das begriff ich
nicht, Man sagte, dieser
Himmelskörper Raube eine
allgemeine Helligkeit, Und mir, so wahr
ich lebe, Sandte er doch fort
und fort Die schwarzen Strahlen, Dass ich Schatten
davon warf. |
Die Tage wurden
kürzer, Und der Abstand Zwischen Morgen und dem
Abend Reichte immer
weniger, Und oft ging ich
spazieren Über große Flächen
Sand Und maß den Abstand
mit dem Stock in meiner
Hand Und zählte auch die Schritte, Und ganz plötzlich
stand ich vor dem großen Auge, das dort aus
dem Boden schaute, Und ich sprach es
an Und war verwirrt Und rührte mit dem Stock an seinen
Rand, Ob es wohl zucken
würde, Und es war aus Glas, Und es bewegte sich
ein Wimpernhaar, Und Wind trieb drüber
hin Und blies es blank
und klar. |
In deinen Haaren
war es ähnlich, Und ich malte es, Und ich beschrieb
darüber viele Steine, um die
Worte zu bewahren, Und die Schrift war
anders, Und mit wenig
Farben legte ich ins Licht Behutsam kleine
Tupfer, die sich näherten Und doch entkamen. |
Mein Geheimnis
hütete ich Ganz geschickt Und sprach mit
jedermann darüber, Und man lächelte Und glaubte nichts
davon, Und von dem
Schürfrecht, das ich An dir hatte, Blieb nur meine
fieberhafte Suche, Und ich fand so viel
in dir Und ließ es
selbstverständlich liegen Und bewahrte es vor
dir. |
Vom Windzug hin-
und herbewegt Schlug immerzu das
Drahtseil ohne jeden Rhythmus an den
Fahnenmast, Der stand an meiner
Seite und, Hätt ich ein Tuch, Das mich
signalisieren könnte, Wäre ich dort oben, Brächte an, was ich
zu sagen hätte, Und dort unten
schriebe ich die Drahtanschläge mit
mit mir im Stenogramm Und würde es
verbreiten. |
Später führte mich
der Weg ins Kalte Wasser, Und ich musste dort
ertrinken, Und die kleinen
Hände, die sich unter meine Sohlen schoben, Waren dir
entkommen, Und sie hoben mich
und zogen mich mit jedem Millimeter doch ein
wenig tiefer, Und an deinem Mund
trank ich die völlige Zufriedenheit, Dass mir der Atem
ungeatmet Blieb. |
Am zweiten Tag wurd
ich auf deiner Feier Krank und dachte an
den Geist, der sich nur
flüchtig zeigte Und sich irgendwo
ein wenig regte Und sich von uns ab Und zu uns wandte, Und der Sturm, der
Regen auf mich pflanzte, Dass der wuchs Und wirklich Wurfgeschosse auf
mich prallen ließ, Sprach mir von der
Begegnung, Und all das, um das
ich mich bemühte, Käme noch zu mir, Und weit, weit oben
sammelte der Tropfen kleine
Steinchen, Die würd er bald in
der Sonne Scheinen lassen. |
Das Wasser wich vom
Strand Und hinterließ die
nackte Frau Bäuchlings auf dem
Sand, Den Kopf hielt sie
gestreckt nach oben, Und sie sah den
Kran, Der fischte Augen
aus dem Meer Und setzte sie, so
hoch es ging, In freie Löcher und
verankerte sie dort Augenblicklich; Ich entdeckte
gleich auf deiner Haut Dies kleine Feld,
das war beschriftet Und enthielt von
dir persönlich alle Daten bis zum Ende. |
Ich sah mein Blut
durch eine Röhre fließen, Und man stand und
achtete auf Irgendwelche Zeiger
Und auf ihre
Äußerungen Und notierte meinen
Wert, Und mit der Leere,
die man hinterließ, Geschah nichts
weiter, Und ich würde
irgendwie die abgebrannte Erde sicherlich Bedienen. |
Es waren die
Gedanken immerzu In meinem Kreislauf Und bewachten dort
die Adern, die sie leiteten, Und fände sich ein Loch,
nur eine dünne Stelle, Die das Licht
verspüren ließe, Würden sie
entfliehn, Und sicherlich würd
sich die weiße Masse meines
Kopfes, die mich dachte, Rötlich färben
voller Scham, Und dir entgegnete
mein Mund: „Beachte, jede
Rohheit der Gedanken Ist die
Seelenspeise, Und der Preis dafür
ist unerreichbar Hoch.“ |
Wir waren im
Gespräch, Und viele Worte,
die du sprachst, Verliefen sich,
bevor sie mich erreichten, Und, was ich dir
sagte, stürzte in die Schlucht, Der Abstand war zu
groß, Und es entfielen
dir, Ich sah es ganz
genau, Die Silbermünzen
aus dem Mund Und auf den Boden, Und du ließt sie
liegen, Und in deine Hände
nahmst du nun ein Schild, darauf las
ich nur dieses: „Wertlos“, Und ich stand mit
beiden Füßen In der Sammeldose. |
Die höchsten
Würdenträger Legten mir zwei
Tage lang Die Arme auf die
Schultern, Und sie suchten
Trost bei mir, Und ich verstand
sie nicht, Und ihre Sprache war Im Gegensatz zu
mir, Und als ich fliegen
wollte, Und mich nicht
entschuldigte, Verstanden sie
sofort Und stiegen auf den
schmalen Rücken, den ich
mir, Nur mir alleine
frei hielt, Und sie saßen auf Und sie
verschwanden Ohne mich zu
fragen. |
Der Raum, den ich
so einnahm, War normal, und
wurde auch, Je schneller ich
mich fortbewegte, Immer kleiner, ohne
mich von Irgendetwas oder
irgendjemand zu entfernen, Und ich sah sofort
im Spiegel, ob ich zu
erreichen wär, Wenn ich mich
suchte, Und ich ließ in
langen Zwischenzeiten die
Stationen immer wieder Restaurieren, Und mein Kopf und
Herz, Das war zu spüren, Standen lange,
lange leer |
Von einer langen
Reise Brachtest du mir
meine Schädeldecke aus
Achat zurück, Und deutlich sah
ich die Veränderung durch die
Benutzung anderer, Von denen ich
nichts wusste, Und ich schloss den
Kopf, Der lange offen
lag, Nun wieder ab, Und du und ich Und viele, die in
meiner Nähe waren, Nahmen Abschied, Und es legte jeder
heimlich einen Grundstein, Und mir wurde eine
Dunkelheit durchtobt, Und irgendwelche
Gegenstände Prallten hart an
einen neuen Stein. |
Die Benutzung
fremder Hände Regelte ein
Abwehrkampfsystem, Und tags und nachts
sah man die Langen Arme der
Erlaubnis In den Himmel
greifen, Und kein Finger rührte
irgendwie an einen anderen, Und nichts verschob
sich von der abgesprochnen Stelle, Und es gab ein
Schauspiel, Wenn sich die
geschlossnen Fäuste öffneten Und Scharen neuer,
unbekannter, lichtgeformter Eiskristalle
auseinander brachen Und verwuchsen, Und von dort
entstanden Blanke,
stromgeladne Drähte, die nach
außen stachen, Und es war ein
Sinn, Der äußerte sich
ähnlich, Wenn die jungen
Mädchen In den ersten
Liebesjahren Ihre Köpfe schoren. |
In jenen Häusern Hütete man noch die
Kopfform der Verstorbenen
als Zeichen großer Liebe und der
Abkehr, Und die
Straßenfronten deiner Zimmer Legten Trauerkleidung an, Und gerne wärest du
ein Eisenstab,
verschweißt in einem Gitter. |
In deinem Zimmer
war noch Nacht, Und nur ein Licht, Das dir im Kopf
erzuckte, Brach durch deine
Finger, Und die presstest
du dir fest in dein Gesicht, Und früher hieltst
du dich so fern von hellen Blitzen, Und die leckten
weit nach dir Und wussten dich zu
finden, Wo du immer warst Und dich
verstecktest, Und sie hatten
jetzt Quartier in dir
gefunden, Und du würdest
eines Tages Viel zu lange in
die Sonne Schauen und
erblinden. |
Außerhalb des
Denkens Und noch innerhalb
des Rettungsmantels,
den man tragen musste, Warst du, wo du
immer warst, Und so kam auch der
Schmied zu Neuen Ehren, Und er schlug aus
langen Drähten Flache Stähle, Die er drehte und
verformte Und zu Gittertüren
band Und goss sie ein in
Blöcke aus Acryl, Und man benutzte so
die unbenutzten Pforten zur Erinnerung. |
Man fragte dich Und schnitt an dir
mit einer Heckenschere, Und du konntest
dich nicht regen, Und ein Blatt, das
an dir wuchs, Konnt sich zur
Seite biegen, Und noch nachher
würdst du stehen, Wo du immer warst, Und eine Frau riss
auf der schnellen Fahrt Die Zugtür auf Und schlug im
Sprung An eine Halterung, Sie selbst riss vor
dem Aufschlag ein Und ihren Tag
gleich auseinander, Und man hatte
diesen falschen Einschnitt zu Entschuldigen. |
Heute würd ich dir
die falsche Frage stellen, Und ich hatte eine Antwort
vorbereitet, Und die gab ich
dir, Und deinen Namen, Den ich
aufgeschrieben hatte, Solltest du vor
deinen Augen essen, Und danach würd ich
dich fragen, Wer du seist, Und niemals könnt
der kleinste Käfer Seine Neugier
gänzlich stillen, Und die Fragen
trockner Gräser Standen auch im
Raum, Und ich war‘s der
sie für sie Stellte. |
Meine Augen sollten
ruhig reisen, Und sie drängten
ihre Blicke In den Spalt, der
ganz vielleicht noch zwischen Schienen und den
Eisenrädern existierte, Und sie fahndeten
auch nach dem Abstand zwischen
dem Motiv Und einer
Unfalltötung, Und ich griff nicht
ein Und war ja selbst
in anderer Mission auf meinen
Spuren, Und der Tod wuchs
auf in einem leeren Raum, Den schmückten nur
drei schwarze Tafeln, aufgehängt
an weißer Tuchwand. |
Neben dir schlug
eine Flamme Aus der Wand, Und sie schmolz
deine Kunststoffschale
an, Dass sich die
Fläche spannte Und verhärtete und
neue Bilder zeigte, Dass man Zonen
übersprühen Und den Ursprung
täuschend ähnlich Offen legen konnte, Und man fand nun
tausendfältig, Ja, millionenfach,
den unbenutzten Anfang. |
In meinem
Küchenfenster stand der Unterwasserwald und
Regen schrieb So deutlich an die
Scheiben, Und das Schiff, das
ich befuhr, Das mich die Reise
machen ließ, Stieß in die
Wellenkämme harten Windes, Und ich las aus
deine Händen, Wie es mir in dir
erging, Und dieser Tag,
empfand ich, Stürmte mich nach draußen, Und ich griff in
deine Haare, die mir, Braun und nass
entglitten, Und der Wind trug
mich auf einen übergroßen Ästehaufen an der Straßenkreuzung. |
Die Wasser liefen
ab, Und in den
Straßengräben bildeten Verlassne Reste
eigne Inseln, Und du schobst mit
einer Handbewegung Letzte Tropfen ab
von deinem Leib Und mich mit ihnen, Und ich fiel ins
Rinnsal, griff in nasse Äste und glitt
wieder ab Und spülte weiter, Und es war dir
gleich, Die Hilfe, die du
brauchtest, Konnte sicher nicht
aus dieser Tiefe kommen. |
Aus dem Gitter, das
man fest auf meinem Kopf verschraubte, Konnte ich nicht
gucken, Weil es die
Bewegung meiner selbst war, Und ich hörte andre
über meine Reden Klagen, die im
Augenblick zwar noch Verständlich seien, Doch im Kopf dann alles
eng verdrahteten, Und jeder sähe mir
die Widersprüchlichkeit
der Kleidung, die ich trüge, An: Ich sei zwar nackt,
doch unberührbar Zugemauert. |
Ich stand in einem
Wald von Tausenden von
Ellenbogen, Und ich konnte
nicht die Antwort geben Auf die Frage einer
Heckenschere, Und sie müsste ihre
Arbeit machen, Und sie könnte
nicht noch lange warten, Und das letzte, was
ich machen dürfte, Wäre dich zu
nehmen, Und dein Sternbild,
las ich, Würde niemals meinen
Himmel zieren können, Weil die Nächte,
die mir leuchteten, Doch viel zu blass
sein. |
Dann brachen die
Gespräche Fremder Frauen in
den morschen Zaun, Der um mich stand, Sie rissen so mein
Haus entzwei Und suchten mich,
erst eine Und dann eine andere,
zu vergewaltigen, Und taten dies mit
ihren Fingern Und den
Fingerspitzen, Und belegten
rundherum den Garten Mit der frischen,
feuchten Tageszeitung, Und der Himmel
hatte zuzuschauen, Und ich wusste
nicht, warum der kalte Mond Ganz fest in meinen
Händen schlief. |
Auch die Geburt
bereitete mir Schmerzen, Und ich wurde
täglich neu geboren, Weil ich viele Tode
starb, Man sagte ja, ich
sei das Laub, Das kürzer aber
öfter lebe als der Baum, Ich fiel und wurde
grau Und brach hervor Und trank an deiner
Brust, Die überquoll, wenn
man nur mit dem Fingernagel in die
Rinde ritzte, Und ich fing mit
einer Dose jeden weißen Tropfen auf, Obwohl die Milch,
die du so reichlich hattest, Mir ganz farblos
war. |
Helfen heißt nicht,
dass du richten sollst, Und auch der
Henkersknecht ist nicht der Richter, Wahrheit war, dass
ich am Tag gleich Zweimal lebte, Und am Abend hielt
die Sonne an Und ging den ganzen
Weg zurück, Und auf den Straßen
wuchs schon Gras im Pflaster, Und es hieß: „Die ausgebliebne
Nacht trägt Schuld am Wachstum, nicht die
Sonne,“ Und sie blieb doch
seit millionen Jahren an derselben Stelle. |
Heute nimmt man an,
dass alle Himmelskörper gar
nicht existierten, Dass sie durch die Nähe größerer
Gedanken erst entzündet würden Und nur sichtbar waren,
weil man dachte, Und die
Denkmaschinen, Die wir aufwärts
sandten, flogen rückwärts In bereits gedachte
Gegenwart, Und wirklich traf
mich jede Frage, die ich
stellte, völlig unbeleuchtet, Und ich wusste
nicht, was gestern war, Und reiste morgen
schon in die vergangne Nacht. |
Der Reisezug, der
mich am Abend weiter brachte, Machte kaum
Station, Und sah ich in die
Sonne, Lief sie rückwärts, Und ich traf erneut
den Abschied einer Frau, Die ich nun endlich
wieder liebte bis zu unsrem ersten Treffen, Und davor stieg sie
aus diesem Wagen, Und ich hatte sie
niemals gekannt Und wusste nichts
von der Begegnung dieses
Morgens, Den man ausgerufen
hatte. |
Meine Straße
krümmte sich zu einem Wellengitter, Und die Wellen
hoben sich und Senkten sich Und mich, Und durch die
Gitter konnte ich nicht fallen, Und ich sandte Und empfing durch
dieses Raster alles, Was ich dachte, Und in Wahrheit war
es so: Es strömten Winde
in dem nahen Meer statt Wasser,
und sie trugen Sand, Man sah hindurch Und stand vor einer
Fensterscheibe, Die war eingesetzt
in deinen Brustkorb. |
Ich sagte zu dem
Künstler, Dass ich auf der
einen Seitenkante Seiner Arbeit
stünde, Und ich müsste
stürzen, Und er sah nicht
her, Und meine Beine rutschten
ab Und nahmen mir den
Halt, Und noch im Fallen
hörte ich ihn Über seine eignen
Werke klagen, Die sich selbst
zerstörten, Und in meine Hand
zwang sich ein Blindenstock, Der wusste mehr als
meine Augen Sahen. |
Oft wurd ich zum
Opfer der Verkürzten Bilder,
die entstanden, Weil ich viel zu
eilig war, Und andre sagten
mir, es gäbe Flächen, die
bestünden nur aus einer Farbe, die zum
schmalsten Strich, Zur Ritze eines
Spektrums schrumpfen würden Und die lägen weit
im Raum, Und tief in mir war
stets ein Bild zu Meinem Trost Und zeigte mich als Totengräber hinter
einem Felsen, Und ich lag vor mir Und war erschlagen. |
Mit Sägen zog man
aus, Den Baum, dem Arme
wuchsen, Zu beschneiden, Und er stand in
meinem Garten, Und man würde an mir
operieren, Und in meiner Not
und meinen Ängsten Wuchs ich gänzlich
aus den Wänden meines
Hauses Und bot mehr als
abgesägte Arme, Und ich wurd beim
ersten Schnitt Zu Stein, ich wurd
zum Denkmal, Das man schonen
musste, Und ein Weib, das
ich nicht kannte, Schleppte einen
Bausteinkasten viele Male In sein Haus, Und trug ihn wieder
fort Und wieder heim. |
Ich las dann mein
Gedicht vom Wind Und dass er sich
den Kopf an Gegenständen Blutig schlug, Und von dem
Künstler, der ihn so lebendig malte, Mit den Wunden, die
ihm blieben, Und ich wehte an
bescheidnen Tagen sanft Und stand oft
stundenlang in halber Höhe völlig still Und blickte nicht
nach dir und nicht nach mir Und hielt mich
atemlos. |
Das Geld ließ ich
aus meinen Händen fallen, Weil ich es
besitzen wollte, Und ich quälte mich
Und stieß es mit
den Füßen, Und es blieb dran
haften Und schwoll an, An mir bergauf, Und wertvoll war
ich mir Und sprang aus
meinem Raum, Den Raum, den ich
mit mir alleine füllte, In die Notwehr, Die hing unbenutzt Und bodenfrei am Haken. |
Gedanken, die ich
hatte, Waren die
Geschwindigkeiten, Die sich nicht
zusammenzählen ließen Und verdoppeln, Dachte ich an
Grenzgeschwindigkeiten, Gab es nichts mehr
zu vermehren, Und es fiel ein
Tropfen Gift ins Meer Und war in Wahrheit
umgekehrt: Es fiel das Meer
ins Gift Und nichts war
umzukehren. |
In den Garten
stelltet ihr die Bronzestatuen, Sie sollten nur die
Weiser neuer Wege sein, Es fehlten noch die
Straßen, Die hier ihren
Anfang nehmen sollten, Und ein Kind hielt
fest die Schnur Des Drachens in der
Hand Und stieg an diesem
Drachenseil hinauf, Und es gelangte
weit, weit höher als sein Spielzeug, Das nun aufsah und
sich nach ihm Sehnte. |
Du maltest einfach
einen Wassertropfen In den Raum, Es war kein
Untergrund, Und deine Formen
und die Farben Blieben haften an
der Luft, Und jeder sah genau
den Tropfen fallen Und sich äußerlich
durch seine Flüssigkeit
verformen und sich runden, Und er fiel an uns
vorbei Und blieb trotzdem
an dieser einen Stelle Haften, Und die
Doppelsterne standen unbeweglich Gegenüber, Und sie wussten
nichts von ihrer rasenden Bewegung
umeinander. |
Bin ich denn blind, Dass ich die
Todestropfen überseh Und steh doch in
der Straße in dem Rückgrat fremder
Leute, Und sie selbst sind
unsichtbar Und teilen irgendwo
im Landesinnern Ihre Länder neu, Und ich soll Wache
halten, Und man bot mir
eine Reise an, Die führte in die
Erde bis zum Stillstand, Und die nahm ich an Und warte nun und
taste hier am Ende dieser Bergfahrt, Und es ist ja alles
offen. |
Über mir, mag sein,
dass ich mich irre, Weil ich in dem
Kopfstand lebe, Schlägt ein
schwerer Hammer Tag und Nacht Und stünde er im
Himmel, Also unter mir, Schlüg er umsonst, Und über mir, im
Erdreich also, Müsste er mich bald
erreichen. |
Man konnte sich den
Zählblock Einer Zukunft
kaufen, der war einfach, Und er zählte alle
nahen Tage Nach der Größe, Und sie wurden mit
dem Abstand kleiner, Und es war doch
ganz verkehrt, Weil sich der Wert
entfernter Zeiten Pausenlos
vergrößerte Und an Bedeutung
ungeheuer zunahm, Und der Augenblick,
der immerzu geschah, War winzig und von
atomarer Kleinheit, Und man spießte ihn
mit kleinen, spitzen Gegenständen in das
Tagebuch. |
Die Explosion der
Zelle war in dir, Und viel zu eng war
die Gefangenschaft, In der du lebtest, Und den Tisch und
alle Stühle Nageltest du an die
Decke deines Raumes, Und das Bett
verschraubtest du flach mit der Wand, Und deinen Schrank
schlugst du in tausend Stücke, Und die Wäsche
bildete ein Häuflein Aussichtslosigkeit,
das vor dem Fenster hockte, Und es hob sich
langsam, langsam der Vulkan Als neue Insel aus
dem Ozean Und Wasserdampf
stand grau darüber Und verdrängte viel
von unsrem Himmelsblau. |
Ein Reisender
befragte mich nach einem Weg, Der rückwärts
führte, Und ich wagte keine
Antwort, Und er stand doch
nur in falscher Richtung, Und ich schwieg und
zeigte in den Wind, Der sprang jetzt
deutlich um Und stieß mich
fort, Riss meine Arme
hoch Und ließ mich
lügen, Und der Fremde
stieg in mich Und blieb, Und ein Bericht,
den er mir sandte, War sehr positiv: Er käme gut voran. |
Ein andres Zimmer
hatte man im Leben ausgegossen
mit den durchsichtigen Harzen unsrer Zeit, Es war unmöglich
dort hinein zu langen, Und man hätte
helfen können, weil die Kinder in dem
Zimmer schliefen, Und mit einer Lampe
zündete man wohl noch Die Gardinen an, Und etwas stand so
schräg, Es musste einfach
fallen, Und man wusste nicht
einmal, wie wahr Der Inhalt war, So überdeutlich
lebte man darin. |
In meinem Kopf wuchs
noch ein Augenpaar, das sah
nach hinten, Und es war mein
„drittes Auge“, Wie man sagte, Und es wurde wach,
wenn alles schlief, Sah jede
Einzelheit, wenn die Gewohnheit mich in
ihre Arme nahm, Und dir konnt ich
so gut wie nichts erzählen, Und du wohntest mir
im Hinterkopf, Ich sah dich nie, Und meine
Blindheit, sagtest du, Würd nicht mehr
heilen. |
An den Händen
spürte ich die Wärmestrahlen
einzeln, Wenn sie darauf
fielen, Und auch, wenn sie
mich verließen, Und ein Fremder
erntete an mir, Und bündelweise
trug er mich davon, Und übrig blieb nur
meine Sehnsucht, in der
Ferne meine Spur zu finden, Und die Augen nahm
ich an ein langes Band. |
Die Tage drängten
sich bei mir, Sie steckten eng an
eng Und wollten mir
zugleich geschehen, Und das Nachbargleis
war unbefahren Und noch völlig
frei, Und heimlich ließ
ich meine Augen Darauf reisen, Und sie brauchten
mir nicht zu berichten Oder mir zu
schreiben, Sondern sollten als
ein Teil, von mir gesendet, Gänzlich ich sein Und sich so von mir
befrein, Ja, ängstlich
wachte ich die Nächte durch, Weil sich der
Schienenstrang In mir verlor. |
Im weißen Strahlen
unsrer Sonne Wurde dein Gesicht zum
Spiegel, Und, als käme die
Musik direkt von dort, So sah ich ihre
Noten darein fallen, Und es wurden
Bilder deutlich, die mich sahen Und mich mahnten
und mich endlich riefen, Und ich ging mit
dir, Und hinter mir
zerbrach die letzte Stunde staubiger Zerstreuung, Und ein
Brückenkopf, an dem ich lange Bauherr war, Blieb als ein
abgeschlagner Armstumpf stehen, Und mir blieb nicht
Zeit Mir meine Wunde zu
verbinden. |
In einer Wiese
spielten viele Instrumente eine
Melodie aus Vögeln, Pflanzen, Fischen, allen
andren Tieren Und den Menschen, Und sie endeten das
Spielen ohne uns Und sprachen über
eine andre Zeit, Die war nach uns
geschehen und Würd vor uns
kommen, Und in meiner Liebe
war es ähnlich, Weil ich alles an
dir kannte, Alles an dir, alles
von dir wusste, Und wir würden uns
in einer Zukunft Erstmals sehen. |
*)
Erschienen in der Anthologie, Deutsche Lyriker der Gegenwart, Verlag,
ars nova, 1988 Mein Wohnhaus
musste ich zum Einsturz bringen, Und es fiel mir
leicht, es war mir keine Heimat, Und ich ließ es
stehen, Aber euch, in
meiner Nähe, Die ihr Wohnung an
mir nahmt, blieb keine Räumlichkeit mehr,
als ich ging, Und machte doch der
Enge Noch ein Zimmer Frei. |
Aus deinem Buch, Aus einer Seite, Wuchs ein schwarzer
Faden, Und er suchte meine
Augen, Und du ließt eine
wenig Ruhe tropfen Auf die Flucht, die
in mir ausbrach, Und ich blieb und
ließ mich treffen, Und es war sehr
angenehm, Und meine Hände
öffneten den Schädel, Der mir gegenüber
saß, Und die Gedanken
strickten an der Wahrheit, Und sie hatten dies
erkannt: Dein Leben und dein
Mord, dein Sterben, Und mein Leben und
mein Mord, mein Sterben Können nur einmal
geschehen Und sind überhaupt
nicht wiederholbar. |
Außerhalb der Erde
lebte man im Weltraum, Und die Speise, die
man mit dem Schwarz Der Nacht vermalte,
ging dem Tag verloren, Und man kannte ihn
ja nur vom Hörensagen, Und man war gewiss,
dass hier die Dunkelheit, Die niemals abriss, Überhaupt nicht
wiederholbar war. |
Auch der Krieg war Frieden
zwischen Gegenständen, ja,
er war ein Frieden zwischen allen Waffen, Und es kämpfte
einzig eine Nacktheit Gegen eine andere, Und deine Blöße und
der Schrecken Und die Langeweile
aufgestellter Denkmaschinen
schrieben mit der Spiegelschrift in
ihre Himmel, Dass man es von
außen lesen konnte: Hier ist überhaupt
nichts wiederholbar. |
Ich musste
mönchisch leben, Und ich lebte wild
im Leben, Nur um mich in meiner
Einsamkeit Zu schützen, Und ich liebte alle
Menschen bis zur Tiefe ihrer Haut
und prüfte mit dem Finger nach, der
durfte nicht darin versinken, Ob mir Atem blieb, Und neben mir im
Autofenster, Das zerbrochen in
die Straße streute, Und es war noch ganz
Und schloss den
Wagen gut nach außen ab, Ja, neben mir
entstand das Heulen Harter Reifen auf
der Bahn, Dass ich die Augen
schloss, Ein Fließband zog
sich über meine Schultern, Daran hing mein
aufgefahrner Leib. |
In deinem
Taschenbuch verbargst du eine kleine Skizze voller
Poesie, Es war die
hingehauchte Liebe, Die ein Wanderstock
in Händen Junger Frauen fand Und deren Finger
sich besonders um die Erdberührung
wanden, Und du warst doch
schon so alt, Und deine flinken
Augen hakten immer noch die Jugendlichen Arme
ein, Die rissen dich aus
dem Verkehr der Straße, Der dich nicht
verstand. |
Wir wohnten auch so
nahe an der Ampel, Die Gesetze um in
eine Blindensprache
wandelte, Wir lernten sie und
redeten in Farben und in
Bildern, Und der Regen war
uns eine große Hilfe, Und die Straßen
wurden schwarze Endlostafeln in
Profilschrift. |
In deinem Zimmer
riss die Wolkendecke auf, Und Licht fiel ein, Und ihr erkanntet
euch, Es war ja, dass ich
neu vor dir entstand, Und war für dich
von gestern, Und du sprachst
mich an mit Worten, die ich Lang vergessen
hatte, Und du mühtest
dich, um etwas bang Dein Gestern zu
erinnern, Und ich sagte dir,
die Sprache, die wir Sprechen müssten, Wäre neu zu lernen, Und die Wolkendecke
schuf sich hier, Wie überall Und achtete nicht
auf poetische und herrische Figuren, die sie
bildeten. |
Das Kind, es war
mein eigner Sohn, Spann mir ein Bild
voll Leidenschaft, Und einer seiner
Bäume, die er bildete, Stand in drei Himmeln, Und es war das Gras
hellgrüner Wolken In dem Wasser
seiner Tränen, Und es war ja blau, Und mit den Ästen
konnte sich der Baum Allein versorgen, Und er stand nicht
in der Erde, Und du feiertest
heut den Geburtstag eines Ausgesuchten
Steines. |
Die neuen Tänze
tanzte man allein, Und man verstellte
sich Und wurd ein
Gegenstand, der sich entdeckte, Und der Tänzer
musste sich bewegen, ohne eine Rücksichtnahme auf
die eigene Erwartung, Und man sprach ganz
ungehemmt mit Giften Und mit
Tötungsinstrumenten Und es wuchs ein
Tier an jedem Tänzer, Das fraß
unersättlich an sich Selbst. |
Zwischen beiden
Gärten wuchs die Mauer unsichtbar
und tief Und in die Erde, Und man überschritt
sie Und war
ungefährdet, Und man wär verloren,
müsste man die absolute Dunkelheit
durchwandern, Und ich zeigte dir,
dass auch das Nichts Begrenzt war mit
den Splittern Erster Fragen, Und der Gruß, den
du mir sandtest, Kam zu mir als
Schrift, In Stein
geschlagen. |
Die Sonne stand auf
einer Sommerleiter über
uns Und brannte in die
spröden Risse ihrer Sprossen, Und ich stieg
hinauf Und fand sofort,
wie unerreichbar mir die Helligkeit in ferne
Höhen wich, Und mit mir zog der
Durst, Ein Sprung von
hier, würd ich ihn wagen, Könnte nicht mehr enden. |
Auch die Steine,
die du sammeltest, Behielten ihre
Neigung zueinander, Und man ordnete in
einer Gräberstadt mit sehr viel Mühe alle
Glücksgefühle, die den Toten hier
entglitten waren, Auf die eine Seite Und die Knochen auf
die andere, Und die Besucher
wussten es nicht besser Und betraten nur
das Glashaus, Das nicht zu
betreten war. |
Vom Hügel fiel mein
Augenblick ins Tal, Er schnitt sich
durch die engen Zweige eine
Schneise, Und er kam nicht an
auf andrer Seite, Und ich stand auf
einem Mauerrest, Der wuchs hier tief
im Wald, Der Kampf, der
einst Besitzer tötete, Entstand ganz neu: Es schnitt ein
unbekanntes Messer Meinen Aufbruch in
die andren Ufer ab, Und von der Mitte
stürzte ich mit hochgestellten Flügeln nieder. |
Ein junge Frau
hielt ihre Schürze auf Und fing mein
Fallen ab Und schloss mich
ein darin, Und in dem Zimmer
standen hochgestellte, alte Balken, die sie
täglich frisch begoss, Und mich in ihrer
Schürze trug sie heimlich In ihr Zimmer, Und ich sollte ihr
das Alter meiner grünen Flügel anvertrauen, Und sie würd mich
nicht verraten. |
Und im nächsten
Haus floss ein Gewässer durch das
schönste Zimmer, Und man sah so weit
und über alle Hügel, Und man fand kein
Ende, Und die nahen
Wälder wuchsen an den Wänden hoch und
wählten sich die Wanderer, die müssten
unbekümmert sein Und durften sich
nicht von der Stelle Fort bewegen. |
Die Sonne fiel ins
Kirchenschiff Und fand den Horizont
verkehrt herum, Und alle Gläubigen
entließen ihr Gebet Nach oben in die
Erde, Und im Himmel
standen ihre Füße, Und die Lieder, die
ich hörte, Waren lange schon
in Stein geschnitten Und verbrachten
ihre Zeit des Wartens Außerhalb Und würden nie mehr
in die Wolken steigen, Die am Boden lagen,
greifbar nahe Und so fern, dass
ihnen sich das Wort Nicht mehr als
Lampe an die Füße Tragen konnte. |
Im Kirchenfenster
stand die Gläsermalerei, Mit Blutlauf
angerichtet und mit Himmelsblau und mit
dem Wort aus Fleisch, Es rührte
niemanden, Und über eine
Kanzel legte man den schweren Mantel, der voll
Demut schwieg, Und später, als ein
alter Mann die Hand voll Küsse auf das
Leinen legte, War es hart aus
Eisen Und bewegte sich in
keiner seiner Falten Mehr. |
Draußen sah man
einen Vater und ein Kind
in eine Mauer eingefügt, Und so viel wusste
man, hier käme keine Frau vorbei, die
nur die Hände vor die
Bloßen halten, Die euch aus den
Steinen schlagen würde, Die den Ärmsten ungebackne
Brote brächte Und ihr Spottlied auf die
Nacktheit Schon im Vorhof
sänge. |
Diese Abfahrt war
gewiss die falsche Ankunft, Und wir konnten
nichts entscheiden, Und ich las dir vor
von allem was mir wichtig war, Und meine Sätze
waren, kurz genug als Perlenkette
aufgereiht, nach einem Sinn der Fahrt zu
fragen, Und das Wohnhaus
wuchs nun über uns hinweg Und schloss uns
ein, Und etwas weiter
fort, im Garten, Sah man durch die
Fenster die Gesetze Wachsen. |
Meine Worte
änderten die Richtung, wenn ich Mit mir sprach, und
eilten fort von mir Und suchten sich
verständnisvolle Ohren, Und die Strahlen,
die von außen an mich rührten, Wurden umgelenkt,
vorbei an meinem Kopf Und schossen weiter
in die vielen offnen Münder, die schon
darauf warteten. |
Man sah nicht, dass
das Licht, das durch die enge Öffnung in den
leeren Kasten fiel, Hier drinnen alles
detonieren ließ im Hellen, Und es drang in
allerletzte Spalten, Winkel, Und ich stand
gebannt vor dir Und horchte auf die
Explosion, die hinter meiner Stirn verlief. |
In deinem Zimmer
hing das Spielzeug von der
Decke, Und es gab doch
keine Kinder hier, Und in Regalen
standen kleinste Automaten, Die man
programmieren konnte, Und sie wurden dir
zu eigenwilligen Gespielen, die
nicht taten, was du ihnen sagtest, Sondern sie
beschlossen miteinander, was Und wie sie handeln
wollten, Und sie spielten
noch, wenn du sie schon Verlassen hattest, Und sie brauchten
nur von dir Die Augen, die du
auf die Borte legtest, Und die Automaten
wussten nicht, Dass sie aus Glas
bestanden. |
Deine Arme waren
weit entfernt von dir Im Raum und waren
hier an dir, Du standst vor
einem Simulator, der dich ansah, Der dich übertrug
und außerhalb beschäftigte, Und was du heute zu
mir sprachst, Das sagtest du erst
morgen, Was du heute
machtest, Machtest du erst
morgen, wegen der Entfernung, Und dein Lohn dafür
war ein Tag Länger leben Als du lebtest. |
Man legte zwischen
die Entfernungen, Die nicht mehr
messbar waren, Vierdimensionale
Straßen, Und so war es
möglich, Dass du ohne Hilfe
mit dem linken Auge In dein rechtes
sehen konntest Und auch umgekehrt, Und in der
Einsamkeit, die in dem Zimmer herrschte, War es nötig, Fremden zu
begegnen. |
Der neue Tag war
schnell verletzt, Und eine Narbe zeigte
sich Durch erste
Schritte, Und es war die
Nachricht früher Tode, Die wir
nachvollzogen, Und wir sahen, dass
die Zukunft schneller kam, Als wir je ahnen
konnten, Schlimmer noch, sie
lief an uns vorbei Und machte nicht
Station, Und mit dem
Aufbruch, den wir noch versuchten, Schufen wir ein
Ende, Und vorbei an mir
ging eine Frau, der sah ich nach, Und meine Augen
blieben weit zurück, Und alles nahm sie
mit in ihrer Wegelagerei und
raubte von mir Zeit. |
Die Güter, die wir
nicht veräußern durften, Waren außerhalb
begehrt als Gold, Und uns stahl man
die Zeit, Ein Raub, der alles
engte, Und er hinterließ
nicht einen Augenblick. |
Viele lebten schon
in Räumen über uns, Und jeder sah die
Enge, Die nahm
schrecklich zu, Man legte um die
Häuser Gürtel unsrer Zeit, So konnte diese
Trennung zwischen Heut und gestern
deutlich werden, Und ich lebte
innerhalb. |
Der Tod, mit dem du
handeltest, War nicht dein
eigener, Dir steckte dieser
Tod nicht voller Leben, Und er lag geschichtet
neben dir und numeriert, Und große Mengen
gabst du ab mit dem Rabatt, der nötig
tat, ihn günstig zu vertreiben, Und ein Kind stand
auf dem Berg, auf einem Stein, Es war so leicht
ihn von dort oben in das Tal Zu senden, Und dort unten
zupfte man die Kleider Irgendeiner
Festlichkeit zurecht Und saß gerade, Und man war sich
einig, dass das Glück Mit nichts zu
zwingen wäre, Dass man warten
müsste auf die Ebenen, die den
Gewaltmarsch durch die Bergwelt enden
würden. |
Schon hatte sich
das Kleid an dir Verzerrt,
verschoben, Und der Ausschnitt
war ein wenig streng, Auch etwas frech, Man musste die
Bewegung kontrollieren, Und es waren
Millimeter, die du noch berichtigtest, Dann saß es
wahrhaft recht, Und schnell goss man
dich ein in durchsichtigen Stoff, Der dich erhielt,
voll Leben, voller Absicht, Und als Denkmal
größter Selbstzufriedenheit, Dir selbst zum
Beispiel. |
Ich selbst vertrieb
nur Schlüssel, die ich machen ließ In der
Gedankenkammer, Dort konnt jeder
alles schaffen lassen, Und die Schlüssel
passten auch für Tötungsräder, die
so heimlich liefen, Und die Schlösser
dafür saßen allesamt an mir, Und mich, so sagte
man, Müsst ich
verschließen, Nicht die Schlüsselkammer. |
Ich schreckte auf
von Lindenblütenduft, Der schob sich über
meine Fensterbank ins Zimmer, sein
Geräusch war lautlos in der Explosion mit der
er mich an tausend Einzelheiten neu
erinnerte, Und durch die
Zweige spülten weich die Hände ohne Körper, die zum
Boden reichten, Und dort mit den
Schlingen reifer Wasserpflanzen
spielten, Und sie hielten bis
zum Untergang, wen sie Erreichten, Und sie haben mich Ertrunken. |
Im Fichtenwald
erfuhr ich Ähnliches, als meine Augen in das Summen
unsichtbarer Bienen fielen, Und sie sprengten
meinen Kopf, Und meine Ohren
stiegen in die höchsten, grünen Meere, Deren Brandung
hörte ich hier unten an mich Schlagen, Und sie zog mich stark
Und hat mich unter
Farn im Nadelsand Ertrunken. |
Nachts ging ich ins
Freie, Und in einer Wiese
schloss ich meine Schnüre auf und
floss sofort in eine nie gekannte Ruhe, Und sie steckte
ihre Grenzen, die vor mir verliefen Und entwichen und
doch greifbar blieben, Und ich hängte
meinen tiefen Atem An die schwarzen
Wände um mich her, Die sandten mir ihr
Schweigen, Und sie haben mich
darin Ertrunken. |
Der Baum verlor die
Federn, Und ich sah sie
ringsherum im Gras, Und du standst tief
im Wasser eines Flusses, Der sog alle Federn
auf, sobald sie ihn berührten, Und du riefst nach mir,
ich sollte mich beeilen, Und die Zeit, die
bliebe, so allein, sei abgezählt Und wäre bald
vorbei, Und meine Fenster
öffneten sich weit Und ließen rote
Sonnensamen ein, Die wärmten mich
genug, Es reichte mir, Darin zu schwimmen. |
Vor mir stand ein
übergroßes Schiff, Es war nur
meinetwegen hier Und blieb doch vor
der Küste, Und ich kam nicht
hin, Und über mir stand
eine Flugmaschine, Und sie wartete auf
mich und kam nicht näher, Und der Sturm, der
sie in diese Höhe drückte, Hielt mich fern, Und deine Pforte,
die mich in den Kleidern Wohnen ließ, War nur der
Pinselstrich an einer schwarzen Wand Und ließ mich nicht
zu dir, Und alles, sah ich
nun, war nur gemalt, Und jemand legte
mit dem Rest der Farbe Letzte Hand an
mich. |
Die Bank stand im
Gebüsch versteckt, Man sah sie nicht
sofort, Ich saß darauf, Und ich beschrieb
die Felder eines königlichen Spiegels, Und ich kämpfte um
die Überlebenden, Die mussten sich an
Felsen klammern, Und die Flut stieg
an zu ihnen, Und ein Sieg war
gänzlich aussichtslos So ohne Gegner. |
Ein Fußweg führte
fort vom Straßenrand, es war
ein abgebrochner Ast, der mit den
Zweigen seitwärts zeigte, Und wir gingen hin
und standen unvermittelt In der Landschaft
blätterloser Birken, Deren weiße Stämme
wuchsen aus dem Wasser, das war
ausgewalzt aus dünnem Blech Und spiegelte
gespenstisch diesen Wald aus Graden Rippen, Und die
Spiegelbilder, die in dem Metall entstanden, Waren moorschwarz, Und wir gingen auf
erhöhten Stegen, die bald flacher Wurden, Und weit vorne
schoben sie sich unter diese blanken Flächen, Und wir folgten
ihnen mit dem Weiß In ihre Tiefe, Um daheim zu sein. |
Zwischen meinen
Zimmerwänden hingen Dünnste Folien aus
Metall, die reagierten auf das Sprechen, das im
Zimmer wörtlich wurde, Und es war hier niemand, Und ich sah ganz
deutlich wie die Bleche Schwangen, sich im
Tönen krümmten Und sich
gegenseitig Antwort gaben auf die Fragen, die hier
standen. |
Über mir lag schwer
die Wolkenwand, Die zog ein
Bleigrau auf und war Aus Glas, Und sie umhüllte
mich, Und etwas weiter
bildete sich eine zweite Haut, Die Wohnung war in
einer Glocke Und die wiederum in
einer zweiten, Und ich sah mich
ganz genau darin Und stand hier
draußen vor dem doppelten Verschluss an mir. |
Du drängtest mich
ganz eng an unsichtbare Fenster, die du mit
der ausgestreckten Hand Ganz einfach in die
Landschaft schnittst, Und dieser Eingang
könnte Anfang sein, Und rundherum wuchs
aus den Worten unser Wohnhaus,
ungewöhnlich fest Und wunderbar, Und ich und du, wir
waren mittendrin im Zimmer, Und es war ein
fremder Arm, ganz unbewegt, Der sich nicht
regte und nichts tat Und war nur in
Reserve, bis das Licht Erlosch, total und
automatisch, Und es gab uns
überhaupt nicht. |
Die Kunst, so las
ich, würde in den Augen Des Betrachters
erst entstehen, Und ich wollte sie
erkennen, Und ich stand vor
mir und sah in einen Spiegel, Und mich rief ein
Apparat, der klingelte, Und der befahl mein
Kommen, Und ich lief und
konnte die Entdeckung Nicht beenden, Und ich schlug, so
schnell es ging, Den Spiegel ein Und griff nach mir Und nahm mich mit Und würd das
Kunstwerk später noch einmal Studieren. |
Das kleine Wasser
portraitierte mich in seiner Lüge: Alles war auf der
verkehrten Seite, Und es war ein
Unterschied zur Spiegelung In dir, Du glaubtest mir
und schraubtest deine Haken Für die Seile
deines Zweifels tief in meine Stirn, Ich spürte nichts
und alles wäre wohl in Wahrheit In die Gegenseite Eingedrungen. |
Du drehtest dir die
Illusion aus Eisenstäben, Und die Tür, die
nun entstand, trug deinen Namen übergroß und
doch zu klein, um Übersehn zu werden, Und dein Kleinkind
lehrtest du die Schlüssel zu
benutzen, Und es aß sie alle
auf, Und ich stand vor
dem Gitter dieser Tür Und sah durchs
Schlüsselloch und fand dahinter Jeden Stein und
jeden Menschen, der ganz regungslos Im Wege stand,
beschildert, Und durchs Gitter
sah ich nichts davon. |
Es war mir selbst,
als stünd ich vor dem Blankmetall, das
meine roten Strahlen Reflektierte und
ein Wärmebild von mir beschrieb, Ich kannte mich
nicht wieder, So verändert fand
ich mich, Und du verspürtest
meinen Umriss ganz genau
auf deiner Haut, Und die blieb
völlig kalt Und rötete sich nur
an Stellen der Begegnung. |
Ich wollte ganz
allein sein Und kam her zu dir, Und deinen Körper
wollte ich an meinem spüren, Und ich sagte dir
ganz neidisch: „Immer hast du dich
bei dir Und teilst dich
nicht mit mir Um meinetwillen.“ |
Mein Tod wird wohl
nichts weiter sein, Als die
Verhinderung der Zeit, Vorüber ist das Uhrenstechen, Und die Alten haben
recht und sagen: „Eine Ewigkeit
währt schon das kürzeste der Menschenleben,“ Und ich habe viele
selbst erlebt Und mag sie nicht
mehr zählen, Und der Hund wärmt
immer noch die Füße einer alten
Frau, Die hatte etliche der
Hundeleben Hinter sich, Die möchte sie
nicht missen. |
Draußen herrschte
sanftes Regenwetter, Und die Tröpfchen
eilten nicht zur Erde, Und sie waren
leichter, Und sie schwebten
wieder aufwärts, Und es regnete nach
oben, Und es war nur
dieser eine Vogel, der Noch sang und sang
doch unter Wasser, So wie ich, Und unsre Lieder
klangen lauter, drangen weiter Als das Schweigen, Das sie trug. |
Es war modern, die
wirklich leuchtend, roten Lippen einer Frau
in Übergröße überall zu zeigen, Und sie waren starr
in ihrem Leben, Und den Körper
suchte und vermisste niemand, Und ich kannte ihn
und ging oft hin zum Stein, der teilte
einen Bach, Er sprach zu mir
aus Zeiten, die in der
vergangnen Zukunft seines
Lebens lagen Und er brauchte
keinen Mund dazu. |
In unsren
Zimmerbildern, die elektrisch kamen, Und uns immer näher
in das Leben Andrer Leute
brachten, ohne uns und ohne sie Zu rühren, In den
Zimmerbildern lebte jedes Leben in Bewegung, Und es war ein
Unterschied zu finden, Und ich lebte
wirklich und blieb unbewegt Und stand Und flehte selbst
in den bewegten Zimmerbildern Um Erbarmen. |
Eins Ärztin stand
dazwischen, Und sie zählte viel
mehr Tote, wenn es Regnete, als wenn
die Galerien sich neuen Künstlern widmeten, Und die
Verhinderung des einen und des Anderen, so sagte
sie, Sei ihr nicht
möglich, sei ihr nicht gegeben, Und sie sei auch
weit entfernt davon, das eine Oder auch das
andere zu schaffen, Und sie heile in
der Gegenwart, Und die beträfe
beide. |
Es war der Hunger
anderer, der mir die Löcher in mein Fell
fraß, Und es fehlte auch
die Unterkunft, Und es war nicht
genug, die Würde dieser Vielen Toten zu beschreiben, Und sie waren noch
am Leben, Und es brach ein
Streit um einen Tropfen aus, der
niederfallen würde, Und er hing noch
fest am Faden, hier in
meiner Hand. |
Mein Armenkleid
entdeckte ich an anderen, Ich selbst war
nackt Und keiner achtete
auf mich, Und meine Kunst war
niemals Selbstzweck, Und sie war mir
immer Speise, die ich
zubereitete Und saß allein am
Tisch, Den deckte ich wohl
Vierzig oder
fünfzig Mal mit schwarzer Farbe, die lag
Schicht auf Schicht. |
Drei der Tische
hatten schwarze Oberflächen, Und sie waren mit
den Beinen an der Wand verschraubt, die
Platten standen Senkrecht zu dem
Boden, Und wie hätt ich
essen sollen, Und ich müsste
warten, bis die Wände Sich ganz parallel
zum Horizont Verschieben würden, Und die Tische
waren einfach Löcher In der Wand und Vor der Nacht. |
Ich war enttäuscht Und fiel in meine
Knie Und nagelte die
Füße an die Dielenbretter, Und ich durfte mich
auch nicht entsetzen Und zwölf Stunden,
wusst ich, würden noch Vergehen, dann
befände ich mich ganz gewiss im Kopfstand gegenüber
auf der andren Erdenseite, Und ich brauchte
nur zu warten. |
Künftig würde ich
von gelbem Strandsand leben
müssen, Und ich wusste noch
nicht wie, Und war doch selbst
gefüllt mit schwarzer Tageserde, Und in Bildern
zeigte man mir hunderttausend Dinge, die aus
Strandsand waren, Und zum Schluss sei
selbst der Stein aus Sand, Und nicht das
Wasser sei der Mittelpunkt der Erde sondern nur
das Feuer, Und der Mensch, die
Wesen und die Dinge selbst Bestünden endlich
aus Verbrennung. |
Das Kunsthaus war
gefüllt mit vielen Häusern, die die
Kunst schon in sich trugen, Und ich ging hinein
und wollte Eintritt Zahlen, und man
lachte über mich: Es brauche niemand
sich als Gast zu melden oder Auszugeben, Wenn er sich
besuche, Und ich fand mich
nicht Und fragte neu, Und diesmal nahm
man mich nicht wahr, Und irgendeiner
wies auf mich Und schickte einen
Fremden, Der besuchte mich, Und musste Eintritt
an mich zahlen. |
Als ich heim kam,
war mein Wohnhaus fort, Und nichts
erinnerte daran, Und die Familie
fand ich nirgends, Und das Grundstück
war gelangweilt leer und Zugewachsen, Und ich rief
vertraute Namen, die ich kannte, Und man stieß mich
an und man verlangte, Dass ich nicht mehr
nach mir riefe, Nicht in dieser,
nicht in andrer Form, Ich schwieg betroffen Und trat ein in
mein Zuhause, Und ich kannte
alle, die dort waren, Wieder. |
Ich kam aus einer
Prägmaschine und war stark Vergrößert, Und ich wurde
tausendfach und mehr von mir Und viel genauer,
als ich selbst mich jemals sah, Ich sah mir ins
Gesicht, Und wichtig war die
neue Gegenwart von mir vor mir Und zeigte auch den
Abstand, den ich zu
mir hatte, Und man klebte
mich, so wie ich war, An unsichtbare
Wände, die durch das Plakat Entstanden. |
Ein Haken war im
Raum Und der war nicht
befestigt, Und an ihm hing
nichts, Und nichts war in
der Nähe, Überhaupt war um
ihn her totale Leere, Und ich wurde,
außer diesem Haken, auch ein andrer Gegenstand und
wechselte die Wesen, Und es ist schon
lange her, dass ich mit Sicherheit das ganz
Bestimmte und Erinnerbare war. |
Mir wurde auch der
Raum zu eng, Und ich allein
bemerkte, wie ich ihn mit meinem Atem einzog und ihn
in mir leerte, Und er war schon
vorher völlig ohne jeden Inhalt, Und ich musste mich
entschuldigen, Weil ich hier keine
Heimat fand Und war doch auf
der Suche Und befand mich
zwischen dir, die mich verstand, Und mir in meinem Atem. |
An meiner Seite
stand ein Fahnenmast, Den schlug ein Stahlseil,
das der Sturmwind Immer wieder
straffte, Und mein linker Fuß
blieb in der Angel, Heimat, Hängen, Und ich sollte
sagen, wie ich weiter gehen wollte, Und am rechten Bein
hing mir die Sehnsucht Nach der Heimat, Die war hier nicht
aufzufinden. |
Später sandte ich
mich an den Strand Und ging voll
Hoffnung hin Und würde tausend
Spuren finden Und probierte alle, Und ich musste mich
beeilen, weil die Flut an meiner
Schwelle stand, Und trotz der
Auswahl Passte mir nicht
eine. |
Zu dritt saß ich
mit mir am Tisch Und trank dreifach
mit mir vom Wein, Ich aß drittselbst, Und endlich fand
ich mich so ähnlich wieder in der Erdschaft, in der
Landschaft, Und ich atmete ganz
frei Und schloss mir das
Geheimnis Dreifach ein. |
Aus einem Apparat,
der Stimmen sprach, Vernahm ich mich Und hörte mich
Gedanken sprechen, Die ich niemals
hatte, Und ich endete
damit, dass ich mir vorwarf, Ohne mich zu sein,
und daran, sprach der Apparat, sei einzig
meine Teilung schuld, Ich war tatsächlich
ohne Stimme, Und ich musste
alles, was ich sagen wollte, Niederschreiben. |
Ich verletzte mir
die Hand, Ein wenig Blut
quoll aus der Wunde, Und es kochte an
der Oberfläche Und verdampfte
dort, Und ich ging mir,
das sah ich ja, Auf diese Weise rot
verloren, Und ich hörte immer
weniger Von mir. |
Nachmittags bekamen
wir Besuch, Der saß schon lange
dort, als ich noch Ausschau hielt, Und er und ich, wir
suchten mich, weil wir Mich dort
erwarteten, Und unter einer
Asphaltdecke lag ich dann, Ein wenig
eingerollt Und war so kaum zu
finden, Und die Wagen
fuhren, ohne es zu merken, Über diese Wölbung
hin. |
Es wuchs der Bogen
deines Mundes, Und er stand von
dir gelöst im Raum, Und ich wich nicht
von dir Und war ein
Halbkreis voller Farben, Und man sah gut
durch ihn durch, Und niemand konnte
dich betreten, Seinetwegen, Und du konntest
dich nicht mehr verlassen, Seinetwegen, Und du warst der
erste Kunstmond, Den wir fest in
unsren Händen hielten. |
Zwei Menschen, die
uns gegenüber saßen, Kannten sich und
uns, Und sie erzählten
uns von sich Und was sie an sich
kannten, Und es war noch
weniger, Und wir erkannten
sie nicht mehr, Und uns versprachen
sie, Dass man sich
endlich etwas kennen lernen müsste, Und auf meinem
Bild, dass ich mit meinen Händen einfach in
die Landschaft malte, Brannten mir die
beiden Körper Aus dem Raum, Vielleicht würd ich
dorthin an einem dieser Tage Eine Abenteuerreise
wagen. |
Unter meiner
Landschaft war die Erdschaft, Und ich lebte oft
in ihr Und sie in mir, Und in der Wohnung
eines Arztes Hing ein
farbenfrohes Herz an einer Wand Und schlug seit
Jahren schon in einem unsichtbaren Raum, erzählte man, Und wirklich hatte ich
es oft gesehen, Und es war mir gut
bekannt von meiner Erdschaft, Und es pochte
damals noch in meinem Körper. |
Wir hatten einen
Unfall, Deine Hülle wurde
stark verbeult, Und deine
Richtgedanken waren nicht mehr Orientiert, Und auch dein Schutzlack,
der sich sonst so hochelastisch Zeigte, alles
abwies, lag nun neben dir, Und ich war ebenso
verletzt wie du, Und aus der Stirn
lief warmes Blut an meine Augenbrauen, Und es war mir lieb
und wert, Und dankbar strich
der Rücken meiner Hand Darüber hin. |
Im Krankenhaus
verpflanzte man schon Häute, die entnahm
man einem orbitalen Schutzring, der uns
ganz umgab, Und man verwendete
davon nur kleine Flächen, Weil der Mensch so
winzig war, gemessen an der Länge eines Tages, Und von außen
konnte man nun häufiger An ganz bestimmten
Stellen Bis ins Herz sehn. |
Wir mussten uns im
Umgang mit den Ungeübten üben, Die erzeugte man in
Krankenhäusern, Und es war der
falsche Platz, An ihnen gab es
nichts zu ändern, nichts zu heilen, Und sie starben während
irgendeiner Arbeit, ohne einen Ton Von sich zu geben, Und die kleinen
Fehler, die sie hatten, Reparierten
eingebaute Automaten. |
So lief ein lauter
Tag an mir vorbei, Und ich vernahm
nicht einen Ton, Ich hörte von der
Malerin im Norden, Die sich jahrelang
selbst portraitierte, Und die Schonungslosigkeit
blieb stehen in den Eigenbildern, Und sie schrieb
noch einen Brief und darin, Dass sie abseits
stünde, neben ihren Jahren, Und ihr Abbild
wurde immer rücksichtsloser gegen ihre Wahrheit. |
Mitten in dem
Fenster stand ein goldner Fisch, Und der bewegte
sich fast nicht im Strömen Einer fernen Sonne, Und ich kniete mich
davor und hätt ihn gern Gefüttert, Und ich wusste
nicht womit und musste auch in diesem Winkel meines
Blickes hocken bleiben, dass er seine Strahlen nicht
verlor, Und so wurd mir
dein Lachen Sichtbar. |
Zwischen unsren
Betten Liefen alle Ufer
ineinander, Und ich ging statt
meiner fort und unbekannte Wege, Und ich meinte
doch, dich ganz genau zu Kennen. |
Meine Beine lagen
in den Fesseln meiner Schritte, die ich
machen wollte, Und sie waren mir
so schwer, Ich stand ganz oben
auf der Spitze eines Mastes, Und ich sah nach
vorn zu dir, Und du versprachst
mir, Wenn ich von dem
Finger fallen würde, Wär es deine Hand,
die drunter läge, Und ich konnte es
nicht glauben. |
Als ich träumte,
war ich wach Und war ganz
sicher, Und ich prüfte in
den Nächten alles, was ich tat, Und war so logisch,
dass ich meinen Träumen glaubte, Und ich lief im
Meer und musste mich beeilen, Und es war normal,
dass schweres Blei an meinen Füßen, jeden meiner
Schritte hinderte, Und die Bewegungen
erzeugten Widerstand, Und vor mir hattest
du nur deine Hände Aufgerichtet, Und ich lief dagegen. |
An der Küste stand
ich schräg im Sturm, Und nicht zu weit
entfernt davon lag dein gewölbter Mund, Er war mir
zugewandt Und blies mich an, Und ich ging immer
weiter vor Und kam dir
überhaupt nicht Näher. |
Ich las von dir in
einem Brief, Den du mir
sandtest, Und ich träumte
augenblicklich durch die Nase und durch
meine Fingerkuppen, Die ganz flach auf
dem Papier nach jeder Falte spürten, Und sie schoben
sich entlang an deiner Warmen Haut Und tauchten in den
Duft der Haare. |
Anderswo verriet
ein Krater in der Erde Und der abgebrannte
Fetzen einer Hand, Dass fremde
Sprachen ähnlich dachten, Und es dauerte in
Wahrheit die Sekunde Eines Todes jedes
Mal am längsten, Und ich war doch
sicher, Dass ich in der
Hundehütte Sterben wollte. |
Von dem Fahrzeug
rollten schwere Fässer in das Meer,
das hier nicht strömen sollte, Und zerplatzten, Und es war die
Straße, die wir fuhren, Und das Meer wurd
endlich frei, Aus jenen
aufgeschlagnen Fässern lief es aus Und über uns hinweg Und breitete sich
majestätisch aus, Als Mantel hing es
über unsren Schultern, Und es tropfte auf
den Boden. |
Es ging ein Regen
nieder, Der bestand aus
feinstem, weißem Sand, Der schmirgelte im
Laufe der Jahrtausende aus
dir den Flusslauf, Und bizarr erschien
mir alles, was du sagtest, Und es floss kein
Wasser, Und man hätte einst
Skulpturen eines
Künstlers von der Brücke In dein Flussbett
fallen lassen, Und man müsste
warten, bis ein wahrer Regen käme, Und der würd dich
aus dem Grunde waschen. |
Alles, was du
sprachst, versteinerte sofort zur Wahrheit, Und ein Steinmetz
machte sich daran, Dich zu behaun und wollte
deinen Ursprung finden, Und es schützte
dich vor seinen Schlägen Eine ultraharte
Quarzschicht, Und es kam kein
Wort mehr über deine Lippen. |
Der Wind nahm
seinen Raum Und nahm dich ein,
wenn du nur einen Schritt zu machen
wagtest, Er verwischte deine
Formen ganz, Und wirklich war es
anders, Nämlich deine Wärme
stand noch lange dort Und hielt sich
hinter dir, Und ohne irgendwie
auf dich zu achten, Mit verschwommenen
Konturen, Die verblassten
erst allmählich. |
Man sprach weltweit
von einem Mann Und einer Frau, Und beide waren
völlig aus Metall Und doch aus
Fleisch und Blut wie alle anderen, Nur eine Analyse
fand metallische Verbindungen In allem dieser
Zwei heraus, Auch war die
Herkunft unbekannt, Und unser
Miteinander war jahraus, jahrein Neutral und
höflich, Und wir mieden, bis
auf Augenblicke der Verschmelzung, die
Berührung, Und in einer Wüste
standen Kugelsteine aus
Granit, Die hatten wir in
unsrem Leben Rund geleckt Und jeder saß
allein vor einem. |
Irgendjemand
schrieb in mir an einer Zeitung, Und ich war allein
der Leser und der Felsen, Der in einer
Landschaft stand, Ich würde nicht von
außen her zerbrechen, Sondern jedes
Grammteil, das der Wind Abtrüge würd den
Druck auf ihn verringern, Und ich müsste
irgendwann von innen Explodieren, Und dein Ohr lag
fest an meinem Kopf, Wo es so deutlich
war, und horchte, Und ich blätterte
bereits in Schiefertafeln ab, Weil ich mich
dehnte. |
Ein Feuernebel
zündete grad zwischen Mir und meinem
Haus, Er flirrte und
verzerrte sich Und stieg nach oben
und riss ab Und spielte in den
Hitzewellen, Und ich sah das
erste Mal In welcher
Unverständlichkeit Gedanken sich
gebären. |
Die Brandung grünen
Grases Schlug an deine
Stirn, Darunter, deutlich
sichtbar, Lag der
Meeresboden, Und die
Fingerspitzen stießen hin und wieder Einen Stein darin
beiseite, Und sie weckten das
Getier, Das schoss heraus
und floh vor dir, Und die Gespräche,
die ihr gestern führtet, Waren schwarze,
eingeklemmte Käfer Zwischen Schuh und
Weg, Ich blieb
absichtlich darauf stehen, Und es war so
jämmerlich, in Tatenlosigkeit der
Langeweile ihre Zeit zu stehlen. |
Wir schlossen in
der Schwüle auch das letzte Fenster, Und auf uns wuchs
Schweiß, Der sammelte sich
in den Körpermulden, Und wir liebten uns
zu Tode in der Hitze, Und ein Gitter, das
zuvor erglühte, Spannte sich auf
unser Lager, Und es brannte dir
die Muster enger Maschen ein, Und meine Haut
verfärbte sich erst rot, dann blau, Und dampfte kurz
noch auf, Und kühlte dann die
Glut des Eisens. |
Dann standen wir in
einem Garten, Daran schloss ein
Kornfeld, das nach einem Regenschauer, nun
in weißer Sonne trocknete, Und alle
abgeknickten Halme brachen auf, Man hörte die
Geräusche unablässig, Und ich ließ dich
sein, du solltest dich erholen, Und im Sandweg sah
ich Steine unter deinen Schritten sich
bewegen, Und du kamst mir
nachgelaufen , Und, obwohl ich
dich in meinen Armen hielt, Bliebst du mir
unsichtbar, Ich wusste nichts
von einer Waffe, Die du gegen mich Erhobst. |
Es war mir neu und
ungewohnt, Mit jemandem wie
dir zu sprechen, Und du sprachst
vertont, in Liedern, Alles was du sagtest,
war Gesang, Es hingen deine
Worte außerdem An unterschiedlich
langen Bändern, Und du konntest die
Gedanken widerrufen, Und sie kamen heim
und liefen dir nicht fort, Und irgendwann
durchschnitt ich aus Versehen Deinen Rückruf, der
aus meinem Rücken wuchs, und
fiel in eine Leere, Die blieb mir Geschehen. |
Der Lichtschein
fiel auf Blankpapier und
reflektierte dort, Und lange Zeit zog
ich als Schafhirt auf die
weiße Wiese, Und es galt, sich
in dem Widerschein zu
sonnen, Und der Schlachter folgte
unsren Spuren als ein
neuer Bote, Der uns Nachricht
brächte, Und wir ahnten
nichts davon. |
Es regnete an
diesem Sommertag die Wärme selbst in Hitzeperlen, die
wir sammelten, Und wir bedachten
auch, wie klein der Ausschnitt war, den
unsre Erde in das Sonnenstrahlen
schnitt Und dass das Licht
nur wenig hinter ihm Zusammen schlug Und keine
Dunkelheit mehr existierte, Und du stelltest
mich in deinen Brennpunkt, Und mein eigner
Schatten Dampfte auf. |
Ich lag in meinem
Gras Und hob den Kopf
ein wenig an, Und über mir war in
der Nacht ein blühendes Geflecht gewachsen, Daran hing der
weiße Tau, Und blaue Blütentrauben
standen in mein Zimmer, Und dir hing dies
Netz nur lose überm Haar, Wir wohnten doch
erst dreiunddreißig Atemzüge lang in
einer Laube, Und man hatte vor
die Tür, Die in den Angeln
pendelte, Ein Kreidestückchen
ausgelegt, Damit wir, was uns fehlte, An die Wände
schreiben konnten. |
Ich las von der Bewegung, die ich
niemals an dem Stillstand würde
messen Und damit
vergleichen können, Und ich sah die
Gräser wachsen, Und sie standen
still, Und weit im Raum,
weit draußen, Wollten wir uns treffen, Und wir wussten
nicht, wer wem begegnete, Und auch der
Kreidestrich auf deiner Haut war erst
entstanden in der Drehung deines
Leibes Unter mir. |
Das Holz der
durchsägten Bäume zeigte Ringe, die ich
zählte, Und in meinem
Lebensbuch, das ich in Händen hielt,
stand: „Dir beginnt das
Leben, wenn es Aufhört, Und die
Wasseroberfläche wird durch jeden Steinwurf neu Beringt.“ |
Neben mir goss sich
die rote Farbe aus zur Fläche, Und ich sah aus
meinen Augenwinkeln sich Dein Kleid bewegen, Und es war mein
Tag, Der gab sich beide
Hände, Dein Gesicht, ich konnte
es nicht sehen, War sehr schön und
in den Kontrapunkten
deiner Attraktion, Und dieses war so
wahr Und rührte mich
nicht an, Und achtlos ging
dein Augenblick Spazieren, Und die Spanne Zeit
zu mir War viel zu lang. |
So schien der Mord
belanglos in mein Zimmer, Und er machte mich
zum Töter und zum
Leichnam, dem ein Fremder in die
Eingeweide griff, Er füllte mich in
Eimer, die daneben standen, Und der Steinmetz
fühlte sich mit mir verwandt Und konnte, ebenso
wie ich, die Schuld nicht finden, Und er klopfte
lange an den Felsen, Und es platzten
Hunderte von roten Schalen meiner
Scham Von meinem Körper. |
Es saß die nackte
Frau auf einem Abgeschlagnen
Männerkopf und spreizte Ihre Beine, Und das Blut war
hochgespritzt in ihre Schenkel, Und man sah genau,
dass sie noch kurz vorher Empfangen hatte, Und es keimte schon
in ihr, Und aus der Hand
entglitt ein scharfes Instrument und
fiel, als ich von schwerer Nacht aufstand, Geräuschvoll neben
meinem Bett zu Boden. |
Du verpacktest
Worte in Papier, Man sollte sie nicht
hören, Und sie waren laut
genug Und man verstand
sie gut, Und jeder, der sie
hörte, hörte nichts, Und man verstünde
sie ja erst in einer Zeit, Die dann vorüber
sei, Und antiquarisch
wären sie, Und niemand könnte
sie begreifen, Und nur deine Hände Rührten jetzt an
ihnen. |
Du zeigtest uns
auch eine neue Arbeit, Die du machtest, Und sie war schon
längst getan Und stünde immer
noch zu machen an Um deinetwillen, Und wir sahen
nichts, Und das Vergangne
würd sich wiederholen, Und man müsste es
von Neuem tun. |
Dann räumtest du in
deinen Schachteln, Voll mit tausend
Kleinigkeiten, Und du fandst ein
Kind darin, Das warst du
selbst, So sehr erinnerte
dich ein Geräusch, das ich in deinem Rücken machte, Und ich war nicht
mehr vorhanden, Und du gingst an dir
verloren. |
Langsam bricht der
Regen aus den Blättern hoher
Bäume, Und ich weiß, sie
warten nur auf einen zarten Wind, der an sie
stößt und liebevoll Berührt, Und der den Rotwein
tropfenweis auf deine Brüste fallen lässt
und ihn dort trinkt, An dich versandte
ich das Flussbett mit dem Wasser, Und in meinem Fenster
stand ein goldner Fisch, der wirklich
schwamm, in Luft, Der konnte mich
nicht sehen. |
Deine Haut durft
niemals trocken liegen, Und du trugst dich
gänzlich unter Wasser zu, Und mir gebarst du
dort die Kinder, Und ich würd sie
niemals zeigen können Und gestand dir
voller Scham, Dass ich in großer
Meerestiefe eine zweite Liebe führen würde, Und das rührte dich
nicht an, Auch, dass ich
nicht mehr alles aß, wie früher, Meintest du, sei
ungefährlich Und nicht
ungewöhnlich. |
Auch der Wert des
weißen Sandes war Gestiegen, Und ich bot ihn
jetzt in kleinen Säckchen an, Ich hatte auch
tiefschwarzen abgefüllt, Und es war
unbekannt, im Spielzeug Und im Werkzeug und
im Leben andrer Menschen Eine eigne Nahrung
zu entdecken, Und man war auch
nicht gewohnt, Sich schwarze
Sterne Vorzustellen. |
Man las in dem
Bericht des Tieres An die Wissenschaft
von einem starken Licht, das würde
diese Welt zu Asche
brennen, Und man las auch
von der Scham, die jenem
schwächsten Auge Schließlich seine
Sehkraft rauben, Den Betrachter
selbst zerschmettern würde, Und ich sage so: Es ist die Scham
das Licht, Selbst wenn es sich
nach innen kehrt Und dort verwüstet Und zerstört. |
In mir bewegten
sich an jeder Fläche Spiegel, die sich
orientierten Und sich den
Betrachter in die Mitte stellten, Und ich war
beleuchtet, Und ein junges
Mädchen stand vor dem Plakat Und plötzlich
mitten in der Landschaft, Die darauf zu sehen
war, Und hinter ihm
bewegte sich der handgemalte Fluss, dem wehten
Gräser leicht Entgegen. |
Der Gedanke, den
ich eben hatte, Stieg schon auf,
war unberingt Und herrenlos, Ich hatte ja vergessen,
mir sein Leben einzuprägen, Und ich selbst trug
um das Fußgelenk Das dünne Laufband
meiner Herkunft, Und es gab noch
niemanden und nichts, Die Sprache des
Gedachten zu entziffern, Und man übte sich
zum Ausgleich immer noch im Tontaubenschießen. |
Zehnfach stand der
weiße Mond In deinen
Fingerspitzen, die du mir Entgegenstrecktest, Und der Schatten
meines Mundes Schluckte sie, Und deine Hände
kannten eigne Horizonte, Und sie gingen mir
im Nacken auf Und stiegen in die
Haare, Und an dir begann
ein Sternenzelt Sich überall zu
spannen, Und ich suchte ganz
bestimmte Bilder Einzufangen. |
Neben den Gedanken
wuchs ein Birnbaum bis in
unsre Fenster, Und die Früchte
waren nah und reif Und wegen dieses
Glases unbegreifbar, Und ich musste
raten, wie sie schmecken könnten, Und die nächste
Brücke, die ich mit dem Reisezug befuhr,
war nicht zu riechen, Und sie hatte
keinen Duft. |
Wenn du deine
spitzen Finger Auf das Tischbrett
stelltest Und weit
auseinander spreiztest, Hatte ich die eine
Durchfahrt, Und sie führte
nicht zu dir, Ich war ja auf der
Reise in die andre Richtung, hin zu
mir, Und irgendwann würd
mich die Kante meines Tisches zur
Entscheidung Zwingen. |
Du zerreißt das
Wort, Du wirfst mit
Steinen nach dem Wasser, Und das Ufer, sag
ich dir, liegt tief darunter, Und dort drüben siehst
du nur den weißen Körper deiner
Liebsten Auf der Sandbank
liegen, Und den weckst du
so nicht auf. |
Dann steig ich
selber in den Fluss, Die Beine stechen
in die Strömung, Und die Füße
greifen ungeübt nach Halt, Und was du sagen
willst Liegt dort versteinert, Und mit meinen
Zehen muss ich Scharfe Kanten
meiden, Und im Sand, in
allen Zwischenräumen Hat sich meine
Angst vor den Gefährlichkeiten Angesammelt. |
Dann geschieht es,
dass ich hier Ertrinke, Und es ist das
erste Mal, Und ich bemühe
mich, daran zu sterben, Meine Lungen sollen
selbst zu Wüsten werden, Und der Sand, den
ich mit meiner Hand Zum Munde führe, Rieselt durch die
Finger, Und der Tod, den
ich so in mich quäle, Stiehlt sich fort
aus Ritzen, die ich nun erst An mir finde, Und ich kann sie
nicht Verstopfen. |
Ich diente dir
schon, als ich lebte, Ich trug immer eine
weiße Rose Hinter dir, die war
in deinen Augen Schwarz und stand
noch nicht in Blüte, Und es fielen gegen
Ende erste, welke Blätter, die ich
sammeln musste, Und der Duft lag
schnell zu weit zurück Und ging verloren. |
Zwischen dir und
mir wuchs sich Ein Splitter aus
zur Scheibe, Die war ganz aus
Glas, Wir lebten
ungehört, getrennt und sichtbar In der Fläche und
befassten uns damit, Und erst, als viele
Scheiben Voreinander standen
und die Tiefe unsrer Räume sichtbar
machten, Weil sie uns
enthielten und uns mehrfach brachten, Sahen wir uns
wieder. |
In den Linien
meiner Hände läge auch mein Leben, sagtest du
und ließt sie überschnell als Botschaft in den Raum entgleiten,
der war eng und bot nur Platz Für dich und mich, Und von den Wänden
prallte alles wieder ab Und traf auf mich
und Narbte mich, Und nichts bewegte
nun dein Wissen, Und mein Leben traf
so ungeordnet ein Und endete am
Anfang. |
Ich kam in deine
Welt, Sie war ganz
anders, als du sie mir vorgestellt, Sie war auch noch
nicht fertig, Und ein dünner Lack
riss immer wieder ein, Vertrocknete zur
Folie deines Himmels, der war rot, Und von dir selber
sah ich nichts, Du sprachst zu mir
aus allen Gegenständen, Aus dem Werkzeug,
das sich hier bewegte, Und die Nacht wär,
wenn ich warten würde, Tagesblau, Und grüne Sonnen
würden drüber laufen. |
Es war die
Unterwasserdünung, Die vor einer
Ewigkeit, die heut grad endete, Vertrocknet war, Und ich erwachte
täglich neu Und setzte an die
immer viel zu kurzen Tageskleider
Flicken, die ich mir vom Gestern stahl. |
In meinem eignen
Hause war ich nicht Zu Hause, Traf mich dort als
Fremden, Und ich sprach mich
an Und wollte einmal
ganz vertraulich sein zu mir Und ließ mich stehn
und ging ein wenig aus In eines meiner
Zimmer, Das gehörte
irgendjemandem Und mochte auch
vielleicht mein eignes sein, Und hier im Garten
konnte ich mich Schwach, ganz
schwach An mich erinnern. |
Es löste sich aus
deiner Haut Die weiße
Vogelfeder, Und du warst in
großer Höhe, Und dies Teil, das
du verlorst, fiel mir zu Füßen, Und ich musste dir
erklären, dass du so Für mich nicht
warst, wie du für dich, Und diese Feder war
mir wichtiger als die Berichte aus den
Räumen über mir, Und jedes Teil,
genau so auch an mir und Meinem Körper,
lebte immer schon ein Eigenleben, Und ich barg dich
unter meinem Schuh, Und der zertrat die
Vogelfeder. |
Meine Hände machte
ich zu Sägen, die
zerstören konnten, Und sie schnitten
meine Kunst, in die ich Liebte und um
derentwillen ich noch lebte, Mitten durch, Und jedes
Bruchstück schrie in mir Und gab mich auf Und schenkte mir
Besitz In Fülle. |
Mein Gesicht
versuchte sich zu sehen, Wie ich selbst mich
sah, Und schnitt mich
aus dem Spiegel, Und es war kein
Glück, Das Bild war
falsch, Weil ich mich nicht
erkannte, Und von innen her Würd ich doch
niemals äußerlich Erscheinen. |
Ja, mein Leben war
die Zeiten Voller Leben, Und es sagte
irgendeiner: „Sie ist nun
vorbei, das Leben fängt jetzt
an für dich, Und dieser neuen
Leiter fehlen alle Sprossen, Und auf Krücken
wollen wir dich sehen,“ Und der Käfer
könnte überleben, Würde ich nicht auf
ihn treten, Und es schwankt
mein Schuh, Und über mir steht
jemand unentschlossen, Und er hält die
Schaukel mitten in der Wende an. |
In einem Brief
schrieb ich nur dies eine Zahl, Es war nichts
weiter, Und ich war ganz
sicher, du würdst nichts Entdecken, Und du last sofort
daraus das Datum dieses Tages,
das ich wirklich meinte, Und ich hatte es
sogar geschrieben, Und es stimmte
nicht, denn dieses war ein Tag, Den konnte niemand
kennen Außer mir. |
Ich legte eine Kinderspielzeugfahne
auf den Tisch, Und sie war lustig
bunt, Ich wollte nicht
mehr damit gehen, Und ich hatte
meinen kleinen Sieg, Den wollte ich nun
feiern, ganz verspielt, Und nie mehr dürfte
ich in einer ersten Reihe stehen, Und die Kinder
sahen noch nach mir, Als ich schon
längst in einer Spielzeugkiste lag. |
Du last aus deinem
Buch der Roten und der gelben
Himmel vor, Und deine Angst,
dass Sonnenstrahlen Dich nicht treffen,
ja, dich meiden, einfach Abseits stehen
lassen könnten, Ließ dich hektisch
werden, Und in deinen
Räumen wohntest du im Lichtschirm, der
war jederzeit zu färben, Und du sagtest auch,
der Kampf um Wahrheit sei ein
Stückchen eigner Tod, Und trugst ins
Zimmer aus der übergroßen Sanduhr alles, was
vergangen war Und unten lag. |
Du fielst vor
meinen Augen in die Spalten unsrer
Felsen, Und ich zog dich
hoch am Seil, Du hattest nichts bemerkt,
warst unverletzt und Unverdrossen, Und die
Heimlichkeit der Steine Blieb dir ganz
verborgen, Und es gab nun die
Gefahr in dir Und die in meiner
Hand Am Seil. |
Sonst war niemand,
der mich sah, im weiten Umkreis, Und ich stellte
Spiegel auf, Die sahen in die
Mitte in ein Drehbild, das mich
schnell rotieren ließ Und plastisch
formte, Und ich konnte mich
in Ruhe stehen lassen, Und ich würde nicht
mehr nach mir suchen, Und rief mich ein
letztes Mal Mit Namen. |
Andrerseits stehst
du am Ufer eines kleinen Wassers und mir
gegenüber, Und ich schlag mit
einem Zweig Die Oberfläche
etwas auf, Die Wellenringe
mach ich mir in ihrem Lauf Zu Boten, Und sie schütteln
dich und lassen dich Schon wieder sein, Und du willst hier
die Sterne deiner eignen Sammlung taufen, Und ich störe dich
dabei und bin mir sehr im Weg, Ich starre auf den
glatten Silberspiegel, Und die ersten
schwarzen Sterne Kann ich langsam
sich bewegen sehen Unter dir. |
In meinem
Schreibtisch dulde ich nicht einen Spiegel, Und er ist doch
voll von mir, Und überall entdeck
ich mein Gesicht, Und hier war auch
der Tag des großen Hungers, Und ich aß das Eis
der Winterlandschaft, Die mich
überraschte und so lange Festhielt. |
Dann stand ich auf
im Schlaf, Zwei grüne Blätter
legten sich auf meine Augen, Und ich sah
hindurch Und trennte mich
von mir, Es war die höchste
Zeit, Ein fremdes Feuer
wütete in mir Und suchte Nahrung. |
Die es wissen,
sagen es dir nicht, Und die es sagen,
wissen nichts, Und was dir Halt
gibt, ist mein Arm, Der wurde zum Geländerlauf Und führt dich
durch die kalten Flure, Und die Stufen
zwischendurch Entstehen unter
deinen Füßen, Und sie laufen Aufwärts, abwärts, Aufwärts, abwärts, Ohne dich zu sehen. |
Drüben sperrte man
die morsche Brücke, Und ich stand
darauf Und wagte keinen
Schritt, Die Bodenbretter
wurden mir zu Fenstern in die
Tiefe, Aus dem Handlauf
brachen die Verstärkungen, Und ich war froh, Im Reisezug die
Raster meiner eignen Offenheit zu
überfliegen. |
Am Ende stützte ich
mich auf den Knauf Des Führungsstockes, Und ich hielt ihn
selbst in meiner Hand, Ich musste ohne
Pause zwischen mir Und der Erschöpfung
in Gesellschaft Tanzen. |
Wir lebten lange
schon in Höchstgeschwindigkeiten, Und ein Zufall
führte unsre Bahnen Nahe aneinander, Und der Anfang der
Begegnung wurde viel, viel Jünger als das
Ende, Das uns noch
bevorstand. |
An diesem Morgen
sahst du, Dass ich jugendlich
und offensichtlich war, Und mittags kam
bereits ein Gärtner in den Garten, Den bestelltest du
für mich, Und abends rief der
Glöckner eine Nacht aus, Die vermochte
niemand mehr zu buntem Glas für
irgendwelche Sonnenfenster zu
verarbeiten. |
Du sprachst von
einem Traum, Der dich durch
tiefe Sümpfe Waten ließ, Und er versteckte
deine Füße In den schwarzen Stiefeln tiefen
Unrats, Und es war dir
ekelhaft Und brächte dir
bestimmt nichts Gutes, Und du kamst zu mir
in meinen Traum, Der war schon lange
ausgeträumt Und ließ dich auf
dem Bahnhof Einfach stehen, Und ich war so weit
entfernt von dir, Dass mich Signale,
anzuhalten, Nicht erreichten. |
Aus dem Gitter
griffen dünne Arme in die Leere, Und sie fassten
mich Und hielten nichts
in ihren Händen, Und ich fragte mich
nach ihrer Schuld, Und sie befragten
sich nach ihrer Schuld, Es waren meine
eignen Kinder, Und ich war ihr
eignes Kind. |
In den Straßen
wohnte man schon eng Und lag sich
schulternah, Und in der Liebe Und im Sterben Und im Töten Und Gebären Musste einer nur
den Rücken krümmen, Und man sprach
nicht mehr davon. |
Aus der
Tageszeitung fiel die Schrift, Und mir zu Füßen
lag ein schwarzes Häuflein, Darin war nichts
mehr zu lesen, Und ich musste das
Papier in seiner Weißheit auf die
Fahne ziehen, Dass es alle sehen
konnten, Und es wurde Hunderttausendfach
gefressen noch bevor Es oben ankam, Und es hing dort
jahrelang Und niemand rührte
diese Reinheit an. |
Von deiner Stirn
lief rot ein schmales Blutband, Und es war der
Lack, der schmolz aus dir, Und angstvoll sah
man dir entgegen, Und es wusste
niemand, ob die Krankheit
übertragbar wäre, Oder nur der Fehler
irgendeiner Schaltung. |
Von außen sah man
nichts, Und ich tat alles,
meine Kleidung ordentlich
und rein zu halten, Und die aufgenähten
Türen waren Völlig zu, Und innerlich hielt
ich ein Superlicht In jeden heilen
Winkel Und zerstörte ihn
und spürte jeder Schönheit, jeder
Hässlichkeit so lange nach, Bis sie sich töten
ließ Und hatte viel,
viel noch zu schaffen, Und das Ende meines
Anfangs War nicht zu
erkennen. |
Eine Bretterhütte
stand in meiner Wohnung, Und ich wohnte hier
allein in ihr, Und andere, die mit
mir lebten, Fragten nicht nach
mir Und sahen auch die
Not nicht, welche Mit mir flüchtete, Und ihre Sessel
stellten sie in meinen Tag, Und Gäste, die sie
hatten, lobten eine Armut tief in
ihnen, die sie liebten Und mit allen
Werten überschütteten Und pflegten, Und es wussten nur
die wenigsten Davon. |
So fremd wie ich,
war niemand unter Fremden, Und ich sah mich um
und achtete auf Lebenszeichen, die
mir hätten gelten können, Und ich lebte unter
meinen Kindern, Lebte tief in
meinem Weib, Ich selbst schnitt
meinem Tag Die Silhouetten
aus, die mit mir wohnten, Und ich nahm mich
endlich fort, Und wenige der
Wurzeln saßen in der Festen Erde, Keine Uhr Schlug eine Zeit zu
dieser Stunde An. |
Über meinem Bett
stand hell ein freier Mond, der neigte
sich ein wenig schräg zu mir, Er musste ja so
weit an mir vorbei sehn, Und die Nacht war
nur ein viel zu großer Schatten, Der sich tags Versteckt hielt. |
Nichts entstand vor
seiner Zeit, Ich selbst war
beispielhaft Und völlig falsch
in meiner Zeit Und nähte meine
Kleider selbst aus dem Papier, das nicht
zerfallen konnte, Und ich legte dort
hinein Gedanken, Die verlangten
regenfeste Mäntel Für den Übergang. |
Es entsteht Musik
aus Holz und Gras im
Morgennebel, Über mir hör ich
Motoren niedrig fliegender Maschinen, Und kein Passagier
kann mich erahnen, Und ich halte an, Und meine
ausgestreckte Hand befühlt den Rumpf aus
Blankmetall, So lange stehen die
Geräusche in dem Grau Ganz nah an meinem
Ohr, Und weit, weit
unter mir, Es muss auf einem
andren Erdteil sein, Erwachsen meine
Füße aus der Harkspur leiser Nachbarschaft. |
Und dich zuvor
erinner ich genau, Und deine braunen Haare
schufen mir am Morgen noch auf
weißen Laken die zerrissne Wolkendecke, Und es gab bei dir
kein Himmelsblau, Und hinter dieser
Wand, die uns von Nachbarträumen
trennte, War der Himmel
grün, Und aus der Zeitung
rückten die Bedrängten in die
dritte Wohnung, Und ich hörte sie
bis hier Und wagte nicht
dein Haar aus meinen Zähnen zu
entlassen. |
Auch die kleinen
Schiffe voller Kinder, Die verloren gingen Und die ohne Rufer
waren, Deren Hilferufe nur
noch in Gebärden Weiße Kreidezeichen
an die Meldetafeln
kratzten, Blieben lange
unentdeckt, Und meine Hände
drückte ich tief in die Augenhöhlen, Und es musste doch
noch irgendetwas Greifbar sein, Ich sollte doch
nicht nur in deinem Schoß und einzig Suchen müssen. |
Ich sah es so: Du standst vor mir Und redetest in meiner
Sprache; Und wir kamen gut
voran, Dann fuhr dein
Körper über eine Schienenteilung,
die dich trennte, Ohne dich zu
teilen, Und du warst zu
zweit Und gingst von mir Und bliebst hier
stehen, Und du warst
erstarrt in meiner Nähe, Und ein letztes
Wort, das du noch sagen wolltest, Steckte halb
gesprochen zwischen deinen Lippen. |
Es perlte sich der
frische Tau An dünnsten Fäden
deines Morgengrußes, Der stand lange
noch im Raum, Ich wagte keinen
Schritt, Die Illusion um
deinetwillen riss zu leicht, Und klebrig und
besorgt läg dann das Spinnetz deines
Vorwurfs in den Stufen auf der Lauer. |
Ich lebte auf dem
Sand, der war noch Weißlich gelb, Und feiner floss er
aus der Hand als sich die Strahlen von der Sonne trennen, Und die Körnchen
stopften meine Poren zu, Und ich
versteinerte Und ich verschliss
zugleich im Sturmwind, der mich
schließlich Forttrug. |
In einem Buch las
ich die Formel, Die sofort durch
eine feine Röhre in mich
drang, Es war ein Virus,
der das Überleben simulierte, Und er war in mir
Zuhause, Wuchs und spannte
meine Fähigkeiten schon
am ersten Tag Zum Überdehnen, Und ich hielt mich
nicht mehr aus Und sprach zu dir
von meinem ungewollten Training, Und du hattest
alles Überleben hinter
dir. |
Auf einem Dachfirst
saß ein alter Mann, Der wohnte lautlos
dort, Man kannte ihn
genau Und wusste auch,
dass er nur aus der Ferne sichtbar war, Und wir darunter,
in der Wohnung, Lebten in den
Zinken großer Kämme, Und wir waren immer
wohlgeordnet Für das Unvorhersehbare. |
Morgens standen
mehrfach neue Sonnen in der
Stadt, Ich sah sie nach
der Tunneldurchfahrt Hinter einem
Häuserblock in meinem Rücken stehn Und fragte viele
Leute, ob ein Irrtum möglich
wäre, Und es war
tatsächlich so, dass sich die Augen, wenn man sie
nur einmal öffnete, Sofort verliefen, Und sie stürzten
sich wie dummes Nachtgetier in
alles Blendlicht und Verglühten. |
So eng war die
Beziehungslosigkeit, Dass sich die
Steine meiner Atemlosigkeit
einander näherten, Und viele unter
ihnen kannten noch die Zeit, als alle gläsern
waren Und sich vor Berührung
fürchteten, Ich hatte meine
Angst ganz abgelegt Und hörte auch von
dir, an der ich aß, Dass kaum noch
jemand nach dem Sinn von Speisen fragte, Und ich aß doch nur
die Oberfläche ab, Weil du darunter
wohntest. |
Mir entfielen die
Gesichter, die ich liebte, In der ersten
Abenddämmerung, Sie konnten sich
nicht mehr in meinen Augen halten, Und ich stapelte
die körperlosen Bilder auf dem
Schrank, Es reichte mir,
wenn anderntags die Freunde und die
Lieben nur noch ihre Farben trugen, Und ich sprach sie
damit an, Und, wer sie
gestern waren, Konnt ich nicht
entziffern Und zurück
begreifen. |
Morgens trug ich
gleich ein Schild in
Spiegelschrift, Das gab mir schon
im Badezimmer, wenn
ich vor dem Spiegel Und mir gegenüber
stand, den eignen Namen, Und ich lernte mich
so täglich Kennen. |
Dein Mund trinkt
nicht für mich, Und jeder deiner
Atemzüge Sättigt mich, Und die Musik aus
mir schlägt um mich her Und auch an dich, Und alles klingt, Und früher stand
ich oft als Kind Mit meinem Ohr am Telegrafenmast Und hörte die
Gespräche, die man sang, Und eine ganze Welt
hing mit daran Und lauschte tief
in mich, Und ich war unter
ihr. |
Und deine Augen
sehen nicht für mich, Und deine Sattheit
ist nicht übertragbar, Und ich lege mich
an eine Leine, Dass ich nicht
verloren geh, Die blicke ich
entlang, entlang, Bis sie in deinen
Händen Endet. |
Heute lauscht mein
Ohr am großen Wasser, Und es ist ein
Spiegel, der sich krümmt, Und tief in ihm
wird sich mein Herzschlag sammeln
und verstärkt Nach oben dringen, Und dein Mund wird
sich bewegen Zwischen dir und
mir, Nach einer Heimat
suchen, Die liegt etwas Außerhalb. |
Du sagtest einfach,
dass du ohne Grund seist Und dein Leben hätt
sich so ergeben, Und dein Denken
wäre ähnlich, weil du keine festen Formgedanken
hättest, Alles ließe dich
allein, Und durch die Tür,
die dich hereinließ, Strömten aus dem
leeren Raum dahinter, Menschen eng an eng Und gaben keinen Platz. |
In jedem meiner
Augen wuchs ein Drehgestell mit
einem Zählwerk, Und ich merkte
daran erst, Wie oft ich fort
sah Und wie oft die
Blicke mich verließen Und nicht wieder
kamen, Und die Differenz,
die sich so zeigte, Zwischen Ausgang
und dem Eingang, War sehr groß, Und mehr, als ich
gestand, War ich wohl
außerhalb. |
Später gabst du mir
aus meiner Jugend Hundert Seiten, die
ich lesen sollte, Und ich hatte nichts,
was mich daran erinnerte, Und fuhr mich fest
auf dieser schlimmen Straße, Und die Hand, die
du herüberreichtest, Reichte nicht bis
hier Und kam ja aus dem Augenblick, der
diese Seiten hielt, Und war doch viel
zu weit Entfernt. |
Das Gerüst, auf dem
du stehst, bricht ein, Und mit dir fällt
dein Lächeln ebenso, Und deine blauen
Arme reißt du hoch, Dass ich dich
halten kann, Ich rette dich, Und unten schlägt
dein Lächeln auf, das
taugte nichts Und war nichts wert
für dich Und stürzte sich zu Tode. |
Auch die
Straßenkehrmaschine ist das Rücksichtslose
Leben, das du führst, Ich liebe dich
sofort, weil du es willst, Und kann den
Augenblick trotzdem genießen, Und das teure
Armband, Das ich auf dem Weg zu dir verlor, Kam dir zum rechten
Zeitpunkt, Und du hängst es,
schnell verziert mit meiner Lust, die du so
einfach abtust, Um dein Fußgelenk. |
In der einen Spitze
der Museumsmauer Steht die Statue Und stürzt herab, So sehr ist sie zu
hoch Und fällt ganz
weich in meine Arme, Und ich danke mir
für diese Vorsicht, Und zerbräche ich
an dir, Erlebte ich den
Fall wie er in Wirklichkeit
geschehen ist Und stünde
weiterhin Dort oben. |
Die Blendung nahm
noch zu, Und ich ergriff das
weiße Laken, Das uns stach, und
riss es fort, Es war der
Lichtblitz, der auf Wasser tanzte, Und das Blinken aus
dem Stahl, Der in das
Sonnenauge schaute, Und ich fand
darunter nichts, Wir lagen auf dem
harten Netz der Drahtmatratze, die
gab etwas nach Und zeigte auch den
Boden unter sich Und unter uns, Man konnte wenig
machen. |
Andre hatten an den
Füßen Seile, Und die saßen fest
und hatten Zahlen, in ein Blech geschlagen,
das hing auch daran, Und viele freuten
sich darüber, Und sie schrieben
immer wieder ihre Daten in das
Tagebuch, Und andere
verblassten unter ihrer Namenlosigkeit und
fanden eine bittre Wahrheit, die war
mehr wert, Und zum Schreiben
gab man ihnen Nichts. |
Auf den Straßen
saßen nun die jungen Menschen auf den
Gittern der Verbote, Und sie boten ihre
Körper an Und trieben es mit
ihrem Spielzeug und mit
Tieren, dass man sie erkannte, Und das Kunsthaus,
hinter ihnen, Nährte sie und gab
Getränke und Die Speisen der
geteilten Not ganz ohne Bitten ab. |
Zwischen unsren
Häusern Spanntest du ein
langes Seil, das Hing so hoch, dass ich
es nicht berühren konnte Und verband uns
fest, Es trockneten daran
die leeren Häute, Die wir nicht mehr
brauchten, voreinander, Und wir sprachen
auch davon, dass wir uns treffen Würden, Und das rohe
Fleisch war derzeit Unberührbar. |
Seit vielen Tagen
suchtest du am Berghang nach dem
Schiffchen aus der Vorzeit, Und es war das
Glück des Suchers, das dich narrte, Und in meinem
Garten wohnte eine Violine, die sich
selber spielte, Und sie lag schon
morgens frisch und grün im Gras, Die Fäden ihrer
Melodien begegneten Dem Morgennebel, Der sich auf sie
legte. |
Niemand tröstete
die Steine der Verbannung, Und sie waren
eingemauert, Und sie hatten sich
für irgendeinen Notfall in den
Fugen Geld versteckt, Das hatte keinen
Wert mehr In der Gegenwart, Und jeder setzte
sich zur Abendsonne vor das
blinkende Metall Und ließ es an der
Stelle. |
Die Mauer hatte
keinen Durchbruch, Hatte keinen Riss, Aus jedem Stein,
aus jeder Füllung Trat ein sanftes
Licht, das in der Sonne kaum zu sehen
war, Und abends erst,
wenn Dunkelheit mir
keinen Raum mehr ließ, Begann sie zu
erglühen, Und ich sprach mir
dir, Und einmal nur,
kurz vor dem Untergang in mir, Fiel mir die Frage
ein, Wie es dir gehen
mochte, Und der Staudamm riss
an dieser unbekannten Stelle unter meinen
Füßen. |
Gestern, als ich
dich besuchte, Sprach ich lang zu
dir Und litt darunter,
dass ich viele kleine Steine bei dir
fand, Die waren jeder
einzelner ein Eintritt, Den man für dich
zahlen musste, Und ich sah darüber
hin Und ging so leer,
wie ich gekommen war, Und heute stehst du
nur noch als Skulptur bei dir Und hältst mich
frei, Und nichts ist
mehr, wofür ich Zahlen könnte. |
Es war einfach so: Ging einer vor dem
anderen Und schnitt mit
einem weißen Messer die
Verbindung durch, So starben zwei in
jedem einzelnen, Und dieser Tod, in
dir, war anders Als in mir, Und du in mir
starbst anders Als in dir, Und einmal würden
wir darüber Sprechen. |
Über
uns zerriss ein schwarzer Himmel
seine Kleider, Und
wir trugen keine Trauer, Und
wir sahen die, die nur ein Auge
hatten in der Stirn, Die
sprachen nicht Und
sahen doch aus ihrer Sicht
viel weiter, Und
wir liehen uns den Mut aus ihrer Nachbarschaft
und gingen hin bis an den Horizont Und
fanden dort die messerscharfe Kante, Über
die konnt keiner gucken. |
Mir
wuchsen dunkle Reifen
an den Füßen, Und
ein schwarzer Ring
durchlief die Hände, Und
den Regen stäubte ich im Laufen
hoch, Ich
war so schnell, dass selbst mein Blick
zurück fiel, Er
fand keinen Weg durch diesen Wassernebel, Und
nach vorne stieß ich unversehens In die
Leere, Die
mich überrollte. |
Täglich
musste ich mich mahnen, Täglich
stach ich Nadeln
in die Briefe, um sie zu verschließen, Und es
war mein Mund,
den ich verschloss, Und
niemand achtete darauf Und
gäb mir etwa recht, Und
jeder sprach mit mir Und
lachte über meinen Spaß. |
Das Gras auf meiner
Kopfhaut ist noch
grün, Und ich versuche zu
verhindern, Dass es dort
verbrennt, So heiß ist mir der
Blick nach oben, Und er gleitet an
die weißen Sterne, die wir in den
Himmel setzten, Und ich sehe, dass
sie weit entfernt sind Und so kalt, Und ihre Augen,
weiß ich auch, Erspähen jeden
Grünplatz, Den ich retten
konnte. |
Um den Baumstamm
ließ ich eine Leiter wachsen in
mein Haus, Schon kurz darauf
schlug Blätterwerk aus
dieser Treppe aus, Die war genauso alt
wie ich, Und meine Blätter
wurden langsam braun Und krümmten sich An mir. |
Andre Städte
wuchsen einfach zu Und überdeckten
ihre schlimmsten Wunden, Und es war ein
Abenteuer, nur zu wissen, Dass sich unser
eigner Horizont zu
gleicher Zeit im Aufgang und im Untergang desselben
Tages Badete. |
Am Ende unsrer Höchstgeschwindigkeit Befand sich der totale Stillstand, Und wir stritten
uns um Worte, die
zerbrachen auf dem Weg, Und sie
verunglückten Bevor sie uns
erreichten, Und du fragtest
nach verbotenen Gefühlen, Und du kämpftest
dabei mehr um mich Und schürftest
schon mit großen Räummaschinen unter
meiner Oberfläche, Und ich führte
dich. |
Wir hielten Ausschau nach
Signalen, Die wir auf der
Reise finden mussten, Und wir warteten
umsonst, Ja, es war so, dass
plötzlich Nichts mehr
existierte, Und wir standen
sicher still Und fielen in das
schwarze Unsein, Und man zündete
kein Licht an, Gleich danach lief
unser Film die Länge
einer Ausschau weiter, Und wir zweifelten
den Schritt an, Der nun auf uns Zukam. |
Meine Kleidung zog
ich aus der Tageserde, wie ich
früher sagte, Und im Wasser löste
sie sich völlig auf, Das hatte ich
gelernt Und nahm es hin, Und deine Warnung
vor der Blöße ließ ich
liegen Und verzog in ein
Gebirge, Wo ich unter kahlen
Felsen lebte, Und die Regen
fielen hier Stets unter mir. |
Meine Form
entstammte dem Gesenk der
Schmiede, Und ich war ein
Zeichen dafür, wie man Ursprung mit der
Wirkung Hemmungslos
vertauschte, Und ich sah nicht
mehr, dass deine Liebe sich an mir
verhärtete, Und du verkauftest
dich im Nachbarflur Und weißt nicht
mehr an wen Und ob es lange
dauerte Und hältst dein Ohr
gepresst ans Straßenpflaster Und erinnerst dich
an die Geräusche deiner
Jugend. |
In mein Zimmer
setzte ich ein Holzhaus und
bepflanzte es mit einem Glauben, Und er wuchs darin Und schoss empor Und trug das Haus
nach oben, Dass es brach, Und ich erschrak Und wollte diesen Untrieb aus mir
reißen, Und der Tag, der
mich heut aufnahm, Sagte schon im
Voraus, Dass es nicht
gelingen konnte, jedem alles Recht zu machen, Und ich wartete auf
Hilfe. |
Die Gesichter
blichen zu schnell aus, Und neuerdings war
auch das Kennenlernen
umgekehrt, Und ich erinnerte
mich anfange gut Und erst am Ende
der Begegnung Stand ich in der
Leere, Und es war ja
möglich, Dass ich rückwärts
lebte Und die andren auch Und alles wär
normal, Vielleicht war
dieses auch der Atemzug, der
wirklich uns alleine, Mir gehörte, und
den keiner stahl Und forttrug. |
In meinem Garten
wuchsen in der Nacht die Säulen aus
Zement, Es konnten nur die
harten Worte sein, die
gestern hier gefallen waren, Und es war die
Sprache deiner Verse, die mich
tötete Und hinter dieses
Gitter setzte, Und es war so neu,
weil sich Gefangenschaft und
Freiheit Ineinander
mischten, Und der Zwischenraum
war frei, Und jeder dieser
Stäbe Drohte mit dem
spitzen Teil nach oben in
die Wolken. |
Es mussten die
Gefangenen sich selbst Gefangen halten, Und sie waren
völlig frei Und wussten nicht
mehr zwischen ihrer Angst vor Freiheit
und der Angst vor ihrem
Alltag Einen Unterschied
zu machen, Und in meinem Kopf
hab ich den Lichtspalt wohl
entdeckt, der mir die Armut bringen
könnte, die ich so begehrte, Und ich war schon
fast Verhungert. |
In meinem Schädel
war ein Nebenkopf
gewachsen, Der lag außerhalb, Ich konnte auch
nicht sagen, wo, Und war mein Fluchtboot, dass
mich jederzeit hinüber brachte, Und ich hörte
später, dass ich Zeiten hätte, die
den Umgang Ganz erträglich
machten, Und ich sprach mit
mir darüber Und verstand mich
immer weniger, Und wurde viel,
viel leiser. |
Ich lag zu lang im
Wind, Ich war ein Stein, der
barst von innen Und dies war
gewiss, Mein Kopf, auf
einer Kegelspitze, übte Balancieren, Und die Kinder
spielten ganz in meiner Nähe, Und sie hatten
gleiche Schwierigkeiten Und versuchten eine
schräge Bahn, die Stufen überbrückte, Zu begehen. |
Es entstand, ganz
abgesehn von mir, Ein zweiter Kopf
dicht neben mir und hatte Meine Züge, Und ich sah das
erste Mal wie ich mich sah, Von Angesicht zu Angesicht. |
Sonst schieferte
ich ab, Und seitlich
platzten ganze Flächen meines Alltags, die ich nicht
mehr halten konnte, Und es stimmte,
dass mir andere Aus reiner
Menschlichkeit den Körper fest
umwickelten, Sie fragten nicht
nach Gründen Meines Leidens. |
Du verströmtest
diesen Lichtduft Weißer Sauberkeit
des goldenen Geschirrs, Das niemand mit den
Händen anzufassen
wagen würde, Und ich saß
trotzdem an deiner Tafel, Die war blank und
leer und reich gedeckt, Ein Sturzbach, der
mich zum Ertrinken brachte, Und du schobst mit
deinen Fingerspitzen Sonderbare, krause
Eisenfäden, die in meinem Wege wuchsen, Hin und her. |
Ich lenkte alles
Licht, das von dir ausging, Ab auf mich, damit
du zu mir schautest, Und du warst ein Rotbild aus der
Wirklichkeit, Du warst die
Abendsonne, der man gern ein Lied nachsang, Es züngelte aus
deinem Mund die heiße Lava
unter schnellen Worten, Und ich sprang in
diese Pforte deines Kraters. |
Später tanzten vor
den Abendlampen Luftgetiere, Und die Schatten
zuckten auf die Straße, die ich auf
dir ging, Ein ausgetretner
Pfad, den mancher schritt, Der vor mir kam,
wenn er dich ließ, Und doppelt tief
war er im Abschied. |
Du wohntest in der
Leere eines Gummiballes, Und du wusstest
nichts von irgendeinem Spiel, in dessen Mittelpunkt du
warst Und das dich
achtlos fallen ließ Nach jedem Sieg; In meiner Zeitung
lebte das zerstörte Leben der vom
Giftgas halb Getöteten. |
Die Waffen, die wir
trugen, Hingen nachts am
Himmel, weil wir dort den Feind erkannten, Und am Tag
verspeisten wir sie einfach als Gemüse zur
Gesundung, Und sie waren so
geschmacklos, Und die Zimmer, die
uns elektronisch Schlaf und
Wachheit, Krankheit gaben, nahmen, Mussten wir mit
Stillstand vor dem Eingang Erst entschuldigen, Sie konnten
wirklich nichts dafür. |
Und das Vertrauen,
das wir hatten, War der Mittelpunkt
der Unschuld, Und von uns war
keiner ohne Schuld, Und die, die uns
verrieten, lebten unter uns, Ja, neben mir; Und vor und hinter
dieser Tür, das war
gewiss, verbrachte ich allein die Tage und bewachte
mich, So schlimm verlief
die heiße Spur Geschmolzner Steine Durch den Raum. |
Die Verwandlung war
nicht sichtbar, Und sie war nur
innerhalb Und hatte dich im Schlaf getroffen, Und sie änderte
dein Leben Von dem einen Tag
zum anderen, Und für die
Wissenschaft begann man deinen Leib zu öffnen und
zu schließen Und zu öffnen und
zu schließen, Und die Not, die in
dir war, fand keinen Ausgang. |
Fern in einem
andren Land Hat man ein kleines
Rohr gefertigt, Das heilt alle
Leiden, Und es war so
sinnlos auf dem Seidenfaden, mochte
es auch tausend Mal Ein Stahlseil sein,
zu balancieren, Wenn es auf der
andern Seite Nicht einmal ein Gegenüber gab. |
Auch der Asphalt
unsrer großen Straßen brach und
riss Und ließ in kurzer
Zeit die Bäume auf der
Straße wachsen, Und es war ein neuer
ungewohnter Tod, der somit
sichtbar wurde, Und die
Namensschilder galten lang nicht mehr Und hingen völlig
sinnlos an den Stirnen der
Bewohner. |
In die roten Beeren
stürzt das Graumetall in einen
neuen Himmel Und verwächst mit
Gras, Am Flugplatz sitzt
ein einziger Marienkäfer auf der
weißen Fliesenwand, Die endet erst,
wenn meine Blicke enden, Und es bleibt der Punkt
zurück bei mir, Ein Auge, das im Schwarzen Fleck
sieht. |
Dir wollte ich von
meinem Glück berichten,
alles gleich erzählen, Und es gab die neue
Art Gewinne, die nicht
reicher macht, Die mich verarmte, Und sie war nicht
zu erkämpfen Und nicht zu erbeuten, Und das Weib, das
ich dazu besitzen musste, War schon in
Gefangenschaft Und lebte völlig
frei mit mir Und wiederum auf
eine andre Weise Auch mit einem
Fremden Und mit irgendeinem
Tier Alleine eng
zusammen. |
Ich kam auf meinem
Weg zu stark in Bodennähe, Riss den Körper auf
und blieb verletzt am Weg, Die Ambulanz
versorgte nur die wirklich Kranken und die
Schwerverletzten und die Sterbenden und fuhr
an mir vorbei Und offen blieb ich
liegen, Und es kamen
wirklich nur sehr wenige, Die in mich schauten. |
Der Glaube tötete
die Hoffnung, Als sie sich
erfüllte, Und die Liebe blieb
alleine übrig, Und sie fand sich
nicht zurecht, Und wusste nicht
mehr, Wem sie dienen
sollte, Und aus meinem Werkzeugkasten nahm
ich eine Steinzerschneidmaschine, Die ernannte ich für
dich zum Lehrer, Und die ersten
Stunden dieses Unterrichtes Nutzten wir, Um immer härteres
Gestein zu finden. |
Die im Steinbruch
lebten, hatten ein Gehör für
Steinmusik, Und diese Sprache
konnte man erlernen, Und es war
unmöglich mit dem Berg In ein Gespräch zu
kommen, Und man lauschte
immer wieder auf die Schichten, die sich
leicht verschoben Und Geräusche
machten, Und mein Kopf war
jung aus dem Granit Geschlagen, Und man meißelte
noch fleißig An der Form. |
In die Höhlen
senkte man die Tage, die nur halb
geschehen waren Oder nur zu einem
Teil, Auch angebrochne
Nächte legte man dazu, Und man
verschweißte Und versiegelte sie
in der Tiefe, um sie für den Notfall zu
bewahren, Und man würde die Reserve nicht
vergessen, Und in einem
stillgelegten Bergwerk Blieb ich ganze
Tage und die Nächte, Und es häufte sich
nichts an. |
Ich sah mich um in
meiner Sonne, Und die eignen Schatten
waren mir die Liebsten Kinder, Und zum Abend sah
man ihnen ihre Sehnsucht nach der
großen Schwester an, Und morgens griffen
ihre Finger lange noch
ins Nichts, um dort den Zipfel eines Rockes
zu erhaschen, Und die Heimatlosigkeit der
Fliehenden Verschob die
Kontinente, Und die
Wasserspalten, die dazwischen lagen, Wurden an nicht
einer Stelle enger, Und die Brücken
stürzten ein. |
In deiner Wohnung
herrschte eine Ordnung, die man Überall erwartete, Und als du mich
besuchtest, Hatte ich den roten
Mantel an, Der fiel auch über
meine Ohren, dass sie Glühten, und ich
schämte mich, Und meine zweite
Tür aus meinem Zimmer hatte ich
dort oben in der Decke, Und ich kam nicht
hin, sie zu bedienen, Und im Boden
öffnete ich dunkle Fenster, die nach
unten lauschten Und den Herzschlag
melden würden, Falls der dort
entstünde. |
Und an einer Küste
sprach ein Künstler mit dem
Meer, so dass es sich Vom Sandstrand
stundenlang zurückzog, Und er schuf aus
Stein ein meterhohes Mannesglied, Das tauchte, als die
Flut kam, Tief und tiefer in
die Wellen, Und ich war auf
Suche nach der Freiheit, die ich
fast Verloren glaubte. |
Aus deiner linken
Hand wuchs Gras, Und jene Frau, die
in der Tür, Stand auch am
Eingang zu dem Wald, Sie war schon halb
ein Baumstamm, der sich
seitwärts lehnte, Und sie schaute
nicht zu dir herein, Du selbst verliefst
in einer Pfütze, die den Windhauch
spiegelte, Und alle
Möbelstücke in dem Wohnraum waren fest
verwachsen in der Landschaft Und bemoost, Und Farn wuchs in
der Bodenschale, Und es hing ein
Ölbild in der Galerie, Das hatte eine Tür,
Die führte in den
eignen Rahmen. |
Ich warf zur meiner
Freude Einen Stein, der
flog und breitete die Flügel aus und
stieg empor und Rief mir Worte zu
in einer Sprache, die er mir
verdankte, Die ich ihm noch
hinterher gerufen hatte, Und er lernte
schnell, Und schon verstand
ich ihn nicht mehr, Er war zu hoch und
redete mir tausend Gründe ein Für meine Flucht. |
Mit einem
überlangen Messer Ging ich an das
Meer Und warnte es zuvor
und wollte, Dass es stillstand, Und ich sagte auch,
dass ich die Arme seiner
Wellenkämme trennen würde, Und die Angst in
mir war groß, Das Meer stand vor
mir auf und wies auf Stümpfe, die es
hatte, lange schon vor mir, Und wirklich
spiegelte es nur noch meinen Rumpf. |
Vor mir zerfiel ein Menschenkörper in
zwei Hälften, Und er teilte sich
in seiner ganzen Länge, Und sein Radiobild,
das man zerstören wollte, blieb, Als wäre nichts
geschehn, im Freiraum stehn, die
Strahlen bluteten
nicht aus Und bildeten ein
neues, ganzes Wesen, das sprach
nicht mit uns Und nahm nach
vielen Stunden erst Die Blässe kalter
Augenblicke an, Und hinter mir fiel
ich zurück Und ließ mich nicht
zusammenfügen. |
In der Kunst fand
man durch Zufall Einen Stein, aus
dem entsprang aus einem Loch in seiner
Mitte eine Wasserquelle, die
stieg sanft empor Und überlief den
Rand, Und niemand fragte
nach dem Ursprung, Und die Größe
dieses Werkes War für jeden
völlig anders, Und mein Herz trug
ich tatsächlich in der Hand, wie man es
mir erklärte, Und es spielte dort
in seinem Blut. |
In deinem hohen
Würdenamt Verlangtest du von
dir die eigenen Und auch die Schmerzen anderer zu
ignorieren, Und bei dir trug
jedermann die Wundenmaske auf dem Brandmal, Und das brannte man
zuvor ins rohe Fleisch, Und dabei gab es
keine Lüge und auch keine Wahrheit mehr. |
Als ich mich
entfernte, rief das Stückwerk, das ich
hinterließ, mir nach Und wies auf sich, Und nichts war
fertig, Und zuvor war jedes
Teil noch ganz gewesen,
als ich dicht davor stand, Und es war dies
Wort, das hinter einem Nachtbild wohnte, Das war schwarz und
dumpf; Und sah ich auch
hindurch, Mich fing die
Schwärze ab in seiner Tiefe. |
Meine Ohren sandte
ich auf Reisen in die Felsen, Und sie sollten
dort an Türen lauschen Und mir sagen, ob
es hier versteinerte Gedanken gäbe, Und sie fanden dort
Gravuren Und mich selbst
davor mit einem Werkzeug in der
Hand, Ich war der
Steinmetz, Den ich fragen
sollte. |
Sonst studierte ich
die Regeln strenger Wissenschaft Und fand sie alle
richtig, Und sie wiederum
erklärten nichts von ihrem Sinn, Und erst der Sinn,
den sie von mir erfuhren, Ließ sie anders
wirken, Und ich sah es ja
mit eignen Augen, dass die Steine in die Erde
fielen Und gelassen, tonnenschwer
im Freiraum standen Und sich selbst für
nichts Erachteten. |
Ein wenig griff
dein Traumsturm über, Und es wehten
Blätter, noch mit weißen Wurzeln, her zu
mir, Ein Schlüsselbund,
das namenlos im Treibsand lag Und nirgends
passte, Und ich hob es auf und
gab es dir am Morgen, Und ich warf den Stein auf seinen
langen, unbekannten Weg in einen
Brunnen, Und ich rührte gar
nichts an von dir Und fragte nicht Und ließ dich
völlig sein Und griff nach dir Und war zufrieden
mit dem Schönheitsbeet, Das legtest du ganz
vorn am Eingang an. |
Mein Hals war
zugeschnürt, Und Atem nahm ich
nur aus mir, Und über meinen
Stuhl verlegte ich die schlaffe Uhr, die schmiegte
sich an Sitz und Lehne, Und man fragte
nicht, ob sie noch ging, ob Zeit nun
stillstand, Und ich setzte mich
auf sie Und ließ sie auf
mich warten. |
Lange blieb ich
wach Und horchte auf ein
Zeichen, Das sollt aus mir Kommen. |
Die Fingernägel
trommelten aufs Regendach, Und sonst bewegte
sich kein Laut in meiner
Nähe, Und es fiel nur
dieser Überschall vom Himmel und schoss
durch die Stille und
erschütterte die Langeweile beinah
tödlich, Und ich saß auf
meinem Tisch, Der war nur
aufgemalt auf Pappe, Und man formte noch
an mir Und wollte mich zu
Ende Bringen. |
An einem kleinen Grünsee fanden sich
die Lampionkinder ein Und wachten in der
Nacht, Und von dem
Gegenüber warf ich einen Stein genau und
mitten in das Spiegelbild der
Füße, Und sie standen
still und liefen doch in Wellen meiner
Kreise fort Und kamen wieder, Und es würde das Geplätscher
irgendwann auch Über meinen Körper
laufen. |
Ich lebte in der
Flucht, Sie wiederholte
sich von Tag zu Tag, Ich suchte
außerhalb nach euch, Und ich benutzte
eine Brille, die auf Wärme
reagierte, Und sie führte mich
an viel zu heiße Quellen, Und die Ringe
meiner Finger Schnürten mir die
Hälse zu vor Angst entdeckt zu
werden. |
Alles, was ich
dachte, hing an einem langen Pendel, Und es schwang weit
aus Und zog sich über
Land und über Küste Und das Meer, Und stand im
Wendepunkt, Der war so
unerreichbar fern, Und eine Schaukel,
die uns aufnahm, Rauschte immerfort
durch eine Mitte, Und es hörte
niemals auf. |
Aus einer Landschaft
voller Kräne Floh ich in die
Erde, Und ich stieß an
gut erhaltne Fundamente alter
Galgen, Die man nicht von
oben sehen konnte, Und die
Märchenprinzen suchten grad im Unwegsamen die
versprochnen Königskleider. |
Über mir stand eine
Möwe in der Luft, Sie hielt sich dort
mit leisesten Bewegungen und
stand im nächsten Augenblick im
Sonnenkreis, Der war so weiß,
dass sie darin verdampfte, Und der Regenbogen
auf der andren Seite schlug als
Illusion in meine Ohren ein. |
Ich selbst saß
unter einem Baum, der stand am
Ufer, Und ich hatte
dreifach Wellengang und sah
den Wind, als der mich
losließ, in das Wasser fallen und
danach im Ritt auf scharfem Strandgras, dann
auf langer Schwebefahrt im
gelben Feld von Ähren, Und ich hatte
Glück, Man hing mich
nicht, wie mir derselbe Wind in meine Ohren
schrie, an meinen Füßen auf und stach
mir nicht mit einer Gabel in das Auge, Und man legte nicht
die Elektroden an mein
Glied und nicht An meine nackten
Sohlen, Und der Wind warf Spott und Lachen
über seine Schultern, Und er sprach von
harter Welle, Die er kannte. |
Unten stand ein
Schiff, Es fuhr nicht ab, Und niemand war an
Bord, Ich hatte doch
bezahlt, Auch lag das Schiff
ganz fest Und schwankte
nicht, Und draußen war das
Meer steinhart und
unbeweglich, Und die Wellen waren
nur geformt aus einem Glas, das war viel
tausendfach gerissen Und gesplittert. |
Man folterte den
Folterkönig, Und es war kein
Sieg, sein Schreien nicht
Musik, Es schwiegen viele
Münder der Gerechtigkeit, Man ließ die
Ungerechten rückwärts laufen, Und sie stießen
dort zusammen mit den Ungerechten, die
sie jagten, Und der Wind,
dazwischen, hatte jeden Schon berührt Und ihn gespeist Und ihn geängstigt, Und er war ein
Schwätzer, Der in Steine seine
Tagebücher schrieb. |
Du warst so groß
wie ich Und ich genauso
groß wie du, Und jeder überragte
doch den anderen, Und du erzähltest
von der Schuld Und von dem Keil,
den schlüge man in dich, Der saß so fest,
der quälte dich und schaute aus der Jacke, Und ich war ja
dumm, ich wollte dich befrein Und riss an einer
Wunde, die dich schmerzte, Und ich konnte dir
nicht helfen, Und die Spaltung stand
bevor. |
Dir zeigte ich auch
eine Narbe, die ich hatte, Und im Garten
pflegte ich ein Blumenbeet und
rührte nur mit Schutzhandschuhen
an die rohe Erde, die ich Wegen ihres
frischen Blutes Nicht berühren
konnte, Und ich litt schon
lange unter einem Pelz, der sträubte
sich auf mir. |
Meine Hilfe konnte
keine Hilfe sein, Und sie erreichte
nicht einmal mich selber, Und ich stand
getrennt von ihr Und sah hinüber, Und sie irrte
zügellos und schwankte auf der Suche, Und ich sah das
erste Mal wie blind sie war so ohne Jede Führung, Und es standen
Kinder hinter dem Gebüsch und zeigten Größten Mut und
bissen Würmern, die sie in der Erde fanden, ihre Köpfe ab. |
Zwei Stühle standen
tief im Kuss verschlungen
vor der Tür, Ich konnte sie
nicht auseinander bringen; An die Badewanne angelehnt
stand eine Tänzerin, die
tanzte später mit den Gegenständen, Und sie war das
Leben, das in dieser Totenlandschaft
Opfer werden sollte, Und die meisten
großen Bilder blieben unverändert, Und man schützte
Tod besonders vor den Lebenden. |
Mitten in dem
Wohnraum war ein Fenster aufgehängt, Das konnte man nach
beiden Seiten öffnen, Und es fehlte eine
Mauer, die es einschloss, Und es konnten die
Besucher hier die Einschau halten, Und es war ganz
sonderbar: Man sah hinaus und
sah hinein Und sah zwar nichts
und sah doch alles Mit ganz andren
Augen. |
Was auf uns traf
war nur die Materialisierung
der Musik, Und schöpferische
Augenblicke Wurden nicht
verschenkt, Man musste sie mit
viel zu frühem Sterben schwer
bezahlen, Und die Krieger, die
ich für mich streiten ließ, Schuf ich aus Erde,
die ich an der Sonne trocknete, Und ich verriet auf
diese Weise die Natürlichkeit, die
mir in Ohren klang. |
Ich lebte in der
Nähe eines roten Strahles, der stand
waagerecht im Raum, Und er begann nicht
und er endete auch nicht Und zog die Krümmung
meines Raumes auch nicht nach, Er war gerade und
verlief ganz linear, Und er begann nicht
und er endete auch nicht. |
Man zeigte uns die
Filme einer Gegenwart, die wir
nicht kannten, Und das Glasgehäuse
knisterte, wenn meine Fingerspitzen diese
Wirklichkeit
berühren wollten, Und ich sah es ganz
genau, Erst hinter dieser Wand entstanden
kleine, bunte Punkte, die das
Bild erschufen, Und ich langte
nicht zu ihnen. |
Erst, als mich die
Nachricht schreckte, Dass man die
vergessenen, verlorenen und Fortgeworfenen
Gedanken endlich von der Straße fegen
wollte, Sah ich mehr und
lief hinaus, Und in der Eile
weigerten sich meine Schuhe ihren Dienst
zu leisten, Und sie seien
ungereinigt Und es sei schon
spät Und ließen mich
allein, Und draußen war
noch nichts geschehen, Und die Sammler
fanden dort wie eh und je die Tagessuppe. |
Ich drängte aus der
Faust, die hielt mich fest, Sie zeigte schon in
Richtung Sonne, Und, wär ich erst
frei, Flög ich direkt in
sie, Und maßlos wäre
mein Verbrennen, Und am Abend störten
mich die großen Fliegentiere, die
in meine Lampe stachen, Die durchs offne
Fenster mir in die Gedanken fielen, Und ich fing sie an
den langen Beinen aus der
Luft, Die rissen ab, Und ihre Leiber
flogen einfach Weiter. |
Die Krankheit
selbst saß tiefer als der Schock, den sie uns
brachte, Und wir sprachen
über eine große Freiheit, die war
ungewaschen Und sie stank und
übertrug das Übel, Und die Heilung
fände man nur in uns selber Sagten alle, die
davongekommen waren. |
Es wuchs ein
fremdes Land auf meiner Haut; Ich ließ mich
scheren, Und die alten
Meister lebten auf Und hatten
Hoffnung. |
Man wickelte den
Zierfisch ein in diese Sichtbarkeit und
dann in Packpapier, Und, ohne zu
zerstören, könnt ich nicht an seine Leuchtkraft kommen, Und mit
hochgestelltem Kamm Schlich ich mich um
den Wind, der wollt in meinem Kopfhaar Nester
bauen, Und man schöpfte
blind in einem fremden Element Und würde mich
erhaschen. |
Man würde auch den Rücken stehlen, den
ich an die kalte Steinwand presste, Und es lag vor mir
die dumme Frage, was mir
bliebe, Und ich wagte nicht
einmal Mich schnell nach
ihr zu bücken, Und es würde sicher
niemand merken. |
Meine flachen Hände waren schon
so lange hinter mir, Und, sähe ich nicht
hin, könnt ich nicht sagen, Ob der Wildwein
über sie gewachsen wäre, oder Ob sie selbst im Rankwerk stünden, langsam
mich verrankten, Und ich blickte
starr geradeaus Und hielt mich an Zu warten. |
Das Brennglas hielt
mich fest in seinem weißen Punkt, der lag noch
außerhalb der Sonne, Und sie war
gefangen, Und nur eine oder
zwei Sekunden war ich
leuchtend hell, Dann stieg die
dünne, schwarze Fahne aus mir auf, Und meine
hochgehobnen Hände über mir
erlahmten in der Scham, Und meinen Selbstmord ließ ich
wieder aus den Händen fallen. |
Auf dem Rücken lief
die Brandspur eines Meteoriten, der
drang durch die Kleider bis zu mir Und weckte mich mit Kratzgeräuschen an
der Tür, Und gleich dahinter
lag ich fast verdurstet, Ja, vertrocknet von
der Glut, die fest in
meinem Nacken hockte. |
Aus der Zeitung las ich
dann Wie emsig man nach Leuten suchte, Die die
Narbenlandschaft Wirklich sehen
könnten, und sie müssten sich, um Jeden Irrtum
auszuschließen, Qualifizieren und
auch Wunden deuten können, Und es wäre nicht
genug, die Schmerzen zu
betäuben. |
Meine Blicke hob
ich auf, Sie sollten in die Sonne
fallen, Die war schwarz und
ließ das Strahlen nicht, Und hinter ihr
vermutete ich diesen Sternenbogen, der
der Nacht die Straße brachte, Und ich wusste auch
zugleich, dass ich mich Irren musste, Und die Hände
hielten dir von hinten deine Augen zu, Und du errietst
sofort, Dass ich es war. |
Du liebtest helle
Möbel und die Glatten runden
Steine, die du streicheltest, Ich hörte einen
Arzt in Liebe über eine Krankheit reden,
die man sauber Operieren konnte, Und ich stolperte
und schimpfte über deine Katzenhaften Reden,
die sich um die Beine schmiegten, Und das Kettenwerk
an mir war keine Wahrheit, und sie
wuchs schon hoch Und artete zur Schönheit aus. |
Tausend Zettel
gaben noch kein Wort, Die Schreiber lagen
voller Tatendrang daneben
und verrieten sich in Langeweile, Und sie hatten alle
Zettel und auf beiden Seiten Eng beschrieben, Und ich setzte mich
vor irgendeinen Spiegel und
beklagte mich Bei mir. |
(Cafe Müller,
gewidmet Pina Bausch, 09.1984) Deine Brüste waren
schlaff Und ausgetrunken
hatten sie dein Herz, Es schwoll trotzdem
und schickte heiße Boten aus mit
freundlichen Geschenken, Und ich nahm, was
du mir gabst, und gab mich Auf den flachen
Boden, Und die Tänzerin,
die aus dir stieg, lief über mich, Und ihre Füße
traten nicht auf mich, Du warst mir lieb, Ich stemmte dich
mit meinen Händen hoch zu mir
und räumte in dem Saal voll Leerer Stühle
deinen freien Weg, Und ich verwarf die
Sitze und die Tische, Und du solltest
dich hier nicht verletzen, Und du liefst an
eine harte Wand, Die konnte ich
nicht schnell genug Versetzen. |
Ich griff ganz fest
um deinen Leib, Du hättest schreien
müssen, Denn ich schlug die
Pflöcke Tief in dich, Und du warst fest
entschlossen, Und den Preis, den
du vergeben wolltest, Kannten wir, er war
bereits vergeben, Und ich hob dich
hoch, Und du hobst mich, Ich warf dich an
die Mauer neben uns, so
wie du mich, Die nahm nichts an Und lehnte auch
nichts ab, Und lange schöpfte
ich an dir. |
Wir suchten in dem
großen Saal Nach uns vertrauten
Spuren, Und die Füße
hielten wir ganz nah am Boden, der war
schmutzig, Und er färbte unsre
Sohlen schwarz im Kuss, Und deine Augen
waren dir verschlossen in der Hoffnung, Und es räumte
keiner auch nur eines dieser Hindernisse an die
Seite, Und sie mussten dich
ja in die Irre leiten. |
Über dir hing eine
Nachtlaterne, Und ihr Schein fiel
grell auf dich Und riss den
Schatten in die Erde Und die Lampen, nebenan, Erreichten schräg
gestellte Spielgefährten, die
sich nicht von deinen Füßen trennten, Und du warst der Kelch darin, Den brauchte diese
Nacht, zu blühen, Und die andren
Frauen neben dir Begannen neue Beete
anzulegen, Und die Kälte zwang
euch allesamt Dazu. |
Dein Blick griff
freundlich in mein Haar und drückte
meinen Kopf nach unten, Und dein Schoß war
herrlich ausgeformt Und warm und nahm
mich auf Und würde zwischen
dir und mir Nicht tauen und in
trocknem Sand verrinnen, Und es rollte deine
zarte Hand geschickt Die
Siegerinnenkugel über meinen Spieltisch. |
Ich zog die
Gummistiefel wieder an, Sie waren nicht
gepflegt Und konnten mir
auch nicht gehören, Und ich fand mich
vor als Dieb der eignen
Sachen, Und die Stiefel
waren damals Pferd und Reiter
meiner Unbeweglichkeit Und mussten heute Rettungsdienste
leisten. |
Mich intressierte
nicht der Mensch auf seiner
Parkbank sondern nur das Halbverwitterte
Kreuz, das hing an seinem Hals, Es mochten auch
zwei Balken sein, die sich
dort überlagen, Und der Schaden zog
sich bis in halbe Höhe, Und er war mir
unerklärlich. |
Ich führte die Gespräche mit dem
Tier, das man dort Draußen im Gehege
hielt, Und von uns beiden
wusste ich nur Wo die Freiheit
endete, Ich hatte sie ja
selbst erfunden, Und das Gitter, das
so vor mir stand, War nur ein kleiner
Ausschnitt meines Käfigs, Und die fremde
Frau, die mich bedrängte Hing ich mir als
Mühlstein um den Hals, Sie schrie als ich
das Zentrum Aus ihr bohrte. |
Würde ich nun
schweigen, Hätte ich den Namen
meiner Stirn niemals in
irgendetwas eingetragen, Könnte ich auch
niemals lesen, dass ich Existierte, Und das beinah
schwarze Lederkleid an dir Verriet den
Mechanismus, Und man musste an
der Schulter, von den
Unterarmen bis zur Hüfte Und von dort ab bis
zum Schoß Vernünftige
Verschlüsse öffnen, Und du halfst mir
nicht und hofftest nicht, Dass sie versagen
würden, Und ich war
entsetzt Und wehrte meine
Hände Gegen dich. |
Du zeigtest mir den
letzten Frühling dieses
Herbstes, Und wir sahen
unsren Bach durch das
Geröll bis auf den Grund, Ich konnte ihn
trotzdem nicht finden, Und ich hätte
schreien mögen im Verlust und war
bereit, den Tag lang zu
verbringen an der Seite einer Fremden Frau, Ich hatte auch
gehört, Dass man sich
zwingen konnte Nicht zu atmen. |
Ich ging spazieren
mit dem Gartenstuhl, auf
dem man nicht mehr Sitzen konnte, Und vielleicht war
er ein Teilchen, das mir
fehlte Oder das ich selbst
ergänzen sollte, Und ich sprach mit
ihm Und redete zu mir
mit seinen Worten, Und zur Nacht erst,
wenn wir Ausschau hielten
nach Vertrauten, Legten wir uns aus
den Händen. |
Hinter mir erhob
sich eine Wolke, die entstand
am Boden und wuchs an
und fraß am Staub, Und sie bekam ein
Herz, so dass ich Nicht mehr sehen
konnte, Und sie wanderte
mit diesem Fresswerkzeug auf
meinem Weg und graste über
alles, Und sie wartete, zu
sehen, Wohin ich mich
wenden würde. |
So erwachte ich Und stand im Steinfeld,
das sich hart an meine Füße schmiegte, Und hier war kein Grat, kein Brocken,
abgestumpft, verwittert Oder liebevoll von
einer Gegenliebe
abgeschliffen, Und man half mir in
den Mantel, Und man gab mir
einen Wanderstab, Und meine Sohlen
sah man sich nicht an, Der Schutz hierfür
wär gänzlich Meine Sache. |
Ich saß allein und
weinte in den Teller, weil ich
Abschied machen wollte, Und ich sah umher
und sah doch nicht Genug und stieg ein
wenig höher, Und es winkte
niemand, Und man räumte
ruhig meine Schüssel fort und
reinigte den Tisch, Den Stuhl schob
man, mit mir darauf, Beiseite, Und es war sonst
nichts. |
Wir liefen in den Garten, Und ich fragte dich
wohl zweimal Wer du seist, Und du beschwertest
dich bei irgendeiner Kleinigkeit, dass ich
dich nicht nach deinem Namen fragte, Und du hättest mir
doch gestern schon, Bevor wir uns
erkannten, deine Kleider vorgeführt, Und mir war
wirklich nichts Entgangen. |
Einige der Worte,
die du schriebst, Entließen ihren Sinn
in Farbe, die drang
langsam ins Papier des Briefes, Und an andrer
Stelle fand ich Lücken, Und es war mir
schwer, dich zu verstehen, Und du sagtest auch
zum Schluss, dass ganz allein der Mangel an
Vollkommenheit der Grund sei für die
Missverständnisse, Und das war falsch,
denn wahre Schuld trug nur der
Mangel an der Existenz, Das zeigten auch
die weißen Wolken, die sich
tags vor blauen Himmel schoben. |
Im Kinderzimmer
fand ich eine Wand gerissen, Und es war ein
Riss, der ging durch freien Raum, man sah ihn
deutlich stehen, Und das Kind,
dahinter, zeigte mir zum ersten Mal wie
unerreichbar weit es andrerseits der Trennung lebte und
zugleich davor in unsren Armen mit dem
Vorhang spielte, Und ich dürfte
diese Sichtbarkeit nie
mehr entfernen, Und es würden immer
Risse frei im Raum stehn, Als bizarre
Spiegelwände. |
Ich sandte dir ein
unbeschriebnes, weißes Blatt Papier und
eine Schachtel mit dem
Feuerholz, das konnte man Entzünden, Und du branntest
meinen Brief ganz auf und
starrtest lange in die Asche auf dem Teller, Und du wusstest nun
genau, dass auch ein Name wenig länger
brennen konnte als der Schatten, den er
warf, Und meine Anschrift
war verloren. |
Dadurch, dass du
dich so schnell bewegtest, Wurde dein Gesicht verzerrt, Du dachtest noch an
gestern, Und du sahst genau
zurück Und zogst zugleich
an dem, Was dir nicht
folgen konnte; Ich erinnerte mich
auf dem morgendlichen Weg an all die
Steine unter meinen Füßen, Und, mit jedem
Schritt in immer wieder gleiche Spuren, müsste sich
doch endlich die Vertiefung bilden. |
Alles war so offen
unter meinem Dach, Ich fürchtete den
Regen, der fand Löcher, die ich
grad geschlossen hatte, Und ich konnte mir
nicht helfen, Und die Wahrheit
war, dass die Geburtstagsfeier ohne
Anlass kam, Und niemand auf der
Erde konnte sich
erinnern, Und es war seit
diesem ersten Tag nichts mehr
geschehen, Ja, er hatte nicht
einmal Begonnen. |
Rundherum berührten
sich die Menschen in der
Nähe, Und es war ja keine
Not, Es drängte sich der
eine an dem andren, Und man mied
einander heftig, Und es war nichts
zu vermeiden Und kein
Unterschied mehr zwischen Ankunft und dem Ausstieg. |
Man nahm mir beide Beine, Und es sei ein Leiden
in der Welt, dass ich so
lieben lernen sollte, Und man würde mich
bald wieder heilen, Und ich kam in
einen völlig neuen Raum, In jenem stellten Künstler ihre
amputierten Glieder aus Und wollten so die Trennung zwischen Mensch und
Gegenwart beweisen, Und sie setzten
mich auf irgendwelche Beine, Und ich musste
damit laufen. |
Das Haus der Künste
war aus rotem Sandstein, Und in Nischen
hielten sich die Statuen verborgen, Und sie waren
wirklich tot Und abgestorben mit
der Zeit, Und ließen sich, schon
völlig willenlos, Aus meinen Händen Füttern. |
Morgens sah ich,
wie ein fremder Spiegel in den
Spiegel fiel, in dem ich stand, Und brach dort
nichts entzwei Und reflektierte
mir zu Ohren alles, was
sich dort befand, Und was ich nie
gesehen hätte Aus dem toten Winkel. |
Heute Nacht, im
Schlafen, stieß ich mich an dir, Weil du direkt in
meinen Traum gewachsen
warst, Ich wusste nicht,
woher du reichtest, Und ich saß auf
einem Stuhl, Die Rückenlehne
wuchs erbarmungslos An mir vorbei bis
in das Himmelsgrün und
seine schwarzen Wolken Und an mir vorbei Und stach in die
Gedanken, die ich hatte, Und ich konnte
nicht dabei sein. |
Wir trafen uns dann
an der Hafenstraße, die
war leer und bot die Frauenschatten an,
die sich in rosafarbne Flecken öffneten Und in dem Flutlicht wärmten, Und an dir gelang
mir nur der Kuss auf deine Augenlider, die
sich schlossen, Und mit meinen Füßen stieß ich
kleine Steinchen über
meinen Brückenrand Und sank mit ihnen
in die Wimpern. |
Als ich dich dann
anhob, um dir nah zu sein, Zerriss ich auch
dies dumme Spinnweb, hinter
dem du lebtest Und an dem du
fleißig warst, Und ich bedachte
nicht, Womit es später, wenn
wir wiederkommen mussten, Auszubessern sei, Und immer wieder
drehtest du dich danach um Und konntest den Zusammenhang, der
zwischen mir und der Zerstörung lag, Nicht fassen. |
Du sprachst vom
Tod, Von königlichen
Bildern Und von Toten, die
das Überleben sichern Und von Lebenden,
die streuen einen neuen Tod, der ist so weit
entfernt, so unsichtbar Und reckt in mir
die Glieder, dass sie ihm nicht Rosten, Und ich habe mich,
den neuen Menschen, der aus
anderen besteht, zu lieben, Und auf meinen Kopf setz ich mir
immer wieder einen frischen Kranz zu ihrem Angedenken. |
Zwischen deinen
ganz entspannten und gespreizten Schenkeln schlief
ich ein, Und deine Streichelhand ließ
mich ganz ruhig schlafen, Ja, du hattest
einen Menschen wieder, dem die Offenheit ganz
gleich war, Der sich Nester baute, wo es
wärmte, Und die fremden
Teile, die man in mich senkte, Um den Toten zu
beleben, Blieben kalt. |
Umgekehrt entstand
in mir die Angst des
Wahnsinns, als man einem Tierleib
menschliches Empfinden
implantierte, Und ich wurde unter
allen ausgewählt, die Schreckensträume aufzuschreiben, Und ich sah wohl, Dass sich etwas
hinter mir versteckte Und nicht vorkam. |
Zweimal Glück ist
noch nicht doppelt Glück, Und du stehst eng
an mir und zweimal Haut ist noch nicht
doppelt Haut, Du lügst, wenn du
es sagst, Und du bist nicht
in mir, Und auf dem Tischtuch
meines Tisches Liegt der Splitterhaufen
deines Herzens, Den soll ich
zusammenfügen Und, was fehlt,
ersetze ich von mir Und sage nichts
davon. |
Dann stecke ich die Hand ins
Speichenrad, Das dreht sich und
es singt ganz leise, Und es steht nicht
still, Und auf der andren
Seite kann ich mich Noch grade vor dem Schnittpunkt
fassen, der liegt außerhalb Und ist zum Greifen
nahe. |
Einen Handkuss
bring ich an, Und mein Gesicht
verberge ich an deiner Brust, Und du weißt nichts
mehr von der Hautverpflanzung,
die ich überstand, Und singe das Hausiererlied von
Türen, die sich öffnen Und im Rhythmus Schließen. |
Dein Pflug ist viel
zu schwer für meine Erde, Und die
Stolperdrähte meiner Grenzen reißt du
durch Und jagst mich an
das Ende meines Ackers, Und du wirfst mich
weiter auf die Seite, Und nur wenig
später seh ich das Profil der Reifen
auch an mir. |
Dann schwindest du
zum Blindpunkt, der in
meinen Augen steht und
sich nicht fangen lässt Und abwärts
gleitet, Und ich seh direkt
in eine schwarze Sonne, Und sie dreht die
spitzen Drähte in mir um Und spießt sich ein
in mich. |
Über mir bewach ich
mich Und seh mich irren, Und ich schlage hin
auf Wegen, die ich
tausendmal gegangen bin Und sehe auch das Kettenfahrzeug, das
du steuerst, Und du wirbelst
weißen Staub auf, Und der bildet
diese Laken, die man über
alles legt. |
Es fuhr der „Zug auf Schienen“,
der mich eingenommen hatte, In den Tunnel, Und der war aus Glas, die Sonne sah
ich an verschiednen Stellen scheinen, Und es war dein
Herz kein Trümmerhaufen und
kein Abbruchplatz, wie
du es vorgabst, Sondern schön war
es und glatt Und schlug im Rhythmus meiner Reise, Und es litt eine
wenig unter Eigenspannung, die
sich in den Regenbogenfarben
deutlich Zeigte. |
Mein Finger
schnellte über deine Unterlippe, Und ich sah in
deinen Mund, Es war nichts lose,
was an dir gewachsen war, Und überall, selbst
hier, Warst du dir ganz
und gar Zusammenhang, Der ging bis in die
Tiefe. |
Dann trank ich
gläserweise die Musik, die du für
mich auf Saiten spieltest, Und ich schwöre,
dass es nie ein Instrument gegeben
hat, Das mich an einem Weib unsagbar
ähnlich hatte Klingen lassen. |
Zerrissen ist mein Mund, Es bleibt ein Stückchen davon An dir haften,
bleibt zurück an dir, Und über meine
Schultern rollst du, Und dein Kopf, nach
unten, zieht dich Immer weiter mit an
mir herab, Du suchst den Schoß, Ich singe derweil
monoton mein Suchbild, das
besteht aus einem Baum, der geht
kopfüber durch den Raum, Den ich gefährlich
nah erträumte. |
Abgeschüttelt
bleibst du stehn Und fluchst auf
dein Gefühl, das springt
mich an und reißt noch aus dem Lebenden die ersten
Brocken, Und dein Auge wacht
Und giert nach anderen,
die etwa kommen könnten, Und so viel, das
weißt du auch, Ist nicht an mir Und reichte nie für
zwei. |
Dann weicht ihr aus
Und seid
magnetisch, Und die Ordnung in dem
Kraftfeld stimmt genau, Und ausgerichtet
seid ihr nach dem Kern, Ich drehe und ich
wende mich Und stoße mich
nicht ab. |
Wir mussten unsre Arme immer länger
werden lassen, Und sie sollten
über eine Tiefe reichen und
sich finden, Und wir schwankten
bis zum letzten Augenblick, Du standst mir
gegenüber, Und dazwischen
wagten wir es nicht, den Blick zu senken, Und bevor wir uns
erreichten, Grade, als ich dich
ganz fest umschlang, fiel uns die Tiefe aus den Händen, Und der Aufschlag
musste irgendwann Zu hören sein. |
Ich kannte keinen
der vergangnen Tage, Und du jammertest
um eine Zukunft, wie die
werden würde, Und sie lag doch
wirklich als dein Auswurf auf der
Straße, Und man trat hinein
und achtete nicht drauf, Und
wunderbarerweise wuchs in meiner Hand ein blaues Gras, das konnte
ich niemandem zeigen, Und es blieb mir
ganz allein. |
Im offnen Wagenfenster
standen plötzlich, als ich anhielt, die Gespräche fremder Menschen von der
andren Straßenseite, Ja, ich hörte, wie
ein Regenblatt aufs
Pflaster fiel, Und das war alles
morgens, Und ich ahnte
nichts davon. |
Es könnte wahr
sein, dass du meine Hand, die Finger,
immer noch verspürst, Sie griff so
rücksichtslos in deine linke Brust, Ich musste doch das
Segel führen, dass
der Nachtwind vor sich
herschob, Und dein Schmerz… Vergiss ihn, liebe
ihn und auch die harte Kante, die ich dir
in deinen Rücken drücken
musste, dass du mir Fast daran starbst, Und, ja, es war
kein Glück, dass ich
dich über meine Schulter zwang Und forttrug. |
Als ich zu dir kam,
lag immer noch das Band ganz fest an
dir, Ich sagte doch,
dass ich dich hatte fesseln müssen, Weil sich vieles
von dir lösen wollte, Und ich schnitt nur
eines dieser Seile durch, Und aus dem Netz, das ich ganz
hoch in einen Haken hatte hängen
lassen, fiel die ungeheure Menge über mich und
ließ nicht Raum auf dich zu
achten, Und ich trank und
trank an dir Und bisse gern,
wenn ich sie fänd, In deine Kehle. |
Drüben in den Zweigen
stand das kleine Vogeltier und sang
von seiner kurzen Herrschaft, Und mein Hals war
zugeschnürt mit einem dieser superfesten Fäden, Der war stramm
gespannt, Und irgendjemand
zupfte darauf eine Melodie. |
Hier war es ruhig, Und es grünte viel
an mir, Und manche der Berührungen, die
nicht passierten, schmerzten mich, Und vieles ging,
mir nah zu sein, ganz leise fort: Es war ein Blätterfallen, und
ich war im Baum, der gab den Abschied, Und ich war im Blatt, das segelte
ins Ungewisse, Und es hielt die Erdenarme auf Und sah nach oben. |
Ich schaffte so,
was ich benannte, Und es war ein Irrtum, Und der Ausweis, der
mich ganz genau beschrieb, Blieb fremd in
meiner Hand und brannte
wortlos auf, Und deine Bilder waren völlig
anders, härter, schienen aus dem Stein gestochen, Und dein Tagebuch hielt dich
in weichesten Konturen fest, Die ließen sich
nicht formen. |
Schmerzhaft war
auch meine eigne Wandlung, Und ich trug das Äußere als
Innenpelz, der wärmte nicht, Ich spürte silbrig
alle blauen Stellen, Und die
Winterlandschaft hielt mit hoch erhobnen Händen eine weiße Sonne über sich, Die gab ein wenig Wärme. |
Vor deinem Zimmer
hätte ich mich gern entsetzt, Und deine Tür stand nur ein
wenig offen, Und du hattest
alles ausgebreitet Und lagst mir zu Füßen, Und ich war so
unbeholfen, Und ich trat auf dich
und was am Eingang lag und sah
auch, Dass du ein für
alle Mal in Trennung lebtest
von dir selbst, Und deine Arme
lagen abseits Und daneben deine Hände, Augen und
die Leibesöffnungen so
ungeschützt am Boden, Und du botst dich
an, Und deine Abwehr hatte dich
verletzt Und wartete auf Heilung. |
Ja, es war mir
ungewohnt, Dass sich in diese Stadt ein Hahnenschrei
verirrte, Und er kam aus
einem Hintergarten, Und ich ging hinein
durch einen kleinen, dunklen Bogen, Und dein Leib, der weiß und warm
und blütensauber Um mich wehte, Eilte mir voraus
auf einen roten Sockel, Und ich lief dir
nach und fing dich halb am Unterleib, Und über mir, ich
sah nicht hin, Entsetzte mich die
Suche, die dort Krähte. |
Als ich bremste,
drängte mein Gewicht nach vorne, Und ich lag in Gurten, die mich
hielten, Und die Arme, die ich um
dich schlingen wollte, Rutschten endlich
ab, Und ohne jede Zögerung glittst du
so schnell davon, Und nichts blieb
hier von dem Entsetzen. |
Die Sucher stehen
vor der eignen Tür, sie klopfen an Und treten ein und
finden nichts Und gehen, wie vor
tausend Jahren durch die Spiegel, die sie
führten, und verlieren sich, Und nichts erkennen
sie, Und hinter ihnen
bringt ein Ungesehener mit
seinem Fuß, Den hält er einfach
in den Weg, zu Fall, was
sie sich Ausgehandelt
hatten. |
So erinnere ich
mich noch an den Kirchturm, der
schon lang zerfallen war, Und einige der Steine trug ich in
mein Bett, sie ließen
sich nicht aus der Ruhe bringen und
erwarteten den neuen Einbau, der war
hier, Und sie verstanden
nicht den neuen Glauben, den ich
zwischen sie gegossen hatte, Und die Fenster
waren unerreichbar hoch, Nichts konnte sie
verbinden. |
Unsre Mauern goss
man aus der Flüssigkeit, Und man verzichtete
ja neuerdings Auf hunderttausend Hände,
die erst hätten Abgeschlagen, dann
verkettet werden müssen, Und in diesen
Güssen, die nach Kurzem Ausgehärtet waren,
immer wieder neu Durchscheinend oder
undurchsichtig werden konnten, War genügend Platz für eine Gegenwart,
mit der man rechnen musste. |
Ich erbrach den
Atem, den ich Aufgenommen hatte, Und der Weg bis
hier war der Transport in einem Glasgehege, Und ich saß darin, Und alles, was man
für mich machen konnte, War das Drehen an der
Lüftungsscheibe, Die war eingebaut
im Dach und nur von
außen zu bedienen, Und mein Blick hing
fest an diesem einen Steuerelement Und irrte nicht
davon. |
Die Lippen waren
mir geschwollen Und im Sprödbruch
heiß, Und hinter mir
schlug eine alte Wanduhr ihre
Stunden immer wieder an dieselbe Stelle und kam
nicht voran, Und aus dem Schrank entnahm ich
einen Silberteller,
hingestellt von einer Hand, die starb vor
meiner Zeit, dass ich mich
sehr erschrak beim Öffnen dieser Kellertür. |
Die Treppen, die
ich Nieder- oder
aufwärts gehen wollte, Zog man in die Höhe, Und sie drehte sich
ganz langsam über mir im freien Raum, Ich musste stehen
bleiben, Und sie wurde nun
den anderen, Ich wusste nicht
einmal woher sie kamen und Wohin sie gingen, Stufenloser
Durchgang. |
Mein Bruder ging an
mir vorüber, Und er sah mich gar
nicht an, Und eine Straße in
der Altstadt zeigte
dreifach ein Gesicht: Zum einen fiel das Haarkleid einer
schwarzen Birke glanzlos
nieder, Und es hing des
weiteren ein kalter Wind darin und
schaukelte sich in den Zweigen, Und im Haus, das
gleich dahinter stand, Fand ich zum
Schluss die strenge Schnitzerei in
Stein, die wies mich schroff zurück, Und eines dieser
alten Fenster Ging ganz langsam
auf, Und meine
Gegenwart, mit Locken, die von Simsen schaukelten,
verziert, Sah mir in Neugier
nach Und ließ mich nicht
aus ihren Augen. |
Unsre Betten
standen viel zu schräg, Wir wachten immer
wieder auf, Ich musste dir und
mir behilflich sein, Wir wollten unsre Bleibe nicht
verlassen, Und der Frauenkopf, der uns
von oben zusah, Hätte mir mit einem Nicken Ruhe geben
können, Und ich wäre ihm
gefolgt Und hatte jetzt
schon keinerlei Bedenken, Und ich sah ja auch
verstohlen dauernd Dort hinauf. |
Der Himmel über mir
war eingefallen, Und die Sonne stand
weit vor den Wolken nah bei mir, Das Blau des Himmels
lag in meiner Hand, Die Teilung, die
ich sonst so oft beklagte, Konnte ich ganz neu
bestimmen, Und mein Bett stand
nun gerade, Und ich fragte
dich, bevor ich einschlief, Ob ich wohl ein Raumgefühl in dir
erzeugte, und du sagtest „Nein“, Es sei mit dir noch
etwas anderes. |
In meinem Rücken
schlug das Pendel einer Standuhr
regelmäßig, Und es schwieg
sofort, wenn ich mich danach Drehte und es sehen
wollte, Ja, die Zeit, die
sie mir teilte, Stand dann
augenblicklich still, Und ich verstand
auch nicht, warum in deinem Zimmer junge Bäume wuchsen, Und sie würden ihre
Kronen bald zur
Seite neigen müssen, Und sie stießen
jetzt schon an die Erde. |
Irgendjemand
spannte mich aus dem Geschirr, Und alles war so
ungewohnt, weil nun die Türen offen
standen, Und die Gänge waren
unbewacht, Und niemand achtete
auf mich, Und meine ersten Schritte waren
fest, Und stieß ich wie
versehentlich an eine Wand, erschreckte
ich mich nicht, Und war ab morgen
pünktlich frei Und würde mich
entlassen. |
Heute wurde mir der
Tag schon viel zu
lang, Und ich bekannte
dir, dass ich in Wahrheit wohl nicht
hier sei, Und die Enge dieses
Raumes sei ein Irrtum, Und wir lebten nur
an der verkehrten Zimmerseite, Und wir wollten
innerhalb, Dort, wo wir beide
lebten, keinen Augenblick
verbringen müssen. |
Heutzutage ist es
leicht, sich die Gefahr mit einem Lichtstift
nachzuzeichnen, Und die Bilder, die
im Raum entstehen,
werden deutlich, stehen starr Und unbeweglich, Sind zugleich nicht
fassbar, unbegreiflich fern, Und sie bewegen
sich als Flüssiglicht, das
noch die kleinsten Spalten
überleuchtet, Und der Stift ist
nur ein Spielzeug, das die Kinderhände den Maschinen stehlen, Und die merken
nichts davon. |
Dir biss ich in den
Leib, Es zwang mich eine
große Kraft dazu, Ich beulte dich
dort ein, Und deine Schmerzen blieben
lange stehen, Und das Blech, das
ich verletzte, saß an einer Stelle, hinter der
sich nur ein Antrieb drehte, Der bediente dir
ein unbekanntes Klopfgeräusch. |
Vor dem Abzweig, den ich
gehen musste, Küsste ich den Baum, der war schon
immer hier, Und etwas später kamst
du auch vorbei Und wusstest, wohin
ich den Kuss gegeben hatte, Und mit einem Nagel schlugst du
ihn ganz fest ins Holz, er würde
sich, so dachtest du, Allein nicht halten
können, Und der Weg, den ich von da
an ging, Beschrieb in seiner
ganzen Länge nur den Anfang einer Zeile. |
Zwischen einem Tod, der ganz und
gar vergoldet war, Und einem Armenzweig, der
lose in der Erde steckte und
ums Grün der Blätter
kämpfte, Kroch ein Bettler hin und her
und reichte seine Sammeldose hier dem
einen dort dem anderen Und lauschte auf Geräusche
hingeworfner Münzen, Und er hängte seine Jacke um das
Goldkind, Und er urinierte an
den Zweig. |
In dem Gelbsand meines
Gartens fand ich eine Schleifspur, der
ich nachging, Und sie endete vor
einem Loch, das führte
nur ein wenig seitlich in die Erde, Und es war sehr
groß und ließ mich ein und gab mir Raum, mich
abzulegen, Und die Dunkelheit nahm
alles, was ich brachte, auf, Und später sah ich
mich vom Garten her zu
diesem Eingang gehen, Und ich wusste
gleich, dass ich kein zweites Mal so leicht
entkommen können würde, Und ich fing mich
auf. |
Es war auch falsch,
dass sich aus meiner Arbeit noch ein Sinn fürs Gestern
zeigen würde, Und ich traf auf
schreckliche Verletzungen, Die warteten auf
mich. |
Wir kamen aus der Dunkelheit ins
Licht, Es schien durch
deinen Kopf, der war so
wie aus Glas, Und drinnen lag
noch, gut verpackt, die Medizin, die löste sich
nicht auf, Und kühl war deine
Wange, Und das Tuch, das
feucht auf deiner Schulter lag, zog
ich hinauf Und schloss die Jalousie so gut ich
konnte hinter dir, Ich war auch
sicher, dass ich wenig an der Heilung würde
helfen können. |
Andrerseits bedurfte
ich auch selbst der Hände, die mich
streicheln würden, Und ich ging auf
eine Brücke und
betrachtete von dort das Wasser, Und ich lebte unter
und auch grade in der Oberfläche, Und die Hände
griffen hunderttausendmal nach mir Und keine ließ sich
fassen. |
Sonst vernahm ich
nirgends eine Stimme, Mit den Ohren
lauschte ich an Steinfiguren, die
doch sonst so Vielgesprächig
waren, Und ich hörte
nichts, Und alle wahren Worte waren ja in
mir, Und deine linke Seite, die du mir
so roh entblößtest, war doch die Betroffenheit an
mir, Sie hatte mich
verlassen, Um sich mir zu
zeigen. |
Vor Schmerzen stand
mein Kopf in hellen
Flammen, Und die Balken glühten, Und ich richtete
nichts aus, Und alles, was ich
heut begann, stand mir im Weg, Die Feuermeldung,
die ich ausrief, War nur hier in
meinem Wohnhaus zu
verstehen, das war leer, Und ich war viel zu
weit entfernt von mir Und konnte mir
nicht helfen. |
Die Nacht
verbrachte ich in einem Netz, das hatte
mich im Fallen aufgefangen, Und die Maschen
schnitten tief in meine Haut und teilten
mich so einfach ein in gleichmäßige Vierecke, Und Menschen unter
mir erwähnten nicht einmal, Dass dieser Himmel sich
verfangen hatte Und gelähmt nach
unten schaute. |
Jemand meldete,
dass hinter einem kleinen Gartengitter eine
neue Sonne läge, Und sie strahlte
heller als die alte, Und sie wäre eine Hoffnung für die Zukunft und man
müsse ihr behilflich sein, Doch irgendwie den
Weg in freien Raum zu finden, Und man öffnete die Pforte weit Und wollte sie
trotz einer breiten Brandspur nicht behindern. |
Über meinem Himmel
jagten Wolken in
verschiednen Schichten, Und die Formen änderten
sich schnell, Ich legte dich an
meine Seite, Deine Brüste lagen
seitwärts aufeinander Und bewegten sich
ein wenig zu mir hin, Die Wand, die uns noch
trug, gab nach, riss ein, War aus Papier Und ließ uns
endlos, ohne Aufschlag fallen, Und du sagtest mir: Als Malerin hätt
ich dir dein Gefühl beschreiben
können Und die Worte, die
ich sagte, Wären allzu Farblos. |
Ich legte meinen Hals in deine Schenkel, Und sie bäumten
sich mit mir Und rissen mir den Kopf vom Leib, Und du, du
drücktest ihn so fest du konntest An den Oberleib Und konntest dich
doch nicht entscheiden, Welches Herz auf
welcher Seite dir jetzt
schneller schlug, Und groß war meine Zunge, die dein Wachstum in der
Tiefe spürte, Und mein Blut, das
wusstest du, Erlaubte keine
Trennung, Und als Ganzes würden wir
uns wieder Lassen müssen. |
So sah immer eine Trennung bei uns
aus Und war voll Zärtlichkeit und
rief die Rücksichtnahme beinah
an und den Verzicht, hier
Patenschaft zu leisten, Alles andre wäre Krieg, der unser Leben lang den Frieden hätte
aufrecht halten müssen. |
Früh am Morgen prüftest
du an deinem Platz, ob deine Tage stimmten, das
verstand ich nicht, Und vor dir lagen
sie in langen Reihen bis in die Unendlichkeit, Und von dort hinten
nahmst du einen, Der sollt heute
sein, Und er geschah
genau wie dieser Tag, der war nur in
der Ferne anders und zwar Ohne uns und ohne
alle anderen, Und dieser hier war
ganz Bedeutungslos. |
Vorne war ein Führerhaus, das
leitete den Reisezug, Und eine Stimme rief vorweg
die Namen der Stationen
aus, Und nach dem Unfall wollt ich
helfen, Und ein Armstumpf
blutete und winkte ohne Unterlass, Und mit Gewalt nahm
ich jetzt die Station, die sollte
doch erst kommen, Und wir kamen nicht
mehr an, Und vorn im
Führerhaus wurd jede nächste Haltestelle weiter
ausgerufen. |
Man behauptete,
dass meine Körperteile lügen
würden, Und mein Mund schwieg schon
so lang er redete, Und niemand traute
mir, Und meine Krankheit wurde mir
genommen Und verworfen, Und ich lief ihr
nach und konnte sie nicht retten, Und das sei genau
so eine Lüge sagte man zu
mir. |
Plötzlich war ich
frei Und fiel aus deiner
Hand, die wuchs an
meinem Arm, Ich stieg in eine Höhe, die wurd
immer leerer, Und kein Mensch war
weit und breit, Und ich an dir
erlosch zur Winzigkeit, die
sich als Wassertropfen von
dem Wollstoff klopfen
ließ. |
Die Schrift wurd
langsam deutlich, Und das Wasser wich zurück
und ließ den Weg erkennen, den
ging ich entlang im Seichten, um zu
lesen, Und ich stand mit
meinem Eigensinn in völlig
fremder Sprache, Die verlangte mich,
dass ich sie Übersetze. |
Nachts stand jemand
an der Tür, das war ein Ich,
ich wollte ein zu mir, Das musste ich
verwehren, Und in meinem Zimmer saßen schon
so viele Meinesgleichen, die
entstanden aus dem Nichts und wollten Einlass. |
Es war nur eine Linie, die sich
schwang, Sie lag an dir und
schmiegte sich vom Haar hinab und über
deinen Hals, die Schulter
in den Arm, die Hand, Die hielt den Kamm, Der kämmte diese
Schwingung aus, Dass sie erklang, So war mir Lohn, den ich sonst
nicht bekam, Und meinen Ohren köstlicher Verzehr. |
Über uns stand ein
zerfetztes Wolkenfeld, in das
schien dreifach eine Sonne, die von
unten kam und zeichnete in Rot und Blau und
Gelb, Ich trank es aus,
was deine Angst mir bot, Sie war mir lieb
und wert, Es hatte sich für
mich gelohnt Zu sein. |
Dann sprang aus
einem Schrank, den ich
grad öffnete ein Federdraht und
sprang ins Nichts und blieb
verloren, Und die Kraft, die in ihm
wohnte, Lag so sinnlos
irgendwo herum, Und jahrelang ging
ich mit offnen Türen, Dauernd fielen sie
aus ihrem Schloss. |
Leider war es so,
dass sich an mir die Wiederholung
wiederholte, Und es flogen Steine schnell auf
mich und trafen überall, Und einer schlug in
meinen Hinterkopf, der
sollte mich wohl töten, Und ich starb auf
diese Weise viele mal und
ging zu denen, die mich steinigten, Und jeder, der dort
stand, Warf immer wieder
nur auf sich Und traf sich
mehrfach Tödlich. |
Du zeigtest mir,
dass dort am Himmel helle Zeichen standen, Und sie waren wahr,
und griffe man nach ihnen, Würde sich die Welt sofort
verändern, Und in Wahrheit war
es so, Dass sich tagsüber,
wenn ich Umsicht halten
wollte, Nichts erfassen
ließ, Und über mir war
nur ein klarer Himmel, den grub
irgendjemand Um. |
Die Sonne zog sich
selbst am Halsband, Und sie sperrte
sich so störrisch vor dem Untergang, Und hier bei mir
wurd eine dieser steilen Felsenwände rot und
funkelte an nassen Stellen, die ich nicht
verhindern konnte, Aber meine Tränen traten
wenigstens nicht mehr aus meinen Augen, Und man achtete auf
jede meiner Gesten, Die hatt ich zuvor
in jenen Stein geschlagen. |
Aus dem Schlangenei
kroch wieder eine Schlange, Und der Sand, in
dem es lag, war warm, Und meine Küsse schmolz ich
in die Innenfalten deiner Hand, die hatte noch
zuvor an einem Tode mit getötet
und Gewalt auf die
Gewalt gestapelt, Und ich lag
zuunterst, wurde eingeklemmt und Schließlich
übersehn und galt nicht mehr, Und du entdecktest
nicht, Wie deformiert man
mich hervorzog, Als man meinem
leeren Raum begegnete. |
Morgens legte ich
den Tod ins Schlafbett, dass er
wachen konnte, Und er hütete mich
gut und hielt den Platz gewärmt, Und mich entließ er
ohne jeden Neid und ohne jede Nachsicht was ich
machte, völlig frei, Und andre fragten
schon, Warum ich nur mit
nacktem Leben ginge, Und es war mir
einerlei. |
Nur im Schwarm der vielen
nackten Leben Lebte ich
gefährlich, Weil man mich so
drängte, Weil sich einer an
den andren hängte Und nicht abließ, Und ich kleidete
mich wieder ein mit meinem Tod, der war nicht
echt, Und lachte wohl ein
wenig über diesen Missbrauch. |
Ich schlug den Kopf an eine Wand,
es schmerzte sehr, Und dies war wahr: Es musste niemand
blind sein, um zu sehen, Und ich sah Und sah Und sah doch
nichts. |
Im Fenster stand ich etwas
später Auf dem schmalen
Sims, Die Sonne blendete
mich aus dem Glas, Ich malte mein Gesicht mit grüner Handcreme an, Und unter mir stand
in der Tiefe dieses kleine Kind, das ich
erkannte, Und dann sprang
ich, weil ich fliegen wollte, Und ich fiel so
langsam Und es war nichts,
das mich hielt, Und nichts, das
bremste, Und der Strauchbusch, der
mich auffing, Stahl mir auch das
Grün und tauschte es Nur gegen etwas
Rot, Das Kind, das mich
nicht kannte, Ging zurück an
seine Spiele. |
Auch der Würfel war zu groß,
ihn mit der bloßen Hand zu werfen, Und er reichte mir
bis an die Schulter, Und in jeder Flächen, die er zu
mir wandte, fand ich eine Tür, die öffnete
sich ohne Zwischenraum sofort
auch auf der andren Seite, Und ich sah genau,
dass er den Raum, den er mir
zeigte, nur von außen einnahm, Und ich ging sehr
oft hinein. |
Vor deiner Tür lag unzerstört
das Lichtglas, das dein
Fenster auf die Straße spiegelte, Und auch mein Sprung in seine Mitte ließ es nicht
zerbrechen, Und du riefst mir
zu, Und alle hörten
mit, dass du als Königin das Opfer seist, das
hinter Schattenfäden
eigner Gitter leben
müsste, Und es gibt kein Werkzeug, das die
schwarzen Stäbe, die vom Fensterkreuz auf
meinen Körper fallen, Aufbiegt oder
auseinander schneidet. |
Viel zu selten war
ich Sieger, um besiegt
zu sein, Und las in alten Büchern, und die
sprachen wahr, Und blanke Siege stellten sich
so unbekleidet in den Raum, dass es mich
fror, Und in dem Purpur, den man für
die Andacht über Steine fließen
ließ, befand sich Blut und Kot und
Auswurf, Menschenhaar, Und diese Krone, die man
daraus fischte, War so schwer und
passte Niemandem. |
Die andren Kinder fragten
nicht, wem ihre Liebe galt, weil
sie von Anfang an sich
dorthin setzten, wo ihr Platz war, Eure Kinder hattet
ihr aus Stoff und Blech und Lack, mit Strichen eines Pinselhaares
angefertigt, Und in ihnen lebte
die Revolte, die wir
täglich aßen, Und sie wurde
überhaupt nicht Zubereitet. |
Ich dachte mir,
dass wohl der Kutscher mit der Peitsche rückwärts
nach uns schlagen würde, Und er sah in uns
nicht seine Gäste, weil du zu
sehr liebtest, Und ein Fremder, den ich
nie zuvor gesehen hatte, Sprang aufs Trittbrett und
beäugte uns durchs Fenster, Und der Wagenboden zeigte
plötzlich offne Stellen, Und es war die Not, die sich vor
unsren Augen auftat, Jeder wollte von
dir nehmen, Und ich wehrte alle
ab Und schlug
versehentlich Auch dich in dich
zurück, Und nichts blieb
dir zu geben. |
Leicht gebückt lieh
ich der Hauswand meinen rechten
halben Kopf, Das eine meiner
Ohren sollte lauschen, Und es stieg hinab
und tat sich um, noch tiefer Als die Fundamente
reichten, Und dort unten gab
es nichts, was unsren Neid hätt wecken
können, Und der Hohlraum, der in
meinem Körper wuchs und mich
zum Monstrum weitete, Blieb ganz
bescheiden nur an mir Und lief nicht
fort. |
Ich wünschte mir so
sehnlich einen Mund, den ich
begrüßen könnte, Den ich hinter Gittern halten
müsste, weil er so gefährlich wär, Und seine Schönheit würd ich
selber pflegen, Und der Selbstmord ist ein
liebes Ding, Das setz ich auf
ein Kinderdreirad, Und ich laufe
hinterher, es mit den Armen immer wieder
anzustoßen, Und es strampelt
mit den viel zu kurzen Beinchen. |
Du läufst vorbei an
diesem wundersamen Ding, das steht in
deinem Weg, und ist nicht
hässlich, Und es steht ein
wenig schief Und hält sich fest
an Fäden oder Ästen,
die herüberreichen, Und ich ruf dich
auf und bitte dich um Rücksicht, weil du
schon vorbei bist, Und es trägt doch
deinen Lebensnamen, dem du Nachläufst. |
Heute Morgen rührte
ich mit meinem Mund an Edelsteine, die
geschliffen in dem Koffer lagen, Und du öffnetest
dein Nachtkleid, das war
ganz aus Samt, der floss an
dir herab, Und ohne Fassung standst du dort
und überließt es mir, Dich neu zu fassen
und zu tragen, Und du hofftest,
dass ich Dir mit dir
begegnen würde. |
Im Errichten fremder Gitter fand ich
meine Kunst, Nur einmal schnitt
ich eine Masche aus, die
wollte ich für mich Und sah hindurch, Und immer wieder
schob sich das Geschirr in meinen Mund, wenn man von
hinten an der Zügel zog. |
Gelbe, grüne, rote,
blaue Schatten lagen auf
dem Boden, ohne jeden Spender, Und die Sonnen, die sie
warfen, standen viel zu hoch, Man konnte sie
nicht fragen, Und dort drüben auf
dem Ast des Baumes saß
ein Krähenvogel, der
war eingebrannt ins Holz des Himmels, Und ein Speichenrad, das
etwas auf der Straße schwankte,
rollte langsam auf mich zu, Um mich zu fassen. |
Auch der Unterschied, der Menschenkinder von
den Affenkindern
trennte, war verwischt, Man züchtete die Götter, die die
Tiere haben mussten, in besondren Häusern, Und man las auf
einem Aushang, dass das Menschenherz noch
viel mehr wert sei, Als die ganze
eingeschlossne Götterwelt. |
Das Tageslicht ließ ich
nicht durch die Fenster fallen,
sondern durch die schmalsten Schlitze, die
befanden sich in allen Wänden meiner
Räume, Und ich lebte in
den grellen Spalten, falls die Sonne sich erinnern
sollte, Sie erinnerte sich
nicht Und ließ mich
eingeklemmt Verkommen. |
Du last mir vor aus
deinem Buch, Und daraus sprangen
dünne Drähte, die mich
stachen, Und man müsste
wohl, so sagtest du, Verzweifelt sein,
gäbs die Verzweiflung nicht, Und wirklich
hattest du mich einfach übersehen, Und ich rief dir zu
Und sprach dagegen
an Und dummer wurde
deine Rede, weil die Lust
nicht fehlen dürfte, Und für eine Inschrift deiner
Liebe, sagtest du, Hätt niemand anders
sich geopfert, als du selbst, Und so, schrie ich
verzweifelt, sähe eine Liebe aus, wenn sie
nicht wahr wär, Und du last ja ohne Unterbrechung
weiter. |
Auf dem Bahnhofsdach saß
dieser Schwarm graublauer Taubentiere, Und ein Reisezug glitt
übers blanke Eis der Schienen
ohne Halt, Ich selbst saß in
graublauem Anzug auf dem Dach
der Eile, Und die kleine
Wolke meiner Schwestern sah mich
nicht, Ich flog auch nicht
davon, Und nichts und
niemand zwang uns, hier Station zu machen. |
Es war ja alles
umgekehrt, Wenn man erwartete Und nicht mehr
selbst erwartet wurde, Und die Schnelligkeit wurd
mit dem Abstand immer
weniger Und endete zuletzt
im Stillstand, den wir
nur als Aufschlag eines
Meteors erkennen konnten, Und die Hand, die du mir geben
wolltest, Riss schon ab,
bevor sie mich erreichte, So sehr hielt ich
dran fest. |
Lang bevor sich
meine Augen öffneten,
verschloss man sie mit Wachs, Und das war heiß, Und meine Fingerspitzen hatte
man im Schrei darein getaucht,
damit sie schweigen würden, Und ihr Schmerz war
sehr viel größer als der meiner Augen, Und ich lernte
schnell und hörte mit dem offnen Mund, ertastete mit
meinen Ohren, sah mit
meinem Leib, der sich nun Tausendfach
entfaltete, Und war schon vor dem
Mord, den ihr mir
plantet, ganz am Leben. |
Auf dem See trieb
schwerelos ein grünes Blatt, es hatte
braun zu sein, weil sich ein Herbstnetz über uns
gezogen hatte, Und ich stieß die Insel an, dass sie
sich weit entfernte Oder in der Rettung untergehe, Und es trieb ganz
ruhig und gelangweilt in der Küstennähe weiter, Dass ich es ergriff
und Aufaß. |
Überall warst du
gefangen, Und du gingst durch
jede Mauer und durch
stachelige Sträucher und
bliebst völlig unverletzt, Ich folgte dir ganz
eng, Und einmal nur
bliebst du gebannt an dieser Winzigkeit mit
deinen Augen hängen, als
der lange Dorn des
Schlehenbaumes meine Hand durchdrang. |
Als ich lachte, Und ich lachte
wirklich nur im Irrsinn, Riss die Straße auf
und füllte sich mit Wasser, Und wie sollte ich
hinüberkommen, Und auch ihr dort
drüben, auf der andren Straßenseite gabt mir
Schuld, ihr hattet
den Zusammenhang
gesehen, Und ein Schütteln ging
durch unsren Boden, dass wir
alle zitterten, Und weit entfernt
schrieb jemand in der Tageszeitung, dass
die alten Menschen immer mehr
die eigne Jugend wiederfänden
Und auch danach lebten, Und sie hatten eine
eigne Alterslust
entdeckt, Die mache sie so
rücksichtslos Und so gefährlich. |
Ich wurde zwischen
euch, ihr wart ja Mann und Weib,
gelegt, Und mir gefiel die
eine Seite, Und ich quälte
mich, weil ich doch in Geboten und Verboten
lebte Und berührte nicht
die weißen Kugeln, die sich
über meine Augen senkten, Und ich schenkte
euch, so schnell ich konnte, Eines dieser
kunstgebornen Tiere, Das war völlig frei
Und bot sich allem
an. |
Ich floh und trat
in einen kleinen, weißen Teller aus dem Porzellan, der auf
dem Boden stand und der
zersprang, Und auch das Geld, das darin
lag, verbog Und schaukelte in
einem eigenwilligen Geräusch, das lange
hinterher klang, Auf der Scherbe. |
In meinem Zimmer hast du dich
entkleidet, Und die Fächer deines
Leibes stehen offen, Und ich seh hinein,
so tief ich kann, Der Lichtschein,
der mich lockt, Fällt durch von
jeder andren Seite, und im Haar trägst du die Sonnenuhr, Die stellt die Zeit im Gleichmaß jeder Drehung deines
Kopfes. |
Keine Flucht soll dir das
Ziel vor Augen
haben, sondern es verlassen, Und die Liste alles
dessen, was man essen konnte, Wurde immer länger,
und die Anzahl derer, die
von langer Tafel gingen, ohne
etwas angerührt zu haben, die an Gegenüberwände
hunderttausend weiße, runde Augen malten, wurde
immer größer, Und es musste sich
die Dienerschaft am Ende selbst
bedienen. |
Meine Kammer baute ich
nun völlig um Und schraubte Tisch und Stühle und
den Teppich an die Zimmerdecke, Und die Lampe von
dort oben Senkte ich in
meinen Boden, Und das Weib, das vorgab
mich zu lieben, lag auf mir, Und jede Drehung, selbst der
Bücher, die man
rückwärts schrieb, Wurd mir unmöglich. |
Rot gerändert war
das morgendliche Himmelsauge, Und die Glutfaust schob
sich Schmählich langsam
über ihren Horizont, Ich trat mit meinen
Füßen das Erwachen
nieder, Und die Zeitung meldete von
einem Hitzelosen, völlig
troknen Feuer, das uns eine
neue Krankheit brächte, Und ihr Hauch kam aus uns
selbst, Und alle Drähte, die wir
spannten, wären nichts Und kaum mit einem Spinnweb zu
vergleichen. |
Unsre Pest erschien in
vielen Farben, Und man liebte
beinah schon das Bunte ihrer Morde: Oben standen ihre Strahlen, die uns
drohten, In der Mitte ihre Hungerexplosionen,
die uns bald Erfassen würden, Unten sogen ihre Füße ohne jeden Widerstand die Gifte aller Arten
auf, Und keiner konnte
sich auch nur ein wenig Vorbereiten. |
In den Straßen ließ man Sperren bauen aus
dem Überfluss, der
sollte alles Was herüber fließen
wollte, an der Schwelle enden
lassen, Und es war ein Zuckerberg, der
schmolz vor unsren Augen, Und das Fernglas
rückte ihn ganz nah An uns heran, Und uns entgegen
schlug die Flüssigkeit in
hoher Welle, der konnt
keiner mehr Entweichen. |
Man hatte einem Heiligen die
Kopfhaut abgerissen, Und er war doch nur
aus Holz geschnitzt, Und seine
Kieferknochen Hatte man gebrochen Und die Hände, die
drauf lagen Und vor Schlägen
schützen sollten, Und das ist der
Krieg, der ist so tödlich, Dass der Tod erst
neues Leben der Figur
bewirkte, Und ich konnte mit
der Hand noch immer
nicht in einen Spiegel langen und
mich richtig stellen, Und so endeten die Möglichkeiten ganz
und gar im Sichtbaren. |
Die Lüge hatte man
ja nicht verboten, Und viel häufiger
war eine Wahrheit an den
Beinen aufgehängt, So blieb ihr Kopf
ein wenig in der Nähe, Und man konnte
heimlich ihr in ihre Ohren spenden, Und dort drinnen
spielten immer noch die Illusionen mit den Bällen reinster
Worte, Und ich sah hinein Und hätte gern dem
einen und dem anderen Zwang angetan. |
Als ich Blumen
brachte, Suchtest du nach Kugeln, die aus
buntem Glas gefertigt
waren, Und sie sollten in
die Vase, Und die Stiele
zwängtest du hinein, Es ging dir hier,
wie überall um Möglichst viele Zwischenräume, Und du fülltest
mich aus einer schönen Kanne dort hinein Und sahst von
außen, wie ich mich verteilte bis zum Rand. |
Kurz vor der Explosion entdeckte
ich in jenem roten Klumpen Fleisch, der
ewig pocht, den Dreifachsprengsatz, Und es hatten sich
schon weit in mich gebohrt: Die Freude über deine
neue Liebe, die dir
galt, Der Aufruhr einer
fremden Frau, die mich
aufteilen und mit einer Hälfte frech
hausieren gehen wollte, Und dann drittens,
neue Arme, die aus
meinem Rücken wuchsen, Mich umschlangen
und mich ganz Für sich behalten
wollten, Und sie sagten
auch, An mir sei nichts
geboren für den Kuss, Ich hätte vielmehr Höhlen einer gar
nicht fernen Zukunft auszumalen. |
Es war mir also alles
gleich, Und meine Rettung ließ ich ja
nicht unversucht Und gab und nahm so
wie man sich An mir bediente, Und die Zündschnur brannte, Und ich löschte sie Und zündete sie
wieder an, Der Abstand wurde
immer kürzer, Und es war nichts
mehr in meiner Hand. |
Als ich fror, ging
ich zurück In eine dieser
roten Kammern, die das Innerste bewahren, Und ich machte Licht, weil ich
hier neu war, Und die Wunder, die ich
suchte, Waren lange schon,
so sagte hier ein kleiner Hinweis,
konserviert Und ins Museum umgezogen. |
Nur ein wenig unter
diesem Weg, auf dem ich
täglich ging, Bewegten sich noch Räder, die auch
ineinander griffen, Und man wusste es, Und unser Leben
kannte keine Drehung, Und die Zeiten
harter Räder, die in einer Ebene verliefen,
war schon längst vorbei, Und jedermann
verachtete die Lebensfähigkeit,
die noch viel flacher war, Und ich schnitt mir
aus dem Papier ein Räderwerk,
das klebte ich auf meine Stirn, und jene Zeit, die nun von
mir so ungenutzt verronnen war, Wurd in der Ferne sichtbar. |
Sonst schnitt man
die Rückschau in den Grabstein, der nach
vorne sah, Und meine Botschaft
war ich selbst, Man sollte mich gebrauchen
Und verwenden, Und auf meinen Wegen drückten
meine Füße ihre Spuren
immer tiefer ein, Ich ging auch immer
schwerer, Und es war wohl die
beginnende Versteinerung, die
mich erfasste. |
Man mühte sich, den
großen Schutzschild, der
sich weit im Bogen, eigentlich
als grade Fläche von dem
einen Horizont zum andren
spannte, Unsichtbar zu
halten, Und es war dies Ungemach darunter, Dorthinein man mich
geworfen hatte, Und ich stieß mit
jedem Körperteil an
irgendeine Wand, Man hinderte mich
in der Dunkelheit die Enge
zu erkennen, Und ich blieb in
der gebückten Haltung. |
Du klopfst an meine Tür, du willst mich
sehen, Und ich rufe aus
dem Fenster: „Der hier wohnte
zog schon lange aus, Und leer sind alle Räume, und die Pforte, die du
anstießt, ist herausgefallen, Und der ungepflegte Garten hat sich bis
zur Schwelle
ausgebreitet, Und er wächst
bereits herein, Und lange werde ich
hier nicht mehr nichtsein, Wo ich wohne. |
Auch die Ordnung meiner
Beete hob der Wildwuchs bis zur
Mauer an, dass sie nun weit ins Freie sah und
lachte über ihre schöne Zeit und kämmte mir
die feinen Wurzeln aus der Stirn, Du aber weintest
über mich, Ich stand auf
deinen Fingern, Und wohin ich trat,
wolltst du die Hände unter meine Füße legen, dass
ich ohne Sorge sei um meine Heimat, dort in
irgendeiner Ferne, die mich
anzog. |
Jemand machte sich
an mir zu schaffen, Und ich war doch
nur mit dir allein, Und auf dem Tischtuch lag ein Feinschliff, der
war eben erst von mir entstanden, Und er zeigte unter
blauem Licht die weißen Risse, die man
sonst nicht sah, Und wie lebendig
sie sich unablässig ordneten Und orientierten
und in eine immer neue Richtung wiesen. |
ISBN 3-937264-24-8