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Harald Birgfeld, Webseite seit 1987/ Website since 1987 …da liegt mein Herz, Geschichten aus Niemandsland 2022 -2024 (im
Entstehen) z.B.: 100 Jahre „Kafka“, eine herrenlose
Fundsache (neu)
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zu Olympia – olympische Spiele! |
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online und im Buchhandel |
Lyrik, Prosa und Ingenieurarbeiten |
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Im vorliegenden Band
werden ca. 500 Strophen des Zyklus von 10.100 Strophen aus
unterschiedlichsten Spannungsfeldern zwischen Menschen vorgestellt,
vielleicht ein Versuch, eine Diagnose des Zustandes der Gesellschaft in einer
eigenen Sprache zu geben. |
Wir gerieten in den Gürtel
der Meteoriten
Lyrik. 10.000 Aufschläge Band 14: Aufschläge
6502 - 6999 Harald Birgfeld
ca. 500 Strophen aus einem Zyklus von 10.000 Strophen als Versuch einer Diagnose des Zustandes der Gesellschaft. 224 Seiten, Format A5 Online bestellen
sowie im Buchhandel, € 12,99 inkl. MwSt. Zum Buchshop ISBN 9783734783111 „Wir gerieten in den Gürtel der Meteoriten“ ist auch in den USA,
Großbritannien und Kanada unter obiger
ISBN und bei abweichenden Preisen bestell- und lieferbar. Auch als E-Book € 7,49 Zum Buchshop ISBN 9783738670837 |
"Es lohnt sich,
einmal einen heutigen Dichter kennen zu lernen, der mit der deutschen Sprache
einen faszinierend fremden Weg betritt und trotzdem dem Leser Freiraum lässt
für eigene Gedankengänge, ohne dass die Probleme in erhobener Zeigefingermanier
zu zeitkritischen Trampelpfaden werden." (1986: Gutachten).
Harald Birgfeld, von Beruf
Diplom-Ingenieur, schrieb die meisten seiner Gedichte während der morgendlichen
Fahrt mit der Hamburger S-Bahn zur Arbeit. Seine Texte entstanden fast immer
bereits in endgültiger Form.
Copyright
2015
beim Autor, Harald Birgfeld, alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser
Veröffentlichung darf ohne schriftliche Erlaubnis des Herausgebers, Harald
Birgfeld, reproduziert werden. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen,
Übersetzungen, Verfilmung und Einspeicherung sowie Verarbeitung in
elektronischen Systemen.
Herausgeber, Autor,
Redakteur: Harald Birgfeld, e-mail:.
Harald.Birgfeld@t-online.de
23 Gedichtbände, 10.000 Strophen: |
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Bd. 3: Aufschläge 1000 - 1501, (1.
Version) Bd. 3: Aufschläge 1000 - 1501, (2.
Version) |
Bd. 10: Aufschläge 4501 - 5001 Bd. 11: Aufschläge 5002 - 5499 Bd. 12: Aufschläge 5500 - 6000, (1.
Version) Bd. 12: Aufschläge 5500 - 6000, (2.
Version) Bd. 13: Aufschläge 6001 - 6501 |
Bd. 14: Aufschläge 6502 - 6999 (online und im Buchhandel) Bd. 15: Aufschläge 7000 - 7500 Bd. 16: Aufschläge 7501 - 8002 Bd. 17: Aufschläge 8003 - 8500 Bd. 18: Aufschläge 8501 - 9000 Bd. 19: Aufschläge 9001 - 9500 Bd.
20: Aufschläge 9501 -
9827 Bd. 21: Aufschläge 9828 - 10.100 |
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Es
lag kein Diamant
im Straßengraben, Und
die Scherbe, die dort blinkte, Funkelte
schon tagelang und würd mit jedem Sonnenlicht,
dass sich an seinen scharfen Kanten
brach, nach außen locken, Und
daneben lagen unter den verfallnen Tagen,
die noch gestern galten, dieses Heer
von zugedeckten Splittern. |
Es
war in einer Nacht,
in der ich mich entschloss Und
ausging, Und
mit meinen Händen
konnte ich die Sterne
wählen, die ich sehen wollte, Und
ich war ganz sicher, dass von ihnen Nicht
ein einziger der Mühe
wert war, Und
auch umgekehrt War
ich mir selbst zu klein geworden, Um
von mir erwählt zu werden, Und
ich prüfte wirklich, ob das eigne Leiden
noch erkennbar wäre, oder immer nur das Rücklicht
anderer, die sich dorthin Entfernten. |
Man
traute auch dem Laserlicht
nichts zu, Und
ganz genau genommen, war der Strahl
im Weltall überhaupt nicht sichtbar, Und
mein Sehen
trat aus meinen Augen
auf die Schrecklichkeiten,
die ja immer nur ein Einzelner
verübte, Und
es war ja hier auf Erden
jedes Lichtbund
so verschmutzt und unsichtbar, dass sich die Blicke
kreuzen mochten, Überlagern
konnten, Ineinander
fielen, Ohne
dass es jemand merkte. |
Ich stand wohl viel zu dicht am Stamm der Birke, Und die Rinde wuchs um mich, Ich sah herab an mir auf Felder weißer Haut, die eingerissen war und
aufgebrochen, Und dahinter lag ein liebevolles
Schwarz, Ich dachte nicht an diese Krone über mir und an die Zweige, die nun preisgegeben waren
jeder Liebelei, sich jugendlich durch halb
geschlossne Hände ziehen ließen, Und ich stand vor mir, Und meine Arme schlang ich um das Holz, Und meine Wange presste ich an harte Kanten. |
Eine andre Säule stand allein Und war ein meterhohes Kunstwerk, das ergoss vom höchsten Scheitel Wasser auf die runde Außenwand, dass es zu einem Spiegel wurde, der nicht spiegelte, Es lief ganz glatt herab, Und ‚selbst beim Baden wärest du nicht mehr mit dir
allein’, So sagtest du, und stündest unter
einem Regen, den du regeln könntest, Der dich wärmte oder kühlte, Und es müsste möglich sein, mit
einem Handgriff dich so gläsern zu
gefrieren, Und du sähest deinem Eingefrieren selber zu. |
Es war
ja so, dass jede Unschuld
immer einen einzelnen betraf, Und in
dem Kleiderschrank
lag meine Seele,
die ich nächtlich auszog, Und
sie wurde mir in dieser letzten Dunkelheit
vom Mottenfraß zerstört, Und
nichts davon hatt ich bemerken können, Und
mein Schlaf,
danach, hielt lange an. |
Im
Wald zerbrachen trockne Zweige
unter unsren Füßen, Und es
war gefährlich so zu wandern, Und
dein Schatten
ging dir nach und züngelte im Abendrot
und brannte lichterloh Und
streckte seine Arme
nach mir aus, Und
wirklich konnte ich dir gar nichts glauben, Und es
schien mir wahr, was dich so brennen machte, Und es
war dir völlig gleich, Was
hinter dir geschah. |
An
einer Schnur,
die zu mir niederhing, Zog
ich die Lichtung
auf, Wir
standen einem Wald
voll roter Dächer gegenüber, Und
dazwischen fehlte die Verbindung, Und
der eine Schritt,
den ich in diese Richtung
machte, ließ mich an die Scheibe
schlagen, Und
ein Taubentier, das von der andren Seite
kam, flog gegen Licht Und
brach sich das Genick
am Glas, Und
hier, bei mir, war nichts davon zu hören. |
Dann
sah ich in die Tiefe,
weil mein Blick
hineingefallen war, Ich
wollte ihn bewahren vor dem Zwischenraum,
dem Schwindel
und dem Aufschlag, Und
man sagte mir, dass jeder Stromschlag,
der den Menschen träfe, ihm im ersten Augenblick
die Sehkraft rauben würde. |
Auf
deiner Stirn
sah ich den roten Schönheitsfleck, Der
pochte unablässig, Und
dein Herz war hier zu Hause, weil es Ausschau
halten wollte, Und
den Menschen sagtest du und mir, dass hier dein Drittes
Auge säße, Dass
du so dem Herzen, das doch blind sei, Von
der Sichtbarkeit
berichten könntest, Und
dein Herz, das nach Erkenntnis
sucht, verstand in seiner Dunkelheit
von alledem kein Wort. |
Eine Hand
schob ihre Fläche
leicht und warm auf deinen Rücken, Und du
konntest sie erkennen, Und
mir schenktest du die Angst,
ganz grundlos blind zu werden, zum Geburtstag, Und
ich schaute hin zum Gästetisch,
der voller froher Menschen
war, Die
hatten auf den Gabeln
schon die Blicke
aller anderen Und
waren gut gesättigt, Und
ich leerte ihre Mägen
wieder, Und
sie sahen nur den Inhalt,
der sie fürchtete und ekelte, Und
nichts war an der Speise
irgendwie verändert, Und es
brannten unverzagt die Kerzen. |
Man
wollte, dass ich von dem Turm
die Glocke läutete, das war sehr schwer, Und
meine Kräfte
reichten grade aus, sie zu bewegen, Und
ihr Klang erhob sich über unsre Dächer
und schwang in die Steine, Und
man sprach mich an: Der
Turm, den ich ermauerte, Wär
über ein Jahrhundert
fertig, Und
man könnte nicht mehr länger auf den Glöckner
warten. |
Man
operierte mich und fand in mir ein Netz
von weißen Wurzeln,
weit verzweigt, Das
wollte keinen Schössling
treiben, Und es
war ja einfach nicht genug, Die
nackten Füße
in die Erde einzugraben und zu warten, Und
mich band man gleich an einen Stützpfahl, Und
die Bindungsseile
würden mit mir wachsen. |
In der
Zeitung
sah ich dann das Bild
des großen Hungers, Und
den Mann,
der seine tote Frau
nur leicht zur Seite legte, Dem
das Kind
auf seiner Schulter starb, mit einem Kopf,
schon todeskrank, Und
über eine Straßenkreuzung
wehte unbekümmert, von den Wagen
hin und her gerissen, Eine
leere Tüte, Die
stieg auf und wirbelte zurück Und
wurde überfahren, Und
ich ließ nicht ab von meinem neuen Glauben,
dessen Zeichen
wurden immer deutlicher. |
In Bilderbüchern
fand man leere, weiße Felder, Und
nur einer schnitt sie aus, um sie zu töten, Weil
er sah wie ihre Nacktheit
auch die Blößen
zeigte, Und
die eigne Kleidung
nützte gar nichts. |
Ich
ging heraus aus meinem Traum, Du
sagtest später, dass aus meinem Munde
eine Maus gelaufen wäre, Und
sie sei sofort in das Gehege
eines Gottes, den wir fütterten Und
den wir fürchteten, geschlüpft, Und
habe sich, so sagtest du, in dem Gefieder
tief versteckt, Und
meine Wirklichkeit war tags verletzt, Ich
musste mich vor Spiegeln
unter weißen Tüchern
hüten. |
Man
hatte einen Himmelskörper
ausgemacht, Den
grub man heimlich um und überließ Besammaschinen
die Befruchtung, Und
von uns aus sah man wegen der Entfernung
grade erst, Wie
sich der Stern
aus Staub und Teilchen,
die wir mit uns brachten, Formte
und gestaltete. |
Mein
Zimmer war bevölkert von den Menschen,
die hier wohnen wollten, Und
ich war enttäuscht Und
hätte niemandem erlaubt, zu kommen, Und
ein Sprecher fragte ganz bescheiden, ob ich eine Heimat
hätte, die ich über alles liebte, Dorthin
wollte man mich schaffen und mir Ruhe
gönnen, Und
kein einziger verlangte, dass ich aus dem Spiegel
treten sollte. |
Wenn
ich heimisch wäre, hier bei dir Und
auch bei mir, Wär
ich daheim Und
sagte dir doch damals schon, dass ich der falsche Flüchtling
sei, der machte nur Station,
und hatte nichts, das er verlassen, Nichts,
dem er entkommen war, Und
niemand jagte ihn, Und
seine Augen
waren ständig auf der Flucht. |
Wenn
ich heimisch wäre, hier bei dir Und
auch bei mir, Dann
wär ich nicht daheim Und
hätte nicht so unverzagt Station
gemacht, Und
einem Flüchtling
hattest du noch nie geholfen Ohne
dass er dich dafür verlassen musste, Und
ich sammelte schon heimlich Drähte,
kurze Seile, alles Fluchtgeräte,
die du kontrolliertest Und
mir nahmst, Und
meine Augen
blieben dir zum Trost,
als ich mich von dir wandte. |
Wenn
ich heimisch war, War
ich von mir verlassen, Und
ich dachte nicht an dich Und
würd mich irgendwann auf meiner Flucht
und ohne aufzuschauen, Niederlassen, Und
wir würden miteinander leben, So,
wie gestern schon, Und
heute war es ähnlich, Und
auch morgen bliebe ich mit eingegrabnen Armen
stehen als Vertriebener. |
Mit
einem Spaten
stachst du auf mich ein Und
zieltest nach dem Schädel,
der lief fort, Den
würdest du auch so nicht treffen können, Und du
warfst das Gartenwerkzeug
hinterdrein, Das
war der erste Schmerz,
den ich als wahr empfand, obwohl Du
weit daneben trafst, Und
tatst mir leid, Und
ich hielt aus erneut, und Hunger
war die nächste Folter,
die du mir vor Augen
führtest, und du quältest einen Anderen, Und
diesmal sähe ich noch alles hinter Glas. |
Hier
bei uns beschäftigte man Menschentiere,
die ersetzten abgerichtete Maschinen, Und
sie fühlten weniger als irgendein Verschleißteil,
dass sich ihretwegen Aufrieb. |
Mancher
von den Jungen
glaubte auch, der Frieden
sei das unbekannte Wurzelwerk,
dass sich durch alle Ritzen
winde Und
dann grün Und
gelb Und
braun Und
weiß Und
rot zutage träte, Und
ich sagte ihnen, Dass
sie selbst in diesen Ritzen
säßen und den Spalt
mit größter Kraft geöffnet halten mussten, Und
das Mondlicht
war auch gut genug, die Dankgebete
und die Todesschreie
aufzunehmen und sie für die Nachwelt
in die Räumlichkeiten
abzustrahlen, Und es
bohrte sich die Zeit
mit ihrer Gegenwart in meiner Nähe
durch die Wand. |
Ich
sah es gleich, dass du dir einig warst, Und
braune Köpfe,
die du aus dem Lehmton
modelliertest, hatten ihren Eingang
in der Stirn, Ich
sprach dich an und traf sofort auf deine Angst, Und
alles, was ich sagen könnte, wär geeignet, Dich
von dir zu trennen, Und
die Stirn ließ mich hinein Und
führte ohne Unterbrechung
gleich zum Hinterkopf
hinaus, Und
mitten drin standst du und drücktest deinen Rücken
flach zum Schatten
an die Tunnelwand. |
Ich sah
in deinem Mund den Haken,
der war angeschraubt Und
wäre dort, so sagtest du, schon von Geburt
an, Und
der Vater dieser Zeugung
seist du selbst im Zorn, Man
sah den Haken nur in deinem Lachen. |
Meine
Füße machten eine Doppelspur
aus roter Farbe,
weil ich unbemerkt hindurchgegangen war, Und
monochrom war der Gedanke,
der mir folgte, Und
ich trat so unversehrt aus deinem Kopf, Der
war doch wirklich nur ein Abguss
einer Wirklichkeit, die lag Zerbrochen
auf der Waage. |
Nach
einem Film über Hiroshima (6. August 1945) Unwahr
ist der lange Nagel,
der in meiner Stirn sitzt, Und
man wies ihn nach als Einzelheit,
die unumgänglich war, Auch
schlug er mich nicht an die Wand, Er
ragt noch immer aus dem Hinterkopf
und lässt sich dort berühren, Und
dies ist der Schöntag,
der, so sagt ein Vatersohngedicht,
die Sonnenbombe
fallen ließ auf unser Haupt, Und
nun sitz ich am Straßenrand
im eingebrannten Schatten
einer meiner Väter, und sein Schrei
glitt damals in die aufgeplatzte Rinde
eines Baumes, die zur neuen Sonne
schaute, Und
sein Schrei blieb unaufhörlich ohne ein Geschlecht
hier stehen. |
Unwahr
sind auch Stoffemuster,
die sich in die Haut
einstrahlten, Und
sie prägten sich auf Menschendärme,
Menschenlebern, Und
mein Weib hat jetzt das Küchenkittelmuster,
das ihr Herz
verkleidet hat, als Strahlenkranz
an jedes ihrer Kinder
weitergeben müssen. |
Unwahr
sind auch jene Augen,
die allein spazieren gingen, Und
sie lachten, als die Köpfe
falsch von ihnen dachten, Und es
war ja nicht ihr freier Wille, Und es
blieb nicht Zeit auch
nur für einen Blick in leere Augenhöhlen,
die sogleich zerfallen waren, Und es
würden diese Augen
ohne Tränen
leben müssen, Und es
war ja niemand, Der so
schnell ein schwarzes Laken
vor den Giftball hatte werfen können, Und es
brodelte der Fluss
von aufgeplatzten Menschenleibern
und stand selbst in Flammen. *) Erschienen in der
Anthologie, Deutsche Lyriker der Gegenwart, Verlag, ars nova,
1988 |
Das
Morgenlicht brach grell ins Fenster,
und ich hatte kurz zuvor Die
Nacht zerrissen, die stand noch bis jetzt im Vorhang, Und
ein kleines Vogeltier flog gegen diese Scheibe
und fiel tief in einen Hof, Ich
hatte nichts gehört Und
sah ein wenig Flüssigkeit
dort draußen an dem Glas, Die
floss zusammen, Und
sie bildete nun einen milchig, weißen Tropfen. |
Drinnen
steckte ich die Finger aus, Und
meine Hände
warfen scharfe Schatten
auf die Fensterbank, Die
glitten lautlos über meinen Rücken,
der dort lag, Und
niemals würde ich mich unter eigne Gitterstäbe
legen, Und es
war nur dieser Wechsel
zwischen kaltem Schatten Und
den warmen Strahlen,
der mich reizte. |
Einen Schritt
trat ich zurück und hinter mich Und
sah mich vor dem Fenster
stehen, Und
ich war auch tief im Hof
mit meiner Hand Und unter
diesem Vogeltier,
das war noch warm, Und
auch als Rücken in der Fensterbank Und
war nicht freier als es dieser Ausschnitt
zeigte, Und
das Grelllicht
trieb mir feuchte Fäden
in die Augen, Die
verklebten etwas meine Wimpern, Und
ich wagte nicht am kleinsten Schwarzstrich
meiner Arbeit
zu radieren. |
Man
zog aus einem Holzhaus
einen Balken, den man Senkrecht
stellte, Und
dies sei die Strafe: Dass
man jeden, der den Balken
so entferne, an denselben Schlagen
werde, dass er sterben müsse, Und in
meinem Hause
war ich doch allein Und
auch der einzige der Balken, Und
ich zündete mich an aus Angst,
dass ich verbrannte, Und
man sagte, das sei ebenso gerecht Und
ließ mich Ungestraft. |
Du
warst in meine Nacht
am frühen Morgen eingebrochen, Und du
suchtest Hilfe, Und
ich bot dir weiße Laken
an, Die
waren dir zu dünn als Schutzwand, Und
die Nacht, in die du einbrachst, Hatte
wirklich eine viel zu schwache Decke, Und du
sankst so schnell, Dass
du, bevor ich eine Leiter
fand, ein Seil, ein Handtuch oder Irgendetwas,
das ich bis zur Einbruchstelle
hätte werfen oder reichen können, Schon
ertrankst. |
Neu
war auch das unbeschriebne Namensschild,
das man an meine Haustür
schraubte, Und
man rief mich an Und
sprach durch ein Gerät
mit mir und sagte gleich, Sobald
man über die Vergabe
meines Namens Klarheit
habe, Dürfte
ich es wieder ganz Entfernen. |
Die
Straße, die ich ging, war öd und einsam, Und es
standen hier und da Gesichter,
die ich kannte, Und
mein Fuß trat wie versehentlich den Kieselstein, Der
flog auf unbedachter Bahn
weit über die Begrenzung, Und es
waren beides Nichtigkeiten, die ich den Gesichtern
zeigte: Mich,
so unwert wie ich war geliebt zu werden, Und
den Kiesel, dessen Unschuld
mich nicht rührte. |
Bedachte
ich genau die Kämpfe,
die ich, Ohne
mich zu rühren, Ohne
jede Waffe, Ohne
jedes laute Wort und Ohne
einen Menschen zu berühren, Täglich
kämpfte, Ja,
ich sprach sogar in einer andren Sprache,
die ich nicht verstand, Bedachte
ich genau die Kämpfe,
die ich täglich kämpfte, Stand
ich eigentlich den Feinden,
die erst morgen Gegner
waren, Jetzt
schon gegenüber, |
Wenn
mir schon die Gegner
fehlten, hätte ich von schönen Siegen
einen wenigstens erwählen dürfen, Und es
musste schließlich so sein, dass die Niederlagen,
die ich reichlich fand, Die
wahren Siege
waren, Und
ich sah in einer Straßenpfütze, dass sich Jede
Einzelheit der Wolkenbildung Darin
spiegelte, Und
auch der Vogelflug zog durch die Wasseroberfläche,
ohne sie zu Ritzen. |
Von
einer andren Fressgewohnheit
als vom Töten
und Getötet werden hattest du Noch
nichts gehört, Dein Gott
lag mager auf dem Drahtbett
neben dir und nahm nichts an Und
hungerte und darbte, Und er
reiste heimlich durch die Nacht
und war versteckt in einem Eimer,
der war leicht zu tragen und war Unauffällig
leer und eilte ohne Aufenthalt
von einer Mahlzeit
zu der anderen und teilte Speisen
aus, Die
waren überall vorhanden. |
Meine Tage
standen schon von Anfang
an auf Schienen, Und
ich blickte, wie die anderen nach vorn Und
achtete auf eine Seitenspur,
die würde mich vielleicht zu einem Irrtum
werden lassen, Und in
Wahrheit
stand ich ganz alleine vor dem schweren Wagen,
den ich mit den Schultern
ziehen musste, Und
ich saß darauf und sammelte von allem, was in meiner Eile
zu erreichen war, und steckte fest im Sand, Vielleicht,
so dachte ich, fänd ich ein Messer,
das sollt mich aus meinen Gurten
schneiden können. |
Hinter
mir sang eine Frauenstimme
davon, dass sich alles Wiederhole, Und
der Mensch
lebt in der Wohnungsstille
und zur gleichen Zeit
vor seiner eignen Tür, Sein
Klopfen mahne ihn dort drinnen, Und er
klopfe auch nach draußen Und
erschrecke nicht darüber. |
Lau
und schön stand neben mir der Sommerwind, Und
mein Verlangen war so wach, Ich
griff nach ihm und hielt ihn an der Hand, Durch
meine Lippen
stach ein feiner Draht,
der wiederholte sich und legte eine Naht
um meinen Kopf, Ich
wurde ganz in mich Verschlossen. |
Der
eine Wunsch,
den ich schon lange hatte, Wurde
mir erfüllt: Bevor
das Frühjahr anfing, Und
ich mochte denken, was ich wollte, Immer
war es schon vorhanden, Und
ich sah es als Geschenk
das erste Mal. |
Viele Menschen
demonstrierten, Und
ich stand daneben, Und
ich wär auch nicht dabei, Wär
ich dabei gewesen, Und
ich richtete mich wirklich gegen mich, Und
die dort standen und zum Himmel
und zur Erde riefen, Wussten
nichts davon und auch nicht, Wo sie
standen, Und
sie meinten sich. |
Hinter
deinen Augen
waren viele Wege deines Gartens
zugewachsen, Und
ich sprach mit dir darüber, Und du
suchtest außerhalb Und
konntest nichts entdecken, Und
ich kehrte heim Und
schaute heimlich um und neben meine eignen Büsche
und entdeckte dich, Du
warst auf einem nie benutzten Pfad,
der stieß direkt in meine Augen. |
Mittags
sollten Gäste kommen, Und
die trafen ein Und
kamen doch nicht an Und
aßen viel und ließen ihre Mahlzeit,
die ich vorbereitet hatte, liegen, Und
ich durfte keine Trauer
tragen, Nur um
meinetwillen. |
Eure Kunst
war schwer und ungewöhnlich, Und
ihr formtet Himmelswolken
um nach eurem Willen, Und
den Wind, der euch dies Handwerk
wehrte, Ließt
ihr farbig werden, Und er
floh in Scham
schon, als man ihn entdeckte, Und
ein Gegenkünstler
spielte mit gefärbten Winden,
die er in bewegten Bildern
in das Blau
der Tagesdecke
stoßen ließ, Dort
gingen sie verloren. |
Es
stehen deine Haare
in den unbewegten Wassern
deines Strandes, Und
der Anschein
einer Strömung
stellt sie etwas seitlich, Und
auf deinen roten Schal
fällt leicht ein einzelnes der Gräser
und liegt über Falten, Und im
Kiesbett deines Nackens
knirschen noch die unsichtbaren Füße
einer flachen Spur. |
Deine Landschaft
war mir neu, Und
unbeschwert war jeder meiner Schritte, Und
ich ging spazieren unter deinem Langhaar,
das begrenzte die Lagune
weißen Sandes, Und du
wartetest am Ufer, Und es
bissen deine Schneidezähne
auf die Unterlippe in Erwartung, Und
ich traute mich nicht in die Tiefe
vor. |
Später
kam ich heim und hatte im Gepäck
nur den Verdacht, Und
hob die Decke
der geharkten Wege hoch Und
fand darunter eingetretne Pfade,
die verliefen völlig anders als man sah, Und du
bewegtest dich darauf Und
kanntest dich gut aus. |
Man
plante jetzt schon, meine Augen
einst mit einem Holzbrett
zu verschließen, Und
man plante es bei allen, Auch
bei sich, Und
dieses Tuch in meinen Händen,
das ich ständig übers Bild
zog, kannte mehr als ich und sah, dass in dem Rahmen
eine Jugend
wechselte mit dem Gesicht
des Alters, Ich
jedoch verwechselte in einem fort, Je
länger ich drauf starrte, die Vergangenheit
mit der Vergangenheit, Von
der ich nichts zu sehen wünschte. |
Lange
schaute ich in mich Und
störte keinen, der dort saß und so Nach
draußen seine Blicke
werfen konnte, Und
man ließ mir meine Zwiegespräche, Und
ich kämpfte in Beredsamkeit
mit mir, Und
hart war vieles hinzunehmen, Das
ich sagte. |
Alle Brüche
meiner Worte
nähte ich mit Draht,
der lange hielt Und
der nicht rosten konnte, Und im
Laufe
meiner Jahre wuchsen viele Regelrecht
zusammen , Und
ich konnte einiges an mir Verstehen. |
Hinter
meinen Bergen
kauerte das Nichts,
es war so wenig nichts, Dass
es sich über keinen Bergkamm
wagte, Und
ich stand am Abhang,
tief im Felsen, Sah
hinauf und hin zum Gipfel,
der sich zu mir beugte, So
sehr war ich nah und wollte doch nicht dort sein, Und
ich grub mich tiefer ein Und
hörte meinen eignen Atem
auf der andren Seite. |
Hier
berief ich mich auf meine Unschuld,
die war weit entfernt auf Reisen,
und es gab da ein Gesetz,
das müsst man schätzen können, Und in
meinem Nachtschrank
stand die Schachtel
voller Wissen, die war leer und ohne Boden, Und
ich fand es, Wie
ich es vermutet hatte. |
Draußen,
wo die Räume
sich vergrößerten je kleiner man sie sah, Hier
draußen gab es keinen Rückflug,
keine Heimkehr,
keinen Stillstand,
Und
das Nichts
wurd selbst zum Handwerkszeug,
das füllten wir mit unsrem Umgang,
der nicht enden konnte, auf. |
Du
stehst hinter dir, mit deinem Blick
gezielt auf mich und nähst mit langen Stichen
meinen Rücken zu und rechnest lange, ob der Wert,
wenn er denn kleiner wird als Eins,
auch wirklich kleiner wird, Und ob
wir, so verschweißt mit deinem Augenfaden
insgesamt wohl weniger ergeben Als
wenn du in dir Und
ich in mir Alleine
blieben. |
Über
deine rechte runde Schulter
schob ich meinen Mund, Der
nahm nicht Abschied,
Und
der Kuss wurd immer größer, Und du
ließt dich von mir lieben, Und
ich liebte eine andere an dir, Und
diese andere zerriss sich ihre Kleider
und ertrug den eignen Mann, Der
nahm sie nur, weil ich für ihn so Unerreichbar
war, Und du
an dir Und
ich an ihr Und er
an mir vergaben nichts, Und
wirklich, nichts geschah, Was
wir uns zu vergeben hatten. |
Nun
entdeckte ich das Lichtseil,
das durch meinen Leib
lief, Und
man hatte es dort heimlich eingefädelt, Und es
saß so fest und lief zugleich So
ungehindert durch durch mich Und
kam von Unbekannten, Und
ich hätte gern erfahren, Wer
ich war daran und auch Wohin
ich ging damit. |
Eigentlich
war es verboten, Mich
zu zeigen, Und
ich zeigte mich und sah nach oben Und
den Pfeilen
zweier Entenvögel nach, Die
zogen schnell vorbei Und
schauten nicht nach mir, Ich
ging in eine unbekannte Richtung,
auch in sie zu schreiten war verboten, Und es
war noch niemand vor mir hier gewesen, Und
ich rief und musste meine Antwort
selber geben, Das
war meine Strafe. |
So
erzwang man mein Bekenntnis, Und
ich hob den Zeigefinger
in den Himmel, Und
ich wies in diese Richtung, Und
ich schimpfte nach dort oben, Und
was hinter meinen nahen Wolken
lag, blieb mir verborgen, Und
ein Mütterlein
gab mir für meine Nacktheit
einen Fingerhut, der war aus Porzellan
und bunt bemalt. |
Später
wurde ich ans Telefon
gerufen Und
erfuhr nicht, wer dort sprach, Und
hörte nur den Vorwurf,
dass ich mir im Wege
stand, Das
wäre nicht mehr zu ertragen, Und es
müsste einer von uns beiden weichen, Und,
mich zu entscheiden, bliebe kaum mehr Zeit, Man
habe mich statt meiner, gegen meinen Willen
nun befreit, Und
nirgends würde ich mehr auf mich Stoßen. |
Siehst
du, dieses ist ein Märchen,
das geschah heut Morgen, Und
man gab mir alles, alles was ich wollte, Und
ich wollte viel und war so Maßlos
anspruchslos in meiner Auswahl, Und
zuvor, als ich den Glücksstein
nicht zu fassen wusste, War
ich über alle Maßen anspruchsvoll Und
hatte nichts, obwohl ich Alles
hatte. |
Diesen
Ring
an meinem Finger trug zuvor ein andrer Mensch,
der sprach in einer andren Sprache,
Und
ich redete mit ihm Und
fragte ihn auf meine Weise
nach dem früheren Besitzer
und nach dem, was dessen Hände
angerichtet hätten, Und
ich musste das betretne Schweigen
deuten, Und
nur eines wurd gewiss, Dass
dieser Ring niemals zuvor von einer andren Hand
als dieser je getragen worden war. |
Jemand
hing der Statue
die Eisenfelge um den Hals,
die wurde dort zur königlichen Krause, Und
man staunte über die Verwandlung, Und
ich zeigte mich auch öffentlich Und
stellte mich ganz ohne Rücksicht
auf mich selber aus. |
Tags,
so fiel mir ein, zog über uns hinweg das Sternenzelt
des Südens, Und
ich hätte fragen können, ob die Himmelsbläue
dort im Südmeer
wirklich schon um vier des Morgens
sichtbar würde, Und
die Wolke
Eskortierter zog an mir vorbei, Und
immer öfter hörte ich das Rauschen
aufgeregter Stimmen, Und
ich könnte mich mit einem Aufschrei
selbst daraus befrein, Und
schwieg statt dessen, schwieg zu mir, Und
schwieg mich aus, dort draußen, Sah
mich nicht Und
blieb auch übersehn von mir. |
Der Stützstock,
den ich bei mir trug, Weil
mich das Alter
täglich einmal überraschte, Und
ich war noch jung, Selbst
dieser Stab,
den ich am Morgen aus der Hecke
schnitt, zerbrach am Abend
schon in Trockenheit. |
Mein Leben
war so lückenlos und Nirgends
war ein Ende,
dass ich es nicht mehr ertrug, Und
neben mir bewohnten Fremde
meine Nachbarzimmer, Und
man zählte dort ganz systematisch Alles,
was sich zählen ließ, Das
wurde immer weniger, Und
was unzählbar wurde, strich man von der Liste, Und es
war ganz gleich, ob diese Anzahl
starb, weil sie unendlich wurde Oder
einfach endete. |
Du
hattest mich enteignet, Das
sei schlimmer als entleibt, so sagtest du, Und
eine Namenlosigkeit
zu tragen, sei ein Tod
auf Raten, Und
die erste Rate konntest du mir zeigen, Und
mein Eigen, das, was unangreifbar sei, Wär
auch schon fast in deiner Hand: Du
sahst mich auf der Flucht Und dir
direkt in deine Arme
laufen. |
Unser
Haus war klein geworden, Niemand
konnte dort mehr sein, Geheimnis
wahren, Alle
Türen hatte man entfernt, Und
vorn am Eingang
hing ein Schild
mit Hinweis auf die absolute Leere
hier bei uns, Und
alle Fenster
waren eingeschlagen, Und
von außen schauten fremde Menschen
rein und kletterten an den Fassaden
und mit Leitern an die höchsten Luken,
um der Leere
nah zu sein. |
Ich
selbst saß auf dem Hocker,
der stand eng am Tisch, Darunter
lag mein Wille,
der war klein und ausgetrocknet, Und
ich trat versehentlich auf ihn, Und
fremd war mir das Schweigen,
das uns trennte, Und
hier oben durfte ich aus einer Kiste
einen Namen ziehen, Der
beschrieb das Fach,
in dem ich mich bei einer neuen Suche
wiederfinden sollte. |
Man
rief nach mir, ein Rufen,
das ich ganz falsch deutete, Man
sagte: „Du
bist nun genesen, neu entstanden aus der Krankheit,
Hinter
dir liegt guter Mut,
der hat sich nun in Tapferkeit verwandelt,“ Und
ich glaubte nur das eine, Weil
ich’s wusste: „Wer
entsteht, genest.“ |
In der
Heilung
liegen oft die Tränen,
die ein Tötungsmechanismus
hinterlässt und den Verdacht
dazu, dass uns die Trauer
zwingt, die falschen Dinge
zu bedauern, Und
ich weinte offenbar um mich, Und
schmerzhaft musste ich mit eignen Händen
die vernähten Wunden
lecken. |
Auf
der Treppe
hingen große Bilder
aus der Altzeit, deren Herkunft
wir nicht wussten, Und
sie zeigten mich in allen Lebensphasen, Und
auch einige, das war gewiss, Sah
ich darunter, die mich schon in meiner Zukunft
zeigten und bis hier Verfolgten. |
Der Bogen
grellen Lichtes riss nicht ab, Du
sprachst von Dingen,
die vor meiner Haustür
standen, die ich anderen als Abfall
überließ, Die
kamen von weit her und suchten aus Und
wählten, kramten, Und du
sprachst zu mir von ihnen, Und
ich sollte ihnen alles, was ich hatte, überlassen, Oder
einfach liegen lassen, wo es war, Und
mit dir gehen, Und du
merktest nicht, dass ich ja selbst schon auf dem Haufen
lag und meine Arme
jedem Sammler
in die Arme legte Und
mich an sie klammerte, Und
deine Taschenlampe hatte einen Viel
zu schwachen Strahl bei deiner Suche. |
Am
Hafen sah ich Möwen
fliegen und einander jagen, Und
ich sah den Fluss
und sah den Wind Und
sah in die Geräusche Und
sah alles, alles, Und
ich hörte keinen Laut, So
sehr erlebte ich im Leben, Und
als wirklich einmal deine Augen
schwiegen, deine Ohren
nichts erkannten, Deine
Hand dir deinen Mund verschloss, Starb
ich an dieser Explosion
der Stille. |
Lange
blieb ich nach dem Sturz
noch liegen, Niemand
hob mich auf, Und
keiner ahnte, dass hier eine Rettung
möglich war, Und
auch das Vorjahrsstroh,
an das ich lehnte, War
ganz feucht, Es war
ein Kind, das mir die Spielzeugtrommel
auf die Knie
und Schlegel in die Hände
drückte, dass ich mir den Rhythmus
schlagen konnte. |
Auf
deinem Kopf
trugst du den kleinen roten Hut, Man
sah, dass dir die Schönheit
haften blieb, Und
deine kleinen Schritte
führten dich nicht fort, Sie
zeigten alles nur in immer neuer Position, Und
nun gewahrte ich, wie deine ausgestreckten Hände
über deinem Volk
das Wort ergriffen, Und
das Volk gebar in seinem Hunger
wieder, wieder neuen Hunger, Du
jedoch entschiedst in deiner absoluten Nähe
über ihren Tod,
nicht über eines ihrer Leben, Und
wir anderen, auch ich, Berührten,
dicht gedrängt, das Fenster,
das uns von dir trennte, Und es
mochte jeden Augenblick
von unsrem Ansturm
brechen. |
Auch
die Drähte,
die uns aneinander reihten, Konnten
plötzlich reißen, Und
ich lebte neuerdings ganz ohne Tagesinstrumente, Und
die Zeit,
die sich mir auftat, gestern noch das Auge
meiner Zukunft war, Die
setzte ich in meine Stube, Und
sie lehrte mich ein Kartenspiel
in dem sich die Erinnerung
und die Erwartung
ohne Unterschied aus meinen Händen
auf den Holztisch werfen Und
verspielen ließen. |
Deine Tasche
hing mit einem Lederriemen
an der Schulter, Und du
warfst so viel hinein, dass ich erstaunte, Und
auch andre kamen, die sich über ihre Öffnung
beugten, Und
sie legten große, schwere Lasten
ab, Und
als ich kam und nachsah, war die Tasche
leer und ohne Boden, Und
ich hätte nicht gewagt, die kleinste Kleinigkeit
Hineinzuwerfen.
|
Heute
Morgen war ich voller Zweifel,
als ich ging, Und
unter mir bewegte sich ein Weg,
der mich nach vorne brachte, Und
mein Zweifel blieb, Und
als ich meine Augen
meinem Rücken lieh, Entdeckte
ich, dass eine tiefe Spalte
hinter mir den Weg in
seiner Mitte auseinander schob, Und
alles, was ich tat, blieb zweifelhaft: Das
Trinkglas, das ich anhob, war schon leer, Bevor
ich daraus trank, Und
Regen fiel aus blauem Himmel,
der benetzte meinen Mantel
nicht, Und
die Passanten
waren völlig nackt, Und
ihre Kleidung trugen sie, Man
sah es ganz genau, Nach
innen. |
Ich
verstand auch nicht, warum man Wolken
numerierte und mit Drähten,
die ich hier von unten aus bemerkte, Aneinander
nähte, Und es
spannte sich so schnell dies Gitter
über uns als Himmelsbogen, Der
ging morgens auf Und
glühte nachts als tausendfaches Fadenkreuz. |
Sieh,
in meiner Wohnung
lebte ich allein, Und
die, die mit mir lebten, Waren
nicht vorhanden, Und
mein Mantel,
der von dem ich grade sprach, Schob
immer seinen Ärmel
in die Tasche eines andren Mantels
oder hing sich ein in einen andren Ärmel, Und er
war doch ordentlich an der Gard’robe
aufgeräumt. |
Die Mittagsstunde
kam als stille Wolke
auf mich zu, die ich genoss, Die Ruhe
hing in Bodennähe Und
war weit verbreitet, Und
die schwarzen Punkte
einer Tageszeitung fielen als ein Ascheregen
in die Spur,
die zu mir führte, Ein betretner
Weg,
den ich zurück würd gehen müssen, Und
die weißen Beeren,
die am Bahndamm
meiner Reise wuchsen, Schossen
als ein Schneegestöber,
an dem Zug,
in dem ich saß, Vorbei. |
Dieser Tag
war ganz genau wie jeder andere, Und
gestern war für mich schon heute Morgen Oder
wie man immer dieses Wortspiel
drehen wollte, Und
ich schrieb an dich die Nachricht,
die ich heut bekam, Und
sandte sie, weil ich mich nicht verstand, Zurück
an mich. |
Ich
wickelte ein Farbenband
um meine Stirn, Es färbte
sehr, Es
drang mit seiner Farbe
unter meine Haut, Verfärbte
mich nun innerlich Und
einheitlich, Ich
kannte mich in mir bald nicht mehr aus, Und
alle Schnitte, die mich teilten, Zeigten
mich so völlig farbengleich im Blut. |
In
unsrem Fenster
hing ein winzig kleiner Vogelkäfig,
der bestand aus goldnem Draht, Das
Vögelchen darin hat sich ein Lied
gesungen, das ich nicht vergessen kann, Es
sang von einem Regentropfen,
der an seinem Fenster
stand, Der putzte
sich sekundenlang die Farben
in der Sonne, Stürzte
dann, von Strahlen ausgebrannt, erloschen auf den Fensterrahmen
nieder und Ertrank. |
Das Fest,
das ihr so eifrig feiertet, war auch für mich, Und
auf der Eintrittskarte,
die ich mit mir brachte, stand mein Name,
der war leserlich, Ihr
hattet mich ja eingeladen, Und es
war kein Einziger zu sehen, Keiner
am Empfang und weit und breit kein Gast, Auch
niemand der hier arrangierte, Und es
galt wohl alles, alles mir, Und
als ich ankam, tauchte man mich gleich in einen Mantel
einer Heiterkeit, Der
passte rundherum und überall Und
schloss mich völlig ein. |
So
stand ich auf dem Dach
und schwankte in dem Wind, Man
konnte wirklich weiter sehen, Wenn
man höher stieg, Und in
dem Schacht,
den ich danach bestieg, Sah
ich, dass sich die Tiefe
auch unendlich dehnt Und
nirgends endet. |
In dem
andren Zimmer
wurde man behandelt und geheilt, Und
hier, auf dieser Seite
wurde man gekränkt, verletzt Und
vorbereitet für den Nebenraum, Und
irgendjemand rief mich an Und
fragte mich, ob ich verletzt sei, Irgendwo,
es sei ganz gleich, an welcher Stelle, Und
ich zeigte wieder auf die blanken Flecken
meiner Haut mit der ich dauernd an die Gitterstäbe
stieß. |
Jeder,
hieß es, sollte an sie denken, An die
Würde,
die dem Menschen eigen sei, Und du
beschimpftest mich voll Leidenschaft,
die riss das Pflaster
von der rohen Öffnung Und
stieß tief hinein, Und
eine Würde, sagtest du, Dürft
keine andre stören Und
müsst teilbar sein in große und in kleine Stücke. |
Wir
lebten auch mit einem Völlig
unbekannten Tier, Und
nur, weil niemand wusste, Wie,
wovon es leben, was es fressen, trinken mochte, Blieb
es uns am Leben, Und
wir überließen es sich ganz allein, Und
niemand sah es je, Und
keiner fragte irgendwann Danach. |
Auf
die Stellung
meiner Sonne nahm ich keine Rücksicht, Und
ich ging zum Marktplatz,
der war leer, Und
hinter schrägen Bäumen
stand der Wind
mit leicht verschränkten Armen, Und um
diese hohe Stunde
lag sein Atem schlafend in den Ästen, Und es
war kein Mensch,
kein Tier zu treffen, das war gut, Und
endlich hörte ich, wie sich die eignen Schritte
unabhängig von mir selber Fortbewegten
und an mir vorübergingen, Und
dies war der erste Schritt,
den ich ganz langsam zu mir Machte. |
Eine Seitenstraße
führte mich zu einem kleinen Hafen,
Und
ich roch die einzelnen Erlebnisse, Ich
trank von dem Gemisch
aus Teer und Lindenblüten, Und am
Hafenbecken warf ich eines jener schwarzen Netze
über mich, Und
seine Fäden rissen nicht und hielten Diesen
großen Fisch
ganz fest am Boden. |
Später
sah ich doch nach oben, Wollte
wissen, wie die Sonne,
unter der ich lebte, ihren Tag
begonnen hatte, Und
sie war schon längst vorbei gezogen, Und es
gab sehr viele Leute,
die die Stellung ihrer Sonne
nicht mehr wussten Und
auch nicht mehr danach Fragten. |
Ein Künstler
saß den langen Tag
ganz eng am Rande
seiner Arbeit, Und
ich hatte ihm gesagt: In
einem Mann
lebt auch die Frau, Und in
der Frau
wird er einst sterben, Und
wir hielten unsretwegen unsre Augen
offen, um den Tod
gleich zu erkennen, der uns bergen sollte, Und es
war mein Irrtum,
denn die Arbeit,
die wir machten, hatte kein Geschlecht
und ungerecht war, was wir dachten, Und es
leben beide in dem Mann, Der
Mann, die Frau und umgekehrt Auch
er in ihr Und
sie in sich Und er
in sich, Und
was wir schufen war die reine Kunst,
die wir erkannten, Und
wir gingen auf sie zu. |
Auch
der lange Draht,
den du mit Absicht
in die Erde wachsen ließt, Man
sah ja nur den Anfang,
nicht das Ende, Riss
doch jeden, der von seiner Länge
wusste, mit sich in die Tiefe
bis ans Ende. |
Mir
war eine ferne Welt
genug, Sie
saß in mir Und
ruhte sich dort aus Und
wartete auf den Entdecker. |
Aufschläge
6601 - 6603 Wir
gingen auf dem Weg, Ich
hatte in der Stadt den Festtermin
bekommen, Und
ich eilte, Und du
bliebst zurück, Auch
störten dich die Zweige,
die herüberhingen, Und
sie griffen nur nach dir, Ich
sah sie nicht, Und
deine Angst wurd größer, Und
sie hielt dich immer weiter hinter mir, Und
rückte dich nicht auf, Und
unter uns, das wusstest du, Lief
eine zweite Straße,
die war ohne jede Schwierigkeit
für dich, Die
würden wir am Ende
treffen, Und du
gingst von nun an keinen Schritt
mehr. |
Aus
den beiden Fäden
wollt ich eine Schleife
machen, Die
sollt nur zwei freie Enden
aneinander binden, Weil
sie sich im Raum
sonst nie getroffen hätten, Und
ich griff hier ein, Und
weit entfernt, soweit, dass man Mir
nicht berichten konnte, Löste
sich zur gleichen Zeit
der Faden aus der Schleife, Die so
lang gehalten hatte. |
Man
sprach von einem Wert,
der sei verborgen, tief vergraben, Irgendwo
versenkt im Wasser oder Läge
völlig offen, frei und unverhüllt, Und
ich war sicher, dass Ich
ihn in meinen leeren, ausgestreckten Händen
hielte und mit nichts von dort vertreiben Oder
sichtbar machen könnte. |
Ich
sah das blaue Eiskristall,
es war der letzten Nacht
herausgebrochen, lag des Tags
nun noch im Weg Und
fesselte die Augen,
dass ich stehen bleiben musste, Und
von deinen Lippen hörte ich: „Geh
zu und lass das Eis
alleine wachsen,“ Und du
zogst mich fort in warme Räume, Und
die Bänder,
die um meine Augen
lagen, tauten nicht und hinderten die Blicke
zwischen dir und mir zu wandern, Und du
sagtest noch, dies sei ein Fall,
der würde lange keine Lösung
finden. |
Andrerseits
schriebst du die Lösung
auf ein kleines Stück
des Zeitungsrandes, Weil
es dort noch frei war, Und
dir reichte dieser Platz, Dann
warfst du deine Zeitung
ungelesen fort und sagtest mir, Die Felder
und die Linien
könnten so nicht mehr bestehen bleiben, Und
die neuen Perspektiven
lösten alles auf Und
zwangen dich und mich zu andrern Dimensionen. |
Ich
suchte darauf hin in meiner Nähe, Und
die Häuser weit dahinten blieben
in der Wahrheit unverändert gleich in ihrer Größe
und die andern Gegenstände auch, Sie
mochten noch so weit entfernt sein, Und
die Schwierigkeit
für mich war eigentlich, den Reiter,
der im Nebel auf mich zu kam, zu erkennen Und
ihn nicht für alles andere zu halten, Als
den Reiter,
den ich nicht erkannte. |
Über
uns trug man die Dächer
ab, Wir
wussten nicht warum, Und
immer größer wurde eine Blöße,
der wir uns nicht mehr entziehen konnten, Und es
war ein Unterschied,
ob jemand kam und uns im Freien
antraf oder uns aus unsrer Erde
grub, Und
wir hier unten sammelten die Nadeln,
die man immer noch für den Papiereinschlag
der Blumen brauchte, Steckten
sie zunächst in die Papiertapete, Und
wir konnten sie nicht mehr Für
unsre Sicherheit benutzen, Und
man riss von außen immer heftiger an der Verpackung. |
In
einem Garten
lag ein Boot, es zeigte mit dem Kiel
nach oben, Und
ich sah sofort die Löcher,
die im Boden waren, Und
ich fuhr mit diesem Boot die lange Strecke
in die Offenheit, die sich am Himmel
zeigte, Und es
kam, wie ich es schon befürchtet hatte, Luft
drang ein und ließ mich völlig Untergehn
in meiner kleinen Freiheit, Erst
am Grunde angekommen stieg ich aus, Das Boot
schlug um und blieb mit seinem Kiel
nach oben liegen, Wo es
lag. |
Mir
riss ein Wind
den Hut vom Kopf, Die
Öffnung traf uns beide, Und
ich griff ins Haar,
es fest zu halten, Und
der Hut
schlug sich die Hand Vor
seinen Mund, Ich
lief ihm nach, Und er
wich aus, Der
Wind wollt ganze Arbeit
machen, Und es
fiel ins Wasser
und schwamm nicht mehr auf, Und
alles, was ich dachte, warf ich hinterher Und
sah, wie es den Wind
beruhigte und friedlich stimmte Und
ihn sättigte, Und
dass er seine Arbeit
nun vollendet hatte. |
Wir
litten unter einer Bindungsenergie,
die reichte über große Strecken, Und
wir mochten uns, soweit es ging, entfernen Und
den anderen vergessen wollen, Und es
kam der Zeitpunkt,
der uns festhielt Und
uns zwang zurückzugehen, auf uns zu, Und
später fand man auch den Grund
für unsre Umkehr,
die sich dauernd wiederholte, Und
man hatte, noch in unserem System,
den Überstern
entdeckt, Der
stand seit langem zwischen uns Und
zog uns an Und
stieß uns ab in großen Bögen. |
Es war
die Hoffnung,
die wir hatten, Und es
gab Beweise überall dafür, Und um
den Giftpilz,
der nicht enden wollte, dessen Wachstum
ebenfalls im Grunde
eine Hoffnung
war, Um
diesen Giftpilz zogen wir bis in die Tiefe
und bis in den Himmel
eine Mauer, Und an
vielen Stellen
setzte man ein Schauglas
ein. |
Draußen
sah man, dass die Männer
sich an einem freien, halben Brückenende
mühten, Der
stand über einer Meeresenge, Und es
tastete hinüber, sich dort Endlich
auf der andren Seite
abzufangen, Und
dort drüben saß die Künstlerin,
die wartete schon auf den Augenblick
in der Berührung, Und
sie wusste nicht, dass die Berechnung
diesem Bogen ihren Kopf
und Körper nur als Stütze
geben konnte. |
Nun
sah ich in der Galerie
ein Eigenbild
von dir, Es
zeigte dich vor einem Stubenfenster, Und
der Frost
und Eiseskälte krochen grün Und
selbstverständlich durch das Glas
zu dir, Sie
überzogen auch die Heizung,
die sich unter einer Fensterbank
verbarg und krochen deinen Wintermantel
hoch Und
weiter hoch an deiner Stirn
und übers Haupthaar, Und
sie überzogen selbst den Schatten,
der vermochte nicht zu fliehen, Und
dein Blick war innerlich Und
suchte einen Rest
von Wärme, Der
stand außerhalb Und
fand den Weg
nicht ins Gemälde. |
Vor
dem andren Fenster
saß die junge Frau, Sie
trug ihr langes Haar
ganz offen, das ergoss sich über das Gesicht, Und
jede Einzelheit zerfloss mit diesem Strom, Es
schmolzen Mund
und Nase, Wange,
Augen, Ohren in die Hände,
die darunter lagen, Und
sie retteten ja nichts, Und trostlos
war der Trost den ich ihr brachte, Und
ich kam verspätet über Jahre. |
Draußen,
wo die Giftgaskatastrophe
wütete, War
niemand der Gesichter
sammelte, Und
jede Materialstruktur,
die sonst die Schuld
nachwies, blieb aus, Auch
war der Schock
für Maler hinter Glas so groß, Dass
ihre Scheiben barsten, Jeder
stand von einem Atemzug
zum andren vor der Schreckwahl
zwischen Giftgas-
und Erstickungstod. |
Ich
war so froh und sah, dass meine Wirklichkeit
nun doch nicht wirklich war Und
suchte trotzdem nach Beweisen, Und
ich hatte einen Traum
zum zweiten Mal geträumt, Darin
war ich ein Mörder,
der allein von seinem Totschlag
wusste, Und
man sagte mir im Schlaf: „Du
hast getötet, Und du
bist der einzige, der davon weiß,“ Und
hinter einem übergroßen Stein
sollt auch das Opfer liegen, Und
ich ging nicht hin Und
sah nicht nach Und
floh davor Und
war mir ganz gewiss in meiner Gräueltat
und sprach zu mir im Wachen: „Ja,
du hast getötet, Und…“ |
Plötzlich
kamen lange Tage
ohne Anfang,
ohne Ende, Und
man schenkte mir die Zeit,
ich konnte damit machen, was ich wollte, Und es
trat nichts auf, das stören konnte, Kein
Bedürfnis kam nach Essen,
Trinken, einem Menschen, Nicht
nach Räumlichkeiten,
nicht nach Gegenständen, Und es
trug mich eine ungeheure Leichtigkeit,
Die
artete so aus in mir, dass ich nach einem Spaten
griff und ihre weißen Wurzeln,
die nichts taugten, Abstach, Und
man fragte mich genüsslich, Ob ich
alles hatte haben können, was ein Mensch
braucht, wenn er nicht braucht, Was er
alles haben kann. |
Drüben
stand ein Mann,
der war in Arbeit, Und er
zog schon tagelang ein Seil
endlos aus großer Tiefe, Und
ich ging zu ihm und war im Schrecken
über ihn und schaute, so wie er, ins Loch
und sah das freie Ende, Und er
nahm mich wahr Und
machte mich sofort zum Publikum
für seine Pantomime. |
Man
fand dich hinter Fernzuggleisen, Und du
warst so sonderbar verändert, Aus
den Augen
las ich eine Sehnsucht,
die war tief in dir, Sie
kehrte nicht zurück, Erst
die Geräte,
die wir an dich legten, Brachten
uns Gewissheit: Nein,
du hattest keinen Leibesschaden, Und du
warst gesund Und
hattest alles wohlgeordnet, Und du
warst an diesem Bahndamm
nur erstickt an einer Hoffnung. |
Irgendjemand
sagte auch: „In
mir sprach gestern eine Stimme,
die war deutlich, Und
ich hörte jedes Wort,“ Wir
andren sahen uns betroffen an, Und
jeder, der hier stand, Tat
immer nur nach seiner innren Stimme, Und
man schlug uns so als Gruppenbild
in Stein, Und
niemand von uns regte sich, Wir
lauschten wieder jahrelang auf Worte
aus der Tiefe. |
Nein,
mein Abschied
sollte uns nicht trennen, Und du
gabst mir nach, Wir gaben
uns einander ein Versprechen, Und es
sollte jeder vor dem Abschied
sich dem anderen Noch
einmal anvertrauen, Und
wir würden eine Trennung
machen, Ohne
uns zu trennen. |
Du
sahst zu und ich, Wir
blickten beide auf das Wellenheben,
Wellensenken draußen auf dem Meer, Wir
lernten uns dort draußen kennen, als die Möwe
aufstieg und der Wellenkamm
sich unter ihr mit anhob Und
nicht nachließ, Und
die Wassertropfen
hatten nicht Gelegenheit zu fallen, So
sehr stieg das Meer an, Flug
und Spiel und Flucht und Jagd erkannten wir als eins, Auch
bat ich hinter mir die Frühlingsblume
mir zu helfen gegen die zerstörte Stadt
und gegen ihre Mauern,
die ich nicht errichten wollte Sondern
ich tat alles, Um sie
einzureißen. |
In den Dünen
waren schmale Pfade
zwischen scharfem Gras,
das war im Sonnenlicht
und gläsern grün, Und in
Berührung
brach es ab Und
stach und schnitt ins Fleisch, Der
Dünensand verriet sich unter meinen Füßen
aus zertretnen Gräsern, die sich unentwegt Bewegten, Und
sie rieselten durch meine Hände, Und
ich drückte meine Wange
gegen deine, Und es
blieb kein Abdruck,
alles floss nach unten, Talwärts
an der Trichterwand, Es
reichte, mit dem Finger
irgendwo hineinzustoßen Oder
mit dem Fingernagel
diese Haut
zu ritzen. |
In
einer Landung
wurde auch der Boden
unter unsren Füßen fort gezogen, Und
wir fielen durch, Und
eigentlich wär es doch Umgekehrt
natürlich und verständlich, Und
ein Aufschlag
fand nicht statt. |
Hinter
mir tat sich der Boden
auf und vor mir stand die Leiter,
die in eine unbekannte Höhe
reichte, Und
ich wusste nicht, wo sie mir enden würde, Und
ein Rückweg
von dort oben Blieb
auch ausgeschlossen, Und
der Vorwurf,
den ich hörte, Wurde
immer größer, Ja, er
türmte sich bis in die ersten Sprossen, Und
ich warf ihn hinter mir gleich in die Spalte, Und
die Leiter stieß ich um, Und
ausweglos sei alles, was ich ohne fremde Hilfe
machte, Und
ich hörte nicht darauf. |
Den Mantel,
den ich trug, hatt ich mir Selbst
gewebt aus dünnen Drähten, Und er
war die Rüstung,
die ich brauchte, Und
die spitzen Enden,
die sich manchmal daraus lösten, Stachen
mich, Ich
wollte auch den Schmerz
um mich herum ertragen, Und
ich ahnte, dass er seine eignen Räumlichkeiten
brauchte. |
Manchmal
machte ich Geschenke, Die
nahm ich aus mir, Von
denen trennte ich mich schweren Herzens, Ich
behandelte auch die Empfänger
so, als müsste ich sie strafen Und
war freundlich, herzlich, Und
ich überraschte sie Und
ging verloren. |
Ich
saß vor einem Wachslicht,
das stand auf dem Tisch, Die
kleine Flamme
leckte sich die Zunge
rot und gelb Und
langte hoch hinauf Und
riss entzwei und teilte sich, Und
brennend floss sie schließlich über ihren Kerzenrand
und schoss herab, Und
nie zuvor sah ich, dass eine Flamme
übersprang und ihre Flüssigkeit
zurückließ, Und
ich war nicht hergekommen, Um in Schmeichelei
zu leben, Um zu
spielen mit den Möglichkeiten,
sondern die Struktur
wollt ich verändern, Und es
war mir recht, wenn Blaues,
kaltes Licht mich in dem Eistanz
überzog und weithin leuchten ließ Und
nichts erwärmte. |
Wir
gingen zu der Hütte,
die war neu mit gelbem Stroh
in Bündeln zu belegen, Und
wir kamen jährlich einmal, Und es
war nun gute Zeit, Der
Mensch war jetzt viel undurchsichtiger Ging
er ganz ohne Haut, Und
ich verbot es dir darum, dich zu entblößen, Und
ich war bereit, mit dir, so nackt wir werden konnten, In die
Spiegel einzutauchen, Die
bestanden aus der blanken Oberfläche
eines Schwermetalles, Das
war nicht erhitzt und trotzdem flüssig, Und
sie ließ uns einfach Durch. |
Die Hintertür
stand offen, Ich
ging unbedacht und ohne Argwohn
darauf zu, Und
kurz davor versagten meine Beine, Und
ich fiel zu Boden, Niemand
hatte mir von dieser Tür
gesagt, dass sie ein Hintereingang
sei, Und
niemals wollte ich Verrat
an irgendjemandem begehen, Und
man hob mich an Und
trug mich um so schneller in das Haus. |
Von
draußen sah ich schon, Es
standen deine beiden Stühle
immer noch im Fenster, Je
zwei Beine
bohrten sich durchs Glas, die Rückenlehnen
hatten ihre Hälse
selbst entlassnen Schreien
nachgereckt, Die
stiegen weiter hoch, die Hälse
blieben starr gestreckt, Und
drinnen standen wir davor, Es war
ja nichts zum Niedersetzen, Und
der Boden
war zu schade, Man
entdeckte unter ihm die große Schleife, Mochte
sein, dass sie in Wahrheit
unterirdisch war. |
Über
deine Tasse
wuchs ein Pelz, Ich
trank daraus und fasste nach der Schlange,
Löffel, führte sie zum Mund, Sie
wand sich sehr in meinen Händen, Und
ich gab sie dir zurück Und
küsste nur die Gabel,
dort wo ihre Zinken
ineinander liefen, Und du
wurdest rot in dem Gesicht, Ich
wollte dich nicht kränken. |
Später
schaltete ich eine Lampe
ein, Man
konnte so die Nacht
viel besser sehen, Und
sie stand als körpergroße Schachtel
in dem Raum, Sie
war ganz leicht und ließ sich Heben
und bewegen, Und
ich stellte sie für noch zwei Stunden
an die Wand, Bis
jetzt war nirgendwo ein Einstieg, Und
ich würde lange mit ihr ringen müssen. |
Die Gärten
waren endlos satt, Die Gräser
hingen schwer zu Boden, Und im
kleinen Auenhain
berührten sich die Birkenzweige,
stießen aneinander, Und
ich ging vorbei und suchte diese eine Stelle,
wo sich unterirdisch eine Wärme
sammeln sollte, wo sie sich Vergraben
haben sollte, ohne fremde Hilfe, Und
ich wollt sie sehen, mochte noch nicht glauben, dass sie Anfassbar
und vorzeigbar und übertragbar war Und
setzte meinen Spaten Irgendwo
und sinnlos in die Üppigkeit Und
stach so tief ich konnte, Und
mit beiden Füßen
balancierte ich auf dem Metallrand. |
Türen,
die in unsrem Wege standen, Schlossen
hinter jedem automatisch, Und
sie schnitten die Gedanken
ab, dass ich mich umsah, Und
von vorne tastete ein Lichtstrahl
nach Entgegenkommenden, Die
lösten eine andere Mechanik aus, Die
knüpfte an an das Gewebe
schließender und ungeöffneter Begebenheiten, Und
ich lehnte Teller
ab, die heimlich Durchgangstore hatten, Löffel,
die im Boden Fenster trugen, Und
auch Gabeln, die mit Schwimmhaut
überzogen waren. |
Am
Tage fiel ich auf die Knie und betete Und
sah mich um Und
wollte nicht entdeckt sein, Und
ich betete, dort, wo ich länger lebte, stärker Als zu
jener andren Zeit,
wo mir das Leben fern war, Und
versteckte mich in einem Kleiderschrank,
den konnte ich von Innen
schließen, Und
ich sah mich nicht. |
Ich
setzte mich erschöpft zu einer Gruppe
Wartender, die hockten vor dem Pappplakat,
das demonstrierte uns von dort So nah
es konnte, Und
die Leute
sahen nichts, es war in Wahrheit
eigentlich ein übergroßer Spiegel,
ein Theater, das wir selber spielten, Und
ich lenkte mich ein wenig ab Und
bastelte an einer Puppenbühne, die sich keine Sorgen
machte um ein Publikum, Und
eine Handlung würd ich schnell Erfinden. |
Wir
wohnten in dem hohen Haus
und lebten dort als Käfertiere
in dem toten Baum, Der
uns ertrug und der uns jede nur erdenkliche Geschäftigkeit
erlaubte, Und
ich selbst nahm einen Schleichweg
bis in seine blätterlose Krone,
die ließ einen Ausblick zu, Und
zwischen diesem Dach
und hohen Wolken war ein Zwischenraum,
dass ich erstaunte. |
Irgendwie
geriet ich dann in eine Festung,
die war tief in ein Gebirge
eingesprengt, Und an
der stillsten Stelle,
weit im Innern, Hörte
man tagaus, tagein den Herzschlag
aus der Dunkelheit, Der
ließ nicht nach Und
kam aus diesen Felsen, ohne dass man ihn Lokalisieren
konnte. |
In
meiner Not, denn irgendjemand Schlug
mit irgendetwas auf mich ein, In
meiner Not, fiel ich kopfüber an den Holzzaun,
der war auch ein Sichtschutz, Und er
half mir nicht und riss im Aufprall
etwas ein, das gab den Ausblick
frei auf eine völlig andre Welt, Ich
sollte eine Antwort geben, Sollte
sagen, ob die Welt, die sich Von
sich aus angekündigt hatte, Schon
zu sehen sei, Und
was ich sah, war mir so nah, Ich
wagte nicht, es meinen Peinigern
zu zeigen, Und
die aufgedrückten Hölzer Sprangen
wieder zu. |
Ich
griff ganz seltsam ruhig in mein Haar,
das fand ich brüchig feucht, Und
mit den Händen
stieg auch der Verdacht
nach oben, Und
die Kopfhaut
würde schrecklich bluten, risse sie erst ein, Und
ungewollt bemerkte ich, dass kaum ein Schmerz
sich halten konnte, Und
mein Weib
war sehr geschickt mit Garn
und Nadel, Und
sie müsste mir den Einriss
nähen, Und
ihr Einstich,
würde ich ihr sagen, Könnt
nicht anders sein als der in reine Seide. |
Rot
war meine Hand, Und
ihren Abdruck hatte ich wohl zehnmal auf den Teppich
und das Tuch auf unsrem Tisch gesetzt, Und
immer wieder ließ Unglauben
mich ins Stempelkissen greifen, Und
die Farbe hinterließ von mir Und
von sonst niemandem, den Fingerabdruck. |
Ich
saß vor meinem Fenster
und bewachte einen Regen,
der stieg auf in dunkle Wolkenfelder, Und
ich wachte über sein Entrinnen,
das nicht aufzuhalten war, Und
diesmal brach die Erde
auf und gab die Wassertropfen
frei, Ich
sah sie draußen sich in Pfützen
sammeln, Und an
mir vorbei begann die Flucht, Ich
ging zur Tür
und schaute nach und wollte wissen, Ob man
über mich genauso sinnlos wachte, Ich
erinnerte mich auch noch an ein Vogelnest,
das mochte nun wohl leerstehn. |
Als
ich meinen Blindenstab
nur für Sekunden in die Erde
stach, um meine Hände
frei zu haben, um nur einmal die Gebärde
eines Schauenden zu machen, Als
ich meinen Blindenstock
so blind vertraute, wuchs er an Und
war doch aus Metall,
Die
Wurzeln hatten sich sofort als Draht
im Unterirdischen
verschlungen, Und
sie waren nicht zu lösen, Ich
studierte sie genau Und
alles sah ich gut Und
sah auch, dass der Stab
sich gelb verfärbte, Und er
wurde mir zur Richtschnur,
der ich folgen musste, Und
ich hatte ihr zu trauen. |
Deine Sätze
waren gut, so sagtest du zum Beispiel,
ob nicht meine Lügen
meine Wahrheit wären, Und du
hattest sie in deiner Tasche, Und du
klimpertest mit ihnen, dass ich hörte, Wie
sie sich an dir vermehrten, Und
sie mussten so ja aneinander schlagen Und
zerbrechen. |
Es war
wohl eine große Freude,
die dich rührte, Deine Worte
trugen kein Gesicht, Sie
waren viel zu hell beleuchtet, Und
dein Lachen
stolperte und überschlug sich Und
fiel beinah hin, Und
meine Arme
streckte ich nun aus nach dir Und
wollte alles retten, was so froh begonnen hatte, Und
ich spürte dieses Stechen,
das vom Herzen kam Und
sich in meine linke Seite
flüchtete, Und
neben mir erschien ein neuer Schmerz, Viel
größer als der meine, Und er
kümmerte sich nicht um mich, Und
seine Augen
waren ganz auf dich gerichtet. |
Später
las ich meine eignen Worte
in der Zeitung, Und
ich rief dort an und fragte nach Und
bat um Auskunft,
wann und wo es sich ereignet habe, Und
man sagte mir, genau vor meinem Mund
hätt man gegraben, Und
die Worte
seien wirklich schon zwei Tage
alt und trotzdem übermäßig gut erhalten, Und
man habe sie geputzt, Und
wollt sie nur in meinem Sinn
gebrauchen, Und
ich grub nun selbst, Und
ich entdeckte einen ganzen Hügel
ungesprochner Worte, Der
lag gar nicht tief Und
war verdeckt von einem dünnen Sinn,
der riss sofort entzwei. |
Man
gab mir recht Und
dieses Recht
an einen Handwerksmeister, Der
besaß das Werkzeug,
das war gut genug, Es
sichtbar zu gestalten, Und
ich war so froh Und
hörte eine alte Rede, Danach
war das Recht
ja immer schon ein Todesurteil,
das man einfach aus den Händen
gab Und
weiterreichte. |
Als
ich heute früh erwachte, Türmten
sich an meinem Bett Zerbrochnes
Gut und Müll und Fortgeworfnes
Zeug, das mir noch sehr Bekannt
war, Und
ich sah nach dir Und
konnte nichts erklären, Und du
sagtest unter Gähnen,
auch die Überreste
meiner Träume hätten einen Sinn, Ich
würde ihn wohl zwischen diesen Gegenständen
finden, Und
ich müsste mich beeilen, denn die Träume
würden viel zu schnell verschwinden, Und es
schmolz der Berg
vor meinen Augen,
dass ich ihn vergaß. |
Die Hauswand
war aus stumpfem Klinkerstein,
die zog sich neben dem Spaziergang
hin, ein rotes Tuch,
das sich in kleine Felder
teilte, Und in
mir entstand auf jedem Rechteck
die Erinnerung an einen Tag,
der nicht begann, Ich
dachte lange, lange nach, Und
spät am Abend
endete die Mauer erst, Und
zwischen allen Steinen
stand ich plötzlich vor dem Eingang,
der war schon Verschlossen. |
Auf
der andren Straßenseite
brachen Diebe
in ein Fahrzeug ein, Und
sie entdeckten mich Und
kamen auf mich zu Und
schnitten mir, um meine Aufmerksamkeit
zu zerstören, die Verbindungsdrähte
durch, Und
später reparierte man vergeblich meinen Schaden, Und
ich konnte mich an nichts erinnern. |
An dem
Wintermorgen
goss sich wärmend gelb die frühe Sonne
in mein Zimmer, Und
die weiße Kappe
schmolz mir ab vom Kopf, Ich
stand im Wachstum
einer Wohligkeit, die an mir kletterte, Ich
wollte nichts mehr wissen von dem Inhalt
eines Buches,
dessen Zeilen überblendete die helle Kraft, Die
Seiten waren plötzlich unbeschrieben, Und so
war es recht, denn alles, was bestehen wollte, Musste
existieren, Und
ich hatte auch gehört, dass man die Liebe
lernen musste, Und
sie war nicht leicht, nur weil sie uns Beflügelte. |
Sonst
traf mich keine Schuld,
denn Schuld
war mir genauso wichtig wie die Unschuld, Und
ich musste immer gegenwärtig sein, aus diesem Grunde
angeklagt zu werden, Und
ich suchte mir ein stilles Plätzchen,
nur für mich allein, Und
mühte mich in einer menschenvollen Straße
zwischen all den Füßen
Sauberkeit zu halten Und
verbot es mir, nach denen, die den Abfall
fallen ließen, Aufzuschauen. |
Früher
warf ich jeden Abfall
fort und fühlte mich danach befreit, Und
heute musste ich die Trennung
vorbereiten, Alles
wurde liebevoll von mir sortiert und aufbereitet, Und
ich musste jedem Teilchen
die Erinnerung entwenden Und
mich richtig von ihm trennen, Ehe
ich mich fortwarf. |
Es war
ein wunderbarer Augenblick,
als ich entdeckte, dass die Kette,
die mich jahrelang am Hals
geschnürt und festgehalten hatte, nicht aus Eisen
war, Ich
biss sie durch, riss sie in Stücke, Und
sie wurde meine Speise, Und
mein Lächeln spannte ich in stramme Bänder,
dass es blieb Und
sich nicht regen konnte, Und
die Jahre,
die vergangen waren, hatte ich in meinem Magen, Und
ich wollte nichts davon verdauen. |
Du
maltest zwei Gesichter
ineinander, Und es
sollte, sagtest du, nur eines sein, Vielleicht
von einer Frau,
vielleicht von einem Mann, Vielleicht
auch jeweils nur die Hälfte,
die so ineinander fielen, Und
ich lief in meiner Wohnung
hin und her und stieß mich hart an Gegenständer,
die im Wege
standen, Meine
Frau erkannte dann, mich träfe die Gefangenschaft
des wilden Tieres
viel zu schwer, und ließ mich durch Und
auf die Straße
eilen, Und
die Fährte
führte in die Irre. |
Es war
ein kleiner Wald
in dem ich nachts ein Lichtlein
fand, das stand im Raum,
das war kaum größer als die Kerzenflamme, Es war
rund und gläsern Und
nicht gegenständlich, Und
ich konnte es umgehen, Und es
sprach kein Wort, Es
konnte nur der Schnittpunkt
zweier Strahlen sein, Die
sich so günstig überlagerten, Der
eine musste mir entstammen, Und
der andere stand immer auf der andren Seite. |
Weit
entfernt sah ich mir zu, Auf
meinem Kopfhaar
standen blaue Flammen, Und es
war mir kalt, Ein Bote
brachte eine Nachricht
von dort drüben, Und
ich sah ihn gut Und
sah auch, dass er nicht voran kam, Dass
er stecken blieb in irgendeiner Zähigkeit,
die lag im Weg, Ich
schlug die Hände
vors Gesicht, Ein Zaun
aus Eis fiel mir auf meine Augen, Und er
fing nicht an zu schmelzen, Und
das kalte Gitter
formte sich schon unter meiner Haut, Ich
sollte doch, so sagte jemand, auch ein wenig Unterhaltsam
sein Und
nicht den andren alles überlassen. |
Hier
im Wohnhaus
ordnete sich eine Ordnung
von alleine, Ich
bemerkte nichts von ihr Und
wohnte dort sehr lange ohne Unterbrechung, Und
als ich nach meinem Suchen
endlich heimfand, Wollte
man mir alles vorbereiten wie ich es Wohl
gerne hätte, Und
man schlug das Wohnhaus
ein und riss das Dach
von meinem Kopf
und legte es in einen fremden Garten, Und
die Balken
starrten aus dem Grätenfisch
und stachen durch die Schuppenhaut
nach außen. |
Man
verstand nicht, dass ich vor dem Essen
aufstand, mich bedankte, ging Und
vor den Augen
aller so im Mundraub
lebte, Und
man konnte mich deswegen nicht Bestrafen. |
Viel
zu schnell vergaß ich viel zu viel, Auch
hielt ich nachts den Mond
für eine Sonne, Und er
schien mir hell genug, Er
zeigte alles, was es hier zu sehen gab, Und
warum sollt ich nicht zum Nachtgetier
gehören, Und
ich ging in einen Wald, Von
einem Ast
zog ich die Rinde ab Und aß
die weiße Schicht dazwischen, Nährte
mich auf diese Weise, Und
ein Nachtbild
zeigte mir wie meine Sinne
sich nach außen stülpten, Meine
Ohren wurden groß, Und
meine Augen standen weit hervor, Und an
den Händen
wuchsen ganz natürlich lange Krallen. |
Heimlich
machte ich auch tags die Bilder, Und es
gab die Technik,
die den Schall
wie Licht fest hielt, Ich
sah genau, dass sich tagsüber große Ohren
bildeten Und
Zähne standen dort heraus, Die
fraßen unersättlich Und
ernährten sich von Schwebeteilchen,
die man sonst nicht sah, Und
ganze Menschenscharen
machten sich zum Futter, Und
ich stand dazwischen Und
gab acht auf mich Und
nährte mich von den Geräuschen. |
Gut
war, dass ich alles viel zu schnell vergaß, Und
als ich mir begegnete, erkannte ich mich nicht Und fragte
mich nach einem Unterschied
von Sonne und dem Mond, Der
war fast völlig unbekannt Und
auch, warum man früher Porzellan
vor einer Brauttür
niederwarf, dass es zerbrach und polterte, Konnt
niemand mehr erklären. |
Ich
las auf einem Stein,
der lag weit sichtbar auf der Wiese, Und
die Schrift,
vergoldet, blank: „Vorübergehend
tot,“ stand dort, Mehr
nicht, kein Name
und kein Hinweis, Und es
mochte schließlich sein, Dass
damit nicht die Toten
angesprochen waren, Sondern
jeder, der vorüber ging, Ich
war vielleicht auf Urlaub
hier und ahnte nichts davon Und
wanderte auf einem Trampelpfad,
der seitlich an der Straße
lief und ging auf der verkehrten Seite. |
Viele
lagen schon in fremder Erde, Und
sie sehnten sich in ihre Heimat, Und
man konnte gar nichts für sie tun, Und
irgendwo ging immerzu Die
neu entstandne Sprache
ohne Vorankündigung verloren, Und
der Winzling,
der den letzten Riesen
tötete, Wurd
selbst zum Größten, Der
sich umsah nach den Kleineren. |
Einer
eines ganzen Volkes
war noch übrig, Und
man ließ ihn sprechen, Und er
sprach in ein Gerät,
das alles, was er sagte, aufnahm, Und er
war ja unverstanden und erschöpfte sich Und
starb und hatte gleich zu Anfang
die Funktion des Instrumentes
heimlich ausgeschaltet, Und
man glaubte hinterher zu Recht, das Schweigen,
das man hörte, Habe
etwas zu bedeuten, Und
man lauschte Angestrengt. |
Ich
ritzte mir versehentlich die Haut
an einer winzig kleinen, scharfen Kante, Und es
war ein zarter Spalt,
der sich sofort mit einer roten Kordel
gürtete, Und
auch die Kinderlieder
konnte ich erinnern, Und es
perlte schön das Blut, Es
hieß ja irgendwo in einem Märchen,
dass ein Tropfen
davon reichte, sich die Seligkeiten
zu erkaufen, Und
ich sah mich um und bot es an, Und
niemand zeigte irgendein Intresse, Und
die dunklen Perlen
nahm ich ab Und
zog sie auf und warf sie in ein Glas,
das war gefüllt mit klarem Wasser, Und
ich blickte ganz genau hinein, Verfolgte
auch die rosa Fäden,
die sich lösten, Schwerelos
dort schwebten Und
nicht niedersanken. |
Draußen
fand ich diese Bilder
wieder: Haut
und Borke, Ritz
und Spalte, Blut
und Harz und Perle,
Bernstein, Und
die Kette
hing nun doch um deinen Hals, Du
ließt sie dir nicht nehmen, Und
ich wollte deine schweren Wunden
reinigen und dann verbinden, Und du
wehrtest dich, Und
niemand dürfe diese Spur,
die endlich aus dir trete, Keimfrei
machen. |
Du
zeigtest den Entwurf,
ein Umschlag,
den du für ein Bilderbuch
verwenden wolltest, Und im
Deckel
war ein großes Loch, Und
das begann, fing man zu lesen an, Sich
durch das ganze Buch
zu fressen, Und im
Boden
kehrte es sich um Und
schloss sich rückwärts wieder bis zum Anfang, Und es
lebten viele im Exil Und
ahnten nichts davon. |
Ich
sah hinaus ins Nachtrund
um mich her, ein Vielweg
stieß ins Unermessliche,
in fernste Zeiten, Deren
Schatten konnte ich nicht sehen, Und
ich stand doch mitten drin, Und
mir begegneten die Samen
meiner Gegenwart, Die
suchten nach dem Unterschlupf. |
Im Augenfeld
der Übermacht und Winzigkeit, Die
ich beträumte, blieb mein Blick
im Spiel
der Sterne, die mich um sich drehten, stehen, Und es
war nicht mehr als die Sekunde
der Entdeckung eines Atems
in der kalten Luft der Nacht. |
Dann
rührte mich das Licht
aus fernen Zeiten, Und es
gab mir Zuversicht, Und es
verlangte meinen ganzen Mut
und meine kleine Tapferkeit, Und
ich bedachte, dass nach mir Die
anderen drüber lachen mochten, Ohne
mich gekannt zu haben. |
Ich
trug nur einen Schuh,
den andren hatte ich zerstört, Und
draußen war es kalt, Und
Schnee lag überall, Die
schrägen Dächer
hielten krampfhaft fest an ihrer Last, Ich
ging hinaus und litt nach kurzer Zeit
schon große Schmerzen, Dann
erstarb mein Fuß,
mein Bein wurd hölzern bis zum Knie, Ich
hörte eine Mutter,
die mir zusah, ihrem Kind
erklären: „So
zerstört sich einer selbst, der eine andre Schönheit
sucht, Er
könnt auf einem seiner Beine
springen oder warum nimmt er keine Krücke,“ Und:
„Auf diese Weise wird er nichts Besonderes entdecken,“ Und
ich wusste, dass es in den fernen Ländern
Liebeslieder gab, Die
würd ich nie verstehen können Und
doch gerne hören. |
Wir
hatten uns gefunden und entdeckt, Und
als du tot warst, hatte ich dir deine Beine
in den Baum gehängt, Dich
in den Nasenlöchern
und am Mund
gekitzelt und dein Herz
massiert, bis es mir fast davon gesprungen wäre, Und
nun leben wir so einfach Voreinander. |
Schönheit,
sagte ich, sei nur ein Gegenüber,
nicht das Gegenteil, Und
das du töten konntest, War
nichts wert, Doch,
dass du es nicht tatst wie ich Und
wie der schwere Stein,
der fest am Boden lag, Das
machte dich besonders, Und
wir fassten unsre Hände,
als die Katastrophe
über uns hereinbrach, Und
der Stein
war nur, wie wir erkannten, der Verschluss
gewesen, Und er
flog nun fort Und
legte sich woanders Nieder. |
So
stieß ich auf das Unvollendete, Und
jemand sagte mir, dies sei ein Teil
der großen Kunst,
er sagte auch, dass jeder Inhalt
nur noch existiere wegen seiner Unvollkommenheit,
das wäre seine Basis,
ohne Gutes von dem Bösen oder Schönes
von dem Hässlichen zu trennen, Und
die Eisenschienen schwerer Züge
lagen so im Frost, Dass
Räder nicht drauf rollen konnten Sondern
dass sie Abstand hielten, Und
sie drehten sich im leeren Zwischenraum,
der war aus harter Eisenkälte, Und
wir kamen nicht voran. |
Aus
den feinen Nadeln
hörte ich Gespräche
weit entfernter Menschen, Und
sie mochten wohl ein Land
erleben, wo man feinen Nadeln
die Gedanken übertrug, Und
hier vom Fenster
strich ein kühler Windzug
über meine Stirn, Ich
musste wirklich mehr an meine Nähe
als an meine Ferne
denken. |
Irgendwo
geschah ein Diebstahl,
Und
man hörte, dass der Dieb
sich selbst das eigne Gut
gestohlen hatte, Und
man wusste nicht warum Und
konnte ihn nicht strafen, Und er
schadete ja niemandem, Und
mir verriet er heimlich, Dass
er einen Mord
an seinem Körper plane, Den er
überleben wollte, Und
der Diebstahl
sei für ihn schon eine erste Warnung,
die er sich zu Herzen
nehme. |
Du
sagtest gleich, dass Worte
Bilder sein, Und
jedes Fremdwort
sei gemalt aus Farben,
die wir kannten, Und
ich sprach mit dir und Du mit
mir und unsre Worte
mischten sich und es entstand ein Wortgemälde,
Daran
schafften wir zur gleichen Zeit, Es
wusste keiner etwas von dem anderen, Wir
schufen völlig neue Töne
aus der Überlagerung, Und
ich erzählte, Dass
ich meinen Körper
in der letzten Nacht auf frischer Zugeschneiter
Wiese malen ließ, Und
alles wurde sichtbar unter hellem Mondlicht, Und
ich malte ohne Farben,
nur mit Schatten,
die ich in den Neuschnee
drückte. |
Es
hing an deinem Hals
ein Kettchen, daran schaukelte ein kleines Schnitzwerk,
das warf seinen Schatten
auf die Haut, Ich
malte jedes Wort
getreu nach seinen Buchstaben
und achtete darauf, dass sich die Kettchen
zwischen ihnen Nicht
mehr lösen konnten. |
So
trug ich oft ein Kettenhemd,
ein Wortgeflecht,
dass sich in meinem Kopf
gebildet hatte, Schnitt
es von der Mitte
nach dem Muster einer Wendeltreppe
auf, Die
war nun unbeleuchtet, Und
ich tastete nach jeder Stufe, Und es
führte mich ein unsichtbarer Handlauf. |
Alles,
was ich hörte, was ich sah und Schlimmes,
schlenderte an mir vorbei, Und Schreckliches
bekriegte sich, Ja,
alles, was ich sah, Ich
sah auch wie das Kind
auf einem Kinderfest dem andren Kind
versehentlich die Gabel
in das Auge stieß, Ja,
alles, was ich sah und roch, Und
deine Hände
schmiegten sich, gesalbt, gepflegt als Samthandschuh
um mein Gesicht
und glitten ab als Schlitten
über meine Haut, Ja,
alles also, was ich sah und hörte, Roch
und fühlte, ohne es zu sehen, Hinzuhören,
ohne es zu riechen und zu fühlen, Alles,
alles war die Poesie
der Gegenwart, Und
voller Gegenwart
war ihre Poesie. |
Dein Frauenhaar
hing tief in mein Gesicht, Ich
lag ja unter dir, Und
meine Zunge
spuckte heimlich diese dünnen Fäden
wieder aus, Auch
kämpfte ich mit mir, hineinzubeißen, Und
ich wagte nicht die Fingermalerei
von dir auf meiner Stirn
mit einem Schütteln zu Verwischen. |
In mir
schwang die Angst
vor Nüchternheit, Und
irgendjemand zeigte mir ein Bild,
dass er nicht mehr vergessen konnte, Drüben
lag ein Mensch
am Feldrand, Und
sein Leib war offen, Und
die Därme
hingen weit heraus, Ich
fasste mir in meine eigne Seite,
die war warm und weich Und
heil, Und
einer wusste ganz genau, wie hoch die größte Hitze
in der Erde war, Und
die war nicht im Mittelpunkt. |
Ich
sprang von einem Felsen, Und es
war der Anfang
meiner Suche, Und
ich sprang ins Meer, Es
sollte mir dies eine Mal
nicht salzig sein, Es
sollte mir die Liebste
zeigen, wenn ich meine Augen
unter Wasser offen halten würde, Und
ich blieb mit einem Fuß im
Fischnetz hängen, dass ich mich in Panik
retten musste, Und es
war ganz leicht, so sagte man mir später, Mich
zu operieren, Und
ich hätte die Narkose
gut vertragen, Und
ich wusste auch, Ich
müsste noch einmal ins Meer, Man
wischte mir danach das Salz
von Lippen und der Stirn. |
Einem Freund
erging es ähnlich, Und er
war sehr krank geworden Und
lag außerhalb; Daheim
in seinem eignen Haus
verliefen vielbefahrne Schienen,
die sich niemals kreuzten, Und
sie brachten immer nur die Durchfahrt, Und es
war nicht möglich, jetzt von draußen Weichen
einzubauen, So
entfernt war er, mein Freund, Und
seine Haustür
kam als einziger Besucher
regelmäßig, täglich zweimal an sein Krankenlager. |
Als
die Sonne
nicht mehr schien, Und
als die Stadt
zur Nacht mit ihrem Licht
sich an den Himmel wandte, Sah
ich wie das Weiß
der Möwenvögel, nun in Eiskristallen,
oben stand, Und
sie verglühten unvermutet, Wenn
sie in die langen Hochgebäude
unsichtbarer Schatten Fielen. |
In
meine Hand
geriet ein Eiskristall,
das schmolz sehr schnell, Die Decke
über mir war wasserblau, Und
ohne jede Wolke
fielen aus dem Stahl
der Luft die leichten Flocken
Schnee, Ich
malte in die Landschaft
Wintervögel, Und
sie flogen auf mit völlig weißen Federn, Und
sie zogen ihre Kreise
über mir, Und
niemals mehr würd ich den Tiefschwarzvogel
in die Bäume setzen, Und
die Nachtlaternen
waren sinnlos, Wenn
sie hoch in Bäumen
brannten und das Licht
nicht bis zum Boden
fand. |
In dem Zimmer
wollte ich die Schachtel
öffnen, Und
der Deckel
brach mir ab, der Inhalt
fiel heraus und in die Spalte,
die sich öffneten, weit in die Erde
reichten, Und
ich hatte großes Glück,
dass ich mich noch an einem Rand
festhalten konnte Und
nicht mit versank. |
Draußen
sah ich kurz zurück, Vielleicht,
dass ich den letzten Blick
auf mein Zuhause werfen wollte, Ahnte
auch vielleicht, dass nichts und Niemand
nach mir winken würde, Und
mit einem Stein
schlug ich den Türgriff ab Und
steckte ihn in meine Manteltasche
und liebkoste ihn Und
wusste ganz genau, Dass
er nur aus Metall
war. |
Der
neue Mut
verschärfte mir die Flügel, Und
als schneller Vogel
war ich auf der Jagd
nach dir und lauerte mit meinen Augen
hinter einer Fensterscheibe,
bis du kamst, Und
fiel mit drei, vier Schritten ein, Und du
erschrakst, Und
mir entwischte dieser kleine, bunte Stein
in einen Strauch, Ich
schoss ihm nach und spießte Mich
auf einen langen Schlehdorn
auf, Der
gab mich nicht mehr frei, Von
oben rieselte ein wenig Atem,
als ein leichter Schnee auf mich, Das Vögelchen
verlor sein Funkeln
ganz. |
In den
engen Zweigen
fand ich Platz, Der
Schnee zog eine Decke über ihn, Ich
sah von außen auf die Unterseite, Und
die Sonne
stand darauf und leuchtete durch alle Wasser
bis zu mir, Ich
konnte unter dieser Decke
nicht entkommen. |
Du
hattest meinen Brief
nicht angenommen, Und er
war in meine Hand
geschrieben, Und
ich gab sie dir, Und es
genügte offenbar für dich, Dass
du mir deine reichtest, Die
war unbeschrieben und verdeckte meine Zeilen
ganz beim Händedruck Und
ließ mich so verzweifelt Unbegrüßt. |
Ich
ging sonst immer aufrecht, Und
vor Treppen,
auch die abwärts führten, Ängstigte
mich nichts, Und
meine Neugier
wuchs, vor mir zu gehen Und zu
wissen, was wohl vor mir war, So nahm
ich mir das Hundetier
zum Beispiel, Das
ging Kopf voran treppabwärts, Und
ich machte es ihm nach, Und
wirklich war ich eher weiter vorn Und
früher vor mir dort, wohin ich wollte, Als zu
jeder andren Zeit, Man
ließ mich durch Und
machte Platz, Es
fragte niemand, warum ich auf allen Vieren
liefe, Und
ich dachte nach, ob sich die Antwort
darauf hätte finden lassen. |
Das
zweite Bild
war nur für meine Ohren,
die doch alles Prüfen
sollten, was sich meldete Und
die mir Antwort
geben konnten, wer dort redete Und
wo, vielleicht ja auch warum, Und
diesmal stand der Schrei,
der wahrheitlich geschehen war, Nur
noch im Raum, Hing
mit der ganzen Schreckenblässe
in den Wänden, Und es
waren meine Augen, die mir Meldung
machten, Die
hier alles hörten. |
Aus
der Willenlosigkeit
des Augenblicks
gewährte man mir einen Wunsch, Und
ich bestand darauf, nur einmal mit den Augen eines Nachbarbaumes
sehn zu dürfen, Und
ich schwöre es und Glaubte
es mir selber, dass die Welt,
in die wir sehen, auch in Wahrheit
völlig anders ist, von Baum
zu Baum, Die
Bäume hielten sich für das, was ich als Sonne
sah, als Felsen, Flüsse oder Gras, Es war
ein großes Weltbild,
das sich so Unsichtbar
hielt. |
Selbst
im Flug
wärst du für Niemanden
mehr zu erreichen, Und
ich sah dir nach, Sah
dich weit über unsrer Erde,
abgekoppelt auf der neuen Bahn,
die zog dich schnell so weit in eine andre Richtung,
und ein Punkt
blieb nur für Augenblicke
sichtbar, Dann
war nichts mehr, Und
die absolute Ruhe
lag mit ihrer Schwester,
Leere, in demselben Bett, Sie
trieben’s arg in meinem Kopf,
ich wischte mir die Stirn
und durft mir keine Horizonte
schaffen, Und
das Sonnensegel,
das ich weit in meinem Rücken
schleppte, War in
Wahrheit keine Last, Es zog
mich nicht, Und
ich zog nicht an ihm. |
Anderntags
begegnete ich unvermutet einem Ding,
das sprach mich an Und
fragte mich nach meiner Sprache,
nach dem Weg,
der war nicht auszumachen, Und es
fragte dreimal und verstand mich nicht, Und
lange erst danach Entschied
ich mich zu einer Umkehr, Die
verlief natürlich in der gleichen Richtung, Und
ich traf auf nichts. |
Die Tage
waren lang und kurz, Und
alles war nun möglich, Und
ein Werkzeug, das ich selten brauchte, Wurde
mir zum Ausweis, Und
ich ließ mich häufig Kontrollieren
von mir selbst Und
ließ mich tagelang ganz sinnlos warten Und
beschwerte mich bei mir Und
schrieb auch, dass sich gar nichts von der Stelle
rührte, trotz der Höchstgeschwindigkeit,
mit der wir Reisten. |
Ins
Weiß der Zimmerdecke
wuchs ein Pilz, Und
dessen Fäden
strahlten aus und zogen sich bis an die Wand, Ich
wohnte hier und hatte oft Betrachter
meiner Worte, Und
verschiedentlich erfuhren wir Ein
wenig aus dem Wachstum, Und
ich sagte es fast als Entschuldigung
und gab die Bindung
an das Gegenständliche Fast
völlig auf und hatte zum Verständnis
eine Taschenlampe,
die schoss einen hellen Lichtfleck
an die Decke, Und
ich sagte auch, dass dieser Weg durch Unruhe
zur Ruhe führe. |
So
hörte ich zum Beispiel
aus dem Instrument
die Schwingungen der Farben,
umgesetzt in Töne, Und es
kam ein blasses Kind,
das setzte sich vor einen seiner Fühler,
wie ihn Käfertiere haben, Und er
tastete die fahlen Wangen
ab nach etwas Wärme, Und es
schwieg das Instrument auf seiner Suche
bis zu einem kümmerlichen Krächzen,
als der Fühler auf das leichte Rot
der Lippen stieß. |
Ich
selbst war kein Erfinder, Und
ich hörte ohne Ohren,
sah auch ohne Augen, Und
der Schwerpunkt
meiner Masse hing ganz frei, Ein Schlegel
in dem Glockenkörper, der auf Anstoß
wartete, Und
stritt mich um das Amt
des Glöckners. |
Jeder,
der vorbeikam, sollte eines dieser Fähnlein
von dir tragen, Jedes
hing an einem Stöckchen, Und es
stand ein Zeichen
drauf geschrieben, das dich anwies, Und es
kam ein Kind
gegangen, das trug stolz und ruhig eine fremde Fahne
vor sich her Und
ging auf deinen Stand zu, Zeigte
dir, was es zu tragen hatte, Und es
war nur diese eine Fahne, Und
das Kind
zerschnitt sie, Zog
sich daraus Segel
über seine Arme, Und es
flog davon. |
Dein Frühstückstisch
war schon gedeckt, Und
alles war gerichtet, Und du
wachtest auf und saßt auf einem Stuhl,
der stand auf einem Weg, Du
frorst dort draußen, Und
der Tisch stand quer, Und
jeder müsste hier an dir vorbei Und
viele kamen, Und
sie gingen auch an dir vorbei, Und du
erinnertest dich wirklich an die Morgende
davor. |
Dann
musstest du das Haus
verlassen, Und es
war dir fremd geblieben, Und
die Nägel
in den Wänden waren bilderlos Und
türenlos die Rahmen, Und
die Wände
hattest du entlassen, Und
das Dach war aufgestiegen, dass es Einfach
fort war, Und
der Boden
unter deinen Füßen sank Und
sank und sank Und
ließ dich nicht mit fallen, Und
die Wünsche,
die du hattest, Blieben
in dem Zimmer
liegen. |
Wir
sprachen über unsre Arbeit,
die war ruhig, Und
das Essen,
das ich auf den Löffel
legte, fiel herab, Es
fiel direkt vor meinem Mund vom Löffel,
ohne dass ich es verhindern konnte, Und
die Flüssignahrung,
die mich dann am Leben
halten sollte, Konnte
ich nicht schlucken, Und
ich wusste nicht warum, Dann
wollte man die Nahrung
meinem Leib direkt Zuführen,
das verbot ich, Ich
weiß auch nicht mehr warum, Und
schließlich hielt ich meinen Atem
an und kämpfte einen schlimmen Kampf,
den ich sogleich verlor. |
Dann
dachte ich zu Ende, Und am
Ende
fand ich einen Frieden,
der war sonderbar Und
gar nicht interessiert an mir Und
hielt sich ganz neutral Und
nahm mich nicht zur Kenntnis, Und
ich hatte mir den Wanderstab
als einziges gerettet, Und
der Frieden
ist in Wahrheit eine reiche Armut, Der
konnt ich nichts abgewinnen. |
Mit Schrecken
dachte ich zurück, Man
hatte mich kopfüber aufgehängt an meinen Beinen, Und es
kam ein später Wachmann,
der die Runde machte, Der
schnitt mich dort wieder los Und
sprach von dem Versehen,
das ihm hätte auch passieren können, Und
dies war der wahre Schrecken, Und
ich floh in meinem Zimmer
eine ganze Nacht,
bis erste Stadtlaternen
plötzlich schwiegen. |
Draußen
war es kalt, Ich
lehnte in dem Hauseingang
und wartete und blickte auf das Straßenpflaster,
das brach auf Und
große Fenster
öffneten sich dort, Es war
die Hauswand,
die am Boden
lag, die weiter lebte, Und
die Bilder, die du maltest, Zeigten
die gemordeten, die mordenden Soldaten, Und
der Arzt,
der zwischen ihnen stand, Hätt
gern die Glieder,
die zerschossen und verstümmelt waren Und
verbrannt und abgerissen, Hätte
gerne heile Glieder
angewendet, ausgetauscht, verpflanzt Und
konnte gar nichts machen. |
Am Bahnhof
hatte ich mich nicht entschieden, Und es
fuhren viele Züge
ab und weiter, Und
dem letzten lief ich nach Und
malte mir die Reise
in Gedanken aus Und
sah mich um, dort wo ich stand, Und
hatte meine Wagen abgekoppelt, Und
das Führerhaus
in mir war unbesetzt, Und
zwischen dem Gepäck
stand ein verschnürter Rollstuhl,
Der
war so nicht zu gebrauchen. |
Es lag
ein armer Mensch
am Weg, Der
war so nicht zu sehen, Und
man sah ihn nicht, Es
stieg der arme Mensch
dann über all die anderen hinweg Und
suchte weiter Und
war nicht zu finden Unter
ihnen. |
Vor
mir saß ein Mensch,
den kannte ich schon lange, Und
ich fragte ihn nach seinem Namen
und auch nach der Länge
seines Lebens, Die
sei unterschiedlich Und
nicht einfach zu erklären, Und
ich hörte in mir eine Kapsel
brechen, Und
die Flüssigkeit trat aus Und
färbte mich von einem Augenblick
zum anderen Und
ließ mich plötzlich altern, Und es
saß vor mir ein Mensch,
der kannte mich schon lange, Und er
fragte mich nach meinem Namen,
und ich sagte gleich, die Länge
meines Lebens sei sehr unterschiedlich, Und
vor Jahren Sei
ich schon einmal so stark gealtert, Und
der Irrtum
läge schwer auf mir, Und
leider wusst ich niemanden, Der
mich noch kannte. |
So
entging ich knapp der Strafe,
die ich wohl verdiente, Und
sie musste sich vor mir zurückziehn, Und
ich ging nach Hause
und beschimpfte mich Und
warf mir mein Verhalten vor, Das
alles war noch lange nicht das gleiche, Und
entging so nicht der Strafe
und schuf mir Gerechtigkeit. |
Ich
stand im Schneefeld,
das war vor mir völlig unberührt, Und
traf auf eine Fußspur,
mittendrin, Die
stammte nicht von mir Und
hatte keinen Anfang, Und
sie führte auch nicht fort, Und
ohne, dass ich diesen fremden Menschen
sah, sprach ich ihn an Und
grüßte ihn und gab ihm ab von meiner Kleidung, Und er
blieb dort weiter stehen, Und
ich ließ ihn wieder sein. |
Aus
einem technischen Gerät
in meiner Nähe Drang
ganz menschliche Musik, Ich
ging sofort dorthin Und
sah in jeden Winkel
und ins Instrument und Hätte
gern den Mund
gesehn, der diese Lieder
sang, aus dem sie leicht und Unbeschwert
getragen wurden, Und
der Apparat
war völlig überflüssig, Und
ich folgte dem Gesang, Und
als ich dich dann tröstete, Ich
sah ja, dass du weintest, glühten deine Wangen
vor Erregung, Und
ich hatte alle Gurte
abgelegt, trieb schwerelos davon, Und du
riefst mir nicht nach, Und
jeder wusste von dem Horizont, Den
durften wir niemals berühren. |
Wir
richteten den Tag
der Armut ein, Und
man ging aus Und
schmückte alles, was man gern im Wohlstand
sehen würde, Keiner
traute sich an sich zu denken, Und
ich zog mich heimlich aus in meinem Zimmer
und besah die Beulen,
die der Frost
geschlagen hatte Und
verbrannte meine Kleidung
um der Wärme
willen. |
Über
mir stand eine Wolke
großer, schwarzer Vögel, Und
die Tiere
flogen schwer und schleppten ihren Leib
weit hinter ihren Flügeln, Und
sie kamen nicht voran Und
ließen sich im Dämmerlicht
auf etwas Unsichtbarem
nieder, Das
war auch am andren Tag,
als alles wieder hell war, Nicht
zu sehen. |
Wir
maßen mit zwei Stäben,
ich mit meinem Wanderstab
die Wege, die ich gehen wollte, Du mit
deinem Taktstock
maßt die Tongemälde,
die du schufst, Sie
standen mir sekundenlang vor Augen, Du
sahst deutlich, dass ich auf sie zuging, Sagtest
auch, man könnte sie nicht näher Sehen,
als so nah, wie sie nun einmal wären, Und
wir fanden beide kein Ergebnis, Meine
Maße blieben liegen, Deine
lösten sich schon im Entstehen
auf, Und
beide wussten wir nun um das Maß
der wesentlichen Dinge. |
Man
zeigte mir ein Hochzeitsbild,
das durfte ich behalten, Und es
war sehr ungerecht und war das Blitzeis,
das sich morgens auf die Straße
legte, Und es
würde niemand darauf gehen können, Und
ich schnitt das Leben
dieses Brautpaars, Seiner
Heimatdörfer und das, was die Gäste
sagten, tausendfach entzwei Und
schob die Schnipsel ineinander, Fügte
sie ganz neu zusammen Und
verklebte so den tagelangen Augenblick,
dass man drauf gehen konnte, ohne Hinzuschlagen. |
Später
hörte ich, dass man ein Lexikon
erfunden hatte, dass beschrieb für neue Menschen
alle wesentlichen Dinge,
die es jemals gab Und
jemals geben konnte, Und es
war ein dünnes Heftchen, Das
verstanden nur die Kinder. |
Die Quelle
meines Lichtes war nicht hell, Sie
war ein Riesenstein,
der stand am Himmel,
war ein fremder, runder Fels, Der
gab nur wieder, was an ihm Vorbeigefallen
wäre, War
ein Kinderlied,
das heute hohl in meinem Zimmer
abgesungen wurde, Und
sein Motor
sprang nicht an, es fehlten ja die Kinderohren,
Und
mein Herz war noch nicht alt genug dafür, Und
zweimal wöchentlich kam ich zu dir ans Krankenlager, Und in
meiner Tasche steckten immer dieser lange Kupfernagel
und ein Hammer, Und
ich konnt mich jederzeit damit an eine Holzwand
nageln lassen, Meine
Stirn wär völlig machtlos gegen seine Spitze. |
Es gab
tatsächlich schwarze Strahlen,
die wir nicht bemerkten, Und
ihr Licht
durcheilte unsre Augen, Und
ich fand die Ähnlichkeit
mit dir heraus Und
konnte dich doch nicht erkennen, Und
ich ging ja innerlich mit einem Blindenstock, Der
ragte nicht nach draußen. |
Manchmal
öffnete ich eines andren Menschen
Kopf, Und
dachte, dass ich mich erinnern würde, Und
ich hatte recht und alles fiel mir ein, Und
jener andere erkannte mich nicht wieder, Und
ich intressierte nicht Und
blieb nur ein bewegtes Leinwandbild, Das
konnte man vergessen und erinnern, Aber
nicht verändern. |
Es
blieb noch so viel Zeit,
dass ich mich ohne Eile
aus dem Zimmer und in Sicherheit
hätt bringen können, Und
ich sah mich um und jede Einzelheit
genau, es war ein Abschied
ohne Wiederholung, Und
vor meinem Fenster
reckte sich der Kirchturm
in den Himmel, andachtsvolle Hände,
die sich aneinander legten und Versteinert
waren, Und
man hatte mich entsetzt verlassen und stand draußen, Und in
meinem Zimmer
brannte noch das Licht, Ich
konnte mich nicht mehr entscheiden, Und
ich winkte auf die Straße. |
Ich
klingelte an deiner Tür,
die war schon auf und ließ mich ein, Und
alles schwieg dort drinnen, Und
ein Fliegentier
floh durch den offnen Spalt, Du
lagst verstreut in allen Räumen, Und es
hätt doch auch ein Dieb…, Ich
stieß auf die totale Leere
überall, Die
ließ sich nicht von ihren Plätzen
stehlen. |
Drüben
las die Frau
in einem dicken Buch, Sie
blätterte nicht eine Seite
um und las Und
las Und
las Und
blickte auch nicht auf, Und
ich schob meinen Kopf
ganz dicht vor ihre Augen, Und
darin war alles leer, Ich
sah hindurch und einfach gegen eine Rückwand
hinter ihr. |
Wir
erreichten, dass die Gitter
mit ins Weltall flogen, Und
sie zogen später als Gedankensplitter
nur noch in Erinnerung
durch unsre Köpfe, Und in
mir verhakten sich die Einzelteile, Und an
meinem Himmel wuchs daraus ein Netz,
das wurde immer breiter, Und
ich fragte andere, die sahen auch nach oben, Und
erkannten nichts, Es
habe sich in ihnen aber wie in mir vollzogen, Und
wir standen eng an eng und gaben uns die Hände, Und
wir stützten uns im Suchblick
durch die Räume
über uns. |
Vor
mir stand ein leeres Glas,
das hatte einen Deckel, Und
ich sollte die Entwicklung
ganz genau beobachten, Und
nichts geschah darin, Und
meine Theorie
begründete sich nicht aufs Wachstum,
das wir doch nicht sehen konnten, Sondern
darauf, dass das Licht
und wirkliches Geschehen ohne Rücksicht
auf die Glaswand Außerhalb
entstand und mich sogar mit einschloss, Und
ich untersuchte gleich den Boden
unter meinen Füßen. |
Man
bat mich um die Unterschrift,
die wollt ich gerne geben, Und
man reichte mir Papier,
das war noch völlig leer, Und
grundlos wollte ich nicht meinen Namen
schreiben, Und
man sagte, ich sei dumm, Und
diesmal würde man sich freundlich zeigen, Und
man gab mir eine kilometerlange weiße Wand,
dort wäre sicher Grund
genug zu finden, Und
ich hätte viel, viel Zeit. |
Briefe,
die ich dir im Leiden
schrieb, enthielten selbst das Leiden, Und
wie hätte ich dir helfen können, Ohne
auch zu leiden, Ja,
ich bin dir Brief
um Brief, Und du
sollst fleißig in mir lesen Und
beginnst im Kopf,
dort steht die Überschrift,
die gilt nur dir Und
will dich sehr willkommen heißen, Und
ich schieb dein Stirnhaar
rasch beiseite, Es ist
nass vom Schnee, Es ist
nur eine Geste, nur die kurze Landung
des Gefühls für dich, Du
greifst nach meiner Hand
und willst sie küssen, Doch
die steigt schon wieder auf Und
lässt das Gletscherbrett
zurück, die Spur
schmilzt gleich dahinter. |
Im Treppenhaus
stehst du vor mir Und
schaust zurück, auf mich herab, Ich
blick nach oben, Und
von deiner Stirn
ergießt sich die Lawine,
die beginnt zu stürzen, Und
sie reißt auch dein Gesicht
herab, das fällt auf mich Und
schlägt sich blutig an dem Mund,
der will dich fangen, Und
ganz warm wird das Ersticken. |
Hinter
mir tut sich das Tieftal
auf, es reizt hinein zu springen, Und
die Kleider reiß ich mir vom Leib, Und
vieles bleibt dran hängen, Und
ich werfe sie, so weit es geht hinaus, Sie
segeln langsam nieder in den Treppenschacht
und halten sich nicht auf in den Etagen, Und
sie schlagen an und fallen wieder weiter, Und
sie sehen nicht zurück, Und
unten breiten sie sich mir zum Sprungtuch
aus, Das
wird nicht stramm gehalten, Und
es ruft nach oben. |
Überall
stieß man auf die zertretenen Gedanken,
ausgestreut als Granulat
auf glatte Wege, Und
ich dachte mir, dass sich die Eiszeit
ganz unmerklich Und
ganz regelmäßig wiederholte, Und
dies sei ein Anfang, Und im
Eismeer schleppte man schon jahrelang Die
schwimmenden Gebirge,
zog sie aus der Kollisionsfahrt,
die sie auf die Inseln
machten, Und im
Weltall schob man schwere, Die im
Querkurs lagen, auch beiseite, Stieß
sie einfach an und ließ sie trudeln, Und
man kümmerte sich nicht um ihre neue Bahn. |
Wenn
ich weinte, weinte ich nach innen, Und
die Tränen
standen mir im Auge, Und es
hätt ja einen wahren Grund
für meine Trauer geben können, Und es
sprangen mir die Seufzer
in den Mund, Von
dort ließ ich sie frei, Sie
stießen mit dem Abgasfeuer
über meinen Rücken, Und
ich spürte einen angenehmen Schauer. |
Sonst
war alles blank an mir, Ich
hielt auch die Metalle,
die mich schützten, Immer
sauber, Und
ich duldete auf meiner Oberfläche
keine Fehler,
das war leicht, Sie
konnten einfach nicht geschehen, Und
ich war mir mit den andren einig, Und
wir waren alle ehrlich. |
Nein,
ich will dich nicht belasten, Und
ich lüge nicht Und
stelle alles neben dich Und
sage nichts Und
preise dir nichts an Und
wische mir, schweißnass, die Hände
in der Schürze ab Und
warte auf ein Wort,
dass du mir sprechen könntest, Und du
sprichst es nicht, Und
ich sprech nicht, Und
schwer belastet dich mein Schweigen, Und es
steht noch immer alles unberührt An
deiner Seite, Und du
denkst die ganze Zeit
wohl nur an dich, an das Was du
gern sagen würdest, Und du
kannst es nicht, Zu
sehr hast du zu schaffen mit der Kopflast, Und
ich sehe dich so balancieren, Und
ich helfe nicht. |
Im Nebenzimmer
fährt die Zeituhr
in die Wand, Sie
bleibt dort stecken und verläuft sich nicht Und
steht nun still, Und
unter ihr hält sich dein Weib
ganz nah an ihren Leib die andre Frau,
die liebt es sehr, Es hat
ihr viel zu bieten, Täglich
legt es dir die neu gewonnene Liebe
in das Krankenlager, Und es
ist ein falsches Weib,
das sich im Dunkeln unter deine Decke
schiebt, Es
kommt dir sehr entgegen in der Dunkelheit. |
Ich
kann das alles nicht ertragen, Und
die Doppelsterne
werden nicht zu meinen Zeiten
ineinander stürzen, Und
die grüne Sitzbank
auf dem Bahnhof
hinkt Und
bietet sich als Krüppel
an, Ihr
fehlen auf den Sitzen
und im Rücken je zwei Bretter. |
In
meiner Straße
nagelte ein Mann
den waagerechten Maßstab an die Hauswand, Und
ich ging daran vorbei Und
wusste nicht ob ich den Maßstab
messen sollte oder Ob er
mich vermaß Und
sah mich heimlich um nach diesem Mann, Der
war ein Straßenfeger, Und er
wusste nicht Bescheid
und fragte auch, ob er mir helfen könnte, Und er
mache hier nur seine Arbeit, Und
ich würde sicher schon in eins zwei Tagen
nicht mehr fragen, die Vermessung
wäre dann vorbei. |
Morgens
wollte ich von meinem Baum
hinunter steigen, Und es
lag noch Frost
in allen Ästen, Meine
Federn knarrten unerwartet, Und es
war unmöglich so zu fliegen, Und
ich war besorgt um mich, Es
mochte sein, dass sich der Baum,
wenn er erwachte, schüttelte, Und
noch war nicht die Zeit
des Gärtners angebrochen, Der
stand unbeweglich unter mir, Und
sicher würde er zuerst das Totholz
schneiden wollen, Das
war noch nicht zu erkennen. |
Drüben
sah ich eine Morgenröte,
Die
stand einfach auf und wurde größer, heller Und
verlor die Farbe, Sie
war schon vorhanden hinter einem Schwarzband,
als die Nacht noch
vor mir lag, Und
immer würde sie der Innenpelz
des Mantels sein Und
nur am Kragen sichtbar sein. |
Es war
wohl, dass du mich nicht sahst, Ich
grüßte dich umsonst, Wir
standen an den Enden
einer Linie des Visiers, Der
Wind hob deine langen Haare
weit nach vorn Und
trug sie über deine Schultern, Und
die Hände
strecktest du in bittender, Vielleicht
auch flehender Gebärde
in den Luftspalt,
der war unsichtbar für mich, Und
sonst war alles leer auf unsrer Straße,
die war endlos, Und
sie mündete im Kleinerwerden
als ein Bildrand,
der versehentlich entstanden war, Und
du, du hattest einen Stehplatz
eingenommen, Der
war unbestritten. |
Irgendjemand
sang das Nebellied
und sprach vom grauen Stein,
der sich im Dunst
versteckt hielt, dessen Buckel
weit bis in die Wolken
reichte, Und
ich war ganz sicher, Dass
es lange dauern würde, Dort
heraus zu finden, Und
dein Lied war selbst die Suche
und war selbst der Nebel, Und
der Ausgang,
der lag so vor mir. |
Man
sprengte in der Heide
einen hohen Turm, Der
stand dort sinnlos und umsonst, Und
niemals war ein Mensch
an ihm hinaufgestiegen, Und
ich sägte mir die abgestürzte Spitze
ab und nahm sie mit Und sah
ihr lange ins Gesicht, Sie
würde sicher mit mir sprechen Und
mich nach der Aussicht
fragen wollen. |
Die Hungerterroristen
aßen wieder, Und
die Welt
war immer noch voll Hunger, Und
man sandte Kommissionen,
die den Sinn
des Terrorismus untersuchen sollten, Der
lag sonst auf jeder Straße, Und man
ging um ihn herum Und
glaubte nicht an seine Wahrheit, Und
man fand auch einen Keim,
der war mit ihrem Essen
eingenommen worden, Er war
schwer herauszufinden, Und
die Terroristen
mussten ohne Essen
ihren Terror fristen, Und
sie starben bald. |
Unsre Fenster
lagen auch zur Straßenseite, Und
sie barsten plötzlich unter einem starken Luftdruck, Der
entstand aus einer Explosion, Und
niemand wusste etwas, Konnte
etwas sagen, Und
mit meinen Augen
hielt ich die zerrissnen Scheiben
fest, Sie
blieben mit den Scherben, die sich grade lösten, So im
Raum gebannt und stehen, Und es
flog nichts mehr herum, Und
eigenartig war es nun für uns zu leben Unter
explodierten Fensterscheiben, Die
man explodieren sah, Es
kamen viele, sich den eingefrornen Zustand
einzuprägen. |
Täglich
war ja dreimal Menschenleid
geschehen, Das
sich schlimm ausnahm, Ich
fand auch einen langen Riss,
der über meine Seite lief, Ich
würde bis zum Sommer warten Und
ihn dann erst reparieren lassen, Und
ich hatte wirklich keine Zeit mehr
für dich übrig, Und
ich gab dir meine ganze Zeit, Du
sagtest auch, Ich
stünde dauernd neben mir Und
sei zu dir ganz anders, als die anderen, Und
rühre an den Sprung, Der
zöge sich durch dich Und
sei von einer Sprengung. |
So
kann es sein, dass man sich selbst ins Auge
sieht, Und
zwischen mir und meinen Augen
ist ein dünner Draht
gespannt, Und
rührte ich an ihn, gäb er die Blindenmelodie,
die sagt: „Macht
Platz dem, der sich selber sieht,“ Und
die ein Standpunkt ist, vielleicht der Ausgangspunkt,
um den ich mich so lange Mit
dir stritt, indem ich deine Wahrheit
nach Konkretem fragte, Und
ich zupf Zuhause mit dem Finger
einmal nur an der Verbindung, Und
die Resonanz zerreißt mich fast, Es
springt der Faden
aus der Schiene, schnellt zurück Und
schlägt mir Striemen ins Gesicht
Und
tätowiert mich dunkelrot. |
Du
zogst daraus den Schluss,
dass alles richtig wär, weil es sich ineinander Fügte
und vergaßt, wie käuflich eine Liebe
war, Die
passte in den Schoß, Und
sie verlangte nichts, Und
ich war ohne jede Absicht
und mir selbst genug Und
zwang dich nicht Und
gab auch keine Antwort, Und du
weintest, ohne dass dich dein Gesicht
verriet. |
In den
Pausen lernte ich ein Fingerspiel
mit einem Faden,
der aus jedem Knoten
immer wieder völlig glatt heraus fiel, Und
ich dachte an das Seil,
das lange schon am Fensterkreuz
befestigt war und in die Stube
hing, und sah die Schlaufe
an dem Ende, Die
blieb lange ungelöst. |
Ich
schlief im Freien, Und
ein weit entfernter Lichtpunkt,
der noch hinter Sternen
stand, warf einen scharfen, weißen Kegel
auf mein Lager, hüllte mich in seine Decke,
die war maßlos dünn, Ich
fror und sah dem Unschlaf in die Folterkammer,
die stand offen, Und
ich dachte mich ins Auge
der Beleuchtung, so weit draußen, hinter meinem Himmel,
unter schwarzem Samt
voll weißer Löcher, Sonst
geschah mir nichts, Und
auf dem Nachbarlager
wälzte sich ein Nebenmensch, Und
der vergnügte sich in der Verdauung, Hielt
die Hände
auf die strammen Magenwände. |
Niemand
zwang dich zu Konkretem, Und
man ließ dir deine Wahrheit,
mochten es auch zwei, Vielleicht
auch drei sein, Und du
fragtest mich und sahst, Dass
ich in meiner linken Hand
den grünen Leuchtstein trug, Den
hatte ich schon immer, Und er
sprach zu mir Und
war konkret Und
selbstverständlich. |
Meine Suche
endete dann vor dem Tor,
das war geöffnet, Und
ich ging nicht mehr hinein, Dahinter
fand ich stets das Ende
meiner Spur Und
weiter ging es nicht, Ich
dachte auch, der Mensch
an meiner Seite wäre von Geburt
an Mensch, Das
stimmte aber nicht, Er war
erschüttert über meine Herkunft. |
Ich
hätte dich nicht wiedersehen sollen, Viel
zu deutlich suchtest du mich in der Menge, Und
ich stand dir ins Gesicht
geschrieben, das war blass und fahl, Es
hatte nur sekundenlang die Anflugröte
Herzenskranker, wenn du mich entdecktest, Und
ich kam dann doch Und
sah sofort die kleine Möwe,
mehr ein Spielzeug, Die
hing über dir im Seil, Und
das trug dich in einer flachen Schale
etwas über meiner Erde, Und du
beugtest dich herab bis an den Rand
und sprachst mir in das Ohr, Und du
erflehtest deinen Tod
wie jener kleine weiße Vogel,
den erschoss ein Jäger
einst aus Langeweile, Und
ein Lehrer
ließ ihn präparieren. |
Wir
lehnten uns an junge Birkenstämme, Und
der Boden
war sehr feucht und weich, Und
unser Rückhalt
gab ein wenig nach, Ich
wusste, dass die Augen
in die Kronen zeigten, Die
begannen sich zu drehen, Und im
Gleichtakt
sprangen sie leicht übers Springseil
steiler Sonnenstrahlen, Alles
das schlug mir so heftig ins Gesicht, Ich
ließ mich gerne von dir quälen, Und du
rührtest keine Hand,
um mich zu streicheln, Und
wir rührten uns nicht an. |
Ich
wollte meine Freiheit,
aber ohne dich, Und
ich verzeichnete auf meiner Mantelinnenseite
jeden Augenblick,
den wir uns vorenthielten, Und
wir sagten einfach, später in der Freiheit, Stünde
dem nichts mehr entgegen, Dass
das Glück doch keine Wurzeln
habe. |
Es
fing an einer unscheinbaren Stelle
an, das Frühjahr
war noch weit entfernt Und
schwer entflammbar, Und
ich sträubte mich ein wenig, dir in deiner Krankheit
zu begegnen, Ich
bemerkte alles nur durch einen Zufall, Und so
ist es wenn die eigne Haut
taut, schmilzt, Und
wenn sich erstmals Risse
unter glatter Oberfläche
zeigen, Und du
sagtest auch zu mir: „Geh
hin, wenn dich die andre Seite
ruft Und
winke nicht nach drüben,“ Und
ich reichte dir die Worte,
aufgeschrieben, an dein Krankenlager,
dass du sie erst nach mir lesen solltest, Und
der Tag würd’ dadurch doppelt kurz, Auch
würden deine Fragen
ohne Antwort bleiben. |
Meine Kunst
blieb euch ganz fremd, Es war
auch so, dass ich sie liebte Und
zugleich für mich behielt, Und
sie war jung genug, mich ohne Rückblick
zu betrügen, Und
mein Zimmer war zu klein für mich und sie, Und
trotzdem schuf ich sie noch schöner, Noch
vollkommener, Und
fraß in meiner Not
den abgeschabten Mauerstein, Der
ließ mich überleben, Und
die Farben, die ich wählte, Stammten
wirklich nur von mir. |
Ich
streckte meine Hand,
soweit ich konnte, aus, den Himmel
aufzureißen, Und
die Wolkenfelder
schob ich fort vom Blau, Und
immer wieder schnitten diese Kopfmaschinen
ihre weißen Streifen
ein, Es
dauerte mir viel zu lang, bis sie Vernarbten. |
Meine Wahrheit
war ganz anders als die Wahrheit,
und ich litt darunter, Und
ich floh in die Gelassenheit
und kleidete mich gelb Und
gab mich willenlos Und
achtete darauf, Mich
überhaupt nicht hinzugeben, Und in
meinem Zimmer
stand die Nachtlaterne von der Straße, Und
die zündete sich automatisch an Und
brannte bis zum frühen Morgen, Und
sie blieb mir fremd in ihrem Eigensinn,
den konnte ich selbst so in meinen Händen
gar nicht lenken. |
Aus
dem Tagebuch
las man mir vor, Ich
sprach zu mir und achtete auf jedes Wort
und ging mit mir an meiner Hand
und mit dem Schlüssel
auf den Lippen an den Stahlschrank, Darin
hatte ich in meiner Jugend einen Urwald
eingeschlossen, Und
wir gingen nun gemeinsam um die Schwarzen,
glatten Stämme, Und
sie waren unverändert, Und
mit unsren Füßen
stießen wir ins Laubwerk, Daher
kamen die Geräusche, Und
wir mussten über große Kissen
steigen. |
Ich
sah mich häufig um, der Flur
war lang und viele Türen
gingen von ihm ab, Sie
waren nicht zu öffnen, Und am
Ende traf ich auf die Freiheit,
Die
ließ mich nicht frei, An
dieser Stelle
schlug das Meer direkt an blanke Klippen. |
Meine Sorge
wuchs, Ich
formte einen Stahldraht
in die dritte Dimension, Er
wurde immer weicher, Und er
würde brechen, Und
ich sah auf ihn, bewegte ihn nicht mehr, Ein
Drahtbruch brächte mich zurück in eine ebne Fläche, Und
ich sah mich um, es hatte keinen Sinn, Es
fiel mir schwer, das Wohnhaus
so verkommen zu verlassen, Irgendjemand
würde doch versehentlich, Vielleicht
ganz automatisch, Nach
mir greifen, Und
ich würde auseinanderfallen, Und
von außen war nichts zu bemerken, Und
ich blieb so still ich konnte, Rührte
mich nicht von der Stelle, Und
ich fror den mürben Zustand
ein. |
Ungerecht
war auch, dass sich die Federdrähte
überhaupt nicht biegen ließen, Und in
meiner Hand
zog ich die Spule auf, Die
spannte sich mit Kraftgewalt
nach außen, Und
ich warnte mich, die Hand
würd explodieren. |
Bei
einem Unfall
schnellte einem Mann
ein Baustahl in die Stirn Und
trat aus seinem Hinterkopf
heraus, Man
konnte diesen Mann auf wunderbare Weise
ohne jeden Umstand retten, Und
man zog den Draht
aus seiner Wunde, Und es
blieb kein Schaden, Und
ich streich noch immer mit den Fingerspitzen
über meine Stirn
und taste langsam bis nach hinten Über
meinen Schädel. |
Dort,
wo einer ist, Sind
zwei, erzählte uns ein altes Märchen,
das ich nicht verstand, die Kinder
lauschten aufmerksam Und
fanden sich zurecht und neben sich den Anderen, Und
ich stand auf, ging fort, Und
draußen rief ich leise nach dem Zweiten,
der blieb still, Ich
warf den Stein
in einen See, nur um ein einziges Geräusch
zu haben, das entstand, Und
einen zweiten warf ich in den Himmel,
der schlug dort nicht auf Und
blieb verschwunden, Und
vor unsrer Erde
stand wohl niemand, der uns kannte, Und
wir standen alle fest im Raum Ich
stieß so an ein Gitter,
das mich von mir trennte. |
Deine Wut
erschreckte mich, Du
hattest einen Tod an
deiner Seite, der gehorchte dir aufs Wort, Du
drohtest, ihn auf mich zu hetzen, Und du
teiltest mich auf diese Weise, Und du
würdest mit der einen Hälfte
sterben wollen, Und
die andere, so wolltest du es, Sollte
für dich bleiben. |
Du
kamst ein zweites Mal
hierher zu dir, du saßt dort auf der Gegenseite, Und du
trugst den weiten, stumpfen, roten, roten Mantel,
der fiel lässig über euch, Mich
blendete die Farbe, Und
ich schämte mich für mich Und
hätte gerne meine eigne Haut
von euch zurück erhalten. |
Obwohl
wir in demselben Flugzeug
saßen, sagtest du zu mir: „Uns
bringen die Geschwindigkeiten
auseinander, Sind
mit umgekehrtem Zeichen,“ Und du
würdest dich mit mir So
schnell es eben ging entfernen Und
auch ich von dir, Und in
den Sitzen
hielten uns die Gurte fest, Ich
konnte dir nicht glauben, Und du
zeigtest mir an deinem Arm
die Zeigeruhr, die lief entgegen meinem Sinn, Der
Abstand wurde sichtbar größer, Und du
selbst befandst dich unter einer Glocke
ganz aus Glas, Und
die berührte ich mit meinem Kopf,
als der sich zu dir neigen wollte, Und
ich wagte nicht, sie anzuheben, Und du
winktest mir von drinnen ab. |
Trotzdem
blieben wir im Wort
und wollten uns verstehen, Und
wir lernten jeder eine andre Spiegelschrift,
die blieb verkehrt Und
kam nicht an die Oberfläche, Und
selbst dort entdeckten wir, dass alle Spiegel
nur an einer Fläche reflektierten, Und
die andere blieb stumpf und braun, Sie
gab an den verletzten Stellen Aussichtsfenster
frei. |
Du
gingst durch meinen Raum,
der war ganz leer für dich, Du
gingst durch mich hindurch Und
straftest mich und wolltest mich verletzen, Und du
sagtest: „Quäl
dich nicht um mich, Ich
komm zurück Und
kehre immer wieder über dich Und
werde meine Fährverbindung
lange aufrecht halten.“ |
Es
ergab sich so, dass du den Himmel
suchtest, Und du
spieltest auf dem Instrument
vertraute Lieder und auch neue Melodien, Und
meine Ohren hörten dort heraus die Erde
unter meinen Füßen, Und
das konnte nicht das Gegenteil
von deinen zarten Klängen sein, Und
neben mir erzählte eine andre Frau,
dass sie von all dem nichts verstünde, Und
sie sinke immer tiefer ein, Und ob
ich ihr nicht helfen wollte, Und
ich stünd doch neben ihr, Sie
griff nach meinem Arm,
hielt sich dran fest und hörte nicht das Instrument,
an dem ich hing, Und
ich sah nur die Frau,
die darauf spielte, Und
wie fern sie war. |
Die Heimfahrt
war beschwerlich, Ich
bedachte immerzu die Einsamkeit
der Füße, die mich trugen, Und
sie hörten nichts Und
sahen nichts Und
ahnten nichts Und
waren angewiesen auf die Führung
eines Unbekannten, Und
sie sollten zuverlässig sein, Und
einfach wäre es gewesen, in der Wüste
laut zu schreien: „Lasst
doch Milde
walten zwischen einem Sandkorn
und dem anderen.“ |
Mit
Beginn der Dämmerung zog eine Aluminiumscheibe
über unsren Horizont, Es
mochte wohl der Mond
sein, Mochte
aber auch die eigne Helligkeit
in einem fernen Spiegel
sein, Die
grade aufging. |
Ich
verzehrte deine Worte,
ja, du sprachst sehr viel, Ich
zeigte dir den Lichtblitz,
der daraus entstand, ein Strahlen,
das aus meinen Augen
funkelte und übersprang auf Gegenstände,
dass ich sehr erschrak bei der Entladung,
die sich wiederholte, Und
ich aß Und aß Und
aß, Und
aus dem Fenster
schaute ich auf eine Koppel,
die lag schräg am Abhang, Und es
standen dort vereinzelt Schafe, Und
ich malte sie mir in Gedanken, Und
ich ekelte mich vor dem Wiederkäuen, Und
sie waren friedlich, Und
ich sah, dass man am andren Tag
von ihnen eines schlachtete, Und
Schlächter und die Helfer tranken von dem Blut
des Tieres, das war fest verschnürt Und
zuckte nur, Und seine
Augen
sahen das Geschehen. |
Einmal
schnitt ich mich versehentlich mit einer Scherbe
in den Hals, Es
schoss ein Blutstrahl
seitlich fort, Der
schlug an eine Glaswand,
die war sonst nicht dort, Und
draußen stand ein Arzt,
der half mir nur mit Zeichen,
anders, musste ich verstehen, War
mir nicht zu helfen, Und
ich sah die Schwierigkeit, Die
hatte ich niemals zuvor Bemerkt. |
Ich
achtete darauf, nicht auszulaufen, Und
man hörte immer wieder, Dass
sich jemand selbst aus seinem Glas
verschüttete, Versehentlich
und auch mit Absicht. |
Dies
war kein Traum,
Ich
schreckte hoch im Schlaf
und sah vier Zeiger auf der Nachtischuhr,
zwei standen still Und
zwei, so sah ich ganz genau, Bewegten
sich entgegen, Eine
Zeit lief vor, die andere zurück, Ich
konnte mich nicht wecken, Und
die Nacht
schritt fort in beide Richtungen, Ich
stand in ihrer Mitte, Und es
war kein Traum, es trennten sich nun auch die Stunden
voneinander, Und
der letzte Abend
und der neue Morgen Rückten
näher und entzogen sich zugleich, Ich
fand auch keinen Platz
mehr in dem Nagelbalken,
der war überall Und
dicht besät mit eingeschlagnen Nägeln. |
Unser Fest
war längst vorbei, die Säle
waren ohne Gäste, Und
der Nachtwind
wehte nun die schweren Und die
sommerleichten Vorhangstoffen
durch die Räume, Und
man musste darauf achten, Dass
sie einen nicht ummantelten Und
einem nicht die Stille
in die Kehle drückten, Und in
manchem Winkel
saß ein Lachen
noch so fest, Man
hätte daran kratzen müssen, Um es
zu entfernen. |
Irgendjemand
warf noch eine Münze
in den Suppentopf,
das war nicht zu verstehen, Und es
guckte jeder tief in seinen Teller, Und
wir horchten alle auf ein leises Klirren
beim Verteilen unsrer Speise.
|
Du
warst in deinen Augen
tätowiert, Du
sagtest auch, das Weiß
in deinen Augen böte sich von selber dafür an, Du
fandst es gut, Es
störte dich auch nicht, dass du es Eigentlich
nur über einen Spiegel
sehen konntest, Und du
hattest eine fremde Formel
zwischen Ornamente
schreiben lassen, Die
gäb eines Tages Aufschluss, Und
ich dachte an das lange Pendel,
das schwang ewig hin und her, Und
unter ihm bewegte sich die Erde
als ein Langsamläufer, Das
sah jeder, der auf seiner Stelle
stehen blieb, Ich
dachte auch an deine Augenlider,
die verschlossen deinen Mund, Und
ich fand schwer den Weg,
sonst käme ich dahinter. |
Du
erzähltest mir ganz frei von deinen Ängsten,
Und
sie waren eigentlich, so glaubte ich, die Freiheit
selbst für dich, Ich
konnte mich darauf nicht konzentrieren, Und du
spürtest augenblicklich, dass du wieder Siegen
würdest, Und
ich sah nur deine Haare,
die noch nass ins Becken hingen, Und es
war dir ihre Wäsche
so unendlich wichtig. |
Als
ich an die Füllmaschine
kam, war ich so völlig leer, Und
meine Sprache fiel aus mir heraus Und
lag verborgen auf dem Boden, Und
ich wusste kaum noch, dass ich im Spaziergang
einfach durch geschlossne Fenster
und durch nie betretne Stuben
bis hierher gelangt war. |
Es war
nicht leicht, dich zu verstehen, Und du
sprachst nur noch in Farben,
die du wechseltest, Und
Rot, zum Beispiel, sei dein Dank,
den du auf diese Weise
weitergäbest, Und
wir hörten über uns und über allen Wolken
die Maschinen stehen, Und es
dröhnte, pfiff ihr Antrieb
bis hierher, Es
wär, so sagtest du, auch eine Sprache
ohne Worte, Und
wir hätten keine Wahl Und
müssten die verstehen, Und du
hattest alles dies zu mir in Gelb
und Grün und Blau, Ich
weiß nicht mehr in was gesprochen, Ja, Und
ich verstand dich immer mehr, Und
eine Trauerfarbe
konnte schwarz sein oder weiß, Vielleicht
auch anders. |
Früher
dachte ich, das Rot darunter, Unter
einem roten Kleid, Dass
es sich immer wieder zeigen müsste, Dass
es fort und fort erscheinen würde, Und du
hattest eine fahle Haut,
die drunter lag, Und
sie entzündete sich erst Als
ich sie übergoss und Feuer
daran legte, Und
die Scham stieg dir in deine Fingerspitzen, Und
die Hände
drücktest du ganz fest auf deine Brüste, Und
sie schoben sich zur Seite, Und
ich malte alles, was ich sah, aus Stein,
das war sehr schwer und dauerte Viel
länger als mein Leben währte. |
Zwischen
tausenden von Schwellen
unter Eilzuggleisen lag ein weißer Schnee,
der war vielfach und mehrfach angeschraubt, Es war
ein Panzerplattenband,
das zog sich weit, weit in die Länge, Und es
endete als Goldband,
das schlang sich um deinen Hals,
und grelle Sonne
fackelte darauf. |
In
deiner Kunst,
sagst du, gibt’s keine halben Schritte, Und du
seist ein Teilstück
einer Gleichung,
die ergibt auf einer Seite
nichts, Du
seist das Stürzen in ein Loch,
das niemals endet, Und
vor einem Aufschlag
hast du keine Angst, Ich
stehe neben dir, begegne immer wieder dieser einen Stimme,
die mir sagt: „Du
weißt als einziger, dass du ein Mörder
bist, Es
ahnt sonst keiner, Und du
kannst nicht leugnen,“ Und
ich weiß von keinem Mord, Von
keiner Schuld, Die
tausendfache Tötung, die ich zuließ, War zu
allen Zeiten
nur in mir und musste auch geschehen, Und
ich lebe wirklich mit den Taten
ganz allein. |
Jemand
fragte, ob ich mich vor Tieren
fürchtete, weil ich sie miede, Und
ich hatte eigentlich nur nicht die Kleidung,
auf dem Neuplaneten
auszusteigen Und
mich umzusehen, Und es
schien mir zu gefährlich so, Und
öde war es, was sich bot, Und
niemand zwang mich, Und
ich selbst war erst am Anfang
meiner Reise,
die zu Ende ging. |
Tags
versteckte ich die Sonnensegel,
die mir wuchsen, Und
sie waren superdünn und spannten, ausgebreitet, Über
eine große Fläche, Und
ich hielt sie nur dem Abendstern
entgegen, Der
verbrauchte sehr viel seiner Kräfte
nur für mich, Und
ich verlangte es von ihm, Und er
war schuld, wenn Wolken
sich dazwischen schoben. |
Ich
stand auf einem See,
der tief im Eis verborgen lag, Ich
war allein und rief nach mir Und
meinen Namen
laut zum Ufer Und
erfuhr den Stillstand
der Geräusche, Und es
war die Lichtung,
die sich plötzlich auftat, Und
der Sonnenstrahl,
der darein fiel, gefror und Mückentiere
sah ich tanzen, Unter
mir steckte mancher Fisch
mit seinem Vorderkörper in der Oberfläche,
die war klar und durchsichtig, Ich
ging so über eingefrorne Köpfe,
über aufgerissne Mäuler, Stand
direkt im stummen Schrei, Der
hob nicht ab von dieser harten Decke. |
Heute
wollte ich dir Blumen
bringen, Und
ich saß vor einer dünnen Fensterscheibe,
darauf hielt der Frost
die Hände, Und
ich dürfte nur die Eisgewächse
für dich nehmen, Wenn
es mir gelänge, sie so fortzuschaffen, Und es
war der Stillstand
überhaupt, Den hätte
ich doch nie anrühren können, Ohne
eine leiseste Bewegung. |
Später
stand ich dann vor dir, Du
klagtest, dass in deiner Nähe
niemand musiziere, Und
das war nicht wahr, Wir
alle standen hier, um dich zu hören, deine Lieder
anzuschauen, Und
ich selbst schuf einen Frauenakt
aus deinen Melodien, Die
standen völlig still für mich Und
waren sehr geduldig unter meinen Händen. |
…muss Gutes
tun, …muss Böses
tun, …muss
etwas tun, um es zu tun, das Heute
kümmert sich sonst nicht um mich Und
geht mir wieder fort, als hätte es mich nicht erreicht, Und
gestern war es schon ein Unglück,
als es mir im Fenster
stand und ließ mich völlig sein, Ließ
mich zurück; Die Zimmerwände
fielen auseinander, Und
ich stand in einem neuen Raum,
der auch nicht größer war, Nur
noch ein wenig leerer, Und
die Wände
fielen nochmals um, Ein
nächster Raum
erwuchs sofort, Ich
baute Sprossen
in die Tiefe, Als
ich die hinunterstieg, kam ich ans Wasser
dieses Beckens, Und
die Sprossen
spiegelten sich in der Oberfläche, Und es
könnte sein, dass sie in Wahrheit
noch viel tiefer führten. |
Die
jungen Mädchen
gingen auf ein Fest, Es war
kein Grund
zu feiern, Und
sie malten einen großen, roten Reifen
auf den Boden Und
daneben einen grünen Und
sie feierten in beiden einfach Neben
sich und unter sich Und
teilten sich die Freude
auf in diese beiden Eingebundenheiten. |
Immer
sah ich auf den Boden, Und es
gab so viele Leute,
die erzählten von verlornem Gut Und
lachten über mich Und
sagten, ich verstünde überhaupt nicht Was es
hieße, Etwas
gänzlich zu verlieren. |
Man
begann das Weltall
zu bewaffnen, Und es
war nicht so, dass man die Arsenale
nach dort oben hängte, Sondern
diesmal griff das Weltall
selber zu und gürtete sich mit dem Feuerdorn,
den könnte es von nun an, Ohne
noch zu fragen, Jedermann
ins Auge werfen, Und es
sah schon heimlich von der Erde
fort auf andere Gestirne, Und es
war der erste wahre Riese,
der nach langer Zeit
entstanden war, Und
wir, die immer noch daheim den Garten
hegten und bepflanzten und ihn pflegten, Hatten
in den Reihen unsrer Beete Dünne
Scheiben reinen Quarzes ausgesät, Der
würde uns zu Stäben
wachsen und uns helfen, jede Schwingung
ganz genau zu Messen. |
Die
neuen Häuser
standen dicht gedrängt Und
aufeinander, Und
ich fand mich nicht zurecht, Und
hier bei uns, so wiederholte eine Stimme
pausenlos, Kann
niemand auch nur einen Augenblick
verloren gehen, Und
wir bringen jeden an sein Ziel, Ich
hätte wirklich nur die Hand
zu heben brauchen, Und
man hätte mich entdeckt. |
Meine
eigne Frau
wurd schwanger, Und
ich fragte sie so leise wie ich konnte, Und
sie hatte eine gute Auswahl
unter den Maschinen Und
sprach laut darüber, Und
das Kind,
das man dann in sie setzte, Hatten
sie gezeugt, Und
meine Hände
fielen mir zu Boden, Und
ich sah an mir herab und schwor bei meinem Leben
meinen Tod, Der
konnte auch nicht anders sein Und
auch ganz sinnlos. |
Ich
grüßte dich, aus einem Nichts
gabst du die Hand, Und
alles andere blieb unsichtbar, Und
immerhin, so sagtest du, Hätt
ich ein wenig Sichtbarkeit
erzwungen, Und
ich glaubte dir, Du
würdest dich freiwillig niemals Sichtbar
zeigen, Und es
war ja nur, Das
mir nun endlich dein Portrait
gelingen sollte, Und
ich hoffte immer noch, Du
würdest unvermittelt an der Haustür
klingeln und um Einlass
bitten, Dass
ich jeden Pinselstrich
an dir erfahren könnte, Und du
würdest ja in deiner Sichtbarkeit
viel deutlicher erscheinen Als so
hinter dir. |
Nächstens
ging ich auf die andre Seite
eines Fensterglases, Das
stand groß und senkrecht in dem Zimmer, Und
ich glaubte nicht mehr, was ich diesseits Dadurch
sehen konnte, Und es
mochte sein Dass
alles anders war, Käm
ich dahinter. |
Andrerseits
vernahm ich auch des Nachts
das leise Summer
über unsren Häusern, Und es
stand ja gar nichts Zwischen
uns und allen Sternen, Und es
hieß, dass diese Leinwand
echter sei als eine eigne Haut, Ich
hatte niemals über alle Einzelheiten
unter meinem Menschsein
nachgedacht. |
Du
sprachst von einer Tänzerin,
die füllte mehrfach ihren Raum Und
wurde immer offener, Sie
tanzte neben sich Und
fing sich ein, Und
sie verschmolz zum Schluss
mit sich, Und
auf dem Holztisch
waren Wassertropfen
nahe beieinander, Und
sie liefen nicht zusammen, Und
der Regen lachte über ihre Sturheit, Und
bei ihm war alles eins und Teilte
sich doch dauernd, sprang auf Fensterscheiben
und verspottete den Wind,
der blieb davor, Und
eine Frau, die mit mir lebte, Wartete
auf die Gelegenheit zu fragen, Und
die Frage stand im Raum, Und
ich, ich konnte nicht daran vorbei. |
Alle
die dich kannten, fragte man, Sie
sollten dich bekennen, Und
sie stimmten überein Und
hatten deinen Namen
nie gehört, der war so fremd, so unnahbar, Und
deine Schwelle
war auch ihre Grenze, Und
dahinter fing das Neuland an, Das
wurde nur von dir betreten. |
Täglich
sandte ich den Menschen
meine Schreiben, Und es
waren Tausende,
die lagen zugestellt Und
aufgestapelt hinter jedem Eingang, Und
man wartete, dass ihre Texte
über einen Bildschirm
laufen würden, um sie auch zu lesen, Und
ich zeigte meine Hand,
die das geschrieben hatte, als Radierung, Das
war viel zu wenig. |
Eine
Antwort kam von dir, Ich
hatte mich in ihr getäuscht, Ich
hatte etwas anderes erwartet, Hatte
nichts, als die Bestätigung gewollt, Und
als wir über unsre Straße
gingen, fielst du neben mir zu Boden,
Und es
war ja nur ein leichter Sturz, Und
trotzdem brachst du völlig auseinander, Und es
sprang das Porzellan
in tausend Scherben, Die
vermochte niemand mehr zu überblicken, Und es
ging so schnell, Kaum,
dass ich ausgesprochen hatte, war auch schon der Stolperstein
im Weg, Das
Unglück hielt sich fest an meiner Hand. |
Man
legte morgens eine Macht
auf meinen Tisch, Die
war mir nicht geschenkt, Ich
hätte sie, so sagte man, erworben, Doch
ich rührte sie nicht an, Es war
darin verborgen diese Lust
an Angst, das hinderte mich sehr, Und
meine Macht
würd ständig wachsen, Und
ich sah nicht hin und sie nicht an, Und
wusste wirklich nichts Davon. |
Ich
trank den weißen Tee,
der war nur Wasser, Und er
schmeckte nicht, Und
meinen Durstbrand
konnte ich damit nicht löschen, Und du
sprachst am Telefon
von deiner Liebe,
die ich nicht erfüllte, Und
ich sagte, dass du mir den Tee
auf die Entfernung doch nicht würzen Und
nicht süßen könntest, Und
wir litten beide unter einem bitteren Geschmack. |
Ich
lebte mit zwei Frauen, Und
nur eine lebte eng mit mir zusammen, Und
sie musste, um bei mir zu sein, Die
andere beiseite drängen, Und
die andere an meiner Seite
sah man nur durch mich, Sie
sprach aus mir Und
hatte auch Gestalt in mir Und
mahnte mich und drängte mich, Und
sah ich sie in Wahrheit, Lag
ich eng an ihr Und
drängte sie beiseite, Von
der andren Frau fand ich nicht eine Spur
in ihr und nicht von mir, War
ausradiert in ihrer Nähe, Und
ich floh in einen Nebenraum,
der war die Stille selbst Und
schwieg mich an im Neubeginn, Und an
den Wänden standen die zwei Frauen,
die mit mir zusammen lebten. |
Soviel
war gewiss, dass in den Steinen
Urgespräche hörbar waren, Und
man zwang mich eine Scherbensammlung
zu sortieren Und so
zu verkleben, dass sich Ganzes
zeigen würde, Und
ich war ein Meister, Und
zum Ende
schlug ich drei verschiedene Gestalten
und Figuren daraus vor, Die
hatte man noch nie gesehen, Hatte
nie davon gehört, Und
ratlos waren wir im Scherbenspiel. |
Mit
der Zeit
wurd ich ganz wahllos, Und es
reichte mir, nur einen Arm, nur
einen Kopf, ein Wort
nur aufzuspüren, zu erhaschen, Und
der Rest
blieb unberührt von mir, Das
führte die Besitzer
auf die Fährte
der Verbrechen, Und
man klagte mich des Todes
an, Den
konnte ich sonst nirgends finden, Und es
wäre doch vielleicht ein Anfang. |
Ich
war ja hier, um Neues
zu entdecken, nicht um das Bekannte
zu bestätigen, Und
von den Menschen,
die in Flügeltüren lebten, Mochte
ich nicht mehr berichten, Und
ich sprach mit dir Und
hörte dir auch etwas zu, Bis du
ganz plötzlich, Wohl
um mich zu überzeugen, dein Gesicht
nach beiden Seiten
aufschlugst, Und
ich sah in einen dreiflügligen Spiegel,
dreimal sah ich nun in dein Gesicht,
das war darin so völlig anders, Und du
standst ja nicht davor, nur ich, Und
fand mich so verändert zwischen dir Und
wollte auch davon erzählen, Und du
winktest ab und standst in voller Blüte. |
Niemand
glaubte meinem Wissen, Und es
war doch nur natürlich, Und
ich selbst war dieser Zufall,
der es mir bestätigte Und
richtig werden ließ, An mir
erfuhr ich alles über mich, Das
war nicht anders möglich, Und
ich trug mich immerzu bei mir, der Schatz
wär niemals und durch gar nichts Zu
ersetzen. |
Über
unser Wohnhaus
baute ich mir eine Brücke,
die wurd anfangs steil, Ich
konnte auch nur einen Zugang
schaffen, Und
den Abgang
ließ ich einfach offen, Jeder
durfte dort hinauf Und
musste sich am Ende
selbst bewachen. |
Auf
meinem Nachtleib
stand der Schweiß, Und er
brach aus aus einer schweren Innenwolke,
die verdeckte mich, Und
hier am Hals,
von meiner Stirn Und in
den Oberschenkeln
liefen kleine Rinnsale
herab, Ich
griff nach dir und riss dich wach, Du
standst nicht unter diesem Himmel, Und du
warst verwirrt, du sagtest gleich, Die
Briefe, die ich dir sonst sandte, Hättest
du ja nie gelesen und Sie
lägen irgendwo im Tal, Es
wäre doch noch so viel Zeit, Und
nun, so schien es, sei es fast zu spät, Ich
war geschwächt und brach vom Bett
in eine Schüssel, Und es
war umsonst, die Unterbrechung
hatte stattgefunden, Und
ich sah den Seidenfaden,
der lief noch vorbei an meinen Augen, Und
ich hoffte nur, Du
würdest nicht dagegen stoßen. |
Anderntags
ersetzte man die Angst,
die wir erlitten hatten, durch ein Kinderlied,
das klang uns fremd, Wir
hatten es noch nie gesungen, nie gehört, Und
hätten es doch nun, in unsrer Kindheit,
kennen müssen. |
Auch
der Weg,
der mich zu meiner Arbeit
führte, war verhängt mit großen Pappen,
die beweglich von der Decke
reichten, Und
sie rührten beinah an den Boden, Und so
lange ging ich nun schon Durch
sie durch, Es
kamen immer wieder neue, Und
ich wusste ganz genau, Dass
hinter jeder einzelnen, die letzte hing, Die
sich nur wiederholte. |
Dies
fiel mir wieder ein und war gewiss, Man
konnte den an mir geschehnen Mord
kein zweites Mal verüben, Und
ich wies dich ab, Und
andre sahen, wie umsonst du warst, Und
sähest du den schwachen Holzzaun
um mein Zimmer, Den
Bewuchs daran, Du
gäbest wirklich auf Und
ließest mich so leblos Wie du
mich gelassen hast, Und
drüben steht eine Mann,
der dreht mit seiner Hand
ein Bohrgestänge, Das
reicht in die Erde, Und er
hofft umsonst Und
wird doch nie auf Feuer
stoßen. |
Ich
wollte dich auch nicht verletzen, Und
die Explosion
in mir ging bis an meine Außenwände, Und du
spürtest sicher, wie ich innerlich zerriss, Du
konntest aber, was du fühltest, Nur
nicht deuten, Und
ich selbst war mit dem Grubenunglück
zu beschäftigt Und
versuchte eine Rettung,
die ich eigentlich nicht wollte. |
Wo ich
stand, rieb sich der Boden
sehr schnell ab, Und
der Verschleiß
war groß, Und
meine Freunde waren aufgerieben Noch
bevor ich ihre Freundschaft
finden konnte, Und du
gingst ganz langsam fort von meiner Tür
und sahst durch dich hindurch zurück, Ob ich
dir folgen würde, Und du
setztest Fuß
vor Fuß auf eine Rasenkante
als ein Kinderspiel Und
balanciertest mit den Armen,
das war gar nicht nötig. |
Die
erste warme Sonne kam, Sie
war mir neu, Und
nie im Leben hatte ich sie je gesehen, Und
sie stand so nah Und
war mir gar nicht fern, Sie
schmolz im Handumdrehn
mein tiefgefrornes Innerstes, Und
meine Werte
büßten ihre Formen ein Und
liefen aus, Und
lächerlich wurd nun mein Rufen, Etwa
nach der Pünktlichkeit Und
irgendeiner Ordnung, Sie
bedrohten mich nicht mehr Und
waren plötzlich nichtig, hässlich, Und
man schenkte mir ein Wohnschloss,
das sei nur für mich, Und
jeden Dienst, den ich erwünschte, Würde
man mir dort erweisen, Und
ich nahm es an und fand es auch, Wie
ihr es mir beschrieben hattet, Und
man ließ mich gänzlich sein, Ich
durfte mein Büro
auch in die Häuslichkeit verlegen, Und
ich sah wohl über zwanzig Jahre
niemanden von Leib
zu Leib, Die
Sonne wärmte mich Tagaus,
tagein ganz unerträglich. |
Dann
wurde meine Luft
zum Atmen dünn, Ich
rief das erste Mal um Hilfe, Und es
tat sich nichts, In mir
war niemand Darauf
vorbereitet. |
Danach
verweigerte ich meinen Dienst,
aus Trotz, Du
sahst darin die Laune
eines unerzognen Kindes, Und
ich schwor mir, dass ich eines Tages
doch erwachsen würde, Und
dann müsste ich mir immerzu gehorchen, Und
der Tag, auf den ich hoffte, kam und ging vorbei, Es war
kein Unterschied. |
Ich
kannte dies Geräusch
in meinem Rücken, Und es
fiel ein Stückchen
Gegenwart in eine Schüssel,
die war nicht von mir Und
ging mich gar nichts an Und
konnte mich auch nicht erschrecken, Und
die Zeitgefäße andrer Leute Hält
man besser auseinander als die eigenen, Und
mein Gefühl, es war ein Wort,
das sich an mir niemals mit Leben
füllte, Mein
Gefühl hing übermütig mit der aufgeknöpften Bluse
aus dem Fenster, Und
ich schämte mich für seine Offenheit,
für seine Neugier, Und es
gaffte anderen von oben in die Köpfe, Ich
erkannte auch dort drüben in dem Kirchturm,
wie sich flache Hände
im Gebet zum Himmel richteten, In
diesem Augenblick
war ich der schwarze Punkt, Der
machte auf der großen Fläche einen Anfang. |
Jemand
zeigte mir ein anderes Gebüsch,
das stand noch herrlicher in Blüte,
und ich staunte, Dass
man sich in mich versetzen konnte Und
mich irgendwo verstand, Und
selbst nahm dieser Andere die Blütendüfte
gar nicht wahr, und hatte meine Überschwänglichkeit,
so sagte er, vermutet, Und er
habe schließlich recht behalten, Und es
war ein rosa Blütenmeer,
darin begann das Sonnenfeuer
grad zu züngeln, Und
ich stellte mich hinein. |
Vor
dem Spiegel
sah ich mir mit einem Fernglas
in die Augen, Und
ich sah mich hinten, nun vergrößert, Wie
ich an Kalenderblättern
schrieb, Die
waren nicht für mich, Ich
reichte sie mir gleich Nach
draußen. |
Man
holte aus dem freien Raum,
dem Orbit, kleine Kapseln,
um sie selbst zu essen, Und
man konnte jede Farbe
wählen, Jede
Kapsel schloss in sich das Weltall
ein und übertrug auf diese Weise
absolutes Leben, Und
das Leben
selbst, fand man, wurde dadurch kürzer, Und der
eine Tag,
den man nun nur noch lebte, kannte keine Nacht,
die war auf einer andren Seite,
oder wie man sagte, war das Leben
viel zu weit für eine Nacht
geworden, Und
ich wusste auch von mir, Dass
irgendwann einmal die Zeit
für mich gestanden hatte, Und
ich konnte damals keine Gründe
dafür finden, Und
seitdem hing ich ganz sonderbar an der Erinnerung. |
Die Wolke
morgenfrüher Krähen
fiel in einen Winterbaum, Und
der hielt aus, Er
wurde ja belaubt zu einer Zeit,
in der sich sonst kein Blatt
an ihm befand, Und
doch traf hier ein absoluter Stillstand
auf den anderen, Die
konnten nichts bewegen. |
Einmal
fand ich mich am Boden
liegen, Mit
dem rechten Ohr
behorchte ich die Erde, Und
mein Herzschlag wurde deutlich, Und
die Strömung unter mir war nur ein Zufall,
den vermochte ich nicht Aufzuklären. |
Gestern
führte mich der Weg
ganz eng an deinem Haus
vorbei, Die
Tür war weit geöffnet, Und
ich sah hinein, Du
wusstest nichts von mir Und
riefst mich laut mit meinem Namen,
dass ich tief erschrak, Fast
wäre ich gekommen, Und es
war ein, Zufall,
der mich gar nicht meinte, Und
ich meldete mich heute bei dir an, die Fremdheit
mochte nicht mehr länger fremd sein, Und
ich kam und fand dich ebenmäßig schön Und
selten, Und
als Erstes fragtest du mich nach dem Namen,
den hätt ich bis jetzt vergessen, dir zu sagen, Und
ich ging mit dir ums Haus,
dabei erfand ich plötzlich einen Irrtum,
der lag ganz auf meiner Seite, Und du
ließt mich frei. |
In
deinem Tagebuch
las ich den Tag
deiner Begegnung nach, Und
alles, was du schriebst war folgendes: Im Augenblick,
da ich die Haustür
öffnete, stand wenig weit entfernt ein Uhrenzeiger
in dem Sand, Und
der bewegte sich in eine Richtung, Und es
gab in seiner Nähe
keine Zeit, die Sonne
zündete an ihm den dunklen Schatten,
der fiel nur durch Zufall
auf die Erde. |
Später
schlich ich mich noch einmal heim, Ich
wohnte lange schon allein Und
wollte mich nicht stören Und
fand eine neue Stelle
in der Mauer, Die
schlug ich um meinetwillen auf Und
schuf mir meinen eignen Eingang. |
Jemand
hatte seinen Blick
zum Himmel dort am Himmel
liegen lassen, Und
ich holte ihn herunter, Und
das Telefon an meinem Schreibtisch
schwieg, Es
rief mich niemand an, Es war
wohl völlig gleich, wer wessen Blicke
sandte oder einbehielt, Und
gestern Abend Wollte
ich dich noch ein letztes Mal
begleiten, heim begleiten, Und es
sollte unser Abschied
sein, Und
deine Augen
standen vor dem Untergang, Und
ich war voller Angst, Und
ich beschwor die Straße,
sich nur dieses eine Mal
für mich zu spalten, Und es
tat sich nichts, Ich
sagte nur: „Mach’s
gut,“ und kippte leblos in die Seitenstraße,
die war gütig, Und
ich fiel ganz steif auf meinen Rücken. |
Links
und rechts von meinem Und
auch andren Wegen hatte man in sich verklebte Gläserwände
aufgestellt, Nun
könnte niemand mehr entkommen, Und
sie federten die Fluchtversuche
einfach ab, Und
ich war ja so dumm Und
dachte auch noch jetzt, Sie
wären nur zu meinem Schutz, Man
könnte nun nicht mehr Direkt
an mich gelangen, Und
ich fühlte mich auch wohl Dahinter. |
Dann
gabst du auf an mir, Und
schon am nächsten Tag
erkannte ich, Dass
du mich aufgegeben hattest, Und es
waren viele außer mir, Die
sprachen selten über sich Und
sagten auch, die Suche
sei von nun an völlig sinnlos, Und
das Trudeln
um die eigne Achse wär aus Zufall Und es
hielte lange, lange an. |
Die Tageszeitung,
die ich kaufte, War
schon eingerissen, Und
die Texte
standen auf dem Kopf, Die
Bilder lagen lose in den Seiten, Und es
passte nichts mehr zueinander, Und
die Zeilen,
die ich las, verloren ihren Inhalt, Und
dies war der Grund,
dass ich sie ganz zerriss, Und
ihre Fetzen
klebte ich mir auf den Leib,
bedeckte so die ganze Haut, In dem
Gesicht
befestigte ich mir Reihen
dünner Perlenketten, Und
ich stellte mich in einer Halle
aus Und
war so gut gewappnet. |
Anderntags
zog man das Leinen
ab, ich war darin vom Kopf
bis hin zum Sockel eingeschlagen, Und
man feierte das erste Mal
damit: „Enthüllung
eines wahren Lebens,“ Und
ich ging auch unter alle Leute, Und
man fasste meinen Körper an Und
las an mir Und
fragte nach geheimem Kunstgenuss, Den
wollte man gern mit mir teilen. |
In mir
war ein Automat,
der funktionierte völlig einwandfrei, Und hätte
man ihn nur sekundenlang entdeckt, Würd
niemand mir mehr glauben, Und
der Mensch,
der mich so sah, erlebte eine Liebe,
die konnt er sich nicht erklären, Und er
suchte emsig nach dem Schaltknopf. |
Du
maltest an dem Bild, Und es
war blau in blau, Es
zeigte einen Schacht,
der lief nach hinten, Und in
der Entfernung
war ein Licht, das sich in diesem Abstand
selbst erlebte, Und du
sagtest einfach, Dass
ich dich nun suchen dürfte, Und
ich rief hinein und schrie nach dir, Und
meine Rufe
krochen eng am Lichtschacht
und verloren sich dahinter in der Tiefe,
Und
der Hundeschlitten, der dich zog, Auf
dem du lagst, der alle Qual
der letzten Stunden trug, die ich in deinem Tagebuch
ganz einfach nachgelesen hatte, dieser Schlitten
brach vor mir ins Eis
und stürzte in den Spalt, Und
ich warf mich an seinen Rand
und sah dich, sah die Tiere
völlig leblos in den Seilen
hängen und die Last
vor blauer Lichtwand
pendeln, Und du
hattest mich umsonst Herbeigerufen.
|
Weiter
hinten zündete sich jemand eine Zigarette
an, Zuvor
war in der Nacht nichts auszumachen, Und
nun sah ich dieses Leben
schrecklich nah, Es war
nichts weiter als ein rötlich gelber Ausschnitt, Der
verstarb sogleich im Schirm
der hochgehaltnen Hand. |
Immer
wieder flammte mir vor den geschlossnen Augen
dieser Lichtfleck auf, Es war
die grelle Leuchte,
die ich mit den Händen
auszublenden suchte, Und
sie blieb zurück im Raum, Du
warst schon fortgegangen, Und
ich sah dich trotzdem wiederkommen, Und du
gingst und kamst Und
kamst nicht fort von dieser Stelle. |
Ich
war in mir der Automat, Ich
liebte und ich liebte nicht Und
ging und kam Und
tat’s und tat es nicht, Und
jemand rief in mich hinein, Und er
berief sich auf die Menschlichkeit, Und
man verstünde es, wenn ich doch einmal Hassen
könnte, Und
ich hätte es getan, Und
nirgends fand ich einen Grund, Ich
hätte einmal lieben sollen, Ja,
ich hätte mich dabei zerstören dürfen, Und
ihr spracht mit mir, ich stand daneben, Und
ich sah, wie sich die Menschlichkeit
als räuberischer Flugball
über Netze schlagen ließ Und
blieb doch schließlich darin hängen. |
Vieles,
was ich hörte, fraß ich auf, Und
keine Antwort kam, Ich
dachte an den Arzt, den Heiler, der aus Mitleid
tötete, und an den anderen, Der
blieb dadurch am Leben, Und
ich hütete mich, öffentlich nach einem Grund
zu fragen Und
besuchte einen Friedhof,
den hatt ich mir selbst geschaffen, Tief
in mir, Und
andersfarbner Sonnenschein lag auf den warmen Gräbern. |
Zwischen Weisheit
und der Liebe ging
ein schweres Pendel, Das
wurd dem, der einmal nur den Kopf
hineinhielt, gleich zum Fallbeil. |
Jedes
deiner Worte
hatte einen eignen Mund, Sie
griffen an, Und
sie verbissen sich an mir, Du
sagtest auch, du hättest es nicht so gemeint, Das
war der Würgebiss
in meine Kehle, Und
ich schlug sie alle ab Und
stieß dich weit zurück Und
hatte diese kurze Ruhe, bis das Pendel
auf dem Rückweg
war, das hielt genau auf mich, Ich
öffnete die Tür in
meinem Rücken, floh hinein Und
lehnte mich dagegen, Und
der Schlag, den ich erwartete, Entartete
zu einem zarten Klopfen, Und
der Schlüssel steckte fest, Ich
schloss dich aus, Und
rückwärts stieg ich auf in einen Turm,
der war im Aufgang
angefüllt mit deinen Selbstportraits, Die
endeten nicht vor dem Ausstieg, Und
sie zeigten dich auch immer wieder Völlig
anders. |
Dann
stürzte die Libelle
mitten in dem Lichtflug
ab, Sie
fiel auf Sand, Und
sie bewegte sich nicht mehr, Sie
konnte ihre Flügel
wirklich nicht an ihren Körper legen, Und
ich hob sie auf, sie war schon ausgetrocknet, Und am
Himmel
zog der große Haken
wilder Gänsevögel, Und
das Rauschen
ihres Fluges
drang bis her zu mir, Und
ihre Eigenart
berührte meine Hand,
die schlug ganz kläglich aus Und
flatterte vergeblich. |
Im
gewölbten blanken Chrom
sah ich mich wieder, Und
ich dachte auch, wie wahr ist wohl dies Zerrbild, Und
ich konnte doch nicht die Gesichter
all der Menschen,
die ich mir zum Spiegel
machte, Groß
befragen. |
In
meine Hände
maltest du mir bunte Ornamente, Und
dies seien Zeichen
für den Krieg, Nein,
das verstand ich nicht, Ich
war ein Bäcker,
der war immer übervoll mit Mehl
bepudert, Und
ich war ein Nachtarbeiter,
der schlief tags, Auch
malte ich mir meine eigenen Gemälde
in das weiße Pulver, Und
ich liebte sie, Ich
konnte sie so leicht verwischen, Und
das Backwerk
wusste nichts davon, Und
auch, wer davon aß, war ahnungslos, Nein,
ich verstand die bunten Ornamente
wirklich nicht. |
Ins
Kirchenfenster setztet ihr die neuen Scheiben
ein, Ich
sah euch lange zu, Ihr
hattet alles bestens vorbereitet, Und
der Raum,
die Wände, tauchten in ein schwaches Rotlicht, Und
ich dachte an den Unglücksberg, An ihm
war die Maschine
aufgeschlagen und zerstört, Und
dieser Berg
des Unglücks lag nun aufgebahrt Vor
mir. |
Meine
heiße Stirn
verlangte Kühlung, Und
ich zögerte vor einer Eiswand, Und
ich hätte sie so gern berührt, Und
wusste doch, dass meine Haut
daran verkleben würde, Oder
dass ich würde warten müssen, Bis
das Eis
sich meinen Kopf
erobert hätte. |
Noch
hingen alle Blicke
fest im Augenbaum
und reiften, Täglich
ging ich hin und prüfte, Irgendwo
entsprang ein Quell
dem jungen Zweig, Den
ließ ich dort gewähren, Und es
war der Zipfel
eines Traumes aus der Jugendzeit,
der reichte bis hierher, Im
Gras darunter quälte sich ein Taubentier,
dem wuchsen Wucherungen
an den Krallen, Und
ich konnte ihm nicht helfen, Und im
Hintergrund
stand zur Erinnerung das Pappbild
eines leprakranken Jungen,
der litt Hunger und verzweifelte, Und
über mir im Baum
tat sich sonst nichts, Und
täglich kontrollierte ich genau Und
dachte auch, ein Arzt
sollt kommen und sich um die Wurzeln
kümmern, Und
ich stand so fest und hatte kein Vertrauen, Und
man hatte sich doch schon einmal Um
mich bemüht, Und
damals war ich unter diesen Früchten. |
Wir
hörten ein Konzert
in einem Zimmer
voller Galionsfiguren, die noch an den Rümpfen
der gesunknen Schiffe saßen, Und
sie lagen tief im Meer, Der
ganze Saal stand bis zu seinem Ende
völlig unter Wasser, Und
man schmeckte von dem Salz, Das
stand auf unsren Lippen. |
In dem Flur,
den ich nach oben ging, lag eine schwere Kette,
daran hielten sich die Wartenden, Und
mich, der nichts in Händen
hatte, ließen sie vorbei, Und
immer wieder müsse man, So
sagten sie, mit Leuten
leben, so wie mich. |
Am Horizont,
der hinter diesem Tag
entsteht, geht Schweigen auf, Ich
bin der fremde Mensch,
der in dem Reisebus verschleppt wird, Und
ich zahlte noch dafür, Und
über meine Eintrittskarte
sollt ich lachen, Sie
wurd mir zum Fahrstuhl,
dessen Seile rissen, Niemand
reservierte diesen Platz,
er war nur mir bestimmt Und
hätte jeden andren aufgenommen, Und
die Fahrgeräusche
kann ich mir erklären Und
auch den Zusammenhang, warum ein Fahrzeug
fährt, Und
ich verstehe diesen komplizierten Lenkvorgang
genau und sehe doch nur Einzelteile,
die sich nicht Zusammenfügen
lassen, Und
ich bin ein Fachmonteur,
der richtet nichts mehr aus, Der
schnallte sich aus Sorge
um sein Leben an. |
Vor
jedem stand ein kleines Glas,
wir stießen an, Es
mochte sein, dass es ein Abschied
war, vielleicht auch, Dass
wir uns grad kennenlernten, Und
ich trank in einem Zug
und glaubte, dass man das von mir erwartete, Und
das Getränk stand mir in meiner Kehle, Und
ich flammte auf, In
euer Lachen drängte sich ein wenig Mitleid,
und aus einer Ecke lugte auch ein wenig Liebe,
Beides
war von hier nicht zu erreichen. |
Ich
wollte dir begegnen, Und du
wichst den Blicken
nicht mehr aus, Und
dass du schließlich lächeltest, ließ meinen ganzen Mut
zusammenbrechen, Und
ich hatte dir noch nicht einmal die Hälfte
anvertraut. |
Du
sagtest so zu mir: „Sitz
still am Tisch,
das Leben kommt zu dir, Du
brauchst dich nicht darum zu kümmern,“ Und
ich saß und Wartete,
es tat sich nichts, Ich
schrieb es auf, Dann
sprach ich in ein Suchgerät,
das hatte keine Antwort, Und
ich dachte auch, vielleicht Hätt
ich mich ja geirrt im Sitzplatz
oder in dem Tisch Und
dachte auch, Du
hättest mich belogen, Und
ich sah zu dir, du warst im Spiegel,
so wie ich, Und
aus dem Tischholz
hattest du den Wellengang
geschnitzt, Der
lag bei dir auf einem Meer, die Späne
waren längst als Fische,
Vögel, Wolken und als Boote
abgetrieben, Und du
selbst warst auf dem Sprung
in eine andere Ebene. |
Wir
machten eine Tagesreise
mit dem Fahrzeug,
die begann im dichten Nebel, Und
ich sah nicht, dass sich Irgendetwas
außerhalb bewegte, Und
wir stiegen drei, vier Stunden
später wieder aus, Es war
die gleiche Straße, Und
der Anfang
war das Ende, ohne jeden Unterschied Und
war auch umkehrbar, Und
alle waren sehr betroffen. |
Danach
war es so, dass das, was ich erlebte, Vor
mir lag, Ich
kannte es genau, bevor es mir geschah, Es
konnte nicht ein zweites Mal
danach geschehen. |
Wir
sprachen über uns, Du
hattest damals in den Baumstamm,
der war jung wie wir, das Herz
geschnitzt, Und
nun war es in all den Jahren
über dich gewachsen, Und es
schlug so hoch, Du
konntest nichts dafür, Es
auch mit nichts erreichen, Und du
weißt, ich ritzte auch ein Herz
in jenen Stamm, Wir
sahen uns bei unsrer Arbeit an, Und
mir begegnete es heut Lebendig
wieder und es schlug, So
eingeschnitten, wie es war, in einer andren Brust, Es
hatte sich für mich gelohnt, Es war
etwas daraus entstanden, Das
war frei Und
hatte mich auch nicht Zurückerkannt.
|
Später,
als ich über die Verwandlung
sprach, wurd ich nach Einzelheiten
ausgefragt, Und an
der Kleinigkeit,
ich hatte sie die vielen Jahre
übersehen, Wurde
ich entdeckt, Es
war, dass mir das Herz
mein Blut nun immer häufiger ins Freie
presste, und das Harz
lief viel zu langsam Aus
der Wunde ab. |
Außerdem
verlangte niemand meine Abkehr, Und
die Himmel waren ein Besitz,
die schoben sich als Lieblingstiere
auf die Füße, Und
sie wärmten oder kühlten mich Und
waren angenehm Und
blieben immer Unter
mir. |
Ein Apfel
hing im Baum, Ich
hatte ihn mir gestern angesehen, Als
der Mund
an ihm entstand und aus ihm wuchs, Es war
ein wohlgeformter, fast schon roter Mund,
der reifte noch, Und
heute kam ich dann zurück, Man
hatte diesen Mund
brutal herausgebissen, Und
der Abdruck
war noch frisch, Und
eine glatte Beißspur
unbekannter Zähne War so
tief ins Fleisch gestoßen, Und
ich hatte eine Kriegsuhr
erstmals von der einen Und
danach von einer andren Seite
miterleben müssen. |
Durch
meine Hände
liefen Bänder schöner Farben, Und
ich sah an einer Längswand
zweiunddreißig Mädchenbilder, Davon
war das eine immer schöner Als
das andere, Und
jedes andere so schön wie keines, Und
man nahm mir meine Bänder, Und
ich gab sie her und schlug durch ihre Mitte,
dort, wo sie sich überlagerten, den Nagel, Und es
war die Kreuzigung
der Farben, die traf mich direkt ins Blut, Die
Mädchen zuckten in den Rahmen. |
Dein Lieblingsinstrument
zerbrach, Es war
ja ungeschickt von dir, Es
über eine Treppe
mitzunehmen, Und du
hättest niemals darauf spielen dürfen, Sagtest
du dir jetzt, so sehr standst du im Schmerz, Und es
war nur die Schuld
der Treppe, Sie
war viel zu roh Und
viel zu schnell Treppauf,
treppab gelaufen. |
In
deinem Land
wusch man noch liebevoll die Füße
Fremder, Und es
röteten sich von der Nässe
alte Narben, und in dem Gesicht
erkannten wir die eingelassnen Zeichen
einer Schrift und andre wieder, Und in
dem Spaziergang
drückten mich Gedanken,
bis ich stehen blieb und schwankte, Und
ich zwang mich, zu vergessen, Nur um
fortzukommen, Und
ich sah mich auf dem Bahnsteig
neben einem Eilzug
laufen, der fuhr grade ein Und
müsste ohnehin gleich stehen bleiben, Und es
rollte Tür um
Tür, nun immer langsamer, vorbei, Es
würde schließlich irgendeine Halten. |
In
deinem Ohr
sah ich ein Goldgehänge, Das
bedeutete dir wenig, Und du
konntest es auch selbst nur vor dem Spiegel
sehen, Trotzdem
ließ es dich vergessen, Und
bei deinem Ausgang
spürtest du dir Arme
wachsen an dem Kopf, Der
war weit über dir Und
schwebte frei. |
Durch
das Fenster
drangen zwei, drei Lichtkristalle,
die auf meinen Mantel
fielen, Und
sie brannten Löcher in den Stoff, Doch
der verschloss sich gleich nach ihnen wieder völlig, Und
ich wartete auf einen Schmerz,
der kommen, durch den Mantel
fallen musste, Und zu
meinem Glück
ging ganz genau in diesem Augenblick
die Sonne
unter. |
Ein Richter
sprach das Urteil, Danach
war das Tier
wertvoller als der Mensch, Und
dessen Leben gab man auf; Es
schob sich über unsre Erde
eine andre Haut, die war voll Hindernisse, Und es
richtete der neue Mensch
sich ein zu überleben, Und
sich selbst verbot er jenen Spiegel,
der vergrößerte und den, der alles Gleich
verkehrt herum und auf den Kopf
gestellt erscheinen ließ, Und er
verbot sich selbst auch den, der Doppelseitig
reflektierte, weil die Bilder
sich darin nie deckten, Und
erlaubt war nur das Glas,
das spiegelte und doch den Durchblick
freigab, Und
die Frauen
zogen ihre Männer fort von ihren Schößen,
dass sie ihren Mund
nicht fänden, Und
sie waren krank vor Eifersucht
auf sich, Und
ihre Männer
waren nur ganz langsam zu Bewegen. |
Ich
fand in deinem Zimmer
wenig Platz, Und
erst die fremde Sprache,
die ihr spracht, Die
ich nicht erkannte, riss die Wände
ein, dass ich verloren ging Und
lange nach mir suchte, Und
ihr hattet keinen, der hier Übersetzte. |
Tagelang
lag weißer Nebel
über unsren Schienen, Und es
mochte sein, Dass
man von außerhalb mit einem Zugriff
hinter diesen Vorhang
schauen konnte, Und
ich suchte ihn Von
mir aus zu erreichen, Und
nur einmal stieß ich eine Fensterscheibe
dabei ein, Die Scherben
fielen gleich nach draußen, Und
ich lebte in sehr großer Höhe. |
Als Läufer
auf dem Baum hing ich kopfüber im Geäst
und sah nach unten, Und es
war nicht meine Angst
hinabzufallen sondern Dass
man nach mir werfen würde, Und
ich hatte ja den Tisch
schon ausgemacht, von dem ich hätte Essen
und auch trinken können, Der
lag hinter einem Stubenfenster, Und
davor stand jemand, der die Frühstücksbrote
zählte, um sie aufzuteilen, Und es
blieb nichts für mich übrig, Ich
ging leer aus, Es
hätte nichts genützt, wenn ich in meiner Kunst
auch über jene Fensterscheiben
noch so sicher Laufen
würde. |
Später
stand ich vor der Borke
eines Baumes, Und
ich malte eine Einzelheit
daraus auf das Papier, Ich
hätte diesen Auftrag
auch vergeben können, Aber
niemand wusste außer mir von dem Gesicht
darin, das wollt ich finden, Und
auf manchem Dachfirst
hockten Augenzeugen, die zu mir Herüber
sahen. |
In dem Zimmer
lagen Reste eines goldnen Tuches,
daraus schnitt ich kleine Streifen
und auch Punkte, die Verklebte
ich an mir als Lichtblick, Und
die Menschen
kamen nah an mich heran Und
rührten auch an meine Haut, Doch
die blieb unberührbar, Und das
Gold war nichts als Blendung,
das verschwieg ich Niemandem. |
Mein Fahrzeug
zwang mich, auf dem Korridor
zu halten, Vor
mir war die Straße
aufgebrochen, ja, die Spalten
hatten seitlich Steine angehäuft, Die
waren hingespült und Winde
legten sich darüber, Und
die Stadt,
vor mir stand schemenhaft im fensterlosen Rotstein,
das war die Versteinerung,
die streckte ihre Wurzeln bis hierher, Die
warfen diesen Fahrweg auf, Ich
schrieb auch Briefe, die ich sammeln musste, Weil
kein Bote kam, Und
Lichtsignale, welche die Maschine für mich sandte, Blieben
ohne Antwort von dort drüben, Und
ich kam nicht mehr voran. |
Hinter
mir befand sich jemand, der ein rotes Dreieck
trug, das löste sich mit einer Seite
völlig an dem Menschen auf, Er
wollte sich nicht jede Blöße
nehmen lassen, sagte er, Und
mir erschien es grade umgekehrt, So
weit war er entfernt, und sein Geheimnis
sprang mit einem Satz
bis her zu mir, Ich
wollte es nicht haben, Und
ich wehrte mich umsonst, Der
andere berief es nicht. |
Dann
dachte ich zurück, soweit ich konnte, Und es
reichte nur bis jetzt, Vor
meiner Tür
geschah das Grubenunglück, Und
die Gänge
waren eingefallen, In der
absoluten Ruhe
hörte man das Knirschen, Und
man wusste nicht, woher es kam, Und
ich war glücklich dran, In
meinem Zimmer brannte unentwegt die Lampe,
die hielt mich am Leben Und
versorgte mich mit Licht. |
Ich
saß an einem Tisch,
der schwer im Fieber lag, Und
niemand wusste etwas über seine Krankheit, Und
ich war doch täglich hier gewesen, Und
ich musste ihn verlassen, Und es
kamen andere, Die
schlugen vor, ihn zu verbrennen, Und
ich stimmte zu, In mir
war nichts, das an ihm hing, Und
wenn ich damals Tränen
auf das Holz hatt fallen lassen, die dort Löcher
hinterließen, Mochte
er mir nun verzeihn, Ich
wollte auch die Augenblicke
nicht bereuen, als ich über ihm den Sack
Verzweiflung öffnete und mich auf ihn geworfen hatte, Auch
das darauf abgetropfte Wachs
von meiner Tagekerze, Welches
ohnehin schon weich war, Sammelte
ich nicht mehr ein Und
ließ den unbegabten Feuerwerker
seine Arbeit machen, Diesmal
brannte ich von innen aus, Ich
war in schlechten Händen. |
In den
nächsten Tagen
sollte sich die Erde kräuseln, Und
man wusste wenig über diesen Zustand, Es war
nur bekannt, dass er sich jährlich wiederholte, Wäre
es an mir geschehen, hätte ich den Grund
genau gewusst, Auch
wär der Abstand
zwischen dem Erscheinen Viel,
viel kleiner. |
Als
ich an das Tor
nach draußen kam, erschrak ich sehr, Es war
aus Eisenstäben
und versperrte gänzlich diesen Durchgang, Und
auf beiden Seiten
war ein Druckknopf, den man kurz bedienen musste, Und
das Scherengitter
schob sich völlig ineinander, Und
sofort entstand die Sehnsucht,
es zu schließen, Dieser
Vorgang
war kaum abzuwarten. |
Es ist
ein Zufall,
dass wir Fliegentiere sehen können, Und
ein Zufall
ist es, dass uns nur das Licht
die Sichtbarkeit verspricht, Und in
der letzten Nacht
erwachte ich vom Telefon, Ich
nahm den Hörer
ab und niemand sprach, Und so
sprachst du zu mir, Und
nicht einmal dein Atem
war zu hören, Und
ein zweites Mal in
dieser Nacht nahm ich nur ab, Dann
unterbrach ich die Verbindung, Und
nun hattest du mich ganz, Mich
schlug der Schlaf danach, Und
meine Hilferufe rissen mir die Lippen
auf, der Traum
erlautete und drang nach draußen, Und
die Marionette
öffnete den Mund, Und es
war nun an mir zu reden, Und
die falschen Ohren, die mich hörten, Nahmen
gar nichts wahr, Ich
hatte auch gesehen, dass der Schnee,
der gestern noch auf Zweigen
saß, nun angetaut und abgerutscht, Nach
unten hing und dort gefror Und
festgehalten wurde, Überall
war unser Schnee
an Ästen hochgeflogen, Keiner
achtete darauf. |
Als
ich kam, sah ich dich nackend auf der Heizung
hocken, deinem Morgenmantel
wolltest du nicht trauen, Und
die Wand, in der der Haken
saß, an dem er hing, Gab
keine Wärme ab, Du
würdest dich in ihm erschrecken, Und
dein Blick
ließ nicht von ihm. |
Du
triebst auch den Gedankenmissbrauch
an dir selbst, Der
stand bei mir schon lange unter Eigenstrafe. |
Du
warst verletzt, zwei Stöcke
stützten dich, zum Atmen
lehntest du dich an die Holzwand, Früher
hättest du darüber niemals nachgedacht, Zu
deinen Füßen
fiel ein Eiskristall
aus einem winterlichen Baumgeäst
in eine kleine Straßenwunde, Du
beneidetest die um die Kühlung, Über
dir hing noch der Himmel
voll davon, Und
irgendetwas, irgendeiner trank dich aus, Ich
sah dir aus der Ferne zu, die Lieder,
die du leise sangst, erreichten nicht mein Ohr, Auch
war’s von dem, was du dir sagen wolltest, viel zu wenig, Und du
wendetest dich immer wieder an die Stützen,
deine Lehnwand,
an die Eiskristalle
und die Straßenwunde, Das
war nicht genug. |
Auf
dem Weg
stand neuerdings das kleine Warnschild, Und
dahinter lag ein blanker Strahl,
der tödlich war, Sonst
gab es nichts, Es
wäre alles meine Schuld, Der
kleine Diebstahl, den ich machte, War
zum Schluss
nur das Versagen anderer, befand man, Und es
wäre wirklich nichts. |
Meine Freiheit
stand ganz plötzlich außerhalb, Ich
musste immer erst die Haustür
hinter mir verschließen, Und
die Freiheit, die ich für mich meinte, Lag in
meinem Mittelpunkt, Ich
selbst war ihre Eingangstür. |
Ich
sah den Duft
der Blüte, die war noch versteckt in einer Knospe, Und
aus kalter Erde
stach das erste Grün, Und
ich besah mir alles aus der Nähe, Einfach
war es nicht für mich, sich abzuwenden, Und du
wendetest dich einfach ab, Dem Wind
erlaubtest du noch immer, dir ins Haar
zu greifen, Und
die Kleider
lagen eng an dir von ihm, Du
hieltst dich mit den Augen
irgendwo in einer Ferne fest, Mir
war es recht, dass du mir Unrecht
tatst, Ich
konnte nichts damit beginnen, Auch
der Mantel,
den du offen trugst, schlug um, Ich
staunte, dass die dunklen Stoffe sich in Seide,
Samt
und Blech,
das dünn gehämmert war, in ihrer tiefen Schwärze
voller Wehmut
voneinander unterschieden, Ohne
diesen Wind
stündst du in deinem schwarzen Kleid
in Trauer da. |
Das Warnschild
stand noch immer hoch, Ich
sah mir seinen Rücken
an, Dort
war kein Hinweis
auf die Vorderseitentödlichkeit,
Ich
ließ ein ganzes Jahr
vergehen zwischen dir und mir, Und
wir verloren wohl am meisten in den ersten Tagen
an Entfernung. |
Ich
hätte gern gefragt und nachgesehen, Doch
du hättest es bemerkt, Und
meine beiden Helfer
hielten sich in einem ganz bestimmten Abstand
zu dir auf, So
konnte ich dich gut in mir Vermessen. |
Drüben
auf dem Nachbargleis
begann der Fernzug
seine Reise, Und
der Dachschnee
fiel am Ende
als ein weißer Schleier auf die Schienen, Ich
war mitgefahren, stand im letzten Fenster, Und
was hinter mir verwirbelte, war die Erinnerung,
die machte Platz für die Erleichterung,
die breitete sich endlos aus und Blieb
mir für die ganze Fahrt
als weiße Fahne auf den Fersen,
bis zum Schluss, dann holte sie mich Wieder
ein, Ich
saß ja auf der andren Bahnsteigseite
unter den Zurückgebliebenen. |
In
meinem Mund
erfuhr ich von dem Mädchen,
das war in der Liebe
tödlich krank Und
stand auf einem Fenstersims, Man
holte es zurück und stritt mit ihm, Weil
es verboten wäre, was es tat, Und
diese Krankheit
war so schlimm, Es
sprang vom nächsten Hochhaus
ohne jede Sicht in dichtes Treiben
weißen Schnees, Sein
Fallen mochte bis zum Aufschlag
nicht beendet sein Und
war nicht abzusehen Und
blieb ungewiss. |
Man
rief mir nach, ich hätte Einzugreifen
und ergriff mich fest, Ich
sollte wenigstens den Mund
auf kalte Schienen legen, Die
fand aber niemand unter hohem Schnee, Und
später hatte man mich dann vergessen, Als
ich schmolz und unbemerkt Verlief. |
Wer
dich nicht kannte, konnte mich nicht kennen, Was du
redetest, sprachst du durch meinen Mund, Ich
sprach für dich, Die
Schlote reichten weit bis in die Wolken, Und
man konnte nicht den Rauch
von den Naturgebilden unterscheiden, Hinter
mir stand die Maschine, Und
ihr Stampfen
wurde mir zum Herzschlag, So
schlug außerhalb mein Puls, Und
meine Arbeit
lehnte irgendjemand ab, Er
konnte keine Mehrheit
dafür finden, Und
die andren hatten einen Gipfelstürmer
vorzuweisen, Der
stand wohlgerüstet und trainiert am Fuß
des Berges, Und
ich saß hier oben ganz allein Und
brauchte wirklich keine Hilfe, Und
ich sollte immerzu Getrost
sein. |
Meinen Heimweg
machte ich umsonst, Und
nirgends lagst du auf der Lauer, Und an
einer Straßenlampe
lehntest du und rauchtest eine Zigarette,
die war wichtiger als alles andere, Du
überhörtest meine Schritte
ganz absichtlich, Und du
sahst mir auch nicht nach, Ich
mochte mich, so oft ich wollte, nach dir Umschaun. |
In der
Tageszeitung
war ein seltner Vogel
abgebildet, den sah man im Flug, Ich
schnitt ihn sorgfältig heraus und gab ihm seine Freiheit, Das
war immer noch ein wenig mehr Als
wäre er am Leben. |
Ich
dachte dabei auch an dich, Ich
hatte in das Fensterglas
gegriffen, weil dahinter eine Landschaft
stand, Und es
zerbrach sofort, Die
schöne Aussicht lag zersplittert auf dem Boden, Und
ich war verwirrt, die Scherben
waren alle in den Raum,
in dem ich mich befand gefallen, Und
auf ihnen sah ich gleich das Mosaik
der Landschaft durcheinander liegen, Drittens
hatte sich die Freiheit
zwischen meinem Daumen
und dem Zeigefinger Eingeschnitten, Und
ich blutete, Doch
tropfte dieses Blut
nicht bis nach unten Sondern
es verging im Fallen, Und es
blieben außer meinen Schmerzen
keine Spuren, auch das Tuch,
mit dem ich alles überdeckte, blieb Ganz
rein. |
Später
sah ich, dass der Riss
an meinen Fingern, hier nur ihren Anfang
nahm, Und wo
ich ging und stand, schnitt er sich in den Grund, Und es
verlief wohl unter jeder Oberfläche,
denn ich konnte ihm mit meinen Augen
folgen, Alle
andren sahen nur die Wunde, Und
die endete für sie an mir Und
fand nicht ihr Intresse. |
Irgendjemand
schlug aus einem Hinterhalt
nach mir, Mit
einem Stock,
vielleicht sogar mit einer Stange, Doch
er traf nicht gut, Er
brach mir nur ein kleines Stückchen
Glas aus meinem Schädel,
das verwirbelte ein wenig Und
blieb neben mir im freien Raum
und fiel nicht auf den Boden, Ja,
ich konnte es ergreifen Und
für mich verwahren, Und es
war ein leichter Unfall,
der fand täglich statt. |
Du
fragtest mich nach den Geräuschen
aus der Nachbarschaft und sagtest, Dass
ich mir nun alles merken müsste, Und du
kämest wieder, um mich auszufragen, Und
ich lebte doch allein, Das
konntest du nicht übersehen haben, Und
ich sah mich um, Es
lebte niemand um mich her, Ich
war auf dich gut vorbereitet, Und
die nächsten Tage saß ich nur und lauschte Und
schrieb die Geräusche,
die ich nicht erklären konnte auf, Sie
passten gut in dieses Bild, Vom
Strand her holte ich mir trocknen Sand
in meine Zimmer, Den
ließ ich mir unablässig Durch
die Finger
laufen. |
Als
ich aus dem Hause
ging, war ich zu langsam, Und es
fiel dir auf, Du
spottetest, dass ich doch alles, Was es
nicht zu sehen gäbe, So
genau betrachten müsste, Ja, es
fiel mir selber auf, Und
meine Eile
war mir schmerzlich, Und es
regnete aus allen Ecken
plötzlich dieser Abschiedshagel
auf mich ein, Der schlug
mir weiße Körner
ins Gesicht Und
auf die Hände, Und
ich floh vor dieser Wahrheit
und stand völlig still Und
gab dir recht. |
Durch
die Landschaft
zogen sich die schnurgeraden Linien
superschneller Reisezüge, Denen
wuchs, weil sie wohl in dem Wetter
lebten, Dieses
enggeschmiegte, blanke Fell, Das
konnte man nur dann entdecken, wenn sie hielten Und
man mit den Fingern
gegen ihre Richtung
fuhr. |
Zwischen
jedem Stockwerk
hing im Treppenhaus
ein Netz, Ein
Selbstmord sollte dadurch sinnlos werden, Und
die Haken, die die Netze
hielten, waren durchgerostet Und
verblutet, Und es
kam hier niemand mehr auf den Gedanken,
sich zu töten, Und
ich sah es so: Den
schlanken Pfeil,
den ich mir noch nach altem Vorbild
angefertigt hatte, Schoss
ich von dem Bogen
ab und traf im Zufall
den Planeten, der zersprang, Und
seine Brocken
fielen nicht auf mich herab, Sie
blieben in der Bahn, der Pfeil
darin kam nicht voran, Er
steckte nur als Stock
tief unter ihnen Und
kam nicht zu mir zurück, Es
ging so viel verloren, Das
ich hatte nicht bedenken können. |
Alle
Straßen führten hin zum Platz,
der war der Mittelpunkt, Dort
stand die übergroße Schachtel, Und
auf ihren Innenseiten
trug sie große Kunstgemälde,
die man sonst nicht sah, Es
waren Worte
eines unsichtbaren und vorhandnen Phantasiegebildes,
Und
man zweifelte daran, Obwohl
man alles wusste. |
Ich
schlief auf dem Gerüst, Und
unten standen Menschen,
die mich riefen, Und
ich wachte auf Und
konnte mich nicht zeigen, Irgendjemand
hatte mich im Tiefschlaf
angeschnallt, Und
meine Rufe gingen unter, Und
man hatte mich gewarnt Und
riss nun alles ab Und
fand mich nicht Und
ließ mich in der Höhe
einfach liegen. |
Der Wind
ließ mich in Ruhe Und
sprach nun mit trocknen Blättern
in der Hecke, Auf
der Erde
stieß mein Fuß
versehentlich an einen kleinen Ring
aus Goldmetall, Der
hob sich ab und flog in steilem Bogen
an den Lichtmast, Der
erklang im Aufprall, eine Glocke,
die nur einen Anschlag hatte, In der
letzten Dunkelheit, erinnerte ich mich, Wurd
in den hohen Bäumen
jedes Nachtgeräusch mit einem Löffel
umgefüllt, Es
mochten aufgeschreckte Taubentiere
sein, die meinen Kopf
durchirrten, Und
ich zählte auch die kaltgestellten Flaschen,
die man meinetwegen öffnen wollte, Und an
meiner Seite
redete mir die Studentin
voll Begeisterung vom Tod
der Krankenhauspatientin, Der
war nachweisbar gewesen, Und er
stimmte überein mit jeder Theorie, Das
Mädchen sagte auch, dies sei ihr erstes Sterben.
|
Ein
neuer Frühling kam, Ich
sah mir eure Bilder
an, sie grünten, Und es
würde kaum noch dauern bis zur Blüte, Irgendwann
müsst ich die Netzte
meines Denkens flicken, Überall
drang Wasser ein, das mich Gefährdete. |
Zweimal
schenkte ich dir Blumen, Und es
waren nur Versuche, Und
ich sah, dass sie nicht in der Vase
blieben, sondern sich entwurzelt über Tische,
Stühle auf den Boden
fallen ließen, Und
die Stengel
bohrten sich hindurch, Ich
wagte es kein Drittes
Mal. |
Aus
einem Rauchpilz
fielen Ascheteilchen
auf den Mantel,
der war dunkelblau, Ich
hatte mir zuvor die durchsichtigen Wände
meines Zimmers
zugeklebt mit einzelnem Papier,
das war als Stein
auf Stein gemauert, Und es
reichte nicht, Ich
selbst war immer noch berührbar, Und
das Zimmer war sehr klein, Als Wohnraum
viel zu eng zum Leben, Und
ich nahm die Blätter
wieder ab Und
heftete sie mir auf meinen nackten Leib, Sie
schmiegten sich als Federn
eng an mich, Mit
meinen Armen
machte ich die Flugbewegung
großer Vogeltiere. |
Anderntags
vergaß ich meine Arbeit
und schrieb den Bericht
an eine Zeitung,
darin sprach ich von dem Meisterwerk, Das
sah sonst keiner, Und
ein Fischer
wurde dargestellt, Der
fuhr mit seinem Boot
auf einem See, man sah, die Oberfläche
war aus Glas, Das
hielt ihn fest, und Boot und
See und Fischer waren aus demselben Guss, Und
sie verharrten völlig, Und
die Landschaft
wuchs allmählich um die Lauschenden, Und
der Betrachter
achtete auf alles, was er Hörte. |
Wir
stiegen in ein Fahrzeug,
um zu fliehen, Und,
wenn wir den Platz
erst hinter uns gelassen hätten, Würde
keine Not
und keine Angst Und
keine Freude und kein Mensch
mehr bleiben, Und es
blieb der Fluchtgrund,
den wir mit uns nahmen, Hier
zurück. |
Vor
den Häusern
trat ich an das Ufer, Irgendjemand
sprach zu mir von Inseln,
die dort draußen lägen, Und
sie täten wohl, Ich
mochte es kaum glauben, Und
ich dachte an den blankpolierten Nussbaumschrank
in einem Zimmer,
das mich kürzlich aufgenommen hatte, Darauf
ruhte eine halb ovale Wasserkugel, In der
höchsten Kappe
war ein wenig Luft
als Blase eingeschlossen, Als
ich warten musste, sah ich dort hinein Und
fand mich auf der Oberfläche
abgebildet, eine Spiegelei
in Flüssigkeit, Und
damals sprach mich gleich danach die Unbekannte
an, sie hätte mich sofort erkannt, Ich
sollte unbedingt berichten, wie es mir Ergangen
wäre an dem Sandstrand
vor der Häuserreihe. |
Leere Schiffe
liefen aus dem Hafen, Irgendwo
erwartete man mich, Und
ich ging fort und sprach dann einen Mann
an, doch der wusste nichts Und sagte
auch, er könne mir nicht raten, Und
ich freute mich Und
hätte nicht gedacht, so schnell Und so
viel Glück
zu haben. |
Eine Frau
begegnete mir auf der Straße, Und
sie schob ganz vorsichtig und langsam einen Kinderwagen,
der war schwer zu lenken, Und
sie lehnte meine Hilfe ab, Ich
sah versehentlich hinein Und
blickte durch das klare Wasser,
das sie fuhr, bis auf den Boden,
darin war kein Grund. |
Ich
verließ die Stadt, Und
eine neue Jahreszeit
brach an, Ich
suchte nach dem Baum,
darunter würden, sagte man, Gesichter
liegen, deren Atem
sollte von den Düften
junger Mädchen und von Sinnen
ihrer Fröhlichkeit
und Leichtigkeit durchzogen sein, Man
sagte auch, man sähe alles nicht sofort, Und
aus den Zweigen
blinzelte ein Auge, Auf
der Erde
fand ich einen Mund, Und
junges Grüngras
legte sich als Stirnhaar auf die Seite, Von
der Segelyacht,
die ich verlassen hatte, Rief
man mir noch nach, die Lustfahrt
hätte jäh ein Ende
hinter mir gefunden, Und
mit eingeknickten Masten ging das Stadtbild
in den Wellen unter, Meine
Hände griffen wie nach Halt Um
ihre Stämme. |
Alles
musste ich beachten, Und
ich sah mich um, Die
eignen Augen
hockten überall, Dann
küsste ich die Erde,
die mich trug, Weit
unter mir, das wusste ich genau, Würd
mich kein Stein mehr tragen, Und
auch hier lief ich Gefahr, Und
auch den Lippen
blieb ein Sandrest liegen, Der
mich irritierte. |
Hinter
einer Hütte
brannte irgendetwas ab, Ein
blaues Lichtgas
schnellte mit den Flammen hoch Und
stieg so völlig senkrecht in die Sonne, Das
war ganz umsonst. |
Als es
Abend
war, bemerktest du den Tag,
der nun vorüber war, Und
ich erinnerte dich an das junge Mädchen,
das vom Hochhaus
in das dichte Treiben
weißen Schnees gesprungen war, Und
morgen früh und überhaupt von nun an Würde
ich zu jedem Dachrand
sehen, das wär völlig sinnlos, Manchmal
war ich auch hinaufgegangen, Hatte
mich dort umgesehen, Und es
war ja nichts gewesen, bis auf jenes eine Mal,
das war dann viel zu spät, Und
morgen früh würdest du bestimmt Auf
deinen heißen Kaffee achten, Und
ich ging noch diese Nacht
aus unsrem Haus, Warf
lange, dicke Seile
übers Dach und die verankerte ich draußen in der Erde. |
Vor
dem Fenster
standen Arbeitsmänner, die ein Netz
in ihren Händen hielten, Und
sie spannten es in eine Häusernische, Und
dahinter lag kein Fenster,
wie vor mir, Es war
auch keine Öffnung
in der Wand, Es war
nur dieser eine Zugang
möglich. |
Als du
warten musstest, drehtest du im Spiel
den Schuh an deinem Fuß, Der
saß sehr fest, Du
prüftest ihn von allen Seiten, Deine
Finger hattest du gepflegt und deine Hände
hieltst du ordentlich, Dann
zupftest du dein Kleid
zurecht, Ich
wagte nicht dich anzusprechen, Viel
zu sehr warst du mit dir beschäftigt, Und
die Wartezeit war dir zu kurz. |
Draußen
vor dem Reisefenster
stand die Landschaft
auf und eilte sich, an mir Vorbei
zu kommen, Namensschilder
rissen ein Und
blieben im Vorbeiflug
mit den Fetzen
in den Augen hängen, Weit
entfernt verharrte Ganz
unwirklich ausgeschnitten dieses Tier,
das ich aus Büchern kannte, Und
die Freifahrtlampen zündeten sich eigne, grüne Sterne
an, In
meiner Landebahn hatt ich den Ausblick
nur zur Seite, Und
was vor mir lag und wo die Haut
blieb, die man mir vom Körper zog, Konnt
ich nicht sagen, Ja, es
schien auch so, als stünd der Ankunft
irgendetwas noch im Wege. |
Erst
sah ich entgegen meiner Fahrt
und dann ihr hinterher , Es war
kein Unterschied, Auch
waren alle Tage namenlos, In Wahrheit
drehte sich dieselbe Helligkeit
ganz ohne jede Unterbrechung
um die Erde, Und
sie kam erneut Und
kam und blieb auf diese Weise, Und es
war nur allzu gut verständlich, Dass
der Schwarze
Punkt in meinem Kopf
verbleiben musste. |
Was
mich nicht verließ, war meine Gegenwart, Ich
mochte noch so schnell sein, Und
ich war vor mir an jedem Ort
und kam mir stets Entgegen. |
Die Besichtigung
des Turmes wurde abgebrochen, Und
auf halber Höhe
klaffte oben in dem Dach das große Loch,
das wollte uns den eignen Himmel
zeigen, Wie
erschraken und zugleich zog uns die Tiefe
an, Wir
mussten heftig mit den Flügeln
schlagen um nicht abzustürzen, Und
der Weg
zurück war sonderbar, die Stufenhöhe
hatte sich verändert, Und
sie war viel tiefer als zuvor, Ich
galt hier nichts und ging voran Und
führte die mir folgten, Auch
vorbei an einem Totenschädel, Eben
noch, beim Aufstieg war er heil gewesen, Und er
blutete ein wenig, Und
ich zog den Handschuh
aus und warf ihn über die Verletzung, Und
ich selbst trug einen Hut. |
Früher
lief ich oben auf der Mauer,
die war niedrig, Und
man hatte neuerdings die ganze Oberkante
mit Zement bestrichen, Darin
steckten aufrecht Flaschenscherben,
Und
man konnte nicht mehr auf die Weite
über allen Köpfen
achten ohne dass man sich Verletzte. |
Drüben
standen lange Spieße
in der Erde, Und
sie zeigten gegen unsre Richtung, Und
sie konnten, ohne sich zu rühren Tödlich
sein, Und
man zog einen Schutzzaun
eng um sie herum, Und
unser aller Wege
führte auf sie zu, direkt zu ihnen, Gegen
ihre Richtung. |
Ich
setzte in das Lachen
einer jungen Frau
das Tageslicht, Ihr
saht mir alle zu und achtetet genau auf jeden Handgriff,
den ich machte, Und
ich zündete die Kerze
an, mit einem Bügel
konnte man sie auf- und niederschieben, Alles
fiel in diese Helligkeit, Und
aus der Glaskaraffe trat ein roter Schatten
Eigenlicht, das ließ ich auch aus meinen Fingern
fallen, die ich nah genug der Flamme
überließ, der Schmerz
stand auf der abgewandten Seite, Und es
blieb bei diesem einen Lachen,
das nicht endete, Ins
offne Fenster
stieg ein Hahnenschrei,
der ging auf einem Tellerrand
spazieren, Alle
saßen wir in einem warmen Zimmer, Jeder
hing mit seinem Mund
dem Rotlicht an, Es
stand noch lange in der Kerze,
in den Fingern,
in den Augen,
auf dem Tellerrand
und war ganz unter uns, Man
konnte es nicht fangen. |
Flach
war meine Landschaft,
und die Berge,
die ich schuf, verhöhnten mich mit Meeresrauschen, Und
die Ebene,
nach der ich Ausschau
hielt, verspottete mich mit dem Echo,
das ich nicht erwartete, Und
meine Hände
waren warm und wären gern das Nest
für einen Suchenden geworden, Hätte
ich sie nur ein wenig Öffnen
dürfen. |
Erst
im nächsten Augenblick
erkanntet ihr das Unglück, Und an
meiner Haut war doch kein Haken, Und
ihr wart nun einverstanden, mich zu lassen, wie ich war, Und
Freunde konntet ihr an mir nicht finden. |
Im Richtstrahl
meiner Taschenlampe Drehte
sich ein großer Ball, Es
blieb für ihn an jeder Stelle,
die der Lichtstrahl traf, die gleiche Helligkeit, Ich
zählte meine Tage
ganz umsonst, als ich noch auf ihm lebte, Auch
die Nächte
waren stationär im Raum,
und nur die Erde
wechselte darunter weg, Es kam
mir das Gespräch
mit euch gelegen, Und
ich sah, dass ihr euch um die Fliegentiere
kümmertet, die mich so störten, Und
ihr hörtet meiner Wahrheit
zu und ließt nichts aus den Augen, Und es
war euch wert, dabei zu sein, Ihr
lachtet auch, als ich die Sonnenfinsternis,
die über alle Kontinente
lief, in Tage unterteilte und von ihrem Aufgang
sprach und von dem Untergang. |
Unter Wasser
konnten wir durch unsre Technik
miteinander reden, Und es
war die Eigenart in den Gesprächen,
dass wir uns nicht sahen, Und
uns alles ganz genau beschreiben
mussten, um uns zu verstehen, Und
wir sahen auch, in welcher Höhe
wir uns grad befanden, Und es
wäre ohne Sinn
gewesen, hinzusehen. |
Jede Nachricht
drang durch alle Wände, Und
ich hatte eine Angst,
die kümmerte sich nur um mich, Es
könnte sich doch alles auch nach draußen wenden, Und
man würde um mich wissen, Ohne
mich zu kennen. |
Im Vorhof
lag ein Kernholz, Das
war schwer zu spalten, Und
ich hatte es geschont, es lehnte an der Hauswand, Und
ich sah es täglich an und Immerzu
erinnerte es mich an seine Teilung,
und, vom Wetter ausgelöst, Begann
dann doch der Riss,
der wuchs von seiner Oberfläche, Und
ich konnte nichts dagegen tun Und
musste warten, Und
ich wusste auch, ein Fachmann
hätte längst in beide Seiten
das gewellte Eisenblech getrieben, Und es
hätte keine Spaltung zugelassen, Andrerseits
würd ich von mir kein Sterbenswort
verraten, Und
ich deckte über alles meine Tagesjacke, Und
ich gab mich wieder etwas mehr dem Wetter
preis. |
Ich
konnte auch nicht wissen, Ob ihr
mich verstehen würdet, Und
der Tag
war mir bis hier ganz wirr gewesen, Und
ich strich aus ihm die Unverständlichkeit
heraus bis zur Unkenntlichkeit, Das
war verboten, Und
ich musste Buch
darüber führen, über jede Änderung, Und
das war auch verboten. |
Dann
erzähltet ihr von einem Bild,
das hing in einem meiner Zimmer, Dass
es euch so gut gefallen habe, Und
ihr spracht von einer seltnen Wirklichkeit,
wie man sie nirgends findet, Und
ihr wart so grausam, weil ich selber Ichbild
war und stand vor euch und hing auch Lebend
an der Wand daneben. |
Von
unten her, ich meine durch den Boden,
über meine Füße,
zittert und vibriert an mich das Herz
der lebenden Maschine, Und es
schlägt und stampft und lässt nicht ab, Und
horche ich nach innen, stolpre ich gleich über Stiche
in der Brust, Und
drüben sehe ich ein Nest
in Blüte, Und
den Vogel
steckte man auf einen langen Draht,
der schwingt im Wind, Die
Liebe, die ich hatte, wurde angeschraubt Und
funktioniert nun einwandfrei, getrennt von mir, Ich
bin entlassen, und die Macht,
die ich einst mit mir brachte, Ziehe
ich an einem kurzen Faden
hinterher, Sie
hakt, so gut es geht, an Ecken
und an Kanten, Und
sie wehrt sich gegen meine Gängelei. |
Hätte
ich die Wanduhr
aufgezogen, hätte ich Beständigkeit
geschaffen, Doch
statt dessen war die Zeit
nun vor die Tür gefallen, Und
sie schlug in einem fort, Man
brauchte sich nicht mehr um sie zu Kümmern. |
Gestern
las ich ein Gedicht,
es war ein Waldweg,
der euch von der Straße führte, Und
das Unterholz
wurd immer dichter, Und
ich ging voran und sah mich selten um, Und
einer nach dem anderen von euch Ging mir
verloren, und die Worte,
die ich bis zum Ende
zu euch sprach und die ihr trugt, Las
ich von diesem Waldweg
auf, ich konnte mich nicht um euch Kümmern. |
Es tat
sich eine Frage
auf nach dem Ersatz, denn heute war Karfreitag, Und
ein Sänger
übte für den Abend, Und
wir hörten, wie er sang: „Es
ist vollbracht,“ Und
ich blieb auf der Kellertreppe
stehen, beugte meine Knie
und sah mich um nach dem Ersatz
und dachte an den Sänger,
der saß in der Badewanne, Und
man plante irgendwo die Urnen
ausgesuchter Menschen in ein Satellitenfenster
zu verkaufen, Dort
war Platz
für schier unendlich viele, Und
ich flehte innerlich darum, Dass
mich die Klarheit
selbst in dieser dunklen Nacht
auf meiner Kellertreppe Überkomme. |
Über
allem stand das Zelt, Ich
weiß ja, früher musste man es anders deuten, Und
man quälte heute nicht mit Essig, Und
man stieß die Seite
nicht mehr auf, Das
trieb mich in die Flucht, Ich
kreuzigte die Dankbarkeit,
das machte nichts mehr aus, Ich
kniete auch auf Schienen
zwischen Hochgeschwindigkeitsfahrzeugen, Die im Notfall
nicht mehr halten konnten. |
Mit
dem Rücken
lehnte ich mich an den Baum, Es
roch an ihm so trauersüß, Ich
drehte mich herum und sah das rote Harz
um einen eingeschlagnen Nagel
quellen, Nein,
ich wagte nicht den Blick
zu heben, Und
ich fand ja alles, Wie
man es erzählte Und
wie es beschrieben stand, im Buch. |
Weiß
ist dein Gesicht,
du schadest dir in Vielem, Und
als ich dich damals liebte, Nahm
ich dir das Herz ab, Und
ich schnitt es ein in eine Rinde
und verließ dich, Und
danach, als ich durch Zufall
wieder kam, erschrak ich, weil es Groß
gewachsen war, Es saß
inzwischen viel zu hoch, Du
selbst erreichtest es nicht mehr, Und
neben dir las ich ein Schild: „Lass
dich in meinem Schatten nieder,“ Das
verstand ich nicht, Und
heute bringe ich dir Salz und Brot, Das
wirfst du mir nun nach, Ach,
ich vergaß das Trinken, Und
ich stieß nicht mit dir an, Ich
dachte auch, der Platz,
den ich für mich alleine brauchte, Engt
doch immer einen andren ein, Und du
verstandst dich anders: Wenn
du gingst, Wurd
immer etwas frei. |
Ich
schlug die Seite
eines Bilderbuches auf, Es
stellten sich die winzigen Figuren
automatisch Hoch
und räumlich voreinander, ein Theater,
das sich nicht bewegte, Und es
blieb ganz stumm, Und
oft ging ich an mir vorbei, Ich
stand als Bettler
überall im Wege, Und
ich gab mir nichts Und
horchte auch nicht auf die Litanei. |
Heute
zog ich mir das Geld
aus einer Wand, Sie
gab davon so viel ich wollte, Und es
sah mir niemand zu, Und
tausend Augen
starrten mir aus tausend roten Lampen nach, Bis
ich mich wieder ausgegeben hatte, Dann
wurd ich erneut Verteilt. |
Dort,
wo ich die Augen
suchte, waren goldne Tupfer, Und
ich war verwirrt, Ich
drehte einen roten Faden
in der Hand, der Strammte
sich und ließ sich zupfen, dass ein Ton
erklang, Dann
sah ich noch einmal zu dir, Du
wolltest mich begrüßen, Und
die Hände,
die du reichtest, waren überspannt mit Seide,
die entstand im hohen Alter, oder war es Pergamentpapier, Ich
fühlte mich gereizt, darauf zu schreiben, Und
ich sollte lieber darin lesen, sagtest du, Es wär
ein Gottesdienst
wie jeder andere, Und
meine Angst
wurd heiß, ich wich zurück, der Faden
schnellte mir davon und hinterließ die Blutspur
auf den Fingern, Und
ich las nun doch. |
Auf
der andren Straßenseite
stand der Turm
des Gotteshauses hoch hinauf in Flammen, Und
ein Mann,
den ich von dieser Seite sah, sprang in den Fluss,
in dem er gleich versank, Ich
sah noch, dass er an die Beine
etwas angebunden hatte, Und
der Turm
schlug um zur Seite und fiel hinterher, Es war
für mich nicht einmal der Zusammenhang
ersichtlich. |
Erst
im freien Feld
kam ich zu mir Und
hatte lange fahren und dann lange gehen müssen Bis zu
dieser Stelle, Und
sie war in meinem Zimmer, Und
ich legte mich und wartete Und
hörte nacheinander drei der Explosionen, Und
die vierte blieb so weit zurück, Dass
sie mich nicht Erreichte. |
Den Vogeltieren
nützte keine Bäckerstube, Und
sie flogen dir davon und pickten unter einer Parkbank
in dem Sand, Ich
war gewiss, du würdest immer noch die Wohnung
haben unter deinem eignen Tisch Und
hatte mich geirrt, der Platz
darunter war verlassen, Und
ich ging zum See,
der lag inmitten unsrer Stadt, Die
weißen Entenvögel,
die dort schwammen, Maltest
du besessen auf ein weißes Blatt
Papier, die Tiere
hoben sich nur sehr schwer davon ab, Man
konnte dich mit nichts belehren, Und
ich selbst saß immer wieder vor dem Spiegel,
dem hatt ich vor Jahren
schon die Augen ausgestochen, Und
ich wusste nicht, auf wessen Seite
nun das Recht stand. |
Irgendjemand
gab mir eine spitze Eisennadel
in die Hand, Ich
kannte mich nicht aus und stach damit In
alles Mögliche und ritzte tiefe Spuren,
weil ich es nicht besser wusste, Und
den Himmel,
der gleich über mir begann, Zerkratzte
ich und durfte wirklich Machen,
was ich wollte. |
Als
ich heimkam, Wurde
ich von mir empfangen, Und es
war auf beiden Seiten
keine Freude und kein gegenseitiges Willkommen, Und
das einzige, was ich bemerkte, was mir Hoffnung
ließ, war, dass ich zwischen Mir
und mir nicht unterscheiden konnte, Und
von beiden war auch einer aus dem andren Projiziert. |
Wir
saßen im Konzert
und lauschten auf ein Instrument,
das spielte weit entfernt, Es
musste außerhalb des Raumes sein, Du
sprachst zu mir ein falsches Wort, Dies
war die erste Feindberührung,
die wir miteinander hatten, Später
ließ ich eine schwarze Fahne
schneidern, die zog ich dann auf Und
ließ sie über unsren Köpfen flattern, Hoch
entrückt wurd sie zum Blindpunkt,
der durch unsre Augen zog, Sie
hob sich auch an weißen Tagen Nicht
mehr ab vom Hintergrund, Und
aus der Zeitung
lasen wir von schwarzen Fahnen, Die
entstanden auch aus andren Gründen Und
aus andren Stoffen und verwehten schneller Oder
zogen endlos über alles hin. |
Wir
konnten die Berührung
mit der Erde nicht verhindern, Und
für unsre Füße,
ja ich sag es so, für meine Füße
würd es niemals eine Bodenfreiheit
geben, Auch
die Zeit,
als ich auf meinen Händen ging, ging ich in Wahrheit
nur mit umgekehrtem Zeichen,
das war keine Wahrheit, Und in
meinem Kopf
stand Schwindel auf. |
In der
Gartenkolonie
zog jemand Fähnlein
auf, Sie
hatten nur die Größe
seiner Hände, Und
sie ragten nicht einmal bis in die Schulterhöhe, Und es
zeigte mir der Mensch
wie sehr er über diesen Dingen
stehe und sie sich vor Augen halte, Und er
sähe nichts von alledem. |
In dem
Schlafsaal
standen statt der Schlafenden,
die handgemalten Bilder, Draußen
drängten sich die Obdachlosen
vor dem Eingang, Und du
wusstest nichts mit ihnen anzufangen, Und in
diesem Augenblick
riss deine goldne Kette, Und
sie hing als Zeichen
deiner Weiblichkeit um deinen Hals, Du
spürtest nur ihr leises Tasten
über deine Brust, als sie herabfiel, Und
sie musste sich ja irgendwo Gefangen
halten, Sicher
ging sie nicht verloren, Dann
erlebtest du auf deiner Haut
dies ganz besondere Gefühl
ein zweites und als Schauer
gleich danach ein drittes Mal, Es
ging so schnell, Du
horchtest laut nach innen, Und du
wehrtest niemandem, Und
alles waren Linien
einer Front: Die
Bilder und die Obdachlosen, du im Raum,
an dir das Tasten
einer unbedachten Hand. |
Deine Kleidung
nässte durch, Du
gingst im feinen Regen,
der drang in die Wolle, Und er
machte dir die Haut
so schwer, die Schritte
wurden vorsichtiger, langsamer, Und
dein Gesicht erblühte und du richtetest es auf das Steingrau
über dir, Das
ließ sich auf dir nieder, Und du
liebtest alles, was um dich geschah, Es war
ein Bild,
das wurde grad lebendig, Und
ich hängte es nicht um. |
Es war
ein Wettlauf
der Gedanken zwischen uns, Den
sollten andere entscheiden, Eines
gab ich zu von vornherein, Und
alles was ich dachte, ging entgegen jedem Sinn, Ich
konnte davon gar nichts wissen, Und du
warst zu jeder Zeit
genauso weit wie ich. |
Du
verlebtest deine Zeit
in einer Schachtel, Die
verließt du nur, um umzusteigen in die andere, Die
wurde dann dein neues Heim, Sie
hatten immer rechte Winkel
und sechs Seiten, Und,
als ich dich aus den Augen
ließ, mich umsah Und
nach andren schaute, fand ich überall die rechten Winkel
und genau sechs Seiten um mich her, Und
ich zog aus und musste erst in eine andre Schachtel
steigen, Die um
schloss die alte, war viel größer Und
ganz anders, Und es
war mir nicht genug, Und
ich bestieg die nächste Und
die übernächste, Und
ich weiß nun, dass ich wohl nach Innen
hätte gehen müssen, um herauszukommen, Und es
war nicht möglich. |
Als
ich durch das Zimmer
ging, stand mir die Tür im
Weg, Ich
sah um sie herum, Es war
nichts hinter ihr als das, wohin ich gehen wollte, Und
ich hätte sie umgehen können, Und
ich rätselte Und
ging dann durch sie durch Und
schloss sie hinter mir, Ich
sah das Wellenkräuseln
ungenau, Es kam
vom leisen Wind,
den musste ich wohl übersehen haben. |
Man
warnte mich, ich sollte ja die Feuchtigkeit
beachten, Und
ich sah im Bad, dass
es schon viel zu spät war, Dass
die Fernzuggleise,
die sonst blank und spurlos über meinen Körper
liefen, nun im Rotrost
lagen, Und es
würde lange dauern, sie mir Auszuheilen.
|
Der Anker
glitt mir aus der Hand, Und es
war an der falschen Stelle
wo er niederfiel, Und
unter mir bemerkte niemand etwas, Und
die Kette,
die ihn sicherte, war durchgerissen, Und
ich sah ihm trotzdem nach, ein schwarzer Punkt,
der mir im Blickfeld
stand wich aus Und
ließ sich nicht erkennen, Und
mein Schreien
käme viel zu spät, Ich
dachte in demselben Augenblick
an die Verlorenen, die Tausendfach
in allen Meeren
trieben, Und
sie waren unsichtbare, durchsichtige Todessammler,
Und
erst heute Morgen legte sich ein Spinnweb
über mein Gesicht,
das klebte überall, Der Augenaufschlag,
den ich hier erwartete, Würd
nicht mehr kommen. |
Es
hieß ja auch, dass man das Leben
nur solange glaubte, wie der Herzschlag
spürbar war, Und
das war falsch, weil es auch Herzen
gab, die schlugen außerhalb, Das Leben
selbst kam ohne Herz
aus, Und
man musste neue, andere Gesetze
schreiben. |
Gerade,
als ich gehen wollte, führtet ihr mich an ein Häuschen, Und
ich durfte durch ein Fenster
schauen, Und
ich musste mich erst an die Dunkelheit
gewöhnen, Dann
erkannte ich darin den Weg,
den ich bis hier gegangen war, Er
reichte ganz zurück bis an den Anfang,
der blieb innerhalb und lag doch hinter mir, Das
war nicht zu verstehen, Und
ich kam aus eigner Kraft
nicht fort von diesem Fenster. |
Wir
wussten, dass in dieser Muschel
eine Perle wuchs, Der Tisch
war schon gedeckt, Und
alle Teller
standen umgekehrt, Man
hätte so davon nicht essen können, Und es
hätte auch gereicht, zu wissen, Ob
darunter etwas lag, Für
mich war alles leicht, Ich
saß an einem Platz
und hielt den Regenschirm
gespannt und über mich, Die
silbergraue Stange
stand ganz senkrecht und berührte meine Stirn,
ich hatte die Parade
abzugeben, Außerdem
war unter meinem Teller
aus dem Tisch gesägt, Ich
war ganz ohne Sorge, Ja,
das Meer
mocht kommen und sich über uns ergießen, Ich
war, wie ich sah, gut vorbereitet Und
gut ausgerüstet, Und
ich saß mir gegenüber, Und
ich lachte über mich, Das
durfte mich nicht kümmern. |
Stille
stand in meinem Rücken, Und
sie legte mir das Kinn
auf meine Schulter, Und es
hatte keinen Sinn,
mich umzudrehen, Und
sie blieb eng hinter mir, Auch
wenn sie vor mir stehen würde, Könnte
ich ihr nicht entweichen, Beides
durfte mich nicht kümmern, Und
sie sprach mit mir. |
Ich
sah ein Dach,
das war fast ebenerdig, Und
darunter, sagte man, befände sich ein Haus, Den Eingang
gäb es nicht, man wohnte nur darin, Und
nie wär jemand eingezogen, Und es
zog nie jemand aus, Es war
nur, dass man davon sprach Und
dass man sich auf diese Weise
um das Dachhaus
kümmerte und es Bewahrte. |
Die Landschaft
wuchs um mich herum, Die
weit entfernten Horizonte
steckten mir im Haar, das Holzboot,
das mich trug, ein Kahn,
der eilig anfing, fuhr nun immer schwerer, Und
der See, auf dem er fuhr, verdickte sich zu Glas
an seiner Oberfläche, die mich festhielt, Ich
war aufgefordert, auszusteigen, Unbeweglich
lag das Boot, Und
mir blieb weiter nichts, als noch das Netz
heraufzuziehen, Und
ich hoffte auf den ganz besondren Wind, Die Tiere,
die im Wasser
lebten, schwammen nah an diese durchsichtige Decke,
die war wirklich hart Und
würde mich wohl tragen, Und
ich spürte Lust, am Boden
eine Planke Einzuschlagen. |
Du
maltest ein geschliffenes Gefäß,
das lud weit aus und war aus dünnstem Glas
und sehr, sehr zart, Ich
hatte diesen Küstenstreifen
mit dem Dünengras
noch nie an dir gesehen, Und es
stand kein Halm
im Wind, Es war
nichts in Bewegung. |
Vor
mir lag ein kleiner Stein,
den trat ich mit dem Fuß, Er
stieg ein wenig auf, schlug an Und
sprang noch einmal vor, Dann
blieb er, nah zum Absturz
an der Kante liegen, Und
ich ging zu ihm und sagte, dass er seine Augen
erst dann öffnen dürfte, Wenn
ich es erlaubte, Und
verließ ihn. |
Du
stehst nun auf dem Höhepunkt
der Brücke, Und
die Enden sind von hier aus gut zu sehen, Kommen
auf dich zu Und
ziehen sich, soweit es irgend geht, Zurück, Von
deinen Füßen
weißt du nichts, Und
ihre Augen bleiben blind für dich, Zwei
Schnüre, die am Boden liegen, Die du
gern zusammenknüpfen würdest, Kämest
du dort an, doch sie entweichen deinen Fingern, Jemand
zieht sie stramm, wenn du sie nur berührst, Es ist
die Augenblicksmusik
in deinen Ohren, Die
entsteht in kleinen Überräumen,
die du schluckst, Den Kopf
hast du verkehrt herum im Rumpf, Weil
es dir wichtig ist, den Blick
zu heben. |
Vor
mir ist ein eisernes Geländer,
das ragt über mich hinaus Und
soll mich hindern oder schützen, Und
ich weiß nicht, wen ich fragen soll, Und
gleich dahinter ist es ganz genau so wie bei mir, Nur
dass ich vor mir auf der andren Seite
stehe. |
Zwischen
meinen Fingern
halte ich die Enden
eines Tuches, Das
entnahm ich einem Bild
mit einem Weib, das liegt im eignen Blut, Ein
Kind hat es geboren, Und
das Blut und auch das Tuch sind reine Wahrheit,
die ich finde, Und
ich kann sie nicht erklären. |
Vor
mir lag ein Mensch,
der war aus Marmor, Und er
lebte noch, Sein
flacher Atem
ebbte in den Raum, Ich
war allein mit ihm, die Farben
seines Steines schimmerten im Licht,
sonst konnte ich nichts Lebendes
an ihm entdecken Und,
was ich an ihm begriff, war hart und glatt, In
deinem Zimmer hingen Referenzen,
die ich nicht verstand, Du
hättest mir nichts zu beweisen brauchen, Und
den roten Steinblock
durfte ich nicht anerkennen, Jeder
sah doch, dass er nicht verdauen konnte, Und
ich wollte nichts von Liebe
hören, Davon
gab es mir zu viele ganz verschiedne Arten. |
Vor
der Eingangstür
war eine automatische Kontrolle, Und
man sah in einen Spiegel,
der vor einem andren stand Und
hinter ihm der nächste Und
danach der übernächste und so fort, Und
wer gefallen wollte, musste durch die Reihe
dieser Spiegel fallen ohne Aufenthalt, Das
konnte nicht gelingen, Und
schon ab dem zweiten Spiegel
blieb man Unbekannt. |
Man
schickte mir ein Bild,
das selbst war ein Gerücht, Und
ich erkannte es sofort Und
ließ mich nicht drauf ein, Das
war genauso falsch, als hätte ich mit ihm geredet, Und es
ging um mich dabei, Ich
sei, so sagte man, am Leben, Und es
war doch wirklich etwas Anderes. |
Hinter
deiner vorgehaltnen Hand
wuchs nasses Moos, An mir
erstarrten die Gedanken,
farbige Kristalle
blühten aus und stachen, Nadelten
sich ihre eigene Geometrie, Und
stieße man an sie und würden sie zerbrechen, Käme
auch der Stillstand, Meine Lippen
hätt ich gern ins Moos gedrückt Und
leise Worte in den grünen Schwamm
gesprochen, Doch
davor war meine Hand, Und
eine Klingel
ging so schrill und läutete in einem fort, Ich
würde mich, wenn ich es könnte, unterbrechen, Und
ich wusste nicht womit und wie und nicht, Was
deine Hand
mir noch verbarg, Es
mochte sein, dass die auf meiner Schulter
lag. |
Über
unsren Dächer
spannten sich die graden Linien
großer Strahlenstraßen, Und
man sah sie auch des Tags, Sie
liefen hinter hohen Wolken
erst zusammen Und sie
existierten völlig ohne uns, Und
sie verschoben sich Und
boten sich nur selten Und
aus einem Zufall
zum Betreten an. |
An
einem Baum
erkannte ich sofort die Wetterseite, Meine
Kompassnadel richtete sich danach aus, Ich
meinte auch, dass alles andere sich um den Baumstamm
drehte, Und
der Boden
unter ihm bewegte sich als Scheibe, Und
ich stand darauf. |
Vor
mir, auf dem Weg,
fand ich die halbe Eierschale
aus dem Vogelnest, Und
ich gestand den Unterschied,
der zwischen Hoffen
und der Angst lag, Und
ich legte sorgsam diesen Rest
beiseite, Ja, er
war noch feucht und klebte mir am Finger, Durch
die Öffnung
reichte man den Fahrschein,
den ich nehmen musste, Weil
er mir gehörte und mich auswies, Und
ich steckte ihn in irgendeine Tasche,
dass ich dauernd an ihn denken musste, Gleich
am Ausgang
warf ich ihn dann fort, Ich
hatte großes Glück, das Eisen,
das mich brennen sollte, war erkaltet, Und
man ließ mich laufen. |
Jeder
dachte an das Gleiche,
wenn ich einen Stein
aufhob und damit werfen wollte, Und
man ging aus seiner Flugbahn,
die war abzusehen, Und
ich zog die Hand
zurück auf seinen Platz
hier auf der Erde, Und
man sah zu mir und auf den Stein Und
höchstens noch auf meinen Fuß,
und nichts tat sich. |
Man
sandte eine Nachricht
aus der andren Stadt
zu mir und hatte einen Faden
ohne Unterbrechung abgewickelt, Und
der reichte von dem fremden Haus
bis her zu mir, Ich musste
nun das Ende
zwischen meinen Fingern halten Und
man las mir vor und garantierte für die Unversehrtheit
der Verbindung. |
Der Tag
ist viel, viel tiefer als die Nacht, Ein
saitendünner, hart gestrammter Draht
führt dort hinab, Den
rühr ich an und zupfe einen Klangton,
der läuft ab darauf Und
schwirrt noch lange in der Luft, Die
Luft steht fest in meinem Ohr, Ein Möwenschrei
fällt mir darein, er ist sehr nah, Und
weit entfernt in Meereswellen
stehen schwarze Fischerboote,
die schiebt irgendetwas weiter fort, Sie
werden sich am Band
in weiter Ferne
stoßen, das ist fest und hält die Arme
weit geöffnet. |
Mit
dem Fahrzeug
steh ich an der Küste, alle Fenster
sind geöffnet, dass ich hier nichts unterbreche, Und
der Wind
trägt etwas Sand herein Und
schmirgelt an dem Blech, Ich
höre ein Signal
von draußen, das will mich verdrängen, Und es
warnt mich auch, Es ist
der Ruf
der jungen Fische, die sich andern nicht Bemerkbar
machen können, Und an
meiner Angel
lass ich sie nicht hängen Sondern
löse sie und werfe sie Zurück. |
Über
mir steht lautlos dieser weiße Vogel
in der Luft, Er
hält nur seinen Kopf
ein wenig schräge, Seine
Flügel stoßen fast an meine, Und
wir meiden uns, Ich
denke auch, dass man den Aufwind,
den wir brauchen, nicht erzwingen Und
nicht einfach in die andre Richtung
lenken kann. |
Von
unten schimmerte der halbe Mond
durch meinen Schreibtisch, Ich
beschrieb dir so die einfache Natürlichkeit, Sie
war für mich alleine gültig, sie war Immer
an dem rechten Platz, Dir
stand der Mond,
der mir zu Füßen lag, im Nacken,
Und du
wandtest dich nicht um, Es
wären zwei, so sagtest du, Wenn
hinter dir noch einer stünde, Und du
hattest Recht, Es
standen hunderttausend Monde
zur Verfügung, Und es
ging so mit der Sonne,
mit den Sternen Und
mit jeder Wahrheit
und mit jeder Lüge. |
Alle Wege
meines Gartens wollte ich am Sonntag
harken, Und
die Linien, die ich ziehen würde, Müsste
ich verdammen, wegen ihrer Parallelität
und weil die Erde,
die darunter lag, ganz andre Linien
furchte, als sie zeigte. |
Drüben
sah ich, wie ein Mensch
durch Sand ging, Und er
sank ein wenig ein und ging schnell weiter, Und
ich schöpfte Hoffnung,
trat in seine Spuren und blieb stehen, Und
ich würde sicher irgendwann versinken, Und es
wartete ein anderer schon hinter mir, Der
wartete vor mir Auf
mein Verschwinden. |
Man
gab mir dieses Werkzeug,
das war groß und schwer, Ich
hätte meinen Hunger
unterdrücken können, aber das gestattete man nicht, Die
Essbestecke wären grade richtig, Und
ich sah, dass um mich her die ungemachten Menschen
standen, Und
sie sahen mir in Neugier zu, Ich
schnitzte eine Rinne
in den Tisch, dass sich darin die Flüssigkeit
als erstes sammeln sollte, Das
verstand man gut, Dann
sprang ich auf die Platte
und schlug sie im Mittelfeld
heraus und setzte mich hernach zu Tisch, Die
mich gezwungen hatten, Mussten
mir servieren, mich bedienen, Und
sie löffelten aus meiner Mitte. |
Zwischen
deinen Gästen
stand ein Tier,
das größer war als selbst der Größte
unter uns, Ich
wich zurück, Und
auf der Flucht
traf ich auf dich, Du
sagtest gleich, ich sei dein Gast
und könne machen, was ich wollte, Es sei
ganz gewiss umsonst. |
Über
mir schlug eine Glocke, Und
sie klang so groß und weit, Sie
hing gewiss in einem Turm, Das
hatte ich zuvor nicht wissen können, Und
ich suchte außerhalb der Stube, Und
ich fand die Vibration
der Töne, die umarmte ich Und
schlug mich an Und
klang so groß und weit ich konnte. |
Im Wald
stand Sonnenluft
um jede Nadel und um jedes Blatt, Und
über mir zersprangen Tannenzapfen
in der Hitze, Dieses
Leihhaus
hatte grad geöffnet, Und
ich war der Erste, Rührte
an die Gegenstände, Und es
fehlte mir nun völlig der Entschluss
zu kaufen, Leider
gab ich mich in Zahlung, Den Erlös
ließ ich auf weichen Boden fallen, Bis
zum Abend
mochte sich der Tag
noch wenden. |
Später
lebte ich im Wasser
und gewöhnte mich an die Verzerrung, Und
ich staunte über alle, die zurückgeblieben waren, Die
kein Zerrbild
hatten. |
Meine Hände
wuchsen aus, dass es nicht reichte, Auf
dem Holztisch
lag ein Moritatenbuch, Das
schob die Mädchenliebe
und das Morden ineinander, Und
ich blutete an vielen Enden, Spott
bestieg mich, Und in
meine Augen
fielen Tränen fremder Leute. |
Eigentlich
beschloss ich den Bericht
zu schreiben, Und
ich setzte vor die Augen
mattes, trübes Glas, Ich
wollte mich so besser Konzentrieren
können, Und es
hakten sich auch die Gedanken
ineinander, Und
sie wurden viel zu stark, Ein Riss
schoss durch das Glas Und
ließ es auseinander fallen, Ich
gab auf und fügte mich in meine Nichtanwendbarkeit,
Die
wurde nun zur Denkgewohnheit. |
Als
ich fortging, wollte ich den Mantel
überziehen, Den
trug ich schon jahrelang, Und
heute war er mir zu eng, In
einer Nacht
war er mir viel zu klein geworden, Dass
er nicht mehr passte, Und
ich hatte abzuwarten, Dass
er sich besinnen Und
sich wieder fügen würde. |
Drüben
standen viele Retter,
die bemühten sich vergeblich, Und
ich konnte keinen Unfall,
keine Katastrophe, keinerlei Notwendigkeit
entdecken, Und
ich bot mich trotzdem an, Man
lobte mich und sagte gleich, Für
das, was kommen würde, Wäre
ich zu spät, Und
ganz umsonst sei mein Bemühen,
das was schon passiert sei, Nachzumessen. |
Ich
wollte mich nicht dauernd richten lassen Und
versuchte einem Dauerurteil
zu entgehen, Wollte,
dass der Spruch
von gestern, den man über mich gesprochen hatte, Nicht
zum Tragen kam, Man
sollte ihn nicht fällen können, Und
ich packte mich in Ekel
ein, das mochte trennen, Andrerseits
begegneten mir die Bedürftigen,
die fühlten sich zu mir gezogen, Die Vollstreckung
war durch sie so schrecklich Nah. |
Ich
wollte mich nicht opfern für ein Bild,
das andre von mir hatten, Und
mein Sterben
hätte nur bestätigt, Was
sie lang vermuteten, Es war
das seltne, teure Tongebilde,
das zum Schluss doch noch in Scherben
brach, Und
über meinen Rücken,
sagte mir ein Freund, lief dieses feine Netz
von kaum mehr wahrnehmbaren Rissen
der Fayence. |
Ich
war auch fern von meiner Lebensliebe
und stand außerhalb, Es war
sehr schwierig und sehr ungewohnt die Dinge,
die hier gültig waren, zu erfassen, Und es
war der kleinste Teil von einer Liebe,
die dem Leben galt, Ich
trat ihr nicht entgegen. |
Sonst
berichtete man nichts, als dass der Heilige
noch immer vor dem Haus
des Nachbarn kniete, Und
man hatte einen großen Spiegel
vor ihm angebracht, Der
stand ein wenig schräg und hob den Mann
weit über sich, Er
trug um seinen Hals
den Rettungsring, wie man ihn Kindern
gab, mit einem aufgeblähten Schwimmtier
an der Seite, Ich
ging ruhelos durch Straßen,
die verwuchsen immer enger, Und
ich rührte schon im Gehen
mit den Händen links und rechts an Häusermauern, Oben,
schien es, stießen sie zusammen, Und
ich sah zu meinen Füßen
in die Pfütze, die es mir Bewies. |
Weiter
vorne kam die kleine Brücke,
die ich überschreiten musste, Und
sie würde wieder, wenn ich in der Mitte
stünde, über mir Zusammenschlagen
und versinken, Ich
stand am Geländer,
das hier anfing, und entschloss mich nicht, Man
hielt mich auch für dumm, Weil
ich noch zögerte, Und
ging an mir vorbei Und
war so Beispielhaft. |
Drüben,
das war auf dem Dachfirst
jenes Hauses, stand ein Pferd, Und
auf ihm saß ein Reiter, Beide
waren aus Metall Und
zierten dieses Dach, Ich
war der einzige und führte Buch
bei Tag und Nacht von dem Vorhandensein, Ich
hatte den Verdacht in mir zu prüfen, Der
war sich der Sache
völlig sicher. |