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Harald Birgfeld, Webseite seit 1987/ Website since 1987

 

da liegt mein Herz, Geschichten aus Niemandsland 2022 -2024 (im Entstehen)

z.B.: 100 Jahre „Kafka“, eine herrenlose Fundsache (neu)

 

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zu Olympia – olympische Spiele!

 

 

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Lyrik, Prosa und Ingenieurarbeiten

 

 

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Buchtitel

Inhaltsverzeichnis

 

Wir gerieten in den

Gürtel der Meteoriten

Lyrik.

 

10.000 Aufschläge

Band 16: Aufschläge 7501 - 8002

 

Harald Birgfeld

ISBN 3-937264-27-2


"Es lohnt sich, einmal einen heutigen Dichter kennen zu lernen, der mit der deutschen Sprache einen faszinierend fremden Weg betritt und trotzdem dem Leser Freiraum lässt für eigene Gedankengänge, ohne dass die Probleme in erhobener Zeigefingermanier zu zeitkritischen Trampelpfaden werden." (1986: Gutachten).

 

Harald Birgfeld, von Beruf Diplom-Ingenieur, schrieb seine Gedichte während der morgendlichen Fahrt mit der Hamburger S-Bahn zur Arbeit.  Seine Texte entstanden fast immer bereits in endgültiger Form.

 

Copyright 2008 beim Autor, Harald Birgfeld, alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Veröffentlichung darf ohne schriftliche Erlaubnis des Herausgebers, Harald Birgfeld, reproduziert werden. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Verfilmung und Einspeicherung sowie Verarbeitung in elektronischen Systemen.

 

Herausgeber, Autor, Redakteur: Harald Birgfeld. Über  e-mail:   Harald.Birgfeld@t-online.de

 

 

23 Gedichtbände, 10.000 Strophen: Wir gerieten in den Gürtel der Meteoriten, 10.000 Aufschläge.

Zum jeweiligen Volltext: 

 

Bd.  1: Aufschläge       1 -  500

 

Bd.  2: Aufschläge    501 -   999

 

Bd.  3: Aufschläge 1000 - 1501, (1. Version)

 

Bd.  3: Aufschläge 1000 - 1501, (2. Version)

 

Bd.  4: Aufschläge 1502 - 2000

 

Bd.  5: Aufschläge 2001 - 2499

 

Bd.  6: Aufschläge 2500 - 3000

 

 

 

Bd.  7: Aufschläge 3001 - 3501

 

Bd.  8: Aufschläge 3502 - 3999

 

Bd.  9: Aufschläge 4000 - 4500

 

Bd. 10: Aufschläge 4501 - 5001

 

Bd. 11: Aufschläge 5002 - 5499

 

Bd. 12: Aufschläge 5500 - 6000, (1. Version)

 

Bd. 12: Aufschläge 5500 - 6000, (2. Version)

 

Bd. 13: Aufschläge 6001 - 6501

 

 

 

Bd. 14: Aufschläge 6502 - 6999

(online und im Buchhandel)

 

Bd. 15: Aufschläge 7000 - 7500

 

Bd. 16: Aufschläge 7501 - 8002

 

Bd. 17: Aufschläge 8003 - 8500

 

Bd. 18: Aufschläge 8501 - 9000

 

Bd. 19: Aufschläge 9001 - 9500

 

Bd. 20: Aufschläge 9501 - 9827

 

Bd. 21: Aufschläge 9828 - 10.100

 

 

Inhaltsverzeichnis

 

 

Aufschläge 7501 – 7503

Aufschläge 7504 – 7506

Aufschläge 7507 – 7509

Aufschläge 7510 – 7512

Aufschläge 7513 – 7515

Aufschläge 7516 – 7518

Aufschläge 7519 - 7521

Aufschläge 7522 – 7524

Aufschläge 7525 – 7527

Aufschläge 7528 – 7530

Aufschläge 7531 – 7533

Aufschläge 7534 – 7536

Aufschläge 7537 – 7539

Aufschläge 7540 – 7542

Aufschläge 7543 – 7545

Aufschläge 7546 – 7548

Aufschläge 7549 – 7551

Aufschläge 7552 – 7554

Aufschläge 7555 – 7557

Aufschläge 7558 – 7560

Aufschläge 7561 – 7563

Aufschläge 7564 – 7566

Aufschläge 7567 – 7569

Aufschläge 7570 – 7572

Aufschläge 7573 – 7575

Aufschläge 7576 – 7578

Aufschläge 7579 – 7581

Aufschläge 7582 – 7584

Aufschläge 7585 – 7587

Aufschläge 7588 – 7590

Aufschläge 7591 – 7593

Aufschläge 7594 – 7596

Aufschläge 7597 – 7599

Aufschläge 7600 – 7602

Aufschläge 7603 – 7605

Aufschläge 7606 – 7608

Aufschläge 7609 – 7611

Aufschläge 7612 – 7614

Aufschläge 7615 – 7617

Aufschläge 7618 – 7620

Aufschläge 7621 – 7623

Aufschläge 7624 – 7626

 

 

Aufschläge 7627 – 7629

Aufschläge 7630 – 7632

Aufschläge 7633 – 7635

Aufschläge 7636 – 7638

Aufschläge 7639 – 7641

Aufschläge 7642 – 7644

Aufschläge 7645 – 7647

Aufschläge 7648 – 7650

Aufschläge 7651 – 7653

Aufschläge 7654 – 7656

Aufschläge 7657 – 7659

Aufschläge 7660 – 7662

Aufschläge 7663 – 7665

Aufschläge 7666 – 7668

Aufschläge 7669 – 7671

Aufschläge 7672 – 7674

Aufschläge 7675 – 7677

Aufschläge 7678 – 7680

Aufschläge 7681 – 7683

Aufschläge 7684 – 7686

Aufschläge 7687 – 7689

Aufschläge 7690 – 7692

Aufschläge 7693 – 7695

Aufschläge 7696 – 7698

Aufschläge 7699 – 7701

Aufschläge 7702 – 7704

Aufschläge 7705 – 7707

Aufschläge 7708 – 7710

Aufschläge 7711 – 7713

Aufschläge 7714 – 7716

Aufschläge 7717 – 7719

Aufschläge 7720 – 7722

Aufschläge 7723 – 7725

Aufschläge 7727 – 7729

Aufschläge 7730 – 7732

Aufschläge 7733 – 7735

Aufschläge 7736 – 7738

Aufschläge 7739 – 7741

Aufschläge 7742 – 7744

Aufschläge 7745 – 7747

Aufschläge 7748 – 7750

Aufschläge 7751 – 7753

 

 

Aufschläge 7754 – 7756

Aufschläge 7757 – 7759

Aufschläge 7760 – 7762

Aufschläge 7763 – 7765

Aufschläge 7766 – 7768

Aufschläge 7769 – 7771

Aufschläge 7772 – 7774

Aufschläge 7775 – 7777

Aufschläge 7778 – 7780

Aufschläge 7781 – 7783

Aufschläge 7784 – 7786

Aufschläge 7787 – 7789

Aufschläge 7790 – 7792

Aufschläge 7793 – 7795

Aufschläge 7796 – 7798

Aufschläge 7799 – 7801

Aufschläge 7802 – 7804

Aufschläge 7805 – 7807

Aufschläge 7808 – 7810

Aufschläge 7811 – 7813

Aufschläge 7814 – 7816

Aufschläge 7817 – 7819

Aufschläge 7820 – 7822

Aufschläge 7823 – 7825

Aufschläge 7826 – 7828

Aufschläge 7829 – 7831

Aufschläge 7832 – 7834

Aufschläge 7835 – 7837

Aufschläge 7838 – 7840

Aufschläge 7841 – 7843

Aufschläge 7844 – 7846

Aufschläge 7847 – 7849

Aufschläge 7850 – 7852

Aufschläge 7853 – 7855

Aufschläge 7856 – 7858

Aufschläge 7859 – 7861

Aufschläge 7862 – 7864

Aufschläge 7865 – 7867

Aufschläge 7868 – 7870

Aufschläge 7871 – 7873

Aufschläge 7874 – 7876

Aufschläge 7877 – 7879

 

 

Aufschläge 7880 – 7882

Aufschläge 7883 – 7885

Aufschläge 7886 – 7888

Aufschläge 7889 – 7891

Aufschläge 7892 – 7894

Aufschläge 7895 – 7897

Aufschläge 7898 – 7900

Aufschläge 7901 – 7903

Aufschläge 7904 – 7906

Aufschläge 7907 – 7909

Aufschläge 7910 – 7912

Aufschläge 7913 – 7915

Aufschläge 7916 – 7918

Aufschläge 7919 – 7921

Aufschläge 7922 – 7924

Aufschläge 7925 – 7927

Aufschläge 7928 – 7930

Aufschläge 7931 – 7933

Aufschläge 7934 – 7936

Aufschläge 7937 – 7939

Aufschläge 7940 – 7942

Aufschläge 7943 – 7945

Aufschläge 7946 – 7948

Aufschläge 7949 – 7951

Aufschläge 7952 – 7954

Aufschläge 7955 – 7957

Aufschläge 7958 – 7960

Aufschläge 7961 – 7963

Aufschläge 7964 – 7966

Aufschläge 7967 – 7969

Aufschläge 7970 – 7972

Aufschläge 7973 – 7975

Aufschläge 7976 – 7978

Aufschläge 7979 – 7981

Aufschläge 7982 – 7984

Aufschläge 7985 – 7987

Aufschläge 7988 – 7990

Aufschläge 7991 – 7993

Aufschläge 7994 – 7996

Aufschläge 7997 – 7999

Aufschläge 8000 – 8002

 

 


 

Aufschläge 7501 – 7503

 

Einsam ist der

Mensch, der unter Menschen lebt,

Und steht ihm eng an eng

Und fasst ihn um die

Schultern, tanzt auf

Rücken, die sich vor ihm beugen, geht auf

Menschentreppen, achtet nur auf seine

Ohren, wenn er hören will,

Das bleibt doch unerhört.

 

 

 

Ich rufe dir in deinem

Mund nach Trost, statt dessen öffnen sich die

Poren deiner Haut,

Und du verbreitest einen

Duft, der mich betört, und der mich hindert, diesen

Raum mit dir zu wechseln.

 

 

 

Nur ein kleiner

Satz in deiner Rede wär genug, doch steckt mein

Kopf in deinem Hals, dort scheucht er

Taubenschwärme auf, die fliehen aus der Höhle,

Und sie werden wiederkommen

Und sich wieder niederlassen,

Einen unterdrückten

Schrei hab ich hier abgefangen.

 


 

Aufschläge 7504 – 7506

 

Einsicht war ja nicht genug, und

Vorsicht reichte nicht,

Vor meinen Augen spielte sich ein

Traumspiel ab, das hatte große Freiheit,

Grüne Menschen standen unter schwarzen Segeln,

Waren selber

Schiff und Antrieb und ein Untergang,

Der hielt sich noch in

Grenzen.

 

 

 

Nur ein

Augenblick und es vergilbten die

Entwürfe in dem Schrank,

Und manche

Strafen für die anderen ereilten uns.

 

 

 

Ein

Fallbeil, das sich trügerisch aus knapper

Höhe schält, war eben noch der blitzende

Metallball, dem wir die Gebete brachten,

Später wird man

Flüsse stauen, um zu sehen, wie und was sich hier

Ertränkte, opferte, geopfert wurde und ertrank,

Und immer, sagt der

Lebensretter, hat das Leben eine

Seite, die man nicht ergreift.

 


 

Aufschläge 7507 – 7509

 

Warum denn sterben und sich opfern wollen,

Und die brave

Frau an meiner Seite strickt aus ihrer

Wolle eine Himmelsleiter,

Hofft, dass einer kommt und sie benutzt.

 

 

 

Sie gibt sich gerne her,

Ich nehme sie sofort

Und binde sie an mich, um ihre

Tiefe auszuloten

Und ich rühr an ihr Entsetzen,

Und ich sage ihr,

Es gibt für mich nur diese eine

Möglichkeit in Ehren zu entkommen.

 

 

 

Dann höre ich den

Nachtsturz und den Aufschlag eines

Körpers, der ins Wasser fällt

Und der noch einmal aufschreit,

Es passiert hier von der Brücke,

Und ich bin und stehe doch alleine,

Und ich hatte mich auch

Vorsichtshalber angebunden,

Und ich selbst, das weiß ich,

Stürzte mich nicht selber über das Geländer,

Unter mir taucht niemand aus dem

Wasser wieder auf, ich sehe mir die

Augen aus dem Kopf.

 


 

Aufschläge 7510 – 7512

 

Der

Lebensretter rettete nur eine

Seite, weiter kam er nicht, denn

Zwischen ihm und dem

Geretteten war noch ein Zaun,

Der war nicht schnell genug zu überwinden,

Und es sollte auch, rief man ihm zu, an einer

Stelle eine Tür zu öffnen sein,

Die fand er in der Eile nicht.

 

 

 

 

Der

Lebensretter ließ nicht los

Und rettete auch gegen jeden

Willen durch den Zaun, die

Arme hatte er weit vorgestreckt

Und zugegriffen.

 

 

 

 

In den

Bergen stürzte jemand ab,

Erst später fand man ihn und barg ihn,

Und der

Körper war total zerrissen,

Sonst, so meinte man wär dieser

Zustand gar nicht zu erklären.

 

 


 

Aufschläge 7513 – 7515

 

Endlich fuhren wir dem

Licht entgegen, unsrer Sonne,

Schnell war sie entstanden, unvermutet über einen

Küstenstrich gestiegen,

Und es gab kein

Meer, das sich an seinen

Ufern hätte brechen können.

 

 

 

Du musstest einen

Schuh in einer großen Tiefe stecken lassen,

Der war ohnehin verloren,

Mit dem anderen alleine hattest du es schwer, das

Gleichgewicht zu halten,

Trocken wurde unser

Brot und es zerbrach,

Wir aßen von den Krumen.

 

 

 

Wir begegneten dem

Menschenauflauf, der war ganz geordnet, ging mit

Transparenten,

Über unsre Köpfe schwang sich dieses

Vogeltier, das breitete die Flügel weit, weit aus

Und stand bewegungslos an einem

Punkt.

 


 

Aufschläge 7516 – 7518

 

Aus der

Hauswand drang eine Rhythmus,

Der blieb unverändert,

Und ich hielt mir beide

Hände auf die Ohren,

Es entstand daraus das schrille

Frauenlachen, davon hatte ich erzählt.

 

 

 

Das Frauenlachen war so unerhört

Und alles hörte mit,

In mir befanden sich derzeit die

Ohren nahe unter meiner

Haut.

 

 

 

Deine

Bilder waren konstruiert,

Du sprachst mit mir und du

Verändertest an mir, dass sich die

Kreise völlig runden mussten, jeden

Winkel richtetest du aus, und

Mittelpunkte eilten sich, vor dir gerecht zu bleiben,

Das Gespräch blieb ohne

Hinterlassenschaft.

 


 

Aufschläge 7519 - 7521

 

Auf den

Straßen sah man keine Hunde, in der

Kirche spielte eine Orgel, ihre

Töne fielen durch die schweren

Türen auf den Fußsteig, jeden dieser

Steine sammelte ich einzeln ein,

Und es entstand daraus die

Neumusik, die legte ich dir auf das Grab,

Niemals zuvor hätt ich mich je getraut, die kargen

Steine dem Begräbnis nachzuwerfen.

 

 

 

Zwischen

Zimmern schrieb ich meine Zeilen, zwischen

Kirche und dem Friedhof saß ich mitten auf der

Straße,

Friedhof und die Straße waren völlig überwachsen,

Unkraut griff nah mir, die

Krallen junger Birken brachen

Mauern auseinander.

 

 

 

Wieder dachte ich daran, ich selbst war meine

Hinterlassenschaft, die sollte mir doch keinen

Kummer machen,

Auf den

Holztisch stellte man mir das Getränk,

Ich schob es mit den spitzen

Fingern von mir fort,

Es schob sich leicht auf nassem

Rand und übers Holz, es stürzte von der

Kante.

 


 

Aufschläge 7522 – 7524

 

Alle

Häuser zeigten sich sehr alt,

Und Risse liefen durch die

Farben der Fassaden, eine

Glaswand barg noch Glasgemälde, die in

Nischen standen, ihre

Angst und Panik setzte Zeichen in die große

Fläche.

 

 

 

Wenn es leiser wurde, hörte man die

Nachbarn flüstern, so verbarg sich

Mondlicht in den Zimmern trotz der hellen Lampen,

In der Straße blies der Wind die

Tageszeitung in den

Haustürwinkel.

 

 

 

So bekam ich ungewollt

Gehör, ich wusste plötzlich nichts zu sagen,

Und ich hätte alles sagen können, doch der

Anfang fiel mir so unsagbar schwer.

 


 

Aufschläge 7525 – 7527

 

Die

Frau beklagte sich bei

Anderen auch etwas über mich, ich ließe ihre

Sorgen nicht aus ihrem Mund,

Ich gab es zu und hatte einen

Sorgenpfropfen,

Der verschloss sie ganz und steckte fest in ihrem

Hals, sie hätt mit

Leichtigkeit erzählen können,

Und es wär der

Pfropfen aus dem Hals gesprungen.

 

 

 

Hinter meiner

Zimmerwand ertönte das

Geschrei der unzufriedenen

Geliebten.

 

 

 

Sonst schwieg ich dazu, es gab auch

Sagen, die, das wusste man nur nicht,

Entsprachen ganz und gar der

Wahrheit,

Wir, so sagte ich euch allen, schufen grade die

Legende einer Gegenwart.

 


 

Aufschläge 7528 – 7530

 

Über trocknen

Zweigen webte Sonnenlicht an dem Geflecht,

Und das war dünn und schwankend

Und leicht durchzusehen.

 

 

 

Früher hattest du mich wissen lassen,

Dass es dein Gefühl sei, das sich über deinen

Bauch als Netz verspannte,

Wenig später fiel das

Laub aus deinem Schoß.

 

 

 

Eine

Standuhr, die ich immer in dem

Zimmer hatte stehen sehen,

Stand verkehrt herum

Und hatte aufgehört zu schlagen,

Ihr benutztet auch für eure

Bilder ungemischte Farben, die ihr mit dem

Pinsel aus den Mulden einer lebensgroßen

Puppe nahmt,

Sie starb so früh, ihr

Sterben gab euch nicht zu denken.

 


 

Aufschläge 7531 – 7533

 

Die

Menschen drängten sich in starrer

Unbewegtheit, nachts noch hörte man das

Lachen der verbotnen Stimmen über den

Hotelflur schallen, von den

Enden wurden sie genauso hart

Zurückgeworfen.

 

 

 

Auch den

Durchgang hinter mir, die

Augen hatte ich nach vorne, musste ich mit

Absicht übersehen, tiefe

Teller stellte man verkehrt herum auf meinen

Tisch.

 

 

 

Die

Suppe löffelte ich heiß aus deinem Schoß,

Und deine

Hände glitten mir im Nacken hin und her

Und glätteten die Haare, legten

Wege an, die sie danach begradigten,

Dann zog ich mich zurück,

Auf deine

Schenkel fielen Tropfen,

Die verwischtest du.

 


 

Aufschläge 7534 – 7536

 

Die

Sonnenflecken bleiben unbemalt, die

Brücke, die hinüberführt, wird nicht benutzt,

Und in der

Mitte steht die lebensgroße

Puppe, die ist angebunden;

So, das denke ich, erlernt man nicht das

Feuerschlagen, so erfindet man auch nicht das

Rad.

 

 

 

An der

Uferseite fährt ein Reisebus,

In ihm erinnern sich die

Menschen ihrer Nerven,

Wie sie sich in dicker

Aderung um nackte Felsen schließen.

 

 

 

Ich vermied zuvor den

Ort des Massenmordes, dort zu speisen

Traute ich mich nicht und warf die eignen

Hände lieber fort,

Mit einem

Angelhaken ging der Köder gleich

Verloren.

 


 

Aufschläge 7537 – 7539

 

In die

Wiese sticht man lange Hölzer,

Und ich frage nach der

Absicht, weil sie bis in dunkle

Wolken reichen.

 

 

 

Ja, man sagt mir, dass die

Hölzer wirklich Wolken in der

Höhe halten müssen,

Und ich glaube nichts davon,

Ich weiß, dass sie die

Spieße sind, die tief in unsrer

Erde stecken.

 

 

 

Vorne sitzt ein

Automat, der lebte an, als er geschaffen wurde,

Und er kann auf nichts verzichten;

Wenn er abends stirbt,

Durchlebt er noch ein ganzes Leben,

Meine

Sorge gilt nur ihm,

Und manchmal treffe ich ihn nachts,

Dann bin ich unbesorgt.

 


 

Aufschläge 7540 – 7542

 

Jemand spricht von roter

Erde, jemand spricht von Reiterscharen, die im

Wind zuhause sind

Und mit den

Hufen in den Äckern Spuren hinterlassen.

 

 

 

Vor der

Haustür finde ich die Hundespur in

Frischbeton gedrückt,

Sie trocknet aus,

Und ich erkläre dir, warum das

Feuer nicht aus meinen Augen schlägt.

 

 

 

Der

Bauer pflügt mit seiner Pflugschar meine

Tränen, dass sie Früchte bringen,

Und ich will nicht mehr, als einen

Boden aufbereiten,

Baumstumpf reiht sich hier an Baumstumpf.

 


 

Aufschläge 7543 – 7545

 

Aus der

Menschenkugel steigt ein

Brunnen, körperwarm ist seine Flüssigkeit,

Ich zwinge dich zum

Kuss, der lässt dich nicht mehr

Weiter atmen.

 

 

 

In der

Tasse, die ich unter deinen

Absturz halte, ist kein

Boden,

An der

Schranke weist uns eine

Wache ab.

 

 

 

Wir kehren heim,

Und eine Dunkelheit hält uns den

Eingang offen, hier auf unsrer

Seite bricht der Spatenstich der späten

Sonne noch die Bäume auseinander,

Und den

Arm leg ich um deine Schulter;

Es erwächst ein

Gras aus dir, ein

Moos, das mich gut nährt.

 


 

Aufschläge 7546 – 7548

 

So hebt sich schwach der

Rauch aus einem Haus,

Schwebt über einer Öffnung,

Unter ihm bleibt in dem

Ziegelstein der Riss, verkeilt in sich

Und unlösbar verbunden mit dem

Zwischenraum, darüber bleibt die

Fahne stehen, findet sich im

Raum nicht mehr zurecht und wartet, dass sich die

Gefräßigkeit entwickelt.

 

 

 

Verwehung,

Unbeschreiblich ist der Wunsch danach.

 

 

 

Mir, im Reisebus, bleibt nur, mit dem

Papier, die Feuchtigkeit vom

Fensterglas zu wischen, für

Sekunden sehe ich in deine

Augen, die dahinter stehen,

Sie, erinnre ich mich schwach, ließ ich zurück,

Und du, das sah ich noch,

Zerschlugst von mir, was dageblieben war, mit einer

Axt, die traf auf einen Haublock.

 


 

Aufschläge 7549 – 7551

 

Meine

Hände musste ich mir binden lassen,

Und man führte mich vorbei an

Hausfassaden voller Bilder,

Darin sollte ich nicht blättern.

 

 

 

Hier, so sagte ich zu euch,

Sei ich ein anderer als hier,

Und wär ich hier,

Wär ich bestimmt ein anderer.

 

 

 

Unsre

Erde schwankt nicht nur,

Wenn ihr es spürt,

Die

Satelliten zeigen uns aus größtem

Abstand, wie sie sich auch sonst

Erschüttert.

 


 

Aufschläge 7552 – 7554

 

Drüben stand das

Holztor offen, übers Laufband

Transportierte man den

Bruchstein, der war unsortiert,

In weiten, kargen

Feldern schleppte eine Zugmaschine,

Und sie hob die Fahne Staub,

Sie wehte weit zurück.

 

 

 

Mir brannte

Feuer in der Hand,

Ich schleuderte sie fort,

Nun lebte es sich schlechter,

Trotzdem drängten alle sich zu schaffen,

Und die

Burgruine unter meinen Füßen

Stürzte nicht zusammen.

 

 

 

Auf dem

Hang der andren Seite lag der Herbst, die

Sonnenschleuse war gebrochen,

Jemand zeigte dir die alte Heimat,

Und ich hütete mich sehr, mit meinem

Finger das Gewebe einzureißen.

 


 

Aufschläge 7555 – 7557

 

Goldstaub fiel vom Himmel,

Und ich atmete ihn ahnungslos mit ein,

Aus meiner

Tasche zog ich einen Faden,

Der war viel zu kurz.

 

 

 

Dann spannte ich mich ein, die

Zügel lag in meinem Mund

In fremder Hand,

Und etwas schnitt mich ein, es war das

Zaumzeug.

 

 

 

Ich hatte eine

Hauswand zu erklimmen,

Oben musste ich ins

Fenster schauen,

Und ich sah auf viele Leute,

Die erwarteten mich auf der Bühne,

Und sie winkten mich herab,

Ich sollte unter ihnen spielen und die

Vögel, die uns überflogen, auf den

Boden locken.

 


 

Aufschläge 7558 – 7560

 

Der

Abflug stand bevor, die

Reisenden bewegten sich auf Rädern,

Endlos zogen sich darunter

Flure hin, die Stimmen aus den Sprechgeräten

Sagten etwas an und waren sanfte

Stolperschienen.

 

 

 

Später, in der

Höhe, riss sich eine Weite aus der anderen, die

Wolken flogen durch uns durch, ein

Ende war nicht abzusehen.

 

 

 

Unser

Flug stand schon nach kurzen Augenblicken

Zwischen drei Gestirnen,

Und man reichte ein

Getränk, das war gemacht aus

Sonnenstrahlen, roter Erde und dem Mondgestein,

Es war ein

Bild, getaucht in Schauspiel und in unbegrenzte Freiheit,

Und es kam das drehende

Geräusch von außerhalb dazu, es ging die

Übersicht verloren,

Hier, im Raum, würd die

Versteinerung sehr lange dauern.

 


 

Aufschläge 7561 – 7563

 

Der

Tag, der dann begann,

Es war derselbe, der noch immer auf dem

Holztisch lag, schlich sich mit Warten ein,

Er hielt nur eine

Hand gestreckt, die reichte nichts

Und reichte nicht zum Gruß,

Und konnte, so verkehrt herum, wie sie sich gab,

Nichts halten,

 

 

 

Meinem

Schreibtisch wuchsen viele schnelle

Hände, die bedienten sich, so sah ich es, gleich selbst

Und gegenseitig, eine

Perfektion begann sich

Auszuhärten.

 

 

 

Eine

Vase, die ich liebte,

Glas und Rahmen des Familienfotos

Überzogen sich mit der

Kristallablagerung,

Die schied sich aus dem

Wasser aus, das uns umgab,

Man sagte nicht,

Wie lang alles dauern würde.

 


 

Aufschläge 7564 – 7566

 

Mein

Anflug dauerte, ich stand mit den

Gedanken an der Kante einer

Wolkendecke, die gut trug.

 

 

 

Aus einer

Höhe über jedem Horizont

Schob sich ein

Gegenflug an uns heran

Und überquerte uns.

 

 

 

Ich wechselte, so schnell ich konnte, die

Maschinen,

Und der Abstand war sehr groß,

Ich hatte mich verschätzt,

Und leichter war es in der dünnen, kalten

Luft im selben Raum den

Raum zu tauschen, als mit den

Gedanken eine Ungewöhnlichkeit zu

Denken.

 


 

Aufschläge 7567 – 7569

 

Beim

Spaziergang um die Häuserecke

Zog ich mich warm an,

Und meinen

Flug, der über Kontinente führte,

Machte ich mit freiem

Oberkörper.

 

 

 

Einmal wird man den

Verschleiß bemerken und bedenken wollen,

Wir, mit goldnen

Händen an den Füßen,

Wir, die unter

Reichtum litten, lebten mit

Ersatz, der würde uns

Ersetzen wollen.

 

 

 

In der

Nacht entstand die Sternenfinsternis,

Und sie lief über einen ganzen

Sternenhimmel,

Unter mir verdeckte eine

Erde eine Sternenstraße ganz,

Die würde niemand je vermissen.

 


 

Aufschläge 7570 – 7572

 

Erst schwiegen wir uns an,

Es sprachen nur die ungeheuer feinen

Nerven zwischen uns,

Sie wuchsen aus dem

Ungesagten, aus den Höhlen unsrer

Köpfe.

 

 

 

Ihre dünnen

Fäden langten weit nah drüben,

Immerzu bereit, sich um den anderen

Zu schlingen und sich von ihm

Abzustoßen.

 

 

 

Gegenseitig liefen wir

Gefahr, als Summe vieler Lichtauflösungen

Uns zu entziehen.

 


 

Aufschläge 7573 – 7575

 

Auch, als wir uns später nicht mehr sehen konnten,

Nutzten wir die

Sprechverbindung nicht,

Sie stand betriebsbereit auf jedem unsrer

Tische,

Und wir saßen regungslos davor.

 

 

 

Die

Felsenlandschaft drängte sich ins

Bild,

Ich hatte heut

Termin.

 

 

 

Ich hatte mich in letzter

Nacht verausgabt, als ich in der

Abwehr träumte.

 


 

Aufschläge 7576 – 7578

 

Eben fiel mir ein, als ich durch harte

Mauerbrocken ging, dass gar nichts aus der

Landschaft überstanden sei,

Es fehlte nichts,

Und alles stand an seinem

Platz.

 

 

 

Einmal wünschte ich die absolute

Langsamkeit, das war nicht nötig,

Und es konnte sich der

Wunsch auch nicht erfüllen.

 

 

 

Eine

Zeit an mir war übrig,

Beispielsweise sprach ich aus dem

Kopf, und brauchte meinen

Mund nicht zu benutzen, ganz direkt mit dir,

Und sah den

Sprachschall sich als farbiges

Gemälde zäh und kaum noch flüssig

Über dich ergießen.

 


 

Aufschläge 7579 – 7581

 

Auf dem

Küchenhocker saß mit krummen

Beinen das erschaffne Monster,

Man erschrak, die eignen

Augen zuckten vor der Hässlichkeit

Zurück in ihre

Höhlen.

 

 

 

Unter den

Besucherhänden breitete sich in

Abart einer Eigenliebe eine Lust

Zu gegenseitiger

Berührung aus.

 

 

 

Vor dem

Haus erkannten wir ein Fahrzeug,

Das war blank mit großem Innenraum,

Wir konnten alle mit ihm fahren,

Und es stand bereit und war nur auf die

Häuserwand gemalt, war gar nicht zu berühren,

Und man rührte nur an

Silberkreide.

 


 

Aufschläge 7582 – 7584

 

So befürchtete ich, dass an mir etwas zu

Richten sei, ich kleidete mich um

Und duschte mich und reinigte die

Körperöffnungen besonders aufmerksam

Und liebevoll und tat mir viel, viel

Gutes.

 

 

 

Ich spülte meine

Hände für Sekunden frei von jedem

Misstrauen.

 

 

 

Drüben saßen unbekannte

Leute,

Und sie unterhielten sich und lasen in der

Zeitung,

Und ich fragte sie, ob unter ihnen jemand säße,

Der mir feind sei,

Und es stand fast jeder zweite aus der langen

Reihe auf,

Sie kannten mich nicht

Und nicht meinen Namen,

Und das sei nicht von

Bedeutung.

 


 

Aufschläge 7585 – 7587

 

So sehr bedurfte ich der Phantasie,

Und jede Rechnung stimmte, mit dem

Schreibstift in der Hand verzeichnete ich jeden

Posten einzeln noch bevor er sich ergab.

 

 

 

Mir im

Rücken saß der Künstler, der mich

Tätowieren wollte,

Ich befasste mich noch mit dem

Studium des Werfens einer Angelschnur

Und zeichnete die weite

Flugbahn auf.

 

 

 

Das

Blei war mir der Schreiber, der die

Linien zog, doch ging der

Köder gleich verloren,

Und ich warf umsonst

Und zog mich immer wieder ohne

Beute aus dem Wasser.

 


 

Aufschläge 7588 – 7590

 

Über mir sprach man von

Sonnensorgen und von nackten Wesen

Und vom Baumgruß,

Und man sprach darüber voll

Verständnis.

 

 

 

Doch ich kam nicht an,

Und in dem

Garten meiner Nachbarin stand eine überlange

Leiter, die war dreifach angekettet.

 

 

 

Langs stand ich eingebettet in der

Häuserecke,

Und das Kissen, das ich gerne mir in meinen

Nacken hätte legen mögen, dass ich endlich

Frei von mir mich über mir bewegen könnte,

Blieb in großer

Ferne in dem Blau des Tages

Stecken.

 


 

Aufschläge 7591 – 7593

 

Du sitzt mir gegenüber,

Und du schüttelst über mich den

Kopf,

Und niemand sitzt mir gegenüber,

Und ich sehe trotzdem was du denkst.

 

 

 

Du sagst es ohne jedes

Wort und laut zu mir,

Und ich verstehe und ich wiederhole es,

Der Tag ist dir kein Ziel, er ist dir Weg;

Ich denke, das ich heute noch nicht speiste,

Und nichts tat, nichts von mir gab,

Nichts ausschied.

 

 

 

Es ist noch sehr, sehr früh,

Und das, so höre ich,

Ist sehr, sehr spät.

 


 

Aufschläge 7594 – 7596

 

In meinem

Handtuch trockne ich mich ab,

Ich bin ein dummer

Mensch und finde

Steine erst, wenn sie nicht mehr zu

Boden fallen sondern schweben und sich

Greifen, aber nicht mehr werfen lassen.

 

 

 

Deine

Drohung höre ich

Und nehme sie sehr ernst

Und hebe auch die Hände hoch

Und falte sie in meinem Nacken,

Und dein

Kopfstand zwingt mich umgekehrt zu denken,

Und du wirst mich sicherlich aus dieser

Position heraus erschießen wollen.

 

 

 

Bald darauf schreib ich mit einem

Schreibgerät, das hat nur eine rote

Füllung,

Und ich muss mich zwingen hinzusehen,

Und die

Rotschrift darf ich nicht mit Blut verwechseln,

Das ist auch in mir,

Ich habe sehr, sehr achtzugeben.

 


 

Aufschläge 7597 – 7599

 

Die

Frau schrieb ihren eignen

Tagtraum auf, ich schob die

Finger in die rohe Tasche ihres Schoßes, ihre

Brüste zeigten, dünn geädert, blaue

Ströme, die verdeckten ihre

Milch, die floss nicht weiß und gleichermaßen.

 

 

 

Und, obwohl in ihrem

Schoß die feuchte

Flamme stand, die mich umzuckte,

Ekelte ich mich den

Saft der Brüste zu verschlucken,

Und sie liebte dieses

Saugen meines Mundes, das sie

Quälte.

 

 

 

Beide standen wir kopfunten,

Mitten in dem

Überschlag.

 


 

Aufschläge 7600 – 7602

 

Du wünschtest dir erneut ein

Kind von meinem Samen,

Keine

Schranke galt vor dir,

Ich würde meinen

Kopf, dir zu gefallen, auf den

Haublock legen.

 

 

 

Und ich schämte mich vor dir, um meiner

Ehre willen,

Die galt nichts,

Und sie war doch von mir der

Hals.

 

 

 

Sonst verschleuderte ich mich

Und ging ganz nah am Bahnsteig,

Und es lohnte sich nicht mehr ein

Warnsignal um meinetwillen abzugeben,

Und ich machte meinen letzten

Schritt auf eine sichre

Seite erst, wenn es schon fast zu spät war,

Und nicht einmal hielt die

Tageszeit, nach mir zu sehen,

Und sie schoss vorbei

Und schubste mich im letzten

Wirbeldrehen der Enttäuschung von dem

Bahndamm in den Graben.

 


 

Aufschläge 7603 – 7605

 

Das

Geborenwerden hört nicht auf:

Du schreibst mir dumme

Briefe, weil du dein Geschlecht entdeckst,

Du findest deinen

Kopf, der lag in einer Seitenlade etwas

Eingeklemmt.

 

 

 

Du hörtest auf den

Schrei der Mutter, die war Ärztin,

Und bestätigte den

Mord an ihrem Sohn.

 

 

 

Du sahst den

Herrscher sich das

Kindermädchen seiner eignen Kinder

Auserwählen und es überreden,

Und es musste sich ihm unter legen,

Dass er es weit über sich erhob

Und ließ nichts andres gelten.

 


 

Aufschläge 7606 – 7608

 

Ausweglos ist jeder

Weg und ziellos jedes Ziel,

Ich frage dich, was kommt, wenn die

Beschimpfung endet, wenn du deine

Waffen ausprobiert und mich

Getötet hast,

Was kommt, so frage ich, nach dir, wenn du in dem

Geschirr zusammenbrichst,

Wenn niemand dich beruft

Und keiner dich vermisst, wenn du der

Erde deinen Körper wiedergeben musst

Und nichts dafür erhältst

Und deine

Sonne grade anderswo beschäftigt ist.

 

 

 

Ist es wirklich so, dass die

Gebärde Anfang jeder Sprache ist und nicht die

Nachricht, jenes Zeichen, das ich hinterlasse,

Oder die

Gewalt, die ich dir antat,

Ohne dich zu fragen.

 

 

 

Hinterher verstandst du mich,

Und meine

Sprache ging an dir vorbei, weil ich zu deinen

Füßen lag und wirklich nur um eine

Geste bat, vielleicht ein

Messer, das du mir bis an den Schaft in

Hals und Körper stoßen könntest,

Oder ist die

Angst in Wahrheit aller

Sprachen Anfang.

 


 

Aufschläge 7609 – 7611

 

Ich konnte und ich wollte nichts mehr tun,

Denn alles, was ich machen wollte,

War bereits getan,

Von außen hatte man mir

Stolperschwellen an die Tür gebaut.

 

 

 

Ich selbst war ahnungslos hinaus gegangen

Und gestürzt, lag nun vor meinem

Haus, und wegen der Verletzung, die ich hatte,

Nicht mehr zu erreichen,

Alles war

Und niemand hatte es getan.

 

 

 

Später sagte man zu mir,

Es wäre umgekehrt gewesen,

Und von allen

Seiten hätte man sich aufgemacht, zu helfen.

 


 

Aufschläge 7612 – 7614

 

Mir kam die

Idee zu fliehen,

Und ich zog die

Decke über meinen Kopf, sie war

Durchschaubar, transparent und zeigte allen meine

Absicht.

 

 

 

Mancher war empört,

Mir selbst versagten fast die

Arme, meine Beine gaben nach,

Ich konnte das

Intresse, das man an mir nahm, nicht

Teilen.

 

 

 

Krank war mein

Gemüt, das heilte keiner, in den

Hohlraum, der in mir entstanden war,

Goss ich das

Speiseöl, das zündete ich an,

Und milde

Flammen standen nun in meinen

Leibesöffnungen.

 


 

Aufschläge 7615 – 7617

 

Ich dachte über eine unerhörte

Nähe nach, es war die

Nähe meiner Worte, die von mir getrennt entstanden,

Und ich war zugleich ihr Baum.

 

 

 

Muttergleich zog ich sie auf

Und wurde in der

Eifersucht zugleich ihr Mörder, der sie raubte

Und verschlang, es war ein

Marktplatz, der an manchen

Stunden überquoll von Menschen, den des

Nachts die Weite eines stillen

Bergtals überzog.

 

 

 

Die

Nähe meiner Worte machte mich zum

Tagedieb und Nachtverschenker,

Beides strafte ich sofort.

 


 

Aufschläge 7618 – 7620

 

Ich öffnete an einer

Frau die Tore,

Und sie sollte nur ein

Ort der kleinen Zuflucht sein,

Und leider riss sofort das

Haltetau, an dem sie hing,

Sie schoss mit einer ersten

Strömung fort,

Und meine Sehnsucht, zu ertrinken,

Konnte sie nicht stillen.

 

 

 

Heute war es so,

Dass ich die

Frage nicht mehr stellte.

 

 

 

An die

Hauswand hatte ich mir eine

Tafel angeschraubt,

Und ich verschrieb dort meine

Kreide, eine Schicht lag über einer anderen,

Und nur der

Regen wusch vereinzelt

Wörter aus dem Wort.

 


 

Aufschläge 7621 – 7623

 

Von meiner

Obrigkeit erhielt ich einen Brief,

Der zwang mich einen

Dieb und Räuber zu verteidigen,

Der war ich selbst, in meinem

Fall war es sehr sinnvoll auf

Verbrechen all der Redlichen zu weisen,

Und man wollte meine Antwort hören,

Einzeln kamen sie und machten mich zum

König aller Diebe.

 

 

 

Als ich von dem

Schiff ins Wasser sah,

Entschied ich nicht mehr, wer in

Wahrheit sich an wem

Vorbeibewegte.

 

 

 

Über allen

Ufern hing ein Morgenschleier,

Schwach erkannte ich die

Silhouetten hoher Häuser,

Alles sah ich sehr genau,

Und um die rote

Sonne züngelte ein Feuerreifen.

 


 

Aufschläge 7624 – 7626

 

Ich stand vor dem

Badezimmerspiegel, sah mir in die Augen, in den

Phantomschmerz, der war punktiert,

Ich trug auf ihnen

Kunststoffschalen, darauf war ein

Winkelkreuz markiert,

Das wies in alle

Himmelsrichtungen.

 

 

 

Das

Fremdgesicht blieb mir ganz fremd,

Und deine

Augen blieben an ihm hängen,

Und ich zwang mich, ohne

Diebesgut dein Zimmer

Zu verlassen.

 

 

 

Neuerdings bekümmerte es dich nur wenig,

Wenn ich ganz versehentlich den

Tee auf meinem Frühstückstisch verschüttete, der

Boden unsrer Stube war aus

Lehm gestampft.

 


 

Aufschläge 7627 – 7629

 

Ich fühlte

Sympathie für mich

Und trotzdem blieb ich auf der

Hut,

Und Herrscher, dachte ich, sind nicht die

Brüder der Gedanken,

Die sind frei, sind

Kunst.

 

 

 

Ich kam nach

Hause, keine Stube war mir heimatlich,

Und jede Tür und jeder Ausgang führte in den

Garten und von dort ins Freie.

 

 

 

Meine

Lieben gingen durch dieselben Türen,

Und sie fanden jedes

Zimmer, wie es sich ans nächste reihte,

Nirgends ging ein Weg nach draußen,

Und man ließ mich ruhig außerhalb verweilen.

 


 

Aufschläge 7630 – 7632

 

Jemand lud mich ein, es kam ein

Brief in einem Umschlag, der beschrieb mit langen

Sätzen und mit schönen Worten,

Wer mich wohin lud,

Ich musste rückwärtsgehen und an einem

Tag, der schon vorüber war, zu jemand kommen,

Dessen Haus stand noch im Herbst,

Und wir befanden uns im

Frühjahr.

 

 

 

Meine

Blicke galten einer alten

Frau, die hässlich war,

Und meine

Liebe galt der alten Frau,

Die war sehr schön,

Ich putzte oft das

Weiß in ihren Augen.

 

 

 

Auf meinem

Kinderfenster stand ein schwerer Regen, meine

Stadt, dahinter, lag verzerrt und aufgelöst

Und sie zerrann und lebte auf,

Ich konnte mich nicht von dem

Anblick wenden.

 


 

Aufschläge 7633 – 7635

 

Mein

Wunsch vom großen Haus erfüllte sich,

Vor meiner

Eingangstür stand eine andere,

Die war unendlich groß

Und würde sich nicht öffnen lassen,

Meine

Sehnsucht nach dem Raum in einem Raum

War so gestillt.

 

 

 

Auch wenn du es nicht wolltest,

Stellte ich die

Kerze an dein Grab,

Es wehte milder

Wind.

 

 

 

Das

Herbstlaub eines

Buchenbaumes loderte durchs

Dunkel grüner

Tannen.

 


 

Aufschläge 7636 – 7638

 

Um mich her vereinigten sich die

Geräusche, die

Motoren brachten, mit dem

Glockenläuten.

 

 

 

Dein

Gesicht stand in dem kleinen

Außenspiegel eines Autos,

Dadurch konntest du mich nicht erkennen,

Und von innen eilte ich mich, meinen

Mund, die Lippen, zu verriegeln.

 

 

 

Alles, was ich sagte, das zerfiel in

Worte, dann in kleine Zeichen,

Und ich musste unentwegt sortieren,

Und es war so viel,

Und alles klebte ich zurück ans schwarze

Brett,

Und jeder musste sich darüber informieren,

Und ich stand davor und las, wie all die anderen, den

Text.

 


 

Aufschläge 7639 – 7641

 

Ich persönlich glaubte an den

Sieg,

Jedoch, wenn er geschehen würde,

Könnte ich ihm nicht mehr trauen.

 

 

 

Soviel war gewiss, den

Bahnsteig fuhr man an den Zug

Und niemals umgekehrt, wie ich bis dahin

Angenommen hatte,

Ich erfuhr die Dinge

Falsch.

 

 

 

Am

Bahndamm lagen alte

Tüten, Flaschen, Dosen, Schmutz und Unrat,

Damals fand hier einer jener größten

Siege statt,

Und in das

Fenster drang die frische, kalte

Luft, es hatte sich darein der

Frauenduft gemischt,

Ich sah, dass eine

Unbekannte ihre Augen niederschlug

Und dass sich ihre

Wangen röteten.

 


 

Aufschläge 7642 – 7644

 

Die

Straßen waren nassgeregnet, jedes

Fahrzeug riss die

Wasserfahne hoch,

Und eine schnurgerade

Spur hielt für Sekunden ihren Atem an,

Dann schoben sich die

Augenlider langsam wieder über deinen

Blick, der hing im Blaugrau tiefer Wolken,

Und der

Regen fiel auf dein Gesicht,

Das spiegelte sich hier zu meinen

Füßen in der

Pfütze.

 

 

 

Hinter mir, in einem anderen

Abteil, befanden sich die jungen Leute, die durchbohrten ihre

Füße und befestigten sich so mit großen

Schrauben an dem Fahrzeugboden,

Später standen sie ganz sicher

Und bewegten sich nicht mehr,

Und sie vibrierten nur noch mit dem

Wagenrütteln.

 

 

 

In dem

Raum stand eine Zukunft vor der Tür,

Mir kam die eigne

Gegenwart entgegen.

 


 

Aufschläge 7645 – 7647

 

Es kam auch vor, dass du so sprachst,

Und an der

Wand war wenig Platz, die

Bilder hingen eng zusammen,

Und du sagtest so:

„Und neben meinem

Mann an meiner Seite ist es auch mein

Hund der mir so gut gefällt,“

Und mit dem rechten

Fuß trat ich als Ahnungsloser in die Bodenöffnung,

Die war nicht verdeckt,

Und dir war wirklich beides lieb und wahr

Auf seine Weise.

 

 

 

Mir blieb

Gerechtigkeit so unwahr wie die

Wahrheit selbst.

 

 

 

Von deinem

Mund, der lag im Kuss, lief ich im

Blick an dir hinab,

Die schwere

Tasche, die du trugst und nicht

Beiseite stelltest, schnürte deine

Hand gefährlich ein,

Du merktest nichts davon.

 


 

Aufschläge 7648 – 7650

 

Ich sah an dir die

Tänzerin im Stuhl,

Die hielt sich mit nur einer

Hand fest an der Rückenlehne.

 

 

 

So konntest du die

Wände deiner Liebe nicht erreichen,

Und du mühtest dich umsonst,

Und ich kam nicht an dich heran,

Du hattest auch ein kleines

Glück, das dir beständig war,

Und niemand zog das

Dach herunter.

 

 

 

Du könntest in dem tiefen

Schnee verloren gehen,

Und ich blieb bei dir,

Wir wurden beide überschüttet,

Und in

Wahrheit fielen nur die weißen

Schnipsel auf die Bühne,

Die warf man gezielt von oben nieder,

Und wir mussten uns verstellen

Und darunter stehen bleiben.

 


 

Aufschläge 7651 – 7653

 

So entsetzten sich die

Wahrheit, die Gerechtigkeit in einen

Spiegel, dort sind sie für jedermann

Und jederzeit zu haben und sofern derjenige im

Licht steht,

Ich bin lange schon nicht mehr bereit, von allem

Zeugnis abzulegen.

 

 

 

In der Höhle, die ich ganz versehentlich entdecke,

Sehe ich die wundersamen Malereien an der Wand,

Ich darf in deinen Kopf,

Nur dieses eine Mal, ihn nur dies eine

Mal und ungestraft betreten,

Ich betrachte alles

Und ich leuchte tief hinein,

Du hattest mir den

Raum ganz ohne Argwohn überlassen.

 

 

 

Die

Federn schieben sich in

Schichten ineinander, bei gespreizten

Flügeln fällt das Licht durch sie hindurch,

Vor meiner

Sonne werden sie zu völlig schwarzem

Schatten, der beschirmt sich selbst,

Und mir fällt er ins

Auge, dass ich schreie.

 


 

Aufschläge 7654 – 7656

 

Dann verlange ich danach, die

Dinge zu berühren, will sie zwingen, ihren

Raum zu füllen, meine

Hand leg ich auf deinen Mund,

Den hältst du etwas offen,

Und ich spüre deine

Lippen, die ich jetzt nicht meine,

Und ich warte vor der Öffnung,

Nichts wird mir entgehen,

Nichts soll mir entkommen.

 

 

 

Man hatte dich wohl insgesamt schon über

Tausendmal nach deinem

Namen ausgefragt,

Er war verloren,

Und du konntest immer nur den

Namen sagen, den du trugst von

Anfang an.

 

 

 

Du zeigtest als ein Zeichen deiner

Wahrheit, wie sich unter deinem harten

Panzer jene Silberflügel falteten

Und ineinander schoben,

Und du zeigtest ihre ganze

Größe stolz und gerne,

Und sie waren dein

Besitz, ja, mehr noch waren sie dein

Eigentum, ein kleines Glück, das diente dir,

Und, wenn du wolltest, könntest du mit ihnen

Fliegen, sagtest du,

Das wollte keiner wissen.

 


 

Aufschläge 7657 – 7659

 

Alles, was du brauchtest, deine

Kleider, alle Gegenstände, die du nutztest,

Waren numeriert,

Und neuerdings bekamen alle,

Die dir dienten, alles das,

Was du beherrschtest, einen eignen

Namen,

So erfandst du dich und konntest dich

Benennen.

 

 

 

Zartes

Rosa früher Morgensonne leckte über dein

Gesicht, es tat so gut, dass sich von außen

Wärme näherte und uns bedachte.

 

 

 

Ich erinnerte mich nur ganz kurz ans

Flügelschlagen der Verstorbenen,

Dann füllte ich den gelben

Sand in Beutel und verschickte

Heimaterde, die, das wusste ich,

Würd lange in den

Kleiderschränken hängen bleiben.

 


 

Aufschläge 7660 – 7662

 

Dieses ist ein

Lied aus Zeiten meiner Netze,

Damals war ich zur

Gerechtigkeit berufen.

 

 

 

Jeder

Weg, den ich zu gehen hatte,

Führte über weite, überenge

Knoten fest geknüpfter Maschen,

Einmal konnte ich den

Abstand zwischen ihnen

Nicht mehr überblicken.

 

 

 

Und ein jäher

Zorn stieg in mir auf, man hatte mich zum

Wächter einer leeren

Küste abgeschoben,

Und das

Knüpfen eines Netzes nicht gelehrt,

Es gab auch nichts, auf das ich mich

Berufen konnte.

 


 

Aufschläge 7663 – 7665

 

Meine

Fragen konnte ich nicht stellen,

Unklar war, was ich an

Wissen brauchte, weil es fehlte,

Und man gab mir einfach recht

Und sagte immer: „Ja“.

 

 

 

Doch die

Gerechtigkeit entschied sich für sich selbst,

Und ich entdeckte, dass der

Feuersalamander nicht durchs

Feuer ging, um seines Namens willen.

 

 

 

Es ging um unbekannte

Regeln eines Spieles und um unbekannte

Gegenspieler,

Und das

Spiel an sich war unbekannt,

Und ohne

Unterbrechung war ich immerzu am Zug,

Und alles, was ich machte, blieb verborgen

Und entschied sich nicht.

 


 

Aufschläge 7666 – 7668

 

Es lacht der

Tod und weint und ist ein menschlich

Ding, nicht kleiner und nicht größer als die

Spuren, die er hinterlässt.

 

 

 

Und ohne unsre

Tränen, ohne unsre zweite

Sonne wär er nichts, wär

Über uns und unerreichbar fern,

So aber geht er

Hand in Hand mit uns und lässt nicht los,

Wir würden ihn zu leicht verlieren.

 

 

 

Täglich steig ich heimlich einmal in das

Holz, das steht in einer kleinen Kammer,

Ich pass gut hinein,

Ich lege einen

Deckel lose über mich,

Von innen ist es schwer, das glatte

Holzbrett zu ergreifen und die

Ritzen damit zu verschließen,

Aufgerichtet bin ich, wenn ich in der

Kiste liege.

 


 

Aufschläge 7669 – 7671

 

Diese

Unabhängigkeit war unbezähmbar,

In der

Liebe zählte nur,

Wie oft ich bei dir lag.

 

 

 

In deinen

Türen rosteten die

Angeln nicht, wo sie sich rührten, waren sie

Blitzblank in Feuchtigkeit,

Mit dir allein betrieb ich

Hurerei.

 

 

 

Alles, was ich schreibe, ist ja wahr,

Ich darf in meinen

Kopf selbst sehen,

Und es ist kein

Wörtchen wahr darin, denn außerhalb entdeck ich alles wieder,

Und, wenn ich mich freue, rufe ich:

„Mein

Kopf geht heut spazieren,“

Und er wird wohl seine

Augen nicht verlieren, die er bei mir ließ,

Er wird sie nicht vergessen, dort, wo er grad ist:

Ich drücke meine

Zunge vor dem Wort ganz fest an meinen

Gaumen.

 


 

Aufschläge 7672 – 7674

 

Dein

Bild war sehr gut aufgeteilt,

Und anders, als aus anderen, stieß mit den

Farben schwarz der Krähenschrei hervor,

Der kam dreimal.

 

 

 

Mit den

Blättern, die dort wuchsen, wuchs die weiße

Hand, die hielt den Bogen,

Der war rücksichtsvoll gespannt, der

Pfeil mit seiner Spitze zielte aus der Malerei,

Und er bedrohte den

Betrachter.

 

 

 

Sonst verbarg der

Bogenschütze seinen Körper ganz,

Man hörte nur die

Blätter rascheln,

Und die

Hand war, wie ich sagte, weiß,

Anmutig weiß war sie und zart und gliedrig, fein und

Voller Sehnsucht,

Und sie hätte wirklich keinen

Bogen spannen können.

 


 

Aufschläge 7675 – 7677

 

Dann schoss ich nach einem

Stern,

Der Zufall ließ mich treffen,

In der

Stirn sah ich nur dieses kleine Loch,

Und das, so hörte ich, sei alles, was es zu erreichen gäbe,

Und ich blickte voller

Schmerzen in den Sternenhimmel.

 

 

 

Man vergoss den heißen

Teer auf einer Straße,

Mir war es die

Flüssigwerdung einer letzten Nacht,

Man konnte die

Allee im Nachhinein gebrauchen

Und verwenden.

 

 

 

Jemand wollte seine

Augen, seinen ganzen Körper spenden,

Und er musste sich dafür erschießen,

Niemand hätte sonst von ihm genommen,

Ich persönlich mag nicht in

Gesellschaft speisen.

 


 

Aufschläge 7678 – 7680

 

Stein im Ring,

Herz im Garten,

Nur ich selbst bin

Unbehaust.

 

 

 

Durch meine

Hände lasse ich das Kettchen gleiten:

Golden Ding bist du aus Kunst gebaut,

Ich liebe dich, bist mir vertraut als

Kuss der eignen Haut,

Und sonst berührt mich nichts.

 

 

 

Nur einmal fiel ein

Herbstblatt unversehens auf mein Haar,

Und seine Reise war noch nicht beendet,

Und ein andres

Mal versuchte jemand alles mit dem

Rund des Kreises zu erklären und mit einer

Zahl, die sich ergab und er errechnete aus seinem

Eigennamen.

 


 

Aufschläge 7681 – 7683

 

Man berichtete von einer neuen

Katastrophe,

Schrecklich war es eine

Eisenbrücke zu betreten, ihrem

Magnetismus ausgesetzt zu sein.

 

 

 

Ich habe folgendes zuerst entdeckt:

Wenn man den

Feldstein spaltet, zieht er zwischen seinen

Hälften unsichtbare Fäden, die

Zerreißen augenblicklich, noch in dem

Moment der Spaltung,

Und es unterbrechen darin sämtliche

Gespräche auf der Stelle.

 

 

 

Ich ließ dich schnell allein, beließ dir aber meinen

Schlaf, der lag an deiner Seite,

Aus den

Röhren, die von oben in die

Zimmer ragten, strömte Sand

Und der begann die

Räume aufzufüllen,

Jeder, der es konnte, durfte sich in

Wachheit retten.

 


 

Aufschläge 7684 – 7686

 

Nicht größer als das

Größte ist der Tod,

Ich habe die

Gedanken auf der Weide, fern von mir sind

Lachen und das Weinen.

 

 

 

Himmelan, ich weiß nicht, was das ist,

Vielleicht, dass ich den

Fahrstuhl in die Wolken meine,

Und ganz wurzeltief ist mein

Gefühl.

 

 

 

Ich nippe an dem

Becher meines Frühstückstrunkes,

Der ist heiß, auch ist der Becher innen leider nicht

Bepelzt, mit Pelz bewachsen,

Den würd ich zu gerne mit dem kleinen

Löffel streicheln wollen.

 


 

Aufschläge 7687 – 7689

 

Wir zwei auf dieser

Bühne haben uns sehr viel zu sagen,

Und ich steche mit dem

Messer in den Tisch, bedeutet

Spaltung, die im Anfang ist.

 

 

 

Wenn wir uns trennen, werden beide

Hälften lange Fäden ziehen

Und danach wird sich noch einmal

Jeder ganz für sich allein

Halbieren müssen.

 

 

 

Ich lasse deine rosarote

Perlenkette durch den Mund

Und zwischen meine

Lippen, über meine Zunge gleiten,

Und sie liegt an deinem

Hals,

Und meine

Hände, meine Augen taten an dir alles,

Um mich auf den

Futterplatz zu locken,

Hier bei dir erhalte ich mich ganz

Zurück.

 


 

Aufschläge 7690 – 7692

 

Gestern lief ich meiner

Zeit wie zeitlos in die Arme.

 

 

 

Zweimal rücksichtslos ist lange noch nicht ohne

Rücksicht,

Ging an mir vorbei,

Empfahl mich meiner

Gegenwart und gab mir eine

Antwort auf die Frage, die du gestern stelltest,

Was, so fragtest du, kommt nach dem

Tod, wenn er schon vor dem

Tod kommt.

 

 

 

Was, so fragtest du, wird aus dem

Mörder, der sich mit dem

Opfer mordet,

Was wird aus

Maschinen wachsen, wenn sie

Ausgeblutet auf dem

Rollfeld stehen bleiben,

Was wird aus der

Hand, wenn sie geballt in

Ballung bleibt.

 


 

Aufschläge 7693 – 7695

 

Erst ein

Gruß und dann Umarmung,

Kurz danach bereits

Relief in Stein.

 

 

 

Als wir uns erneut begegneten,

Das

Treffen der Giganten war kein Seiltanz,

Was wir sahen, war kaum mehr, als die

Attrappe besten Willens,

Das war für ein

Standbild nicht genug.

 

 

 

Jeder, der das

Tiefblau unsres Himmels

Ganz genau beobachtet, entdeckt darin die

Täuschung, der wir nicht entrinnen,

Und ich hielt die kleine

Taube auf dem Marktplatz,

Weil sie so entfernt saß, für den

Menschen, alles andre wurde dadurch

Riesengroß.

 


 

Aufschläge 7696 – 7698

 

Armer

Sommersonnenvogel, hast den

Mantelkragen hochgeschlagen, hast beim

Abflug in den Süden nicht so schnell dein

Singen enden können, jetzt suchst du an einer

Mutterbrust nach Milch.

 

 

 

Bist zu spät, hab meinen

Schoß noch spät im Herbst ins

Nachbartal geworfen,

Und mein

Liebster hält den schönen Kopf in einen

Taubenschwarm und denkt nicht mehr auf mich,

Ihm ist’s, als fiele lauer Regen.

 

 

 

Mir fällt Schnee,

Und um mich her blüht

Eis, ach, Herz, wie wird es uns

Ergehen.

 


 

Aufschläge 7699 – 7701

 

Eine

Stunde war seit Mitternacht vorbei,

In dieser

Zeit lag ich acht Tage unter meinem

Bett in einem Kasten, mein

Gesicht war ausgemalt mit blauen, roten

Punkten, Strichen, keine

Krankheit, keine Narben, nur der

Wunsch, dass sich die

Körpermalerei verinnerlichen sollte.

 

 

 

In der nächsten

Stunde würde ich mich

Gründlich reinigen und waschen, meine

Wandlung wäre dann vollzogen.

 

 

 

Gläsern war mein

Mund und schwarz das Lippenpaar,

Sie schwammen ruhig auf dem

Flüsschen, das zog still an mir vorbei,

Floss durch mein

Zimmer, trieb mein Bett, das mir stets

Bett war, mit sich fort,

Ich brauchte keinen, der mir diesen

Traum zu deuten wagte,

Brauchte niemanden, der

Segel setzte.

 


 

Aufschläge 7702 – 7704

 

Damals war ich jung,

Mundsegel

Waren meine

Füße.

 

 

 

Alles war erreichbar nah und

Lichtgedanken hatten sich entzündet, die

Versprechen häuften sich,

Ich gab sie mir und hielt sie fest,

Und, hätte ich gezögert, wäre das der erste

Rostfleck auf dem

Weißblank meiner Kette.

 

 

 

Damals wuchs mir schon das

Fell nach innen,

Und ich will es nun erklären,

Weil ich auf ihm schlief.

 


 

Aufschläge 7705 – 7707

 

Geboren wurde ich aus dem

Maschinenleib, mich nahm nie jemand an die

Hand, ja, meine Hände waren immer völlig frei,

Und später sah ich in dem

Kinderkrankenhaus, dass meine

Wahrheit nicht so wahr war, wie die

Wahrheit dieser Kleinen.

 

 

 

Sie erzählten den

Versorgungsapparaten ihre Gutenachtgeschichten,

Weil sie einer doch dem anderen erzählt,

Und denke an die

Enge, wie sich jedes

Stammeln in den Drähten fängt und hängen bleibt,

Und mancher

Kindermund ist dabei ganz verschlossen.

 

 

 

Abends führte mich die etwas steile

Treppe,

Über schmale Stufen ging es aufwärts in den

Schlafraum, dort war alles vorbereitet,

Und ich klappte mir den

Schlaf von einer Wand und legte mich darauf,

Zog ein Gebet vor meine Fenster

Und den

Lieblingstraum bis an mein Kinn.

 


 

Aufschläge 7708 – 7710

 

Rede nicht mit deinem

Leibarzt, rede nicht mit seinem Tonband,

Rede nicht mit seinem

Stuhl und nicht mit einem seiner

Instrumente.

 

 

 

Überrede deine

Tochter nicht, es könnte sein, dass sie die

Ärztin ist und du ihr Sohn,

Es könnte sein, dass sie an dieser

Stelle länger bleibt als du.

 

 

 

Es könnte sein, dass du als

Messerschlucker mitten in der Arbeit deine

Kunst vergisst, dass jemand, der vor

Hunger und vor Durst nicht sprechen

Und sich nicht bewegen kann, auf deiner

Netzhaut stirbt

Und dass du keine

Hilfe weißt.

 


 

Aufschläge 7711 – 7713

 

„Von mir aus bin ich ohne

Schuld,“ sprach jemand,

Und er hatte recht,

Und alle sagten so.

 

 

 

Viele hatten

Ketten an den Füßen,

Und sie sprachen alle für den einen gut

Und wussten es in diesem

Falle alle besser,

Und es war dies ihre

Schuld und auch die Schuld des einen,

Den ließ man als

Beispiel frei,

Und jeder sah auf ihn und war voll

Freude, die lag auch in

Ketten.

 

 

 

Aus dem

Königshaus brach eine Armut aus, die ging ins

Land; der

König bot dem Volk die

Krone an, dass es sie kaufe,

Und es kaufte sie sofort,

Er hatte zwanzig gleiche

Kronen liegen, alle kaufte man ihm ab,

Das rührte seine

Königswürde nicht,

Und er betrog die

Kronen, eine um die andere,

Und er verlor nicht eine.

 


 

Aufschläge 7714 – 7716

 

Es gab noch den

Begriff der Unschuld,

Der sah so aus:

Niemand fragte mehr nach

Wurzeln.

 

 

 

Eine

Mehrfachvergewaltigung

Bezog sich nicht mehr nur auf

Mädchen, Frauen, sondern auch auf

Männer,

Die beriefen sich auf die

Unmöglichkeit,

Und das sei nun der

Grad der Unschuld.

 

 

 

So bewertete man jeden

Zweig, der nachts und heimlich in das

Zimmer wuchs und morgens schwer beladen über

Betten rankte, dessen Schwere leicht den

Schlafenden erschlagen konnte;

Andrerseits bewertete man sonst denselben

Zweig als wüchse er in irgendeinem

Garten.

 


 

Aufschläge 7717 – 7719

 

In meiner

Hand war eine Süßigkeit,

Die war nicht angeboren,

Und ich weiß auch nicht, woher sie kam,

Für wen sie war, warum sie existierte,

Und ich selber lehnte alles

Süße ab, wahrscheinlich würde der

Zusammenhang sich in der Zukunft zeigen,

Später aber fiel mir auf,

Dass ich wohl nicht gemeint war.

 

 

 

Man drehte auch die

Dinge weiter um, dasselbe konnte sich ins

Gegenteil verwandeln und zurück

Und aufeinander liegen bleiben.

 

 

 

Ich blätterte ganz ratlos eine

Seite zwischen

Urteil und der Hochachtung im

Unverständnis hin und her.

 


 

Aufschläge 7720 – 7722

 

Du redetest vom

Frost, der über deinen Körper

Lief.

 

 

 

Ich sah den

Schnee als kleine Kappe auf der letzten

Beere sitzen, wie er nun, im

Sonnenblenden, ohne seinen

Halt zu lassen, auf die

Unterseite rutschte

Und dort fest saß.

 

 

 

Auch die dünnen

Drähte langer Zäune hielten

Leitungen von Schnee, die jeden

Draht von unterhalb umklammerten;

Und nachts nahm ich dich mit

Gewalt, du fühltest dich nicht vergewaltigt,

Tags warst du mir heilig,

Und es heiligte dich die Gewohnheit,

Ich blieb beide Male draußen.

 


 

Aufschläge 7723 – 7725

 

Mir war alles eng,

Und enger wurde alles, was sich weiten sollte;

Schrieb ich, saß ich unter

Menschen, über die schrieb ich kein Wort,

Ich musste lange suchen, bis ich einen traf,

Ich hätte gerne über jemanden geschrieben.

 

 

 

Draußen wurde alles weiß vom

Schnee,

Und später leuchtete er auf in greller

Sonne, die kam lautlos, landete bei schwarzen

Vogeltieren, die sah ich das erste Mal,

Sie stammten aus der weit entfernten, andren

Gegend.

 

 

 

Sonst verstand ich dich

Und kannte mich gut aus

In dir.

 


 

Aufschläge 7727 – 7729

 

Diesmal kam der

Winter vor dem Herbst.

 

 

 

Dann, als ich mich von dir erhob, fiel

Braunlaub auf dein Blütenweiß,

Mit scharfen

Krallen ging ich suchend über dich, ein

Möwenvogel, der nicht scharren konnte, den der

Sturm weit von der Küste in die

Großstadt abgetrieben hatte,

Mit dem

Schnabel warf ich meine eignen Blätter hoch

Und sah darunter nichts als deinen

Landstrich Haut, der sich zu weit erstreckte.

 

 

 

Ich hätte fliegen können und blieb in der

Irre liegen, ließ mich einfach wieder

Auf dir nieder, meinen

Kopf hielt ich ganz nah am Boden in den

Wind.

 


 

Aufschläge 7730 – 7732

 

Als ich eine

Folie abzog, die zerkratzt auf einer

Fläche klebte, lag darunter eine spiegelblanke

Eisschicht, die wohl nur auf mich gewartet hatte,

Denn ich war bereits in ihr

Und sah sofort auf mich.

 

 

 

Ich sollte mich nun, da es an der

Zeit und Reife war, gebären,

Selbst gebären.

 

 

 

Ich schrieb mich auf,

Dass ich mich nicht

Vergaß, wenn ich ein Neuer war,

Der könnte gänzlich anders sein als ich

Und sich an nichts erinnern,

Und ich wurde schon gewarnt:

In einem

Spiegel stand ein anderer,

Der hatte nie von mir gehört.

 


 

Aufschläge 7733 – 7735

 

Man kümmerte sich nicht mehr um die

Einsamen und Armen,

Die verbrachten ihre

Zeit in großen Gruppen,

Schwäne voller Reiz, die sich einander

Nicht zur Kenntnis nahmen.

 

 

 

Du, das war verboten,

Setztest dich zu mir.

 

 

 

Ich schreckte auf, flog hoch,

Du hattest es erwartet,

Und ich hoffte richtig, als du mit mir flogst,

Doch höher, als in diese

Höhe konnten wir nicht steigen,

Und von unten hatte man uns beide schon im

Fernglas, das umriss uns messerscharf,

Dass ich an mir und du an dir die

Ränder spürte,

Und wir trennten uns kurz vor der

Landung wieder.

 


 

Aufschläge 7736 – 7738

 

Einmal kamen die

Hausierer, die belasteten die anderen und deren

Redlichkeit.

 

 

 

Und ich verneinte auch die

Stiche meines Herzens,

Davon hattest du erzählt

Und dass sie nicht von innen kommen könnten,

Und der

Wettstreit, sagtest du, sei grad erst

Ausgebrochen.

 

 

 

Meine

Keuschheit war nicht wirklich,

Und ich hatte nur davon gehört,

Es war, dass ich mir den

Termin zur Spendung meines Blutes fest notierte,

Aber ihn nicht einhielt,

Enger als zu diesen

Zeiten konnte ich mit mir nicht leben.

 


 

Aufschläge 7739 – 7741

 

Einmal sah ich auf die

Liste des Besitzes, auf die lange

Liste dessen, was nur mir

Gehörte.

 

 

 

Diesmal war ich ehrlich

Und begann zu streichen,

Und es blieb nichts nach,

Ich musste alles irgendwie mit

Irgendjemand und mit

Irgendetwas teilen,

Und ich hatte, mir zum

Glück, das alles unterschrieben.

 

 

 

Dann sah ich auf meinen

Namen, der blieb übrig

Und war auch kein Ende,

Und es blieb nichts nach,

Ja, außer mir blieb gar nichts nach,

Und das war fremdes

Eigentum.

 


 

Aufschläge 7742 – 7744

 

Deine

Briefe schickte ich zurück,

Sie sprachen nur von dir und ließen keinen

Platz, das konnte ich sehr gut verstehen.

 

 

 

Du hattest, so wie ich,

Dich selbst entdeckt,

Das hättest du nicht aufzuschreiben brauchen,

Und du gabst mir alles,

Deutlich sah ich, wie sich hinter deinem

Herzen alles krümmte

Und dich schlug.

 

 

 

Dann bestieg ich einen

Fahrkorb, der beförderte die

Menschen und war sehr, sehr schnell

Und führte rasend in die Tiefe,

Ich stand auf dem

Kopf beim Start und blieb mein

Leben lang im freien Raum so hängen;

Sicher war auch, dass die ausgestreckten

Arme, käme es zu einem Ende,

Wenig nützen würden.

 


 

Aufschläge 7745 – 7747

 

Alles sehe ich, und auf dem

Fußweg, auf dem Platz, wo heute

Häuser stehen, sehe ich die

Männer, Frauen voller hoher

Ziele und der tiefsten Augenblicke ineinander fallen,

Kaum, dass einer von dem anderen gewusst.

 

 

 

Sie stehen eng an eng und sind vorbei,

Und unser

Bauwerk bauten wir direkt auf ihnen,

Pflügten einfach ihre

Tötungsstätten, Gräber, Sockel der Triumphe um.

 

 

 

Und heute frage ich,

Hindurch durch

Häuserwände, die sind nicht aus Stein:

„Ist dieses

Opfer eigentlich das Opfer, oder ist es selbst das

Opfer.“

 


 

Aufschläge 7748 – 7750

 

Reglos lag in meinem

Garten die Verfremdung,

Kaum, dass ich zu atmen wagte,

Gar nichts konnte mir passieren hinter meiner

Glasfassade.

 

 

 

Wenn ich

Futter hätte, traute ich mich wohl hinaus

Und fände sicher auch die

Sprache, um zu locken,

So verlangst du, dass ich die

Begierde übersehe, nur mit meinen

Worten über deinen nackten

Oberkörper fahre;

Schriebe ich Musik, wär es doch

Ganz, ganz einfach.

 

 

 

Selbst in meinem Zimmer sagte eine

Stimme automatisch die Stationen an,

Es war, dass ich erfuhr, wie sich im

Alter eine Lebenslust verflüchtigte,

Die

Trauben hingen jetzt direkt vor deinem

Mund, dass du sie essen musstest,

Und die

Stimme kam direkt aus dir,

Ich war ein

Fremder neben mir.

 


 

Aufschläge 7751 – 7753

 

Auf dem

Wasser lag ein Feuerboot, das stand in

Flammen,

Und die waren kalt

Und nichts verbrannte.

 

 

 

Dann ging ich an

Bord, betrat ein Märchen, das war so:

Ein

Pfau mit langen, langen Federn schlüpfte aus dem

Schlafbett der Prinzessin, stellte sich davor

Und schlug sein

Rad, das stieg sehr kräftig auf

Und fiel im

Schütteln fast auf seinen Kopf,

Und die

Prinzessin lag in dem zerwühlten

Bett.

 

 

 

Sie hing mit ihren

Augen nur an mir, der

Pfau, so sah ich, mühte sich umsonst,

Und die

Prinzessin konnte nichts erreichen,

Und ich selbst war nur im

Märchen.

 


 

Aufschläge 7754 – 7756

 

In dem andren

Zimmer schliefen Tage aus der

Zukunft und verrieten sich,

Es stand mir frei, den einen oder anderen zu öffnen,

Und ich hätte ihn so nehmen müssen,

Wie er war

Und rührte keinen an.

 

 

 

Ich dachte mir, es sei ein großer

Unterschied von meiner

Gegenwart zur Zukunft,

Und ich sah ja, dass es diese

Nachricht jetzt schon gab.

 

 

 

Von dem

Gewinn erfuhr ich nichts,

Er lag auf einem

Konto, das mir nicht gehörte,

Und ich sah, wie ihr aus

Pappe einen Kopfschmuck basteltet,

Den übermaltet ihr mit goldner

Farbe,

Und er hätte einer

Krönung dienen können,

Schuld daran war dieser Weichensteller,

Der sah nichts von seinem

Wärterhäuschen aus.

 


 

Aufschläge 7757 – 7759

 

Wir gelangten unter eine

Eisschicht, die sich über alles zog,

Hier war es unerwartet warm,

Man konnte atmen

Und es war wie oberhalb.

 

 

 

Um deinen

Körper schlängelte sich gleich

Ein großes, zahmes

Seetier, das war dir vertraut,

Ihr spieltet miteinander,

Und es schien mir, ja, ich war fast sicher,

Dass ihr euch in

Liebe liebtet.

 

 

 

Du erklärtest mir und meinem

Schrecken eure Gleichgeschlechtigkeit,

Die war euch recht,

Und hier wart ihr Zuhause,

Jemand zog an einem meiner

Fenster die Gardinen auf,

Ich stand hier draußen,

Und ich traute mich nicht heim.

 


 

Aufschläge 7760 – 7762

 

Von dem

Höhepunkt herab erklang die

Stimme, weit entfernt und dünn.

 

 

 

Du hattest dich ganz hoch gesetzt,

Von dort floss deine

Lebenskraft herab,

Man schlug nach dir, das war umsonst,

Ich eilte dir zur Hilfe,

Und der

Augenblick dafür war längst verstrichen.

 

 

 

Du versuchtest es mit

Falschspiel, das entdecktest du sofort

Und hattest keinen außer dir für die

Betrügerei;

Bei einem mörderischen

Überfall erschoss man auch die

Frau, die lange schon in Ohnmacht lag.

 


 

Aufschläge 7763 – 7765

 

Einmal fragte ich mich,

Ob es ganz umsonst gewesen sei,

Es war vorbei, und das war gut,

Ich hatte auch erkannt, dass,

Wie ich kürzlich sagte,

Feuersalamander nicht durchs Feuer gehen,

Und die

Engel, sah ich, legten, wenn sie irdisch wurden, ihre

Flügel ab.

 

 

 

Man spülte einem

Leichnam immer noch die ganz besondre

Flüssigkeit durch alle Adern,

Um ihn später wieder zu

Erwecken.

 

 

 

Ich besprach mit einem,

Der zurückgekommen war, die ganze

Angelegenheit.

 


 

Aufschläge 7766 – 7768

 

Meine

Nummer und mein Name standen in dem

Katalog, der lag im Altpapier

Und reichte nicht für eine

Strophe.

 

 

 

Die

Gerüche einer fremden Frau in meiner

Nähe lösten einen

Schauer weißen Silberschnees in meinem Kopf,

Der stäubte hoch und schuf den schwarzen

Regenbogen.

 

 

 

Als ich dich dann wieder traf, nach deinem

Namen suchte und ihn fand,

Ihn dir hinüberrufen wollte,

Weil wir uns so lange nicht gesehen hatten,

Und ich wusste, dass du täglich

An mich dachtest und sogar mein

Tagesdenken in dir hattest,

Als ich dich dann wiedertraf,

Ließ ich wie du die

Arme sinken,

Und wir gingen wortlos tiefer

Ineinander.

 


 

Aufschläge 7769 – 7771

 

Vorbei und aufgehoben,

Fortgestellt und dann hervorgeholt

Und stets gefragt: warum, wozu, weshalb.

 

 

 

Es sollte sein ein

Kind in deinem Leib, allein aus unser beider

Liebe, oder wenigstens aus einer

Liebe, oder wenigsten gezeugt im

Schein von Liebe, oder wenigstens

Gezeugt von einer

Samenbank.

 

 

 

Und wenn es außerhalb empfangen würde,

Wäre es dir auch noch recht,

Auch außerhalb gezeugt und in den

Leib der Leihfrau eingepflanzt

Uns irgendwo geboren,

Alles, alles wär dir recht.

 


 

Aufschläge 7772 – 7774

 

Es sollte unbedingt ein

Kind aus deinem Leib sein,

Und du wolltest deine

Hand drauf legen,

Die hieltst du verkehrt herum.

 

 

 

Immer sagtest du, ich hätte meine

Höhle tief

In dir.

 

 

 

Dann hörte ich dich zu dem

Spiegel sprechen:

Denkst du dummes

Ding, dass dir dein Herz gehört, es wäre dein,

Und schaust nicht in das

Fenster, um zu sehen, wer dort

Fremdes hockt

Und sich die

Tage in die Wände

Ritzt?

 


 

Aufschläge 7775 – 7777

 

Senkrecht standen alle

Hölzer in der Reihe, halb in einer

Erde, ragten halb als

Stützen in die Höhe.

 

 

 

Über sie hinweg lief nur ein

Draht, der angenagelt war,

Und in die

Landschaft schlug man diesen

Pfahlzaun, ohne Sinn und ohne

Zweck.

 

 

 

Ich konnte deinen

Leib nicht lassen, meine

Reisezüge hielten nicht bei mir,

Und über deinen

Schoß hielt ich ein Dach.

 


 

Aufschläge 7778 – 7780

 

Tagelang war ich allein

Zuhause, keine Ruhe kehrte ein, mein

Zimmer lief um mich.

 

 

 

Es mochte eine

Krankheit sein, die auf den

Ausbruch wartete,

Und nachts, so spürte ich, stand eine

Sonne nahe über meinem Dach,

Und sie war heiß und trocken,

Sonst passierte nichts.

 

 

 

Ich wusste weiterhin nicht viel von meiner

Existenz und ging und kam, ganz wie gewohnt,

Und lebte einerlei mit meinen

Hausgenossen.

 


 

Aufschläge 7781 – 7783

 

Einmal schufen wir ein

Standbild,

Und du kleidetest dich an

Und hattest nichts auf deinem

Leib.

 

 

 

Ich sah in unsere

Verworfenheit, ich selbst war dir ein

Teil.

 

 

 

Wir standen fest und ruhig in

Bewegungslosigkeit;

Man hätte uns mit uns

Verwechseln können.

 


 

Aufschläge 7784 – 7786

 

In der

Galerie hing dieses Gegenstandsgedicht von mir,

Man musste es betasten.

 

 

 

Und darüber spannte sich die

Oberfläche, die man mit der

Hand durchstoßen sollte,

Was darunter lag, war nicht zu sehen.

 

 

 

Ja, ich spürte immer wieder,

Wie man mich berührte und begriff

Und schützte mich auf meine

Weise vor Verletzung.

 


 

Aufschläge 7787 – 7789

 

Heute traf ich sie zurück,

Sie war allein im Raum,

Und keine andren

Räume waren neben ihr,

Selbst mich nahm sie nicht wahr.

 

 

 

Aus mir sprang eine kleine

Freude über unser Wiedersehen,

Die ging mir als

Funkenflug verloren,

Dann war sie vorbei, ein

Lichtschein, der sich einfach zwischen

Wolken drängte,

Rasend über mich hinweg lief.

 

 

 

Dabei fiel die

Ruhe ganz besonders auf,

Und es entstand kein

Laut.

 


 

Aufschläge 7790 – 7792

 

Der

Buckel war nicht immer Zeichen einer

Dienerschaft, schon gar nicht immer

Angeboren,

Und wer

Aufrecht ging, der war durchaus nicht

Frei davon.

 

 

 

Die

Unschuld hatte ihre Kämpfer,

Und der

Monolith verlangte nach Verteidigung,

Selbst deine

Liebe zu dem Instrument, mit dem du musiziertest,

War von

Eifersucht geplagt.

 

 

 

Manchmal durfte man auch

Hoffnung schöpfen, jeder dieser

Augenblicke wuchs und überstrahlte

Alles, was vorher gewesen war,

Und ich erkannte über mir in kreisender

Bewegung weiße Vögel als dieselben wieder,

Die hier gestern flogen,

Und ein

Irrtum wurde von mir

Ausgeschlossen.

 


 

Aufschläge 7793 – 7795

 

Blutig war der

Wahnsinn, den du in dir

Hegtest.

 

 

 

Mit einem

Nagel hattest du dein äußerliches

Ohr an einen

Baumstamm angeschlagen.

 

 

 

Dort stand regelmäßig eine

Nachtigall,

Du dachtest an ihr

Schluchzen.

 


 

Aufschläge 7796 – 7798

 

In der

Zeitung las ich von der Frau, die den

Geliebten im Getränk betäubte,

Die ihn dann erstickte

Und zerstückelte, nachdem er

Tiefgefroren sägbar war.

 

 

 

Mit der

Mechanik ihrer Raserei verteilte sie den

Leichnam über eine ganze

Stadt, nachdem sie ihn zuvor

Gekocht und dann gebraten hatte.

 

 

 

Sie war völlig grundlos, ihre

Augenhöhlen waren

Muschelschalen, die sich nicht mehr schlossen,

Ihre

Blicke sanken als ein leichtes, sanftes, wehendes

Gewand auf alles nieder

 


 

Aufschläge 7799 – 7801

 

Ich lebte so in einer

Dose, die war zugelötet,

War hermetisch abgeriegelt,

Und mir standen alle

Wege frei, es war das absolute

Meisterwerk, das man

Gefängnis nannte.

 

 

 

Wenn ich stürzte, fiel ich über mich,

Und wurde ich gequält,

So quälte ich mich selber,

War mein Folterknecht,

An den mich zu gewöhnen

Fiel mir schwer in meiner

Dose.

 

 

 

Mit weit aufgerissnen

Augen hörte ich in die Gerichte,

Dort entdeckten

Schuldige, dass jemand für sie gut sprach

Und erfuhren über ihre

Taten alles,

Niemals hätten sie sich so mit sich verglichen,

Nahmen Bad für Bad im

Eigenblut.

 


 

Aufschläge 7802 – 7804

 

Alles, alles doppelt sich,

Wird, wenn es sein muss, tausendfach

Und wiederholt sich,

Und ich finde

Beistand, wenn ich will, an den zwei

Trockenpfählen, die kaum in der

Erde stehen.

 

 

 

Daran angelehnt erfahre ich die eigentliche

Schwäche, die ich übertrage,

Die sich auf mich überträgt,

Ich sehe, dass das Irdischste an mir die

Krücken sind.

 

 

 

Überall bin ich gestützt

Und stütze überall und hoffe dauernd auf

Gesetze, die mir meinen

Richterspruch begründen,

Unvorstellbar, wäre ich in einem

Haus ganz ohne Wände, ohne jeden

Farbanstrich.

 


 

Aufschläge 7805 – 7807

 

Aus meinem

Schuh entferne ich den Stein

Und achte auf das einzige

Geräusch, das seinen Fall verrät,

Und spüre ihm mit meinen

Augen nach.

 

 

 

Es überkommt mich dann die

Lust ganz ohne Schuhe meine

Füße zu bewegen, so zu gehen,

Dass sie nichts mehr schützt.

 

 

 

Und für

Sekunden sind die Füße jeder

Mittelpunkt, der sitzt an meinem

Ende.

 


 

Aufschläge 7808 – 7810

 

Meine

Tätigkeit als

Schienenfresser fand kein

Ende.

 

 

 

Und im

Tiefschlaf wurde ich zur

Weiche, meine Träume liefen

Auseinander.

 

 

 

Und du lauschtest nicht,

Du fragtest nicht nach den

Stationen und zogst morgens,

Noch bevor ich es bemerkte, letzte

Schienenstränge aus dem Mund,

Der mir gehörte.

 


 

Aufschläge 7811 – 7813

 

Auserwählt warst du

Und standst doch unter Tausenden

Und warst nicht

Auszumachen.

 

 

 

Jeder sah den anderen

Und dachte auch an sich

Und hielt sich in

Bescheidenheit zurück.

 

 

 

Ein anderer begann ein

Spottlied, es entstand die

Überlust, weil sich

Almosen häuften.

 


 

 

Aufschläge 7814 – 7816

 

Es hielt zugleich das

Opfer still, hielt seinen

Atem an und stand erstarrt in einem

Winkel.

 

 

 

Aus Räuberei und Notzucht,

Nächstenliebe und der

Hilfe aller ohne Eigennutz

Entstand ein undurchdringliches

Geflecht.

 

 

 

So kommt ein

Mensch zum anderen

Und bleibt sich selbst

Verloren.

 


 

Aufschläge 7817 – 7819

 

Später kam ich noch einmal zurück,

Es war ein schlimmes

Bild, das sich mir zeigte,

Und ich hatte einen

Spaten mitgebracht, der sollte mir die

Decke heben helfen,

Und ich sah, dass unter dünnster

Schicht nichts mehr verändert war.

 

 

 

Im

Hochhaus, wo man sich versammelte,

Bedachte man in erster Linie genau die

Essgewohnheit jedes Einzelnen,

Der wurde man in jeder

Einzelheit gerecht.

 

 

 

Ich rechnete nicht mehr mit mir, ein

Außenstehender empfahl mir auch,

Mich ganz von mir zu trennen,

Und ich legte doch auf mich noch allergrößten

Wert,

Es hatte mich der andere schon fast für sich gehalten,

Von uns starben hier in

Splittern eines Terrors

Menschen, Tiere,

Und es blieben grausame

Verletzungen in freien

Räumen stehen.

 


 

Aufschläge 7820 – 7822

 

Als

Kinderfrühstück gab es eine unverbrauchte

Technik, die

Mechanik hütete ein elektronisches

Geheimnis.

 

 

 

Mir erklang zuvor in letzter

Nacht der Abgesang des

Tagesvogels,

Das war ungewöhnlich,

Und es sollte wohl ein

Zeichen sein, ein Bote, den ich nicht

Verstand.

 

 

 

Die

Morgennebel waren grün, die

Sonne brach von unten auf,

Sie schien noch vor dem

Horizont durch

Wälder, Stadt, den Fluss und Erde,

Die

Gesichter lagen stumm im Schlaf

Und schauten friedlich aus dem

Atem, der sich um sie legte.

 


 

Aufschläge 7823 – 7825

 

Spät am

Abend traf ich auf die

Frau, die mich sogleich erkannte,

Ich betrat zunächst die andere,

Die sie gewesen war, als wir uns damals

Kennenlernten.

 

 

 

Die war stumm

Und schlug die

Augen nieder.

 

 

 

Und ich sprach mit dieser

Unbekannten, die ich sehr gut kannte, über

Dinge, die wir niemals

Kennenlernen würden.

 


 

Aufschläge 7826 – 7828

 

Manchmal ändertest du deine

Kleidung, die Frisur, dein Herz,

Dein Leben, deine Liebschaft, deine

Leidenschaften, deine Eigenarten, deinen

Namen, ja, du ließt dir deine

Haut sogar ein wenig anders schneidern.

 

 

 

Und es war, dass du dich

Immer mehr an immer mehr von dir

Erinnern konntest.

 

 

 

Und du hattest nichts mit mir zu tun,

Und ich vergaß, vergaß, vergaß

Und hatte nie und nimmer

Irgendetwas von mir abgegeben

Oder aufgegeben

Oder umgeändert,

Und ich hätte nie gewagt,

Mir etwas anzutun.

 


 

Aufschläge 7829 – 7831

 

Den

Krähenvogel peitscht ein

Aufwind hoch, man müsste, meine ich,

Auf diese

Weise alle Federn lassen.

 

 

 

Hier, in meiner

Tür, steht immer noch der

Anspruch, der sich nicht begründet,

Du, die mir im

Bett so nahe ist

Und auch am nächsten von uns beiden liegt,

Weckst mich aus schwerem

Traum.

 

 

 

Ich frage dich am andren

Morgen, wer es war, der in der

Nacht nach mir gegriffen hat

Und in mich griff

Und aus mir etwas griff

Und an sich nahm,

Das dürfte niemand außer dir und mir,

Und du, als meine Frau weißt nichts von mir,

Und sonst schläft nie ein anderer

So nah an unsrer

Seite.

 


 

Aufschläge 7832 – 7834

 

Mit dem

Schnabel richte ich mir das Gefieder,

Jetzt, im

Wind, muss ich auf jede Strömung achten,

Ganz genau gesagt, betrüge ich die

Welt um mich herum.

 

 

 

Ich drehe mich

Und wende mich

Und lebe doch in einer strömungsfreien

Zone, die ist völlig ungestört.

 

 

 

In mir ist eine

Krankheit ausgebrochen,

Und ich dopple mich in jeder

Eigenspiegelung bis zu der neuen

Wirklichkeit, die wird sich irgendwann mit neuen

Flügeln zeigen.

 


 

Aufschläge 7835 – 7837

 

Meinen

Stolz auf eine nahe

Zukunft muss ich unter einer

Decke hüten.

 

 

 

Gestern erst erschlug man in der

Nachbarschaft die Träume einer

Jugend.

 

 

 

Und ich hätte mich so gerne an dem

Mädchenlied erfreut, doch waren seine

Sängerinnen ausgeflogen

Und entwachsen.

 


 

Aufschläge 7838 – 7840

 

So schmolz an einer

Stelle flüssiges Metall zusammen,

Und wir staunten über die totale

Einigkeit.

 

 

 

Und über diesen

Nahtschluss, mochte sein, dass hier ein

Ring dem Nichts entsprang,

Vielleicht war er aus

Gold,

In seiner Glut war er so nicht zu

Tragen.

 

 

 

Doch die

Freude überwog,

Vor uns stand neuer

Mut, wir brauchten nur danach zu

Greifen.

 


 

Aufschläge 7841 – 7843

 

Unsre

Lippen formten sich zu einem

Dankeswort, das kam zur rechten Zeit,

Und jeder dachte still für sich,

Und ich begann ein

Lied als eine Huldigung,

Es schien, dass die

Erinnerung lebendig werden könnte.

 

 

 

Immer wieder hatte ich versucht,

Dich aufzuheben,

Und du bliebst zu meinen

Füßen liegen, willenlos

Und ohne meinen

Halt, die Hilfe anzunehmen,

Und ich stand vor dir

Und hing an dir.

 

 

 

Du murmeltest, dass ich angstvoll in letzter

Nacht hoch über deinem Abgrund

Meinen

Mut dir hätte zeigen wollen,

Und du wärest dabei abgestürzt

Und hingest nun in

Seilen zwischen deinen eignen

Felsen.

 


 

Aufschläge 7844 – 7846

 

Drachenband, so nannte ich die

Zeit, die mich zu

Warten zwang.

 

 

 

Ich sah auch ein,

Dass es nichts brachte,

Über ein Stück abgeschnittnes

Band Tauzuspringen.

 

 

 

Allerdings hielt ich ein kleines

Ende und den kleinen

Anfang so in meiner

Hand.

 


 

Aufschläge 7847 – 7849

 

Ich will auf nichts und niemanden mehr

Neidvoll blicken,

Nicht auf jene kleinen

Vogeltiere, die aus Ritzen und aus dem

Gezweig das Futter picken,

Nicht auf unser

Hundetier, das holt tief Atem

Und ist menschengleich darin.

 

 

 

Ich will auch nicht mehr auf das

Brot schaun, das ich täglich ess,

Das mich versklavt, bis es dann eines

Tages doch vergiftet ist.

 

 

 

Ich will auch nicht in

Neid den mühevollen

Weg beharken, den ich

Bisher ging.

 


 

Aufschläge 7850 – 7852

 

Ich will jetzt auch, wie ihr es macht, die

Frühstückswolke rosafarben malen,

Und die Sonne geht in meiner

Küche auf.

 

 

 

Von nun an soll mein

Bett in einem

Laubwald stehen, der wächst nebenan im

Zimmer.

 

 

 

Und die

Landschaft meiner Ohren

Schaffe ich mir über einen

Knopfdruck.

 


 

Aufschläge 7853 – 7855

 

Vor dem

Spiegel übe ich ein seliges Gesicht zu machen,

Und ich führe mich ein wenig aus

Und geh mit mir spazieren.

 

 

 

Später finde ich mich an der

Hauswand sitzen,

Und ich denke über andre

Farben nach.

 

 

 

In mir soll alles neu gestrichen werden

Und erstrahlen,

Und das

Haus in meinem Rücken

Nimmt mich gern solange auf.

 


 

Aufschläge 7856 – 7858

 

Die wahre

Größe eines Pinselstriches lag nicht in der

Farbe sondern darin,

Dass ich grade dann abwesend war,

Wenn ich den größten

Raum einnahm;

Ich füllte meine

Räumlichkeit mit meinem Körper aus

Und schuf ein

Umfeld.

 

 

 

Durch meinen

Fortfall schuf ich auch zur gleichen

Zeit den harten Streit,

Und der versuchte diesen

Zwischenraum, nein, diese

Zwischenräumlichkeit zu klären.

 

 

 

Und ich nahm nicht daran teil,

Oft hielt ich mir die

Hände vor die Augen,

Auch den

Hunger, den die Kinder unsrer

Kunststofffrauen von den satten

Bäuchen strichen, ließ ich unbedacht zu

Boden fallen.

 


 

Aufschläge 7859 – 7861

 

Meine

Regeln waren einfach,

Und ich hörte in der

Nacht, wie ihr, das

Flügelrauschen wilder Gänsevögel,

Die beherrschten ihre

Dunkelheit.

 

 

 

Ich versuchte mir und anderen, die es betraf, die

Treue zu beweisen,

Und es wussten alle mehr als ich,

Dass ich mir selber dadurch untreu wurde.

 

 

 

Ich war also weiter nichts, als die

Schwarzweiße Malerei des

Hinterglasgemäldes, das konnt niemals

Fertig werden.

 


 

Aufschläge 7862 – 7864

 

Unter fremdem

Lächeln weinte sie

Und lebte in dem

Zimmer ihrer eignen Stille.

 

 

 

Selten weinte sie, sonst war sie ihre eigne

Stille, war sie selbst,

Die sich um alles legte,

Sich sich selbst umhing

Und jeden unter ihre

Decke ließ.

 

 

 

Ich klopfte nur durch

Zufall an,

Und wunderbarer

Weise wähnte ich mich ganz allein

An ihr.

 


 

Aufschläge 7865 – 7867

 

Sie ließ sich niemals von mir schmerzen,

Sprach nicht, wenn sie sprach,

Und tat nichts, wenn sie etwas tat.

 

 

 

Ja, sie verlief sich, wenn sie nahe war

Und zählte unangreifbar anderen als

Sanduhr deren Zeit.

 

 

 

Sie ging ganz frei herum in ihrem

Glasgehäuse.

 


 

Aufschläge 7868 – 7870

 

Ihre

Zimmer schuf sie außerhalb,

Man traf auf ihre

Augen, die bewegten sich am

Gegenüber,

Standen still als

Doppelmonde, eingeschnitten in die

Nacht aus Pergamentpapier,

Das hätte man am liebsten

Angezündet und gelebt,

Und sicher sah sie gar nichts

Außerhalb.

 

 

 

Die

Kleidung war ihr keine Kleidung,

Sie erlaubte alles, alles ließ sie zu

Und wehrte sich nicht einmal

Und bestand auf nichts.

 

 

 

Und ihren

Körper überließ sie mit dem ganzen

Wüstensand, der seinen Durst

Mit nichts zu löschen wusste,

Einer ersten besten

Sonne.

 


 

Aufschläge 7871 – 7873

 

Es kam das

Wort an unsre Grenze,

Hier sprach es in seiner

Sprache in der andren Sprache.

 

 

 

Drüben stand dasselbe

Wort an einer gleichen Stelle,

Und es sprach in einer andren

Sprache in derselben Sprache.

 

 

 

Und man rief im

Land, das doch zu beiden

Seiten dieser Grenze lag, das

Wort zur Weihnacht aus;

Bericht von einem, der es selbst

Erlebte.

 


 

Aufschläge 7874 – 7876

 

Sonderbar, dass diese

Zeit in einem Schweifstern stand,

Man sah hinauf

Und sah direkt in einen

Stillstand,

Der stand für sich selber wirklich still.

 

 

 

Und alle wussten wir um seine

Höchstgeschwindigkeit,

Die war unfassbar,

Und wir setzten in sein

Herz voll Andacht unser Auge,

Das verschlang er ganz.

 

 

 

Davor, erfuhr man später,

Hatte sich der

Schweifstern übergeben,

Das war mein

Geburtstag.

 


 

Aufschläge 7877 – 7879

 

Diese

Nacht ist Heilignacht.

 

 

 

Deshalb leg ich mein

Ohr auf angefrorne Erde, meine

Augen richte ich nach

Oben.

 

 

 

Alles stimmt, wie es im

Buch geschrieben steht,

Das ging mir seitenweise in der

Zeit verloren.

 


 

Aufschläge 7880 – 7882

 

Es reicht der

Schwung nicht aus, die aufgestellten

Flügel tragen auch nicht hoch genug,

Die

Tauben steigen senkrecht auf

Und stürzen sich kopfüber in die

Häuserzeile.

 

 

 

Ich reiß mich entzwei

Und will in eine fremde

Welt und schaffe sie, in dem ich mich

Total entfremde und mich einzeln

Nacheinander töte.

 

 

 

Ich werd selbst die

Zeit, nach der ich suche,

Und es ist mir fast unmöglich meine

Schwerkraft abzustreifen.

 


 

Aufschläge 7883 – 7885

 

Meine

Leiter habe ich vor Augen,

Und sie liegt verkettet in dem

Drahthaus, das ist fest verschlossen.

 

 

 

Wäre ich ein wenig außerhalb des

Käfigs, säße ich schon längst auf seinem

Dach und fragte nicht nach

Dingen unter mir,

So aber greife ich von außen in die

Gittermaschen

Und gefange mich total.

 

 

 

In den

Apfelbäumen hängt noch eine gelbe

Sonne,

Dir empfahl ich mit dem

Schnabel dort direkt hinein zu fliegen,

Du verschenktest diesen

Wunsch jedoch zurück an mich,

Mein Gott und sieh, wie hältst du mich

Gefangen.

 


 

Aufschläge 7886 – 7888

 

Spannend ist es, dass ich lebe,

Und ich lebe in

Verstrickung, die nahm ständig zu,

Ab heute aber schneide ich an allen

Stellen in die Fäden.

 

 

 

Licht, so sagte man,

Wird zu mir dringen, wird mich stechen

Und mich schließlich qualvoll in

Verbrennung enden lassen.

 

 

 

Und ich will es so, will mit dem

Urteil, meinem Richterspruch, nun endlich handeln

Und will wissen von der eignen

Schuld und was ich tat,

Nachdem ich etwas tat.

 


 

Aufschläge 7889 – 7891

 

Und ich erinnere mich nur noch an den großen

Felsen, hinter dem ich stand,

Allein mit mir und einer

Unsichtbaren, fremden

Stimme, die mir zurief:

„Du warst es, du hast getötet,

Und du bist der einzige, der davon weiß,

Und schweigst seitdem.“

 

 

 

Die

Unrast hat mich überfallen, nie im

Leben habe ich getötet,

Dass es tödlich war.

 

 

 

Und sicher schreitet meine

Tötung, die ich vornahm,

Langsam fort,

Ich werde sie entdecken müssen.

 


 

Aufschläge 7892 – 7894

 

Da ich in dem

Glasgehäuse einer Sanduhr lebe, ist die

Auswahl sehr gering.

 

 

 

Und ich beginne, schon versandet,

Durch den

Trichter in die andre

Zeit zu strömen.

 

 

 

Ich erkenne den

Zusammenhang

Je schneller ich vergehe.

 


 

Aufschläge 7895 – 7897

 

Zwischen dir und mir war nichts, nur die

Gespräche gingen von der einen

Sitzbank zu der anderen,

Es war, dass sich die

Plätze miteinander unterhielten.

 

 

 

Dann ließ ich mit

Absicht etwas liegen,

Wies es weit von mir,

Doch trug man es mir nach;

Ich warf es in das

Wasser, es schwamm auf,

Dass ich es widerwillig retten musste.

 

 

 

Meine

Ichgefühle zwangen mich

In einem fort zur

Lust, die war zum

Überleben nötig.

 


 

Aufschläge 7898 – 7900

 

Dein

Gejammer drang zu mir,

Und du verstandst die

Menschen nicht, obwohl du unter

Ihnen lebtest,

Und ich sagte so:

„Um nah zu sein,

Bedarf es sehr der

Ferne und genauso umgekehrt.“

 

 

 

Das alles sprach ich vor mich hin zu mir,

Weil ich mich sehr

Bedrückte.

 

 

 

Ich zuckte, weil ich dich

Versehentlich erschreckte,

Von den

Füßen stieg ein Riss, der lief durch deinen

Kopf, dass der sich spaltete,

Ich suchte lange schon nach einem,

Der mir zeigte, wie man sich den

Tunnel durch den Schädel

Graben konnte.

 


 

Aufschläge 7901 – 7903

 

So verteile ich mein

Wesen über tausend

Dinge, die vermehren sich

Und fragen dann nach mir,

Und ich begegne ihnen

Unwillkürlich.

 

 

 

Meine eignen

Worte hör ich nach mir rufen,

Man muss wünschen können, hör ich

Um zu lieben,

Und man soll sich selber

Gutes tun.

 

 

 

Der vor mir war, zerriss die

Tagezeitung,

Und die

Schnipsel liegen jetzt zu meinen Füßen,

So entsteht

Zusammenhang.

 


 

Aufschläge 7904 – 7906

 

Wir kletten aneinander,

Und wir bluten aus und werden an den

Fußgelenken mit der

Schlinge hochgezogen.

 

 

 

Meine

Gegenwart kann doch kein Nachlass sein,

Ich möchte wissen, was ihr fehlt

Und wie sie ihre

Nächte zubringt,

Was man in den schwarzen

Fässern transportiert,

Es sollten, sagte man, die

Wirklichkeitsgedanken sein,

Die wären nachzulassen.

 

 

 

Uns betrifft ja alles, weil wir sind,

Wir lassen uns daher von

Schlangen beißen,

Und auf unsren

Lippen bleibt das Lied der

Dankbarkeit dafür bis zum

Erkalten stehen.

 


 

Aufschläge 7907 – 7909

 

In der

Glätte eines nassen Tages,

Schlangengleich schiebt sich das

Regenwasserrohr um eine Häuserecke,

Über sich die

Spiegelziegel glänzend und in Reinigung,

Die

Trockenheit darunter hält ganz still.

 

 

 

Das

Zittern kleiner

Pfützen unter Tropfen, unter Spritzern

Ist das schaurige

Vibrieren meiner Haut.

 

 

 

Es ist der

Tag, auf den ich wartete und den ich nicht

Erwarten konnte,

Nichts stand aus,

Und nichts war zu erhoffen,

Nichts war angesagt;

Ich hätte zur

Enttäuschung jeden von den andren

Tagen wählen können,

Alles war mir offen.

 


 

Aufschläge 7910 – 7912

 

Die Begegnung fand nicht statt,

Ich wusste es vorher;

Es gab auch niemanden,

Ich hätte einfach niemandem begegnen können,

Und ich ging tagsüber aus,

Ein Treffpunkt war nicht abgemacht,

Ich musste hoffen,

Ging und kam

Und ging und kam,

Und selbst im

Haus hielt ich die

Augen offen.

 

 

 

Plötzlich schießt ein

Fahrzeug auf mich zu, das

Heute lebt vom

Raub und von Erpressung.

 

 

 

In den

Gegenständen wohnt kein Mensch mehr,

Keiner kümmert sich mehr um

Bewegungen,

Und wir sind sehr vor ihnen auf der

Hut.

 


 

Aufschläge 7913 – 7915

 

Aus dem

Treibsand trat ein roter, klarer

Stein zutage, der war durchsichtig

Und schon geschliffen,

Und er war noch warm.

 

 

 

Ich rührte nicht an ihn

Und wollte warten, bis die

Sonne unter ihn gezogen wär

Und bis sein

Glanz in vollem Licht

Erblühen würde.

 

 

 

Mir zum

Ärger packte ihn das Mondlicht an

Und hielt ihn sich vors

Auge,

Grün sind mir seitdem die

Tage.

 


 

Aufschläge 7916 – 7918

 

Unter einem

Golddach fand ich Schatten,

Um mich her war alles reich,

Und selbst der

Schatten war aus echter Dunkelheit,

Die war sehr teuer zu

Verkaufen.

 

 

 

Drüben lagen

Schaufeln für die Gäste,

Und man fragte nach dem

Grund,

Man sah ja keinen

Sand und keine Erde.

 

 

 

Nichts war umzugraben, fortzuschaufeln,

Dabei wuchsen auf der

Fahrt nach hier bereits die großen

Bäume mitten aus der Fahrbahn,

Und die

Reise war gefährlich.

 


 

Aufschläge 7919 – 7921

 

Eisern ist dein

Wille, aus Papier die

Trennwand deines Herzens,

Jeder kritzelt darauf seine

Verse, seine Sprüche,

Du bist machtlos,

Und dein

Blut schießt dir in angeborner

Eile durch die Kammern.

 

 

 

Ich erzählte dir von

Flügen über unsren Alltag, die den

Atem weiteten,

Und du warst viel zu

Schwer dafür.

 

 

 

Dann batst du mich zu dir zu einer

Märchenstunde, dass ich dir berichtete,

Du konntest mir nicht glauben,

Und du schlugst mit deinen

Flügeln, eiltest aufgeregt vor meinen

Worten hin und her,

An dir war alles viel zu kurz geschnitten,

Und die

Bodennähe war dir wichtig.

 


 

Aufschläge 7922 – 7924

 

Letzten

Endes hatte ich die Feiertage übersehen,

Und als ich nach ihnen fragte,

Weil ich mich erinnerte,

Erinnertet ihr euch nicht mehr

Daran.

 

 

 

Und würde ich mir mit den goldnen

Nadeln in die Augen stechen,

Müsste ich euch nach der

Farbe meines Blutes fragen,

Davor möge mich ein gütiges

Geschick bewahren.

 

 

 

Kleine

Wunder gab es schon zu kaufen,

Und ich schämte mich vor mir,

Dass ich noch unbeirrt dem

Glauben anhing, diese Käuflichkeiten legten

Zeugnis ab;

Ich selbst trank aus dem großen

Glas, darin schwamm eine nackte

Frau, die rührte mit dem Leib an meine

Lippen,

Und sie badete in meinem

Sand, der unter meiner Zunge lag.

 


 

Aufschläge 7925 – 7927

 

Das, was zu begreifen war, war aufgestiegen,

Und das

Brautpaar schwebte hoch, hoch über uns.

 

 

 

Der

Brautstrauß kam nur zögernd nach

Und hätte auch gestört,

Hier, auf den

Tischen lagen die Geschenke,

Niemand hatte sie berührt.

 

 

 

Mir wuchs

Gras aus meiner Haut,

Es wechselte die

Farbe, als ich nach dir rief,

Nach dir dort oben, in den

Armen eines anderen.

 


 

Aufschläge 7928 – 7930

 

Meinem

Mund entglitten Jugendmelodien,

Die waren jetzt ganz sinnlos,

Sinnlos war es, sie zu singen,

Sinnlos war der

Augenblick, der zählte nun schon

Jahre, die vergangen waren.

 

 

 

Alles war

Geschick und Ungeschick, zwei

Wächter, denen ich vertrauen sollte,

Die mich in die

Mitte nahmen.

 

 

 

Was ich eben unaussprechlich sagte,

Widerrief ich gleich, die

Riesen standen eng an mir

Und sprachen miteinander,

Und besprachen sich in ihrer

Eigensprache.

 


 

Aufschläge 7931 – 7933

 

Auf der

Fahrbahn war bereits die

Mittellinie nicht mehr

Unterbrochen.

 

 

 

Hinter mir schlief jemand unter

Zeitungen, es raschelte,

Die

Nachricht, die ich hätte lesen können,

Wurd mit jedem

Atemzug vergänglicher.

 

 

 

Es hatten sich darunter

Wandlungen vollzogen,

Sonst wär jede

Nachricht völlig grundlos.

 


 

Aufschläge 7934 – 7936

 

Links und rechts bedurfte ich der

Hilfe, als ich mit den Beinen über

Menschen steigen wollte,

Ohne einen zu berühren.

 

 

 

Stützen, die mit mir im

Gleichschritt gingen, wart ihr mir,

Ihr hättet sonst auch

Schlachtvieh an der Stange hängend

Fortgetragen oder einen abgeholzten

Baum.

 

 

 

Allem, was man an den

Haken hängen oder stapeln konnte,

Wart ihr dienstbar,

Und ihr wart nicht hilfsbereit,

Und eure

Hände ließen danach wieder

Alles fallen.

 


 

Aufschläge 7937 – 7939

 

Auf dem

Wasser schwamm ein Glattpapier,

Das war totweiß,

Man konnte sich darin nicht spiegeln,

Und es dämpfte kleinste

Wellen ab und ließ sich von den größten

Überlaufen, war ein

Schwimmfloß, das als Spiegel ohne

Wirkung bleiben musste,

Und ich beugte mich darüber,

Jede andre

Wasserfläche wäre gut genug

Für mich gewesen.

 

 

 

Die

Maschinen sagten Schnee voraus,

Sie hatten menschliche

Gesichter, unsre Sprache,

Waren ganz wie wir und lebten unter uns.

 

 

 

Die

Zukunft, sagte man,

Wär kaum noch zu ertragen;

Unter neuem

Schwarzschnee lag die alte

Weißschicht.

 


 

Aufschläge 7940 – 7942

 

Ich hob den

Wassereimer, der war vollgefüllt,

Und zeigte euch, dass die

Gesetze dieser Schwerkraft in der

Poesie nicht galten.

 

 

 

Höchstens hätte man damit die

Lust verspüren können, die im

Spenden einer Gabe lag, die

Lust, die mich im

Stillstand eines Opfers überfiel.

 

 

 

Von mir aus führten die

Gesetze immer zum Verzehr,

Der schloss dann die

Verdauung ein

Und aus.

 


 

Aufschläge 7943 – 7945

 

Vor aller

Spiegelei beschloss ich mich zu hüten,

Weil sie immer teilen wollte,

Alles, was sie sah, zerriss sie

Und sie einverleibte sich, was sichtbar war,

Sie war nur gut genug,

Mich zu ent-setzen.

 

 

 

Aus der

Rechnungskasse kam ein Zettel,

Der berechnete genau die

Werte und gab ein Ergebnis an,

Darüber stand ein Datum,

Alles musste ich bestätigen und

Richtig heißen.

 

 

 

Und es rechnete mich mit dem

Morgendatum ab,

Bis dahin musste ich mit meiner

Antwort warten.

 


 

Aufschläge 7946 – 7948

 

Im feuchten

Schimmer deiner Augen sehe ich die

Funkensegel heller, fremder

Sonnen wieder,

Die sind weit entfernt.

 

 

 

Der neue

Tag ist Kalttag, der bringt

Frost und Übermaß an

Helligkeit.

 

 

 

Am

Ufer, fast schon auf dem Eis,

Verharrt ein

Läufer,

Und er bläst den

Atemdampf ins Blau.

 


 

Aufschläge 7949 – 7951

 

Hinter mir greift eine

Fleischerfaust nach einem Haken,

Das bleibt mir verborgen,

Und ich ahne, dass daran das

Wasserblut gefroren ist.

 

 

 

Mir steht der

Kragen hoch, ich liege unter einer

Winterbirke, dir im Schoß,

Und nur, dass wir uns jagten,

Hält uns warm.

 

 

 

Wer, so frag ich,

Fremdes hat in meinem

Totenbett gelegen,

Nichts, so denke ich, ist heilig.

 


 

Aufschläge 7952 – 7954

 

In meinem

Schlaf hab ich ganz eigentümliche

Gedanken, die sind vorbestellt

Und überfallen mich, ein

Schlaf, der sich vor

Wachheit quält.

 

 

 

Mit ausgestreckten

Händen steche ich weit draußen

Wasserlöcher in das Eis,

Mir viel zu weit entfernt,

Um mich dorthin zu wagen.

 

 

 

Unter mir, ja, draußen unter unberührtem

Eis, seh ich die Toten mit den

Mündern oben treiben,

Hier erkenn ich sie,

Sie drängen mit dem ganzen

Lebenswillen an die Sichtbarkeit,

Die kann ich nicht durchschlagen.

 


 

Aufschläge 7955 – 7957

 

Vor mir hing ein

Ölgemälde an der Wand,

Es war dort eingeschlafen.

 

 

 

Leise zog ich

Fächer an ihm auf, sie waren

Angefüllt mit bösen

Träumen, alle aus Papier gefertigt

Und leicht brennbar,

Einem saß ich auf,

Er ist auf mich gekommen.

 

 

 

Dann erwachte das

Gemälde,

Und es hatte nichts bemerkt, der kurze

Zeitraum, den ich hatte, stand in

Flammen,

Niemand half mein

Rückenfeuer auszulöschen,

Still sank ich in mich zur

Asche.

 


 

Aufschläge 7958 – 7960

 

In dem kleinen

Feuer sah ich die Figuren tanzen,

Nicht zu stehlen waren sie,

Ich sprang hinein, um wenigstens den

Rest von meinem Leben unter ihnen

Zu verbringen.

 

 

 

Dein

Gesicht bog ich nach hinten,

Abends hatte ich mich nicht mehr

Auf dich legen dürfen,

Und das

Schubfach, dir am Hals, war angefüllt mit

Sprüchen, die du von dressierten

Tieren hattest.

 

 

 

Morgen würdest du dich dann ans

Übersetzen machen.

 


 

Aufschläge 7961 – 7963

 

Alle legten ihre

Augen auf den Augentisch,

Es war mir nicht danach, ich folgte dennoch ihrem

Beispiel,

Es entstand uns allen die

Verlangsamung, die endete im Niederlegen,

Danach blühte ein

Gedächtnis nach dem andren auf.

 

 

 

Man hatte einen

Schwarzpunkt anzustarren,

Alles, was man sonst noch sah,

War innerlich und nicht mehr

Mitzuteilen.

 

 

 

Einfach, dachte ich, lässt es sich machen;

Einmal nahm man mich an eine

Frau, die tat es gleich im Stehen,

Und es war nicht einfach.

 


 

Aufschläge 7964 – 7966

 

Hier geschah nichts mehr, das die

Geschlechter unterschied

Und nichts, das sie verschmolz.

 

 

 

Zwischen jedem eurer

Worte war ein Stillwort,

Das war ohne

Stimme.

 

 

 

Und es war mir so, als käme ich zu einem

Ende, unaufhörlich käme ich zu Ende

Und begann auf anderes, auf die

Geräusche, die Gerüche und

Bewegungen zu achten.

 


 

Aufschläge 7967 – 7969

 

Unverzagt und nicht verzweifelt

Und auch nicht entsetzt von mir,

So soll ich sein,

Und sitz als

Eichelhähervogel auf dem

Zweig, der ragt bis an mein

Fenster.

 

 

 

Scheu sind wir und würden bei

Entdeckung schreien;

Nah genug, dass ich den

Windhauch spüre und das

Flügelrauschen höre, fliegt ein schwarzer

Vogel durch denselben

Baum.

 

 

 

Und beide ducken wir uns tief,

Dass lässt die

Krallen fester in die

Rinde fahren,

Schriebe ich von dir,

So müsste ich mich fragen, wer von uns

Des andren

Liebe unerwidert ließe,

Mir im

Schnabel ist ein Stein,

Der müsste fallen.

 


 

Aufschläge 7970 – 7972

 

Lange gab ich keinen

Laut von mir, du hättest in der

Zeit bis dahin schwanger von mir werden können,

Hättest, weil du es dir wünschtest, deine

Hände deinen runden Leib berühren lassen können,

Hättest, weil du es mir wünschtest,

Körperlich gelitten,

Hättest, weil es so gewesen wäre, auch geboren,

Hättest mich als

Abbild aufgenommen

Und in dich gepflanzt.

 

 

 

Schwer wär es für dich gewesen,

Alles, ohne mich zu sehen,

Ohne mich zu hören.

 

 

 

Deine

Augen reichten nicht so weit,

Ich goss mich ein ins

Glas, darin verharre ich und sehe

Dich mich trinken;

Schmölze ich mich ein in

Panzerglas, säh ich von innen auch nur

Spuren unhörbarer

Einschüsse.

 


 

Aufschläge 7973 – 7975

 

Du übertreibst

Und sprichst heut so

Und morgen so.

 

 

 

In deinem

Zimmer hast du, weil die

Schwerkraft es verhinderte, du aber unbedingt dein

Schlafbett an der Zimmerdecke wünschtest,

Es dort angenagelt,

Dort kannst du nun nicht mehr schlafen,

Andrerseits vermenschlichst du die

Tiere.

 

 

 

Ich seh dich an

Steinen lauschen,

Schreibst in

Zeichen alles auf, als würde es dir eine

Stimme in die Hand diktieren,

Du kennst nichts davon,

Ich aber könnte alles lesen, wenn du

Aus mir schriebest.

 


 

Aufschläge 7976 – 7978

 

Auch die schöne, teure

Kleidung ist dir völlig fremd,

Du trägst sie, weil sie auf dir sitzt,

Dich wärmt, dich schützt, erfrischt

Und menschlich macht.

 

 

 

Man wird in andren

Räumen Kleidung nur um ihrer selbst erfinden

Und sie unverstanden und als

Kunstwerk ohne Zweck begreifen,

Du befindest dich dann unter den

Besuchern.

 

 

 

Könnte ich in deine

Worte reden, dir erklären, was ich meinte,

Sieh, dann könnte ich mit meinem

Zeigefinger eine Zeit durchstoßen,

Und ich würde weiter nichts von dir verlangen,

Als dass du nun

Ausschau hieltest nach dem neuen

Lichtpunkt, der aus größter

Ferne auf dich zueilt,

Der müsst irgendwo genau in deinem

Blickfeld zünden, flackern

Und dann sichtbar werden.

 


 

Aufschläge 7979 – 7981

 

Ich brauchte dich, um über andere zu gehen,

Deine

Arme stützten mich, die

Hände griffen unter meine

Schultern, um mich

Hoch zu heben.

 

 

 

Ganz und gar berührungslos

Berührte ich nun die, die unten lagen, ihre

Augen hefteten sich unter meine Sohlen,

Alle Augenblicke nahm ich mit,

Und lautlos ließ ich euch

Erblinden.

 

 

 

Wand an Wand, so standen wir

Und dachten an die

Wärme unsrer Rücken, unsichtbare

Hände streckten sich danach.

 


 

Aufschläge 7982 – 7984

 

Unter allen lag ich auf dem

Boden,

Und wir krochen mühsam fort

Und auseinander,

Und ich hatte ein

Geheimnis, kannte eine

Kirchenglocke, die war

Abgestürzt.

 

 

 

Ein großer

Teil der Wandung war herausgebrochen,

Stand als

Tür geöffnet neben ihr, die ließ mich ein,

Damit ich innen an ihr

Horchen konnte.

 

 

 

Niemand ahnte, dass ihr

Klingen nie erlöschen konnte,

Und die

Glocke stand in einem Rückgrat,

Das war durchgebrochen.

 


 

Aufschläge 7985 – 7987

 

Heimatlich war deine

Stimme, weil sie von der

Heimat sang.

 

 

 

Ich machte dir die

Freude leicht,

Weil du mich nicht

Verdächtigtest,

Und stimmte ein.

 

 

 

Wie sollte ich in den massiven

Felsen dringen können, so wie du, und

Wohnung in ihm nehmen,

Deine

Lieder waren Eiskristalle,

Die zerstoben unter hartem

Wind.

 


 

Aufschläge 7988 – 7990

 

Es schnellt ein schwarzer

Riss durch grünes Tuch,

Und so besegelt setze ich den

Wind in meinen Rücken.

 

 

 

Andere erzählen von der

Schussfahrt an den schneeverwehten

Hängen, von der weißen

Fahne, die sie reißen,

Wellenreiter sind sie über blanke

Laken.

 

 

 

Mir zuckt noch der

Blitz durch schwarze Wolken,

Hart zieh ich die

Ränder um die Reise;

So entsteht das

Standbild meiner Blöße,

Das wird schwer und nicht zu tragen sein,

Ich werde es verlassen

Und sich selber überlassen müssen.

 


 

Aufschläge 7991 – 7993

 

In dem

Nachtschwarz zündet sich die

Tageslampe an, ein weicher

Schnee legt sich auf jede Dunkelheit,

Ich denke so an mich

Und schleppe meine

Wünsche hinter mir,

Die lassen sich leicht ziehen.

 

 

 

Ich seh mich dann erleichtert um,

Zu selten lebe ich in dem

Gefühl der

Unbeschwertheit.

 

 

 

Wenn ich angekommen bin,

Wird man mich fragen wollen,

Und ich kann nicht mehr zurück,

Ich muss ja täglich meine

Wohnung neu zerstören, mich der

Illusion berauben, dass die

Heimkehr möglich ist;

Dort draußen, hoffe ich,

Gleich hinter einem nahen

Kaltstern, werde ich mich einmal

Bergen können.

 


 

Aufschläge 7994 – 7996

 

Du dachtest ans

Nachher dabei,

Dann träumtest du, das

Jetzt geriete zum Nachher,

Das müsstest du bewahren,

Und du dachtest schließlich ans

Vorher, das würde dir nachher zum

Jetzt.

 

 

 

Alles, alles wolltest du zu jeder

Und zu aller Zeit, und bitter war der

Tag, der dich das auch verdienen ließ,

Und stumm sind

Opfer, die sich selber opfern.

 

 

 

Du warst froh, dass du nicht von mir

Dachtest, so wie ich von dir,

Mir warst du dieses

Schiebespiel, das schob sich dauernd neu

Zusammen.

 


 

Aufschläge 7997 – 7999

 

Zwischen euch stand keine

Scham, es war nur eine Leinwand.

 

 

 

Und das

Goldband überbrückte die

Entfernung zwischen

Künstler und dem Mädchen als Modell,

Auf diesem

Zierseil mussten beide nachher

Tanzen.

 

 

 

Immer wieder schlug ich meinen

Mantelkragen hoch,

Es gab hier keinen

Regen, keinen Wind,

Ich dachte mehr an mich dabei

Und wehrte mich so gut es eben ging

Und sah auch

Leuten, die ich sehr gut kannte, fest und lange ins

Gesicht und grüßte nicht.

 


 

Aufschläge 8000 – 8002

 

Du denkst an das

Nachher dabei, das

Jetzt kam dir abhanden, ist dir einerlei;

Es zucken

Blitze in dir auf:

Vom Tod und einem Kleinkind, von dem

Maler, dem Modell;

Ein Wetterleuchten stellt die

Frage, was wird sein nach dir,

Was war vor dir,

Bist du es, der hier ist

Und kann man sich der eignen

Welt so sehr entfremden, dass man in ihr

Fremder ist,

Dass man sich selbst begegnet

Und sich ganz verliert,

Und endlich eine andre

Zeit, die dir sonst unerreichbar schien,

Erlebt?

 

 

 

Und stark vergrößert, hat die

Menschenhaut ein hochelastisches

Profil;

Ich hörte noch von der

Theaterfrau, die vor mir auf der

Bühne stand und tags darauf an

Hautkrebs starb,

Das hatten sie nur ihre

Ärzte wissen lassen.

 

 

 

Alles, was ich dachte, dachte ich im

Dreiersatz, so kam es, dass ich auf mich sah,

Ich zog mich dafür vor dir aus,

Du aber öffnetest dein

Kleid und auch dein Unterkleid

Und drängtest mich an deinen

Leib, der, sagtest du, sei ständig offen,

Und ein wenig

Wärme vor der Tür,

Tät ihm sehr gut.

 


 

ISBN 3-937264-27-2