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Harald Birgfeld, Webseite seit 1987/ Website since 1987 …da liegt mein Herz, Geschichten aus Niemandsland 2022 -2024 (im
Entstehen) z.B.: 100 Jahre „Kafka“, eine herrenlose
Fundsache (neu)
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zu Olympia – olympische Spiele! |
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online und im Buchhandel |
Lyrik, Prosa und Ingenieurarbeiten |
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Lyrik.
10.000
Aufschläge
Band
16: Aufschläge 7501 - 8002
ISBN 3-937264-27-2
"Es lohnt sich,
einmal einen heutigen Dichter kennen zu lernen, der mit der deutschen Sprache
einen faszinierend fremden Weg betritt und trotzdem dem Leser Freiraum lässt
für eigene Gedankengänge, ohne dass die Probleme in erhobener Zeigefingermanier
zu zeitkritischen Trampelpfaden werden." (1986: Gutachten).
Harald Birgfeld, von Beruf Diplom-Ingenieur, schrieb seine
Gedichte während der morgendlichen Fahrt mit der Hamburger S-Bahn zur
Arbeit. Seine Texte entstanden fast
immer bereits in endgültiger Form.
Copyright 2008 beim
Autor, Harald Birgfeld, alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser
Veröffentlichung darf ohne schriftliche Erlaubnis des Herausgebers, Harald
Birgfeld, reproduziert werden. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen,
Übersetzungen, Verfilmung und Einspeicherung sowie Verarbeitung in
elektronischen Systemen.
Herausgeber, Autor,
Redakteur: Harald Birgfeld. Über e-mail:
Harald.Birgfeld@t-online.de
23 Gedichtbände, 10.000 Strophen: |
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Bd. 3: Aufschläge 1000 - 1501, (1.
Version) Bd. 3: Aufschläge 1000 - 1501, (2.
Version) |
Bd. 10: Aufschläge 4501 - 5001 Bd. 11: Aufschläge 5002 - 5499 Bd. 12: Aufschläge 5500 - 6000, (1.
Version) Bd. 12: Aufschläge 5500 - 6000, (2.
Version) Bd. 13: Aufschläge 6001 - 6501 |
Bd. 14: Aufschläge 6502 - 6999 (online und im
Buchhandel) Bd. 15: Aufschläge 7000 - 7500 Bd. 16: Aufschläge 7501 - 8002 Bd. 17: Aufschläge 8003 - 8500 Bd. 18: Aufschläge 8501 - 9000 Bd. 19: Aufschläge 9001 - 9500 Bd.
20: Aufschläge 9501 -
9827 Bd. 21: Aufschläge 9828 - 10.100 |
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Einsam ist der Mensch, der unter Menschen lebt, Und steht ihm eng an eng Und fasst ihn um die Schultern, tanzt auf Rücken, die sich vor ihm beugen,
geht auf Menschentreppen, achtet nur auf
seine Ohren, wenn er hören will, Das bleibt doch unerhört. |
Ich rufe dir in deinem Mund nach Trost, statt dessen öffnen
sich die Poren deiner Haut, Und du verbreitest einen Duft, der mich betört, und der mich
hindert, diesen Raum mit dir zu wechseln. |
Nur ein kleiner Satz in deiner Rede wär genug, doch
steckt mein Kopf in deinem Hals, dort scheucht
er Taubenschwärme auf, die fliehen aus
der Höhle, Und sie werden wiederkommen Und sich wieder niederlassen, Einen unterdrückten Schrei hab ich hier abgefangen. |
Einsicht war ja nicht genug, und Vorsicht reichte nicht, Vor meinen Augen spielte sich ein Traumspiel ab, das hatte große
Freiheit, Grüne Menschen standen unter
schwarzen Segeln, Waren selber Schiff und Antrieb und ein
Untergang, Der hielt sich noch in Grenzen. |
Nur ein Augenblick und es vergilbten die Entwürfe in dem Schrank, Und manche Strafen für die anderen ereilten
uns. |
Ein Fallbeil, das sich trügerisch aus
knapper Höhe schält, war eben noch der
blitzende Metallball, dem wir die Gebete
brachten, Später wird man Flüsse stauen, um zu sehen, wie und
was sich hier Ertränkte, opferte, geopfert wurde
und ertrank, Und immer, sagt der Lebensretter, hat das Leben eine Seite, die man nicht ergreift. |
Warum denn sterben und sich opfern
wollen, Und die brave Frau an meiner Seite strickt aus
ihrer Wolle eine Himmelsleiter, Hofft, dass einer kommt und sie
benutzt. |
Sie gibt sich gerne her, Ich nehme sie sofort Und binde sie an mich, um ihre Tiefe auszuloten Und ich rühr an ihr Entsetzen, Und ich sage ihr, Es gibt für mich nur diese eine Möglichkeit in Ehren zu entkommen. |
Dann höre ich den Nachtsturz und den Aufschlag eines Körpers, der ins Wasser fällt Und der noch einmal aufschreit, Es passiert hier von der Brücke, Und ich bin und stehe doch alleine, Und ich hatte mich auch Vorsichtshalber angebunden, Und ich selbst, das weiß ich, Stürzte mich nicht selber über das
Geländer, Unter mir taucht niemand aus dem Wasser wieder auf, ich sehe mir die Augen aus dem Kopf. |
Der Lebensretter rettete nur eine Seite, weiter kam er nicht, denn Zwischen ihm und dem Geretteten war noch ein Zaun, Der war nicht schnell genug zu
überwinden, Und es sollte auch, rief man ihm zu,
an einer Stelle eine Tür zu öffnen sein, Die fand er in der Eile nicht. |
Der Lebensretter ließ nicht los Und rettete auch gegen jeden Willen durch den Zaun, die Arme hatte er weit vorgestreckt Und zugegriffen. |
In den Bergen stürzte jemand ab, Erst später fand man ihn und barg
ihn, Und der Körper war total zerrissen, Sonst, so meinte man wär dieser Zustand gar nicht zu erklären. |
Endlich fuhren wir dem Licht entgegen, unsrer Sonne, Schnell war sie entstanden,
unvermutet über einen Küstenstrich gestiegen, Und es gab kein Meer, das sich an seinen Ufern hätte brechen können. |
Du musstest einen Schuh in einer großen Tiefe stecken
lassen, Der war ohnehin verloren, Mit dem anderen alleine hattest du
es schwer, das Gleichgewicht zu halten, Trocken wurde unser Brot und es zerbrach, Wir aßen von den Krumen. |
Wir begegneten dem Menschenauflauf, der war ganz
geordnet, ging mit Transparenten, Über unsre Köpfe schwang sich dieses Vogeltier, das breitete die Flügel
weit, weit aus Und stand bewegungslos an einem Punkt. |
Aus der Hauswand drang eine Rhythmus, Der blieb unverändert, Und ich hielt mir beide Hände auf die Ohren, Es entstand daraus das schrille Frauenlachen, davon hatte ich
erzählt. |
Das Frauenlachen war so unerhört Und alles hörte mit, In mir befanden sich derzeit die Ohren nahe unter meiner Haut. |
Deine Bilder waren konstruiert, Du sprachst mit mir und du Verändertest an mir, dass sich die Kreise völlig runden mussten, jeden Winkel richtetest du aus, und Mittelpunkte eilten sich, vor dir
gerecht zu bleiben, Das Gespräch blieb ohne Hinterlassenschaft. |
Auf den Straßen sah man keine Hunde, in der Kirche spielte eine Orgel, ihre Töne fielen durch die schweren Türen auf den Fußsteig, jeden dieser Steine sammelte ich einzeln ein, Und es entstand daraus die Neumusik, die legte ich dir auf das
Grab, Niemals zuvor hätt ich mich je
getraut, die kargen Steine dem Begräbnis nachzuwerfen. |
Zwischen Zimmern schrieb ich meine Zeilen,
zwischen Kirche und dem Friedhof saß ich
mitten auf der Straße, Friedhof und die Straße waren völlig
überwachsen, Unkraut griff nah mir, die Krallen junger Birken brachen Mauern auseinander. |
Wieder dachte ich daran, ich selbst
war meine Hinterlassenschaft, die sollte mir
doch keinen Kummer machen, Auf den Holztisch stellte man mir das
Getränk, Ich schob es mit den spitzen Fingern von mir fort, Es schob sich leicht auf nassem Rand und übers Holz, es stürzte von
der Kante. |
Alle Häuser zeigten sich sehr alt, Und Risse liefen durch die Farben der Fassaden, eine Glaswand barg noch Glasgemälde, die
in Nischen standen, ihre Angst und Panik setzte Zeichen in
die große Fläche. |
Wenn es leiser wurde, hörte man die Nachbarn flüstern, so verbarg sich Mondlicht in den Zimmern trotz der
hellen Lampen, In der Straße blies der Wind die Tageszeitung in den Haustürwinkel. |
So bekam ich ungewollt Gehör, ich wusste plötzlich nichts
zu sagen, Und ich hätte alles sagen können,
doch der Anfang fiel mir so unsagbar schwer. |
Die Frau beklagte sich bei Anderen auch etwas über mich, ich
ließe ihre Sorgen nicht aus ihrem Mund, Ich gab es zu und hatte einen Sorgenpfropfen, Der verschloss sie ganz und steckte
fest in ihrem Hals, sie hätt mit Leichtigkeit erzählen können, Und es wär der Pfropfen aus dem Hals gesprungen. |
Hinter meiner Zimmerwand ertönte das Geschrei der unzufriedenen Geliebten. |
Sonst schwieg ich dazu, es gab auch Sagen, die, das wusste man nur
nicht, Entsprachen ganz und gar der Wahrheit, Wir, so sagte ich euch allen,
schufen grade die Legende einer Gegenwart. |
Über trocknen Zweigen webte Sonnenlicht an dem
Geflecht, Und das war dünn und schwankend Und leicht durchzusehen. |
Früher hattest du mich wissen
lassen, Dass es dein Gefühl sei, das sich
über deinen Bauch als Netz verspannte, Wenig später fiel das Laub aus deinem Schoß. |
Eine Standuhr, die ich immer in dem Zimmer hatte stehen sehen, Stand verkehrt herum Und hatte aufgehört zu schlagen, Ihr benutztet auch für eure Bilder ungemischte Farben, die ihr
mit dem Pinsel aus den Mulden einer
lebensgroßen Puppe nahmt, Sie starb so früh, ihr Sterben gab euch nicht zu denken. |
Die Menschen drängten sich in starrer Unbewegtheit, nachts noch hörte man
das Lachen der verbotnen Stimmen über
den Hotelflur schallen, von den Enden
wurden sie genauso hart Zurückgeworfen. |
Auch den Durchgang hinter mir, die Augen hatte ich nach vorne, musste
ich mit Absicht übersehen, tiefe Teller stellte man verkehrt herum
auf meinen Tisch. |
Die Suppe löffelte ich heiß aus deinem
Schoß, Und deine Hände glitten mir im Nacken hin und
her Und glätteten die Haare, legten Wege an, die sie danach begradigten, Dann zog ich mich zurück, Auf deine Schenkel fielen Tropfen, Die verwischtest du. |
Die Sonnenflecken bleiben unbemalt, die Brücke, die hinüberführt, wird nicht
benutzt, Und in der Mitte steht die lebensgroße Puppe, die ist angebunden; So, das denke ich, erlernt man nicht
das Feuerschlagen, so erfindet man auch
nicht das Rad. |
An der Uferseite fährt ein Reisebus, In ihm erinnern sich die Menschen ihrer Nerven, Wie sie sich in dicker Aderung um nackte Felsen schließen. |
Ich vermied zuvor den Ort des Massenmordes, dort zu
speisen Traute ich mich nicht und warf die
eignen Hände lieber fort, Mit einem Angelhaken ging der Köder gleich Verloren. |
In die Wiese sticht man lange Hölzer, Und ich frage nach der Absicht, weil sie bis in dunkle Wolken reichen. |
Ja, man sagt mir, dass die Hölzer wirklich Wolken in der Höhe halten müssen, Und ich glaube nichts davon, Ich weiß, dass sie die Spieße sind, die tief in unsrer Erde stecken. |
Vorne sitzt ein Automat, der lebte an, als er
geschaffen wurde, Und er kann auf nichts verzichten; Wenn er abends stirbt, Durchlebt er noch ein ganzes Leben, Meine Sorge gilt nur ihm, Und manchmal treffe ich ihn nachts, Dann bin ich unbesorgt. |
Jemand spricht von roter Erde, jemand spricht von
Reiterscharen, die im Wind zuhause sind Und mit den Hufen in den Äckern Spuren
hinterlassen. |
Vor der Haustür finde ich die Hundespur in Frischbeton gedrückt, Sie trocknet aus, Und ich erkläre dir, warum das Feuer nicht aus meinen Augen
schlägt. |
Der Bauer pflügt mit seiner Pflugschar
meine Tränen, dass sie Früchte bringen, Und ich will nicht mehr, als einen Boden aufbereiten, Baumstumpf reiht sich hier an
Baumstumpf. |
Aus der Menschenkugel steigt ein Brunnen, körperwarm ist seine
Flüssigkeit, Ich zwinge dich zum Kuss, der lässt dich nicht mehr Weiter atmen. |
In der Tasse, die ich unter deinen Absturz halte, ist kein Boden, An der Schranke weist uns eine Wache ab. |
Wir kehren heim, Und eine Dunkelheit hält uns den Eingang offen, hier auf unsrer Seite bricht der Spatenstich der
späten Sonne noch die Bäume auseinander, Und den Arm leg ich um deine Schulter; Es erwächst ein Gras aus dir, ein Moos, das mich gut nährt. |
So hebt sich schwach der Rauch aus einem Haus, Schwebt über einer Öffnung, Unter ihm bleibt in dem Ziegelstein der Riss, verkeilt in
sich Und unlösbar verbunden mit dem Zwischenraum, darüber bleibt die Fahne stehen, findet sich im Raum nicht mehr zurecht und wartet,
dass sich die Gefräßigkeit entwickelt. |
Verwehung, Unbeschreiblich ist der Wunsch
danach. |
Mir, im Reisebus, bleibt nur, mit
dem Papier, die Feuchtigkeit vom Fensterglas zu wischen, für Sekunden sehe ich in deine Augen, die dahinter stehen, Sie, erinnre ich mich schwach, ließ
ich zurück, Und du, das sah ich noch, Zerschlugst von mir, was dageblieben
war, mit einer Axt, die traf auf einen Haublock. |
Meine Hände musste ich mir binden lassen, Und man führte mich vorbei an Hausfassaden voller Bilder, Darin sollte ich nicht blättern. |
Hier, so sagte ich zu euch, Sei ich ein anderer als hier, Und wär ich hier, Wär ich bestimmt ein anderer. |
Unsre Erde schwankt nicht nur, Wenn ihr es spürt, Die Satelliten zeigen uns aus größtem Abstand, wie sie sich auch sonst Erschüttert. |
Drüben stand das Holztor offen, übers Laufband Transportierte man den Bruchstein, der war unsortiert, In weiten, kargen Feldern schleppte eine Zugmaschine, Und sie hob die Fahne Staub, Sie wehte weit zurück. |
Mir brannte Feuer in der Hand, Ich schleuderte sie fort, Nun lebte es sich schlechter, Trotzdem drängten alle sich zu
schaffen, Und die Burgruine unter meinen Füßen Stürzte nicht zusammen. |
Auf dem Hang der andren Seite lag der
Herbst, die Sonnenschleuse war gebrochen, Jemand zeigte dir die alte Heimat, Und ich hütete mich sehr, mit meinem Finger das Gewebe einzureißen. |
Goldstaub fiel vom Himmel, Und ich atmete ihn ahnungslos mit
ein, Aus meiner Tasche zog ich einen Faden, Der war viel zu kurz. |
Dann spannte ich mich ein, die Zügel lag in meinem Mund In fremder Hand, Und etwas schnitt mich ein, es war
das Zaumzeug. |
Ich hatte eine Hauswand zu erklimmen, Oben musste ich ins Fenster schauen, Und ich sah auf viele Leute, Die erwarteten mich auf der Bühne, Und sie winkten mich herab, Ich sollte unter ihnen spielen und die Vögel, die uns überflogen, auf den Boden locken. |
Der Abflug stand bevor, die Reisenden bewegten sich auf Rädern, Endlos zogen sich darunter Flure hin, die Stimmen aus den
Sprechgeräten Sagten etwas an und waren sanfte Stolperschienen. |
Später, in der Höhe, riss sich eine Weite aus der
anderen, die Wolken flogen durch uns durch, ein Ende war nicht abzusehen. |
Unser Flug stand schon nach kurzen
Augenblicken Zwischen drei Gestirnen, Und man reichte ein Getränk, das war gemacht aus Sonnenstrahlen, roter Erde und dem
Mondgestein, Es war ein Bild, getaucht in Schauspiel und in
unbegrenzte Freiheit, Und es kam das drehende Geräusch von außerhalb dazu, es ging
die Übersicht verloren, Hier, im Raum, würd die Versteinerung sehr lange dauern. |
Der Tag, der dann begann, Es war derselbe, der noch immer auf
dem Holztisch lag, schlich sich mit
Warten ein, Er hielt nur eine Hand gestreckt, die reichte nichts Und reichte nicht zum Gruß, Und konnte, so verkehrt herum, wie
sie sich gab, Nichts halten, |
Meinem Schreibtisch wuchsen viele schnelle Hände, die bedienten sich, so sah
ich es, gleich selbst Und gegenseitig, eine Perfektion begann sich Auszuhärten. |
Eine Vase, die ich liebte, Glas und Rahmen des Familienfotos Überzogen sich mit der Kristallablagerung, Die schied sich aus dem Wasser aus, das uns umgab, Man sagte nicht, Wie lang alles dauern würde. |
Mein Anflug dauerte, ich stand mit den Gedanken an der Kante einer Wolkendecke, die gut trug. |
Aus einer Höhe über jedem Horizont Schob sich ein Gegenflug an uns heran Und überquerte uns. |
Ich wechselte, so schnell ich
konnte, die Maschinen, Und der Abstand war sehr groß, Ich hatte mich verschätzt, Und leichter war es in der dünnen,
kalten Luft im selben Raum den Raum zu tauschen, als mit den Gedanken eine Ungewöhnlichkeit zu Denken. |
Beim Spaziergang um die Häuserecke Zog ich mich warm an, Und meinen Flug, der über Kontinente führte, Machte ich mit freiem Oberkörper. |
Einmal wird man den Verschleiß bemerken und bedenken
wollen, Wir, mit goldnen Händen an den Füßen, Wir, die unter Reichtum litten, lebten mit Ersatz, der würde uns Ersetzen wollen. |
In der Nacht entstand die
Sternenfinsternis, Und sie lief über einen ganzen Sternenhimmel, Unter mir verdeckte eine Erde eine Sternenstraße ganz, Die würde niemand je vermissen. |
Erst schwiegen wir uns an, Es sprachen nur die ungeheuer feinen Nerven zwischen uns, Sie wuchsen aus dem Ungesagten, aus den Höhlen unsrer Köpfe. |
Ihre dünnen Fäden langten weit nah drüben, Immerzu bereit, sich um den anderen Zu schlingen und sich von ihm Abzustoßen. |
Gegenseitig liefen wir Gefahr, als Summe vieler
Lichtauflösungen Uns zu entziehen. |
Auch, als wir uns später nicht mehr
sehen konnten, Nutzten wir die Sprechverbindung nicht, Sie stand betriebsbereit auf jedem
unsrer Tische, Und wir saßen regungslos davor. |
Die Felsenlandschaft drängte sich ins Bild, Ich hatte heut Termin. |
Ich hatte mich in letzter Nacht verausgabt, als ich in der Abwehr träumte. |
Eben fiel mir ein, als ich durch
harte Mauerbrocken ging, dass gar nichts
aus der Landschaft überstanden sei, Es fehlte nichts, Und alles stand an seinem Platz. |
Einmal wünschte ich die absolute Langsamkeit, das war nicht nötig, Und es konnte sich der Wunsch auch nicht erfüllen. |
Eine Zeit an mir war übrig, Beispielsweise sprach ich aus dem Kopf, und brauchte meinen Mund nicht zu benutzen, ganz direkt
mit dir, Und sah den Sprachschall sich als farbiges Gemälde zäh und kaum noch flüssig Über dich ergießen. |
Auf dem Küchenhocker saß mit krummen Beinen das erschaffne Monster, Man erschrak, die eignen Augen zuckten vor der Hässlichkeit Zurück in ihre Höhlen. |
Unter den Besucherhänden breitete sich in Abart einer Eigenliebe eine Lust Zu gegenseitiger Berührung aus. |
Vor dem Haus erkannten wir ein Fahrzeug, Das war blank mit großem Innenraum, Wir konnten alle mit ihm fahren, Und es stand bereit und war nur auf
die Häuserwand gemalt, war gar nicht zu
berühren, Und man rührte nur an Silberkreide. |
So befürchtete ich, dass an mir
etwas zu Richten sei, ich kleidete mich um Und duschte mich und reinigte die Körperöffnungen besonders aufmerksam Und liebevoll und tat mir viel, viel Gutes. |
Ich spülte meine Hände für Sekunden frei von jedem Misstrauen. |
Drüben saßen unbekannte Leute, Und sie unterhielten sich und lasen
in der Zeitung, Und ich fragte sie, ob unter ihnen
jemand säße, Der mir feind sei, Und es stand fast jeder zweite aus
der langen Reihe auf, Sie kannten mich nicht Und nicht meinen Namen, Und das sei nicht von Bedeutung. |
So sehr bedurfte ich der Phantasie, Und jede Rechnung stimmte, mit dem Schreibstift in der Hand
verzeichnete ich jeden Posten einzeln noch bevor er sich
ergab. |
Mir im Rücken saß der Künstler, der mich Tätowieren wollte, Ich befasste mich noch mit dem Studium des Werfens einer
Angelschnur Und zeichnete die weite Flugbahn auf. |
Das Blei war mir der Schreiber, der die Linien zog, doch ging der Köder gleich verloren, Und ich warf umsonst Und zog mich immer wieder ohne Beute aus dem Wasser. |
Über mir sprach man von Sonnensorgen und von nackten Wesen Und vom Baumgruß, Und man sprach darüber voll Verständnis. |
Doch ich kam nicht an, Und in dem Garten meiner Nachbarin stand eine
überlange Leiter, die war dreifach angekettet. |
Langs stand ich eingebettet in der Häuserecke, Und das Kissen, das ich gerne mir in
meinen Nacken hätte legen mögen, dass ich
endlich Frei von mir mich über mir bewegen
könnte, Blieb in großer Ferne in dem Blau des Tages Stecken. |
Du sitzt mir gegenüber, Und du schüttelst über mich den Kopf, Und niemand sitzt mir gegenüber, Und ich sehe trotzdem was du denkst. |
Du sagst es ohne jedes Wort und laut zu mir, Und ich verstehe und ich wiederhole
es, Der Tag ist dir kein Ziel, er ist
dir Weg; Ich denke, das ich heute noch nicht
speiste, Und nichts tat, nichts von mir gab, Nichts ausschied. |
Es ist noch sehr, sehr früh, Und das, so höre ich, Ist sehr, sehr spät. |
In meinem Handtuch trockne ich mich ab, Ich bin ein dummer Mensch und finde Steine erst, wenn sie nicht mehr zu Boden fallen sondern schweben und
sich Greifen, aber nicht mehr werfen
lassen. |
Deine Drohung höre ich Und nehme sie sehr ernst Und hebe auch die Hände hoch Und falte sie in meinem Nacken, Und dein Kopfstand zwingt mich umgekehrt zu
denken, Und du wirst mich sicherlich aus
dieser Position heraus erschießen wollen. |
Bald darauf schreib ich mit einem Schreibgerät, das hat nur eine rote Füllung, Und ich muss mich zwingen
hinzusehen, Und die Rotschrift darf ich nicht mit Blut
verwechseln, Das ist auch in mir, Ich habe sehr, sehr achtzugeben. |
Die Frau schrieb ihren eignen Tagtraum auf, ich schob die Finger in die rohe Tasche ihres
Schoßes, ihre Brüste zeigten, dünn geädert, blaue Ströme, die verdeckten ihre Milch, die floss nicht weiß und
gleichermaßen. |
Und, obwohl in ihrem Schoß die feuchte Flamme stand, die mich umzuckte, Ekelte ich mich den Saft der Brüste zu verschlucken, Und sie liebte dieses Saugen meines Mundes, das sie Quälte. |
Beide standen wir kopfunten, Mitten in dem Überschlag. |
Du wünschtest dir erneut ein Kind von meinem Samen, Keine Schranke galt vor dir, Ich würde meinen Kopf, dir zu gefallen, auf den Haublock legen. |
Und ich schämte mich vor dir, um
meiner Ehre willen, Die galt nichts, Und sie war doch von mir der Hals. |
Sonst verschleuderte ich mich Und ging ganz nah am Bahnsteig, Und es lohnte sich nicht mehr ein Warnsignal um meinetwillen
abzugeben, Und ich machte meinen letzten Schritt auf eine sichre Seite erst, wenn es schon fast zu
spät war, Und nicht einmal hielt die Tageszeit, nach mir zu sehen, Und sie schoss vorbei Und schubste mich im letzten Wirbeldrehen der Enttäuschung von
dem Bahndamm in den Graben. |
Das Geborenwerden hört nicht auf: Du schreibst mir dumme Briefe, weil du dein Geschlecht
entdeckst, Du findest deinen Kopf, der lag in einer Seitenlade
etwas Eingeklemmt. |
Du hörtest auf den Schrei der Mutter, die war Ärztin, Und bestätigte den Mord an ihrem Sohn. |
Du sahst den Herrscher sich das Kindermädchen seiner eignen Kinder Auserwählen und es überreden, Und es musste sich ihm unter legen, Dass er es weit über sich erhob Und ließ nichts andres gelten. |
Ausweglos ist jeder Weg und ziellos jedes Ziel, Ich frage dich, was kommt, wenn die Beschimpfung endet, wenn du deine Waffen ausprobiert und mich Getötet hast, Was kommt, so frage ich, nach dir,
wenn du in dem Geschirr zusammenbrichst, Wenn niemand dich beruft Und keiner dich vermisst, wenn du
der Erde deinen Körper wiedergeben musst Und nichts dafür erhältst Und deine Sonne grade anderswo beschäftigt
ist. |
Ist es wirklich so, dass die Gebärde Anfang jeder Sprache ist und
nicht die Nachricht, jenes Zeichen, das ich
hinterlasse, Oder die Gewalt, die ich dir antat, Ohne dich zu fragen. |
Hinterher verstandst du mich, Und meine Sprache ging an dir vorbei, weil ich
zu deinen Füßen lag und wirklich nur um eine Geste bat, vielleicht ein Messer, das du mir bis an den Schaft
in Hals und Körper stoßen könntest, Oder ist die Angst in Wahrheit aller Sprachen Anfang. |
Ich konnte und ich wollte nichts
mehr tun, Denn alles, was ich machen wollte, War bereits getan, Von außen hatte man mir Stolperschwellen an die Tür gebaut. |
Ich selbst war ahnungslos hinaus
gegangen Und gestürzt, lag nun vor meinem Haus, und wegen der Verletzung, die
ich hatte, Nicht mehr zu erreichen, Alles war Und niemand hatte es getan. |
Später sagte man zu mir, Es wäre umgekehrt gewesen, Und von allen Seiten hätte man sich aufgemacht, zu
helfen. |
Mir kam die Idee zu fliehen, Und ich zog die Decke über meinen Kopf, sie war Durchschaubar, transparent und
zeigte allen meine Absicht. |
Mancher war empört, Mir selbst versagten fast die Arme, meine Beine gaben nach, Ich konnte das Intresse, das man an mir nahm, nicht Teilen. |
Krank war mein Gemüt, das heilte keiner, in den Hohlraum, der in mir entstanden war, Goss ich das Speiseöl, das zündete ich an, Und milde Flammen standen nun in meinen Leibesöffnungen. |
Ich dachte über eine unerhörte Nähe nach, es war die Nähe meiner Worte, die von mir
getrennt entstanden, Und ich war zugleich ihr Baum. |
Muttergleich zog ich sie auf Und wurde in der Eifersucht zugleich ihr Mörder, der
sie raubte Und verschlang, es war ein Marktplatz, der an manchen Stunden überquoll von Menschen, den
des Nachts die Weite eines stillen Bergtals überzog. |
Die Nähe meiner Worte machte mich zum Tagedieb und Nachtverschenker, Beides strafte ich sofort. |
Ich öffnete an einer Frau die Tore, Und sie sollte nur ein Ort der kleinen Zuflucht sein, Und leider riss sofort das Haltetau, an dem sie hing, Sie schoss mit einer ersten Strömung fort, Und meine Sehnsucht, zu ertrinken, Konnte sie nicht stillen. |
Heute war es so, Dass ich die Frage nicht mehr stellte. |
An die Hauswand hatte ich mir eine Tafel angeschraubt, Und ich verschrieb dort meine Kreide, eine Schicht lag über einer
anderen, Und nur der Regen wusch vereinzelt Wörter aus dem Wort. |
Von meiner Obrigkeit erhielt ich einen Brief, Der zwang mich einen Dieb und Räuber zu verteidigen, Der war ich selbst, in meinem Fall war es sehr sinnvoll auf Verbrechen all der Redlichen zu
weisen, Und man wollte meine Antwort hören, Einzeln kamen sie und machten mich
zum König aller Diebe. |
Als ich von dem Schiff ins Wasser sah, Entschied ich nicht mehr, wer in Wahrheit sich an wem Vorbeibewegte. |
Über allen Ufern hing ein Morgenschleier, Schwach erkannte ich die Silhouetten hoher Häuser, Alles sah ich sehr genau, Und um die rote Sonne züngelte ein Feuerreifen. |
Ich stand vor dem Badezimmerspiegel, sah mir in die
Augen, in den Phantomschmerz, der war punktiert, Ich trug auf ihnen Kunststoffschalen, darauf war ein Winkelkreuz markiert, Das wies in alle Himmelsrichtungen. |
Das Fremdgesicht blieb mir ganz fremd, Und deine Augen blieben an ihm hängen, Und ich zwang mich, ohne Diebesgut dein Zimmer Zu verlassen. |
Neuerdings bekümmerte es dich nur
wenig, Wenn ich ganz versehentlich den Tee auf meinem Frühstückstisch
verschüttete, der Boden unsrer Stube war aus Lehm gestampft. |
Ich fühlte Sympathie für mich Und trotzdem blieb ich auf der Hut, Und Herrscher, dachte ich, sind
nicht die Brüder der Gedanken, Die sind frei, sind Kunst. |
Ich kam nach Hause, keine Stube war mir
heimatlich, Und jede Tür und jeder Ausgang
führte in den Garten und von dort ins Freie. |
Meine Lieben gingen durch dieselben Türen, Und sie fanden jedes Zimmer, wie es sich ans nächste
reihte, Nirgends ging ein Weg nach draußen, Und man ließ mich ruhig außerhalb
verweilen. |
Jemand lud mich ein, es kam ein Brief in einem Umschlag, der
beschrieb mit langen Sätzen und mit schönen Worten, Wer mich wohin lud, Ich musste rückwärtsgehen und an
einem Tag, der schon vorüber war, zu
jemand kommen, Dessen Haus stand noch im Herbst, Und wir befanden uns im Frühjahr. |
Meine Blicke galten einer alten Frau, die hässlich war, Und meine Liebe galt der alten Frau, Die war sehr schön, Ich putzte oft das Weiß in ihren Augen. |
Auf meinem Kinderfenster stand ein schwerer
Regen, meine Stadt, dahinter, lag verzerrt und
aufgelöst Und sie zerrann und lebte auf, Ich konnte mich nicht von dem Anblick wenden. |
Mein Wunsch vom großen Haus erfüllte
sich, Vor meiner Eingangstür stand eine andere, Die war unendlich groß Und würde sich nicht öffnen lassen, Meine Sehnsucht nach dem Raum in einem
Raum War so gestillt. |
Auch wenn du es nicht wolltest, Stellte ich die Kerze an dein Grab, Es wehte milder Wind. |
Das Herbstlaub eines Buchenbaumes loderte durchs Dunkel grüner Tannen. |
Um mich her vereinigten sich die Geräusche, die Motoren brachten, mit dem Glockenläuten. |
Dein Gesicht stand in dem kleinen Außenspiegel eines Autos, Dadurch konntest du mich nicht
erkennen, Und von innen eilte ich mich, meinen Mund, die Lippen, zu verriegeln. |
Alles, was ich sagte, das zerfiel in Worte, dann in kleine Zeichen, Und ich musste unentwegt sortieren, Und es war so viel, Und alles klebte ich zurück ans
schwarze Brett, Und jeder musste sich darüber
informieren, Und ich stand davor und las, wie all
die anderen, den Text. |
Ich persönlich glaubte an den Sieg, Jedoch, wenn er geschehen würde, Könnte ich ihm nicht mehr trauen. |
Soviel war gewiss, den Bahnsteig fuhr man an den Zug Und niemals umgekehrt, wie ich bis
dahin Angenommen hatte, Ich erfuhr die Dinge Falsch. |
Am Bahndamm lagen alte Tüten, Flaschen, Dosen, Schmutz und
Unrat, Damals fand hier einer jener größten Siege statt, Und in das Fenster drang die frische, kalte Luft, es hatte sich darein der Frauenduft gemischt, Ich sah, dass eine Unbekannte ihre Augen niederschlug Und dass sich ihre Wangen röteten. |
Die Straßen waren nassgeregnet, jedes Fahrzeug riss die Wasserfahne hoch, Und eine schnurgerade Spur hielt für Sekunden ihren Atem
an, Dann schoben sich die Augenlider langsam wieder über
deinen Blick, der hing im Blaugrau tiefer
Wolken, Und der Regen fiel auf dein Gesicht, Das spiegelte sich hier zu meinen Füßen in der Pfütze. |
Hinter mir, in einem anderen Abteil, befanden sich die jungen
Leute, die durchbohrten ihre Füße und befestigten sich so mit
großen Schrauben an dem Fahrzeugboden, Später standen sie ganz sicher Und bewegten sich nicht mehr, Und sie vibrierten nur noch mit dem Wagenrütteln. |
In dem Raum stand eine Zukunft vor der Tür, Mir kam die eigne Gegenwart entgegen. |
Es kam auch vor, dass du so
sprachst, Und an der Wand war wenig Platz, die Bilder hingen eng zusammen, Und du sagtest so: „Und neben meinem Mann an meiner Seite ist es auch
mein Hund der mir so gut gefällt,“ Und mit dem rechten Fuß trat ich als Ahnungsloser in die
Bodenöffnung, Die war nicht verdeckt, Und dir war wirklich beides lieb und
wahr Auf seine Weise. |
Mir blieb Gerechtigkeit so unwahr wie die Wahrheit selbst. |
Von deinem Mund, der lag im Kuss, lief ich im Blick an dir hinab, Die schwere Tasche, die du trugst und nicht Beiseite stelltest, schnürte deine Hand gefährlich ein, Du merktest nichts davon. |
Ich sah an dir die Tänzerin im Stuhl, Die hielt sich mit nur einer Hand fest an der Rückenlehne. |
So konntest du die Wände deiner Liebe nicht erreichen, Und du mühtest dich umsonst, Und ich kam nicht an dich heran, Du hattest auch ein kleines Glück, das dir beständig war, Und niemand zog das Dach herunter. |
Du könntest in dem tiefen Schnee verloren gehen, Und ich blieb bei dir, Wir wurden beide überschüttet, Und in Wahrheit fielen nur die weißen Schnipsel auf die Bühne, Die warf man gezielt von oben
nieder, Und wir mussten uns verstellen Und darunter stehen bleiben. |
So entsetzten sich die Wahrheit, die Gerechtigkeit in einen Spiegel, dort sind sie für jedermann
Und jederzeit zu haben und sofern
derjenige im Licht steht, Ich bin lange schon nicht mehr
bereit, von allem Zeugnis abzulegen. |
In der Höhle, die ich ganz
versehentlich entdecke, Sehe ich die wundersamen Malereien
an der Wand, Ich darf in deinen Kopf, Nur dieses eine Mal, ihn nur dies
eine Mal und ungestraft betreten, Ich betrachte alles Und ich leuchte tief hinein, Du hattest mir den Raum ganz ohne Argwohn überlassen. |
Die Federn schieben sich in Schichten ineinander, bei
gespreizten Flügeln fällt das Licht durch sie
hindurch, Vor meiner Sonne werden sie zu völlig schwarzem Schatten, der beschirmt sich selbst, Und mir fällt er ins Auge, dass ich schreie. |
Dann verlange ich danach, die Dinge zu berühren, will sie zwingen,
ihren Raum zu füllen, meine Hand leg ich auf deinen Mund, Den hältst du etwas offen, Und ich spüre deine Lippen, die ich jetzt nicht meine, Und ich warte vor der Öffnung, Nichts wird mir entgehen, Nichts soll mir entkommen. |
Man hatte dich wohl insgesamt schon
über Tausendmal nach deinem Namen ausgefragt, Er war verloren, Und du konntest immer nur den Namen sagen, den du trugst von Anfang an. |
Du zeigtest als ein Zeichen deiner Wahrheit, wie sich unter deinem
harten Panzer jene Silberflügel falteten Und ineinander schoben, Und du zeigtest ihre ganze Größe stolz und gerne, Und sie waren dein Besitz, ja, mehr noch waren sie dein
Eigentum, ein kleines Glück, das
diente dir, Und, wenn du wolltest, könntest du
mit ihnen Fliegen, sagtest du, Das wollte keiner wissen. |
Alles, was du brauchtest, deine Kleider, alle Gegenstände, die du
nutztest, Waren numeriert, Und neuerdings bekamen alle, Die dir dienten, alles das, Was du beherrschtest, einen eignen Namen, So erfandst du dich und konntest
dich Benennen. |
Zartes Rosa früher Morgensonne leckte über
dein Gesicht, es tat so gut, dass sich
von außen Wärme näherte und uns bedachte. |
Ich erinnerte mich nur ganz kurz ans Flügelschlagen der Verstorbenen, Dann füllte ich den gelben Sand in Beutel und verschickte Heimaterde, die, das wusste ich, Würd lange in den Kleiderschränken hängen bleiben. |
Dieses ist ein Lied aus Zeiten meiner Netze, Damals war ich zur Gerechtigkeit berufen. |
Jeder Weg, den ich zu gehen hatte, Führte über weite, überenge Knoten fest geknüpfter Maschen, Einmal konnte ich den Abstand zwischen ihnen Nicht mehr überblicken. |
Und ein jäher Zorn stieg in mir auf, man hatte
mich zum Wächter einer leeren Küste abgeschoben, Und das Knüpfen eines Netzes nicht gelehrt, Es gab auch nichts, auf das ich mich Berufen konnte. |
Meine Fragen konnte ich nicht stellen, Unklar war, was ich an Wissen brauchte, weil es fehlte, Und man gab mir einfach recht Und sagte immer: „Ja“. |
Doch die Gerechtigkeit entschied sich für
sich selbst, Und ich entdeckte, dass der Feuersalamander nicht durchs Feuer ging, um seines Namens willen. |
Es ging um unbekannte Regeln eines Spieles und um
unbekannte Gegenspieler, Und das Spiel an sich war unbekannt, Und ohne Unterbrechung war ich immerzu am
Zug, Und alles, was ich machte, blieb
verborgen Und entschied sich nicht. |
Es lacht der Tod und weint und ist ein menschlich Ding, nicht kleiner und nicht größer
als die Spuren, die er hinterlässt. |
Und ohne unsre Tränen, ohne unsre zweite Sonne wär er nichts, wär Über uns und unerreichbar fern, So aber geht er Hand in Hand mit uns und lässt nicht
los, Wir würden ihn zu leicht verlieren. |
Täglich steig ich heimlich einmal in
das Holz, das steht in einer kleinen
Kammer, Ich pass gut hinein, Ich lege einen Deckel lose über mich, Von innen ist es schwer, das glatte Holzbrett zu ergreifen und die Ritzen damit zu verschließen, Aufgerichtet bin ich, wenn ich in
der Kiste liege. |
Diese Unabhängigkeit war unbezähmbar, In der Liebe zählte nur, Wie oft ich bei dir lag. |
In deinen Türen rosteten die Angeln nicht, wo sie sich rührten,
waren sie Blitzblank in Feuchtigkeit, Mit dir allein betrieb ich Hurerei. |
Alles, was ich schreibe, ist ja
wahr, Ich darf in meinen Kopf selbst sehen, Und es ist kein Wörtchen wahr darin, denn außerhalb
entdeck ich alles wieder, Und, wenn ich mich freue, rufe ich: „Mein Kopf geht heut spazieren,“ Und er wird wohl seine Augen nicht verlieren, die er bei
mir ließ, Er wird sie nicht vergessen, dort,
wo er grad ist: Ich drücke meine Zunge vor dem Wort ganz fest an
meinen Gaumen. |
Dein Bild war sehr gut aufgeteilt, Und anders, als aus anderen, stieß
mit den Farben schwarz der Krähenschrei
hervor, Der kam dreimal. |
Mit den Blättern, die dort wuchsen, wuchs
die weiße Hand, die hielt den Bogen, Der war rücksichtsvoll gespannt, der Pfeil mit seiner Spitze zielte aus
der Malerei, Und er bedrohte den Betrachter. |
Sonst verbarg der Bogenschütze seinen Körper ganz, Man hörte nur die Blätter rascheln, Und die Hand war, wie ich sagte, weiß, Anmutig weiß war sie und zart und
gliedrig, fein und Voller Sehnsucht, Und sie hätte wirklich keinen Bogen spannen können. |
Dann schoss ich nach einem Stern, Der Zufall ließ mich treffen, In der Stirn sah ich nur dieses kleine
Loch, Und das, so hörte ich, sei alles,
was es zu erreichen gäbe, Und ich blickte voller Schmerzen in den Sternenhimmel. |
Man vergoss den heißen Teer auf einer Straße, Mir war es die Flüssigwerdung einer letzten Nacht, Man konnte die Allee im Nachhinein gebrauchen Und verwenden. |
Jemand wollte seine Augen, seinen ganzen Körper spenden, Und er musste sich dafür erschießen, Niemand hätte sonst von ihm
genommen, Ich persönlich mag nicht in Gesellschaft speisen. |
Stein im Ring, Herz im Garten, Nur ich selbst bin Unbehaust. |
Durch meine Hände lasse ich das Kettchen
gleiten: Golden Ding bist du aus Kunst
gebaut, Ich liebe dich, bist mir vertraut
als Kuss der eignen Haut, Und sonst berührt mich nichts. |
Nur einmal fiel ein Herbstblatt unversehens auf mein
Haar, Und seine Reise war noch nicht
beendet, Und ein andres Mal versuchte jemand alles mit dem Rund des Kreises zu erklären und mit
einer Zahl, die sich ergab und er
errechnete aus seinem Eigennamen. |
Man berichtete von einer neuen Katastrophe, Schrecklich war es eine Eisenbrücke zu betreten, ihrem Magnetismus ausgesetzt zu sein. |
Ich habe folgendes zuerst entdeckt: Wenn man den Feldstein spaltet, zieht er zwischen
seinen Hälften unsichtbare Fäden, die Zerreißen augenblicklich, noch in
dem Moment der Spaltung, Und es unterbrechen darin sämtliche Gespräche auf der Stelle. |
Ich ließ dich schnell allein, beließ
dir aber meinen Schlaf, der lag an deiner Seite, Aus den Röhren, die von oben in die Zimmer ragten, strömte Sand Und der begann die Räume aufzufüllen, Jeder, der es konnte, durfte sich in Wachheit retten. |
Nicht größer als das Größte ist der Tod, Ich habe die Gedanken auf der Weide, fern von mir
sind Lachen und das Weinen. |
Himmelan, ich weiß nicht, was das
ist, Vielleicht, dass ich den Fahrstuhl in die Wolken meine, Und ganz wurzeltief ist mein Gefühl. |
Ich nippe an dem Becher meines Frühstückstrunkes, Der ist heiß, auch ist der Becher
innen leider nicht Bepelzt, mit Pelz bewachsen, Den würd ich zu gerne mit dem
kleinen Löffel streicheln wollen. |
Wir zwei auf dieser Bühne haben uns sehr viel zu sagen, Und ich steche mit dem Messer in den Tisch, bedeutet Spaltung, die im Anfang ist. |
Wenn wir uns trennen, werden beide Hälften lange Fäden ziehen Und danach wird sich noch einmal Jeder ganz für sich allein Halbieren müssen. |
Ich lasse deine rosarote Perlenkette durch den Mund Und zwischen meine Lippen, über meine Zunge gleiten, Und sie liegt an deinem Hals, Und meine Hände, meine Augen taten an dir
alles, Um mich auf den Futterplatz zu locken, Hier bei dir erhalte ich mich ganz Zurück. |
Gestern lief ich meiner Zeit wie zeitlos in die Arme. |
Zweimal rücksichtslos ist lange noch
nicht ohne Rücksicht, Ging an mir vorbei, Empfahl mich meiner Gegenwart und gab mir eine Antwort auf die Frage, die du
gestern stelltest, Was, so fragtest du, kommt nach dem Tod, wenn er schon vor dem Tod kommt. |
Was, so fragtest du, wird aus dem Mörder, der sich mit dem Opfer mordet, Was wird aus Maschinen wachsen, wenn sie Ausgeblutet auf dem Rollfeld stehen bleiben, Was wird aus der Hand, wenn sie geballt in Ballung bleibt. |
Erst ein Gruß und dann Umarmung, Kurz danach bereits Relief in Stein. |
Als wir uns erneut begegneten, Das Treffen der Giganten war kein
Seiltanz, Was wir sahen, war kaum mehr, als
die Attrappe besten Willens, Das war für ein Standbild nicht genug. |
Jeder, der das Tiefblau unsres Himmels Ganz genau beobachtet, entdeckt
darin die Täuschung, der wir nicht entrinnen, Und ich hielt die kleine Taube auf dem Marktplatz, Weil sie so entfernt saß, für den Menschen, alles andre wurde dadurch Riesengroß. |
Armer Sommersonnenvogel, hast den Mantelkragen hochgeschlagen, hast
beim Abflug in den Süden nicht so schnell
dein Singen enden können, jetzt suchst du
an einer Mutterbrust nach Milch. |
Bist zu spät, hab meinen Schoß noch spät im Herbst ins Nachbartal geworfen, Und mein Liebster hält den schönen Kopf in
einen Taubenschwarm und denkt nicht mehr
auf mich, Ihm ist’s, als fiele lauer Regen. |
Mir fällt Schnee, Und um mich her blüht Eis, ach, Herz, wie wird es uns Ergehen. |
Eine Stunde war seit Mitternacht vorbei, In dieser Zeit lag ich acht Tage unter meinem Bett in einem Kasten, mein Gesicht war ausgemalt mit blauen,
roten Punkten, Strichen, keine Krankheit, keine Narben, nur der Wunsch, dass sich die Körpermalerei verinnerlichen sollte. |
In der nächsten Stunde würde ich mich Gründlich reinigen und waschen,
meine Wandlung wäre dann vollzogen. |
Gläsern war mein Mund und schwarz das Lippenpaar, Sie schwammen ruhig auf dem Flüsschen, das zog still an mir
vorbei, Floss durch mein Zimmer, trieb mein Bett, das mir
stets Bett war, mit sich fort, Ich brauchte keinen, der mir diesen Traum zu deuten wagte, Brauchte niemanden, der Segel setzte. |
Damals war ich jung, Mundsegel Waren meine Füße. |
Alles war erreichbar nah und Lichtgedanken hatten sich entzündet,
die Versprechen häuften sich, Ich gab sie mir und hielt sie fest, Und, hätte ich gezögert, wäre das
der erste Rostfleck auf dem Weißblank meiner Kette. |
Damals wuchs mir schon das Fell nach innen, Und ich will es nun erklären, Weil ich auf ihm schlief. |
Geboren wurde ich aus dem Maschinenleib, mich nahm nie jemand
an die Hand, ja, meine Hände waren immer
völlig frei, Und später sah ich in dem Kinderkrankenhaus, dass meine Wahrheit nicht so wahr war, wie die Wahrheit dieser Kleinen. |
Sie erzählten den Versorgungsapparaten ihre
Gutenachtgeschichten, Weil sie einer doch dem anderen
erzählt, Und denke an die Enge, wie sich jedes Stammeln in den Drähten fängt und
hängen bleibt, Und mancher Kindermund ist dabei ganz
verschlossen. |
Abends führte mich die etwas steile Treppe, Über schmale Stufen ging es aufwärts
in den Schlafraum, dort war alles
vorbereitet, Und ich klappte mir den Schlaf von einer Wand und legte mich
darauf, Zog ein Gebet vor meine Fenster Und den Lieblingstraum bis an mein Kinn. |
Rede nicht mit deinem Leibarzt, rede nicht mit seinem
Tonband, Rede nicht mit seinem Stuhl und nicht mit einem seiner Instrumente. |
Überrede deine Tochter nicht, es könnte sein, dass
sie die Ärztin ist und du ihr Sohn, Es könnte sein, dass sie an dieser Stelle länger bleibt als du. |
Es könnte sein, dass du als Messerschlucker mitten in der Arbeit
deine Kunst vergisst, dass jemand, der vor Hunger und vor Durst nicht sprechen Und sich nicht bewegen kann, auf
deiner Netzhaut stirbt Und dass du keine Hilfe weißt. |
„Von mir aus bin ich ohne Schuld,“ sprach jemand, Und er hatte recht, Und alle sagten so. |
Viele hatten Ketten an den Füßen, Und sie sprachen alle für den einen
gut Und wussten es in diesem Falle alle besser, Und es war dies ihre Schuld und auch die Schuld des
einen, Den ließ man als Beispiel frei, Und jeder sah auf ihn und war voll Freude, die lag auch in Ketten. |
Aus dem Königshaus brach eine Armut aus, die
ging ins Land; der König bot dem Volk die Krone an, dass es sie kaufe, Und es kaufte sie sofort, Er hatte zwanzig gleiche Kronen liegen, alle kaufte man ihm
ab, Das rührte seine Königswürde nicht, Und er betrog die Kronen, eine um die andere, Und er verlor nicht eine. |
Es gab noch den Begriff der Unschuld, Der sah so aus: Niemand fragte mehr nach Wurzeln. |
Eine Mehrfachvergewaltigung Bezog sich nicht mehr nur auf Mädchen, Frauen, sondern auch auf Männer, Die beriefen sich auf die Unmöglichkeit, Und das sei nun der Grad der Unschuld. |
So bewertete man jeden Zweig, der nachts und heimlich in
das Zimmer wuchs und morgens schwer
beladen über Betten rankte, dessen Schwere leicht
den Schlafenden erschlagen konnte; Andrerseits bewertete man sonst
denselben Zweig als wüchse er in irgendeinem Garten. |
In meiner Hand war eine Süßigkeit, Die war nicht angeboren, Und ich weiß auch nicht, woher sie
kam, Für wen sie war, warum sie
existierte, Und ich selber lehnte alles Süße ab, wahrscheinlich würde der Zusammenhang sich in der Zukunft
zeigen, Später aber fiel mir auf, Dass ich wohl nicht gemeint war. |
Man drehte auch die Dinge weiter um, dasselbe konnte
sich ins Gegenteil verwandeln und zurück Und aufeinander liegen bleiben. |
Ich blätterte ganz ratlos eine Seite zwischen Urteil und der Hochachtung im Unverständnis hin und her. |
Du redetest vom Frost, der über deinen Körper Lief. |
Ich sah den Schnee als kleine Kappe auf der
letzten Beere sitzen, wie er nun, im Sonnenblenden, ohne seinen Halt zu lassen, auf die Unterseite rutschte Und dort fest saß. |
Auch die dünnen Drähte langer Zäune hielten Leitungen von Schnee, die jeden Draht von unterhalb umklammerten; Und nachts nahm ich dich mit Gewalt, du fühltest dich nicht
vergewaltigt, Tags warst du mir heilig, Und es heiligte dich die Gewohnheit,
Ich blieb beide Male draußen. |
Mir war alles eng, Und enger wurde alles, was sich
weiten sollte; Schrieb ich, saß ich unter Menschen, über die schrieb ich kein
Wort, Ich musste lange suchen, bis ich
einen traf, Ich hätte gerne über jemanden
geschrieben. |
Draußen wurde alles weiß vom Schnee, Und später leuchtete er auf in
greller Sonne, die kam lautlos, landete bei
schwarzen Vogeltieren, die sah ich das erste
Mal, Sie stammten aus der weit
entfernten, andren Gegend. |
Sonst verstand ich dich Und kannte mich gut aus In dir. |
Diesmal kam der Winter vor dem Herbst. |
Dann, als ich mich von dir erhob,
fiel Braunlaub auf dein Blütenweiß, Mit scharfen Krallen ging ich suchend über dich,
ein Möwenvogel, der nicht scharren
konnte, den der Sturm weit von der Küste in die Großstadt abgetrieben hatte, Mit dem Schnabel warf ich meine eignen
Blätter hoch Und sah darunter nichts als deinen Landstrich Haut, der sich zu weit
erstreckte. |
Ich hätte fliegen können und blieb
in der Irre liegen, ließ mich einfach
wieder Auf dir nieder, meinen Kopf hielt ich ganz nah am Boden in
den Wind. |
Als ich eine Folie abzog, die zerkratzt auf einer Fläche klebte, lag darunter eine
spiegelblanke Eisschicht, die wohl nur auf mich
gewartet hatte, Denn ich war bereits in ihr Und sah sofort auf mich. |
Ich sollte mich nun, da es an der Zeit und Reife war, gebären, Selbst gebären. |
Ich schrieb mich auf, Dass ich mich nicht Vergaß, wenn ich ein Neuer war, Der könnte gänzlich anders sein als
ich Und sich an nichts erinnern, Und ich wurde schon gewarnt: In einem Spiegel stand ein anderer, Der hatte nie von mir gehört. |
Man kümmerte sich nicht mehr um die Einsamen und Armen, Die verbrachten ihre Zeit in großen Gruppen, Schwäne voller Reiz, die sich
einander Nicht zur Kenntnis nahmen. |
Du, das war verboten, Setztest dich zu mir. |
Ich schreckte auf, flog hoch, Du hattest es erwartet, Und ich hoffte richtig, als du mit
mir flogst, Doch höher, als in diese Höhe konnten wir nicht steigen, Und von unten hatte man uns beide
schon im Fernglas, das umriss uns
messerscharf, Dass ich an mir und du an dir die Ränder spürte, Und wir trennten uns kurz vor der Landung wieder. |
Einmal kamen die Hausierer, die belasteten die
anderen und deren Redlichkeit. |
Und ich verneinte auch die Stiche meines Herzens, Davon hattest du erzählt Und dass sie nicht von innen kommen
könnten, Und der Wettstreit, sagtest du, sei grad
erst Ausgebrochen. |
Meine Keuschheit war nicht wirklich, Und ich hatte nur davon gehört, Es war, dass ich mir den Termin zur Spendung meines Blutes
fest notierte, Aber ihn nicht einhielt, Enger als zu diesen Zeiten konnte ich mit mir nicht
leben. |
Einmal sah ich auf die Liste des Besitzes, auf die lange Liste dessen, was nur mir Gehörte. |
Diesmal war ich ehrlich Und begann zu streichen, Und es blieb nichts nach, Ich musste alles irgendwie mit Irgendjemand und mit Irgendetwas teilen, Und ich hatte, mir zum Glück, das alles unterschrieben. |
Dann sah ich auf meinen Namen, der blieb übrig Und war auch kein Ende, Und es blieb nichts nach, Ja, außer mir blieb gar nichts nach, Und das war fremdes Eigentum. |
Deine Briefe schickte ich zurück, Sie sprachen nur von dir und ließen
keinen Platz, das konnte ich sehr gut
verstehen. |
Du hattest, so wie ich, Dich selbst entdeckt, Das hättest du nicht aufzuschreiben
brauchen, Und du gabst mir alles, Deutlich sah ich, wie sich hinter
deinem Herzen alles krümmte Und dich schlug. |
Dann bestieg ich einen Fahrkorb, der beförderte die Menschen und war sehr, sehr schnell Und führte rasend in die Tiefe, Ich stand auf dem Kopf beim Start und blieb mein Leben lang im freien Raum so hängen; Sicher war auch, dass die
ausgestreckten Arme, käme es zu einem Ende, Wenig nützen würden. |
Alles sehe ich, und auf dem Fußweg, auf dem Platz, wo heute Häuser stehen, sehe ich die Männer, Frauen voller hoher Ziele und der tiefsten Augenblicke
ineinander fallen, Kaum, dass einer von dem anderen
gewusst. |
Sie stehen eng an eng und sind
vorbei, Und unser Bauwerk bauten wir direkt auf ihnen, Pflügten einfach ihre Tötungsstätten, Gräber, Sockel der
Triumphe um. |
Und heute frage ich, Hindurch durch Häuserwände, die sind nicht aus
Stein: „Ist dieses Opfer eigentlich das Opfer, oder ist
es selbst das Opfer.“ |
Reglos lag in meinem Garten die Verfremdung, Kaum, dass ich zu atmen wagte, Gar nichts konnte mir passieren
hinter meiner Glasfassade. |
Wenn ich Futter hätte, traute ich mich wohl
hinaus Und fände sicher auch die Sprache, um zu locken, So verlangst du, dass ich die Begierde übersehe, nur mit meinen Worten über deinen nackten Oberkörper fahre; Schriebe ich Musik, wär es doch Ganz, ganz einfach. |
Selbst in meinem Zimmer sagte eine Stimme automatisch die Stationen an, Es war, dass ich erfuhr, wie sich im Alter eine Lebenslust verflüchtigte, Die Trauben hingen jetzt direkt vor
deinem Mund, dass du sie essen musstest, Und die Stimme kam direkt aus dir, Ich war ein Fremder neben mir. |
Auf dem Wasser lag ein Feuerboot, das stand
in Flammen, Und die waren kalt Und nichts verbrannte. |
Dann ging ich an Bord, betrat ein Märchen, das war
so: Ein Pfau mit langen, langen Federn
schlüpfte aus dem Schlafbett der Prinzessin, stellte
sich davor Und schlug sein Rad, das stieg sehr kräftig auf Und fiel im Schütteln fast auf seinen Kopf, Und die Prinzessin lag in dem zerwühlten Bett. |
Sie hing mit ihren Augen nur an mir, der Pfau, so sah ich, mühte sich
umsonst, Und die Prinzessin konnte nichts erreichen, Und ich selbst war nur im Märchen. |
In dem andren Zimmer schliefen Tage aus der Zukunft und verrieten sich, Es stand mir frei, den einen oder
anderen zu öffnen, Und ich hätte ihn so nehmen müssen, Wie er war Und rührte keinen an. |
Ich dachte mir, es sei ein großer Unterschied von meiner Gegenwart zur Zukunft, Und ich sah ja, dass es diese Nachricht jetzt schon gab. |
Von dem Gewinn erfuhr ich nichts, Er lag auf einem Konto, das mir nicht gehörte, Und ich sah, wie ihr aus Pappe einen Kopfschmuck basteltet, Den übermaltet ihr mit goldner Farbe, Und er hätte einer Krönung dienen können, Schuld daran war dieser
Weichensteller, Der sah nichts von seinem Wärterhäuschen aus. |
Wir gelangten unter eine Eisschicht, die sich über alles zog, Hier war es unerwartet warm, Man konnte atmen Und es war wie oberhalb. |
Um deinen Körper schlängelte sich gleich Ein großes, zahmes Seetier, das war dir vertraut, Ihr spieltet miteinander, Und es schien mir, ja, ich war fast
sicher, Dass ihr euch in Liebe liebtet. |
Du erklärtest mir und meinem Schrecken eure
Gleichgeschlechtigkeit, Die war euch recht, Und hier wart ihr Zuhause, Jemand zog an einem meiner Fenster die Gardinen auf, Ich stand hier draußen, Und ich traute mich nicht heim. |
Von dem Höhepunkt herab erklang die Stimme, weit entfernt und dünn. |
Du hattest dich ganz hoch gesetzt, Von dort floss deine Lebenskraft herab, Man schlug nach dir, das war
umsonst, Ich eilte dir zur Hilfe, Und der Augenblick dafür war längst
verstrichen. |
Du versuchtest es mit Falschspiel, das entdecktest du
sofort Und hattest keinen außer dir für die Betrügerei; Bei einem mörderischen Überfall erschoss man auch die Frau, die lange schon in Ohnmacht
lag. |
Einmal fragte ich mich, Ob es ganz umsonst gewesen sei, Es war vorbei, und das war gut, Ich hatte auch erkannt, dass, Wie ich kürzlich sagte, Feuersalamander nicht durchs Feuer
gehen, Und die Engel, sah ich, legten, wenn sie
irdisch wurden, ihre Flügel ab. |
Man spülte einem Leichnam immer noch die ganz besondre Flüssigkeit durch alle Adern, Um ihn später wieder zu Erwecken. |
Ich besprach mit einem, Der zurückgekommen war, die ganze Angelegenheit. |
Meine Nummer und mein Name standen in dem Katalog, der lag im Altpapier Und reichte nicht für eine Strophe. |
Die Gerüche einer fremden Frau in meiner Nähe lösten einen Schauer weißen Silberschnees in
meinem Kopf, Der stäubte hoch und schuf den
schwarzen Regenbogen. |
Als ich dich dann wieder traf, nach
deinem Namen suchte und ihn fand, Ihn dir hinüberrufen wollte, Weil wir uns so lange nicht gesehen
hatten, Und ich wusste, dass du täglich An mich dachtest und sogar mein Tagesdenken in dir hattest, Als ich dich dann wiedertraf, Ließ ich wie du die Arme sinken, Und wir gingen wortlos tiefer Ineinander. |
Vorbei und aufgehoben, Fortgestellt und dann hervorgeholt Und stets gefragt: warum, wozu,
weshalb. |
Es sollte sein ein Kind in deinem Leib, allein aus
unser beider Liebe, oder wenigstens aus einer Liebe, oder wenigsten gezeugt im Schein von Liebe, oder wenigstens Gezeugt von einer Samenbank. |
Und wenn es außerhalb empfangen
würde, Wäre es dir auch noch recht, Auch außerhalb gezeugt und in den Leib der Leihfrau eingepflanzt Uns irgendwo geboren, Alles, alles wär dir recht. |
Es sollte unbedingt ein Kind aus deinem Leib sein, Und du wolltest deine Hand drauf legen, Die hieltst du verkehrt herum. |
Immer sagtest du, ich hätte meine Höhle tief In dir. |
Dann hörte ich dich zu dem Spiegel sprechen: Denkst du dummes Ding, dass dir dein Herz gehört, es
wäre dein, Und schaust nicht in das Fenster, um zu sehen, wer dort Fremdes hockt Und sich die Tage in die Wände Ritzt? |
Senkrecht standen alle Hölzer in der Reihe, halb in einer Erde, ragten halb als Stützen in die Höhe. |
Über sie hinweg lief nur ein Draht, der angenagelt war, Und in die Landschaft schlug man diesen Pfahlzaun, ohne Sinn und ohne Zweck. |
Ich konnte deinen Leib nicht lassen, meine Reisezüge hielten nicht bei mir, Und über deinen Schoß hielt ich ein Dach. |
Tagelang war ich allein Zuhause, keine Ruhe kehrte ein, mein Zimmer lief um mich. |
Es mochte eine Krankheit sein, die auf den Ausbruch wartete, Und nachts, so spürte ich, stand
eine Sonne nahe über meinem Dach, Und sie war heiß und trocken, Sonst passierte nichts. |
Ich wusste weiterhin nicht viel von
meiner Existenz und ging und kam, ganz wie
gewohnt, Und lebte einerlei mit meinen Hausgenossen. |
Einmal schufen wir ein Standbild, Und du kleidetest dich an Und hattest nichts auf deinem Leib. |
Ich sah in unsere Verworfenheit, ich selbst war dir
ein Teil. |
Wir standen fest und ruhig in Bewegungslosigkeit; Man hätte uns mit uns Verwechseln können. |
In der Galerie hing dieses
Gegenstandsgedicht von mir, Man musste es betasten. |
Und darüber spannte sich die Oberfläche, die man mit der Hand durchstoßen sollte, Was darunter lag, war nicht zu
sehen. |
Ja, ich spürte immer wieder, Wie man mich berührte und begriff Und schützte mich auf meine Weise vor Verletzung. |
Heute traf ich sie zurück, Sie war allein im Raum, Und keine andren Räume waren neben ihr, Selbst mich nahm sie nicht wahr. |
Aus mir sprang eine kleine Freude über unser Wiedersehen, Die ging mir als Funkenflug verloren, Dann war sie vorbei, ein Lichtschein, der sich einfach
zwischen Wolken drängte, Rasend über mich hinweg lief. |
Dabei fiel die Ruhe ganz besonders auf, Und es entstand kein Laut. |
Der Buckel war nicht immer Zeichen einer Dienerschaft, schon gar nicht immer Angeboren, Und wer Aufrecht ging, der war durchaus
nicht Frei davon. |
Die Unschuld hatte ihre Kämpfer, Und der Monolith verlangte nach
Verteidigung, Selbst deine Liebe zu dem Instrument, mit dem du
musiziertest, War von Eifersucht geplagt. |
Manchmal durfte man auch Hoffnung schöpfen, jeder dieser Augenblicke wuchs und überstrahlte Alles, was vorher gewesen war, Und ich erkannte über mir in
kreisender Bewegung weiße Vögel als dieselben
wieder, Die hier gestern flogen, Und ein Irrtum wurde von mir Ausgeschlossen. |
Blutig war der Wahnsinn, den du in dir Hegtest. |
Mit einem Nagel hattest du dein äußerliches Ohr an einen Baumstamm angeschlagen. |
Dort stand regelmäßig eine Nachtigall, Du dachtest an ihr Schluchzen. |
In der Zeitung las ich von der Frau, die
den Geliebten im Getränk betäubte, Die ihn dann erstickte Und zerstückelte, nachdem er Tiefgefroren sägbar war. |
Mit der Mechanik ihrer Raserei verteilte sie
den Leichnam über eine ganze Stadt, nachdem sie ihn zuvor Gekocht und dann gebraten hatte. |
Sie war völlig grundlos, ihre Augenhöhlen waren Muschelschalen, die sich nicht mehr
schlossen, Ihre Blicke sanken als ein leichtes,
sanftes, wehendes Gewand auf alles nieder |
Ich lebte so in einer Dose, die war zugelötet, War hermetisch abgeriegelt, Und mir standen alle Wege frei, es war das absolute Meisterwerk, das man Gefängnis nannte. |
Wenn ich stürzte, fiel ich über
mich, Und wurde ich gequält, So quälte ich mich selber, War mein Folterknecht, An den mich zu gewöhnen Fiel mir schwer in meiner Dose. |
Mit weit aufgerissnen Augen hörte ich in die Gerichte, Dort entdeckten Schuldige, dass jemand für sie gut
sprach Und erfuhren über ihre Taten alles, Niemals hätten sie sich so mit sich
verglichen, Nahmen Bad für Bad im Eigenblut. |
Alles, alles doppelt sich, Wird, wenn es sein muss, tausendfach Und wiederholt sich, Und ich finde Beistand, wenn ich will, an den zwei Trockenpfählen, die kaum in der Erde stehen. |
Daran angelehnt erfahre ich die
eigentliche Schwäche, die ich übertrage, Die sich auf mich überträgt, Ich sehe, dass das Irdischste an mir
die Krücken sind. |
Überall bin ich gestützt Und stütze überall und hoffe dauernd
auf Gesetze, die mir meinen Richterspruch begründen, Unvorstellbar, wäre ich in einem Haus ganz ohne Wände, ohne jeden Farbanstrich. |
Aus meinem Schuh entferne ich den Stein Und achte auf das einzige Geräusch, das seinen Fall verrät, Und spüre ihm mit meinen Augen nach. |
Es überkommt mich dann die Lust ganz ohne Schuhe meine Füße zu bewegen, so zu gehen, Dass sie nichts mehr schützt. |
Und für Sekunden sind die Füße jeder Mittelpunkt, der sitzt an meinem Ende. |
Meine Tätigkeit als Schienenfresser fand kein Ende. |
Und im Tiefschlaf wurde ich zur Weiche, meine Träume liefen Auseinander. |
Und du lauschtest nicht, Du fragtest nicht nach den Stationen und zogst morgens, Noch bevor ich es bemerkte, letzte Schienenstränge aus dem Mund, Der mir gehörte. |
Auserwählt warst du Und standst doch unter Tausenden Und warst nicht Auszumachen. |
Jeder sah den anderen Und dachte auch an sich Und hielt sich in Bescheidenheit zurück. |
Ein anderer begann ein Spottlied, es entstand die Überlust, weil sich Almosen häuften. |
Es hielt zugleich das Opfer still, hielt seinen Atem an und stand erstarrt in einem Winkel. |
Aus Räuberei und Notzucht, Nächstenliebe und der Hilfe aller ohne Eigennutz Entstand ein undurchdringliches Geflecht. |
So kommt ein Mensch zum anderen Und bleibt sich selbst Verloren. |
Später kam ich noch einmal zurück, Es war ein schlimmes Bild, das sich mir zeigte, Und ich hatte einen Spaten mitgebracht, der sollte mir
die Decke heben helfen, Und ich sah, dass unter dünnster Schicht nichts mehr verändert war. |
Im Hochhaus, wo man sich versammelte, Bedachte man in erster Linie genau
die Essgewohnheit jedes Einzelnen, Der wurde man in jeder Einzelheit gerecht. |
Ich rechnete nicht mehr mit mir, ein Außenstehender empfahl mir auch, Mich ganz von mir zu trennen, Und ich legte doch auf mich noch
allergrößten Wert, Es hatte mich der andere schon fast
für sich gehalten, Von uns starben hier in Splittern eines Terrors Menschen, Tiere, Und es blieben grausame Verletzungen in freien Räumen stehen. |
Als Kinderfrühstück gab es eine
unverbrauchte Technik, die Mechanik hütete ein elektronisches Geheimnis. |
Mir erklang zuvor in letzter Nacht der Abgesang des Tagesvogels, Das war ungewöhnlich, Und es sollte wohl ein Zeichen sein, ein Bote, den ich
nicht Verstand. |
Die Morgennebel waren grün, die Sonne brach von unten auf, Sie schien noch vor dem Horizont durch Wälder, Stadt, den Fluss und Erde, Die Gesichter lagen stumm im Schlaf Und schauten friedlich aus dem Atem, der sich um sie legte. |
Spät am Abend traf ich auf die Frau, die mich sogleich erkannte, Ich betrat zunächst die andere, Die sie gewesen war, als wir uns
damals Kennenlernten. |
Die war stumm Und schlug die Augen nieder. |
Und ich sprach mit dieser Unbekannten, die ich sehr gut
kannte, über Dinge, die wir niemals Kennenlernen würden. |
Manchmal ändertest du deine Kleidung, die Frisur, dein Herz, Dein Leben, deine Liebschaft, deine Leidenschaften, deine Eigenarten,
deinen Namen, ja, du ließt dir deine Haut sogar ein wenig anders
schneidern. |
Und es war, dass du dich Immer mehr an immer mehr von dir Erinnern konntest. |
Und du hattest nichts mit mir zu
tun, Und ich vergaß, vergaß, vergaß Und hatte nie und nimmer Irgendetwas von mir abgegeben Oder aufgegeben Oder umgeändert, Und ich hätte nie gewagt, Mir etwas anzutun. |
Den Krähenvogel peitscht ein Aufwind hoch, man müsste, meine ich, Auf diese Weise alle Federn lassen. |
Hier, in meiner Tür, steht immer noch der Anspruch, der sich nicht begründet, Du, die mir im Bett so nahe ist Und auch am nächsten von uns beiden
liegt, Weckst mich aus schwerem Traum. |
Ich frage dich am andren Morgen, wer es war, der in der Nacht nach mir gegriffen hat Und in mich griff Und aus mir etwas griff Und an sich nahm, Das dürfte niemand außer dir und
mir, Und du, als meine Frau weißt nichts
von mir, Und sonst schläft nie ein anderer So nah an unsrer Seite. |
Mit dem Schnabel richte ich mir das
Gefieder, Jetzt, im Wind, muss ich auf jede Strömung
achten, Ganz genau gesagt, betrüge ich die Welt um mich herum. |
Ich drehe mich Und wende mich Und lebe doch in einer
strömungsfreien Zone, die ist völlig ungestört. |
In mir ist eine Krankheit ausgebrochen, Und ich dopple mich in jeder Eigenspiegelung bis zu der neuen Wirklichkeit, die wird sich
irgendwann mit neuen Flügeln zeigen. |
Meinen Stolz auf eine nahe Zukunft muss ich unter einer Decke hüten. |
Gestern erst erschlug man in der Nachbarschaft die Träume einer Jugend. |
Und ich hätte mich so gerne an dem Mädchenlied erfreut, doch waren seine Sängerinnen ausgeflogen Und entwachsen. |
So schmolz an einer Stelle flüssiges Metall zusammen, Und wir staunten über die totale Einigkeit. |
Und über diesen Nahtschluss, mochte sein, dass hier
ein Ring dem Nichts entsprang, Vielleicht war er aus Gold, In seiner Glut war er so nicht zu Tragen. |
Doch die Freude überwog, Vor uns stand neuer Mut, wir brauchten nur danach zu Greifen. |
Unsre Lippen formten sich zu einem Dankeswort, das kam zur rechten
Zeit, Und jeder dachte still für sich, Und ich begann ein Lied als eine Huldigung, Es schien, dass die Erinnerung lebendig werden könnte. |
Immer wieder hatte ich versucht, Dich aufzuheben, Und du bliebst zu meinen Füßen liegen, willenlos Und ohne meinen Halt, die Hilfe anzunehmen, Und ich stand vor dir Und hing an dir. |
Du murmeltest, dass ich angstvoll in
letzter Nacht hoch über deinem Abgrund Meinen Mut dir hätte zeigen wollen, Und du wärest dabei abgestürzt Und hingest nun in Seilen zwischen deinen eignen Felsen. |
Drachenband, so nannte ich die Zeit, die mich zu Warten zwang. |
Ich sah auch ein, Dass es nichts brachte, Über ein Stück abgeschnittnes Band Tauzuspringen. |
Allerdings hielt ich ein kleines Ende und den kleinen Anfang so in meiner Hand. |
Ich will auf nichts und niemanden
mehr Neidvoll blicken, Nicht auf jene kleinen Vogeltiere, die aus Ritzen und aus
dem Gezweig das Futter picken, Nicht auf unser Hundetier, das holt tief Atem Und ist menschengleich darin. |
Ich will auch nicht mehr auf das Brot schaun, das ich täglich ess, Das mich versklavt, bis es dann
eines Tages doch vergiftet ist. |
Ich will auch nicht in Neid den mühevollen Weg beharken, den ich Bisher ging. |
Ich will jetzt auch, wie ihr es
macht, die Frühstückswolke rosafarben malen, Und die Sonne geht in meiner Küche auf. |
Von nun an soll mein Bett in einem Laubwald stehen, der wächst nebenan
im Zimmer. |
Und die Landschaft meiner Ohren Schaffe ich mir über einen Knopfdruck. |
Vor dem Spiegel übe ich ein seliges Gesicht
zu machen, Und ich führe mich ein wenig aus Und geh mit mir spazieren. |
Später finde ich mich an der Hauswand sitzen, Und ich denke über andre Farben nach. |
In mir soll alles neu gestrichen
werden Und erstrahlen, Und das Haus in meinem Rücken Nimmt mich gern solange auf. |
Die wahre Größe eines Pinselstriches lag nicht
in der Farbe sondern darin, Dass ich grade dann abwesend war, Wenn ich den größten Raum einnahm; Ich füllte meine Räumlichkeit mit meinem Körper aus Und schuf ein Umfeld. |
Durch meinen Fortfall schuf ich auch zur gleichen Zeit den harten Streit, Und der versuchte diesen Zwischenraum, nein, diese Zwischenräumlichkeit zu klären. |
Und ich nahm nicht daran teil, Oft hielt ich mir die Hände vor die Augen, Auch den Hunger, den die Kinder unsrer Kunststofffrauen von den satten Bäuchen strichen, ließ ich unbedacht
zu Boden fallen. |
Meine Regeln waren einfach, Und ich hörte in der Nacht, wie ihr, das Flügelrauschen wilder Gänsevögel, Die beherrschten ihre Dunkelheit. |
Ich versuchte mir und anderen, die
es betraf, die Treue zu beweisen, Und es wussten alle mehr als ich, Dass ich mir selber dadurch untreu
wurde. |
Ich war also weiter nichts, als die Schwarzweiße Malerei des Hinterglasgemäldes, das konnt
niemals Fertig werden. |
Unter fremdem Lächeln weinte sie Und lebte in dem Zimmer ihrer eignen Stille. |
Selten weinte sie, sonst war sie
ihre eigne Stille, war sie selbst, Die sich um alles legte, Sich sich selbst umhing Und jeden unter ihre Decke ließ. |
Ich klopfte nur durch Zufall an, Und wunderbarer Weise wähnte ich mich ganz allein An ihr. |
Sie ließ sich niemals von mir
schmerzen, Sprach nicht, wenn sie sprach, Und tat nichts, wenn sie etwas tat. |
Ja, sie verlief sich, wenn sie nahe
war Und zählte unangreifbar anderen als Sanduhr deren Zeit. |
Sie ging ganz frei herum in ihrem Glasgehäuse. |
Ihre Zimmer schuf sie außerhalb, Man traf auf ihre Augen, die bewegten sich am Gegenüber, Standen still als Doppelmonde, eingeschnitten in die Nacht aus Pergamentpapier, Das hätte man am liebsten Angezündet und gelebt, Und sicher sah sie gar nichts Außerhalb. |
Die Kleidung war ihr keine Kleidung, Sie erlaubte alles, alles ließ sie
zu Und wehrte sich nicht einmal Und bestand auf nichts. |
Und ihren Körper überließ sie mit dem ganzen Wüstensand, der seinen Durst Mit nichts zu löschen wusste, Einer ersten besten Sonne. |
Es kam das Wort an unsre Grenze, Hier sprach es in seiner Sprache in der andren Sprache. |
Drüben stand dasselbe Wort an einer gleichen Stelle, Und es sprach in einer andren Sprache in derselben Sprache. |
Und man rief im Land, das doch zu beiden Seiten dieser Grenze lag, das Wort zur Weihnacht aus; Bericht von einem, der es selbst Erlebte. |
Sonderbar, dass diese Zeit in einem Schweifstern stand, Man sah hinauf Und sah direkt in einen Stillstand, Der stand für sich selber wirklich
still. |
Und alle wussten wir um seine Höchstgeschwindigkeit, Die war unfassbar, Und wir setzten in sein Herz voll Andacht unser Auge, Das verschlang er ganz. |
Davor, erfuhr man später, Hatte sich der Schweifstern übergeben, Das war mein Geburtstag. |
Diese Nacht ist Heilignacht. |
Deshalb leg ich mein Ohr auf angefrorne Erde, meine Augen richte ich nach Oben. |
Alles stimmt, wie es im Buch geschrieben steht, Das ging mir seitenweise in der Zeit verloren. |
Es reicht der Schwung nicht aus, die aufgestellten Flügel tragen auch nicht hoch genug, Die Tauben steigen senkrecht auf Und stürzen sich kopfüber in die Häuserzeile. |
Ich reiß mich entzwei Und will in eine fremde Welt und schaffe sie, in dem ich
mich Total entfremde und mich einzeln Nacheinander töte. |
Ich werd selbst die Zeit, nach der ich suche, Und es ist mir fast unmöglich meine Schwerkraft abzustreifen. |
Meine Leiter habe ich vor Augen, Und sie liegt verkettet in dem Drahthaus, das ist fest
verschlossen. |
Wäre ich ein wenig außerhalb des Käfigs, säße ich schon längst auf
seinem Dach und fragte nicht nach Dingen unter mir, So aber greife ich von außen in die Gittermaschen Und gefange mich total. |
In den Apfelbäumen hängt noch eine gelbe Sonne, Dir empfahl ich mit dem Schnabel dort direkt hinein zu
fliegen, Du verschenktest diesen Wunsch jedoch zurück an mich, Mein Gott und sieh, wie hältst du
mich Gefangen. |
Spannend ist es, dass ich lebe, Und ich lebe in Verstrickung, die nahm ständig zu, Ab heute aber schneide ich an allen Stellen in die Fäden. |
Licht, so sagte man, Wird zu mir dringen, wird mich
stechen Und mich schließlich qualvoll in Verbrennung enden lassen. |
Und ich will es so, will mit dem Urteil, meinem Richterspruch, nun
endlich handeln Und will wissen von der eignen Schuld und was ich tat, Nachdem ich etwas tat. |
Und ich erinnere mich nur noch an
den großen Felsen, hinter dem ich stand, Allein mit mir und einer Unsichtbaren, fremden Stimme, die mir zurief: „Du warst es, du hast getötet, Und du bist der einzige, der davon
weiß, Und schweigst seitdem.“ |
Die Unrast hat mich überfallen, nie im Leben habe ich getötet, Dass es tödlich war. |
Und sicher schreitet meine Tötung, die ich vornahm, Langsam fort, Ich werde sie entdecken müssen. |
Da ich in dem Glasgehäuse einer Sanduhr lebe, ist
die Auswahl sehr gering. |
Und ich beginne, schon versandet, Durch den Trichter in die andre Zeit zu strömen. |
Ich erkenne den Zusammenhang Je schneller ich vergehe. |
Zwischen dir und mir war nichts, nur
die Gespräche gingen von der einen Sitzbank zu der anderen, Es war, dass sich die Plätze miteinander unterhielten. |
Dann ließ ich mit Absicht etwas liegen, Wies es weit von mir, Doch trug man es mir nach; Ich warf es in das Wasser, es schwamm auf, Dass ich es widerwillig retten
musste. |
Meine Ichgefühle zwangen mich In einem fort zur Lust, die war zum Überleben nötig. |
Dein Gejammer drang zu mir, Und du verstandst die Menschen nicht, obwohl du unter Ihnen lebtest, Und ich sagte so: „Um nah zu sein, Bedarf es sehr der Ferne und genauso umgekehrt.“ |
Das alles sprach ich vor mich hin zu
mir, Weil ich mich sehr Bedrückte. |
Ich zuckte, weil ich dich Versehentlich erschreckte, Von den Füßen stieg ein Riss, der lief durch
deinen Kopf, dass der sich spaltete, Ich suchte lange schon nach einem, Der mir zeigte, wie man sich den Tunnel durch den Schädel Graben konnte. |
So verteile ich mein Wesen über tausend Dinge, die vermehren sich Und fragen dann nach mir, Und ich begegne ihnen Unwillkürlich. |
Meine eignen Worte hör ich nach mir rufen, Man muss wünschen können, hör ich Um zu lieben, Und man soll sich selber Gutes tun. |
Der vor mir war, zerriss die Tagezeitung, Und die Schnipsel liegen jetzt zu meinen
Füßen, So entsteht Zusammenhang. |
Wir kletten aneinander, Und wir bluten aus und werden an den Fußgelenken mit der Schlinge hochgezogen. |
Meine Gegenwart kann doch kein Nachlass
sein, Ich möchte wissen, was ihr fehlt Und wie sie ihre Nächte zubringt, Was man in den schwarzen Fässern transportiert, Es sollten, sagte man, die Wirklichkeitsgedanken sein, Die wären nachzulassen. |
Uns betrifft ja alles, weil wir
sind, Wir lassen uns daher von Schlangen beißen, Und auf unsren Lippen bleibt das Lied der Dankbarkeit dafür bis zum Erkalten stehen. |
In der Glätte eines nassen Tages, Schlangengleich schiebt sich das Regenwasserrohr um eine Häuserecke, Über sich die Spiegelziegel glänzend und in
Reinigung, Die Trockenheit darunter hält ganz
still. |
Das Zittern kleiner Pfützen unter Tropfen, unter
Spritzern Ist das schaurige Vibrieren meiner Haut. |
Es ist der Tag, auf den ich wartete und den ich
nicht Erwarten konnte, Nichts stand aus, Und nichts war zu erhoffen, Nichts war angesagt; Ich hätte zur Enttäuschung jeden von den andren Tagen wählen können, Alles war mir offen. |
Die Begegnung fand nicht statt, Ich wusste es vorher; Es gab auch niemanden, Ich hätte einfach niemandem begegnen
können, Und ich ging tagsüber aus, Ein Treffpunkt war nicht abgemacht, Ich musste hoffen, Ging und kam Und ging und kam, Und selbst im Haus hielt ich die Augen offen. |
Plötzlich schießt ein Fahrzeug auf mich zu, das Heute lebt vom Raub und von Erpressung. |
In den Gegenständen wohnt kein Mensch mehr, Keiner kümmert sich mehr um Bewegungen, Und wir sind sehr vor ihnen auf der Hut. |
Aus dem Treibsand trat ein roter, klarer Stein zutage, der war durchsichtig Und schon geschliffen, Und er war noch warm. |
Ich rührte nicht an ihn Und wollte warten, bis die Sonne unter ihn gezogen wär Und bis sein Glanz in vollem Licht Erblühen würde. |
Mir zum Ärger packte ihn das Mondlicht an Und hielt ihn sich vors Auge, Grün sind mir seitdem die Tage. |
Unter einem Golddach fand ich Schatten, Um mich her war alles reich, Und selbst der Schatten war aus echter Dunkelheit, Die war sehr teuer zu Verkaufen. |
Drüben lagen Schaufeln für die Gäste, Und man fragte nach dem Grund, Man sah ja keinen Sand und keine Erde. |
Nichts war umzugraben,
fortzuschaufeln, Dabei wuchsen auf der Fahrt nach hier bereits die großen Bäume mitten aus der Fahrbahn, Und die Reise war gefährlich. |
Eisern ist dein Wille, aus Papier die Trennwand deines Herzens, Jeder kritzelt darauf seine Verse, seine Sprüche, Du bist machtlos, Und dein Blut schießt dir in angeborner Eile durch die Kammern. |
Ich erzählte dir von Flügen über unsren Alltag, die den Atem weiteten, Und du warst viel zu Schwer dafür. |
Dann batst du mich zu dir zu einer Märchenstunde, dass ich dir
berichtete, Du konntest mir nicht glauben, Und du schlugst mit deinen Flügeln, eiltest aufgeregt vor
meinen Worten hin und her, An dir war alles viel zu kurz
geschnitten, Und die Bodennähe war dir wichtig. |
Letzten Endes hatte ich die Feiertage
übersehen, Und als ich nach ihnen fragte, Weil ich mich erinnerte, Erinnertet ihr euch nicht mehr Daran. |
Und würde ich mir mit den goldnen Nadeln in die Augen stechen, Müsste ich euch nach der Farbe meines Blutes fragen, Davor möge mich ein gütiges Geschick bewahren. |
Kleine Wunder gab es schon zu kaufen, Und ich schämte mich vor mir, Dass ich noch unbeirrt dem Glauben anhing, diese Käuflichkeiten
legten Zeugnis ab; Ich selbst trank aus dem großen Glas, darin schwamm eine nackte Frau, die rührte mit dem Leib an
meine Lippen, Und sie badete in meinem Sand, der unter meiner Zunge lag. |
Das, was zu begreifen war, war
aufgestiegen, Und das Brautpaar schwebte hoch, hoch über
uns. |
Der Brautstrauß kam nur zögernd nach Und hätte auch gestört, Hier, auf den Tischen lagen die Geschenke, Niemand hatte sie berührt. |
Mir wuchs Gras aus meiner Haut, Es wechselte die Farbe, als ich nach dir rief, Nach dir dort oben, in den Armen eines anderen. |
Meinem Mund entglitten Jugendmelodien, Die waren jetzt ganz sinnlos, Sinnlos war es, sie zu singen, Sinnlos war der Augenblick, der zählte nun schon Jahre, die vergangen waren. |
Alles war Geschick und Ungeschick, zwei Wächter, denen ich vertrauen sollte, Die mich in die Mitte nahmen. |
Was ich eben unaussprechlich sagte, Widerrief ich gleich, die Riesen standen eng an mir Und sprachen miteinander, Und besprachen sich in ihrer Eigensprache. |
Auf der Fahrbahn war bereits die Mittellinie nicht mehr Unterbrochen. |
Hinter mir schlief jemand unter Zeitungen, es raschelte, Die Nachricht, die ich hätte lesen
können, Wurd mit jedem Atemzug vergänglicher. |
Es hatten sich darunter Wandlungen vollzogen, Sonst wär jede Nachricht völlig grundlos. |
Links und rechts bedurfte ich der Hilfe, als ich mit den Beinen über Menschen steigen wollte, Ohne einen zu berühren. |
Stützen, die mit mir im Gleichschritt gingen, wart ihr mir, Ihr hättet sonst auch Schlachtvieh an der Stange hängend Fortgetragen oder einen abgeholzten Baum. |
Allem, was man an den Haken hängen oder stapeln konnte, Wart ihr dienstbar, Und ihr wart nicht hilfsbereit, Und eure Hände ließen danach wieder Alles fallen. |
Auf dem Wasser schwamm ein Glattpapier, Das war totweiß, Man konnte sich darin nicht
spiegeln, Und es dämpfte kleinste Wellen ab und ließ sich von den
größten Überlaufen, war ein Schwimmfloß, das als Spiegel ohne Wirkung bleiben musste, Und ich beugte mich darüber, Jede andre Wasserfläche wäre gut genug Für mich gewesen. |
Die Maschinen sagten Schnee voraus, Sie hatten menschliche Gesichter, unsre Sprache, Waren ganz wie wir und lebten unter
uns. |
Die Zukunft, sagte man, Wär kaum noch zu ertragen; Unter neuem Schwarzschnee lag die alte Weißschicht. |
Ich hob den Wassereimer, der war vollgefüllt, Und zeigte euch, dass die Gesetze dieser Schwerkraft in der Poesie nicht galten. |
Höchstens hätte man damit die Lust verspüren können, die im Spenden einer Gabe lag, die Lust, die mich im Stillstand eines Opfers überfiel. |
Von mir aus führten die Gesetze immer zum Verzehr, Der schloss dann die Verdauung ein Und aus. |
Vor aller Spiegelei beschloss ich mich zu
hüten, Weil sie immer teilen wollte, Alles, was sie sah, zerriss sie Und sie einverleibte sich, was
sichtbar war, Sie war nur gut genug, Mich zu ent-setzen. |
Aus der Rechnungskasse kam ein Zettel, Der berechnete genau die Werte und gab ein Ergebnis an, Darüber stand ein Datum, Alles musste ich bestätigen und Richtig heißen. |
Und es rechnete mich mit dem Morgendatum ab, Bis dahin musste ich mit meiner Antwort warten. |
Im feuchten Schimmer deiner Augen sehe ich die Funkensegel heller, fremder Sonnen wieder, Die sind weit entfernt. |
Der neue Tag ist Kalttag, der bringt Frost und Übermaß an Helligkeit. |
Am Ufer, fast schon auf dem Eis, Verharrt ein Läufer, Und er bläst den Atemdampf ins Blau. |
Hinter mir greift eine Fleischerfaust nach einem Haken, Das bleibt mir verborgen, Und ich ahne, dass daran das Wasserblut gefroren ist. |
Mir steht der Kragen hoch, ich liege unter einer Winterbirke, dir im Schoß, Und nur, dass wir uns jagten, Hält uns warm. |
Wer, so frag ich, Fremdes hat in meinem Totenbett gelegen, Nichts, so denke ich, ist heilig. |
In meinem Schlaf hab ich ganz eigentümliche Gedanken, die sind vorbestellt Und überfallen mich, ein Schlaf, der sich vor Wachheit quält. |
Mit ausgestreckten Händen steche ich weit draußen Wasserlöcher in das Eis, Mir viel zu weit entfernt, Um mich dorthin zu wagen. |
Unter mir, ja, draußen unter
unberührtem Eis, seh ich die Toten mit den Mündern oben treiben, Hier erkenn ich sie, Sie drängen mit dem ganzen Lebenswillen an die Sichtbarkeit, Die kann ich nicht durchschlagen. |
Vor mir hing ein Ölgemälde an der Wand, Es war dort eingeschlafen. |
Leise zog ich Fächer an ihm auf, sie waren Angefüllt mit bösen Träumen, alle aus Papier gefertigt Und leicht brennbar, Einem saß ich auf, Er ist auf mich gekommen. |
Dann erwachte das Gemälde, Und es hatte nichts bemerkt, der
kurze Zeitraum, den ich hatte, stand in Flammen, Niemand half mein Rückenfeuer auszulöschen, Still sank ich in mich zur Asche. |
In dem kleinen Feuer sah ich die Figuren tanzen, Nicht zu stehlen waren sie, Ich sprang hinein, um wenigstens den Rest von meinem Leben unter ihnen Zu verbringen. |
Dein Gesicht bog ich nach hinten, Abends hatte ich mich nicht mehr Auf dich legen dürfen, Und das Schubfach, dir am Hals, war
angefüllt mit Sprüchen, die du von dressierten Tieren hattest. |
Morgen würdest du dich dann ans Übersetzen machen. |
Alle legten ihre Augen auf den Augentisch, Es war mir nicht danach, ich folgte
dennoch ihrem Beispiel, Es entstand uns allen die Verlangsamung, die endete im
Niederlegen, Danach blühte ein Gedächtnis nach dem andren auf. |
Man hatte einen Schwarzpunkt anzustarren, Alles, was man sonst noch sah, War innerlich und nicht mehr Mitzuteilen. |
Einfach, dachte ich, lässt es sich
machen; Einmal nahm man mich an eine Frau, die tat es gleich im Stehen, Und es war nicht einfach. |
Hier geschah nichts mehr, das die Geschlechter unterschied Und nichts, das sie verschmolz. |
Zwischen jedem eurer Worte war ein Stillwort, Das war ohne Stimme. |
Und es war mir so, als käme ich zu
einem Ende, unaufhörlich käme ich zu Ende Und begann auf anderes, auf die Geräusche, die Gerüche und Bewegungen zu achten. |
Unverzagt und nicht verzweifelt Und auch nicht entsetzt von mir, So soll ich sein, Und sitz als Eichelhähervogel auf dem Zweig, der ragt bis an mein Fenster. |
Scheu sind wir und würden bei Entdeckung schreien; Nah genug, dass ich den Windhauch spüre und das Flügelrauschen höre, fliegt ein
schwarzer Vogel durch denselben Baum. |
Und beide ducken wir uns tief, Dass lässt die Krallen fester in die Rinde fahren, Schriebe ich von dir, So müsste ich mich fragen, wer von
uns Des andren Liebe unerwidert ließe, Mir im Schnabel ist ein Stein, Der müsste fallen. |
Lange gab ich keinen Laut von mir, du hättest in der Zeit bis dahin schwanger von mir
werden können, Hättest, weil du es dir wünschtest,
deine Hände deinen runden Leib berühren
lassen können, Hättest, weil du es mir wünschtest, Körperlich gelitten, Hättest, weil es so gewesen wäre,
auch geboren, Hättest mich als Abbild aufgenommen Und in dich gepflanzt. |
Schwer wär es für dich gewesen, Alles, ohne mich zu sehen, Ohne mich zu hören. |
Deine Augen reichten nicht so weit, Ich goss mich ein ins Glas, darin verharre ich und sehe Dich mich trinken; Schmölze ich mich ein in Panzerglas, säh ich von innen auch
nur Spuren unhörbarer Einschüsse. |
Du übertreibst Und sprichst heut so Und morgen so. |
In deinem Zimmer hast du, weil die Schwerkraft es verhinderte, du aber
unbedingt dein Schlafbett an der Zimmerdecke
wünschtest, Es dort angenagelt, Dort kannst du nun nicht mehr
schlafen, Andrerseits vermenschlichst du die Tiere. |
Ich seh dich an Steinen lauschen, Schreibst in Zeichen alles auf, als würde es dir
eine Stimme in die Hand diktieren, Du kennst nichts davon, Ich aber könnte alles lesen, wenn du
Aus mir schriebest. |
Auch die schöne, teure Kleidung ist dir völlig fremd, Du trägst sie, weil sie auf dir
sitzt, Dich wärmt, dich schützt, erfrischt Und menschlich macht. |
Man wird in andren Räumen Kleidung nur um ihrer selbst
erfinden Und sie unverstanden und als Kunstwerk ohne Zweck begreifen, Du befindest dich dann unter den Besuchern. |
Könnte ich in deine Worte reden, dir erklären, was ich
meinte, Sieh, dann könnte ich mit meinem Zeigefinger eine Zeit durchstoßen, Und ich würde weiter nichts von dir
verlangen, Als dass du nun Ausschau hieltest nach dem neuen Lichtpunkt, der aus größter Ferne auf dich zueilt, Der müsst irgendwo genau in deinem Blickfeld zünden, flackern Und dann sichtbar werden. |
Ich brauchte dich, um über andere zu
gehen, Deine Arme stützten mich, die Hände griffen unter meine Schultern, um mich Hoch zu heben. |
Ganz und gar berührungslos Berührte ich nun die, die unten
lagen, ihre Augen hefteten sich unter meine
Sohlen, Alle Augenblicke nahm ich mit, Und lautlos ließ ich euch Erblinden. |
Wand an Wand, so standen wir Und dachten an die Wärme unsrer Rücken, unsichtbare Hände streckten sich danach. |
Unter allen lag ich auf dem Boden, Und wir krochen mühsam fort Und auseinander, Und ich hatte ein Geheimnis, kannte eine Kirchenglocke, die war Abgestürzt. |
Ein großer Teil der Wandung war
herausgebrochen, Stand als Tür geöffnet neben ihr, die ließ
mich ein, Damit ich innen an ihr Horchen konnte. |
Niemand ahnte, dass ihr Klingen nie erlöschen konnte, Und die Glocke stand in einem Rückgrat, Das war durchgebrochen. |
Heimatlich war deine Stimme, weil sie von der Heimat sang. |
Ich machte dir die Freude leicht, Weil du mich nicht Verdächtigtest, Und stimmte ein. |
Wie sollte ich in den massiven Felsen dringen können, so wie du,
und Wohnung in ihm nehmen, Deine Lieder waren Eiskristalle, Die zerstoben unter hartem Wind. |
Es schnellt ein schwarzer Riss durch grünes Tuch, Und so besegelt setze ich den Wind in meinen Rücken. |
Andere erzählen von der Schussfahrt an den schneeverwehten Hängen, von der weißen Fahne, die sie reißen, Wellenreiter sind sie über blanke Laken. |
Mir zuckt noch der Blitz durch schwarze Wolken, Hart zieh ich die Ränder um die Reise; So entsteht das Standbild meiner Blöße, Das wird schwer und nicht zu tragen
sein, Ich werde es verlassen Und sich selber überlassen müssen. |
In dem Nachtschwarz zündet sich die Tageslampe an, ein weicher Schnee legt sich auf jede
Dunkelheit, Ich denke so an mich Und schleppe meine Wünsche hinter mir, Die lassen sich leicht ziehen. |
Ich seh mich dann erleichtert um, Zu selten lebe ich in dem Gefühl der Unbeschwertheit. |
Wenn ich angekommen bin, Wird man mich fragen wollen, Und ich kann nicht mehr zurück, Ich muss ja täglich meine Wohnung neu zerstören, mich der Illusion berauben, dass die Heimkehr möglich ist; Dort draußen, hoffe ich, Gleich hinter einem nahen Kaltstern, werde ich mich einmal Bergen können. |
Du dachtest ans Nachher dabei, Dann träumtest du, das Jetzt geriete zum Nachher, Das müsstest du bewahren, Und du dachtest schließlich ans Vorher, das würde dir nachher zum Jetzt. |
Alles, alles wolltest du zu jeder Und zu aller Zeit, und bitter war
der Tag, der dich das auch verdienen
ließ, Und stumm sind Opfer, die sich selber opfern. |
Du warst froh, dass du nicht von mir Dachtest, so wie ich von dir, Mir warst du dieses Schiebespiel, das schob sich dauernd
neu Zusammen. |
Zwischen euch stand keine Scham, es war nur eine Leinwand. |
Und das Goldband überbrückte die Entfernung zwischen Künstler und dem Mädchen als Modell, Auf diesem Zierseil mussten beide nachher Tanzen. |
Immer wieder schlug ich meinen Mantelkragen hoch, Es gab hier keinen Regen, keinen Wind, Ich dachte mehr an mich dabei Und wehrte mich so gut es eben ging Und sah auch Leuten, die ich sehr gut kannte,
fest und lange ins Gesicht und grüßte nicht. |
Du denkst an das Nachher dabei, das Jetzt kam dir abhanden, ist dir
einerlei; Es zucken Blitze in dir auf: Vom Tod und einem Kleinkind, von dem Maler, dem Modell; Ein Wetterleuchten stellt die Frage, was wird sein nach dir, Was war vor dir, Bist du es, der hier ist Und kann man sich der eignen Welt so sehr entfremden, dass man in
ihr Fremder ist, Dass man sich selbst begegnet Und sich ganz verliert, Und endlich eine andre Zeit, die dir sonst unerreichbar
schien, Erlebt? |
Und stark vergrößert, hat die Menschenhaut ein hochelastisches Profil; Ich hörte noch von der Theaterfrau, die vor mir auf der Bühne stand und tags darauf an Hautkrebs starb, Das hatten sie nur ihre Ärzte wissen lassen. |
Alles, was ich dachte, dachte ich im Dreiersatz, so kam es, dass ich auf
mich sah, Ich zog mich dafür vor dir aus, Du aber öffnetest dein Kleid und auch dein Unterkleid Und drängtest mich an deinen Leib, der, sagtest du, sei ständig
offen, Und ein wenig Wärme vor der Tür, Tät ihm sehr gut. |
ISBN 3-937264-27-2