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Gedicht der Woche
Societ lyrics
/ deutsch - englisch, was ist das?
Jenes Dorf, Worpswede, hoch im Norden, eingebettet zwischen Torfabstich
und Moorlagunen, Sollte einer jungen Frau, zur Zufallsheimat
werden. Sie, die Fieber in sich spürte, suchte
Kunst, Und sie, die eigentlich die Kunst
studierte, Sich mit Malerei, Musik und Schreiben Auseinandersetze, durfte keine Kunst
studieren. Man erlaubte ihr allein das Studium zur
Lehrerin. Das war sehr viel, und tapfer klemmte sie
den Fuß in diesen Spalt. Sie war erneut auf Suche, als sie in
Worpswede auf die Bilder großer Männer traf, doch ihre Sehnsucht galt nicht denen. Angezogen ganz besonders von der Landschaft
Und den Menschen dort, den Blumen, Bäumen und verschlungenen Gewässern zwischen braunem Erdreich, Lockte es sie, das
und mehr zu malen, In Gemälden festzuhalten. Das jedoch war unwürdig für eine Frau. Bei einem weiteren Besuch begegnete sie Einem Künstler, Otto, und dem Freund, dem
Dichter, Der ihr seinen Namen und den seiner
Anvertrauten Kalligraphisch, Rainer-Maria und dann
Clara, Süß verknüpfte mit dem ihren, Paula. Diese Botschaft legte er japanisch an als Farbholzschnitt und ihr zu Füßen und in
ihre Hände. |
Er war unentschieden zwischen beiden Und begnügte sich zunächst mit Schwesterlichen Huldigungen: „Du, die blonde Malerin, und du, die
Dunkle“. Otto galt ihr dennoch mehr, auch weil ihr Malen ihm ein wachsendes Verstehen
abgewann, Und ließ sich von ihm heiraten. Dabei behielt sie ihren Dichter fest
verschlossen, tief im Herzen. Sonst war man als Künstler unter sich, und Frauen, war man einig, bis auf sie, Vergeudeten mit Kunst und Malerei nur ihre
Zeit. Sie war poetisch und beschrieb die Bienen und die Hummeln nach Gehör als
Brummeln. Das erschloss ihr neue
Welten. Überhaupt war sie auf Neue
Welten aus. Ihr Mann war älter, und er machte sie zur Mutter seiner Tochter, die war klein. Dem Drängen ihrer Eltern gab sie nach Und glaubte fest an Liebe und an eigne
Kinder. Sie verhielt sich still, und ihren Schrei
nach Freiheit Nahmen beide Männer, die an ihrer Seite standen, überhaupt nicht wahr. Sie malte nicht, was sie studieren wollte Sondern was das Herz, das Auge ihr
bescherte. Das war neu, und niemand fand es der Beachtung wert. Sie malte in Manier der unverbrauchten
Schaffenden Die weißen Birken, Kinder, schmale
Wasserläufe, Die sich durch die Wiesen hin zum Torfstich schlängelten Und folgte ihrer Tradition von
Herzensfreiheit, Wollte keinen damit schrecken. |
Einige der Bilder trug sie in die nächste Kneipe und verschenkte sie. Der Wirt nahm sie aus Mitleid an Und spendete ihr, weil sie Frau war, Auch kein Bier. Da nahm sie sich ein Herz und floh bis in
die Stadt der Liebe, freien Malerei und
ausgelebter Poesie. Dem Ehemann beschied sie nun getrennte
Wege. Das ging lange gut, weil man sie
unterstützte, Und sie malte Tag und Nacht. Doch dann besuchte sie ihr Gatte, Drängte und bedrängte sie. Sie fragte sich bald nach dem eignen Wohlergehen und gab unter Heimweh nach. Zu dieser Zeit soll sich der Freund mit Neueren Gedichten, die von nächster Nähe zu
ihr Schwärmten, fest in ihrem und dem Schatten
ihres Mannes aufgehalten haben. Sie wurd
endlich schwanger, sah Familienglück als neuen Silberstreif, Und sie entschied, das sollte in der
schönen Stadt den Anfang haben. Sie bekam ihr Kind und war voll Mutterschaft und Übereifer, Der sich schrecklich rächte. Als sie hörte, schon im Sterben, dass sie
einem Thrombus unterliegen sollte, Sagte sie geschwächt zu ihrem Mann: „Wie schade, ach, wie schade“. |
Harald Birgfeld aus: Großes Liebestestament
Copyright 2017 beim Autor, Harald Birgfeld.