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Harald Birgfeld, Webseite seit 1987/ Website since 1987

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                                                        Gedicht der Woche

 

Societ lyrics / deutsch - englisch, was ist das?

 

 

Tanja stirbt

 

Alles, was ich über Tanja weiß, hat man mir

Mitgeteilt auf

Facebook, über E-Mail und per SMS.

 

Sie saß in einem komfortablen Vorstandszimmer

Und war eingestellt als rechte Hand des Chefs.

Sie traute sich zu wenig zu und war doch

Vorgesehen als die Frau, die hinhält, abwehrt,

Bucht, organisiert und immer einen guten

Vorschlag unterbreiten können sollte.

Wer hier Schule machen wollte, musste selbst

Geschult und fest gefügt sein und auch handeln,

Ohne dass der Chef es prüfen musste.

Dafür wurde sie zunächst trainiert.

Der Chef jedoch betrachtete sie gleich als seine

Eng Vertraute.

Sie kam gut voran und nach nur einem Jahr

Stand sie den meisten andren Frauen in der

Direktionsetage vor.

Was sie entscheiden ließ und selbst entschied,

Das wurde unauffällig und mit Spaß getan.

 

 

 

Sie war noch ziemlich jung und wagte,

Weil der Chef es wollte, sich mit ihm zu duzen.

Das war nicht so schlimm und später sogar gut,

Es hatte etwas Familiäres.

Das tat ihr besonders wohl.

 

In ihrer Firma hatte sie Gelegenheit, sich

Regelmäßig einer Ärztin vorzustellen, und im Rahmen,

Und auch weil es möglich war,

Vorsorge zu betreiben.

Dabei stellte man ganz ohne, dass sie klagte

Oder ihr Befinden das begründete, in ihrer

Brust, in ihren Knochen, im Gehirn und in der

Lunge Krebs und dessen Metastasen fest.

Ihr Zustand galt als praktisch unheilbar.

Man gab ihr nur noch eins, zwei Monate.

Der Schock war viel zu groß, als dass sie das

Verstanden hätte.

Sie befragte ihren Chef.

Der hatte sich mit Krankenhaus und Sterben überhaupt

Noch nie befasst und fühlte sich zutiefst betroffen,

Überfordert,

So sehr, dass sie ihm in diesen Tagen den

Trost geben musste, den sie selbst nicht fand.

 

 

 

Mit ihrem Freund zusammen lud sie ihn und seine Frau

Zu einem Freitagabendessen in ein vielbesuchtes

Restaurant.

Dort mussten alle etwas warten, doch dann wurden

Plätze frei.

 

Sie war gepflegt und fröhlich, aß auch gut und

Trank ein wenig.

Auf sie fiel ein Sonnenschein.

Die Gäste atmeten erleichtert auf.

 

Das Wochenende war vergangen, und der

Chef vermisste sie am Montag, weil sie immer

Noch zur Arbeit kam.

In seinen Mails, die er heut selber lesen musste,

Fand er eine schlimme Nachricht von dem Freund, dass sie

Am Sonntag in der Nacht im Krankenhaus verstorben sei,

Schon Dienstagmorgen wäre die Beerdigung.

 

Er stand das erste Mal an einem Grab.

 

Seit diesem Tag verspürten beide Männer

Etwas wie Gemeinsamkeit in einer Art fataler Freundschaft,

Die sie ungelenk zu pflegen suchten.

 

 

 

Harald Birgfeld aus:…. and I said to myself, what a wonderful world

Copyright 2013 beim Autor, Harald Birgfeld.