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Harald Birgfeld, Webseite seit 1987/ Website since 1987

 

da liegt mein Herz, Geschichten aus Niemandsland 2022 -2024 (im Entstehen)

z.B.: 100 Jahre „Kafka“, eine herrenlose Fundsache (neu)

 

Aufruf

 

zu Olympia – olympische Spiele!

 

Alle Veröffentlichungen,

 

online und im Buchhandel

 

Gedicht der Woche,

 

Lyrik, Prosa und Ingenieurarbeiten

 

 

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"Auf deiner Reise zum Rande im Rande des Randes der Sonne"..... geschieht Merkwürdiges: Im Innern der Sprache werden Kräfte freigesetzt. Sinn der Operation: eine neue Sprache, die zur adäquaten Darstellung unserer heutigen, von Wissenschaft und Technologie geprägten Welt geeignet ist.

 

 

Im Buchhandel und online:

 

Auf deiner Reise

zum Rande im Rande des Randes

der Sonne

Lyrik.

 

189 Gedichte, darunter 20 Raum-, Zeitgedichte.

3. Auflage, 184 Seiten, Format A5

 

Harald Birgfeld

 

Online bestellen sowie im Buchhandel,

 

€ 11,99 inkl. MwSt.

 

Zum Buchshop

 

ISBN 9783734779770

 

„Auf deiner Reise zum Rande im Rande des Randes der Sonne“ ist auch in den USA, Großbritannien und Kanada unter obiger ISBN und bei abweichenden Preisen bestell- und lieferbar.

 

 

Auch als E-Book

 

€ 6,99

 

Zum Buchshop

ISBN 9783738690538

 

 

Raum-, Zeitgedichte,

Inhaltsverzeichnis nach Stationen und

Inhaltsverzeichnis gesamt.

 

Copyright 2015 beim Autor, Harald Birgfeld, alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Veröffentlichung darf ohne schriftliche Erlaubnis des Herausgebers, Harald Birgfeld, reproduziert werden. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Verfilmung und Einspeicherung sowie Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Herausgeber, Autor, Redakteur: Harald Birgfeld, e-mail:.  Harald.Birgfeld@t-online.de

 

 

"Es lohnt sich, einmal einen heutigen Dichter kennenzulernen, der mit der deutschen Sprache einen faszinierend fremden Weg betritt und trotzdem dem Leser Freiraum lässt für eigene Gedankengänge, ohne dass die Probleme in erhobener Zeigefingermanier zu zeitkritischen Trampelpfaden werden." (1986: Gutachten).

Copyright 2009 beim Autor, Harald Birgfeld, alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Veröffentlichung darf ohne schriftliche Erlaubnis des Herausgebers, Harald Birgfeld, reproduziert werden. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Verfilmung und Einspeicherung sowie Verarbeitung in elektronischen Systemen.

 

 

Inhaltsverzeichnis nach Stationen:

 

Ach, Liebste

 

Abschied

Ach, Liebste

Am Abendsee

Das Lied von einer schönen Frau

Der Magnolienbaum

Die Hagerkeit der Wangen

Eine Frau in Sicherheit

Eine Frau liebt

Enttäuschung

Feuerstoß

Flötenspiel und Saiten

Fremde Gitter

Gedicht in den Farben Raoul Dufy's: Im Blumengarten

Ich schließ' die Augen zu

Im Zwielicht

Jagen nach dem Jäger

Lust

Nacht am See

Nein

Ruf über die Hügel

Spiegelscherben

Verliebt

Was uns trennt

 

Auf deiner Reise zum Rande im Rande des Randes der Sonne 

 

Auf deiner Reise zum Rande im Rande des Randes der Sonne

 

Auf deiner Suche

 

Auf deiner Suche

Dein Gast der Gäste

Dein Plakat

Der Durst der Flammen

Die Asche deiner Feuerlaube

Ein blanker Fisch

Fremdes Gehen

Im Gästezimmer

Im Gedränge

Im Hahnenkampf

Kreidekreise

Schutz im Schutze

 

Ausgeraubt

 

Ahnungslos

Atemlos

Ausgeraubt

 

 

 

Damdadadam

Das Rapsfeld

Das Versteckte im Geheimnis

Dein Nest in meinem Herzen

Der Dieb des Pfeils

Der goldene Schuss

Der Vorhang

Die dünne Decke Gräser

Die Hungernden

Die rote Flut

Durchlass

Ein andermal

Eine gute, vorbildhafte Frau

Endlich

Enges Wurzelwerk

Ertrunken schon im Sand

Fährschiff

Geburtstag

Goldenes Visier

Höchste Sorgfalt

Ihre Brüchigkeit

In der Not

Ins schwarze Rund

Knietief

Lange vor der Flut

Nackte Nerven

Nur im Verzehr

Nur unfreiwillig

Pausenlose Angst

Spiralnebel

Tapferkeiten

Treppen

Tür aus Glas

Unerklärlich Frieren

Unter hellem Fischleib

Warte, greife nicht nach mir

Was mach ich nun

Wohin

Zwei Bilder

 

Das umcodierte Gen

 

Das umcodierte Gen

Der kleine Splitter

Dunkelheit

Eine Morgensonne

Eine Wirklichkeit

Gedanken

Im Leistungsfach

Judaswort: Masse

Keine Abnormität

Landungen

Leises Rufen

Mit bunten Kleidern

Mord im Mord des Mordes

Tag

Traum im Traum

Vielleicht

Voller Worte

 

Das Weiß in deinen Augen

 

Das Weiß in deinen Augen

Die eigenen Worte

Die Lüge

Dürre

Im viel zu engen Kleid

Nach frischem Töten

Nacktheit

Trauer um ein Kind

Tumor

Verderbnis

Vom Krebs in dir 

 

Die Freiheit der Maschine

 

Böse Gedanken

Der Prozess

Die Freiheit der Maschine

In Gefangenschaft

Ohne Hoffnung

Ohnmacht

Verschollen

Wilder Wein

 

Die Zeit der Fütterung

 

Abschied vom Dorf Ebbs

Auf der Brücke

Auf Reisen

Blätter am Baum

Das Meer

Das Urteil

Der Glasbläser

Der neue Tag

Die Zeit der Fütterung

Ein Gruß

Ein kleines Kind

Ein Traum

Es tut sich nichts

Hab keine Zeit

Herbstanfang

Macht und Größe

Madrid

Metall

Moderne Mädchen

Nachtfahrt

Nachtzug

Sieh mich an

Spiegelung

Tanz

 

Ganz im Regenbogen

 

Fluchtverbot'ne Sandbank

Ganz im Regenbogen

Vergessen im Vergessen

Welle Sehnsucht

Worte

Zeitung

 

Karfreitag

 

Besitz

Der Regenbogen

Ein Schrei

Ertrage dich

Gebet

Hoffnung

Karfreitag

Singsang

Weihnacht

Weihnachtszeit

 

Raum-, Zeitgedichte, Nr. 1 bis 20

 

Das Kleinste im Kleinen,

Die einzige Gelegenheit,

Die Rückkehr,

Die Zeit der Zeit,

Die Zeit in einer andren Zeit,

Dir und dir.

Ein Zeitprotokoll,

Eine andere Zeit,

Es ist eine Zeit,

Fremde Wesen,

Gleichzeitige Zeiten,

In amtlichen Büchern,

Kein Eintrag,

Reservoir,

Selbst ein Sonnenstrahl,

Unerreichbar,

Von Zeit zu Zeit,

Zeitenwechsel,

Zeitlose Zeit,

Zeitreisende,

 

Tür aus Glas

 

Damals

Das Weiß des Tellers

Dein leichtes Atmen

Du ahntest wirklich nicht, warum

Ein Abgrund

 

Zeit zu leben

 

Das Paradies auf Erden I

Das Paradies auf Erden II

Glück im Glück

Im Augenblick des Augenblicks

Immer neue Muster

Mitten im Treiben

Puppen in der Poesie

Zeit zu leben

Zwanzig Jahre Kampf

 

 

 

Ach, Liebste

 

Ach, Liebste

 

Ach, Liebste, meine Liebste,

Woher hast du dein weiches Haar?

          Ach, Liebster du, mein Liebster,

          Das ist von meinem Elternpaar.

 

Ach, Liebste, meine Liebste,

Wo sind die schönen Augen her?

          Ach, Liebster du, mein Liebster,

          Die Mutter liebt mich gar zu sehr.

 

Ach, Liebste, meine Liebste,

Woher die roten Wangen sind?

          Ach, Liebster du, mein Liebster,

          Mein Vater küsst mich oft als Kind.

 

Ach, Liebste, meine Liebste,

Warum springt mir das Herz so sehr?

          Ach, Liebster du, mein Liebster,

          In meiner Brust klopft es noch mehr.

 

          Ach, Liebster du, mein Liebster,

          Wie könnt' ich ohne dich je sein?

Ach, Liebste, meine Liebste,

Du bist noch lange Zeit allein.

 

          Ach, Liebster du, mein Liebster,

          Du wirst mich niemals mehr verlassen.

Ach, Liebste, meine Liebste,

Wie könnt' ich deine Liebe lassen.

 

          Ach, Liebster du, mein Liebster,

          Versprich, dass du mich ewig liebst.

Ach, Liebste, meine Liebste,

Ich schwör dir alles, was du willst.

 

          Ach, Liebster du, mein Liebster,

          Leg still den Kopf in meinen Arm.

Ach, Liebste, meine Liebste,

Dein Herz schlägt jetzt ganz ruhig an.

 

 

 

Am Abendsee

 

Langsam sinkt der Sonnenstrahl,

Sendet dunklen Schattenpfahl

Vom Uferrand

Ans Land.

 

Sanfter goldner Wellenschlag

Fließt vom Horizont herab

Und wiegt das Rohr

Im Chor.

 

Schwarzes Segel trägt ein Kahn,

Gleicht in süßem Liebeswahn

Der stillen Wacht der Nacht.

 

 

 

Gedicht in den Farben Raoul Dufy's: Im Blumengarten

 

Ach, du Liebe.

Alles hier trägt deinen Namen.

Blauer Flügelschlag der Lilien, deine Lider

Gehen auf und nieder.

 

Blütenhauch der Rose,

Gläsernes Geplätscher der Libelle

Fließt herab von ihrem Purpurkelch

In Liebesworten

Wie aus deinem Mund.

 

Sperling in den Zweigen

Zwitschert wie der helle Tropfen

Deines Lachens.

 

 

 

Ruf über die Hügel

 

In ruhelosen Schlaf

Trat,

Gleich einem Bild

Verzaubernder Gesänge,

Ein Lächeln wieder ein,

Ein Blick aus halber Höhe,

Als raste er im Flug,

Kehre aus der Ferne,

Traum und Wunsch.

 

Doch gibt es Lichter,

Die der Weite und der Näh

Zugleich

Des Taues Frische senden:

 

Sehnte einst ein Liebender,

Statt im Weibe,

In der Nacht

Sich zu ertränken.

 

 

 

Nacht am See

 

Grüne Fährte Wind,

Streichelst sanft

Das Wellenheben,

Bringst das Klirren

Junger Weiden

Mir zum Lob.

 

Singst ein Schlummerlied

Im Halm des Rohres

Über unsren Leibern.

 

Eine Nacht hast du geklungen,

Deine liebevolle Kühle

Uns gezwungen,

Eng zu schmiegen

Und zu liegen

Tief im Raume,

Eine Nacht.

 

 

 

Abschied

 

Die Träne, die du beim Abschied nicht weintest,

Dein Schmerz, den mir lange Seufzer verrieten,

Und dein Lachen erstarben so schrill ...

Ach, du, halte still.

 

Deine Blicke, die Bleiben anboten ...

Wie du Trotz und Wut in einer Bewegung vereintest,

Unter deinen Händen in fahrigen Strichen

Die Haare von den Schultern wichen ...

 

Auch schlich die Sekunde der Wehmut vorbei,

Da wurde dein Atem schon ruhig und frei.

Es trieb dich beizeiten,

Den Abschied nun selbst zu bereiten.

Nein, nein, dreimal nein,

Halte nicht ein.

 

 

 

Verliebt

 

Verliebt in ihren Schoß,

Der jung vermählt

Sich bot und doch nach

Wiederholung angstvoll spähte,

Spülte Kuss auf Kuss

In ihre hohle Hand

Und ihre Schenkel

Seine Lust hinweg.

 

Ihr feiner, kleiner Leib,

Vom reinsten Garn gewoben,

Nahtlos kupferfarben überzogen,

Rollte über weiße Laken,

Einer Perlenkette gleich,

Und Schnur und Haken

Brachte er herbei.

 

 

 

 

Ich schließ' die Augen zu

 

Blickst du in meine Äugelein,

Soll dir das eine Warnung sein.

In tiefstem Kämmerlein

Findst du dich ganz allein.

      Ich schließ' die Augen zu,

      Und du bist mein im Nu.

 

So warm ist mir dein schöner Mund,

Ganz heimlich ziehn Gedanken rund.

Ein Kuss tut allen kund

Die Lieb in dieser Stund.

      Ich schließ die Augen zu,

      Und du bist mein im Nu.

 

Wie nah ist mir dein weicher Schopf,

Wie drück ich herzlich deinen Kopf.

Vor Freud das Herz mir pocht

Im Leibe, springt und klopft.

      Ich schließ die Augen zu,

      Und du bist mein im Nu.

 

Und lässt du einst mein Herzelein,

Soll mir das eine Warnung sein.

Verschlungen ist das Wegelein,

Lässt keinen aus und keinen ein.

      Ich schließ' die Augen zu,

      Und du bleibst mein im Nu.

 

 

 

 

Eine Frau liebt

 

Ihr Kopf liegt mir im Arm,

Und das Gesicht,

Ein wenig von mir abgewandt,

Horcht still nach innen.

Warm ist ihre Haut,

Und sie lässt zu,

Dass sich mein Mund an ihrem Hals

Und später auf der Brust verliert.

So treibt sie unter mir,

Ein los gebundnes Boot,

Das auf und nieder wogt.

Die leichten krausen Wellen

Ihres weichen Körpers

Glätten meine Hand

Und tastet auch zugleich

Nach ihrem Schoß,

Das Zucken einzudämmen.

 

Durch die geschlossnen Lider

Sieht sie gut

Den tiefen Zug,

Den ich aus ihrem Körper tu.

Randvoll gefüllt

Ist heut der Becher,

Und sie will auch,

Nun schnell erwacht,

Sich ganz darein versenken,

Will baden,

So wie ich,

In diesem Nass

Und drängt und atmet flach

Und hält mich an sich fest.

 

Ihren Mund, die Lippen,

Schmückt ein leichtes, kaltes Rot,

Das ich,

Als ich dann zu mir komm,

Entdeck!

Ihr Haar hatt ich mir

Und den Kopf

Gewaltsam hingezogen,

Hingebogen ihren Leib,

Gewölbt ihn, mir entgegen,

Rücksichtslos sie dann geliebt.

Doch blieb sie willig,

Löste sich von mir danach sogleich.

Was sie noch eben sprengte

War ihr nun ganz einerlei.

Mir schien sie völlig eins und frei,

Und ihre flinken Augen

Stahlen ihrer Umwelt schon

Die nächste Sensation.

 

 

 

Eine Frau in Sicherheit

 

Mich lockt das kleine Stückchen Haut,

Das unter ihrem Träger, der verrutscht,

Von ihrer nackten, runden Schulter,

Zu mir 'rüber schaut.

 

Bräunlich, weiß ich, läuft wie Samt,

So trocken, die Bewegung in den Rücken über,

Jeder Tropfen würde selbst als Perle

Darauf rollen, Kieselstein auf schrägem Sand.

 

 

Und dann verlockt mich noch ihr Blick.

Ihr Haar, gesteckt, gekämmt, mit viel Geschick,

Stell' ich mir vor, es fiele lang herunter;

Meine Stirn an ihrem Ohr, läg ich darunter.

 

So fühlt sie sich, das spürt sie selbst,

Das strahlt sie aus

Als Frau und weiß es wohl auch ganz genau

Und schiebt bewusst den Träger ihres Kleides wieder hoch.

 

Ein Blick von ihr darauf,

Ein Blick voll Sicherheit zu mir:

"Schuld ich dir

Eine Antwort?"

Ich schreck auf,

Dann lächelt sie sofort

Und wendet sich im Nu

Dem Kind in ihrer Nähe zu.

 

 

 

Spiegelscherben

 

Wie oft zerbrachst du den Spiegel,

Der dein Antlitz wiedergab.

Wie oft nahm ich die Scherben,

Ließ nicht den kleinsten Splitter liegen

Und leimte alles neu, am selben Tag.

 

Wie oft bat ich dich,

Mir die Risse zu verzeihn,

Die sichtbar blieben,

Wenn dein Angesicht ihm näher kam.

 

Wie mit Narben, sagst du,

Sähst du darin aus,

Wie im Käfigfenster,

Das dir keine Freiheit ließ.

 

Ein neues goldgerahmtes,

Hochpoliertes Spiegelwerk,

Das ich dir schnell verhieß,

Konnt dich im Augenblick betör'n.

 

Doch schon beim nächsten Spiegel

Sollt dich störn,

Dass er nicht endlos war.

Und wieder warfst du ihn

Mir hin.

 

Da nahm ich wahr,

Wie schön dein Haar

Geschwungen über deine Schultern lief,

Und küsste dir die Stirn

Und küsste dir die Wange,

Leicht das Ohr.

 

Dein Kleid schob ich zurück.

Du wehrtest nicht dem Blick

Und meiner Hand auf deiner Brust.

Ich sagte noch:

"Die Haut passt gut zu deinem Haar,"

Dann nahmst du meine Liebe wahr.

 

Du glaubtest, ich sei ganz und gar,

Der Leib, der Kopf, mit dir im Paar,

Doch sah ich dich vom Boden ganz verstohlen

Eine kleine Scherbe holen,

Um gegen eine dunkle Wand

Zu sehn,

Wie dir die neue Wahrheit stand.

 

 

 

Nein

 

Durch den Klang

Der ständig hämmernden Wirbel,

Dem schrillen Pfeifen in

Meinem Ohr,

Vernahm ich deine Stimme,

Die war rein und sanft.

 

 

Du sprachst nicht mit mir

Und warst mir doch bekannt.

Die eine Frage, die ich hatte,

Last du ab von

Meinem Mund,

Und, abgewandt von mir,

Dann aus der Stille

Kam dein "Nein".

 

Hilflos wolltest du mich sehn,

Es sei zu meinem Guten,

Und zu andren sollt ich auch

Nicht gehn.

 

Dein "Nein" war sanft und gut und rein,

Und für den Bruchteil

Einer Zeit

Sollten Trommeln und das Pfeifen

Meinen Ohren Lieder sein.

 

 

 

Das Lied von einer schönen Frau

 

Mit ihren Augenlidern

Zeigte sie perfekt

Die hohe Kunst

Des Vorhangs.

 

Ihre strahlend blauen

Tänzerinnen

Verneigten sich

Im Augenwinkel noch.

 

Schon wenn die schwarzen

Wimpern fast das ganze

Weiß der Bühne

Hinter sich beließen,

Sah man den letzten Saum

Der schönen Kleider doch.

 

Langsam kamen sie

Erneut hervor,

Der Mond schien auf zu gehn,

Und lange mussten sie auf

Spitzen Schuhen stehn,

Bis dann, blitzschnell,

Das Licht erlosch.

 

Und gleich danach

Erschienen sie mir

Schamhaft neu, gebeugt.

Der Vorhang ging

Nur in die halbe Höhe.

 

Als ich dann ganz

In ihrer Nähe stand,

Mein Atem kaum

Noch Atem fand,

Beherrschte plötzlich

Beide Ränder ihrer Lider

Jenes Heer von

Schlangenzungen.

Die haben mir das Lied

Von einer schönen

Frau gesungen.

 

 

 

Was uns trennt

 

Mich trennt von dir,

Dass ich dich liebe.

Mich trennt von dir

Das Weib, das ich verlang!

Mich trennt von dir,

Dass ich mich nach dir sehne.

Mich trennt von dir,

Dass ich um deine Liebe bang!

 

Dich trennt von mir,

Wenn ich mich zu dir neige.

Dich trennt von mir,

Dass ich dir deinen Leib nicht nur berühr!

Dich trennt von mir

Der Durst, den ich dir zeige.

Dich trennt von mir,

Das, was du Enge nennst.

 

Dass ich die Trennung dulde,

Dass du die Trennung nicht beweinst,

Erlaubt mir im Traum deine Körpermulde

Und dir meine Königin zu sein.

 

 

 

Enttäuschung

 

Worauf soll ich meine Hoffnung setzen,

Auf Vertraun?

Kann ich mit ihm

Über jene Brüstung schaun,

Enttäuschung,

Die mir meinen Weg versperrt?

 

Kann es meine lahmen Glieder

Neu beleben,

Mir die müden Augenlider

Wieder heben,

Wo ich weiß, dass mein Vertrauen schwand,

Als ich dich über seinem Briefe fand,

 

Und du, mit hektisch roten Flecken im Gesicht,

Versuchtest schnell das Schreiben zu verstecken.

Du gabst es auch noch zu, zuletzt.

Mein Gott, auf was hab ich mein Glück gesetzt.

 

 

 

Im Zwielicht

 

Im Zwielicht

Einer Rose,

Verband uns

Grün gerollt das Blatt.

Im langen Kelch

Der unteren Ufer verbarg

Der Stiel den Mund

Für seine Nahrung.

Dennoch glückte

Die Vermählung,

Und Rosenblatt für

Rosenblatt umschlang den Übergang.

 

Die frohe Botschaft

Trank im Fuß

Im Überfluss

Und ließ die

Farbenpracht

In stiller Werbung

Sich nach außen drehn

Und rot den Purpur sehn.

 

Zu hastig nahm die Zeit

Sich dieser Blüte an.

 

 

 

Flötenspiel und Saiten

 

Der Flötenspieler,

Dessen unbekannte Melodie

Dich gleich mit Namen nannte,

Dem du nur im Hinschaun

Töne deiner eignen Melodie

Antrugst,

Er schwieg bei deinem Anblick.

 

Du konntest nicht erkennen,

Was er sah,

Was seinem schnellen Atem

Lautlos Spiel verlieh.

 

Doch du begriffst

In seinem unaufhaltsam

Nehmen seine Hände,

Deren Finger dich im schnellen

Lauf zu seinem

Lieblingsinstrument beriefen.

 

Leis erklang euch beiden

Ein Duett aus

Flötenspiel und Saiten.

 

Dem Hunger, der schon endlos

Tief in mir mit Bissen meinen

Alltag quälte, gab

An hohen Feiertagen noch

Der Spott das Flittchen, Durst,

Dabei.

 

Es strich im frohen Springen

Grässlich seine Saiten an,

Und du, du musstest auf

Der feuchten Hirtenflöte,

Ungestimmt, die Töne

Dazu bringen.

 

Nur bei solchen Festen

Kam die Lust euch an.

 

 

 

Die Hagerkeit der Wangen

 

Längst floh die Zeit

Mir dir

Aus mir

Von meinen Lippen

Und auch verständnislos

Dein Wort zu mir: "Mit meinem Mund

Hast du mich wach geküsst."

 

Damals war ich dein

Und wohnte auch

In dir.

Die Luft war voll mit Süßerem

Doch Honig sog ich

Nur aus deinem Schoß,

Und du warst erst in mir,

Wenn meine Liebe in dich

Überfloss.

 

Doch Hagerkeit befiel dir

Bald die Wangen.

 

Was wir in unsrem dunklen Raum

Nicht ahnten,

Was wir später erst

Erkannten,

War, dass dir der Honigtopf,

Den deine Lippen suchten,

Nur von einer andren Frau

Zu bringen war.

 

Als das geschah,

Begann dein Liebesdienst

Zu wachsen,

Dass mich die Hagerkeit

Der Wangen

Bald gefangen

Nahm.

 

 

 

Feuerstoß

 

Ein weiches, warmes Wasser,

Das sich über unsre

Nacht ergoss,

Das Wachstum regte,

War dein unbedachtes Spielen

An dem Feuerstoß.

 

In offner Hand hieltst

Du die helle Flamme

Über unsren Köpfen

In die Tropfen,

Dann schlugst du,

Verkehrt herum, das kühle Nass

Uns kochend, schnell,

Als Mantel um.

 

Es wurd uns Bad

Zum sengend heißen

Feuersturm,

Und nur, wo deine Nähe

Meinen Körper traf,

Blieb ich verschont.

 

Doch lichterloh brannt

Lange schon

Dein Feuerdorn

In meinem Schoß.

 

Die Nahrung dieser Flamme,

Jener Feuerstoß, jedoch,

Zog triumphierend

Wieder hinter

Festes Schloss.

 

 

 

Jagen nach dem Jäger

 

Aus deinen schräg gestellten Augen

Traten Füchse,

Heftig blinzelnd, in die Morgensonne.

 

Nur das Niederschlagen deiner Lider

Trieb sie wieder in die Höhlen.

Dann verließen sie dich schnell und plötzlich

Im Gepäck des Mannes,

Dem du aufgelauert,

Suchten dort nach Beute.

 

Und er sah, wie du es wünschtest,

Mit den Füchsen auch das Wild.

 

Dein Bild und auch

Die Wohnung deiner Füchse

Wurden ihm Gravur.

 

Im Umfeld der Behausung

Glaubte er

Schon das Revier zu kennen,

Grub im Schatten deiner

Haare, auf den

Kämmen deiner Lippen,

In den weiten Dünen deiner

Wangen heimlich sich Gedanken

An den Sieg in Mulden ein.

 

Kurz nach dem Verschwinden

Deiner Tiere in den Höhlen,

Schnell vor dem Gefangennehmen,

Zogen deine Wimpern

Mandelblüten auf.

Im trippelnden Lauf

Bestrichen deine Finger

Ihm die fiebrig heißen Lippen,

Und in dir brach schrankenlos

Ein Jagen nach dem Jäger aus.

 

 

 

Der Magnolienbaum

 

Im ersten warmen Abendregen

Dieses Frühjahrs

Legte der Magnolienbaum

Das Blütenblätterkleid

Nur zögernd ab.

 

Im Fallen hielten nackte,

Feuchte Arme

Hunderte von Spitzen dieses Umhangs

Federnd auf.

 

Am Boden lag auf sattem Rasen,

Ganz zum Schluss, die Schar

Von rosaweißen Vogelleibern.

Ihre Flügel trug der Wind

In Schiffchen fort.

 

Dem schlanken Baum

Wurd es zum abgestreiften

Nachtgewand, in dessen

Mitte, beim Verlassen schon,

Noch eines seiner Beine stand.

 

Es trug einst eine Frau

Zu später Nacht, als sie,

Aus kurzem Traum erwacht,

Das mondbeschien'ne Abbild

In dem Spiegel fand,

Inmitten ihres abgelegten Kleides

Sich dem Körper an.

 

 

 

Fremde Gitter

 

Deine Speise ist nicht meine Speise,

Und dein Trunk ist nicht mein Trunk, und

Deine Ordnung, die du liebst, ist

Nicht die Ordnung, die ich halte.

 

Deine Freiheit ist nicht meine Freiheit.

Deine Pflicht bestimmt mir nicht mein Tun,

Und der Kampf, für den du stirbst,

Ist mir nicht Tod genug.

 

Die Sonne warf den heißen Überhang

Uns auf die Dächer.

Brütend lud das Flimmern

Der metall'nen

Gegenstände zum Verbrennen ein.

 

Auf spitzen Pfoten zog das

Katzentier sich schmiegend um

Dein nacktes Bein.

 

Du zögertest nur einen Augenblick,

Dich dieser Hitze

Ganz in Hitze hinzugeben,

Und ließt Glut der Stangen fremder Gitter

Glühend, fremd und Gitter sein.

 

 

 

Lust

 

Ist es nicht Lust für dich,

Mich willenlos an deine kalte

Brust zu legen?

Nimmst du nicht zitternd

An den Schmerz, wenn meine

Zunge wärmend dir das Fleisch bewegt,

Dort, wo dein Kind einst

Nahrung trank?

 

Ist es nicht Lust für dich,

Gespannt die Schenkel mir

Zu dehnen, angstvoll

Eingang anzuregen?

 

Ist es nicht Lust für dich,

Im Zittern, Bangen

Mir die Schultern zu umfangen,

Zu gelangen zu dem Biss

Sekundenlang dir

In den Rücken

Deiner eignen Hand?

 

Ein Künstler legte, als ihn

Der Triumph erreichte,

Seinen Hals der Dirne in den Schoß

Und mordete, als sie die Lust

In seiner Demut gierig überkam,

Mit einem harten Gegenstand

Das Weib.

 

 

 

                      Auf deiner Suche

Auf deiner Suche

 

In deinen Augen kreisten

Still die Zeiger einer Uhr

Als du, auf deiner Suche

Nach Empfängnis,

Zu mir kamst.

 

Mein Angebot versprach dir

Heilung und war mild

Und ohne Hinterhalt für dich.

Auch hätt ich ohne dich

Nicht viel verlor'n.  

 

Als ich den Zug, in dem du fuhrst,

Betrat, riss mich die Stufe,

Oder war's der Türenschlag,

Beinahe in die Tiefe.

Viel zu schnell griff deine Hand

In meinen Tag.

 

In deinem Stirnband trugst

Du sichtbar all die feinen Räder

Deiner kunstvoll aufgebauten Uhr.

Die Zeiger dieses Werkes,

Die uns Obdach waren,

Zwangen in der Schere ständig

Mich zur Flucht.

Später klafften sie unendlich,

Trennten Kilometer weit.

 

Bitter und verzweifelt

Sahst du mich entfernt

Am andren Rand.

 

Wie solltest du von mir

Empfangen, wenn,

Trotz aller Mühe,

Keine Stunde uns

Zusammenfand.

 

 

 

Fremdes Gehen

 

Der rote Kreis des Glücks

Zerspringt beim ersten

Anspruch auf Gerechtigkeit.

Auf Gleichheit, Sattheit.

So wie andre leben

Soll die eigne Schaukel

Sich zum Himmel heben.

 

Kleines grünflüg'liges Sonnentier

Verwischt ein Handstreich

Über das Papier,

Und winzig rote Spur

Bleibt nur.

 

Es können auch im Nachhinein

Die Weichheit deiner Brust,

Sanftes Lieben einer

Handbewegung,

Fernweh und der Zufall,

Mir ein fremdes Gehen

Nur bedeuten.

 

 

 

Der Durst der Flammen

 

Der Durst der Flammen

Fand nach heißer Glut

Durch vorgeschützte Wand

Den Brand,

Und ihre sanfte Hand

Lag ruhig in dem Schoß.

Die andere umschloss

Und hob ganz leicht die Brust.

 

Ihr Blick, gesenkt, vergaß

Die Knechtschaft,

Riegel, Kette, Schloss.

 

Es floss mit jedem Atem

Schneller die Bewegung

Ihrer Hände.

 

Ihr Leib verbäumte sich in Rundung,

Zart war gar ihr Lächeln,

Weit entfernt und

Halb im Flug das Angesicht.

 

 

Dann fiel sie starr

Zur Seite in die Kissen.

Die Zähne sperrten ihr den Mund

Mit Bissen in die

Unterlippe.

 

Viel später trug sie sich gelassen aus

Und sorgte sehr, dem Brand in

Naher Zeit nur spärlich

Kohle zu gewähren.

 

 

 

Im Hahnenkampf

 

Im Hahnenkampf

Empfandst du dich,

Um die der Streit entbrannt,

Als Mittelpunkt.

 

Die Frage nach der Richtung

Meines Weges konntst du

Nicht verstehn:

"Geh doch dorthin, oder dort

Entlang. Du musst

Doch sehn, wie ich

Erst sehen muss,

Mit wem ich weiter geh,

Bevor ich dir von deinem

Wege Näheres berichten kann."

 

Im Hahnenkampf entschiedst

Du dich für den Verlierer,

Gegen deinen Willen.

Der Sieger aber nahm dich

Später und verlangte dich

Als Führer.

 

Ich konnte deine Frage nach

Der Richtung deines Weges

Nicht versteh'n. Ich sah doch,

Wie du schlepptest

Am Verlierer und versuchtest

In dem Sieger Sieg zu sehn.

 

 

 

Dein Gast der Gäste

 

Als kalt das Eis

Vom Himmel fiel

Und tausendfaches Weiß

Sich körnte,

Erschrak dein

Sommerlicher Tag.

 

Stein auf Stein

Lag aufgereiht

Im Sonnenschein,

Ein Hagelschlag.

 

Weit vor der Wolkenwand

Erfand der ferne Regen seinen

Bunten Bogen.

 

Ein Lederschild, wie

Kinder jetzt ihr Spielzeug

Häufig tragen,

Lag im Gartengras

Und wies nach oben.

Tanzend kochte dort die

Kälte, prallte ab.

 

Geschmückt und voller

Duft war deine Kammer.

Dein Gast der Gäste

Traf nicht ein.

Noch spät zur Nacht

Bedachtest du in

Hoffnung andre Feste

Und lüdst dich gerne

Zu ihm ein.

 

Rief dich von ihm ein

Wort, nur eine Geste

Seiner Hand,

Du gingest zu ihm hin

Und trügst ihm an

Dein duftgeschmücktes Kämmerlein.

 

 

 

Die Asche deiner Feuerlaube

 

Dem Wind, der deine Haare

Sanft umfing,

Und deinem Mund

Die Lippen strich,

Vertrautest du dich

Ratlos an.

 

Ihm wolltest du die

Abgebrannten Güter

Deiner Seele zeigen.

Und leise hob er auf

Ein wenig von dem Staub,

Der Asche, welche du

Beklagtest,

Trieb sie wolkenartig

Vor sich her.

 

Dich versah er,

Stürmisch erst, dann

Leicht, mit Kühlung.

Wie konntest du ihm traun?

Verrat an dir war ihm das

Liebste Spiel.

Von Mitleid, Treue, hielt er

Gar nichts.

 

Denk nur an die Zeit,

Als Regen seine Peitsche war,

Und denk nur, niemals

Konnt er im Geheimnis

Schweigen.

 

Dünnen Wänden

Ästen, Halmen,

jedem fremden

Hohlen Mund

Verriet er deine Sorgen.

 

Nur denk ich grad,

Dass eben dieser Wind

Die Asche deiner

Feuerlaube dir ins

Haus gestreut,

Und dass gerade er,

In seiner launenhaften

Unschuld,

Dir vertraut.

 

 

 

Kreidekreise

 

Wir zogen mit weißen Kreiden

Auf den uns eigenen

Pflastersteinen

Die großen Ringe.

Sie sollten uns allen

Wohnung, Ruhe und

Hoffnung sein.

 

Kaum wurde von

Unserem Umzug

Gesprochen,

Die ersten zogen

Tatsächlich schon ein,

Da traf uns in

Unsrem entschlossenen Handeln

Deine Frage nach

Weiterer Dimension.

 

Du zogst nicht mit ein.

 

Du kanntest aus unseren

Kreisen auch nicht

Den dauernden Kampf

Ums neue Beschaffen

Von weißen Kreiden.

 

Zu uns sprachst du trotzdem von

Deinem Zuhause,

Das läge nicht weiter entfernt.

Man schlösse

In dessen Fenster,

Auch rund und gezogen

Im weißen Kreidebogen,

Unsre Wohnungen

Einfach mit ein.

 

Wir

Verlangten von dir,

Uns den Eingang zu

Diesem Gebilde zu zeigen.

Wir wollten ja nicht,

Dass andere sich unsre Habe

Einverleiben.

 

Du musstest die Fragen

Wohl nicht verstanden

Haben,

Denn du deutetest uns nur

Die Suche nach dessen

Ausgang an.

 

 

 

Ein blanker Fisch

 

Mein Boot hebt sich

Im letzten Schwung,

Raschelnd,

Durch das Schilfrohr

Auf den Grund

Und knirscht im Kies.

 

Frischer, kalter Wind

Vom offnen See

Schiebt die Wellen,

Furcht die Stellen

Langer Gräser,

Unbestimmt im Ziel.

 

Ich trug dir einst

Zu bleiben an

Und drängte dich

Aus deiner Bahn

Ins kleine Boot,

Zur Fahrt ins Schilf.

 

Du suchtest bang

Nach unsrem Steuermann.

 

Ich konnte deine Suche

Nicht verstehn,

Das Ufer war doch

Rundherum zu sehn.

 

Erst als dein Körper sich

Ins Wasser ließ

Und du, ein blanker Fisch,

Mir aus den Augen kamst,

Trieb ich an Land

Und suchte selbst

Nach einem Steuermann.

 

 

 

Im Gästezimmer

 

Im weißen Schleierkleid

Begingst du deine Flucht.

 

Im schönen Bild warst du

Gerahmt, und auch der

Mensch an deiner Seite

Merkte nichts.

 

Ein Brief aus meiner Hand,

Ich war mir selber Bote,

Kam nicht an.

 

Solange du im Bilderrahmen

Sichtbar warst,

Sprach ich zu dir.

Doch dann ...

 

Den Gitterstäben, die dein

Haus umgaben, trug ich im

Vorbeigehn meine Botschaft an.

Der Brief, in rechter Hand gehalten,

Ratschte an dem Zaun im

Rhythmus einer ausgebrochnen

Fahrradspeiche.

 

Wie konntest du dem Bild

Entspringen, wie kam es, dass

Bis jetzt nicht einer deiner

Lieben dein Verschwinden

Aufgedeckt.

Im Gegenteil, um dich noch

Deutlicher zu sehn und auch

Den Neuen gleich zu zeigen,

Wurde das Gemälde von euch beiden

Nun im Gästezimmer aufgehängt.

Wenn ich nur wüsst'

Um dein Verbleiben.

 

 

 

Dein Plakat

 

Die Stummheit deiner

Sprache war mir neu.

Es überraschte, dass auch

Dein Plakat in Überlebensgröße

Keine Worte hatte,

Weder Farben, noch Symbole,

Keine Zeichen, nichts.

Weiß und nackt trugst du

Den Vorwurf vor dir her.

 

Du weißt, ich hatte nie den

Rednern zugehört.

Vielleicht war das der Grund.

Was nun?

Wie sollte ich erfahren,

Was nur deine Augen sahen?

 

Du gingst an mir vorbei,

Als ob die Zeiten des

Zusammenlebens nie gewesen sein.

Du sahst durch mich hindurch,

Und die dir folgten,

Schwiegen auch betreten.

 

Ich stieg auf größte Höhn

Und konnte sehn, wie sich

Im Felde draußen eure Gruppe

Bald verstreute.

Doch du gabst

Von dem Plakat zuvor

In Sorgfalt jedem deines

Häufleins gleiche

Stückchen ab.

 

 

 

Im Gedränge

 

Im Gedränge auf der Suche

Nach verlor'ner Illusion

Erfuhrst du bitter Schwangerschaft

In Wahrheit,

Festgenagelt in dem

Brautgemach der Nüchternheit. 

 

Deine Nachbarn

Gaben ab genug,

Dich zu beladen mit

Enttäuschung.

Trotzdem hütetest du

Deine Frucht im Leib,

Weil dich in Ahnung streifte

Spätrer Lohn.

 

Die Frage nach dem Vater

Deines Kindes kam dir fremd

Es war doch offenbar,

Dass du auf Suche warst.

 

 

 

Schutz im Schutze

 

Hilflos war sie im Verlangen

Nach dem Schutz im Schutze.

 

Sie ging hinter ihm im Schritt

Mit seinen Schritten.

Ihre Hand lag weich auf seiner Schulter,

Horchend auch ihr Ohr auf seinem Rücken.

 

Schwer ertrug er das Gepäck.

Obwohl sie nicht verlangte das

Getragensein im Tragen,

Ließ sie sein was war

Und mühte sich, ihm

Eng zu folgen.

 

Nicht sah sie den Weg,

Die Stufen, Türen, Gänge,

Freies Feld, das sie betraten.

Sie sah immer nur, was schon gewesen,

Wenn es hinter ihnen lag.

 

Sie erkannte keinen Abschied.

Was vorüber war, fing an

Ihr zu begegnen, weiter im

Entfernten und ganz nah.

 

Sie wagte nicht den Blick

Nach vorne über ihn hinweg

Zu heben in der Angst, der

Herzschlag träfe ihn, und lauschte

So und kontrollierte seinen Atem.

 

Lange blieb sie in dem Schatten.

Auch als er die Wege

Heimwärts lenkte,

Nahm sie das, was sie einst in der

Zukunft hatten,

Als es ihr nun sichtbar wurde,

Für Vergangenheit, und auch

Was nie gewesen

Ohne Abschied in sich auf.

 

 

 

Tür aus Glas

Tür aus Glas

 

Schade, dass

Die Tür aus Glas

Unter uns weilte,

Dass sie deine Worte neu

In Stille fasste.

 

Zu oft vergaß ich in dem

Lärmen deine Neigung,

Die Gedanken in ein Schweigen

Uns zu hüllen.

 

Du hattest bald erfahren aus

Der Stummheit die

Gefahren und verzogst doch

Hinter wortverschluckende

Fassade.

 

Der Zufall hob beim Transportieren

Gelber Rosen die Verdeckung ab.

Das leicht gerollte Blütenblatt

Der einen spendete unwirklich

Duft und ließ die Nähe hölzerner

Transportgefäße sein.

 

Später stand die Rose dann mit

Immergrün und Schleierkraut

In einer Vase.

 

Ein vielbeschäftigter Graveur,

Der sie mit künstlerischen Augen maß,

Schnitt ihre Linien täuschend nach

In eine Tür aus Glas.

 

 

 

Geburtstag

 

Es gibt für mich viel zu bedauern:

Worte, die ich voreilig sprach,

Zuneigung, die ich verstieß,

Und Neigung, die mich nie verließ,

Den Verrat zu erproben.

 

Zu oft sah ich in dir

Das satte Tier.

Den Fettleib trugst

Du nur als Zeichen

Deiner Wollust,

Deiner Gier nach Speisen,

Ausgewählt und wahllos doch

In deiner Sucht.

 

Deine Sattheit

Und die Lust in der Verdauung

Rief die Angst vor dem

Danach

In mir wach.

Auch hattest du mich wissen lassen,

Die nichts hätten,

Trügen selber schuld,

Als du sprachst:

"Sieh zu mir, sieh doch ein,

Ich kann auch

Mit wenig zufrieden sein,

Und steh ich je

Mit leeren Händen hier?"

 

Er sprach wahr.

Die leeren Hände

Blieben stets den andren überlassen.

Auch nahm er an,

Dass ich wohl kaum

Selbst das Geschenkte

In den Händen halten kann.

 

Auch das war wahr.

Nichts konnt ich halten,

Was nicht ganz und gar

Mein Eigen war,

Und das war nichts.

 

Als ich mich dann endlich

Entschlossen,

Den Schritt in mein

Wirkliches Nichts getan,

Sah mich die gähnende Leere

Aus öden, leblosen Augen an.

Mein Nichts war so endlos vollkommen.

Da hab' ich mir selbst meinen

Namen genommen,

Und diesen Tag

Zu meinem Geburtstag ernannt.

 

 

 

Eine gute, vorbildhafte Frau

 

Es gab auch Zeiten,

Als sie beide noch von Wohlstand sprachen,

Einem fremden Land,

Welches zu entdecken,

Zu erobern,

Jeder lohnend fand.

Der Mangel an Besitz

War festes Band

Und Einigkeit.

Man musste außerdem

Nicht gleich alles haben.

Damals konnten sie

In Seligkeiten baden.

 

Die Kinder glaubten später kaum

Jenen Traum,

Als sie Trümmer dieser Zukunft sahn.

 

Das Elternhaus,

Das sie mit ihrem Mann gebaut,

War rundherum mit

Rostig sprödem Draht vertaut.

 

Sie denkt mit Schrecken an die

Ferngespräche,

Wenn er zum Einbruch banger Nächte

Wieder nicht nach Hause kam.

Und sie gestand sich manche

Üble Freiheit ein,

Die sie der besten Freundin kaum

Noch anvertraute.

Sie trieb es mit sich selbst am tollsten.

 

 

 

Sie musste schweigen

Über das Futter ihrer seelischen Leiden,

Alkohol und Nikotin,

Und über lange Tage,

Strenge Disziplin.

Heute war auch dieses Land für sie

Verloren,

Dahin war ihre Lust

Das Wenige zu retten.

Zu alt und zu verbraucht

War bald ihr Glaube

An das Morgen.

 

So ließ sie sich in jungen Jahren

Schon zum Mahlstein

Für die unverdauten Brocken

Ihrer Umwelt machen.

Und alle Welt befand, sie sei

Eine gute, vorbildhafte,

Beinah,

Noch begehrenswerte Frau.

 

 

 

Dein leichtes Atmen

 

Nachts zerbrach kein Traum

Die Ruhe seines Schlafes.

Erst im Morgengrauen

Schlug das Pfauenrad der Phantasie

Mit jeder Feder einzeln,

Schüttelnd sich im Ganzen zeigend,

Seine Wonneträume wach.

 

Frohlockend schritt er ab

Die Flur, bedeckt mit weißem Schnee,

Und neben ihm

Dein leichtes Atmen

Blieb als Spur,

Der ich die Sichtbarkeit verlieh:

Aus meiner Wunde

Tropfte Blut hinein.

 

Behende schwangst du dich

Auf seinen Federrücken,

Und ehe ich's versah,

Entflogt ihr jäh.

 

Du warst auch mit der Zügel,

Jenem Zaumzeug, zu beschäftigt,

Und ihn, ich sah's genau,

Schien wohl zuerst die

Schwere Last zu drücken.

Doch das war Täuschung.

Schon der zweite

Flügelschlag war Auftrieb.

Schnell verlort ihr euch

Am Horizont.

 

Mein eigner Flügelschlag

War lahm,

Und nicht erprobt war ich,

Im Neuschnee aufzufliegen,

Und meiner roten Zeugen

Nahmen andere sich an.

 

In heimlichen schlaflosen Nächten

Hoffte ich auf linde

Wiederkehrende Winde,

Die mir das Rauschen deiner Landung brächten.

 

 

 

Damals

 

Kann nicht vergessen,

Was wir einmal hatten.

Seh noch den Wind der Liebe

Über unsre Felder gehn.

 

In deinem Schoß

Fand ich den Trost,

Als unsre Saat

Nicht auf die Erde fand.

 

Als später dann

Das Wachsen doch begann,

War längst die Zeit der Illusion,

Der Hoffnung und des Glaubens

Auf ein bisschen mehr

Als das,

Was für das Nötigste man fand,

Zerstört.

 

Doch darf ich nicht verhehlen

An deinem Halse die Juwelen

Und an dem Handgelenk

Ein königlich Geschenk.

 

Es kam aus meiner Hand,

Die sich vergeblich

Nach dem Damals wand

Und streckte.

 

 

 

Warte, greife nicht nach mir

 

Im Augenblick, als sich

Dein Bild von mir

Und meine Welt

Einander rieben,

Sagtest du ein falsches

Wort:

"Warte, greife nicht

Nach mir",

Und spannst im

Wort das Netz,

In dem sich meine

Worte, die erschöpften Vögel,

Fingen.

 

Ermattet von dem Wunsch

Nach dir

Und von dem Wunsch, ich könnte

Frei und ohne deine Hilfe

Durch die Maschen fliegen,

Ließ ich ab von dir.

 

Im rosa Bad erkannten

Unsere Rücken,

Wand an Wand,

Die Wohligkeit der Wärme.

 

 

In deiner ausgestreckten Hand

Trugst du die Kanne

Voll mit frischem

Wasser für die Blumen,

Die du liebtest,

Auf der Fensterbank.

 

Mich fand

Der Spiegel nackt.

 

Ein Frösteln wuchs mir

Über Arm' und Leib.

Und durch dein dünnes Morgenkleid

Hob sich

Zum Licht

Die Silhouette

Deines Körpers ab.

 

 

 

Du ahntest wirklich nicht, warum

 

Die Tür zu deinem Blumenhof

Blieb unsichtbar.

Erst spät zur Nacht,

Als deine Gesten

Lange Schatten warfen

Hob sich der Eingang

Herrlich von den

Tagespflanzen ab.

 

Ein schwerer, süßer Duft

Wurd uns zum Pfad.

Die Dinge, die wir bei uns

Hatten, verwarfen wir

Nach kurzer Strecke Wegs

Als Ballast,

Und ich, ein Fremder,

Sollt auf dieser Fährte

Dir im Garten

Führer sein.

 

Es war wohl die Verlockung,

Die mich trug

Und mich betrog,

Denn als du dein Gewand

Verlorst, erreichten wir

Gerade noch den Ort,

Wo dich das ungewollte Wort:

"Wohin",

Aus meinem Mund

Und eine leichte Drehung

Deines Halses in die

Gruppe schöner Tänzer trieb.

 

Man fragte noch,

Wie du den schweren Weg

Gefunden.

 

Dann hat ein Nachtgeräusch

Die Gartentüre zugedreht

Und Tänzerin und Tänzer

In die Dunkelheit verweht.

 

Noch nächtelang,

Wenn ich die langen Schatten

Deiner Gesten wieder fand,

Schritt ich die

Tagespflanzen ab.

 

Du ahntest wirklich nicht,

Warum,

Und welchen Durchgang

Ich zu finden hatt.

 

 

 

Was mach ich nun

 

Bevor ich dir den Handkuss gab

Und meine Augen deine Augen maßen,

Und glitten ab

Und an dem Hals herab,

Dir deine Hand zu fassen,

Vernahm ich deine Ironie.

 

Der Ring, den ich mit deinem

Arme hob,

Trug eingefasst,

Statt eines Edelsteins

Ein Spiegelein aus Glas,

Dass ich erschrak,

In meiner Nähe mir

Den Kuss zu geben.

 

Würdelos entzogst

Du mir den

Untertan,

Er blieb in deiner Hand.

 

Den Ring, den du nach innen

Drehtest, mich im Blick

Drauf hauchtest und

Mit deinem Atem

Trocken wehtest,

Umschloss die Faust.

 

Wie raffiniert hast du mir

Das Gesicht gestohlen.

Und ich, was mach ich nun,

Hatt nie im Leben

So zu leben

Ausprobiert.

 

 

 

Ein Abgrund

 

Als ich an deiner Küste stand

Und du die Füße deiner Flucht

Im seichten Wasser wuschst,

Trieb schon die kleinste Welle

Sand auf Sand in unsre Bucht.

 

Ein schmaler, flacher Fisch

Geriet im Sog ein wenig

Über deine Hand im Meer

Und fiel dann gleich zurück.

Er stand und pendelte

Mit einer Woge hin und her.

 

Wärme brach aus jedem

Sonnenstrahl der blonden Haare,

Die den Rücken dir umgaben. 

 

Ich war versucht, mit meinem Atem

Über deine Haut zu fahren;

Ich war versucht, dir meine Sinne

Als die deinen anzutragen,

Dir ein Wort im Wort zu sagen,

Hätt ich nur gewusst,

Auf welcher Flucht du

Deine Angst verbüßtest.

 

Auch als die Schritte dich

Ins tiefre Wasser lenkten

Und sich die Arme

Hinter deinem Kopf verschränkten,

Blieb ich stumm.

 

Nach kurzer Zeit erschienst du drüben,

Vorgelagert auf dem Dünensand

Und riefst mir zu und winktest,

Dass ich kam.

 

 

Doch wurd' das Wasser

Meinen Füßen tief und tiefer, und

Der Anstieg dir zum Strand

Fing nicht an.

 

Da sagtest du, ich dürfte

Meinen Fuß in deine Hände legen,

Und hobst mich ab vom Grund

Zu dir.

 

Erstaunt gestandst du mir,

Dass eine Reise über deinen Mund,

Dem rosarot gewölbten,

Wegen deiner schneidend weißen

Zähne, dir aus Angst

Um mich bestand.

Schon ein leises Kosewort

Wär ein Abgrund.

 

 

 

Ein andermal

 

Schon in der Morgenfrüh

Spie dein Vulkan

Geröll und Asche der

Verletzten.

 

Den Vorwurf, den ich

Gestern sprach und

Dessen Stachel mir

Nicht dir, im Fleische

Saß,

Nahmst du von Neuem an.

Als ich um Hilfe suchend

Meine Seele dir entblößte,

Sahst du nur den

Übergriff,

Und glühend breit

Floss aus auf mich

Der Lavastrom.

Was blieb, war mir der

Kalte Sprung in

Die Verzeihung. 

 

Das Land stand

Bis zur Küste hin in Flammen,

Und selbst das

Nahe Meer kocht dumpf.

Ich hielt dir zu den Mund

Und nahm dich mit

Gewalt.

 

Du hieltst gesperrt den

Widerstand, vielleicht

Aus Angst, das Land

Könnt unter dir

Versinken.

Ein andres Mal, so war

Dein Schwur, würd dir

Die Sache ganz gelingen.

 

Der Ascheregen schwebte lange

Über heißer Flut

Im Tageslicht

Und stahl die weite Sicht.

Auch Boot und Holz

Und alles, was einst schwamm,

War nun verbrannt

In Glut.

 

 

 

Ertrunken schon im Sand

 

Erschrocken stand ich vor dem

Wohnungseingang.

 

Beim Betreten,

Auf dem Treppenabsatz,

Störte mich das Knirschen wie

Von Zucker unter meinen

Schuh'n, und nun erkannt

Ich erst, dass fein der Wüstensand

Aus halb verschlossner Tür

Durch Ritzen fand.

 

Es konnte doch nicht sein,

Dass hinter dieser Mauer

Trockenheit begann,

Sich Hitze staute.

 

Ich klemmte mich hinein.

 

Ein schmaler Schein von

Grellem Licht fiel durch

Die scheibenlosen Fenster

In die Stube

Auf den Sandberg, der,

Im steilen Anstieg, weiter

Hin nach draußen lief.

 

Zwei Bilder an der Wand,

Fast ganz ertrunken schon

Im Sand,

Und auch die feine Spur

Von einem Tier, das hier

Noch Wohnung nahm,

Bemerkte ich gebückt

Im Fensterausgang.

 

Im Freien packte mich die Dürre.

 

Ich konnt mir euren

Aufbruch lange nicht

Erklärn, bis ich zum

Alten Bahnhof kam

Und sah,

Wie sich die Schienen

In dem Dünensand verliefen.

 

Mir war nicht aufgefalln,

Im Kommen,

Noch entfernt vom Haus,

Die Menge Sand

In eurer Wohnung und

Dahinter.

Auch sagte keiner, dass

Ein Anschlusszug

Nicht zur Verfügung stand.

 

 

 

Ins schwarze Rund

 

Ins schwarze Rund,

Ich sagte es, tiefschwarz,

Versuchte ich den Blick

Zu senken.

 

Zwei Schilde, undurchdringlich,

Waren deine Augen.

 

Ich drehte langsam dich

Zum hellen Licht.

Du fandest darin

Keine Absicht. Doch

Auf dem Pupillenrand

Erkannte ich

Wie nun dein Herz

In Wärme

Zuckte, und

In dunkler Tiefe stand

Ein Bild, mir unbekannt,

Und hinter meinem Rücken

Doch vorhanden.

 

Allzu gern hätt' ich gewusst,

Ob deine Augen sahn,

Was ich in deinen Augen fand.

 

 

 

Das Weiß des Tellers

 

Verschwommen ist das Weiß des Tellers.

Halb im Dünensand versteckt,

Sieht ein Mond hervor.

Gelbe Körner schlägt der Wind

An den Tellerrand.

Dicht dahinter

Fängt ein Berg

Sein Wachstum an,

Verschlingt die Mahlzeit,

Die er selber schafft,

Und gibt dem Wind,

Was er dahingerafft,

Viel zu spät erst wieder frei:

Einen weißen Teller

In der Wüste.

 

Niemand sieht die Speisung,

Einst in Fülle über, um

Und auf dem Teller,

Nun ein Meer

Im Meer.

 

Viele brachtest du vor Langeweile

Um ihr Leben.

Niemand drang im Kampf mit dir

Bis hier,

Das Weiß in seine Hand

Zu nehmen.

 

 

 

In der Not

 

Schrei nicht in der Not!

Denn wer dich hörte, der hörte dich nicht,

Und wer dich sähe, der sähe dich nicht,

Und wer dich kennte, der kennte dich nicht.

Schrei nicht in der Not!

 

Doch, schriest du in der Not,

So würde dich hören, den du nicht hörst,

So würde dich sehen, den du nicht siehst,

So würde dich kennen, den du nicht kennst,

Er würde schreien wie du in der Not.

 

 

 

 

Ganz im Regenbogen

Ganz im Regenbogen

 

Dir war das junge Grün in

Deiner Nähe

Filigran am Halse

Und im Kleid,

Und Dreiecksstäbe, ganz aus Glas,

Hieltst du vor deine Augen,

Auf der Suche nach den

Tausend Farben oft

Versprochner Prismen.

 

Du wurdst belohnt,

Und blendend rot traf

Dich im Kreuz von

Stirn und Nase frei der

Eintritt in das

Breite Spektrum.

 

Neu und unerhört

War, was du fandst,

Ein Ausschnitt nur

Für dich, doch mir

Erschienst du ganz Im Regenbogen.

 

 

 

Fluchtverbot'ne Sandbank

 

Das Wasser der

Verlassnen Ufer

Schlug im Rhythmus

Tag und Nacht

Die fluchtverbot'ne Sandbank,

Und die Kiesel spülte es ins Meer,

Und später warf es diese wieder

Auf den Strand und

Spülte sie ins Meer zurück

Und auf den Strand,

Ins Meer und auf

Den Strand,

Ins Meer

Und auf den Strand.

 

Niemand kam

Und sah die Leere,

Niemand kam

Und nahm sich dieser Leere an.

 

Nur einmal trug ein großer Vogel

Lange Schatten auf die

Grenze zwischen Meer und

Ufer.

Tränenvoll verliebte ich

Mich in den Abschied,

Den wir hatten.

 

 

 

Zeitung

 

Das Papier,

Aufgeweichte schwarze Schwellung,

Punktesammlung, hell und dunkel.

Regentropfen, der vom Himmel fiel,

Brachte die Verwirrung.

 

Nichts ist eher gesagt

Als vor dem Gedanken gesprochen.

Und die Tat ist Gleichmaß,

Gleichschritt,

Eine Spur im Schnee,

In die der nächste tritt.

 

Selbst der Appell

Verhallt im Sonnenlicht

Einer Kunststofflampe,

Und kein Reiz

Erhöht die Sinnenlust.

 

Tief im Berg

Verhallt der Ruf

Nach Luft.

Eine gläserne Kuppel

Ist die Krönung

Der Behausung.

 

 

 

Welle Sehnsucht

 

Langgestreckte Welle Sehnsucht,

Schiffchen Seufzer tanzt

Auf deinem Rücken,

Hisst den Fetzen Fahne Hoffnung.

Buntes Seil, Erinnerung,

Läuft durch meine Hand,

Endlos auf und ab.

 

Fort sind all die Ufer

Meiner Träume,

Meiner Wünsche.

 

Schlaf begehr ich,

Schlaf, Schlaf, Schlaf.

 

 

 

 

Worte

 

Worte,

Ihr gefiederten Geburten

Meiner Lippen,

Reisende

Ohne Ziel,

Ohne Wiederkehr,

Nie hör ich mehr

Euer Echo,

Wo ihr bleibt,

Wen ihr trefft,

Wen ihr sucht,

Wenn ihr meinem

Mund entflieht,

Und wer euch Nahrung gibt.

 

 

 

 

 

Vergessen im Vergessen

 

Der Turm im Turm

Der Türme ist geweiht,

Und auch die Kunst dir

In der Kunst der

Künste angezeigt.

Und jedem sichtbar führt

Der Weg im Weg durch

Kunst in Kunst zum

Turm im Turm.

 

 

Aus großer Höhe in der Höh der Höhe

Und aus Nähe in der Näh der Nähe

Wird dein Blick den Blick im Blick

Und Überblick den Überblick im Überblick

Verlieren.

 

Vergiss Vergessen im Vergessen

Nicht.

 

 

 

 

Das umcodierte Gen

Das umcodierte Gen

 

Im Augenblick der Unaufmerksamkeit

Ließt du die Hohe Schule

Deiner Wissenschaft.

In Nacht standst du im Freien,

Zähltest Sterne, die dir

Funkelnd oder blass ins

Auge stiegen.

 

Du warst schnell geneigt,

Sie in die Hand zu nehmen,

Konntest du doch einst

Mit ihnen spielen.

Doch dich schreckte ihre Vielzahl.

 

Noch im Hände heben machtest

Du aus der Bewegung ein

Gelangweilt Strecken deiner Arme, und

Dein Blick, der schon die hellsten

Unter ihnen nah zum Greifen sah,

Ließ dich erneut erschrecken, als der

Mond unmittelbar

Durch deine Haare strich,

Und seine Kälte

Wich dir nicht aus dem Gesicht.

 

Aus einem Mikrobild entwich

Einst in der Analyse einem

Virus, das im Sterben lag,

Das umcodierte Gen zum

Überleben.

 

 

 

Judaswort: Masse

 

Die tänzelnden Worte,

Melodiös,

Mantel verborgener Leidenschaft,

Ein Regen schwer und fruchtbar.

 

Frühe Stunden des Verhangenen

Werden licht beim Spiel.

Über Felder weites Bangen,

Rauch und Lieb,

Verrat und Sehnsucht.

 

Die Augen

Nur ein wenig auf die Erde:

Blick von Dauer,

Leises Lächeln,

Und verbirg die Hand.

 

Die schweren Karren,

Welche Last!

Jetzt in die Sonne,

Vergessen die Grate der Steine

Unter wunden Füßen,

Einst umschmeichelt.

 

Wo der Mund,

Der deine Lider schloss

Sanft und warm und weich,

Wie der Regen.

 

 

 

Tag

 

Ach, Spinnweb, Tag,

Vom Morgentau

Beperlt hängst du

Im Espenlaub

Und zitterst vor Erwartung.

Kalt und glitzernd

Hältst du fest an deiner Zier.

Der erste Sonnenstrahl

Zerschießt in deiner Nähe.

 

Langsam greift nach mir

Ein Frösteln.

Angst behängt mit

Dünnen Fäden

Mein Erwachen.

Sie zersprangen

Und befangen,

Unsichtbar und spürbar klebrig,

Mein Verlangen,

Sich von dunkler Nacht

Zu trennen.

 

 

 

 

Leises Rufen

 

Leises Rufen höre ich,

Atmen einer fremden Welt,

Wenn im morgendlichen Nebel

Herbstblatt feucht zur Erde Fällt.

 

Lange Nebelfinger greifen

Mit dem Atem schwer mein Herz.

Seh geheimnisvolle Zeichen,

Schweben namenlos daher.

 

Schon verklingt in naher Ferne

Ein geträumter Augenblick.

Hätt dem Rufenden so gerne

Eine Antwort zugeschickt.

 

 

 

 

Landungen

 

Über uns am Himmel standen

Lange die weißen

Weihrauchfahnen

Der schnellen Maschinen.

 

In ihnen saßen,

Vor irgend einer Landung

Ausgeschieden,

Die fliegenden Hirne

Unserer Zeit.

 

Ausgebreitet und

Ganz dem Flug

Ohne Rast ergeben,

Strebten sie neue

Landungen an.

 

Dann, irgendwann,

Trugen sie ihre Taschen,

Entblößt von den

Jagdgewehren ihrer

Vergangenheit,

Doch voll Zuversicht,

Versehen mit den Waffen

Der Gelegenheit,

In ein zu versuchendes

Land.

 

Kurz nur lag ihre

Hand in fremder Hand,

In andrer Hand.

Zu bleiben

War ihnen nicht beschieden.

 

Auch stand der Sinn

Schon vor der Landung

Nach neuen Landungen an.

 

Ihre fliegenden Hirne

Waren ja vor der Landung

Lange schon

Ausgeschieden und

In den Maschinen

Sitzen geblieben.

 

 

 

Keine Abnormität

 

Heimatlos

Hatte er manche Nacht

Ohne Nacht verbracht.

 

Er wusste nicht genau,

Wann ein harmloses Wort

Anwendung fand,

Wann war dem Liebsten

Nähe zu geben,

Wann von dem Nächsten

Liebe anzunehmen.

Er stimmte zu

Oder lehnte, wenn es verlangt war,

Ab,

Und schlich sich laut

Aus Fängen, deren spitze

Kralle ihn nicht stach.

 

Nur einmal wurd er wach,

Als aus dem Inneren,

Aus seinem Leib,

Ihm ein Geschwür

Aufbrach,

Das zur Behandlung

Anlass gab.

 

Er nahm es damals

Als Besonderheit,

Dass während der langen Operation

Keine Bluttransfusion

Bei ihm nötig war.

 

Aus keiner der Adern,

Mit scharfem Skalpell durchstoßen,

War ein einziger Tropfen

Blutes geflossen.

 

Dieser Bericht ging später auch,

Mehr aus Routine,

An eine

Höhere Kommission.

Die befand, dass

Ein ähnlicher Fall schon

In alten Urkunden stand

Und hier keine Abnormität

Vorläge.

 

 

 

Vielleicht

 

Es war der Tag,

Der mir zerbrach,

In Gestern, Heut und Morgen.

Ich hab versucht,

Den Alltag mir

Alltäglich zu besorgen,

Und stieß auf dein

"Vielleicht".

 

Es gab mir nicht,

Wie ich erhofft, die

Sicherheit,

Es war die Frage

Nach der Gültigkeit,

Dem Anspruch,

Den mein Wunsch

Erhob.

 

"Vielleicht", du Eckstein

Meines Wohngebäudes,

Wurd'st zum Stolperstein

Dem Tag in schneller Fahrt,

Dass er zerbrach,

Und lässt den Alltag

Nicht mehr Alltag sein.

 

Drei Tage hab ich nun

Statt einem zu

Besorgen.

 

 

 

Traum im Traum

 

Sie hatte sich

Im Traum gesehn

In einem Kleid

Aus ihren eignen Haaren.

Wunderschön

Darein geflochten

Wob ein goldner Faden

Ihr ein dünnes Netzwerk,

Das den Leib umschloss.

Nur ihr Gesicht, der Hals

Und ihre zarten Arme

Blieben unbedeckt.

 

Im Traume war ihr auch

Im Traume

Eine Frau erschienen,

Deren ganze Haut umspann

Ein in ihr langes Haar

Geflochtnes goldnes Garn..

 

Im Traume hatt die

Frau im Traum

Im Traum ein Weib

Erkannt,

Das trug die langen Haare

Gold durchwirkt

Als Umhang.

 

Der Anfang

Dieses goldnen Fadens

Wuchs dem Weib

Aus seinen Zähnen,

Weiter aus dem Saum

Heraus der andren

Auf die Zunge

Und heraus und weiter

Durch die Kleider

Ihr dann selber

In den Mund.

 

Es hing auch noch

Ein Stückchen Goldband

Sichtbar aus dem Schlund,

Als sich die Frau

Erhängt in ihrer

Kammer fand.

 

 

 

Der kleine Splitter

 

Ich kann dir

Die Welt erklären.

Der kleine Splitter

Aus gelbem Glas

Vom schmutzigen Straßenrand,

Den ich auflas,

Als ich ihn fand,

An dem ich mich schnitt,

Er brachte mein Leben

In Gefahr,

Dieser unwürdige Splitter

Aus einem Flaschenhals

Erklärte mir die Welt. 

 

Solange er noch zwischen

Blättern und Steinen lag,

Eine züngelnde Schlange

Im warmen Sand,

War ich nicht in

Gefahr.

Aber der Sonne brach

Er tausendmal

Das Rückgrat,

Und mich erreichte

Ein farbiger Strahl.

 

Hätt ich mein Leben

Im Umgang mit Splittern

Aus Glas

Zugebracht,

Könnte ich dir die Welt

Nicht erklären.

 

Ich sagte dir ja,

Ich hätte mein Wissen

Um ein Haar

Mit dem Leben bezahlt.

 

 

 

Eine Wirklichkeit

 

Am Bahnhof,

In den Reihen weit, weit

Hinter mir, erhebt ein

Fotograf die Kamera

Zum Zeugen.

 

In seinem Blickfeld trifft

Kein Bild die Wirklichkeit,

Kein ungeschminkter Augenblick

Die Suche nach dem Ungewohnten.

 

In Heimkehr küsst ein

Weib den Mann,

Ein Gast trifft ein

Und deckt mit seiner

Schulter zu den Prominenten. 

 

Es langweilt ihn,

Er möchte gehn, und

Auch in seinem Objektiv

Ist alles, ganz absichtlich,

Nur verkehrt herum

Zu sehn.

Das soll

Die Echtheit einer Wahrheit

Stumm beweisen,

Wenn richtig sich und

Aufrecht ihm die umgekehrten

Menschen zeigen.

 

Er selbst glaubt nicht

Daran, es zu erleben,

Und verfolgt im

Bild den Mann

Am Rande einer großen

Stillen Wasserlache.

Glatt und spiegelnd stellt

Sie ihn verkehrt herum

Und aufrecht hin.

Wenn nun die Füße sich

Vom Spiegelbilde trennten ...

 

Da setzt der Mann zum Sprunge

Über diese Fläche an

Und eilt,

Im Spiegel hastig auf das Bild

Gebannt, im

Freien Raum und aufrecht

Durch das Objektiv.

 

Es gab 'mal eine Wirklichkeit,

Die war tatsächlich nur

Durch ihre eignen Taten

Von der Wirklichkeit

Zu trennen.

 

 

 

Im Leistungsfach

 

In seiner Professur,

Im Leistungsfach der Kybernetik,

War er aufgewacht,

Als man ihn rief,

Den Vortrag andernorts

Zu halten.

 

Beim Überschreiten einer

Straße traf er den Studenten,

Den er noch im Weitergehn

Gefragt:

"Entschuldigung, kam ich von

Links, vom rechten Teil

Der andren Straßenseite?"

Die Antwort war ganz klar:

"Von rechts, Herr - - ."

"Gut, dann hatte ich schon

Meine Speise."

 

Er nutzte diesen Zeitgewinn

Und fertigte ein Ebenbild

Von sich, das schickte

Er auf Reisen.

 

Beförderung und Ankunft

Unterkunft und Aufenthalt,

Die waren längst bezahlt.

 

Das Referat jedoch und auch

Das Thema seines Ebenbildes

Kamen nicht spontan und

Überzeugt wie sonst bei seinen

Hörern an.

 

Es fehlte wohl die

Eigenart

Seiner Gegenwart.

 

Als er ein nächstes Mal

Sich heimlich unter die

Besucher stahl, kam

Keiner in Beschwerden.

Er war wie früher

Und in seinen Reden

Viel, viel transparenter.

 

 

 

Mit bunten Kleidern

 

Das kleine Schiff, das uns,

Der Strömung folgend,

Durch die Riffe führte,

Schwankte stark bei jedem

Ruf nach Hilfe.

 

Den Steuermann

Bestimmten wir im Überschwang

Noch selbst.

 

Ein Wrack, das menschenleer

Auf einem Felsen lag,

Kieloben, zeigte, wie gering

Der Wert des Ruders war.

 

Von jeder harten Kante

Stießen wir das Boot mit

Stangen ab und tasteten

Im Tiefen,

Grund zu finden.

 

Sturm kam auf, und wir

Beeilten uns, den Kahn am

Wrack, noch ganz in unsrer

Nähe, festzubinden.

Anker sollte es in letzter Not

Uns sein.

 

Es tat sich leicht, im Nachhinein

Den Jammer festzuhalten,

Der uns einst befiel,

Und alte Schatten neu mit

Bunten Kleidern zu gestalten.

 

Die Nacktheit, die uns Tag für Tag umgab,

Und nachts dem Schlaf die

Kälte brachte, blickte voller

Neid auf unser Mühn.

 

 

 

Voller Worte

 

Die Burg, die scharfe, weiße Türme

Dir bewachten, war ein

Labyrinth.

Zwei offene Passagen gaben

Jedem Gast den Weg ins Innre

Frei.

 

Sie waren oft verloren.

Du hattest eigene Soldaten,

Strenge Polizisten, auserkoren,

Die im Hinterhalt und offen

Für die Burg den Schutz getroffen hatten.

 

Ihr Übereifer brachte dir Betroffenheit,

Wenn selbst ein braver Gast

Noch lange vor dem Wort im Wort

Am Boden lag.

 

Auch die Kinder deiner Burg

Zensiertest du im Streben

Ihnen Überleben vor dem

Schreiten über deine schnell

Bewegte Brücke ohne

Rückkehr mitzugeben.

 

Mancher der Besucher aber

Trat ganz plötzlich dir

Vor Augen, kam direkt und

Ohne Umweg in dein Herz

Geflogen.

 

Du, ein König und ein Meister

Ungesprochner Worte,

Klagtest, dass dein Herz

In Schmerzen schrei und dass

Das Schweigen, welches dir so viel bedeute,

Voller Worte sei.

 

 

 

Mord im Mord des Mordes

 

Die Schnelligkeit in Schnelligkeit der Schnelligkeit,

Die Wort im Wort des Worts

Zum Dolch im Dolch des Dolchs

Verhalf,

Bekannte später Mord im Mord des Mordes.

 

Das Wort im Wort des Worts,

Dem Schnelligkeit in Schnelligkeit der Schnelligkeit

Zum Dolch im Dolch des Dolchs

Verhalf,

Bekannte Später Mord im Mord des Mordes.

 

Der Dolch im Dolch des Dolchs,

Zu dem die Schnelligkeit in Schnelligkeit der Schnelligkeit

Dem Wort im Wort des Worts

Verhalf,

Bekannte später Mord im Mord des Mordes.

 

 

 

Dunkelheit

 

Leise klirrt das Birkenhaar.

Vergangenes Jahr

Sang es noch nicht unsre Zeit.

 

Dunkelheit.

Im Mai brach die Knospe der Armut an.

Graues Gewand,

Bettlerkleid.

 

Wir vergaßen,

Verzeihendes Blicken,

Verständnis in die Nacht zu schicken,

Lernten nur armselig hassen.

 

Mich dürstet.

 

 

 

 

Eine Morgensonne

 

Die herbe Reinheit einer Morgensonne...

Der Rückstoß aus Raketenfeuer

Ist ihre Glut am Bauch des Flugzeugs,

Weit, weit über mir,

Ein Stern im Tagesgrau.

 

Die bittersüße Ferne

Und mein Verlangen nach der Wärme

Lassen mich nicht ruhn.

 

 

 

 

Gedanken

 

Ein löchrig grauer Schleier

Mit den Fäden verhaltener Unruh'

Treibt auf den glatten Wellen

Des jungen Tages.

 

Die Nähe des Strandes

Und fünfzig-, ja hundertfaches Auf und Nieder

Bewegen die ersten Sonnenstrahlen

In jedem Gedanken.

 

Rot, dann gelblich, färbt sich

Langsam das Grün der Gräser,

Wie Glas, so zerbrechlich,

Und neigen sich doch im Wind

Bis hinab zum Sand.

 

 

 

 

Die Freiheit der Maschine

Die Freiheit der Maschine

 

Der Gurt verlief durch

Tausend Spitzen deines

Kleides hin zu festem Halt

Und zwang dich,

Still zu sitzen.

 

Dir schien, als müsse

Das Geschehen ohne dich

Geschehn, und was zu deiner

Sicherheit geschah,

War Band in dem Gefährt,

Das deine Freiheit maß,

Und schnitt dich ein.

 

Dem Gurt entsprang auch

Ungebundensein, sobald

Du das Gefährt verließt und

Angstvoll in der dunklen Straße

Schatten hinter jedem Baum

Und jeder Häuserecke sahst.

 

Den Absturz eines Flugzeugs

Über unwirtlichem Busch

Und der Region Verdammter,

Konnte eine junge Frau als einzige

Mit ihrem Leben überleben, 

Weil sie durch Zufall in dem

Studium von dem Geheimnis

Im Geheimnis, Urwald,

Nahrung in den Wurzeln fand,

War ihr die Freiheit der Maschine

Wie den vielen andren,

Die mit ihr zunächst am Leben blieben,

Nicht zum Grab beschieden.

 

 

 

In Gefangenschaft

 

Eine Nacht

Hab ich verbracht

In der Gefangenschaft.

 

Noch abends war ich frei,

Als ich in Freundschaft

Zu dir kam.

Doch mein Besuch,

Mein Kommen, fand dich

Eitel triumphierend,

Über Siege schluchzend,

Die du früher nur belacht.

Sie waren diesmal dir

Gegönnt.

Ein andermal erkennst

Du nicht

Den Kampf,

Der unter fremden Gegnern brennt.

 

Zu selten warst du Sieger,

Um besiegt zu sein,

Zu selten stellte sich bei dir

Der Hass des Gegners ein.

 

Um deiner Rettung willen,

Hab ich verbracht

Die Nacht

In der Gefangenschaft.

 

 

 

 

Verschollen

 

Ich hatte einmal das Singen gelernt

Und mir an dem Feuer die Hände gewärmt.

Ich kam einst aus eisiger Nacht,

Und andere haben mein Bett gemacht.

Ich war sehr lange verschollen

Und wurd erst vermisst, als ich kam.

Ich hätte mich melden sollen,

Nahm man an.

 

Man konnt ja nicht wissen,

In meinem Herzen war eine

Eisgefrorene Melodie.

Ich kannte doch nur sie

All die Zeit.

 

Dies Glasgewächs war meine

Wohnung, wie könnt' ich sie missen;

Ihre Durchsichtigkeit meine Ewigkeit.

Ich brachte sie oft zum Klingen,

Ich lernte dabei das Singen.

Und brach sich im Eis ein Sonnenstrahl,

War ich dankbar.

 

In der Nacht noch sah ich das Feuer,

Es strahlte so merkwürdig klar,

Und es wuchs ein gläserner Pfahl

Aus der Pracht.

 

In fremdem Bette lag ich jede Nacht,

Durchbohrt von dem hellen Kristall.

War unbeweglich in der Qual.

Wie hätt ich mich melden sollen,

In mir und um mich das gläserne Eisgemäuer,

Blieb ich verschollen.

 

 

 

Böse Gedanken

 

Der Schatten einer jähen Hand

Berührte die Gedanken.

Sie tropften kalt und klar herab,

Den Schößling in der Hand zu tränken.

Der spross so schnell,

Und seine grünen Fäden

Durchzogen rasch das Denken.

 

Die Speisung war nicht knapp,

Gedanken gab es ohne Schranken,

Ein heilloser Quell.

 

Erst war es nur der frische Wuchs,

Der sich, wie im Spiegel, ein Abbild schuf,

Dann trieb er Blüten, die zu Früchten wurden,

Und lud zur Ernte,

Dass der Saft zum Rinnsal fand,

Und Ungeduld mit Hoffnung

Und die Hoffnung mit der Unschuld sich entfernte.

 

 

 

 

Ohne Hoffnung

 

Gott, oh mein Gott,

Mach ungeschehen

Diese Tat.

Kann nicht verstehen

Meine Not.

Mich grausts

Bei meinem Leben.

Ach, könnt' ich's von mir geben.

 

Hab nicht die Kraft,

Mich zu erhalten,

Hab nicht geahnt das Schlimme,

Das mich traf.

Nein, nein,

Es darf nicht Wahrheit sein.

 

Mein Lebtag rief ich dich nicht an.

Doch irgendwann,

Es musste ja so kommen,

Wurd' mir das Liebste von der Welt genommen.

 

Und dieser Hohn,

Den ich mir selbst bereite,

Die unglaubliche Demut,

Die mein Herz nicht einen Deut befreit,

Und mich verlässt

Und mich belässt

In der Gedankenlosigkeit.

 

Bin ja zum Sterben so bereit.

 

 

 

 

Der Prozess

 

In mir ist stündlich, täglich

Ein Prozess.

Ich klag mir an

Die Untat, die mein Herz ersann,

Und prüf,

Wie's wär

Wenn's eine Wirklichkeit gegeben hätt.

 

Ganz qualvoll

Überschüttet mich die Lust,

Dem, der in letzter Not mich ruft,

Gelähmt den Rücken zuzukehren,

Nur weil er Dinge sprach

Und Sachen tat,

Die mich im tiefsten Grund

Verletzten.

 

Bevor ich flieh vor dem Entsetzen,

Dafür von mir bestraft zu werden,

Steht jener wieder auf

Und lacht mir

Schallend hinterher.

 

Er ist nun das Gericht.

Er treibt mir Panik ins Gesicht,

Und nass vom Schweiß

Wird meine Haut.

 

Ich schrei' vor Angst um Hilfe,

Ruf' wohl vertraute Namen laut

Und kann es ihm nicht wehren,

Mir nun den Rücken zuzukehren.

 

 

 

 

Ohnmacht

 

Aus hohlen Händen

Unlösbar verstrickter Ohnmacht

Trifft dein Blick die Gegenwart.

Lautlos ist dein Ruf

Nach Zärtlichkeit,

Nach trockener Umarmung,

Warmem Umhang,

Den dir fremde Schultern

Leihen sollen;

Schultern, die zugleich den

Purpur deines Königs tragen,

Eines Königs, der dich rief,

Eines Rufers tief

Aus deiner Seele,

Einer Seele, die in Stricken

Schreit,

Eines Schreis, den deine eignen

Hohlen Hände dir ersticken.

 

 

 

 

 

Wilder Wein

 

Ich riss von deinen Wangen ab

Den Rank

Aus wildem Wein,

Und auch die Beeren aus Achat

Ließ ich an deinem Hals

Nicht sein.

 

Es war dir gleich,

Wie ich dich sah.

 

Von jedem Saugnapf der

Entfernten Reben blieb

Ein Quell aus roter Angst

Auf deiner Haut.

Du wolltest mir auch nicht

Die Frische der Befreiung geben,

Verrietst mir nicht den Rebstock,

Seinen Aufenthalt.

 

Mein Morden und mein Töten

Trieben nur den Wuchs

Noch stärker an,

Bis du gebarst in deinen Nöten

Und voller List aus deinem Wein

Den Saft,

Der mir Besinnung nahm

Und der die Kraft,

Bei dir zu sein,

Mir raubte.

 

 

 

Zeit zu leben

Zeit zu leben

 

Die Atemlosigkeit der selbstgeschaffnen Freiheit

Hielt ihn fest umklammert.

Und er beschwor

In größter Furcht um den Verlust,

In Strenge,

Seine Lieben,

Zwang sie alle zu Respekt,

Zum Kniefall.

Von Frau und Kind kam

Jedes Opfer ohne Klage.

Sie richteten sich ein und

Nahmen an Verzicht und

Auch Geborgensein in der Gemeinsamkeit.

Sie trieb voran

Die Angst um diesen Mann.

 

Und ihre Angst erhoben

Sie zum Ritual,

Das sie nach draußen trugen.

So schufen sie sich ihre Zeit

In seiner Zeit

Zu leben.

 

Ihm verhieß in Wachsamkeit

Der Grund

Für die Umklammerung:

Nach deiner Zeit

Wird dir die Zeit

Zu leben

Auch gegeben.

Das nahm er willig hin.

 

 

 

 

Das Paradies auf Erden I

 

Das Blau des Himmels

War tief in die Nacht getaucht,

Die Sonne lang zuvor verbrannt

Im Rauch und Staub der Stadt.

Sternenlos und gelblich hell wurd nun

Der schwarze Rand

Am Horizont.

 

Ein Nachtzug spiegelte im

Braungetönten Fensterglas

Vom Bahnsteig langsam

Die Gesichter mit sich fort,

Und drinnen saßen ihre Koffer.

 

Am Ziel der Reise angelangt

Versuchte mancher, sich, das Tagesblau

Aus dieser Fahrt zu retten,

Suchte zögernd seine Hand

In eine warme Hand zu stecken.

 

Ein anderer ergriff nur trocken

Einen abgebrochnen Ast von

Jenem Baum, der splitternd fällt,

Wenn ihn die Windlast

Allzu lange quält.

 

Und still in diesem Märchenland

Saß auf dem Stein ein fremdes Kind,

Das fand, den Kopf gelehnt an eine Wand,

Halb schlafend schon im Lärmen,

Das Paradies auf Erden.

 

 

 

Das Paradies auf Erden II

 

Es ist wahr, ich schrieb schon einmal

Übers Paradies auf Erden.

Doch das war mehr Wunsch als Wirklichkeit.

 

Die Wirklichkeit zu diesem Wunsch

Hat mich heut' wachgemacht,

Hat mich geweckt, fast aufgeschreckt

Und in ein Paradies gestoßen,

Das war mir zum Fassen nah.

 

Ich traf auf eine Frau,

Die sah ich vorher

Niemals schwanger gehn,

Und nun mit einem Kind

Von fast zwei Jahren an der Hand.

 

Sie sagte mir:

Die haben wir seit einem Jahr.

,,Die Kleine fehlte uns im Haus.

Heut' gehn wir aus,

Sie fährt so gerne mit der Bahn.

Wir haben sie seit kurzem

Adoptiert."

Ich kniete mich vor dieses Kind,

Das gab mir seine Hand

Und sah dann seine Mutter an

Und ich die auch.

 

Das Paradies

War wirklich nicht die Adoption.

Das Paradies war diese Frau,

Die nicht nur sprach und redete,

Von dem sie sprach,

Nein, die die Dinge tat,

Wenn sie dagegen war,

Ein andres Mal dafür.

Und hier war sie dagegen,

Um dafür zu sein,

Und rettete für sich

Und für das Kind

Das eine und das andre Leben,

Die sie beide nicht

Von sich aus

Hatte geben können.

 

 

 

Puppen in der Poesie

 

Als Frau von

Außerordentlicher Reife

Erzog sie ihre Puppen

In der Poesie.

 

Sie liebte sie und

War doch streng

In ihrer Auswahl

Stummer Lehrer.

Nur das Auge galt

Ihr viel.

 

Belebt und voller

Reden mussten die

Betrachter sein,

Das gäbe ihren

Puppen Leben.

 

Auch hatte sie den

Übergang vom Tag

Zur Nacht für

Ihre Lieben abgeschafft.

Frei nach ihrer Wahl,

Man brauchte sich nicht

Lang zu sehnen,

Schuf sie Mondlicht,

Sonnenschein und

Regen gar.

 

Im Laufe der Erziehung

Dieser Kleinen fing sie

An, von jenem Tag

Zu träumen,

An dem die Puppen

Ihr in Poesie

Entflögen.

 

Das nahm sie jetzt schon

Stolz und als ihr Schicksal

Hin und wusste auch,

Sie würde dann aus

Einem Puppenladen,

Neue, unerzog'ne Puppen

Zu sich laden.

 

 

 

Immer neue Muster

 

Du sammeltest die Splitter

Der durchwachsen Nacht

In schaler Absicht.

 

Was in Müdigkeit von

Fremden mitgeteilt,

In weher Hoffnung dir,

Dem Unbelasteten, zu tragen

Anvertraut, das warfst

Du nur zusammen.

 

Du brauchtest mehr,

Viel war dir noch lange

Nicht genug.

 

Du merktest auch, zu oft

War es das gleiche und

Die Gleichen kamen dir zu oft.

 

Um Farbenpracht, wie

Du sie brauchtest,

Zu erreichen,

Gingst du mit der

Sammeldose auch

Noch Tags zu den

Bedrückten.

 

Du sagtest frech, es sei die

Nacht, die sich im Tage

Tummelte, und auch,

Du wärst dabei, ein wenig

Licht in Finsternis

Zu tragen.

 

In einem Treppenaufgang

Konnt ein hilflos krumm

Gewachs'ner Mann,

Die Spitze seines Kinns

Berührte fast das Knie,

Die Stufen einzeln nur

Erklimmen, weil in

Blindheit eine Frau,

Der er die Führung übernahm,

Ihn schob und zerrte.

 

In seiner ausgestreckten

Hand erhob er zitternd über sich

Vor ihre Augen

Ein Kaleidoskop,

Mit dem er ihr versprach:

"In deiner Dunkelheit werd

Ich dir heut die neuen Splitter

Zwischen den Glasscheiben

Zeigen und im Drehen

Immer neue Muster weben."

 

 

 

Glück im Glück

 

An jenem Sonnentag

Erstarrte hell der Weg,

Den du gegangen warst,

Im blanken Weiß

Des Sandes

Dir zu sprödem Eis.

 

Ohne Schuh gingst du

Am Rande des Erlaubten.

 

Rot und funkelnd machten

Deine Füße zögernd jeden

Schritt nach vorn.

 

Den Saum des Kleides,

Dass du daran dachtest

Ihn zu schonen,

Oder war es deine Neugier,

Fuß im Fuße deiner Sohlen

Anzuschauen,

Hobst du maßvoll in die Höh.

 

Ganz unumwunden

Trugst du nun schon

Tag für Tag

Und ohne jede Sorgfalt

Teuersten Karat

Ins Stirnhaar eingebunden.

 

Und du erzähltest jedem

Von dem Bild, das du

Im Bilderbuch gefunden.

 

Viel zu stark empfandest du

Dein Glück im Glück.

 

 

 

Zwanzig Jahre Kampf

 

Zwanzig Jahre Kampf,

Und messen mit dem Unmessbaren.

Zwanzig Jahre achten

Auf die Uhr,

Ihr Ticken,

Auf ihr Schweigen,

Wenn der Lärm der Zweifel

Ihre Ruhe überdeckt.

 

Ungeweckt,

Und schon dem Greisenalter näher,

Kommt ganz unverhofft ein

Ungekrönter Mund

Und singt dir deine Lieder,

Immer wieder,

Immer wieder.

 

Kennt auch deine

Lieblingsmelodie,

Die, nie gesungen,

Doch ein ästevoller Baum

Und blütenreich

Dich schmückt.

 

Lausche ihr

Und traue ihr

Und deinem Glück.

Es kam nun doch

Nach langer Irrfahrt

Als ein Wohnschiff

In dein Haus zurück.

 

 

 

Mitten im Treiben

 

Mich überfällt die

Minute der Andacht

Ohne Grund,

Mitten im Treiben.

 

Ich bin auch nicht

Auf diese Stund versessen.

Nur Stille, eine Sekunde

Des Friedens, die mich

Überkommt,

Ganz ungewohnt,

Lässt mich

Alles unterbrechen

Und vergessen.

 

 

 

 

Im Augenblick des Augenblicks

 

Dir, Simone, Kind im Kind,

Entnahm ich aus der

Hingestreckten Hand das

Blau deiner Augen.

 

Was du mir gabst,

Kam ohne Argwohn,

Ohne Frage nach Warum, Weshalb,

Und ich umschloss es

Angstvoll, hütete mein

Übermaß an Glück.

 

Kein Juwelier konnt

Besser Fassung einem

Steine bringen,

Als der kleinen Hand in

Führung meine Führung war.

 

Es war dein Kleid, das

Von den Schultern kinderleicht,

Als Turm

Auf deinen Füßen stand.

 

Die Wendeltreppe nahm darin

Im Augenblick des Augenblicks

Kein Ende.

 

 

 

 

Die Zeit der Fütterung

Die Zeit der Fütterung

 

Die Dämmerung beginnt

Der Nacht den Hof zu machen.

Es richtet sich die Stadt,

Ein Hofhund,

Hinter dem die langen Ketten schleifen,

Zu scharfer Wacht und auch zugleich

Zum Schlafen ein.

 

Das Nachtlicht

Bricht sich

Schon im Glas der Fensterscheiben,

In dem schwarzen Blank

Der Wagen,

Die vorüber treiben.

 

Am Bahnhof treffen sich die

Sehnsuchtsvollen,

Die Namen- und die Heimatlosen.

Manch einer nimmt Gelegenheit

Und ausdruckslos ein billig Weib,

Ein anderer den weißen Traum zu reiten.

 

Ein Reisender bemerkt es kaum.

Ihn treibt der Anschluss,

Auch der Weg nach Haus.

 

Im Vorort geht ein jugendlicher Zug

Zu irgendeinem Treffen.

Ein junges Eheweib empfängt

Mit Schimpf den Mann,

Der fängt das Saufen wieder an.

 

Und in dem Vorsaal, am Empfang,

Am Operneingang,

Im Foyer,

Hebt offiziell der elegante Mann

Zur schönen Frau sein Glas.

Und vielen Frauen

Wird am Telefon gesagt:

"Ich komm heut später,

Warte nicht auf mich,

Es wird ein langer Tag."

Sie ist zu keiner Gegenfrage

In der Lage,

Und hält den Kindern wieder

Überstunden vor.

Nur dem Großen traut sie sich nicht

Solches noch zu sagen.

Sie baut sich so

Ein strohig Nest der Einsamkeit

Und kann doch über sonst nichts klagen.

Ein Einbruch findet in belebter Nähe statt.

Ein altes Weib,

Das zeternd schreit,

Bleibt ungehört.

 

Dies ist die Zeit der Fütterung,

Die Zeit, in der ein Fernsehbild

Den aufgebrochnen Hunger stillt.

 

 

 

Hab keine Zeit

 

Hab keine Zeit,

Zu denken, was gescheh'n.

Hab keine Zeit,

Mich umzudrehn.

Hab keine Zeit,

Mich deiner anzunehm'n.

Hab keine Zeit,

Darf nicht zur Seite sehn.

 

Hab keine Zeit, hab keine Zeit.

Was für die Zeit ist, soll von mir aus dauern,

Das, was von Wert ist, soll ein andrer untermauern.

Was für den Augenblick gemacht,

Das hab ich gestern schon bedacht.

Hab keine Zeit, hab keine Zeit.

Die Zeit ist viel zu kurz,

Mein Weg ist noch so weit.

 

Hab keine Zeit,

Zu überdenken, was begann.

Hab keine Zeit,

Dir zu erklären meinen Wahn.

Hab keine Zeit,

Mich nach dem Grund zu fragen.

Hab keine Zeit,

Muss schnell mein Päckchen weitertragen.

 

Hab keine Zeit, hab keine Zeit,

Mir sitzt der Affe fest im Nacken.

Er hat die Zeit mir zu bewachen,

Er schreckt mich auf, wenn mich die Zeit erreicht.

 

Hab keine Zeit, hab keine Zeit.

Es ist kaum Zeit, die mir noch bleibt,

Bevor sie auseinander treibt.

 

 

 

Ein Traum

 

Mich drängt der Tag,

Den Traum der Nacht

Neu zu beginnen.

 

Nicht weiß ich mehr,

Und hab doch lange nachgedacht,

Wie er verlief.

Der Tag will heute

Traum und Wachheit sein.

 

Die ausgehöhlten

Steingehaunen Treppen

In den Turm geh ich hinauf.

Ein Falke ist im Ausguck

Noch zu sehn,

Und Tauben flattern auf,

Und Menschen, Kinder,

Seh ich weiter oben stehn.

Zur Seite führt ein Weg,

Zu einem leicht geschwungnen Steg

Aus Holz.

Ich muss ganz dicht an dieser Mauer gehn,

Nun um den Erker noch herum

Fällt steil der Glockenturm

Nach innen ab.

Im Gegenüber in der Wand

Verdecken jene Menschen mit der Hand

Sich wohl ein Auge, auch den Mund,

Und warten auf den Sprung.

 

Der Weg, den ich doch eben kam,

Ist nicht mehr so, wie ich ihn nahm,

Viel schmaler, enger scheint er mir.

Ich greif zur Seite, öffne eine Tür.

Auch hier ist nur ein halber Schritt

Zu machen,

Grad noch die Mauerbreite fasst den Tritt.

Von einem hoch gewachsnen Baum

Erreichen Blätter, dünne Äste,

Wie ein trügerischer Zaun,

Den Ausgang. Dessen Ende

Sind erneut die steilen Wände.

 

Die Tür fällt hinter mir ins Schloss

Ich stürz nach vorn ins Leere von dem Stoß.

Die Hände

Greifen, fassen,

Rutschen ab vom Blattwerk.

Immer länger, leichter wird mein Fall.

 

Ich seh mich um,

Man stößt mich an:

"Bitte weiter gehn,

Sie sind der letzte, Mann."

 

 

 

Der neue Tag

 

Der grüne Flaschenhals des neuen Tages

Wird an einer harten Kante

Abgetrennt mit einem Schlage.

Trüb und sprudelnd

Zieht der jüngste Zeitenbote ein.

 

Grau, verhangen, ist der Himmel

Von der langen Nacht.

Wer sein Glück bis jetzt bewacht,

Der nimmt es sorgsam in sein Heim,

Das Liebchen, gut gestimmt vom Tanz,

Das kranke Kind,

Mit müden Augen von der Ambulanz.

Und wer sein Glück

In dieser letzten Dunkelheit verlor,

Der traut sich nicht zurück,

Traut nicht zu klopfen in der Früh

An seines Freundes Tor,

Bleibt ganz mit einem fremden Hund

Am Weg zum Park allein.

Dem wirft er nach den Stein,

Der dem Geschick gegolten hat.

 

Die Hast, die Unruh,

Greift um sich

Wie ein Gerücht,

Von Tür zu Tür.

 

Man sieht Gesichter dort und hier

Mit irrem stumpfem Blick.

Ein andrer nimmt sein Weib,

Die Hand,

Ein leichter Kuss, gedrückt auf seinen Mund.

 

Die Autos fahren viel zu eng,

Und dort, im Eingang zu den Zügen

Wird gedrängt.

Der Assistenzarzt, der die Nacht

Am Schreibtisch, Krankenbett,

In der Kantine zugebracht,

Stellt seine leere Tasche in der Bahn

Zum unbekannten Sitznachbarn.

Der sieht ihn lang

Mit blutig roten Augen an,

Geschunden von dem Wein, dem Bier.

'Um dieses Untier

Zu bewahr'n,

Tret ich vielleicht

Die nächste Wache an,'

Denkt er, und plant zugleich,

Nicht mehr nach Aussehn,

Äußerem zu gehn.

 

Der Unfall auf der Straße,

Ein Zusammenstoß

Und eine Menschentraube,

Die zusammen floss,

Die bleiben schnell und weit zurück.

 

Doch manchen Mann erregt das Bild.

So wird der Tag

Dem Durstigen süß, der trinkt mit Hast,

Dem Satten sauer ausgeschenkt,

Und jeder

Zu dem Napf gedrängt,

Und trocken schluckt

Im blanken Grund

Der arme Hund

Den Rest.

 

 

 

Macht und Größe

 

Du verlangtest den Blick

Auf den Meeresgrund,

Dabei war Nacht

Und schaumgeknotete Kraft

Schlug die Wellen.

 

Du verlangtest das Wort

Aus verschämt verschwiegenem Mund,

Dem rebellische Tat die

Zunge schnitt aus dem Schlund.

 

Du wolltest die Liebe

Aus dem Leibe stampfen,

Einem Schoß, dem, vergewaltigt,

Neues Leben gepflanzt.

 

Du wolltest das kalte Eisen biegen,

Nach deinem Verstand.

 

Vergiss deine Macht, deine Größe.

Nimm für den Meeresgrund

Den Strand, nachthell erleuchtet

Vom Wellenbrand,

Und für das Wort jenen Schrei

Aus den Augen,

Und nimm für die Liebe den

Schößling an.

 

Ja, Macht und Größe,

Nehmt euch dieses Mannes

An.

 

 

 

Es tut sich nichts

 

Es tut sich nichts.

Kein Laut, kein Wind,

Kein Summen von Maschinen,

Keine Stimme,

Die sich regt.

Selbst Schritte im Entfernten eines

Uhrentickens bleiben stehn,

Und weiße Laken makelloser

Stille haben sich gelegt.

 

Ruhe weit und breit.

Das Atmen blätterreicher Bäume schweigt

Und lässt in Langsamkeit den

Blütenduft, die Wolke, schweben.

 

Ein Kind, das bettelnd, arm,

Am Straßenrand in einem

Fremden Lande stand,

Erkannte nicht die wortlos hingehaltne

Gabe.

 

Der nottrainierte Sinn der

Kleinen Blinden sprach nur

Noch auf Schatten an.

Sie konnte keine Ruhe

In der Ruhe übergroßer Leere

Finden.

 

 

 

Moderne Mädchen

 

Voll loser Heimlichkeiten ist ihr Körper.

Wie ihre Schwester schon vor langer Zeit,

Trägt auch sie kein Unterkleid,

Sie hat es einfach abgelegt.

Sie hat es gern, wenn ihre runde Fülle

Sich bei jedem Schritt bewegt,

So wie sie ihre Haare

Nicht als Kunstwerk, sondern offen trägt.

Sie hat oft Stoffe angelegt,

Die sind ganz transparent.

Sie liegen an der Haut

Wie eine zweite Haut,

So eng,

Und woll'n dem fremden Auge

Alles zeigen.

 

Sie ist auch heute schon,

In jungen Jahren

Nicht mehr unerfahren,

Und lange vor der Reife einer Frau

Versorgt sie sich, um Liebesglück zu haben,

Mit den Mitteln, die vor Leibesfrucht bewahren.

 

Sie fühlt sich frei

Und lenkt sich ihr Geschick,

Und manches scheint ihr einerlei.

 

Ihr Glück, glaubt sie,

Ist ganz und gar in ihrer Hand.

 

Dem jungen Mann ist dieses Fühlen ungewohnt.

In manchem Augenblick ist er von ihr entthront,

Auch wieder schnell von ihrem Tun gebannt.

Verständnislos und oft zu viel

Verlangt sie dann

Von ihm das alte Rollenspiel,

Er darf wohl siegen,

Doch ihr Herr nicht sein.

"Du engst mich ein",

Und Kinder will sie auch von ihm nicht kriegen.

Der Mann, dem sich das Mädchen wieder

Gänzlich offenbart

Glaubt an sein Glück,

An ihre

Neue unerhörte Art.

Dann tritt er lautstark

Für sie ein,

Bis sie ihm schreibt

Auf einem rosa Kärtchen:

"Ich lebe jetzt viel lieber

Ganz für mich allein."

 

 

 

Spiegelung

 

Früh am Morgen in der Bahn

Seh ich deine jungen Augen.

Aus dem schwarzen Haar

Fällt dir im Gleichmaß der Bewegung

Ein Ohrgehänge

In den Schoß.

 

Deine Hand umschließt

Es schnell.

 

Neigst den Kopf in

Mädchenhafter Zier

Zur Seite.

Blickst zu mir.

Und die beiden schlanken Hände

Sind dir streng bewachte Zofen,

Mein Gesicht dein Spiegel.

 

Hinterm Baldachin der dunklen Locken

Brauchst du lange, dich zu richten.

Deine Lippen formen lautlos Worte.

Ob du meine Sprache sprichst?

Nein, nein, versuch es nicht,

Zu zerbrechlich

Trägst du deine Anmut.

 

Aus dem Dunkel fährt der Zug

Ins Tageslicht,

Bricht die sanften Schatten

Deiner Lider, färbt die Wangen,

Formt den Mund.

Wieder neige ich dir deine Schönheit

Zu verraten.

 

Doch im leichten Zucken, Flackern

Deiner Augenbrauen,

Im Erkennen, eines Hebens deiner Hand,

Zur Wand in meiner Nähe,

Spür ich dich entgleiten

In die unnahbare Ferne

Einer Spiegelung.

 

 

 

Sieh mich an

 

Sieh mich an und in den Spiegel

Hinter mir.

Trag ich nicht

Dein Gesicht?

Merkst du nicht, wie ich dich

Bestahl,

Deinen Augen

Meinen Blick befahl?

Merkst du nicht,

Wie meine Hand sich

Deiner Hand versah,

Und die Wärme meines Blutes

Mühsam von dir Kenntnis nahm?

 

Merkst du nicht, wie

Dein Gesicht aus

Meinen Augen strahlt?

 

Doch du bleibst stumm,

Und kann es sein,

Dass ich im Spiegel stand

Und ganz allein davor,

Dass niemand außer mir

Mich selbst erfand?

 

 

 

 

Ein kleines Kind

 

Über dieses Sternenband

Aus weißen runden Platten

Läuft ein Kind

Barfuss in den Garten.

 

Vom Hofe führt der Weg zur Tür

Im Gartenzaun,

Den ließ die Bäuerin im Herbst

Aus alten Brettern bau'n.

 

Die sonnenhellen Steine

Gab der Bauer seiner Frau.

Ein schöner Rest vom Küchenanbau

Vor drei Jahren,

Als die Familien hier

Zur Hochzeit waren.

 

Nun läuft das Kind

Geschwind

Zur Schaukel

Unter'm Apfelbaum.

 

Und sieht aus schwungvoller

Luftiger Höh

Die kleine Brücke

Ganz in der Näh.

 

Schon ist es wieder 'runter

Und über die Beete, durch den Zaun.

Die Welt ist voller Wunder,

Das Kind hat viel zu schaun.

 

Der Schulbus kommt vom Nachbarort.

Der Fahrer lässt die Höfe seitwärts liegen,

Er muss um enge Kurven biegen,

Setzt dann den Weg zur Brücke fort.

 

Das Kind erkennt nicht den Koloss,

Springt auf die glatte Straße.

Der Fahrer winkt zu einem Haus

Und kuppelt das Getriebe aus,

Den großen Gang zu nehmen.

 

Da sieht das Kind im Gras versteckt

Ein junges Kätzchen liegen,

Mit weißem Hals und schwarz gefleckt,

Will es es fangen, kriegen

Und läuft den Schritt

Ins Grün zurück.

 

Es hört auch nicht

Den satten Klang

Der Räder auf der warmen Bahn,

Von dort, wo es noch eben stand.

 

Nur die Bauersfrau im Hof vernimmt von Weitem

Das Singen der Zwillingsreifen.

 

 

 

Das Urteil

 

Ein Richter verlangt vom Schöffen:

"Seh'n Sie sich bitte

Das gerichtsmedizinische

Gutachten an."

Auch der Angeklagte,

Den die Berichte betreffen,

Wirft einen Blick hinein.

 

So sah der Schöffe einst

An einem Bauernhaus

Ein Schlachtvieh hängen.

 

Doch der Kopf der Toten

Auf dem Bild liegt separat.

Auf einem anderen

Das Präparat

Der Haut ihres Halses.

 

"Angeklagter, können es drei

Oder vier

Schnitte sein,

Auf der Fotografie,

Hier!"

"Einspruch, Herr Vorsitzender, das soll ....

"Genehmigt, bitte streichen

Aus dem Protokoll."

 

Die Haare, welche man

Im Bett der Toten fand,

Stammten von einem Toupet,

Wie es der Angeklagte

Trug, seit eh und je.

Als letztes wurde das Blut verglichen,

Zufällig gefunden an seiner Jacke

Und ihrer Puppe.

Eine seltene Gruppe.

Achtundneunzig Prozent

Der Bevölkerung wurden gestrichen.

 

So nahm die Verhandlung

Ihren Verlauf.

Der Angeklagte tischte

Kindische Lügen auf

Und war nur bereit,

Kleinigkeiten zu gestehen,

Nicht die Tat aber zuzugeben.

 

Offen blieb nur noch zu sagen,

An welchem von den drei

In Frage kommenden Tagen

War das Verbrechen geschehen.

 

Die Ehefrau und Zeugen

Sagten nur für die Nächte aus.

Der Gutachter sprach von

Natürlichen Zeichen,

Blaufärbung im Unterleib,

Von vielen vergleichbaren Leichen,

Totenstarre in den Beugen.

 

Gelassen sah das Gericht

Dem weitren Verlauf entgegen,

Hörte jedoch als Resultat:

Die Tat war geschehen am vierten Tag,

Unumstößlich nach strenger Wissenschaft.

 

Der Mörder traute seinen Ohren nicht.

Der Verteidiger, der die Pflicht

Übernommen hatt,

Strich seine Bögen wieder glatt.

Aus dem Stegreif kam das Plädoyer.

Für den Mordtag stünde das Alibi.

 

Man sah den Angeklagten später

Geld verdienen.

Im Kaufhaus vertrieb er Nähmaschinen.

 

 

 

Der Glasbläser

 

Beim Blasen

Von gläsernen Vasen

Über der weißen Lampe,

Direkt vor seinem Gesicht,

War sie ihm entstanden.

 

Er hatte sie erst gezeichnet,

Sie dann in der Glut

Zum Leben erweckt.

 

Ihre Arme konnte sie sich

In den Leib verschränken,

Und beim Betrachten

Ihrer schlanken Figur

Den Meister verachten.

 

Das reizte seine Kreatur.

 

Sie kam schon manchen

Morgen in der Früh'

Vor seinen Tisch,

Ihm zuzusehn.

 

Im Blick durch seine Glasgeschöpfe

Wurd sie zu seinem

Goldenen Fisch.

 

Er blies und schaffte

Und dachte nur,

Wie er sie in Gefangenschaft brächte.

 

Als er nun endlich ihr Ebenbild fand

Und sie bat, für ihn zu verweilen,

Überzog er die erste gläserne Wand,

Er musste sich in der Glut beeilen,

Voller Hinterhalt mit einem Überfang.

So wurde sie in seinen Kerker gebrannt.

Um keinen Verrat zu entdecken,

Hat er das Glas nach dem Mädchen benannt.

 

 

 

Auf der Brücke

 

Auf der Brücke,

Die im Bogen

Grau die Schienen überspannt,

Steht die Frau

Und hält in Sorgen

Einem Kind am Zaun

Die Hand.

 

Unten jagen schnell

Die Züge.

 

Meine Durchfahrt

Gibt im Blick,

Nun schon weit entfernt,

Mir das kleine Bild zurück.

 

Welcher Gott hat wohl die Frau

Dem Kind auf seiner Reise

In den Weg gestellt,

Oder gar das Kind der Frau?

 

Schwarz zum Punkt

Verschmelzen nun die

Beiden

Über Fernzuggleisen.

 

 

 

Metall

 

Es gibt dieses Blech,

Das gewölbt ist und krumm,

Vielleicht von Künstlerhand geformt,

Nur ein Stück.

Es gibt dieses Rot,

Vielleicht ein Sonnenlicht,

Warm und verstreut,

Wie Lockenhaar.

Und man weiß nicht,

Ist es neu, ist es alt,

War es gestern,

Ist es noch sichtbar,

Oder schon ein Traum.

 

 

 

 

 

Das Meer

 

Wellenbrand.

Deine Meerschaumfächer

Spreizen über weißen Sand,

Gleiten,

Sind das Tasten einer Frauenhand.

Schneeend treibt der Wind die Flocken

Von den Brechern,

Trägt die tiefen Seufzer

Der Erleichterung nach Tränen.

Weit,

Aus deinem Schweigen,

Quellen Abendsonnenflammen,

Drängen

Diese Sommernacht.

 

 

 

 

 

Tanz

 

Die Einsamkeit treibt müde Füße an den Strand,

Den Blick zu senken in den Splitter,

Meerschaumflimmer und den Kuss aus Blut

Beim Sonnenuntergang.

Schweigen, Dämon Sehnsucht, schleicht verratend

In den Schemen dunkler Wanderer.

Im Flitter bricht verwehter Schleier

Über alles hin,

Im Dünengras das Stirnhaar

Unsichtbarer Züge.

Dann locken tausend Lampen einer Stadt

Die Nachtgesichter, und es geht der Atem

Wilden Trunkes.

Ich tanze mit!

Bringt morgen nicht die Sonne

Dieser Erde Horizonte und schickt Grenzen,

Enge Räume wieder?

 

Das Licht der Straßen schmettert nachts

Zerrissene Gestalten, und das Meer,

Unweit der Stadt, brüllt höhnend.

 

 

 

 

Blätter am Baum

 

Frische Blätter haben helle Unterseiten.

Hochgestellt vom Wind

Treiben sie das Baumboot

Durch die sommerlichen Jahreszeiten.

 

Mag auch mancher Sturm auf ihnen reiten,

Laue Luft sie lind

Schaukeln in dem Abendrot,

Rauschen, reisen sie doch fort,

Zerren an den grünlich, schwarzen Seilen.

 

Nachts verschmelzen sie zu einem

Dunklen Vogel,

Dem sich hier und da

Sträubt

Das Federkleid.

 

Er hockt auf seinem

Einen

Schwarzen Bein.

Die Krallen greifen in die Dunkelheit. 

 

Der frühe Morgen wandelt ihn alsbald

Zu übergroßer Betergestalt,

Verhüllt in wallendes Kleid

Aus grobem Zeug.

 

Der Silhouette deutet man

Die gebeugte Haltung an,

Sieht Hände, Stock und Nase.

 

Doch dann, schon mit dem ersten Erwachen,

Brechen ein ohne Zahlen

Die roten Strahlen

Und richten wieder auf

Ihre Sommersonnensegel.

 

 

 

Herbstanfang

 

So tropft noch spät im Jahr,

Nachdem der schöne Sommer war,

Ganz leise, Blatt für Blatt,

Das Gelb herab.

 

Wie lieb ich diese stille Zeit.

Zu ruhen ist nun manches Herz bereit,

Zu ernten auch die Früchte weit und breit,

Das neugeborne Kind zu tragen

Und Dank zu sagen.

 

Ich denk auch an die weite Reise,

Als du, die Königin im fremden Frauenkreise,

Sich anmutvoll zur Erde neigtest.

Und mich nahm eine Männerhand

Als Gast des Abends an.

 

Doch anders als vergangne Bilder zeigen

Verkörpern mir mein Weib, mein Kind, mein Eigen,

Die Sehnsucht hier zu bleiben,

Zu lieben dieses Land

Im Herbstanfang.

 

 

 

 

Auf Reisen

 

Erst, als das flache Sonnenlicht

Ihr leichtes, weißes Kleid erhellt,

Als ich im weit geschwungnen Fenster

Ein bewegtes Spiegelbild gestellt,

Kann ich sie plötzlich sehn.

 

Im Reisebus sitzt sie ganz vorn'

Und sagt in fremder Sprache etwas an,

Sieht gradeaus,

So dass ich sie von hinten kaum,

Nun aber klar und ganz

Im Fensterglanz

Ihr Ebenbild erkennen kann.

 

Im Fensterrund erscheint sie mir

Zunächst zu zweit,

Die eine üppig, etwas breit,

Die andre in der Fensterseite

Zart und schmal.

Sie sehen sich nicht an,

Wie Schwestern die nur aufeinander horchen,

Wie sich verschämt die Brüste einer Frau wohl kennen,

Und doch, ein wenig abgewandt,

Einander nicht mit Namen nennen.

 

Dann geht mein Blick durchs Seitenfenster,

Und nun, im Spiegel der nach hinten zeigt,

Begegnen unsre Augen sich genau.

 

Sie bleibt verwirrt in ihrem Vortrag stecken,

Rückt schnell vom Sitz sich seitwärts hin,

Als wollte sie die Beine strecken.

 

Die nächste Kurve lässt dazu

Das Doppelbild verlöschen.

Kein Abbild bleibt.

 

Durchs Mikrofon

Dringt wieder nur

Das monoton

Erzählte,

Ausgewählte.

Das kannte ich von andren Reisen schon.

 

 

 

Madrid

 

Überreife Frucht!

Mein Fernweh sucht

Deine Fiestaschaukel,

Deinen Farbengaukel,

Den Stank der heißen Stiere

Und das Brüllen der Tiere,

Dampfende Gesänge

Aus der Straßenenge,

Das Gitarrenflammen,

Brennendes Verlangen

Und ein lächelndes Augenblitzen

Aus Kellerritzen;

 

Das Klatschen der Kastagnetten,

Die lebenden Silhouetten

Aus der Spelunke tief,

Den Schauer, der über die Menge lief,

Als der Matador hinter die Hörner stieß,

Und wieder das wirbelnde Tanzen,

Flamenco stampfen, Mantilla wehen,

Gehen und Drehen,

Taumeln, Stehen!

Das Weiterreichen

Der quellengleichen

Vollen Karaffe in der Rund'

Von Mund zu Mund.

 

 

 

 

Abschied vom Dorf Ebbs

 

Ab ich vom Dorf her, ganz allein,

Den steilen Weg bergauf begann,

Zerstob der erste Regentropfen

Den gelben Staub.

Unbewegt war noch das Laub.

Vom Festzelt hörte man die Hämmer klopfen,

Die Regenwand zog schnell heran.

Die Bauersfrau rief ihre Kinder heim.

 

Am Friedhof ging's vorbei zum Feld,

Dem schrägen Abhang, das war lange schon bestellt.

Mir fiel im Nachhinein noch auf,

Ich konnt die Kreuze nur von hinten sehn,

Sah eine junge Frau am Eingang stehn.

Mit einem Tüchlein wischt' sie den Geländerlauf.

Dann höre ich, dass aus dem Stall ein Glöckchen schellt

Und wie ein Dorfhund hinter seinem Echo bellt.

 

Wie abendliche Dunkelheit

Steht nun die schwere Wolke über mir.

 

Aus ihr bricht leis' und fällt der Regen

Aus einem übergroßen Sieb herab in dünnen Fäden

Und prasselt auf die Blätter, an die Fensterläden.

Das Flüsschen hier schwillt an im Nu,

Lässt Sand und Steine sich bewegen.

 

Ein umgefallner Baum liegt wie ein Tier

Mit nassem Rücken und verschränkten Beinen unterm Leib.

 

Dann bleibt der langgestreckte Ort

Und jeder andre Laut weit hinter mir.

Im Weg frisst sich ein Rinnsal seinen Lauf

Ich seh' den Torkelflug der kleinen Fledermaus,

'Mal unterm Baum, dann wieder dicht am Haus.

Weiter oben, noch ein Stückchen Wegs bergauf,

Steht aus Zement ein kleines Kreuz: "Verweile hier!"

Doch ich versäum' die Rast und gehe fort.

 

 

 

Ein Gruß

 

Sterne,

Ihr goldenen Fingerspitzen

Unzähliger unsichtbarer Hände,

Die zu uns herüberreichen.

Lehrt ihr mich bei Nacht zu sehn?

 

Ich nehme euren Gruß

Von fernen Welten,

Gesandt von einem,

Lange schon vor meiner Zeit.

 

Mein Gruß ist auch auf Reisen,

Hin zu einem

Der noch nach mir kommt.

Sagt ihm, ich hätte nur versäumt

Das Grußwort zu verbreiten.

Vielleicht nimmt er dazu

Gelegenheit.

 

 

 

 

Nachtzug

 

Grün zur Nacht verliert

Die Sonne ihre Kraft

Und schwarzer Schienenstrang

Trägt in der Ferne

Ihren Kopf.

 

Der Farn am Wegesrand,

Der Leiterbahn entlang,

Wird stumpf vom Abendtau.

 

 

Ein Zug steht, Rastern gleich

Und einer Kettenexplosion,

Sekundenlang im Bild.

Dann wird die Stille

Wieder still,

Das grün Verschwiegne

Wieder lautlos wild.

 

Bunt erglänzt

Ein ölig Fleck.

Ihm fehlen schon

Die violetten Ringe.

 

 

 

 

Nachtfahrt

 

In der Nachtfahrt

Wirfst du,

Blinkendes Geldstück, Mond,

Aus unterbrochenem

Häuserschwarz,

Im Fluge deine

Silberschatten

In die Fenster

Rasender Züge.

 

Doch plötzliche Rast

Zeigt deine sinnlose Reise.

Wie still du stehst.

Man könnte lachen.

 

Dann wieder neue Hast

Durch Sträucher, Bäume,

Wälder, Häuser.

Sie berührt mich in seltener Weise,

Lass ich doch diese Fahrt

Dich machen.

 

 

 

 

Ausgeraubt

Ausgeraubt

 

Brutal schlugst du

Im Überfall

Mit deinen Sorgen

Meine Namen tot.

 

Ich griff um deine

Weichen Hüften,

Doch als Kreisel

Drehtest du dich fort.

 

Auf meine Art

Wollt ich dir

Nur den Tag

Begrüßen.

 

Ausgeraubt

Und namenlos

Entließt du

Mich dann

In die Nacht

Des unwillkommnen Tags.

 

Ich hatte nicht vermocht,

Des Kreisels Peitsche

Dir so schnell zu werden.

 

 

 

Der goldene Schuss

 

An manchen Tagen

War es leicht,

Ein Gott zu sein;

Er starb dann einfach.

 

Nur, wenn Knappheit

Seine Kasse überkam,

Verstieß ihn seine Ruhe.

Sie gab ihm List

Und die Verschlagenheit

Mit auf den Weg,

Und raffinierte Angst

Sah ihn aus seinen

Misserfolgen an.

 

Die Krallen seiner

Launenhaftigkeit geschärft

Und das Gehör gespitzt

Auf die Gelegenheit,

Nahm er zuerst noch

Rücksicht,

Wollte sich nicht gleich

In Rohheit sein Gesicht

Beiseite legen.

 

Doch die Krämpfe

Kamen und sie

Nahmen nicht nur sein

Gesicht. Sie gaben ihm

Mit einem Schlag

Die Antwort.

 

Und er verfluchte wieder

Seine Zeit und alles,

Was ihm noch vom alten

Leben wertvoll war.

 

Er schrie auch Namen

Auf die Straße und

Verfluchte neu

Und sah, wie ihn der Schoß

Der Mutter jetzt gebar,

Und sah,

Schon hundertmal,

Wie unter seinen katzenhaften

Bissen, weiß der Stoff

Aus ihren vollen Brüsten

Quoll.

 

Umschlungen hielt er seine Knie

Und flüsterte und schluchzte

Im Verzagen:

Hilfe, Hilfe, Leute,

Helft mir Armem.

 

Einmal, nur einmal,

Wirklich nur noch einmal

Wollte er, egal woher, woran

Woraus, den weißen Teufel jagen.

Diesmal wollt er fest

Auf seinem Nacken bleiben,

Wollte ihn auf seiner

Höllenfahrt begleiten.

 

Schluss aus! Vorbei

Sollt alles sein,

Kein Gott wollt' er mehr werden,

Nicht mehr sterben.

 

Er richtete sich grade auf.

 

Der alte Mann kam

Aus dem Park.

Das bisschen Geld

Warf der ihm ohne Frage

Hin.

Er sah in seinem Alter gleich,

Wie schlimm es stand,

Und die Entschlossenheit.

 

In diesem Jahr

Erfuhr zum ersten Mal ein

Vater, wie unendlich

Krank und wie verlassen,

Wie unendlich, endlos

Einsam

Diese Menschen sind.

 

Auf einem Abort,

Seinem Kind

Die letzte Zuflucht,

Fiel zum Schluss ganz leis

Der goldene Schuss.

 

 

 

Die Hungernden

 

Störe mich nicht,

Denn dieses Gedicht

Schreib' ich für alle Kreatur,

Die vor Gottes Angesicht

Einzig und nur

Vor Hunger zusammenbricht.

 

Erst macht der Hunger krank und blind,

Dann tötet er Mann, Frau und Kind

Ohne Zahl

In unendlicher Langmut und Qual.

 

Ihr verstecktes Sterben

Bringen Bilder an den Tag,

Die um Gerechtigkeit werben,

Eine Gleichheit, die niemand mag.

 

Nur eines erkennt man dankbar an,

Uns geht es nicht so wie dem Nachbarn.

Mildtätig geben wir

Mit spitzen Fingern ab,

Besorgt, dass das wilde Tier,

Nach unseren Händen schnappt.

 

Und bauen einen Käfigzaun

Um unsren Feigenbaum.

 

Ist nicht dem Hungernden

Alles zuzutraun?

Gehören nicht dem Lungernden

Füß' und Hände abgehaun?

Um ihretwillen muss ich schrein

Und um meinetwillen,

NEIN! NEIN! NEIN!

Denn jedem einzelnen, der dort noch steht,

Bitter in Scham um Almosen fleht

Und einen schrecklichen Leidensweg geht,

Dem sitzt im Nacken

Die Schuld der Satten.

 

 

 

Zwei Bilder

 

Mein Bruder schuf als Kind

Ein Bild im Sand,

Von dunklem Braun der Gegenstand,

Und überall war'n

Ränder ohne Rand.

 

Es wurd' mehr ein Relief als Bild.

 

Von einer Puppe riss er ab

Den Kopf, die Arme, Beine,

Nahm den Bauch,

Ein wenig angehaucht,

Ihn formschön in den Sand zu drücken.

Den Kopf macht' er zur Sonne.

Die Arme drückt' er einzeln ab

Und rundherum zu Strahlen.

Die Beine ließ er laufen

Als Speichenrad,

Wie Spielzeug,

Das wir hatten.

Doch das Gesicht,

So engelsgleich und rund,

Das küsst' er einmal auf den Mund

Und drückt es sorgsam in den Sand.

Die Augen konnten deutlich sehn,

Dass Beine sich und Arme drehn.

 

Uns Kinder konnte dieses Spiel erfreun.

 

Mein Bruder schuf ein Bronzebild,

Das schmückt im Hause

Eine Wand.

Von dunklem Braun ist das Metall,

Und Ränder ohne Rand

Sind überall.

 

Es ist mehr ein Relief als Bild

Und scheint den Krieg zu zeigen.

Zerrissen ist der Mensch,

Und losgelöst von ihm sein Eigen.

Die abgerissnen Beine laufen Rad,

Und auf zerbrochnem Gut

Hockt, wie ein abgelegter Hut,

Pausbäckig schön ein Kinderkopf,

Auch ohne Hals und Rumpf.

Die Augen blicken starr und stumpf

Doch voller Gleichmaß

Auf das Karussell aus Beinen.

Auch Arme sind gelegt

Wie Sonnenscheinen.

 

 

 

Treppen

 

Was sie an ihm nicht verstand,

War die Wand

Seiner Gegenwart.

Eine Kreidespur

Aus weißem Sand,

Eine Kreatur,

Die sich nicht vertreiben ließ.

So sehr getrennt von ihrer Welt

Durch ihn

Sah sie vom untersten Treppenabsatz

Zu ihm hin.

Er stand oben. 

 

Was er an ihr nicht verstand,

War die Wand ihrer Gegenwart.

Wenn im Rauschen von Seide und Taft

Sie an ihm vorüber trieb,

Die Säume aus Angst

Vor Verschmutzung gerafft,

Und ängstlich jede Berührung vermied.

So sehr getrennt von seiner Welt

Durch sie,

Sah er vom untersten Treppenabsatz

Zu ihr hin.

Sie stand oben.

 

Er hatte sich oft danach gesehnt

Oben zu stehn.

Sein Treppenabsatz roch zu sehr nach Almosen geben.

Auch würde er sie dann bitten,

Damit sie mehr Gemeinsames hätten,

Mit ihm den oberen Platz zu teilen,

Solange sie mochte, zu verweilen.

 

Sie hatte sich oft danach gesehnt

Ihn nicht mehr oben stehen zu sehn.

Sein Platz

Wurd' zu sehr von ihm selbst begafft.

Sie würde ihn zu gerne bitten,

Damit sie mehr Gemeinsames hätten,

Mit ihr den unteren Platz zu teilen,

Solange er mochte, zu verweilen.

 

In einer Art modernem Verfahren

Waren die Stufen dieser Treppe

Lange schon abgetragen.

 

 

 

Goldenes Visier

 

Mir

Verklebtest du die Augen

Schnell mit Goldpapier.

Doch du vergaßt es ganz,

Ich war ein Greis zuvor.

 

Nur zitternd

Und im Mut des Hungers

Nahm ich an

Und wagte von der übervollen Tafel

Meine Speisung.

 

Man war geneigt

Zu helfen,

Man hatte auch gezeigt

Den Überfluss, weil man's verstand

Zu wählen.

 

Huldigungen hier und dort.

Ein Wort

Verlor ich vor dem ersten Bissen:

"Danke", kam mir in den Sinn.

Auch fielen mir die Gäste,

Die ihr gestern hattet, wieder ein:

Du tratest, meinte ich,

Als Bettler vor sie hin.

Fast ließest du

Sie dich beschenken.

 

Ganz anders heute diese Flut.

Du zeigtest keinerlei Bedenken,

Dich den Armen gestern arm

Und nun den Reichen reich zu schenken.

 

Das Goldpapier auf meinen

Augen

Sollte wenig taugen.

Es verschwand

Beim ersten Weinen.

Und durch die Tränen schien es mir,

Als trügen deine Gäste gestern,

Heute hier

Und ihr,

Das goldene Visier.

 

 

 

Fährschiff

 

Im letzten Raureif dieses

Frühjahrs

Fuhr dein Fährschiff

Nach so langer Fahrt

In Offenheit vom

Freien Meer

Ins Klemmbett

Eines kleinen Hafens

Ein.

 

Kein Fährmann kam,

Um dir die Taue

Abzunehmen.

Ächzend stöhnten,

Ungewohnt der neuen

Last, die Teer geschwärzten

Dalben.

 

Viele Blicke huschten

Aus den nahen Fensterscheiben

Auf den Pier,

Die Gäste deiner Reise

Zu erwarten.

 

Doch kam kein Bootsmann

Und es kam

Kein Passagier.

 

Dein Fährschiff saß so

Fest im Holz,

Ein längst verlassner

Adlerhorst im

Hohen Baumgeäst.

 

Und manche Rostspur

Tropfte braun ins Wasser.

 

Die stumme Suche,

Tagelang an Bord und

Auf den Planken,

Blieb,

Bis ich begriff,

Erfolglos.

 

Dann band ich an an dich

Mein eignes Schiff,

Das schaukelte und, klein,

Mir mehr zur Rettung diente.

 

Kaum angetaut,

Nahmst du ganz ruhig,

Rücksichtsvoll,

Die Fahrt ins offne Meer,

Mit mir im Schlepp, von

Neuem auf.

 

 

 

Atemlos

 

Im Augenblick,

Ich sah nur kurz zurück,

Bemerkte ich den Fall.

Dein Stürzen ließ mir

Keine Wahl,

Ich griff nach deinem Leib

Und riss mit einem Gegenstand

Dein Herz dir auf.

 

Du sagtest auch,

Es sei dir neu,

In fester Hand zu sein,

Ein Opfer, klein wie dieses,

Wäre die Begegnung wert.

 

Für mich warst du im Fallen

Viel zu schwer.

Dein Halt an meinem Halten

Traf mich mehr,

Als die Verletzung,

Die ich dir doch

Unabsichtlich beigebracht. 

 

Du wurdst zum schweren Stein

An meinem Hals,

Dein Puls bedrängte mich

Mit Schlägen.

In meiner Not sah ich umher

Nach meinem Weg, den ich gegangen

Wär, und ließ es zu,

Dass mich Geröll, das

In die Tiefe stieß,

Aus deinen Armen riss.

 

In einem Wartesaal

War alles still.

Von Zeit zu Zeit umblätterte

Nur ein Gesicht.

Die blanken, schwarzen Schuh

An meinen Füßen

Spiegelten die Zimmerlampen.

 

Das linke Bein lag übers rechte

Knie geschlagen, und

Der Reflex der Lampen,

Von dem Schuhwerk

In den Schlägen meines Pulses

Auf und ab getragen,

Zeigte mir, wie atemlos

Das Blut durch meinen Körper schoss.

 

 

 

Das Rapsfeld

 

Die gelbe Flut

Verwischt den roten Streif im Auge.

Nichts steht mehr

Der Blindheit vor,

Dem Gebälk aus

Hartem Stein, der Wucherung

Aus nie gedachten Liedern.

Sollte der Verzicht uns doch

Erreichen?

 

Unvergessen jene Klarheit der

Gedanken, die uns trifft,

Im unverhofften Augenblick,

Im Scherbenhaufen,

Auf dem Schleudersitz.

Das Trümmerfeld war stets

Mir die Behausung.

 

Unerreichtes Glück

Sah aus zerbrochener

Vergangenheit hervor.

Nur eins

In dieser Zeit ertrag ich,

Nicht den Mangel oder

Den Verzicht,

Ein Rapsfeld soll die

Gelben Wogen über mir

Verschließen.

 

 

 

Wohin

 

Es waren Körner in der Wüste, Staub,

Den rieb der Wind,

Den trieb der Wind.

Laub war es,

Wie es der Wind

Aus andren Ländern kannte.

 

Es waren Zeiten in der Welt,

Zu gleicher Zeit.

Die fanden sich,

Benannten sich.

Jahreszeiten waren es,

Die sich von Zeit zu Zeit

Erkannten.

 

Es kamen Worte aus dem Mund,

Luft,

Die rieb der Wind,

Die trieb der Wind.

Schall war es,

Wie ihn der Wind ganz ähnlich

Dünnen Halmen abverlangte.

 

 

 

Die rote Flut

 

Im Flug,

Vorbei an deinen

Fensterscheiben,

Übergoss die rote Flut

Der Abendsonne,

Dort, aus den Spiegeln,

Uns, die draußen weilten.

 

Die ganze gläserne Front

Zerbrach ein Rubin.

Und tausend

Sonnen zogen im

Augenblick, als wir

Vorüberflogen,

Mit uns dahin.

 

Erst als wir größere

Höhen erreichten,

Erfuhren wir von der

Last, die du im

Vorbeiflug uns aufgebürdet

Hattest.

 

Wir sollten der Sonne

Von ihrem verlorenen Blut

Das, was im kalten Glas

So sinnlos

Zerbrochen war,

Zurück erstatten.

 

 

 

 

Spiralnebel

 

Im Kern begann die

Rotation und schon

Die Angst um den Zusammenhang.

Bang griff eine Hand

Der andren in die Räder.

Doch durch den Mangel an Gewicht

Verlor'n sich Angst um Angst

Schnell aus dem Gesicht.

 

Man dacht an das Nachher

Und hörte bald, dass sich

Draußen, wo sich

Kollisionen zugetragen,

Unbekannte in den Armen

Lagen und in der Dunkelheit

Nach Licht verlangten.

Auf ihrer Reise bis hierher

Trug sie das schwarze

Flammenmeer der

Unterdrückten.

 

Weiter noch als alle andren

Waren, traf man auf die

Schnell bewegten Schwaden

Hoher Funktionäre.

Sie befahlen nicht nach

Innen, hin zum Kern,

Nein nach außen.

Dadurch erst wurd dieser

Sternenhaufen,

Für die vielen weit Entfernten,

Sichtbar.

 

Morgenröte schien es noch

Dem nächsten Rang,

Der sich gelassen in der

Obrigkeit befand.

 

Die Reihen wurden lichter,

Und um den Zusammenhang

Wurd hier, bei der

Entfernung zwischen den

Sultanen, keinem bang.

 

Verschwiegen sprang ein

Wassertropfen in die Schale.

Das Echo klang im weiten Saale,

Wurde zum Geräusch,

Das man erst feierte und zelebrierte,

Später dann zu Grabe trug.

 

Der Tag war ausgefüllt und

Hatte sich gelohnt.

Die Rotation war diesen

Lange zur Routine und

Zum guten Ton geworden.

 

 

Eines war jedoch,

Und niemand konnte

Diese Kleinigkeit begreifen.

 

Von Zeit zu Zeit begab

Sich jemand von den Äußersten

Auf Reisen. Kurze Zeit

Nach jedem Start

Verriet nur eine Lichtspur

Noch die Richtung,

Wie man sagt, ein Funke

Sprüht aus glühend Eisen.

 

Der Wissenschaft befahlen sie

Eine Lösungstheorie.

Man gab ins geheim die

Idee vom Spiralnebel an,

Und alle erkannten in den

Verbannten ihre

Abgesandten.

 

 

 

Das Versteckte im Geheimnis

 

Ich hatte einst versucht,

Mir dein Geheimnis zu entdecken

Und kam vorbei an deinem Haus,

Zugemauert, tür- und fensterlos.

 

Ein Schuppen lag davor und

War mir das Versteck.

 

Du wusstest nicht,

Ich selbst war auf der Flucht.

 

Man sagte mir,

Die im Geheimnis bleiben,

Würden schweigen,

Aber oft vernahm ich Singen

Aus dem Hause dringen.

 

Zeugen, die ich mit

Mir nahm, erklärten mir,

Es wäre nichts, es wären nur

Der Wind und Balkenknarren.

Auch käme keiner 'rein und 'raus.

 

Mir war die Flucht von Fremden

Aufgetragen,

Und das Versteckte im Geheimnis

Zu erfragen,

Sei der Grund.

Da nahm ich meine Wohnung

In der Gartenlaube.

 

Noch in der nächsten Nacht

Begann das schnelle Wachsen

Meiner Insel aus dem Meer.

Ringsumher kam täglich Kahn

Um Kahn entlang gefahren, und

Auch dein Haus schwamm

Als ein Boot daher.

In nichts nahm es sich

Von den andern aus.

Ich fuhr zu dir.

 

Es war tatsächlich leer und auch

Beim Näherkommen niemand

Zu erkennen.

Wenn Winde aber um

Die Seile gingen, hörte man

Das leise Singen.

 

Auf meinem Boot sah es

Ganz ähnlich aus,

Und keine Menschen waren

Anzutreffen.

 

Wem sollte nun mein Wissen

Ums Versteckte

Im Geheimnis weiterhelfen.

Es war zwar nichts

Und wurde nichts

Und doch wurd' ich vom Nichts,

Wie viele neben mir,

Getragen.

 

 

 

Pausenlose Angst

 

Voll Überraschung

Sahen meine Finger

Im Begreifen.

Unbekannt war jedes der Objekte,

Die aus deiner Tasche ragten.

Du botst sie uns zum Kaufen an.

 

Wozu, mir schwindelte,

Begann dein Unterricht bei mir.

 

Ich fühlte nun verstärkt, doch

Kopflos, eine angenehme Form.

Ein glatter Stahl schien es zu

Sein, ein Messer, oder, weil

Zu lang, ein Schwert.

 

Du stachst zum Spaß den

Nachbarn, der dir seinen Rücken

Bot,

Tot:

"Man muss die Gegenstände

Realistisch euch beweisen,

Sonst glaubt ihr nicht

Die Not."

 

Ich kaufte dieses Ding, weil

Ich nun auch mit meinen Augen

Sah

Die Gefahr.

 

Ein andrer Nachbar ließ mich

Ruhig sein:

"Das Spielzeug fährt die Klinge ein,

Drück doch auf den Knopf."

 

Er hatte wirklich nicht die

Pausenlose Angst und Furcht

Im Kopf.

 

 

 

Endlich

 

Schon lange fehlte dir

An deiner Luft

Die Luft zum Atmen.

 

Mit einem unbeschriebnen

Blatt Papier

Verdecktest du die

Vorgedruckten Zeilen,

Und die Fingerkuppen

Spürten im Betasten

Endlich bodenlose Reinheit.

 

Dein Seufzer kam

Und maß den Atem neu.

 

Endlich.

 

Die Augen machtest

Du dir zu, um

Zu genießen.

 

Ein Funken Ausgelassenheit

Und Freude überkam dein Herz.

Was du nicht merktest, war,

Dass Druckerschwärze deiner Hände

Beim Bestreichen jener Fläche

Schattenhaft und Wort

Für Wort und Satz für Satz

Den Druck neu auf die

Seite warf.

 

 

 

Nur im Verzehr

 

Auf meinem Speiseplan

Fand ich ein wenig

Deiner Gegenwart.

 

Das Lied, das du grad sangst,

War Würze meiner Mahlzeit,

Die mir nicht, wie sonst,

Nur der Verdauung diente,

Sondern dir:

 

Du wolltest doch, dass ich

Dich aufnahm.

 

Du kamst in der Eskorte.

Sie galt dir.

Du fristetest dein Dasein

Schutzlos in der Wolke

Eskortierter, der du

Ihr Gefangner warst.

Nur im Verzehr, so mahntest du,

Gelänge dir die Freiheit,

Die du meintest.

 

 

 

 

Nur unfreiwillig

 

Nur unfreiwillig

Geht das Kind zu den

Erwachsenen, die ihm

Von Herzen

Wohlgesonnen sind.

 

Die Mutter, selbst ein Kind,

Begreift die Qual.

Gemeinsam tasten sie sich

Durch die Zeit der Großen.

 

Dem Kind ist noch versperrt die

Tür zu einer andren Welt,

Und schützend hat die Mutter

Sich davor gestellt, sie

Spricht für beide.

 

Ein Vater sieht das Zerren,

Kind am Kind der Narren,

Wachsoldaten an dem Zelt.

 

Nur unfreiwillig

Geht das Kind zu den

Erwachsenen, die ihm

Von Herzen

Wohlgesonnen sind.

 

 

 

Dein Nest in meinem Herzen

 

Hoch im Geäst

Deiner Gedanken

Erkenn ich klein

Ein Nest,

Und hurtig fliegen

Die Worte aus und ein.

 

Ihr Kommen und Gehen

Ist nicht zu verstehen.

 

Vom Boden picken sie

Brosame auf

Und trauen keinem

Geräusch.

 

Unbekannt sind uns sonst,

Und wenig vertraut,

Ihre Horte.

 

Am schnellen Flügelschlag,

Am bunten Federkleid,

Und häufiger noch

Entdecken wir ihr Leben,

Wenn sie es geben.

 

Umschlungen hält ganz

Fest im Arm die Frau

Das Kind:

"Verloren, wie wir alle sind,

Sollst du nicht sein.

Flieg, mein kleines Herz,

Flieg fort,

Dass fern dein Nest

In meinem Herzen sei."

 

 

 

Ahnungslos

 

Kraftvoll trug dich ganz allein,

Im breit gespreizten Federkleid,

Der Aufwind in die Wipfel.

 

Weit, weit unter dir

Sahst du das Kriegervolk,

Ein Spielzeug, dessen Mechanismus

Du nicht kanntest.

Doch alle Augen folgten

Deinem Flug.

 

Dein kleiner Schatten huschte,

Schnell den steilen Felsen

Immerzu entrissen,

Näher auf dich zu.

Nur ein Getreuer noch

Nahm dankbar die Sekunde

Deiner Dunkelheit als

Sonnenschutz vor Blendung wahr.

 

Allen andern schienst du

Schattenlos.

 

Die Ruhe dieser Menschen

Tat dir wohl,

Auch stauntest du

Ein wenig über die

Entfernung.

 

Das blinkend Ding,

Das sich dann plötzlich

Aus der Menge löste,

Dich ereilte,

Hieltst du

Für Begeisterung,

Als rot das Blut schon

Deine Federn teilte.

 

Nur milde Seelen standen

Später an dem Grab herum,

Wie immer, wenn sich ahnungslos

Ein Kopf vom Rumpf

Entfernte.

 

 

 

Die dünne Decke Gräser

 

Du liefst,

Als sei es heut' das erste Mal,

Dass deine Kinderfüße

Dich zum Ufer tragen.

 

Der Fluss

Schnitt in Geduld

Wie immer diese Wiese ein.

 

Mit deinen über vierzig Jahren

Konntest du den Weg dorthin

Durch Sumpf

Wohl nicht mehr wagen.

Doch dir im Blick war nur der

Kleine Landvorsprung,

In dessen Wasserschnellen

Sich die Forellen stellen.

 

Entfernt vom Strand

Erhaschtest du den Baum,

An welchen, angelehnt,

Sich Kindertraum mit

Kindheitsträumen eng

Vermengte.

 

Im Weitertasten

Brachst du ein

Ins Moor.

Die dünne Decke Gräser

Konnte dich nicht tragen.

 

Ein Schuh blieb in der Tiefe.

Du zweifeltest, ob deine Sehnsucht

Wirklich dieser kleinen Küste

Galt.

Nein, hier machtest du nicht

Halt.

 

Noch einmal wehte

Unbefangen dir das Haar

Im hinderlichen Laufen um

Die Stirn.

Dann stecktest du mit

Beiden Beinen in den

Schlaufen freier Wurzeln.

 

 

Du konntest dich auch diesmal

In den Bruchteil'n einer Panik

Aus dem Band

Befrein.

Nur wenig später lagst du in

Den Armen langen Rohrs.

Das sprach dir in dein Ohr

Auf feuchtem Moos und

In dein Schluchzen:

"Auch wir sind aus dem Fluss

Und mussten lange warten

Auf den Trost."

 

Den klaren Bach

Unsichtbar hinter Sträuchern,

Dir vor Augen,

Gabst du nach,

Auch insgeheim, weil dir die Angst

Vor dem Zurück

Nun plötzlich deine Kehle

Drückte.

Doch aus den Augen brach

Unmäßig Zorn.

 

 

 

Der Dieb des Pfeils

 

Ich übertreib

Und schreite an der Grenze

Meiner Tage.

 

Das Hohelied von gestern,

Das ich unvermittelt in

Der Zeitung las,

Berührte meine Spannung

Nicht.

 

Meine Frage trug ich

Auf als Pfeil dem Bogen

Und schoss ihn sportlich ab.

Doch außer mir war

Niemand auf das Übungsfeld

Gezogen.

Keiner las die Punkte auf

Der Scheibe.

Ich wollt doch nicht die

Kraft der Muskeln

An dem Bogen messen

Und ließ es sein.

 

Da brach vom Nachbarfeld

Die Jagd nach einem Dieb

Mir in die Arme.

Man trug hoch in der Hand

Den Pfeil und stach ihn vor

Mir in die Erde:

Der, der den Bogen trägt,

Ist auch der Dieb

Des Pfeils, und band

Mir beide Hände.

 

Im Unverstand

Wurd mir das Hohelied

Gesungen,

Und meine Spannung

Gab mir freie Hand.

 

 

 

Unter hellem Fischleib

 

In der Tunneldurchfahrt,

Monoton beleuchtet

Nur von Deckenstrahlern,

Tausend Silberfischen in

Den vollen Netzen hoch am Haken,

Bleicht dein Antlitz neben mir

Mit jedem Licht hell auf

Und stirbt sofort darauf,

Bis es in zusätzlicher Nacht,

Beim Ausfall einer Lampe,

Unbewacht entkommt.

 

Ich greif in Hast nach dir

Und denk an deine schwarzen Haare,

Die dich günstig tarnen.

 

Auf dem Sitz erfasse ich

Ein abgeriss'nes Stück Papier.

Sonst ist er leer.

 

In meiner Tunneldurchfahrt,

Die bei hellem Licht begann,

Fall ich am Ende über deine Locken

In die Finsternis.

 

Die Fahrt jedoch wird lang

Noch nicht vollbracht.

 

Beim nächsten Mondlicht

Werd ich Ausschau halten,

Und die schwarz gelockte Dunkelheit

Wird wohl noch einmal

Unter hellem Fischleib

Dich gestalten.

 

 

 

Der Vorhang

 

Der Vorhang, der die Stube

Dir vom Schreibtisch

Trennte, war aus harten

Balken.

Teergetränkte Schwellen

Unbefahrner Gleise hingen

Dort in Stäben tief herab,

 

Ein Xylophon, kaum zu bewegen,

Das im steten Windzug schwang,

Und ganz verhalten

Rollte dumpf ein Klang

Bei dem Zusammenstoß der Hölzer.

 

Dein Stuhl war leer.

 

Und dennoch warntest du

Mich vorm Betreten:

Der Abendzug würd gleich

Vorüber fahrn.

Hier, vor deinem Leben

Gäb' es leider

Keine Schranken.

 

Von ferne kam ein Nachtzug an.

Es schien, als machte er Station

Bei dir, doch dann nahm er

Mit ganzer Kraft die Reise auf,

Und aus dem Führerhaus

Sah ich dich zu mir winken.

 

 

 

 

Enges Wurzelwerk

 

Du wähntest dich allein

 

Und konntest nicht verhindern,

Dass ich doch mit Haut und

Haar und in Gedanken

Ganz und gar in deinem

Zimmer war.

 

Terror und Gewalt,

Ein Anschlag, der den

Kindern Leben raubte,

Nichts verschonte und

Sich frech im Überdruss

Bekannte,

Zog im schnellen Wachsen

Enges Wurzelwerk.

 

Du wusstest nichts von alledem,

Und ich vergaß, was ich gesehn.

Mir gab die Lässigkeit, mit

Der du deinen Körper pflegtest,

Deine Schönheit, deine Artigkeit,

Die Liebe zu dem Ungeschützten,

Das du hegtest ohne großen

Unterschied, angesiedelt in

Den Wänden deiner Stube,

Zu vergessen Kraft.

 

Du wähntest dich allein

Mit dir und hieltst mich

An der Hand.

Du machtest wenig Unterschied

Zu mir und anderen,

Und dein Bekennen in dem Überfluss

Der Freiheit, die dich ganz umgab,

Zog im schnellen Wachsen

Enges Wurzelwerk.

 

In dichten Maschen

Schlang einst

Untertage

Draht um Draht

Ein Netz.

 

 

 

Nackte Nerven

 

Das Auf und Ab der dünnen Schnüre

Unsichtbarer Telegraphen,

Dir als Kopfschmuck

In dem Fensterrahmen

Deines Reisezuges

Voller Ungeduld

In wechselvoller Schwingung

Angetragen,

Knüpft kein Netz, das

Dich behielte.

 

Weiß ich doch, du würdest sagen,

Dass der Anfang jenes Fadens

Nicht in deinen Händen läge,

Würdest auch woanders

Stören, griffest du

Hier ein.

 

Ich sage dir, durch

Diese Drähte sehen

Fremde, was sie nie gehört,

Und ihnen dient

Das Garn.

 

Dir

Gereichen sie nur in bewegtem

Spiel zur Zier.

 

Hilflos lässt du sie vorüberziehen,

Nackte Nerven anderer,

Und fürchtest

Jene Zuckung, wie elektrisiert,

Bei dem Berühren.

 

 

 

Durchlass

 

Du, Königin,

Du, goldner Reif,

Du, handgeschliffnes

Herz aus Glas,

Sieh dich um

Im Kreis der

Ungeschliffnen,

Ungefassten.

 

Unser Haus im Haus

Der Häuser,

Unser Dach im Dach

Der Dächer,

Und die Tür, ja,

Unsre Tür, die findest du

Nur in der Tür

Der Türen.

 

Siebenfach verriegelt

War das Schloss,

Und als der Schlüssel

Dir abhandenkam,

Bemühtest du ein Heer

Der Wissenschaft, den

Durchlass wieder

Herzustellen.

 

Anders war der Schoß

Der Jungvermählten.

Er barg ihr nach

Erstem Einbruch alles:

Königin und goldnen Reif,

Handeschliffnes Herz

Aus Glas, das Ungeschliffne

Und das Ungefasste,

Haus und Dach und Tür

Und siebenfach

Verriegelt Schloss

Und hatte doch den

Durchlass grad

Und schlüssellos

Geschaffen.

 

 

 

Knietief

 

Oft standst du Tag und Nacht

In Sattheit.

Knietief schlug dir die Völlerei

Entgegen.

 

An deinem Ohr versprach man sich

Doch nicht zu viel von dem Zuviel

Zu reden,

Zu oft geschah es, dass

Ein Fremder kam und nahm.

 

Dir war das Nötigste davon

Genug. Du sahst auch ein,

Du konntest nicht entweichen,

Ohne ohne Hab und Gut zu sein.

 

Scham stieg langsam in dir auf,

Suchte dich zu nehmen mit

Gewalt.

 

Ein Mädchen trug ganz unbeschwert

Kastanienbraun die schönen Locken

Schulterlang

Im Kreis der Damen, die

Mit List versuchten, dieses Kind

An dunkle Wand zu locken.

Sah man dort doch kaum noch etwas

Von dem Braun.

 

 

 

Lange vor der Flut

 

Dein Arm umschlang

In Angst um den Besitz

Die Niederschrift der Güter.

Draußen vor dem Tor ließt

Du die Kontrolleure deiner

Eigenmächtigkeiten warten.

 

Punkt für Punkt nahmst du,

Ein Raubtier, jenen Hütern ihre Beute,

Brachtest Reichtum aufs Papier.

 

Von ihnen traute keiner

Sich zu dir,

Und du tatst gut, die Meute

Nicht zu rufen.

Auch fehlten dir Vertraute,

Klagtest du.

 

Es ging ein Habenichts

Am Strand.

Im Spiel mit Muscheln, Steinen,

Sand und Wasser aus dem Meer,

Schuf er im Handumdreh'n

Ein Wunderland.

 

Es wurd sein Werk von

Einer viel zu frühen Welle

Eines Schiffes, das vorüber kam,

Noch lange vor der Flut,

Die sonst die Sandgebilde nahm,

Zerstört.

 

 

 

Ihre Brüchigkeit

 

In deiner Überbrückung

War Geländer dir das

Fenster und die Durchfahrt

Band nach draußen.

 

Es stand ein Schild, das die

Station auf Brücken

Untersagte.

Nur der Notfall brachte

Dir Besuch.

Lange kämpftest du

Mit dir, Passage

Gänzlich zu verweigern,

Um Blockade

Gingen die Gedanken.

 

Die Termine unbekannter

Obrigkeit zur Inspektion

Nahmst du begierig wahr.

 

Doch der Aufschub, den sie brachten,

War kein Trost, auch wusstest du,

Wenn man die Überbrückung schloss,

Blieb dir nur Ihre Brüchigkeit

Noch zu bewachen.

 

 

 

 

Unerklärlich Frieren

 

Damit du nicht im

Tiefen Wasser fremder

Fragen stecken bliebst,

Entsandte ich den Schuster.

 

Aus der Haut des Lachses

Schnitt er deinem Fuße

Schutz, und perlend glitten

Alle Tropfen ab.

 

Das neue Schuhwerk war

Geeignet, Moor und Sümpfe

Zu durchqueren und

Den Fersen Angriff

Abzuwehren.

 

Wohl wurd dir und warm,

Und beinah zeigtest du

Schon Interesse, Sympathie,

Mit denen, die dich so

Erfolglos jagten.

 

Einmal, als du ohne

Haut den Lachs im

Schnellen Wasser sahst,

Ergriff dich doch ein

Unerklärlich' Frieren.

 

 

 

Höchste Sorgfalt

 

Aus aufgerissenem Kaninchenleib

Fraß zerrend eine Krähe.

 

Der Sturm zerfledderte

Ihr schwarzes Kleid und

Sträubte, Schirm im Schirm, die

Federn über das Gedärm.

 

Im Krieg des Kriegs,

Der unter den Giganten

In der Planung

Sich befand, beteuerten

Die Gegenseiten schriftlich

Die Notwendigkeit,

Im Kampf, der zwischen

Krähe und Kaninchen stand,

Bereitschaft zur Verteidigung

In der Verteidigung

Des Gleichgewichts zu halten.

 

Auch sagte man, es zähle ein

Kaninchenleib nicht mehr

Als der Kadaver einer Krähe.

 

Höchste Sorgfalt im Vergleichen

Der Vergleiche

Galt es zu erreichen.

 

 

 

Tapferkeiten

 

Aus deiner flachen Schale,

Übervoll mit Tapferkeiten,

Sah selbst ich Besonderheiten

Ragen.

Du ließt sie dem Ruf nach Mut

Zur Tat in unsren Tagen

Vor die Füße tragen.

 

Neu erwuchs dir Tapferkeit

In Tapferkeit und gab dem

Ruf im Ruf nach Mut im Mut

Die längst verdiente Mahlzeit,

Daran zu ersticken.

 

 

 

 

Damdadadam

 

Damdadadam, damdadadam.

Als König musst du stets verkleidet gehn.

Als König darfst du nie Minister sehn.

Damdadadam, damdadadam.

Es könnte dir sonst ein Leid gescheh'n.

 

Damdadadam, damdadadam.

Als Bettler darfst du nicht ehrlich sein.

Als Bettler lebst du von Lumperein.

Damdadadam, damdadadam.

Man könnte dich sonst wegen Betrugs erschlag'n.

 

Damdadadam, damdadadam.

Als Arzt hast du niemals die Wahrheit zu sagen.

Als Arzt hast du selber die Krankheit zu haben.

Damdadadam, damdadadam.

Man würde dich sonst zu den Kranken tragen.

 

Damdadadam, damdadadam.

Mein Lied darf ich nur für mich singen, ganz leis'.

Mein Lied darf mir gar nichts einbringen, ich weiß.

Damdadadam, damdadadam.

Sonst würd' es für mich eine höllische Speis'.

Damdadadam, damdadadam.

 

 

 

Das Weiß in deinen Augen

Das Weiß in deinen Augen

 

Ich kam zu dir

Ans Krankenlager.

Du, ein alter Mann,

Dem einst Verführer

Haut vom Leib getrennt

Und Knochen deines

Widerstands gebrochen,

Von dir war nur das

Weiß der Augen noch

Geblieben.

 

Die Zeit, aus der du uns

Berichtetest, ließ nicht die

Zeit zum Überleben.

Du selbst warst mitten drin

Im schlappen Krieg um

Niedertracht gewesen,

Im Kampf um Krumen,

Ums Verschenken

Sanfter Worte an die Jugend.

 

Stark war damals noch

Das Weiß in deinen Augen,

Und manchem, der dort starb,

Ward es zum

Hellen Totenlaken.

 

Auch lange noch danach,

Als deinen neuen Herren,

Die mit dir

Den Chor der ungehörten

Rufer einst so qualvoll stellten,

Deine Schreie wieder

In den Ohren gellten,

Blitzte dieses Weiß

Aus wiederum verbotnen

Kellerritzen.

 

Bis zuletzt bliebst du

Vor deinen Augen

Unbestritten König,

Und wusstest auch,

Ein Ungerufner würd es

Noch 'mal sein,

Der von dem weißen Porzellan

Den Glanz dir raubte.

 

 

 

Tumor

 

Am Kindergrabe steh'n

Verzweifelt Elternpaar

Und jene kleine Schar von

Freunden, Anverwandten.

Sie alle hatten großes Leid

Mit angesehn.

Selbst für die Mutter war

Die Zeit der Tränen schon vorbei,

Und nur dem Vater brach

Im Aufbegehren noch der

Blick um das versagte Wunder

Aus den Augen.

 

Aus heitrem Himmel

War das Kind im fünften

Lebensjahr von Übelkeit,

Erbrechen, Schwäche angetan.

Die Diagnose, für das Kind

Mit tausend Ängsten vor den

Drähten, Lampen, weißen Kitteln,

Sonden, dunklen Räumen festgestellt,

Von einer Schwester nahm es noch ein

Rotes Kabel mit,

War ein Tumor im Kopf, inoperabel.

 

Die Frist war abzusehn

Und eine Hölle jeder Tag und jede Nacht.

Das wilde Wachstum nagte

Lautlos an dem Lebensfaden.

 

Zu den Gebrechen kam nur eine

Fieberhafte Lust,

Der Durst, so sehr.

Doch Schlucken fiel dem Menschenkind

So schwer,

Dass es dann endlich

Nur im Anblick

Vieler bunter Becher, Flaschen,

Rund ums Krankenbett verstreut,

Seine Phantasie ertränkte.

 

Mit sechzehn Pfund Gewicht

Und nach zwölf Wochen Qual

Entschlief das Kind.

 

Die Augen standen

Weit geöffnet im Gesicht

Und sahen jedes, wie verdreht,

Ganz kurios, doch ohne Glanz,

Den Vater und zugleich

Die Mutter an.

 

 

 

Trauer um ein Kind

 

Mein Gott'

Wie hab' ich an dem Kind gehangen,

An ihm, das keiner recht gewollt.

Fast hätt' ich mich an mir vergangen

Bei seinem Tod.

 

Mein Gott,

Wie still ist nun das Haus im Haus.

Aus jedem Winkel hör ich noch sein Lachen.

Wer löschte dieses Licht im Lichte aus,

Und seine hellen Schatten.

 

Mein Gott,

So schnell floss mir die Seele leer,

So schnell ward mir das Herz zerrissen.

Der falsche Schritt war doch viel mehr,

Als Unfallärzte ahnen ließen.

 

Mein Gott,

Es sind schon Wochen her.

Ich wag mich nicht zum Kindergrabe.

Verzeih mir meine Gegenwehr,

Des Nachts den Schweiß, die Furcht am Tage.

 

 

 

 

Vom Krebs in dir

 

Vor deiner Wohnungstüre,

Rechts vom Eingang,

Bautest du den

Unterstand.

 

Hier erlaubtest du zu warten.

 

Viele, die dir zu Gesichte

Kamen, kanntest du,

Doch erst an dem Gesicht

Erkanntest du die Vielen.

 

Mit Namen nanntest du

Gar keinen.

Fremde wurden nicht von dir

Gefragt.

Nur, die schönen Wächterinnen

Kümmerten sich ums

Befinden.

 

Wer dort im Unterstand die Wohnung nahm,

Besorgte links den Weg.

Er blieb dir als Passage.

 

Viel Geduld verlangtest du

Von deinen Bettlern.

Ohne Habe, ohne Gut,

Und nur bepackt mit

Schwerer Last, trafen sie

Dort ein.

Du ließest sie gewähren.

 

Ihre Bündel, die sie häufig

Dir beließen, hieltst du fest

In dem Bericht.

Selten auch sahst du im

Päckchen Spielzeug, lächeltest

Ob der Einfalt,

Oft im Spielzeug deiner Gäste wieder

Giftig jenen Todesboten,

Dir zur Last.

 

In deiner Ohnmacht, nur

Als Schreiber eines Protokolls

Zu dienen, warst du

Manchmal froh,

Vom Krebs in dir

Zu wissen.

 

 

 

Nach frischem Töten

 

Ich musste schmecken den Geschmack,

Wie man ihn hat

Nach frischem Töten.

Das Gegenüber hingestreckt,

Die Sitze, Polster, Autotüren

Blutbefleckt,

Der Kopf, durch die Verbundglasscheibe

Abgetrennt vom Rumpf,

Liegt weit entfernt.

Man konnte ihn so schnell

Nicht finden.

Jetzt lernte ich den Abscheu überwinden

Vor der toten Kreatur.

 

 

 

 

 

Nacktheit

 

Abendsonne lässt ihr Blut

Müde in die Gärten fallen,

Wo der Sommer war.

 

Feuchte, zähe Nebelbrut

Kämmt mit unsichtbaren Krallen

Rotes Blätterhaar,

Hebt sich, plötzlich reißt das Tuch,

Zeigt die Blöße dunkler Äste,

Pfähle tief im Leib.

 

Schrecklich ist der Nacktheit Fluch.

 

Feier kalte Wahrheitsfeste

Nur in Einsamkeit.

 

 

 

 

Dürre

 

Dürre kreidet durch das Land. .

Weißer Staub

Bricht in Adern deine Hand,

Irden Laub.

 

Fieberwinde flimmern grell,

Schattenglanz.

Sonnenspiele heiß und hell,

Totentanz.

 

 

 

 

Verderbnis

 

Der Staub vergangener Beklemmnis,

Ein pelzig Überzug auf meiner Haut.

Stockig der Geschmack im Mund.

Mit großer Geste tu ich so,

Als wäre nichts.

 

Wie die Verderbnis lebt!

Ein madig Loch im Fleisch.

Jeder hütet sein Geheimnis,

Legt Tücher, Geld und Lügen drauf.

 

Haarig auch die Worte.

Heiß der Kuss im Schoß der Frau,

Und fern, so fern die

Welten heiler Tempel,

Geschützt vom Ohrwurm

Monotoner Litanei.

 

 

 

Die Lüge

 

Deine Worte sind ein schillerndes Band,

Eine Regenwand,

Auf welche Sonne fällt.

 

Deine Worte sind wie jene mitfahrende Perlenwand,

Jenes Wasser zerstäubt zum gläsernen Fächer,

Den, hochgedrückt vom nassen Straßenrand,

Ein schwarzer Autoreifen in den Händen hält.

 

Deine Worte sind dein Kleid,

Doch deine Worte erwecken auch Neid

Auf deinen weißen Körper.

Trotzdem legen andere vor dir die Lumpen ab,

Verdecken die Blößen mit schmutzigen Händen.

 

Einst gab dir ähnliche Nacktheit zu denken,

Als die Wahrheit noch neben dir stand.

 

 

 

 

Die eigenen Worte

 

Die eigenen Worte sind eine Wahrheit

Und der Verdacht,

Die üble Kreatur in dir zu füttern.

 

Die Lüge ist der Hunger,

Die den Wolf in dir nicht stillt,

Sie quält und nagt

An deinem Kleid

Und wagt

Sich nicht hervor.

 

Du, der Tor,

Weißt nicht

Mehr, was du sprichst.

Du hörst dir zu, einem Fremden:

So redet also einer,

Der so denkt wie ich.

Ich fürchte mich.

 

 

 

 

Im viel zu engen Kleid

 

Es kommt die Zeit,

Da wünsch ich mir den Tod.

Ein Kleid, das nicht mehr

Viel zu eng, wie all die

Tausend andern

Waren, bringt mir Wohligkeit

Und Wärme.

Wenn nur das Wort Abschied

Nicht wäre.

Nie werd ich es versteh'n,

Noch im Davongehn werd

Ich nach Erklärung suchen.

Mir, ausgerechnet mir,

Soll das gescheh'n.

 

Von jedem, glaub ich,

Könnte ich mich trennen,

Nur von dir

Fiel mir

Das Abschiednehmen

Unsagbar schwer.

 

Versprich, dass du nie vor

Mir gehst.

Ich müsst dir sonst ja

Meinen Unverstand

Erklären und stürbe

Meinen Tod schon

Vor der Zeit im viel zu

Engen Kleid.

 

 

 

 

Karfreitag

Karfreitag

 

Du sprachst zu mir,

Du hättest Tote mehr gesehn,

Als Leichen je da waren.

 

Ich sage dir, wahr,

Wahr redest du,

Denn jede Zeitung schreibt

Und hunderttausend Mal

Wird es erfahren,

Dass die Toten lebend

Noch geboren haben

Wieder ihren Tod.

 

Sie starben ihren Tod

Im Voraus viele Mal.

 

Ich selbst, glaub mir,

Starb einen fremden Tod.

Mich selbst, glaub mir,

Hat Tod im Tod getragen.

 

Die Leichen, die du sichtbar

Fandst, ja, es ist schlimm,

Die waren nur noch Todeszeichen.

Tot auch der,

Der sie als Tote nimmt.

 

 

 

 

Gebet

 

Seltsam schaumig Tropfen

Auf dem Wasserblech.

Ein stockig Zeiger

Ohne Zahl

Ragt aus dem Ufersand

In die Höh.

Auch läuft der Weg nicht rund,

Nein, steil bergauf.

Schnaufend fällt

Der abgestoßne Stein

Der Magerkeit

Ins Tal

Und schlägt dem Blech

Die Risse kreuz und quer

Durch Mark und Bein.

Nur dumpf und sacht

Erzittert rundherum das Moor.

So sanft erbebte einst

Der Sinn, als ihn

Erkenntnis traf.

 

Verschon, oh Herr, dies Kind,

Es hütet sanfter Schlaf.

Um seinetwillen

Lern ich beten.

 

 

 

 

Ein Schrei

 

Aus tiefer Not

Ein Schrei zum Himmel

Trifft auf über tausend Satelliten!

 

Die haben den Verdacht gebracht,

Dass eventuell fremde Wesen ...

Aber Konkretes

Ist dort nicht gewesen.

 

 

 

 

 

Hoffnung

 

Jesus am Kreuz,

Und darunter,

In Synkopen,

Die Schachtel mit den grünen Schleifen.

Ich darf doch nicht weinend dahinsterben!

 

 

 

 

 

Besitz

 

Nichts scheint so schwarz

Wie selbst ein Loch,

Das wohl in einem schwarzen Loch

Noch schwärzer wird,

Und nichts so grau

Wie eine Felswand,

Die sich weiter hinter

Eine andre schiebt.

Nie scheint der Jugend

Eine dürre Zeit,

Die neu ist,

Mehr voll Kraft zu sein,

Und nie dem Alter

Eine satte Zeit

Als Inbegriff

Für alles was befreit.

 

Nie scheint die Liebe

Flüchtiger zu sein,

Als wenn man liebt,

Und nie ist mehr Bestand gegeben,

Als wenn in Sorge lebt das Herz

Um neues Leben.

 

 

 

 

Der Regenbogen

 

Der Regenbogen

Hat mich betrogen.

Als sichtbares Zeichen

Zwischen Ihm und meinesgleichen

Wird er gespannt.

So steht es zu lesen.

Doch als ich an seinem Rand gewesen,

Um mich auf seine Brücke zu wagen,

Meine Last hinüber zu tragen,

Sie drüben abzuladen,

Nahm mein Näherkommen hinweg

Den Weg.

 

 

 

 

 

Ertrage dich

 

Mein Herz

Du liebes Kind meiner Seele,

Bleibe ruhig.

Vergiss die unheilvollen Pläne,

Lass Gewesenes vergangen sein.

Sei nicht der Würger

In dem hohen Turm

Der Eitelkeit.

Sei auch die Taube nicht

Im Drahtverhau,

Ein niedlich nickend Ding,

Das tanzt im weißen Federkleid.

Ertrage dich

Und auch das kleine Stückchen

Deiner Unschuld,

Das dir blieb.

 

 

 

 

 

Singsang

 

Zu unbedeutend ist der

Singsang hoher Priesterschaft

Und seiner Wiederholung

Durch gekniete Münder.

 

Reste faulen Ungehorsams

Gären in den Liebgewordnen,

Auserwählten und Verdammten

Immer wieder auf

Zu Blüten toller Freiheit.

 

Nichts kann Nachtzugfenster

Schneller Züge

In das Flutlicht

Menschenvoller Hallen zwingen,

Nichts die gute Einsicht

Zum Bekenntnis bringen.

 

 

 

 

Weihnacht

 

Durch die Straßenleere

Schleicht der Dämon der Vergangenheit,

Der Jesus weher Schuld.

In der Krone

Statt der Dornen

Die Gesichter all der Fernen

Und Verkauften.

Doch die Fährte dünnen Blutes

Von der Stirn

Perlt in Sühne

Auf die Gegenwart.

Wie leicht wird da das Singen

Hinterm Zucken sanfter Lichter

In den Fenstern.

Nur ein wenig der Erinnerung

Ist mildes Löschen, furchtsam Hüten

Einer hellen Flamme.

 

 

 

 

 

Weihnachtszeit

 

Ich habe ein blaues Eiskristall

Gesehn.

Im grellen Sonnenstrahl,

Es war ein wirbelnder Splitter aus Stahl,

Brach es der Frost

Von dem Zweig.

Schön

War sein funkelnder Flug

Auf die Erde.

Es ist Weihnachtszeit.

 

Im nächtlichen Wald

Aus weißem Licht,

So kalt,

Gibt ein Stoß an den Ast

Die ganze Last einer

Glitzernden Wolke frei.

Kommt alle herbei,

Es ist Weihnachtszeit.

 

In den kurzen Schatten

Unter dem senkrechten Mond

Entsteht, kaum erkennbar für mich,

Ein hageres, dunkles Gesicht.

Heute Morgen hielt ich

Aus ärmstem Land

Einen Bettelbrief in der Hand.

Sag mir, Gesicht,

Was fange ich

Mit der Bittschrift an,

Es ist doch Weihnachtszeit.

 

 

 

Raum-, Zeitgedichte Nr. ..........

Es ist eine Zeit, Raum-, Zeitgedicht Nr. 1

 

Es ist eine Zeit,

Die ist schon vorbei

Und wird doch erst kommen.

Es ist ein Wort,

Das ist schon gesprochen

Und wird doch erst vernommen.

Es ist ein Ziel,

Das ist schon vorbei

Und wird doch erst erreicht.

 

Es wird die Zeit kommen,

Die ich heute erlebte.

Es wird das Wort vernommen werden,

Das ich heute hörte.

Es wird das Ziel erreicht werden,

Das ich heute verfehlte.

 

 

 

 

Zeitreisende, Raum-, Zeitgedicht Nr. 2

 

Die super schnell bewegten Räume

Sind nicht mehr sichtbar.

Sie sind du, und du bist sie,

Sie stehen still.

 

Du lebst in einer Computerzeile,

In einem Rechner.

Er ist dein Atem,

Lebenserhaltend.

Du weißt, du kannst

jederzeit diesen Raum und

Neuerdings auch diese Zeit verlassen

Und wechseln.

Doch wer das macht,

Verliert an Substanz.

Der Rechner kann dich dann

Nicht mehr führen,

Du gibst dich Fremden an die Hand.

 

Du gewinnst deine neue Zeit,

Doch die Ereignisse liegen so weit

Auseinander

Und sind keine Zuflucht mehr.

Du weiß nicht, wen du noch kanntest,

Wen du noch mit Namen nanntest,

Und manches ist sehr lange her.

 

Auch ist die Rückkehr

Schwer,

Es überholt dich der Zeitenwechsel,

Und die alten Räume

Sind noch einmal neu;

Auch nicht ohne Verlust

Für dich.

 

Unfälle soll es kaum noch geben,

Hört man.

Doch das hat bei dieser

Menge an Räumen und Zeiten

Nichts zu bedeuten.

 

Gleichzeitige Dinge,

Die sich heute ereignen,

Können der Rückkehr

Des Reisenden Zukunft

Und dem, der wechselt,

Schon lange Vergangenheit sein.

 

Viele klagen über die

Eintönigkeit.

Manche sprechen noch heut' von Melancholie.

 

 

 

Zeitenwechsel, Raum-, Zeitgedicht Nr. 3

 

Vor dem ersten Wechsel

In die andre Zeit

Hattest du noch Argumente.

Glaubhaft trugst du

Unsren Namen

Vor dir her.

Über deine Schulter

Sahen wir dein Werk.

Du warst wie wir.

 

Doch die andre Zeit

War schneller,

Maßlos war ihr Anspruch

Auf Besitz an dir.

Du verlorst dich ganz

An sie.

 

Du erlerntest eine Sprache,

Die war neu,

Kalt das Für und Wider,

Ohne zu verletzen.

 

Es trieb dich

Auch nicht heim.

Nur, wenn dein Weg

Den unseren schnitt,

Wurdest du uns greifbar.

Was wir hielten,

War ein Stück

Aus der andren Zeit,

Weit, weit von uns,

Neben oder hinter uns.

 

Wir warfen dir Verzweiflung

In dein Tun.

Als du,

Für dich nach kurzen Augenblicken,

Wieder zu uns kamst,

War unser Leben alt.

Doch, freundlich

Suchten wir dich einzuordnen.

Jäh wich deine Zeit uns aus.

Mit nichts warst du

Mehr einzuholen.

 

Nur einmal noch

Sahst du uns so

Verlassend an.

 

 

 

Die Zeit in einer andren Zeit, Raum-, Zeitgedicht Nr. 4

 

Die Zeit in einer andren Zeit

Wär absolute Einsamkeit,

Könntst du Erinnerung bewahr'n.

 

Schon lange Zeit, vor jener Zeit,

Treibt dich die Sorge,

Was du doch versäumst,

Zu ordnen.

 

Nie weiß man,

Auch nicht ungefähr,

Die Rückkehr,

Kaum das Jahr.

 

Den Partner mitzunehmen

Ist Gefahr,

Ihn zu verlieren.

 

Die andre Zeit

Verändert jeden ganz,

Und ungebunden bist du bald

Zu neuer Partnerschaft bereit,

Du denkst jetzt ja

In vierter Dimension.

Sie ist dir eigen, dein,

Ein Teil deiner Person.

 

Den Partner mitzunehmen

Wurd auch lange schon verboten.

Das ist einzusehen.

 

Die neue Partnerschaft ist

Zwar erlaubt,

Doch kann sie nur in andrer

Zeit besteh'n.

Auch neue Partner legen, so wie du,

Schon beim Verlassen

Die Erinnerung an diese Zeiten ab

Und nehmen an den Wandel.

So ist der Wechsel ganz gerecht.

Man lebt ja nur für sich,

Nicht gut, nicht schlecht,

Und die Ereignisse im Raum

Berühr'n dich kaum,

Sie treiben ohnehin ja immer

Von dir weg.

 

Es gibt auch Leute,

Die den langen Wechsel planen.

Ihr Abschied ist für immer.

Meist handeln sie aus einem Kummer,

Melden ganz spontan

Den Wechsel an.

Wenn's geht, entscheiden sie noch heute.

Sie kommen dann,

Wie kürzlich erst,

Nach unvorstellbar langer Reise

Auf technisch einwandfreie Weise

In unsre Zeit zurück.

 

Man sagt, sie wären selbst ein Stück

Vergangenheit,

Und kommen doch aus

Vorgelebter Zeit,

Aus nicht gewes'nem Leben

Auf Besuch zu uns.

 

Sie kennen nichts mehr hier

Und sprechen auch nicht mehr wie wir,

Und lassen sich beim Amt für

Ihre Angelegenheiten

Gar nicht erst den Eintrag

Für die Rückkehr vorbereiten.

 

 

 

Fremde Wesen, Raum-, Zeitgedicht Nr. 5

 

Der Umgang mit fremden Wesen

Wurde mich nie gelehrt.

Nicht nur, dass man nicht daran dachte,

Schien er es auch nicht wert.

Die erste Begegnung würde nicht gleich die letzte sein,

Warf man ein.

 

Auch musste die Fremdheit im fremden Wesen

Nicht fremdartig sein,

Vielleicht nur ungewohnt.

Ich war nicht vorbereitet.

 

So wunderte mich

Eine Zeitlang nicht

Die Begleitung dieser Art.

 

Merkwürdig, ich war wie im Trunk

Und voller Begeisterung,

Als ich auf sie traf.

 

Die Sprache, die wir anfangs hatten,

War wie gemeinsamer Schlaf,

Traumgleichheit unser Erleben.

Doch sie kam aus einer anderen Zeit,

Das wurde ich schnell gewahr.

 

Sie lebte ohne Erinnerung

In den Tag.

Sie sagte oft, sie möchte

Keine erlebten Geschichten,

Die sie ohnehin

Tatsächlich mit nichts verband.

 

Sie konnte meine Worte in einer Sprache einrichten,

Die ich nicht verstand.

Oft schloss sie auf Dinge,

Die waren nur schön

Anzusehn,

So als bringe

Sie farbiges Speiseeis

Ohne jeden Geschmack.

 

Dann wieder überraschte ihr Tun:

Wie auf gläsernen Stelzen,

Hilflos, zerbrechlich und beinahe fallend,

Zerstreute sie Argwohn,

Ließ Zweifel

Mit einem Blick ihrer Augen

Zerschmelzen.

 

Gefährlich wurde sie erst,

Als ich sah,

Dass ihr Handeln nach einem Muster geschah,

Und sie sich auf meine Vorgaben berief.

So wie es verlief

War sie sogar im Recht.

 

Um sie zu schützen

Nein, um mir zu nützen,

Sie mir willig zu neigen,

Machte ich bald mir ihr Denken zu eigen.

 

 

 

In amtlichen Büchern, Raum-, Zeitgedicht Nr. 6

 

In amtlichen Büchern kann man lesen,

Wann der Start von dem und dem

In eine andre Zeit gewesen.

Aus vergangenen Tagen

Sagt man heute,

Gibt es Leute,

Die in Särgen ruhn,

In hölzernen oder auch steinernen Truhn,

In Gräbern, auf Feldern.

 

Das ist lange vorbei.

Zu viele leben in anderer Zeit.

 

Man kann heute nicht mehr fragen,

Wie in früherer Zeit

"Lebt derjenige noch?"

Was sollte man darauf sagen.

Und erst auf die Frage,

"Wie kam es, dass er starb?"

 

Nein, nein, zu sterben ist

So ungewiss.

 

Es hat doch wohl jeder zwei

Verschiedene Zeiten oder mehr.

Wie viele, ist dabei

Einerlei.

Gefragt wird nur noch in anderer Zeit-

"Von wann kommst du her?"

 

 

 

Zeitlose Zeit, Raum-, Zeitgedicht Nr. 7

 

Wer konnte früher schon erklären,

Was das sei, die Zeit.

Kein Mensch hatte je genau vernommen,

War es Anfang, die Zukunft, Vergangenheit,

Einfach aufgereiht.

 

 

War, was sie am Sternenhimmel sah'n

Die Gegenwart, doch vergangene Sonnen?

Was wär, wenn sie still stand, die Zeit,

Wenn nichts sich täte im Kern.

Das wär eine Antwort gewesen,

Jede Reise zum entferntesten Stern.

Keine Zeit könnt vergeh'n,

Woanders dagegen schon Zukunft sein

Vergangenheit dort, wo du warst.

Du könntest verschiedene Zeiten bewahr'n

Und endlich eine zeitlose Zeit erfahr'n.

 

 

 

 

Gleichzeitige Zeiten, Raum-, Zeitgedicht Nr. 8

 

Befindet man sich auf Reisen

In anderer Zeit,

Ist niemand zu erreichen,

Außer in eigener Zeit.

Das ist allen bekannt

Und war oft der Grund,

Warum

Einer nicht den anderen fand.

 

Er aber hatte verzweifelt versucht,

Seine eigene Zeit

Mit anderen zu vergleichen.

 

Es ging dabei nicht um die Fragen,

Eine Botschaft in andere Zeiten zu tragen,

Nein, um den absoluten Zeitenvergleich,

Wer läge vorn,

Wen habe er

Durch schnelleres Leben verlor'n,

Wen könnte er überrollen,

Wer wäre gerade dabei,

Im Sprung, ihn einzuhol'n.

.

 

Langreisende stellten ihm oft und gern

Ihr Zeitprotokoll unter irgend einem Stern

Zur Verfügung.

Das nahm er als beißenden Hohn

Seiner Bemühung.

Das kannte er alles schon.

 

So musste ja irgendwann

Ihn der Beschluss ereilen,

In zwei verschiedenen Zeiten

Gleichzeitig zu verweilen.

Nach seinem Plan

Würd' er sich dann

In dritter Zeit erfahr'n.

 

Er ließ sich von Freunden alles vorbereiten

Und dachte an außergewöhnliche

Begebenheiten,

Die wollte er selbst bedenken.

So schnitt er natürlich die Frage an,

Woran

Versteh ich an mir

Nachher

Die unterschiedliche Zeitenbahn

Und ihr

Zusammentreffen.

 

Als er daran

Die Unmöglichkeit des Erkennens vernahm

Kam ihm spontan

Der Verdacht,

Er habe

Vielleicht grade

Den Schnittpunkt

Hinter sich gebracht

Und so das Unmögliche

Doch möglich gemacht

 

 

Ein Zeitprotokoll, Raum-, Zeitgedicht Nr. 9

 

Seit alter Zeit,

Das ist übrigens etwas,

Was wohl immer bleibt,

Trägt man beim Wechsel

In eine andere Zeit,

Die räumlichen Daten

Der nächsten Planeten,

Eines Sternes oder Übermagneten

In amtliche Bücher ein.

 

Neuerdings legt man

Darüber hinaus

Wert darauf,

Den Zweck, den Sinn

Einer Reise zu erfahr'n,

Und, ganz wichtig,

Welche Zeit strebt

Der Reisende an.

Dabei erkennt allerdings jedermann,

Dass nur der Grund

Für den Wechsel

Genannt werden kann.

Alles weitere ist eine Mode.

 

Natürlich beginnt der Zeitenplan

In anderer Zeit.

Den vierdimensionalen

Biochemisch gesteuerten Daten

Schließen sich etwas

Unverständlichere

Nicht mehr nachvollziehbare

Übergangsregelungen an.

 

Diese Vereinbarung ist

Zu quittieren,

Welches geschieht,

Ohne dass Reisende

Davon erfahr'n,

Durch Ablegen der Erinnerung.

Nach dem Wechsel

ist man dann frei.

 

Den persönlichen Schutz

Übernehmen, schon aus Eigennutz,

Fremde Systeme.

 

Die hier erreichte Perfektion

Ist auch ein Teil,

Mehr eine Ergänzung schon,

Der Übergangsregelung:

Sie programmiert eine Zeitenvorschau,

Um Katastrophen zu umgeh'n.

 

Der Aufenthalt soll nun genau,

Und hier beginnt das Protokoll,

Von denselben Systemen erfassbar sein.

 

Man richtet sich ein,

Fragt nach irgendwelchem Tun,

Beschafft Informationen,

Die sich im allgemeinen kaum lohnen,

Und tritt alsbald die Reise zurück

Wieder an.

 

Das gleiche Programm.

Das Protokoll bleibt

In der neuen Zeit.

 

Dieser Ausflug, ohne

Besondere Vorkommnisse

An vergleichbaren

Kaum vierzehn Tagen,

Beschert dem Mann, der Frau

Einen Zeitensprung von

Zehn bis zwanzig Jahren,

Nach vorne oder zurück.

 

Ein Stillstand

Bringt nach allgemeinem

Wissensstand

Wirklich nichts.

 

 

 

Das Kleinste im Kleinen, Raum-, Zeitgedicht Nr. 10

 

Neuerdings kann man,

Bei einer Reise in die Zeit,

Auch den Mikrokosmos wählen.

Als aufgeladenes Ion,

Auch als Lichtquant gesandt,

Das Kleinste im Kleinen erleben.

 

Dorthin, wo im Leinen

Die dickeren Fäden

Sich zu Mustern weben,

Wurd seine Welle ausgesandt.

 

Sein Denken hatte ein Speicher

In der Hand.

 

Seine Landung auf dem ersten Kern

War zu vergleichen mit der

Auf einem Stern.

 

In absoluter Bewegungslosigkeit

Und mehr als unendlich weit

Entfernt, waren auch hier die Gestirne.

 

Die Geräusche und Laute in optischer Gestalt

Kamen von seinem Aufenthalt.

Er konnte natürlich nicht hoffen,

Auf wellengleiche Quanten zu stoßen,

Doch konnten sein Erscheinen,

Die ihm bekannten Systeme,

Auch nicht verneinen.

 

Berechnungen hatten gezeigt,

Dass benachbarte Sternensysteme

In jeder Gewebezelle zum Kern

Ebenso entfernt sind

Wie die Erde zu einem uns messbaren Stern.

 

Er hatte beim Eintritt

Darauf bestanden,

Gezielt zu werden auf Reflektoren,

So waren ihm durch seine Abenteuer

Nur knapp zehn Jahre verloren,

Bevor er zurück in den Speicher fand.

 

Die irdische Zeit hatte kaum

Eine Nanosekunde gebrannt.

Unverständlicherweise

Hatt er nach dieser unbedeutenden Reise

Seine Familie nicht wieder erkannt.

Er verzog in ein völlig anderes Land.

Auch seine Sprache war kaum zu versteh'n.

Fachleute kannten dieses Problem.

 

 

 

Eine andere Zeit, Raum-, Zeitgedicht Nr. 11

 

Im Zentrum der Reflexion

War sie schon gewesen

Und hatte nachgefragt.

Dort hatte man ihr schlicht gesagt,

Dass keine Nachricht vorläge.

Sie sei in Wahrheit nicht

In anderer Zeit

Und würde auch ganz gewiss

Woanders nicht vermisst.

 

Ihr waren aber,

Was selten genug vorkam,

Für viele war es einfach Wahn,

Erinnerungsfetzen

Deutlich geword'n.

 

Man bot ihr an,

Auf verschiedenen Reisen

Die Zeiten zu durchstreifen.

 

Unsicher trug sie die einzelnen Bilder

Zusammen.

Nach ihrem Schluss

Musste sie aus der Zukunft sein

Und nahm das so programmierte

Angebot an.

 

Als sie nach dem Wechsel

In die andere Zeit

Sich in anderer Zeit

Wiederfand,

War der Beginn ihrer

Langen Erinnerung

Tatsächlich Gegenwart.

 

Nur konnte sie das nicht erfahr'n,

Weil Reisende, bei ihrem Wechsel

In andere Zeit,

Keine Erinnerung bewahr'n.

Das trug der erstaunten Frau

Ein ganz gewöhnlicher Rechner an.

 

 

 

Die einzige Gelegenheit, Raum-, Zeitgedicht Nr. 12

 

Er sah im Wechsel in eine andere Zeit

Die einzige Gelegenheit

Sein Leben, über sein Leben hinaus,

Zu retten.

Seit langem rechnete er sich aus,

Dass ein Zeitensprung

Von zwanzig Jahren

Enorme Vorteile habe.

Jedenfalls würden ihm

Zwanzig Jahre Vorsprung

Gewiss nicht fehlen.

Auch nahm er das Risiko in Kauf,

Normaler Reiseverlauf

Vorausgesetzt,

Dass er in anderer Zeit

Verbliebe.

 

Doch ließ er den Rechner

Vorsichtigerweise auch

Die Rückkehr seiner Reise

Vorprogrammieren.

 

Von amtlicher Seite

War das alles erlaubt.

 

Nachdem er noch einmal den Abschied

Bedacht,

Hat der törichte Mensch

Jenen Ausflug gemacht.

 

In der neuen Zeit

Gab es kaum eine Angelegenheit

Von Bedeutung.

Jedes Ereignis wurde durch

Zeitenvorschau abgeleitet.

So kam er ohne Schaden

In unserer Zeit zurück,

Mit seinem Zeitgewinn

Von gut zwanzig Jahren

Und einer Reisezeit,

In seiner Zeit,

Von wenigen Tagen.

 

Nur eines hatte er dabei nicht erkannt,

Dass von den irdischen zwanzig Jahren

Für ihn nicht eine Stunde

Und keine Sekunde geschehen waren.

 

 

 

Die Rückkehr, Raum-, Zeitgedicht Nr. 13

 

Vielen andren war es so

Wie ihm ergangen.

Als Kind aus schwacher Obhut

Und in Abenteuerlust befangen,

Floh er heimlich diese Zeit.

Andrenorts die Häscher

Salbten seinen Mut

Und nahmen ihm den Code

Zur Rückkehr.

 

Nach knapp zwei Jahren

Dieser Fremdheit

Kam jedoch die automatisch

Abgefragte Rückholforderung

Auch so an ihn.

Er kehrte heim.

 

 

Aus längst vergilbten

Büchern musste er erfahren,

Dass über siebzig Jahre

Unsrer Erdentage

Hier verstrichen waren.

 

Natürlich konnte er die

Sprache nicht versteh'n.

Die Eltern waren tot,

Und ob

Geschwister je gewesen,

War nicht mehr nachzulesen.

 

Man zeigte ihm die Gegend,

Wo das Grundstück

Seiner Eltern einst gelegen.

Überall warn Unterholz, Wildwuchs,

Zügellose Unzugänglichkeit

Und tierische Gefahr

Erwachsen.

 

Zum Neubeginn

Ward ihm daher

Ein mittelmäßig

Menschenweib mit wenig

Kenntnis, doch mit

Urverstand und Sinn

Fürs Überleben

An die Hand

Gegeben.

 

Die hielt ein Plan

Als Übergang

Für diese Zeit

Ganz allgemein bereit.

 

 

 

Unerreichbar, Raum-, Zeitgedicht Nr. 14

 

"Erhebe deinen Aufenthalt

In andrer Zeit

Nicht zum Gebet."

 

Nur dieser Kinderreim

Fiel ihm in seiner Zeit,

In andrer Zeit,

Bei jedem abverlangten

Protokoll

Als Eintrag ein.

 

Die chronologischen Daten

Führten ohnehin die

Automaten.

Entscheidungen, Prozesse

Gab es nicht.

 

Die Zeitenreise geschah

Im überdimensionalen Raum

Ohne jede Steuerung.

 

So flossen seine Gedanken immer neu

Wieder ein in

Den Kinderreim und

Malten die Worte zum

Bilde.

 

Seine ungenutzten Gedanken

Begannen das Bild zu umranken.

Wilde Spekulationen

Zu fremden Zeitenstationen

Nahmen bald überhand,

 

Und wie der Fluch

Einem Spruch anhängt

So konnte ihn dieser Vers

Nur wenig vor den Gefahren

Bewahren.

 

Die Automaten erfassten seinen

Zeitendrang

Und brachten ihn,

An der Peripherie

Seiner Reise angelangt,

Unkontrolliert in

Den nächsten Zeitenrand.

 

Dort musste er verweilen,

Als Flüchtling unter vielen

Ein gleiches Schicksal teilen.

 

Sie hofften auf dieser

Zeitenbahn

Doch irgendwann

Der allgemeinen Kontrolle

Zu unterliegen.

 

Eine groß angelegte Amnestie

Kam ohne jeden Vorteil für sie.

In ihren unbekannten Zeiten

Waren sie nicht zu erreichen.

 

 

 

Kein Eintrag, Raum-, Zeitgedicht Nr. 15

 

Bei seinem Eintrag

In das Protokoll,

Das Reisende

In anderer Zeit

Begleiten soll,

Hinterließ er für das

Zentrum der Reflexion

In verlassener Zeit:

 

Er könne nicht mehr

Verantwortung tragen

Für die Antwortgeber,

Für seine Automaten,

Die auf sämtliche jemals

Gedachten und noch zu

Denkenden Fragen

Bereits eine Antwort haben.

 

Alles hätten die Kristalle

Bedacht und jede nur mögliche

Frage möglich gemacht,

Doch ginge ihm beim Wechsel

In diese Zeit und durch

Den langen Aufenthalt

Der Grund und der Sachverhalt

Für die Reise verloren.

Auch die Automaten

Könnten ihm nicht das Ziel

Verraten

Und würden diesen Eintrag

Nicht gestatten.

 

 

 

Von Zeit zu Zeit, Raum-, Zeitgedicht Nr. 16

 

Von Zeit zu Zeit

Kamst du in unsre Zeit,

Wenn Hunger dich auf Suche

Nach der Nahrung überkam.

 

Gierig nahmst du jeden Bissen,

Selbst die Reste noch,

Vom Tellerrand.

In schlimmen Zeiten

Schämtest du dich nicht,

Sogar uns aus der Hand

Zu fressen.

 

Unterdessen kämpftest du

Oft gegen Übelkeiten an.

Du sahst die Hände,

Die wir hatten,

Schmutzig, ungewaschen.

 

Wenn endlich Sattheit kam,

Und war dein Durst gestillt,

Dann sprachst du mit uns überlegen

Und gönnerhaft

Das Gestern an.

 

Einst hattest du wohl vor,

Von uns nur einem

Zu gewähren

Deine Zeit in andrer Zeit.

Doch warntest du uns gleich,

Wir hätten zwei dann zu

Ernähren.

Du zweifeltest,

Ob unsre Nahrung noch

Für beide reicht.

 

 

 

Reservoir, Raum-, Zeitgedicht Nr. 17

 

In diesem Land,

Woanders mocht' es

Anders sein,

War es schwer,

Zu überleben

Im gewohnten Leben.

 

Die unwirtliche Gegend

Gab den Leuten

Kaum dazu Gelegenheit

Und machte Männer,

Frau und Kind wortlos,

Voller Argwohn,

Doch mit hellem Sinn,

Den Ihren

Jede Hilfe zu gewähren.

 

Zeitenlos

War auch die neue Zeit

Der Zeiten

Auf sie zu und

Dann vorbei geeilt

Und keine Reflexionsstation

Verblieben.

 

Ein Rechner hatte

Diese Leute

Und die Landschaft schon

Vor manchem Jahr

Zum Schutzgebiet

Erklärt und konsequent

Von jedem Einfluss

Abgeschirmt.

 

Man nannte diese Gegend

Einfach "Reservoir".

 

Für Reisende aus anderer Zeit,

Die nach sehr langem

Aufenthalt

Zurück zur Erde kamen,

Brauchte man zum

Schutz und auch zum neuen

Eingewöhnen Menschen

Mit trainiertem Sinn

Fürs Überleben.

Die erfragte dann der Rechner

Aus dem Reservoir.

 

Um insgeheim

Sich neue Inseln anzulegen,

Sandten die

Die Besten aus

Aus ihrem Land.

 

Dem Rechner war dies gut

Bekannt,

So dass er nur

Durch Speis und Trank

Noch sorgte,

Dass im fremden Land

Vermehrung dieser

Menschen nicht einträte

Und so den

Absoluten Schutz gewährte.

 

 

 

Selbst ein Sonnenstrahl, Raum-, Zeitgedicht Nr. 18

 

In seiner Zeit

Hat selbst ein Sonnenstrahl

Viele Zeiten.

Absorptionen, Re-Emissionen

Seiner kurzwelligen Tage,

In unserer Zeit sind es

Mehr als hundert

Millionen Jahre,

Vergehen von seinem Lebensanfang

Bis zum Sonnenrand.

 

Von dort, als Lichtstrahl

Ausgesandt, ist es für ihn,

In seiner Zeit, das endgültige

Abschied nehmen.

Ein Nichts, schon vorbei, ist

Sein Weg ins All und zur Erde.

Wir jedoch

Begrüßen ihn noch

In unserer Zeit.

Begeisterung und Ausgelassenheit

Bringen wir ihm als Fanfaren

Entgegen.

Ja, wir staunen über die Kraft,

Die er hat,

Und jeder frohlockt

In seinem Geleit.

 

Im letzten Verglühn

Zündet er an unser Bemüh'n,

In seinem Lichte

Zu leben.

 

 

 

Die Zeit der Zeit, Raum-, Zeitgedicht Nr. 19

 

Als neu die Zeit der Zeit

Begann,

Nahm mancher an,

In andrer Zeit

Verginge keine Zeit.

Ein trügerischer Wahn,

Der nur den Unverstand

Entdeckte.

 

Die neue Zeit der Zeit

Hieß nur zu wählen,

Welche Zeit begann.

Ließ man es sein

Und wählte keine Zeit,

Den Stillstand gar,

Um zeitenlos zu sein,

Dann fror das Leben ein.

 

Viele kamen so ganz aus Verseh'n

Um ihre Zeit zu leben,

Ohne tot zu sein.

Das war das Ungeheuere daran.

 

Natürlich gab es Spielerein.

Wie Schnecken wollten viele sein,

Die Gräser wachsen sehen,

Wie die Fliegen, zehnmal schneller

Als bisher Bewegtes miterleben.

 

Es krankte diese Zeit daran,

Dass das Programm die Zeit für

Alle Zeiten wählte.

 

 

Erst später, als in neu gewählter

Zeit, weit außerhalb,

Auch hier ganz neu die

Zeit der Zeit begann,

Verstand man den

Zusammenhang und

Führte automatisch

Abgeruf'ne Rückholforderungen

Ein.

 

Man schloss nun endlich

Nicht mehr aus,

Dass alle irgendwie

Aus andren Zeiten

Stammen könnten.

 

 

 

Dir und dir, Raum-, Zeitgedicht Nr. 20

 

Selbst den Automaten war es neu,

Und auch die Rechner hatten

Nichts davon verstanden, als

Du sprachst von konservierter Zeit.

 

Ganz verschiednen Kommissionen

Blieb das Unbehagen.

Doch behauptetest du,

Zeit aus andrer Zeit

In dir zu tragen.

 

Das Fehlen dieser Zeit woanders

Könnte leicht dem

Zeitenreisenden zur Falle

Werden,

Also musstet du, und auch

Um dich nicht zu zerstören,

Doppelt Leben führen.

 

 

Das erkannten Rechner, die dein

Leben hier und kontrolliert in

Jener Zeit bewachten,

Dir und dir von

Deinem und von deinem Leben regelmäßig

Nachricht brachten.

 

 

 

Auf deiner Reise zum Rande im Rande des Randes der Sonne

Auf deiner Reise zum Rande im Rande des Randes der Sonne

 

Das Licht im Licht des Lichts

Verließ das Haus im Haus des Hauses

Nicht,

Und Sturm kam auf.

 

Das Meer im Meer des Meeres

Suchte im Gebäude des Gebäudes

Im Gebäude freien Lauf.

Tief im Schacht des Schachtes in dem Schacht

Verliefen später sich die Wasser.

 

Andernorts besuchten

Ortsunkundig Menschen in den

Menschen vieler Menschen mit

Dem Talglicht in der Hand

Im Dunklen

Höhlen in den Höhlen großer Höhlen.

 

Die Verbindung zwischen

Licht im Licht des Lichtes,

Haus im Haus des Hauses,

Sturm im Sturm des Sturmes,

Meer im Meer des Meeres,

Dem Gebäude im Gebäude des Gebäudes,

In dem Schacht im Schacht des Schachts

Der Tiefe in der Tiefe jener Tiefe,

Und den Menschen in den Menschen

Vieler Menschen in den Höhlen

Großer Höhlen in den Höhlen,

Brachte keine Wachheit

Einer Nacht in Nacht der Nacht.

 

 

 

Inhaltsverzeichnis gesamt:

 

Abschied

Abschied vom Dorf Ebbs

Ach, Liebste

Ahnungslos

Am Abendsee

Atemlos

Auf deiner Reise zum Rande im Rande des Randes der Sonne

Auf deiner Suche

Auf der Brücke

Auf Reisen

Ausgeraubt

 

Besitz

Blätter am Baum

Böse Gedanken

 

Damals

Damdadadam

Das Kleinste im Kleinen,

Das Lied von einer schönen Frau

Das Meer

Das Paradies auf Erden I

Das Paradies auf Erden II

Das Rapsfeld

Das umcodierte Gen

Das Urteil

Das Versteckte im Geheimnis

Das Weiß des Tellers

Das Weiß in deinen Augen

Dein Gast der Gäste

Dein leichtes Atmen

Dein Nest in meinem Herzen

Dein Plakat

Der Dieb des Pfeils

Der Durst der Flammen

Der Glasbläser

Der goldene Schuss

Der kleine Splitter

Der Magnolienbaum

Der neue Tag

Der Prozess

Der Regenbogen

Der Vorhang

Die Asche deiner Feuerlaube

Die dünne Decke Gräser

Die eigenen Worte

Die einzige Gelegenheit,

Die Freiheit der Maschine

Die Hagerkeit der Wangen

Die Hungernden

Die Lüge

Die rote Flut

Die Rückkehr,

Die Zeit der Fütterung

Die Zeit der Zeit,

 

Die Zeit in einer andren Zeit,

Dir und dir.

Du ahntest wirklich nicht, warum

Dunkelheit

Durchlass

Dürre

 

Ein Abgrund

Ein andermal

Ein blanker Fisch

Ein Gruß

Ein kleines Kind

Ein Schrei

Ein Traum

Ein Zeitprotokoll,

Eine andere Zeit,

Eine Frau in Sicherheit

Eine Frau liebt

Eine gute, vorbildhafte Frau

Eine Morgensonne

Eine Wirklichkeit

Endlich

Enges Wurzelwerk

Enttäuschung

Ertrage dich

Ertrunken schon im Sand

Es ist eine Zeit,

Es tut sich nichts

 

Fährschiff

Feuerstoß

Flötenspiel und Saiten

Fluchtverbot'ne Sandbank

Fremde Gitter

Fremdes Gehen

 

Ganz im Regenbogen

Gebet

Geburtstag

Gedanken

Gedicht in den Farben Raoul Dufy's: Im Blumengarten

Glück im Glück

Goldenes Visier

 

Hab keine Zeit

Herbstanfang

Höchste Sorgfalt

Hoffnung

 

Ich schließ' die Augen zu

Ihre Brüchigkeit

Im Augenblick des Augenblicks

Im Gästezimmer

 

Im Gedränge

Im Hahnenkampf

Im Leistungsfach

Im viel zu engen Kleid

Im Zwielicht

Immer neue Muster

In amtlichen Büchern,

In der Not

In Gefangenschaft

Ins schwarze Rund

 

Jagen nach dem Jäger

Judaswort: Masse

 

Karfreitag

Kein Eintrag,

Keine Abnormität

Knietief

Kreidekreise

 

Landungen

Lange vor der Flut

Leises Rufen

Lust

 

Macht und Größe

Madrid

Metall

Mit bunten Kleidern

Mitten im Treiben

Moderne Mädchen

Mord im Mord des Mordes

 

Nach frischem Töten

Nacht am See

Nachtfahrt

Nachtzug

Nackte Nerven

Nacktheit

Nein

Nur im Verzehr

Nur unfreiwillig

 

Ohne Hoffnung

Ohnmacht

 

Pausenlose Angst

Puppen in der Poesie

 

Reservoir,

Ruf über die Hügel

 

Schutz im Schutze

Selbst ein Sonnenstrahl,

 

Sieh mich an

Singsang

Spiegelscherben

Spiegelung

Spiralnebel

 

Tag

Tanz

Tapferkeiten

Trauer um ein Kind

Traum im Traum

Treppen

Tumor

Tür aus Glas

 

Unerklärlich Frieren

Unerreichbar,

 

Unter hellem Fischleib

Verderbnis

Vergessen im Vergessen

Verliebt

Verschollen

Vielleicht

Voller Worte

Vom Krebs in dir

Von Zeit zu Zeit,

 

Warte, greife nicht nach mir

Was mach ich nun

Was uns trennt

Weihnacht

Weihnachtszeit

Welle Sehnsucht

Wilder Wein

Wohin

Worte

 

Zeit zu leben

Zeitenwechsel,

Zeitlose Zeit,

Zeitreisende,

Zeitung

Zwanzig Jahre Kampf

Zwei Bilder