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Harald Birgfeld, Webseite
seit 1987/ Website since 1987 …da liegt mein Herz, Geschichten
aus Niemandsland 2022 -2024 (im Entstehen) z.B.: 100 Jahre „Kafka“, eine herrenlose
Fundsache (neu) |
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Lyrik, Prosa und Ingenieurarbeiten |
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"Auf deiner Reise zum Rande im Rande
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Inhaltsverzeichnis
nach Stationen und
Copyright 2015 beim Autor, Harald Birgfeld, alle Rechte vorbehalten.
Kein Teil dieser Veröffentlichung darf ohne schriftliche Erlaubnis des
Herausgebers, Harald Birgfeld, reproduziert werden. Das gilt insbesondere für
Vervielfältigungen, Übersetzungen, Verfilmung und Einspeicherung sowie
Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Herausgeber, Autor, Redakteur: Harald Birgfeld, e-mail:. Harald.Birgfeld@t-online.de
"Es lohnt sich, einmal einen heutigen Dichter
kennenzulernen, der mit der deutschen Sprache einen faszinierend fremden Weg
betritt und trotzdem dem Leser Freiraum lässt für eigene Gedankengänge, ohne
dass die Probleme in erhobener Zeigefingermanier zu zeitkritischen
Trampelpfaden werden." (1986: Gutachten).
Copyright 2009
beim Autor, Harald Birgfeld, alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser
Veröffentlichung darf ohne schriftliche Erlaubnis des Herausgebers, Harald
Birgfeld, reproduziert werden. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen,
Übersetzungen, Verfilmung und Einspeicherung sowie Verarbeitung in
elektronischen Systemen.
Inhaltsverzeichnis nach Stationen:
Ach, Liebste
Ach, Liebste, meine Liebste, Woher hast du dein weiches Haar? Ach,
Liebster du, mein Liebster, Das ist
von meinem Elternpaar. Ach, Liebste, meine Liebste, Wo sind die schönen Augen her? Ach,
Liebster du, mein Liebster, Die
Mutter liebt mich gar zu sehr. Ach, Liebste, meine Liebste, Woher die roten Wangen sind? Ach,
Liebster du, mein Liebster, Mein
Vater küsst mich oft als Kind. |
Ach, Liebste, meine Liebste, Warum springt mir das Herz so sehr? Ach,
Liebster du, mein Liebster, In
meiner Brust klopft es noch mehr. Ach,
Liebster du, mein Liebster, Wie
könnt' ich ohne dich je sein? Ach, Liebste, meine Liebste, Du bist noch lange Zeit allein. Ach,
Liebster du, mein Liebster, Du wirst
mich niemals mehr verlassen. Ach, Liebste, meine Liebste, Wie könnt' ich deine Liebe lassen. |
Ach,
Liebster du, mein Liebster, Versprich,
dass du mich ewig liebst. Ach, Liebste, meine Liebste, Ich schwör dir alles, was du willst. Ach,
Liebster du, mein Liebster, Leg
still den Kopf in meinen Arm. Ach, Liebste, meine Liebste, Dein Herz schlägt jetzt ganz ruhig an. |
Am Abendsee
Langsam
sinkt der Sonnenstrahl, Sendet
dunklen Schattenpfahl Vom
Uferrand Ans
Land. |
Sanfter
goldner Wellenschlag Fließt
vom Horizont herab Und
wiegt das Rohr Im
Chor. |
Schwarzes
Segel trägt ein Kahn, Gleicht
in süßem Liebeswahn Der
stillen Wacht der Nacht. |
Gedicht in den Farben Raoul Dufy's: Im
Blumengarten
Ach, du Liebe. Alles hier trägt deinen Namen. Blauer Flügelschlag der Lilien, deine Lider Gehen auf und nieder. |
Blütenhauch der Rose, Gläsernes Geplätscher der Libelle Fließt herab von ihrem Purpurkelch In Liebesworten Wie aus deinem Mund. |
Sperling in den Zweigen Zwitschert wie der helle Tropfen Deines Lachens. |
Ruf über die Hügel
In
ruhelosen Schlaf Trat, Gleich
einem Bild Verzaubernder
Gesänge, Ein
Lächeln wieder ein, Ein
Blick aus halber Höhe, Als
raste er im Flug, Kehre
aus der Ferne, Traum
und Wunsch. |
Doch
gibt es Lichter, Die
der Weite und der Näh Zugleich Des
Taues Frische senden: |
Sehnte
einst ein Liebender, Statt
im Weibe, In
der Nacht Sich
zu ertränken. |
Grüne Fährte Wind, Streichelst sanft Das Wellenheben, Bringst das Klirren Junger Weiden Mir zum Lob. |
Singst ein Schlummerlied Im Halm des Rohres Über unsren Leibern. |
Eine Nacht hast du geklungen, Deine liebevolle Kühle Uns gezwungen, Eng zu schmiegen Und zu liegen Tief im Raume, Eine Nacht. |
Abschied
Die Träne, die du beim Abschied nicht weintest, Dein Schmerz, den mir lange Seufzer verrieten, Und dein Lachen erstarben so schrill ... Ach, du, halte still. |
Deine Blicke, die Bleiben anboten ... Wie du Trotz und Wut in einer Bewegung vereintest, Unter deinen Händen in fahrigen Strichen Die Haare von den Schultern wichen ... |
Auch schlich die Sekunde der Wehmut vorbei, Da wurde dein Atem schon ruhig und frei. Es trieb dich beizeiten, Den Abschied nun selbst zu bereiten. Nein, nein, dreimal nein, Halte nicht ein. |
Verliebt
Verliebt in ihren Schoß, Der jung vermählt Sich bot und doch nach Wiederholung angstvoll spähte, Spülte Kuss auf Kuss In ihre hohle Hand Und ihre Schenkel Seine Lust hinweg. |
Ihr feiner, kleiner Leib, Vom reinsten Garn gewoben, Nahtlos kupferfarben überzogen, Rollte über weiße Laken, Einer Perlenkette gleich, Und Schnur und Haken Brachte er herbei. |
|
Ich schließ' die Augen zu
Blickst du in meine Äugelein, Soll dir das eine Warnung sein. In tiefstem Kämmerlein Findst du dich ganz allein. Ich schließ'
die Augen zu, Und du bist
mein im Nu. So warm ist mir dein schöner Mund, Ganz heimlich ziehn Gedanken rund. Ein Kuss tut allen kund Die Lieb in dieser Stund. Ich schließ
die Augen zu, Und du bist
mein im Nu. |
Wie nah ist mir dein weicher Schopf, Wie drück ich herzlich deinen Kopf. Vor Freud das Herz mir pocht Im Leibe, springt und klopft. Ich schließ
die Augen zu, Und du bist
mein im Nu. Und lässt du einst mein Herzelein, Soll mir das eine Warnung sein. Verschlungen ist das Wegelein, Lässt keinen aus und keinen ein. Ich schließ'
die Augen zu, Und du
bleibst mein im Nu. |
|
Ihr Kopf liegt mir im Arm, Und das Gesicht, Ein wenig von mir abgewandt, Horcht still nach innen. Warm ist ihre Haut, Und sie lässt zu, Dass sich mein Mund an ihrem Hals Und später auf der Brust verliert. So treibt sie unter mir, Ein los gebundnes Boot, Das auf und nieder wogt. Die leichten krausen Wellen Ihres weichen Körpers Glätten meine Hand Und tastet auch zugleich Nach ihrem Schoß, Das Zucken einzudämmen. |
Durch die geschlossnen Lider Sieht sie gut Den tiefen Zug, Den ich aus ihrem Körper tu. Randvoll gefüllt Ist heut der Becher, Und sie will auch, Nun schnell erwacht, Sich ganz darein versenken, Will baden, So wie ich, In diesem Nass Und drängt und atmet flach Und hält mich an sich fest. |
Ihren Mund, die Lippen, Schmückt ein leichtes, kaltes Rot, Das ich, Als ich dann zu mir komm, Entdeck! Ihr Haar hatt ich mir Und den Kopf Gewaltsam hingezogen, Hingebogen ihren Leib, Gewölbt ihn, mir entgegen, Rücksichtslos sie dann geliebt. Doch blieb sie willig, Löste sich von mir danach sogleich. Was sie noch eben sprengte War ihr nun ganz einerlei. Mir schien sie völlig eins und frei, Und ihre flinken Augen Stahlen ihrer Umwelt schon Die nächste Sensation. |
Mich lockt das kleine Stückchen Haut, Das unter ihrem Träger, der verrutscht, Von ihrer nackten, runden Schulter, Zu mir 'rüber schaut. Bräunlich, weiß ich, läuft wie Samt, So trocken, die Bewegung in den Rücken über, Jeder Tropfen würde selbst als Perle Darauf rollen, Kieselstein auf schrägem Sand. |
Und dann verlockt mich noch ihr Blick. Ihr Haar, gesteckt, gekämmt, mit viel Geschick, Stell' ich mir vor, es fiele lang herunter; Meine Stirn an ihrem Ohr, läg ich darunter. So fühlt sie sich, das spürt sie selbst, Das strahlt sie aus Als Frau und weiß es wohl auch ganz genau Und schiebt bewusst den Träger ihres Kleides wieder
hoch. |
Ein Blick von ihr darauf, Ein Blick voll Sicherheit zu mir: "Schuld ich dir Eine Antwort?" Ich schreck auf, Dann lächelt sie sofort Und wendet sich im Nu Dem Kind in ihrer Nähe zu. |
Wie oft zerbrachst du den Spiegel, Der dein Antlitz wiedergab. Wie oft nahm ich die Scherben, Ließ nicht den kleinsten Splitter liegen Und leimte alles neu, am selben Tag. Wie oft bat ich dich, Mir die Risse zu verzeihn, Die sichtbar blieben, Wenn dein Angesicht ihm näher kam. Wie mit Narben, sagst du, Sähst du darin aus, Wie im Käfigfenster, Das dir keine Freiheit ließ. |
Ein neues goldgerahmtes, Hochpoliertes Spiegelwerk, Das ich dir schnell verhieß, Konnt dich im Augenblick betör'n. Doch schon beim nächsten Spiegel Sollt dich störn, Dass er nicht endlos war. Und wieder warfst du ihn Mir hin. Da nahm ich wahr, Wie schön dein Haar Geschwungen über deine Schultern lief, Und küsste dir die Stirn Und küsste dir die Wange, Leicht das Ohr. |
Dein Kleid schob ich zurück. Du wehrtest nicht dem Blick Und meiner Hand auf deiner Brust. Ich sagte noch: "Die Haut passt gut zu deinem Haar," Dann nahmst du meine Liebe wahr. Du glaubtest, ich sei ganz und gar, Der Leib, der Kopf, mit dir im Paar, Doch sah ich dich vom Boden ganz verstohlen Eine kleine Scherbe holen, Um gegen eine dunkle Wand Zu sehn, Wie dir die neue Wahrheit stand. |
Durch den Klang Der ständig hämmernden Wirbel, Dem schrillen Pfeifen in Meinem Ohr, Vernahm ich deine Stimme, Die war rein und sanft. |
Du sprachst nicht mit mir Und warst mir doch bekannt. Die eine Frage, die ich hatte, Last du ab von Meinem Mund, Und, abgewandt von mir, Dann aus der Stille Kam dein "Nein". |
Hilflos wolltest du mich sehn, Es sei zu meinem Guten, Und zu andren sollt ich auch Nicht gehn. Dein "Nein" war sanft und gut und rein, Und für den Bruchteil Einer Zeit Sollten Trommeln und das Pfeifen Meinen Ohren Lieder sein. |
Das Lied von einer schönen Frau
Mit ihren Augenlidern Zeigte sie perfekt Die hohe Kunst Des Vorhangs. Ihre strahlend blauen Tänzerinnen Verneigten sich Im Augenwinkel noch. Schon wenn die schwarzen Wimpern fast das ganze Weiß der Bühne Hinter sich beließen, Sah man den letzten Saum Der schönen Kleider doch. |
Langsam kamen sie Erneut hervor, Der Mond schien auf zu gehn, Und lange mussten sie auf Spitzen Schuhen stehn, Bis dann, blitzschnell, Das Licht erlosch. Und gleich danach Erschienen sie mir Schamhaft neu, gebeugt. Der Vorhang ging Nur in die halbe Höhe. |
Als ich dann ganz In ihrer Nähe stand, Mein Atem kaum Noch Atem fand, Beherrschte plötzlich Beide Ränder ihrer Lider Jenes Heer von Schlangenzungen. Die haben mir das Lied Von einer schönen Frau gesungen. |
Mich trennt von dir, Dass ich dich liebe. Mich trennt von dir Das Weib, das ich verlang! Mich trennt von dir, Dass ich mich nach dir sehne. Mich trennt von dir, Dass ich um deine Liebe bang! |
Dich trennt von mir, Wenn ich mich zu dir neige. Dich trennt von mir, Dass ich dir deinen Leib nicht nur berühr! Dich trennt von mir Der Durst, den ich dir zeige. Dich trennt von mir, Das, was du Enge nennst. |
Dass ich die Trennung dulde, Dass du die Trennung nicht beweinst, Erlaubt mir im Traum deine Körpermulde Und dir meine Königin zu sein. |
Worauf soll ich meine Hoffnung setzen, Auf Vertraun? Kann ich mit ihm Über jene Brüstung schaun, Enttäuschung, Die mir meinen Weg versperrt? |
Kann es meine lahmen Glieder Neu beleben, Mir die müden Augenlider Wieder heben, Wo ich weiß, dass mein Vertrauen schwand, Als ich dich über seinem Briefe fand, |
Und du, mit hektisch roten Flecken im Gesicht, Versuchtest schnell das Schreiben zu verstecken. Du gabst es auch noch zu, zuletzt. Mein Gott, auf was hab ich mein Glück gesetzt. |
Im Zwielicht Einer Rose, Verband uns Grün gerollt das Blatt. Im langen Kelch Der unteren Ufer verbarg Der Stiel den Mund Für seine Nahrung. Dennoch glückte Die Vermählung, Und Rosenblatt für Rosenblatt umschlang den Übergang. |
Die frohe Botschaft Trank im Fuß Im Überfluss Und ließ die Farbenpracht In stiller Werbung Sich nach außen drehn Und rot den Purpur sehn. |
Zu hastig nahm die Zeit Sich dieser Blüte an. |
Der Flötenspieler, Dessen unbekannte Melodie Dich gleich mit Namen nannte, Dem du nur im Hinschaun Töne deiner eignen Melodie Antrugst, Er schwieg bei deinem Anblick. Du konntest nicht erkennen, Was er sah, Was seinem schnellen Atem Lautlos Spiel verlieh. |
Doch du begriffst In seinem unaufhaltsam Nehmen seine Hände, Deren Finger dich im schnellen Lauf zu seinem Lieblingsinstrument beriefen. Leis erklang euch beiden Ein Duett aus Flötenspiel und Saiten. Dem Hunger, der schon endlos Tief in mir mit Bissen meinen Alltag quälte, gab An hohen Feiertagen noch Der Spott das Flittchen, Durst, Dabei. |
Es strich im frohen Springen Grässlich seine Saiten an, Und du, du musstest auf Der feuchten Hirtenflöte, Ungestimmt, die Töne Dazu bringen. Nur bei solchen Festen Kam die Lust euch an. |
Längst floh die Zeit Mir dir Aus mir Von meinen Lippen Und auch verständnislos Dein Wort zu mir: "Mit meinem Mund Hast du mich wach geküsst." Damals war ich dein Und wohnte auch In dir. Die Luft war voll mit Süßerem Doch Honig sog ich Nur aus deinem Schoß, Und du warst erst in mir, Wenn meine Liebe in dich Überfloss. |
Doch Hagerkeit befiel dir Bald die Wangen. Was wir in unsrem dunklen Raum Nicht ahnten, Was wir später erst Erkannten, War, dass dir der Honigtopf, Den deine Lippen suchten, Nur von einer andren Frau Zu bringen war. |
Als das geschah, Begann dein Liebesdienst Zu wachsen, Dass mich die Hagerkeit Der Wangen Bald gefangen Nahm. |
Ein weiches, warmes Wasser, Das sich über unsre Nacht ergoss, Das Wachstum regte, War dein unbedachtes Spielen An dem Feuerstoß. In offner Hand hieltst Du die helle Flamme Über unsren Köpfen In die Tropfen, Dann schlugst du, Verkehrt herum, das kühle Nass Uns kochend, schnell, Als Mantel um. |
Es wurd uns Bad Zum sengend heißen Feuersturm, Und nur, wo deine Nähe Meinen Körper traf, Blieb ich verschont. |
Doch lichterloh brannt Lange schon Dein Feuerdorn In meinem Schoß. Die Nahrung dieser Flamme, Jener Feuerstoß, jedoch, Zog triumphierend Wieder hinter Festes Schloss. |
Aus deinen schräg gestellten Augen Traten Füchse, Heftig blinzelnd, in die Morgensonne. Nur das Niederschlagen deiner Lider Trieb sie wieder in die Höhlen. Dann verließen sie dich schnell und plötzlich Im Gepäck des Mannes, Dem du aufgelauert, Suchten dort nach Beute. Und er sah, wie du es wünschtest, Mit den Füchsen auch das Wild. |
Dein Bild und auch Die Wohnung deiner Füchse Wurden ihm Gravur. Im Umfeld der Behausung Glaubte er Schon das Revier zu kennen, Grub im Schatten deiner Haare, auf den Kämmen deiner Lippen, In den weiten Dünen deiner Wangen heimlich sich Gedanken An den Sieg in Mulden ein. |
Kurz nach dem Verschwinden Deiner Tiere in den Höhlen, Schnell vor dem Gefangennehmen, Zogen deine Wimpern Mandelblüten auf. Im trippelnden Lauf Bestrichen deine Finger Ihm die fiebrig heißen Lippen, Und in dir brach schrankenlos Ein Jagen nach dem Jäger aus. |
Im ersten warmen Abendregen Dieses Frühjahrs Legte der Magnolienbaum Das Blütenblätterkleid Nur zögernd ab. Im Fallen hielten nackte, Feuchte Arme Hunderte von Spitzen dieses Umhangs Federnd auf. |
Am Boden lag auf sattem Rasen, Ganz zum Schluss, die Schar Von rosaweißen Vogelleibern. Ihre Flügel trug der Wind In Schiffchen fort. Dem schlanken Baum Wurd es zum abgestreiften Nachtgewand, in dessen Mitte, beim Verlassen schon, Noch eines seiner Beine stand. |
Es trug einst eine Frau Zu später Nacht, als sie, Aus kurzem Traum erwacht, Das mondbeschien'ne Abbild In dem Spiegel fand, Inmitten ihres abgelegten Kleides Sich dem Körper an. |
Deine Speise ist nicht meine Speise, Und dein Trunk ist nicht mein Trunk, und Deine Ordnung, die du liebst, ist Nicht die Ordnung, die ich halte. Deine Freiheit ist nicht meine Freiheit. Deine Pflicht bestimmt mir nicht mein Tun, Und der Kampf, für den du stirbst, Ist mir nicht Tod genug. |
Die Sonne warf den heißen Überhang Uns auf die Dächer. Brütend lud das Flimmern Der metall'nen Gegenstände zum Verbrennen ein. Auf spitzen Pfoten zog das Katzentier sich schmiegend um Dein nacktes Bein. |
Du zögertest nur einen Augenblick, Dich dieser Hitze Ganz in Hitze hinzugeben, Und ließt Glut der Stangen fremder Gitter Glühend, fremd und Gitter sein. |
Ist es nicht Lust für dich, Mich willenlos an deine kalte Brust zu legen? Nimmst du nicht zitternd An den Schmerz, wenn meine Zunge wärmend dir das Fleisch bewegt, Dort, wo dein Kind einst Nahrung trank? Ist es nicht Lust für dich, Gespannt die Schenkel mir Zu dehnen, angstvoll Eingang anzuregen? |
Ist es nicht Lust für dich, Im Zittern, Bangen Mir die Schultern zu umfangen, Zu gelangen zu dem Biss Sekundenlang dir In den Rücken Deiner eignen Hand? |
Ein Künstler legte, als ihn Der Triumph erreichte, Seinen Hals der Dirne in den Schoß Und mordete, als sie die Lust In seiner Demut gierig überkam, Mit einem harten Gegenstand Das Weib. |
In deinen Augen kreisten Still die Zeiger einer Uhr Als du, auf deiner Suche Nach Empfängnis, Zu mir kamst. Mein Angebot versprach dir Heilung und war mild Und ohne Hinterhalt für dich. Auch hätt ich ohne dich Nicht viel verlor'n. |
Als ich den Zug, in dem du fuhrst, Betrat, riss mich die Stufe, Oder war's der Türenschlag, Beinahe in die Tiefe. Viel zu schnell griff deine Hand In meinen Tag. In deinem Stirnband trugst Du sichtbar all die feinen Räder Deiner kunstvoll aufgebauten Uhr. Die Zeiger dieses Werkes, Die uns Obdach waren, Zwangen in der Schere ständig Mich zur Flucht. Später klafften sie unendlich, Trennten Kilometer weit. |
Bitter und verzweifelt Sahst du mich entfernt Am andren Rand. Wie solltest du von mir Empfangen, wenn, Trotz aller Mühe, Keine Stunde uns Zusammenfand. |
Der rote Kreis des Glücks Zerspringt beim ersten Anspruch auf Gerechtigkeit. Auf Gleichheit, Sattheit. So wie andre leben Soll die eigne Schaukel Sich zum Himmel heben. |
Kleines grünflüg'liges Sonnentier Verwischt ein Handstreich Über das Papier, Und winzig rote Spur Bleibt nur. |
Es können auch im Nachhinein Die Weichheit deiner Brust, Sanftes Lieben einer Handbewegung, Fernweh und der Zufall, Mir ein fremdes Gehen Nur bedeuten. |
Der Durst der Flammen Fand nach heißer Glut Durch vorgeschützte Wand Den Brand, Und ihre sanfte Hand Lag ruhig in dem Schoß. Die andere umschloss Und hob ganz leicht die Brust. Ihr Blick, gesenkt, vergaß Die Knechtschaft, Riegel, Kette, Schloss. |
Es floss mit jedem Atem Schneller die Bewegung Ihrer Hände. Ihr Leib verbäumte sich in Rundung, Zart war gar ihr Lächeln, Weit entfernt und Halb im Flug das Angesicht. |
Dann fiel sie starr Zur Seite in die Kissen. Die Zähne sperrten ihr den Mund Mit Bissen in die Unterlippe. Viel später trug sie sich gelassen aus Und sorgte sehr, dem Brand in Naher Zeit nur spärlich Kohle zu gewähren. |
Im Hahnenkampf Empfandst du dich, Um die der Streit entbrannt, Als Mittelpunkt. Die Frage nach der Richtung Meines Weges konntst du Nicht verstehn: "Geh doch dorthin, oder dort Entlang. Du musst Doch sehn, wie ich Erst sehen muss, Mit wem ich weiter geh, Bevor ich dir von deinem Wege Näheres berichten kann." |
Im Hahnenkampf entschiedst Du dich für den Verlierer, Gegen deinen Willen. Der Sieger aber nahm dich Später und verlangte dich Als Führer. |
Ich konnte deine Frage nach Der Richtung deines Weges Nicht versteh'n. Ich sah doch, Wie du schlepptest Am Verlierer und versuchtest In dem Sieger Sieg zu sehn. |
Als kalt das Eis Vom Himmel fiel Und tausendfaches Weiß Sich körnte, Erschrak dein Sommerlicher Tag. Stein auf Stein Lag aufgereiht Im Sonnenschein, Ein Hagelschlag. Weit vor der Wolkenwand Erfand der ferne Regen seinen Bunten Bogen. |
Ein Lederschild, wie Kinder jetzt ihr Spielzeug Häufig tragen, Lag im Gartengras Und wies nach oben. Tanzend kochte dort die Kälte, prallte ab. Geschmückt und voller Duft war deine Kammer. Dein Gast der Gäste Traf nicht ein. Noch spät zur Nacht Bedachtest du in Hoffnung andre Feste Und lüdst dich gerne Zu ihm ein. |
Rief dich von ihm ein Wort, nur eine Geste Seiner Hand, Du gingest zu ihm hin Und trügst ihm an Dein duftgeschmücktes Kämmerlein. |
Dem Wind, der deine Haare Sanft umfing, Und deinem Mund Die Lippen strich, Vertrautest du dich Ratlos an. Ihm wolltest du die Abgebrannten Güter Deiner Seele zeigen. Und leise hob er auf Ein wenig von dem Staub, Der Asche, welche du Beklagtest, Trieb sie wolkenartig Vor sich her. |
Dich versah er, Stürmisch erst, dann Leicht, mit Kühlung. Wie konntest du ihm traun? Verrat an dir war ihm das Liebste Spiel. Von Mitleid, Treue, hielt er Gar nichts. Denk nur an die Zeit, Als Regen seine Peitsche war, Und denk nur, niemals Konnt er im Geheimnis Schweigen. |
Dünnen Wänden Ästen, Halmen, jedem fremden Hohlen Mund Verriet er deine Sorgen. Nur denk ich grad, Dass eben dieser Wind Die Asche deiner Feuerlaube dir ins Haus gestreut, Und dass gerade er, In seiner launenhaften Unschuld, Dir vertraut. |
Wir zogen mit weißen Kreiden Auf den uns eigenen Pflastersteinen Die großen Ringe. Sie sollten uns allen Wohnung, Ruhe und Hoffnung sein. Kaum wurde von Unserem Umzug Gesprochen, Die ersten zogen Tatsächlich schon ein, Da traf uns in Unsrem entschlossenen Handeln Deine Frage nach Weiterer Dimension. |
Du zogst nicht mit ein. Du kanntest aus unseren Kreisen auch nicht Den dauernden Kampf Ums neue Beschaffen Von weißen Kreiden. Zu uns sprachst du trotzdem von Deinem Zuhause, Das läge nicht weiter entfernt. Man schlösse In dessen Fenster, Auch rund und gezogen Im weißen Kreidebogen, Unsre Wohnungen Einfach mit ein. |
Wir Verlangten von dir, Uns den Eingang zu Diesem Gebilde zu zeigen. Wir wollten ja nicht, Dass andere sich unsre Habe Einverleiben. Du musstest die Fragen Wohl nicht verstanden Haben, Denn du deutetest uns nur Die Suche nach dessen Ausgang an. |
Mein Boot hebt sich Im letzten Schwung, Raschelnd, Durch das Schilfrohr Auf den Grund Und knirscht im Kies. Frischer, kalter Wind Vom offnen See Schiebt die Wellen, Furcht die Stellen Langer Gräser, Unbestimmt im Ziel. |
Ich trug dir einst Zu bleiben an Und drängte dich Aus deiner Bahn Ins kleine Boot, Zur Fahrt ins Schilf. Du suchtest bang Nach unsrem Steuermann. |
Ich konnte deine Suche Nicht verstehn, Das Ufer war doch Rundherum zu sehn. Erst als dein Körper sich Ins Wasser ließ Und du, ein blanker Fisch, Mir aus den Augen kamst, Trieb ich an Land Und suchte selbst Nach einem Steuermann. |
Im weißen Schleierkleid Begingst du deine Flucht. Im schönen Bild warst du Gerahmt, und auch der Mensch an deiner Seite Merkte nichts. Ein Brief aus meiner Hand, Ich war mir selber Bote, Kam nicht an. |
Solange du im Bilderrahmen Sichtbar warst, Sprach ich zu dir. Doch dann ... Den Gitterstäben, die dein Haus umgaben, trug ich im Vorbeigehn meine Botschaft an. Der Brief, in rechter Hand gehalten, Ratschte an dem Zaun im Rhythmus einer ausgebrochnen Fahrradspeiche. |
Wie konntest du dem Bild Entspringen, wie kam es, dass Bis jetzt nicht einer deiner Lieben dein Verschwinden Aufgedeckt. Im Gegenteil, um dich noch Deutlicher zu sehn und auch Den Neuen gleich zu zeigen, Wurde das Gemälde von euch beiden Nun im Gästezimmer aufgehängt. Wenn ich nur wüsst' Um dein Verbleiben. |
Die Stummheit deiner Sprache war mir neu. Es überraschte, dass auch Dein Plakat in Überlebensgröße Keine Worte hatte, Weder Farben, noch Symbole, Keine Zeichen, nichts. Weiß und nackt trugst du Den Vorwurf vor dir her. |
Du weißt, ich hatte nie den Rednern zugehört. Vielleicht war das der Grund. Was nun? Wie sollte ich erfahren, Was nur deine Augen sahen? Du gingst an mir vorbei, Als ob die Zeiten des Zusammenlebens nie gewesen sein. Du sahst durch mich hindurch, Und die dir folgten, Schwiegen auch betreten. |
Ich stieg auf größte Höhn Und konnte sehn, wie sich Im Felde draußen eure Gruppe Bald verstreute. Doch du gabst Von dem Plakat zuvor In Sorgfalt jedem deines Häufleins gleiche Stückchen ab. |
Im Gedränge auf der Suche Nach verlor'ner Illusion Erfuhrst du bitter Schwangerschaft In Wahrheit, Festgenagelt in dem Brautgemach der Nüchternheit. |
Deine Nachbarn Gaben ab genug, Dich zu beladen mit Enttäuschung. Trotzdem hütetest du Deine Frucht im Leib, Weil dich in Ahnung streifte Spätrer Lohn. |
Die Frage nach dem Vater Deines Kindes kam dir fremd Es war doch offenbar, Dass du auf Suche warst. |
Hilflos war sie im Verlangen Nach dem Schutz im Schutze. Sie ging hinter ihm im Schritt Mit seinen Schritten. Ihre Hand lag weich auf seiner Schulter, Horchend auch ihr Ohr auf seinem Rücken. Schwer ertrug er das Gepäck. Obwohl sie nicht verlangte das Getragensein im Tragen, Ließ sie sein was war Und mühte sich, ihm Eng zu folgen. |
Nicht sah sie den Weg, Die Stufen, Türen, Gänge, Freies Feld, das sie betraten. Sie sah immer nur, was schon gewesen, Wenn es hinter ihnen lag. Sie erkannte keinen Abschied. Was vorüber war, fing an Ihr zu begegnen, weiter im Entfernten und ganz nah. |
Sie wagte nicht den Blick Nach vorne über ihn hinweg Zu heben in der Angst, der Herzschlag träfe ihn, und lauschte So und kontrollierte seinen Atem. Lange blieb sie in dem Schatten. Auch als er die Wege Heimwärts lenkte, Nahm sie das, was sie einst in der Zukunft hatten, Als es ihr nun sichtbar wurde, Für Vergangenheit, und auch Was nie gewesen Ohne Abschied in sich auf. |
Schade, dass Die Tür aus Glas Unter uns weilte, Dass sie deine Worte neu In Stille fasste. Zu oft vergaß ich in dem Lärmen deine Neigung, Die Gedanken in ein Schweigen Uns zu hüllen. |
Du hattest bald erfahren aus Der Stummheit die Gefahren und verzogst doch Hinter wortverschluckende Fassade. Der Zufall hob beim Transportieren Gelber Rosen die Verdeckung ab. Das leicht gerollte Blütenblatt Der einen spendete unwirklich Duft und ließ die Nähe hölzerner Transportgefäße sein. |
Später stand die Rose dann mit Immergrün und Schleierkraut In einer Vase. Ein vielbeschäftigter Graveur, Der sie mit künstlerischen Augen maß, Schnitt ihre Linien täuschend nach In eine Tür aus Glas. |
Es gibt für mich viel zu bedauern: Worte, die ich voreilig sprach, Zuneigung, die ich verstieß, Und Neigung, die mich nie verließ, Den Verrat zu erproben. Zu oft sah ich in dir Das satte Tier. Den Fettleib trugst Du nur als Zeichen Deiner Wollust, Deiner Gier nach Speisen, Ausgewählt und wahllos doch In deiner Sucht. |
Deine Sattheit Und die Lust in der Verdauung Rief die Angst vor dem Danach In mir wach. Auch hattest du mich wissen lassen, Die nichts hätten, Trügen selber schuld, Als du sprachst: "Sieh zu mir, sieh doch ein, Ich kann auch Mit wenig zufrieden sein, Und steh ich je Mit leeren Händen hier?" Er sprach wahr. Die leeren Hände Blieben stets den andren überlassen. Auch nahm er an, Dass ich wohl kaum Selbst das Geschenkte In den Händen halten kann. |
Auch das war wahr. Nichts konnt ich halten, Was nicht ganz und gar Mein Eigen war, Und das war nichts. Als ich mich dann endlich Entschlossen, Den Schritt in mein Wirkliches Nichts getan, Sah mich die gähnende Leere Aus öden, leblosen Augen an. Mein Nichts war so endlos vollkommen. Da hab' ich mir selbst meinen Namen genommen, Und diesen Tag Zu meinem Geburtstag ernannt. |
Es gab auch Zeiten, Als sie beide noch von Wohlstand sprachen, Einem fremden Land, Welches zu entdecken, Zu erobern, Jeder lohnend fand. Der Mangel an Besitz War festes Band Und Einigkeit. Man musste außerdem Nicht gleich alles haben. Damals konnten sie In Seligkeiten baden. Die Kinder glaubten später kaum Jenen Traum, Als sie Trümmer dieser Zukunft sahn. |
Das Elternhaus, Das sie mit ihrem Mann gebaut, War rundherum mit Rostig sprödem Draht vertaut. Sie denkt mit Schrecken an die Ferngespräche, Wenn er zum Einbruch banger Nächte Wieder nicht nach Hause kam. Und sie gestand sich manche Üble Freiheit ein, Die sie der besten Freundin kaum Noch anvertraute. Sie trieb es mit sich selbst am tollsten. |
Sie musste schweigen Über das Futter ihrer seelischen Leiden, Alkohol und Nikotin, Und über lange Tage, Strenge Disziplin. Heute war auch dieses Land für sie Verloren, Dahin war ihre Lust Das Wenige zu retten. Zu alt und zu verbraucht War bald ihr Glaube An das Morgen. So ließ sie sich in jungen Jahren Schon zum Mahlstein Für die unverdauten Brocken Ihrer Umwelt machen. Und alle Welt befand, sie sei Eine gute, vorbildhafte, Beinah, Noch begehrenswerte Frau. |
Nachts zerbrach kein Traum Die Ruhe seines Schlafes. Erst im Morgengrauen Schlug das Pfauenrad der Phantasie Mit jeder Feder einzeln, Schüttelnd sich im Ganzen zeigend, Seine Wonneträume wach. Frohlockend schritt er ab Die Flur, bedeckt mit weißem Schnee, Und neben ihm Dein leichtes Atmen Blieb als Spur, Der ich die Sichtbarkeit verlieh: Aus meiner Wunde Tropfte Blut hinein. |
Behende schwangst du dich Auf seinen Federrücken, Und ehe ich's versah, Entflogt ihr jäh. Du warst auch mit der Zügel, Jenem Zaumzeug, zu beschäftigt, Und ihn, ich sah's genau, Schien wohl zuerst die Schwere Last zu drücken. Doch das war Täuschung. Schon der zweite Flügelschlag war Auftrieb. Schnell verlort ihr euch Am Horizont. |
Mein eigner Flügelschlag War lahm, Und nicht erprobt war ich, Im Neuschnee aufzufliegen, Und meiner roten Zeugen Nahmen andere sich an. In heimlichen schlaflosen Nächten Hoffte ich auf linde Wiederkehrende Winde, Die mir das Rauschen deiner Landung brächten. |
Kann nicht vergessen, Was wir einmal hatten. Seh noch den Wind der Liebe Über unsre Felder gehn. In deinem Schoß Fand ich den Trost, Als unsre Saat Nicht auf die Erde fand. |
Als später dann Das Wachsen doch begann, War längst die Zeit der Illusion, Der Hoffnung und des Glaubens Auf ein bisschen mehr Als das, Was für das Nötigste man fand, Zerstört. |
Doch darf ich nicht verhehlen An deinem Halse die Juwelen Und an dem Handgelenk Ein königlich Geschenk. Es kam aus meiner Hand, Die sich vergeblich Nach dem Damals wand Und streckte. |
Im Augenblick, als sich Dein Bild von mir Und meine Welt Einander rieben, Sagtest du ein falsches Wort: "Warte, greife nicht Nach mir", Und spannst im Wort das Netz, In dem sich meine Worte, die erschöpften Vögel, Fingen. |
Ermattet von dem Wunsch Nach dir Und von dem Wunsch, ich könnte Frei und ohne deine Hilfe Durch die Maschen fliegen, Ließ ich ab von dir. Im rosa Bad erkannten Unsere Rücken, Wand an Wand, Die Wohligkeit der Wärme. |
In deiner ausgestreckten Hand Trugst du die Kanne Voll mit frischem Wasser für die Blumen, Die du liebtest, Auf der Fensterbank. Mich fand Der Spiegel nackt. Ein Frösteln wuchs mir Über Arm' und Leib. Und durch dein dünnes Morgenkleid Hob sich Zum Licht Die Silhouette Deines Körpers ab. |
Du ahntest wirklich nicht, warum
Die Tür zu deinem Blumenhof Blieb unsichtbar. Erst spät zur Nacht, Als deine Gesten Lange Schatten warfen Hob sich der Eingang Herrlich von den Tagespflanzen ab. Ein schwerer, süßer Duft Wurd uns zum Pfad. Die Dinge, die wir bei uns Hatten, verwarfen wir Nach kurzer Strecke Wegs Als Ballast, Und ich, ein Fremder, Sollt auf dieser Fährte Dir im Garten Führer sein. |
Es war wohl die Verlockung, Die mich trug Und mich betrog, Denn als du dein Gewand Verlorst, erreichten wir Gerade noch den Ort, Wo dich das ungewollte Wort: "Wohin", Aus meinem Mund Und eine leichte Drehung Deines Halses in die Gruppe schöner Tänzer trieb. Man fragte noch, Wie du den schweren Weg Gefunden. |
Dann hat ein Nachtgeräusch Die Gartentüre zugedreht Und Tänzerin und Tänzer In die Dunkelheit verweht. Noch nächtelang, Wenn ich die langen Schatten Deiner Gesten wieder fand, Schritt ich die Tagespflanzen ab. Du ahntest wirklich nicht, Warum, Und welchen Durchgang Ich zu finden hatt. |
Bevor ich dir den Handkuss gab Und meine Augen deine Augen maßen, Und glitten ab Und an dem Hals herab, Dir deine Hand zu fassen, Vernahm ich deine Ironie. Der Ring, den ich mit deinem Arme hob, Trug eingefasst, Statt eines Edelsteins Ein Spiegelein aus Glas, Dass ich erschrak, In meiner Nähe mir Den Kuss zu geben. |
Würdelos entzogst Du mir den Untertan, Er blieb in deiner Hand. Den Ring, den du nach innen Drehtest, mich im Blick Drauf hauchtest und Mit deinem Atem Trocken wehtest, Umschloss die Faust. |
Wie raffiniert hast du mir Das Gesicht gestohlen. Und ich, was mach ich nun, Hatt nie im Leben So zu leben Ausprobiert. |
Als ich an deiner
Küste stand Und du die Füße
deiner Flucht Im seichten Wasser
wuschst, Trieb schon die
kleinste Welle Sand auf Sand in
unsre Bucht. Ein schmaler,
flacher Fisch Geriet im Sog ein
wenig Über deine Hand im
Meer Und fiel dann
gleich zurück. Er stand und
pendelte Mit einer Woge hin
und her. Wärme brach aus
jedem Sonnenstrahl der
blonden Haare, Die den Rücken dir
umgaben. |
Ich war versucht,
mit meinem Atem Über deine Haut zu
fahren; Ich war versucht,
dir meine Sinne Als die deinen
anzutragen, Dir ein Wort im
Wort zu sagen, Hätt ich nur
gewusst, Auf welcher Flucht
du Deine Angst
verbüßtest. Auch als die
Schritte dich Ins tiefre Wasser
lenkten Und sich die Arme Hinter deinem Kopf
verschränkten, Blieb ich stumm. Nach kurzer Zeit
erschienst du drüben, Vorgelagert auf dem
Dünensand Und riefst mir zu
und winktest, Dass ich kam. |
Doch wurd' das
Wasser Meinen Füßen tief
und tiefer, und Der Anstieg dir zum
Strand Fing nicht an. Da sagtest du, ich
dürfte Meinen Fuß in deine
Hände legen, Und hobst mich ab
vom Grund Zu dir. Erstaunt gestandst
du mir, Dass eine Reise
über deinen Mund, Dem rosarot
gewölbten, Wegen deiner
schneidend weißen Zähne, dir aus
Angst Um mich bestand. Schon ein leises
Kosewort Wär ein Abgrund. |
Schon in der Morgenfrüh Spie dein Vulkan Geröll und Asche der Verletzten. Den Vorwurf, den ich Gestern sprach und Dessen Stachel mir Nicht dir, im Fleische Saß, Nahmst du von Neuem an. Als ich um Hilfe suchend Meine Seele dir entblößte, Sahst du nur den Übergriff, Und glühend breit Floss aus auf mich Der Lavastrom. Was blieb, war mir der Kalte Sprung in Die Verzeihung. |
Das Land stand Bis zur Küste hin in Flammen, Und selbst das Nahe Meer kocht dumpf. Ich hielt dir zu den Mund Und nahm dich mit Gewalt. Du hieltst gesperrt den Widerstand, vielleicht Aus Angst, das Land Könnt unter dir Versinken. Ein andres Mal, so war Dein Schwur, würd dir Die Sache ganz gelingen. |
Der Ascheregen schwebte lange Über heißer Flut Im Tageslicht Und stahl die weite Sicht. Auch Boot und Holz Und alles, was einst schwamm, War nun verbrannt In Glut. |
Erschrocken stand ich vor dem Wohnungseingang. Beim Betreten, Auf dem Treppenabsatz, Störte mich das Knirschen wie Von Zucker unter meinen Schuh'n, und nun erkannt Ich erst, dass fein der Wüstensand Aus halb verschlossner Tür Durch Ritzen fand. Es konnte doch nicht sein, Dass hinter dieser Mauer Trockenheit begann, Sich Hitze staute. Ich klemmte mich hinein. |
Ein schmaler Schein von Grellem Licht fiel durch Die scheibenlosen Fenster In die Stube Auf den Sandberg, der, Im steilen Anstieg, weiter Hin nach draußen lief. Zwei Bilder an der Wand, Fast ganz ertrunken schon Im Sand, Und auch die feine Spur Von einem Tier, das hier Noch Wohnung nahm, Bemerkte ich gebückt Im Fensterausgang. Im Freien packte mich die Dürre. |
Ich konnt mir euren Aufbruch lange nicht Erklärn, bis ich zum Alten Bahnhof kam Und sah, Wie sich die Schienen In dem Dünensand verliefen. Mir war nicht aufgefalln, Im Kommen, Noch entfernt vom Haus, Die Menge Sand In eurer Wohnung und Dahinter. Auch sagte keiner, dass Ein Anschlusszug Nicht zur Verfügung stand. |
Ins schwarze Rund, Ich sagte es, tiefschwarz, Versuchte ich den Blick Zu senken. Zwei Schilde, undurchdringlich, Waren deine Augen. |
Ich drehte langsam dich Zum hellen Licht. Du fandest darin Keine Absicht. Doch Auf dem Pupillenrand Erkannte ich Wie nun dein Herz In Wärme Zuckte, und In dunkler Tiefe stand Ein Bild, mir unbekannt, Und hinter meinem Rücken Doch vorhanden. |
Allzu gern hätt' ich gewusst, Ob deine Augen sahn, Was ich in deinen Augen fand. |
Verschwommen ist das Weiß des Tellers. Halb im Dünensand versteckt, Sieht ein Mond hervor. Gelbe Körner schlägt der Wind An den Tellerrand. Dicht dahinter Fängt ein Berg Sein Wachstum an, Verschlingt die Mahlzeit, Die er selber schafft, Und gibt dem Wind, Was er dahingerafft, Viel zu spät erst wieder frei: Einen weißen Teller In der Wüste. |
Niemand sieht die Speisung, Einst in Fülle über, um Und auf dem Teller, Nun ein Meer Im Meer. |
Viele brachtest du vor Langeweile Um ihr Leben. Niemand drang im Kampf mit dir Bis hier, Das Weiß in seine Hand Zu nehmen. |
Schrei nicht in der Not! Denn wer dich hörte, der hörte dich nicht, Und wer dich sähe, der sähe dich nicht, Und wer dich kennte, der kennte dich nicht. Schrei nicht in der Not! |
Doch, schriest du in der Not, So würde dich hören, den du nicht hörst, So würde dich sehen, den du nicht siehst, So würde dich kennen, den du nicht kennst, Er würde schreien wie du in der Not. |
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Dir war das junge Grün in Deiner Nähe Filigran am Halse Und im Kleid, Und Dreiecksstäbe, ganz aus Glas, Hieltst du vor deine Augen, Auf der Suche nach den Tausend Farben oft Versprochner Prismen. |
Du wurdst belohnt, Und blendend rot traf Dich im Kreuz von Stirn und Nase frei der Eintritt in das Breite Spektrum. |
Neu und unerhört War, was du fandst, Ein Ausschnitt nur Für dich, doch mir Erschienst du ganz Im Regenbogen. |
Das Wasser der Verlassnen Ufer Schlug im Rhythmus Tag und Nacht Die fluchtverbot'ne Sandbank, Und die Kiesel spülte es ins Meer, Und später warf es diese wieder Auf den Strand und Spülte sie ins Meer zurück Und auf den Strand, Ins Meer und auf Den Strand, Ins Meer Und auf den Strand. |
Niemand kam Und sah die Leere, Niemand kam Und nahm sich dieser Leere an. |
Nur einmal trug ein großer Vogel Lange Schatten auf die Grenze zwischen Meer und Ufer. Tränenvoll verliebte ich Mich in den Abschied, Den wir hatten. |
Das Papier, Aufgeweichte schwarze Schwellung, Punktesammlung, hell und dunkel. Regentropfen, der vom Himmel fiel, Brachte die Verwirrung. Nichts ist eher gesagt Als vor dem Gedanken gesprochen. Und die Tat ist Gleichmaß, Gleichschritt, Eine Spur im Schnee, In die der nächste tritt. |
Selbst der Appell Verhallt im Sonnenlicht Einer Kunststofflampe, Und kein Reiz Erhöht die Sinnenlust. |
Tief im Berg Verhallt der Ruf Nach Luft. Eine gläserne Kuppel Ist die Krönung Der Behausung. |
Langgestreckte Welle Sehnsucht, Schiffchen Seufzer tanzt Auf deinem Rücken, Hisst den Fetzen Fahne Hoffnung. Buntes Seil, Erinnerung, Läuft durch meine Hand, Endlos auf und ab. |
Fort sind all die Ufer Meiner Träume, Meiner Wünsche. Schlaf begehr ich, Schlaf, Schlaf, Schlaf. |
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Worte, Ihr gefiederten Geburten Meiner Lippen, Reisende Ohne Ziel, Ohne Wiederkehr, Nie hör ich mehr Euer Echo, Wo ihr bleibt, Wen ihr trefft, Wen ihr sucht, Wenn ihr meinem Mund entflieht, Und wer euch Nahrung gibt. |
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Der Turm im Turm Der Türme ist geweiht, Und auch die Kunst dir In der Kunst der Künste angezeigt. Und jedem sichtbar führt Der Weg im Weg durch Kunst in Kunst zum Turm im Turm. |
Aus großer Höhe in der Höh der Höhe Und aus Nähe in der Näh der Nähe Wird dein Blick den Blick im Blick Und Überblick den Überblick im Überblick Verlieren. Vergiss Vergessen im Vergessen Nicht. |
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Im Augenblick der Unaufmerksamkeit Ließt du die Hohe Schule Deiner Wissenschaft. In Nacht standst du im Freien, Zähltest Sterne, die dir Funkelnd oder blass ins Auge stiegen. Du warst schnell geneigt, Sie in die Hand zu nehmen, Konntest du doch einst Mit ihnen spielen. Doch dich schreckte ihre Vielzahl. |
Noch im Hände heben machtest Du aus der Bewegung ein Gelangweilt Strecken deiner Arme, und Dein Blick, der schon die hellsten Unter ihnen nah zum Greifen sah, Ließ dich erneut erschrecken, als der Mond unmittelbar Durch deine Haare strich, Und seine Kälte Wich dir nicht aus dem Gesicht. |
Aus einem Mikrobild entwich Einst in der Analyse einem Virus, das im Sterben lag, Das umcodierte Gen zum Überleben. |
Die tänzelnden Worte, Melodiös, Mantel verborgener Leidenschaft, Ein Regen schwer und fruchtbar. Frühe Stunden des Verhangenen Werden licht beim Spiel. Über Felder weites Bangen, Rauch und Lieb, Verrat und Sehnsucht. |
Die Augen Nur ein wenig auf die Erde: Blick von Dauer, Leises Lächeln, Und verbirg die Hand. Die schweren Karren, Welche Last! Jetzt in die Sonne, Vergessen die Grate der Steine Unter wunden Füßen, Einst umschmeichelt. |
Wo der Mund, Der deine Lider schloss Sanft und warm und weich, Wie der Regen. |
Ach, Spinnweb, Tag, Vom Morgentau Beperlt hängst du Im Espenlaub Und zitterst vor Erwartung. Kalt und glitzernd Hältst du fest an deiner Zier. Der erste Sonnenstrahl Zerschießt in deiner Nähe. |
Langsam greift nach mir Ein Frösteln. Angst behängt mit Dünnen Fäden Mein Erwachen. Sie zersprangen Und befangen, Unsichtbar und spürbar klebrig, Mein Verlangen, Sich von dunkler Nacht Zu trennen. |
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Leises Rufen höre ich, Atmen einer fremden Welt, Wenn im morgendlichen Nebel Herbstblatt feucht zur Erde Fällt. Lange Nebelfinger greifen Mit dem Atem schwer mein Herz. Seh geheimnisvolle Zeichen, Schweben namenlos daher. |
Schon verklingt in naher Ferne Ein geträumter Augenblick. Hätt dem Rufenden so gerne Eine Antwort zugeschickt. |
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Über uns am Himmel standen Lange die weißen Weihrauchfahnen Der schnellen Maschinen. In ihnen saßen, Vor irgend einer Landung Ausgeschieden, Die fliegenden Hirne Unserer Zeit. Ausgebreitet und Ganz dem Flug Ohne Rast ergeben, Strebten sie neue Landungen an. |
Dann, irgendwann, Trugen sie ihre Taschen, Entblößt von den Jagdgewehren ihrer Vergangenheit, Doch voll Zuversicht, Versehen mit den Waffen Der Gelegenheit, In ein zu versuchendes Land. Kurz nur lag ihre Hand in fremder Hand, In andrer Hand. Zu bleiben War ihnen nicht beschieden. |
Auch stand der Sinn Schon vor der Landung Nach neuen Landungen an. Ihre fliegenden Hirne Waren ja vor der Landung Lange schon Ausgeschieden und In den Maschinen Sitzen geblieben. |
Heimatlos Hatte er manche Nacht Ohne Nacht verbracht. Er wusste nicht genau, Wann ein harmloses Wort Anwendung fand, Wann war dem Liebsten Nähe zu geben, Wann von dem Nächsten Liebe anzunehmen. Er stimmte zu Oder lehnte, wenn es verlangt war, Ab, Und schlich sich laut Aus Fängen, deren spitze Kralle ihn nicht stach. |
Nur einmal wurd er wach, Als aus dem Inneren, Aus seinem Leib, Ihm ein Geschwür Aufbrach, Das zur Behandlung Anlass gab. Er nahm es damals Als Besonderheit, Dass während der langen Operation Keine Bluttransfusion Bei ihm nötig war. |
Aus keiner der Adern, Mit scharfem Skalpell durchstoßen, War ein einziger Tropfen Blutes geflossen. Dieser Bericht ging später auch, Mehr aus Routine, An eine Höhere Kommission. Die befand, dass Ein ähnlicher Fall schon In alten Urkunden stand Und hier keine Abnormität Vorläge. |
Es war der Tag, Der mir zerbrach, In Gestern, Heut und Morgen. Ich hab versucht, Den Alltag mir Alltäglich zu besorgen, Und stieß auf dein "Vielleicht". |
Es gab mir nicht, Wie ich erhofft, die Sicherheit, Es war die Frage Nach der Gültigkeit, Dem Anspruch, Den mein Wunsch Erhob. |
"Vielleicht", du Eckstein Meines Wohngebäudes, Wurd'st zum Stolperstein Dem Tag in schneller Fahrt, Dass er zerbrach, Und lässt den Alltag Nicht mehr Alltag sein. Drei Tage hab ich nun Statt einem zu Besorgen. |
Sie hatte sich Im Traum gesehn In einem Kleid Aus ihren eignen Haaren. Wunderschön Darein geflochten Wob ein goldner Faden Ihr ein dünnes Netzwerk, Das den Leib umschloss. Nur ihr Gesicht, der Hals Und ihre zarten Arme Blieben unbedeckt. Im Traume war ihr auch Im Traume Eine Frau erschienen, Deren ganze Haut umspann Ein in ihr langes Haar Geflochtnes goldnes Garn.. |
Im Traume hatt die Frau im Traum Im Traum ein Weib Erkannt, Das trug die langen Haare Gold durchwirkt Als Umhang. |
Der Anfang Dieses goldnen Fadens Wuchs dem Weib Aus seinen Zähnen, Weiter aus dem Saum Heraus der andren Auf die Zunge Und heraus und weiter Durch die Kleider Ihr dann selber In den Mund. Es hing auch noch Ein Stückchen Goldband Sichtbar aus dem Schlund, Als sich die Frau Erhängt in ihrer Kammer fand. |
Ich kann dir Die Welt erklären. Der kleine Splitter Aus gelbem Glas Vom schmutzigen Straßenrand, Den ich auflas, Als ich ihn fand, An dem ich mich schnitt, Er brachte mein Leben In Gefahr, Dieser unwürdige Splitter Aus einem Flaschenhals Erklärte mir die Welt. |
Solange er noch zwischen Blättern und Steinen lag, Eine züngelnde Schlange Im warmen Sand, War ich nicht in Gefahr. Aber der Sonne brach Er tausendmal Das Rückgrat, Und mich erreichte Ein farbiger Strahl. |
Hätt ich mein Leben Im Umgang mit Splittern Aus Glas Zugebracht, Könnte ich dir die Welt Nicht erklären. Ich sagte dir ja, Ich hätte mein Wissen Um ein Haar Mit dem Leben bezahlt. |
Am Bahnhof, In den Reihen weit, weit Hinter mir, erhebt ein Fotograf die Kamera Zum Zeugen. In seinem Blickfeld trifft Kein Bild die Wirklichkeit, Kein ungeschminkter Augenblick Die Suche nach dem Ungewohnten. In Heimkehr küsst ein Weib den Mann, Ein Gast trifft ein Und deckt mit seiner Schulter zu den Prominenten. |
Es langweilt ihn, Er möchte gehn, und Auch in seinem Objektiv Ist alles, ganz absichtlich, Nur verkehrt herum Zu sehn. Das soll Die Echtheit einer Wahrheit Stumm beweisen, Wenn richtig sich und Aufrecht ihm die umgekehrten Menschen zeigen. Er selbst glaubt nicht Daran, es zu erleben, Und verfolgt im Bild den Mann Am Rande einer großen Stillen Wasserlache. Glatt und spiegelnd stellt Sie ihn verkehrt herum Und aufrecht hin. Wenn nun die Füße sich Vom Spiegelbilde trennten ... |
Da setzt der Mann zum Sprunge Über diese Fläche an Und eilt, Im Spiegel hastig auf das Bild Gebannt, im Freien Raum und aufrecht Durch das Objektiv. Es gab 'mal eine Wirklichkeit, Die war tatsächlich nur Durch ihre eignen Taten Von der Wirklichkeit Zu trennen. |
In seiner Professur, Im Leistungsfach der Kybernetik, War er aufgewacht, Als man ihn rief, Den Vortrag andernorts Zu halten. Beim Überschreiten einer Straße traf er den Studenten, Den er noch im Weitergehn Gefragt: "Entschuldigung, kam ich von Links, vom rechten Teil Der andren Straßenseite?" Die Antwort war ganz klar: "Von rechts, Herr - - ." "Gut, dann hatte ich schon Meine Speise." |
Er nutzte diesen Zeitgewinn Und fertigte ein Ebenbild Von sich, das schickte Er auf Reisen. Beförderung und Ankunft Unterkunft und Aufenthalt, Die waren längst bezahlt. Das Referat jedoch und auch Das Thema seines Ebenbildes Kamen nicht spontan und Überzeugt wie sonst bei seinen Hörern an. |
Es fehlte wohl die Eigenart Seiner Gegenwart. Als er ein nächstes Mal Sich heimlich unter die Besucher stahl, kam Keiner in Beschwerden. Er war wie früher Und in seinen Reden Viel, viel transparenter. |
Das kleine Schiff, das uns, Der Strömung folgend, Durch die Riffe führte, Schwankte stark bei jedem Ruf nach Hilfe. Den Steuermann Bestimmten wir im Überschwang Noch selbst. Ein Wrack, das menschenleer Auf einem Felsen lag, Kieloben, zeigte, wie gering Der Wert des Ruders war. |
Von jeder harten Kante Stießen wir das Boot mit Stangen ab und tasteten Im Tiefen, Grund zu finden. Sturm kam auf, und wir Beeilten uns, den Kahn am Wrack, noch ganz in unsrer Nähe, festzubinden. Anker sollte es in letzter Not Uns sein. |
Es tat sich leicht, im Nachhinein Den Jammer festzuhalten, Der uns einst befiel, Und alte Schatten neu mit Bunten Kleidern zu gestalten. Die Nacktheit, die uns Tag für Tag umgab, Und nachts dem Schlaf die Kälte brachte, blickte voller Neid auf unser Mühn. |
Die Burg, die scharfe, weiße Türme Dir bewachten, war ein Labyrinth. Zwei offene Passagen gaben Jedem Gast den Weg ins Innre Frei. Sie waren oft verloren. Du hattest eigene Soldaten, Strenge Polizisten, auserkoren, Die im Hinterhalt und offen Für die Burg den Schutz getroffen hatten. |
Ihr Übereifer brachte dir Betroffenheit, Wenn selbst ein braver Gast Noch lange vor dem Wort im Wort Am Boden lag. Auch die Kinder deiner Burg Zensiertest du im Streben Ihnen Überleben vor dem Schreiten über deine schnell Bewegte Brücke ohne Rückkehr mitzugeben. |
Mancher der Besucher aber Trat ganz plötzlich dir Vor Augen, kam direkt und Ohne Umweg in dein Herz Geflogen. Du, ein König und ein Meister Ungesprochner Worte, Klagtest, dass dein Herz In Schmerzen schrei und dass Das Schweigen, welches dir so viel bedeute, Voller Worte sei. |
Die Schnelligkeit in Schnelligkeit der Schnelligkeit, Die Wort im Wort des Worts Zum Dolch im Dolch des Dolchs Verhalf, Bekannte später Mord im Mord des Mordes. |
Das Wort im Wort des Worts, Dem Schnelligkeit in Schnelligkeit der Schnelligkeit Zum Dolch im Dolch des Dolchs Verhalf, Bekannte Später Mord im Mord des Mordes. |
Der Dolch im Dolch des Dolchs, Zu dem die Schnelligkeit in Schnelligkeit der
Schnelligkeit Dem Wort im Wort des Worts Verhalf, Bekannte später Mord im Mord des Mordes. |
Leise klirrt das Birkenhaar. Vergangenes Jahr Sang es noch nicht unsre Zeit. Dunkelheit. Im Mai brach die Knospe der Armut an. Graues Gewand, Bettlerkleid. |
Wir vergaßen, Verzeihendes Blicken, Verständnis in die Nacht zu schicken, Lernten nur armselig hassen. Mich dürstet. |
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Die herbe Reinheit einer Morgensonne... Der Rückstoß aus Raketenfeuer Ist ihre Glut am Bauch des Flugzeugs, Weit, weit über mir, Ein Stern im Tagesgrau. |
Die bittersüße Ferne Und mein Verlangen nach der Wärme Lassen mich nicht ruhn. |
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Ein löchrig grauer Schleier Mit den Fäden verhaltener Unruh' Treibt auf den glatten Wellen Des jungen Tages. Die Nähe des Strandes Und fünfzig-, ja hundertfaches Auf und Nieder Bewegen die ersten Sonnenstrahlen In jedem Gedanken. |
Rot, dann gelblich, färbt sich Langsam das Grün der Gräser, Wie Glas, so zerbrechlich, Und neigen sich doch im Wind Bis hinab zum Sand. |
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Der Gurt verlief durch Tausend Spitzen deines Kleides hin zu festem Halt Und zwang dich, Still zu sitzen. Dir schien, als müsse Das Geschehen ohne dich Geschehn, und was zu deiner Sicherheit geschah, War Band in dem Gefährt, Das deine Freiheit maß, Und schnitt dich ein. |
Dem Gurt entsprang auch Ungebundensein, sobald Du das Gefährt verließt und Angstvoll in der dunklen Straße Schatten hinter jedem Baum Und jeder Häuserecke sahst. |
Den Absturz eines Flugzeugs Über unwirtlichem Busch Und der Region Verdammter, Konnte eine junge Frau als einzige Mit ihrem Leben überleben, Weil sie durch Zufall in dem Studium von dem Geheimnis Im Geheimnis, Urwald, Nahrung in den Wurzeln fand, War ihr die Freiheit der Maschine Wie den vielen andren, Die mit ihr zunächst am Leben blieben, Nicht zum Grab beschieden. |
Eine Nacht Hab ich verbracht In der Gefangenschaft. Noch abends war ich frei, Als ich in Freundschaft Zu dir kam. Doch mein Besuch, Mein Kommen, fand dich Eitel triumphierend, Über Siege schluchzend, Die du früher nur belacht. Sie waren diesmal dir Gegönnt. Ein andermal erkennst Du nicht Den Kampf, Der unter fremden Gegnern brennt. |
Zu selten warst du Sieger, Um besiegt zu sein, Zu selten stellte sich bei dir Der Hass des Gegners ein. Um deiner Rettung willen, Hab ich verbracht Die Nacht In der Gefangenschaft. |
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Ich hatte einmal das Singen gelernt Und mir an dem Feuer die Hände gewärmt. Ich kam einst aus eisiger Nacht, Und andere haben mein Bett gemacht. Ich war sehr lange verschollen Und wurd erst vermisst, als ich kam. Ich hätte mich melden sollen, Nahm man an. Man konnt ja nicht wissen, In meinem Herzen war eine Eisgefrorene Melodie. Ich kannte doch nur sie All die Zeit. |
Dies Glasgewächs war meine Wohnung, wie könnt' ich sie missen; Ihre Durchsichtigkeit meine Ewigkeit. Ich brachte sie oft zum Klingen, Ich lernte dabei das Singen. Und brach sich im Eis ein Sonnenstrahl, War ich dankbar. |
In der Nacht noch sah ich das Feuer, Es strahlte so merkwürdig klar, Und es wuchs ein gläserner Pfahl Aus der Pracht. In fremdem Bette lag ich jede Nacht, Durchbohrt von dem hellen Kristall. War unbeweglich in der Qual. Wie hätt ich mich melden sollen, In mir und um mich das gläserne Eisgemäuer, Blieb ich verschollen. |
Der Schatten einer jähen Hand Berührte die Gedanken. Sie tropften kalt und klar herab, Den Schößling in der Hand zu tränken. Der spross so schnell, Und seine grünen Fäden Durchzogen rasch das Denken. Die Speisung war nicht knapp, Gedanken gab es ohne Schranken, Ein heilloser Quell. |
Erst war es nur der frische Wuchs, Der sich, wie im Spiegel, ein Abbild schuf, Dann trieb er Blüten, die zu Früchten wurden, Und lud zur Ernte, Dass der Saft zum Rinnsal fand, Und Ungeduld mit Hoffnung Und die Hoffnung mit der Unschuld sich entfernte. |
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Gott, oh mein Gott, Mach ungeschehen Diese Tat. Kann nicht verstehen Meine Not. Mich grausts Bei meinem Leben. Ach, könnt' ich's von mir geben. Hab nicht die Kraft, Mich zu erhalten, Hab nicht geahnt das Schlimme, Das mich traf. Nein, nein, Es darf nicht Wahrheit sein. |
Mein Lebtag rief ich dich nicht an. Doch irgendwann, Es musste ja so kommen, Wurd' mir das Liebste von der Welt genommen. Und dieser Hohn, Den ich mir selbst bereite, Die unglaubliche Demut, Die mein Herz nicht einen Deut befreit, Und mich verlässt Und mich belässt In der Gedankenlosigkeit. Bin ja zum Sterben so bereit. |
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In mir ist stündlich, täglich Ein Prozess. Ich klag mir an Die Untat, die mein Herz ersann, Und prüf, Wie's wär Wenn's eine Wirklichkeit gegeben hätt. Ganz qualvoll Überschüttet mich die Lust, Dem, der in letzter Not mich ruft, Gelähmt den Rücken zuzukehren, Nur weil er Dinge sprach Und Sachen tat, Die mich im tiefsten Grund Verletzten. |
Bevor ich flieh vor dem Entsetzen, Dafür von mir bestraft zu werden, Steht jener wieder auf Und lacht mir Schallend hinterher. Er ist nun das Gericht. Er treibt mir Panik ins Gesicht, Und nass vom Schweiß Wird meine Haut. Ich schrei' vor Angst um Hilfe, Ruf' wohl vertraute Namen laut Und kann es ihm nicht wehren, Mir nun den Rücken zuzukehren. |
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Aus hohlen Händen Unlösbar verstrickter Ohnmacht Trifft dein Blick die Gegenwart. Lautlos ist dein Ruf Nach Zärtlichkeit, Nach trockener Umarmung, Warmem Umhang, Den dir fremde Schultern Leihen sollen; Schultern, die zugleich den Purpur deines Königs tragen, Eines Königs, der dich rief, Eines Rufers tief Aus deiner Seele, Einer Seele, die in Stricken Schreit, Eines Schreis, den deine eignen Hohlen Hände dir ersticken. |
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Wilder Wein
Ich riss von deinen Wangen ab Den Rank Aus wildem Wein, Und auch die Beeren aus Achat Ließ ich an deinem Hals Nicht sein. Es war dir gleich, Wie ich dich sah. |
Von jedem Saugnapf der Entfernten Reben blieb Ein Quell aus roter Angst Auf deiner Haut. Du wolltest mir auch nicht Die Frische der Befreiung geben, Verrietst mir nicht den Rebstock, Seinen Aufenthalt. |
Mein Morden und mein Töten Trieben nur den Wuchs Noch stärker an, Bis du gebarst in deinen Nöten Und voller List aus deinem Wein Den Saft, Der mir Besinnung nahm Und der die Kraft, Bei dir zu sein, Mir raubte. |
Die Atemlosigkeit der selbstgeschaffnen Freiheit Hielt ihn fest umklammert. Und er beschwor In größter Furcht um den Verlust, In Strenge, Seine Lieben, Zwang sie alle zu Respekt, Zum Kniefall. Von Frau und Kind kam Jedes Opfer ohne Klage. Sie richteten sich ein und Nahmen an Verzicht und Auch Geborgensein in der Gemeinsamkeit. Sie trieb voran Die Angst um diesen Mann. |
Und ihre Angst erhoben Sie zum Ritual, Das sie nach draußen trugen. So schufen sie sich ihre Zeit In seiner Zeit Zu leben. Ihm verhieß in Wachsamkeit Der Grund Für die Umklammerung: Nach deiner Zeit Wird dir die Zeit Zu leben Auch gegeben. Das nahm er willig hin. |
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Das Blau des Himmels War tief in die Nacht getaucht, Die Sonne lang zuvor verbrannt Im Rauch und Staub der Stadt. Sternenlos und gelblich hell wurd nun Der schwarze Rand Am Horizont. Ein Nachtzug spiegelte im Braungetönten Fensterglas Vom Bahnsteig langsam Die Gesichter mit sich fort, Und drinnen saßen ihre Koffer. |
Am Ziel der Reise angelangt Versuchte mancher, sich, das Tagesblau Aus dieser Fahrt zu retten, Suchte zögernd seine Hand In eine warme Hand zu stecken. Ein anderer ergriff nur trocken Einen abgebrochnen Ast von Jenem Baum, der splitternd fällt, Wenn ihn die Windlast Allzu lange quält. |
Und still in diesem Märchenland Saß auf dem Stein ein fremdes Kind, Das fand, den Kopf gelehnt an eine Wand, Halb schlafend schon im Lärmen, Das Paradies auf Erden. |
Das Paradies auf Erden II
Es ist wahr, ich
schrieb schon einmal Übers Paradies auf
Erden. Doch das war mehr
Wunsch als Wirklichkeit. Die Wirklichkeit zu diesem
Wunsch Hat mich heut'
wachgemacht, Hat mich geweckt,
fast aufgeschreckt Und in ein Paradies
gestoßen, Das war mir zum
Fassen nah. Ich traf auf eine
Frau, Die sah ich vorher Niemals schwanger
gehn, Und nun mit einem
Kind Von fast zwei Jahren
an der Hand. |
Sie sagte mir: Die haben wir seit
einem Jahr. ,,Die Kleine fehlte
uns im Haus. Heut' gehn wir aus, Sie fährt so gerne
mit der Bahn. Wir haben sie seit
kurzem Adoptiert." Ich kniete mich vor
dieses Kind, Das gab mir seine
Hand Und sah dann seine Mutter
an Und ich die auch. |
Das Paradies War wirklich nicht
die Adoption. Das Paradies war
diese Frau, Die nicht nur sprach
und redete, Von dem sie sprach, Nein, die die Dinge
tat, Wenn sie dagegen
war, Ein andres Mal
dafür. Und hier war sie
dagegen, Um dafür zu sein, Und rettete für sich Und für das Kind Das eine und das
andre Leben, Die sie beide nicht Von sich aus Hatte geben können. |
Als Frau von Außerordentlicher Reife Erzog sie ihre Puppen In der Poesie. Sie liebte sie und War doch streng In ihrer Auswahl Stummer Lehrer. Nur das Auge galt Ihr viel. Belebt und voller Reden mussten die Betrachter sein, Das gäbe ihren Puppen Leben. |
Auch hatte sie den Übergang vom Tag Zur Nacht für Ihre Lieben abgeschafft. Frei nach ihrer Wahl, Man brauchte sich nicht Lang zu sehnen, Schuf sie Mondlicht, Sonnenschein und Regen gar. |
Im Laufe der Erziehung Dieser Kleinen fing sie An, von jenem Tag Zu träumen, An dem die Puppen Ihr in Poesie Entflögen. Das nahm sie jetzt schon Stolz und als ihr Schicksal Hin und wusste auch, Sie würde dann aus Einem Puppenladen, Neue, unerzog'ne Puppen Zu sich laden. |
Du sammeltest die Splitter Der durchwachsen Nacht In schaler Absicht. Was in Müdigkeit von Fremden mitgeteilt, In weher Hoffnung dir, Dem Unbelasteten, zu tragen Anvertraut, das warfst Du nur zusammen. Du brauchtest mehr, Viel war dir noch lange Nicht genug. Du merktest auch, zu oft War es das gleiche und Die Gleichen kamen dir zu oft. |
Um Farbenpracht, wie Du sie brauchtest, Zu erreichen, Gingst du mit der Sammeldose auch Noch Tags zu den Bedrückten. Du sagtest frech, es sei die Nacht, die sich im Tage Tummelte, und auch, Du wärst dabei, ein wenig Licht in Finsternis Zu tragen. |
In einem Treppenaufgang Konnt ein hilflos krumm Gewachs'ner Mann, Die Spitze seines Kinns Berührte fast das Knie, Die Stufen einzeln nur Erklimmen, weil in Blindheit eine Frau, Der er die Führung übernahm, Ihn schob und zerrte. In seiner ausgestreckten Hand erhob er zitternd über sich Vor ihre Augen Ein Kaleidoskop, Mit dem er ihr versprach: "In deiner Dunkelheit werd Ich dir heut die neuen Splitter Zwischen den Glasscheiben Zeigen und im Drehen Immer neue Muster weben." |
An jenem Sonnentag Erstarrte hell der Weg, Den du gegangen warst, Im blanken Weiß Des Sandes Dir zu sprödem Eis. Ohne Schuh gingst du Am Rande des Erlaubten. Rot und funkelnd machten Deine Füße zögernd jeden Schritt nach vorn. |
Den Saum des Kleides, Dass du daran dachtest Ihn zu schonen, Oder war es deine Neugier, Fuß im Fuße deiner Sohlen Anzuschauen, Hobst du maßvoll in die Höh. Ganz unumwunden Trugst du nun schon Tag für Tag Und ohne jede Sorgfalt Teuersten Karat Ins Stirnhaar eingebunden. |
Und du erzähltest jedem Von dem Bild, das du Im Bilderbuch gefunden. Viel zu stark empfandest du Dein Glück im Glück. |
Zwanzig Jahre Kampf, Und messen mit dem Unmessbaren. Zwanzig Jahre achten Auf die Uhr, Ihr Ticken, Auf ihr Schweigen, Wenn der Lärm der Zweifel Ihre Ruhe überdeckt. |
Ungeweckt, Und schon dem Greisenalter näher, Kommt ganz unverhofft ein Ungekrönter Mund Und singt dir deine Lieder, Immer wieder, Immer wieder. Kennt auch deine Lieblingsmelodie, Die, nie gesungen, Doch ein ästevoller Baum Und blütenreich Dich schmückt. |
Lausche ihr Und traue ihr Und deinem Glück. Es kam nun doch Nach langer Irrfahrt Als ein Wohnschiff In dein Haus zurück. |
Mich überfällt die Minute der Andacht Ohne Grund, Mitten im Treiben. |
Ich bin auch nicht Auf diese Stund versessen. Nur Stille, eine Sekunde Des Friedens, die mich Überkommt, Ganz ungewohnt, Lässt mich Alles unterbrechen Und vergessen. |
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Dir, Simone, Kind
im Kind, Entnahm ich aus der Hingestreckten Hand das Blau deiner Augen. Was du mir gabst, Kam ohne Argwohn, Ohne Frage nach Warum, Weshalb, Und ich umschloss es Angstvoll, hütete mein Übermaß an Glück. |
Kein Juwelier konnt Besser Fassung einem Steine bringen, Als der kleinen Hand in Führung meine Führung war. Es war dein Kleid, das Von den Schultern kinderleicht, Als Turm Auf deinen Füßen stand. Die Wendeltreppe nahm darin Im Augenblick des Augenblicks Kein Ende. |
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Die Dämmerung beginnt Der Nacht den Hof zu machen. Es richtet sich die Stadt, Ein Hofhund, Hinter dem die langen Ketten schleifen, Zu scharfer Wacht und auch zugleich Zum Schlafen ein. Das Nachtlicht Bricht sich Schon im Glas der Fensterscheiben, In dem schwarzen Blank Der Wagen, Die vorüber treiben. Am Bahnhof treffen sich die Sehnsuchtsvollen, Die Namen- und die Heimatlosen. Manch einer nimmt Gelegenheit Und ausdruckslos ein billig Weib, Ein anderer den weißen Traum zu reiten. Ein Reisender bemerkt es kaum. Ihn treibt der Anschluss, Auch der Weg nach Haus. |
Im Vorort geht ein jugendlicher Zug Zu irgendeinem Treffen. Ein junges Eheweib empfängt Mit Schimpf den Mann, Der fängt das Saufen wieder an. Und in dem Vorsaal, am Empfang, Am Operneingang, Im Foyer, Hebt offiziell der elegante Mann Zur schönen Frau sein Glas. Und vielen Frauen Wird am Telefon gesagt: "Ich komm heut später, Warte nicht auf mich, Es wird ein langer Tag." Sie ist zu keiner Gegenfrage In der Lage, Und hält den Kindern wieder Überstunden vor. Nur dem Großen traut sie sich nicht Solches noch zu sagen. Sie baut sich so Ein strohig Nest der Einsamkeit Und kann doch über sonst nichts klagen. |
Ein Einbruch findet in belebter Nähe statt. Ein altes Weib, Das zeternd schreit, Bleibt ungehört. Dies ist die Zeit der Fütterung, Die Zeit, in der ein Fernsehbild Den aufgebrochnen Hunger stillt. |
Hab keine Zeit, Zu denken, was gescheh'n. Hab keine Zeit, Mich umzudrehn. Hab keine Zeit, Mich deiner anzunehm'n. Hab keine Zeit, Darf nicht zur Seite sehn. Hab keine Zeit, hab keine Zeit. Was für die Zeit ist, soll von mir aus dauern, Das, was von Wert ist, soll ein andrer untermauern. Was für den Augenblick gemacht, Das hab ich gestern schon bedacht. Hab keine Zeit, hab keine Zeit. Die Zeit ist viel zu kurz, Mein Weg ist noch so weit. |
Hab keine Zeit, Zu überdenken, was begann. Hab keine Zeit, Dir zu erklären meinen Wahn. Hab keine Zeit, Mich nach dem Grund zu fragen. Hab keine Zeit, Muss schnell mein Päckchen weitertragen. |
Hab keine Zeit, hab keine Zeit, Mir sitzt der Affe fest im Nacken. Er hat die Zeit mir zu bewachen, Er schreckt mich auf, wenn mich die Zeit erreicht. Hab keine Zeit, hab keine Zeit. Es ist kaum Zeit, die mir noch bleibt, Bevor sie auseinander treibt. |
Mich drängt der Tag, Den Traum der Nacht Neu zu beginnen. Nicht weiß ich mehr, Und hab doch lange nachgedacht, Wie er verlief. Der Tag will heute Traum und Wachheit sein. Die ausgehöhlten Steingehaunen Treppen In den Turm geh ich hinauf. Ein Falke ist im Ausguck Noch zu sehn, Und Tauben flattern auf, Und Menschen, Kinder, Seh ich weiter oben stehn. Zur Seite führt ein Weg, Zu einem leicht geschwungnen Steg Aus Holz. Ich muss ganz dicht an dieser Mauer gehn, Nun um den Erker noch herum Fällt steil der Glockenturm Nach innen ab. Im Gegenüber in der Wand Verdecken jene Menschen mit der Hand Sich wohl ein Auge, auch den Mund, Und warten auf den Sprung. |
Der Weg, den ich doch eben kam, Ist nicht mehr so, wie ich ihn nahm, Viel schmaler, enger scheint er mir. Ich greif zur Seite, öffne eine Tür. Auch hier ist nur ein halber Schritt Zu machen, Grad noch die Mauerbreite fasst den Tritt. Von einem hoch gewachsnen Baum Erreichen Blätter, dünne Äste, Wie ein trügerischer Zaun, Den Ausgang. Dessen Ende Sind erneut die steilen Wände. |
Die Tür fällt hinter mir ins Schloss Ich stürz nach vorn ins Leere von dem Stoß. Die Hände Greifen, fassen, Rutschen ab vom Blattwerk. Immer länger, leichter wird mein Fall. Ich seh mich um, Man stößt mich an: "Bitte weiter gehn, Sie sind der letzte, Mann." |
Der grüne Flaschenhals des neuen Tages Wird an einer harten Kante Abgetrennt mit einem Schlage. Trüb und sprudelnd Zieht der jüngste Zeitenbote ein. Grau, verhangen, ist der Himmel Von der langen Nacht. Wer sein Glück bis jetzt bewacht, Der nimmt es sorgsam in sein Heim, Das Liebchen, gut gestimmt vom Tanz, Das kranke Kind, Mit müden Augen von der Ambulanz. Und wer sein Glück In dieser letzten Dunkelheit verlor, Der traut sich nicht zurück, Traut nicht zu klopfen in der Früh An seines Freundes Tor, Bleibt ganz mit einem fremden Hund Am Weg zum Park allein. Dem wirft er nach den Stein, Der dem Geschick gegolten hat. Die Hast, die Unruh, Greift um sich Wie ein Gerücht, Von Tür zu Tür. |
Man sieht Gesichter dort und hier Mit irrem stumpfem Blick. Ein andrer nimmt sein Weib, Die Hand, Ein leichter Kuss, gedrückt auf seinen Mund. Die Autos fahren viel zu eng, Und dort, im Eingang zu den Zügen Wird gedrängt. Der Assistenzarzt, der die Nacht Am Schreibtisch, Krankenbett, In der Kantine zugebracht, Stellt seine leere Tasche in der Bahn Zum unbekannten Sitznachbarn. Der sieht ihn lang Mit blutig roten Augen an, Geschunden von dem Wein, dem Bier. 'Um dieses Untier Zu bewahr'n, Tret ich vielleicht Die nächste Wache an,' Denkt er, und plant zugleich, Nicht mehr nach Aussehn, Äußerem zu gehn. |
Der Unfall auf der Straße, Ein Zusammenstoß Und eine Menschentraube, Die zusammen floss, Die bleiben schnell und weit zurück. Doch manchen Mann erregt das Bild. So wird der Tag Dem Durstigen süß, der trinkt mit Hast, Dem Satten sauer ausgeschenkt, Und jeder Zu dem Napf gedrängt, Und trocken schluckt Im blanken Grund Der arme Hund Den Rest. |
Du verlangtest den Blick Auf den Meeresgrund, Dabei war Nacht Und schaumgeknotete Kraft Schlug die Wellen. Du verlangtest das Wort Aus verschämt verschwiegenem Mund, Dem rebellische Tat die Zunge schnitt aus dem Schlund. |
Du wolltest die Liebe Aus dem Leibe stampfen, Einem Schoß, dem, vergewaltigt, Neues Leben gepflanzt. Du wolltest das kalte Eisen biegen, Nach deinem Verstand. |
Vergiss deine Macht, deine Größe. Nimm für den Meeresgrund Den Strand, nachthell erleuchtet Vom Wellenbrand, Und für das Wort jenen Schrei Aus den Augen, Und nimm für die Liebe den Schößling an. Ja, Macht und Größe, Nehmt euch dieses Mannes An. |
Es tut sich nichts. Kein Laut, kein Wind, Kein Summen von Maschinen, Keine Stimme, Die sich regt. Selbst Schritte im Entfernten eines Uhrentickens bleiben stehn, Und weiße Laken makelloser Stille haben sich gelegt. |
Ruhe weit und breit. Das Atmen blätterreicher Bäume schweigt Und lässt in Langsamkeit den Blütenduft, die Wolke, schweben. Ein Kind, das bettelnd, arm, Am Straßenrand in einem Fremden Lande stand, Erkannte nicht die wortlos hingehaltne Gabe. |
Der nottrainierte Sinn der Kleinen Blinden sprach nur Noch auf Schatten an. Sie konnte keine Ruhe In der Ruhe übergroßer Leere Finden. |
Voll loser Heimlichkeiten ist ihr Körper. Wie ihre Schwester schon vor langer Zeit, Trägt auch sie kein Unterkleid, Sie hat es einfach abgelegt. Sie hat es gern, wenn ihre runde Fülle Sich bei jedem Schritt bewegt, So wie sie ihre Haare Nicht als Kunstwerk, sondern offen trägt. Sie hat oft Stoffe angelegt, Die sind ganz transparent. Sie liegen an der Haut Wie eine zweite Haut, So eng, Und woll'n dem fremden Auge Alles zeigen. |
Sie ist auch heute schon, In jungen Jahren Nicht mehr unerfahren, Und lange vor der Reife einer Frau Versorgt sie sich, um Liebesglück zu haben, Mit den Mitteln, die vor Leibesfrucht bewahren. Sie fühlt sich frei Und lenkt sich ihr Geschick, Und manches scheint ihr einerlei. Ihr Glück, glaubt sie, Ist ganz und gar in ihrer Hand. |
Dem jungen Mann ist dieses Fühlen ungewohnt. In manchem Augenblick ist er von ihr entthront, Auch wieder schnell von ihrem Tun gebannt. Verständnislos und oft zu viel Verlangt sie dann Von ihm das alte Rollenspiel, Er darf wohl siegen, Doch ihr Herr nicht sein. "Du engst mich ein", Und Kinder will sie auch von ihm nicht kriegen. Der Mann, dem sich das Mädchen wieder Gänzlich offenbart Glaubt an sein Glück, An ihre Neue unerhörte Art. Dann tritt er lautstark Für sie ein, Bis sie ihm schreibt Auf einem rosa Kärtchen: "Ich lebe jetzt viel lieber Ganz für mich allein." |
Früh am Morgen in der Bahn Seh ich deine jungen Augen. Aus dem schwarzen Haar Fällt dir im Gleichmaß der Bewegung Ein Ohrgehänge In den Schoß. Deine Hand umschließt Es schnell. Neigst den Kopf in Mädchenhafter Zier Zur Seite. Blickst zu mir. Und die beiden schlanken Hände Sind dir streng bewachte Zofen, Mein Gesicht dein Spiegel. |
Hinterm Baldachin der dunklen Locken Brauchst du lange, dich zu richten. Deine Lippen formen lautlos Worte. Ob du meine Sprache sprichst? Nein, nein, versuch es nicht, Zu zerbrechlich Trägst du deine Anmut. Aus dem Dunkel fährt der Zug Ins Tageslicht, Bricht die sanften Schatten Deiner Lider, färbt die Wangen, Formt den Mund. Wieder neige ich dir deine Schönheit Zu verraten. |
Doch im leichten Zucken, Flackern Deiner Augenbrauen, Im Erkennen, eines Hebens deiner Hand, Zur Wand in meiner Nähe, Spür ich dich entgleiten In die unnahbare Ferne Einer Spiegelung. |
Sieh mich an und in den Spiegel Hinter mir. Trag ich nicht Dein Gesicht? Merkst du nicht, wie ich dich Bestahl, Deinen Augen Meinen Blick befahl? Merkst du nicht, Wie meine Hand sich Deiner Hand versah, Und die Wärme meines Blutes Mühsam von dir Kenntnis nahm? |
Merkst du nicht, wie Dein Gesicht aus Meinen Augen strahlt? Doch du bleibst stumm, Und kann es sein, Dass ich im Spiegel stand Und ganz allein davor, Dass niemand außer mir Mich selbst erfand? |
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Über dieses Sternenband Aus weißen runden Platten Läuft ein Kind Barfuss in den Garten. Vom Hofe führt der Weg zur Tür Im Gartenzaun, Den ließ die Bäuerin im Herbst Aus alten Brettern bau'n. Die sonnenhellen Steine Gab der Bauer seiner Frau. Ein schöner Rest vom Küchenanbau Vor drei Jahren, Als die Familien hier Zur Hochzeit waren. Nun läuft das Kind Geschwind Zur Schaukel Unter'm Apfelbaum. |
Und sieht aus schwungvoller Luftiger Höh Die kleine Brücke Ganz in der Näh. Schon ist es wieder 'runter Und über die Beete, durch den Zaun. Die Welt ist voller Wunder, Das Kind hat viel zu schaun. Der Schulbus kommt vom Nachbarort. Der Fahrer lässt die Höfe seitwärts liegen, Er muss um enge Kurven biegen, Setzt dann den Weg zur Brücke fort. Das Kind erkennt nicht den Koloss, Springt auf die glatte Straße. Der Fahrer winkt zu einem Haus Und kuppelt das Getriebe aus, Den großen Gang zu nehmen. |
Da sieht das Kind im Gras versteckt Ein junges Kätzchen liegen, Mit weißem Hals und schwarz gefleckt, Will es es fangen, kriegen Und läuft den Schritt Ins Grün zurück. Es hört auch nicht Den satten Klang Der Räder auf der warmen Bahn, Von dort, wo es noch eben stand. Nur die Bauersfrau im Hof vernimmt von Weitem Das Singen der Zwillingsreifen. |
Ein Richter verlangt vom Schöffen: "Seh'n Sie sich bitte Das gerichtsmedizinische Gutachten an." Auch der Angeklagte, Den die Berichte betreffen, Wirft einen Blick hinein. So sah der Schöffe einst An einem Bauernhaus Ein Schlachtvieh hängen. Doch der Kopf der Toten Auf dem Bild liegt separat. Auf einem anderen Das Präparat Der Haut ihres Halses. "Angeklagter, können es drei Oder vier Schnitte sein, Auf der Fotografie, Hier!" "Einspruch, Herr Vorsitzender, das soll .... "Genehmigt, bitte streichen Aus dem Protokoll." |
Die Haare, welche man Im Bett der Toten fand, Stammten von einem Toupet, Wie es der Angeklagte Trug, seit eh und je. Als letztes wurde das Blut verglichen, Zufällig gefunden an seiner Jacke Und ihrer Puppe. Eine seltene Gruppe. Achtundneunzig Prozent Der Bevölkerung wurden gestrichen. So nahm die Verhandlung Ihren Verlauf. Der Angeklagte tischte Kindische Lügen auf Und war nur bereit, Kleinigkeiten zu gestehen, Nicht die Tat aber zuzugeben. Offen blieb nur noch zu sagen, An welchem von den drei In Frage kommenden Tagen War das Verbrechen geschehen. |
Die Ehefrau und Zeugen Sagten nur für die Nächte aus. Der Gutachter sprach von Natürlichen Zeichen, Blaufärbung im Unterleib, Von vielen vergleichbaren Leichen, Totenstarre in den Beugen. Gelassen sah das Gericht Dem weitren Verlauf entgegen, Hörte jedoch als Resultat: Die Tat war geschehen am vierten Tag, Unumstößlich nach strenger Wissenschaft. Der Mörder traute seinen Ohren nicht. Der Verteidiger, der die Pflicht Übernommen hatt, Strich seine Bögen wieder glatt. Aus dem Stegreif kam das Plädoyer. Für den Mordtag stünde das Alibi. Man sah den Angeklagten später Geld verdienen. Im Kaufhaus vertrieb er Nähmaschinen. |
Beim Blasen Von gläsernen Vasen Über der weißen Lampe, Direkt vor seinem Gesicht, War sie ihm entstanden. Er hatte sie erst gezeichnet, Sie dann in der Glut Zum Leben erweckt. Ihre Arme konnte sie sich In den Leib verschränken, Und beim Betrachten Ihrer schlanken Figur Den Meister verachten. Das reizte seine Kreatur. |
Sie kam schon manchen Morgen in der Früh' Vor seinen Tisch, Ihm zuzusehn. Im Blick durch seine Glasgeschöpfe Wurd sie zu seinem Goldenen Fisch. Er blies und schaffte Und dachte nur, Wie er sie in Gefangenschaft brächte. |
Als er nun endlich ihr Ebenbild fand Und sie bat, für ihn zu verweilen, Überzog er die erste gläserne Wand, Er musste sich in der Glut beeilen, Voller Hinterhalt mit einem Überfang. So wurde sie in seinen Kerker gebrannt. Um keinen Verrat zu entdecken, Hat er das Glas nach dem Mädchen benannt. |
Auf der Brücke, Die im Bogen Grau die Schienen überspannt, Steht die Frau Und hält in Sorgen Einem Kind am Zaun Die Hand. |
Unten jagen schnell Die Züge. Meine Durchfahrt Gibt im Blick, Nun schon weit entfernt, Mir das kleine Bild zurück. |
Welcher Gott hat wohl die Frau Dem Kind auf seiner Reise In den Weg gestellt, Oder gar das Kind der Frau? Schwarz zum Punkt Verschmelzen nun die Beiden Über Fernzuggleisen. |
Es gibt dieses Blech, Das gewölbt ist und krumm, Vielleicht von Künstlerhand geformt, Nur ein Stück. Es gibt dieses Rot, Vielleicht ein Sonnenlicht, Warm und verstreut, Wie Lockenhaar. Und man weiß nicht, Ist es neu, ist es alt, War es gestern, Ist es noch sichtbar, Oder schon ein Traum. |
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Wellenbrand. Deine Meerschaumfächer Spreizen über weißen Sand, Gleiten, Sind das Tasten einer Frauenhand. Schneeend treibt der Wind die Flocken Von den Brechern, Trägt die tiefen Seufzer Der Erleichterung nach Tränen. Weit, Aus deinem Schweigen, Quellen Abendsonnenflammen, Drängen Diese Sommernacht. |
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Die Einsamkeit treibt müde Füße an den Strand, Den Blick zu senken in den Splitter, Meerschaumflimmer und den Kuss aus Blut Beim Sonnenuntergang. Schweigen, Dämon Sehnsucht, schleicht verratend In den Schemen dunkler Wanderer. Im Flitter bricht verwehter Schleier Über alles hin, Im Dünengras das Stirnhaar Unsichtbarer Züge. Dann locken tausend Lampen einer Stadt Die Nachtgesichter, und es geht der Atem Wilden Trunkes. Ich tanze mit! Bringt morgen nicht die Sonne Dieser Erde Horizonte und schickt Grenzen, Enge Räume wieder? |
Das Licht der Straßen schmettert nachts Zerrissene Gestalten, und das Meer, Unweit der Stadt, brüllt höhnend. |
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Frische Blätter haben helle Unterseiten. Hochgestellt vom Wind Treiben sie das Baumboot Durch die sommerlichen Jahreszeiten. Mag auch mancher Sturm auf ihnen reiten, Laue Luft sie lind Schaukeln in dem Abendrot, Rauschen, reisen sie doch fort, Zerren an den grünlich, schwarzen Seilen. |
Nachts verschmelzen sie zu einem Dunklen Vogel, Dem sich hier und da Sträubt Das Federkleid. Er hockt auf seinem Einen Schwarzen Bein. Die Krallen greifen in die Dunkelheit. |
Der frühe Morgen wandelt ihn alsbald Zu übergroßer Betergestalt, Verhüllt in wallendes Kleid Aus grobem Zeug. Der Silhouette deutet man Die gebeugte Haltung an, Sieht Hände, Stock und Nase. Doch dann, schon mit dem ersten Erwachen, Brechen ein ohne Zahlen Die roten Strahlen Und richten wieder auf Ihre Sommersonnensegel. |
So tropft noch spät im Jahr, Nachdem der schöne Sommer war, Ganz leise, Blatt für Blatt, Das Gelb herab. Wie lieb ich diese stille Zeit. Zu ruhen ist nun manches Herz bereit, Zu ernten auch die Früchte weit und breit, Das neugeborne Kind zu tragen Und Dank zu sagen. |
Ich denk auch an die weite Reise, Als du, die Königin im fremden Frauenkreise, Sich anmutvoll zur Erde neigtest. Und mich nahm eine Männerhand Als Gast des Abends an. Doch anders als vergangne Bilder zeigen Verkörpern mir mein Weib, mein Kind, mein Eigen, Die Sehnsucht hier zu bleiben, Zu lieben dieses Land Im Herbstanfang. |
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Erst, als das flache Sonnenlicht Ihr leichtes, weißes Kleid erhellt, Als ich im weit geschwungnen Fenster Ein bewegtes Spiegelbild gestellt, Kann ich sie plötzlich sehn. Im Reisebus sitzt sie ganz vorn' Und sagt in fremder Sprache etwas an, Sieht gradeaus, So dass ich sie von hinten kaum, Nun aber klar und ganz Im Fensterglanz Ihr Ebenbild erkennen kann. |
Im Fensterrund erscheint sie mir Zunächst zu zweit, Die eine üppig, etwas breit, Die andre in der Fensterseite Zart und schmal. Sie sehen sich nicht an, Wie Schwestern die nur aufeinander horchen, Wie sich verschämt die Brüste einer Frau wohl kennen, Und doch, ein wenig abgewandt, Einander nicht mit Namen nennen. Dann geht mein Blick durchs Seitenfenster, Und nun, im Spiegel der nach hinten zeigt, Begegnen unsre Augen sich genau. |
Sie bleibt verwirrt in ihrem Vortrag stecken, Rückt schnell vom Sitz sich seitwärts hin, Als wollte sie die Beine strecken. Die nächste Kurve lässt dazu Das Doppelbild verlöschen. Kein Abbild bleibt. Durchs Mikrofon Dringt wieder nur Das monoton Erzählte, Ausgewählte. Das kannte ich von andren Reisen schon. |
Überreife Frucht! Mein Fernweh sucht Deine Fiestaschaukel, Deinen Farbengaukel, Den Stank der heißen Stiere Und das Brüllen der Tiere, Dampfende Gesänge Aus der Straßenenge, Das Gitarrenflammen, Brennendes Verlangen Und ein lächelndes Augenblitzen Aus Kellerritzen; |
Das Klatschen der Kastagnetten, Die lebenden Silhouetten Aus der Spelunke tief, Den Schauer, der über die Menge lief, Als der Matador hinter die Hörner stieß, Und wieder das wirbelnde Tanzen, Flamenco stampfen, Mantilla wehen, Gehen und Drehen, Taumeln, Stehen! Das Weiterreichen Der quellengleichen Vollen Karaffe in der Rund' Von Mund zu Mund. |
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Ab ich vom Dorf her, ganz allein, Den steilen Weg bergauf begann, Zerstob der erste Regentropfen Den gelben Staub. Unbewegt war noch das Laub. Vom Festzelt hörte man die Hämmer klopfen, Die Regenwand zog schnell heran. Die Bauersfrau rief ihre Kinder heim. Am Friedhof ging's vorbei zum Feld, Dem schrägen Abhang, das war lange schon bestellt. Mir fiel im Nachhinein noch auf, Ich konnt die Kreuze nur von hinten sehn, Sah eine junge Frau am Eingang stehn. Mit einem Tüchlein wischt' sie den Geländerlauf. Dann höre ich, dass aus dem Stall ein Glöckchen schellt
Und wie ein Dorfhund hinter seinem Echo bellt. |
Wie abendliche Dunkelheit Steht nun die schwere Wolke über mir. Aus ihr bricht leis' und fällt der Regen Aus einem übergroßen Sieb herab in dünnen Fäden Und prasselt auf die Blätter, an die Fensterläden. Das Flüsschen hier schwillt an im Nu, Lässt Sand und Steine sich bewegen. Ein umgefallner Baum liegt wie ein Tier Mit nassem Rücken und verschränkten Beinen unterm Leib. |
Dann bleibt der langgestreckte Ort Und jeder andre Laut weit hinter mir. Im Weg frisst sich ein Rinnsal seinen Lauf Ich seh' den Torkelflug der kleinen Fledermaus, 'Mal unterm Baum, dann wieder dicht am Haus. Weiter oben, noch ein Stückchen Wegs bergauf, Steht aus Zement ein kleines Kreuz: "Verweile
hier!" Doch ich versäum' die Rast und gehe fort. |
Sterne, Ihr goldenen Fingerspitzen Unzähliger unsichtbarer Hände, Die zu uns herüberreichen. Lehrt ihr mich bei Nacht zu sehn? Ich nehme euren Gruß Von fernen Welten, Gesandt von einem, Lange schon vor meiner Zeit. |
Mein Gruß ist auch auf Reisen, Hin zu einem Der noch nach mir kommt. Sagt ihm, ich hätte nur versäumt Das Grußwort zu verbreiten. Vielleicht nimmt er dazu Gelegenheit. |
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Grün zur Nacht verliert Die Sonne ihre Kraft Und schwarzer Schienenstrang Trägt in der Ferne Ihren Kopf. Der Farn am Wegesrand, Der Leiterbahn entlang, Wird stumpf vom Abendtau. |
Ein Zug steht, Rastern gleich Und einer Kettenexplosion, Sekundenlang im Bild. Dann wird die Stille Wieder still, Das grün Verschwiegne Wieder lautlos wild. Bunt erglänzt Ein ölig Fleck. Ihm fehlen schon Die violetten Ringe. |
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In der Nachtfahrt Wirfst du, Blinkendes Geldstück, Mond, Aus unterbrochenem Häuserschwarz, Im Fluge deine Silberschatten In die Fenster Rasender Züge. |
Doch plötzliche Rast Zeigt deine sinnlose Reise. Wie still du stehst. Man könnte lachen. Dann wieder neue Hast Durch Sträucher, Bäume, Wälder, Häuser. Sie berührt mich in seltener Weise, Lass ich doch diese Fahrt Dich machen. |
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Brutal schlugst du Im Überfall Mit deinen Sorgen Meine Namen tot. Ich griff um deine Weichen Hüften, Doch als Kreisel Drehtest du dich fort. |
Auf meine Art Wollt ich dir Nur den Tag Begrüßen. Ausgeraubt Und namenlos Entließt du Mich dann In die Nacht Des unwillkommnen Tags. |
Ich hatte nicht vermocht, Des Kreisels Peitsche Dir so schnell zu werden. |
An manchen Tagen War es leicht, Ein Gott zu sein; Er starb dann einfach. Nur, wenn Knappheit Seine Kasse überkam, Verstieß ihn seine Ruhe. Sie gab ihm List Und die Verschlagenheit Mit auf den Weg, Und raffinierte Angst Sah ihn aus seinen Misserfolgen an. Die Krallen seiner Launenhaftigkeit geschärft Und das Gehör gespitzt Auf die Gelegenheit, Nahm er zuerst noch Rücksicht, Wollte sich nicht gleich In Rohheit sein Gesicht Beiseite legen. Doch die Krämpfe Kamen und sie Nahmen nicht nur sein Gesicht. Sie gaben ihm Mit einem Schlag Die Antwort. |
Und er verfluchte wieder Seine Zeit und alles, Was ihm noch vom alten Leben wertvoll war. Er schrie auch Namen Auf die Straße und Verfluchte neu Und sah, wie ihn der Schoß Der Mutter jetzt gebar, Und sah, Schon hundertmal, Wie unter seinen katzenhaften Bissen, weiß der Stoff Aus ihren vollen Brüsten Quoll. Umschlungen hielt er seine Knie Und flüsterte und schluchzte Im Verzagen: Hilfe, Hilfe, Leute, Helft mir Armem. Einmal, nur einmal, Wirklich nur noch einmal Wollte er, egal woher, woran Woraus, den weißen Teufel jagen. Diesmal wollt er fest Auf seinem Nacken bleiben, Wollte ihn auf seiner Höllenfahrt begleiten. |
Schluss aus! Vorbei Sollt alles sein, Kein Gott wollt' er mehr werden, Nicht mehr sterben. Er richtete sich grade auf. Der alte Mann kam Aus dem Park. Das bisschen Geld Warf der ihm ohne Frage Hin. Er sah in seinem Alter gleich, Wie schlimm es stand, Und die Entschlossenheit. In diesem Jahr Erfuhr zum ersten Mal ein Vater, wie unendlich Krank und wie verlassen, Wie unendlich, endlos Einsam Diese Menschen sind. Auf einem Abort, Seinem Kind Die letzte Zuflucht, Fiel zum Schluss ganz leis Der goldene Schuss. |
Störe mich nicht, Denn dieses Gedicht Schreib' ich für alle Kreatur, Die vor Gottes Angesicht Einzig und nur Vor Hunger zusammenbricht. Erst macht der Hunger krank und blind, Dann tötet er Mann, Frau und Kind Ohne Zahl In unendlicher Langmut und Qual. |
Ihr verstecktes Sterben Bringen Bilder an den Tag, Die um Gerechtigkeit werben, Eine Gleichheit, die niemand mag. Nur eines erkennt man dankbar an, Uns geht es nicht so wie dem Nachbarn. Mildtätig geben wir Mit spitzen Fingern ab, Besorgt, dass das wilde Tier, Nach unseren Händen schnappt. Und bauen einen Käfigzaun Um unsren Feigenbaum. |
Ist nicht dem Hungernden Alles zuzutraun? Gehören nicht dem Lungernden Füß' und Hände abgehaun? Um ihretwillen muss ich schrein Und um meinetwillen, NEIN! NEIN! NEIN! Denn jedem einzelnen, der dort noch steht, Bitter in Scham um Almosen fleht Und einen schrecklichen Leidensweg geht, Dem sitzt im Nacken Die Schuld der Satten. |
Mein Bruder schuf
als Kind Ein Bild im Sand, Von dunklem Braun
der Gegenstand, Und überall war'n Ränder ohne Rand. Es wurd' mehr ein
Relief als Bild. Von einer Puppe
riss er ab Den Kopf, die Arme,
Beine, Nahm den Bauch, Ein wenig
angehaucht, Ihn formschön in
den Sand zu drücken. Den Kopf macht' er
zur Sonne. Die Arme drückt' er
einzeln ab Und rundherum zu
Strahlen. Die Beine ließ er
laufen Als Speichenrad, Wie Spielzeug, Das wir hatten. Doch das Gesicht, So engelsgleich und
rund, Das küsst' er
einmal auf den Mund Und drückt es
sorgsam in den Sand. Die Augen konnten
deutlich sehn, Dass Beine sich und
Arme drehn. |
Uns Kinder konnte
dieses Spiel erfreun. Mein Bruder schuf
ein Bronzebild, Das schmückt im
Hause Eine Wand. Von dunklem Braun
ist das Metall, Und Ränder ohne
Rand Sind überall. |
Es ist mehr ein
Relief als Bild Und scheint den
Krieg zu zeigen. Zerrissen ist der
Mensch, Und losgelöst von
ihm sein Eigen. Die abgerissnen
Beine laufen Rad, Und auf zerbrochnem
Gut Hockt, wie ein
abgelegter Hut, Pausbäckig schön
ein Kinderkopf, Auch ohne Hals und
Rumpf. Die Augen blicken
starr und stumpf Doch voller
Gleichmaß Auf das Karussell
aus Beinen. Auch Arme sind
gelegt Wie Sonnenscheinen. |
Was sie an ihm nicht verstand, War die Wand Seiner Gegenwart. Eine Kreidespur Aus weißem Sand, Eine Kreatur, Die sich nicht vertreiben ließ. So sehr getrennt von ihrer Welt Durch ihn Sah sie vom untersten Treppenabsatz Zu ihm hin. Er stand oben. |
Was er an ihr nicht verstand, War die Wand ihrer Gegenwart. Wenn im Rauschen von Seide und Taft Sie an ihm vorüber trieb, Die Säume aus Angst Vor Verschmutzung gerafft, Und ängstlich jede Berührung vermied. So sehr getrennt von seiner Welt Durch sie, Sah er vom untersten Treppenabsatz Zu ihr hin. Sie stand oben. Er hatte sich oft danach gesehnt Oben zu stehn. Sein Treppenabsatz roch zu sehr nach Almosen geben. Auch würde er sie dann bitten, Damit sie mehr Gemeinsames hätten, Mit ihm den oberen Platz zu teilen, Solange sie mochte, zu verweilen. |
Sie hatte sich oft danach gesehnt Ihn nicht mehr oben stehen zu sehn. Sein Platz Wurd' zu sehr von ihm selbst begafft. Sie würde ihn zu gerne bitten, Damit sie mehr Gemeinsames hätten, Mit ihr den unteren Platz zu teilen, Solange er mochte, zu verweilen. In einer Art modernem Verfahren Waren die Stufen dieser Treppe Lange schon abgetragen. |
Mir Verklebtest du die Augen Schnell mit Goldpapier. Doch du vergaßt es ganz, Ich war ein Greis zuvor. Nur zitternd Und im Mut des Hungers Nahm ich an Und wagte von der übervollen Tafel Meine Speisung. Man war geneigt Zu helfen, Man hatte auch gezeigt Den Überfluss, weil man's verstand Zu wählen. |
Huldigungen hier und dort. Ein Wort Verlor ich vor dem ersten Bissen: "Danke", kam mir in den Sinn. Auch fielen mir die Gäste, Die ihr gestern hattet, wieder ein: Du tratest, meinte ich, Als Bettler vor sie hin. Fast ließest du Sie dich beschenken. Ganz anders heute diese Flut. Du zeigtest keinerlei Bedenken, Dich den Armen gestern arm Und nun den Reichen reich zu schenken. |
Das Goldpapier auf meinen Augen Sollte wenig taugen. Es verschwand Beim ersten Weinen. Und durch die Tränen schien es mir, Als trügen deine Gäste gestern, Heute hier Und ihr, Das goldene Visier. |
Im letzten Raureif dieses Frühjahrs Fuhr dein Fährschiff Nach so langer Fahrt In Offenheit vom Freien Meer Ins Klemmbett Eines kleinen Hafens Ein. Kein Fährmann kam, Um dir die Taue Abzunehmen. Ächzend stöhnten, Ungewohnt der neuen Last, die Teer geschwärzten Dalben. |
Viele Blicke huschten Aus den nahen Fensterscheiben Auf den Pier, Die Gäste deiner Reise Zu erwarten. Doch kam kein Bootsmann Und es kam Kein Passagier. Dein Fährschiff saß so Fest im Holz, Ein längst verlassner Adlerhorst im Hohen Baumgeäst. Und manche Rostspur Tropfte braun ins Wasser. |
Die stumme Suche, Tagelang an Bord und Auf den Planken, Blieb, Bis ich begriff, Erfolglos. Dann band ich an an dich Mein eignes Schiff, Das schaukelte und, klein, Mir mehr zur Rettung diente. Kaum angetaut, Nahmst du ganz ruhig, Rücksichtsvoll, Die Fahrt ins offne Meer, Mit mir im Schlepp, von Neuem auf. |
Im Augenblick, Ich sah nur kurz zurück, Bemerkte ich den Fall. Dein Stürzen ließ mir Keine Wahl, Ich griff nach deinem Leib Und riss mit einem Gegenstand Dein Herz dir auf. Du sagtest auch, Es sei dir neu, In fester Hand zu sein, Ein Opfer, klein wie dieses, Wäre die Begegnung wert. Für mich warst du im Fallen Viel zu schwer. Dein Halt an meinem Halten Traf mich mehr, Als die Verletzung, Die ich dir doch Unabsichtlich beigebracht. |
Du wurdst zum schweren Stein An meinem Hals, Dein Puls bedrängte mich Mit Schlägen. In meiner Not sah ich umher Nach meinem Weg, den ich gegangen Wär, und ließ es zu, Dass mich Geröll, das In die Tiefe stieß, Aus deinen Armen riss. In einem Wartesaal War alles still. Von Zeit zu Zeit umblätterte Nur ein Gesicht. Die blanken, schwarzen Schuh An meinen Füßen Spiegelten die Zimmerlampen. |
Das linke Bein lag übers rechte Knie geschlagen, und Der Reflex der Lampen, Von dem Schuhwerk In den Schlägen meines Pulses Auf und ab getragen, Zeigte mir, wie atemlos Das Blut durch meinen Körper schoss. |
Die gelbe Flut Verwischt den roten Streif im Auge. Nichts steht mehr Der Blindheit vor, Dem Gebälk aus Hartem Stein, der Wucherung Aus nie gedachten Liedern. Sollte der Verzicht uns doch Erreichen? |
Unvergessen jene Klarheit der Gedanken, die uns trifft, Im unverhofften Augenblick, Im Scherbenhaufen, Auf dem Schleudersitz. Das Trümmerfeld war stets Mir die Behausung. |
Unerreichtes Glück Sah aus zerbrochener Vergangenheit hervor. Nur eins In dieser Zeit ertrag ich, Nicht den Mangel oder Den Verzicht, Ein Rapsfeld soll die Gelben Wogen über mir Verschließen. |
Es waren Körner in der Wüste, Staub, Den rieb der Wind, Den trieb der Wind. Laub war es, Wie es der Wind Aus andren Ländern kannte. |
Es waren Zeiten in der Welt, Zu gleicher Zeit. Die fanden sich, Benannten sich. Jahreszeiten waren es, Die sich von Zeit zu Zeit Erkannten. |
Es kamen Worte aus dem Mund, Luft, Die rieb der Wind, Die trieb der Wind. Schall war es, Wie ihn der Wind ganz ähnlich Dünnen Halmen abverlangte. |
Im Flug, Vorbei an deinen Fensterscheiben, Übergoss die rote Flut Der Abendsonne, Dort, aus den Spiegeln, Uns, die draußen weilten. Die ganze gläserne Front Zerbrach ein Rubin. Und tausend Sonnen zogen im Augenblick, als wir Vorüberflogen, Mit uns dahin. |
Erst als wir größere Höhen erreichten, Erfuhren wir von der Last, die du im Vorbeiflug uns aufgebürdet Hattest. Wir sollten der Sonne Von ihrem verlorenen Blut Das, was im kalten Glas So sinnlos Zerbrochen war, Zurück erstatten. |
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Im Kern begann die Rotation und schon Die Angst um den Zusammenhang. Bang griff eine Hand Der andren in die Räder. Doch durch den Mangel an Gewicht Verlor'n sich Angst um Angst Schnell aus dem Gesicht. Man dacht an das Nachher Und hörte bald, dass sich Draußen, wo sich Kollisionen zugetragen, Unbekannte in den Armen Lagen und in der Dunkelheit Nach Licht verlangten. Auf ihrer Reise bis hierher Trug sie das schwarze Flammenmeer der Unterdrückten. Weiter noch als alle andren Waren, traf man auf die Schnell bewegten Schwaden Hoher Funktionäre. Sie befahlen nicht nach Innen, hin zum Kern, Nein nach außen. Dadurch erst wurd dieser Sternenhaufen, Für die vielen weit Entfernten, Sichtbar. |
Morgenröte schien es noch Dem nächsten Rang, Der sich gelassen in der Obrigkeit befand. Die Reihen wurden lichter, Und um den Zusammenhang Wurd hier, bei der Entfernung zwischen den Sultanen, keinem bang. Verschwiegen sprang ein Wassertropfen in die Schale. Das Echo klang im weiten Saale, Wurde zum Geräusch, Das man erst feierte und zelebrierte, Später dann zu Grabe trug. Der Tag war ausgefüllt und Hatte sich gelohnt. Die Rotation war diesen Lange zur Routine und Zum guten Ton geworden. |
Eines war jedoch, Und niemand konnte Diese Kleinigkeit begreifen. Von Zeit zu Zeit begab Sich jemand von den Äußersten Auf Reisen. Kurze Zeit Nach jedem Start Verriet nur eine Lichtspur Noch die Richtung, Wie man sagt, ein Funke Sprüht aus glühend Eisen. Der Wissenschaft befahlen sie Eine Lösungstheorie. Man gab ins geheim die Idee vom Spiralnebel an, Und alle erkannten in den Verbannten ihre Abgesandten. |
Ich hatte einst versucht, Mir dein Geheimnis zu entdecken Und kam vorbei an deinem Haus, Zugemauert, tür- und fensterlos. Ein Schuppen lag davor und War mir das Versteck. Du wusstest nicht, Ich selbst war auf der Flucht. Man sagte mir, Die im Geheimnis bleiben, Würden schweigen, Aber oft vernahm ich Singen Aus dem Hause dringen. Zeugen, die ich mit Mir nahm, erklärten mir, Es wäre nichts, es wären nur Der Wind und Balkenknarren. Auch käme keiner 'rein und 'raus. |
Mir war die Flucht von Fremden Aufgetragen, Und das Versteckte im Geheimnis Zu erfragen, Sei der Grund. Da nahm ich meine Wohnung In der Gartenlaube. Noch in der nächsten Nacht Begann das schnelle Wachsen Meiner Insel aus dem Meer. Ringsumher kam täglich Kahn Um Kahn entlang gefahren, und Auch dein Haus schwamm Als ein Boot daher. In nichts nahm es sich Von den andern aus. Ich fuhr zu dir. |
Es war tatsächlich leer und auch Beim Näherkommen niemand Zu erkennen. Wenn Winde aber um Die Seile gingen, hörte man Das leise Singen. Auf meinem Boot sah es Ganz ähnlich aus, Und keine Menschen waren Anzutreffen. Wem sollte nun mein Wissen Ums Versteckte Im Geheimnis weiterhelfen. Es war zwar nichts Und wurde nichts Und doch wurd' ich vom Nichts, Wie viele neben mir, Getragen. |
Voll Überraschung Sahen meine Finger Im Begreifen. Unbekannt war jedes der Objekte, Die aus deiner Tasche ragten. Du botst sie uns zum Kaufen an. Wozu, mir schwindelte, Begann dein Unterricht bei mir. Ich fühlte nun verstärkt, doch Kopflos, eine angenehme Form. Ein glatter Stahl schien es zu Sein, ein Messer, oder, weil Zu lang, ein Schwert. |
Du stachst zum Spaß den Nachbarn, der dir seinen Rücken Bot, Tot: "Man muss die Gegenstände Realistisch euch beweisen, Sonst glaubt ihr nicht Die Not." Ich kaufte dieses Ding, weil Ich nun auch mit meinen Augen Sah Die Gefahr. |
Ein andrer Nachbar ließ mich Ruhig sein: "Das Spielzeug fährt die Klinge ein, Drück doch auf den Knopf." Er hatte wirklich nicht die Pausenlose Angst und Furcht Im Kopf. |
Schon lange fehlte dir An deiner Luft Die Luft zum Atmen. Mit einem unbeschriebnen Blatt Papier Verdecktest du die Vorgedruckten Zeilen, Und die Fingerkuppen Spürten im Betasten Endlich bodenlose Reinheit. |
Dein Seufzer kam Und maß den Atem neu. Endlich. Die Augen machtest Du dir zu, um Zu genießen. |
Ein Funken Ausgelassenheit Und Freude überkam dein Herz. Was du nicht merktest, war, Dass Druckerschwärze deiner Hände Beim Bestreichen jener Fläche Schattenhaft und Wort Für Wort und Satz für Satz Den Druck neu auf die Seite warf. |
Auf meinem Speiseplan Fand ich ein wenig Deiner Gegenwart. Das Lied, das du grad sangst, War Würze meiner Mahlzeit, Die mir nicht, wie sonst, Nur der Verdauung diente, Sondern dir: |
Du wolltest doch, dass ich Dich aufnahm. Du kamst in der Eskorte. Sie galt dir. Du fristetest dein Dasein Schutzlos in der Wolke Eskortierter, der du Ihr Gefangner warst. Nur im Verzehr, so mahntest du, Gelänge dir die Freiheit, Die du meintest. |
|
Nur unfreiwillig Geht das Kind zu den Erwachsenen, die ihm Von Herzen Wohlgesonnen sind. Die Mutter, selbst ein Kind, Begreift die Qual. Gemeinsam tasten sie sich Durch die Zeit der Großen. |
Dem Kind ist noch versperrt die Tür zu einer andren Welt, Und schützend hat die Mutter Sich davor gestellt, sie Spricht für beide. Ein Vater sieht das Zerren, Kind am Kind der Narren, Wachsoldaten an dem Zelt. |
Nur unfreiwillig Geht das Kind zu den Erwachsenen, die ihm Von Herzen Wohlgesonnen sind. |
Hoch im Geäst Deiner Gedanken Erkenn ich klein Ein Nest, Und hurtig fliegen Die Worte aus und ein. Ihr Kommen und Gehen Ist nicht zu verstehen. Vom Boden picken sie Brosame auf Und trauen keinem Geräusch. |
Unbekannt sind uns sonst, Und wenig vertraut, Ihre Horte. Am schnellen Flügelschlag, Am bunten Federkleid, Und häufiger noch Entdecken wir ihr Leben, Wenn sie es geben. |
Umschlungen hält ganz Fest im Arm die Frau Das Kind: "Verloren, wie wir alle sind, Sollst du nicht sein. Flieg, mein kleines Herz, Flieg fort, Dass fern dein Nest In meinem Herzen sei." |
Kraftvoll trug dich ganz allein, Im breit gespreizten Federkleid, Der Aufwind in die Wipfel. Weit, weit unter dir Sahst du das Kriegervolk, Ein Spielzeug, dessen Mechanismus Du nicht kanntest. Doch alle Augen folgten Deinem Flug. Dein kleiner Schatten huschte, Schnell den steilen Felsen Immerzu entrissen, Näher auf dich zu. Nur ein Getreuer noch Nahm dankbar die Sekunde Deiner Dunkelheit als Sonnenschutz vor Blendung wahr. |
Allen andern schienst du Schattenlos. Die Ruhe dieser Menschen Tat dir wohl, Auch stauntest du Ein wenig über die Entfernung. Das blinkend Ding, Das sich dann plötzlich Aus der Menge löste, Dich ereilte, Hieltst du Für Begeisterung, Als rot das Blut schon Deine Federn teilte. |
Nur milde Seelen standen Später an dem Grab herum, Wie immer, wenn sich ahnungslos Ein Kopf vom Rumpf Entfernte. |
Du liefst, Als sei es heut' das erste Mal, Dass deine Kinderfüße Dich zum Ufer tragen. Der Fluss Schnitt in Geduld Wie immer diese Wiese ein. Mit deinen über vierzig Jahren Konntest du den Weg dorthin Durch Sumpf Wohl nicht mehr wagen. Doch dir im Blick war nur der Kleine Landvorsprung, In dessen Wasserschnellen Sich die Forellen stellen. Entfernt vom Strand Erhaschtest du den Baum, An welchen, angelehnt, Sich Kindertraum mit Kindheitsträumen eng Vermengte. |
Im Weitertasten Brachst du ein Ins Moor. Die dünne Decke Gräser Konnte dich nicht tragen. Ein Schuh blieb in der Tiefe. Du zweifeltest, ob deine Sehnsucht Wirklich dieser kleinen Küste Galt. Nein, hier machtest du nicht Halt. Noch einmal wehte Unbefangen dir das Haar Im hinderlichen Laufen um Die Stirn. Dann stecktest du mit Beiden Beinen in den Schlaufen freier Wurzeln. |
Du konntest dich auch diesmal In den Bruchteil'n einer Panik Aus dem Band Befrein. Nur wenig später lagst du in Den Armen langen Rohrs. Das sprach dir in dein Ohr Auf feuchtem Moos und In dein Schluchzen: "Auch wir sind aus dem Fluss Und mussten lange warten Auf den Trost." Den klaren Bach Unsichtbar hinter Sträuchern, Dir vor Augen, Gabst du nach, Auch insgeheim, weil dir die Angst Vor dem Zurück Nun plötzlich deine Kehle Drückte. Doch aus den Augen brach Unmäßig Zorn. |
Ich übertreib Und schreite an der Grenze Meiner Tage. Das Hohelied von gestern, Das ich unvermittelt in Der Zeitung las, Berührte meine Spannung Nicht. |
Meine Frage trug ich Auf als Pfeil dem Bogen Und schoss ihn sportlich ab. Doch außer mir war Niemand auf das Übungsfeld Gezogen. Keiner las die Punkte auf Der Scheibe. Ich wollt doch nicht die Kraft der Muskeln An dem Bogen messen Und ließ es sein. |
Da brach vom Nachbarfeld Die Jagd nach einem Dieb Mir in die Arme. Man trug hoch in der Hand Den Pfeil und stach ihn vor Mir in die Erde: Der, der den Bogen trägt, Ist auch der Dieb Des Pfeils, und band Mir beide Hände. Im Unverstand Wurd mir das Hohelied Gesungen, Und meine Spannung Gab mir freie Hand. |
In der Tunneldurchfahrt, Monoton beleuchtet Nur von Deckenstrahlern, Tausend Silberfischen in Den vollen Netzen hoch am Haken, Bleicht dein Antlitz neben mir Mit jedem Licht hell auf Und stirbt sofort darauf, Bis es in zusätzlicher Nacht, Beim Ausfall einer Lampe, Unbewacht entkommt. |
Ich greif in Hast nach dir Und denk an deine schwarzen Haare, Die dich günstig tarnen. Auf dem Sitz erfasse ich Ein abgeriss'nes Stück Papier. Sonst ist er leer. In meiner Tunneldurchfahrt, Die bei hellem Licht begann, Fall ich am Ende über deine Locken In die Finsternis. |
Die Fahrt jedoch wird lang Noch nicht vollbracht. Beim nächsten Mondlicht Werd ich Ausschau halten, Und die schwarz gelockte Dunkelheit Wird wohl noch einmal Unter hellem Fischleib Dich gestalten. |
Der Vorhang, der die Stube Dir vom Schreibtisch Trennte, war aus harten Balken. Teergetränkte Schwellen Unbefahrner Gleise hingen Dort in Stäben tief herab, Ein Xylophon, kaum zu bewegen, Das im steten Windzug schwang, Und ganz verhalten Rollte dumpf ein Klang Bei dem Zusammenstoß der Hölzer. Dein Stuhl war leer. |
Und dennoch warntest du Mich vorm Betreten: Der Abendzug würd gleich Vorüber fahrn. Hier, vor deinem Leben Gäb' es leider Keine Schranken. Von ferne kam ein Nachtzug an. Es schien, als machte er Station Bei dir, doch dann nahm er Mit ganzer Kraft die Reise auf, Und aus dem Führerhaus Sah ich dich zu mir winken. |
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Du wähntest dich allein Und konntest nicht verhindern, Dass ich doch mit Haut und Haar und in Gedanken Ganz und gar in deinem Zimmer war. Terror und Gewalt, Ein Anschlag, der den Kindern Leben raubte, Nichts verschonte und Sich frech im Überdruss Bekannte, Zog im schnellen Wachsen Enges Wurzelwerk. |
Du wusstest nichts von alledem, Und ich vergaß, was ich gesehn. Mir gab die Lässigkeit, mit Der du deinen Körper pflegtest, Deine Schönheit, deine Artigkeit, Die Liebe zu dem Ungeschützten, Das du hegtest ohne großen Unterschied, angesiedelt in Den Wänden deiner Stube, Zu vergessen Kraft. |
Du wähntest dich allein Mit dir und hieltst mich An der Hand. Du machtest wenig Unterschied Zu mir und anderen, Und dein Bekennen in dem Überfluss Der Freiheit, die dich ganz umgab, Zog im schnellen Wachsen Enges Wurzelwerk. In dichten Maschen Schlang einst Untertage Draht um Draht Ein Netz. |
Das Auf und Ab der
dünnen Schnüre Unsichtbarer
Telegraphen, Dir als Kopfschmuck In dem
Fensterrahmen Deines Reisezuges Voller Ungeduld In wechselvoller
Schwingung Angetragen, Knüpft kein Netz,
das Dich behielte. |
Weiß ich doch, du
würdest sagen, Dass der Anfang
jenes Fadens Nicht in deinen
Händen läge, Würdest auch
woanders Stören, griffest du Hier ein. Ich sage dir, durch Diese Drähte sehen Fremde, was sie nie
gehört, Und ihnen dient Das Garn. |
Dir Gereichen sie nur
in bewegtem Spiel zur Zier. Hilflos lässt du
sie vorüberziehen, Nackte Nerven
anderer, Und fürchtest Jene Zuckung, wie
elektrisiert, Bei dem Berühren. |
Du, Königin, Du, goldner Reif, Du, handgeschliffnes Herz aus Glas, Sieh dich um Im Kreis der Ungeschliffnen, Ungefassten. Unser Haus im Haus Der Häuser, Unser Dach im Dach Der Dächer, Und die Tür, ja, Unsre Tür, die findest du Nur in der Tür Der Türen. |
Siebenfach verriegelt War das Schloss, Und als der Schlüssel Dir abhandenkam, Bemühtest du ein Heer Der Wissenschaft, den Durchlass wieder Herzustellen. |
Anders war der Schoß Der Jungvermählten. Er barg ihr nach Erstem Einbruch alles: Königin und goldnen Reif, Handeschliffnes Herz Aus Glas, das Ungeschliffne Und das Ungefasste, Haus und Dach und Tür Und siebenfach Verriegelt Schloss Und hatte doch den Durchlass grad Und schlüssellos Geschaffen. |
Oft standst du Tag und Nacht In Sattheit. Knietief schlug dir die Völlerei Entgegen. An deinem Ohr versprach man sich Doch nicht zu viel von dem Zuviel Zu reden, Zu oft geschah es, dass Ein Fremder kam und nahm. |
Dir war das Nötigste davon Genug. Du sahst auch ein, Du konntest nicht entweichen, Ohne ohne Hab und Gut zu sein. Scham stieg langsam in dir auf, Suchte dich zu nehmen mit Gewalt. |
Ein Mädchen trug ganz unbeschwert Kastanienbraun die schönen Locken Schulterlang Im Kreis der Damen, die Mit List versuchten, dieses Kind An dunkle Wand zu locken. Sah man dort doch kaum noch etwas Von dem Braun. |
Dein Arm umschlang In Angst um den Besitz Die Niederschrift der Güter. Draußen vor dem Tor ließt Du die Kontrolleure deiner Eigenmächtigkeiten warten. Punkt für Punkt nahmst du, Ein Raubtier, jenen Hütern ihre Beute, Brachtest Reichtum aufs Papier. |
Von ihnen traute keiner Sich zu dir, Und du tatst gut, die Meute Nicht zu rufen. Auch fehlten dir Vertraute, Klagtest du. Es ging ein Habenichts Am Strand. Im Spiel mit Muscheln, Steinen, Sand und Wasser aus dem Meer, Schuf er im Handumdreh'n Ein Wunderland. |
Es wurd sein Werk von Einer viel zu frühen Welle Eines Schiffes, das vorüber kam, Noch lange vor der Flut, Die sonst die Sandgebilde nahm, Zerstört. |
In deiner Überbrückung War Geländer dir das Fenster und die Durchfahrt Band nach draußen. Es stand ein Schild, das die Station auf Brücken Untersagte. Nur der Notfall brachte Dir Besuch. Lange kämpftest du Mit dir, Passage Gänzlich zu verweigern, Um Blockade Gingen die Gedanken. |
Die Termine unbekannter Obrigkeit zur Inspektion Nahmst du begierig wahr. Doch der Aufschub, den sie brachten, War kein Trost, auch wusstest du, Wenn man die Überbrückung schloss, Blieb dir nur Ihre Brüchigkeit Noch zu bewachen. |
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Damit du nicht im Tiefen Wasser fremder Fragen stecken bliebst, Entsandte ich den Schuster. Aus der Haut des Lachses Schnitt er deinem Fuße Schutz, und perlend glitten Alle Tropfen ab. |
Das neue Schuhwerk war Geeignet, Moor und Sümpfe Zu durchqueren und Den Fersen Angriff Abzuwehren. Wohl wurd dir und warm, Und beinah zeigtest du Schon Interesse, Sympathie, Mit denen, die dich so Erfolglos jagten. |
Einmal, als du ohne Haut den Lachs im Schnellen Wasser sahst, Ergriff dich doch ein Unerklärlich' Frieren. |
Aus aufgerissenem Kaninchenleib Fraß zerrend eine Krähe. Der Sturm zerfledderte Ihr schwarzes Kleid und Sträubte, Schirm im Schirm, die Federn über das Gedärm. |
Im Krieg des Kriegs, Der unter den Giganten In der Planung Sich befand, beteuerten Die Gegenseiten schriftlich Die Notwendigkeit, Im Kampf, der zwischen Krähe und Kaninchen stand, Bereitschaft zur Verteidigung In der Verteidigung Des Gleichgewichts zu halten. |
Auch sagte man, es zähle ein Kaninchenleib nicht mehr Als der Kadaver einer Krähe. Höchste Sorgfalt im Vergleichen Der Vergleiche Galt es zu erreichen. |
Aus deiner flachen Schale, Übervoll mit Tapferkeiten, Sah selbst ich Besonderheiten Ragen. Du ließt sie dem Ruf nach Mut Zur Tat in unsren Tagen Vor die Füße tragen. |
Neu erwuchs dir Tapferkeit In Tapferkeit und gab dem Ruf im Ruf nach Mut im Mut Die längst verdiente Mahlzeit, Daran zu ersticken. |
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Damdadadam, damdadadam. Als König musst du stets verkleidet gehn. Als König darfst du nie Minister sehn. Damdadadam, damdadadam. Es könnte dir sonst ein Leid gescheh'n. Damdadadam, damdadadam. Als Bettler darfst du nicht ehrlich sein. Als Bettler lebst du von Lumperein. Damdadadam, damdadadam. Man könnte dich sonst wegen Betrugs erschlag'n. |
Damdadadam, damdadadam. Als Arzt hast du niemals die Wahrheit zu sagen. Als Arzt hast du selber die Krankheit zu haben. Damdadadam, damdadadam. Man würde dich sonst zu den Kranken tragen. |
Damdadadam, damdadadam. Mein Lied darf ich nur für mich singen, ganz leis'. Mein Lied darf mir gar nichts einbringen, ich weiß. Damdadadam, damdadadam. Sonst würd' es für mich eine höllische Speis'. Damdadadam, damdadadam. |
Ich kam zu dir Ans Krankenlager. Du, ein alter Mann, Dem einst Verführer Haut vom Leib getrennt Und Knochen deines Widerstands gebrochen, Von dir war nur das Weiß der Augen noch Geblieben. Die Zeit, aus der du uns Berichtetest, ließ nicht die Zeit zum Überleben. Du selbst warst mitten drin Im schlappen Krieg um Niedertracht gewesen, Im Kampf um Krumen, Ums Verschenken Sanfter Worte an die Jugend. |
Stark war damals noch Das Weiß in deinen Augen, Und manchem, der dort starb, Ward es zum Hellen Totenlaken. Auch lange noch danach, Als deinen neuen Herren, Die mit dir Den Chor der ungehörten Rufer einst so qualvoll stellten, Deine Schreie wieder In den Ohren gellten, Blitzte dieses Weiß Aus wiederum verbotnen Kellerritzen. |
Bis zuletzt bliebst du Vor deinen Augen Unbestritten König, Und wusstest auch, Ein Ungerufner würd es Noch 'mal sein, Der von dem weißen Porzellan Den Glanz dir raubte. |
Am Kindergrabe steh'n Verzweifelt Elternpaar Und jene kleine Schar von Freunden, Anverwandten. Sie alle hatten großes Leid Mit angesehn. Selbst für die Mutter war Die Zeit der Tränen schon vorbei, Und nur dem Vater brach Im Aufbegehren noch der Blick um das versagte Wunder Aus den Augen. Aus heitrem Himmel War das Kind im fünften Lebensjahr von Übelkeit, Erbrechen, Schwäche angetan. Die Diagnose, für das Kind Mit tausend Ängsten vor den Drähten, Lampen, weißen Kitteln, Sonden, dunklen Räumen festgestellt, Von einer Schwester nahm es noch ein Rotes Kabel mit, War ein Tumor im Kopf, inoperabel. |
Die Frist war abzusehn Und eine Hölle jeder Tag und jede Nacht. Das wilde Wachstum nagte Lautlos an dem Lebensfaden. Zu den Gebrechen kam nur eine Fieberhafte Lust, Der Durst, so sehr. Doch Schlucken fiel dem Menschenkind So schwer, Dass es dann endlich Nur im Anblick Vieler bunter Becher, Flaschen, Rund ums Krankenbett verstreut, Seine Phantasie ertränkte. |
Mit sechzehn Pfund Gewicht Und nach zwölf Wochen Qual Entschlief das Kind. Die Augen standen Weit geöffnet im Gesicht Und sahen jedes, wie verdreht, Ganz kurios, doch ohne Glanz, Den Vater und zugleich Die Mutter an. |
Mein Gott' Wie hab' ich an dem Kind gehangen, An ihm, das keiner recht gewollt. Fast hätt' ich mich an mir vergangen Bei seinem Tod. Mein Gott, Wie still ist nun das Haus im Haus. Aus jedem Winkel hör ich noch sein Lachen. Wer löschte dieses Licht im Lichte aus, Und seine hellen Schatten. |
Mein Gott, So schnell floss mir die Seele leer, So schnell ward mir das Herz zerrissen. Der falsche Schritt war doch viel mehr, Als Unfallärzte ahnen ließen. Mein Gott, Es sind schon Wochen her. Ich wag mich nicht zum Kindergrabe. Verzeih mir meine Gegenwehr, Des Nachts den Schweiß, die Furcht am Tage. |
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Vor deiner Wohnungstüre, Rechts vom Eingang, Bautest du den Unterstand. Hier erlaubtest du zu warten. Viele, die dir zu Gesichte Kamen, kanntest du, Doch erst an dem Gesicht Erkanntest du die Vielen. Mit Namen nanntest du Gar keinen. Fremde wurden nicht von dir Gefragt. Nur, die schönen Wächterinnen Kümmerten sich ums Befinden. |
Wer dort im Unterstand die Wohnung nahm, Besorgte links den Weg. Er blieb dir als Passage. Viel Geduld verlangtest du Von deinen Bettlern. Ohne Habe, ohne Gut, Und nur bepackt mit Schwerer Last, trafen sie Dort ein. Du ließest sie gewähren. |
Ihre Bündel, die sie häufig Dir beließen, hieltst du fest In dem Bericht. Selten auch sahst du im Päckchen Spielzeug, lächeltest Ob der Einfalt, Oft im Spielzeug deiner Gäste wieder Giftig jenen Todesboten, Dir zur Last. In deiner Ohnmacht, nur Als Schreiber eines Protokolls Zu dienen, warst du Manchmal froh, Vom Krebs in dir Zu wissen. |
Ich musste schmecken den Geschmack, Wie man ihn hat Nach frischem Töten. Das Gegenüber hingestreckt, Die Sitze, Polster, Autotüren Blutbefleckt, Der Kopf, durch die Verbundglasscheibe Abgetrennt vom Rumpf, Liegt weit entfernt. Man konnte ihn so schnell Nicht finden. Jetzt lernte ich den Abscheu überwinden Vor der toten Kreatur. |
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Abendsonne lässt ihr Blut Müde in die Gärten fallen, Wo der Sommer war. Feuchte, zähe Nebelbrut Kämmt mit unsichtbaren Krallen Rotes Blätterhaar, Hebt sich, plötzlich reißt das Tuch, Zeigt die Blöße dunkler Äste, Pfähle tief im Leib. |
Schrecklich ist der Nacktheit Fluch. Feier kalte Wahrheitsfeste Nur in Einsamkeit. |
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Dürre kreidet durch das Land. . Weißer Staub Bricht in Adern deine Hand, Irden Laub. |
Fieberwinde flimmern grell, Schattenglanz. Sonnenspiele heiß und hell, Totentanz. |
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Der Staub vergangener Beklemmnis, Ein pelzig Überzug auf meiner Haut. Stockig der Geschmack im Mund. Mit großer Geste tu ich so, Als wäre nichts. |
Wie die Verderbnis lebt! Ein madig Loch im Fleisch. Jeder hütet sein Geheimnis, Legt Tücher, Geld und Lügen drauf. |
Haarig auch die Worte. Heiß der Kuss im Schoß der Frau, Und fern, so fern die Welten heiler Tempel, Geschützt vom Ohrwurm Monotoner Litanei. |
Deine Worte sind ein schillerndes Band, Eine Regenwand, Auf welche Sonne fällt. Deine Worte sind wie jene mitfahrende Perlenwand, Jenes Wasser zerstäubt zum gläsernen Fächer, Den, hochgedrückt vom nassen Straßenrand, Ein schwarzer Autoreifen in den Händen hält. |
Deine Worte sind dein Kleid, Doch deine Worte erwecken auch Neid Auf deinen weißen Körper. Trotzdem legen andere vor dir die Lumpen ab, Verdecken die Blößen mit schmutzigen Händen. Einst gab dir ähnliche Nacktheit zu denken, Als die Wahrheit noch neben dir stand. |
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Die eigenen Worte sind eine Wahrheit Und der Verdacht, Die üble Kreatur in dir zu füttern. Die Lüge ist der Hunger, Die den Wolf in dir nicht stillt, Sie quält und nagt An deinem Kleid Und wagt Sich nicht hervor. |
Du, der Tor, Weißt nicht Mehr, was du sprichst. Du hörst dir zu, einem Fremden: So redet also einer, Der so denkt wie ich. Ich fürchte mich. |
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Es kommt die Zeit, Da wünsch ich mir den Tod. Ein Kleid, das nicht mehr Viel zu eng, wie all die Tausend andern Waren, bringt mir Wohligkeit Und Wärme. Wenn nur das Wort Abschied Nicht wäre. Nie werd ich es versteh'n, Noch im Davongehn werd Ich nach Erklärung suchen. Mir, ausgerechnet mir, Soll das gescheh'n. |
Von jedem, glaub ich, Könnte ich mich trennen, Nur von dir Fiel mir Das Abschiednehmen Unsagbar schwer. Versprich, dass du nie vor Mir gehst. Ich müsst dir sonst ja Meinen Unverstand Erklären und stürbe Meinen Tod schon Vor der Zeit im viel zu Engen Kleid. |
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Du sprachst zu mir, Du hättest Tote mehr gesehn, Als Leichen je da waren. Ich sage dir, wahr, Wahr redest du, Denn jede Zeitung schreibt Und hunderttausend Mal Wird es erfahren, Dass die Toten lebend Noch geboren haben Wieder ihren Tod. |
Sie starben ihren Tod Im Voraus viele Mal. Ich selbst, glaub mir, Starb einen fremden Tod. Mich selbst, glaub mir, Hat Tod im Tod getragen. Die Leichen, die du sichtbar Fandst, ja, es ist schlimm, Die waren nur noch Todeszeichen. Tot auch der, Der sie als Tote nimmt. |
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Seltsam schaumig Tropfen Auf dem Wasserblech. Ein stockig Zeiger Ohne Zahl Ragt aus dem Ufersand In die Höh. Auch läuft der Weg nicht rund, Nein, steil bergauf. Schnaufend fällt Der abgestoßne Stein Der Magerkeit Ins Tal Und schlägt dem Blech Die Risse kreuz und quer Durch Mark und Bein. Nur dumpf und sacht Erzittert rundherum das Moor. So sanft erbebte einst Der Sinn, als ihn Erkenntnis traf. |
Verschon, oh Herr, dies Kind, Es hütet sanfter Schlaf. Um seinetwillen Lern ich beten. |
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Aus tiefer Not Ein Schrei zum Himmel Trifft auf über tausend Satelliten! Die haben den Verdacht gebracht, Dass eventuell fremde Wesen ... Aber Konkretes Ist dort nicht gewesen. |
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Jesus am Kreuz, Und darunter, In Synkopen, Die Schachtel mit den grünen Schleifen. Ich darf doch nicht weinend dahinsterben! |
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Nichts scheint so schwarz Wie selbst ein Loch, Das wohl in einem schwarzen Loch Noch schwärzer wird, Und nichts so grau Wie eine Felswand, Die sich weiter hinter Eine andre schiebt. Nie scheint der Jugend Eine dürre Zeit, Die neu ist, Mehr voll Kraft zu sein, Und nie dem Alter Eine satte Zeit Als Inbegriff Für alles was befreit. |
Nie scheint die Liebe Flüchtiger zu sein, Als wenn man liebt, Und nie ist mehr Bestand gegeben, Als wenn in Sorge lebt das Herz Um neues Leben. |
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Der Regenbogen Hat mich betrogen. Als sichtbares Zeichen Zwischen Ihm und meinesgleichen Wird er gespannt. So steht es zu lesen. Doch als ich an seinem Rand gewesen, Um mich auf seine Brücke zu wagen, Meine Last hinüber zu tragen, Sie drüben abzuladen, Nahm mein Näherkommen hinweg Den Weg. |
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Mein Herz Du liebes Kind meiner Seele, Bleibe ruhig. Vergiss die unheilvollen Pläne, Lass Gewesenes vergangen sein. Sei nicht der Würger In dem hohen Turm Der Eitelkeit. Sei auch die Taube nicht Im Drahtverhau, Ein niedlich nickend Ding, Das tanzt im weißen Federkleid. Ertrage dich Und auch das kleine Stückchen Deiner Unschuld, Das dir blieb. |
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Zu unbedeutend ist der Singsang hoher Priesterschaft Und seiner Wiederholung Durch gekniete Münder. Reste faulen Ungehorsams Gären in den Liebgewordnen, Auserwählten und Verdammten Immer wieder auf Zu Blüten toller Freiheit. |
Nichts kann Nachtzugfenster Schneller Züge In das Flutlicht Menschenvoller Hallen zwingen, Nichts die gute Einsicht Zum Bekenntnis bringen. |
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Durch die Straßenleere Schleicht der Dämon der Vergangenheit, Der Jesus weher Schuld. In der Krone Statt der Dornen Die Gesichter all der Fernen Und Verkauften. Doch die Fährte dünnen Blutes Von der Stirn Perlt in Sühne Auf die Gegenwart. Wie leicht wird da das Singen Hinterm Zucken sanfter Lichter In den Fenstern. Nur ein wenig der Erinnerung Ist mildes Löschen, furchtsam Hüten Einer hellen Flamme. |
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Ich habe ein blaues Eiskristall Gesehn. Im grellen Sonnenstrahl, Es war ein wirbelnder Splitter aus Stahl, Brach es der Frost Von dem Zweig. Schön War sein funkelnder Flug Auf die Erde. Es ist Weihnachtszeit. |
Im nächtlichen Wald Aus weißem Licht, So kalt, Gibt ein Stoß an den Ast Die ganze Last einer Glitzernden Wolke frei. Kommt alle herbei, Es ist Weihnachtszeit. |
In den kurzen Schatten Unter dem senkrechten Mond Entsteht, kaum erkennbar für mich, Ein hageres, dunkles Gesicht. Heute Morgen hielt ich Aus ärmstem Land Einen Bettelbrief in der Hand. Sag mir, Gesicht, Was fange ich Mit der Bittschrift an, Es ist doch Weihnachtszeit. |
Raum-, Zeitgedichte Nr.
..........
Es
ist eine Zeit, Raum-, Zeitgedicht Nr. 1
Es ist eine Zeit, Die ist schon vorbei Und wird doch erst kommen. Es ist ein Wort, Das ist schon gesprochen Und wird doch erst vernommen. Es ist ein Ziel, Das ist schon vorbei Und wird doch erst erreicht. |
Es wird die Zeit kommen, Die ich heute erlebte. Es wird das Wort vernommen werden, Das ich heute hörte. Es wird das Ziel erreicht werden, Das ich heute verfehlte. |
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Zeitreisende,
Raum-, Zeitgedicht Nr. 2
Die super schnell bewegten Räume Sind nicht mehr sichtbar. Sie sind du, und du bist sie, Sie stehen still. Du lebst in einer Computerzeile, In einem Rechner. Er ist dein Atem, Lebenserhaltend. Du weißt, du kannst jederzeit diesen Raum und Neuerdings auch diese Zeit verlassen Und wechseln. Doch wer das macht, Verliert an Substanz. Der Rechner kann dich dann Nicht mehr führen, Du gibst dich Fremden an die Hand. |
Du gewinnst deine neue Zeit, Doch die Ereignisse liegen so weit Auseinander Und sind keine Zuflucht mehr. Du weiß nicht, wen du noch kanntest, Wen du noch mit Namen nanntest, Und manches ist sehr lange her. Auch ist die Rückkehr Schwer, Es überholt dich der Zeitenwechsel, Und die alten Räume Sind noch einmal neu; Auch nicht ohne Verlust Für dich. |
Unfälle soll es kaum noch geben, Hört man. Doch das hat bei dieser Menge an Räumen und Zeiten Nichts zu bedeuten. Gleichzeitige Dinge, Die sich heute ereignen, Können der Rückkehr Des Reisenden Zukunft Und dem, der wechselt, Schon lange Vergangenheit sein. Viele klagen über die Eintönigkeit. Manche sprechen noch heut' von Melancholie. |
Zeitenwechsel,
Raum-, Zeitgedicht Nr. 3
Vor dem ersten Wechsel In die andre Zeit Hattest du noch Argumente. Glaubhaft trugst du Unsren Namen Vor dir her. Über deine Schulter Sahen wir dein Werk. Du warst wie wir. Doch die andre Zeit War schneller, Maßlos war ihr Anspruch Auf Besitz an dir. Du verlorst dich ganz An sie. |
Du erlerntest eine Sprache, Die war neu, Kalt das Für und Wider, Ohne zu verletzen. Es trieb dich Auch nicht heim. Nur, wenn dein Weg Den unseren schnitt, Wurdest du uns greifbar. Was wir hielten, War ein Stück Aus der andren Zeit, Weit, weit von uns, Neben oder hinter uns. |
Wir warfen dir Verzweiflung In dein Tun. Als du, Für dich nach kurzen Augenblicken, Wieder zu uns kamst, War unser Leben alt. Doch, freundlich Suchten wir dich einzuordnen. Jäh wich deine Zeit uns aus. Mit nichts warst du Mehr einzuholen. Nur einmal noch Sahst du uns so Verlassend an. |
Die Zeit in einer andren Zeit, Raum-, Zeitgedicht Nr. 4
Die Zeit in einer andren Zeit Wär absolute Einsamkeit, Könntst du Erinnerung bewahr'n. Schon lange Zeit, vor jener Zeit, Treibt dich die Sorge, Was du doch versäumst, Zu ordnen. Nie weiß man, Auch nicht ungefähr, Die Rückkehr, Kaum das Jahr. Den Partner mitzunehmen Ist Gefahr, Ihn zu verlieren. Die andre Zeit Verändert jeden ganz, Und ungebunden bist du bald Zu neuer Partnerschaft bereit, Du denkst jetzt ja In vierter Dimension. Sie ist dir eigen, dein, Ein Teil deiner Person. Den Partner mitzunehmen Wurd auch lange schon verboten. Das ist einzusehen. |
Die neue Partnerschaft ist Zwar erlaubt, Doch kann sie nur in andrer Zeit besteh'n. Auch neue Partner legen, so wie du, Schon beim Verlassen Die Erinnerung an diese Zeiten ab Und nehmen an den Wandel. So ist der Wechsel ganz gerecht. Man lebt ja nur für sich, Nicht gut, nicht schlecht, Und die Ereignisse im Raum Berühr'n dich kaum, Sie treiben ohnehin ja immer Von dir weg. Es gibt auch Leute, Die den langen Wechsel planen. Ihr Abschied ist für immer. Meist handeln sie aus einem Kummer, Melden ganz spontan Den Wechsel an. Wenn's geht, entscheiden sie noch heute. Sie kommen dann, Wie kürzlich erst, Nach unvorstellbar langer Reise Auf technisch einwandfreie Weise In unsre Zeit zurück. |
Man sagt, sie wären selbst ein Stück Vergangenheit, Und kommen doch aus Vorgelebter Zeit, Aus nicht gewes'nem Leben Auf Besuch zu uns. Sie kennen nichts mehr hier Und sprechen auch nicht mehr wie wir, Und lassen sich beim Amt für Ihre Angelegenheiten Gar nicht erst den Eintrag Für die Rückkehr vorbereiten. |
Fremde
Wesen, Raum-, Zeitgedicht Nr. 5
Der Umgang mit fremden Wesen Wurde mich nie gelehrt. Nicht nur, dass man nicht daran dachte, Schien er es auch nicht wert. Die erste Begegnung würde nicht gleich die letzte sein, Warf man ein. Auch musste die Fremdheit im fremden Wesen Nicht fremdartig sein, Vielleicht nur ungewohnt. Ich war nicht vorbereitet. So wunderte mich Eine Zeitlang nicht Die Begleitung dieser Art. Merkwürdig, ich war wie im Trunk Und voller Begeisterung, Als ich auf sie traf. |
Die Sprache, die wir anfangs hatten, War wie gemeinsamer Schlaf, Traumgleichheit unser Erleben. Doch sie kam aus einer anderen Zeit, Das wurde ich schnell gewahr. Sie lebte ohne Erinnerung In den Tag. Sie sagte oft, sie möchte Keine erlebten Geschichten, Die sie ohnehin Tatsächlich mit nichts verband. Sie konnte meine Worte in einer Sprache einrichten, Die ich nicht verstand. Oft schloss sie auf Dinge, Die waren nur schön Anzusehn, So als bringe Sie farbiges Speiseeis Ohne jeden Geschmack. |
Dann wieder überraschte ihr Tun: Wie auf gläsernen Stelzen, Hilflos, zerbrechlich und beinahe fallend, Zerstreute sie Argwohn, Ließ Zweifel Mit einem Blick ihrer Augen Zerschmelzen. Gefährlich wurde sie erst, Als ich sah, Dass ihr Handeln nach einem Muster geschah, Und sie sich auf meine Vorgaben berief. So wie es verlief War sie sogar im Recht. Um sie zu schützen Nein, um mir zu nützen, Sie mir willig zu neigen, Machte ich bald mir ihr Denken zu eigen. |
In
amtlichen Büchern, Raum-, Zeitgedicht Nr. 6
In amtlichen Büchern kann man lesen, Wann der Start von dem und dem In eine andre Zeit gewesen. Aus vergangenen Tagen Sagt man heute, Gibt es Leute, Die in Särgen ruhn, In hölzernen oder auch steinernen Truhn, In Gräbern, auf Feldern. |
Das ist lange vorbei. Zu viele leben in anderer Zeit. Man kann heute nicht mehr fragen, Wie in früherer Zeit "Lebt derjenige noch?" Was sollte man darauf sagen. Und erst auf die Frage, "Wie kam es, dass er starb?" |
Nein, nein, zu sterben ist So ungewiss. Es hat doch wohl jeder zwei Verschiedene Zeiten oder mehr. Wie viele, ist dabei Einerlei. Gefragt wird nur noch in anderer Zeit- "Von wann kommst du her?" |
Zeitlose
Zeit, Raum-, Zeitgedicht Nr. 7
Wer konnte früher schon erklären, Was das sei, die Zeit. Kein Mensch hatte je genau vernommen, War es Anfang, die Zukunft, Vergangenheit, Einfach aufgereiht. |
War, was sie am Sternenhimmel sah'n Die Gegenwart, doch vergangene Sonnen? Was wär, wenn sie still stand, die Zeit, Wenn nichts sich täte im Kern. Das wär eine Antwort gewesen, Jede Reise zum entferntesten Stern. Keine Zeit könnt vergeh'n, Woanders dagegen schon Zukunft sein Vergangenheit dort, wo du warst. Du könntest verschiedene Zeiten bewahr'n Und endlich eine zeitlose Zeit erfahr'n. |
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Gleichzeitige
Zeiten, Raum-, Zeitgedicht Nr. 8
Befindet man sich auf Reisen In anderer Zeit, Ist niemand zu erreichen, Außer in eigener Zeit. Das ist allen bekannt Und war oft der Grund, Warum Einer nicht den anderen fand. Er aber hatte verzweifelt versucht, Seine eigene Zeit Mit anderen zu vergleichen. Es ging dabei nicht um die Fragen, Eine Botschaft in andere Zeiten zu tragen, Nein, um den absoluten Zeitenvergleich, Wer läge vorn, Wen habe er Durch schnelleres Leben verlor'n, Wen könnte er überrollen, Wer wäre gerade dabei, Im Sprung, ihn einzuhol'n. . |
Langreisende stellten ihm oft und gern Ihr Zeitprotokoll unter irgend einem Stern Zur Verfügung. Das nahm er als beißenden Hohn Seiner Bemühung. Das kannte er alles schon. So musste ja irgendwann Ihn der Beschluss ereilen, In zwei verschiedenen Zeiten Gleichzeitig zu verweilen. Nach seinem Plan Würd' er sich dann In dritter Zeit erfahr'n. Er ließ sich von Freunden alles vorbereiten Und dachte an außergewöhnliche Begebenheiten, Die wollte er selbst bedenken. So schnitt er natürlich die Frage an, Woran Versteh ich an mir Nachher Die unterschiedliche Zeitenbahn Und ihr Zusammentreffen. |
Als er daran Die Unmöglichkeit des Erkennens vernahm Kam ihm spontan Der Verdacht, Er habe Vielleicht grade Den Schnittpunkt Hinter sich gebracht Und so das Unmögliche Doch möglich gemacht |
Ein
Zeitprotokoll, Raum-, Zeitgedicht Nr. 9
Seit alter Zeit, Das ist übrigens etwas, Was wohl immer bleibt, Trägt man beim Wechsel In eine andere Zeit, Die räumlichen Daten Der nächsten Planeten, Eines Sternes oder Übermagneten In amtliche Bücher ein. Neuerdings legt man Darüber hinaus Wert darauf, Den Zweck, den Sinn Einer Reise zu erfahr'n, Und, ganz wichtig, Welche Zeit strebt Der Reisende an. Dabei erkennt allerdings jedermann, Dass nur der Grund Für den Wechsel Genannt werden kann. Alles weitere ist eine Mode. Natürlich beginnt der Zeitenplan In anderer Zeit. Den vierdimensionalen Biochemisch gesteuerten Daten Schließen sich etwas Unverständlichere Nicht mehr nachvollziehbare Übergangsregelungen an. |
Diese Vereinbarung ist Zu quittieren, Welches geschieht, Ohne dass Reisende Davon erfahr'n, Durch Ablegen der Erinnerung. Nach dem Wechsel ist man dann frei. Den persönlichen Schutz Übernehmen, schon aus Eigennutz, Fremde Systeme. Die hier erreichte Perfektion Ist auch ein Teil, Mehr eine Ergänzung schon, Der Übergangsregelung: Sie programmiert eine Zeitenvorschau, Um Katastrophen zu umgeh'n. Der Aufenthalt soll nun genau, Und hier beginnt das Protokoll, Von denselben Systemen erfassbar sein. Man richtet sich ein, Fragt nach irgendwelchem Tun, Beschafft Informationen, Die sich im allgemeinen kaum lohnen, Und tritt alsbald die Reise zurück Wieder an. |
Das gleiche Programm. Das Protokoll bleibt In der neuen Zeit. Dieser Ausflug, ohne Besondere Vorkommnisse An vergleichbaren Kaum vierzehn Tagen, Beschert dem Mann, der Frau Einen Zeitensprung von Zehn bis zwanzig Jahren, Nach vorne oder zurück. Ein Stillstand Bringt nach allgemeinem Wissensstand Wirklich nichts. |
Das
Kleinste im Kleinen, Raum-, Zeitgedicht Nr. 10
Neuerdings kann man, Bei einer Reise in die Zeit, Auch den Mikrokosmos wählen. Als aufgeladenes Ion, Auch als Lichtquant gesandt, Das Kleinste im Kleinen erleben. Dorthin, wo im Leinen Die dickeren Fäden Sich zu Mustern weben, Wurd seine Welle ausgesandt. Sein Denken hatte ein Speicher In der Hand. Seine Landung auf dem ersten Kern War zu vergleichen mit der Auf einem Stern. |
In absoluter Bewegungslosigkeit Und mehr als unendlich weit Entfernt, waren auch hier die Gestirne. Die Geräusche und Laute in optischer Gestalt Kamen von seinem Aufenthalt. Er konnte natürlich nicht hoffen, Auf wellengleiche Quanten zu stoßen, Doch konnten sein Erscheinen, Die ihm bekannten Systeme, Auch nicht verneinen. Berechnungen hatten gezeigt, Dass benachbarte Sternensysteme In jeder Gewebezelle zum Kern Ebenso entfernt sind Wie die Erde zu einem uns messbaren Stern. |
Er hatte beim Eintritt Darauf bestanden, Gezielt zu werden auf Reflektoren, So waren ihm durch seine Abenteuer Nur knapp zehn Jahre verloren, Bevor er zurück in den Speicher fand. Die irdische Zeit hatte kaum Eine Nanosekunde gebrannt. Unverständlicherweise Hatt er nach dieser unbedeutenden Reise Seine Familie nicht wieder erkannt. Er verzog in ein völlig anderes Land. Auch seine Sprache war kaum zu versteh'n. Fachleute kannten dieses Problem. |
Eine
andere Zeit, Raum-, Zeitgedicht Nr. 11
Im Zentrum der Reflexion War sie schon gewesen Und hatte nachgefragt. Dort hatte man ihr schlicht gesagt, Dass keine Nachricht vorläge. Sie sei in Wahrheit nicht In anderer Zeit Und würde auch ganz gewiss Woanders nicht vermisst. Ihr waren aber, Was selten genug vorkam, Für viele war es einfach Wahn, Erinnerungsfetzen Deutlich geword'n. Man bot ihr an, Auf verschiedenen Reisen Die Zeiten zu durchstreifen. |
Unsicher trug sie die einzelnen Bilder Zusammen. Nach ihrem Schluss Musste sie aus der Zukunft sein Und nahm das so programmierte Angebot an. Als sie nach dem Wechsel In die andere Zeit Sich in anderer Zeit Wiederfand, War der Beginn ihrer Langen Erinnerung Tatsächlich Gegenwart. |
Nur konnte sie das nicht erfahr'n, Weil Reisende, bei ihrem Wechsel In andere Zeit, Keine Erinnerung bewahr'n. Das trug der erstaunten Frau Ein ganz gewöhnlicher Rechner an. |
Die
einzige Gelegenheit, Raum-, Zeitgedicht Nr. 12
Er sah im Wechsel in eine andere Zeit Die einzige Gelegenheit Sein Leben, über sein Leben hinaus, Zu retten. Seit langem rechnete er sich aus, Dass ein Zeitensprung Von zwanzig Jahren Enorme Vorteile habe. Jedenfalls würden ihm Zwanzig Jahre Vorsprung Gewiss nicht fehlen. Auch nahm er das Risiko in Kauf, Normaler Reiseverlauf Vorausgesetzt, Dass er in anderer Zeit Verbliebe. Doch ließ er den Rechner Vorsichtigerweise auch Die Rückkehr seiner Reise Vorprogrammieren. |
Von amtlicher Seite War das alles erlaubt. Nachdem er noch einmal den Abschied Bedacht, Hat der törichte Mensch Jenen Ausflug gemacht. In der neuen Zeit Gab es kaum eine Angelegenheit Von Bedeutung. Jedes Ereignis wurde durch Zeitenvorschau abgeleitet. So kam er ohne Schaden In unserer Zeit zurück, Mit seinem Zeitgewinn Von gut zwanzig Jahren Und einer Reisezeit, In seiner Zeit, Von wenigen Tagen. |
Nur eines hatte er dabei nicht erkannt, Dass von den irdischen zwanzig Jahren Für ihn nicht eine Stunde Und keine Sekunde geschehen waren. |
Die
Rückkehr, Raum-, Zeitgedicht Nr. 13
Vielen andren war es so Wie ihm ergangen. Als Kind aus schwacher Obhut Und in Abenteuerlust befangen, Floh er heimlich diese Zeit. Andrenorts die Häscher Salbten seinen Mut Und nahmen ihm den Code Zur Rückkehr. Nach knapp zwei Jahren Dieser Fremdheit Kam jedoch die automatisch Abgefragte Rückholforderung Auch so an ihn. Er kehrte heim. |
Aus längst vergilbten Büchern musste er erfahren, Dass über siebzig Jahre Unsrer Erdentage Hier verstrichen waren. Natürlich konnte er die Sprache nicht versteh'n. Die Eltern waren tot, Und ob Geschwister je gewesen, War nicht mehr nachzulesen. Man zeigte ihm die Gegend, Wo das Grundstück Seiner Eltern einst gelegen. Überall warn Unterholz, Wildwuchs, Zügellose Unzugänglichkeit Und tierische Gefahr Erwachsen. |
Zum Neubeginn Ward ihm daher Ein mittelmäßig Menschenweib mit wenig Kenntnis, doch mit Urverstand und Sinn Fürs Überleben An die Hand Gegeben. Die hielt ein Plan Als Übergang Für diese Zeit Ganz allgemein bereit. |
Unerreichbar,
Raum-, Zeitgedicht Nr. 14
"Erhebe deinen Aufenthalt In andrer Zeit Nicht zum Gebet." Nur dieser Kinderreim Fiel ihm in seiner Zeit, In andrer Zeit, Bei jedem abverlangten Protokoll Als Eintrag ein. Die chronologischen Daten Führten ohnehin die Automaten. Entscheidungen, Prozesse Gab es nicht. Die Zeitenreise geschah Im überdimensionalen Raum Ohne jede Steuerung. |
So flossen seine Gedanken immer neu Wieder ein in Den Kinderreim und Malten die Worte zum Bilde. Seine ungenutzten Gedanken Begannen das Bild zu umranken. Wilde Spekulationen Zu fremden Zeitenstationen Nahmen bald überhand, Und wie der Fluch Einem Spruch anhängt So konnte ihn dieser Vers Nur wenig vor den Gefahren Bewahren. |
Die Automaten erfassten seinen Zeitendrang Und brachten ihn, An der Peripherie Seiner Reise angelangt, Unkontrolliert in Den nächsten Zeitenrand. Dort musste er verweilen, Als Flüchtling unter vielen Ein gleiches Schicksal teilen. Sie hofften auf dieser Zeitenbahn Doch irgendwann Der allgemeinen Kontrolle Zu unterliegen. Eine groß angelegte Amnestie Kam ohne jeden Vorteil für sie. In ihren unbekannten Zeiten Waren sie nicht zu erreichen. |
Kein
Eintrag, Raum-, Zeitgedicht Nr. 15
Bei seinem Eintrag In das Protokoll, Das Reisende In anderer Zeit Begleiten soll, Hinterließ er für das Zentrum der Reflexion In verlassener Zeit: |
Er könne nicht mehr Verantwortung tragen Für die Antwortgeber, Für seine Automaten, Die auf sämtliche jemals Gedachten und noch zu Denkenden Fragen Bereits eine Antwort haben. |
Alles hätten die Kristalle Bedacht und jede nur mögliche Frage möglich gemacht, Doch ginge ihm beim Wechsel In diese Zeit und durch Den langen Aufenthalt Der Grund und der Sachverhalt Für die Reise verloren. Auch die Automaten Könnten ihm nicht das Ziel Verraten Und würden diesen Eintrag Nicht gestatten. |
Von
Zeit zu Zeit, Raum-, Zeitgedicht Nr. 16
Von Zeit zu Zeit Kamst du in unsre Zeit, Wenn Hunger dich auf Suche Nach der Nahrung überkam. Gierig nahmst du jeden Bissen, Selbst die Reste noch, Vom Tellerrand. In schlimmen Zeiten Schämtest du dich nicht, Sogar uns aus der Hand Zu fressen. |
Unterdessen kämpftest du Oft gegen Übelkeiten an. Du sahst die Hände, Die wir hatten, Schmutzig, ungewaschen. Wenn endlich Sattheit kam, Und war dein Durst gestillt, Dann sprachst du mit uns überlegen Und gönnerhaft Das Gestern an. |
Einst hattest du wohl vor, Von uns nur einem Zu gewähren Deine Zeit in andrer Zeit. Doch warntest du uns gleich, Wir hätten zwei dann zu Ernähren. Du zweifeltest, Ob unsre Nahrung noch Für beide reicht. |
Reservoir,
Raum-, Zeitgedicht Nr. 17
In diesem Land, Woanders mocht' es Anders sein, War es schwer, Zu überleben Im gewohnten Leben. Die unwirtliche Gegend Gab den Leuten Kaum dazu Gelegenheit Und machte Männer, Frau und Kind wortlos, Voller Argwohn, Doch mit hellem Sinn, Den Ihren Jede Hilfe zu gewähren. Zeitenlos War auch die neue Zeit Der Zeiten Auf sie zu und Dann vorbei geeilt Und keine Reflexionsstation Verblieben. |
Ein Rechner hatte Diese Leute Und die Landschaft schon Vor manchem Jahr Zum Schutzgebiet Erklärt und konsequent Von jedem Einfluss Abgeschirmt. Man nannte diese Gegend Einfach "Reservoir". Für Reisende aus anderer Zeit, Die nach sehr langem Aufenthalt Zurück zur Erde kamen, Brauchte man zum Schutz und auch zum neuen Eingewöhnen Menschen Mit trainiertem Sinn Fürs Überleben. Die erfragte dann der Rechner Aus dem Reservoir. |
Um insgeheim Sich neue Inseln anzulegen, Sandten die Die Besten aus Aus ihrem Land. Dem Rechner war dies gut Bekannt, So dass er nur Durch Speis und Trank Noch sorgte, Dass im fremden Land Vermehrung dieser Menschen nicht einträte Und so den Absoluten Schutz gewährte. |
Selbst
ein Sonnenstrahl, Raum-, Zeitgedicht Nr. 18
In seiner Zeit Hat selbst ein Sonnenstrahl Viele Zeiten. Absorptionen, Re-Emissionen Seiner kurzwelligen Tage, In unserer Zeit sind es Mehr als hundert Millionen Jahre, Vergehen von seinem Lebensanfang Bis zum Sonnenrand. |
Von dort, als Lichtstrahl Ausgesandt, ist es für ihn, In seiner Zeit, das endgültige Abschied nehmen. Ein Nichts, schon vorbei, ist Sein Weg ins All und zur Erde. Wir jedoch Begrüßen ihn noch In unserer Zeit. Begeisterung und Ausgelassenheit Bringen wir ihm als Fanfaren Entgegen. Ja, wir staunen über die Kraft, Die er hat, Und jeder frohlockt In seinem Geleit. |
Im letzten Verglühn Zündet er an unser Bemüh'n, In seinem Lichte Zu leben. |
Die
Zeit der Zeit, Raum-, Zeitgedicht Nr. 19
Als neu die Zeit der Zeit Begann, Nahm mancher an, In andrer Zeit Verginge keine Zeit. Ein trügerischer Wahn, Der nur den Unverstand Entdeckte. Die neue Zeit der Zeit Hieß nur zu wählen, Welche Zeit begann. Ließ man es sein Und wählte keine Zeit, Den Stillstand gar, Um zeitenlos zu sein, Dann fror das Leben ein. |
Viele kamen so ganz aus Verseh'n Um ihre Zeit zu leben, Ohne tot zu sein. Das war das Ungeheuere daran. Natürlich gab es Spielerein. Wie Schnecken wollten viele sein, Die Gräser wachsen sehen, Wie die Fliegen, zehnmal schneller Als bisher Bewegtes miterleben. Es krankte diese Zeit daran, Dass das Programm die Zeit für Alle Zeiten wählte. |
Erst später, als in neu gewählter Zeit, weit außerhalb, Auch hier ganz neu die Zeit der Zeit begann, Verstand man den Zusammenhang und Führte automatisch Abgeruf'ne Rückholforderungen Ein. Man schloss nun endlich Nicht mehr aus, Dass alle irgendwie Aus andren Zeiten Stammen könnten. |
Dir
und dir, Raum-, Zeitgedicht Nr. 20
Selbst den Automaten war es neu, Und auch die Rechner hatten Nichts davon verstanden, als Du sprachst von konservierter Zeit. Ganz verschiednen Kommissionen Blieb das Unbehagen. Doch behauptetest du, Zeit aus andrer Zeit In dir zu tragen. |
Das Fehlen dieser Zeit woanders Könnte leicht dem Zeitenreisenden zur Falle Werden, Also musstet du, und auch Um dich nicht zu zerstören, Doppelt Leben führen. |
Das erkannten Rechner, die dein Leben hier und kontrolliert in Jener Zeit bewachten, Dir und dir von Deinem und von deinem Leben regelmäßig Nachricht brachten. |
Auf deiner Reise zum Rande im Rande des
Randes der Sonne
Auf
deiner Reise zum Rande im Rande des Randes der Sonne
Das Licht im Licht des Lichts Verließ das Haus im Haus des Hauses Nicht, Und Sturm kam auf. Das Meer im Meer des Meeres Suchte im Gebäude des Gebäudes Im Gebäude freien Lauf. Tief im Schacht des Schachtes in dem Schacht Verliefen später sich die Wasser. |
Andernorts besuchten Ortsunkundig Menschen in den Menschen vieler Menschen mit Dem Talglicht in der Hand Im Dunklen Höhlen in den Höhlen großer Höhlen. |
Die Verbindung zwischen Licht im Licht des Lichtes, Haus im Haus des Hauses, Sturm im Sturm des Sturmes, Meer im Meer des Meeres, Dem Gebäude im Gebäude des Gebäudes, In dem Schacht im Schacht des Schachts Der Tiefe in der Tiefe jener Tiefe, Und den Menschen in den Menschen Vieler Menschen in den Höhlen Großer Höhlen in den Höhlen, Brachte keine Wachheit Einer Nacht in Nacht der Nacht. |