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Harald Birgfeld, Webseite seit 1987/ Website since
1987 …da liegt mein Herz, Geschichten aus Niemandsland 2022 -2024 (im
Entstehen) z.B.: 100 Jahre „Kafka“, eine herrenlose
Fundsache (neu)
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zu Olympia – olympische Spiele! |
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online und im Buchhandel |
Lyrik, Prosa und Ingenieurarbeiten |
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Der vorliegende Gedichtband spannt in 37 Liebesgedichten den Bogen von Freundlichkeit
und Harmonie und Liebe und Verständnis z.B. in „Naturgetränke aller Art“,
bis zu Lust auf Eigenglück wie in „Liebestestament“. |
Liebestestament Lyrik, 2015 Harald Birgfeld Jetzt „Liebestestament“
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sowie im Buchhandel, 44
Seiten, Format A5. € 4,99 inkl. MwSt. Zum Buchshop ISBN 9783738645101 „Liebestestament“ ist auch in den USA,
Großbritannien und Kanada unter obiger
ISBN und bei abweichenden Preisen bestell- und lieferbar. Auch als E-Book € 3,49 Zum Buchshop ISBN 9783739259994 |
Copyright,
Urheberrecht 2015 beim Autor, Herausgeber, Redakteur: Harald Birgfeld,
e-mail: Harald.Birgfeld@t-online.de
"Es lohnt sich, einmal einen heutigen Dichter kennen zu lernen, der mit der deutschen Sprache einen faszinierend fremden Weg betritt und trotzdem dem Leser Freiraum lässt für eigene Gedankengänge, ohne dass die Probleme in erhobener Zeigefingermanier zu zeitkritischen Trampelpfaden werden." (1986: Gutachten)
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Ich hatte auch ein Spiel erdacht Ich sog süßen Honig deiner Blüten Im Torkelflug des Schmetterlings Nach dem Picken eines Täubchens |
Viel Blumenwerk und rosa Seide |
Ich schrieb ein kleines
Buch. Darin bekam der
Kuss Bedeutung. Nicht, dass man
nun denkt, Das Buch ist
klein und daher Schmilzt ein
Kuss zum Handkuss, den
man heutzutage kaum Zu geben wagt, Obwohl ich
leidenschaftlich gern die Mulde deiner
Hand mit Küssen Fülle, Nein, mein Kuss
ist kleinster Abstand zwischen
deinen Lippen Und den meinen, Ist Versprechen
und vielleicht Erfüllung. |
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Wir gingen
langsam auf das Auto zu. Mit meinem
kleinen linken Finger Hatte ich den
Daumen ihrer Rechten Hand
berührt. Ich hätte lieber
meine ganze Hand in ihre
eingetaucht, Darein gefaltet. |
Ich war größer,
und von oben sah ich Auf die beiden
Fackeln in Dessous, Umrahmt mit
kleinen Spitzen. Meine Finger
hätte ich mir gern daran Verbrannt |
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Nach dem Picken eines Täubchens Sie lehnte, nach
dem Picken eines
Täubchens aus dem Glas, die Hand
als glatte Feder auf den
Tisch und dann, fast wie Versehentlich,
mir auf den Arm. |
Flog dann ein
Stückchen hügelan Mir auf die
Schulter, Drehte leicht die
rosa Mulde ihrer Hand Als Trinkgefäß
ganz dicht an meinen Mund zum Trunk daraus und
Kuss darein. |
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Mir knöpfte sie
die Bluse auf, Dass ich
erschrak vor Glück. |
Sie aber kühlte
sich mit rotem Wein, den sie darauf
vergoss Und sagte
gurrend, dass es doch Verschwendung
sei, Nur wegen dieses
kleinen Unfalls, Ihn nicht
abzutrinken. |
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Deine Wohnung
lag der meinen gegenüber, Auf der andren
Häuserseite. Unsre
Fensterflügel hätten sich im Kuss berühren
können. Dafür liebte ich
dich Umso mehr. |
Im Mittagslicht
sah ich jedoch wie du Dort drüben dich
entkleidetest und einem Fremden Mann in
seine Arme sankst. Du grüßtest noch
mit deinen Augenwinkeln,
dass mir leere Blässe in die Glieder schoss. Danach verdeckte
euch ein Säulengang. Du sagtest
später: „Das bedeutet
nichts, das war ein alter Freund von
früher, der hat sich an mich Erinnert“. |
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Viel Blumenwerk und rosa Seide Sie versprach mir einen Gabentisch Nach hitzelangem Sommertag. Sie nannte keinen Grund dafür und ließ mich Warten. |
Als ein Glöckchen schellte, ging ich in ihr Zimmer, das im Sonnenuntergang und Strahlenwarm beleuchtet war. Sie lag dort rücklings auf dem Tisch, war gänzlich unbekleidet, nur Drapiert mit drei der kleinsten, Artigsten Verhüllungen, die jeder schnelle Atem hätte in die Lüfte heben können. Um sie her, fast wie zum Wärmen nah, Viel Blumenwerk Und rosa Seide. |
Mein Gesicht war über ihr und sie sah mir die Freude an: „Es liegt nun alles auf dem Tisch der Gaben“. |
Du drücktest deinen zarten Frauenrücken, Den nur leicht ein Hemdchen schützte, In den Rosenstrauch. Der nahm dich in die Arme, und ich Fühlte deinen Schmerz. Dein Lächeln zeigte auch ein wenig Zweifel. |
Rosenblüten kamen dir so nah, Als wärest du ihr Stamm, Und deine braunen, langen Locken Legtest du vorsichtig unter sie. Sie wuchsen dir aus Kopf und Stirn. |
Du standst im Blütenrausch als du mir sagtest: „Ja, ich liebe Liebe,
die mich Schmerzt und die mich Fest in ihren Armen hält“. |
Mein Leben war bisher das Atmen eines Leidenlosen
und zugleich des Unermüdlich Suchenden, In meiner
Stadtbahn hielt ich immer wieder Ausschau nach
vielleicht der Einen, Vorsichtig und
unaufdringlich, Doch mir galt
kein Blick zurück. Dann eines Tages endlich spürte ich im Tunnel Augen auf mir ruhn Und blickte ins Gesicht der Frau, Die ich noch nie gesehen hatte, Deren Anblick mir jedoch sofort vertraut Und Endstation der langen Suche war. |
Ich wusste immer schon, dass wir uns Unverhofft begegnen würden. Sie war lautlos, fast nicht mehr Vorhanden als sie hauchte: „Tut mir leid“. Ich war mit meinem Mund nah an ihr Ohr gekommen: „Tut mir leid und was“? „Das mich was zwang dich anzusehen“. Dabei senkte sie den Blick. |
Es kam ein Halt, in dem ich Platz für andre machen musste, Sah sie für Sekunden nicht. Dann war sie fort. Die Fahrzeugbremse war für andre Not gedacht. Ich traf sie niemals wieder. |
Ich fasste Mut und sprach sie an Und kam auch gleich auf uns: „Wir gingen damals auseinander, Konnten trotzdem miteinander reden, Das war viel“. Sie war sehr schnell: „Daran erinner ich mich
nicht. Wir haben uns danach nicht mehr getroffen“. Ich erneut: „Das mag gewesen sein. Ich traf bei dir jedoch auf unverhofftes Glück. Wir hatten uns gesucht und Stimmten überein und waren uns in vielem gleich. Ich hätte dich nie missen wollen. Doch ich war wie du gebunden, Und ich gab deshalb nicht nach“. Sie sagte sanft: „Du hattest die Gelegenheit bei mir, Die hast du nicht genutzt“. |
Mir fiel jetzt vieles wieder ein: „Du legtest damals deinen Kopf in meinen Schoß. Das war Beweis der größten Liebe einer Frau zu mir in meinem Leben. Ich verleugnete vor mir mein Eignes Leben und gestand Dir einmal meine Liebe ein, nur einmal, Mehr erlaubte ich mir nicht. Das weißt du doch genau. Nein, nein ich will mich nicht beklagen“. Sie darauf: „Das hast du nie getan, Du warst nur blind mir gegenüber. Ja, ich wollte dich erschießen, Mit der Waffe meines Vaters“. Ich war traurig als ich sagte: „Schließlich wolltest du ein Kind von mir, Das konnte ich nicht wagen“. Sie fast wie erschöpft: „Heut bin ich innerlich ergraut Und ausgetrocknet“. Da tat weh. |
Ich wagte nicht sie in den Arm zu nehmen, sagte aber: „Du siehst freier aus als je, Bist voll erblüht“. Sie strafte mich gleich Lügen: „Du alleine hättest eine Frau aus mir gemacht“. Dann stand sie auf und ging Und sah nicht mehr zurück. |
Mit Engelshaar bezogen, gleich der Haut des Pfirsichs, Blass und rosa schimmernd, Waren deine Wangen eingerahmt von Dunkelbraunen Wendellocken, die ein Ohr verdeckten und dir Auf die Schultern und den Rücken fielen. Eine süße Frucht, die meine Augen zum Verweilen Anhielt. |
Damals suchten wir im Vorstand Personal und ich stand dir als erster Vor. So frisch und neu war die Verlockung, dass ich glücklich war, Als du nach deinem Vortrag sagtest, Dass dich dein Verlobter vor dem Haus mit seinem Wagen, gleich nach dem Gespräch zurück nach Hause bringen würde. |
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Suche nach verlorner Zeit Ich war bei Proust mit den Gedanken, Dachte wie unendlich filigran er die Zerbrechlichkeit des Äußeren, der Angeborenen und anerzogenen Ästhetik, Seines Sinns von Schönheit, Seinen Wunsch nach höchstem Anspruch Auf die Männer und die Frauen, die ihm Nahe waren, übertrug. |
Die Schlichtesten und Einfachsten Der Frauen gaben sich ihm hin, Die Edelsten jedoch verwarfen ihn. Er dachte, das läg an
dem Stand, in dem er sich befand. |
Beschreibungen der Zeiten seines Krankenlagers Oder stundenlanger Blicke auf das Meer mit Sonnenuntergängen, den unendlich vielen Farbabstufungen des Wassers, Himmels Und der Landschaft, ja der Räume Die ihn tags und nachts behüteten, Verrieten immer wieder seine Ausgedehnte Suche nach verlorner
Zeit, Die er in jedem und in jeder Schönen, Deren Armen und Bewegungen, Dem eignen Aufschrei des Begehrens Und auf jedem noch so fein geschmückten Frauenhals, auf nackter Frauenhand Und über alle Maßen feinbesticktem Überhang Zu finden und dann Festzuhalten hoffte. |
Sie hatte rosa Malven auf dem Tisch. Dazwischen himmelblauen Korn. Der wuchs im Weizenfeld, Vielleicht fand man ihn auch am Wegesrand davor. |
Ihr Herz hing an der Form der Blüten, nicht an deren Kelch, Der jeden Blick in seine Tiefe zog. Nur für Sekunden, wenn es niemand Sah, gab sie der einen und der andren Blüte einen Kuss. |
Sie hielt dabei die Fenster mit den Händen abgedeckt, weil draußen ihre Rosen voller Eifersucht es Sehen könnten. Denen hatte sie die einzig wahre, Ewig lange Liebe Zugesichert. |
Wir hatten uns verliebt und Liebten uns einander, und wir Sprachen ohne Vorbehalt darüber, Aber, ich war außer mir, als du die Augen zu mir aufschlugst und mir Lächelnd sagtest: „Ja, ich liebe dich und einen anderen“. |
Du wolltest daraus kein Geheimnis machen, Zeigtest Glücklichsein und wolltest deine Lieben mit mir teilen. Das verstand ich nicht und wollte dich und deine Wurzeln aus mir reißen. |
Das verstandst du gut und legtest mir Trotzdem den Finger auf den Mund: „Vielleicht empfindest du ja auch wie ich Die süßen Qualen unsrer Liebe, Die sind wunderbar. Ich will sie immer nur mit dir, Mit dir allein und sonst mit Keinem teilen“. |
Ich hatte auch ein Spiel erdacht Die braunen Lockenhaare Hingen lang bis tief auf deinen Rücken. Manchmal trugst du sie zum Zopf geflochten, dann ganz offen Über Schultern, Hals und wieder in den Rücken. Als ich dich besuchte, hattest du ein Spiel erdacht. Die Haare lagen dir, in deiner Rückenlage, auf der Brust und über deinen Leib verteilt. Ich dürfte dich erst dann berühren, Wenn ich sie, Mikadostäbchen
gleich, Von dir zur Seite brächte, Ohne, dass du meine Hände oder Finger Auf dir, an dir spüren, sehen oder fühlen Konntest. |
So verging ein langer Abend, Nichts geschah. Dann kam die Dämmerung, die ließ dich Ruhig schlafen. Ich jedoch sah lange schon zuvor den Bernsteinkamm an deiner Seite liegen, Den rieb ich als Zauberstab an einem Ledersofa, das stand neben mir und hob damit Die Haare, magisch angezogen, Bündelweise erst nach links und dann nach rechts An deine Seite. Zwei ließ ich, wie zum Beweis gleich einer Miniaturverhüllung deiner Weiblichkeit, auf
deinen Brüsten liegen. |
Dann erwachtest du und sagtest gleich: „Du hast mich wirklich sanft entkleidet, Das war gut. Ich hab dir hinter meinen Augen zugeschaut. Ich hab dich nicht gespürt, Du hast mich nicht berührt, nicht mit den Händen und nicht mit den Fingern, Und ich hab sie nicht an mir und nicht auf mir
gesehen.“ Darauf sagte ich
zu dir: „Ich habe Zeit
gehabt und nachgedacht Und dabei etwas
nicht ganz Neues neu erdacht, Das nenn ich
‚Wolkenspiel und Regen‘, Wo wir uns, wie
seinerzeit im Djin Ping Meh, ganz eng Begegnen
werden“. |
Ich sog süßen Honig deiner Blüten Auf der andren Straßenseite Stand ein Baum in Blüte. Es war später Abend, und die Junikäfer und die Fledermaus Umflogen ihn. |
Ich dachte an den Duft, den deine Haare leicht verteilten, wenn ich dicht Genug an ihnen war. |
Im Traum, den ich mir wünschte, Wurdest du zum Baum, Und ich sog süßen Honig deiner Blüten ein. Es war ganz leicht, auf einem Zweig zu landen, aber du bliebst Fern. Du wusstest nicht, dass ich dich Suchte. |
Du wolltest
mich, nicht meine Liebe. |
Weil ich dich
nicht ohne Liebe lieben
konnte, Warst du
ehrlich, und ich Dankte dir. |
Du hattest andere Gefühle, Und im Aufwind deiner Ehrlichkeit entdecktest du dich Neu, und sprachst von einer Andersartigkeit An dir, die würde mich viel Mehr als alles was ich bisher an dir kannte, Aber fremd berühren. |
„Halt, du willst mich lieben? Gestern war die Zeit dafür Doch heute nicht. Du weißt warum? Vielleicht auch nicht. |
Und heute möchte ich, dass du mich Liebst und einfach in die Arme nimmst Und weiter nichts. Du nimmst mich an, Ich fühl mich wohl und denke auch An dich. |
Gefiele ich dir mehr, Wenn ich dich dafür lohnen würde? Ich vergaß, ganz aus Versehen Und ganz unabsichtlich, Wie dich lohnen und Womit?“ |
Wir gingen Hand in Hand am Berghang, und ich sah, wie eine Nebelwand von unten in die Höhe kroch, sich plötzlich um uns legte, Dass wir unsre Hände nicht mehr Sehen konnten. „Lass nicht los“, Rief ich dir zu und hatte Angst Um uns. Die kam ganz plötzlich und sie hatte Nichts mit dir zu tun. Ich ließ dich aber
langsam los Und machte einen Schritt Zurück. |
Der Nebel blieb und hüllte uns in Eiseskälte, dass mein Herz gefror. Du hattest ein Gespür dafür, und als es Heller wurde, sah ich dich schon weit entfernt Auf unsrem Weg ins Tal. |
Es hatte keinen Sinn Dir noch zu folgen, und ich winkte dir Nicht nach, als du dich noch ein Letztes Mal zurück Und zu mir drehtest. |
Als wir in den Bergen waren Und am sommerlichen Nachmittag Auf abgemähter Wiese lagen, Eng an eng, Zog ein Gewitter auf, das Wasserwarmen Regen mit sich brachte. |
Unsre Lagerstatt wurd
mir zum ungemachten Bett, Das uns jetzt scheinbar nicht mehr wollte, Deshalb drängte ich dich aufzustehen: „Lass uns gehen, schnell“. Du aber strecktest dich und recktest deine Glieder unter mir: „Es ist das Bett so weich für mich, Und ich bin deine erste Frau, Hast du gesagt und auch, dass du mich Liebst.“ |
„Das stimmt, ich liebe dich“. „Ich lieb dich auch. Und dies Gewitter, dieser Regen, der mich Warm in seinen Armen Hält und nimmt wie du, Ist mir ein Haus, in dem ich gerne Und für alle Zeiten mit dir wohnen Und für immer Leben möchte“. |
Als ich heimkam, lagen auf dem Tisch zwei Rosenblütenblätter, Weißlich gelb der Ansatz Und dann im Verlauf Burgunderrot. Ich schob sie zueinander und es Wurden kleine Schiffchen, die in Eintracht übers Meer des Kirschbaumtisches segelten. |
Ich war allein und wäre gern Mit dir in einen Sturm geraten, Nein, viel lieber an entferntem Inselparadies gestrandet, so wie heute, Als die fremde, junge Frau sich aus Versehen an mich lehnte. |
Ihre üppig langen, blonden Haare und ihr Blassgesicht verschmolzen augenblicklich Zu dem gelben Sand, dem leichte Wellen ihres
Lächelns Und die Freiheit ihres Kleides Küste gaben. |
Lange musste ich in deiner Wohnung auf dich warten. Abendliche Stille wurde still. Auf einem fein geflammten Tisch aus dunklem Holz Gewahrte ich zwei Schwesterlich und nahe beieinander Abgestellte weiße, porzellangemachte Vasen. Eine schlank, gefüllt mit Bauernrosen. Der Geruch von aufgebrochner
Erde und von Erntedank, wie ich ihn gerne trank, Ging von ihr aus, hing vorsichtig im Raum. |
Die andere, vom Vasenboden rund und hüftenfraulich
Im Verlauf zum züchtig hochgeschnürten Vasenhals, Ließ mich das üppig Ausgeschwungene, Ganz ohne jede Blumenpracht Und nur an sich, und nur von mir, Bewundern. |
Als du schließlich in dein Zimmer kamst Und ich dich ansah, Unsre Augen sich begegneten, Entschiedst du über mich: „Du bist nicht so wie sonst. Dein Blick geht unter meine Haut. Was findest du an mir“? |
Du saßt auf einer Schaukel, Die hing meterlang im Park von einem Baum herab, war viel zu lang für Kinder. Schwung, den du dir gabst, entführte dich Erst weit nach oben, dann im Sturz zu mir herab, und mit der Neigung Deines Körpers, deiner Beine wieder auf. |
Du riefst im Schwingen: „Pflück mich doch“! Und zeigtest im Vorbeiflug deine nackten Beine, und dein Rock flog himmelan. Auf deiner Schaukel konnte nichts Geschehen. |
Doch dann hieltst du an und glittst
mir Langsam in die Arme. Deine leichten Schuhe hattest du Längst abgestreift als wir uns, du die Braunhaar langgelockte Frucht und ich, Dein Pflücker, sich in einen Korb aus Buschwerk unter schattendunkle Wolkenbäume legten. |
Mein Unbesitz Du bist mein Unbesitz. Das wollte ich nur sagen, nicht viel mehr Und auch nicht weniger. Du aber sagtest gleich: „Nein, ich bin deine Frau“. |
Das konnte und das wollte ich von dir nicht Hören und ich sagte: „Du bist dir Besitz und dein. Du bist nicht mein, nur du hast jedes Recht auf dich“. Du aber gabst die Antwort: „Wenn du mich nicht willst, so wie ich bin Und wie ich dir gehören möchte, Dann verzichte doch“. |
Der Schattenmann in meinem Rücken Gab mir Zeichen: „Lass sie sein, sie ist so wie sie ist“. Das fiel mir leicht. Ich nahm dich in die Arme, Willigte dann ein in dich Und bin ganz insgeheim dein Unbesitz. |
Ein letztes Mal ging ich Zu dir. Es war schon spät und du lagst In der Nacht Und schliefst vielleicht. Ich kannte mich gut aus an dir Und legte meine Hand Auf deine Brust, dann auf den Schoß. |
Ich konnte mich nicht, ohne dich Berührt zu haben, in die Nacht begeben und entschuldigte mich Leise mit den Worten, die ich fand, Doch fand ich keine Worte Und war still. |
Du aber sagtest leise: „Es ist schön für mich, noch vor dem Schlaf im Schlaf von dir zu träumen. Deine Hände sind mir Traum und Inbegriff“. |
Wir standen in der Eingangstür, die öffnete in beide Richtungen und führte links und Rechts davon in unsre Zimmer, Die sie trennte, die uns aber auch ins Freie führen konnten. Jedes Zimmer war verschlossen Und zugleich ein Teil von einer Freiheit, die der andere nicht kannte, Nicht erkennen konnte. Unsre Blicke reichten nur von dir zu mir Und umgekehrt, und würde einer zu dem Andren gehen, wäre ihm der Blick zurück für alle Zeit Genommen. |
Ich entschied mich schnell und Ging zu dir, an dir vorbei und nahm den Blick aus dir mit mir und baute für uns beide Eine neue Eingangstür, die führte nur in eine Richtung, nur in einen Raum, Der wies die Freiheit, die sich dort verbarg Stets als die eigne aus. |
Du hast es gern, wenn ich dir Hinterher Geschichten, so wie diese hier, Erzähle. |
Wir gingen in der Nacht in unsre Gärten, Um das ferne gelb-weiß-rote Schmiedefeuer Eines Wetterleuchtens über regenschweren Wolkenwänden, angelehnt an Bergmassive, Zu erleben. |
Beide waren wir bei ganz verschiedenen Gelegenheiten aufgeschreckt und langsam, Vorsichtig in unsre Nacht gegangen, Falls dort jemand tief in unsrem Rücken Auf uns warten würde, denn den hättest du Die Suche nach Umarmung, Schutz und Zuversicht Und ich die Sehnsucht nach Berührung Wissen lassen. |
Ich verlangte sehr nach dir. Wir konnten uns jedoch nicht kennen, Wussten voneinander nichts Und lehnten jeder an dem Baum der Träume. |
Sie sagte: „Ich weiß nicht, wie schnell du bist. Ich kann mich aber eine Zeitlang, Zwischen engen Mauern in der Schwebe halten, dann versag ich allerdings“. Sie tat mir leid. Sie kannte nicht die kleine Stütze einer Halterung für ganz besondere Benutzung, Die war in dem Fahrkorb der nach oben oder Unten fuhr. Wir eilten hin, wir waren ganz allein. |
Ich schaltete die Haltesteuerung mit einem Unischlüssel ab, und wir gelangten ohne Unterbrechung in die oberste Etage. Dort ließ ich mir Zeit mit dem Entriegeln. |
Draußen wartete ein junges Paar, das stieg Danach mit ein. Er zischte der Begleiterin empört ins Ohr: „Es riecht hier irgendwie nach Sperma“. Sie dagegen: „Ach, das bildest du dir ein“ Und schmiete sich, Als wären wir ihr nicht Beweis genug, So eng und fest es ging An ihn. |
Ich kann es gut verstehn,
dass jede Frau die Schönste ist, und dass man es Ihr sagen muss, obwohl doch viele Frauen schöner sind als sie. |
Sie weiß das und sie weiß, dass ich es weiß Und dass mir ihre Weiblichkeit weit höher steht
als Jedes Königreich. Sie hört es deshalb gerne: „Du bist schön. Für mich bist du die Allerschönste“. Das ist die Sekunde, die sie eigenartig Lächeln lässt, die ihren Augen Glanz verleiht. |
Sie glaubt nun, dass es eine Wahrheit ist, die sie auch anderen Erzählen möchte, aber Eine süße Vorsicht hält sie davon ab. Es könnte sein…. Genug, das will sie gar nicht hören, Und es soll kein anderer, doch, Wenn es sein muss, jede andere Davon erfahren. |
Das Schweben ihrer Arme, Wenn sie nach mir langte, War so flügelleicht, so langsam in Bewegung, Spinnenfäden gleich, Die mit dem Windhauch trieben, Dass es bis zur Landung an mir dauerte. Ich spürte kaum den Druck auf meiner Schulter, Als ich sagte: „Du bist meine Fee, die körperlos an meiner Seite lebt, und ich wünsch mir, was man von Feen wünschen darf“. |
Sie horchte auf und fragte leise: „Welchen Wunsch hast du an deine Fee? Du kannst es einfach sagen“. Darauf flüsterte ich in ihr Ohr, Doch sie erschrak: „Du wünschst die Fee an sich Allein für dich. Das darfst du nicht! Dann muss ich sterben. Wenn ich diesen Wunsch erfüll, Versagt mein Feensein
für alle Zeit, Das wünsch ich dir nicht und nicht Mir. |
Nimm mich doch bitte wie ich bin Nur als den Wunsch, dir Fee zu sein und deine Frau, Sonst weiter nichts“. |
Du möchtest, dass ich ein Gedicht voll Freundlichkeit und Harmonie und Liebe Und Verständnis schreibe, denn Wir beide sind schon sehr betagt, Und viel, viel Schlimmes blieb uns Vorerst noch erspart. |
In einem Garten, den wir niemals Kennenlernen werden, gibt es wirklich Rotweinbrunnen und Naturgetränke aller Art, Die Luft ist lau und warm und unweit, Dass man dahin sehen kann und gehen Spült sich eine flache Welle nach der anderen An gelben Strand. Dort werden wir erwartet und man steht Ein wenig mit den Füßen in dem Wasser. Es sind Tische aufgebaut, mit Üppig, farbenreichem Obst und Meeresfrüchten, die ich so gern esse, Und mit Blumen, deren Namen ich nicht weiß. |
Man hat uns eine Künstlerin bestellt, Die singt ein Lied, das uns zum Träumen bringt und die Erinnerung an längst Vergangne,
wunderbare Zeit. Wir waren damals jung und unsre Liebe, das Verlangen und das Sehnen nacheinander, Das Begehren und das Wiederfinden, Unser größtes Abenteuer, unser ganz geheimer Schatz. Wir trugen jeder als Geschenk vom anderen Ein goldnes Kettchen,
daran hing ein goldner Fingernagelgroßer Schlüssel, um den Hals. Das ist uns heute so viel Wert. |
In einer Nacht, sie war allein, ihr Mann würd später kommen, saß sie vor der Fast ein wenig mädchenhaft erblühten, Purpurschwarzen Rose, die stand in der Vase Auf dem Tisch bei dämmerigem Licht. Die sprach sie an und nahm, Vorbei an eigentümlichen Gebilden, Einen tiefen Seufzer mit in ihren Kelch. Dort traf er auf die Dunkelheit wie ein Versprechen. Ja, sie wünschte sich ein Kind, Und immer noch war sie von ihm Nicht schwanger. Das bedrückte sie. Sie hatte aber keine Angst und war voll Zuversicht. |
Als er nach Hause kam und müde war, Verstand sie ihn sehr gut und legte sich Trotzdem ganz vorsichtig, so eng es ging, An seine Seite. Ihren Wunsch nahm er wie seinen, Glaubte auch daran, Und schlief ihr wieder bei. Sie blieb jedoch hellwach, und Schlaf ließ sie Allein. |
Sie stieg noch einmal aus dem Bett Und ging zurück zu ihrer Rose. Die verströmte plötzlich einen Duft, den sie zuvor nicht wahrgenommen hatte, Schmeckte ihn als Leiblichkeit, Schloss ihre Augen und genoss den Augenblick der Zauberei, Ging dann mit jener Sicherheit, die Ahnungslose plötzlich überkommt, Dass das Versprechen sich erfüllen würde, In ihr Bett zurück Und tastete mit ihrer Hand nach seinem Arm wie um ihm Dank zu sagen. |
Du sprachst mich an, dass ich erschrak, Nicht wegen jener Plötzlichkeit, Die kannte ich von jeder schnellen Liebesenge zwischen dir und mir, Nein, ich erschrak, weil wir in voneinander Planetarisch weit entfernten Räumen lebten, Du in deiner Welt und ich in Meiner, Und du heute völlig anders warst. Du kamst zurück von einem Tempel Fremder Religiosität, den du aus Zufall, In gewisser Neugier, nur besuchen wolltest, Und du weintest bitterlich. |
Ich konnte dich zuerst nicht trösten. Dann erzähltest du, dass drinnen eine Handvoll Menschen säße, die in tiefem Glauben beteten und sagtest: „Ich hab dabei nichts empfunden und empfinde Nichts. Ich habe keinen Glauben, keine Zuversicht Wie die. Warum? Was mach ich falsch“? |
Ich gab dir zu: „Ich habe keinen Rat. Gleich neben deinem Tempel gibt es aber eine Ikebana-Schule. Dort sind Lehrer, die aus Blumen Wesen machen, sie zum Leben wecken, Und aus Menschen Blumen, die die Liebe lieben lernen. Wenn du das erkennen
kannst und selbst Ein Blumenwerk geworden bist, Wirst du bestimmt auch jene Vase eines Glaubens finden, die uns Unsre Liebe Unsre Liebe werden lässt“. |
Sie lebte im Verzicht und wollte Rechtsanwältin werden. Geld war reichlich da und auch Gelegenheit. Für sie war jeder Mann ein Schwert, das sie in Teile hätte trennen wollen. Trotzdem sehnte sie sich sehr nach Liebe, aber Die und Studium vermochte sie nicht Miteinander zu verbinden. Kurz vor ihrer Prüfung saß sie Kopflos auf dem Sofa in der Wohnung ihrer Eltern, die ihr alles überließen, Auch die prominenten Gäste, deren Dasein sie beflügeln sollte. |
Bis auf einen Mann in ihrem Alter Waren schließlich alle fort. Sie sprachen schüchtern miteinander, Und er gab ihr das Gefühl und die Befriedigung, als er sie wie zum Abschied in die Arme nahm, dass sie als Frau begehrenswert und ihm das Wichtigste auf Erden sei. Er liebte sie nicht nur mit wenig Worten sondern auch mit heftigem Verlangen. Beides konnten sie auf ihrem Sofa Miteinander leicht verbinden. Alles, was sie jemals wollte, Wusste und sich vorgenommen hatte, war dahin, Und jede Prüfung war ihr Zeitverschwendung. |
Beide wollten fort, so schnell es ging, Und flohen vor der Prominenz, vor der Gesellschaft und vor dem Vermögen ihrer Eltern Auf die Liebesinsel, Wo sie lebenslang den früheren Verzicht belächelten und noch im Hohen Alter Liebe Miteinander hatten. Gerne hätten sie sich jemand Mitgeteilt, von sich erzählt, Doch das verbot sich. Keiner durfte mit dem eignen Liebesglück Vor andren Prahlen. |
Im Torkelflug des Schmetterlings Bevor ich zu dir komme, Schließt du deine Augen und Verfolgst dahinter, was an dir geschieht. Du kennst ja jeden Schritt und alle Wege, die ich gehe, Gibst mir trotzdem dich als Märchenlandschaft und lässt mich sie immer wieder
Neu an dir erleben. Dich bedeckt der
Hauch von einem Dünnen,
transparenten, gelblichweißen Tuch, Das zieh ich
langsam an die Seite. |
Mit den Fingern und den Lippen reise ich dann über Weiches, warmes Sonnenland, den Haaransatz, Den Hals, die leichten Hügel deiner Schultern, Fahre, einem Segelschiffchen gleich, An dir hinab zu den Lagunen, Darin zu den Zwillingen der köstlichsten Erhebungen, mit ihren rosabraunen Schätzen, Liebesinseln zum Entdecken. Als mein Mund im Torkelflug
des Schmetterlings
auf beiden für Den Bruchteil
der Berührung Ruhen möchte,
scheinen sie sich sanft, Mimosenhaft als falscher Sonnentau, vor mir zu Schließen. Du verschluckst den Seufzer und sprichst meinen Kosenamen, Dann noch einmal, und dazwischen: „Ja“ und „Ja“. |
Die kleine Mannschaft meines Segelschiffchens sucht schon zwischen Palmen, die ins Wasser ragen, nach dem Landeplatz. Du atmest viel
zu heftig. Starke Wellen
heben, senken dich, dass ich, Beinah die Steuerung
verlierend, mich im Riff verloren
sehe, hätten deine Hände mich nicht
schnell gefunden, Festgehalten und Gerettet. Dann siehst du mir ins Gesicht, Doch ich schließ meine Augen. |
Wir lernten uns gerade kennen. Du erzähltest, dass man dir vor Ein paar Tagen einen Hirntumor im Krankenhaus Entfernt, herausgenommen hätte, und Es hörte sich für mich fast Unverkrampft und doch so plötzlich an. Es war mir fremd. Als du erzähltest, sah ich dich von hinten Auf dem Stuhl. Mit deinen Armen stütztest du dir links den Kopf Auf einer Lehne, Rechts dich auf dem Holztisch ab. Die langen, blonden Haare breiteten sich Als ein Tuch vom Kopf in heller Blendung Über Nacken, Rücken und Fast bis zur Taille aus. |
Du drehtest dich mit Absicht nicht zu mir, Das sollte vielleicht Abstand zeigen oder deine Krankheit spüren lassen. Ich litt mit, weil mir die weitere Behandlung, Deine Therapie, vor Augen stand. Die Haare würden später sicher wieder Wachsen, Aber warum suchtest du in dieser Zeit Kontakt zu mir, zu einem neuen Mann? Ich fragte dich, und du gestandst: „Die Sehnsucht,
das Gefühl, von einem Mann gehalten, aufgefangen und umarmt zu werden, Nicht durch ihn hindurchzulaufen, Ist so stark,
das kannst du sicher kaum Verstehen. Deshalb traue
ich mich nicht, mich nach dir Umzudrehen“. |
In der kurzen Zeit der Unterhaltung Zeichnete ich mit der schwarzen Tinte eines Schreibers, der zusammen mit Papier auf einem Tischchen lag, das Bild der Frau als Rückenakt. Der rechte Arm ließ dabei einen Lichtblitz frei, Beleuchtete den Abstand zwischen Oberarm und Brust, So dass man nicht entscheiden konnte, ob sie als Modell gesessen hatte oder angekleidet Zufallsbildnis war. Ich schämte mich sofort dafür. Sie stand nun auf und kam, vielleicht Weil ich so schweigsam war, zu mir und sah
sogleich Die Zeichnung, die ich wie versteckt Nach hinten hielt, die nahm sie mir noch wortlos
ab, Umarmte mich dann aber voller Lebensfreude: „Danke, danke! So etwas hat mir noch nie jemand geschenkt“ Und rollte vorsichtig das Blatt zusammen, hatte
gleich ein Rosa Band zu Hand, womit sie es umschlang: „Das ist mir mehr wert, als du jemals ahnen
kannst“ Und sagte dann: „Wir sollten uns nicht wieder sehen“ Und verließ den Raum. |
Ihre Zunge wurde mir zum Sprungbrett hingehauchter Liebeslaute, als wir unser erstes Treffen hatten. Wir erkannten uns sofort, auch das was wir Zuerst an uns erkannt zu haben glaubten. Sie bewegte ihre Hände als die Tänzerinnen auf der Bühne, das hielt Mich zurück, weil ich das Stück verfolgen wollte, Sie erreichten fast wie ungewollt, die Spitzen meiner Haare, bissen sich Dann fest darin, Dass ich vor süßem Aufbegehren Mich von ihnen lenken ließ. Das Stück war lange nicht zu Ende, Mir wuchs Mut, und ich berührte leicht die Knöpfe ihrer weiten, weißen Bluse, Glitt dann köstlich ab von ihnen, auf den Stoff, und stürzte weiter in den Spalt
dazwischen, Tiefer noch, dass meine Hand weit unter Allen Stoffen Grund berührte. |
Sie schob ihre Hände fest nach hinten, Stützte sich dort ab und flüsterte So laut es ging, dass es als Sommerbrise, die sich in den Birken fing, Die Ohren nur noch ahnen ließ: „Du wirst es doch nicht wagen“? Und sie sank mit einem Seufzen, das sich Wohlig in ein Schluchzen flüchtete, Zurück auf weiche Kissen. Ihre Vorhangstoffe waren Atemleicht, sie hoben und sie senkten sich, Als ich darunter lag. Sie dufteten nach Fraulichkeit und Fraßen meine Sehnsucht auf nach ihrer Weiblichkeit, Ich schob sie ungelenk zur Seite, Traf dann auf die Bühnenbilder und die Wahre Tänzerin. |
Wir tanzten eine lange Nacht, Und sie gestand: „Denk morgen noch an heute, Ich hab dich verführt“. Davor war ich sehr stolz auf mich gewesen, Denn im Wiegeschritt des Tangos hatte ich mich Weit, weit über sie gebeugt, Sie fest im Arm gehalten, Doch es herrschte hier die Frau. Das Sprungbrett ihrer Zunge Hielt mir keine Süßigkeiten mehr Bereit. |
Die Geschenke deines Mundes waren Aufbruch und Versprechen in die Wabenlandschaft, deren flügeliges Volk sich märchenhaft zum Schutz der Königin ganz ohne Angriffslust Zusammenschloss. Dein Mund war ihr Zuhause. |
Ich flog ein und aus wie sie, und jede Landung auf den beiden rosa Dünen Brachte mir den süßesten Geschmack. Dein flügeliges Volk, das dir ergeben war, Verführte ich mit einer neuen Königin und Lockte es in sommerliche Landschaft, Weit, weit außerhalb. |
Bei dir verstand
ich mich von Anfang an auf Wabenbau und Honigernte, Du gabst mir
dafür, als die Erfüllung des
Versprechens, Aus den Kammern,
vollgefüllt mit Dauernder
Enthaltsamkeit und dem Verzicht, Was dir mit mir
nun aufzuholen war. Im Überschwang bisst du mich in die Unterlippe, in die
Hand und in den Rücken, Das war mir
Liebkosung, dafür dankte ich Mit einem
Liebesbiss an gänzlich andrer Stelle. |
Ich kam in deine Nähe. Du, mit deiner Brust gelehnt an Einen Zaun aus engen Eisenstäben, Hattest mich mit einem Seitenblick Belauscht, du wartetest vielleicht auf Worte, die ich an dich richten sollte. So sprach ich dich an als Frau, Die mir der Zufall in den Weg gestellt, Auf den ich jahrelang gewartet hatte: „Tut mir leid, du wartest hier umsonst. Denn der, auf den du wartest, wird nicht kommen, Weil es ihn nicht gibt, Du wartest doch“? Du drehtest deinen Kopf zu mir Und zogst den Oberkörper dichter an die Stäbe, nur die Winkel deines Mundes, Leicht geöffnet, schienen über mich zu staunen Und mich zu belächeln: „Das kannst du doch gar nicht wissen, Aber du hast recht. Ich warte ohne Grund und halte meine Hände an die Eisenstäbe dieses Zaunes und mich daran fest, Es sollte anders sein“. |
Ich kam nah an dein linkes Ohr: „Es wird dich schmerzen“. Du: „Warum sagst du so Eigenartiges“, Und ich gestand: „Ich sah den Liebesvogel wie in einem Nest in deinem Mund verschwinden, Und das hat mir Mut gemacht. Ich wäre gern mit dir in jener Landschaft, Die dem Fluggewohnten Heimat ist und Nahrung gibt“. Du sagtest mir: „Es fällt mir leicht, dir alles das zu zeigen“. Ich war sicher, dass du ehrlich warst. |
Wir gingen Hand in Hand in eine späte Laube. Dort gebarst du nacheinander mir in meinen Mund die beiden Köstlichkeiten, Rundungen mit weichen Blätterzungen mir zur Sättigung, Und deine Gitterstäbe blichen schnell an dir, Sie waren kampfunlustig und verschmolzen. Deine Worte perlten sinnenweich auf Samt und bildeten ein Rinnsal zwischen ihnen. Später spielten wir noch mit dem Liebesvogel. Schon bei leisester Berührung änderten sich seine Knospe und die Farbe. |
Du kamst zurück aus flammenheißem, eiseskaltem Wüstenland und suchtest hier nach Feinstem Sand, der Flüssigkeiten gleich Durch kleinste Fingerritzen rinnt, weil du dich In Gewohnheit damit waschen wolltest. Wasser war dir dafür fremd geworden Und auch viel zu kostbar. |
Ähnlich ging es mir mit dir. Ich roch den klaren, blassen Duft der Weiblichkeit. Weil ich dich gleich nach deiner Ankunft, Spät am Abend lieben wollte, sagtest du, Du wärest mein, so lange und so Oft ich wollte. Doch ich hätte deine Schönheit nie Berührt, die hielt ich noch für Übermenschlich scheu und völlig frei, Als du dich, nur mit deiner Haut bekleidet Auf das Lager legtest, dir das Rohe Holz des Bettes Rahmen Und das weiche, bunte Leinentuch darunter Landschaft wurde. Nein, ich hätte dich nur zeichnen können, um dich Festzuhalten. |
Da erhobst du dich ein wenig, Stütztest dich, in völliger Verwandlung deiner Körpersprache in Begehrlichkeit, die mich Sofort erreichte, mit den Armen seitlich auf Und sprachst von Tradition in jenem Fremden Land: „Nein, mach kein Bild von mir, das müsste mich Beleidigen und würde mir das Frausein In dem Spiegel, der mich nennt, zerstören. Schalte lieber alle Lampen aus, und leg dich her
zu mir. Auf meiner Haut will ich dir nichts von dem, Was deine Hand, vielleicht dein Herz, In Dunkelheit von mir begehren und erfahren will, Verwehren, Und du möchtest dir nachher, wie ich, Nur noch mit rotem Wüstenstaub Den Körper pflegen, dass von dem Erlebten nichts verloren geht“. |
Du fragtest mich, und ich gestand: „Es geht mir gar nicht gut“. Ich wusste selber nicht, warum, Und ging in Flucht vor mir und meinen Leiden aus dem Haus. Du warst sehr lieb und Fragtest weiter nicht. Dann, als ich wieder kam, der Tag war fast vorbei, verstand ich, Dass ich dich in Sorge in dem Haus gelassen hatte, und den Weg, dir alles zu erklären, auch das Unerklärliche, nicht fand. Mit einem weißen Handtuch Hielt ich mir in meinem Zimmer meine Augen zu. Es war, als würde ich dich vor dem Spiegel, den ich mit dir teilen müsste, Blutig lieben, Und ich schämte mich dafür. |
Es war sehr dunkel um mich her, Dann hörte ich dich kommen bis zu mir. Du nahmst mir langsam meine Maske ab und standst im Dämmerlicht. Du hattest deinen Leib entblößt, Schobst meinen Kopf im federleichten Druck Der rechten Hand von hinten nah an dich Und hobst mit deiner linken, ohne Worte deine Brust an mein Gesicht. Du hieltst die beiden Botinnen, Nun mir, Gespielinnen, An mich gedrückt und blättertest sie auf Bis ich in Trost und Raserei Die Sättigung aus ihnen stahl und sie mir fast Zu eigen machte. Mit den Händen schienst du ihnen Eignes Leben zu entfachen, Ihre braunen Liebesdolden schoben sich Geschwisterlich und nacheinander Auf die Lippen, in den Mund und zogen sich Zurück, dass ich dir folgen musste. |
Später fragtest du mich noch einmal, Und ich gestand: „Es geht mir wirklich gut“. |
„Ich schäm mich nicht, es dir zu sagen. Auf der Suche nach der köstlichsten, vielleicht Versteckten Weiblichkeit an dir und dem Was mir das Finden wert war, wurde ich schnell Reich: Du hindertest mich nicht, als ich dir die zwei Zauberhügel und die beiden purpurbraunen Burgen mit der Hand, dem Mund Berührte, mit den Wimpern streichelte, Und sich die amazonengleichen Wächterinnen Ohne jeden Widerstand ergaben. Du beschertest mir ein Liebesglück, Das möchte ich in meinem Leben Nie und nimmer missen. |
Meine Angst jedoch, Dass deine Amazonen schnell erwachen, Um die Herrin zu beschützen, Und mich nicht mehr zu dir lassen Ist sehr groß, und ich gesteh dir ein, Es ist mein schönster Wunsch, Mir jeden Atemzug mit ihnen zu Versüßen. Ach, vergiss das bitte nicht“. Du bist gerührt und sagst: „Wer weiß denn, ob es dazu kommt. Vielleicht bist du es, der mir einen Liebesdienst erweisen muss“. Ich bin erstaunt, weil ich das nicht Bedachte: „Wenn ich wüsste, welcher Dienst der Liebe Dir bisher noch nicht von mir erwiesen wurde, Um ihn später und vielleicht zu falscher Zeit dir zu erweisen, hole ich ihn sofort nach. Lass mich nur wissen, was es ist“. |
Du aber sagst mit abgesenktem Blick: „Ich wünsche mir von dir, wie du soeben, Einen Kuss auf jeden Zauberhügel und die Amazonen, Doch ich dachte noch bis jetzt, Das wäre ich dir gar nicht wert. Verzeih mir bitte meine Lust auf Eigenglück Und dieses Liebestestament“. |