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Harald Birgfeld, Webseite seit 1987/ Website since 1987 …da liegt mein Herz, Geschichten aus Niemandsland 2022 -2024 (im
Entstehen) z.B.: 100 Jahre „Kafka“, eine herrenlose
Fundsache (neu)
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zu Olympia
– olympische Spiele! |
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online und im Buchhandel |
Lyrik, Prosa und Ingenieurarbeiten |
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36 Gedichte mit fantastischen Inhalten. Harald Birgfeld
schrieb seine Gedichte, inzwischen mehr als 12.000 Strophen, überwiegend
während der Fahrten in der Hamburger S-Bahn zur und von der Arbeit. |
Im Buchhandel und online ..and I said to myself what a wonderful world 36 Gedichte
mit fantastischen Inhalten Lyrik 44 Seiten, Format A5 Harald Birgfeld Online bestellen sowie im Buchhandel, € 4,90 inkl. MwSt. Zum Buchshop ISBN 9783735739179 „..and I said to myself what a wonderful world“ ist auch in den USA, Großbritannien und Kanada unter obiger ISBN und bei abweichenden Preisen bestell- und lieferbar. Auch als E-Book € 2,49 Zum Buchshop ISBN 9783735765666 |
Copyright, Urheberrecht 2014 beim Autor, Herausgeber, Redakteur:
Harald Birgfeld,
e-mail: Harald.Birgfeld@t-online.de
"Es lohnt sich, einmal
einen heutigen Dichter kennen zu lernen, der mit der deutschen Sprache einen
faszinierend fremden Weg betritt und trotzdem dem Leser Freiraum lässt für
eigene Gedankengänge, ohne dass die Probleme in erhobener Zeigefingermanier zu
zeitkritischen Trampelpfaden werden." (1986: Gutachten).
Harald Birgfeld, von Beruf Diplom-Ingenieur, schrieb die meisten seiner Gedichte während der morgendlichen Fahrt mit der Hamburger S-Bahn zur Arbeit. Seine Texte entstanden fast immer bereits in endgültiger Form.
Inhaltsverzeichnis:
Mein schönstes San Remo Gedicht Du musst dir
alles aufbewahren, Was dir lieb und
wertvoll ist. Es muss nicht
sein, dass ich mit Teer an meinem
blassen Fuß dem Meer entsteige Und den weißen
Strand Und eine
Promenade, ganz aus Edlem Holz, am
Ufer von San Remo Schmierig mache
und veröle. |
In dem
Chinaladen Find ich eine
Muschel aus Papier. Die lege ins
Wasser meines Zahnputzglases Und sie öffnet
sich und schenkt mir Zwei, drei
Fischlein, die an Fäden hängen, Und die
schwimmen mir vor Augen Neben einer
grünen Wasserpflanze. |
Durch das
Fenster fällt ein wenig Sonnenschein. |
Rapunzel war ihr
kein Begriff, Und deutsche
Märchen las sie nicht, Sie kam aus
Polen, Hatte langes,
blondes, offnes Haar, Das trug sie
tags zum Zopf. Im kaum mehr
grünen Feld, von einem Ungarn, der in
Frankreich lebte, Kümmerlich
bestellt, schnitt sie Im
morgendlichen, kalten Wind Den Feldsalat
von angefrorner Erde. |
Manchmal kam
jedoch, wenn sie den Rücken streckte,
und den Blick nach vorne hob, Ein innerliches
Glühen über sie, Dann riss sie ihre
Bluse auf und ihren rechten Arm in
Siegesgeste in die Höhe, War „Marianne“,
die sich über Menschen
schwang, und sang in ihrer Heimatsprache: „Ich bin jung
und frei und schön, die Schönste hier
aus meinem Land, Und auch die
Schönste überhaupt, Ich reiße alle,
alles mit!“ |
Danach wurd sie
im Bauernhaus zur Wäscherin der
grünen Ernte. |
Mein
schönstes Delfingedicht II „Ich bin
Delfin Und
schwimm im Meer Dahin.“ Das ist
ein Kinderreim, den hat sich Mama für
mich ausgedacht, Sie hat mir
auch noch beigebracht, Dass ich
ein wenig anders bin als andere. |
Ich habe
eine Nylonschnur um meinen Hals, die
hatten wir zu Anfang nicht beachtet, Doch sie
wird mich langsam würgen, Und sie
hindert mich schon jetzt Zu
schwimmen und zu springen Wie die
anderen, und ganz zuletzt Werd ich,
obwohl ich doch Ein Kind
des Wassers bin, An ihr in
meinem Meer, Ertrinken. |
Veröffentlicht 2008 in „Poesiealbum neu“, der Gesellschaft für zeitgenössische Lyrik, eV. Leipzig |
Heute Morgen Fand ich in der Tageszeitung Ein modernes, Farbenfrohes Foto mit Tiefrotgetränkter Bucht, Mit Jägern, die im dunkelblauen Wasserschutzanzug im Himmelblau des kleinen, umgebauten Fischerbootes standen, |
Die dort, abgeschirmt von einem Vorhang Japangrüner Blätterwände, Silberbäuche lächelnder Delfine in dem Boot Aufschlitzten, Alles das vor schönem Felsenhintergrund, Ein Foto, das dem Fotografen Alle Ehre machte. |
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Und auch der Wurm in mir war
satt. Die Gänge seines
Fressens Hinterließ er
hohl. |
In einem letzten
Winkel hielt ich die Erinnerung an
die Berührung mit
Vertrautem Fest. |
Es ging mir
wirklich gut, Sehr gut. |
Mein schönster Traum von einem Meer Ich hatte
einen Traum von Einem
Meer. Darin
befanden sich in tiefem Grund, auf
Sand aus Gold, Und
eingetaucht in einen Wald Aus
unbewegten Lichtersäulen, Fast im
Sonnenbaden, Kinder,
die ganz ruhig Und mit
Augenleuchten, Einem
ungelesnen, lang verschollnen Märchen
lauschten. |
Um sie her
ein Wasserhimmel voller Schmetterlinge,
händegroß und riesenhaft, Grell
reflektierend, grün und gelb und rot, Im
Schweben, Gleiten, ohne jeden Flügelschlag, Ein
Stillstand des Erzählten. Zwischen
ihnen und daneben kleine Flügeltiere, Die, in
strengen Farbenmustern, taumelten, Als
Glasstaub schließlich endlos weit verwehten. |
Über allem
hing ein Dünner,
brauner, zäher, leicht bewegter Film aus Öl Von
Horizont zu Horizont, der brach das Licht in Dunkelgoldne
Streifen und in Regenbogenfarben,
die mit Niedertropfendem
Gewölk Bis hier
in diese Tiefe sanken. |
Sie war
hinausgegangen auf das Meer, Sehr weit, Und hatte ihn
getroffen. Beide
schwammen nicht Und hatten
auch kein Boot, nichts Was sie
hätte tragen können, Und sie
flogen nicht und schwebten nicht. |
Sie hatte
ihn an ihre Hand genommen Und zu
sich nach Hause. Dort lag
er nun neben ihr Und hatte ihr
schon beigewohnt Und
schlief ganz fest. So konnte
sie das erste Mal Die
Andersartigkeit an ihm Betrachten. |
Sie war
stolz auf sich. Wer geht
schon so weit auf ein Meer. |
Und kam zurück
aus einer Andren Welt, Und niemand lebte
dort für ihn, Für ihn war
alles tot. Die Weisungen
bekam er aus Ihm völlig
fremder Stadt Von einer Frau
im Halbtagsjob, Die vor dem
Bildschirm saß, Und ihn in
seiner Sprache dirigierte, Dass er Ausschau
hielt nach einem Etwas. |
Einmal nur in dieser
langen Zeit, Und nur dies
eine Mal Sah er ein
lichtdurchflutetes Und übergroßes,
menschenüberragendes und Rosafarbenes
Gebilde, das pulsierte als ein Herz, das nach
Umhüllung suchte, Und er meldete
es gleich. Sonst lag er auf
der Lauer, Bis man ihn
zurück nach Hause rief, Und ihn betraf
das alles nicht Und ging ihn
auch nichts an. |
Fast liebevoll
erinnert er sich dann daran, Dass er zuhause
heimlich an der Rettung wilder Tiere
teilgenommen hatte Und an dem
Versuch, Verirrte
Meerbewohner neu zu orientieren. Das war ihm sehr
nah gegangen, Das ging ihn
viel an. |
Hänsel und Gretel 2010 Sie war schon groß, So groß, dass sie den Kleinen Bruder auf den Armen tragen könnte, Und sie hatte auch gehört, Dass man sich fern in andren Ländern täglich wusch Und traute sich und ihrem Brüderchen im Übermut Mit ihrem T-Shirt und dem Wasser einer Pfütze zwischen Fernzuggleisen, wo sie beide lebten, schliefen, Und auf Pappen wohnten, Hände und die Wangen abzuwaschen. |
Sie war glücklich hier und froh, Und sie empfand es dankbar, Einer lockenden, maskierten Frau, Den Weg erst von dem Brüderchen Und dann von sich so listig abzuschneiden, Dass sie sie für dieses Mal und Für die vielen andren Male Überführen konnte, Das mit einem kleinen Stöckchen unter einem Überzug, Der Blase eines Fisches, Einem jungen, alten Trick, Von dem sie wusste. |
Sicher käme irgendwann einmal die Mutter oder gar der Vater Hier vorbei, Um sie zu finden. |
„Seht sie an, die Schöne, Neue Welt.“ Ich trage nur zum Schutz Die schwarze Sonnenbrille. Ich war Bergmann unter Tag Und kam nicht wieder hoch, Und ich war nicht allein. Der Weg zum Tageslicht war
eingebrochen. Unumstößlich sperrte uns der Steinschlag für die nächsten Tausend Jahre ab vom Oben. Dort war niemand mehr, der unser Leben noch erahnen konnte. Das verbrachten wir, im schwachen
Schutzlicht Und bei Vorratsteilung, als den Rest der Tage, und der konnte lange,
lange Währen, und wir waren dreiunddreißig
hier im Schacht, Tief unter jeder Denkbarkeit. |
Wir gaben uns die Täglichkeit und Nächtlichkeit nach einer Uhr, die musste einer Führen, und wir hatten reichlich Wasser, Licht
und Luft und Nahrung, die für Jahre reichen könnten, Wie zum Spott. Dann, eines Tages, kam der schwache Schein von Hoffnung, unser Klopfen hatte man gehört, Doch dieser Hoffnungsschein entwickelte sich uns
zur Hoffnungslosigkeit, weil er aus Undenkbarem und Unmöglichem bestand, Zu tief war unser Schacht gelegen, Und zu arm war jeder, der uns hätte helfen Wollen. |
Noch ahnte keiner unter uns, dass sich Ein ganzes Volk dort oben und weit über sich
hinaus Erhoben hatte und den Langen Finger durch die Erde und Gestein Bis hier nach unten bohrte Und auch traf und jeden, Wie in einem Rettungshalm, damit zu sich Empor, nach oben, zog und nur das eine wollte: „Seht sie an, die Schöne, Neue Welt.“ |
Ich bin Mensch Und habe Kompetenz. Wenn an den fernen Küsten, Inseln der Karibik oder der Kanaren, starke
Winde, Fast schon Stürme wehen, Jette ich mit meinen Freunden hin. Wir wollen Kiten, Surfen oder uns mit Andren Kräften messen Ohne uns zu stressen, Was wir brauchen sind nur Meer und Wind. Der Flug dahin geht schnell und Kostet uns fast nichts und Drei, vier Tage reichen da. |
Wir sind sehr kompetent und lehnen Auch das Fleisch von Tieren gänzlich ab, Nicht nur, weil man sie oft so furchtbar quält, Bis sie für uns getötet werden; Nein, wir essen nur noch echten Lachs und Fleisch
von Wirklich jungen Kälbern, Die in ordentlichen Boxen standen, oder Wild Und auch Geflügel, Das man nur im Freiland hielt. |
Wir können nicht verstehen, Dass sich andere nicht danach richten Und, wie wir, ein ganz klein wenig Auf ein wenig Mehr verzichten. |
Aschenbrödel geht mit ihrem Rucksack ins Theater, zum Ballett, Sitzt dort im Publikum und Trinkt aus einem Campingbecher Nesseltee. Sie trägt heut einen kurzen, keuschen Zopf Und einen roten, selbstgestrickten Pulli Und darunter gar nichts, Das fällt auf. Der Prinz auf ihrer Bühne wird von ihrer Stieffamilie, Mutter und zwei Schwestern, Arg bedrängt, Auch weiß er nichts von ihr. Sie weint. |
Von oben lässt man an dem Seil der Unvernunft ein Kleid und Schuhe Wie aus Glasstaub nieder. Die darf sie nun tragen und Betritt die Bühne, tanzt und nur mit ihrem Prinzen und bleibt ihm doch fremd. Sie liebte ihr Zuhause und die Ärmlichkeit, Litt alle Schmach, die ihre Stieffamilie Über sie je brachte. Sie ist brav. Um Mitternacht ist ihre Zeit vorbei. Das Seil zieht alle Habe wieder hoch Und nur ein Schuh fällt in die Hand des Prinzen. Der erkennt die Zuversicht der schönen Fremden und auch seine Leidenschaft, Er findet ihren Fuß, dem passt der Schuh. |
Die Bühne ist zu klein für so viel Glücklichsein. Doch noch im Rampenlicht verurteilt sie Als Strafgericht die Mutter und die bösen Schwestern. |
Hinten, weit in meinem Garten, Kündigt sich der Frühling an Und lässt auf einem Mauervorsprung Eine Veilchenblüte wachsen, Die entdecke ich an ihrem Duft Von Sinnlichkeit und Liebelei Zuerst. |
Ich zögere, sie mir zu pflücken, Weil sie ganz allein dort steht, Und ich den violetten Hauch im ersten Sonnenlicht des nahen Frühlingstages Lassen und noch weiter Lieben möchte. |
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Cora steht als Weißer Engel, In der Größe einer jungen Frau, Auf einem Sockel, Weithin sichtbar, gleich am Eingang und an einem guten Platz. |
Sie starb, sagt man, an einer Brustvergrößerungs-Op., War viel zu jung Und viel zu schön für diesen frühen Tod. Ihr Blick aus Material ist Frauenweich und menschenfreundlich, Über ihren Mund huscht leise nur ein Wort, das kann man kaum Verstehen. |
Sehr viel weiter hinten, im Verborgenen, Befindet sich der „Garten der Frauen“. |
Es ist
sehr schwer, Den
Eingang in ein Land zu finden, Das den
Träumer seine Träume leben und Die Wachen
ihre Träume träumen lässt. Sobald ein
Jemand es jedoch erreicht, Ist er
gleich unter Gleichen. |
Kleidung,
Essen, alles Leben, alles Denken
werden angefüllt und angedient Mit
Köstlichkeiten eigenen Begehrens, Was man
machen möchte, Ist
bereits getan. Es gibt
auch keinen Zaun Und keine
Grenze um dies Reich. |
Nur
selten, Wenn ein
Träumer seine Träume nicht mehr Leben kann
und Wenn ein
sonst so Wacher seinen Traum verliert, Wächst
still ein Tunnel in ein wahrhaft Unbegrenztes
Land heran. Der wird
zum eigentlichen Eingang. Dort erst,
heißt es, ist man wirklich Ohnegleichen Im
Schlaraffenland. |
Sie lebte an der Küste. In der Liebe hatte sie schon Alles hinter sich: Zu lieben und geliebt zu werden. Nun jedoch hat sie ein Neuland, Das sich lohnt, entdeckt: Sie nimmt und gibt Und gibt und nimmt. Mit ihrem Körper leiht sie Mutterschaft an andre aus. |
So hatte sie beim ersten Mal Den Garten und das Haus erworben. Doch beim zweiten Mal Lässt sie die Eltern warten. Sie besinnt sich, wie es war, Als sie mit fünfzehn Jahren Schwanger wurde von dem Jungen, Der hier Urlaub machte, Den sie damals, als er nicht mehr Wiederkam, in einem regionalen Wochenblatt, Als wäre es normal, Beschrieb und suchen ließ. Das fanden alle süß, Sie aber fügte sich den Eltern Und brach ab. |
Jetzt fand sie in dem neuen Haus Auch einen alten Balken, Der war hoch genug und fest Und hielt das Seil. Das Kind war nicht zu retten. Man begrub es ungeboren in dem Garten Unter dem Wacholderbaum. Nur so, das war hier Brauch, War neues Leben möglich. Plötzlich saß und sang, Wie aus dem Nichts, ein Feuervogel in dem Baum, Der blendete sie alle. Niemand hatte solches je zuvor Gesehen: Unter dem Wacholderbaum Lag ein gesundes Kind. |
Die Welt, in der sie lebte, War die beste und die einzige. Sie sprach nur Suaheli und war schwarz. Vom Nachbarland war sie in dieses Reservat geflohen, Lebte dort im Busch Und fing sich Fleisch in Fallen. |
Mit der linken Brust Gab sie dem Säugling reichlich Milch, Die rechte hatte ein Soldat Ihr einfach wie aus Lust, Vom Leib getrennt. Das dunkle Blut und ihre Haut Ergaben sich, als er sie nahm. Die Pergamenthaut ihrer Narbe Hielt sie stets bedeckt. |
Sie hatte Unterschlupf in einer Höhle, Und darin, an einer Wand, zwei übergroße Zeichen,
Dass sie nicht die erste war. Sie konnte lesen Und verstand doch nicht den Sinn. Das eine war ein Bogen, Der nach oben öffnete, Das andere ein Blitz, Wie U und N. Veröffentlicht 2013 in „Poesiealbum neu“, der Gesellschaft für zeitgenössische
Lyrik, eV. Leipzig |
Die Kinderschaukel Stand so seltsam ruhig Vor dem Mond. Im Garten war es viel zu eng Für weite Sicht Und doch glitt er mit Sehnsuchtsvollen Augen Über die Gebirge, die er Auf der weißen Scheibe Sah. Die sollte schon einmal ein Mensch betreten haben. |
In das grelle Licht Stieß eine Stange dieser Schaukel, Daran hing der Anfang Ein Seiles. Jetzt war er dort oben Astronaut an einem Kraterrand, Zugleich ein Fremdling, Irgendwo auf einem Blütenfest. Hier fesselte zuerst Die schwingende Bewegung einer Körperkünstlerin Den Blick, Doch dann verlor der sich in ihrem Rücken In der Abendsonne, Die war nah und stand in einem See Und blendete. |
Von seiner Medizin, die er noch Regelmäßig nahm, Versprach er sich sehr viel. |
„Wer schlägt den Löwen, schlägt den Riesen Wer zwingt jenen und auch diesen…“ Es sind nicht die schönen Worte, Die mir meine Narben glätten können, Nicht die Medizin, die vielversprechend Darauf tröpfelt, Und es ist auch nicht das Rosenblütenblatt, Das lautlos auf sie schneit. Ja, ich bekenne meine Schuld, Und ich verlange Strafe, Doch man sieht sie nicht: „So, wie du liebst, ist es normal.“ Ich liebe nicht normal. |
Der dunkle Rand am schwarzen Loch, Ist mein Zuhause. Manchmal wird mir federleicht, Dann schwebe ich dahin, Dann liebe ich die Welt Und möchte mich umarmen. Doch mit einem Schlag Begegne ich mir selbst Ganz tief in mir Und in der größten Enge, Frage nach, nach mir Und dem Warum Und drehe mich und wende mich Und finde keinen Sinn. |
Wenn ich mich selber zwänge… Wüsste ich nur wie. |
Mein großer Garten liegt Wie heil In einer Wald- und Wiesenlandschaft. In dem Garten Finde ich ein kleines Nest Mit fingernagelgroßen Eiern Und mit einem Kuckucksei darin, Das überschattet alle, Und die Vogeleltern Ahnen nichts von dem Betrug. |
Aus meinem Zimmer, weit in meinem Rücken, Höre ich vom Bildschirm Beifall klatschen. Sicher ist ein großer Sieg Errungen worden. |
Spät, schon in der tiefen Dunkelheit, Weckt mich aus einem Dämmerschlaf Das helle Singen einer Nachtigall. Sie ist mir gleich vertraut, ich kenne sie. Ihr langes Lied und ihre Melodien, ihr Schluchzen rühren mich, Ich gebe gerne mein Versprechen, Dass ich niemandem auch nur ein Wort von ihr erzählen Werde. |
Sie zog in den Süden, Wo die Erde wärmer war, Und wo das Blühen blühte, Wo sie Rosen pflanzen, lieben, Atmen und berühren konnte, Und sie hatte schnell zwei Rosengärten, einen vor Und einen hinter ihrem Reihenhaus. Sie kannte alle Rosennamen, Und die Blütenpracht in Rot und Rosa, Weiß Und ganz besonders warmem Gelb, Verwehte sanften Duft, Ein Schatz, den sie tagaus, tagein Als leichtes Sommerkleid empfand. |
Die Leute nannten es das Rosenhaus, weil vorne zwei der Rosen über Fenster und die ganze Hauswand bis hinauf aufs Dach gewachsen waren. Ihre Welt stand still. An einem lauen Sonnentag jedoch Durchbrach ein starker Arm Den Wall von Dornen bis zu ihr. Mit seinem ersten Kuss Schloss er ihr alle Himmel wieder auf Und sprach von ihren beiden Gärten, Ihren Rosen, Und wie lange sie schon Tief in seinem Herzen wohnte, Und wie schwer sie aufzufinden war. |
Sie aber zog ihn langsam zu sich hin Und flüsterte ihm in sein Ohr: „Ich hab noch einen dritten Rosengarten, Der steht immer ganz in Blüte,“ Und es wuchsen Schlanke Ranken ihm um Leib und Schultern Und an seinen Mund Und hatten keine Dornen. |
Sie war Tochter, jung und reich, Die Welt hielt sie mit Goldenen Karten in den Händen. Ihre Spiele waren neu, Vom Hubschrauberlandeplatz des Höchsten Hauses ihrer Kette von Hotels schlug sie Den Golfball, einen nach dem anderen, Auf weit entfernte Ziele unter sich ins Wasser, Aus Versehen aber auch die kleine Silberkugel, Die mit Engelsharfenklang beim Fallen, Und dem eingebauten Zufallsgenerator, Großes Liebeglück verkündete. Die Kugel war ihr Schatz, Ein Himmel schien mit ihr Für alle Zeit verloren und sie weinte bitterlich. Sie schwor, den, der den Schatz ihr
wiederbrächte, Selbst zu ihrem Schatz zu machen. |
In der Nähe hielt ein Rapper Ausschau nach ganz neuen Texten, Hörte ihren Schwur und Ließ sie ihn erneuern, Sich dazu noch einen Kuss Und eine Nacht in ihrem Bett Versprechen. Er war Frosch, ein Kind des Wassers. Seine Haare hatte er als Königskrone hochgestellt Und war mit Heinrich, seinem Freund, Dem Stummheit seinetwegen eisern seinen Mund
verschloss, Voll Tatendrang. Er hatte
ihre Silberkugel schnell entdeckt Und brachte sie zurück. Als er auf ihren Schwur bestand, Gab sie ihm schnell den Kuss Und stieß ihn dann, Vom Dach des Hauses in sein Element. Sie wollte nur die Kugel. |
Dann jedoch, im letzten Augenblick, Betört von einem wunderbaren Wandel Seiner Augen, des Gesichtes, seiner Haut, Riss sie ihn sich zurück. Sie fühlte ihm sich plötzlich sehr vertraut Und war für ihren ganzen Schwur bereit Und schloss nach Frauenart die Augen. Ganz behutsam spürte sie Ein Liebesglück erwachen Und ihr Herz zur Engelsharfe werden. Ihre Silberkugel hielt sie fest an sich gedrückt, Und dem getreuen Heinrich Brach bei so viel Glück Der Eisenring von seinem Mund. |
Ich ging auf eine lange Reise, Meine Hände hielten einen Barren Gold, Den hatte ich verdient, Der sollte mir nun Glück bescheren. Auf der Reise bin ich Einem Mann begegnet, Der seit über fünfundvierzig Jahren Einen Elefantenbullen Wie sein eignes Leben hütete und pflegte. Dieser Mann war sehr begabt Und tauschte Eine Zeichnung seines Elefanten, Gegen meinen Barren Gold. |
Das war mein Glück, Denn danach traf ich eine Frau, Die lebte über zwanzig Jahren schon Als Leittier einer Elefantenherde, Und sie tauschte mir Ein leeres Tagebuch, In das sie gern geschrieben hätte, Gegen meine Zeichnung Von dem Elefantenbullen. Und ich hatte wieder Glück, denn Schließlich war ich Gast in einer Kleinen Küche, Dort erfuhr ich von der Hausfrau, Wenn sie nur auf diese eine Küchenleiste Klopft, erscheint, Seit sie vor drei Jahrzehnten In dies Haus gezogen sei, Gleich eine Spinne, Die lebt dort versteckt. |
Die Hausfrau tauschte mir ihr Wissen Und Geheimnis gegen mein Noch leeres Tagebuch, Sie wollte darin Alles niederschreiben. So traf Glück auf Glück, Denn als ich endlich heimkam, War ich unbeschwert und frei Und dankbar über so viel Glück, Das ich bei anderen für mich Gefunden hatte. |
Als wir dich begruben, Warst du einen Tag verstorben. Beide großen Kriege hattest du noch miterlebt, Im zweiten, damals, warst du eine Reife Frau. Wir waren hier nur Wenige Und kamen von weit her. Es war sehr kalt, Der Himmel strahlend blau, Der Frost stand in der Luft und in dem Boden, Und man stellte deinen Sarg nun Ebenerdig neben eine Stelle, die mit einer Grünen Plane überdeckt war. Alles andre sollte später folgen, Wenn die größere Maschine Für den Erdaushub gekommen wäre. Das war uns zu spät, Dann wären wir schon wieder Abgereist. |
Du wolltest keine Reden, Nur ein schlichtes Kreuz aus Holz Und auch kein Vaterunser. Alles mussten wir versprechen. Ich sprach leise einen Kinderreim, der war in meinem Kopf. Wir legten unsre Blumen auf den Sarg Und sprachen übers Wetter, Dass wir wegen unsrer Eile Keine Trauerkleidung trugen, Dass uns Fremde sehr behilflich waren, Und verließen uns darauf, Dass sie dich nachher ohne unser Beisein, In die Erde lassen würden. |
„Mutti“ und den Namen dieses kleinen Ortes habe ich noch vor der Rückfahrt Abgespeichert. |
Sie erzählte mir die Sache so: Ich war die Herrin vom Forellenhof Und er, mein Kai, war damals noch sehr jung. Er war verliebt in seine Nachbarin, In Gerda, die war arm wie er Und wusste nichts von Liebesdingen. Ich erfüllte ihm die Wünsche, die er hatte, Und auch meine. Erst war ich die unnahbare Schneeprinzessin. Dann die „Eisfrau aus dem Baikalsee“. Denn über diesen See hinweg war er Die superlangen Trucks gefahren, Wenn der zugefroren war. Ich war das Bild in seinem Außenspiegel. Immer war ich ihm vor Augen, bis der Frost Den Spiegel abriss und in hunderttausend Stücke schlug. Davon traf eines in sein Herz, ein andres in sein
Auge. Nun war ich für ihn die Königin in allen Dingen. Ja, ich faszinierte ihn. Ich habe ihn bekommen, nicht die andere. |
Er hat für mich den Hof verwaltet Und war Herr der Fische oben in den Bergen. Seine Liebe hatte er mir fest versprochen, Und die zugefrorenen Gewässer tief im Winter Wurden seine Leidenschaft. Dann sah er durch das klare Eis, Weit unten auf dem Grund, Forellen wie erstarrt, wie tot. Das ging so Jahr für Jahr. Doch eines Tages las ich in der Zeitung, Dass er unsren Hof verkaufen wollte, Und ich wusste nichts davon. Er schlief auch nicht mehr in den Bergen Bei den Teichen oder hier bei mir. Wie ich erfuhr, schlief er seit fast zwei Jahren Bei der Nachbarin aus alter Zeit. |
Er hat mir einen Brief geschrieben, Dass ihm seine erste Jugendliebe, Gerda, Neu begegnet ist, dass er zu ihr zurückgefunden
hat, Dass sie ihm Herzenswärme schenkt Und er in ihren Armen wieder weinen kann. Das habe ihn von mir befreit. Mit seinem Brief kam ein Geschenk für mich. Nur eine winzig kleine Spiegelscherbe, Klein wie Diamantensplitter, als der letzte Stein im Mosaik des Wortes Ewigkeit. |
Du bist die ersten vierzehn Tage Deines Lebens auf der Welt Und heute zeigten uns die Mama und dein Papa, Dass du schon wahrhaftig träumst. Wie schön wär es für uns, Erahnten wir wovon. Die Webcam schwenkte leicht An dir vorbei, damit wir dich im Ausland Besser sehen konnten, und die Mama sagte, Dass du schon mit deinen Augen Ihren Weg verfolgst. Wir sehen, dass du deine Händchen Ganz geschickt vom Mund an Deine winzig kleine Nase führst, Dass deine Fingerchen sich gegenseitig suchen Und auch finden. |
Hier, an unsrem Bildschirm streicheln wir dir Wangen, Ärmchen und die Hand. Ganz sicher ist, dass du die Welt erspürst, Wenn du auf Papas Bauch ganz ruhig liegst Und seitlich nachschaust, ob sich etwas regt, Wenn deine Mama dich auf ihre Schulter legt Und wenn du atmest, was dich schon dein Ganzes Leben lang als schönster Wohlgeruch begleitete. Dann huscht ein Lächeln über dein Gesicht, Das haben wir, so weit von dir entfernt, genau
gesehen, Und wir fragten fast ein wenig laut: „Was sie wohl träumt, Wovon, woran sie jetzt wohl denkt“. |
Die kleinen Augen bleiben unverhofft In unsrem Blickfeld stehen, Schauen für Sekunden und ganz ruhig in die Kamera Als wollten sie uns Antwort geben, Und es muss ein großer Augenblick gewesen sein, Denn du schläfst ein. Doch noch im Schlafen scheinst du wach Und uns ganz nah bei dir zu wissen. Träume deinen Traum. Wir schalten die Verbindung lautlos ab Und sind doch selbst noch lange Etwas Traum von deinem Traum. |
Ihr Herz lag lange schon Versteckt im Kleiderschrank Zuunterst bei den Wintersachen, Neben Briefen, altem Schmuck und einem Amulett, Darin war Haar von einem Abgelegten, Der war ihr noch ganz in Liebe zugetan, Die er ihr immer wieder eingestand. Trotzdem trat er ihr nicht zu nah, Vielleicht aus Eigenschutz. Sie wusste all das sehr genau. Sie war Juristin und verdiente äußerst gut Und lachte laut und oft, wenn Leute Zwischen Recht und der Gerechtigkeit Nicht unterscheiden konnten. Sie erkannte gleich, Dass es nur eines gab von beiden, Das war immer Recht, Das war auch stets auf ihrer Seite, Dafür lag ihr Herz im Kleiderschrank, Das hatte zu viel Herz gehabt Sie hatte es für viele kalte Paragraphen eingetauscht, Die schlugen nun in ihrer Brust. |
In einer Laune junger Fraulichkeit, Ein wenig auch im Übermut, Gab sie auf dem Designersofa Ihrer Lust und auch dem Drängen eines Mannes
nach, Der wunderbar erzählen konnte, Seinen Worten Sinn und tiefes Fühlen gab, Sie aber eigentlich mit dem Vibrieren seiner
Stimme In ein Liebesland entführte, Etwas, dem sie nichts entgegensetzen konnte, Außer sich und eine nie geahnte Seligkeit, die ihr erwuchs und die Voll süßer Schmerzen war. |
Sie litt das erste Mal in ihrem Leben Liebesqualen als er sie verließ, Und sie ihm wenig später in der Stadt Mit einer anderen begegnete. Er war sehr freundlich und begrüßte sie Und schob ihr damit eine Kröte in den Hals. Sie weinte bitterlich als sie zu Hause war. Das war ihr neu, sie schämte sich Und sehnte sich nach ihrem warmen Herz Als es noch Herz von ihrem Abgelegten war. Der hatte, wie so oft, mit Blumen bei ihr
angeklopft. Als er sie nun erneut in seine Arme nahm, Lief sie nicht durch ihn durch. Er hielt sie fest, und sie entließ ihr Herz aus seinem Winterschlaf Und nahm es fest in ihre Hand. |
Ihr Vater hätte gern gesehen, Dass sie sich verloben würde. Die Gesellschaft fände das als gutes Zeichen, und sie brauchte ja Nicht gleich zu heiraten. Die Firma lief sehr gut, so richtig gut, Dass es ein Jammer wäre, wenn.. Er hatte auch schon Kandidaten für sie Ausgesucht und wusste, dass das sehr Gefährlich werden konnte: Seine Tochter war in alle Richtungen Verwöhnt und sehr verzogen. Das war seine Schuld. Das Risiko schien groß, denn sie nahm seinen
Reichtum Als ganz selbstverständlich hin, Tat selber nur, was ihr gefiel und allen andren Zwang sie ihren Willen auf. Sie sah nicht ein, dass sie sich binden sollte. Besser könnte sie es nur bei einem wirklich
Reichen haben. Männer waren ihr somit nicht wichtig, Und sie hatte nur noch Spott und Hohn für sie. Schon Äußeres, wie Kleidung, und die Sprache Eines stillen Werbers, zog sie laut ins
Lächerliche. |
Dann, aus Übermut nahm sie sich einmal einen Lückenbüßer, einen armen Musikanten. Der gefiel ihr, weil er sein Gesicht Versteckt hielt hinter einem Bart. Trotzdem verspottete sie ihn als König
Drosselbart. Der Vater war darüber sehr erbost und schmiss sie
und den Unbedarften raus und Setzte sie, zwei Mittellose, einfach auf die
Straße. Das quittierte die Gesellschaft mit viel
Schadenfreude. Notgedrungen hielt sie bei ihm aus, zunächst als Besserwisserin: „In meines Vaters Haus wär ich jetzt reich“, Doch willigte sie dann, zum Schluss, In eine Heirat mit ihm ein, Die war so ärmlich wie ihr ganzes, neues Leben, Ohne weißes Kleid und ohne Strauß. Nach Hause traute sie sich nicht zurück. |
Ihr Mann war gut zu ihr und half ihr sehr Und hatte selber nichts. So lernte sie den Müllcontainer eines
Supermarktes Sehr zu schätzen. Doch dann gab sie sich geschlagen und erkannte
ihrer beider Not. Sie floh deshalb von ihm und Hatte Glück mit einer Arbeit in der Küche eines Herrschaftlichen Hauses. Dort bereitete man sich auf eine große Hochzeit
vor. Den Herrn des Hauses hatte sie noch nie gesehen, Wer das Brautpaar war, blieb allen ein Geheimnis. Daran war sie aber gar nicht intressiert, sie
dachte jetzt Nur noch in Liebe an den eignen Mann, den sie
verlassen Und wie unrecht sie an ihm gehandelt hatte. An dem Tag der Heirat wurde sie zu ihrem Herrn gerufen, der sah sehr gut aus und war ihr
plötzlich Wohlbekannt. Der nahm sie diesmal richtig an die Hand Als seine Braut im weißen Kleid mit einem Strauß Aus roten Rosen und Rapunzeln und viel
Schleierkraut. |
Alles, was ich über Tanja weiß, hat man mir Mitgeteilt auf Facebook, über E-Mail und per SMS. Sie saß in einem komfortablen Vorstandszimmer Und war eingestellt als rechte Hand des Chefs. Sie traute sich zu wenig zu und war doch Vorgesehen als die Frau, die hinhält, abwehrt, Bucht, organisiert und immer einen guten Vorschlag unterbreiten können sollte. Wer hier Schule machen wollte, musste selbst Geschult und fest gefügt sein und auch handeln, Ohne dass der Chef es prüfen musste. Dafür wurde sie zunächst trainiert. Der Chef jedoch betrachtete sie gleich als seine Eng Vertraute. Sie kam gut voran und nach nur einem Jahr Stand sie den meisten andren Frauen in der Direktionsetage vor. Was sie entscheiden ließ und selbst entschied, Das wurde unauffällig und mit Spaß getan. |
Sie war noch ziemlich jung und wagte, Weil der Chef es wollte, sich mit ihm zu duzen. Das war nicht so schlimm und später sogar gut, Es hatte etwas Familiäres. Das tat ihr besonders wohl. In ihrer Firma hatte sie Gelegenheit, sich Regelmäßig einer Ärztin vorzustellen, und im
Rahmen, Und auch weil es möglich war, Vorsorge zu betreiben. Dabei stellte man ganz ohne, dass sie klagte Oder ihr Befinden das begründete, in ihrer Brust, in ihren Knochen, im Gehirn und in der Lunge Krebs und dessen Metastasen fest. Ihr Zustand galt als praktisch unheilbar. Man gab ihr nur noch eins, zwei Monate. Der Schock war viel zu groß, als dass sie das Verstanden hätte. Sie befragte ihren Chef. Der hatte sich mit Krankenhaus und Sterben
überhaupt Noch nie befasst und fühlte sich zutiefst
betroffen, Überfordert, So sehr, dass sie ihm in diesen Tagen den Trost geben musste, den sie selbst nicht fand. |
Mit ihrem Freund zusammen lud sie ihn und seine
Frau Zu einem Freitagabendessen in ein vielbesuchtes Restaurant. Dort mussten alle etwas warten, doch dann wurden Plätze frei. Sie war gepflegt und fröhlich, aß auch gut und Trank ein wenig. Auf sie fiel ein Sonnenschein. Die Gäste atmeten erleichtert auf. Das Wochenende war vergangen, und der Chef vermisste sie am Montag, weil sie immer Noch zur Arbeit kam. In seinen Mails, die er heut selber lesen musste, Fand er eine schlimme Nachricht von dem Freund,
dass sie Am Sonntag in der Nacht im Krankenhaus verstorben
sei, Schon Dienstagmorgen wäre die Beerdigung. Er stand das erste Mal an einem Grab. Seit diesem Tag verspürten beide Männer Etwas wie Gemeinsamkeit in einer Art fataler
Freundschaft, Die sie ungelenk zu pflegen suchten. |
Eines Abends hatten meine Frau und ich Besuch von einem Nachbarn, den wir noch von
früher Und nur flüchtig kannten. Er erzählte, wie er damals, selbst im guten
Mittelalter, Eine junge Frau an seiner Seite hatte. Ihr erschien er ziemlich reich. Die junge Frau hielt ihren Schönheitsschlaf Und jeden fern von ihrem Mann. Sie wollte hoch hinaus Und redete selbst nur mit Leuten ihrer Wahl. Wir sahen sie trotzdem schon Mutter werden, Ihre Sorge aber und die ganze Liebe Galten nur den Katzen, die sie hatte. |
Einmal sprach sie auch mit uns. Das hatten wir noch nicht vergessen, Denn wir sollten uns mit größter Selbstverständlichkeit um ihre Tiere kümmern, und sie kam, um Diese Frage uns wie ein Geschenk zu überbringen. Als Besucherin in unsrer Wohnung meinte sie, Wie schön wir es hier hätten, mit dem Zusatz: „Das macht mich erstaunt, denn das in Ihrem
Alter…“. Damit war die Antwort für uns klar. Nach fast zwei Jahren, fuhr er fort, Ging alles wieder auseinander. Es war seine zweite Ehe. Er verlor das Haus und seine Arbeit Und verzog in eine andre Stadt zu seiner Tochter. Die war wegen seiner neuen Ehe noch voll Hass und nahm ihn nicht in ihrer Wohnung auf. Er hatte Herzprobleme, schon den dritten Bypass, Und er rauchte trotzdem viel zu viel. |
Bei Kaffee und ein wenig Kuchen Sprudelte das alles so aus ihm heraus. Er hatte große Pläne, wollte noch ins Ausland. „Leute“, sagte er, „mit meinem Wissen und mit der
Erfahrung, braucht man überall, die sind
gefragt“, Und gab nicht auf. Das alles hätte er nun endlich einmal Irgendjemandem erzählen müssen. Er gestand noch in der Tür, Er hänge sehr an seiner ersten Frau und an der
zweiten Und an seiner Tochter. Loszulassen fiele ihm so schwer. Als er dann schließlich fortgegangen war, Betraten wir wie automatisch unsre Küche, Den benutzten Teller, die benutzte Tasse, den Benutzten Kaffeelöffel in Die Spülmaschine einzuräumen und sie Einzuschalten. |
Der Tag an dem ich den Mont Fuji sah Es stellte sich bei mir ein großer Frieden ein, ein Frieden mit mir Selbst und dem Erleben um Mich her. Jedoch erwachte ich in ungewohnter Helligkeit, die drang durch Fenster und in einen Raum, den Ich nicht kannte. Niemand außer mir war hier, Und draußen ließ die Helligkeit nicht nach. Es fiel auch auf, dass ich, Obwohl die Sonne niedrig Stand, im Zentrum eines Lichtes War und keine Schatten warf. |
Den ganzen Tag, das was ich für den Tagesablauf hielt, War Sonne allerseits. Erst als ich müde wurde, nahm ich diesen Zustand ernst und sah mich um. |
Die Helligkeit, die Schatten Nicht entstehen ließ, kam von zwei Sonnen, die zur gleichen Zeit Sich gegenüber standen. Das war neu, ich kannte mich Nicht aus und ging zurück zu meiner Unterkunft. Doch die war mir so fremd wie das was ich Erlebte, fremd und unnatürlich, Dass ich nicht zurück zu meinem Frieden finden konnte. Nach Erklärung wollte Ich nicht suchen, Fragen konnte ich nicht stellen, Weil ich wesenlos geworden war. Ich fand mich wieder draußen auf dem Weg. Mein Frieden wandelte sich in die Umgestürzte, weiße Marmorstatue des Engels eines Grabes aus Vergangenem Geschehen. |
Du stehst in unsrem Zimmer, mir im Weg. Es fällt die Abendsonne in den kleinen Garten, Auf den Sandstein südländischer Platten zwischen Einer nur halbhohen Felssteinmauer hinten, Einer hell verputzten Backsteinwand ganz rechts und Einer grauen Schwedenwand aus Holz zur Linken. Rundherum entfaltet sich die Blütenfülle, Aus Amphoren kommend, bis hoch an die Mauerränder, Und quillt üppig über sie hinweg. Im Zimmer und im Garten ist es Wolkenstill. Ich seh in diesem Augenblick Durch dich hindurch und durch das große Fenster. Dort entdecke ich den weißen Gartentisch, Daneben, passend, an zwei Seiten Gartenstühle. Auf den Sitzen stehen hängende Geranien. |
Es ist alles eng, sehr eng und trotzdem weit genug Für eine Bühne, die auf Auftritt wartet. Du bleibst völlig unbewegt und wirst zum Teil Des Gartens, wirst zu einer unwirklichen Statue, Und ich erstarre, möchte mich nicht rühren, Warte auf Beginn. Es geht kein Wind, kein Blatt, das sich bewegt, Und hier in unsren Raum Fällt nur ein wenig von der Abendsonne. Alles dauert sehr, sehr lange. Ich bezweifel mich und dich Und werde, um dir nah und gleich zu sein, Wie du zu einer Steinfigur. |
Ich hatte mich getäuscht. Der Garten, du und ich und auch der Raum Sind Gegenstände eines Stückes, Das zu Ende ging. Wir warten auf Applaus. Der kam vielleicht und wenn, dann ist er lange schon Verebbt. Ich kann mich nicht nach hinten drehen, Meinen Blick nicht in die Tiefe dieses Raumes Schicken. Niemand kommt, uns abzuräumen, Und das Licht im Garten wird nicht Ausgelöscht, Und über Gartentisch und Stühle, über die Geranien, Über dich und mich und alles Hat sich eine dünne Schicht aus Staub gelegt. |
Kleine Punkerin sucht Seemann Tim Ich heiße Tanja. Ich bin 14 Jahre alt, sechs Monate Und dreiundzwanzig Tage. Jahr für Jahr sind meine Eltern An der Ostseeküste, hier in Damp, mit mir im
Urlaub. Eigentlich bin ich zu alt dafür. Ich bin schon fast erwachsen, Und beim ersten Mal war ich gerade Zwölf. |
Ich dachte damals viel darüber nach, doch dies Ist anders, denn ich lernte einen lieben, süßen Jungen kennen. Er heißt Tim, ist etwa 17 Jahre alt und Seemann auf dem Schiff des Vaters. Ich war nie so glücklich. Jeder Tag war eine Ewigkeit Und dauerte trotzdem nur wenige Sekunden. Dann, an einem Abend, hatte ich es eilig, Sagte nur kurz „Tschüss“ zu ihm. Von da an war er fort. |
Ich hoffte jeden Tag, dass er noch einmal kommen
würde. Doch er kam nicht mehr zurück. Ich bitte Sie sehr herzlich, liebe Redaktion, Um Hilfe, um Veröffentlichung Meiner Suchanzeige: Tim, ich suche dich! Erinnerst du dich an die „kleine Punkerin“? Ja, ich vermisse dich so sehr, Und bitte melde dich bei mir. Die Redaktion, „Von Mensch zu Mensch“, Hat meine Anschrift. |
Eigentlich bin ich nicht
zimperlich Das, was ich heute früh im Radio hörte, war zu viel. Auf meinem Lieblingssender gab man einer Frau Gelegenheit von ihrem Aufenthalt im Kongo zu erzählen. Sie war Helferin und jung, organisiert, und ohne Illusion dorthin gegangen. Sie geriet jedoch bei ihrer Ankunft gleich in
größte Schwierigkeiten, denn die Wellblechhütte, die man ihr und ein paar andren,
überlassen hatte, Stand seit Tagen unter der Bewachung schwer
bewaffneter Milizen, Die sie dort gefangen hielten. Unter ihnen war ein schwarzes Mädchen, das mit
vierzehn Jahren sicherlich die Jüngste war. |
Von der erfuhren sie, wie die Milizen ganz
verschiedener Parteien ständig um die Herrschaft kämpften, und
ein Wechsel innerhalb von Stunden möglich war. Das Mädchen kam von sehr weit her, es sprach von Zwanzig Tagesmärschen und berichtete auf Suaheli.
Mit noch Jüngeren und ohne Eltern hätten andere Milizen sie gefangen und verschleppt, bei jeder Rast und zwischen blutigen Gefechten und in jeder
Pause vergewaltigt. Noch in ihrem Heimatdorf sei einer jungen Frau
das Baby aus dem Arm gerissen und an eine Wand geschleudert worden: „Es hat fürchterlich geschrien und war dann tot.“ |
Die Mutter habe man dann vor den Augen der Verwandten vergewaltigt und die Tante mit zwei Eisenstangen wohl getötet. Einem Neffen von neun Jahren habe ein Soldat den linken Arm mit der Machete
abgeschlagen. Von den anfangs fünf verschleppten Mädchen wären sie nur noch zu zweit: „Ich weiß nicht, wo die andren drei geblieben
sind.“ Das Mädchen war ganz ruhig, Tränen konnte es nicht weinen. Nein, ich hab das Radio abgeschaltet. Eigentlich bin ich nicht zimperlich, Ich hab schon viel gehört. Doch das versteh ich nicht: Woher nimmt diese junge Helferin den Mut und auch die Kraft ihr Fähnchen: „Ich will helfen“, immer wieder Hochzuhalten. |
In einem Kinderheim ersannen Kinder eine Melodie und sie erfanden auch den Text dazu: „Hier herrscht die Hungersnot, Wir essen Hundekot, Und Wasser trinken wir Aus Kühlturm Nummer vier“. Sie waren oft und tagelang allein und Ganz auf sich gestellt. Die Großen hatten wieder mal ein neues Spiel erdacht, das wurde an den Kleinen
ausprobiert. Die machten gerne mit. So mussten sie sich auf den Boden eines Saales Und wie Strahlen eines großen Sternes legen. Ihre Zappelbeinchen zeigten alle in die Mitte. Darum schlang ein Großer Seile Und zog die mit einem Ruck, Wie Fischer ihre Netze um den Fang, Zusammen, dass nicht eines mehr entkommen konnte. Das Geschrei war fürchterlich, denn selbst
befreien Konnten sie sich nicht, die Schlingen hielten sie
gefangen. |
Von den Großen hörten sie nur das Gejohle, und dann liefen die davon. Die Kleinen aber schluchzten laut und weinten und Umschlangen sich so fest es ging, Das brachte sie in schwere Not. Es konnte keines von dem andren lassen, Niemand konnte fort. Es gab im Land sehr viele Ratten, dass es eine
Plage war. Die Tiere kamen auch nach hier und fielen gleich
in Scharen über diese Kleinen. Denen blieb vor Schrecken jeder Laut in ihren Mündern stecken. Von den Tieren wurden wie in blindem Eifer Alle Seile durchgenagt und durchgebissen, Dass die Kinder hätten fliehen können. Doch sie harrten wie gelähmt und krochen Selbst nur knapp zur Seite. |
Als die Großen schließlich wiederkamen Und sich um die Kleinen kümmern wollten, Fanden sie die noch im Stern Um einen Kreis von toten Ratten sitzen, Die in ihrer Mitte mit den Schwänzen fest
verknotet, Deren Körper wie verwachsen miteinander waren. Keine hatte sich von einer anderen entfernen
können, Und sie waren elendig daran gestorben. Bei den Kindern aber herrschte plötzlich mehr als
Wiedersehensfreude, Und die Kleinen wurden nun die Großen, Und die Großen waren stolz auf sie, Auch wenn sie sich das alles nicht erklären
konnten. Von den großen Mädchen hatte eine eine Pusteblume mitgebracht. Von der blies sie die Samen über ihre Kleinen. |
In unsrem kleinen Garten Wächst ein Flieder. Wenn er blüht und seinen Wohlgeruch Verstreut, verwehen lässt, Und wir ihn, Jägern gleich, Erhaschen, Soll er uns den Frühling bringen. |
Jetzt steht seine weiße Pracht An fingerdünnen Ärmchen seines Stammes, Der entwächst nur einem Tongeschirr, Vor einer weißen Wand Mit einer weißen Leuchte, hoch auf einer Feldsteinmauer, Links geschützt von einem weißen Zaun, Der ist ganz niedrig, weil wir alles Größer wirken lassen wollen, Rechts von einer hohen, weißen Mauer. |
Honigweißer Duft des Flieders, weitet sich Nun aus und quillt versteckt aus Schweren Dolden, Sinkt dann süßen Wolken gleich Zu uns herab und bringt Den ersten Frühlingstag. Den hatten wir erhofft, erwünscht, Herbeigesehnt, Dass er nun kommen Musste. |