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Harald Birgfeld, Webseite seit 1987/ Website since 1987 …da liegt mein Herz, Geschichten aus Niemandsland 2022 -2024 (im
Entstehen) z.B.: 100 Jahre „Kafka“, eine herrenlose Fundsache (neu) |
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zu Olympia – olympische Spiele! |
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online und im Buchhandel |
Lyrik, Prosa und Ingenieurarbeiten |
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Im vorliegenden Band werden 129 Gedichte
mit vielleicht erotischem Charakter vorgestellt. Den Mast hab ich gesetzt. Die Doppelsegel sind
gebläht, Und meine Hände
liegen auf den Rundungen. Das Segelschiffchen Freut sich auf den
Sturm, Der darf von allen
Seiten Drängen. |
Im Buchhandel und
online Wo die
schwarzen Blätter wachsen Lyrik, 129 erotische Gedichte? 76
Seiten, Format A5 Harald Birgfeld Online bestellen
sowie im Buchhandel, € 6,90 inkl. MwSt. Zum Buchshop ISBN 9783735739162 „Wo die schwarzen
Blätter wachsen“ ist auch in den USA, Großbritannien
und Kanada unter obiger ISBN und bei abweichenden Preisen
bestell- und lieferbar. Auch als E-Book € 5,49 Zum Buchshop ISBN 9783735765772 |
"Es lohnt sich,
einmal einen heutigen Dichter kennen zu lernen, der mit der deutschen Sprache
einen faszinierend fremden Weg betritt und trotzdem dem Leser Freiraum lässt
für eigene Gedankengänge, ohne dass die Probleme in erhobener Zeigefingermanier
zu zeitkritischen Trampelpfaden werden." (1986: Gutachten).
Harald Birgfeld, von Beruf Diplom-Ingenieur,
schrieb die meisten seiner Gedichte während der morgendlichen Fahrt mit der
Hamburger S-Bahn zur Arbeit. Seine Texte entstanden fast immer bereits in
endgültiger Form.
Copyright 2014 beim Autor, Harald Birgfeld,
alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Veröffentlichung darf ohne
schriftliche Erlaubnis des Herausgebers, Harald Birgfeld, reproduziert werden.
Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Verfilmung und
Einspeicherung sowie Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Herausgeber, Autor,
Redakteur: Harald Birgfeld, e-mail:. Harald.Birgfeld@t-online.de
Inhaltsverzeichnis
Und über mir ist
sie die Königin, Man könnte sagen,
die Gesalbte. |
Ich, ihr Untertan, Der Küsser ihres
Schoßes, Schreibe über
Blumen, Denen schwarze
Blätter Wachsen. |
|
Ins braune Gras, Das zuckt ein wenig
auf, Und drinnen steht
die Hitze Greller als davor Und ist nun unter
mir. |
Mit meinen Lippen
grase ich Die Trockenheit ein
wenig ab, Und will dich
feuchten, Kleinster Rasen
aller Rasen. |
|
Ein beuteliges Tuch, Nicht größer, als die Fläche zweier Hände, Hängt auf mich herab. Ich greife sanft hinein Und zieh dann etwas fest, Dass es sich nieder neigt, Sich zu mir senken muss, |
Und öffne diesen Spalt im Stoff, Dass mir das Gold Von beiden Seiten in die Kehle läuft, Als sollte ich daran Ersticken. |
|
Und doch nicht ganz Und stand vor einem
rosa Baum, Der hielt die
langen Äste Weit von sich. Nur schwarze
Blätter Blieben in den
Gabeln liegen. |
Mein Gesicht
verschrammte nicht, Als ich es an der
Rinde Bis zum Ansatz
eines Astes In die Höhe schob. Ein Wind bog ihn zu
mir herab, Und spitze Finger
griffen in mein Haar Und drückten meine
Nase, meinen Mund Tief in die Mulde. |
Mit den Augen irrte
ich In eine Krone, Die stand mit
geschlossnen Augen über mir. |
Die Doppelsegel
sind gebläht, Und meine Hände
liegen auf den Rundungen. |
Das Segelschiffchen Freut sich auf den
Sturm, Der darf von allen
Seiten Drängen. |
|
Mit einer Hand Beschatte ich die
Augen, Mit der andren
halte ich den Stock, |
Der sucht in einer
kleinen Mulde Nach der
Muschelschale, Die besteht, so
hoffe ich, Aus beiden Seiten. |
|
Muschelfischer will ich an dir sein Und Uferschwalbe, Räuberische Möwe Und der schnelle
Wattenläufervogel. |
Hinter dunkler
Schale Liegt die
Köstlichkeit In Fleisch
gebettet. |
Mit dem Schnabel
lässt du dir Den Kalk
zerschlagen. |
Dass ich ein
zügelloser Reiter Auf dir bin Und beißt in meinen
Finger, Um dich unter mir Zu dirigieren. |
In die Zimmerdecke Ließt du einen
Spiegel setzen. Bis dorthin willst
du Die Hürden
überspringen Und dich dabei
nicht Aus deinem Blick
verlieren Und nicht aus den
Augen lassen. |
|
Suche ich umsonst
die Meeresenge. Ufer links und Ufer
rechts. Der Bogen der sich
bildet Ist zu weit. |
Ob Stirn allein, Ob ganzer Kopf, Ob nur der Mund... |
Die Enge engt nicht
ein Und passt sich
immer wieder an In ungeheurer
Weite. |
Seid so
freundschaftlich So sanft im Umgang
miteinander; Jede von euch geht
um ihre Freundin Als in einem
liebevollen Tanz Und macht sich ohne
Hast Zur Beute für die
andre, Die bleibt
unberührt Und wird nicht
angefasst. |
Ich werde lange vor
euch Auf euch warten
müssen, Und ihr lasst mich
gerne Lauern. |
Ganz wollt ihr noch
nicht Verzichten. |
Fahre ich im
Handumdrehn In deine Bluse, Um mich
umzuschauen. |
Darin stehe ich
sekundenlang Im Marmorzimmer. Hell sind seine
Fenster Und ich bin total
allein Und fürchte deine
Augen mehr Als deine Finger. |
|
Du schläfst darin, Bist zugedeckt. Ich seh durch
diesen Berg aus Laub Dein Nachthemd, Das ist sicherlich
verschoben Und verdeckt,
versteckt, vor mir die Stellen, Wo die schwarzen
Blätter wachsen. |
Ohne dich zu
wecken, Schiebe ich in
Neugier mit dem Fuß Das Blätterwerk
beiseite. |
|
Und du, Die nie am Boden lebte, Lässt es zu. |
Ich sehe, Wie du mit derselben Hand, In dessen Boden ich die Küsse legte, Unter dessen Kiesel Ich die Liebesworte schob, Dass du sie nicht erst hören musstest Sondern gleich erfuhrst, |
Ich sah, Wie du mit dieser Schalenhand Den Hund verwöhntest, Wie er daraus fraß. |
Knöpfe ich an deine
Augen meine Augen, Meinen Mund an
deinen Mund, Und meine Hände
halte ich so fest es geht An mich gedrückt. |
Der Faden hält nur
noch Sekunden stand, Dann springt er
mir, Weil du mich
ansiehst, Durchgerissen Ins Gesicht. |
|
Steh ich über dir, Und du, die
Dauertänzerin, Die ich nicht
lassen kann, Mit der ich jeden
Tanz beginn, Liegt bäuchlings
unter mir Im Schlaf. |
Selbst mit dem Atem Würde ich nicht
wagen, Dich noch einmal zu
berühren. |
So sind wir im
Kreuz mit uns Und sterben ohne
Andacht Vor uns hin. |
Weil wir in der
Menge waren, Weil wir in ihr
untergingen. Deine Hand sah ich
darin Zum Himmel steigen, Und du zeigtest
damit Deine reine Freude. |
Unter Wasser Mochte deine andre
Hand In einer andren
liegen. |
Eng an eng mit
anderen, Auf diese Weise eng
an eng mit dir Ertrank ich unter Unerträglichen
Gedanken. |
Du sein kann Und lernen kann, Wie du mich gerne
hättest, Wenn ich so bin,
wie ich bin, Wenn ich um
deinetwegen, Nein, um
meinetwegen Bei dir bin. |
Vielleicht wärst du
danach Um meinetwillen, Nein, um
deinetwillen Noch einmal bei
mir. |
|
Über zwanzig leuchtend blaue Augen Deines Staunens Waren aufgegangen. Davon sah ich
nichts. Du standst mit
deinem Rücken An der Wand. Die Kleider lagen
unter dir Und eines deiner
Beine Hattest du ein
wenig angewinkelt Und den Fuß zurück
gestellt. |
Erst hattest du die
Augen zu, Dann, als ich vor
dir kniete Und du diese Wand Als Stütze deines
Kopfes brauchtest Und die Hände in
den Nacken schobst Und mit denselben
Händen Mich an meinen Haaren In die Höhe zogst, Ging eine Blume
nach der andren An dir auf, Doch das geschah
schon unter mir. |
Ganz oben stand
dein offner Mund, Daraus entsprang
ein Schlängelein, Das hielt nach
einer Schwesterzunge Ausschau. |
Es huschen Schatten kleiner Blätter über
dich. Ich denke mir dabei Wie du dich unter
meinen Händen Räkeln würdest, Könnt ich Blatt für
Blatt Von dir entfernen. |
Schließlich würde
ich dich Durch ein
Schlüsselloch entziffern können, Deinen Namen sagen lernen, Dass du mir auch
glaubtest. |
Auf die Frage, Was ich dauernd
denke, Hab' ich keine
Antwort. |
Will ich nach
deinem Inhalt schau'n. Du weißt, Dass ich nur malen
kann, Wenn meine Augen
sehen. |
Meine Augen kleben
überall an mir, Und nachts, Wenn ich auf
Steigungen An dir, in
Niederungen schleiche, Sind sie unterwegs Und überraschen
mich mit Neuentdeckungen, |
Mich wundert sehr, Dass ich mir selbst
noch nicht begegnet bin Und dich zu dir Noch nicht befragen
konnte. |
So erwart' ich deine Heimkehr: Eng, Als schlösse sich
ein Blitz um dich, Umfließ ich deinen
Leib Und fahr mit Blauer, gelber,
roter, weißer Zunge Über dich. |
Ich schlag in dich Und schlage doch
nicht ein Und stehe als ein
Züngelnder Vor deinem Mund, Den kann ich in der
Raserei Nicht finden, kaum
erkennen. |
Deine Hände müssen
dabei Meine Führer sein Und dich mir
lenken. |
Und knie vor dir, Und deine Kleider Sind schon lange
abgestreift, Und mit viel
Vorsicht Hab ich meine Hand
in dich getaucht Und lüg mir vor, Dass das ein wenig
Kühlung brächte; |
So verhinder ich, Dass mich der
Herzschlag trifft, Wenn ich nun ganz, Mit einem einzigen
Verlassen, In dich springe |
Und mein Atem,
außer Atem, Um dich weht. |
Sie hielt ihn an
der Hand Und legte seinen
Arm um sich. Sie sang ein Lied Von einem
Wanderstab Und er versprach Mit einem Zeichen
seines Daumens, Den er zwischen
seinen Mittel- und den
Zeigefinger schob, Dass er verstanden
hatte Und dass er
verlässlich sei. |
Dann gingen sie, Und hatten nichts
verrichtet, Auseinander. |
"Irgendwann",
so meinte er, "Wenn wir uns
wiedersehen, Wird es nicht so
lange dauern, Weil wir nichts
erklären müssen, Und wir wissen
gleich Bescheid, Dann werden wir uns
finden." |
Lebt wohl ihr
Irdischen, Ich komm euch
wieder nah! Mein Leben ist mein
Tod, Mein Tod dein
Schoß, Dein Schoß, hurra,
mein Leben. |
Kurz vor meinem
Aufschlag, Denke ich noch
diese Zeilen. |
Schreibstift und
Papier Hab ich, so lang
ich fall, Genug im Kopf. Nachher erinner ich
kein Wort Davon, Und lerne alles
neu, Vom Ende und vom
Anfang an. |
Und schamlos nützt
du jedes Loch in ihr, Mir die zerstörte
Welt, Mir meine Welt Aus glatter, makelloser
Oberfläche Aufzuzeigen. |
Das, Was mich zum
Schluss verführen könnte, Liegt in mir Und hat mich
ausgehöhlt, Bis an den Rand. |
Ein kleiner Riss
darin, das weißt du, Wäre tödlich. |
Zwischen Gleisen
blüht ein Mohn.
So
leuchtend strahlen deine Zähne, Wenn
die Perlenkette deines Mundes Sichtbar
wird, So
denke ich, sieht deine Zunge aus, Fällt
Licht auf sie. |
Nur
ungern lass ich dich verreisen. Mohn
und Zähne, Mund
und Zunge Sind
im selben Augenblick Nur
noch verblühter Abschied. |
|
Vom Gras zum Beet zum Rittersporn... Ich zwinge dich Mit deiner Hand
darüber hin zu fahren. "Manche
Pflanzen tragen Gift in sich, Sagst du, "Und Gift ist
Medizin Und Medizin ist
Gift." Nun bist du schon
zwei Tage fort, Und was du
meintest, War der Fingerhut Und nicht der
Rittersporn. |
Ich leide sehr. Dein ganzes Leben
lang Verwechselst du
mich schon mit Dingen, Die ganz harmlos
sind. |
Wär ich nicht
ständig auf der Hut, Würdst du nur
einmal deinen Durst Und deinen Hunger
an mir stillen können, So wie ich es
täglich an mir machen muss, Wärst du schon
lange Von mir tot. |
Du hast davon kein Wort erzählt, Und dein Gefühl behältst du ganz für dich. Zu gerne wär ich ein Mal du, Wenn ich als ich mich zu dir bringe, Und ich bringe mich dir immer ganz. |
Nur einmal sagtest du: "Und alles, was nach dir kommt, Wird man an dir messen müssen," Und ich denke, Also wird noch etwas nach mir kommen, Etwas, das mich ablöst, Und ich frage: "Bist du dann nicht mehr du
selbst?" |
Ich weiß es längst schon besser. Selbstverständlich hast du recht. Du wirst dich zwingen müssen Du zu sein Und ich, Das habe ich verwechselt, Bin erst dann ich selbst. |
Ich sah das Bildnis einer Frau, Von einer Künstlerin
gemalt, Und
"Frauenbildnis" wurde es genannt. Sie hatte ein
Relief In Gelbmetall
geschlagen. |
So, denk' ich, Denkt also eine
Frau von einer anderen Und schlägt sie
gleich für alle Zeiten In ein Gelbmetall. |
Ich denke einfach, Und ich wäre nie
darauf gekommen, Dass die Frauen
etwas miteinander Hätten haben
können, Und sie sprachen
doch von Liebesspielen Und Vereinigung, Und mein Relief von
einer Frau Wird täglich neu
auf einen Frauenleib gepasst, Und es umfasst ihn
ganz. |
Früher steckten mir noch Teile Des Propellers
eines Flugzeugs In der Stirn. Du dachtest, als du
mich entdecktest, Gleich darüber
nach, Ob sie Signal für
eine Ankunft Oder einen Abflug
wären. |
Dann entschiedst du
dich Und zogst, was du
erreichen konntest, Vorsichtig mit
einem Instrument Heraus. |
Ich spürte nichts Und sah gebannt zu
Boden Und entdeckte, dass
du an den Füßen Weiße
Ringelsöckchen trugst, So wie sie junge
Mädchen hatten. Dünne rote, blaue
Ringe Liefen um die
Fesseln Durch die feine Strickerei. |
Ich sah das Boot
weit draußen stehn, Es dümpelte ein
wenig, Wind ging nicht Und Anker hattet
ihr, so meintet ihr, Nicht nötig. Auf dem Boot sah
ich nur Frauen, Die sich mit den
Fingerspitzen In den eignen und den
fremden Nabel stießen. |
So entstand um sie
die Trockenheit, Und Wasser wurde
Sand, Der hielt das
Schwanken an. Ein Wüstenklima
Weiblichkeit Stand über ihnen, Explodierte langsam
in der Ferne, Und ich floh und
floh Und kam auch gut
voran Und kam davon. |
Ich weiß noch heute
nicht, Ob ich dir je davon
erzählen werde, Denn von allen, Die dort draußen um
ihr Leben rangen, Und du warst ja
unter ihnen, Kehrte keine heim. |
Schlug dir ein
feines, zartes Gitter. Es war feiner, als du
denken konntest, Noch viel feiner,
zarter, schöner, Als die
künstlerischste Häkelarbeit. Die schlug dir ein
grober Schmied. |
Du hingst mit
deinen Augen Nicht an dieser
Arbeit, Sondern an dem
Schmied Und legtest dich
erst in sein Kohlenbecken, Dann auf seinen
Amboss, Und der Schmied, Dem du nur in die
Augen schautest, Nahm dich als die
größte Selbstverständlichkeit. |
Ein Funken, Der aus diesem
Feuer stob, Stach mir ins Auge Und dann tief in
meinen Kopf, So dass ich auf der
Stelle Daran hätte sterben
können. |
Im Fensterrahmen
stehen. Zwischen dir und
einer Morgensonne, Die sich königlich
wie du Soeben erst erhoben
hatte, Stand ein
Wettstreit. |
Zwischen dir und
mir Könnt sich der
Wunsch entfalten, Diesen Streit mit einem
Urteil Zu entscheiden. |
Dabei muss ich mich
vor harten Strahlen hüten Und vor Augen, Deren Blitze Trunkenheit aus
Wahnsinn zaubern Und die Gier nach
Zärtlichkeit Verraten. |
Schnell noch zur
Bedingung, Weil du meinen Hunger
kanntest, Weil du wusstest, Wie ich
unersättlich alles nehmen, Alles fressen
würde, Weil du an dich
selber dachtest. |
Die Bedingung
stelltest du zu spät Und auch zu früh. |
Den Wunsch nach
Zärtlichkeit Konnt ich dir erst
danach erfüllen. Alles aß ich roh Und mit den
Fingern, Aß so unergründlich
schnell Und ohne die
Genüsslichkeit, Die du mir botst. |
Wir feierten das Fest der groben Sitten. Jemand klagte an, Es sei das krause
Leben eines Schamhaars Mehr der Ausdruck
stiller Kunst, Als alles, was wir
mit dem Lärmen In uns
unterdrückten. Dich beredete ich
nebenbei, Mir als Portrait zu
sitzen, Und ich hatte
hinterhältig vor, Dich in der vierten
Dimension, der Zeit, Und auch von allen
Seiten Und von oben und
von unten Als ein Aktbild darzustellen. |
Nichts, versprach
ich dir, Würd dir durch mich
geschehen. Es entstand ein
Film, Sonst war es nicht
zu machen. Darin schnitt ich
dich an vielen Stellen auf, Und setzte mich
daran, dich wieder Zuzunähen, Und ich öffnete
dich wieder Und verschloss dich
wieder. |
Dies Geschehen
wiederholte sich Und wiederholte
sich. Sonst war es, wie
ich sagte, Wirklich nicht zu
machen. |
Einmal fragte ich direkt, Ob du die Treue hieltst Und dachte dabei nur an dich und mich, Und Treue, sagtest du, Wär heute nichts Und trotzdem hättest du von ihr Ein Bild mit einer Kamera gemacht. Es war ein buntes Bild, Das du mir zeigtest. |
Darin flogen du und ich, Vom Boden abgehoben, In das Objektiv. Wir hielten uns im Fliegen Eng umschlungen Und verfolgten jeder ganz für sich Mit großen, abgestumpften Kinderaugen Das Geschehen unter uns, Und unter uns geschah die Erde, Die wir grad verließen. |
"Ich" so sagte ich, "Kann mich an diese Reise nicht Erinnern." |
Und heute gebe ich es
zu: "Sie ist dir
näher, als die andere, Das soll ihr
Vorteil sein," Und Liebe wusste
ich nicht anders Zu erklären. |
Du und ich
versuchten damals Mit nicht einem
Wort An diesem Zustand
etwas Zu verstehen. |
|
Später machtest du mir ein Geständnis Und gestandst dir
selber etwas ein. |
Du hattest mich Mit aller Kraft und
allen Mitteln In den Jahren
umgeschmolzen. So war ich ein
zweites Mal Entstanden |
Und erfuhr durch
dich von mir Und dass ich anders
nie Vor dir bestanden
hätte Und nie existierte. |
Weil ihr als
Freundinnen Im Umgang
miteinander wart. Ich suchte das
Geheimnis, Das euch band, und
sah, Dass ihr von
Heimlichkeiten lebtet, Die ihr euch, so
schnell es ging, Erzähltet,
offenbartet Und erst zwischen,
unter euch, Entstehen ließt. |
Ich hörte einmal, Als die abgerissnen
Fetzen rohen Fleisches, Dass ihr euch Die bloßen Schenkel Unter hochgezognen
Röcken Aneinander riebt, Und dass ihr euch
die Hände Gegenseitig auf die
Brüste legtet. |
|
Dir ist doch eine
Frau genug, Und eine Frau ist
immer Mehrfach eine Frau. |
Wir kannten uns
schon lange, Und ich hatte lange
den Verdacht, Und hätte ich dich
einmal ohne mich Mit dir allein
verbracht, Wär ich viel früher
drauf gekommen. |
So blieb ich nur im
Verdacht, Dass du mit dir... |
Hinter Glas seh ich dich sitzen, Hinter Glas seh ich den Zopf Aus deinem Haar, Darin ist eine Schleife eingeflochten, Eingeflochten auch die Hand- Und Armbewegungen der Morgentoilette. |
Heute früh, vor deinem Spiegel, Warst du noch auf dieser Seite Und mir nah, Ich sah dich wie du warst und in dem Glas. Dahinter gab es kein Dahinterkommen. |
Nun sitzt du im Zugabteil, Bist hinter Glas, im Spiegel und davor, Und eine Wirklichkeit, Die so nicht anzufassen ist Und an mich fasst, Fasst mich nun an. |
Und griff nach den
Trinkgefäßen Deiner Brust, Da traf mich schon
der Stich Der Schlange, Die du dir zu
deinem Schutze hieltst, Dass ich dich
wenigstens im Tod Bemerken würde. |
So biss ich, Um selbst von dir Den Biss zu ernten. |
|
Du hattest deinen Mann verloren, Weil er sich
verloren hatte, Und er hatte nichts
zu dir Von dem Verlust
gesagt, Und dir war der
Verlust entgangen. |
Morgens hing er in
dem Baum, Die Füße waren noch
auf einer Sprosse Seiner Leiter. |
"Nein, Sprich nicht zu mir
von dem Verlust. Ich sah es auch. Halt deinen Mund
geschlossen, Dass du nicht die
letzten Perlen, Die du in den
Backentaschen Aufbewahren
konntest, auch verlierst, Denn jedes deiner
Worte wird zum Reiter Eines dieser weißen
Pferdchen." |
Groß war mein Verlangen, Groß war meine Kraft. Du konntest beidem Nichts entgegensetzen als dich selbst. |
So stieß ich unerwartet heftig Doch mit dir zusammen, Und du warfst mir Die Besessenheit des Augenblickes Augenblicke später vor. |
Das war zu spät Und etwas früher Hättest du ja gar nichts damit Ausgerichtet. Unser Aufprall war und blieb Ein Prallen aufeinander. |
Könnte Schnee zur Wärme
werden, Und ich denke, Puppenhaft ist dein
Gesicht. An deiner Hand geht
schon ein Kind, Ein anderes ist
noch in deinem Leib, Und einen Vater
weist du auf, Der bleibt hauteng
an deiner Seite. |
Uns bleibt nur Das Schlafwort des
Bedauerns In die Augen
hängen, Das versenden wir Mit schwarzen
Segeln unsrer Blicke. |
Du bist näher noch
an dir, als ich. Und fragst zuerst
und ganz gezielt, Warum ich an dir
Vater wurde. "Manchmal",
sagst du, "Kann ich dir
nicht glauben, Und wie steht es
erst mit mir." |
Gib auf! Ich bin ein
Nagelbrett, Darauf kann man
nicht schlafen. |
Niemand ruht sich
ungestraft Auf meinem Rücken
aus. |
Der wurde viel zu
sehr Gequält mit Nägeln, Die man schon seit
seiner Jugend In ihn schlug. |
Heute morgen Musstest du dich mir verweigern, Weil es eine Frauensache war. Ich lag zwar über dir Und wurde doch Zum abgestorb'nen Ast Am eignen Baum. |
Mit deinem spitzen Schnabel Hacktest du ins Holz, An meinem Arm ein Specht, Der sich beschäftigte, Denn Futter war genug vorhanden. |
Unter fester Rinde Lag die Sehnsucht nach Berührung Andrer Art, Die ließ die trockne Späne Unter mir zu Boden sinken. Dort, in diese Tiefe, Durfte ich nicht blicken, Leben schösse mir gleich wieder Ins Geäst. |
"Ich will die
Glocken An dir klingen
lassen, Dass ihr Schwingen
mich mit dir Zum Beben
bringt." Ich hörte dich Und schlug von
innen an die Wand, Wie man die Glocken
schlägt, Wenn man sie
richtig schlägt, Will man sie
klingen lassen. |
Dieses Singen Sprang so heftig
auf dich über, Dass sich keiner
von uns beiden Aneinander halten
konnte. |
Lange schwangen wir Nun parallel zu
uns, Und jeder war in
sich mit sich Beschäftigt. |
Erzählte ich dir
das Gedicht Von einer Blumenfrau, Die Wasser auf die
Steine goss Und sie zum Blühen
bringen wollte. |
"Du bist nicht
gerecht zu mir," Das sagtest du
dazu, "Denn vor der
Tür, Vor deinem Mund, Liegt dieser Berg
nicht aufgegang'ner Liebe, |
Und ich weiß nicht
mehr, Was ich noch machen
soll." Du hattest sicher
Recht Und wirklich sah
ich dich Sehr oft in meiner
Nähe. |
Und mich im Grunde Hättest lassen
können, Wie ich war, Nahmst du dich
meiner an, Um dir dein
Ebenbild Von mir an mir zu
schaffen. |
Noch war ich als
Block Im Ganzen, Doch dein Werkzeug, Oder was es immer
war, Biss sich an mich
heran. |
|
Denn am andren Ende
wäre ja Dein Mund. Als er dann kam, Und du als Erstes Über meine Ängste
lachtest, Gab ich zu, Dass selbst dein
Lachen, Hier in dieser
Muschel, Frühling in dem
Nachbargarten war, |
Der blühte
plötzlich auf, Und er verlockte
mich; |
Und meiner Angst, Das wussten wir
sofort, War er von vielen
Gründen einer. |
Ich bin ein Mensch, Der trägt das Schneckenhaus, In dem er wohnt, Mit sich herum, Und du, die ohne Häuschen lebt, Empfiehlst mir die Zerstörung, Dass ich endlich nackend bin. |
Durch dich, so sagst du auch, Erlebe ich vielleicht Die einzige Gelegenheit dazu. |
Nach dir, so fährst du fort, Und hämmerst es mir mit der Zähigkeit, Mit deinem Willen, Den ich mir alleine zuzuschreiben habe,
ein, Kommt niemand mehr Und niemals wieder eine Möglichkeit Mich so zu sehen, wie du mich, Und die brutale Einsicht, Dass uns gar nichts unterscheidet. |
Deine Haare trugst du hoch gesteckt, Und deine Augen Schossen schnell
und etwas distanziert An mir treppauf,
treppab. Sie blickten
fröhlich, freundlich, Ließen sich
trotzdem, Als hätten sie im
Kopf Gewichte, Von dir langsam drehen, Und dazwischen Unterbrachen deine
Augenlider alles. |
So bekam ich Zeit, Auf deinen Mund zu
schauen. Der schwieg sich in
Landschaft aus. Die Lider fuhren
wieder hoch, Ich war schon weit
in dir, Das spürtest du Und batst mich, Weil du mich noch viel
zu wenig kanntest, Und du sagtest
immer noch kein Wort, Dich wieder zu
verlassen. |
Draußen, wusste
ich, Hing sich der Wind An Schaukeln deiner
Löckchen auf Und lag auf deiner
Stirn Und fragte nicht Und wurde nicht
gefragt. |
Darauf lag ein
hartes Blech, Das war ins
Pflaster eingefahren, War gestaucht Und Teil der
Fahrbahn Ohne Teil von ihr
zu sein. |
Was ich dir sagen
wollte, Hätte sagen müssen, Sagte ich nicht
mehr, Ich traute mich
nicht mehr, Es abzugeben. |
Der Verkehr nahm
rasend zu. In dir wuchs die
Gefahr Mir zur Gefahr zu
werden. |
Die abgezählten
Augenblicke Einer
Automatiktreppe, Die dich in die
Höhe schob, An mir vorbei, Und davon blieben
eigentlich auch nur Die wenigen, In denen ich von
vorne auf dich sah. |
Ich rang nach einem
Wort, Das dich
beschreiben Und dich mir
bewahren sollte, Nach dem Wort, Das mir noch
jahrelang aus der Erinnerung, Dies Bild
vermitteln sollte. |
Hinter dir stand
schon die nächste, Deren Haar,
vielleicht ihr Ohr, Vielleicht nur eine
Handbewegung Würde mir genauso
gut gefallen, Und es war das Wort
für dieses Bild Geboren:
"Landesweit", hieß es Im Stenogramm der
Augenblicke. |
Von oben sahst du auf die Hast, Mit der ich dich erklimmen
wollte, Und du lachtest, Mit der Hand vor
deinem Mund, Treppab. |
Mit meiner Mühe,
dachte ich, Bin ich umsonst Und gab dich an dir
auf Und fiel zurück. |
Dort lag schon
deine andre Hand, Und deine Augen
waren nah genug, Um wahr zu sein, Die sprachen alles
aus: Du wolltest mich,
wie ich mich selbst, Um meinetwillen
haben. |
War dir Raum genug. Du hocktest dich in
sie, Es war sehr schwer
dorthin zu kommen, Ohne nah zu sein. |
Die schwarzen
Blätter deines Stammes Hieltst du ganz und
gar Vor mir versteckt Und schlugst
Eroberungen, Die ich machen
wollte, Völlig ab Und warst nicht
intressiert. |
Ich sah, dass du Die zweite Reihe
deiner Flügel putztest, Die lag sonst
unsichtbar Fest an dir. Die Nacktheit,
dachte ich, Soll sich und dich
wohl so vor mir Nicht zeigen. |
Und übtest dich in
meiner Sprache. Darin sog an mir,
so sagtest du, Die Gaze einer
Liebe Alles, was du geben
konntest, auf. |
Ich sah sofort, Dass du die Worte an
dich selber richtetest Und mit mir
spieltest, Und ich sagte auch, Dass Gaze und die
"Tropfen", die du nanntest, Nicht von einem
Mann Verstanden werden
könnten, Und es seien
Frauenattribute. |
Du errötetest vor
Scham und Wut Und zogst aus dir ein
Netz zurück, Das hatte sicher
mir gegolten. |
Auf der Spur. Ich sagte mir, Wo schwarze Blätter
wachsen, Ist die Frucht
nicht fern. |
Ich hatte deinen
Körper In den Rändern
meiner Kunst Mit Glasrohr
nachgestaltet, Das von innen
leuchtete. |
Von außen wartete
ich auf den Wind, Der mir die Blätter
deines Körpers Heben würde. Alles würde sich
mir zeigen, Alles würd ich
sehen Und auch finden. |
Ja, es war meine
Schuld, Und ich war voll von
einer Lust An Schuld Und Lust am
Untergang, Die sollte mich
ganz haben. |
Du behieltst an dir
die Oberhand Und auch zum
Schluss an mir Und wolltest nicht Als Schweinehirtin Mit den Schweinen
schlafen. |
|
Bestand aus Rohr
aus Glas Und flackerte von
innen. Auch die andren
sahen andre so Und mich. |
Es war die Zeit, In der man ganz
direkt Gedanken zeigen,
sehen konnte, Und es unterschied
sich diese Zeit In nichts von
andren Zeiten, |
Und in deiner Nähe
tauchte Licht in Licht, das
nur verschmolz Und nicht, wie ich
sonst dachte, Alles überstrahlte. |
Der Wildwuchs angepflanzter Rosen Reichte über meinen
Weg. Die Dornen waren
jung Und weich. |
Ich spürte
trotzdem, Wie die
peitschenlangen Zweige Als ich schnell
vorbeiging, Sich im Windsog
neigten, Und mir folgten Und sich so
versuchten. |
Später gab ich zu, Dass grade diese
Stiche, Die nicht stachen, Mich erreichten Und den Schmerz
erzeugten, Der im Inneren
entstand, Dich mir so
köstlich unersetzlich Machen konnten. |
Weil ich es will, Ein wenig deine
Bluse auf. Es geht nicht
schnell genug, Ich helfe nach. |
Du siehst den
Schreck in meinen Augen über mich, Und darin auch, was
du zu zeigen hast Und sonst
verbirgst, Und ich seh, Dass du letzten Endes
gerne siehst, Dass ich es seh, Du siehst den
Schrecken über mich Nicht ungern. |
Dann sagst du: Sei nicht so grob, Sei nicht so grob
zu mir Und gibst es auf Und hast ein wenig
Angst Und lässt die
Hände, Meine und auch
deine, sein, Und ich hab nun die
Schwerarbeit Und tu es gern, Und dir fällt alles
in den Schoß, Dass deine Furcht
sich darin gründet. |
Kam nun von innen, Ja, ich war ganz
unbemerkt von dir und mir In dir Und gab das
Stenogramm an mich Nach außen weiter. |
Alles sieht, so
dachte ich, Ganz anders aus, Wenn man es selber
sieht, Als wenn man sich
nur selbst davon erzählt. |
Zu dir sprach ich
von meinem Wissen nicht, Und ich erklärte
dir die Worte nicht, Die du so zu mir
sprachst. |
Der See der nackten Mädchen-, fast
schon Frauenkörper, aus. Sie legen sich, So unbekleidet wie
sie sind, In Sonnenwind Und in mein
Augenwasser. Das spült über sie Und liebt Und setzt die
Wasserrosen, Die auf ihnen
blühen. |
Ihre Hüften
schieben sich Als absenkbare
Inseln hoch empor, Die Brüste
schwimmen als gemarkte Fische Über ihren Leib, Und ihre Stimmen Sind der Schrei der
Möwen, Die sich lachend in
das Wasser stürzen. |
Schade nur, dass
ich kein Maler bin. Nach dieser
Ewigkeit würd ich erneut Zur nächsten
Ewigkeit Euch malen, Um nicht zu
vergessen. |
Du breitest deine Arme aus zu Flügeln, Und du hebst sie
langsam an Und neigst den Kopf
auf deine Schultern, Deinen Blick auf
mich gerichtet. |
So hebt sich die
Brust an dir Zu einem Garten, Dem ich nicht
entkomm. |
|
Du bist an mir die Staffelläuferin Und hältst den Stab
nur kurz Und überlässt ihn
mir Und gibst mir ab,
was mir gehört, Dass ich es endlich
zu dir bring Und übernimmst ihn
ganz und mich Und wirst zur
Siegerin an dir, |
Die bäumt sich auf Und hält sich
selbst ganz fest Und zwischen sich
und sich Den Träger ihres
Sieges. |
|
Und diesen
Fallwind, Der an warmen
Sommerabenden In Büsche, Bäume,
Gräser, Halme, Haare Als ein Vorankünder
fällt, Als ein
Erfrischender Nach schwüler
Stickigkeit Und feuchtem
Brüten, Diesen Fallwind
lässt du aus. |
Du legst dich
einfach in das Trockengras, Auf dem du immer
ruhst und schläfst, Auf dem du immer
schon empfangen hast Und schlingst, Dass ich mich nicht
an dir verlaufe, In dem einen
Augenblick Die Arme ums
Gefährt. |
|
In den Schenkeln. Du hast immer Angst
davor, Und zwischendurch
heb ich dich an, Dass du zum Bogen
wirst, Der spannt sich in
der Rückenlage. |
Ja, ich küsse, wenn
ich küsse, Gern bergauf Und werfe mich an
dir treppab Und weiß von
Schluchten, Die ich alle
sprengen möchte. |
Du weißt auch davon
und auch, Dass alles nur
Sekunden dauern kann, Dass keine Zeit Für lange
Vorbereitung bleibt. |
Erreichen lassen. Neben mir
verstummtest du Als Antwort auf
mein Schweigen, Das war so beredt, Dass ich ganz
sicher war, Du müsstest meine
Stimme hören. |
|
|
Nachts kam ich zu
dir, Und doppelt Schweigen
ließ geschehen, Und das kurze
Öffnen dieser Decke Blieb nicht unser
Fenster, Blieb uns nicht zum
Atemholen, Nicht zum Namen
nennen, War nicht mehr, war
weiter nichts Als nur ein Stich In eine zähe
Flüssigkeit, |
Die schob sich an
der Oberfläche Wieder ineinander. |
Trotzdem war es
eine Täuschung, Denn am Morgen, sah
ich, Trugst du das
lebendige Geschehen, Hattest du dein
Herz, das wirklich schlug, Um deinen Hals
gehängt Und kamst mir so
entgegen. |
Und dachte unentwegt
an dich. Ich bin ein dummer
Mensch, Der braucht
Erinnerung, Die muss man ihm
servieren, Ja, die muss von
außen kommen. So vergaß ich dich
in mir Und stieß mit dir
erst neu zusammen, Als ich wieder aus
der Tasse trank, Den Teller sah, Den Türgriff fasste Und ihn mir zum
Schmeichler Meiner Hände werden
ließ Und ganz die Tür
vergaß. |
Selbst Eingang,
Ausgang, Durchgang Waren nichts als Langsamkeiten,
Eiligkeiten, Die von außen die
Erinnerungen An dich brachten. Mittendrin verließ
ich alles, Blieb dort stehen,
wo ich stand, Und sah
sekundenlang nach dir. |
Du hattest in mir
wieder alles umgestellt Und dich neu
eingerichtet. Kaum, dass ich dich
fand. |
Das war schlimm, Und meine Haut, so
sagtest du ganz nebenbei, Sei viel zu dünn. |
Ich frage mich, Woher kannst du das
alles wissen, Und woher, frag
ich, Kennst du die
Dicke, Härte eines Steines, Denn in ihn floss
ich, Bevor ich zu dir
kam. |
|
Heute morgen wurde ich Von dir geweckt. Ich meinte wach zu sein. So irren sich die Schläfer. Gleich zu Anfang sah ich Auf das Grün der schwarzen Blätter Unter rosa Vorhang, Unter deinem Nachtgewand, Das wand sich wirklich Als ein Schlinggewächs um dich, Und deine schwarzen Blätter Waren wirklich grün Und standen fast in Blüte. |
Du in meinem Ohr Kannst meine Träume fällen Und bringst Wachheit, Die sich dann an dir vergeht. Du kennst das alles, Und du redest auf mich ein Und dass du Wäsche wechseln musst, Und ich denk an die Seelenlosigkeit Und Unbenutzbarkeit Gereinigter und frisch gestärkter Tücher. |
Mit der Nagelpfeile sitzt du gleich danach Auf deinem Bett, Und ich in deinem Rücken warte, Dass du an mich Hand anlegst. |
Der ist ganz neu Und nicht von mir. Du sagst: "Man hat ihn
mir aus Dankbarkeit geschenkt, Es ist etwas
Lebendiges Und steckt in einem
Käfig." |
Jetzt erkenne ich, Dass an dem kleinen
Kettchen Goldne Stäbe
wirklich Einen runden Käfig
bilden, Und darin bewegt
sich Fleisch Das ist hautfarben,
etwas rund, Mit blauen Adern
unterzogen. |
Dazu muss ich
schweigen, Und ich könnte
fragen, was ich wollte. Jede Antwort Müsste jetzt die
Wahrheit sein. |
In euer Lachen, Das hing überall. Ihr wart zwei
Frauen unter euch. |
Am Strand, das sah
ich, Lebtet ihr ganz
frei Und ohne Kleider. |
Bäume, die die
schwarzen Blätter tragen, Sah ich, gibt es
überall, Und mehr als einer
dieser Bäume Sind für mich schon
Wald, In dem ich mich
verlaufe. |
Das ist ein fremdes
Land, So hörte ich, Müsst sich die
Braut den ganzen Leib, Bis auf den Kopf,
enthaaren. |
Sie wurd so zum
Opfer Eines Waldbrands. Der ließ nur die
nackten Stämme übrig. So bezwang man sie, Von neuem
auszuschlagen. |
Dein Land ist mein Reiseland, Das liegt in meiner
Hand. Ich würde es nie
wagen, Eines dieser
Blätter Abzupflücken. |
Sage wenigstens, Dass ich im Irrtum
bin, Denn ich behaupte,
jetzt, in diesem Augenblick, Da du die Augen
schließt Und in dir bist Und ich in dir Und mich dein
Innenauge Nicht aus deinen
Augen lässt, |
In diesem
Augenblick, Da ich von dir
nicht lassen kann, Steht neben deinem
Bett ein Frauenkopf. |
Es könnte deiner
sein, Dem dient als Rumpf
das ganze Zimmer, Und ich bin in dir
in dir Und täusche mich
ganz sicher nicht. |
In den Büschen
einer fremden Frau, Die hielt mich dort
versteckt. Ich lag gern unter
ihren Blättern. |
Alles, Was ich wissen,
hören musste, Ließ ich mir von ihr
erst übersetzen, Dass ich nicht ein
Wort Verstand. |
Ich ließ sie nur Um ihrer Stimme
willen sprechen Die drang ohne Halt Durch mich und mein
Gewissen. Das hielt sie als
Nackentuch Um sich gehängt. |
Als wir in unsren
Betten lagen, Nachts, Als sich das Laken
Dunkelheit Ganz eng um unsre
Körper schlang, Ja Nachts erfuhr ich
nur Von deinem
Doppelwesen. |
Vorher warst du im
Verdacht, Bei mir im Kopf, Im Oberleib die
Frau zu sein, Darunter
vierbeiniges Tier. |
Die Wahrheit aber lag
noch anders: Deinen Oberkörper Legtest du in einen
Flusslauf, Dass ich mit den
Wellen kämpfen musste, Deinen Unterleib
empfahlst du Einer
Riesenschlange ohne Kopf, Die konnte uns
nicht auseinander halten. |
Und das ist wahr, An dir ist nichts
so wahr, Wie der Verlauf der
schönen, braunen Schultern, Und ich fuhr sie
mit den Fingerspitzen, Mit der Innenhand In jeder Rundung
ab. Du wolltest wissen,
was es sei, Dass ich es sagte. |
"Ja," Du kanntest das
Gefühl. "Heut
morgen," sagtest du, "Bot man mir
Hölzer an, Die legten sich in
jede Hand Und passten sich, Der Form der Hände
an. So, oder ähnlich
ist wohl das Gefühl An mir." |
Ein Kuss von mir Blieb nicht auf
deiner Schulter haften. "Das
liegt," wusstest du sofort, "An dieser
Glätte." |
Eine Jalousie vor
meine Augen fallen Und erschreckte so Das Bild von dir in
mir, Dass es zum Schluss
verblasste Und mich frei ließ. |
Nachts ging ich
dann aus der Dunkelheit, In der du
schliefst, Ins andre Zimmer, Um mir Licht zu
machen. |
So vertrieb ich
dich ein zweites Mal Aus mir Und überstrahlte
dich, Um endlich Schlaf
vor dir zu finden. |
Ich weiß nicht, Wie ich’s anderen
erklären soll: Du warst mit dir zu
Viert, Und jedes Wort Und jede
Handbewegung, Jeder Schritt
zerstob sofort In alle
Himmelsrichtungen. Vor deinem
Spiegelschränkchen Warst du immer Einmal greifbar
wahr gewesen Und nur dreimal
Illusion. |
Du sagtest mir aus
deinem Echo: "Du kamst zu
mir, wann du wolltest, Und ich konnte
nichts dagegen tun. Nun aber wirst du
lange Nach mir suchen
müssen. Ich bin nicht mehr
die, Die du noch an mir
kanntest." |
Meinetwegen warst
du also du geworden, Und ich gab auch
zu, Dass ich dich nur
für mich Von Mal zu Mal
zusammen setzte, Und das würde ich, Weil du mich dazu
zwangst, Nun wieder tun. |
"Überhaupt," so hörte ich dich
sagen, "Wird sich
vieles an mir ändern," Und du sprachst zu
dir vor mir Vor deinem Spiegel, Darin war ich auch. |
Du sagtest noch: "Im Spiegel sehe
ich genau, Wer wem ein Teil Und wer von wem ein
Teil ist. |
Diesen Spiegel, Der uns nicht die
Wahrheit zeigt Und doch bis in den
Boden einer Wahrheit Blicken lässt, Werd ich um unsrer
Beider willen Operieren," Und du schworst dem
Spiegel Einen Kampf an. |
Es war das Rauschen eines Wasserfalles Ganz in meiner
Nähe. Zwischendurch Ergab es sich an
einer Stelle, Dass man durch ein
Gitter Mit der Hand Den Sturz der
Wasser greifen konnte, Und man hielt
nichts an. |
Ich träumte Tag für
Tag Von dieser fremden
Frau Und ihren Blättern. |
Sie stand mir vor
Augen Und ich dachte an
ihr Laub. Es mochte
vielleicht blond, Ein wenig rötlich
sein. |
Wir lebten nahe
beieinander, ineinander Und doch auf
Distanz. In größter Nähe zueinander Sahst du mir mit
deinen Blicken nach, Bis wir uns nicht
mehr sehen konnten. |
Ich sah auch zu dir Und sah, wie du, in
diese Ferne. Die war unsre eigne
Schuld. |
Ich hätte dir auch
sagen können, Hättest du's
gewollt, Woran das lag, So nah an uns. |
Verließen wir das
Haus zu gleicher Zeit. Das war nicht unsre
gleiche Zeit. Ich dachte immer
nur an dich, Ließ dich sofort
aus meinen Händen Flattern, Und du flogst davon Und warst in Eile. |
Alles, was ich an
dir liebte, Ließ ich frei, Dass du es mit dir
nehmen könntest. |
Schmerzlich würde
es mich überkommen, Fiele eines Tages
aus den Wolken Laub in meine Hand. |
Lag das Klingeln
eines Anrufs Noch im Raum. Ich lauschte auf
die Wiederholung. Nichts geschah. Ich dachte so von
mir: Du bist ein dummer
Mensch, Der steht zum
Sprung bereit vor einem Bild Und übersieht nicht
eine Einzelheit, Und wirklich gibt
es Keine wahre
Einzelheit darin. |
Ich könnte dich und
mich Und immerfort das
ganze Sein Mit einem harten
Gegenstand Durchdringen. Nichts von dir und
nichts von mir Würd dabei
aufgespießt, Von uns würd nichts
zum Zeigen Hängen bleiben. |
So, verstehst du, So denk ich, Wenn du in deiner
Sprache Mit mir redest. |
Manchmal würdest du mir Gerne gegenständlich sein. Ein Gegenstand für mich, so sagtest du, Wärst du schon ohnehin. |
Von meiner Scham verstandst du nichts Und nichts von meinem Zwang zu dir. An mir wuchs auch ein Baum Mit schwarzen Blättern. |
Dessen Wurzeln suchten unablässig Und verfingen sich. Das war nicht zu verhindern, Und ich schämte mich dafür. |
Nein, es war schon
Nacht, Sah ich von außen
deinen schönen Kopf Im Fenster liegen, Der lag dort auf
Wache. Deinen Körper
hattest du getrennt davon Ins Bett gebracht. |
Es schliefen deine
Augen. Katzenmenschen,
dachte ich, Sind weiter nichts,
als Tiere, Die sich menschlich
zeigen. |
Nie zuvor hat dich
mein Leben intressiert, Und ich, das geb
ich zu, Blieb immer wieder
im Gestrüpp Des ersten Unterholzes An dir hängen. |
Das Schlupfloch
deiner Dunkelheit Benutzen. |
"Das," so
sagtest du, "Ist nun zu
spät," Auch stünde ich, um
das zu wollen, Vor der falschen
Tür. |
Du hieltst die Hand
auf dich Und lachtest über so
viel Wollen: "Ganz umsonst
sind deine Tage Vor dem
Licht." |
Wuchs erstmals eine
feine Wolle An dir aus. Das Silberfell des
jungen Mädchens Hatte sich gefärbt Und auch gewandelt. |
Morgens fühlte ich
im Aufstehn, Wie sich dünnste Fäden
auf mich legten. Sie verwehten
hinter dir Und kamen auch von
dir. Ich war ganz
sicher. |
Draußen, dass du es
nicht sahst, Riss ich sie mir
aus dem Gesicht Und atmete so tief
es ging. In meiner Lunge,
spürte ich, Bewegten sich die Haare
eines Felles, Und sie legten sich Und richteten sich
auf. |
Ein wenig
abgeschirmt, In einem Restaurant An einem Tisch. Ich wartete auf
dich, Und du, das gabst
du zu, Auf mich. |
So sprachen wir von
uns Und über uns Und hofften auf die
Gegenseite, Die sollt für den
anderen, Wir waren ja noch
Kinder, Und wir lebten in
der Illusion, |
Die sollte für den
anderen Begegnung sein Und uns ein
Wunderding vollbringen. |
Du standst in deinem
Zimmer, Und es brachen
überall von dir Die kristallinen
Stücke eines Überzuges ab, Der hatte deine
Haut Ganz lückenlos
umschlossen. |
Mir warst du in
letzter Nacht nicht aufgefallen, Und ich hatte noch
den Nachgeschmack nach dir In meinem Mund, Der hatte dich
berührt Und hatte dich
nicht ausgelassen, |
Und du sagtest mir,
wie zur Erklärung: "Immer, wenn
du bei mir warst, Muss ich mich
nachher Häuten." |
Dass wir uns nicht
sehen konnten, Eine Bodenkrümmung
lag dazwischen, Aus der größten
Ferne also, Sah ich über jene
Bodenkrümmung Fest in deine
Augen, Und ich musste
warten, Dass sie sich
beruhigten, Das Schwarz in
ihnen endlich still stand. |
In der Spiegelung,
die nicht mehr zuckte, Und in der
Vergrößerung War ich in dir zu
sehen. Alles sah ich aus
der größten Ferne, Und mir half kein
Instrument, Es war allein mein
Wissen ums Geschehen. |
Jene Bodenkrümmung Schob sich langsam
über deine Augen, Zog sich wieder
fort, Pulsierte mit den
Schlägen einer Unbestimmten
Wachsamkeit, Und Aug vor Aug Lag jeder vor dem
andren auf der Lauer. |
Ein andres Mal traf ich auf dich, Es war ganz
unvermutet. |
Niemals hätte ich
dich überraschen wollen, Und du sahst mich
nicht, Warst so mit dir in
dir vertieft Und saßt dir
gegenüber, Und du tatst dir
und auch dir viel Gutes an, Das musste ich
ertragen. |
Und ich hätte es,
das wusstest du, In meinem Leben nie
ertragen können, Und du
überraschtest mich, Der ich dich
überraschte, Damit unvermutet. |
Es lag ein Katzentier in deinem Arm. Du sagtest mir: "Begrüße meine
Schwester, Das ist deine
Schwägerin, Sie ist der
Auswuchs einer Liebe, Die gilt mir Und ist nicht zu
erfüllen." |
Immer spieltest du
mit Worten Und mit Taten an Auf alles, was uns
trennte, Und ich sah es ja, In Wirklichkeit lag
nichts in deinem Arm, |
Und mit der dritten
Hand, Die dir gewachsen
war Und dir gehorchte, Fingertest du dir
im Schoß Und lecktest dir
mit deinem zweiten Mund Das Fell. |
Du wolltest mich nicht überraschen, Und du tatst es
nicht, Und ich war
trotzdem vorbereitet, Dass du mir den
Mantel deines Felles Einmal überstreifen
würdest, Und ich wäre
trotzdem überrascht gewesen. |
Ich wär gern in ihn
geschlüpft Und hätte mich
total in ihn verknöpft Und keine Stelle des
Entkommens Freigelassen. |
So war ich es
immer, Der den Mantel an
sich nahm Und öffnete Und um sich schlang Und ihn verknöpfte Und ihn wieder
öffnete Und ihn zurückgab, Und an dir
verschlosst du ihn Dann schließlich
wieder selbst. |
Wieder lagst du fest im Schlaf Im Laub des Bettes. Es gefiel dir so. |
Ich sah die
Birkenstämme etwas angewinkelt Und die Gabeln mit
dem Nest, Aus dem sie
wuchsen, Und ich sah auch
aus der Nähe Auf das Pergament
der Rinde, Das war glatt und
hell Und vollgeschrieben
mit den Worten Der Berührung durch
meine Finger. |
Die, so sah ich, Hatten nicht die
kleinste Fläche Ausgelassen. |
Eines Tages fuhr ich von dir fort. Dort draußen,
dachte ich, Sieht man mich
nicht, Ich würde dich Und schließlich mich
vergessen, Und das Blau des
Himmels Zog sich krönend
über mir zusammen. |
Lange sah ich dort
hinauf Und sah auch, Dass sich
Wolkenkämme Als die Ränder und
die Spitzen einer Krone Bildeten, verfielen
und zerrissen. |
Meine Hände lagen
neben mir Im Laub, im Sand,
im Gras Und sahen nichts Und ließen sich
nicht krönen, Sondern suchten
emsig Nach den schwarzen
Blättern, Wie sie es schon
immer taten, Um sie wieder neu
zu fühlen, Um nicht zu
vergessen. Ihre Angst nur
einmal nichts zu finden, Hätte eine Krone
niemals Überwinden können. |
Den ganzen Baum zu
lieben, Wäre viel zu viel
für mich. Das Holz der Birke
ist auch innen weiß, Und niemand möchte
wissen, Woher meine
Schwärze stammt. |
Ich liebe diesen
Teil des Stammes Den ich sehe, Seine Gabeln Und das Moos in
ihnen. |
In die Krone deiner
Haare steig ich nur, Wenn ich das
Fliegen wieder lernen möchte Oder muss. |
Die Zunge leckst du
dir Im Mund. Ich kenne diesen
Nachgeschmack, Der endet mit dem
Strecken beider Arme Weit nach einem
unsichtbaren Rücken, Den man fest
umfasst, Und den man sich
von hinten Bis ans Ohr zieht. |
Dessen Mund
beschert dann Worte, Die dich deine
Augen schließen lassen, Und du wirst du
selbst Und horchst nach
innen, Achtest auf die
Laute Tierischen
Behagens. |
So lässt du dich Ohne einen
Augenaufschlag nehmen, Und es bleibt dir
völlig gleich, Wer es dir macht, Und für die Untat Denkst du dir in
übler Lust Auch eine Strafe
aus, Die soll dich selber
mit betreffen Und auf seltne
Höhepunkte Tragen. |
Einmal, sah ich, schriebst du auf Was ich dir
beichtete. Ich schrie zum
Himmel über dich, Schrie nach
Verstand für dich. Du warst mir doch
vertraut Und nun so
unvertraut. |
Dort oben schuf man
blitzschnell Eine grüne Wiese, Darauf wuchs zu
meiner Freude Schwarzes Gras. |
Ich sagte nach dem
Schrei zu dir, Dass ich auf deine
Weide wollte, Und ich ging Und fraß mich satt
wie nie zuvor Und graste bis an
deine Wurzeln. |
Menschen wachsen in den Gabeln ihrer Äste, Schwarze Blätter,
dunkle Nester, Die bevölkert sind
mit den Gedanken Und den Wünschen Ihresgleichen. |
Mir geht so
Erinnerung verloren, Jede Individualität
verliere ich. Ich fragte in der
Nacht nach dir, Du warst hellwach
und sagtest: "Nein, denn
ich will schlafen." |
Hättest du
geschlafen, Hätte es dir gar
nichts Ausgemacht. |
Auf den Tisch Und wurde
abgelenkt. Dann sah ich wieder
auf den Tisch Und griff in eine Rolle
Stacheldraht, Der biss gleich zu. |
Darunter lagst du
nun als Buch Als Mensch, Warst nicht zu
öffnen, Bliebst
geschlossen, wortlos, stumm, Und ließt mich
nicht an dich Und pflanztest mir
den Glauben, Dass ich dich
geschaffen hätte. |
|
Der Wind spült dir ins Haar, Fällt ständig neu In eine Dünenlandschaft Und zieht dort im Gras Die Scheitel, Sie verändern sich sofort, Und deine weiße Kopfhaut Schimmert durch. Mich grausts bei dem Gedanken. |
Später blas ich selbst Mit meiner Atemluft Die weichen Lippen deines Mundes Auseinander, Und die Zähne stehen weiß in Schranken, Fest im Biss, Und meine Angst hält an. |
Ich sollte wirklich alle Lampen, Alle Nachtgedanken löschen, Wenn ich bei dir bin, Dass du von mir nichts siehst Und mich nicht sehen kannst, Und ich dich nicht bemerke. |
"Ich spreche
mit dem Wind Und er mit mir. Der Wind bläst über
meine Lippen, Die ich leicht
verforme, Und in mir, in
meinem Mund, Beginnen sanfte
Töne Sich in mich zu
fressen." |
Es war gut, dass du
das sagtest, Denn zu oft
verstand ich deine Sprache nicht Und wusste in der
Dunkelheit in dir Mit dir nichts
anzufangen. So, sah ich, Gab's immer einen
Weg nach draußen. |
Früher lag ich
unter Wurzeln eines Flüssigglases Fest begraben, Und ich hätte mich
um meinetwillen Nicht gerührt. |
"Dort
drüben." sagte ich, "Fängt man die
Fliegen mit der Hand." Du legtest alles
ab, Stiegst auf Und flogst als
Fliege in der Luft herum Und wolltest auch
auf meine Haut. |
Ich schlug nach dir Und traf dich nicht Und wollt dich
fangen Und in eine
Schachtel sperren. |
Jeder Tag war so
für uns, Und jeder Tag war
wie der andere, Und abends spielten
wir in Regelmäßigkeit Im Blätterwald, Und eigentlich, War ich viel häufiger
als du Das kleine
Fliegentier. |
Wenn wir in unsren Wäldern spielten, Und die schwarzen
Blätter auf der Erde sahen, Mit den Füßen, Das sind unsre
Finger, darin gingen, Ohne sie zu heben, Schliefst du neben
den Gespannten Saiten meines
Instrumentes. |
Und du warst, das
sah ich, Unter deinen Augen
wach Und griffst auch
ein, Um deine Melodie zu
hören, Ohne dich zu
rühren, Ohne dich von dir
aus zu bewegen. |
Alles musste ich
alleine Und nach deinen
Wünschen machen, Und ich machte es mit
Eifer, Fast im Wahnsinn, Der ließ plötzlich
alles Laub verwelken Und zur Erde
fallen. |
Dir, so sagtest du
zu dir Und sagtest nichts
zu mir Und sahst mich an, Dass ich an dir
bemerkte, was du hattest, |
Dir, so sagtest du zu
dir, Sei jeder Regen
recht Und trocken sei das
Laub an dir Von all der vielen
Sonne, Die drauf fiele. |
|
Wir, das waren du
und ich. Ich fuhr auf dir Und du auf mir, Darunter schwamm
das Land, Das war nicht zu
erreichen. |
Ich war
dreigeteilt. Es machten sich in
mir Das Opfer Und der Quäler Und der Hehler
breit. Sie übten Eintracht
aus. |
Dir war nichts
vorzumachen. Alles, was ich
kannte, Kanntest du von dir
vor mir. |
Du legtest dich Mit einem viel zu
weiten Kleid Auf eine glatte
Kunststoffbahn, Die war mit Laub
bestreut. Du kanntest mich
genau Und sahst mich an. |
Ich stand in meinem
Straßenanzug neben dir. Du stießt dich nun
in deiner Rückenlage Mit den Füßen ab Und schobst dich durch
das Laub Und rutschtest
meterweit. Ich lief dir nach. Ich hätt' mich auf
dich werfen können, Und dein Körper gab
viel frei, Das Kleid hielt dir
kaum stand. |
Mich schreckte
dieser Blätterwald am Boden. Jedes Blatt, so
dachte ich, Hast du geboren. Du wirst weiter
ohne Unterlass gebären, Und es ist kein
Platz für mich An dir. |
Der gestern war Und sprachen auch
vom Wetter. "Hinter
Wolken," sagte ich, "Scheint jede
Sonne, Und ich sah dort
eine schwarze Sonne stehen. Die strahlt ohne
Unterbrechung, Und man könnte
nicht erklären, Was sie abgibt, Und die Nacht ist
etwas völlig anderes.“ |
Als ich dann
heimkam, Wusste ich
Bescheid. Der Ausdruck des
Gesichtes, das wir haben, Ist persönlicher
Besitz. Dahinter tragen
wir, trag ich, Ein zweites Wesen, Das ist anders, Das ist völlig frei
von uns Und richtet sich
nicht einen Augenblick Nach dem
Besitzer." |
So gesprochen, Mit den Wolken
meiner Worte auf den Lippen, Zwang ich dich zum
Kuss. Du hattest dabei Angst
vor dem Ersticken, Und in Abwehr Wehrtest du dich
nicht. |
Unter mir dein
Schläfchen machst Und in Gedanken
deinen Haushalt richtest Und bis Hundert
zählst Und siehst, Es dauert diesmal
etwas länger, |
Wenn du also deine Fischernetze Mühevoll mit deinen
Händen flickst, Dann frage ich dich
laut, Dass du mich nicht
verstehst: "Warum gibst
du die Fischerei nicht auf Und machst dich
selbst zum Fisch?" |
|
Unter mir beiseite. Schwer warst du, Und schwer war es
für mich, Dich zu bewegen, Und ich achtete
nicht mehr auf dich Und ich verlegte
dich. |
Du wusstest davon
nichts, Und ich ließ dich
nicht aus den Armen, Und ich hörte dich
mit dir Gespräche führen, Die ich eigentlich
nicht hören konnte, Und es klang, Als wolltest du Auf keinen Fall
beiseite liegen, |
Und es war ein
Klammern aneinander, Das uns zum
Ertrinken führen musste. |
Es war nichts zu
gestehen, Und ich sprach von
mir Und meinen
Körperteilen, Die gehörten mir. Du warst erstaunt, Dass ich so
deutlich wurde, Und du hattest nie
bedacht, Dass eine Straße, Die von niemandem
begangen und befahren wird, Wenn man alleine
darauf ist Und sich sich
selber fort denkt, Wirklich leer ist. |
Und sie läuft ganz
lautlos Durch die
Wirklichkeit. Die ist auf diese
Weise aufgehoben. |
Ich, das meinte ich
zu sagen, Habe niemals
existiert, Und sinnlos ist es, Mich danach zu
fragen, Und an mir zu
suchen. |
Meine Wohnung war ein Laubwald. Überall stieß ich
auf Stämme, Weite Äste, die ins
Zimmer ragten, |
Und ich stand in Schwarzen, roten,
gelben, braunen Blättern, Die versuchte ich Mit meinen Fingern
zu berühren, Und darunter zuckte
Fleisch. |
Dann sah ich dich,
versteckt, Und mich in einer
Falle, Die fiel gleich nach
mir ins Schloss, Und fiel ins
Schloss Und fiel und fällt
ins Schloss Und fällt in's
Schloss und, "Niemals,"
sagt dein Mund zu mir, "Wirst du, der
keine andre Frau berührt, Mich an dem Laub Von andren Frauen Unterscheiden
können." |
Meinen Körper hatte ich vergeben, Und ich wusste
nicht an wen. Es ist mir auch
egal, Wovon ich lebe. Wovon leb ich denn, Wenn ich von irgend
etwas lebe, Statt zu leben. |
Darum die Vergabe, Und es kamen
etliche, Die nahmen einfach
mit Und ließen, als sie
nichts mehr fanden, Das, was sie
genommen hatten, Für mich sein. |
Ich sah Und sah auch zu, Wie sie zu Dieben
an mir wurden. Ich, das war
gewiss, Fraß nur die Köpfe
anderer, Und das berührte
niemanden, Und deinen Kopf Hob ich mir immer
wieder auf, Weil es mich
schmerzte. |
Wie du es bist,
wenn du dich weigerst, Kann kein Wildtier
sein, Und hoch sind deine
Sprünge, Giftig ist dein
Zischen, Scharf ist jeder
Schlag mit deiner Hand, |
Und, dass du kein
Wort weiter sagst, Als
"Nein", Es mir in die
Erwartung sagst, Ist schlimmer als
ein "Ja" Aus einem
Hinterhalt. |
|
So lautlos wie ein
Wildtier sein, Das sich nach Beute
umsieht. Oft lieg ich vor
dir Und warte ab. |
Du weißt es, wie es
ist, Ich weiß es, wie es
war, Und dieses Tier in
mir Will immer wieder
neu erfahren. |
Manchmal machst du
dich Als Beute gut, Und manchmal biete
ich dir Beute an. In dir zuckt nicht Der Wahnsinn dieser
Lust Zu jagen. |
Warst du von dir
gesundet. Und du sagtest nichts
und sahst, Obwohl du meine
Körpergröße hattest, Als ein
Schmeicheltier, Von unten zu mir
auf Und legtest mir,
der dachte, Dass es doch Gewalt
gewesen sei Und viel mehr als
Begehren, Legtest mir den
Blick der Anerkennung, Deines
Wohlgefallens, Des Gefühles
wärmster Neigung in die Augen, Weil ich ohne dich, So sagtest du es im
Triumph, Nicht leben konnte. |
Und du sagtest es
in meine Hand Und neigtest dich
mit einem Kuss Darüber. Ich, mit meinem
Mund, war schneller Und zur Stelle. |
Gut sahst du in
allem aus. Von meiner Angst, Dass ich dich in
der Angst zerstören könnte, Wolltest du nichts
wissen. |
Seine Hände in dir
waschen können, Weil du klarer
warst, als Bergluft, Klarer, als ein
ungetrübtes Küstenwasser. |
Dann hielt ich mich
ganz in dich getaucht Und achtete auf
Blätter, Die auf deine
Oberfläche fielen. |
Mit den Fingern
durfte ich Mit ihnen spielen, Und du selbst saßt
in den Schiffchen. Die stieß ich ganz
leise ab Und fing sie wieder
ein. |
Man hatte dich
gemalt, Und ohne es zu
wissen, Etwas, jemanden
darüber projiziert. Der war auf dir, An dir, In dir Und überall war er
mit dir. |
Du sagtest, dass du
mit dem Künstler Alles
durchgesprochen hättest, Dass er dich so zeigen
konnte, Wie du wirklich
warst. Und der auf dir Hielt sein Gesicht
zu dir, Das war auf deinem
Bild nicht anzusehen, Und ich fragte
nicht Und war mir nicht
mehr sicher. |
Du verlangtest, sah
ich, Weiter nichts, Als das Gefühl Totaler
Aufgenommenheit. |
Es wäre nicht
erwähnenswert, Wenn es so wäre, Oft bin ich der Tod An deiner Seite, Der kämpft um das
bisschen Leben, Das ihm blieb, Und pflügt und
gräbt Und kann nicht
fündig werden. |
Tief in dir,
versteckt im Laub, So denke ich, Entdecke ich den
Sinn des Lebens Oder was man dafür
hält. |
In Wahrheit aber Stoße ich auf eine
ausgestreckte Hand, Die ragt heraus Und greift nach
allem, was sich greifen lässt, Und hält es fest. Das will ich so. |
Ich strandete entfernt an einer Insel. Niemand, dachte
ich, Wird mich hier
kennen, Hier bin ich
vertraut mit mir, Hier werde ich mir
neue Namen geben. Täglich war es
einmal so. Die Morgennächte Hatten Sand im Mund Und sprachen nicht. |
Es war zu unbequem
fürs Überleben, Dich am Tage zu
bewohnen. Nur, wenn alles gut
geht, Werden wir zum
Doppeltier, Das kann sich nicht
mehr trennen, |
Und wir müssen Vor den anderen
versteckt, die sind wir selbst, Weil sich die
anderen für uns Nicht intressieren, Fest umschlungen,
wie wir sind, Ein Doppelleben
aneinander führen Und auf dessen Ende
warten. Das fällt in die
Regenzeit. |
"Im
Wald", so sagst du, "Gibt es nach
dem Regen Einen zweiten
Regen." |
Diesmal kam ich schon
durchnässt zu dir Und kam aus einer
Regenlandschaft. Dorthin, wusste
ich, Müsst ich nach dir Noch einmal gehen, Und ich kam von mir
zu dir |
Und würde nach dir Wieder zu mir gehen Und danach zurück
zu dir Und dann zu mir, Zu dir, Zu mir, Zu...... ........ |
Ich klopfte an die Blätterwand, Ich klopfte an an
dich, Und keine Stimme
öffnete, Es kam kein Wort
der Freundlichkeit, Und äußerlich sah
es so anders aus Und lud so
freundlich ein. |
Ich hätte jeden
Irrtum ausgeschlossen, Hätte jeden Schwur getan Und hätte nie daran
gedachte Dass du dich ganz
verlässt, Wenn du dich meinem
Klopfen Überlässt. |
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Ich bildete mir ein, Das Blätterdach Sei Schutzdach vor dem Regen, Weil darunter eine blanke Sonne lag. |
Die kam, das sah ich hinterher, Von so weit her aus schrägem Winkel, Und sie hatte mit dem Regen Nichts zu tun. |
Der Regen hatte sich um mich gehüllt Und ließ die Blätter An den Zweigen kleben, Lieferte mich schutzlos aus. |
Als ich dich und
mich In schwarze, weiße Felder
teilte, Sahst du vieles
ein. Es war ganz
sonderbar, Solange ich nur
davon sprach, Bedeutete es nichts Und gab dir keinen
Sinn. Nun aber riss ich
diese Felder von uns ab. |
Man könnte es Mit abgezog'nem
Pergament der Birkenrinde, Dieser wunderbaren
Haut vergleichen, Die ich nun als
schwarze, weiße Teile Ineinander,
aneinander schob. |
Daraus entstand ein
lebensgroßes Bild Von dir und mir, Das zeigte uns von
uns entfremdet, Und es zeigte eben
auch Die starke Bindung Zwischen den Extremen. |