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Harald Birgfeld, Webseite seit 1987/ Website since 1987

 

da liegt mein Herz, Geschichten aus Niemandsland 2022 -2024 (im Entstehen)

z.B.: 100 Jahre „Kafka“, eine herrenlose Fundsache (neu)

 

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Im vorliegenden Band werden 36 Gedichte für eine parallele Welt, vorgestellt.

Daraus ein Beispiel:

 

Heute Morgen lag

Mein Schatten vor der Tür

Und wollte heim,

Zurück zu mir.

 

Ich hatte ihn bis dahin

Nicht einmal vermisst.

 

 

Unter einem Mikroskop

Lyrik,

36 Gedichte für eine parallele Welt

28 Seiten, Format A5

 

Harald Birgfeld

 

Online bestellen sowie im Buchhandel,

 

€ 4,99 inkl. MwSt.

 

Zum Buchshop

ISBN 9783738604245

 

„Unter einem Mikroskop“  ist auch in den USA, Großbritannien und Kanada unter obiger ISBN und bei abweichenden Preisen bestell- und lieferbar.

 

Auch als E-Book

 

€ 2,99

 

Zum Buchshop

ISBN 9783738683257

 

 

Inhaltsverzeichnis

 

 

"Es lohnt sich, einmal einen heutigen Dichter kennen zu lernen, der mit der deutschen Sprache einen faszinierend fremden Weg betritt und trotzdem dem Leser Freiraum lässt für eigene Gedankengänge, ohne dass die Probleme in erhobener Zeigefingermanier zu zeitkritischen Trampelpfaden werden." (1986: Gutachten).

 

Harald Birgfeld, von Beruf Diplom-Ingenieur, schrieb die meisten seiner Gedichte während der morgendlichen Fahrt mit der Hamburger S-Bahn zur Arbeit. Seine Texte entstanden fast immer bereits in endgültiger Form.

 

 

Copyright 2014 beim Autor, Harald Birgfeld, alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Veröffentlichung darf ohne schriftliche Erlaubnis des Herausgebers, Harald Birgfeld, reproduziert werden. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Verfilmung und Einspeicherung sowie Verarbeitung in elektronischen Systemen.

 

Herausgeber, Autor, Redakteur: Harald Birgfeld. Über e-mail: Harald.Birgfeld@t-online.de.

 

 

Inhaltsverzeichnis

 

 

Auf der Fensterbank

Aus dem Fenster

 

Bevor ich es vergess

 

Dann beginnt der Regen

Der Bestimmer über meine Haut

Der Finger gleitet

Die Kugel liegt im Zimmer

Du jammerst über mich

 

Ein Glasgefäß

Einmal dehnte sich die Sonne aus

Es ist ein Anruf

Es ist nun so

Es war ein Alltag

 

 

Hinterglasgemälde

Heute Morgen lag

 

Ich beschloss

Ich bestehe auf der Wahrheit

Ich bin der Empfänger

Ich habe mich geweigert

Ich las die Worte nach

Ich sollte mir abhanden kommen

Ich sprach vom Leben

Ich, ich, ich

Im Garten rostet Regen

In der Kirche

 

Man rief nach mir

Meine Schuld ist ohne Schuld

Milde ist ein Wort im Raum

 

 

Nur, wenn ich ganz alleine bin

 

Sie schrieb mir einen Brief

So geschehen außerhalb

So geschehen mitten

 

Übertragung

 

Unter einem Mikroskop

 

Was hast du nur getan

Wir standen zueinander

 

 

 

Unter einem Mikroskop

Entdeckte man ein

Virus,

Das den Überlebenswillen

Übertrug.

 

 

 

 

 

Einmal dehnte sich die Sonne aus.

Die Sonne, das ist eine dünne Haut,

Die sich unendlich dehnen kann,

Ist eine dünne

Haut aus Glut.

 

 

 

Ich wurde Zeuge,

Weil sie meine Schädelinnenwand

Berührte,

Ja, weil alles

Innerlich geschah.

Von außen sah man

Wie ich innerhalb von Stunden

Bis an meine Haut ergraute.

Meine Sonne war nicht stark genug

Herauszutreten:

Sonnenuntergang im Kopf.

 

 

 

 

Im Garten rostet Regen,

Das versteh ich nicht.

 

Und doch seh ich den Regen

Braun aus weißen Wolken

Fallen.

 

 

Ich erinner mich dabei

An meinen eignen Körper

Oder besser noch

An deinen.

 

 

 

Siehst du,

Jetzt bist du es,

Die vielleicht auch der mich nicht versteht.

 

 

 

Nur, wenn ich ganz alleine bin,

Mit mir,

Leg ich die Haut

Beiseite.

 

 

 

 

 

So geschehen

Mitten unter uns,

An meiner Hand.

 

 

Man hat danach gegriffen,

Nahm sie mit.

 

 

 

Verlust an meiner

Rechten Seite

 

 

 

So geschehen

Außerhalb von mir:

Wo ich das Gras vermutete,

Wo früher Halme wuchsen,

Schoss jetzt Draht aus Eisen

Und Gestänge aus der Erde.

Es war Wachstum,

Das sich frei verbreitete.

 

 

Von drüben kamen Fressmaschinen,

Die auf dieser Weide grasten,

Üppig war das Angebot.

 

 

 

Ich steh der Flucht entgegen,

Den Maschinen gegenüber,

Meine Fingerspitzen

Zeigen leichten Rost,

Vielleicht nur Flugrost.

 

(2010  Frankfurter Bibliothek der Klassikerausgabe …) und aufgenommen in die „Bibliothek deutschsprachiger Gedichte“, 82166 Gräfelfing/ München, „Ausgewählte Gedichte XIII“

 

 

 

Der Bestimmer über meine Haut

Bestimmt:

Sie ist Metall für dich

Und soll nun auch metallen werden

 

Stich um Stich und eng an eng

Sticht man die feinen Nadeln ein.

 

 

Mein Panzer wächst.

Metallen soll er sein

 

Die Nadelköpfe breiten einen Teppich aus

Und schrecken nicht zurück

Und wachsen schnell bergauf,

Mir ins Gesicht.

 

 

Wenn ich an meine Augen denke,

Die sind fast erreicht…

Herr Gott, vergib mir meine

Unbeweglichkeit.

 

 

 

Ein Glasgefäß,

Mehr eine Kugel, ganz aus Glas,

Mit einer Seitenöffnung,

Rollt auf einer Straße.

 

 

Seine Öffnung bleibt auf einer Seite.

Groß ist dies Gefäß,

Es wächst mit jedem

Großen Wort, das es verschlingt.

 

 

Ich steige nun hinein.

 

 

 

Bevor ich es vergess

Ja, danke, dass du mir

Behilflich bist…

So wird es wohl gewesen sein.

 

 

Ein rollendes Objekt lief einem

Andren rollenden Objekt,

Und wurde auch von ihm gesehen,

Über seinen Weg.

 

 

Von beiden dachte jedes,

Dass es sich zum Glück

In diesem Augenblick

Nicht fortbewegte.

 

 

 

Es ist nun so:

Den Schrei hab ich getan,

Er ist verhallt.

 

 

Ich gehe an die Wand

Und suche nach Beweisen.

 

 

 

Später schreibe ich

Darüber ein Gedicht,

Das wird ein andrer oder eine andere

Zu Ende schreiben

Müssen.

 

 

 

Ich beschloss!

 

Welch eine kleine Handlung.

Das ist Jahre her.

Und, wer mich kennt,

Bemerkt mich ständig

Auf der Suche.

 

 

 

So und ohne jeden Schlüssel

Komme ich nicht mehr

Heraus.

 

 

 

 

Auf der Fensterbank

Liegt eine scharfe Klinge,

Die erkennt man

An dem Sonnenlicht,

Das fällt auf diesen Klingenrand

Und blutet.

 

 

Nein, du hast ganz recht.

Du musst nicht alles glauben

Was ich sage,

Und du siehst ja schließlich selber,

Was ich alles sehe.

 

 

 

 

Übertragung.

 

Über etwas tragen.

Etwas übertragen.

Etwas über etwas tragen.

Etwas über etwas übertragen.

Etwasübertragung.

Überetwasübertragung.

Übertragung.

 

 

 

 

 

Ich habe mich geweigert,

Nicht verweigert.

Ja, das ist ein

Unterschied.

So zog sich jemand anders

Meinen Lügenmantel an

Mit dem ich ungehindert

Hätte gehen können.

 

Man verstand mich nicht.

Ich zwang mich also

Meinen Lügenmantel

In die Sichtbarkeit zu rücken.

 

 

Mit dem Messer ritzte ich

Den flachen Holzspan quer,

Ich knickte ihn und zog ihn

In der ganzen Länge auseinander.

 

Auch die neuen Späne teilte ich,

Sie waren dünner als Papier,

Und die noch einmal und noch einmal.

 

 

 

Alles das tat ich in Wirklichkeit mit mir

Und stellt meine Duplikate

Zur Verfügung.

Daraus hätte man mich

Flechten,

Einen Spankorb

Machen können.

 

 

 

Man rief nach mir.

 

Ich stand an einem Platz,

An einer Holzwand,

Mit dem Rücken an der Holzwand.

 

Der mich rief, es war die Stimme

Eines Mannes, einer Frau,

Verlangte, dass ich komme.

 

 

Also schulterte ich mir die Holzwand auf

Und kam, so gut es ging.

Es ging nicht gut.

 

Die Stellung zwischen mir,

Der Wand,

Dem Rufer

Blieb fast unverändert.

 

 

Holzwand,

Rücken,

Rufer,

Holzwand,

Rücken,

Rufer,

Holzwand,

Rücken,

Rufer.

 

 

 

Ich, ich, ich.

Da drüben seh ich mich,

Ich steh herum.

 

Wir beide sind ein Teil

Des roten, hohlen Glasrohrs,

Sind ein Teil im Schacht,

Der läuft um uns herum,

Wird dann zur Schleife.

 

 

Abends, wenn es dunkel wird,

Beginnen wir zu leuchten.

 

Niemand wird das Flackern

In der Leuchtschrift

Richtig deuten.

 

 

 

Ich sag mir kein Wort.

 

 

 

Milde ist ein Wort im Raum,

Nicht mehr als eine Flocke,

Ein Kristall im Wasser.

 

 

Wenn es niederfallen wird,

Entscheidet etwas Wärme

Über alles.

 

 

 

 

Sie schrieb mir einen Brief.

Der Brief traf ein.

 

Der Brief traf in mir ein.

 

 

Ich ließ ihn liegen,

Wegen dieser Angst,

Er träfe in mir

Ein.

 

 

Das schrieb sie mir.

 

 

 

Wir standen zueinander,

Und wir lachten plötzlich,

Ja, wir mussten lachen

Über dieses eine Wort.

Es stieß direkt zu uns

Durch einen Augenblick

Der Stille,

Durch ein völlig sprach- und

Worteloses

Zueinanderstehen.

 

 

Nein, ich lüge.

 

Wirklich war es nur

Dies einsame Gefühl,

Dass mir der Kopf

Von einem Augenblick zum andren

Schmerzfrei wurde

Und sich wieder auf mich setzte.

 

 

 

 

Du jammerst über mich:

 

Mir seist du weiter nichts

Als Klopfen an mein Ohr;

Ich lebte drinnen weiter,

So, als gäbe es dich nicht,

Als habe es dich nie gegeben.

 

 

Und ich selbst?

Was soll ich sagen?

 

 

 

Ich vermisse dich,

Bestimmt.

Doch jetzt sei still

Und lass mich lauschen

Auf mein Klopfen,

Ob sich etwas rührt.

 

 

 

Ich bestehe auf der Wahrheit.

Jeder Kreis hat

Einen Anfang,

Der liegt in der Mitte.

 

 

Was ist aber mit

Dem Kreis

Des freien Raumes?

 

 

 

 

Was hast du nur getan!“

 

„Ich habe weiter nichts getan

Als mir den Kopf

Durch mich verletzt.

Dort fing es an.

 

 

Ich dachte,

Dass ich an dem rechten Platz

Mit meinem Aufenthalt

Beginnen müsste.“

 

 

 

 

Die Kugel liegt im Zimmer

Auf dem Teppich,

Daraus steigt Musik

Empor.

 

 

Nein, weiter nichts, als

Wände aus Papier,

Die sich, so unter Wasser,

Schwerelos entfalten.

 

 

Du bist Gast

In meiner Wohnung.

Sei willkommen.

 

 

 

Es war ein Alltag,

In der Küche stand ein Topf,

Ein großer Topf,

Ein Topf, der zehnmal höher

War als ich.

Er stand auf unsrem Herd.

 

Ich hob den Deckel an

Und sah hinein.

 

 

 

Im Innern schwammen

Unsre Möbel,

Auch das Kissen, das jahrzehntelang,

Nur um mit meinem Kissen

Parallel zu sein, des Tags

Auf deinem Bett gelegen hatte.

 

Nein, es wurde nie von dir

Benutzt,

Du legtest es des Nachts

Beiseite.

 

 

Es war gut so.

 

Bald war Essenszeit.

Du warst die Köchin,

Aber ahntest nichts von dem Geschehen,

Ja, du lachtest über deinen

Ungewöhnlich großen Topf.

 

Es roch sehr gut

In deiner Küche.

 

 

 

Aus dem Fenster

Eines Zuges sah ich

Eine Sammlung runder Steine,

Nah am Feldrand,

Eine Feldsteinmiete.

Unter ihr die Erde.

Winzig war der

Platz der Ruhe unter

Steinen.

 

 

Als ich mich im Fenster

Streckte

Und die Hände rückwärts

In die Haare griffen,

Spürte ich den Schaft des

Langen Nagels immer noch,

Er ragte vorne aus dem Bild.

Man fragte

Ob ich das Bewusstsein

Kaufen möchte.

 

 

 

 

Dann beginnt der Regen,

Der besteht nur aus Geräuschen,

Nicht aus Regentropfen,

Die man kennt.

 

Der Regen dringt in alle Häuser,

Alle Zimmer,

Bis in jeden letzten Winkel,

Trifft auf Gegenstände, Dinge,

Mensch und Tier

Und geht durch alles.

 

 

Regen, das ist falsch,

Besteht nicht aus Geräuschen,

Denn er endet nicht,

Man hört ihn nicht,

Er ist nur allem, allen in den Ohren.

Davon wird kein Mensch,

Materie nicht und gar nichts

Ausgenommen.

 

 

Leider ist es, dass man das,

Wovon in diesem Fall gesprochen wird,

Am besten mit dem Regen,

Mit den Regentropfen,

Die man kennt,

Erklären kann.

 

 

 

                                                

 

 

Ich sprach vom Leben,

Und der Tod

War schon vorbei.

 

 

So ahnungslos

War ich.

 

 

 

 

In der Kirche,

Tanz des Goldhaars,

Orgelspiel,

So fremd das Licht

Aus einem Seitenfenster.

 

 

 

Als ich kam,

War draußen Nacht,

Nein, mach das Licht

Nicht an,

Lass doch die Sonne

Unbehelligt,

Lass sie bitte

Völlig unbehelligt,

Lass sie unbehelligt,

Unbehelligt.

 

 

 

 

Es ist ein Anruf:

„Wir sind sicher, ja, ganz sicher,“

Heißt es,

„Doch, Sie sind es.“

 

 

Danach tut sich nichts.

Es tut sich nichts.

Es tut sich gar nichts weiter.

 

 

Ich leg auf.

 

 

 

Ich sollte mir abhanden kommen,

Unter hellen Schreibtischlampen

Mich verlieren.

 

Jemand sagt es so:

Es ist unmöglich

Im Getreidefeld,

In das der Wind fällt,

Ein Ähre mit den Augen

Festzuhalten.

 

 

Ich steh außerhalb

Und liebe Ährenwellen,

Die das Feld durchlaufen.

 

 

 

Ja, ich geb es zu,

Ich hätte von mir hören lassen sollen,

Und ich habe viel zu lange

Nichts von dir gehört,

Und meine Sehnsucht

Hat sich jeder, die dir ähnlich war,

Als Rucksack,

Als ein Fallwind

Aufgedrängt und angehängt.

 

 

 

Ich las die Worte nach.

Es hieß:

„Die Sonne, blaubezogen,

Nahm die Erde wahr.

Sie stieß an sie, so schien es,

Sank an ihr vorbei,

Und keine Schnelligkeit war schnell genug

Sie anzuhalten

Oder aufzuheben.“

 

Das war falsch.

Es müsste richtig heißen:

„Erde, weiß bezogen,

Nahm die Sonne wahr.

Sie stieß an sie, so schien es,

Sank an ihr vorbei

Und keine Schnelligkeit war schnell genug

Sie anzuhalten

Oder aufzuheben.“

 

 

Das war falsch.

Es müsste richtig heißen:

„Wir hier draußen

Sehen nicht den Tag

Und sehen nicht die Nacht

Und Tag ist Nacht

Und Nacht ist Tag

Und Tag ist Nacht und Tag

Und Nacht ist Tag und Nacht

Und Tag ist Nacht und Tag und Nacht

Und Nacht ist Tag und Nacht und Tag

Und Tag ist…“

 

Das war falsch.

Es müsste richtig heißen:

„Sonnetagnachterde,

Tagnachterdesonne,

Erdesonnetagnachtsonneerdetagsonnenacht…“

 

 

Das war falsch. Ist alles falsch.

Es müsste richtig heißen!

 

Richtig muss es heißen:

„Wir hier draußen

Haben alles einbezogen,

Und von dem Zusammenhang,

Am Anfang,

Spricht hier niemand mehr,

Es gibt zu viele Sonnen

Und zu viele Erden.

 

Meine Aussichtskapsel lässt mich

Schwärze stufen, lässt mich

Tiefe stufen, lässt mich

Stillstand stufen.“

 

 

 

Meine Schuld ist ohne Schuld.

Ich habe nur den Stillstand

Festzustellen, einzutreiben

Und ihn einzustufen.

 

Es geht nur um den

Einbruch in den Stillstand.

 

 

Meine Arbeit ist sehr schwer,

Sie überfordert mich,

Und manchmal nehme ich mir einen Gegenstand.

 

 

 

Ich weiß genau Bescheid.

Ich rühr und reg mich nicht,

Ich rechne mit der Zeit.

Selbst hinterher

Bleib ich ganz stumm

Und sehe mir nicht

In die Augen.

 

 

 

Ich bin der Empfänger,

 

Mich erreicht ein Brief,

Der trägt kein Datum,

Und ich werde ihn nicht

Ordnen können.

 

 

Welch ein Unsinn.

Schließlich weiß ich selbst,

Wann ich

Gelebt hab.

 

 

 

 

Der Finger gleitet

Über eine alte Narbe

Die ist nur verheilt,

Sie lässt sich streicheln.

Damals war sie

Wunde.

 

 

Kunst kennt keinen

Fortschritt.

 

 

 

 

Hinterglasgemälde

 

Draußen stand in einer Fensterhöhe,

Oberhalb des letzten Häusergipfels,

Außerhalb davon in einer grauen Wand aus Nebel,

Leichtem Regen, Schnee,

Ein Möwenvogel.

 

 

 

Seine braunen Flügelränder schnitten

In der kurzen Zeit des Augenaufschlags

Eine Schrift, ein Zeichen,

Fast ein wenig Wiedersehensfreude in die Luft,

Den Fetzen von Erinnerung vielleicht,

Das Staunen, noch in dieser Höhe auf Lebendigkeit

Zu stoßen.

 

 

Ich, in meinem einen Fenster, eines

Tausendfensterfelsens,

Wusste nicht, dass die Gemälde hinter Glas

Nur in

Gefangenschaft entstehen.

 

(2013 Frankfurter Bibliothek der Brentano – Gesellschaft und der Klassikerausgabe…)

 

 

 

Heute Morgen lag

Mein Schatten vor der Tür

Und wollte heim,

Zurück zu mir.

 

 

Ich hatte ihn bis dahin

Nicht einmal vermisst.

 

 

 

 

ISBN 9783738604245