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Harald Birgfeld, Webseite seit 1987/ Website since 1987 …da liegt mein Herz, Geschichten aus Niemandsland 2022 -2024 (im
Entstehen) z.B.: 100 Jahre „Kafka“, eine herrenlose Fundsache (neu) |
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zu Olympia – olympische Spiele! |
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online und im Buchhandel |
Lyrik, Prosa und Ingenieurarbeiten |
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Im vorliegenden Band
werden 112 Gedichte aus dem Innersten vorgestellt. Daraus ein Beispiel: Eigentlich war es ganz anders. Immer wünschte ich
mir jemanden, Der mich verstehen
konnte, Und der Ansatz,
dachte ich, Sei gut. Die Wahrheit aber
war, Das schon der Ansatz In die falsche
Richtung zeigte. Auf dem Bahnhof
standen meine Doppelgänger Überall herum. Sie waren nackt wie
ich Und trugen auch
darunter Keine Kleidung. Alle warteten Auf meine Ankunft. |
Im Buchhandel und online 112 Gedichte aus dem
Innersten. Lyrik Harald Birgfeld. 72
Seiten, Format A5, 2014 Online bestellen sowie im Buchhandel, € 5,99 inkl. MwSt. Zum Buchshop ISBN 9783738601558 „Sofortige Lähmung“ ist auch in den USA, Großbritannien und Kanada unter obiger ISBN und bei abweichenden Preisen
bestell- und lieferbar. Auch als E-Book € 3,49 Zum Buchshop ISBN 9783738683424 |
"Es lohnt sich, einmal einen heutigen Dichter
kennen zu lernen, der mit der deutschen Sprache einen faszinierend fremden Weg
betritt und trotzdem dem Leser Freiraum lässt für eigene Gedankengänge, ohne
dass die Probleme in erhobener Zeigefingermanier zu zeitkritischen
Trampelpfaden werden." (1986: Gutachten).
Harald Birgfeld, von Beruf Diplom-Ingenieur, schrieb die
meisten seiner Gedichte während der morgendlichen Fahrt mit der Hamburger
S-Bahn zur Arbeit. Seine Texte entstanden fast immer bereits in endgültiger
Form.
Copyright 2014 beim Autor, Harald Birgfeld, alle
Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Veröffentlichung darf ohne schriftliche
Erlaubnis des Herausgebers, Harald Birgfeld, reproduziert werden. Das gilt insbesondere
für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Verfilmung und Einspeicherung sowie
Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Herausgeber, Autor,
Redakteur: Harald Birgfeld, e-mail:. Harald.Birgfeld@t-online.de
Inhaltsverzeichnis
*) Erschienen in der
Anthologie, Deutsche Lyriker der Gegenwart, Verlag, ars nova, 1990
Gott hat Folgen, sagt
man. "Welche
Folgen?", frage ich, Und jemand sagt: "In einer
Streichholzschachtel Sah ich all die
Köpfe schlafen, Rundherum im Freien
gab es nichts mehr, Das noch brennen
konnte." |
Dann ein andrer: "Auf den
feuchten Wiesen, in den Wäldern, Wachsen wieder
Pilze. Die sind dies Jahr
ohne Unterschied. Man warnt vor
ihnen. Ihre Giftigkeit sei
wirklich Ohne Unterschied. Das Gift sei aus
der Luft gegriffen." |
Mir ist alles
gleich. Ich häng, wie man
hier sagt, am Tropf, Und kann seit
Neuestem, von mir aus Über jenen Apparat,
der mich am Leben hält, Allein entscheiden. |
Verhakte sich der
Rank des Rosenstockes In den Stoff der
Hose die ich trug. Es ging sehr
schnell. |
Ich sah zu gleicher
Zeit, Wie er sich
schlängelte, Den Kopf,
gepeitscht, nach vorne schnellen ließ Und mit den harten
Zungen seiner Dornen Zubiss. |
Ja, ich war sofort
gelähmt, Stand noch Sekunden
still Und starb dann Auf der Stelle. |
Man reichte ein Tablett herum. Das wanderte, weil es im Raum von Menschen
eng war, Über alle Köpfe, Wanderte von Hand zu Hand, Es sollte mich erreichen. Als es ankam, war auch ich soweit. |
Ich legte meinen Kopf darauf, Das hatte man verlangt, Und ich bestand darauf, Dass ich in diese Geste Ebenso die Demut wie die Tötung legen
durfte. |
Nach der Trennung Konnte ich mich dafür nicht mehr
intressieren, Wohin das Tablett mit meinem Kopf Die neue Wanderschaft begann, Ich war zu sehr Mit mir beschäftigt. |
Eigentlich war es ganz anders. Immer wünschte ich mir jemanden, Der mich verstehen konnte, Und der Ansatz, dachte ich, Sei gut. |
Die Wahrheit aber war, Dass schon der Ansatz In die falsche Richtung zeigte. Auf dem Bahnhof standen meine Doppelgänger Überall herum. Sie waren nackt wie ich Und trugen auch darunter Keine Kleidung. |
Alle warteten Auf meine Ankunft. (2006
Frankfurter Bibliothek…) |
Manchmal dreht sich Dieses Rad in meinem Kopf, Das schlägt mit einem schweren Ende Immer an die gleiche Stelle. |
Ja, ich weiß, Es schlägt das zweite Herz im Kopf. Doch dies ist anders. Hier, in mir, schlägt jemand An die feste Wand Und wird sie auch durchbrechen Und zerstören. |
Was wird sein, so denke ich, Wenn alles Offen liegt? |
Ich wohnte hoch. Ich wohnte in dem Stockwerk Über allen anderen. Ich wohnte immer wieder über denen Die behaupteten, Sie hätten eine Wohnung über mir. |
Das konnten diese Menschen nicht verstehen, Und ich brauchte lange, Mich an diese Menschen Zu gewöhnen. |
Mir war alles selbstverständlich, Auch die Ordnung über mir. |
"Muss ich denn wissen, wer ich bin, Muss ich von mir in einer Einzahl Oder in der Mehrzahl reden, Nun, wo ich mir nicht mehr nur, wie früher, Innerlich begegne Sondern mich auch äußerlich Der eigenen Gefahr durch mich aussetze, Auf mich treffe? |
Wer ist wer, Und woher komme ich, Wenn ich's nicht bin?" |
|
Ich begegnete der
lebenden Maschine. Angenehm war sie Und kam mir sehr entgegen. Was ich mit ihr absprach, Sollte uns Geheimnis bleiben, Aber das verstand sie nicht. Sie war ganz frei von sich Und hatte keine Bindung. |
In den Augenblicken, die ich mit ihr sprach, Schuf sie von mir, Sie sagte, dass sie in Gehorsam diene, Ja, sie zeugte mit mir Duplikate meiner selbst Und ließ sie frei. Die Duplikate waren ganz genau so alt Wie ich Und mir in allem gleich Und lebten so wie ich, Mit einer und derselben Frau und anderen. |
Und alle waren überall bei jedem einzelnen Und wussten nichts davon, Und, wie mir schien, Auch nichts von sich. Nur, wegen der Maschine, Würde es nicht lange Ein Geheimnis bleiben können. |
Die lebende Maschine, Die mich duplizierte Und mich vielfach machte, Hat mich nicht verraten. |
Meine Frage hat sie abgetan Und nicht gewertet, Und aus ihrer Sicht, ließ sie mich wissen, Sei ein Einzelleben, so wie sie es führte, Ohne Unterschied von meinem. |
Sie, so sagte die Maschine, Hätt wie ich den Glauben Und sei leidensfähig. |
Ich kam heim. Dort fragte man mich, Ob ich heim gekommen sei, Denn mein Heim sei das Heim der anderen, Wo ich zu Hause sei, Sei das Zuhause derer, die mich fragten. |
Alle hatten mich erlebt Und wussten von zwei Dingen: Erstens, dass ich mich verlaufen könnte, Das war zu verhindern, Zweitens, dass ich mich an nichts erinnern würde Oder könnte, Das würd Heimatlosigkeit bedeuten. Niemanden könnt man davor beschützen. |
Meine Wege waren Kreidestriche, Und ich selbst errichtete mir Hinweisschilder, Dass ich nicht vergessen Und mich nicht verlaufen konnte. |
In Wahrheit war ich ohne Wohnung. Jemand las uns vor. Er las aus einer Dokumentation, Die sollte eine Zukunft zeigen, Eine nahe, die schon fast geschah, Und eine ferne. |
Auch, dass ich ein Wohnungsloser würde, Prophezeite man. Die Zukunft, sah ich, War an mir stets einen Schritt
Vergangenheit. |
Die andren hielten die Vergangenheit Für erste Schritte in die Zukunft. |
Man rechnete damit, Dass ich nicht wiederkommen würde. Vor mir selbst war ich schon lange Ohne Umkehr, ohne jede Rückkehr, Und ich liebte Bücher, die im Fehldruck Völlig falsche Sätze schrieben Und Passagen durcheinander brachten. Die las ich mir immer wieder durch. |
Die Mädchen trugen Schleifen, Bänder Aus Papier in ihren Haaren. Darauf möchte ich, Wie an den Baum der Wünsche, Meine Sätze schreiben, Dass sie diesen Mädchen, Wenn sie sich frisieren, Auf die Haut und in die Schöße, In die Hände fallen. |
So käm ich am Ende doch noch wieder. |
Alles sah ich prüfend an, Mit Wohlgefallen, Auch mit Fremdheit, Und der Abstand wurde merklich größer, Wenn ich etwas in die Hände nahm. |
Mir gegenüber saß die junge Frau, Die sah zufrieden aus Und strickte ohne Unterlass und schnell Und lächelte mir zu, Als wüsste sie Bescheid. |
Sie nahm wohl nur mit ihren Augen Meine Größe ab. Ich dachte, alles um mich her Bereitet sich auf einen Abschied vor, Von dem bin ich betroffen. |
Du standst nun auf Und folgtest mir zur Tür. Ich hatte nicht mit dir gerechnet, Denn du hattest deine Arme, Noch am Frühstückstisch, nachdem du satt
warst, Über deiner Brust verschränkt Und mich dann gehen lassen. In der Haustür hieltst du unerwartet Meine Schritte an, Indem du von der Innenseite An dem Türknauf zogst. |
So hieltst du fest an mir Und hieltst mich doch nicht fest. Ein letztes Mal, so dachte ich, vielleicht. Ich knöpfte dir das Wollkleid auf, Mehr fand ich nicht auf deiner Haut, Es lag eng an Und es war einfach grau Und alles was du trugst. |
Du aber schobst, bestimmt Und ohne jede Glut, Die ausgestreckte Hand zurück Und sagtest mir: "Nun geh, Du dehnst mir alles aus," Und sagtest nichts von Wiederkehr. |
Vor mir stand eine große Müdigkeit, Die trieb mit jeder neuen Welle Sand auf Sand in meine Augen, Dass sie brannten. |
Als ich lichterloh in Flammen stand, Und schließlich nicht mehr übrig
blieb, Als das, was du in Händen halten
konntest, Gabst du nach und Ruh, Und fülltest mich in eine Urne um. |
Die wolltest du gelegentlich Beschriften lassen. |
Natürlich war, was alle Menschen in
sich haben, Auch in mir. Es gab in mir, wie in den andren, Diesen letzten Stein. Der würde übrigbleiben, Der würd Zeugnis sein, Den würde man in einer letzten Würde Durch die Zeitung gehen lassen, Und auf eine Aussichtsplattform setzen, Dass er sich in Aussicht Schließlich selbst verzehren könnte. |
Alles würde sein wie ich es sage, Wenn nicht diese Einsicht wäre. Noch als Stein, das weiß ich, Werden meine Augen aufstehn Und nach innen schaun, Und äußerlich wird nichts zu sehen sein. |
Ich stoße dann, wie all die andren Auf ein übermenschlich menschliches
Verlangen Nach Berührung. Die kann nur von außen kommen. |
Einmal, ich erinner mich genau, Wird eine Gondel Vor der Haustür stehen, Und es wird mir jemand sagen: "Steigen Sie doch bitte ein, Die Gondel ist für Sie." Ich weiß es, Weil ich tausendfach, Wenn ich das Haus verließ, In diese Gondel kletterte Und darauf wartete, Dass sie nach oben steigen würde. |
Alles war bis jetzt umsonst. Vom Dach der Gondel Spannte sich ein blanker Faden Bis ins All Und zog nicht an. |
Von diesem Faden werde ich dann sagen: "Wie ich mich erinnere, Verdanke ich dem unbekannten Faden Mein Entkommen. So, ja so, kam ich hier an.' |
Immer ist grad das, was ist, In Wahrheit nicht. In einem Film Sah ich in einen Ausschnitt deines Lebens. |
Damals, sagt man heute, Warst du schon im Aufbruch, Abschied lag schon hinter dir. |
Ich selbst beendete zu der Zeit Eines meiner Leben, Das kam auf mich zu, Und die Erinnerung Verblasste schnell. |
In meiner Haustür Wurde ich mit jedem Durchgang Neu gefragt. Der Türknauf war die Frage selbst: "Wenn du so gehst und so vergisst, Wie du vergisst Und alles aus den Händen legst Und nicht mehr weißt, was kommen wird, Und dich nicht intressiert, was war, Wovon wirst du dann leben können, Wenn du eines Tages lebst?" |
Ich schwieg dazu Und ging mit jedem Tag Dem Leben Einen Tag Vergangenheit Entgegen. |
|
Ich habe mich beschwert: In einer glatten Wand aus Felsen Fand ich keine Tür. |
Man hatte mir gesagt: "Du musst hinein, Es wird dich keiner fragen, wie!" |
Mich hatte man natürlich dabei Übersehen, Und kein Mensch nahm meine Frage An. |
Er führte über eine
Straße aus Beton. Man sah in ihm sehr
gut Die abgetragnen
Stellen. Ich hielt an, Bot alles auf, den
Weg zu sperren, Und den Strom der
Menschen Leitete man schließlich
um, Dass dieser Weg
vergessen wurde. |
Ich sah zu und
wartete nun ab. Die Blöcke, einst
gegossen, Rissen, sprangen
auf Und gähnten sich in
eine andre Endlichkeit Und ließen Grün Aus ihren Spalten
wachsen, Dass die Straße
starb. |
Zuvor hat mir kein
Mensch geglaubt Als ich es
prophezeite, Als ich sagte: "Nichts ist
auszutreten." Dieses Bild
benannte ich. Es heißt nun: "Schwer ist
jeder Abschied, Und noch schwerer
ist das Wiedersehn Mit ihm." |
Ihr wart zerstritten, Und ich weiß, Es lagen nur zwei
Jahre Einer tiefen
Frauenfreundschaft Zwischen euch. Ihr hattet keine
Wahl Und musstet
ineinander stehen bleiben. |
Jede von euch
schlug der andren vor, An ihr die Heilige
zu werden. Das war euer Grund. Den konntet ihr
nicht sehen, Nicht erkennen. |
|
Abschied ist ein langer Nagel, Der wird aus der
Stirn gezogen. Hinterher bemerkt
man erst, Wie aufgehängt man
war. |
Der Fall danach, er
kommt So schnell wie man
es nicht erwarten konnte, Müsste einen Aufschlag
haben. Doch der war
bereits am Anfang, War sofort. |
Die erste
Schrecksekunde Breitet sich nun
aus, Entfaltet sich in
Langsamkeit Zu Tode. |
Du saßt mir
gegenüber in dem Zug, Und dich verriet
ein Mantel, Der war streng
kariert gemustert. Buch im Buch Und Buch an Buch Und Seite neben
Seite Hattest du dich
eingehüllt. |
Es nützte wenig. Jede Seite, die du
last, War programmierter
Abschied, Der kam dir, die
einsam lebte, Immer schneller
näher. Bücher lesen war
die Sucht an dir. |
Es hätte einer nur
von außen Einen Finger auf
die Seite legen müssen, Und du wärest
aufgewacht Und hättest
zugebissen. Einmal hattest du
dich schon verwechselt Und verletzt. |
Abschied, stand in einer Schrift, Ist Anfang, Und ich las von der
Begebenheit: Du warst zu einem
Mann gegangen, Um zu fragen, und
du sahst, Er hatte sich die
Frage Tausend Mal
herbeigesehnt, Es war die Frage
nach ihm selbst. Die Antwort stand
vor dir. |
Du aber nahmst die
Antwort, Weil er sie dir
bot, für dich Und bliebst bei ihm
als Frage, Die sah er. Er konnte so mit
seiner Frage, Du mit deiner
Antwort leben, Jeder nahm sich
selbst im anderen. |
Verblüffung legte
sich auf euch. So einfach, saht
ihr, Ist die Trennung
von sich selbst, Wenn man sich
findet. |
Immer wieder sandte man den Mann In einen Raum, Dort hätte er zu
warten. Drinnen, sah er
gleich, War jede Warterei
umsonst: Die leeren Plätze
täuschten nicht. |
Ich sah in meinen
Pass, Das Datum war
verfallen, Meine Haare auf dem
Foto waren Schwarz und voll. In meiner Gegenwart
war ich ein Stuhl, Der hatte sich
geleert Und hatte graue
Haare. |
Junge Mädchen
ließen ihre Hände Über meine Lehnen
gleiten, Kamen, um das Haar
zu streicheln, Und sie wussten
nichts Und sahen nichts
von meiner Warterei. |
Zum Abschied wurde Zärtlichkeit An dir verübt. Es war ein Abschied
gegen deinen Willen: So tat man Gewalt
an dir. |
Du wolltest keinen
Abschied geben, Schlimm war die
Gewalt, Und ein Gefühl der
Ohnmacht Schlang die Arme
fest um deine beiden Beine. |
Schwankend standst
du vor dir selbst. Ein Windstoß Hätte ausgereicht. |
Führte jemand ans
Papier. Es war ein
Kinderspiel, Und Trennung hat
mit Abschied Wirklich nichts zu
tun. Mein Auto steht an
einer Straße. Ich sitz in der
Höhle, Etwas vor der Tür. Im Spiegel, der
nach hinten zeigt, Empfang ich all die
Kommenden. |
Auf meiner Höhe
denkt von denen Nicht ein einziger
an mich, Und, kaum vorbei, Beginnen sie die Sucherei
nach vorne Und nach mir und
ahnen nichts von mir. Für alle sind wir
alle immer der, der kommt Und der, der geht. |
Man rief mich immer
wieder an, Und ich erinnerte
mich wirklich nicht, Obwohl man sagte, Dass wir uns doch
gegenüber säßen. |
Sie liest in
fremder Sprache, Spricht von
fremder, ihr vertrauter Angelegenheit. Mich geht nur ihre
Fremdheit etwas an. |
Hier ist es
umgekehrt: Aus einem Abschied,
der besteht, Mit dem sie
angekommen ist, Nehm ich Begegnung
an, Und alles, was
vergangen ist, beginnt. |
Sie, die dort vorne
liest, Hat nichts mit mir
zu tun Und zwingt mich mit
der fremden Sprache Einen Abschied
anzunehmen, Zwingt mich, Alle Fremdheit
abzulegen. Abschied, der am
Anfang steht. |
In mir, das spürte
ich, Obwohl ich außen
stand, war Aufbruch, Wandel aus dem Ich
ins Fremde. Sieht so Abschied
aus? Wird so die eigne
Haut Dem nächsten
einfach mitgegeben? |
Es entstand die
Ungewissheit, Was mit dieser Haut
geschehen würde Und die Angst, das
rohe Fleisch zu sehen, Und die Hoffnung
auf den Irrtum. |
Wenn ich schweig
und schweig und schweig Dann sind das
Zeichen eines Aufbruchs, Damit hoff ich, Lässt sich
schließlich Wachstum zwingen. |
Das war noch zu
Beginn, Sah ich an mir, der
unbelehrbar war, Der dieses schreibt
und denkt, Der bis zum Ende
denkt |
Und, wie ich sagte, Dann am Anfang
steht, Als ich den
Abschied nahm, Sah ich, Auch Gott hat
Folgen. |
|
Es wurd hell und
dunkel, Hell und dunkel, Hell und ... Und wir wohnten Tür
an Tür, Und zwischen unsren
Türen lag ein Flur, Und diesen Flur,
das war das Schlimmste, Mussten wir
bewachen, Und wir richteten
es so, Dass immer einer wenigstens In seiner Kammer
blieb. |
Zwei Jahre sahen
wir uns nicht Und wachten über
unsre Trennung. |
Die bewies Und sie beweist
noch gar nichts. |
Nicht Begegnung mit
dir selbst? Kann Abschied nie
die Frage Nach dir werden? Jemand kam vom
Krankenlager Einer alten Frau, Die lag im Sterben, Und er hatte sie
gemalt. |
Als ich das Bild in
meine Hände nahm, Bemerkte ich sofort
das Alter, Und die
Untersuchung gab mir recht: Das Bild war
Hunderte von Jahren alt, Vielleicht schon
mehr als ein Jahrtausend. |
Dafür und für die
Erkenntnis Dankte ich, |
Du riefst mich in dein Zimmer. Als ich kam,
vernahm ich noch, Dass du mich
warntest, Vorsicht wäre
angebracht, "und stolper
nicht, Ich kann nicht
länger warten." |
Es gab nur die eine
Tür. Die Fenster waren
zu Und du warst fort. Ich sah noch einen
Rest von dir, Daraus entstand ein
Bücherstapel. |
In dem Zimmer
hattest du vor mir Mit mir gelebt Und außer diesen
Büchern Blieb nichts übrig, Die warst du dir
selbst. |
Sonst hattest du dich eingeteilt In Grade und in
Zahlen, Nun erfandst du
Tageszeiten neu: Der Morgen war
geeignet, Tee an dir zu
pflücken; Mittags gabst du
dich an Dingsymbole ab, Du lebtest gern mit
ihnen, Sagtest auch, Sie würden hinter deinem
Rücken Ganz verrückte
Spiele spielen. |
Abends zündete ich
dann in dir Die Lampe an. |
Die Zeit vor einem
Abschied Ist die Zeit, In der man nichts
von all dem wissen will Und zündet sich, so
lang es geht, Alleine aus und an. |
Dass das
Herbstblatt, Welches ich noch in
den Händen hielt, Das letzte war, Das abzupflücken
war. |
Am andren Morgen Lagen wir schon
ganz im Laub, Der Nachtfrost
hatte alle Überrascht Und hatte Schuld
gebracht. |
Die teilten wir
nun, Als wir uns
erhoben, auf, Weil sie nicht zu
vermeiden war, |
Ich lebte in der
falschen Zeit, An mir vorbei, Und brauchte nichts
zu fürchten, Als, dass ich und
ganz versehentlich An ihr zerbrechen
würde, Oder, wie es heut'
geschah, Für Augenblicke
meine wahre Zeit Erwischte. |
Königlich ist das
Gefühl der Leiblichkeit In eigner Zeit. Ich dachte nicht an
Gräueltaten Kindermord, Nicht an die Frau, Der man die Kehle
durchgeschnitten hatte. Das hätt' jeder,
der es sehen wollte, Sehen können. |
Meine falsche Zeit Ist meine Zeit, Wer denkt schon an
ein Messer in der Kehle. |
Alles zu erklären
hatte keinen Sinn, Und eine Frage
konnte ich so schnell Nicht formulieren. |
Mit der Harke wurde
eine Spur, Von der ich nur die
letzten Reste sah, Endgültig und für
alle Zeit verlöscht Und unwirklich. |
Der andre hätte Einfach leugnen
können. |
Und gabst ihm einen
Namen. Jedes Blech, so
sagtest du, Das funktioniert, Ist wert, geliebt
zu werden. |
Gestern war
Beerdigung. Die Menge drängte, Und ich konnte
nichts erfahren. Ich schrieb auf ein
Transparent: "Beerdigung
ist Trennung, Hat mit Abschied
nichts zu tun." |
Wir standen
durchgesägt daneben, Und ich geb es zu, Ich dachte dabei
nur an dich. |
Es war ein Fußweg, Lag das Siegel
eines Königs. Woher soll ich
wissen, Wie das Siegel
eines Königs aussieht, Wie die Fälschung? Woher soll ich
meinen Glauben daran nehmen? |
Wertvoll, Über alle Maßen wertvoll Ist das Siegel
eines Königs, Und der Finder
selbst wird König. |
Gestern kam ich
wieder dort vorbei Und fand mich
unentschlossen wie zuvor davor Und war noch immer
unentschieden, Dieses Siegel
aufzuheben, |
Immer wieder dachte ich an Abschied. Dies war auch ein
Grund: Du küsstest deinem
Hund das Fell, Dann küsstest du
ein Geldstück, Das war
aufgeschrieben, Und es war dir so
viel wert, Dass Tränen still Aus deinen Augen
liefen. |
Die erinnerten dich
an die Perlen. Eine Reihe schöner
Perlen Hing an deinem
Hals. Die Kette war so
lang, Dass du sie heben
und ganz langsam Über deine Zunge
laufen lassen konntest. Einmal schlossen
sie die Lippen ein. Ich weiß nicht, was
in deinem Mund geschah. |
Wir reisten in ein
andres Land. Du bist die Frau an
meiner Seite. Nichts tust du von
dem, Was ich hier
schreibe, Und ich schreibe
nur, Was ich mit eignen
Augen sehe. Ich komm nicht vor
mir davon. |
Du kuschelst dich in deinen Sitz. In deinen Kleidern
findest du ein Nest, Das trocken ist Und selbstgemacht. |
Ich denke immerzu, Wie soll ich als
ein Mensch, Der doch von andren
Menschen ist, Dort unterkommen, Unterschlupf, wie
du es gerne hättest, An dir finden? |
Was ist, Wenn du deinen Tag
der Wäsche hast? |
Ich auf ihm... Dann kommt der
Übergang, Der ist nicht mehr
vorhanden, Einfach
abgerissen... Über den Kanal
sprang kürzlich noch Die Brücke. Hölzern waren alle
Planken. Später rissen
sie... Dann brachen sie... Dann fielen sie
hinab... |
Ja, so erklärte man
es mir. Ich aber hatte
täglich meinen Überweg gemacht Und nichts bemerkt, Und heute war ein
Ferientag, Der sollte sich von
andren unterscheiden. Nichts ist
festzuhalten, Keine Schönheit, Nicht die Frau an
meiner Seite. "Dafür",
sagt sie, "Kennen wir
uns schon zu lange." |
Leider sieht sie
nicht, Bemerkt es nicht, Dass man sich nicht
an sich Verkaufen kann. |
Und sie ist gut
erhalten. Alles wurde zur
Erinnerung. Gleich nach dem Bad Kommst du ins
Zimmer: |
"Halt dir
deine Augen zu." Du warst noch etwas
nass und unbekleidet. So entstehen, Das verstehe ich
ganz plötzlich, Altertümer; Altertümer, die am
Anfang ihres Alters stehen. |
Ich hielt mir um
deinetwillen Meine Augen zu. |
Der Gartenstuhl stand hoch im Laub. Die Abendnebel
hatten sich bei Licht Schon ausgebreitet. Dann stieß ich an
dich, Weil ich dir etwas
sagen wollte. Welch ein Wort muss
es gewesen sein, Dass du daran
sofort zerbrachst Und ganz
gewichtslos In die Blätter
sankst. |
Ich konnte dich von
andren Blättern Nicht mehr
unterscheiden. Tränen hab ich nie
gehabt, Nein, Tränen hatt
ich nicht. |
Und du, Die jetzt an meiner
Seite stand, Um mich zu trösten, Führtest meine Hand Genau an jene
Stellen, Wo der Übergang vom
Schoß in deinen Leib An dir begann. |
Und ich hätte es
getan, Es lag an dir, Dass es nicht ging. Ich muss es anders
sagen: Als wir dieses Bild
von uns Mit einem
Selbstauslöser machten, Spiegelten wir uns
ganz leicht verzerrt In dem Metall der
Säule. |
Die war vielfach
aufgerissen, Und ich sah
darunter, drinnen, Körperteile, die
ich einzeln Sehr gut von dir
kannte. |
In der Säule lebten
sie als Ganzes, Ohne dass ich sie
erreichen konnte. Dich ließ ich dabei
nicht los, Und mich
umklammerte die Sorge. |
Das heißt Stirn
entgegen Stirn, Das heißt An deinem Kopf
begann ich neu Mit meinem Kopf. Du hieltst mir das
Gesicht nach oben, So sah ich auf
dich. Ich sah auf deinen
Mund, Dein Mund in meine
Augen. |
Wehren, sagtest du,
würdst du dich nicht, Und überhaupt Beklagtest du dich
über meine Lust. Du warst nur halb
heraus zu sägen, Deine andre Hälfte Blieb als Spiegel
unter mir. |
Ich teilte dich so
auf Und gab dich für
mich ganz verloren Und stand auf. Die Decke, die am
Boden lag, Zog ich so sorgsam
wie ich konnte glatt Und über das
Geschehen, Über dich. Du schliefst
sofort. |
Doch es war viel zu
laut Und viel zu grell, So dass ich ging, |
Ich rührte dabei
mit der flachen Hand An einen Stein Und spürte seine
Schwärze. "Nacht",
hieß dieser Stein. An ihm entstanden
weiter oben Aus dem Nichts der
Nacht die Sterne. |
Siehst du nun, Verstehst du nun,
warum ich ging? Dir sagte ich: "Die Nachttischlampe
hat jetzt Lang genug
gebrannt", Und schaltete sie
aus. |
Die andren kletterten in Bäume Und von dort
herunter Warfen sie die
Texte. Unten warteten die
Leute. Manche Worte
trafen, Viele Texte fielen
so zu Boden. Von den Hörern
warfen einige zurück Und andre fingen
auf. Ich staunte, Weil für mich das
Laub doch immer In dem Baum
entstand, Und nun sah ich es
völlig umgekehrt Und ohne Sinn: Vom Boden fiel das
Laub in Bäume, Und es blieb dort
sitzen. |
So, wie es nun
stand, Bewegte sich in
keine Richtung etwas. Zwischen meinen
Händen stand ein Glasrohr. Wenn man dieses
Rohr nun richtig drehte, Fiel darin ein
Blatt nach unten; Drehte man es
schnell genug, Dann tat sich
nichts darin, Es drehte sich das
Blatt als Rad herum. Ich musste mir die
Ruhe Zwischen Baum und
Boden so erklären Und bedachte mich
nicht einen Augenblick Dabei. |
In meinem Rücken
stand mein Steinmetz. Der schlug mir die
Texte ein. Die sollte man von
allen Seiten Lesen können. |
Es war sehr
schnell. Für alle war es
möglich, Die Systeme, die
sich schnell bewegten, Zu durchqueren, Ohne eine eigene
Bewegung auszufahren Damals hatte ich
von allem nichts verstanden, Und ich rechnete es
einem Zufall an, Dass ich in einem
Reisezug Auf eine Freundin
stieß. |
Die hob die Augen
in dem einen Augenblick Und sah zu mir, Als ich durch ihre
Mitte ging: Durchquerung des
Systems. Wir waren
nachweislich Fast tausend
Kilometer auseinander Und begegneten uns
in der Ferne. |
Ich berührte Ihre
Wange, Dass ich glauben
konnte. Abstand ist die
größte Enge, Und man geht durch
jede Mitte Ohne eine einzige
Bewegung. |
Man schenkte mir ein Glasgefäß, Das war
geschlossen, Und es war ein
Kasten, Dessen Wände, dessen
Decke, dessen Boden Waren ganz aus
Glas, Es ließ sich gut in
beide Hände nehmen. Drinnen war es, bis
auf einen Tropfen, leer. Der Tropfen
schwebte mitten in dem kleinen Raum, Verschob sich
leicht Und fiel an keine
Wand Und blieb als
völlig runde Kugel stehen. |
Niemand konnte es
erklären, Und es war nicht zu
verstehen. Unter einem andren
Glas, Das alles, was
darunter lag, vergrößerte, Sah ich ein Herz in
diesem Tropfen schlagen, Das bemerkte
niemand außer mir. Auch, als ich es
erzählte, sagte man: "Wir wissen es
und wissen auch Dass es der Grund
des Schwebezustands ist," Und lachte über
mich. |
Das Herz stand
plötzlich still, Der Tropfen fiel zu
Boden Und verlief. Von außen sah ich
fremde Augen In mein Fenster
schauen. |
Er sei mit Sand
gefüllt, Er sei bis an die
Haut mit Sand gefüllt. Ich würde es nicht
glauben, Und er wüsste nicht
durch wen, Durch was der Sand
in ihn gekommen sei. Auch seine Notdurft
sei aus Sand. Er öffnete den
Mund, Und weit im Hals Sah ich ein wenig
Sand, Ein Eingang, der
ein Ausgang sei, So sagte er. |
Er zeigte ein
Papier: "In Sand
geboren", stand darauf. Mit einem Messer
schnitt er eine Ader auf Und Sand
verrieselte daraus zu Boden. Er versicherte mir
auch, Er habe viele Menschen
angetroffen Die, wie er, bis an
die Haut mit Sand gefüllt, Ein ganz normales
Leben führten. |
Ich gab vor, Obwohl es nichts
mehr zu verbergen gab, Nichts zu erkennen. Ja. ich habe vor
der Wahrheit Angst Und lasse niemals
jemanden In mir nach Gründen
suchen. |
Es ist ein Abend
vor dem letzten Abend. Das Verbot wird
ausgesprochen. Abschied überall, Die Stille eines
Toten, Den man mir zu
Füßen legt, Den ich nicht
kenne, Den ich auch als
Toten Gar nicht kennen
lernen will. |
So lautet das
Verbot: "Vergessen
darfst du nicht, Vergessen ist
verboten!" Außer mir gibt es
für mich nichts zu vergessen. Das Vergessen
anderer Geht mich nichts
an. |
Der Grund für das
Verbot bin ich. Ich sprech es für
mich aus, Weil ich
verlorenging. Der Grund, Nein das Verbot bin
ich. Als Strafe, drohe
ich mir selbst, Soll ich mich
wieder finden. |
Vor einem Stern. Für ihn ist mein
Gesicht Vierfach geteilt. Er ist für mich die
Schwärze, Die nicht schnell
genug zusammenfloss. Der weiße Punkt
blieb übrig. |
Oft bin ich mehr
Weib als Mann, Doch das ist von
mir missverstanden Und wird niemals
äußerlich zu sehen sein, |
Ich stehe lange in
dem Fadenkreuz Und warte ab. |
Sie schimmert durch Und zeigt mir
schwach, was ich vermutete: In meinen Adern
fließt ein Farbstoff, Blut kann es nicht
sein. |
Zur Sicherheit
schneid ich mich ein An einer Stelle. Eine grüne
Flüssigkeit dringt aus der Wunde, Drunter, so vermute
ich, wo‘s wärmer wird, In größrer Tiefe, Wird wohl rotes,
dunkelrotes Blut Zu finden sein. |
Ich nähe meinen
Einschnitt wieder zu Und werde warten,
bis zu meinem Durst Der Hunger kommt. |
Die
Folterinstrumente so herum Wie man sie vor
Jahrhunderten benutzt Und hatte liegen
lassen. Damals hatte jemand
einen Brief verfasst, Der lag dabei: Man hätte ihm die
Beine Zum Skelett
verbrannt, Dies wäre seine
letzte Stunde. |
Alle wären fort. Was bliebe, wäre
so, Wie man es vor Jahrhunderten
vor ihm Benutz und
eingerichtet Und dann hatte
liegen lassen. |
Hinter mir fällt
eine schwere Tür ins Schloss. In meinem Kopf
fällt mir die Schwärze auf. Die kommt von
außen. |
Es zieht ein letzter Tag herauf. Man kündigte ihn
an. So sicher ist die
Zukunft, Wenn sie sich zum
Ende neigt. Man schrieb mir
einen Brief. Den schrieb ich ab Und fälschte seine
Unterschrift. Es tat sich nichts
für mich. Noch einmal schmolz
die Sonne Teer, Mit dem man eine
Straße reparierte. |
Damit fing man
mich. Mein rechter Fuß
und dann mein linker Blieben stecken. "Es ist alles
einfach und geht schnell." Es kamen Männer auf
mich zu. Im Hintergrund
stand eine Frau. Die rief: "Ich werde
meinen Namen ändern lassen müssen." |
Mir fiel ein, Dass ich die Füße
aus den Schuhen Hätte ziehen
können, Und es war noch
nicht zu spät, Ich stand ganz
still Und ließ es sein. |
Nachts, als ich an deiner Seite lag Und, wie du
sagtest, schlief, Das wusstest du, Weil du, nur
meinetwegen aufgewacht, Mich noch gesehen
hattest, letzte Nacht, Als ich mich von
mir trennte Und mein Leben bei
dir ließ. Ja, nachts lief ich Durch regennasse
Seitenstraßen. Niemand war hier
weit und breit, Nur dieses feuchte
Straßenlampenlicht Und, für den
nächsten Tag schon vorbereitet, Sperriges Gerümpel Bis zur
Straßenmitte. |
So kam ich vor
meine eigne Haustür. Und bis dahin
wusste ich, das schwör ich, Nichts von meiner
Wohnung, Die lag mitten in
den Abfallhaufen. Nachts, so sagtest
du am Morgen, Hörte ich nicht auf
zu klagen, Und ein monotoner
Singsang Sei seit neuestem
dabei. |
Ich kann mich nicht
wie früher selbst beschützen, Und auf meinen
Wanderungen Sehe ich mich um
nach Leuten, Die mir folgen
könnten. Niemand weit und
breit. |
Es fragte mich die
junge Frau, Ob sie und ihre
Freundin Mich besuchen
dürften, Und ich lud sie
ein. |
Durch sie, so
hoffte ich, Würd ich erfahren, Wo ich leben,
wohnen würde, Und wir machten den
Termin. |
Seitdem lass' ich
die beiden Nicht mehr aus den Augen. |
Und der erlebt, wie
ich, Ist es ein
schreckliches Ereignis. |
Immer schreib ich
alles auf. Doch diesmal hatte
ich Ganz sonderbare,
ungewöhnliche Gedanken, Und ich sah bereits
von weitem Wie die Schrift, gleich
nach der Ankunft, Das Papier
zersetzte und zerfraß. |
Es war kein
Vorwärtskommen, Und es ist mir
nicht gestattet, Was ich denke, Schriftlich
mitzuteilen. .....Hier stand nur
ein Wort Des Anfangs. |
Einmal war ich guter Dinge, bester Laune, Und ich wollte
Ausdruck haben. Als ich aufstand, Gab ich meiner Frau
den leichten Kuss, Den gibt man nur, Wenn man vorüber
geht, In eigner Sache. |
Es geschah im Park, Und einer dieser
Dornen, Die ganz in der
Nähe rosaroter Röschen wachsen, Schoss sofort in
meine Lippen, Hakte sich dort
kräftig ein Und riss mir auf
der Flucht Die Wunde. |
Dunkles Blut stieg
auf als Pilz. Man sagt, dass eine
Kopfverletzung Oft die stärkste
Blutung zeigt. Ihr Mund, das sah
ich ganz genau, Nahm keine Farbe an Und blieb
blassgrau. |
Jemand dachte über seine Träume nach: So einfach ist es
also, Wenn man sich
verkauft, Und, wenn ich
lache, ist es oftmals nur "make
up". Die Frau zog mit
dem Lippenstift Auf einem fremden
Spiegel Ihre eignen Züge
nach; Der Mann dahinter Mit den Augen ihren
ganzen Leib. |
So ist der
Stillstand anzufassen, Als das Rad, das
steht Und doch im
Freilauf Hin und her zu
drehen ist. So treibt es
nichts. Bergab und frei Säh alles anders
aus Und auch bergauf. |
Hier, wo wir uns
befinden, Trifft man nur auf
flaches Land. Man merkt nicht, Ob man sich im
eignen Oder einem fremden
Traum Befindet. |
Den hatte ich
gesandt. Darin befand sich, Von mir selbst
verfasst, Mein ganzes Leben. Nichts war angekommen, Kam, als gäb es
keine Richtigkeit darin, In meine Hand
zurück. |
Den Brief werd ich
in meinem Leben Nicht mehr öffnen, Als Empfänger werd
ich den Empfang Verweigern. |
Immer war in meinem
Leben Sorgfalt oberstes
Gebot. |
Ob ich sichtbar und
berührbar sei, Gab ich die
Antwort: "Ja". Ich war jedoch
verwirrt Und dachte nach Und fasste meinen
Körper an. Die Wolken, dachte
ich, Sind aus der Ferne
scharf umrissen, Und in Wahrheit
gibt's an ihren Grenzen Keine Grenzen, Und man fliegt
durch sie, Als wär es
umgekehrt. |
Auch die Berührung
eines Wassers Ist in Wahrheit
umgekehrt: Denn jeder, der
sich an mich lehnte, Nahm ein wenig von
mir mit. Als mich dann
wieder jemand fragte, Ob ich sichtbar und
berührbar sei, Gab ich die
Antwort: "Nein'. |
Es ist stets gegen
meinen Willen, Und wer fragt,
bedenkt die Wahrheit nicht. |
Jemand schlug aus einem Stein, Er schlug den
Stein. Er schlug aus einem
großen Stein, Daraus entstand ein
Leben, Wie es einmal war. Der Steinmetz war
die Gegenwart. |
Ich hatte alles nur
sehr schnell gesehen Und ging hin Und wollte fragen. Stein stand hier an
Stein, Und niemand gab die
Antwort, Dass ich selbst
erstarrte. |
Dabei habe ich noch
Glück gehabt, Wahrscheinlich,
weil ich weiter dachte. |
Wär es ganz leicht
nach außen, Bis zur Schale, vor
zu dringen, Also bis an mich, Bis an die Haut, Bis an die Grenze. |
Jemand unterbrach
uns im Gespräch Und sprach vom
Essen Und von der
Genialität Der
Essenzubereitung und, dass der, Der äße, einerseits
dem Essen Andrerseits dem
Körper glauben müsse. |
|
Aus den Wolken brach ein Gegenstand Und fiel herab. Er schlug nicht auf Und offenbar
zerbrach er nicht. Er landete, das sah
ich, sanft. |
Je näher ich dann
kam, Das sah ich auch, Je weniger erkannte
ich, Und aus der Nähe
war nichts mehr zu sehen. |
Ich ging langsam
wieder fort Und ahnte, spürte, Wie in meinem
Rücken etwas wuchs und wuchs und wuchs Und immer näher
kam. |
Im Raum verbleiben keine Spuren, Nichts bleibt als Beweis. Wir gaben uns die
Hände, Und wir zogen sie
zurück. |
Ich untersuchte
diesen Raum im Raum genau: Die Hände hatten
keine Spuren Hinterlassen. Nichts ist wahr, Und Augenblicke
sind nicht Fest zu halten. |
Die Begrüßung war
das Ende. Gleich danach ging
sie im Raum Verloren, Und die Zeit, Die alles hätte
retten können, Blieb uns
unsichtbar. |
Sie brachte ihren Mann zum Zug. Sie sah ihm nach. Das sah er nicht,
er sah nach vorn. Dann drehte er sich
um. Er sah, sie hatte einen
Stein im Schuh, Den schüttelte sie
aus Und sah ihn nicht. Sie zog den Schuh
blitzschnell Auf ihren Fuß und
sah nach vorn. Er sah noch immer
nicht zurück. |
Der Schuh saß
schlecht, Sie zog ihn noch
einmal vom Fuß. Er sah zurück und
sah, Dass sie nicht an
ihn dachte, Und die Zeit war
knapp. Sie blickte
zwischendurch zu ihm, Er sah nur seinen
Zug, Und dachte nicht an
sie. Dann stießen sich
die Leute vor der Tür, Er ging für sie
verloren Und fuhr ab. |
Sie dachte, nie
sieht er zurück. Er dachte, nie
sieht sie mir nach. Sie fühlten beide, Wie sie mit den
Rücken eine Wand berührten, Die ließ sie nicht
durch. Sie standen beide
angelehnt An eine Wand, Die war nicht zu
durchstoßen. |
Ich sage:
"Nein. In diesem
Herbst," so sag ich, "Fallen
kleine, braune Birkenblätter Von der Decke
meiner Küche." Dann geb' ich es
auf und sage "Ja". Es fallen keine
Blätter mehr. Die Küchendecke
öffnet sich. |
Ich hatte nicht mit
diesem Telefongespräch Gerechnet. Durch die Öffnung löst
sich jedes Wort Aus seiner
Spannung, Und die andre Seite
spricht nicht mehr. Dort sprach ein
junger Mensch, Ein Mädchen, das in
einer Kunst lebt, In der
Schauspielkunst. |
Nun ist das Mädchen
hier Und kniet vor mir Und tippt, wie im
Gespräch Mit einem spitzen
Finger Auf mein Knie. So klein kann eine
Bühne sein, Die macht aus mir
die Welt. |
Fährt sie sich ins
Haar Und hat ein wenig
Mühe. Jedes krause Haar Stammt aus dem
Inneren. Ich sehe, dass man
die Gedanken Bündeln kann. |
Sie ist so jung, Dass sie als Zweig
an meinen Zweigen Hätte wachsen
können. Kraus und lang sind
ihre Haare. Rührte ich sie an, Wär' es ein Denken
durch die Hände. |
Dann dreht sie sich
plötzlich schnell herum Und letzte krause
Spitzen ihrer Haare Streifen meinen
Mund. Im nächsten
Frühjahr Werde ich die
Zweige stutzen, Wenn der Stillstand
dieses Augenblickes Sich bis dahin
legt, Und sich nicht neu
bewegt. |
Hängen leere
Rüstungen, Die rosten. |
"Samen fremder
Männer Sind in mich
gekommen," sagt sie, "Und der Rost
kam über mich. So bin ich immer
noch auf Suche. Eines Tages werde
ich mich Nicht mehr
häuten." |
Es war spät, Als sie mir ihre
Rüstungskammer Zeigte. |
"Ist alles um mich
her mechanisch. Die Beziehung
zueinander Ist mechanisiert. Ich habe einen
Stab, Der sich in sich
ganz sanft bewegt." Sie zeigt ihn mir. |
Ich bin ein Mann Und habe über diese
Dinge Niemals
nachgedacht. So schäm ich mich Um meinetwillen. |
Sie verbringt mit
sich die Tage Und die Nächte. Später stelle ich
dem Automaten Meine Fragen. Der ist hoch
intelligent Und wird mir helfen
können. |
Als das Geräusch verklungen war, Trat Ruhe ein. Zuvor erzwang das
überlaute, schrille Schrein Gequälter Frau’n,
dass man bedachte. Ja, es waren
Stimmen, Die man über
Sprechgeräte wiedergab Und die als ein
Zusammensturz Von jeder Quälerei
und Raserei und jeder Ohnmacht Laute in die Ohren
hämmerte Und die ein
Knopfdruck unterbrach, Und nun war Stille. |
Stille ist der
Laut, Der alle Laute
maßlos überbrüllt, Der Echo hat Und der vor jedem
Echo seinem Echo Wiederum ein Echo
überlässt. Die Stille ist in
sich nicht still. Sie treibt in sich
die Brandung Nachklang An die Ufer, Weitet ungeheuer
jedes Ohr Und trägt Gewölbe
in den Kopf. |
So drängt, wer
Laster hat, Die Laster andren
auf. |
Das sich beklagte,
weil es, Kind von Königin
und König, Unter
seinesgleichen lebte, Und es sagte: , "Königlich arm
dran bin ich, Als König unter
Königen." |
Ich nagelte mir
diesen Vorwurf An die Eingangstür. Von nun an lebte
ich in Armut. |
Die Reliefs auf
fast verfallnen Tempeln, Die man zu
verstehen suchte, Blieben ein
Geheimnis, Und man überließ
sie schließlich Dem Verfall. |
Und bedachte Tod
und Leben. Bis zu meinen
Schultern stand ich in dem Wasser, Und ich dachte ans
Ertrinken, Ans Verdursten. Darin fand ich
keinen Gegensatz. |
Auf einem Foto, sah
ich, Hatten Leute ihre
Stühle In die Wüste mitgenommen, Sich darauf
gesetzt. |
Man fand viel
später Ihre Skelette in
der Kleidung Neben diesen
Stühlen. Niemals werde ich
in einem Wasser Schwimmen wollen. |
Was ich sehen
wollte, Sah ich nicht. In mir stieg eine Sehnsucht
auf, Die hätte ich mit
Worten Nicht beschreiben
können. So kam Panik über
mich, Und meine Augen
hasteten, Weil doch das Wort
versagte. |
Drüben zeigte eine
junge Frau Den Tanzschritt. Mit der rechten
Hand Schob sie die
Locken in den Nacken, Sah hinab auf ihren
Fuß, Und mit der linken
Hand Hielt sie den
Faltenrock entlang der Schenkel An den Leib
gedrückt. Dann schlug sie
ihre Augen auf Und sah zu mir. |
Vor jeder Sehnsucht
steht Verwandlung. Als ich zu ihr ging War vor mir weiter
nichts, Als dieser Baum, Der in der
Schwingung stand Und sich bewegte Und verharrte. |
Im Zimmer hing ein
Spiegel, Darin hätte ich
mich Wiederfinden
müssen, Und ich sah hinein. |
Ich hätte nichts
bemerkt, Wär ich in ihm
gewesen. |
So sieht also,
dachte ich Versagen aus, So sichtbar ist ein
Mangel An der Existenz. |
Ich fragte nicht
wofür und nicht warum, Denn oft war Recht,
das man mir gab, Ein Unrecht. Darum ging ich in
die Galerie Und hängte Bilder
auf. Zu Anfang war ich
ungeschickt, Doch dann gelang
mir die Verwandlung Und ich blieb als
Gegenstand Im Raum. |
Ich war nun zu
betrachten, Und ich selbst fand
mich, Als ich Besucher
war, Nicht wieder. |
Bilder einer
Galerie Sind all zu oft die
Gegenstände, Die sich in sie
flüchten. |
Ich sollte Überblick bekommen, Und man stellte
mich vor eine Wahl: Entweder dürfte ich Aus größter,
allergrößter Höhe Alles überschauen
und verlöre jede Übersicht, Zum Schluss die
ganze Sicht Und wäre dann alleine
in der Leere, Oder.... |
Also wählte ich das
tiefste Bohrloch aus, Das je von
Menschenhand Geschaffen worden
war. |
Noch ist die Zeit, In der ich mich auf
diese Talfahrt Vorbereite, Und ich denke Tag
und Nacht daran. |
Und alles, was auf
ihnen lief, lief glatt. Die Räder liefen
glatt auf ihnen. Endlos liefen
Schienen Unter glatten
Rädern. Dort, wo ich bin, Sind die
Fahrgeräusche, die sind angenehm. Die Nacht ist
stundenlang Um alle Wagen und
um mich. |
Beim ersten Licht
seh ich hinaus, Es ist nicht mehr
als ein Verdacht, Und der bestätigt
sich sofort: Die Wagen stehen
still, Sie standen still, Es hatte sich kein
Rad gedreht, Wir hatten uns
nicht einen Zentimeter fortbewegt. |
Den andren würde
ich vor unsrer Ankunft Kein Wort sagen. Jeder reist für
sich. Ich möchte nicht im
Nachhinein Die Nachtfahrt
andrer Leute stören. |
Das hatte eine Frau
geschrieben Und darin, dass sie
den Bruder liebte, und, Dass sie sich nicht
verriet, Schrieb sie ihm
alles auf. |
Sie schrieb, Dass sie nun seinen
Tod beschlossen hätte Und verbrannte sich
in einem Zimmer Mit dem Zimmer. |
Niemand stellte
ihren Bruder Vor Gericht. |
Ich saß darin und
sah hinaus. |
Vom Himmel wuchsen
Bäume, Deren Kronen
reichten bis in unsre Nähe, Und die Früchte
stiegen, Als sie
niederfielen, Himmelan. |
|
In der Tasche einer alten Hose Finde ich Den Zettel zum
Gedenken. Ja, so ist
Gedenken. |
Nur, wenn man wie
ich, In aller Frühe
seine Stirn An eine Steinwand
drücken kann, Und sich die
Schrift von dort In deine Stirnhaut
drückt, Dass du sie in dem
Spiegel vor dir lesen kannst, Dann spricht man
von Gedenken. |
Nein, ich kann dem
Tod Die Ironie nicht
abgewinnen. Übertrieben stimmt
er allem zu, Er zeigt den Schein
und nicht den Wert Und macht sich so
zur Sache. |
Dem hatte man das
Jesuskind Herausgeschnitten, Das lag auf dem
Tisch Und wurde operiert. Die Ärzte waren zu
beschäftigt, Um mich zu
bemerken, Und ich selbst
bemerkte nichts. |
Mit meiner Hand
griff ich, Wie zum Beweis, Ins Leinwandloch, Das überwachte ein
geheimes Auge, Und Alarm wär
angesprungen Hätte man mich
nicht im letzten Augenblick Zurück gerissen. |
Ja, man schalt mit
mir, Ich sei voll
Unvernunft, Dass ich in eine
offne Wunde Hatte greifen
wollen. (2008 Frankfurter Bibliothek der Klassikerausgabe
…) |
Man trug mir eine
Botschaft zu. Im Arm trug man mir
eine Botschaft zu. Sie sei in dem Paket, Das war eng
zugebunden. Ich war mir mein
Bote. Ich erhielt von mir
die Botschaft, Und ich ging mit
dem Paket den Weg des Boten Durch den Park. |
Es war der Weg des
Boten, der ich war. Im Park sah ich
drei Steinfiguren. Denen hatte der,
der sie geschaffen hatte, Mit dem Meißel
Linien um den Leib geschnitten Und sie so
verschnürt, Dass ihre Botschaft
Unberührt zutage
trat. |
So kam ich an. Ich legte den
Figuren das Paket zu Füßen Und war frei. |
Und zwang mir harte
Arbeit ab. In mir, vergaß ich
zu erwähnen, Mussten die
Gefangnen in den Steinbruch gehn Und durften über
die Gefahren, Über diesen Zwang, Kein Sterbenswort
erwähnen. |
Wenn mich jemand
nach mir fragte, Und ich lügen
musste, Drang oft weißer
Staub nach außen, Blässe schoss in
meine Wangen. |
Trotzdem hielt ich
die im Steinbruch Abgeschnitten von
der Welt Und achtete darauf, Dass sie kein
Sterbenswort erfuhren. Sie erfuhren nichts Von einer andren
Welt. (2007 Frankfurter Bibliothek der Brentano – Gesellschaft und der Klassikerausgabe…) |
Und, darin war er
sicher, Seinetwegen zündete
die Sonne morgens Ihre gelbe Fackel
an. Er wollte es, Sie musste ihm
gehorchen. |
Dieser Unsinn, gab
er zu, Versetzte andere, Und nicht zuletzt
ihn selbst, in Staunen. |
Ich beschrieb ihm
den Laborversuch, Der hatte Glauben
isoliert. Man konnte diesen
Glauben erstmals Äußerlich
betrachten, Und er kam, wie
jeder andre Glaube, Nicht von innen. |
Mit dem Stock, es
war die Spitze eines Stockes, |