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   Harald Birgfeld, Webseite seit 1987/ Website since
  1987 …da liegt mein Herz, Geschichten aus Niemandsland 2022 -2024 (im
  Entstehen) z.B.: 100 Jahre „Kafka“, eine herrenlose Fundsache (neu)   | 
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   zu Olympia – olympische Spiele!  | 
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   online und im Buchhandel  | 
  
   Lyrik, Prosa und Ingenieurarbeiten   | 
  
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Konkretes vom Himmel 
Gedichte für diese und
eine andere Zeit
(1959 - 1987
Harald Birgfeld
Copyright,
Urheberrecht 2019 beim Autor, Herausgeber, Redakteur: Harald Birgfeld,
e-mail: Harald.Birgfeld@t-online.de
"Es lohnt sich, einmal einen heutigen Dichter kennen zu lernen, der mit der deutschen Sprache einen faszinierend fremden Weg betritt und trotzdem dem Leser Freiraum lässt für eigene Gedankengänge, ohne dass die Probleme in erhobener Zeigefingermanier zu zeitkritischen Trampelpfaden werden." (1986: Gutachten)
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   An die Schöne aus weißem Stein Das Gesicht der Geliebten im Alter  | 
  
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   Nicht-Gegengedicht zu den „Neuen Gedichten“ von… Prag oder Eine Reise, die nicht endet Von einem der auszog, erwachsen zu werden  | 
 
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   Über ihrem
  Blütenzauber Liegt verträumt die
  Nacht. Leichte, leise,
  Sommerwinde Geben auf den Mond
  und Wiese, Still Erinnerungen
  heischend, Liebend, kosend,
  wispernd acht.  | 
  
   So, als könnten nur
  die wirklich  Heiter’n Leben uns beweisen. Tanzen gaukelnd
  schnell erlöschend, Eb`n noch freudig sich
  entzündend, Phosphorkäfer
  gleich den Elfen Einen unsichtbaren
  Reigen.  | 
  
   Ach, als ahnten
  sie, wie bald schon Dieser zarte Kelch
  zerbricht, Schirmen dunkle,
  volle Schatten Aus der alten Bäume
  Laub Mahnend, drohend
  dieses Lebens – Oder
  Leidensparadies?  | 
 
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   Kleine Kirche weist
  nach oben, Trägt die Krone aus
  Antennen, Wie der weise
  Gottessohn Einst die Dornenkroh´n aus Schmerzen.  | 
  
   Er allein
  verschenkte Gnade, Sie allein kann
  weiter sehn, Sieht, dass hinter
  manchem Hause Auch noch andre
  Kirchen stehn.  | 
  
   Blickt viel weiter
  über Felder Auf die Häuser ohne
  Turm, Ahnt, dass in den
  Herzen selber Glockenklang und
  Demut wohnen.  | 
 
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   Hell und dunkel, banges Schweigen, Fernes Beben, greller
  Reigen,  Und ein zartes
  Mädchenherz Sucht nach
  schützender Umarmung.  | 
  
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   Als Knabe auf
  grünender Heide verirrt, Fand ich unter
  einem Strauche Eine einsame Rose
  von Düften umschwirrt, Das Rot wie von himmlischem Hauche. Die purpurne Krone
  trug sie mit Stolz, Ihren Odem
  verschenkte sie gerne. Die Dornen waren
  aus edelstem Holz, Doch ihr Blick ging
  weit in die Ferne.  | 
  
   Ihre sanfte
  Schwermut verwirrte mein Herz, Ich versuchte leis´sie zu trösten. Wir waren glücklich
  in unserem Schmerz, bis dunkelnde
  Schatten uns lösten. Am anderen Morgen
  suchte ich bald Meine trauernde
  Freundin zu finden. Doch vergebens
  durchstreifte ich Busch und Wald Noch am Abend, bei
  kühlenden Winden.  | 
  
   Noch später, nach
  vielen Jahren schon, Empfand ich ein
  trauriges Beben, Weil keine der
  Rosen mir gab als Lohn Jenes kindlich
  reine Erbeben.  | 
 
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   Sommer
  muss nun wieder scheiden Und
  sie tragen immer noch Für
  die Leute nur das Schweigen, Für
  ihr Herz das Pilgerjoch. Armut
  schirmt das freie Leben Der
  drei Mönche, die ein Schwur Ihrem
  Gotte hat ergeben Und
  der Ordnung der Natur. Ihn
  zu finden auch im Kleinsten Und
  von niemandem bemerkt, Suchen
  sie im Allerfeinsten Zu entdecken noch sein Werk. Also
  führen ihre Schritte In
  die Felseneinsamkeit. Inn´re Einkehr, fromme
  Bitte Lässt
  vergessen bald die Zeit. Als
  die Sonne nun die heiße Strahlenflut
  herniedergießt, Schläft
  talwärts im Lichtergleiße Blau
  ein See, still, wie verliebt. Durch
  die Büsche zu den Fluten Eil`n die Wand`rer schnellen Schritts, Ihre
  Körper von den Gluten Und
  des Weges Müh`n erhitzt. Und
  nach frischem Trunke spülen Sie
  den Staub der Mäntel aus, In
  den klaren Wassern fühlen  Sie
  den göttlich freien Hauch.  | 
  
   Wünschen
  in der Bäume Schatten Unter
  flüsterndem Gezelt, Ausgestreckt
  auf grünen Matten Ew`gen Frieden dieser
  Welt. Als
  von jenen Bergen schweigend Sich
  ein Adler herrlich löst, Über
  einem Punkte kreisend Und
  dann fallend niederstößt. Nun
  erkennen auch die Weisen Einen
  Entrich auf dem See, Als
  der Greif auch schon auf leisen Schwingen
  stürzt aus sich`rer Höh. Jäh`
  erfasst den Erpel Schrecken, Wasserpeitschen,
  Flügelschlag. Schnelle
  Flucht soll ihn noch retten, Doch
  der Sieg ist ihm versagt. „Weh`dir, weh`dir, grausam
  Wilder, Dass
  du so den Frieden schonst,“ Droht
  der eine der drei Pilger, „Dass
  du so die Freiheit lohn`st!“ Kaum
  gesprochen packt ein plötzlich Rascher
  Sturm sein schlichtes Kleid- Von
  des Baumes Aste löst sich`s Flattert
  in die Dornen weit.  | 
  
   Und
  der zweite, welcher bange Nach
  dem bunten Entrich sah, Feucht
  das Auge, rot die Wange Kann
  nicht fassen was geschah. Doch
  der Sturmwind wirft auch seinen Reinen
  Umhang in den Sand. Einzig
  noch des dritten Leinen Kos`t der Wind am nahen
  Strand. Er
  allein betrachtet nur Und
  mit weitem, fernem Blick Auf
  den Wellen letzte Spur, Die
  der Kampf dort ließ zurück……  | 
 
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   Abendliche kühle
  Nebel Steigen aus den
  Wiesen auf. Ihre feuchten Arme legen Schmeichelnd sich
  um meinen Hals. Weit war eben noch
  der Himmel, Barg die Sonne glühend
  schön, Eingehüllt in
  Farbenspiele, Immer blasser sie umweh`nd. Leidend sah ich sie
  noch scheiden, Ach, es war ein off`ner Schmerz, Litten wir ihn doch
  zu zweien, Schenkte ich ihr
  doch mein Herz.  | 
  
   Schweigend nun die
  grauen Schwaden Hüllen alles Leben
  ein. Vögel, Sträucher,
  Büsche sterben Alles tot, ich bin
  allein. Angstvoll geht mein
  Atem schneller, Und die Nebel
  steigen schwer. Suchend irr ich
  über Felder, Schatten fliehen um
  mich her.  | 
  
   Lauernd, drohend
  wachen Bäume Grauerstarrten Geistern
  gleich Und verkörpern
  wirre Träume, Dämonenhaftes
  Riesenreich!  | 
 
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   Irrsinniger Taumel
  durch die Lüfte. Jagender Fall aus
  schwindelnder Höhe des blauen Nichts. Mauersegler über
  der Großstadt Klüfte; Wer ahnte, dass ihr
  spielendes Treiben Hochzeitsflug ist.  | 
  
   Schreiender
  Wahnsinn kündet die bizarre Schar. Könnte ich so wie
  sie die Schwerlosigkeit empfinden. Drängender Traum
  spiegelt noch nachts wie es war. Sie erfüllen die
  Wollust der Liebe und müssen entschwinden.  | 
  
   Für sie ist es das
  Leben. Ihr Gaukel ist ewig. Unser Wahn nur kurz, unvergessen. Wir erinnern und
  geben. Mensch sein, auch
  im Nehmen, ist Reichtum, streng bemessen.  | 
 
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   Süße Herzensqual Glockenklang, die
  Tiefe eines stummen Blicks Aus heißgeliebten Augen. Bin ich du? Bist du
  ich? Sind wir Licht? Hoch und tief
  zugleich. Zarte Worte bleiben
  nur Gedankenflug, Wie kann ich noch
  empfinden, Dich begehr`n? Dränge ich. Ich liebe dich.  | 
  
   Stürb` ich doch vorher. Brächt` ich nicht den
  wunderbaren Kelch zum Sturz. Ach wär` ich wie die Götter. Nur ein Kuss, nur
  ein Blick Wär` mein Glück.  | 
  
   Warmes Abendrot. Meine Arme müssen
  dich umfangen, komm `----. Mein Leben ist in
  deinem. Asche bleibt, ich
  bin tot. Phönix. Gott!  | 
 
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   Heilig reiner Quell. Junge Morgenlüfte weh`n. Des Nachts war Regen.  | 
  
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   Wer gab das Zeichen
  zu unserem Bund? Nicht durch unser kläglich Wort geschah es. Nicht durch deinen
  Mund.  | 
  
   Du weißt noch die
  Kirche, so hell und so klein? Göttergleiche  Fanfaren der Sehnsucht
  erklangen. Alles war Reife und
  rein.  | 
  
   In deinen Augen las
  ich mein Herz. Ach, wahre Liebe
  verhüllt der Seele den Körper, Ohne jeglichen
  Schmerz.  | 
 
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   Wohl tausendmal
  versucht` ich dich zu fangen Und lockte dich, war
  willig einverstanden. Mein Herz erstarb
  vor bitterem Verlangen. Doch du verließest
  schmählich mich im Bangen.  | 
  
   Ich sehnte mich vor
  Schmerz nach deinen Händen, Den heißerflehten
  Trost mir auszugeben Und mir den
  ahnungsvollen Flug zu spenden, Als Lohn die vielen
  Tränen anzunehmen.  | 
  
   Ach, nein. Voll
  List erschwingst du deine Preise Und willst den
  Wunsch in mir auch schon gewähren, Doch sendest mich
  zuvor auf eine Reise, Und lässt mich
  hundertfachen Tod verzehren.  | 
 
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   Nie verlockte mich der
  Herbst zu Träumen So wie dies Jahr. Süßer Liebreiz
  wandelt sich im Fall der Blätter von den Bäumen. Ist`s nicht deine
  Hand, die kosend mich umweht? Ist es nicht dein
  Atem, der an meiner Schulter geht?  | 
  
   Und die Farben,
  spiegeln sie nicht Reife, Unser frühes Glück? Eine Melodie, die
  mich entzückt, Dass in Lust und
  Wehmut ich nach deinem flüchtigen Bilde greife. Wie auf
  unsichtbaren Flügeln schwebst du hier, Unerreichbar, und
  voll Zartheit bist du doch in mir.  | 
  
   Morgendlicher Tau
  hängt in den Zweigen, Diamanten gleich. Ich seh `deine Augen tränenreich. Wie mit
  Fingerspitzen hüten Sonnenstrahlen sanft ihr Schweigen. Huschte nicht ein
  Lächeln über dein Gesicht, Das Verzeihung und
  Vergebung und Erfüllung spricht.  | 
 
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   Für Hermann Claudius Weil gar oft des
  Geistes Schwäche sich mit bösen Dingen plagt, Ist doch uns`rer Herzensenge, ach, das Gute nicht versagt, Flötenspiel und
  Kinderlachen dringen bis nach dorthin vor, Wo in abgeschloss`ner Kammer überirdisch singt ein Chor Sehnsucht packt wie
  Wind die Blätter uns`res ahnungsvollen Späh`ns.  | 
  
   Dass im Überschwung
  des Drängens Jahre wie im Flug vergeh`n. Zwingt uns dennoch bitt`rer Kelch den Mund zu öffnen seinem Strom. Nehmen wir es
  duldsam hin in der Gewissheit süßem Lohn. Hab` die Kammer lange
  schon vom Schloss befreit. Bin voll Hoffnung
  und doch stets bereit.  | 
  
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   Drei Knospen auf
  leisem See, Duftgewand am
  Uferrand. Die eine Blüte
  springt, Die vollen Blätter
  öffnet sie ganz zart. Dein Mund. Ein ungesproch`nes Liebeswort Perlt wie der Tau
  zum Kelch, Mir in das Herz.  | 
  
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   Chor der Engel nach
  durchbangten Nächten. Erstes Schluchzen
  wieder. Tausendmal ist`s
  besser, als der Kampf mit unsichtbaren Mächten. Jedes trostgesproch`ne Wort ist Lachen, Und mein Herz singt
  Lieder. Weiß ich doch die
  Guten wieder über meinen Schützling wachen.  | 
  
   Selbstvergessen.
  Unentdeckte Hülle. Spiegel der
  Kristalle. So voll Reinheit
  sind die Augen noch in ihrer Lichterfülle. Für Sekunden
  schwindet alles Denken, Dass Erinn`rung falle. Nur die Liebe kann
  wie Kinderlachen unsre Herzen lenken.  | 
  
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   Klänge bleibt,
  entschwindet nicht. Ihr zeichnet mir
  das Angesicht. Flüge, die durch
  euch ich leide, Trennen Geist und
  Körper wie durch lichte, allerfeinste Seide. Süßer Töne, sanftes
  Spiel, Erinnerung und Tod
  im Ziel. Chaos will den Sieg
  bestreiten, Doch der Anschlag
  einer Saite kündet holde Ewigkeiten.  | 
  
   Letzte Harmonie
  verklingt. Ein Herz voll
  Sehnsucht leis` zerspringt. Sehnt sich dennoch
  tiefen Schlummer Müd `erschöpfte
  Seele.  Selbstvergessen
  spürt sie keinen Kummer.  | 
  
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   Geladen kamen sie
  als ihre Gäste. Zum Maskenball, dem
  jährlich längsten Feste, Und was der Geist
  an Fratzen je ersonnen: Die teuflisch`sten, von Grausamkeit umsponnen, Die wildesten, aus innerer
  Begierde, Die wenigsten aus
  Frohsinn an dem Spiele. Der Menschen
  Schwächen, Laster unverhohlen, Sie alle trugen`s frei, dem Spott gestohlen. Der Fürsten und der
  Reichsten bunte Scharen, Schon angeführt von
  ihr mit dem Gebaren Der tanzenden Verführerin
  der Sinne, Die Körper fängt wie Opfer eine Spinne. Versprechen
  flüsternd folgen sie der Tollen, Verstoßen heiliges
  Gesetz und wollen Sich selbst ihr
  schon zum Opfer bringen,  Und jeder sieht sie
  seinem Arm entspringen. Da öffnen sich des
  größten Saales Türen Und durch den Kreis
  der schnell Verstummten führen Bediente einen
  neuen Gast zur Mitte. Der spricht: „Zwar
  ist es unter Gleichen Sitte Den Namen, Stand,
  die Herkunft zu benennen, Doch können wir ja
  alle nicht erkennen, Wen jene oder diese
  Masken decken, Drum möchte` auch
  ich das Antlitz noch verstecken.“  | 
  
   Ein paar der Gäste
  tanzen laut schon wieder, Und trunken singen
  auch die ander`n Lieder, Da trennt das Fest
  noch einmal seine Stimme, Und jeder hält mit
  Neugier lauschend inne: „Ich hab` ein Gastgeschenk euch noch zu machen, Doch fürchte ich
  den Hohn und euer Lachen, Weil ich`s nicht
  ohne Gegenwert vergebe Und doch nur nach
  geringer Gabe strebe. Ich möcht` in euch
  nach eines jeden Willen Die Wünsche und das
  Sehnsuchtsvolle stillen. Und alle Träume
  sollt ihr selbst erleben Und nichts als Dank
  dem Spender dafür geben, Wenn ihr, behaltet
  achtsam meine Worte, Bis Mitternacht
  verweilt an fremdem Orte, Doch dann, beim
  zwölften Schlag der letzten Stunde Hier wieder löst
  euch vom geschloss`nen Bunde. Versäumt ihr aber
  die bestimmten Zeiten, So wird das
  Wunschbild leis` wie Dunst entgleiten. Und was sich selbst
  heut` jeder spottend gab, nein, Begehr` ich nicht,
  es bleibe ewiglich sein!“ Schon trieb der
  Rausch der unerhörten Worte Die Phantasie an
  jene enge Pforte, Wo Wahnsinn sich
  und Herrlichkeiten drängen, Und unverstanden
  blieb sein Preis den Mengen.  | 
  
   Kein einziger, der
  sich dem Bund entzogen, Und keiner, der
  gescheut des Taumels Wogen. Der Frevel
  Schändlichkeit, der Hölle Schatten, Der Schwachen Lust
  auf unerlaubten Matten, Man feierte sie
  bebend im Triumphe, Man sank und sank
  im weichen Sumpfe. So hatte keine
  Grenze ihr Verlangen, Der Geist muss oft
  mit seinem Körper bangen. Kaum wähnten sie
  den heißen Tanz begonnen, Als schon die angemess`ne Stund` verronnen Und Nüchternheit
  die eben Schwindlen freite, Erinnerung mit
  Wirklichkeit entzweite, Und niemand, der
  die Frist beachtet hätte Enteilten sie
  zurück an jene Stätte, Wo er, der jetzt
  als Höllenfürst entlarvte, sich höhnisch den
  Erschreckten offenbarte: „Oh, blindes Haus.
  Wie leicht seid ihr zu narren. Vergeblichkeit soll
  mit der Hoffnung harren! Kein Bitten und
  kein Fleh`n werd
  ich erhören, Und keine
  Menschenlist kann mich betören. Die Masken sind
  euch Fleisch und Blut geworden! Beginnt das Leben,
  noch vor Todessorgen. Für euer Zeichen
  müssen alle sterben Und aus dem Garten
  hier verstoßen werden.“  | 
 
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   Bewege mit mir die
  Liebesschaukel. Dass von unserem
  Atem sie schwingt. Mit leisen Worten umkos` uns der Wind Und singe Lieder in
  unseren Gaukel, Dass jeder im Fall
  eine Ewigkeit sinkt. Und wir dennoch
  schwungvoll getragen sind.  | 
  
   Es hemmt unser
  Gleiten der Bäume Gipfel, Augenaufschlaglanges
  Erwachen. Von ihnen dringt
  Flüstern in unseren Reigen Und Sehnsucht klingt
  in ihrem Wipfel. Schon lässt die
  schwere uns Abschied machen. Seh` noch der Kronen Zueinanderneigen.  | 
  
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   Ein eisiger Hauch
  läuft über den See Und lässt ihn
  erzitternd gefrieren. Dein wärmender Mund
  nur kann lösen den Schnee. Christine, lass
  dich nicht verlieren. Des Winters
  diamantene Sternenpracht, Des Todes
  klirrende, schneidende Macht, Sie erhöhen nur
  meines Herzens Schlag, Dass mein Sehnen
  nach dir sie zu bannen vermag.  | 
  
   Wie eine Fee
  berührt mich dein liebendes Wort, Eröffnet mir ewige
  Welten. Und lässt mich
  durcheilen den Wunderort, Wo der Liebe
  Gedanken nur gelten.  | 
  
   Ein weißes Segel am
  Horizont. Eine Flocke
  entfällt dem Himmel. Erinn`rung und Schönheit
  haben sich gesonnt In der Augen
  Strahlengewimmel. Was bin ich Reicher
  für ein armer Tor. Ich ließ von
  Sirenen mich necken. Doch aus ihnen sah`n deine Gebärden hervor, Und nur mühsam konnt` ich mich wecken.  | 
 
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   Ein junger Quell entgrünt dem Zweig. Der Willkür
  Ohnmacht sandte ihn in unser Reich. Noch fühlt er nicht
  die Sendung nur die Kraft. Oh, ahnt` er seine
  Botschaft doch, noch ehe sie erschafft. Er sprengt so Blatt
  für Blatt, Als ob er große
  Mühe hat Und glaubt, das
  Licht sei schon erkämpft, Obwohl` s ihn
  blendet und sein Wagen dämpft  | 
  
   Auch spürt er Wärme
  in sich brennen Und kann sie noch
  nicht Liebe nennen. Ganz zaghaft fllüstert`s ihm im Herzen Und er zittert wie
  der rote Schein von Kerzen. Der ungetrübte
  Schimmer wird bewacht, Und eines Meisters
  Hand schickt Blindheit mit Bedacht, Dass nicht ein
  Dämon schürt die reine Flamme Zu ungeheurer
  Feuerbrunst, zu einem Feuerdamme.  | 
  
   Dass nicht die
  Jugend vor dem Wissen schon Zerfressen wird von
  seinem bitt`ren Lohn. Und jede Zeit zu
  Ende reife. Und Unvergang`nes nicht schon nach der Zukunft greife.  | 
 
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   Jenseits und
  Diesseits. Drängt`s mich den
  Fluss zu durcheilen? Baue Brücken, finde
  Wege. Sieh, viele Rosen
  birgt der See. Ohne Ordnung reiht
  sich Blütensaum nach drüben. Ich kann ja die
  Füße heben und fliegen Und tänzelnd ihre Kelche
  berühren. Sieh, ihre Blätter
  kosen mich.  | 
  
   Mich ruft`s nicht
  mehr, das andere Ufer. Über den weißen
  Elfenköpfen schwebt mein Haus. Nie kann ein Sturm
  es erreichen. Sieh, erkennst du
  es nicht?  | 
  
   Nur ein schmaler
  Steg ins gefundene Land. Nicht das andere
  Ufer sucht` ich. Ich führ` deine
  Hand, Christine. Und achte, dass
  dich kein zweiter Orpheus verliert.  | 
 
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   Dem Quellengemurmel
  entschlüpft es. Mit den Vögeln
  hüpft es Von Zweig zu Zweig Und bettet mein
  Herz so weich. Der Sonne letzten
  Strahl Hab` ich getrunken
  in meiner Qual. Der Fischlein
  Sprung in die Höh`, In Kreisen erzählt
  es der See  | 
  
   Dem verronnenen Tag Singt es die
  Nachtigall noch. Mal ist es wie
  Trauer, banges Sehnen und Zagen, Mal leicht wie ein Hauch,
  wie himmlisches Tragen.  | 
  
   Jedem Wand`rer verrät es der Blumen Duft. Und des Mondes
  Licht - - - Ach, Christine,
  hörst du denn nicht. Wie mein Herz dich
  ruft?  | 
 
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   Tränen, Fragen,
  Zweifelwünsche warten. Erstickender Wuchs im
  Liebesgarten. Leises Verstehen
  des Licht`s und der Schatten. Lockenflut huscht
  über die Matten. Der Himmel entlässt
  den schwarzen Ball. Lautlos ist sein
  Fall. Er verschlingt die Versproch`nen, Er gebiert die Gebroch`nen Und rollt in wildem
  Reigen. Menschen verkaufen
  dem Chaos ihr Schweigen. Kein Blick horcht
  nach innen. Es verstummen die
  Stimmen. Haben sie die Augen
  erst abgewendet, Ist jedes Spiel
  verschwendet.  | 
  
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   Verloren, verloren. Wann wird mir die
  Hoffnung geboren. Das Meer verspricht
  mich ein Jahrtausend zu wiegen. Und ich möcht ein
  Jahrtausend Unendlichkeit spüren, In zeitlosen Armen
  liegen.  | 
  
   Nichts darf mich
  führen. Nur ein Hauch, Ach, Vergessen - -
  - Lass, lass doch. Wellen sollen mich
  heben und senken, Kein Rufer, kein
  Frager, nichts mich lenken. Ein Schwung, der
  mich mit sich nimmt. Nur jetzt. Nur eine
  Sekunde Ewigkeit. Ich bin bereit. Ich taumel, ich fall` . Deine Arme, All!  | 
  
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   Wie ein abgeriss`ner Hund Streich ich durch
  die Nacht. Meinen Körper quält
  eine Macht Und die Seele läuft
  sich wund. Wehe, dass mich
  keine Blicke berühren, Mein Herz ist nur
  noch Scham. Ein Flammenspiel
  war es als ich kam. Jetzt können die
  Füße nur durch Asche führen. Ich schließe die
  Lider, Und ein Feuerbrand Entzündet der Augen
  Rand. Meine Wangen beißt ein Fieber.  | 
  
   Und ich verfluch`
  mein Begehren. Unerfüllte
  Wunschvisionen Lass ich von
  Hassliebe Mit Lust verzehren. Dann kehr` ich
  zurück zu dir. Höre mein Sehnen
  vor Schmerzen schrei`n, Steh` vor verschlossener
  Tür Und kann kein Wort
  vom Munde befrei`n  | 
  
   Tödlich waren die
  Liebesstunden Bis Mitternacht. Wir zerrissen alte
  Wunden Unbedacht. Die Nacht ist lang
  und dunkel, Unendlich mein
  Treiben. Mich sticht das
  Sternengefunkel. Allein muss ich so
  leiden.  | 
 
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   Einfallender Mond, Schatten hat die
  Nacht. Was im Schweigen
  erwacht, Wird mit Schönheit
  belohnt. Silberner Schleier, Verhüllt ist das
  Gesicht. Andächtige Feier. Hörst du den
  gesundenden Atem nicht?  | 
  
   Pochendes Drängen
  der Brandung. Noch wagt kein
  Leben die jubelnde Freude. Eines sanften
  Windes umspülende Landung, Unser Herz entdeckt
  ein gläsernes Gebäude.  | 
  
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   Wir luden uns zu
  einem Blumenfeste. Die Wiese war die
  Barke seiner Gäste. Leis` schaukelnd trug
  sie fort ein bunter Reigen, Und Lichtlein
  flammten auf, den Tanz zu zeigen.  | 
  
   Es schien des
  Mondes Licht durch Abendschleier, Die Sterne boten
  sich zur Lampionfeier. Ich ließ den Blick
  in deine Augen sinken, Der Lippenkelch
  erblühte nur zum Trinken.  | 
  
   Ach, morgen früh
  schon muss ich dich verlassen, Auch Mond und
  Sterne müssen tags erblassen, Doch kehr` ich
  wieder, immer wieder, wieder, Zu trinken von dem
  Quell die süßen Lieder.  | 
 
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   Silberscheibe Mond, Wie viel Tränen
  ließ ich schon In deine baumgefloh`nen Liebesnetze fallen; Wie viel tausend
  Wege irrten Meine Augen in dem
  Schattenlicht, Das mir ihr Gesicht
  versprach. Und ich wünscht`,
  dein heller Duft Wär` ihr Mund, Der meinen Namen
  flüstert  | 
  
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   Einsamer Trompetenklang
  der Nacht. Gleich der Flamme
  des Kometen Steht der Azalee Rotfeuernde
  Mantilla Vor dem Fenstersee. Flüsternd hebt der
  kühle Wind Den Schleier, Dass die Blüten
  zittern. Blanke Fische
  tummeln sich In deinem Licht, Silberscheibe Mond.  | 
  
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   Haus zittere,
  Stahl. Dach, beuge dich,
  kahl. Turm spießt sich,
  Beton. Licht beißt sich,
  Salon. Pfahl erstarrt in
  Wehr. Straßen pflastert
  ein Heer. Drahtgespreitzte Viper. Todgefüllte Gitter.  | 
  
   Kreise, kreise
  Dorn. Glocke: Pulverhorn. Ohne Kopf, heißt
  Gott. Wer nicht in Not. Ist tot.  | 
  
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   In den See tropfe
  dein Licht, Silberschale der
  Wolken. Die dunklen Reiter Über den Wipfel Zwingt das
  Flügelpferd. Wellenspiele
  schillern dich, Stiller Nachen, and`res Ufer. Lange rudern Schattenweiden Meinen Traum. Die volle
  Bergkuppel Ruht in meiner
  Hand, Auf der Geliebten
  Brust. Ach, im leisen
  Windspiel Beugen endlich sich
  die Wimpern.  | 
  
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   Kerben reifen sich
  vom Grund Zu zarter hochgeschwung`ner Anmut, Öffnen zwingend
  dich dem Mund, Und Doppelkuss am
  Rande ausruht. Dunkelroter
  Spiegelglanz, Und meinen
  Pulsschlag zittern Ringe. Glasgefang`ner Augentanz Mit der Erinn`rung schnell entspringe.  | 
  
   Aus
  dem Kelche
  trinkend flieh`, Die Kerben schlängeln
  meine Sonne. Abgrundtiefen
  schmeicheln sie. Und ach, der Höhen
  süße Wonne.  | 
  
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   Glühender Strauch, Sendest du auch In dein
  Blütenspiel, Dein Liebesziel? Kelchrotes Licht Flimmerst du nicht Meine vielen
  Zeilen, Die dem Herzen
  enteilen?  | 
  
   Farbenklang Aus jeder Traube, Wandelnder Sang Der wiegenden
  Laube. Hundertfach  Hast du gesagt, Was ich immerzu
  denk, Was mein Sehnen
  lenkt.  | 
  
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   Tanz
  und Spiel sind Lust. Blütenspiel
  ist Lust am Wegesrand. Glut
  und Blick, ich weiß, Feuerbrand
  ist Wunsch und sonnenheiß. Mein Blick streift
  nur ihr Haar, dunkles Sommerfest. Ich lud ihre Locken
  ein, weiches Schattennest. Sie wandte die
  Augen nicht von dem Rosenstrauch Und schöpfte in Trunkenheit
  seinen Purpurhauch. Da brach ich den
  Zweig, oh, kelchvoller süßer Tod. Ihr schwarzbraunes
  Haar, wie Erde in Flammenrot, War nun seine
  Laube, züngelnde Lockung mir. Die pochende
  Melodie nur noch hörten wir.  | 
  
   Kleiner
  Vogel trank. Feuervogel
  trinkt den Wellenschlag. Rebe
  wächst den Born. Traubenschwerer
  Überfluss verführt. Sie sprach nur den
  Rhythmus unserer frühen Nacht, Zu entspringen dem
  Quell war`n Wangen und Mund erwacht. Sie schenkte
  Liebkosungen mir mit der zarten Hand Und bog sich im Schreiten,
  nieder fiel das Gewand.  | 
  
   Mond
  nur weht sein Licht. Silberfisch,
  du schwimmst in Wolkenflut, Nass
  und kalt und tot.  | 
 
| 
  
   Vier Schritte breit
  und vier Schritte lang, Tot sind die Wände,
  ein farbloser Klang. Das ist meine
  Zitadelle, Dem suchenden
  Herzen die lieblichste Quelle. Durch das offene
  Fenster fällt Licht, Bringt der Geäste
  Schatten mit sich, Die den Raum zum
  Leben wecken. Ich fang` mit den
  Händen die wärmenden Flecken.  | 
  
   Tot sind die Wände,
  ein farbloser Klang, Höre dennoch der
  Mücke Gesang, Mal ihr Nahen, mal
  ihr Schweigen, Dem dankbaren Ohr
  ein wandelnder Reigen.  | 
  
   Spüre des leisesten
  Windes weh`n, Lerne den Atem der
  Nacht verstehn. Weiß nicht wo die Ander`n sind, Ich sehe sie nicht,
  meine Augen sind blind.  | 
 
| 
  
   Der Sommerabend war
  so lang, Die Luft war
  schwül, das Herz mir bang. Da ging ich, suchte
  Kühlung dort Hinab zum See, zum
  Vogelhort. Die weiße Rose war
  entflammt. Auf grünem
  Blätterspiegel stand Sie Kelch an Kelch
  wie Perlenspiel, Der schnellen Abendschwalbe
  Ziel. Aus Bäumen,
  Sträuchern, Busch und Rohr Erklang der kleine
  Sänger Chor, Und durch die
  Schattenzweige brach Die späte Sonne nur
  noch schwach.  | 
  
   Schon stieg im
  dunklen Uferrand Das leise Lied der
  Nebelfrau. Sie spann und spann
  ihr feuchtes Band, Zum stillen Wasser
  trieb das Grau. Da stürzt` sich
  drüben von dem Ast Der Falke, schlug
  mit jäher Hast Die helle Schwalbe
  aus dem Flug. Der See erstarb im
  Atemzug.  | 
  
   Vom Wege floh ins
  Schilf der Frosch. Ich eilte, eh`der Tag verlosch Zurück. Die Schwüle
  wuchs mit Macht. Der Regen kam erst
  in der Nacht.  | 
 
| 
   Die Nacht von Fréjus …. drei, zwei,
  eins, null! Es zuckt der grelle
  Blitz, Wirft lichte
  Schatten in den Sonnentag Und frisst und
  speit den roten Sand. Die Einsamkeit zerreißt
  sein gieriges Gebrüll. Er schüttelt
  Flammenstöße in das Firmament. Es wächst und
  quillt und steigt der Pilz. So weben Macht und
  Ohnmacht ihren Kranz. Im Tale, noch
  zwischen hoch ragendem Stein, Nur wenige Stunden
  vom Meer landein, Dem schmalen Bache
  durchflossen, Den schweigenden
  Bergen umschlossen, Erkannte des
  Wanderers Blick nur mit Müh Wie Spielzeug die
  Häuser von Fréjus. Doch hinter dem
  Dorfe, höher hinauf, Wo, bei jenen
  Felsen, in endlosem Lauf Der Fluss sich sein
  Bett eingeschnitten, Wo Bäume und Graten
  ritten, Dort griff mit
  kühner Höhe und Schwung Und glich dem versteinerten Tiere im Sprung, Das
  leuchtende Wehr
  durch die weite Schlucht.  | 
  
   Im Rücken, wie eine
  Meeresbucht Bedrängte das
  Wasser die Sperre. Als ob sie die
  Fesseln zerre, Zersprühte die Welle am Ufer
  mit Macht. Am seitlichen Damm
  hielt ein Turm seine Wacht. Vor wenigen Jahren
  erstand erst der Bau. Die spritzende Flut
  war der Morgentau Auf
  diesem gigantischen Werke. Nicht
  tiefengewachsene Stärke, Geflochten aus
  Quadern, Erde und Holz, Ein flüssiger Guss,
  der die Felsen verschmolz, Wuchs schlank auf
  vom toten Gebirgesgrund. Doch drangen aus leise geöffnetem Mund, Nun friedliche
  Wasser wieder, Die Ströme ins Urtal hernieder Und gaben die
  Kräfte dem wartenden Land. Welch Siegen
  versprach hier des Meisters Hand.  | 
  
   Und dann stürmte
  zwei Tage Regen herab. Im Tal schuf der
  Nebel ein finsteres Grab, Zerfraßen die
  tobenden Winde Des Kraftwerkes
  junge Rinde. Die dritte Nacht
  zerbrach der Damm. Fréjus ertrank im
  sumpfigen Schlamm.  | 
 
| 
  
   Du bist mein Tod. Du bist mein Tod! Du bist mein
  fleischgewordener Tod, Du bist mir Qual. Du bist mir Qual! Du bist mir
  marterlange Qual, Du bist mein Fluch. Du bist mein Fluch! Du bist mein
  engelsgleicher Fluch,  | 
  
   Du bist mein Quell. Du bist mein Quell! Du bist mein
  giftgetränkter Quell, Wär` ich nicht ich. Wär` ich nicht ich! Wär` ich nicht mein
  gezweites Ich, Wär`st du mir Hass. Wär´st du mir Hass! Wär`st du mir
  herzensechter Hass,  | 
  
   Und keine Lieb`. Und keine Lieb! Und keine flammende Lieb, Wünscht` ich mich
  tief. Wünscht` ich mich
  tief! Wünscht` ich mich
  Kilometer tief.  | 
 
| 
   In Gmunden (Für Frau Hoflehner) Durch das
  Abendwehen drang Weit des tönernen Glockenspiel`s Klang. Schwebende
  Nebelfächer Trugen ihn über die
  Dächer. Gleich dem Greif,
  der Schwingen hat, Floh mit dem Tönen
  mein Herz aus der Stadt, Über den grüntiefen
  See Zu den Traunstein`s Höh`.  | 
  
   Doch mein
  träumerischer Blick Glitt von dem
  Gipfel ins Tal zurück, Trank von den wechselnden
  Farben, Felsen und
  leuchtenden Garben. Kehrte noch beim Wirte ein, Schenkt` meinem
  Mädchen vom goldenen Wein, Lauschte dem Tanzen
  und Singen, Auf das
  Saitenklingen.  | 
  
   Ach, als zögen
  Flügelpferde Lass` ich schon
  morgen dies Fleckchen Erde. Wieder ist alles
  verloren, was ich zu lieben
  erkoren.  | 
 
| 
   An die Schöne aus
  weißem Stein Wenn mich in diesen
  engen Wänden Sehnsucht plagt
  nach einem Weib, Nach weißen
  Schultern, Brüsten, Lenden, Blick ich stumm auf
  deinen Leib. Mir pocht das Blut in
  engen Adern, Deine Schönheit
  macht mich blind. Ich möchte mit,
  Steinerne, dir hadern, Fragen, wo die
  Sinne sind.  | 
  
   Doch legten dir des
  Künstlers Hände Fesseln um die Arm` und Bein`, Als dürfte deines
  Körpers Spende Nicht in meinen
  Armen sein.  | 
  
   Du selber zerrst ja
  deine Bande, Kennst des heißen
  Glückes Schaum. Und schenkst mir,
  tot und nur am Rande, Dennoch süßen
  Liebestraum.  | 
 
| 
  
   Alt waren meine
  Gedanken, Träge und kraftlos.
  Sie schwankten, Gräser nur,
  Wellentreiben, Unsteter Wind ohne
  Bleiben. Flucht waren meine
  Gedanken, Flucht vor den
  wilden Ranken, Wurzeln, die
  Hoffnung machten. Bangte um billiges
  Trachten.  | 
  
   Wissen sind jetzt
  die Gedanken, Weil sie in
  Sehnsucht ertranken, Ungestillt sich
  zähmten, Wünsche vertrieben,
  die lähmten. Weit sind meine
  Gedanken, Kennen kein
  täuschendes Wanken, Eilen dir jung
  entgegen, Singen von neuem
  Leben.  | 
  
   Singen von neuem
  Lieben. Seit du das Dunkel
  vertrieben, Mir deine Augen
  lachten, Kann mich kein Wahn
  mehr umnachten.  | 
 
| 
  
   Der Tod, ein armer,
  alter Mann, Saß gestern Nacht
  auf meinem Bette. Mich starrten seine
  hohlen Augen an Und baten stumm,
  dass ich ihn rette. Den Schädel hielt
  er ohne Kraft, Und schwankend
  zuckten seine Glieder, Aus Wellen sah hervor
  der Flaschenschaft, Ihn schlug`s im
  Rhythmus hin und wider: „Ich steche sie
  beim Liebestrank, Zerreiß` ihr
  Fleisch wie nie vor Zeiten, Lass` unter zehn
  zugleich den scharfen Klang Der Messer und der
  Zangen gleiten.  | 
  
   Doch die der
  Augenblick verschont, Das Hirn der Ander`n im Gesichte, Verlassen mich, den
  sonst Verzweif`lung lohnt` Und tanzen unterm
  Kerzenlichte, Begehren Rausch und
  Trunkenheit Und wenden ihren
  Blick zum Hellen, Erkennen sich am
  Stank der Eitelkeit, Sie tummeln in den
  Lebensschnellen.  | 
  
   Ich wünsche nur,
  dass einer noch Die Milde meiner
  Macht erkenne, Dass einer von den
  vielen Blinden doch Mich einen weisen
  Ender nenne, Dass sie mein Name
  furchtsam schrickt, Vor meinem Kommen
  heimlich fliehen, Zum Mindesten, was
  meinen Händen glückt Als Mahnung vor die
  Zukunft ziehen!“  | 
 
| 
   Das Gesicht der
  Geliebten im Alter Sommer ging vorbei. Sehe noch den Wein
  zum Herbst. Vogelspur im
  Schnee.  | 
  
   | 
  
   | 
 
| 
  
   Durch das
  Sommersonnenlicht Flirrte die
  Zerbrechlichkeit, Lebend rotes Blattgeflicht, Schmaler Hände
  Zierlichkeit. Traubenvoller
  Rebenzweig. Deiner
  Fingerschalen Paar Trug den süßen Perlglaswein. Herbstblatt fiel
  dir leis ins Haar.  | 
  
   Dann, im
  winterweißen Kleid. Bargst du Finger,
  Hand und Arm, Riefen dennoch,
  kalt und warm, In der reinen
  Einsamkeit, Anmutvoll am Hals der Nacht Frühlingsträume in
  mir wach.  | 
  
   | 
 
| 
  
   Schatten nur,
  Schwüre, die zusammenhalten. Spiele jäher
  Wirbel, Wind. Schleier der
  Verführung sind Tänzer nur.
  Rhythmen meiner Seele walten.  | 
  
   Eile Blick! Hasche
  von den Trunkenheiten. Ohnmacht zwingt zur
  Wiederkehr. Träum` von Sattheit
  nimmermehr! Eile Blick, tumm`le dich in Eitelkeit.  | 
  
   | 
 
| 
  
   Wenn hohler Klang
  im Herzen gähnt, Das von Liebe
  dumpf, Zwiegeteilter Rumpf, Sich nach der
  andren Hälfte sehnt, Ist`s Finsternis,
  die das Gewölbe dehnt.  | 
  
   Wenn süßes Ahnen dann dem Drang Leises Glöckchen
  regt, Ein Versprechen
  trägt, Im Tasten einer
  schmalen Hand Ist`s bange Scheu,
  die sich zerbrechlich spannt.  | 
  
   Doch, wenn das Lied
  im Tosen schweigt, Finsternis
  verwischt, Bange Scheu
  erlischt, Sich Lippe zart auf
  Lippe neigt, Ist`s nichts und
  doch Unendlichkeit.  | 
 
| 
  
   Rottupfender Mohn. Klagt bei des Wand`rers Schritt Der festen Wurzeln.  | 
  
   | 
  
   | 
 
| 
   Kreislauf Flamme der
  Vergangenheit Ist Asche, Die im Phönix Uns die Zukunft
  sendet. Farbenspiegel Längst verglühter
  Leidenschaft, Traumpulver bläst
  der Wind In süchtigem
  Rausch.  | 
  
   Hinüber gleitet
  auch der Säulenpfad, Des Stromes Zier im
  Sommergarten. Doch die Wände
  drängen, Nur das Abbild
  bleibt.  | 
  
   Durch die Wellen
  greift die Hand ins Nichts. Verlöschend quillt
  das Bäumen aus der Flut. In des Sees Tiefe
  flicht`s Die Wolken
  spiegelnd eines Vogels Flug.  | 
 
| 
  
   Eine Sekunde, Fragment der Unvernunft. Später warst du
  Seligkeit, Keimtest Wild in mir Zu Gewalt Und zu
  Selbstverlust.  | 
  
   | 
  
   | 
 
| 
  
   Du wirst noch
  lernen zu fliegen! Ja wirklich! Du wirst dabei auf
  dem Rücken liegen Und deine Angst von
  gestern ist vorbei.  | 
  
   | 
  
   | 
 
| 
  
   Den Freund zu
  begrüßen Und wissen zu
  müssen, Dass er mit Lust Sich zerstört, Da frage ich laut: Begrüße ich mich?  | 
  
   | 
  
   | 
 
| 
  
   Liebevoller konnten
  wir nichts fangen Als uns selbst. Wir ziehen in den
  Garten unsrer Sonnen.  | 
  
   Neige deinen Kopf und
  lass mich Wange sein An deiner Wange. Beet aus Frühling. Wir die Gärtner
  unsrer Sonnen.  | 
  
   Wir, so eng Und doch hält jeder
  Ausschau Nach dem anderen.  | 
 
| 
  
   Die Liebe meiner
  Puppe. Auf den Stühlen der
  Zeit. Die Flüge heller
  Sonnen. Das Loch im Fell
  der Nacht. Die Ringer ferner
  Sternenbilder. Auf der anderen
  Seite der Nacht. Unter dem gläsernen
  Dach des Atems.  | 
  
   Das bunte Laub der
  Worte. Die hellen Steine
  lieber Blicke. Fremde Nadeln
  Strickerinnen meiner Jacke. Der Lebenslauf des ungemalten Bildes. Die
  Liebeslieblichen. Die
  Gleichzeitigkeit der Ereignisse.  | 
  
   Die Freiheit der
  Nackten. Das Tun der
  Unwissenden. Vom Leuchten
  goldener Wege. Wenn Weinen geboren
  wird.  | 
 
| 
  
   Ich sehe sie im Umgang
  miteinander, Wie sie miteinander
  umgehn, Wie sie umeinander
  gehen Und sich
  wohlgefällig In der Augensprache Schwesterlich
  verstehen. Liebevoll begegnen
  sie sich, fast vertraut, Sind
  Pilzsammlerinnen guter Worte, Die kein Gift in
  ihre Körbe lassen, Die vermeiden jede
  arge List Und können
  miteinander lachen. Meine Augen reichen
  kaum, Die Vielfalt dieser
  sanften Heimlichkeiten, die sie sich
  enthüllen, Die sie sich
  verschenken, Dieses übervolle
  Blumenbeet von Blühendem Und von der Blüte in
  die schöne Frucht Sich Wandelndem, Zu überblicken.  | 
  
   So geht
  Freundschaft Mit der
  Freundschaft um. Ihr Lachen ist ein
  zierliches Und hastiges Und frohes Läuten
  kleiner Glöckchen, Die sie an den
  Fußgelenken, An den Handgelenken Und in Wirklichkeit In ihren Mündern
  tragen.  | 
  
   Ob sie wissen, Welch ein
  herrliches Gefühl Der
  Frauenfreundschaft sie erleben? Ob sie wissen, Dass ein
  Außenstehender, Fast selbst ein
  wenig glücklich, Dieses Glück erlebt Und sich bis jetzt
  gehütet hat, Aus Angst, in eine Glasmenagerie
  zu greifen, Diesen Glücklichen Ihr kleines Glück Mit Worten zu
  beschreiben?  | 
 
| 
  
   Du sagtest dann: „Ich denk drüber
  nach“, Und hast dich  Aufgemacht Und jagst noch
  immer Deinen
  Freiheitsträumen nach. Die können doch nicht
  anders sein Als sie vor Jahren
  waren. „Ich stehe dauernd
  unter Strom bei dir,“ Sagst du, Und recht hast du
  damit. Ich kenn mich
  besser als du denkst Und weiß, dass du Die Spannung in mir
  bist, Mein Tor zur Welt. Das hab ich dir Am ersten Tag
  gesagt, Und du hast nicht
  gefragt, Wie lang sie hält. Das weißt du nun.  | 
  
   Du bist es, die ich Morgens immer
  wieder An der Tür zum Bad
  vorüberhuschen seh` Die das Geräusch
  von Kleiderstoffen Mit sich führt, die
  eilt, und immer noch Sechs Schritte vor
  mir geht, Nicht wartet, deren
  Augen, Die nach vorne gehn, Trotzdem nach
  hinten sehn.  | 
  
   Du bist es, die
  Strukturen sucht und Die das Feld
  begrenzt, Und alles, alles,
  alles offen hält. Du bist es, die vor
  mir den Sinn Den Übersinn erwartet und erhält, Verlangt, ihn haben
  will, besitzt, Und gar nicht
  darauf zählt. „Ich bin nun einmal
  so,“ Sagst du Als brauchtest du,
  die sich In etwas füllen
  kann und selber füllt Und leert, Als brauchtest du Die mir Gedanken
  legt, Und dabei lacht und
  es nur wissen wollte, Ja, alles
  brauchtest du Noch vor dir selber
  Trost. Denk wirklich nach.  | 
 
| 
  
   Großwerden. So groß werden Wie….. Kleinwerden. So klein werden, Dass…..  | 
  
   Älterwerden. So alt werden Wie….. Jungwerden. So jung werden, Dass…..  | 
  
   Erwachsensein. So erwachsen, Dass….. Wie…...  | 
 
| 
  
   Der Spiegel Sieht euch zu. Der Spiegel sieht
  euch  Immerzu. Ihr seht Den Spiegel. Der, so scheint es, Ist euch nicht Verschlossen Durch den  Spiegel.  | 
  
   | 
  
   | 
 
| 
  
   Draußen lieg das
  Meer. Die Wellen laufen ruhig
  über Sand. Am Strand geht eine
  Frau, die ruft nach mir Mit einem
  Fingerlocken.  | 
  
   Weit, Schon fast im
  Horizont, Steht weiß der
  Augenaufschlag Eines Segels, Den lässt sie vor
  meinen Blicken Untergehn: „Es ist ja nicht
  verloren. Es wird
  wiederkommen.“  | 
  
   | 
 
| 
  
   Aus gelber
  Abendsonne Gießt sich Licht in
  ein geformtes Glas. Das schreckt in heitren, schnellen Farben auf, Wird Blitz aus Blau
  und Grün, Ist gold, orange und rot, Und an dem feuchten
  Rand Entsteht die Farbe
  in der Farbe, Die ist nicht mehr
  zu beschreiben. Dorthin zieh` ich
  ein, Das wird zum Glas
  in mir Und mir Behältnis. Ich darin bin wie
  verletzt und durch Geborgenheit Zugleich im Übermaß
  geheilt, Gehoben,
  angenommen, mitgetragen, fortgeschwemmt, Und klingt in mir Als Saite eines
  Instrumentes, Die, gezupft, zum
  Singen angeregt, Ein Lied entstehen
  lässt, Das mir sofort
  entkommt.  | 
  
   Fast wie im Spiel Verlauf ich mich
  dabei in mir, Und such als Feder,
  die nur niederschwebt, Und die nicht
  Ausschau hält. Ich finde als mein
  eigner Atem, Als ein Hauch im
  Raum, Nicht mehr zurück
  in meinen Mund.  | 
  
   Ich möchte mich mir
  anvertrauen, Möchte laut
  gestehen, Möchte mich
  belauschen, Möchte mein
  Geheimnis In die Stille
  meiner Ohren schreien, Möchte tief in mir Mit mir an meiner
  Hand Spazierengehen.  | 
 
| 
  
   Du sinkst in einen
  Stuhl Und machst die
  Augen zu Du lässt dich etwas
  geh`n Dein Atem kommt zur
  Ruh  | 
  
   Ich weiß wovon du
  träumst Ich flüster dir Ein liebes Wort ins
  Ohr Und setz einen Kuss Auf deine Stirn  | 
  
   | 
 
| 
  
   Ich habe dich
  erfahren. Du bist gar nicht
  so, wie ich Dich für mich
  dachte, Als ich dachte,
  dass du wärst, Als ich Mich für dich
  dachte. Du bist weißer als
  dein Porzellan, Darunter roher als
  dein frischer Ton, Den formst du dir
  zum Brennen. Außer mir glaubt
  mir kein Mensch Wie sehr ich dich In meine Hand zu
  nehmen wünsche.  | 
  
   Du wirst feinster
  Sand an mir, Der fällt in meine
  Augen, Der schläft alles
  zu, Der rieselt dich
  durch mich Und lässt mir Keine Ruh.  | 
  
   Ich habe dich Ein ganz klein
  wenig, Nur so viel, Dass ich noch atme,
  esse, lebe, Lieb.  | 
 
| 
  
   Tanzpaar auf dem Ast Knospen brechen aus dem Zweig Du mein Blumenstrauß Spiel mit Leichtigkeit Deine Wolken tragen dich Wo ist Berührung  | 
  
   Nichts ist aus Musik Dunkelheit macht dir Farbe Reicht das Wort dir aus Kleines Haus im Schloss Tür in einem großen Tor Herz schlägt im Herzen Endlich steigst du auf Ich bin dir vorbereitet Wir sehen uns zu  | 
  
   Schmetterling steigt auf Garten ohne Zaun für dich Du bist mir im Blick Wir sind weit davor Du dahinter bist in mir Ich bin ganz direkt Jetzt fall ich dir ein Ja du fielst mir in den Schoß Fallen ohne Halt  | 
 
| 
  
   Du bist die Höhe, Bist die Breite, Bist die Länge Und die Zeit.  | 
  
   Ich bin darin, In dir, In deiner Zeit Nur eine Räumlichkeit, Die währt  in Ewigkeit, Die ist zu lang Für Traurigkeit Und viel zu kurz Für Glück.  | 
  
   Trotzdem, Gib mir den Augenblick Nach meiner Ewigkeit Zurück.  | 
 
| 
   Ich hab` an mich gedacht Ich hab an mich gedacht, An mich gedacht, Gedacht an mich. Ich habe nicht an
  dich, Das erste Mal seit
  langem nicht An dich gedacht.  | 
  
   Was ich für mich
  gedacht, Für mich gedacht, Betraf nur dich. Ich wünschte dich
  für mich Und mich für dich Und hab` an mich
  gedacht.  | 
  
   | 
 
| 
   Das hast du mir
  angetan, Dass ich die
  Leidenschaft zu dir verwein Und nichts
  passiert, Und meine Hand
  nichts hält, Und selbst Verzicht Zu nichts Zerrinnt.  | 
  
   Kein Wort, Das mich betraf, Traf mich Aus deiner Hand Und keine Hand Aus deinem Mund Wurd mir Zum Wort.  | 
  
   So flieg  Denn aus Erinnerung, Vergiss Und lass Was war Erinnert sein.  | 
 
| 
  
   Bleib, Erinnerung, Ich bitte dich, Versteckt.  | 
  
   | 
  
   | 
 
| 
  
   In der Tiefe Schlägt ein
  Wellenkamm aus Meer An Stein, Den Felsen in der
  Brandung. Aus dem Grün In hoher Landschaft Stürzt ein
  Wasserfall hinab, Umspült den Stein Und legt das Haar Aus Schaum Dort ab.  | 
  
   Im Raum Umschweben
  Menschenaugen, Fern von ihren
  Höhlen, Das Gestein, den
  Wassersturz, Und blicken Ohne jede Suche Weit ins
  Hinterland. Dort grast die
  Herde Schafe. Die ist kaum ein
  Bild Im Bild.  | 
  
   | 
 
| 
  
   Deine Gegenwart Ist unablässig Streicheln Meiner Gegenwart  | 
  
   | 
  
   | 
 
| 
  
   Dreifach Stein aus
  Glas, Getrennt Und transparent, Verloren, Ohne den
  Zusammenhalt, Im Raum. Dreifach Raum im
  Glas. Vereint und
  abgesperrt Und einverleibt Das Innere. Ein Raum Im Raum.  | 
  
   Dreifach Welt aus
  Glas, Gefüllt mit sich Und Wand an Wand Mit Welt An Sich.  | 
  
   | 
 
| 
  
   Nicht weit In einer Höhe über
  mir, Zum Greifen nah, Sah ich das
  Flügelpferd, Es graste in der
  Luft. Dahinter stand die
  Sonne, Die beschrieb mit
  eignen Worten, was sie
  sah, Und ließ sich
  gleich Auf seinem Rücken
  nieder. Zwischen dem
  Gefieder Hingen ihre gelben
  Locken Bis herab zu mir. Den Mund an seinem
  Ohr Verschwieg sie sich Fast ganz und sagte
  nur: „Sieh unter uns die
  Schatten, Die sind wir.“  | 
  
   Vom See nahm ich
  den Weg nach Haus, Und meine Augen
  ließ ich noch Im hellen Grün und
  Blau der Wipfel Über mir Spazierengehen, Ließ sie sich vom
  Goldhaar blenden, In den schwarzen
  Punkten, die entstanden, Frauenblick und
  Ohrgehänge, Wimpern sehen. Meine Ohren, die
  ich nicht verstecken konnte, Hörten leises Atmen Unter körperhaftem
  Schmiegen Und das Stampfen Eines unerhörten
  Rufes Mit dem Fuß.  | 
  
   In Eile taten sich
  die Schatten, Buchenstamm um
  Buchenstamm, zusammen, Wurden Wald, Und Dämmerung
  schwieg mir Entgegen.  | 
 
| 
  
   Am Schmiegekörper Ich verlasse mich
  in dich Du
  umwächst dich mir Sonnenblick Graswind Denk an meine Tür
  im Beet Laube in der Nacht Zauberbringerin Dein Fuß stampft
  gegen dich auf Vergib der
  Sehnsucht  | 
  
   Tempelsingerin Du unterliegst dich
  gerne Ranke Melodie Zauberschlange
  Stein Dein Fuß in meinem
  Handkuss Du mein Gewölbe Blaubusch Weißsteinwuchs Blütenschnee
  verführt zum Traum Dein Kleid ist
  scheinbar  | 
  
   | 
 
| 
  
   Weit entfernt der kleine Strich. Am Himmel steigt das Flugzeug auf, Darunter Dächer Unbekannter. Mein Balkon in zehnter Höhe Lässt mich überschauen, Da ist weiter nichts. Klaviermusik aus meinem Zimmer. Nein, es ist das Radio. Sonst will ich keine Sendung mehr, die mich
  erinnert. Nachrichten verbiete ich dem Ohr.  | 
  
   Ein Wind hier oben voller Essensdüfte. Ist Erinnerung an Heimat Nicht für mich? An Liebe, An Berührung so viel weniger Mein Krieg, Als Krieg In einem anderen Land?  | 
  
   Wenn ich die Frau begehre, Weiß ich, dass uns eine Grasbank Reicht. Dort richtet sie auf sich Das Bett.  | 
 
| 
  
   Du schautest in
  Dein Spiegelbild, Das war zu Hause Und auch die Scham
  von damals Ließ dich sein. Jetzt, im
  Fassadenfeuer rotgeschwärzter Mauerwände,
  Sandsteinheiligen und Einem Brückenwind
  von dem du vorher wusstest, Goldenem
  Figurenrauschen, Deinem Schritt auf
  Kopfsteinpflaster, Der in Füßen längst
  verstorbener Menschen Steckte, Jetzt, im Fremdsein
  der vertrauten Stadt, in Prag, Vergaßt du das.  | 
  
   Die neue Leere
  brauste in dir auf Und Wohligkeit Und eine Wärme
  zwischen Kopf und Bauch begann, Und auch die Ruhe
  einer ungewohnten Sprache Breitete sich aus. Du schlüpftest in
  die braunen Augen Eines lieben Nahen
  neben dir, Den du zum
  Schutzschild machen, Den du nutzen
  wolltest, um das völlig Neue neu zu sehen, So, als wärest du
  dahinter abgeschirmt, Als könntest du dem
  Leben so entgehen.  | 
  
   Du, in Wahrheit,
  wurdest von dir vorbereitet, Deine Neugier, dein
  Erwarten, dein Empfinden Allem zu verraten, das dir hier begegnen sollte, Um in frischer
  Liebe und in Ehrlichkeit Und eigener
  Empfindlichkeit genügend, Dich dir völlig zu
  erhalten.  | 
 
| 
  
   Tränende Berge im
  Land Ein See schon
  gefüllt von der Flut. Man weiß von dem
  Anschluss Ans Meer. Die Frau im
  Stillstand, Geschwanktes Rohr, Die Pinie erträgt
  die Bank, Deren Blau, ihre Wetterleuchtigkeit.  | 
  
   Und küsst mein Mund Den gelben Sand. Ganz, ganz nah, Ist Landschaft Unberührt, noch
  fast Wie neu.  | 
  
   | 
 
| 
  
   Als wir gestern, Nur getrennt durch
  die Entfernung Eines hingehauchten
  Kusses im Gedränge, Und mit der
  Berührung unsrer Haare An den Schläfen, In der Kirche auf der
  Holzbank saßen, War die nicht aus
  Holz.  | 
  
   Du neben mir
  standst Voll in weißer
  Blühte, dass ich mich In dir verfing, In dem Gezweig aus
  Seelenhäutung und Aus Körperduft, der
  galt ganz mir, Aus Zwitscherstimme, die dich jubilieren ließ, Aus einer Schulter,
  die Berührung brachte.  | 
  
   Und, dein
  Handgelenk, Ein Inselchen
  verbliebener Lässigkeit, Hervorgeschaut aus
  Stoffen, die dich wärmten, Nahm ich mir als
  Landplatz. In deinen Augen
  stand die scharfe Sichel ungesprochener Worte.  | 
 
| 
  
   Dein Haar erinnert
  mich… Ach nein, lass
  sein. Erinnerung erinnert
  sich Zum Schluss allein
  an dich. Du gießt dir Kaffee
  ein, Dann mir. Wie wahr du bist. Nur weil du liebst Lässt du mich sein So wie ich bin Und wie ich dir  Gefalle. Die Hand von dir Und blass die Haut
  darauf. Mein Mund verlangt Nach einem Kuss. Der steigt an
  deiner Hand Bergauf. Du blickst so still
  mir nach. Ich denke laut
  zurück Und ruf: „Bis
  dann.“ Du lächelst
  hinterher. Ganz spät denk` ich Bis wann Ist dann? Dein Arm ist fast um
  meinen Hals. Ganz hoch hebst du
  ihn an. Ich mache mich für
  dich ganz klein Und innerlich  Ganz groß. Du lügst, das weiß
  ich, Weil du lügen
  musst. Denn wäre wahr, Was du mir sagst, Dann bräche mich  Ein Wort von dir Zu einem Glück, Das wäre über dir Und nur für uns. Ich bitte dich,
  sprich nichts. Du sagst so viel, Weil du so lange
  schweigst. Die Augen halt ich
  dir Mit meinen Händen
  zu, Den Mund mit meinem
  Mund. Nur so Ertrage ich in
  meinem Glück Noch die
  Beredsamkeit An dir.  | 
  
   Dein Fuß ist ausgestreckt Und unbewacht. Die Zehen spielen Mit sich selbst Ich liebe dich Und das, was dir an
  dir geschieht, So sehr. Das kann ich nicht
  verstehen: Wie du mit nur
  einer Fingerspitze, Auf den Tisch
  gestellt, Dich hältst, Nicht schwankst, Und alles, was du
  weißt Erzählst. Ich könnte dich,
  den Finger, deinen Arm, Die Körperhaltung,
  das Gesicht, genau beschreiben. Nur von dem, Was du mit tausend
  Gesten sagtest, Weiß ich nichts Und habe dir doch
  sehr gut Zugehört. Du sinkst in einen
  Stuhl, Du atmest tief, Du machst die Augen
  zu, Du lässt dich etwas
  gehn Und kommst zur Ruh. Ich schau dir zu. Ich weiß, wovon du
  träumst. Ich flüster dir ein liebes Wort Ins Ohr Und setzte einen
  Kuss Auf deine Stirn. Sie macht Ein ruhiges
  Gesicht, Das sagt mir, Dass sie liebt. Sie sieht auf mich, Und ich darunter Seh an ihr die
  Augenwinkel Zucken Und den Mund. So fängt ihr Lachen
  an. Geheim Bleibt ihr
  Geheimnis, Was sie denkt. Vielleicht probiert
  sie in Gedanken Neue Sachen an, Trägt jetzt gerade Einen Hut aus
  Stroh, Mit einem Fisch In einem Nest Darin. Ich schau Auf deine Augen, Schau auf deine
  Haut, Auf deinen Mund, Auf dich und alles, Was zu dir gehört. Du hast es gut, Du hast dich immer. Hast es immer gut
  bei dir Mit dir Und dir an dir. Man könnte dich  Beneiden.  | 
  
   Aus deiner Stimme Rollt ein Tuch Aus Samt. Das kleidet dich, Das hängt dir um, Das trägt auf sich, Als strahlendes
  Gestirn, Den Glanz aus
  deinen Augen. Ja, ich weiß, Zu dir zu langen Reicht mein Arm
  nicht aus, Obwohl ich dich In Händen halte. Von deinem Hals  Ist es nicht weit Bis an dein Ohr. Ich plane einen Überfall Und beiße sanft Hinein. Das war es, Was du wolltest, Weiter nichts Als nur
  gefangensein. Du warst es,  Die fragte. Ja, ich geb‘ es zu: Du bist die erste Und die einzige, Und die nach dir Wird niemals sein. Das schwöre ich, Und du verschwörst
  dich nicht, Weil ich nicht
  frage. Niemals werde ich Die Angst davor Sich laut In Worte Fassen lassen. Ich lass nicht zu, Dass jemand sagt
  von mir, Er machte sie Zu seiner Frau. Vielleicht sogar,
  dass du Es selber glaubst. Nein, als du
  wirklich Deine Augen vor mir
  schlosst Und dich nicht mehr Verschlosst, Gabst du dich frei Als Frau, Um Frau zu sein  An mir. Du warst schon  Aus dem Haus. Im rosa Bad Begegneten mir noch Die nassen
  Trippelschritte Hochgestellter
  Füße. Zeh auf Zeh setz
  ich Und hüte mich Den Weg Zu überqueren. Augenblicke noch, Dann zieht die
  Nässe ab, Und wirklich leer Von dir Wird jeder Raum.  | 
 
| 
  
   Wenn im Winter die weißen
  Flocken niederschweben, Seh` ich das
  komplizierte Gleichmaß ihrer Form. Eine jede trägt ihr
  zackiges Eigenleben Eine gefrorene
  Wassertropfenexplosion. Kurz ist so ein
  Dasein in meiner Hand Ein Tropfen bleibt,
  nicht viel mehr. Anders als in der Gletscherwand Wo es wächst zu
  eisigem Meer.  | 
  
   Dort bleibt der
  Schnee ein Jahrhundert liegen Wird zum Panzer,
  dann langsam zu Eis, Und spürt nicht auf
  sich neue Flocken fliegen Auf langer Reise,
  von der er nichts weiß. Dann kommt nach
  vielen Menschenleben Bewegung ins eisige
  Grab. Vom Berge stürzt in
  Nebel und Regen Kristallklares
  Wasser herab.  | 
  
   Wir sehen im
  dunklen Waldesgrün Ein schimmerndes,
  silbernes Band Und sprudelndes
  Blut im Abendglüh`n An felsiger glatter
  Wand. Wir sehen und hören
  mit mächtigem Hall Die schäumende
  Wasserpracht Über Klippen und
  Schluchten im Sturz zu Tal Seit Jahrtausenden
  Tag und Nacht.  | 
 
| 
  
   Es sind die
  Soldaten unserer Zeit: Bajonette, Knüppel,
  Schwerter und Schilde, Ragen aus den
  Verstecken. Es sind die betenden
  Jungfrauen unserer Zeit: Zepter, Kerzen,
  Stäbe und flache Schalen, Ragen aus ihrer
  Unsichtbarkeit.  | 
  
   Es sind die Ängste
  unserer Zeit: Tod, Vergeltung,
  Gefahr und die Sorge, Ranken in unsere
  Stuben. Doch wer sie genau
  betrachtet Und ihr Wachstum beachtet, Der sieht sie
  schrumpfen, Unmerklich werden
  sie kleiner.  | 
  
   Bald fragt kaum
  noch einer: Wo sind die
  Soldaten, Die Jungfrauen. Und unsere Ängste, Sind sie dahin?  | 
 
| 
  
   Das Geborenwerden
  hört nicht auf. Ich achte nicht auf
  Kleinigkeiten. Meinem Sohn gab
  ich, Als Vorschuss auf
  die Weihnachtszeit, Den Geldschein in
  die Hand. Den warf er, weil
  er`s so verstand, Dem Bettler in den
  Hut. Es tut sehr gut, Wenn uns ein Kind
  vertraut.  | 
  
   Das Geborenwerden
  hört nicht auf. Ich achte nicht auf
  große Dinge. In der Zeitung
  stand vom Glück im Glück der
  Sieger Und den Flügeln, Die den Menschen
  endlich wachsen, Alles das zur
  Weihnachtszeit. Am Heiligabend
  werde ich wie immer Einfach diese
  schönen, warmen Lieder singen.  | 
  
   Das Geborenwerden hört
  nicht auf. Ich möchte meinen
  Augen trauen, Wenn sie Dinge
  schauen, Die man sonst nicht
  sieht. Ich spreche von der
  einen Nacht, Die mich im Glauben
  glauben macht, Wie sonst zu keiner
  Zeit.  | 
 
| 
  
   Die Knospen schöner
  Blumen Springen auf, Man wartet auf den
  bitteren Geschmack Des Ginsters, Der uns
  zwischendurch erinnert, Keiner weiß an was. Bienen, Hummeln
  summen Und die Wolke süßen
  Duftes Steigt bis zum
  Balkon Hinauf.  | 
  
   Dies ist die Zeit In die die
  Glücklichen geboren werden, Und in der die
  Sonnenkinder leben, Dies ist auch die
  Zeit In der die schönen
  Frauen Wie aus frischem
  Flieder schauen, Hier entstehen
  Frühlingslieder, Die man auch an
  Wintertagen singen kann.  | 
  
   | 
 
| 
   Prag, oder Eine
  Reise, die nicht endet So denke ich auf
  meine Weise Einer Reise nach: Es war ein Film Aus Filigran und
  Ornamenten, Den man uns auf
  übergroßer Leinwand zeigte. Wir betraten einen
  Leidensweg, Der über Brücken
  führte, Brücken einer
  goldenen Stadt. Er blieb fast
  unberührt, Nachdem der letzte ihn
  verlassen hatte, Und er rührte uns; Ein Leidensweg, Der
  voller Hilfeschreie steckte. Aus den
  Kellerfenstern, Mauerritzen, Konnte man das Weiß
  der Augen unbekannter Partisanen Ahnen, blitzen
  sehen. Rundherum um sie Sah man den
  Einschlag der Geschosse.  | 
  
   Dieser Leidensweg, So unbegreiflich,
  wie das Werk von Menschen ist, Nahm alle, die auf
  Reisen waren, An die Hand Und führte sie, Vorbei an längst
  vergangenen Tagen, Zu den Männern,
  Frauen, Voller hoher Ziele Und der tiefsten
  Augenblicke. Über uns riss eine
  Sonne Fast sechs Tage
  lang die Schleusen auf. Sie spann, so hörte
  ich es sagen, Einer Frau ein
  eigenes Gefühlsgewebe, Strahlen ihrer
  eignen Sonne, Das schloss sich,
  so eng es ging, Um ihren Leib, war
  körperlich und warm. Und tauchte sie und
  alle anderen In unerhörte
  Wohligkeit. Es hing ein Bild
  vor uns, Getaucht in
  Schauspiel, Wonne und Musik.  | 
  
   Dann brachen Hausfassaden,
  Kirchen, Burgen, Türme Eine Landschaft
  auf, Die lag an sich in
  uns Und fand uns doch
  von außen. Draußen stand der
  Herbst so unverhofft In voller Blüte, Dass wir schwiegen. Unsre Augen glitten
  staunend Über rote Erde, Wälder, die die
  Hügel farbig überzogen. Wir genossen tief
  mit einem Atem, Der uns ruhig
  stimmte. Kaum, dass wir uns
  unsre Augen In Erwachen reiben
  konnten, War die Zeit herum, Und ich bedachte
  schnell im Voraus, Was mir zu erinnern
  bliebe. Hier, so dachte
  ich, Bin ich ein anderer
  als hier, Und wär` ich hier, Wär` ich bestimmt ein
  anderer. So denke ich auf
  meine Weise Einer Reise nach, Die ist noch lange nicht
  beendet.  | 
 
| 
  
   Ich habe einen
  Hund, Das ist ein kluges
  Tier, Und es gehorcht nur
  mir. Ich gehe dann und
  wann Mit ihm spazieren. Hinterm Nachbarzaun Lebt noch ein
  andrer Hund, Der bellt und
  bellt. Dann lässt sich meiner
  nicht mehr führen, Weil er mir zu
  schnell zu kräftig wird. Ich spreche dann
  ein Zauberwort Und habe stets In meiner Tasche
  einen Keks, Das bändigt ihn
  sofort.  | 
  
   Spricht mein Vater
  mit dem Tier, Verlangt er von dem
  armen Hund, dass er gehorcht, Ganz ohne Grund, Das will er nicht. Bei mir ist es
  natürlich etwas anderes. Ich habe ja mein
  Zauberwort im Mund, Das heißt: „Was
  macht der brave Hund?“ Ich habe stets In meiner Tasche
  einen Keks. Das ist ein guter
  Unterricht Und macht ihn sehr
  gelehrig.  | 
  
   Unser Hund ist
  kuschelig und warm. Ich lege gerne
  meinen Arm um ihn, Versuche ihn zu
  tragen, Horche durch den
  Rücken Auf sein Herz Und höre es schnell
  schlagen. Meine langen roten
  Haare fallen über ihn Und sind von seinem
  Zottelfell Nicht mehr zu
  unterscheiden. Alles darf ich mit
  ihm machen, Auf ihm reiten,
  wenn ich will. Ich habe stets In meiner Tasche
  einen Keks. Mein Hund mag mich
  gut leiden.  | 
 
| 
   Von einem der
  auszog, erwachsen zu werden Dies ist ein ganz alltäglich Ding Und brauchte nicht erwähnt
  zu werden, Doch der Mensch, um
  den es ging, Irrt immer wieder
  neu herum Auf Erden. Gleich, nach der
  Geburt Und seiner
  Namensgebung, Aber vor der Taufe
  schon, Besann sich dieses
  Kind Auf eines: Irgendwann möchte`
  ich erwachsen werden.. Und es sah ja die
  Verbote ein Und hörte auf die
  Besserwisserei der Eltern: Tu nicht dies und
  tu nicht das, Sei brav, sei artig
  und gehorche. So wird ganz
  bestimmt noch `was Aus dir. Und wenn du erst
  erwachsen bist, Dann kannst du tun
  und lassen Was du willst. Das klingt, So dachte sich das
  Kind, Sehr gut, Und lern` ich mehr
  als andere, Und eigentlich bin
  ich nicht dumm, Dann kriege ich die
  Zeit der Kindheit Schnell herum Und komm dem Ziele
  näher. Denn vergiss nicht,
  sagte es zu sich, Du möchtest irgendwann Erwachsen werden. Jedes Kind , und so auch dieses, Muss um neue
  Perspektiven kämpfen. Also etwas machen, Was sonst niemand
  weiß, Was eigentlich
  verboten ist. Das ist dann wie
  ein Vorgeschmack Auf höchste Ziele.  | 
  
   Leider machte
  dieses Kind, Was menschlich ist,
  den Fehler; Irgendjemandem, der
  es nicht hören sollte, Doch zu beichten. So erkannte es sehr
  schnell, Hat eine Freiheit Einen hohen Preis, Und eine Freiheit, Ohne, dass ein
  andrer davon weiß, Macht keinen Spaß. Doch, dachte dieses
  Kind, Es war von einer
  Einsicht leis` gestreift, Und war inzwischen
  jugendlich; Wenn ich erwachsen
  bin, Dann werde ich
  genießen. In der Schule
  lehrte man: Ein Jugendlicher
  ist für sich verantwortlich, Wenn er in der
  Entwicklung Geistig, sittlich
  reif geworden ist Und Einsicht hat zu
  handeln. Diese Einsicht war
  ihm ja, So dachte er, Zur völlig falschen
  Zeit gekommen. Aber, wenn ich erst
  erwachsen bin, Dann kann ich tun
  und lassen Was ich will. Ich weiß ja
  schließlich, Wie es mit der
  Einsicht ist Und dem Verständnis
  und mit dem Verstand. Es ist ein
  Schattenboxen vor der Wand. Man spricht, wenn
  man es anders will, Mit Spiegeln Und erlebt die
  tollsten Spiegelein Und macht zum
  Schluss Fast ausnahmslos Wie andere es
  wollen, Denn der Jammer
  ist, Dass ich noch nicht
  erwachsen bin. Der Jugendliche,
  den ich meine, Ist nun nahe am
  Erwachsenwerden Und liest kräftig
  in den Paragraphen nach, Und findet auch die Stellen, Die ihn plötzlich
  so begeistern. So verschlangen vor
  Jahrzehnten Nur noch junge Mädchen In geheimen Ecken Die Passagen voller
  Liebesleben Der Novellen eines
  Maupassant.  | 
  
   Er liest im B G B
  den Absatz sechzehn neunzehn, Der soll ihm nun
  schwarz auf weiß beweisen, Welche Rechte,
  welche Freiheit hat ein Mensch, Der sich erwachsen
  nennt. Dort steht: „Das Kind, Solange es dem
  elterlichen Hausstand angehört, Hat alle seine
  Kräfte Und sein ganzes
  Wesen Dienstbar, willig
  seinen Eltern In Geschäften und
  im Haushalt Vorzulegen.“ So sieht also das
  Erwachsenwerden aus! Der Jugendliche
  fragt: Hört das denn
  niemals auf? Falls sich von der
  Geschichte Jemand angesprochen
  fühlt, Sei dies ein Trost
  für ihn: „Du kannst von nun
  an Machen, tun und
  lassen, was du willst, Wenn du zuvor nur
  deine Mutter fragst, Vielleicht auch
  deinen Vater, Später deine Frau Und noch viel
  später……… Aber dann wirst du
  bestimmt, Das garantier` ich
  dir, Erwachsen sein.“ Es sei denn, Und das könnte
  wirklich sein, Ist die Geschichte
  mit der Einsicht Und den Paragraphen
  doch nicht alles, Irgendetwas fehlte
  noch. Dann könntest du Schon ab sofort für
  dich entscheiden, Könntest alles tun
  und lassen, Was du tun und
  lassen kannst.“  | 
 
| 
  
   Schlanke, weiße
  Beine stehen In der aufgerissnen Blätterwolke Fremder Bäume. Niemand kann den leisen
  Schrei Aus meinem Mund Nach Halt auf
  freier Strecke Unterdrücken, Niemand meinen
  Wunsch Nach einem
  Augenblick des Stillstands So schnell wissen
  und erfüllen.  | 
  
   Wäre gerne
  ausgestiegen; Hätte auch den
  großen Abstand Zwischen Trittbrett
  und dem Schotter Übersprungen, Wäre meinetwegen
  hiergeblieben Hätte nur das
  Pergament der Rinde In die Finger
  nehmen, Und ein Grußwort
  der Berührung Darauf drücken, Darauf
  legen
  wollen.  | 
  
   Niemand hätte es
  bemerkt. Es wäre ein
  Geschenk, Ein Glück für mich
  gewesen; Das bleibt draußen, Bleibt vor einer
  Fensterscheibe stehen, Ist zum Greifen, Ist zum Fassen nah, Und ist doch nicht
  zu halten. Hauche in der Eile
  auf das Glas, Dass es beschlägt, Und schreib` dem
  Glück in den Belag Das Grußwort. Doch die Scheibe
  ist jetzt blind Und nimmt mir jede
  Sicht.  | 
 
| 
  
   Ich hatte einen
  schlimmen Traum, Den träumte ich
  sofort nach Mitternacht In Hoffnung auf den
  Schlaf, Der traf nicht ein. Hellwach war ich im
  Traum, Die Uhr auf meinem
  Nachtisch Sprang vom Freitag auf
  den Samstag um, Es war der zwölfte
  Tag im Juli. Wach lag ich im
  Schlaf, Und suchte mich im
  Keller Zu erhängen. Unser Keller ist
  nicht hoch genug. Die Falltür zu dem
  Pumpensumpf Kommt mir gelegen, Doch es fehlt ein
  Haken über ihr.  | 
  
   Den bohre ich in wilder
  Hast und Hektik In die Decke aus
  Beton, Und setz` ihn ein, Dass er auch
  wirklich hält, Er soll mich
  schließlich halten, Wenn ich mich an
  ihm erhänge, Und ich denke nicht
  an mich dabei Und denke alles das
  von mir Und bin mir völlig
  unbekannt, Und ich erfinde an
  dem Seil, Das sich mir
  stellt, Den Knoten, Der rutscht glatt
  und sicher In die Enge. So erhänge ich mich
  auf der Stelle an der Stelle, Und ich träume
  diesen Traum Ein zweites und ein
  drittes Mal, Dann wach ich auf.  | 
  
   Es ist halb eins, Ich ende meinen
  Mord, Und stehe auf und
  trinke Und ertrinke
  schließlich doch In einer Müdigkeit, Die sich ganz
  plötzlich Auf mich rollt. Am anderen Tag Ruft mich mein
  Bruder an: „Es ist ganz
  schlimm. Es hat sich unser
  Bruder in der Nacht, Genau nach dieser
  Tageswende In der ersten
  halben Stunde In den Bäumen
  seines Gartens Aufgehängt.“ Ich bin betroffen Und ich sage
  nichts, Und was ich sage, Sagt ein anderer Und denke, So holt Wahrheit
  Träume ein Und sich das
  Fressen.  | 
 
| 
   Ein Reise- und Ermahngedicht, das sich nicht immer reimt (von deinem Vater) Früher fuhr man, Wenn man reich war, Nur mit Kutschen Durch die Lande. Arme Leute spannten Schusters Rappen
  an, Das hieß: Mit eignen Füßen
  wandern! Auf den Lippen hat
  man vielleicht Ein Lied: Links `ne Pappel, Rechts `ne Pappel, In der Mitte `n Pferde….. Na, du weißt schon. Stell `dir vor, von
  hier Bis hin zum
  Steigerwald zu Fuß. Damals lagen auch
  noch Räuber Auf den Straßen,
  die vergaßen oft den Anstand Damen gegenüber, Und die waren gar
  nicht zimperlich Mit Reisenden und
  zierten sich nicht, Selbst den ärmsten
  Schlucker auszurauben.  | 
  
   Heute fährst Du mit
  dem Bus, Der ist bequem und
  angenehm Und gut gefedert. Und er macht
  Station, Wenn`s nötig ist. Man kommt nicht so
  gerädert an, Wie unsere
  Altvorderen. Er trägt dich über
  viele Hundert Kilometer
  durch das Land, Und du kannst dabei
  schlafen, Wenn du willst. So viel konnt` früher nicht einmal Das Märchenkind mit „Siebenmeilenstiefeln“
  schaffen. Zwischen Würzburg -
  Bamberg Setzt man Dich fast
  im Naturpark ab. Hier gingen Könige
  und Fürsten Oft auf Jagd. In Bamberg wirst Du
  sicher etwas Davon hören und
  auch sehen können. Dir und Deinen
  Freunden wünsche ich Für Euren
  Aufenthalt nur Sonne, Sonne,
  Sonne, Dass es Euch nicht
  so geschieht Wie damals uns: Wir hatten in dem
  Städtchen Regen, An der Regen, Einundzwanzig Tage
  Regen.  | 
  
   Sieh Dir alles an, Was es zu sehen
  gibt, Und spiele alle Spiele mit, Und pass` gut auf
  dich auf. Und denk` im Laufe
  Deiner Reise An Dein Elternhaus Und ruf` mal an Und lass` uns
  wissen, Wie es dir ergeht. Auch wie`s um Deine
  Freunde steht. Und hilf den
  andren, wenn du kannst, Und lass` Dir auch
  von andren helfen. Nun viel Glück Und gute Fahrt Und Gottbefohlen,
  wie man sagt, Und führ` ein
  Tagebuch, Das ist sehr gut, Um später einmal
  etwas nachzulesen  | 
 
| 
   „Nicht-Gegengedicht“
  zu den „Neuen
  Gedichten“ von Elisabeth Borchers  -  „Training“ Ulla Hahn  -  „Vorsicht“ Sarah Kirsch  -  „Schneewärme“ Ursula Teicher-Maier  -  „Die Nächste“ Eva Zeller  -  „Glückwunschtelegramm“: In „Training“, Das vom Schreiben
  spricht, Und doch das besser
  Ungeschriebene sagt, In „Vorsicht“, Die sich zwischen
  Sehnsucht, Glück und Schmerz Vor sich
  verschanzt, In „Schneewärme“, Von der nichts
  bleibt, als Asche einer Löwin, Irgendwo im All
  verstreut, Verwechselt mit den
  Lämmern eines Himmelsrandes, Der uns scheinbar
  nahe steht,  | 
  
   Und in „Die
  Nächste“, Der er doch den
  Mund Nicht völlig füllen
  kann, Weil sich das
  Schweigen darin Nicht ganz
  schweigend halten lässt, Und schließlich In dem „Glückwunschtelegramm“, Das wirklich, ohne
  Poesie gesandt, Im Grunde Sehnsucht
  nach der Poesie verbreitet, Ja, in diesem
  ausgewählten Flechtwerk trockner
  Worte Lässt ein Wüstenklima
  Weiblichkeit Die Horizonte laufen, Dass nicht einmal
  mehr ein Durstiger In diesem Durst Verdursten kann.  | 
  
   | 
 
| 
  
   Zum König hat man
  mich ernannt, Zum König von
  Schlaraffenland. Ich weiß nicht, was
  ich machen kann, Denn was ich mach`,
  ist schon getan. In meinem Reich
  sind alle reich, Die Untertanen alle
  gleich, Sind Könige und
  Königinnen Und ich langweil`
  mich mit ihnen. Königlich arm dran
  bin ich. Ich reise manchmal
  sehr, sehr weit Bis in die
  Einsamkeit. Doch kann ich noch
  so lange schaun Ich finde nicht den
  Zaun, Die Grenze um mein
  Reich.  | 
  
   Mein Volk lebt
  dicht um mich Und füttert mich
  mit Köstlichkeiten. Alle wollen
  schließlich seh`n: Dem König muss es
  wenigstens so gut Und besser als uns
  selber geh`n, Sie pflegen unsre Leiblichkeiten. Heimlich bin jetzt
  dabei, Das dürfte keiner
  wissen, Über die Studiererei, Mir neue Wege zu
  erschließen.  | 
  
   Eines hab` ich so
  erfahren: Die, die Laster
  haben, Drängen sie auch
  andren auf, Und außerhalb der
  Türen In`s Schlaraffenland, Darf niemand mehr
  den anderen Zum leben im Schlaraffenland Verführen.  | 
 
| 
  
   Der junge Mann, In mehr als
  Freundschaft Einem and`ren zugetan, Geht eine neue
  Bindung ein. Ihn lockt
  Verschiedenes, Das ihm noch nicht
  bekannt, Verliebt sich
  zwischendurch Erst leicht in eine
  Frau, dann Wieder neu in einen
  Mann. Im Zufall treffen
  sich auf einem Fest, Die Frau, die er in
  Liebe lässt, Das neue Paar Und auch der aufgegeb`ne Mann. Von ihm springt
  gleich, als heißer Funke Alte Liebe durch`s Quartett. Schnell geeinigt
  setzt man Die begonn`ne Rund dort In seiner Wohnung
  fort. Vom Wein erhitzt, Im Stolz verletzt, Gibt einer doch dem
  anderen Manch böses Wort. Die Frau erkennt
  das neue Paar Und voll Verrat an
  ihrer Liebe, Die ganz ehrlich
  war, Macht sie dem
  ersten Freund nun Schöne Augen.  | 
  
   Der erkennt mit
  Abscheu ihren Sinn Und wendet sich der
  alten Liebe wieder hin. Der neue Freund im
  Paar, Verzehrt sich heut,
  für ihn zum ersten Mal, Nach dieser Frau. Er streichelt sanft
  ihr blondes Haar Das nimmt sie
  ungern hin Ihr steht der Sinn Nach jenem and`ren. Nur der junge Mann Bleibt seiner neuen
  Bindung untertan. Doch findet er von
  Gegenliebe keine Spur. Die Frau im Kreis
  der schwulen Männer Will nun geh`n. Sie kann das ganze
  kaum versteh`n, Obwohl sie manche
  dieser Regung Sicher kennt aus
  eigner Neigung.  | 
  
   In ihrer Wut gibt
  sie die Schuld Dem, den sie einst
  geliebt. Zum Schluss Die Lust der Männer
  hässlich anzuregen Hat sie ein Mittel, Das bescherte ihr
  schon manchen Segen Und schüttet dieses
  in noch off`nen Wein. Für Frauen konnte
  es Nicht schädlich
  sein. Doch was sie nicht
  geahnt, In ihrer blinden
  Hast, Das war des
  Unglücks langer Arm Der bis in diese
  Küche kam. Gestohlen vom Labor
  in letzter Nacht Stand Säure in der
  Flasche abgefüllt, Dass kein Verdacht Den Diebstahl
  gleich erhellt. Gemeinsam nahmen
  alle dies Getränk, Nur einen Schluck, Und noch im Morgengrau`n Zuckten ihre Leiber Wie im Schlaf
  gequält von schwerem Traum Und grauenvoll
  verrenkt. Man fragte noch, Wie konnt` es sein, dass alle Sich zugleich und
  auch so grausam Umgebracht, Und, woher kam  Der falsche Wein?  | 
 
| 
   Ich ließ dich verstreichen Du fielst als
  Stern, Und deine Richtung
  hatte keine Schwerkraft sondern einen
  Wunsch. Ich, auf deinem
  Weg, kam dir entgegen, Du auf meinem,
  warst das Zeichen ferner Himmel. Davon hatte ich
  geträumt. Du wolltest
  glauben, Freiheit könnte in
  der Freiheit Nur auf Freiheit
  treffen…. Meine Freiheit
  macht mich nicht frei.  | 
  
   Mein Wunsch nach
  größter Nähe war zu nah, Nach Haut an Haut Und engen Worten,
  die im andren Mund Gesprochen und von
  dort direkt Ins Herz geträufelt
  würden. Ja, ich dachte viel
  zu sehr an die, Die wir verletzen
  müssten, Sah den Riss aus
  Liebe Durch die Liebe
  schließlich selbst entstehen. Meine Ohren hielten
  auch umsonst Nach sanften
  Liebesworten Ausschau. Ein Verlust, der
  mich die Liebesleichtigkeit, Die du empfandst, Nicht trinken ließ.  | 
  
   Dein Beispiel, Wie es einmal war,
  als es mit einem andren Anders,
  unvergleichlich, war, Nahm ich nicht an, Und ließ dich ganz
  und gar an mir Verstreichen.  | 
 
| 
  
   Wenn du dich zu mir
  legst Und deine Stimme, Funkelnd und
  zugleich verhalten gurrend Als Geschmeide
  warmer, weicher Worte, Über deine Zunge
  weht, Wenn du dich an mir
  formst Und mich so zu dir
  formst, Dass ich danach Den Tag nur als
  Verlust Der zweiten Hälfte seh, Wenn ich im Bild Dein Bild versuche, Und dich
  schließlich wahr erlebe, Honigmilch von dir Auf meine Lippen
  nehme, Wenn wir uns Und endlich Ohne Schatten an
  den Füßen Flügelleicht
  begegnen, Wenn………..  | 
  
   | 
  
   | 
 
| 
  
   Heute Abend hast du
  mich Ins Fell gebissen, In die Wange, in
  die Oberlippe, und Es zitterte vor
  Zärtlichkeit Dein Mund. Der Schmerz ist
  süß, Das weißt du, und Mein Aufschrei ist
  dir fast Genug.  | 
  
   Beim Abschied hast
  du dich Erneut versucht, Du Liebe, du, mein
  Herz. Dein Haschen wird
  noch Enden, Wenn du voll in
  Blüte stehst, Als Königin der
  Nacht.  | 
  
   Du hast das Spiel Gemacht, Damit ich seh  Und weiß Was Einsatz gilt An dir, Den überlässt du
  mir Mit weit
  zurückgelegtem Kopf…  | 
 
| 
   In deinen Augen stand die Sichel ungesprochner
  Worte Als wir gestern, Nur getrennt durch
  die Entfernung Eines hingehauchten
  Kusses, Und mit der
  Berührung unsrer Haare An den Schläfen, In der Kirche Auf der Holzbank
  saßen, War die nicht aus
  Holz. Und dieses kleine Weihnachtslied von
  einer Ros`, Die mitten in der
  Nacht….  | 
  
   Du neben mir
  standst Voll in weißer
  Blüte, dass ich mich In dir verfing, In dem Gezweig aus Seelenhäutung, die
  fand statt, Aus Körperduft, der
  galt ganz mir, Aus Zwitscherstimme, die dich jubilieren ließ, Aus einer Schulter,
  die versuchte die Berührung.  | 
  
   Und, dein
  Handgelenk, Ein Inselchen verbliebner Lässigkeit, Hervorgeschaut aus
  Stoffen, die dich wärmten, Nahm ich mir als
  Landeplatz. In deinen Augen
  stand die  Sichel ungesprochner Worte.  | 
 
| 
  
   Heute will ich dich Verführen, Heute will ich dich In eine rosa
  Bettenwolke legen, Heute will ich dich An deiner neuen
  Seelenhaut berühren, Heute will ich
  dich, Dass du nie wieder
  von mir lassen kannst, Und heute will ich
  dich An dir in dir
  erleben.  | 
  
   Heute will ich
  dich, Dass du uns nicht
  mehr Voneinander
  unterscheiden kannst, Und heute will ich
  dich Und will Und dich, Dass du mich willst Und uns Und dass du willst…..  | 
  
   | 
 
| 
  
   Goldstaub, du, Und Filigran in meinem
  Auge, Nähe, Irre Zärtlichkeit
  an mir.  | 
  
   Ich selbst Befahre Mit
  Konfettisonnensegeln Deine Haut Und regne mich Ganz tief in dich An die
  Verborgenheit.  | 
  
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   Jetzt, als du das
  Wasser aus dem Fell der Seele Schütteltest, Begriffst du deine
  Sehnsucht. Du verstandst, Warum Aus Kindertagen
  grüne Felder, Baumumrandet, Lichtgewärmt, An rotes
  Backsteinhaus gewachsen, Dich so
  streichellieb An Gegenwart
  erinnerten.  | 
  
   Du wusstest nun,
  warum sich Bilder über Bilder
  schieben, Und warum ein Schuh
  dir immer Wieder in dem
  feuchten Grund Verloren gehen
  musste.  | 
  
   Du, im Laufen
  hügelab, Kamst mir mit dir
  im Arm entgegen: „Das bin ich. Und zwischen dir
  und mir Liegt nicht ein
  Tag, Den du nicht
  kennst.“  | 
 
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   du, leiser, warmer,
  gelber, Sommerhauch in meinem Arm, du Schatten, der vom Kirschbaum
  niederfällt, um mich zu kühlen, du, mein Umhang und das
  liebe Wort in meinem Mund das Zungennass auf
  meiner Lippe, du, der Sommerkuss aus roter Beere.  | 
  
   dich, mein Herz, will ich mit meinen Händen ganz und gar umschließen.  | 
  
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   Königin der Nacht Einmal aufgewacht, Vertut sie sich In dieser einen
  Nacht an sich, Sie hängt an sich Und öffnet ihre weißen Kleider Bis zum Nichts, So weit, dass ihre
  gelbe Zunge Schweren Atem streut.  | 
  
   Nach Mitternacht Vergisst sie Duft
  und Weiß und Gelb Und Blütenpracht.  | 
  
   Man wird noch lange
  reden Von der Königin der Nacht.  | 
 
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   Auf dem Sekretär Auf dem Sekretär
  liegt eine Klinge, Die ist
  messermesserscharf.  | 
  
   Ein Hauch läuft
  über sie, Ein Atem, der sie
  treffen soll, Sonst nichts.  | 
  
   Auf diesem
  Schreibtisch wird sich niemals Eine ungerade Seite
  Schreibpapier Befinden.  | 
 
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   Zwischen Halterungen Zwischen
  Halterungen Spannt sich schwarz Ein dünner Faden. Daran hängen
  Blicke, So, als hängten sie
  zum Trocknen.  | 
  
   Der vor mir hier
  war, Vielleicht auch
  die, Ist fort. Ein Fallstrick?  | 
  
   Wieder bin ich mir mir überlassen.  | 
 
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   Ein Blick ins Tal Der Blick in eine
  Unterwasserlandschaft, Die an
  Sonnenstrahlen hängt. Hier oben hört man
  keinen Laut. Man sieht nur die
  Bewegung In der Tiefe, Auf den Straßen,
  unten, In dem Grün der
  Bäume.  | 
  
   Wasser, nah am
  Grund, bewegt Ein Kornfeld. Wellen laufen
  unentwegt Darüber hin.  | 
  
   Im linken Ohr hat
  sich Ein Rauschen Eingenistet. Das wird von dort oben
  kommen, Aus dem Blau, Wo sich die
  Wellenkämme, Wegen der
  Entfernung, Überirdisch
  langsam, Ineinanderschieben
  und bewegen. Lolalo-Gebirge.  | 
 
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   Mit dem Rücken Mit dem Rücken  Zum Tag.  | 
  
   Wie soll ich das
  verstehen? Was ist mit der
  anderen Seite? Wessen Rücken
  trennt?  | 
  
   Ich gehe hin, Ich fasse an, Ich stoße an! Es hat gestimmt.  | 
 
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   Im Spaziergang Im Spaziergang, Im Vorbeigang, Im Vorübergehen
  taste ich die Haut Der Säule ab, Die Rauheit einer
  Rinde, einer Saite.  | 
  
   Klang und
  Schwingung Nah am Ohr. Ich küsse mit
  demselben Ohr Den Körper der
  Gitarre. Nah ist mir mein
  Leben so, Wir sind
  verwachsen.  | 
  
   Diesem Instrument
  verriet ich, Dass ich gerne auf
  ihm spielen Können möchte, das
  ist Mehr, als darauf
  musizieren. Ohr an einer Säule. Ohr an einem
  Körper. Ohr an meinem Ohr.  | 
 
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   Im Garten stürzte die Libelle Im Garten stürzte
  die Libelle Einfach aus dem
  Flug Ins Gras Und als ich ankam War sie
  angetrocknet, Und ich sah, sie
  konnte nicht Wie alle andren
  Tiere Ihre Flügel an den Körper
  legen. Und der Gummimotor,
  den ich in mir hab`, Ist nur von außen
  zu bedienen Und da hast du ihn
  gleich entdeckt. Du meintest auch,
  dass du ihn  Aufziehn könntest, Und ich hatte Angst
  davor: Wer rettet mich,
  wenn mir die Flügel brechen? Und wie stehts mit
  dir? Willst du nicht
  frei sein Und zugleich die
  Freiheit Eines anderen
  bewirken? Gibt es denn gleich
  zweimal Freiheit?  Gibt es zweimal die
  Unendlichkeit? Und dann der
  andere? Sind das nicht zwei
  in einem, Einer den du in den
  beiden siehst?  | 
  
   Du willst uns
  beiden Deine Flügel leihen
   Und noch selbst
  dabei sein, Wenn wir uns
  erheben? Wie soll das
  geschehen, Mit nur einem
  Flügelpaar für drei? Dir glaube ich und
  keiner sagte Mir zuvor die
  Wahrheit ehrlicher, Und keiner hat mir
  solche Wahrheit je gesagt. Dir glaube ich auch
  ganz, Und darf dir darum,
  kein Wort glauben. Und ich spiele mit
  dem Wachs  An dir, das ist
  noch beinah flüssig Und es tropft so
  angenehm auf meine Haut Und in mir möchte
  irgendetwas leise schreien Und dann läuft der Herd
  der Flüssigkeit so
  unerwartet auf die Tagesdecke Und ich weiß mir
  wieder keinen Rat.  | 
  
   Ich weine nicht um
  dich Und dass ich um
  dich weine, weiß nur ich Und deine Tränen
  könnte ich nicht mehr Ertragen und ich
  weiß von ihnen, weil ich sie An dir ertrug. Du weißt wie ich,
  dass Tränen, wenn sie Sich in Glas
  verwandeln, schöner sind Als jede
  Perlenreihe. Hüte alles, was du
  findest, Heb` es auf für
  dich. Und mich, an den du
  nur Versehentlich
  gestoßen bist, lass liegen.  | 
 
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   DOKUMENTA ACHT Mit meinem Federkiel
  aus Gold Und meinem Farn
  besprüht mit eben dieser Farbe, Dann in einen Korb
  gesteckt, Und einem
  Lorbeerkranz, genau wie das davor, Auf meinem Haupt, Und lebensfroh und
  weltbejahend Setze ich mich als
  mein eignes Werk Zur Dokumenta Acht.  | 
  
   Vor mir die Waage
  für die Worte: „Darf`s ein Viertel
  Prosa sein, Ein Achtel von der
  Lyrik?  | 
  
   Gerne. Für ein
  Auftragswerk Ist mir Die Haut zu Markte Nicht zu schade.“ Vorne kann man`s
  lesen: „Du mich auch.“  | 
 
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   Wie bitter bist du, Tod Wie bitter bist du,
  Tod, Auf meiner Zunge. Wehst herüber, Kommst zu mir von
  den Verstorbenen.  | 
  
   Nicht anders wirst
  du eines Tages Von mir fort Und auf die Zunge Eines andren
  springen Und dort Bitterkeit Verbreiten.  | 
  
   | 
 
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   Bei Strafe Ich hatte Lust,
  dich zu berühren. Du saßt unter mir. So war es gut. Es störte uns dein
  Kind, mein Kind, Es störte mich. Dich störte schon
  am Morgen, Als mein Mund in
  dich zu beißen suchte: „Das gibt einen
  Fleck auf meiner Bluse.“ Grund ist immer
  Grund genug. Ich dachte: Zieh`
  sie aus. Tu etwas für die Haut. Und nachher stand
  ich hinter dir im Flur. Du sahst sofort, Warum ich deine
  Nähe suchte, Und du schobst den
  Blumenstrauß, Der in der Wanne
  stand, Mit sicherem Gespür
  vor meinen Mund.  | 
  
   Was hätte ich dir
  sagen können. Kussverbot und Brustverbot
  und Hautverbot und Lustverbot, Weil es nicht
  passt, Weil man uns stört, Weil es dich stört, Weil dich das
  Stören stört. Und abends, spät,
  ein fröhliches: „Was ist!“ Jetzt darf ich
  wieder.  | 
  
   Du hältst sicher
  still, ich weiß. Ich weiß von deiner
  Lust, die hat nicht Lust. Ich weiß von deinen
  Küssen, die nicht küssen Und von deiner
  Haut, Die sich nicht
  häutet über mich: „Du willst ja
  nicht, dass dich ein Mensch berührt.“ So wird die Lust
  als Unlust aufgeschrieben. Und ich schreibe: „Nein, die will ich
  nicht. Berührung nicht. Das ist mir nämlich
  nicht genug. Und deine Brust
  hält mich an guten Tagen aus, An anderen beißt du
  deine Zähne Fest zusammen.“ Und nun fragst du
  mich, Was mit mir ist. Ich glaube, es ist
  wirklich nichts. Es liegt am Wetter. Alles ist normal Und Argumente gibt
  es nicht.  | 
 
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   Augentasche Unter meiner Jacke
  ist die Tasche In das Futter
  eingenäht, Darin das Auge: Augentasche.  | 
  
   Dir erlaube ich von
  außen Dran zu horchen. Sei schön still. Es sieht dich gut.  | 
  
   Ich selbst bleib` abgewendet Von euch beiden  | 
 
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   Erkläre mir Erkläre! Mir! Erkläre mir, weil
  ich es nicht verstehe. Axt im Holz. Der Schlag war
  nicht genug, Die Spaltung trat
  nicht ein. Warum! Sei unter mir. Riskiere mich. Du beugst dich vor Und, weil du größer
  bist als ich, Stellst du die
  Beine etwas breit. Jetzt komme ich an
  dich heran. Frör` mir der Mund am
  Eis Des Fensterrahmens
  fest, Der eisern seine
  Kälte hütete, Wär` es nicht anders.  | 
  
   Deine Zunge ist mir
  nicht Muränentier, Das mich belauerte. Sie sucht in meinem
  Mund nach Heimkehr, Weiter nichts. Ich spüre, dass das
  alles ist. Ich spüre, dass du
  mir nicht wegen deiner Feuchtigkeit So nahe kommst. Und deiner Brust
  auf meiner Höhe Hältst du die
  verschränkten Arme vor, Darauf, die Warzen,
  weiß ich, Werden hart. So machst du mich
  zu dem, Der dich verletzen
  soll.  | 
  
   Mit meinem Eisen
  breche ich am Holz der Kiste. Keine weitere
  Erregung und ich sage: „Gehe
  du zuerst. Geh` du vor mir und gehe schnell, Dass ich dir aus
  den Augen komme.“ Und du gibst mir recht Und gehst und
  fliehst vor mir. So hastig gingst du
  schon ein andres Mal Aus meiner Nähe, Als ein wenig Blut, Nur wegen deiner
  dummen Regel Aus dir auf den
  Teppich tropfte. Damals steckte ich
  im Holz Und saß zu fest für
  dich.  | 
 
| 
   Die Dome ihrer Hälse Es sind nicht die
  Schwäne, Nicht die Dome
  ihrer Hälse, Die im Abend- oder
  Morgenlicht Die Liebe (keiner
  weiß genau, wovon ich spreche) Und den Tod (den
  kennt man ganz genau so wenig, Höchstens von den
  anderen, Die ihn im
  Aufschrei mit sich nahmen), Also Schwäne sind
  es nicht, Die Liebe, Tod, Das Leben und das
  Sterben zeigen, Und ich glaube auch
  nicht mehr dem Knochenmann, Der hinter einem
  jungen Mädchen Lauert.  | 
  
   Ja, ich geb` es zu: Stünd` das Gerippe
  zehnmal hinter ihm, Gäb` ich ihm doch den
  Rest von meinem Leben Für ein
  liebevolles, liebetolles  Zumirneigen dieses Mädchens,. Schon um seiner braunen Haare willen, Wegen seiner
  Schultern, Deren Wasserfall zu
  beiden Seiten stürzt, Den meine Augen
  nicht mehr bremsen könnten, Und auch wegen dieses
  Regenbogens, Der sich daraus
  spannt Und über Felder
  weißer Haut, Die zu beackern
  wären, Kleidsam wird, Und der in Lippen
  endet, Die sich unter
  einer Schranke heller Zähne Hin und her
  bewegen, Wegen dieser
  Schranke, Ja, auch wegen
  dieser Schranke, Die sich öffnen
  wird und die Zerfleischen
  könnte.  | 
  
   Nein, ich glaube
  Tod, der Tod, mein Tod Hat damit nichts zu
  schaffen. Tod, der Tod, mein
  Tod Sitzt völlig
  abseits Und wird mich
  bedienen, Aus Versehen oder
  weil es an der Unzeit ist, Er wird mich sterben,
  ohne es zu merken, Einfach so Als Wort im Wort Als ein Duett, von
  fremden Sängern vorgetragen, Einfach als die
  Säule Gotischer Gebäude
  in die Höhe steigen Und in spitzen
  Bögen enden. Fremd wird er mir
  bleiben müssen. Mich wird er nie
  kennenlernen. Tod geschieht im
  All, Im Raum, geschieht
  in den Geräuschen, Die im Urlaub auf
  der Straße bleiben, Nicht betreffen
  können, Weil sie einfach in
  die Stube dringen, Und nicht heimisch
  werden können. Tod wird mich
  bedienen, Wird mich sterben, Wird sich niemals
  um mich kümmern können.  | 
 
| 
   Bist du zwei? Du sagtest:“Ich bin zwei.“ Du sagtest noch: „Was wächst,
  braucht Zeit.“ Brauchtest du dann
  doppelt Zeit? Bist du, so wie du
  sagst, Zwei Gärten, die,
  allein durch dich getrennt, Ganz nahe
  beieinanderliegen? Bist du Weg, der trennt? Besucher kamen. Sie vermuteten zu
  Recht Das Ungeteilte.  | 
  
   Ziergras auf den
  Pfaden Zwischen kleinen
  Beeten Zog sich als der
  ausgerollte Teppich Über eigentliche
  Schottersteige. Jeder Schritt auf
  ihnen sollte federn, Sollte Schreiten Über einen Laufsteg
  werden. Die Besucher sahen
  die Gefahr.  | 
  
   Vor Jahren hatte
  man, Als ein Geschenk
  von dir, An völlig andrer
  Stelle, Einen abgeschnitt`nen Trauerweidenzweig Kopfüber in den
  Sand gesteckt, Und er steht heute, Unverändert an
  demselben Platz, Als großer Baum. Er hat den Zaun, in
  den er anfangs wuchs, Mit in die Luft
  gehoben. So viel Glück, Kann man nicht
  immer haben  | 
 
| 
   Im Feuer eines blauen Lichtes Du lauerst vor der
  Tür. Du drängest gerne
  ein. Du bist der Sandmann,
  der, statt Schlaf, Den Frost
  verstreut. Dich locken meine
  Augen. Kälte, Eis, Zwei Küsse, die mir
  letzten Endes Gut gefallen
  könnten, Könnte man sie sich
  am andren Morgen Aus den Augen
  wischen. Nein, nur kein
  Vertrauen, Nur kein Schlaf in
  deinem Schoß, In einem Bett aus
  Schnee; Kein letztes
  Lächeln Auf erstarrte Züge
  zwingen lassen.  | 
  
   Scheint die Sonne,
  perlst du aus. Das Nass auf deiner
  Stirn bleibt stehen. Durch das Eis des
  Sees schießt Riss um Riss, Die Jauchzer und
  die langgezog`nen Seufzer Deiner Schritte. Ja, man sieht`s, du
  hörst dir selber zu. Scheint keine
  Sonne, Tobst du dich mit
  Beißen, Schneiden und Verwehen, Oder schweigendem
  Verdecken, stiller Schönheit, Aus.  | 
  
   In mancher Nacht
  zeigst du dich, Wenn dir danach
  ist, Ganz unbekleidet, Trägst den weißen
  Mond im Haar. Wer sich dir
  überlässt, Dem brichst du, dem
  zerspringen die Gedanken Noch im Kopf. Die Eiskristalle,
  deine Leibesvögel, Zünden Dunkelheit
  und Sonnenstrahlen an, Sie steigen auf Und irren sich zu
  Boden. Tränen kennst du nicht. Du stehst im Feuer
  eines blauen Lichtes, Das tanzt über dich
  hinweg Und huscht in
  letzte Winkel.  | 
 
| 
   Der Herbst, ein großer Ball Drüben, weiß ich, Hängt gleich hinter
  diesem Vorhang, Nebel, Schwarz das Netz
  der Äste, Zweige, Deren Fang, die Blätter,
  die Blätter, Schwer
  heruntertropfen. Baum im Baum. Ich
  sehe ihn. Ich müsste durch
  den Vorhang gehen, Meine Hand aufs
  nasse Dunkelgrün Der Rinde legen Und nach oben in
  die Krone blicken. Müsste, müsste….  | 
  
   Krähenschrei! So unverhofft, so
  nah, so in die Luft
  gekratzt…. Es wird der
  Krähenschrei Zum Schrei der
  Luft, des Nebels, Wird zum Schrei des
  Morgens, Dass ich auf der
  Haut erschrecke. Ausschau muss ich
  halten. Meine Hand legt
  sich auf meinen Mund: Ich war es nicht,
  der schrie. Der Schrei aus meinem
  Mund Kam her zu mir, Und ich, der hörte, Der die Augen
  lauschen ließ, Sitz im Geäst ganz
  oben, Dort, wo dieser
  Krähenvogel sitzen muss.  | 
  
   Der Stein, auf dem
  ich stehe, Um noch mehr von
  diesem Nichts zu sehen, Dieser Stein, so seh` ich`s unter mir, Hält seine Augen
  zu. Ich steh` auf
  ihnen. Schwarz sind meine
  Flügel, Weit und sanft ihr
  Schlag. Ich stoß` mich ab Und fliege, nah am
  Boden, Über Furchen und
  Erhebungen. Der Vorhang öffnet
  sich nach vorne, Und er schließt
  sich hinter mir. Blassgelb, mit weißem
  Rand in ihm, Die Sonne über mir. Der Herbst, ein
  großer Ball, Rollt über alle
  Erde.  | 
 
| 
   Die Zeit des Sommers Mit den Augen male
  ich die Landschaft. Drüben fallen
  Winde, Denen ich als
  Reiter in die Mähne greife, In die Wolken
  grüner Blätter. Rauschen der Bewegung. Klarinettenklänge, Die sich spielend
  jagen Und erhaschen Und sich lassen.  | 
  
   Zwischendurch ein
  Zartgefühl, Ein Rhythmus, Schläge eines neuen
  Pulses, Ein Gitarrenspiel: Die Luft holt Atem. Leises Klirren aus
  den Ästen, Von den Blättern, Eine Hand, die oben
  in die Zweige langt, Ein Vogel.  | 
  
   So wünsch` ich mich
  mir: Ganz von mir selbst
  erfüllt, Und weit von mir
  entfernt, Mit gar nichts zu
  erreichen Und von mir nichts
  wissen wollend, Und mit mir in
  meinem Kopf, In ihm die Zeit des
  Sommers.  | 
 
| 
   Frühlingsmorgen Wüsst` ich doch, Woher es kommt. Ich stehe auf. Es rührt ein
  wohliges Behagen Mit der Kraft an
  meine Haut. Genüsslichkeit und Kraft und
  Ruhe, Neugier und
  Beredsamkeit der Sinne Drängen mich ans
  Fenster, Und ich schau
  hinaus. Es reicht mir
  nicht, Ich öffne es Und atme tief den
  Frühlingsmorgen ein. Ein Überfall im
  selben Augenblick.  | 
  
   Es stürzen sich auf
  mich Die Spiegel roter,
  brauner Ziegeldächer, Stimmen, die sich
  mögen, ineinander haken, Und Gerüche, die im
  Mund und in der Nase liegen bleiben, Vorgeschmack, den
  ich schon kenne. ….darin möchte ich
  mit einer Lust am Untergang Ertrinken, ….darin drohe ich
  mich zu ertränken. Ja, ich lebe auf, Und es ist schön!  | 
  
   Ich strecke meine
  Arme, Strecke meine Arme,
  dass ich sie erreiche, Nach der Sonne aus. Sie ist ganz nah. Ich werde, wachse
  und entstehe, Tänzerisch und
  pflanzengleich. Mich kleidet alles,
  alles ist ein Stück von mir, Und alles, alles
  löst mich in sich auf.  | 
 
| 
   Du wusstest nicht…. Du wusstest nicht, Ob ich verstehen
  würde. Du erzähltest: Hinter einer
  Dünenlandschaft, Mitten in der rauen
  Sehnsucht Hoher Nördlichkeit,  Verflacht das Land
  zum Meer. Du wolltest mir von
  mir erzählen, Und dir fiel dazu Die Landschaft ein.  | 
  
   Der Boden dieses
  Meeres, Den man Tag für Tag
  einmal begehen kann, Wenn sich das Meer
  als Tier In Putzsucht fast
  bis an den Horizont Zurückzieht, Und auf jeden äugt, Der seinen Platz,
  das Watt, betritt, Der Boden dieses
  Meeres, das sei ich.  | 
  
   Du wolltest mir von
  mir erzählen, Und du wusstest
  nicht, Ob ich verstehen
  würde. Dabei hattest du
  mich längst Bis an den
  Küstensaum geführt. In meine Sohlen
  drückten sich, Wie du es mir
  beschriebst, Die harten
  Bodenwellen, Sand auf Sand, Die Spuren einer
  unentwegten Ruhelosigkeit. Du sprachst zu mir. Der Abstand
  zwischen uns war groß, Ein scharfer Wind
  hielt seine Arme ausgebreitet. Er fraß deine
  Worte, Schlug die Lippen,
  als die Pendel offner Türen, Auf und zu.  | 
 
| 
  
   Eigentlich
  wuchs sie in Zweisamkeit, die
  liebe Weihnachtszeit, und
  wurd in einem Augenblick ein
  Glück zu dritt. Ja,
  eigentlich warn es wohl immer drei, dort
  in der lieben Weihnachtszeit: mit
  Vater, Mutter, Kind, mit
  Esel, Schaf und Rind, mit
  Haus und Stadt und Land, mit
  Männern aus dem Königsstand, und
  eigentlich ist man allein  in
  jeder Weihnachtszeit,  | 
  
   und
  insgeheim denkt man vielleicht  an
  jenen Stern,  der
  in der Nacht am Himmel stand, und
  eigentlich hätt man es gern dem
  Nächsten auch gesagt  und
  ihn gefragt nach dem, was
  man dort fand; und
  ruft den Nachbarn laut und lädt ihn ein und
  freut sich beim Zusammensein  der
  lieben Weihnachtszeit.  | 
  
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