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Harald Birgfeld, Webseite seit 1987/ Website since
1987 …da liegt mein Herz, Geschichten aus Niemandsland 2022 -2024 (im
Entstehen) z.B.: 100 Jahre „Kafka“, eine herrenlose Fundsache (neu) |
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zu Olympia – olympische Spiele! |
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Lyrik, Prosa und Ingenieurarbeiten |
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Konkretes vom Himmel
Gedichte für diese
und eine andere Zeit
(1959 - 1987
Harald Birgfeld
Copyright,
Urheberrecht 2019 beim Autor, Herausgeber, Redakteur: Harald Birgfeld,
e-mail: Harald.Birgfeld@t-online.de
"Es lohnt sich, einmal einen heutigen Dichter kennen zu lernen, der mit der deutschen Sprache einen faszinierend fremden Weg betritt und trotzdem dem Leser Freiraum lässt für eigene Gedankengänge, ohne dass die Probleme in erhobener Zeigefingermanier zu zeitkritischen Trampelpfaden werden." (1986: Gutachten)
An die Schöne aus weißem Stein Das Gesicht der Geliebten im Alter |
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Nicht-Gegengedicht zu den „Neuen Gedichten“ von… Prag oder Eine Reise, die nicht endet Von einem der auszog, erwachsen zu werden |
Über ihrem
Blütenzauber Liegt verträumt die
Nacht. Leichte, leise,
Sommerwinde Geben auf den Mond
und Wiese, Still Erinnerungen
heischend, Liebend, kosend,
wispernd acht. |
So, als könnten nur
die wirklich Heiter’n Leben uns
beweisen. Tanzen gaukelnd
schnell erlöschend, Eb`n noch freudig sich
entzündend, Phosphorkäfer
gleich den Elfen Einen unsichtbaren
Reigen. |
Ach, als ahnten
sie, wie bald schon Dieser zarte Kelch
zerbricht, Schirmen dunkle,
volle Schatten Aus der alten Bäume
Laub Mahnend, drohend
dieses Lebens – Oder
Leidensparadies? |
Kleine Kirche weist
nach oben, Trägt die Krone aus
Antennen, Wie der weise
Gottessohn Einst die Dornenkroh´n aus Schmerzen. |
Er allein
verschenkte Gnade, Sie allein kann weiter
sehn, Sieht, dass hinter
manchem Hause Auch noch andre
Kirchen stehn. |
Blickt viel weiter
über Felder Auf die Häuser ohne
Turm, Ahnt, dass in den
Herzen selber Glockenklang und
Demut wohnen. |
Hell und dunkel, banges Schweigen, Fernes Beben,
greller Reigen, Und ein zartes
Mädchenherz Sucht nach
schützender Umarmung. |
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Als Knabe auf
grünender Heide verirrt, Fand ich unter
einem Strauche Eine einsame Rose
von Düften umschwirrt, Das Rot wie von himmlischem Hauche. Die purpurne Krone
trug sie mit Stolz, Ihren Odem
verschenkte sie gerne. Die Dornen waren
aus edelstem Holz, Doch ihr Blick ging
weit in die Ferne. |
Ihre sanfte
Schwermut verwirrte mein Herz, Ich versuchte leis´sie zu trösten. Wir waren glücklich
in unserem Schmerz, bis dunkelnde
Schatten uns lösten. Am anderen Morgen
suchte ich bald Meine trauernde
Freundin zu finden. Doch vergebens
durchstreifte ich Busch und Wald Noch am Abend, bei
kühlenden Winden. |
Noch später, nach
vielen Jahren schon, Empfand ich ein
trauriges Beben, Weil keine der
Rosen mir gab als Lohn Jenes kindlich
reine Erbeben. |
Sommer
muss nun wieder scheiden Und
sie tragen immer noch Für
die Leute nur das Schweigen, Für
ihr Herz das Pilgerjoch. Armut
schirmt das freie Leben Der
drei Mönche, die ein Schwur Ihrem
Gotte hat ergeben Und
der Ordnung der Natur. Ihn
zu finden auch im Kleinsten Und
von niemandem bemerkt, Suchen
sie im Allerfeinsten Zu entdecken noch sein Werk. Also
führen ihre Schritte In die
Felseneinsamkeit. Inn´re Einkehr, fromme
Bitte Lässt
vergessen bald die Zeit. Als
die Sonne nun die heiße Strahlenflut
herniedergießt, Schläft
talwärts im Lichtergleiße Blau
ein See, still, wie verliebt. Durch
die Büsche zu den Fluten Eil`n die Wand`rer schnellen Schritts, Ihre
Körper von den Gluten Und
des Weges Müh`n erhitzt. Und
nach frischem Trunke spülen Sie
den Staub der Mäntel aus, In
den klaren Wassern fühlen Sie
den göttlich freien Hauch. |
Wünschen
in der Bäume Schatten Unter
flüsterndem Gezelt, Ausgestreckt
auf grünen Matten Ew`gen Frieden dieser
Welt. Als
von jenen Bergen schweigend Sich
ein Adler herrlich löst, Über
einem Punkte kreisend Und
dann fallend niederstößt. Nun
erkennen auch die Weisen Einen
Entrich auf dem See, Als
der Greif auch schon auf leisen Schwingen
stürzt aus sich`rer Höh. Jäh`
erfasst den Erpel Schrecken, Wasserpeitschen,
Flügelschlag. Schnelle
Flucht soll ihn noch retten, Doch
der Sieg ist ihm versagt. „Weh`dir, weh`dir, grausam
Wilder, Dass
du so den Frieden schonst,“ Droht
der eine der drei Pilger, „Dass
du so die Freiheit lohn`st!“ Kaum
gesprochen packt ein plötzlich Rascher
Sturm sein schlichtes Kleid- Von
des Baumes Aste löst sich`s Flattert
in die Dornen weit. |
Und
der zweite, welcher bange Nach
dem bunten Entrich sah, Feucht
das Auge, rot die Wange Kann
nicht fassen was geschah. Doch
der Sturmwind wirft auch seinen Reinen
Umhang in den Sand. Einzig
noch des dritten Leinen Kos`t der Wind am nahen
Strand. Er
allein betrachtet nur Und
mit weitem, fernem Blick Auf
den Wellen letzte Spur, Die
der Kampf dort ließ zurück…… |
Abendliche kühle
Nebel Steigen aus den
Wiesen auf. Ihre feuchten Arme legen Schmeichelnd sich
um meinen Hals. Weit war eben noch
der Himmel, Barg die Sonne
glühend schön, Eingehüllt in
Farbenspiele, Immer blasser sie umweh`nd. Leidend sah ich sie
noch scheiden, Ach, es war ein off`ner Schmerz, Litten wir ihn doch
zu zweien, Schenkte ich ihr
doch mein Herz. |
Schweigend nun die
grauen Schwaden Hüllen alles Leben
ein. Vögel, Sträucher,
Büsche sterben Alles tot, ich bin
allein. Angstvoll geht mein
Atem schneller, Und die Nebel
steigen schwer. Suchend irr ich
über Felder, Schatten fliehen um
mich her. |
Lauernd, drohend
wachen Bäume Grauerstarrten
Geistern gleich Und verkörpern
wirre Träume, Dämonenhaftes
Riesenreich! |
Irrsinniger Taumel
durch die Lüfte. Jagender Fall aus
schwindelnder Höhe des blauen Nichts. Mauersegler über
der Großstadt Klüfte; Wer ahnte, dass ihr
spielendes Treiben Hochzeitsflug ist. |
Schreiender
Wahnsinn kündet die bizarre Schar. Könnte ich so wie
sie die Schwerlosigkeit empfinden. Drängender Traum
spiegelt noch nachts wie es war. Sie erfüllen die
Wollust der Liebe und müssen entschwinden. |
Für sie ist es das
Leben. Ihr Gaukel ist ewig. Unser Wahn nur kurz, unvergessen. Wir erinnern und
geben. Mensch sein, auch
im Nehmen, ist Reichtum, streng bemessen. |
Süße Herzensqual Glockenklang, die
Tiefe eines stummen Blicks Aus heißgeliebten
Augen. Bin ich du? Bist du
ich? Sind wir Licht? Hoch und tief
zugleich. Zarte Worte bleiben
nur Gedankenflug, Wie kann ich noch
empfinden, Dich begehr`n? Dränge ich. Ich liebe dich. |
Stürb` ich doch vorher. Brächt` ich nicht
den wunderbaren Kelch zum Sturz. Ach wär` ich wie die Götter. Nur ein Kuss, nur
ein Blick Wär` mein Glück. |
Warmes Abendrot. Meine Arme müssen
dich umfangen, komm `----. Mein Leben ist in
deinem. Asche bleibt, ich
bin tot. Phönix. Gott! |
Heilig reiner Quell. Junge Morgenlüfte weh`n. Des Nachts war Regen. |
|
|
Wer gab das Zeichen
zu unserem Bund? Nicht durch unser kläglich Wort geschah es. Nicht durch deinen
Mund. |
Du weißt noch die
Kirche, so hell und so klein? Göttergleiche Fanfaren der Sehnsucht
erklangen. Alles war Reife und
rein. |
In deinen Augen las
ich mein Herz. Ach, wahre Liebe
verhüllt der Seele den Körper, Ohne jeglichen
Schmerz. |
Wohl tausendmal
versucht` ich dich zu fangen Und lockte dich,
war willig einverstanden. Mein Herz erstarb
vor bitterem Verlangen. Doch du verließest
schmählich mich im Bangen. |
Ich sehnte mich vor
Schmerz nach deinen Händen, Den heißerflehten
Trost mir auszugeben Und mir den
ahnungsvollen Flug zu spenden, Als Lohn die vielen
Tränen anzunehmen. |
Ach, nein. Voll
List erschwingst du deine Preise Und willst den
Wunsch in mir auch schon gewähren, Doch sendest mich
zuvor auf eine Reise, Und lässt mich
hundertfachen Tod verzehren. |
Nie verlockte mich
der Herbst zu Träumen So wie dies Jahr. Süßer Liebreiz
wandelt sich im Fall der Blätter von den Bäumen. Ist`s nicht deine
Hand, die kosend mich umweht? Ist es nicht dein
Atem, der an meiner Schulter geht? |
Und die Farben,
spiegeln sie nicht Reife, Unser frühes Glück? Eine Melodie, die
mich entzückt, Dass in Lust und
Wehmut ich nach deinem flüchtigen Bilde greife. Wie auf
unsichtbaren Flügeln schwebst du hier, Unerreichbar, und
voll Zartheit bist du doch in mir. |
Morgendlicher Tau
hängt in den Zweigen, Diamanten gleich. Ich seh `deine Augen tränenreich. Wie mit
Fingerspitzen hüten Sonnenstrahlen sanft ihr Schweigen. Huschte nicht ein
Lächeln über dein Gesicht, Das Verzeihung und
Vergebung und Erfüllung spricht. |
Für Hermann Claudius Weil gar oft des
Geistes Schwäche sich mit bösen Dingen plagt, Ist doch uns`rer Herzensenge, ach, das Gute nicht versagt, Flötenspiel und
Kinderlachen dringen bis nach dorthin vor, Wo in abgeschloss`ner Kammer überirdisch singt ein Chor Sehnsucht packt wie
Wind die Blätter uns`res ahnungsvollen Späh`ns. |
Dass im Überschwung
des Drängens Jahre wie im Flug vergeh`n. Zwingt uns dennoch bitt`rer Kelch den Mund zu öffnen seinem Strom. Nehmen wir es
duldsam hin in der Gewissheit süßem Lohn. Hab` die Kammer
lange schon vom Schloss befreit. Bin voll Hoffnung
und doch stets bereit. |
|
Drei Knospen auf
leisem See, Duftgewand am
Uferrand. Die eine Blüte
springt, Die vollen Blätter
öffnet sie ganz zart. Dein Mund. Ein ungesproch`nes Liebeswort Perlt wie der Tau
zum Kelch, Mir in das Herz. |
|
|
Chor der Engel nach
durchbangten Nächten. Erstes Schluchzen
wieder. Tausendmal ist`s
besser, als der Kampf mit unsichtbaren Mächten. Jedes trostgesproch`ne Wort ist Lachen, Und mein Herz singt
Lieder. Weiß ich doch die Guten
wieder über meinen Schützling wachen. |
Selbstvergessen.
Unentdeckte Hülle. Spiegel der
Kristalle. So voll Reinheit
sind die Augen noch in ihrer Lichterfülle. Für Sekunden
schwindet alles Denken, Dass Erinn`rung falle. Nur die Liebe kann
wie Kinderlachen unsre Herzen lenken. |
|
Klänge bleibt,
entschwindet nicht. Ihr zeichnet mir
das Angesicht. Flüge, die durch
euch ich leide, Trennen Geist und
Körper wie durch lichte, allerfeinste Seide. Süßer Töne, sanftes
Spiel, Erinnerung und Tod im
Ziel. Chaos will den Sieg
bestreiten, Doch der Anschlag
einer Saite kündet holde Ewigkeiten. |
Letzte Harmonie
verklingt. Ein Herz voll
Sehnsucht leis` zerspringt. Sehnt sich dennoch
tiefen Schlummer Müd `erschöpfte
Seele. Selbstvergessen
spürt sie keinen Kummer. |
|
Geladen kamen sie
als ihre Gäste. Zum Maskenball, dem
jährlich längsten Feste, Und was der Geist
an Fratzen je ersonnen: Die teuflisch`sten, von Grausamkeit umsponnen, Die wildesten, aus
innerer Begierde, Die wenigsten aus Frohsinn
an dem Spiele. Der Menschen
Schwächen, Laster unverhohlen, Sie alle trugen`s frei, dem Spott gestohlen. Der Fürsten und der
Reichsten bunte Scharen, Schon angeführt von
ihr mit dem Gebaren Der tanzenden
Verführerin der Sinne, Die Körper fängt wie Opfer eine Spinne. Versprechen
flüsternd folgen sie der Tollen, Verstoßen heiliges
Gesetz und wollen Sich selbst ihr
schon zum Opfer bringen, Und jeder sieht sie
seinem Arm entspringen. Da öffnen sich des
größten Saales Türen Und durch den Kreis
der schnell Verstummten führen Bediente einen
neuen Gast zur Mitte. Der spricht: „Zwar
ist es unter Gleichen Sitte Den Namen, Stand,
die Herkunft zu benennen, Doch können wir ja
alle nicht erkennen, Wen jene oder diese
Masken decken, Drum möchte` auch
ich das Antlitz noch verstecken.“ |
Ein paar der Gäste
tanzen laut schon wieder, Und trunken singen
auch die ander`n Lieder, Da trennt das Fest
noch einmal seine Stimme, Und jeder hält mit
Neugier lauschend inne: „Ich hab` ein Gastgeschenk euch noch zu machen, Doch fürchte ich
den Hohn und euer Lachen, Weil ich`s nicht
ohne Gegenwert vergebe Und doch nur nach
geringer Gabe strebe. Ich möcht` in euch
nach eines jeden Willen Die Wünsche und das
Sehnsuchtsvolle stillen. Und alle Träume
sollt ihr selbst erleben Und nichts als Dank
dem Spender dafür geben, Wenn ihr, behaltet
achtsam meine Worte, Bis Mitternacht
verweilt an fremdem Orte, Doch dann, beim
zwölften Schlag der letzten Stunde Hier wieder löst
euch vom geschloss`nen Bunde. Versäumt ihr aber
die bestimmten Zeiten, So wird das
Wunschbild leis` wie Dunst entgleiten. Und was sich selbst
heut` jeder spottend gab, nein, Begehr` ich nicht,
es bleibe ewiglich sein!“ Schon trieb der
Rausch der unerhörten Worte Die Phantasie an
jene enge Pforte, Wo Wahnsinn sich und
Herrlichkeiten drängen, Und unverstanden
blieb sein Preis den Mengen. |
Kein einziger, der
sich dem Bund entzogen, Und keiner, der
gescheut des Taumels Wogen. Der Frevel
Schändlichkeit, der Hölle Schatten, Der Schwachen Lust
auf unerlaubten Matten, Man feierte sie
bebend im Triumphe, Man sank und sank
im weichen Sumpfe. So hatte keine
Grenze ihr Verlangen, Der Geist muss oft
mit seinem Körper bangen. Kaum wähnten sie
den heißen Tanz begonnen, Als schon die angemess`ne Stund` verronnen Und Nüchternheit die
eben Schwindlen freite, Erinnerung mit
Wirklichkeit entzweite, Und niemand, der
die Frist beachtet hätte Enteilten sie
zurück an jene Stätte, Wo er, der jetzt
als Höllenfürst entlarvte, sich höhnisch den
Erschreckten offenbarte: „Oh, blindes Haus.
Wie leicht seid ihr zu narren. Vergeblichkeit soll
mit der Hoffnung harren! Kein Bitten und
kein Fleh`n werd
ich erhören, Und keine
Menschenlist kann mich betören. Die Masken sind
euch Fleisch und Blut geworden! Beginnt das Leben,
noch vor Todessorgen. Für euer Zeichen
müssen alle sterben Und aus dem Garten
hier verstoßen werden.“ |
Bewege mit mir die
Liebesschaukel. Dass von unserem
Atem sie schwingt. Mit leisen Worten umkos` uns der Wind Und singe Lieder in
unseren Gaukel, Dass jeder im Fall eine
Ewigkeit sinkt. Und wir dennoch
schwungvoll getragen sind. |
Es hemmt unser
Gleiten der Bäume Gipfel, Augenaufschlaglanges
Erwachen. Von ihnen dringt
Flüstern in unseren Reigen Und Sehnsucht
klingt in ihrem Wipfel. Schon lässt die schwere
uns Abschied machen. Seh` noch der Kronen Zueinanderneigen. |
|
Ein eisiger Hauch
läuft über den See Und lässt ihn
erzitternd gefrieren. Dein wärmender Mund
nur kann lösen den Schnee. Christine, lass
dich nicht verlieren. Des Winters diamantene
Sternenpracht, Des Todes
klirrende, schneidende Macht, Sie erhöhen nur
meines Herzens Schlag, Dass mein Sehnen
nach dir sie zu bannen vermag. |
Wie eine Fee
berührt mich dein liebendes Wort, Eröffnet mir ewige
Welten. Und lässt mich
durcheilen den Wunderort, Wo der Liebe
Gedanken nur gelten. |
Ein weißes Segel am
Horizont. Eine Flocke
entfällt dem Himmel. Erinn`rung und Schönheit
haben sich gesonnt In der Augen
Strahlengewimmel. Was bin ich Reicher
für ein armer Tor. Ich ließ von
Sirenen mich necken. Doch aus ihnen sah`n deine Gebärden hervor, Und nur mühsam konnt` ich mich wecken. |
Ein junger Quell entgrünt dem Zweig. Der Willkür
Ohnmacht sandte ihn in unser Reich. Noch fühlt er nicht
die Sendung nur die Kraft. Oh, ahnt` er seine
Botschaft doch, noch ehe sie erschafft. Er sprengt so Blatt
für Blatt, Als ob er große
Mühe hat Und glaubt, das
Licht sei schon erkämpft, Obwohl` s ihn
blendet und sein Wagen dämpft |
Auch spürt er Wärme
in sich brennen Und kann sie noch
nicht Liebe nennen. Ganz zaghaft fllüstert`s ihm im Herzen Und er zittert wie
der rote Schein von Kerzen. Der ungetrübte
Schimmer wird bewacht, Und eines Meisters
Hand schickt Blindheit mit Bedacht, Dass nicht ein
Dämon schürt die reine Flamme Zu ungeheurer
Feuerbrunst, zu einem Feuerdamme. |
Dass nicht die
Jugend vor dem Wissen schon Zerfressen wird von
seinem bitt`ren Lohn. Und jede Zeit zu
Ende reife. Und Unvergang`nes nicht schon nach der Zukunft greife. |
Jenseits und
Diesseits. Drängt`s mich den
Fluss zu durcheilen? Baue Brücken, finde
Wege. Sieh, viele Rosen
birgt der See. Ohne Ordnung reiht
sich Blütensaum nach drüben. Ich kann ja die
Füße heben und fliegen Und tänzelnd ihre
Kelche berühren. Sieh, ihre Blätter
kosen mich. |
Mich ruft`s nicht
mehr, das andere Ufer. Über den weißen
Elfenköpfen schwebt mein Haus. Nie kann ein Sturm
es erreichen. Sieh, erkennst du
es nicht? |
Nur ein schmaler
Steg ins gefundene Land. Nicht das andere
Ufer sucht` ich. Ich führ` deine
Hand, Christine. Und achte, dass
dich kein zweiter Orpheus verliert. |
Dem Quellengemurmel
entschlüpft es. Mit den Vögeln
hüpft es Von Zweig zu Zweig Und bettet mein
Herz so weich. Der Sonne letzten
Strahl Hab` ich getrunken
in meiner Qual. Der Fischlein
Sprung in die Höh`, In Kreisen erzählt
es der See |
Dem verronnenen Tag Singt es die
Nachtigall noch. Mal ist es wie
Trauer, banges Sehnen und Zagen, Mal leicht wie ein
Hauch, wie himmlisches Tragen. |
Jedem Wand`rer verrät es der Blumen Duft. Und des Mondes
Licht - - - Ach, Christine,
hörst du denn nicht. Wie mein Herz dich
ruft? |
Tränen, Fragen,
Zweifelwünsche warten. Erstickender Wuchs
im Liebesgarten. Leises Verstehen
des Licht`s und der Schatten. Lockenflut huscht
über die Matten. Der Himmel entlässt
den schwarzen Ball. Lautlos ist sein
Fall. Er verschlingt die Versproch`nen, Er gebiert die Gebroch`nen Und rollt in wildem
Reigen. Menschen verkaufen
dem Chaos ihr Schweigen. Kein Blick horcht
nach innen. Es verstummen die
Stimmen. Haben sie die Augen
erst abgewendet, Ist jedes Spiel
verschwendet. |
|
|
Verloren, verloren. Wann wird mir die
Hoffnung geboren. Das Meer verspricht
mich ein Jahrtausend zu wiegen. Und ich möcht ein
Jahrtausend Unendlichkeit spüren, In zeitlosen Armen
liegen. |
Nichts darf mich
führen. Nur ein Hauch, Ach, Vergessen - -
- Lass, lass doch. Wellen sollen mich
heben und senken, Kein Rufer, kein
Frager, nichts mich lenken. Ein Schwung, der
mich mit sich nimmt. Nur jetzt. Nur eine
Sekunde Ewigkeit. Ich bin bereit. Ich taumel, ich fall` . Deine Arme, All! |
|
Wie ein abgeriss`ner Hund Streich ich durch
die Nacht. Meinen Körper quält
eine Macht Und die Seele läuft
sich wund. Wehe, dass mich
keine Blicke berühren, Mein Herz ist nur
noch Scham. Ein Flammenspiel
war es als ich kam. Jetzt können die
Füße nur durch Asche führen. Ich schließe die
Lider, Und ein Feuerbrand Entzündet der Augen
Rand. Meine Wangen beißt ein Fieber. |
Und ich verfluch`
mein Begehren. Unerfüllte
Wunschvisionen Lass ich von
Hassliebe Mit Lust verzehren. Dann kehr` ich
zurück zu dir. Höre mein Sehnen
vor Schmerzen schrei`n, Steh` vor
verschlossener Tür Und kann kein Wort
vom Munde befrei`n |
Tödlich waren die
Liebesstunden Bis Mitternacht. Wir zerrissen alte
Wunden Unbedacht. Die Nacht ist lang
und dunkel, Unendlich mein
Treiben. Mich sticht das
Sternengefunkel. Allein muss ich so
leiden. |
Einfallender Mond, Schatten hat die
Nacht. Was im Schweigen
erwacht, Wird mit Schönheit
belohnt. Silberner Schleier, Verhüllt ist das
Gesicht. Andächtige Feier. Hörst du den
gesundenden Atem nicht? |
Pochendes Drängen
der Brandung. Noch wagt kein
Leben die jubelnde Freude. Eines sanften
Windes umspülende Landung, Unser Herz entdeckt
ein gläsernes Gebäude. |
|
Wir luden uns zu
einem Blumenfeste. Die Wiese war die
Barke seiner Gäste. Leis` schaukelnd
trug sie fort ein bunter Reigen, Und Lichtlein flammten
auf, den Tanz zu zeigen. |
Es schien des
Mondes Licht durch Abendschleier, Die Sterne boten
sich zur Lampionfeier. Ich ließ den Blick
in deine Augen sinken, Der Lippenkelch
erblühte nur zum Trinken. |
Ach, morgen früh schon
muss ich dich verlassen, Auch Mond und
Sterne müssen tags erblassen, Doch kehr` ich
wieder, immer wieder, wieder, Zu trinken von dem
Quell die süßen Lieder. |
Silberscheibe Mond, Wie viel Tränen
ließ ich schon In deine baumgefloh`nen Liebesnetze fallen; Wie viel tausend
Wege irrten Meine Augen in dem
Schattenlicht, Das mir ihr Gesicht
versprach. Und ich wünscht`,
dein heller Duft Wär` ihr Mund, Der meinen Namen
flüstert |
|
|
Einsamer
Trompetenklang der Nacht. Gleich der Flamme
des Kometen Steht der Azalee Rotfeuernde
Mantilla Vor dem Fenstersee. Flüsternd hebt der
kühle Wind Den Schleier, Dass die Blüten
zittern. Blanke Fische
tummeln sich In deinem Licht, Silberscheibe Mond. |
|
|
Haus zittere, Stahl. Dach, beuge dich,
kahl. Turm spießt sich,
Beton. Licht beißt sich,
Salon. Pfahl erstarrt in
Wehr. Straßen pflastert
ein Heer. Drahtgespreitzte Viper. Todgefüllte Gitter. |
Kreise, kreise
Dorn. Glocke: Pulverhorn. Ohne Kopf, heißt
Gott. Wer nicht in Not. Ist tot. |
|
In den See tropfe
dein Licht, Silberschale der
Wolken. Die dunklen Reiter Über den Wipfel Zwingt das
Flügelpferd. Wellenspiele
schillern dich, Stiller Nachen, and`res Ufer. Lange rudern
Schattenweiden Meinen Traum. Die volle
Bergkuppel Ruht in meiner
Hand, Auf der Geliebten
Brust. Ach, im leisen
Windspiel Beugen endlich sich
die Wimpern. |
|
|
Kerben reifen sich
vom Grund Zu zarter hochgeschwung`ner Anmut, Öffnen zwingend
dich dem Mund, Und Doppelkuss am
Rande ausruht. Dunkelroter
Spiegelglanz, Und meinen
Pulsschlag zittern Ringe. Glasgefang`ner Augentanz Mit der Erinn`rung schnell entspringe. |
Aus
dem Kelche
trinkend flieh`, Die Kerben
schlängeln meine Sonne. Abgrundtiefen schmeicheln
sie. Und ach, der Höhen
süße Wonne. |
|
Glühender Strauch, Sendest du auch In dein
Blütenspiel, Dein Liebesziel? Kelchrotes Licht Flimmerst du nicht Meine vielen
Zeilen, Die dem Herzen
enteilen? |
Farbenklang Aus jeder Traube, Wandelnder Sang Der wiegenden
Laube. Hundertfach Hast du gesagt, Was ich immerzu
denk, Was mein Sehnen
lenkt. |
|
Tanz
und Spiel sind Lust. Blütenspiel
ist Lust am Wegesrand. Glut
und Blick, ich weiß, Feuerbrand
ist Wunsch und sonnenheiß. Mein Blick streift
nur ihr Haar, dunkles Sommerfest. Ich lud ihre Locken
ein, weiches Schattennest. Sie wandte die
Augen nicht von dem Rosenstrauch Und schöpfte in
Trunkenheit seinen Purpurhauch. Da brach ich den Zweig,
oh, kelchvoller süßer Tod. Ihr schwarzbraunes
Haar, wie Erde in Flammenrot, War nun seine
Laube, züngelnde Lockung mir. Die pochende
Melodie nur noch hörten wir. |
Kleiner
Vogel trank. Feuervogel
trinkt den Wellenschlag. Rebe
wächst den Born. Traubenschwerer
Überfluss verführt. Sie sprach nur den
Rhythmus unserer frühen Nacht, Zu entspringen dem
Quell war`n Wangen und Mund erwacht. Sie schenkte
Liebkosungen mir mit der zarten Hand Und bog sich im
Schreiten, nieder fiel das Gewand. |
Mond
nur weht sein Licht. Silberfisch,
du schwimmst in Wolkenflut, Nass
und kalt und tot. |
Vier Schritte breit
und vier Schritte lang, Tot sind die Wände,
ein farbloser Klang. Das ist meine
Zitadelle, Dem suchenden
Herzen die lieblichste Quelle. Durch das offene
Fenster fällt Licht, Bringt der Geäste
Schatten mit sich, Die den Raum zum
Leben wecken. Ich fang` mit den
Händen die wärmenden Flecken. |
Tot sind die Wände,
ein farbloser Klang, Höre dennoch der
Mücke Gesang, Mal ihr Nahen, mal
ihr Schweigen, Dem dankbaren Ohr
ein wandelnder Reigen. |
Spüre des leisesten
Windes weh`n, Lerne den Atem der
Nacht verstehn. Weiß nicht wo die Ander`n sind, Ich sehe sie nicht,
meine Augen sind blind. |
Der Sommerabend war
so lang, Die Luft war schwül,
das Herz mir bang. Da ging ich, suchte
Kühlung dort Hinab zum See, zum
Vogelhort. Die weiße Rose war
entflammt. Auf grünem
Blätterspiegel stand Sie Kelch an Kelch
wie Perlenspiel, Der schnellen
Abendschwalbe Ziel. Aus Bäumen, Sträuchern,
Busch und Rohr Erklang der kleine
Sänger Chor, Und durch die
Schattenzweige brach Die späte Sonne nur
noch schwach. |
Schon stieg im
dunklen Uferrand Das leise Lied der
Nebelfrau. Sie spann und spann
ihr feuchtes Band, Zum stillen Wasser
trieb das Grau. Da stürzt` sich
drüben von dem Ast Der Falke, schlug
mit jäher Hast Die helle Schwalbe
aus dem Flug. Der See erstarb im
Atemzug. |
Vom Wege floh ins
Schilf der Frosch. Ich eilte, eh`der Tag verlosch Zurück. Die Schwüle
wuchs mit Macht. Der Regen kam erst
in der Nacht. |
Die Nacht von Fréjus …. drei, zwei,
eins, null! Es zuckt der grelle
Blitz, Wirft lichte
Schatten in den Sonnentag Und frisst und
speit den roten Sand. Die Einsamkeit
zerreißt sein gieriges Gebrüll. Er schüttelt Flammenstöße
in das Firmament. Es wächst und
quillt und steigt der Pilz. So weben Macht und
Ohnmacht ihren Kranz. Im Tale, noch
zwischen hoch ragendem Stein, Nur wenige Stunden
vom Meer landein, Dem schmalen Bache
durchflossen, Den schweigenden
Bergen umschlossen, Erkannte des
Wanderers Blick nur mit Müh Wie Spielzeug die
Häuser von Fréjus. Doch hinter dem
Dorfe, höher hinauf, Wo, bei jenen
Felsen, in endlosem Lauf Der Fluss sich sein
Bett eingeschnitten, Wo Bäume und Graten
ritten, Dort griff mit kühner
Höhe und Schwung Und glich dem versteinerten Tiere im Sprung, Das
leuchtende Wehr
durch die weite Schlucht. |
Im Rücken, wie eine
Meeresbucht Bedrängte das
Wasser die Sperre. Als ob sie die
Fesseln zerre, Zersprühte die Welle am Ufer
mit Macht. Am seitlichen Damm
hielt ein Turm seine Wacht. Vor wenigen Jahren
erstand erst der Bau. Die spritzende Flut
war der Morgentau Auf
diesem gigantischen Werke. Nicht
tiefengewachsene Stärke, Geflochten aus
Quadern, Erde und Holz, Ein flüssiger Guss,
der die Felsen verschmolz, Wuchs schlank auf
vom toten Gebirgesgrund. Doch drangen aus leise geöffnetem Mund, Nun friedliche
Wasser wieder, Die Ströme ins Urtal hernieder Und gaben die
Kräfte dem wartenden Land. Welch Siegen
versprach hier des Meisters Hand. |
Und dann stürmte
zwei Tage Regen herab. Im Tal schuf der
Nebel ein finsteres Grab, Zerfraßen die
tobenden Winde Des Kraftwerkes
junge Rinde. Die dritte Nacht
zerbrach der Damm. Fréjus ertrank im
sumpfigen Schlamm. |
Du bist mein Tod. Du bist mein Tod! Du bist mein
fleischgewordener Tod, Du bist mir Qual. Du bist mir Qual! Du bist mir
marterlange Qual, Du bist mein Fluch. Du bist mein Fluch! Du bist mein
engelsgleicher Fluch, |
Du bist mein Quell. Du bist mein Quell! Du bist mein giftgetränkter
Quell, Wär` ich nicht ich. Wär` ich nicht ich! Wär` ich nicht mein
gezweites Ich, Wär`st du mir Hass. Wär´st du mir Hass! Wär`st du mir
herzensechter Hass, |
Und keine Lieb`. Und keine Lieb! Und keine flammende Lieb, Wünscht` ich mich tief. Wünscht` ich mich
tief! Wünscht` ich mich
Kilometer tief. |
In Gmunden (Für Frau Hoflehner) Durch das
Abendwehen drang Weit des tönernen Glockenspiel`s Klang. Schwebende
Nebelfächer Trugen ihn über die
Dächer. Gleich dem Greif,
der Schwingen hat, Floh mit dem Tönen
mein Herz aus der Stadt, Über den grüntiefen
See Zu den Traunstein`s Höh`. |
Doch mein
träumerischer Blick Glitt von dem
Gipfel ins Tal zurück, Trank von den
wechselnden Farben, Felsen und
leuchtenden Garben. Kehrte noch beim Wirte ein, Schenkt` meinem
Mädchen vom goldenen Wein, Lauschte dem Tanzen
und Singen, Auf das
Saitenklingen. |
Ach, als zögen
Flügelpferde Lass` ich schon
morgen dies Fleckchen Erde. Wieder ist alles
verloren, was ich zu lieben
erkoren. |
An die Schöne aus weißem
Stein Wenn mich in diesen
engen Wänden Sehnsucht plagt
nach einem Weib, Nach weißen
Schultern, Brüsten, Lenden, Blick ich stumm auf
deinen Leib. Mir pocht das Blut
in engen Adern, Deine Schönheit
macht mich blind. Ich möchte mit,
Steinerne, dir hadern, Fragen, wo die
Sinne sind. |
Doch legten dir des
Künstlers Hände Fesseln um die Arm` und Bein`, Als dürfte deines
Körpers Spende Nicht in meinen
Armen sein. |
Du selber zerrst ja
deine Bande, Kennst des heißen
Glückes Schaum. Und schenkst mir, tot
und nur am Rande, Dennoch süßen
Liebestraum. |
Alt waren meine
Gedanken, Träge und kraftlos.
Sie schwankten, Gräser nur,
Wellentreiben, Unsteter Wind ohne
Bleiben. Flucht waren meine
Gedanken, Flucht vor den
wilden Ranken, Wurzeln, die Hoffnung
machten. Bangte um billiges
Trachten. |
Wissen sind jetzt
die Gedanken, Weil sie in
Sehnsucht ertranken, Ungestillt sich
zähmten, Wünsche vertrieben,
die lähmten. Weit sind meine
Gedanken, Kennen kein
täuschendes Wanken, Eilen dir jung
entgegen, Singen von neuem
Leben. |
Singen von neuem
Lieben. Seit du das Dunkel
vertrieben, Mir deine Augen
lachten, Kann mich kein Wahn
mehr umnachten. |
Der Tod, ein armer,
alter Mann, Saß gestern Nacht
auf meinem Bette. Mich starrten seine
hohlen Augen an Und baten stumm,
dass ich ihn rette. Den Schädel hielt
er ohne Kraft, Und schwankend
zuckten seine Glieder, Aus Wellen sah
hervor der Flaschenschaft, Ihn schlug`s im
Rhythmus hin und wider: „Ich steche sie
beim Liebestrank, Zerreiß` ihr Fleisch
wie nie vor Zeiten, Lass` unter zehn
zugleich den scharfen Klang Der Messer und der
Zangen gleiten. |
Doch die der
Augenblick verschont, Das Hirn der Ander`n im Gesichte, Verlassen mich, den
sonst Verzweif`lung lohnt` Und tanzen unterm
Kerzenlichte, Begehren Rausch und
Trunkenheit Und wenden ihren
Blick zum Hellen, Erkennen sich am
Stank der Eitelkeit, Sie tummeln in den
Lebensschnellen. |
Ich wünsche nur,
dass einer noch Die Milde meiner
Macht erkenne, Dass einer von den
vielen Blinden doch Mich einen weisen
Ender nenne, Dass sie mein Name
furchtsam schrickt, Vor meinem Kommen
heimlich fliehen, Zum Mindesten, was
meinen Händen glückt Als Mahnung vor die
Zukunft ziehen!“ |
Das Gesicht der
Geliebten im Alter Sommer ging vorbei. Sehe noch den Wein zum
Herbst. Vogelspur im
Schnee. |
|
|
Durch das
Sommersonnenlicht Flirrte die
Zerbrechlichkeit, Lebend rotes Blattgeflicht, Schmaler Hände
Zierlichkeit. Traubenvoller
Rebenzweig. Deiner
Fingerschalen Paar Trug den süßen Perlglaswein. Herbstblatt fiel
dir leis ins Haar. |
Dann, im
winterweißen Kleid. Bargst du Finger,
Hand und Arm, Riefen dennoch,
kalt und warm, In der reinen
Einsamkeit, Anmutvoll am Hals der Nacht Frühlingsträume in
mir wach. |
|
Schatten nur,
Schwüre, die zusammenhalten. Spiele jäher
Wirbel, Wind. Schleier der
Verführung sind Tänzer nur.
Rhythmen meiner Seele walten. |
Eile Blick! Hasche
von den Trunkenheiten. Ohnmacht zwingt zur
Wiederkehr. Träum` von Sattheit
nimmermehr! Eile Blick, tumm`le dich in Eitelkeit. |
|
Wenn hohler Klang
im Herzen gähnt, Das von Liebe
dumpf, Zwiegeteilter Rumpf, Sich nach der
andren Hälfte sehnt, Ist`s Finsternis,
die das Gewölbe dehnt. |
Wenn süßes Ahnen dann dem Drang Leises Glöckchen
regt, Ein Versprechen
trägt, Im Tasten einer
schmalen Hand Ist`s bange Scheu,
die sich zerbrechlich spannt. |
Doch, wenn das Lied
im Tosen schweigt, Finsternis
verwischt, Bange Scheu
erlischt, Sich Lippe zart auf
Lippe neigt, Ist`s nichts und
doch Unendlichkeit. |
Rottupfender Mohn. Klagt bei des Wand`rers Schritt Der festen Wurzeln. |
|
|
Kreislauf Flamme der
Vergangenheit Ist Asche, Die im Phönix Uns die Zukunft
sendet. Farbenspiegel Längst verglühter Leidenschaft, Traumpulver bläst
der Wind In süchtigem
Rausch. |
Hinüber gleitet
auch der Säulenpfad, Des Stromes Zier im
Sommergarten. Doch die Wände
drängen, Nur das Abbild
bleibt. |
Durch die Wellen
greift die Hand ins Nichts. Verlöschend quillt
das Bäumen aus der Flut. In des Sees Tiefe
flicht`s Die Wolken
spiegelnd eines Vogels Flug. |
Eine Sekunde, Fragment der
Unvernunft. Später warst du
Seligkeit, Keimtest Wild in mir Zu Gewalt Und zu
Selbstverlust. |
|
|
Du wirst noch
lernen zu fliegen! Ja wirklich! Du wirst dabei auf
dem Rücken liegen Und deine Angst von
gestern ist vorbei. |
|
|
Den Freund zu
begrüßen Und wissen zu
müssen, Dass er mit Lust Sich zerstört, Da frage ich laut: Begrüße ich mich? |
|
|
Liebevoller konnten
wir nichts fangen Als uns selbst. Wir ziehen in den
Garten unsrer Sonnen. |
Neige deinen Kopf
und lass mich Wange sein An deiner Wange. Beet aus Frühling. Wir die Gärtner
unsrer Sonnen. |
Wir, so eng Und doch hält jeder
Ausschau Nach dem anderen. |
Die Liebe meiner
Puppe. Auf den Stühlen der
Zeit. Die Flüge heller
Sonnen. Das Loch im Fell
der Nacht. Die Ringer ferner
Sternenbilder. Auf der anderen
Seite der Nacht. Unter dem gläsernen
Dach des Atems. |
Das bunte Laub der
Worte. Die hellen Steine
lieber Blicke. Fremde Nadeln
Strickerinnen meiner Jacke. Der Lebenslauf des ungemalten Bildes. Die
Liebeslieblichen. Die
Gleichzeitigkeit der Ereignisse. |
Die Freiheit der
Nackten. Das Tun der
Unwissenden. Vom Leuchten
goldener Wege. Wenn Weinen geboren
wird. |
Ich sehe sie im
Umgang miteinander, Wie sie miteinander
umgehn, Wie sie umeinander
gehen Und sich
wohlgefällig In der Augensprache Schwesterlich
verstehen. Liebevoll begegnen
sie sich, fast vertraut, Sind
Pilzsammlerinnen guter Worte, Die kein Gift in
ihre Körbe lassen, Die vermeiden jede
arge List Und können
miteinander lachen. Meine Augen reichen
kaum, Die Vielfalt dieser
sanften Heimlichkeiten, die sie sich
enthüllen, Die sie sich
verschenken, Dieses übervolle
Blumenbeet von Blühendem Und von der Blüte
in die schöne Frucht Sich Wandelndem, Zu überblicken. |
So geht
Freundschaft Mit der
Freundschaft um. Ihr Lachen ist ein
zierliches Und hastiges Und frohes Läuten
kleiner Glöckchen, Die sie an den
Fußgelenken, An den Handgelenken Und in Wirklichkeit In ihren Mündern
tragen. |
Ob sie wissen, Welch ein
herrliches Gefühl Der
Frauenfreundschaft sie erleben? Ob sie wissen, Dass ein
Außenstehender, Fast selbst ein
wenig glücklich, Dieses Glück erlebt Und sich bis jetzt
gehütet hat, Aus Angst, in eine
Glasmenagerie zu greifen, Diesen Glücklichen Ihr kleines Glück Mit Worten zu
beschreiben? |
Du sagtest dann: „Ich denk drüber
nach“, Und hast dich Aufgemacht Und jagst noch
immer Deinen
Freiheitsträumen nach. Die können doch
nicht anders sein Als sie vor Jahren
waren. „Ich stehe dauernd
unter Strom bei dir,“ Sagst du, Und recht hast du damit. Ich kenn mich
besser als du denkst Und weiß, dass du Die Spannung in mir
bist, Mein Tor zur Welt. Das hab ich dir Am ersten Tag
gesagt, Und du hast nicht
gefragt, Wie lang sie hält. Das weißt du nun. |
Du bist es, die ich Morgens immer
wieder An der Tür zum Bad
vorüberhuschen seh` Die das Geräusch
von Kleiderstoffen Mit sich führt, die
eilt, und immer noch Sechs Schritte vor
mir geht, Nicht wartet, deren
Augen, Die nach vorne gehn, Trotzdem nach
hinten sehn. |
Du bist es, die
Strukturen sucht und Die das Feld
begrenzt, Und alles, alles,
alles offen hält. Du bist es, die vor
mir den Sinn Den Übersinn erwartet und erhält, Verlangt, ihn haben
will, besitzt, Und gar nicht
darauf zählt. „Ich bin nun einmal
so,“ Sagst du Als brauchtest du,
die sich In etwas füllen
kann und selber füllt Und leert, Als brauchtest du Die mir Gedanken
legt, Und dabei lacht und
es nur wissen wollte, Ja, alles
brauchtest du Noch vor dir selber
Trost. Denk wirklich nach. |
Großwerden. So groß werden Wie….. Kleinwerden. So klein werden, Dass….. |
Älterwerden. So alt werden Wie….. Jungwerden. So jung werden, Dass….. |
Erwachsensein. So erwachsen, Dass….. Wie…... |
Der Spiegel Sieht euch zu. Der Spiegel sieht
euch Immerzu. Ihr seht Den Spiegel. Der, so scheint es, Ist euch nicht Verschlossen Durch den Spiegel. |
|
|
Draußen lieg das
Meer. Die Wellen laufen
ruhig über Sand. Am Strand geht eine
Frau, die ruft nach mir Mit einem
Fingerlocken. |
Weit, Schon fast im
Horizont, Steht weiß der
Augenaufschlag Eines Segels, Den lässt sie vor
meinen Blicken Untergehn: „Es ist ja nicht
verloren. Es wird
wiederkommen.“ |
|
Aus gelber
Abendsonne Gießt sich Licht in
ein geformtes Glas. Das schreckt in heitren, schnellen Farben auf, Wird Blitz aus Blau
und Grün, Ist gold, orange und rot, Und an dem feuchten
Rand Entsteht die Farbe
in der Farbe, Die ist nicht mehr
zu beschreiben. Dorthin zieh` ich
ein, Das wird zum Glas
in mir Und mir Behältnis. Ich darin bin wie
verletzt und durch Geborgenheit Zugleich im Übermaß
geheilt, Gehoben,
angenommen, mitgetragen, fortgeschwemmt, Und klingt in mir Als Saite eines
Instrumentes, Die, gezupft, zum
Singen angeregt, Ein Lied entstehen
lässt, Das mir sofort entkommt. |
Fast wie im Spiel Verlauf ich mich
dabei in mir, Und such als Feder,
die nur niederschwebt, Und die nicht
Ausschau hält. Ich finde als mein
eigner Atem, Als ein Hauch im
Raum, Nicht mehr zurück
in meinen Mund. |
Ich möchte mich mir
anvertrauen, Möchte laut
gestehen, Möchte mich
belauschen, Möchte mein
Geheimnis In die Stille
meiner Ohren schreien, Möchte tief in mir Mit mir an meiner
Hand Spazierengehen. |
Du sinkst in einen
Stuhl Und machst die
Augen zu Du lässt dich etwas
geh`n Dein Atem kommt zur
Ruh |
Ich weiß wovon du
träumst Ich flüster dir Ein liebes Wort ins
Ohr Und setz einen Kuss Auf deine Stirn |
|
Ich habe dich
erfahren. Du bist gar nicht
so, wie ich Dich für mich
dachte, Als ich dachte,
dass du wärst, Als ich Mich für dich
dachte. Du bist weißer als
dein Porzellan, Darunter roher als
dein frischer Ton, Den formst du dir
zum Brennen. Außer mir glaubt
mir kein Mensch Wie sehr ich dich In meine Hand zu
nehmen wünsche. |
Du wirst feinster
Sand an mir, Der fällt in meine
Augen, Der schläft alles
zu, Der rieselt dich
durch mich Und lässt mir Keine Ruh. |
Ich habe dich Ein ganz klein
wenig, Nur so viel, Dass ich noch atme,
esse, lebe, Lieb. |
Tanzpaar auf dem Ast Knospen brechen aus dem Zweig Du mein Blumenstrauß Spiel mit Leichtigkeit Deine Wolken tragen dich Wo ist Berührung |
Nichts ist aus Musik Dunkelheit macht dir Farbe Reicht das Wort dir aus Kleines Haus im Schloss Tür in einem großen Tor Herz schlägt im Herzen Endlich steigst du auf Ich bin dir vorbereitet Wir sehen uns zu |
Schmetterling steigt auf Garten ohne Zaun für dich Du bist mir im Blick Wir sind weit davor Du dahinter bist in mir Ich bin ganz direkt Jetzt fall ich dir ein Ja du fielst mir in den Schoß Fallen ohne Halt |
Du bist die Höhe, Bist die Breite, Bist die Länge Und die Zeit. |
Ich bin darin, In dir, In deiner Zeit Nur eine Räumlichkeit, Die währt in Ewigkeit, Die ist zu lang Für Traurigkeit Und viel zu kurz Für Glück. |
Trotzdem, Gib mir den Augenblick Nach meiner Ewigkeit Zurück. |
Ich hab` an mich gedacht Ich hab an mich gedacht, An mich gedacht, Gedacht an mich. Ich habe nicht an
dich, Das erste Mal seit
langem nicht An dich gedacht. |
Was ich für mich
gedacht, Für mich gedacht, Betraf nur dich. Ich wünschte dich
für mich Und mich für dich Und hab` an mich
gedacht. |
|
Das hast du mir
angetan, Dass ich die
Leidenschaft zu dir verwein Und nichts
passiert, Und meine Hand
nichts hält, Und selbst Verzicht Zu nichts Zerrinnt. |
Kein Wort, Das mich betraf, Traf mich Aus deiner Hand Und keine Hand Aus deinem Mund Wurd mir Zum Wort. |
So flieg Denn aus Erinnerung, Vergiss Und lass Was war Erinnert sein. |
Bleib, Erinnerung, Ich bitte dich, Versteckt. |
|
|
In der Tiefe Schlägt ein
Wellenkamm aus Meer An Stein, Den Felsen in der
Brandung. Aus dem Grün In hoher Landschaft Stürzt ein
Wasserfall hinab, Umspült den Stein Und legt das Haar Aus Schaum Dort ab. |
Im Raum Umschweben
Menschenaugen, Fern von ihren
Höhlen, Das Gestein, den
Wassersturz, Und blicken Ohne jede Suche Weit ins
Hinterland. Dort grast die
Herde Schafe. Die ist kaum ein
Bild Im Bild. |
|
Deine Gegenwart Ist unablässig Streicheln Meiner Gegenwart |
|
|
Dreifach Stein aus
Glas, Getrennt Und transparent, Verloren, Ohne den
Zusammenhalt, Im Raum. Dreifach Raum im
Glas. Vereint und
abgesperrt Und einverleibt Das Innere. Ein Raum Im Raum. |
Dreifach Welt aus
Glas, Gefüllt mit sich Und Wand an Wand Mit Welt An Sich. |
|
Nicht weit In einer Höhe über
mir, Zum Greifen nah, Sah ich das
Flügelpferd, Es graste in der
Luft. Dahinter stand die
Sonne, Die beschrieb mit
eignen Worten, was sie
sah, Und ließ sich
gleich Auf seinem Rücken
nieder. Zwischen dem
Gefieder Hingen ihre gelben
Locken Bis herab zu mir. Den Mund an seinem
Ohr Verschwieg sie sich Fast ganz und sagte
nur: „Sieh unter uns die
Schatten, Die sind wir.“ |
Vom See nahm ich
den Weg nach Haus, Und meine Augen
ließ ich noch Im hellen Grün und
Blau der Wipfel Über mir Spazierengehen, Ließ sie sich vom
Goldhaar blenden, In den schwarzen
Punkten, die entstanden, Frauenblick und
Ohrgehänge, Wimpern sehen. Meine Ohren, die
ich nicht verstecken konnte, Hörten leises Atmen Unter körperhaftem
Schmiegen Und das Stampfen Eines unerhörten
Rufes Mit dem Fuß. |
In Eile taten sich
die Schatten, Buchenstamm um
Buchenstamm, zusammen, Wurden Wald, Und Dämmerung
schwieg mir Entgegen. |
Am Schmiegekörper Ich verlasse mich
in dich Du
umwächst dich mir Sonnenblick Graswind Denk an meine Tür
im Beet Laube in der Nacht Zauberbringerin Dein Fuß stampft
gegen dich auf Vergib der
Sehnsucht |
Tempelsingerin Du unterliegst dich
gerne Ranke Melodie Zauberschlange
Stein Dein Fuß in meinem
Handkuss Du mein Gewölbe Blaubusch
Weißsteinwuchs Blütenschnee
verführt zum Traum Dein Kleid ist
scheinbar |
|
Weit entfernt der kleine Strich. Am Himmel steigt das Flugzeug auf, Darunter Dächer Unbekannter. Mein Balkon in zehnter Höhe Lässt mich überschauen, Da ist weiter nichts. Klaviermusik aus meinem Zimmer. Nein, es ist das Radio. Sonst will ich keine Sendung mehr, die mich
erinnert. Nachrichten verbiete ich dem Ohr. |
Ein Wind hier oben voller Essensdüfte. Ist Erinnerung an Heimat Nicht für mich? An Liebe, An Berührung so viel weniger Mein Krieg, Als Krieg In einem anderen Land? |
Wenn ich die Frau begehre, Weiß ich, dass uns eine Grasbank Reicht. Dort richtet sie auf sich Das Bett. |
Du schautest in
Dein Spiegelbild, Das war zu Hause Und auch die Scham
von damals Ließ dich sein. Jetzt, im
Fassadenfeuer rotgeschwärzter Mauerwände,
Sandsteinheiligen und Einem Brückenwind
von dem du vorher wusstest, Goldenem
Figurenrauschen, Deinem Schritt auf
Kopfsteinpflaster, Der in Füßen längst
verstorbener Menschen Steckte, Jetzt, im Fremdsein
der vertrauten Stadt, in Prag, Vergaßt du das. |
Die neue Leere
brauste in dir auf Und Wohligkeit Und eine Wärme
zwischen Kopf und Bauch begann, Und auch die Ruhe
einer ungewohnten Sprache Breitete sich aus. Du schlüpftest in
die braunen Augen Eines lieben Nahen
neben dir, Den du zum Schutzschild
machen, Den du nutzen
wolltest, um das völlig Neue neu zu sehen, So, als wärest du
dahinter abgeschirmt, Als könntest du dem
Leben so entgehen. |
Du, in Wahrheit,
wurdest von dir vorbereitet, Deine Neugier, dein
Erwarten, dein Empfinden Allem zu verraten, das dir hier begegnen sollte, Um in frischer
Liebe und in Ehrlichkeit Und eigener
Empfindlichkeit genügend, Dich dir völlig zu
erhalten. |
Tränende Berge im
Land Ein See schon
gefüllt von der Flut. Man weiß von dem
Anschluss Ans Meer. Die Frau im
Stillstand, Geschwanktes Rohr, Die Pinie erträgt
die Bank, Deren Blau, ihre Wetterleuchtigkeit. |
Und küsst mein Mund Den gelben Sand. Ganz, ganz nah, Ist Landschaft Unberührt, noch
fast Wie neu. |
|
Als wir gestern, Nur getrennt durch
die Entfernung Eines hingehauchten
Kusses im Gedränge, Und mit der
Berührung unsrer Haare An den Schläfen, In der Kirche auf
der Holzbank saßen, War die nicht aus
Holz. |
Du neben mir
standst Voll in weißer
Blühte, dass ich mich In dir verfing, In dem Gezweig aus
Seelenhäutung und Aus Körperduft, der
galt ganz mir, Aus Zwitscherstimme, die dich jubilieren ließ, Aus einer Schulter,
die Berührung brachte. |
Und, dein
Handgelenk, Ein Inselchen
verbliebener Lässigkeit, Hervorgeschaut aus
Stoffen, die dich wärmten, Nahm ich mir als
Landplatz. In deinen Augen
stand die scharfe Sichel ungesprochener Worte. |
Dein Haar erinnert
mich… Ach nein, lass
sein. Erinnerung erinnert
sich Zum Schluss allein an
dich. Du gießt dir Kaffee
ein, Dann mir. Wie wahr du bist. Nur weil du liebst Lässt du mich sein So wie ich bin Und wie ich dir Gefalle. Die Hand von dir Und blass die Haut
darauf. Mein Mund verlangt Nach einem Kuss. Der steigt an
deiner Hand Bergauf. Du blickst so still
mir nach. Ich denke laut
zurück Und ruf: „Bis
dann.“ Du lächelst
hinterher. Ganz spät denk` ich Bis wann Ist dann? Dein Arm ist fast
um meinen Hals. Ganz hoch hebst du
ihn an. Ich mache mich für
dich ganz klein Und innerlich Ganz groß. Du lügst, das weiß
ich, Weil du lügen
musst. Denn wäre wahr, Was du mir sagst, Dann bräche mich Ein Wort von dir Zu einem Glück, Das wäre über dir Und nur für uns. Ich bitte dich,
sprich nichts. Du sagst so viel, Weil du so lange schweigst. Die Augen halt ich
dir Mit meinen Händen
zu, Den Mund mit meinem
Mund. Nur so Ertrage ich in
meinem Glück Noch die
Beredsamkeit An dir. |
Dein Fuß ist
ausgestreckt Und unbewacht. Die Zehen spielen Mit sich selbst Ich liebe dich Und das, was dir an
dir geschieht, So sehr. Das kann ich nicht
verstehen: Wie du mit nur
einer Fingerspitze, Auf den Tisch
gestellt, Dich hältst, Nicht schwankst, Und alles, was du
weißt Erzählst. Ich könnte dich,
den Finger, deinen Arm, Die Körperhaltung,
das Gesicht, genau beschreiben. Nur von dem, Was du mit tausend
Gesten sagtest, Weiß ich nichts Und habe dir doch
sehr gut Zugehört. Du sinkst in einen
Stuhl, Du atmest tief, Du machst die Augen
zu, Du lässt dich etwas
gehn Und kommst zur Ruh. Ich schau dir zu. Ich weiß, wovon du
träumst. Ich flüster dir ein liebes Wort Ins Ohr Und setzte einen
Kuss Auf deine Stirn. Sie macht Ein ruhiges
Gesicht, Das sagt mir, Dass sie liebt. Sie sieht auf mich, Und ich darunter Seh an ihr die
Augenwinkel Zucken Und den Mund. So fängt ihr Lachen
an. Geheim Bleibt ihr
Geheimnis, Was sie denkt. Vielleicht probiert
sie in Gedanken Neue Sachen an, Trägt jetzt gerade Einen Hut aus
Stroh, Mit einem Fisch In einem Nest Darin. Ich schau Auf deine Augen, Schau auf deine
Haut, Auf deinen Mund, Auf dich und alles, Was zu dir gehört. Du hast es gut, Du hast dich immer. Hast es immer gut
bei dir Mit dir Und dir an dir. Man könnte dich Beneiden. |
Aus deiner Stimme Rollt ein Tuch Aus Samt. Das kleidet dich, Das hängt dir um, Das trägt auf sich, Als strahlendes
Gestirn, Den Glanz aus
deinen Augen. Ja, ich weiß, Zu dir zu langen Reicht mein Arm
nicht aus, Obwohl ich dich In Händen halte. Von deinem Hals Ist es nicht weit Bis an dein Ohr. Ich plane einen Überfall Und beiße sanft Hinein. Das war es, Was du wolltest, Weiter nichts Als nur
gefangensein. Du warst es, Die fragte. Ja, ich geb‘ es zu: Du bist die erste Und die einzige, Und die nach dir Wird niemals sein. Das schwöre ich, Und du verschwörst dich
nicht, Weil ich nicht
frage. Niemals werde ich Die Angst davor Sich laut In Worte Fassen lassen. Ich lass nicht zu, Dass jemand sagt
von mir, Er machte sie Zu seiner Frau. Vielleicht sogar,
dass du Es selber glaubst. Nein, als du
wirklich Deine Augen vor mir
schlosst Und dich nicht mehr Verschlosst, Gabst du dich frei Als Frau, Um Frau zu sein An mir. Du warst schon Aus dem Haus. Im rosa Bad Begegneten mir noch Die nassen
Trippelschritte Hochgestellter
Füße. Zeh auf Zeh setz
ich Und hüte mich Den Weg Zu überqueren. Augenblicke noch, Dann zieht die
Nässe ab, Und wirklich leer Von dir Wird jeder Raum. |
Wenn im Winter die
weißen Flocken niederschweben, Seh` ich das
komplizierte Gleichmaß ihrer Form. Eine jede trägt ihr
zackiges Eigenleben Eine gefrorene
Wassertropfenexplosion. Kurz ist so ein
Dasein in meiner Hand Ein Tropfen bleibt,
nicht viel mehr. Anders als in der
Gletscherwand Wo es wächst zu
eisigem Meer. |
Dort bleibt der
Schnee ein Jahrhundert liegen Wird zum Panzer,
dann langsam zu Eis, Und spürt nicht auf
sich neue Flocken fliegen Auf langer Reise,
von der er nichts weiß. Dann kommt nach
vielen Menschenleben Bewegung ins eisige
Grab. Vom Berge stürzt in
Nebel und Regen Kristallklares
Wasser herab. |
Wir sehen im
dunklen Waldesgrün Ein schimmerndes,
silbernes Band Und sprudelndes
Blut im Abendglüh`n An felsiger glatter
Wand. Wir sehen und hören
mit mächtigem Hall Die schäumende
Wasserpracht Über Klippen und
Schluchten im Sturz zu Tal Seit Jahrtausenden
Tag und Nacht. |
Es sind die
Soldaten unserer Zeit: Bajonette, Knüppel,
Schwerter und Schilde, Ragen aus den
Verstecken. Es sind die
betenden Jungfrauen unserer Zeit: Zepter, Kerzen,
Stäbe und flache Schalen, Ragen aus ihrer
Unsichtbarkeit. |
Es sind die Ängste
unserer Zeit: Tod, Vergeltung,
Gefahr und die Sorge, Ranken in unsere
Stuben. Doch wer sie genau
betrachtet Und ihr Wachstum
beachtet, Der sieht sie
schrumpfen, Unmerklich werden
sie kleiner. |
Bald fragt kaum noch
einer: Wo sind die
Soldaten, Die Jungfrauen. Und unsere Ängste, Sind sie dahin? |
Das Geborenwerden
hört nicht auf. Ich achte nicht auf
Kleinigkeiten. Meinem Sohn gab
ich, Als Vorschuss auf
die Weihnachtszeit, Den Geldschein in die
Hand. Den warf er, weil
er`s so verstand, Dem Bettler in den
Hut. Es tut sehr gut, Wenn uns ein Kind
vertraut. |
Das Geborenwerden
hört nicht auf. Ich achte nicht auf
große Dinge. In der Zeitung
stand vom Glück im Glück der
Sieger Und den Flügeln, Die den Menschen
endlich wachsen, Alles das zur
Weihnachtszeit. Am Heiligabend
werde ich wie immer Einfach diese
schönen, warmen Lieder singen. |
Das Geborenwerden
hört nicht auf. Ich möchte meinen
Augen trauen, Wenn sie Dinge
schauen, Die man sonst nicht
sieht. Ich spreche von der
einen Nacht, Die mich im Glauben
glauben macht, Wie sonst zu keiner
Zeit. |
Die Knospen schöner
Blumen Springen auf, Man wartet auf den
bitteren Geschmack Des Ginsters, Der uns
zwischendurch erinnert, Keiner weiß an was. Bienen, Hummeln
summen Und die Wolke süßen
Duftes Steigt bis zum
Balkon Hinauf. |
Dies ist die Zeit In die die
Glücklichen geboren werden, Und in der die
Sonnenkinder leben, Dies ist auch die
Zeit In der die schönen
Frauen Wie aus frischem
Flieder schauen, Hier entstehen
Frühlingslieder, Die man auch an
Wintertagen singen kann. |
|
Prag, oder Eine
Reise, die nicht endet So denke ich auf
meine Weise Einer Reise nach: Es war ein Film Aus Filigran und
Ornamenten, Den man uns auf übergroßer
Leinwand zeigte. Wir betraten einen
Leidensweg, Der über Brücken
führte, Brücken einer
goldenen Stadt. Er blieb fast
unberührt, Nachdem der letzte
ihn verlassen hatte, Und er rührte uns; Ein Leidensweg, Der
voller Hilfeschreie steckte. Aus den Kellerfenstern,
Mauerritzen, Konnte man das Weiß
der Augen unbekannter Partisanen Ahnen, blitzen
sehen. Rundherum um sie Sah man den
Einschlag der Geschosse. |
Dieser Leidensweg, So unbegreiflich,
wie das Werk von Menschen ist, Nahm alle, die auf
Reisen waren, An die Hand Und führte sie, Vorbei an längst
vergangenen Tagen, Zu den Männern,
Frauen, Voller hoher Ziele Und der tiefsten
Augenblicke. Über uns riss eine
Sonne Fast sechs Tage
lang die Schleusen auf. Sie spann, so hörte
ich es sagen, Einer Frau ein
eigenes Gefühlsgewebe, Strahlen ihrer
eignen Sonne, Das schloss sich,
so eng es ging, Um ihren Leib, war
körperlich und warm. Und tauchte sie und
alle anderen In unerhörte
Wohligkeit. Es hing ein Bild
vor uns, Getaucht in
Schauspiel, Wonne und Musik. |
Dann brachen Hausfassaden,
Kirchen, Burgen, Türme Eine Landschaft
auf, Die lag an sich in
uns Und fand uns doch
von außen. Draußen stand der
Herbst so unverhofft In voller Blüte, Dass wir schwiegen. Unsre Augen glitten
staunend Über rote Erde, Wälder, die die
Hügel farbig überzogen. Wir genossen tief
mit einem Atem, Der uns ruhig
stimmte. Kaum, dass wir uns
unsre Augen In Erwachen reiben
konnten, War die Zeit herum, Und ich bedachte
schnell im Voraus, Was mir zu erinnern
bliebe. Hier, so dachte
ich, Bin ich ein anderer
als hier, Und wär` ich hier, Wär` ich bestimmt ein
anderer. So denke ich auf
meine Weise Einer Reise nach, Die ist noch lange
nicht beendet. |
Ich habe einen
Hund, Das ist ein kluges
Tier, Und es gehorcht nur
mir. Ich gehe dann und
wann Mit ihm spazieren. Hinterm Nachbarzaun Lebt noch ein
andrer Hund, Der bellt und
bellt. Dann lässt sich
meiner nicht mehr führen, Weil er mir zu
schnell zu kräftig wird. Ich spreche dann
ein Zauberwort Und habe stets In meiner Tasche
einen Keks, Das bändigt ihn
sofort. |
Spricht mein Vater
mit dem Tier, Verlangt er von dem
armen Hund, dass er gehorcht, Ganz ohne Grund, Das will er nicht. Bei mir ist es
natürlich etwas anderes. Ich habe ja mein
Zauberwort im Mund, Das heißt: „Was macht
der brave Hund?“ Ich habe stets In meiner Tasche
einen Keks. Das ist ein guter
Unterricht Und macht ihn sehr
gelehrig. |
Unser Hund ist
kuschelig und warm. Ich lege gerne
meinen Arm um ihn, Versuche ihn zu
tragen, Horche durch den
Rücken Auf sein Herz Und höre es schnell
schlagen. Meine langen roten
Haare fallen über ihn Und sind von seinem
Zottelfell Nicht mehr zu
unterscheiden. Alles darf ich mit
ihm machen, Auf ihm reiten,
wenn ich will. Ich habe stets In meiner Tasche
einen Keks. Mein Hund mag mich
gut leiden. |
Von einem der
auszog, erwachsen zu werden Dies ist ein ganz alltäglich Ding Und brauchte nicht
erwähnt zu werden, Doch der Mensch, um
den es ging, Irrt immer wieder
neu herum Auf Erden. Gleich, nach der
Geburt Und seiner
Namensgebung, Aber vor der Taufe
schon, Besann sich dieses
Kind Auf eines: Irgendwann möchte`
ich erwachsen werden.. Und es sah ja die
Verbote ein Und hörte auf die
Besserwisserei der Eltern: Tu nicht dies und
tu nicht das, Sei brav, sei artig
und gehorche. So wird ganz
bestimmt noch `was Aus dir. Und wenn du erst
erwachsen bist, Dann kannst du tun
und lassen Was du willst. Das klingt, So dachte sich das
Kind, Sehr gut, Und lern` ich mehr
als andere, Und eigentlich bin
ich nicht dumm, Dann kriege ich die
Zeit der Kindheit Schnell herum Und komm dem Ziele
näher. Denn vergiss nicht,
sagte es zu sich, Du möchtest
irgendwann Erwachsen werden. Jedes Kind , und so auch dieses, Muss um neue
Perspektiven kämpfen. Also etwas machen, Was sonst niemand
weiß, Was eigentlich
verboten ist. Das ist dann wie
ein Vorgeschmack Auf höchste Ziele. |
Leider machte
dieses Kind, Was menschlich ist,
den Fehler; Irgendjemandem, der
es nicht hören sollte, Doch zu beichten. So erkannte es sehr
schnell, Hat eine Freiheit Einen hohen Preis, Und eine Freiheit, Ohne, dass ein
andrer davon weiß, Macht keinen Spaß. Doch, dachte dieses
Kind, Es war von einer
Einsicht leis` gestreift, Und war inzwischen
jugendlich; Wenn ich erwachsen
bin, Dann werde ich
genießen. In der Schule lehrte
man: Ein Jugendlicher
ist für sich verantwortlich, Wenn er in der
Entwicklung Geistig, sittlich
reif geworden ist Und Einsicht hat zu
handeln. Diese Einsicht war
ihm ja, So dachte er, Zur völlig falschen
Zeit gekommen. Aber, wenn ich erst
erwachsen bin, Dann kann ich tun
und lassen Was ich will. Ich weiß ja
schließlich, Wie es mit der
Einsicht ist Und dem Verständnis
und mit dem Verstand. Es ist ein
Schattenboxen vor der Wand. Man spricht, wenn
man es anders will, Mit Spiegeln Und erlebt die
tollsten Spiegelein Und macht zum
Schluss Fast ausnahmslos Wie andere es
wollen, Denn der Jammer
ist, Dass ich noch nicht
erwachsen bin. Der Jugendliche,
den ich meine, Ist nun nahe am
Erwachsenwerden Und liest kräftig
in den Paragraphen nach, Und findet auch die Stellen, Die ihn plötzlich
so begeistern. So verschlangen vor
Jahrzehnten Nur noch junge
Mädchen In geheimen Ecken Die Passagen voller
Liebesleben Der Novellen eines
Maupassant. |
Er liest im B G B
den Absatz sechzehn neunzehn, Der soll ihm nun
schwarz auf weiß beweisen, Welche Rechte,
welche Freiheit hat ein Mensch, Der sich erwachsen
nennt. Dort steht: „Das Kind, Solange es dem
elterlichen Hausstand angehört, Hat alle seine
Kräfte Und sein ganzes
Wesen Dienstbar, willig
seinen Eltern In Geschäften und
im Haushalt Vorzulegen.“ So sieht also das
Erwachsenwerden aus! Der Jugendliche
fragt: Hört das denn
niemals auf? Falls sich von der
Geschichte Jemand angesprochen
fühlt, Sei dies ein Trost
für ihn: „Du kannst von nun
an Machen, tun und
lassen, was du willst, Wenn du zuvor nur
deine Mutter fragst, Vielleicht auch
deinen Vater, Später deine Frau Und noch viel
später……… Aber dann wirst du
bestimmt, Das garantier` ich
dir, Erwachsen sein.“ Es sei denn, Und das könnte
wirklich sein, Ist die Geschichte
mit der Einsicht Und den Paragraphen
doch nicht alles, Irgendetwas fehlte
noch. Dann könntest du Schon ab sofort für
dich entscheiden, Könntest alles tun
und lassen, Was du tun und
lassen kannst.“ |
Schlanke, weiße
Beine stehen In der aufgerissnen Blätterwolke Fremder Bäume. Niemand kann den
leisen Schrei Aus meinem Mund Nach Halt auf
freier Strecke Unterdrücken, Niemand meinen
Wunsch Nach einem
Augenblick des Stillstands So schnell wissen und
erfüllen. |
Wäre gerne
ausgestiegen; Hätte auch den
großen Abstand Zwischen Trittbrett
und dem Schotter Übersprungen, Wäre meinetwegen
hiergeblieben Hätte nur das
Pergament der Rinde In die Finger
nehmen, Und ein Grußwort
der Berührung Darauf drücken, Darauf
legen
wollen. |
Niemand hätte es
bemerkt. Es wäre ein
Geschenk, Ein Glück für mich
gewesen; Das bleibt draußen, Bleibt vor einer
Fensterscheibe stehen, Ist zum Greifen, Ist zum Fassen nah, Und ist doch nicht
zu halten. Hauche in der Eile auf
das Glas, Dass es beschlägt, Und schreib` dem
Glück in den Belag Das Grußwort. Doch die Scheibe
ist jetzt blind Und nimmt mir jede
Sicht. |
Ich hatte einen
schlimmen Traum, Den träumte ich
sofort nach Mitternacht In Hoffnung auf den
Schlaf, Der traf nicht ein. Hellwach war ich im
Traum, Die Uhr auf meinem
Nachtisch Sprang vom Freitag
auf den Samstag um, Es war der zwölfte
Tag im Juli. Wach lag ich im
Schlaf, Und suchte mich im
Keller Zu erhängen. Unser Keller ist
nicht hoch genug. Die Falltür zu dem
Pumpensumpf Kommt mir gelegen, Doch es fehlt ein
Haken über ihr. |
Den bohre ich in
wilder Hast und Hektik In die Decke aus
Beton, Und setz` ihn ein, Dass er auch
wirklich hält, Er soll mich
schließlich halten, Wenn ich mich an
ihm erhänge, Und ich denke nicht
an mich dabei Und denke alles das
von mir Und bin mir völlig
unbekannt, Und ich erfinde an
dem Seil, Das sich mir
stellt, Den Knoten, Der rutscht glatt
und sicher In die Enge. So erhänge ich mich
auf der Stelle an der Stelle, Und ich träume
diesen Traum Ein zweites und ein
drittes Mal, Dann wach ich auf. |
Es ist halb eins, Ich ende meinen
Mord, Und stehe auf und
trinke Und ertrinke
schließlich doch In einer Müdigkeit, Die sich ganz
plötzlich Auf mich rollt. Am anderen Tag Ruft mich mein
Bruder an: „Es ist ganz
schlimm. Es hat sich unser
Bruder in der Nacht, Genau nach dieser
Tageswende In der ersten
halben Stunde In den Bäumen
seines Gartens Aufgehängt.“ Ich bin betroffen Und ich sage
nichts, Und was ich sage, Sagt ein anderer Und denke, So holt Wahrheit
Träume ein Und sich das
Fressen. |
Ein Reise- und Ermahngedicht, das sich nicht immer reimt (von deinem Vater) Früher fuhr man, Wenn man reich war, Nur mit Kutschen Durch die Lande. Arme Leute spannten Schusters Rappen
an, Das hieß: Mit eignen Füßen
wandern! Auf den Lippen hat
man vielleicht Ein Lied: Links `ne Pappel, Rechts `ne Pappel, In der Mitte `n Pferde….. Na, du weißt schon. Stell `dir vor, von
hier Bis hin zum
Steigerwald zu Fuß. Damals lagen auch
noch Räuber Auf den Straßen,
die vergaßen oft den Anstand Damen gegenüber, Und die waren gar
nicht zimperlich Mit Reisenden und
zierten sich nicht, Selbst den ärmsten
Schlucker auszurauben. |
Heute fährst Du mit
dem Bus, Der ist bequem und
angenehm Und gut gefedert. Und er macht
Station, Wenn`s nötig ist. Man kommt nicht so
gerädert an, Wie unsere
Altvorderen. Er trägt dich über
viele Hundert Kilometer
durch das Land, Und du kannst dabei
schlafen, Wenn du willst. So viel konnt` früher nicht einmal Das Märchenkind mit „Siebenmeilenstiefeln“
schaffen. Zwischen Würzburg -
Bamberg Setzt man Dich fast
im Naturpark ab. Hier gingen Könige
und Fürsten Oft auf Jagd. In Bamberg wirst Du
sicher etwas Davon hören und
auch sehen können. Dir und Deinen
Freunden wünsche ich Für Euren
Aufenthalt nur Sonne, Sonne,
Sonne, Dass es Euch nicht
so geschieht Wie damals uns: Wir hatten in dem
Städtchen Regen, An der Regen, Einundzwanzig Tage
Regen. |
Sieh Dir alles an, Was es zu sehen
gibt, Und spiele alle Spiele mit, Und pass` gut auf
dich auf. Und denk` im Laufe
Deiner Reise An Dein Elternhaus Und ruf` mal an Und lass` uns
wissen, Wie es dir ergeht. Auch wie`s um Deine
Freunde steht. Und hilf den
andren, wenn du kannst, Und lass` Dir auch
von andren helfen. Nun viel Glück Und gute Fahrt Und Gottbefohlen,
wie man sagt, Und führ` ein
Tagebuch, Das ist sehr gut, Um später einmal
etwas nachzulesen |
„Nicht-Gegengedicht“
zu den „Neuen
Gedichten“ von Elisabeth Borchers - „Training“ Ulla Hahn - „Vorsicht“ Sarah Kirsch - „Schneewärme“ Ursula Teicher-Maier - „Die Nächste“ Eva Zeller - „Glückwunschtelegramm“: In „Training“, Das vom Schreiben
spricht, Und doch das besser
Ungeschriebene sagt, In „Vorsicht“, Die sich zwischen
Sehnsucht, Glück und Schmerz Vor sich
verschanzt, In „Schneewärme“, Von der nichts
bleibt, als Asche einer Löwin, Irgendwo im All
verstreut, Verwechselt mit den
Lämmern eines Himmelsrandes, Der uns scheinbar
nahe steht, |
Und in „Die
Nächste“, Der er doch den
Mund Nicht völlig füllen
kann, Weil sich das
Schweigen darin Nicht ganz
schweigend halten lässt, Und schließlich In dem
„Glückwunschtelegramm“, Das wirklich, ohne
Poesie gesandt, Im Grunde Sehnsucht
nach der Poesie verbreitet, Ja, in diesem
ausgewählten Flechtwerk trockner
Worte Lässt ein Wüstenklima
Weiblichkeit Die Horizonte laufen, Dass nicht einmal
mehr ein Durstiger In diesem Durst Verdursten kann. |
|
Zum König hat man
mich ernannt, Zum König von Schlaraffenland. Ich weiß nicht, was
ich machen kann, Denn was ich mach`,
ist schon getan. In meinem Reich
sind alle reich, Die Untertanen alle
gleich, Sind Könige und
Königinnen Und ich langweil`
mich mit ihnen. Königlich arm dran
bin ich. Ich reise manchmal
sehr, sehr weit Bis in die
Einsamkeit. Doch kann ich noch
so lange schaun Ich finde nicht den
Zaun, Die Grenze um mein
Reich. |
Mein Volk lebt
dicht um mich Und füttert mich
mit Köstlichkeiten. Alle wollen
schließlich seh`n: Dem König muss es wenigstens
so gut Und besser als uns
selber geh`n, Sie pflegen unsre Leiblichkeiten. Heimlich bin jetzt
dabei, Das dürfte keiner
wissen, Über die Studiererei, Mir neue Wege zu
erschließen. |
Eines hab` ich so
erfahren: Die, die Laster
haben, Drängen sie auch
andren auf, Und außerhalb der
Türen In`s Schlaraffenland, Darf niemand mehr
den anderen Zum leben im Schlaraffenland Verführen. |
Der junge Mann, In mehr als
Freundschaft Einem and`ren zugetan, Geht eine neue
Bindung ein. Ihn lockt Verschiedenes, Das ihm noch nicht
bekannt, Verliebt sich
zwischendurch Erst leicht in eine
Frau, dann Wieder neu in einen
Mann. Im Zufall treffen
sich auf einem Fest, Die Frau, die er in
Liebe lässt, Das neue Paar Und auch der aufgegeb`ne Mann. Von ihm springt
gleich, als heißer Funke Alte Liebe durch`s Quartett. Schnell geeinigt
setzt man Die begonn`ne Rund dort In seiner Wohnung
fort. Vom Wein erhitzt, Im Stolz verletzt, Gibt einer doch dem
anderen Manch böses Wort. Die Frau erkennt
das neue Paar Und voll Verrat an
ihrer Liebe, Die ganz ehrlich
war, Macht sie dem
ersten Freund nun Schöne Augen. |
Der erkennt mit
Abscheu ihren Sinn Und wendet sich der
alten Liebe wieder hin. Der neue Freund im
Paar, Verzehrt sich heut,
für ihn zum ersten Mal, Nach dieser Frau. Er streichelt sanft
ihr blondes Haar Das nimmt sie
ungern hin Ihr steht der Sinn Nach jenem and`ren. Nur der junge Mann Bleibt seiner neuen
Bindung untertan. Doch findet er von
Gegenliebe keine Spur. Die Frau im Kreis
der schwulen Männer Will nun geh`n. Sie kann das ganze
kaum versteh`n, Obwohl sie manche
dieser Regung Sicher kennt aus
eigner Neigung. |
In ihrer Wut gibt
sie die Schuld Dem, den sie einst
geliebt. Zum Schluss Die Lust der Männer
hässlich anzuregen Hat sie ein Mittel, Das bescherte ihr
schon manchen Segen Und schüttet dieses
in noch off`nen Wein. Für Frauen konnte
es Nicht schädlich
sein. Doch was sie nicht
geahnt, In ihrer blinden
Hast, Das war des
Unglücks langer Arm Der bis in diese
Küche kam. Gestohlen vom Labor
in letzter Nacht Stand Säure in der
Flasche abgefüllt, Dass kein Verdacht Den Diebstahl
gleich erhellt. Gemeinsam nahmen
alle dies Getränk, Nur einen Schluck, Und noch im Morgengrau`n Zuckten ihre Leiber Wie im Schlaf
gequält von schwerem Traum Und grauenvoll
verrenkt. Man fragte noch, Wie konnt` es sein, dass alle Sich zugleich und
auch so grausam Umgebracht, Und, woher kam Der falsche Wein? |
Ich ließ dich verstreichen Du fielst als
Stern, Und deine Richtung
hatte keine Schwerkraft sondern einen Wunsch. Ich, auf deinem
Weg, kam dir entgegen, Du auf meinem,
warst das Zeichen ferner Himmel. Davon hatte ich
geträumt. Du wolltest
glauben, Freiheit könnte in
der Freiheit Nur auf Freiheit
treffen…. Meine Freiheit
macht mich nicht frei. |
Mein Wunsch nach
größter Nähe war zu nah, Nach Haut an Haut Und engen Worten,
die im andren Mund Gesprochen und von
dort direkt Ins Herz geträufelt
würden. Ja, ich dachte viel
zu sehr an die, Die wir verletzen
müssten, Sah den Riss aus
Liebe Durch die Liebe schließlich
selbst entstehen. Meine Ohren hielten
auch umsonst Nach sanften
Liebesworten Ausschau. Ein Verlust, der
mich die Liebesleichtigkeit, Die du empfandst, Nicht trinken ließ. |
Dein Beispiel, Wie es einmal war,
als es mit einem andren Anders, unvergleichlich,
war, Nahm ich nicht an, Und ließ dich ganz
und gar an mir Verstreichen. |
Wenn du dich zu mir
legst Und deine Stimme, Funkelnd und
zugleich verhalten gurrend Als Geschmeide
warmer, weicher Worte, Über deine Zunge
weht, Wenn du dich an mir
formst Und mich so zu dir
formst, Dass ich danach Den Tag nur als
Verlust Der zweiten Hälfte seh, Wenn ich im Bild Dein Bild versuche, Und dich
schließlich wahr erlebe, Honigmilch von dir Auf meine Lippen
nehme, Wenn wir uns Und endlich Ohne Schatten an
den Füßen Flügelleicht
begegnen, Wenn……….. |
|
|
Heute Abend hast du
mich Ins Fell gebissen, In die Wange, in
die Oberlippe, und Es zitterte vor
Zärtlichkeit Dein Mund. Der Schmerz ist
süß, Das weißt du, und Mein Aufschrei ist
dir fast Genug. |
Beim Abschied hast
du dich Erneut versucht, Du Liebe, du, mein
Herz. Dein Haschen wird
noch Enden, Wenn du voll in
Blüte stehst, Als Königin der
Nacht. |
Du hast das Spiel Gemacht, Damit ich seh Und weiß Was Einsatz gilt An dir, Den überlässt du
mir Mit weit
zurückgelegtem Kopf… |
In deinen Augen stand die Sichel ungesprochner
Worte Als wir gestern, Nur getrennt durch
die Entfernung Eines hingehauchten
Kusses, Und mit der
Berührung unsrer Haare An den Schläfen, In der Kirche Auf der Holzbank
saßen, War die nicht aus
Holz. Und dieses kleine Weihnachtslied von
einer Ros`, Die mitten in der
Nacht…. |
Du neben mir
standst Voll in weißer
Blüte, dass ich mich In dir verfing, In dem Gezweig aus Seelenhäutung, die
fand statt, Aus Körperduft, der
galt ganz mir, Aus Zwitscherstimme, die dich jubilieren ließ, Aus einer Schulter,
die versuchte die Berührung. |
Und, dein
Handgelenk, Ein Inselchen verbliebner Lässigkeit, Hervorgeschaut aus Stoffen,
die dich wärmten, Nahm ich mir als
Landeplatz. In deinen Augen
stand die Sichel ungesprochner Worte. |
Heute will ich dich Verführen, Heute will ich dich In eine rosa
Bettenwolke legen, Heute will ich dich An deiner neuen Seelenhaut
berühren, Heute will ich
dich, Dass du nie wieder
von mir lassen kannst, Und heute will ich
dich An dir in dir
erleben. |
Heute will ich
dich, Dass du uns nicht
mehr Voneinander
unterscheiden kannst, Und heute will ich
dich Und will Und dich, Dass du mich willst Und uns Und dass du willst….. |
|
Goldstaub, du, Und Filigran in
meinem Auge, Nähe, Irre Zärtlichkeit
an mir. |
Ich selbst Befahre Mit
Konfettisonnensegeln Deine Haut Und regne mich Ganz tief in dich An die Verborgenheit. |
|
Jetzt, als du das
Wasser aus dem Fell der Seele Schütteltest, Begriffst du deine
Sehnsucht. Du verstandst, Warum Aus Kindertagen
grüne Felder, Baumumrandet, Lichtgewärmt, An rotes
Backsteinhaus gewachsen, Dich so streichellieb An Gegenwart
erinnerten. |
Du wusstest nun,
warum sich Bilder über Bilder
schieben, Und warum ein Schuh
dir immer Wieder in dem
feuchten Grund Verloren gehen
musste. |
Du, im Laufen
hügelab, Kamst mir mit dir
im Arm entgegen: „Das bin ich. Und zwischen dir
und mir Liegt nicht ein Tag, Den du nicht
kennst.“ |
du, leiser, warmer,
gelber, Sommerhauch in meinem Arm, du Schatten, der vom Kirschbaum
niederfällt, um mich zu kühlen, du, mein Umhang und das
liebe Wort in meinem Mund das Zungennass auf
meiner Lippe, du, der Sommerkuss aus roter Beere. |
dich, mein Herz, will ich mit meinen Händen ganz und gar umschließen. |
|
Königin der Nacht Einmal aufgewacht, Vertut sie sich In dieser einen
Nacht an sich, Sie hängt an sich Und öffnet ihre weißen Kleider Bis zum Nichts, So weit, dass ihre
gelbe Zunge Schweren Atem
streut. |
Nach Mitternacht Vergisst sie Duft
und Weiß und Gelb Und Blütenpracht. |
Man wird noch lange
reden Von der Königin der Nacht. |
Auf dem Sekretär Auf dem Sekretär
liegt eine Klinge, Die ist
messermesserscharf. |
Ein Hauch läuft
über sie, Ein Atem, der sie
treffen soll, Sonst nichts. |
Auf diesem
Schreibtisch wird sich niemals Eine ungerade Seite
Schreibpapier Befinden. |
Zwischen Halterungen Zwischen
Halterungen Spannt sich schwarz Ein dünner Faden. Daran hängen
Blicke, So, als hängten sie
zum Trocknen. |
Der vor mir hier
war, Vielleicht auch
die, Ist fort. Ein Fallstrick? |
Wieder bin ich mir mir überlassen. |
Ein Blick ins Tal Der Blick in eine
Unterwasserlandschaft, Die an
Sonnenstrahlen hängt. Hier oben hört man
keinen Laut. Man sieht nur die
Bewegung In der Tiefe, Auf den Straßen,
unten, In dem Grün der
Bäume. |
Wasser, nah am
Grund, bewegt Ein Kornfeld. Wellen laufen unentwegt Darüber hin. |
Im linken Ohr hat
sich Ein Rauschen Eingenistet. Das wird von dort
oben kommen, Aus dem Blau, Wo sich die
Wellenkämme, Wegen der
Entfernung, Überirdisch
langsam, Ineinanderschieben
und bewegen. Lolalo-Gebirge. |
Mit dem Rücken Mit dem Rücken Zum Tag. |
Wie soll ich das
verstehen? Was ist mit der
anderen Seite? Wessen Rücken
trennt? |
Ich gehe hin, Ich fasse an, Ich stoße an! Es hat gestimmt. |
Im Spaziergang Im Spaziergang, Im Vorbeigang, Im Vorübergehen
taste ich die Haut Der Säule ab, Die Rauheit einer
Rinde, einer Saite. |
Klang und
Schwingung Nah am Ohr. Ich küsse mit
demselben Ohr Den Körper der
Gitarre. Nah ist mir mein
Leben so, Wir sind
verwachsen. |
Diesem Instrument
verriet ich, Dass ich gerne auf
ihm spielen Können möchte, das
ist Mehr, als darauf
musizieren. Ohr an einer Säule. Ohr an einem
Körper. Ohr an meinem Ohr. |
Im Garten stürzte die Libelle Im Garten stürzte
die Libelle Einfach aus dem
Flug Ins Gras Und als ich ankam War sie
angetrocknet, Und ich sah, sie
konnte nicht Wie alle andren
Tiere Ihre Flügel an den
Körper legen. Und der Gummimotor,
den ich in mir hab`, Ist nur von außen
zu bedienen Und da hast du ihn
gleich entdeckt. Du meintest auch,
dass du ihn Aufziehn könntest, Und ich hatte Angst
davor: Wer rettet mich,
wenn mir die Flügel brechen? Und wie stehts mit
dir? Willst du nicht
frei sein Und zugleich die
Freiheit Eines anderen
bewirken? Gibt es denn gleich
zweimal Freiheit? Gibt es zweimal die
Unendlichkeit? Und dann der
andere? Sind das nicht zwei
in einem, Einer den du in den
beiden siehst? |
Du willst uns
beiden Deine Flügel leihen
Und noch selbst
dabei sein, Wenn wir uns
erheben? Wie soll das
geschehen, Mit nur einem
Flügelpaar für drei? Dir glaube ich und
keiner sagte Mir zuvor die
Wahrheit ehrlicher, Und keiner hat mir
solche Wahrheit je gesagt. Dir glaube ich auch
ganz, Und darf dir darum,
kein Wort glauben. Und ich spiele mit
dem Wachs An dir, das ist
noch beinah flüssig Und es tropft so
angenehm auf meine Haut Und in mir möchte
irgendetwas leise schreien Und dann läuft der
Herd der Flüssigkeit so
unerwartet auf die Tagesdecke Und ich weiß mir
wieder keinen Rat. |
Ich weine nicht um
dich Und dass ich um
dich weine, weiß nur ich Und deine Tränen
könnte ich nicht mehr Ertragen und ich
weiß von ihnen, weil ich sie An dir ertrug. Du weißt wie ich,
dass Tränen, wenn sie Sich in Glas
verwandeln, schöner sind Als jede
Perlenreihe. Hüte alles, was du
findest, Heb` es auf für
dich. Und mich, an den du
nur Versehentlich gestoßen
bist, lass liegen. |
DOKUMENTA ACHT Mit meinem
Federkiel aus Gold Und meinem Farn
besprüht mit eben dieser Farbe, Dann in einen Korb
gesteckt, Und einem
Lorbeerkranz, genau wie das davor, Auf meinem Haupt, Und lebensfroh und
weltbejahend Setze ich mich als
mein eignes Werk Zur Dokumenta Acht. |
Vor mir die Waage
für die Worte: „Darf`s ein Viertel
Prosa sein, Ein Achtel von der
Lyrik? |
Gerne. Für ein
Auftragswerk Ist mir Die Haut zu Markte Nicht zu schade.“ Vorne kann man`s
lesen: „Du mich auch.“ |
Wie bitter bist du, Tod Wie bitter bist du,
Tod, Auf meiner Zunge. Wehst herüber, Kommst zu mir von
den Verstorbenen. |
Nicht anders wirst
du eines Tages Von mir fort Und auf die Zunge Eines andren
springen Und dort Bitterkeit Verbreiten. |
|
Bei Strafe Ich hatte Lust,
dich zu berühren. Du saßt unter mir. So war es gut. Es störte uns dein
Kind, mein Kind, Es störte mich. Dich störte schon
am Morgen, Als mein Mund in
dich zu beißen suchte: „Das gibt einen
Fleck auf meiner Bluse.“ Grund ist immer
Grund genug. Ich dachte: Zieh`
sie aus. Tu etwas für die Haut. Und nachher stand
ich hinter dir im Flur. Du sahst sofort, Warum ich deine
Nähe suchte, Und du schobst den
Blumenstrauß, Der in der Wanne
stand, Mit sicherem Gespür
vor meinen Mund. |
Was hätte ich dir
sagen können. Kussverbot und
Brustverbot und Hautverbot und Lustverbot, Weil es nicht
passt, Weil man uns stört, Weil es dich stört, Weil dich das
Stören stört. Und abends, spät,
ein fröhliches: „Was ist!“ Jetzt darf ich
wieder. |
Du hältst sicher
still, ich weiß. Ich weiß von deiner
Lust, die hat nicht Lust. Ich weiß von deinen
Küssen, die nicht küssen Und von deiner
Haut, Die sich nicht
häutet über mich: „Du willst ja
nicht, dass dich ein Mensch berührt.“ So wird die Lust
als Unlust aufgeschrieben. Und ich schreibe: „Nein, die will ich
nicht. Berührung nicht. Das ist mir nämlich
nicht genug. Und deine Brust
hält mich an guten Tagen aus, An anderen beißt du
deine Zähne Fest zusammen.“ Und nun fragst du
mich, Was mit mir ist. Ich glaube, es ist
wirklich nichts. Es liegt am Wetter. Alles ist normal Und Argumente gibt
es nicht. |
Augentasche Unter meiner Jacke
ist die Tasche In das Futter
eingenäht, Darin das Auge: Augentasche. |
Dir erlaube ich von
außen Dran zu horchen. Sei schön still. Es sieht dich gut. |
Ich selbst bleib`
abgewendet Von euch beiden |
Erkläre mir Erkläre! Mir! Erkläre mir, weil
ich es nicht verstehe. Axt im Holz. Der Schlag war
nicht genug, Die Spaltung trat
nicht ein. Warum! Sei unter mir. Riskiere mich. Du beugst dich vor Und, weil du größer
bist als ich, Stellst du die
Beine etwas breit. Jetzt komme ich an
dich heran. Frör` mir der Mund am
Eis Des Fensterrahmens
fest, Der eisern seine
Kälte hütete, Wär` es nicht anders. |
Deine Zunge ist mir
nicht Muränentier, Das mich belauerte. Sie sucht in meinem
Mund nach Heimkehr, Weiter nichts. Ich spüre, dass das
alles ist. Ich spüre, dass du
mir nicht wegen deiner Feuchtigkeit So nahe kommst. Und deiner Brust
auf meiner Höhe Hältst du die verschränkten
Arme vor, Darauf, die Warzen,
weiß ich, Werden hart. So machst du mich
zu dem, Der dich verletzen
soll. |
Mit meinem Eisen
breche ich am Holz der Kiste. Keine weitere
Erregung und ich sage: „Gehe
du zuerst. Geh` du vor mir und gehe schnell, Dass ich dir aus
den Augen komme.“ Und du gibst mir
recht Und gehst und
fliehst vor mir. So hastig gingst du
schon ein andres Mal Aus meiner Nähe, Als ein wenig Blut, Nur wegen deiner
dummen Regel Aus dir auf den
Teppich tropfte. Damals steckte ich
im Holz Und saß zu fest für
dich. |
Die Dome ihrer Hälse Es sind nicht die
Schwäne, Nicht die Dome
ihrer Hälse, Die im Abend- oder
Morgenlicht Die Liebe (keiner
weiß genau, wovon ich spreche) Und den Tod (den
kennt man ganz genau so wenig, Höchstens von den anderen, Die ihn im
Aufschrei mit sich nahmen), Also Schwäne sind
es nicht, Die Liebe, Tod, Das Leben und das
Sterben zeigen, Und ich glaube auch
nicht mehr dem Knochenmann, Der hinter einem
jungen Mädchen Lauert. |
Ja, ich geb` es zu: Stünd` das Gerippe zehnmal
hinter ihm, Gäb` ich ihm doch
den Rest von meinem Leben Für ein
liebevolles, liebetolles Zumirneigen dieses Mädchens,. Schon um seiner braunen Haare willen, Wegen seiner
Schultern, Deren Wasserfall zu
beiden Seiten stürzt, Den meine Augen
nicht mehr bremsen könnten, Und auch wegen
dieses Regenbogens, Der sich daraus
spannt Und über Felder
weißer Haut, Die zu beackern
wären, Kleidsam wird, Und der in Lippen
endet, Die sich unter
einer Schranke heller Zähne Hin und her
bewegen, Wegen dieser
Schranke, Ja, auch wegen
dieser Schranke, Die sich öffnen
wird und die Zerfleischen
könnte. |
Nein, ich glaube
Tod, der Tod, mein Tod Hat damit nichts zu
schaffen. Tod, der Tod, mein
Tod Sitzt völlig
abseits Und wird mich
bedienen, Aus Versehen oder weil
es an der Unzeit ist, Er wird mich
sterben, ohne es zu merken, Einfach so Als Wort im Wort Als ein Duett, von
fremden Sängern vorgetragen, Einfach als die
Säule Gotischer Gebäude
in die Höhe steigen Und in spitzen
Bögen enden. Fremd wird er mir
bleiben müssen. Mich wird er nie
kennenlernen. Tod geschieht im
All, Im Raum, geschieht
in den Geräuschen, Die im Urlaub auf
der Straße bleiben, Nicht betreffen
können, Weil sie einfach in
die Stube dringen, Und nicht heimisch
werden können. Tod wird mich bedienen, Wird mich sterben, Wird sich niemals
um mich kümmern können. |
Bist du zwei? Du sagtest:“Ich bin zwei.“ Du sagtest noch: „Was wächst,
braucht Zeit.“ Brauchtest du dann
doppelt Zeit? Bist du, so wie du
sagst, Zwei Gärten, die, allein
durch dich getrennt, Ganz nahe
beieinanderliegen? Bist du Weg, der trennt? Besucher kamen. Sie vermuteten zu
Recht Das Ungeteilte. |
Ziergras auf den
Pfaden Zwischen kleinen
Beeten Zog sich als der
ausgerollte Teppich Über eigentliche Schottersteige. Jeder Schritt auf
ihnen sollte federn, Sollte Schreiten Über einen Laufsteg
werden. Die Besucher sahen
die Gefahr. |
Vor Jahren hatte
man, Als ein Geschenk
von dir, An völlig andrer
Stelle, Einen abgeschnitt`nen Trauerweidenzweig Kopfüber in den
Sand gesteckt, Und er steht heute, Unverändert an
demselben Platz, Als großer Baum. Er hat den Zaun, in
den er anfangs wuchs, Mit in die Luft
gehoben. So viel Glück, Kann man nicht
immer haben |
Im Feuer eines blauen Lichtes Du lauerst vor der Tür. Du drängest gerne
ein. Du bist der
Sandmann, der, statt Schlaf, Den Frost
verstreut. Dich locken meine
Augen. Kälte, Eis, Zwei Küsse, die mir
letzten Endes Gut gefallen
könnten, Könnte man sie sich
am andren Morgen Aus den Augen
wischen. Nein, nur kein Vertrauen, Nur kein Schlaf in
deinem Schoß, In einem Bett aus
Schnee; Kein letztes
Lächeln Auf erstarrte Züge
zwingen lassen. |
Scheint die Sonne,
perlst du aus. Das Nass auf deiner
Stirn bleibt stehen. Durch das Eis des
Sees schießt Riss um Riss, Die Jauchzer und
die langgezog`nen Seufzer Deiner Schritte. Ja, man sieht`s, du
hörst dir selber zu. Scheint keine
Sonne, Tobst du dich mit
Beißen, Schneiden und Verwehen, Oder schweigendem
Verdecken, stiller Schönheit, Aus. |
In mancher Nacht
zeigst du dich, Wenn dir danach
ist, Ganz unbekleidet, Trägst den weißen
Mond im Haar. Wer sich dir
überlässt, Dem brichst du, dem
zerspringen die Gedanken Noch im Kopf. Die Eiskristalle,
deine Leibesvögel, Zünden Dunkelheit
und Sonnenstrahlen an, Sie steigen auf Und irren sich zu
Boden. Tränen kennst du
nicht. Du stehst im Feuer
eines blauen Lichtes, Das tanzt über dich
hinweg Und huscht in
letzte Winkel. |
Der Herbst, ein großer Ball Drüben, weiß ich, Hängt gleich hinter
diesem Vorhang, Nebel, Schwarz das Netz
der Äste, Zweige, Deren Fang, die
Blätter, die Blätter, Schwer
heruntertropfen. Baum im Baum. Ich
sehe ihn. Ich müsste durch
den Vorhang gehen, Meine Hand aufs
nasse Dunkelgrün Der Rinde legen Und nach oben in
die Krone blicken. Müsste, müsste…. |
Krähenschrei! So unverhofft, so
nah, so in die Luft
gekratzt…. Es wird der
Krähenschrei Zum Schrei der
Luft, des Nebels, Wird zum Schrei des
Morgens, Dass ich auf der
Haut erschrecke. Ausschau muss ich
halten. Meine Hand legt
sich auf meinen Mund: Ich war es nicht,
der schrie. Der Schrei aus
meinem Mund Kam her zu mir, Und ich, der hörte, Der die Augen
lauschen ließ, Sitz im Geäst ganz
oben, Dort, wo dieser
Krähenvogel sitzen muss. |
Der Stein, auf dem
ich stehe, Um noch mehr von diesem
Nichts zu sehen, Dieser Stein, so seh` ich`s unter mir, Hält seine Augen
zu. Ich steh` auf
ihnen. Schwarz sind meine
Flügel, Weit und sanft ihr
Schlag. Ich stoß` mich ab Und fliege, nah am
Boden, Über Furchen und
Erhebungen. Der Vorhang öffnet
sich nach vorne, Und er schließt
sich hinter mir. Blassgelb, mit
weißem Rand in ihm, Die Sonne über mir. Der Herbst, ein
großer Ball, Rollt über alle
Erde. |
Die Zeit des Sommers Mit den Augen male
ich die Landschaft. Drüben fallen
Winde, Denen ich als Reiter
in die Mähne greife, In die Wolken
grüner Blätter. Rauschen der Bewegung. Klarinettenklänge, Die sich spielend
jagen Und erhaschen Und sich lassen. |
Zwischendurch ein
Zartgefühl, Ein Rhythmus, Schläge eines neuen
Pulses, Ein Gitarrenspiel: Die Luft holt Atem. Leises Klirren aus
den Ästen, Von den Blättern, Eine Hand, die oben
in die Zweige langt, Ein Vogel. |
So wünsch` ich mich
mir: Ganz von mir selbst
erfüllt, Und weit von mir
entfernt, Mit gar nichts zu
erreichen Und von mir nichts
wissen wollend, Und mit mir in
meinem Kopf, In ihm die Zeit des
Sommers. |
Frühlingsmorgen Wüsst` ich doch, Woher es kommt. Ich stehe auf. Es rührt ein
wohliges Behagen Mit der Kraft an
meine Haut. Genüsslichkeit und Kraft und
Ruhe, Neugier und Beredsamkeit
der Sinne Drängen mich ans
Fenster, Und ich schau
hinaus. Es reicht mir
nicht, Ich öffne es Und atme tief den
Frühlingsmorgen ein. Ein Überfall im selben
Augenblick. |
Es stürzen sich auf
mich Die Spiegel roter,
brauner Ziegeldächer, Stimmen, die sich
mögen, ineinander haken, Und Gerüche, die im
Mund und in der Nase liegen bleiben, Vorgeschmack, den
ich schon kenne. ….darin möchte ich
mit einer Lust am Untergang Ertrinken, ….darin drohe ich
mich zu ertränken. Ja, ich lebe auf, Und es ist schön! |
Ich strecke meine
Arme, Strecke meine Arme,
dass ich sie erreiche, Nach der Sonne aus. Sie ist ganz nah. Ich werde, wachse
und entstehe, Tänzerisch und
pflanzengleich. Mich kleidet alles,
alles ist ein Stück von mir, Und alles, alles löst
mich in sich auf. |
Du wusstest nicht…. Du wusstest nicht, Ob ich verstehen
würde. Du erzähltest: Hinter einer
Dünenlandschaft, Mitten in der rauen
Sehnsucht Hoher Nördlichkeit, Verflacht das Land
zum Meer. Du wolltest mir von
mir erzählen, Und dir fiel dazu Die Landschaft ein. |
Der Boden dieses
Meeres, Den man Tag für Tag
einmal begehen kann, Wenn sich das Meer
als Tier In Putzsucht fast
bis an den Horizont Zurückzieht, Und auf jeden äugt, Der seinen Platz,
das Watt, betritt, Der Boden dieses
Meeres, das sei ich. |
Du wolltest mir von
mir erzählen, Und du wusstest
nicht, Ob ich verstehen
würde. Dabei hattest du
mich längst Bis an den
Küstensaum geführt. In meine Sohlen
drückten sich, Wie du es mir
beschriebst, Die harten
Bodenwellen, Sand auf Sand, Die Spuren einer
unentwegten Ruhelosigkeit. Du sprachst zu mir. Der Abstand
zwischen uns war groß, Ein scharfer Wind
hielt seine Arme ausgebreitet. Er fraß deine
Worte, Schlug die Lippen,
als die Pendel offner Türen, Auf und zu. |