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Harald Birgfeld, Webseite seit 1987/ Website since 1987 …da liegt mein Herz, Geschichten aus Niemandsland 2022 -2024 (im
Entstehen) z.B.: 100 Jahre „Kafka“, eine herrenlose
Fundsache (neu)
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zu Olympia – olympische Spiele! |
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online und im Buchhandel |
Lyrik, Prosa und Ingenieurarbeiten |
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Im vorliegenden
Band werden 14 Gedichte mit fantastischen
Inhalten vorgestellt. Die meisten der
Gedichtüberschriften lassen bekannte
Märchen vermuten. Es ist daher vielleicht spannend und
aufregend, diese einmal aus völlig anderer
Sicht und in einer anderen Form erzählt zu
bekommen. In die Gedichte
eingestreut finden sich „Ein Kuss ist…“,
verschiedene lyrische Miniaturtexte, unter farbigem
Bild. |
Im Buchhandel und online Honigweißer Duft Lyrik 14 fantastische Gedichte, dabei 14 farbige Seiten. 32 Seiten, Format A5, Online bestellen sowie im Buchhandel, € 7,90 inkl.
MwSt. Zum Buchshop ISBN: 9783735743053 „Honigweißer Duft“ ist auch in den USA, Großbritannien und Kanada unter obiger ISBN und bei abweichenden Preisen bestell- und lieferbar. Auch als E-Book € 1,99 Zum Buchshop ISBN 9783735728623 |
Copyright,
Urheberrecht 2014 beim Autor, Herausgeber, Redakteur: Harald Birgfeld,
e-mail: Harald.Birgfeld@t-online.de
"Es
lohnt sich, einmal einen heutigen Dichter kennen zu lernen, der mit der
deutschen Sprache einen faszinierend fremden Weg betritt und trotzdem dem Leser
Freiraum lässt für eigene Gedankengänge, ohne dass die Probleme in erhobener
Zeigefingermanier zu zeitkritischen Trampelpfaden werden." (1986: Gutachten)
Lyrik |
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In unsrem kleinen Garten Wächst ein Flieder. Wenn er blüht und seinen Wohlgeruch Verstreut, verwehen lässt, Und wir ihn, Jägern gleich, Erhaschen, Soll er uns den Frühling bringen. |
Jetzt steht seine weiße Pracht An fingerdünnen Ärmchen seines Stammes, Der entwächst nur einem Tongeschirr, Vor einer weißen Wand Mit einer weißen Leuchte, hoch auf einer Feldsteinmauer, Links geschützt von einem weißen Zaun, Der ist ganz niedrig, weil wir alles Größer wirken lassen wollen, Rechts von einer hohen, weißen Mauer. |
Honigweißer Duft des Flieders weitet sich Nun aus und quillt versteckt aus Schweren Dolden, Sinkt dann süßen Wolken gleich Zu uns herab und bringt Den ersten Frühlingstag. Den hatten wir erhofft, erwünscht, Herbeigesehnt, Dass er nun kommen Musste. |
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Ein Kuss ist mit dir durch
die Wolken reisen. |
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Aschenbrödel geht mit ihrem Rucksack ins Theater, zum Ballett, Sitzt dort im Publikum und Trinkt aus einem Campingbecher Nesseltee. Sie trägt heut einen kurzen, keuschen Zopf Und einen roten, selbstgestrickten Pulli Und darunter gar nichts, Das fällt auf. Der Prinz auf ihrer Bühne wird von ihrer Stieffamilie, Mutter und zwei Schwestern, Arg bedrängt, Auch weiß er nichts von ihr. Sie weint. |
Von oben lässt man an dem Seil der Unvernunft ein Kleid und Schuhe Wie aus Glasstaub nieder. Die darf sie nun tragen und Betritt die Bühne, tanzt und nur mit ihrem Prinzen und bleibt ihm doch fremd. Sie liebte ihr Zuhause und die Ärmlichkeit, Litt alle Schmach, die ihre Stieffamilie Über sie je brachte. Sie ist brav. Um Mitternacht ist ihre Zeit vorbei. Das Seil zieht alle Habe wieder hoch Und nur ein Schuh fällt in die Hand des Prinzen. Der erkennt die Zuversicht der schönen Fremden und auch seine Leidenschaft, Er findet ihren Fuß, dem passt der Schuh. |
Die Bühne ist zu klein für so viel Glücklichsein. Doch noch im Rampenlicht verurteilt sie Als Strafgericht die Mutter und die bösen Schwestern. |
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Ein Kuss ist eine Reise in dein Herz. |
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Sie war schon groß, So groß, dass sie den Kleinen Bruder auf den Armen tragen könnte, Und sie hatte auch gehört, Dass man sich fern in andren Ländern täglich wusch Und traute sich und ihrem Brüderchen im Übermut Mit ihrem T-Shirt und dem Wasser einer Pfütze zwischen Fernzuggleisen, wo sie beide lebten, schliefen, Und auf Pappen wohnten, Hände und die Wangen abzuwaschen. |
Sie war glücklich hier und froh, Und sie empfand es dankbar, Einer lockenden, maskierten Frau, Den Weg erst von dem Brüderchen Und dann von sich so listig abzuschneiden, Dass sie sie für dieses Mal und Für die vielen andren Male Überführen konnte, Das mit einem kleinen Stöckchen unter einem Überzug, Der Blase eines Fisches, Einem jungen, alten Trick, Von dem sie wusste. |
Sicher käme irgendwann einmal die Mutter oder gar der Vater Hier vorbei, Um sie zu finden. |
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Ein Kuss ist dir durchs Haar zu streichen. |
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Mein großer Garten liegt Wie heil In einer Wald- und Wiesenlandschaft. In dem Garten Finde ich ein kleines Nest Mit fingernagelgroßen Eiern Und mit einem Kuckucksei darin, Das überschattet alle, Und die Vogeleltern Ahnen nichts von dem Betrug. |
Aus meinem Zimmer, weit in meinem Rücken, Höre ich vom Bildschirm Beifall klatschen. Sicher ist ein großer Sieg Errungen worden. |
Spät, schon in der tiefen Dunkelheit, Weckt mich aus einem Dämmerschlaf Das helle Singen einer Nachtigall. Sie ist mir gleich vertraut, ich kenne sie. Ihr langes Lied und ihre Melodien, ihr Schluchzen rühren mich, Ich gebe gerne mein Versprechen, Dass ich niemandem auch nur ein Wort von ihr erzählen Werde. |
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Ein Kuss ist Ruhe, Stille und der Sturm in unsrem Schweigen. |
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Es ist
sehr schwer, Den Eingang
in ein Land zu finden, Das den
Träumer seine Träume leben und Die Wachen
ihre Träume träumen lässt. Sobald ein
Jemand es jedoch erreicht, Ist er
gleich unter Gleichen. |
Kleidung,
Essen, alles Leben, alles Denken
werden angefüllt und angedient Mit
Köstlichkeiten eigenen Begehrens, Was man
machen möchte, Ist
bereits getan. Es gibt
auch keinen Zaun Und keine
Grenze um dies Reich. |
Nur
selten, Wenn ein
Träumer seine Träume nicht mehr Leben kann
und Wenn ein
sonst so Wacher seinen Traum verliert, Wächst
still ein Tunnel in ein wahrhaft Unbegrenztes
Land heran. Der wird
zum eigentlichen Eingang. Dort erst,
heißt es, ist man wirklich Ohnegleichen Im
Schlaraffenland. |
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Ein Kuss ist deine Sonne scheinen zu
sehen. |
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Ich ging auf eine lange Reise, Meine Hände hielten einen Barren Gold, Den hatte ich verdient, Der sollte mir nun Glück bescheren. Auf der Reise bin ich Einem Mann begegnet, Der seit über fünfundvierzig Jahren Einen Elefantenbullen Wie sein eignes Leben hütete und pflegte. Dieser Mann war sehr begabt Und tauschte Eine Zeichnung seines Elefanten, Gegen meinen Barren Gold. |
Das war mein Glück, Denn danach traf ich eine Frau, Die lebte über zwanzig Jahren schon Als Leittier einer Elefantenherde, Und sie tauschte mir Ein leeres Tagebuch, In das sie gern geschrieben hätte, Gegen meine Zeichnung Von dem Elefantenbullen. Und ich hatte wieder Glück, denn Schließlich war ich Gast in einer Kleinen Küche, Dort erfuhr ich von der Hausfrau, Wenn sie nur auf diese eine Küchenleiste Klopft, erscheint, Seit sie vor drei Jahrzehnten In dies Haus gezogen sei, Gleich eine Spinne, Die lebt dort versteckt. |
Die Hausfrau tauschte mir ihr Wissen Und Geheimnis gegen mein Noch leeres Tagebuch, Sie wollte darin Alles niederschreiben. So traf Glück auf Glück, Denn als ich endlich heimkam, War ich unbeschwert und frei Und dankbar über so viel Glück, Das ich bei anderen für mich Gefunden hatte. |
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Ein Kuss ist Übermut an dir
und mir. |
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Sie lebte an der Küste. In der Liebe hatte sie schon Alles hinter sich: Zu lieben und geliebt zu werden. Nun jedoch hat sie ein Neuland, Das sich lohnt, entdeckt: Sie nimmt und gibt Und gibt und nimmt. Mit ihrem Körper leiht sie Mutterschaft an andre aus. |
So hatte sie beim ersten Mal Den Garten und das Haus erworben. Doch beim zweiten Mal Lässt sie die Eltern warten. Sie besinnt sich, wie es war, Als sie mit fünfzehn Jahren Schwanger wurde von dem Jungen, Der hier Urlaub machte, Den sie damals, als er nicht mehr Wiederkam, in einem regionalen Wochenblatt, Als wäre es normal, Beschrieb und suchen ließ. Das fanden alle süß, Sie aber fügte sich den Eltern Und brach ab. |
Jetzt fand sie in dem neuen Haus Auch einen alten Balken, Der war hoch genug und fest Und hielt das Seil. Das Kind war nicht zu retten. Man begrub es ungeboren in dem Garten Unter dem Wacholderbaum. Nur so, das war hier Brauch, War neues Leben möglich. Plötzlich saß und sang, Wie aus dem Nichts, ein Feuervogel in dem Baum, Der blendete sie alle. Niemand hatte solches je zuvor Gesehen: Unter dem Wacholderbaum Lag ein gesundes Kind. |
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Ein Kuss ist Sonne in der Nacht. |
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Sie war Tochter, jung und reich, Die Welt hielt sie mit Goldenen Karten in den Händen. Ihre Spiele waren neu, Vom Hubschrauberlandeplatz des Höchsten Hauses ihrer Kette von Hotels schlug sie Den Golfball, einen nach dem anderen, Auf weit entfernte Ziele unter sich ins Wasser, Aus Versehen aber auch die kleine Silberkugel, Die mit Engelsharfenklang beim Fallen, Und dem eingebauten Zufallsgenerator, Großes Liebeglück verkündete. Die Kugel war ihr Schatz, Ein Himmel schien mit ihr Für alle Zeit verloren und sie weinte bitterlich. Sie schwor, den, der den Schatz ihr
wiederbrächte, Selbst zu ihrem Schatz zu machen. |
In der Nähe hielt ein Rapper Ausschau nach ganz neuen Texten, Hörte ihren Schwur und Ließ sie ihn erneuern, Sich dazu noch einen Kuss Und eine Nacht in ihrem Bett Versprechen. Er war Frosch, ein Kind des Wassers. Seine Haare hatte er als Königskrone hochgestellt Und war mit Heinrich, seinem Freund, Dem Stummheit seinetwegen eisern seinen Mund
verschloss, Voll Tatendrang. Er hatte
ihre Silberkugel schnell entdeckt Und brachte sie zurück. Als er auf ihren Schwur bestand, Gab sie ihm schnell den Kuss Und stieß ihn dann, Vom Dach des Hauses in sein Element. Sie wollte nur die Kugel. |
Dann jedoch, im letzten Augenblick, Betört von einem wunderbaren Wandel Seiner Augen, des Gesichtes, seiner Haut, Riss sie ihn sich zurück. Sie fühlte ihm sich plötzlich sehr vertraut Und war für ihren ganzen Schwur bereit Und schloss nach Frauenart die Augen. Ganz behutsam spürte sie Ein Liebesglück erwachen Und ihr Herz zur Engelsharfe werden. Ihre Silberkugel hielt sie fest an sich gedrückt, Und dem getreuen Heinrich Brach bei so viel Glück Der Eisenring von seinem Mund. |
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Ein Kuss ist dir und mir das Glück zu schenken. |
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Ihr Herz lag lange schon Versteckt im Kleiderschrank Zuunterst bei den Wintersachen, Neben Briefen, altem Schmuck und einem Amulett, Darin war Haar von einem Abgelegten, Der war ihr noch ganz in Liebe zugetan, Die er ihr immer wieder eingestand. Trotzdem trat er ihr nicht zu nah, Vielleicht aus Eigenschutz. Sie wusste all das sehr genau. Sie war Juristin und verdiente äußerst gut Und lachte laut und oft, wenn Leute Zwischen Recht und der Gerechtigkeit Nicht unterscheiden konnten. Sie erkannte gleich, Dass es nur eines gab von beiden, Das war immer Recht, Das war auch stets auf ihrer Seite, Dafür lag ihr Herz im Kleiderschrank, Das hatte zu viel Herz gehabt Sie hatte es für viele kalte Paragraphen eingetauscht, Die schlugen nun in ihrer Brust. |
In einer Laune junger Fraulichkeit, Ein wenig auch im Übermut, Gab sie auf dem Designersofa Ihrer Lust und auch dem Drängen eines Mannes
nach, Der wunderbar erzählen konnte, Seinen Worten Sinn und tiefes Fühlen gab, Sie aber eigentlich mit dem Vibrieren seiner
Stimme In ein Liebesland entführte, Etwas, dem sie nichts entgegensetzen konnte, Außer sich und eine nie geahnte Seligkeit, die ihr erwuchs und die Voll süßer Schmerzen war. |
Sie litt das erste Mal in ihrem Leben Liebesqualen als er sie verließ, Und sie ihm wenig später in der Stadt Mit einer anderen begegnete. Er war sehr freundlich und begrüßte sie Und schob ihr damit eine Kröte in den Hals. Sie weinte bitterlich als sie zu Hause war. Das war ihr neu, sie schämte sich Und sehnte sich nach ihrem warmen Herz Als es noch Herz von ihrem Abgelegten war. Der hatte, wie so oft, mit Blumen bei ihr
angeklopft. Als er sie nun erneut in seine Arme nahm, Lief sie nicht durch ihn durch. Er hielt sie fest, und sie entließ ihr Herz aus seinem Winterschlaf Und nahm es fest in ihre Hand. |
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Ein Kuss ist in der Nacht von dir zu
träumen. |
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Die Kinderschaukel Stand so seltsam ruhig Vor dem Mond. Im Garten war es viel zu eng Für weite Sicht Und doch glitt er mit Sehnsuchtsvollen Augen Über die Gebirge, die er Auf der weißen Scheibe Sah. Die sollte schon einmal ein Mensch betreten haben. |
In das grelle Licht Stieß eine Stange dieser Schaukel, Daran hing der Anfang Ein Seiles. Jetzt war er dort oben Astronaut an einem Kraterrand, Zugleich ein Fremdling, Irgendwo auf einem Blütenfest. Hier fesselte zuerst Die schwingende Bewegung einer Körperkünstlerin Den Blick, Doch dann verlor der sich in ihrem Rücken In der Abendsonne, Die war nah und stand in einem See Und blendete. |
Von seiner Medizin, die er noch Regelmäßig nahm, Versprach er sich sehr viel. |
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Ein Kuss ist meine Liebe zu dir tragen. |
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Sie zog in den Süden, Wo die Erde wärmer war, Und wo das Blühen blühte, Wo sie Rosen pflanzen, lieben, Atmen und berühren konnte, Und sie hatte schnell zwei Rosengärten, einen vor Und einen hinter ihrem Reihenhaus. Sie kannte alle Rosennamen, Und die Blütenpracht in Rot und Rosa, Weiß Und ganz besonders warmem Gelb, Verwehte sanften Duft, Ein Schatz, den sie tagaus, tagein Als leichtes Sommerkleid empfand. |
Die Leute nannten es das Rosenhaus, weil vorne zwei der Rosen über Fenster und die ganze Hauswand bis hinauf aufs Dach gewachsen waren. Ihre Welt stand still. An einem lauen Sonnentag jedoch Durchbrach ein starker Arm Den Wall von Dornen bis zu ihr. Mit seinem ersten Kuss Schloss er ihr alle Himmel wieder auf Und sprach von ihren beiden Gärten, Ihren Rosen, Und wie lange sie schon Tief in seinem Herzen wohnte, Und wie schwer sie aufzufinden war. |
Sie aber zog ihn langsam zu sich hin Und flüsterte ihm in sein Ohr: „Ich hab noch einen dritten Rosengarten, Der steht immer ganz in Blüte,“ Und es wuchsen Schlanke Ranken ihm um Leib und Schultern Und an seinen Mund Und hatten keine Dornen. |
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Ein Kuss ist mehr als viel zu viel. |
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Ihr Vater hätte gern gesehen, Dass sie sich verloben würde. Die Gesellschaft fände das als gutes Zeichen, und sie brauchte ja Nicht gleich zu heiraten. Die Firma lief sehr gut, so richtig gut, Dass es ein Jammer wäre, wenn.. Er hatte auch schon Kandidaten für sie Ausgesucht und wusste, dass das sehr Gefährlich werden konnte: Seine Tochter war in alle Richtungen Verwöhnt und sehr verzogen. Das war seine Schuld. Das Risiko schien groß, denn sie nahm seinen
Reichtum Als ganz selbstverständlich hin, Tat selber nur, was ihr gefiel und allen andren Zwang sie ihren Willen auf. Sie sah nicht ein, dass sie sich binden sollte. Besser könnte sie es nur bei einem wirklich
Reichen haben. Männer waren ihr somit nicht wichtig, Und sie hatte nur noch Spott und Hohn für sie. Schon Äußeres, wie Kleidung, und die Sprache Eines stillen Werbers, zog sie laut ins
Lächerliche. |
Dann, aus Übermut nahm sie sich einmal einen Lückenbüßer, einen armen Musikanten. Der gefiel ihr, weil er sein Gesicht Versteckt hielt hinter einem Bart. Trotzdem verspottete sie ihn als König
Drosselbart. Der Vater war darüber sehr erbost und schmiss sie
und den Unbedarften raus und Setzte sie, zwei Mittellose, einfach auf die
Straße. Das quittierte die Gesellschaft mit viel
Schadenfreude. Notgedrungen hielt sie bei ihm aus, zunächst als Besserwisserin: „In meines Vaters Haus wär ich jetzt reich“, Doch willigte sie dann, zum Schluss, In eine Heirat mit ihm ein, Die war so ärmlich wie ihr ganzes, neues Leben, Ohne weißes Kleid und ohne Strauß. Nach Hause traute sie sich nicht zurück. |
Ihr Mann war gut zu ihr und half ihr sehr Und hatte selber nichts. So lernte sie den Müllcontainer eines
Supermarktes Sehr zu schätzen. Doch dann gab sie sich geschlagen und erkannte
ihrer beider Not. Sie floh deshalb von ihm und Hatte Glück mit einer Arbeit in der Küche eines Herrschaftlichen Hauses. Dort bereitete man sich auf eine große Hochzeit
vor. Den Herrn des Hauses hatte sie noch nie gesehen, Wer das Brautpaar war, blieb allen ein Geheimnis. Daran war sie aber gar nicht intressiert, sie
dachte jetzt Nur noch in Liebe an den eignen Mann, den sie
verlassen Und wie unrecht sie an ihm gehandelt hatte. An dem Tag der Heirat wurde sie zu ihrem Herrn gerufen, der sah sehr gut aus und war ihr
plötzlich Wohlbekannt. Der nahm sie diesmal richtig an die Hand Als seine Braut im weißen Kleid mit einem Strauß Aus roten Rosen und Rapunzeln und viel
Schleierkraut. |
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Ein Kuss ist dich ganz leise zu bewundern. |
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Du bist die ersten vierzehn Tage Deines Lebens auf der Welt Und heute zeigten uns die Mama und dein Papa, Dass du schon wahrhaftig träumst. Wie schön wär es für uns, Erahnten wir wovon. Die Webcam schwenkte leicht An dir vorbei, damit wir dich im Ausland Besser sehen konnten, und die Mama sagte, Dass du schon mit deinen Augen Ihren Weg verfolgst. Wir sehen, dass du deine Händchen Ganz geschickt vom Mund an Deine winzig kleine Nase führst, Dass deine Fingerchen sich gegenseitig suchen Und auch finden. |
Hier, an unsrem Bildschirm streicheln wir dir Wangen, Ärmchen und die Hand. Ganz sicher ist, dass du die Welt erspürst, Wenn du auf Papas Bauch ganz ruhig liegst Und seitlich nachschaust, ob sich etwas regt, Wenn deine Mama dich auf ihre Schulter legt Und wenn du atmest, was dich schon dein Ganzes Leben lang als schönster Wohlgeruch begleitete. Dann huscht ein Lächeln über dein Gesicht, Das haben wir, so weit von dir entfernt, genau
gesehen, Und wir fragten fast ein wenig laut: „Was sie wohl träumt, Wovon, woran sie jetzt wohl denkt“. |
Die kleinen Augen bleiben unverhofft In unsrem Blickfeld stehen, Schauen für Sekunden und ganz ruhig in die Kamera Als wollten sie uns Antwort geben, Und es muss ein großer Augenblick gewesen sein, Denn du schläfst ein. Doch noch im Schlafen scheinst du wach Und uns ganz nah bei dir zu wissen. Träume deinen Traum. Wir schalten die Verbindung lautlos ab Und sind doch selbst noch lange Etwas Traum von deinem Traum. |
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Ein Kuss ist uns Geschenk und Gabe,
die wir nicht mehr trennen
wollen. |
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Sie erzählte mir die Sache so: Ich war die Herrin vom Forellenhof Und er, mein Kai, war damals noch sehr jung. Er war verliebt in seine Nachbarin, In Gerda, die war arm wie er Und wusste nichts von Liebesdingen. Ich erfüllte ihm die Wünsche, die er hatte, Und auch meine. Erst war ich die unnahbare Schneeprinzessin. Dann die „Eisfrau aus dem Baikalsee“. Denn über diesen See hinweg war er Die superlangen Trucks gefahren, Wenn der zugefroren war. Ich war das Bild in seinem Außenspiegel. Immer war ich ihm vor Augen, bis der Frost Den Spiegel abriss und in hunderttausend Stücke schlug. Davon traf eines in sein Herz, ein andres in sein
Auge. Nun war ich für ihn die Königin in allen Dingen. Ja, ich faszinierte ihn. Ich habe ihn bekommen, nicht die andere. |
Er hat für mich den Hof verwaltet Und war Herr der Fische oben in den Bergen. Seine Liebe hatte er mir fest versprochen, Und die zugefrorenen Gewässer tief im Winter Wurden seine Leidenschaft. Dann sah er durch das klare Eis, Weit unten auf dem Grund, Forellen wie erstarrt, wie tot. Das ging so Jahr für Jahr. Doch eines Tages las ich in der Zeitung, Dass er unsren Hof verkaufen wollte, Und ich wusste nichts davon. Er schlief auch nicht mehr in den Bergen Bei den Teichen oder hier bei mir. Wie ich erfuhr, schlief er seit fast zwei Jahren Bei der Nachbarin aus alter Zeit. |
Er hat mir einen Brief geschrieben, Dass ihm seine erste Jugendliebe, Gerda, Neu begegnet ist, dass er zu ihr zurückgefunden
hat, Dass sie ihm Herzenswärme schenkt Und er in ihren Armen wieder weinen kann. Das habe ihn von mir befreit. Mit seinem Brief kam ein Geschenk für mich. Nur eine winzig kleine Spiegelscherbe, Klein wie Diamantensplitter, als der letzte Stein im Mosaik des Wortes Ewigkeit. |
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Ein Kuss ist eine Sommerreise auch
im Winter. |
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