Home   Archiv   Ausstellungen   Autor   Besucher   Copyright   Impressum   Künstlerportrait   Literaturgutachten

Presse/Literatur   Presse/Ingenieurarbeiten   Vita

 

 

Harald Birgfeld, Webseite seit 1987/ Website since 1987

 

Bestseller: Zeit, was ist das“, ausschnittsweise veröffentlicht in

#kkl, online-Magazin, Initiative für Kunst, Kultur und Literatur,

2023 „Leitsterne und Irrlichter“, 2023 „Klarheit“ und 2024 „Präsenz“.

 

Aufruf

 

zu Olympia – olympische Spiele!

 

 

Alle Veröffentlichungen,

online und im Buchhandel

 

Gedicht der Woche,

Lyrik, Prosa und Ingenieurarbeiten

 

 

Galeriebild der Woche und

Bildergalerie

 

 

Buchtitel,

Inhaltsverzeichnis

 

Gespräche dritter Art

Lyrik

 

Harald Birgfeld

 

 

 

Copyright 2008 beim Autor, Harald Birgfeld, alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Veröffentlichung darf ohne schriftliche Erlaubnis des Herausgebers, Harald Birgfeld, reproduziert werden. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Verfilmung und Einspeicherung sowie Verarbeitung in elektronischen Systemen.

 

Herausgeber, Autor, Redakteur: Harald Birgfeld, über e-mail:

     *          Harald.Birgfeld@t-online.de

ISBN 3-937264-46-9

 

 

Inhaltsverzeichnis

 

 

Äquivalenz

Argwohn

Armenstunde

 

Beschleuniger

Bogenflug 

 

Das letzte, was du schriebst

Das Meer aus Holz

Deine Häuser in den Häusern

Deine Herrschaft

Deine Pforte

Deine Rede

Deine Uhren

Der gute Geist

Der Tod der Astronauten

Dich zu stören

Die absolute Trennung

Die Beobachtung eines Problems

Die falsche Zeit

Die Gelassenheit der Steine

Die Grüße, die ich sandte

Die ruhelose Nacht         

Die Schuhe ohne dich

Die Überfahrt war leicht

Die unfassbaren Dinge

 

 

Die wahre Größe

Du irrtest nicht

Du lagst so da

Du suchtest ihre Sprache

Du trautest dich sogar

Du warst betroffen

Du, du Namenlose

 

Eigenleben

Ein Nichts als Beispiel

Einzeln

Elektronen

Es ging bergauf

Existenz

 

Fallen

Flucht und Fluchtbewegung

Flug

Fremdheit 

Friedenszeichen

 

Ganz bestimmte Höhen

Gerechtigkeit

Gestern vor der Tür

Getrennt von meinem Leib

Gitter im Weg

Gleichzeitigkeit

Gummimotor

 

 

Heut werd ich mich verlassen

Höchste Wachheit

 

Ich leerte meinen Raum

Im Acryl    

Im roten Gras

In geplatzter Schale

In dessen Stirn

Irrflug

 

Jagd

 

Konzertantes Spielen

 

Langes Pendel

Leer war auch mein Zimmer

 

Märchenstunde

Meine Haut

Meine Meinung

Mir reichte meine Wahrheit

 

Nachtgeräusche

Nadelstich in deinem Herzen

Naturprodukt

Neu geborne Nacht

Neue Rassen

Nichts vergab dein Tun

Nur eine Dimension

Nur, zu überleben, dienen

 

 

Ohne Schuh

 

Raster

Rosa Klee  

Schluchzen

Schlüssel

Schwarzer Nebel

Schweiß

Sein, das wolltest du

Spuren

Steine

 

Tageserde

 

Unbewohnbarkeit

 

Welten anderer Welten

Wie versehentlich

Wirklichkeit

Würde

 

Zeugen

 

 

 

Deine Rede

 

Als der Wassertropfen deiner

Rede in das Becken schlug,

Verneigte sich vor deinem

Fenster auch das Krähentier.

 

Ihm, wie mir, begann die

Zeit der Dürre.

 

Ein Tropfen für uns beide,

Mir hier drinnen,

Ihm dort draußen,

War uns nicht genug.

 

Das kurze Echo, das im Becken blieb,

Vermochte uns nicht zu erreichen.

 

 

 

Draußen hörte ich den trocknen

Ruf des Vogels aus der Nähe, und er

Ließ nicht ab, sich zu verneigen.

 

Ich schrie ihn an und

Hieß ihn endlich schweigen,

Sprach noch etliches und auch, dass mich die

Schwärze des Gefieders störe,

Und ich sah zugleich, wie er voll

Zahmheit sich dem übervollen

Troge meiner Gegenwart

Nun näherte und daraus

Trank.

 

Aus dem Zimmer drang die

Wiederholung deiner

Rede bis zu mir.

 

 

 

Doch fiel kein Tropfen

Mehr.

 

Es schien mir beinah leichter, das

Gekrächze hier, als drinnen den verhaltenen

Tropfen deiner ersten

Rede zu verstehen.

 

Meiner Meinung nach, war stets der erste

Schrei das wahre Hologramm.

 

 

 

Friedenszeichen

 

Wenn du vor deine Völker tratst,

War Stille rings umher.

 

Meist überkam dich Nachts die

Lust, der Monarchie, die

Königin zu präsentieren,

Musstest der

Tortur, die um dich war, und vor dir selbst

Besinnung zeigen.

 

Du schufst Realitäten.

 

 

 

Deine Angst vor ungewollten Kompromissen

Ließ dich Herrscherin in deiner

Kammer sein.

 

Die Völker lagen stapelweise in den

Fächern.

 

Du hattest schnell erkannt, selbst

Frieden, den du suchtest, war ein pausenloser

Kampf ums Überleben.

 

 

 

Von einem alten

Richtschwert, das in dem verschlossnen

Glasschrank stand und blank die

Sonnenstrahlen reflektierte,

Wusste man, dass es als

Gastgeschenk, dereinst auf unsrem

Weg zu andren Welten,

Friedenszeichen werden sollte.

 

 

 

Ein Nichts als Beispiel

 

Du warst mein Philosoph,

Der ritt auf Wellenlängen, der schritt in

Akustik durch die Leere,

Der erklärte mir das

Nichts in meinen leeren Händen.

 

"Nichts," so sagtest du "ist das

Erkennen einer Leere."

 

 

 

"Nichts," so sagtest du, "ist auch die

Reise des Planeten

Durch den absoluten Raum."

 

"Nichts," so sagtest du, "ist nur die

Frage nach dem nächsten Schritt."

 

Du wolltest mir ein Beispiel

Geben und verschwandst auf ultrakurzen Wellen.

 

 

 

 

Ich rief dir nach und schrie:

"Hast du die Lichtsignale nicht bedacht, wie sie mir täglich

Tausendfach die nächsten

Schritte hemmen,

Die Gespräche, die ich mit dir führte und den

Abschied immerzu von mir

Und meine infraroten Schreie?

 

War es das, was du in meinen

Händen sahst?"

 

 

 

Beschleuniger

 

Du hattest recht,

Als du den andren sagtest:

"Der dort drüben müsst es wissen,

Der dort drüben kam aus dem Beschleuniger,

Ihn müsst ihr fragen."

 

Man kam zu mir und ich

Gestand, gesehn zu haben,

Wie das Kind, das ihr vermisstet,

Mit den negativen Elektronen spielte,

Und auch, wie das

Weinen eines Positrons das Kind so rührte

Dass es ihm das Elektron zum Spielen gab.

 

 

 

 

Das war allzu gut bekannt.

 

Man konnte kurz darauf in einer

Tageszeitung lesen, dass die

Eltern ebenfalls mit

Positronen voller Absicht

Kollidierten und ihr Kind im

Feld der antimateriellen

Strahlung wieder fanden.

 

 

 

 

Sie blieben voller

Glück im andren Land

Und achteten darauf, dass das, was wir als

Positiv empfanden, schnell in ihrem

Licht und umgekehrt zu sehen war.

 

 

 

Nur eine Dimension

 

Von dir,

Der du in unsrer Nähe lebtest,

Waren wir gewohnt, dich mit gesenktem

Blick zu sehen.

 

Dir, so sagtest du,

Wär jede Perspektive recht

Und auch dabei die eigne Achtung

Zu verletzen.

 

Deine Perspektive wolltest du auf zwei,

Und später dann zur Übung nur auf eine

Dimension verringern.

 

Wie das enden würde,

Könnten wir wohl, eben wegen ausgelassener

Dimensionen, nicht mehr sehen,

Was wir aber fänden, wäre wichtig.

Wir, so batst du,

Sollten dir, so gut es ging, berichten.

 

 

 

Tatsächlich fanden wir dich schon

Nach kurzer Zeit

In zweiter Dimension.

 

Du warst ein schmales Laufband dessen eine Seite

Du belebtest.

 

Worte allerdings von dir behielten beide Enden,

Auf der ganzen Länge

Einmal nur gewendelt, in den Händen.

 

So, versprachen deine Worte,

Könntest du trotzdem noch

Räumlich leben ohne selbst im

Raum zu sein.

 

Wir riefen dich und trugen dir dein

Überleben vor und wussten doch nicht mehr, dich

Zu erreichen und entdeckten nicht den Aufenthalt.

 

 

 

Dann ließ dein

Wort den schmalen Streifen los,

Und was uns blieb, war nur das Wörtliche.

 

Wir konnten deine Wörtlichkeit begreifen,

Aber du und deine Lebensfläche

Schmolzen unsichtbar zu einer Dimension

Und waren frei von jeder Perspektive.

 

Oft strebte man auf ganz verschiedenen

Gebieten die Abstraktheit an, um

Klarheit zu erlangen, und man endete in jeder

Suche immer wieder ungewollt vor absolutem

Nullpunkt tiefster Temp'raturen.

 

 

 

Äquivalenz

 

Es war vergeblich, dich in die

Gepflogenheiten einzukleiden.

 

Vergeblich war es auch für uns zu sagen,

War es, was du tatst, ein

Mehrfaches von dem, was wir erkannten,

Oder hielt dich die Gewohnheit,

Deine Trägheit, auf der Bahn.

 

Wie beiläufig berichtetest du

Einmal von Äquivalenz der

Trägheit und der Schwere.

 

 

 

Kinder, sagtest du, begriffen schneller.

 

Ein Elektron, das im Beschleunigungskanal die

Trägheit überwand, schrieb später in der

Analyse seiner Reise, dass es nur der

Anziehungskraft eines unbekannten Übermagneten

Die enorme Aufschlagskraft verdanke.

 

 

 

Es müsse sich bei dem

Magneten ganz gewiss um einen weiteren

Planeten handeln, der uns im

Vorbeiflug streife, und es bleibe unklar,

Wer an wem vorüber reise,

Flugbahn an dem Elektron, vielleicht auch

Elektron an Flugbahn.

 

 

 

Der Tod der Astronauten

 

Zwischen der

Begrüßung und dem

Abschiednehmen lag nur dein

Entsetzen über die Begegnung.

 

Dein Weg trieb dich direkt in

Kollision dem Unglück in die Arme.

 

 

 

Du erinnertest den Tod der

Astronauten, die am Anfang ihres

Starts ins All,

In reinem Sauerstoff

Verbrannten.

 

 

 

 

Dann zerschoss ein ultravioletter

Strahl, der

Für die Zündung vorgesehen war,

Zugleich das Schloss der Kettenreaktion die dich

Betraf.

 

 

 

Im Acryl

 

Viel zu spät bemerkte ich, dass deine

Kammer, ohne jedes Fenster war.

 

Was ich statt dessen sah, und was mir licht

Und dreidimensional doch Ausblick gab,

War Hologramm, die wunderbare Art, den

Sonnenschein in flüssiges

Acryl zu gießen und noch spät des Nachts,

Des Winters, jederzeit und immerzu die ausgehärteten, die

Unzertrennbaren, die nicht zerstörbaren

Erinnerungen neu zu genießen.

 

 

 

Als du dich mir so fröhlich zeigtest,

Nahm ich deinen Sinn

Für wahr und gab auch nicht mehr

Acht auf deine

Raumverkleidung.

 

Erst als ich merkte, wie die

Steifheit meine Glieder überkam, und deine

Augen mir den Sonnenschein, den ich vorhin

In deinem Fenster sah, vorspiegelten,

Begriff ich, dass ich selbst schon

Inhalt deiner nächsten

Produktion geworden war.

 

 

 

Ganz fein geschliffen trug mein

Hologramm bald jedes

Kind an seinem Arm.

 

Ungewollt verbrachte ich so, hunderttausendfach

Durch dich geteilt, mein völlig

Unbewegtes und von allen

Seiten dreidimensional geprägtes

Leben.

 

 

 

Meine Meinung

 

Du fragtest mich nach meiner

Meinung und nach

Kybernetik und nach einer

Linie, die du nicht zu ziehen wagtest.

 

 

 

Und ich sagte dir, dass einst ein

König arm war, da er viel zu lange nur das

Reich umhegte, und sein Sohn, ganz anders, pflegte

Armut, da er das, was ihm der

Vater hinterließ, das Volk,

Weit über alles liebte.

 

 

 

Später erst, als auf verlorenem Gut,

Der Enkel mit vergangenem Reich

Die Armut in der Linie zog,

Erübrigte sich auch die Frage,

Und er wurd Gelehrter in der Wissenschaft der

Kybernetik.

 

 

 

Elektronen

 

Die Kette leuchtender Dioden

Zeigte uns im Wechselspiel den

Weg durch Elektronik.

 

Gleich nach dem Codieren der

Personen galten wir als integriert.

 

Führung war uns unsichtbar der

Schwarm von Elektronen in der Leiterbahn.

 

 

 

Hier waren wir zu Gast,

Und hier, so fiel uns auf, war Welt allein,

Hier spürten wir das Unbeteiligtsein am Werke,

Hier entstand und war im

Rohbau teils schon fertig, eine absolute

Unabhängigkeit.

 

Mich überkam Begeisterung

Für diese Kälte,

Und ich wollte bleiben.

 

 

 

Die Verwaltungsprozedur, der ich mich

Wochenlang geduldig unterwarf,

Beschied zum Schluss, mir eine Antwort

Zuzuleiten:

 

Vorausgesetzt, ich wär bereit,

Allein schon wegen der Beständigkeit, mich in ein

Elektronenpaar zu teilen,

Dürft ich reisen.

Als ein einzelnes Ion geriete man zu leicht in

Polarisation mit andren

Elektronen.

 

 

 

Fremdheit

 

An fremder Küste standst du lange und hieltst

Ausschau.

 

Vor dir lag das Auf und Ab im

Stöhnen grün bewegter Decke.

 

In den vielen Felsen um dich her,

Auf heißem Strand,

Dem deine Füße nicht entweichen konnten,

Tummelte sich eigenartiges

Getier.

 

 

 

Als wenn es dich nicht gäbe,

Räkelte sich Fremdheit in dem Sand.

 

Sie wendete in Übermut

Den Leib, den Schuppen hüllten.

 

Als eine Windbö in die Wellen fiel

Und Kronen schaumig in den

Himmel zogen,

Sprangst du ohne Frage

In den Kreisel,

Ließt dich steil im Drehen in die höchsten

Höhen tragen.

 

 

 

Schwindel, der dich kurz erfasste,

Ließ dich wieder sein und nun

Erkanntest du auch unter dir das schuppig

Schuppentier und alles,

Was dich schreckte und die

Füße, die in Fremdheit steckten.

 

Du erkanntest eine holographisch aufgebaute

Welt, warst selbst polarisiertes Licht,

Mit deinem Laserstrahl der

Regisseur, der Wanderung

An fremder Küste inszenierte.

 

 

 

Existenz

 

Glas ist nicht

Glas.

 

Ein Laserstrahl berichtete von der

Zerbrechlichkeit und Transparenz und seiner

Farbe und natürlich von der Existenz des

Glases.

 

 

 

Von einem Laserstrahl wär heut die

Schwingung eines gut gespielten Parts

Auf dem Klavier

Von reinem Glas,

Kaum noch zu unterscheiden.

 

 

 

 

Leer war auch mein Zimmer

 

Meine Taschen waren leer.

Leer war auch mein Zimmer

In dem Haus.

 

Tisch und Bett und Stühle

Hattest du schon längst

Entfernt.

 

 

 

 

Ihr Stehen in dem Raum trotzdem,

Sie nah und rundherum in Wirklichkeit zu sehn,

War das Gelingen deiner Wissenschaft,

War Hologramm.

 

Diese Technik, echte Gegenstände

Mir in Wahrheit wahr und doch als

Bild zu zeigen,

Zum Beleben einzuladen und zugleich mir

Mein Ableben aufzuladen,

Traf mich schwer.

 

 

 

Erst, als ich es verstand,

Im Hologramm mich strahlenhaft und dreidimensional

Auch wohnlich einzurichten,

Fiel dir auf,

Wie eng wir in der

Schmiede, glühend in dem Feuer,

Schlag um Schlag und beide,

Form in Form,

Untrennbar aufeinander stießen.

 

 

 

Du irrtest nicht

 

Du irrtest nicht,

Als du in Fremdheit dir bekannte Namen riefst.

Du irrtest nicht,

Du wusstest Fremdheit

War in dir.

 

 

 

 

Du warst uns Bahnsteig, Uhr, Geständnis,

Doch die Fremdheit

War in dir.

 

Rückwärts liefen deine Zeiger,

Stellten Tags die Nacht und

Nachts erwachten deine unsichtbaren

Freunde, Gäste, denen du, der Wirt,

Ein Fremder warst.

 

 

 

Die Sonne, die dem Tag die

Nacht verlieh und Nacht den Tag verhieß,

Bekannte auf Befragen,

Dass sie selbst noch nie den Tag in

Nacht verbracht.

 

 

 

Neu geborne Nacht

 

Ich sagte es schon einmal:

Auf Befragen hat die

Sonne eingestanden, nie den

Tag in Nacht

Verbracht zu haben.

 

 

 

 

Sie, die in verdammter

Hurerei sich jedem jungen Tag

Hingab und dann, im Schoß bereits den

Leib der Dunkelheit verspürte,

Und ein wenig später noch den ersten

Schrei der neu gebornen Nacht erlebte,

Wandte sich mit Grauen ab.

 

 

 

 

Ein Ärzteteam,

Das schrecklich lang dem Körper

Lebenswichtiges Organ

Verpflanzte, gab bekannt, es habe

In dem Leben des Patienten

Nie soviel des Lebensglücks

Gegeben.

 

Man müsste nur noch auf die

Reaktionen warten.

 

 

 

Flug

 

Deinen Flug begleitete in Tiefe

Schwarz dein Schatten,

Schoss durch flaches Wasser

Über Grund und über Stein und stürzend ins

Geröll.

 

Dein Flugbegleiter

Lebte dir in Trennung,

Bis du selbst, als stolzer Reiter,

Auf dem Felsen in ihm Landung nahmst.

 

 

 

Nur so, begriffst du, konnte er

Dir nicht entkommen,

 

Früher, als du noch in großen Scharen deine

Reisen machtest,

Kam es oft zum Streit,

Weil viele Schatten, deckungsgleich,

Den Herrn verloren hatten

Und sich hemmungslos dem nächsten übergaben.

 

 

Ein Satellit,

Der weit im All die Anweisung erhielt,

Sich zu zerstören,

Trennte erst in Sorgfalt

Die Befehlsorgane ab,

Um nach dem Selbsttod

Weiterhin in eigener Regie

Zu operieren.

 

 

 

Ohne Schuh

 

Das blaue Meer der vielen kleinen

Blumen,

Barg viel tausendfach die weißen

Kelche, Tagessterne,

Strahlen,

Augen,

Meerschaumwolken.

 

 

 

Blumenkissen, so wie diese, konnten

Ohne Schuhe bleiben,

Tatenlos im Anblick

Jede Reise machen,

Waren selbst sich Ausflug.

 

 

 

 

Kristalle, die

Im Studium sich leblos gaben, öffneten im

Dünnschliff unter

Laserstrahlen einen Teil der

Neuen Welt.

 

Dreidimensional bespeichert würden sie in

Zukunft ganze Welten

In sich tragen und ein Eigenleben wagen.

 

 

 

Nadelstich in deinem Herzen

 

Deine Dienerschaft bestand aus

Leiterplatten, waren integrierte

Kreise, deren Nadelstich

In deinem Herzen saß.

 

Du warst ganz in ihrer Hand

Und der Erfinder ihres Lebens,

Wusstest, deine Zeit

Wär lange schon vorbei und durftest doch, als

Reisender in unsrer Zeit, ein Fremdling zwar,

In Zukunft weiter reisen.

 

 

 

Wir vergaßen die Verlängerung,

Dein neues Leben,

Hörten auch nicht deinen Schrei,

Als du in Sorgen warst,

Den Anschluss zu verpassen,

Auch nicht deine neue Sprache, die uns ja die

Übersetzung deiner implantierten

Mikroprozessoren war.

 

 

 

 

Das Kristall, das schon nach kurzer

Zeit der Fütterung

Wohl an die tausend Sprachen sprach,

Blieb trotzdem unverständlich,

Weil man es noch nicht verstand,

Sie in die Gegenwart zu

Übersetzen.

 

 

 

Gerechtigkeit

 

Ich dachte mir, ein Sandkorn

Wäre rund und gab ihm

Tag und Nacht.

 

Doch fiel mir auf, schon kurze

Zeit danach,

Dass es in einem Sandbett lag

Und nur zur

Hälfte zu bescheinen war.

 

 

 

Um hier Gerechtigkeit zu üben, nahm ich es in

Meine Hand und

Überall und immerzu, im Drehen,

Mit auf Reisen.

 

In der Elektronik

Löste sich auf andre Weise dies Problem.

 

 

 

 

Ein Rechner

Schmolz den Sandberg ein und schnitt den

Quarz in Superfeine Scheiben, die in

Kleinsten Sonnenzellen eines

Satelliten Mikroprozessor gesteuert, nur im

Tageslicht verweilten.

 

 

 

Nachtgeräusche

 

Die Nachtgeräusche scharten sich um

Kerzenschein,

Der mir die Dunkelheit

Erhellte.

 

Manchmal warf der Duft von

Paraffin, das schwarz der Docht verbrannte,

Warf sein Blaken lange unsichtbare Hände

Über mich.

 

 

 

Zuckend stand ihr Feuerauge

Auf dem Tisch

Und trieb in Argwohn

Streng Kontrolle über

Eindringlinge in die Nacht.

 

Mir war es leicht, euch zu verstehen.

 

 

 

 

Ihr hattet fern von hier die

Leuchtdioden strahlen sehn. 

Sie gaben euch,

Den dunklen Nachtgeräuschen, in dem

Licht der Elektronik flackernd,

Gegen euren Willen,

Sichtbar Leben.

 

Kürzlich fand ich mich im

Niederspannungsfeld, im Kurvenbild, des

Neu-Oszillographen wieder.

 

 

 

Du, du Namenlose

 

Du, du Namenlose,

Warst mir weißer Kieselstein im Sand,

Warst mir ein Tropfen an dem

Rand des Bechers,

Warst mir schneller Flug der Abendschwalbe.

 

Du, du Namenlose warst ein

Teil von mir,

Und doch konnt ich die

Maße, die du gabst,

Nicht messen.

 

 

 

Mein Berühren deines Kieselsteines

Stieß dich hügelab;

Aus Sand ein Trichter wurde Grab.

 

Mein Mund stieß an den

Becherrand,

Und nichts konnt mehr dein Stürzen

Hindern, dein Versinken in dem Ganzen.

 

 

 

 

Und die Abendschwalbe,

Sagte man, begehe Hochzeit in der Luft,

In eng geschmiegtem

Jagen um die Häuserzeilen.

 

In dem Elektronenraster

Bildete sich schnell ein rollendes

Kristall, das über einen Rand im Ganzen

Sich versenkte und zugleich zerbrach

In stürzend schnelle Scheiben.

 

 

 

Höchste Wachheit

 

Ich erschrak, als mir die

Botschaft durch die Fensterscheibe brach.

 

Im leichten Dämmerschlaf berührte meine

Stirn die Kühlung jenes Glases, als mich die

Perfekte Stille traf.

 

Ich horchte auf,

Um zu verstehen; sah wie sie die letzte

Regung eines Lautes unterband und sich bemühte,

Zu erreichen, dass mich nichts erreichte von dem

Treiben.

 

 

 

Höchste Wachheit

Machte sich gleich in mir breit.

Es sollte nichts im angespannten

Horchen mehr geschehen.

 

Es gab die neue Antriebstechnik für

Raketen und zugleich für einen neuen Laser zur

Erzeugung nuklearer Energie.

 

 

 

 

Hier verlangte ab, die Wissenschaft

Vom hocherhitzten, radioaktiven Plasma, dass es

Nirgendwo in seiner Feuerkammer eine

Wand berührte,

Dass es völlig rückstandsfrei zerfalle,

Es in sauerstoffgekühlter Falle,

Einer Sonne gleich, verschwenderisch die

Absolute Kraft entfalte und sie in

Umspülung dem Photonenstrome

Einverleibe.

 

 

 

Schweiß

 

Stumpf war meine

Haut vom Salz des Schweißes.

 

Ich wusste auch, es waren jene

Tropfen, die in Angst um Angst euch auf den

Stirnen standen und aus Achseln

Brachen.

 

Schwestern, Helferinnen, Brüder, Gleichgesinnte

Standen Paten.

 

 

 

 

Ihr, die Unsichtbaren

Wart es, die weltweit mit hohem

Salzgehalt den feuchten Stoff

Vertrieben.

 

Ihr schlepptet ihn auf unbeschriebnen weißen

Pappplakaten vor euch her und scheutet nicht, euch selbst zu

Dienenden zu machen.

 

Eure Handvoll Leben

Warft ihr ungeachtet eines Überlebens

Einem Leben nur zum Überleben

Vor die Füße.

 

 

 

Ungeahnt und weltenweit betrieb ein nuklearer

Antrieb, der als Vagabund und

Zwischen den entfernten Sternen kreiste,

Rätselraten,

Ob er wohl als Bote lang gesuchter

Fremder oder doch als tödliche

Gefahr, wohlmöglich aus dem eignen

Antrieb, reise.

 

 

 

Ich leerte meinen Raum

 

Nahm ich den größten Raum für mich,

Und stand ich eng vor dir,

Verleugnete ich meine

Gegenwart am meisten.

 

Du sprachst mich an, und ich

Gestand, ein Teil der weißen

Wand, gleich hinter mir, zu sein.

 

 

 

 

Du konntest nicht begreifen, was ich meinte,

Auch die andren, die mich sahn,

Erstaunten.

 

Mich in weißer Wand zu sehn, um dort in

Existenz zu überleben, und wodurch,

Berührte euch.

 

Ich leerte meinen Raum nun ganz

Und wurde weit entfernt zum

Teil der weißen Wand.

 

 

 

Als ich verschwand, bemerkte ich im

Rückwärtsschaun, wie euch die

Stummheit in Geschlossenheit

Verband.

 

Die Existenz der Botschaft, die den freien

Raum durchquerte,

Wurde ohne eine Reflexionsstation zur

Frage überhaupt.

 

 

 

In geplatzter Schale

 

In deinem langen Haar,

Das sanft in roten, nein, eichhörnchenroten

Wellen deine Schultern überlief, stand

Pferdefuhrwerk in der Armut.

 

Ähnlich zeigte sich im engen

Blätterdach auch die Kastanie,

Halb im Fallen in geplatzter Schale.

 

 

 

Leer fand ich den Kutschbock und die

Zügel überlang.

 

Sie lief an deinem

Halse hügelan und in den Mund.

 

Deine Lippen und die

Zunge brauchten kein Geschirr.

 

 

 

 

Nein, als ich die Fahrt begann, warn sie es,

Die mich spielend dirigierten.

 

Das Lichtquant war im

Dualismus seiner doppelten

Natur zu gleicher Zeit

Und auch zugleich die Welle und das

Teilchen

 

 

 

Wie versehentlich

 

Du findest keine

Ruhe, Nacht.

 

Bist immerzu noch wach.

 

Du lässt das Katzentier

Sich bucklig um die Häuserecke schieben.

Schwarz und immerwährend Bote,

Tanzt es schnell vorbei auf spitzen

Pfoten.

 

Erschrocken zählt ein blondes Ding

Bis drei, dann ist die Angst vorbei.

 

 

 

Es stampft noch hinten nach den

Fuß aufs Pflaster,

Und zum flach geworfenem Stein,

Der federnd heiße Wellenkämme überspringt, wird die

Begegnung rasend auf dem

Straßenraster bis in äußerste Entfernung.

 

Dich, du blondes Ding,

Nimmt Flutlicht in der absoluten

Menschenleere in die Arme.

 

Wie versehentlich siehst du dem

Katzentier noch nach.

 

 

 

Die Lebensdauer der Mesonen,

Kleinste Teilchen, die uns von der

Sonne zu Millionen jederzeit erreichen,

Währte nur den Bruchteil

Einer Zeit.

 

Sie konnten ihre eigne Lebenszeit

Jedoch vervielfacht überdauern,

Brauchten sie doch nur der rechnerischen

Nachkontrolle unsrer Automaten aufzulauern.

 

Hier fand jedes der Mesonen

Ohne jegliche Bezugspersonen

Absolut und unvergänglich

Sich in seiner Zeit allein.

 

 

 

Die unfassbaren Dinge

 

Langsam drehte sich das

Windrad in dem Garten.

 

Lange stand es schon vor deiner

Tür, und kleine Schaufeln,

Jede an dem Ende dünnen Drahtes, füllte

Die bewegte Luft.

 

Ein Vogeltier versuchte in der

Langsamkeit darauf zu landen,

Doch es gab dann auf.

Es glich die Unwucht der Bewegung

Sich nach seinem Abflug

Wieder aus.

 

 

 

Auch einem Fliegentier

Gelang es nicht hier Halt

Zu finden.

 

Erst als die Abendsonne einen goldnen

Reif um unentwegtes Laufen

Schloss, erlaubtest du das

Angebotne zu gebrauchen.

 

 

 

 

Ich machte mir sofort die Halterung zur

Steuerung und hatte nun Gelegenheit

Mit meinem Schaufelrad

Die unfassbaren Dinge

Einzuladen.

 

Mit Hilfe einer neuen Technik

Sollte es schon möglich sein, die

Negativen Sichtbarkeiten, so zum Beispiel

Infrarote Lebenszeichen, als sehr schöne

Kartengrüße zu verbreiten.

 

 

 

Du warst betroffen

 

Dich luden Richter,

Und du warst betroffen.

Zögernd schlosst du deine

Tür und wartetest.

 

Hinter dir, im Dunkeln

Glaubtest du, würd man ein

Urteil sprechen.

Doch die Zeit verging.

 

Man brachte dir in Regelmäßigkeit

Dein Essen und dein Trinken und

Man sprach auch Trost:

Es würden deine Richter sicher

Milde finden.

 

 

 

 

 

Dann, nach wochenlangem Warten

Brachst du auf, um nachzusehen, wo sich

Für und Wider trafen.

 

Vor deiner Wohnung

Fandst du gleich zwei unbekannte Wachen,

Die sich ihre Zeit mit Kartenspiel

Vertrieben.

 

Keinen Richter und auch keinen

Schreiber konntest du entdecken.

 

So gingst du zurück, vorbei an den Soldaten,

Die dir Meldung machten:

Durchs Verlassen deines Zimmers,

Hättest du auf immer deinen Urteilsspruch

Versäumt.

Sie hätten dich von nun an noch viel strenger

Zu bewachen und sie würden dich

Allein dir selber überlassen.

 

 

 

Es kam auch niemand mehr, der

Essen oder Trinken

Brachte.

 

Das Strömen der Mesonen von der Sonne

War so übermäßig und unendlich groß,

Dass der Verlust durch uns, schon innerhalb des

Schattens unsrer Erde,

Durch das Überlappen aller anderen Mesonen

Ausgeglichen wurde.

 

 

 

Die ruhelose Nacht

 

Am Tag ging oft die ruhelose Nacht in mir

Spazieren,

Trieb vorbei an meinen Tagesgärten, die ein jeder

Scharf vom Hundetier der Kümmernis

Bewacht, die Pforten trotzdem offen stellten und zum

Schlafen luden.

 

Du wusstest auch, dass meine Wächter

Zwar die Nacht im Tag ertrugen,

Aber wehe!

Sollte es dem Tag nach Dunkelheit

Verlangen, rissen sie sich gnadenlos von ihren

Ketten und Behüteten den Ausgang

Fürchterlich.

 

 

 

Viel später, als die Tiere in der Fütterung

Sich lenken ließen, brach mir doch die

Helligkeit, vorbei am unbewachten Durchgang,

In die Nacht.

 

Ich konnte mich nicht wehren

Und gab nach.

 

 

 

 

Die Raumstation, die in der

Lenkung aus der Ferne in den toten

Winkel eines Sternes tauchte,

Hörte auf das Echo

Von der falschen Seite

Und zerbrach im programmierten

Absturz.

 

Im Verglühen sandte sie, den richtigen

Empfang zu haben.

 

 

 

Getrennt von meinem Leib

 

Aus deiner Haut spross Blätterkleid,

Und der Verdacht war falsch, darunter

Dich zu finden.

 

Jedes dieser Blätter war aus Gold.

 

Unzählig viele Spangen

Drangen tief ins Fleisch,

Sie fest auf deinem

Leib zu halten.

 

 

 

Du wurzeltest in fremdem Land,

Und deine Heimat wusstest du nicht anders zu

Gestalten.

 

"Hier," so sagtest du, "Leb ich auf jedem

Blatt von meinem Leib getrennt, und

Nahrung zieh ich doch

Aus mir."

 

 

 

 

Bei dem Zusammentreffen zweier Elektronen,

Negativ und positiv geladen,

Zeichneten sich im Verschwinden

Die entstandenen materiellen Teilchen als

Zerstrahlung ab

Und bildeten in andrem

Raum, in dem sie wieder aufeinander trafen,

Die Materie neu.

 

 

 

Steine

 

Du sandtest die Beherrscher aus,

Die Völker aufzusuchen.

 

Du sagtest ihnen,

Steine seien zu erreichen und nicht

Schaum des Meeres.

 

Die Antwort der Beherrscher war:

"Wir sind schon selber Stein,

Und Schaum des Meeres gibt es nicht und

Völker, die du meinst, sind wir ja sowieso."

 

 

 

Du sahst den Unverstand

Und auch, dass ihre Zeit zerrann nur im

Vergleichen.

 

Da machtest du dich auf

Und wolltest ihre Antwort prüfen.

 

Lange währte deine Reise, du

Fandst keine Völker, keinen

Stein und keinen Schaum des Meeres,

Nichts dergleichen.

 

 

 

Die Zeit zerfloss auf deiner

Suche irgendetwas zu erreichen.

 

Es breitete sich die Erkenntnis aus,

Dass auch das Leben der Protonen

Nicht unendlich sei.

 

 

 

Wirklichkeit

 

Wir erklärten dir den wirklichen

Zusammenhang,

Denn wir verstanden, was geschah.

 

Wir konnten auch erklären, logisch uns die

Wirklichkeit bewegen.

 

 

 

Trotzdem sagtest du,

Die Wände unsrer Räume wären selbst die

Räume,

Und der Zwischenraum,

Den wir behaglich fänden, wäre wahre

Wand und dort, wo unsre Logik endete, begänne der

Zusammenhang zu wachsen.

 

 

 

Durch indirekten Nachweis

Fand die Wissenschaft heraus,

Es gäbe keine Möglichkeit

Für die Materie, also Masse, oberhalb

Der Lichtgeschwindigkeit zu existieren

Und bewies zugleich, dass massereiche

Tachionen hier erst ihre Existenz

Begründen könnten.

 

 

 

Welten anderer Welten

 

Man warf dir vor,

Du suchtest die Begegnung mit den Welten

Andrer Welten, um uns zu entgehen.

 

Deine stete Rückkehr, gabst du zu, war

Suche nach Verzehr,

Den man dir andren Ortes nicht

Gewährte.

 

An deinen wechselhaften Reisen

Nahmen nur die kalten Fische und die

Vögel schwärme weise teil.

 

 

 

Sie bargen sich, wie du, in

Unberührbarkeit.

 

Du jedoch, so hörte ich dich sagen,

Musstest oft im fremden

Land verweilen.

 

Deine Knechtschaft dort hätt nur die

Fische und die Vögel sich zu Zeugen.

 

Die Berichte, die du brachtest, wären

Pfand zum Tauschen gegen Nahrung.

 

 

 

Es beklagte einer der

Berichte

Die verlorn gegangne Bindung

Über die Entfernung eines aufgeteilten und getrennten

Kerns und andererseits auch wieder den

Verlust an Masse beim Verschmelzen und der

Sinnlos abgestrahlten, uns entgangnen

Wärme.

 

 

 

Märchenstunde

 

Aus deiner Märchenstunde drang, was dir und

Kindermundes Wahrheit brachte.

 

Du warntest uns vor einer Schlange,

Deren Herz sei die Behausung eines

Drachens.

 

Sie lebte ohne Schuld

Und musste die Besatzung speisen.

 

 

 

Jener Drachen aber suchte und verzehrte sich in

Liebe zu dem Heim, dem Herzen

Seiner Schlange.

 

Die Qualen beider, Schlange und des

Drachens, waren offenbar.

 

Ähnlich war auch die Begegnung

Zweier Satelliten tief im All.

 

 

 

Trotz ihrer Zukunft und trotz der

Vergangenheit, die beide, ihnen programmiert, für alle

Zeiten kannten,

Konnten sie nun nicht mehr sagen,

Wer von ihnen aus der Zukunft

Kam und wer wohl die

Vergangenheit bereise.

 

 

 

Raster

 

Das Raster

Galt nur für die anderen,

Und ihnen war es Gitter.

 

Ich war es selbst, der Muster

Überall verbreitete.

 

Ich sprach die

Menschen an

Und fragte sie nach dem

Besitz, nach dem,

Was ihnen blieb,

Wenn nichts mehr blieb, nach dem,

Was galt, wenn nichts mehr galt, nach ihrem

Raster.

 

 

 

 

Die Straßenleere, die ich fand, in meiner Wanderung,

War übermäßig.

Nur ein wenig Staub, ein wenig Abfall,

Fiel mir in die Arme,

Und auch hier und da ein weher Seufzer,

Der sich immer wieder neu an manche

Häuserwände schrieb und tränenreich zu

Boden lief.

 

Dann hörte ich verhaltene Gesänge,

Und schlich einem Hund in großem Abstand

Nach, der hastig einen Brocken

Schleppte und in einer

Toreinfahrt verschwand.

 

Ich sah noch, wie er unbeirrt durch enges

Maschengitter sprang, das selbst die

Maus nicht durchgelassen hätte.

 

 

 

Ein Schild hing halb verrostet, schief, in einer

Schlaufe und berief sich auf die

Paragraphen:

"Hier muss das, was blieb, und

Das, was galt, in Rettung

Noch erhalten werden."

 

Dünne Drähte spannten sich im

Hintergrund und jeder Windhauch

Rührte ihre Längen.

 

Sonst sah ich nichts, die Toreinfahrt

Versperrte jenes Gitter.

 

Mir war bekannt, dass die im Elektronensynchrotron

Beschleunigten und massereichen

Teilchen, ihre Energie nur

Im Zusammenstoß abstrahlten.

 

 

 

Spuren

 

Als ich den Umhang, der dich in

Verschleierung umhüllte, langsam löste

Und die mir bekannten Städte

Deines Leibes und die Gärten mich zum

Kuss einluden,

Brach wie flüssiges Vergolden die

Liebkosung deiner Arme über meine

Haut.

 

Heimisch war ich hier und Wohnstatt wurde jede

Nische, jeder Winkel deiner Hand, die

Mich bestrich.

 

 

 

Es blieben ihre Spuren noch Sekunden stehen,

Wie sie Elektronenpaare in der

Nebelkammer bilden.

 

Das Netz von solchen Spuren

Kerbte tief den gelben Mantel,

Den du mir in Schnelligkeit

Gewoben.

 

Du sahst mich lieber in dem

Kleid und trugst mit Wissen sein Erstarren, dir

Zur Last.

 

 

 

 

Wirklich nahm,

Wie ich vorhin erwähnte, in der Wechselwirkung zwischen

Lichtquant, das den Raum durcheilte, und dem

Kern, entstand‘ne Strahlung

Nachweisbar die Form hier von

Materie an.

 

 

 

Die Gelassenheit der Steine

 

Die Gelassenheit der Steine

War dir Vorbild,

Und du sammeltest sie in der Vielfalt.

 

Ihr Schweigen schien unüberhörbar.

 

Als dir Freunde von dem

Bergrutsch sprachen und ein Kind im flachen

Wasser "Steinetanzen" auf der Oberfläche

Spielte, wolltest du die Tiefe der

Gelassenheit genau ergründen.

 

 

 

Im Dünnschliff gaben sie nichts preis

Und auch die hohlen Steine

Schienen weiterhin zu schweigen.

 

Ein Seismograph, der jede feinste

Schwingung maß und auch ein integrierter

Wärmemelder, der die infrarote Strahlung sah,

Erkannten erst die Angst der Steine.

 

 

 

 

Ihr Lebensmaß war

Grad in der Zerbrechlichkeit, die es mit allen Mitteln

Zu verzögern galt.

 

Jedes Strahlenspektrum, das man als

Visitenkarte den Objekten zudiktierte,

Zeigte deutlich eine starke Rotverschiebung seiner

Linien, wie man sie sonst nur in

Schwerkraftfeldern fand.

 

 

 

Schluchzen

 

Die Gehege deiner Haut, begegnen mir im

Flug.

 

In der Tiefe liegen zwillingsgleiche

Burgen auf den weißen Hügeln,

Mir bekannte Städte, Seen, vom Blitz des einen

Windes blank gefegt und uferloses Ufer rundherum.

 

Verborgen weiß ich Eingang

Und vernehm das Atmen deiner Poren.

 

Landung ist mir deine Hand, die meinen

Kopf in deinen Schoß sanft niederdrückt.

 

 

 

Ich seufze auf.

 

Es ist zugleich das Schluchzen eines Kindes in dem

Mutterschoß,

Das Weib bestraft sich hart mit Tränenlosigkeit.

 

Es ist zugleich das Schluchzen

Einer Frau im Krampf auf einem

Männerrücken,

Und das Rot, das durch die Jacke drang,

Wird trocken.

 

 

 

 

Es ist zugleich das Schluchzen

Eines Heimatlosen, dessen Sehnsucht für Sekunden

Küste wieder findet,

Ist zugleich und

Ist zugleich und

Ist zugleich....

 

Es sprach ein Molekül ein andres an

Und las ihm aus Berichten vor,

Wonach ein jedes Ding durch den

Zerfall zugleich verwandelt wird,

Und dass man diesem Wandel

Kaum genug Beachtung und Bedeutung

Schenken und beimessen kann.

 

 

 

Die Überfahrt war leicht

 

Die Überfahrt war leicht und war zugleich mir

Trennung.

 

Ich ließ das Kriegsgeschehen sein und suchte

Frieden.

 

Auch nahm ich an,

Das Fieber, das ich hatte, bräche ab.

 

Du ließt mich aus der rechten Hand

In deine linke gleiten, und die

Hoffnung auf Gesundung blieb bei mir.

 

Den Daumen und die tiefen Furchen

Deiner Haut so nah zu sehn,

Erschreckte mich und Neugier drängte,

Dein Gesicht mir zu

Entdecken.

 

 

 

Es drängte auch zugleich die

Angst vor Rückkehr.

 

Dich überkam sekundenlang die Anmut,

Und du setztest mich zu deinen

Füßen ab,

Und dein Gesicht

Umschlang das lange Haar, das mich im

Niederfallen fast erschlug.

 

Früher, als ich noch in deiner rechten

Hand im Kriegsgeschehen lebte,

Wünschte ich mir Frieden.

 

Dann, in deiner linken trieb mich

Angst zur Neugier.

 

 

 

Nun, in der Verlassenheit auf schwarzer

Erde, bringt mich beinah um, dem ich ein

Leben lang gedient hab.

 

Was ich noch rette, ist mein Fieber.

 

Ich hatte auch gelernt, dass sich

Geschwindigkeiten nur in festgelegten

Grenzen noch zusammenfassen und addieren lassen.

 

Am Rande absoluter Lichtgeschwindigkeit

Soll Zuwachs nicht mehr möglich sein.

 

 

 

Du trautest dich sogar

 

So schwerfällig, wie ich,

Das sagtest du,

Wär nie ein Mensch jemals vor dir gegangen.

 

Du umliefst mich schnell in Neugier,

Ob vielleicht die Beine

Mir versagten oder Ähnliches.

 

Dein Körper wand den engen Kreis von

Fragen, dass ich beinah stehen blieb.

 

Nur mühsam konnte ich ihn tragen.

 

Deine Enge machte auch nicht halt vor

Mir.

 

 

 

Du trautest dich sogar, dich mir in Führung

Anzutragen.

 

Wusstest du denn nicht von meiner

Ruderlosigkeit, der ich den Atem,

Der mir blieb, verdankte?

 

Wusstest du denn nicht, wie ich im Horchen

Die Momente suchte, wo selbst mir der

Atem stand?

 

Ich sagte dir und bat dich auch zu

Lauschen:

"Halte Ausschau nach den unbekannten

Bettlern, nicht nach mir.

Ich gab schon alles was ich hatte."

 

 

 

Ein Künstler, der sich seine Bildung

Plastisch darzustellen suchte,

War enttäuscht.

 

Zu umfangreich war das, was er begann.

Es fehlte ihm die Möglichkeit der

Vierten Dimension.

 

Als er zum Ende seines Lebens

Resigniert verfügte, einem Satelliten

Und auf ewig anvertraut zu werden,

Sandte der noch nach Jahrhunderten

Geordnet und auch räumlich aufgeteilt

Das künstlerische Schaffen dieses Mannes,

Dessen Körper Spender

Seines eignen nuklearen Antriebs wurde.

 

 

Neue Rassen

 

In deinem Herbststrauß

Fand ich gleich die mir bekannten

Beeren wieder.

 

Rote trugen ihre schwarzen Diademe

Auf dem Kopf wie eh und je.

 

 

 

 

Die gelben standen, ähnlich leuchtend, mit den

Füßen noch im engen Buschwerk,

Und die braunen sah ich herrlich in

Gelassenheit auf trocknen Blättern

Ruhn und zwischen allen mühten, eingestreut,

Die weißen sich, das Bild neu zu beleben.

 

Du aber warst bedacht ein Feuer zu entfachen,

Als du uns die völlig unbekannten

Stockig blauen Triebe und die

Schmerzlich blauen Früchte zelebriertest.

 

 

 

In dem Strauß entzündeten sie wechselnd blaues

Leuchten, rotes, gelbes, braunes und vertauschten,

Was wir liebten, hemmungslos in neuen

Farben.

 

In unsrer Zeit bemüht sich selbst ein

Herbststrauß, Frucht mit

Eingebetteten Dioden zur Verdeutlichung beginnender

Vergänglichkeit zu treiben.

 

 

 

Schlüssel

 

Der Teller, der auf deinem Platz stand,

War randvoll gefüllt von fremder Hand.

 

Viele Schlüssel wurden dir zur Nahrung

Hingestellt und dein Beruf verbot dir andre

Aufbewahrung.

 

Es durchfloss ein steter Strom von Elektronen

Deinen Körper.

 

 

 

Man erwartete zum Zeichen

Deiner Unterwerfung nun von dir

Geräusche der Verdauung,

Und man übersah, dass du in Überfülle deiner

Speise schon seit langem harte Strahlen

Abgabst, die sogar aus den Metallen atomare

Teilchen rissen.

 

 

 

 

Man übersah auch den Dioden,

Die als Schmuck die schlanken

Frauenhälse zierten, ihre

Gleichrichterfunktion.

 

 

 

Die Beobachtung eines Problems

 

Die verbotene Bewegung

Gelber Punkte auf die vielen Reihen

Blauer Punkte zu, war uns bekannt.

 

Hier, in der Mischung gab es kein

Gesetz von scharfer Trennung mehr.

 

 

 

 

Gelb im Blau und umgekehrt ergab sofort,

Was nicht mehr rückgängig zu

Machen war.

 

Trotzdem, es nahm der Strom der

Kommenden kein Ende und nur

Abendliches Rot verlieh dem grünen

Treiben eine violette akzeptierte

Wende.

 

 

 

Man hatte aus Beobachtung gelernt,

Dass jeder Punkt im Weltall

Sich von jedem anderen entfernt,

Und hoffte so auf eine

Ganz natürliche und angenehme

Regelung und Lösung des Problems.

 

 

 

Naturprodukt

 

Als Zeichen deiner Gastlichkeit

Bandst du uns an den Stuhl und

Fesseltest die Arme und die Beine.

 

Uns, so sagtest du, dürft niemand

Nahe kommen können,

Und auch wir, so glaubtest du,

Erlaubten dir die Freiheit uns in

Gegenseitigkeit ein wenig einzuengen.

 

Deine Helfer taten unsren Widerstand

Als ganz natürlich und als kreative Reaktion

Und auch als Anerkennung deiner

Mühe ab.

 

 

 

Bei dir, so sagtest du, wär jeder Gast ein Gast

Und dürfte alles sagen, alles fragen, alles wagen,

Und sein Schutz wär deine

Sorge.

 

Du sagtest auch, nach langem Zögern

Und nachdem wir dir bekannten,

Schon seit vielen Jahren dich

Verkannt zu haben, dass du gern das

Ungesühnte Opfer bliebest.

 

Du würdest auch trotz deiner

Möglichkeiten nicht, wie wir es in

Gedanken jetzt wohl heimlich täten, zu den

Waffen greifen.

 

 

 

Bevor du uns verließt und deine Helfer

Tür und Fenster außerhalb versperrten,

Sagtest du, die Fesseln wären ein

Naturprodukt und würden mit der

Zeit wie Staub zerfallen,

All das tätest du für uns, um Schande

Von uns fernzuhalten.

 

Es wurde in der Wissenschaft zu einer

Frage, ob es die Gerade wohl in Wahrheit

Geben konnte.

 

 

 

Mir reichte meine Wahrheit

 

Als ich mit meinen Worten starke

Löwen jagen wollte, lachtet ihr.

 

Mir reichte meine Wahrheit

Und ich traute ihr.

 

Meine Worte saht ihr als ich in der

Wüste stand.

 

 

 

Aus meiner Hand wuchs Feuerdorn,

Und scharenweise liefen mir die Bestien,

Die ich treiben konnte,

In die hohen Berge

Und vor mir davon.

 

Später sagte man von mir,

Wie konnte er sein Wort beweisen.

Starke Löwen leben doch seit

Ewigkeiten in den hohen Bergen.

 

 

 

Es ist wahr, ein Laserstrahl vermag die

Unsichtbaren Türen aufzuspüren und daran

Zu klopfen.

 

 

 

Zeugen

 

Es ist schwer, das Eichhörnchen zu fangen

Und unmöglich gar die Maus im

Mund zu halten.

 

Ein Traum, der lange schon zu träumen war,

Nahm jetzt Gestalt an.

 

Ja, ich sah die Maus im Traum

Aus meinem Munde laufen.

 

 

 

Du, die mir des Nachts den Hals umschlang,

Warst meine Zeugin.

 

Später sagtest du, der Schlaf hätt dich

In deinen Armen und in sanfter Roheit,

Liebevoll und mit Gewalt genommen.

 

Auch wärst du nicht mehr so,

Wie früher.

 

 

 

 

Es gab genügend Weltraumstrahlung, die im

Welle-Teilchen Dualismus lebte, und die

Stille Vergewaltigung durch Wissenschaft

Als unumgehbar für die weitere

Zerstrahlung nahm.

 

Als seltne Zeugen für die unsichtbaren

Welten kam die Strahlung jedoch nicht zum

Tragen.

 

 

 

Eigenleben

 

Die Schienen meiner Worte, Mund und Hände,

Endeten bei dir.

 

Du warst mir Station

Und konntest doch nicht Bahnhof

Werden.

 

Oft lagen auf dem Strang der Gleise

Festgefahrne Wagen.

 

 

 

Unkontrolliert verstellte manchmal die

Betonung ihre Weichen.

 

Meine Fahrt ins Leere, wurde

Mir zur hinderlichen Reise.

 

Auf Bewirtung konnte ich nicht rechnen.

 

Zwischen Satelliten wurde schon erwogen,

Ob sich Kommunikation noch lohnt.

 

 

 

Das programmierte Eigenleben schloss als

Teil der Existenz

Die andren nicht mit ein.

 

Auch eine Orientierung im Verbund,

Fand in den Raumstationen selber statt.

 

 

 

Argwohn

 

Ein Baumstumpf, der aus einer Wiese ragte,

Schälte seine Stille ab,

Und es gab nichts, das Argwohn

Hinterlassen hätte.

 

Erst als ich in Neugier näher kam,

Fand ich die eng umzäunten Gärten

Auf dem Stamm.

 

Ich sah auf eine unerhörte Nähe seiner

Rinde, die im Gras vermoderte.

 

Haut auf Haut verlor ich meinen

Mantel.

 

 

 

Ein schneller Schwarm von Fischen

Schreckte meine Hand, die Kühlung

In dem Wasser suchte.

 

"Den Mantel, der verloren ging," erklärte mir ein

Fremder,

"Trägt schon längst ein anderer."

 

Die Wiese um mich her war still, auch hätte mir die

Rinde, die im Gras vermoderte,

Wohl gut gestanden,

Doch es ließ der Argwohn dieses Fremden

Mich nicht mehr allein.

 

 

 

Später, als ich ganz in Unberührbarkeit der schnellen

Fische leben musste, um zu überleben,

Hörte ich von einem Lügner reden.

 

Er, so sagte man, verbreitete, dass

Haut, die oft verloren ging,

Durch Fischhaut zu ersetzen sei.

 

Ein Rechner wartete im absoluten

Raum auf die Begegnung

Mit der Zeit.

 

Nur so erklärte sich,

Dass er nicht aufzufinden war.

 

 

 

Deine Herrschaft

 

In einer Ebene lag deine

Herrschaft.

 

Trockenheit und Völkerlosigkeit ließ deine

Teufel Ausschau

Halten.

 

In deinen Händen hieltst du noch den

Rest von Frieden,

Der dort früher wuchs.

 

 

 

Die Teufel, die sich wie zum Grasen

Täglich um die Futterkrippe scharten,

Wurden ungeduldig:

"Andre, die den Frieden haben, leben satt in

Teufelei," so riefen sie

 

Dann brachten deine Späher

Neuigkeit.

 

In einem Nachbartal sei

Friedenswuchs entstanden und es

Sei genug für alle da.

 

 

 

Das Tal sei völlig unbewohnt und niemand und

Kein einziger, der dort gestalte,

Anzutreffen.

 

Fern im Rand der Sternenstraße

Mühte man sich ab, die unbewohnten Nachbarsterne

Heimatlich sich zu gestalten.

 

 

 

Deine Häuser in den Häusern

 

Oft sah ich deine Häuser

In den andren Häusern stehn.

 

Oft sah ich dich

Und sah dich doch von dir entfernt ganz andre

Wege gehn.

 

Als ich dich traf, erfuhr ich gleich,

Dass du nicht hier bei mir stündst sondern

Dass du drüben wärst,

Und hier, ich möge dir verzeih‘n,

Befände sich ein Rest von dir, den du

Noch einzubringen hättest.

 

 

 

Du wolltest mir ein

Beispiel geben, weil ich nicht verstand.

 

Ich, so sagtest du, weil ich dich so gut kannte,

Sollte zu dir gehen, und du wurdest

Zu der gleichen Zeit zum Haus und

Du verschwandst.

 

Wir suchten deine Häuser in den andren Häusern

Aufzulösen und befragten die

Vergangenheit nach deiner Gegenwart

Und waren überall und auch zugleich in allen Zeiten.

 

 

 

Die Sichtbarmachung des

Ionenpaares war uns nur im

Bruchteil von Sekunden möglich.

 

Trotzdem wusste alle Welt, dass vor dem

Treffen in der Nebelkammer

Und danach, sich an dem Wert der Strahlen

Nichts verändert hatte.

 

 

 

Meine Haut

 

Unter Tränen sammle ich

Die letzten Fetzen meiner Haut,

Was ich in Händen halte,

Soll mir Rettung sein.

 

Vielleicht entsteht daraus ein

Schirm, der mir die bloßen Stellen meines

Leibes zu verdecken hilft,

Vielleicht näh ich mir auch ein Leinentuch

Daraus.

 

 

 

Nur eines ist gewiss,

Den Fressfeind, den die Lust auf meinen

Körper überkommt, den stoßen jetzt die nackten

Blößen ab.

 

Neuerdings, so hörte ich,

Umgeben sich die Raumstationen mit polarisierten

Schwerkraftfeldern.

 

 

 

Leider musste für den Funkverkehr,

Schon fürs Verlassen der Stationen,

Pausenlos der Schutzwall

Unterbrochen werden.

 

 

 

Irrflug

 

Als wir die Last, die du uns aufgebürdet hattest,

Als wir dich von unsren Schultern

Gleiten ließen und dein Fallen durch den

Staub der aufgelösten Fundamente

Immer schneller wurde,

Hörten wir das erste Mal von dir den

Ruf nach jedem einzelnen von uns.

 

Selbst, wenn wir alles aufgeboten hätten,

Wusstest du, dass unsre Kräfte

Dich nicht mehr erreichen würden.

 

Wir, die wir nun endlich unsre Wunden

Pflegen konnten, sahen auch die Wolke der Zerstörung

Uns im Irrflug suchen und erreichen.

 

 

 

Fein und wie ein liebevolles Pflaster

Bauten sich die neuen Sockel

Staub für Staub und körnerweise

Wieder auf uns auf.

 

Unmerklich stieg die Last,

Weil etliche von uns versagten,

Höher auf als je zuvor.

 

An mir vorbei griff eine Hand

Von hinten über mich hinweg,

Und schnell verschwand ein Körper

In der unsichtbaren Tür der oberen Segmente,

Rief noch im Verschwinden:

"Ihr erkennt mich doch,

Für euch hatt ich schon einmal

Alles aufgebaut."

 

 

 

Ein Lichtblitz breitete in einem Kasten

Seine Strahlen aus.

 

Ein andrer Kasten,

Der an ihm vorüberzog,

Bemerkte, dass das Licht ihn nicht wie alle

Leute in dem ersten Kasten

Und zugleich erreichte sondern,

Dass es wie ein Regenschauer langsam

Über seine eigne Mannschaft wehte.

 

Ein Rechner sagte auf Befragen,

Dass hier zweimal gleiche Zeit geschehe,

Dass der erste Kasten

Alles wie der andre sähe,

Nur dass er der Meinung sei,

Er selbst bewege sich an

Nummer Zwei vorbei.

 

 

 

Bogenflug

 

Was hörte ich euch sagen?

Von einem hohen Kliff gelingt es nicht, den

Stein ins Meer zu werfen?

 

Ihr sagtet auch, sein Bogenflug bewirkt,

Dass er am Strand und stets an einem

Felsen endet?

 

Ich eilte an die Küste.

 

Die Hand, die du mir offen hieltst,

Umschwärmten scharenweise weiße

Möwen.

 

 

 

Es war auch schwer für mich, der nur die

Ebenen zum Gehen kannte, eine

Innenfläche zu besteigen.

 

Du langtest weit hinaus aufs Wasser.

 

Du, im festen Sand und

Mich in deiner Hand,

Versuchtest nun den Stein

Zu werfen.

 

Du sagtest auch, von einem hohen Kliff den

Stein zu werfen, wär nicht ohne

Risiko.

 

 

 

Doch so wär meine Pflicht ein Leichtes

Und du warfst mich weit hinaus

Und auch mit Kraft.

 

Es war, wie mir die

Leute prophezeiten.

 

Die ionisierten Teilchen

Blieben wirklich ein Bestandteil der

Protuberanzen einer Sonne

Und in fernsten Räumen noch ein

Teil von ihr.

 

 

 

Gummimotor

 

In manchen Augenblicken

Warst du ungeschickt.

 

Die Würfel warfst du nicht, wie wir es kannten, auf den

Tisch,

Du ließt sie außerhalb des Spieles fast wie aus Versehen

Fallen.

 

Es war dir immer recht was galt,

Ob eine Eins, ob eine Sechs der

Sieger war.

 

Du sahst nur zu mir hin und ich

Sollt sagen, wie es um dich stand.

 

 

 

 

Die kleinen Kinder

Aus der Nachbarschaft entdeckten schnell den

Gummimotor deiner weißen Flügel,

Und du stiegst zu ihrem Spaß, nun als das

Taubentier, ein kurzes Stückchen

Himmelan.

 

Ich sah dein Fallen gleich danach.

 

Du landetest, ein Spielzeug,

Und du brachst dir nicht die Arme.

 

Doch das letzte Schlagen deiner Flügel,

Lange noch danach im Rasen,

Machte dich zum Opfer

Räuberischer Kinder.

 

Dein Zucken und die weit gespreizten

Federn trafen mich zutiefst, und auch in meiner

Hand lagst du nicht anders.

 

 

 

Du ließt dich fliegen und

Dich stürzen und ich wusste nicht,

Ob es dir gut tat, dich ein wenig mehr vor

Dir zu schützen oder ob die Sorge

Mir galt.

 

Als ich dich beiseitelegte,

Wirklich nur, um Luft zu schöpfen,

Wirklich nur, weil mich der Zweifel

Unaufhaltsam quälte, hörte ich, wie sich der

Gummimotor kurz noch drehte und dann,

Ohne, dass ich ihn auch nur berührte, in dir

Brach.

 

Man wusste lange schon von doppelter

Natur der Strahlen,

Doch man hütete die Frage, ob ein

Strahl zu gleicher Zeit auch Welle und

Materie war und

Wie man das beweise.

 

 

 

Armenstunde

 

Vom Podium erklingt das Saitenspiel der

Vina.

 

Ich nehm' mir Behausung

In dem runden Doppelkörper.

 

Deine Kinderhand streicht bändigend die

Haarpracht fest nach hinten, beinah fängst du mir den

Rhythmus aus dem Mund.

 

 

 

Dir noch heute deine Frauenhaare

Aufzuhellen und sie aufzuteilen über Kissen….

 

Ach, ich weiß,

Schon nach der ersten Mahlzeit

Wird die Armenstunde wieder drängen.

 

Besser wär's, sie träfe mich,

In meiner Wohnung

Ist ja ohnehin nur Möglichkeit

Für einen.

 

 

 

Stell' dir vor,

Wir müssten draußen vor der

Tür, solange wir zusammen lebten,

Wohnen.

 

Es war allgemein bekannt, dass der Zusammenprall der

Teilchen in dem Synchrotron trotz Abschirmung

Stets durch die Wandung

Völlig frei in alle Richtungen

Zerstrahlte.

 

 

 

Fallen

 

Vielleicht meinst du,

Ich sollte dich erwarten.

 

Vielleicht auch, dass ich

Dir ein wenig schon entgegen komm.

 

Vielleicht meinst du,

Ich könnt' in deinem Garten dir die

Pforte offen halten.

 

 

 

Vielleicht sollt ich, statt Blumen als Empfang

Zu geben, lieber aus den bunten Laserstrahlen einen

Bogen über unsrem Haus gestalten.

 

Du könntest kommen, wann du wolltest,

Nachts und Tags,

Der Strahlenbogen

Würde, ohne zu verdorren, dir

Willkommen sagen.

 

 

 

 

Die Satellitenfallen konnten niemals

Funktionieren.

 

Allen Raumstationen

War gemeinsam und bekannt die neue

Weltraumgeogometrie.

 

Hätten sie das alte Wissen angewandt und nicht die

Krümmung ihres Raumes einbezogen, wären sie dem

Unsinn niemals aufgesessen.

 

 

 

Flucht und Fluchtbewegung

 

Du sagtest mir, du littest unter den

Gedanken, die sich dir durch Flucht

Entzögen.

 

Kaum in deiner Hand,

Bewegten sie sich auch schon

Außerhalb und ließen dir nicht eine

Zeit.

 

 

 

Jetzt wolltest du dich auf ihr Kommen

Oder Gehen besser vorbereiten.

 

Leider wär es dir bisher nicht möglich,

In den kurzen Augenblicken des Entstehens

Zu erkennen, ob sie kommen oder grade gehen

Und du wolltest meinen Rat.

 

 

 

Wir wussten, dass Materie in dem Nichts

Entstand und dass die Fluchtbewegung aller

Sterne, auch kompletter Galaxien, den

Nachweis in der Rotverschiebung

Fand.

 

 

 

In dessen Stirn

 

Ich sah, wie außerhalb der

Stadt ein Mensch auf einer Wiese stand.

 

In seiner Hand hielt er ein übergroßes

Pappplakat.

 

Es war nicht weiß und leer, wie sonst die Drohung

Unbekannter Demonstranten.

 

Man sah dort von Weitem schon ein märchenhaftes

Augenpaar, in dessen Stirn sich der

Propeller eines Flugzeugs

Schob.

 

Nichts mehr.

 

 

 

Kein Wort und auch kein Blut und kein Gesicht,

Das mir das Bild erklärte, war in deiner

Nähe.

 

Ich erwartete, dass die Zerstückelung ins

Auge fallen würde.

 

So sehr ich mich auch bemühte,

Bodenloses zu entdecken,

Ich fand nichts.

 

Selbst die Vielen

Um mich her, berieten und vermissten das

Erschrecken.

 

 

 

Es trug einst eine Königin auf ihrer

Stirn ein Perlenband aus echten allerkleinsten

Sonnen.

 

Sie erklärte, dass die allerkleinsten Sonnen

Schon aus kürzester Entfernung

Jedermann zu wahren Sternen

Würden und gewann dadurch den

Abstand, den sie brauchte, ohne Krieg zu

Führen.

 

 

 

Ganz bestimmte Höhen

 

Euch kümmerte die Höhe unsrer

Dächer nicht.

 

Ihr flogt, ein Paar, darüber hin,

Und schwirrend summte euer Flügelschlag,

Den ihr den wilden Enten abgelauscht, durchs

Dämmerlicht.

 

Ihr saht euch um nach Landung,

Doch ihr fandet nichts.

 

Ein Wissenschaftler, der den Hof für allerlei

Getier bestellte, nahm euch, wie ihr wart zuletzt,

Und ließ euch ein.

 

 

 

Ihm wäre es, so sagte er gleich zu Beginn schon,

Zu verdanken, dass die Dächer ganz bestimmte

Höhen nicht mehr überschreiten.

 

Die Ahnungslosigkeit ließ Ahnungslose

Früher allzu oft in jene viel zu hoch gespannten

Netze treiben.

 

Der Schaden wurde oft erst, wenn das

Tageslicht zurück kam, und dann viel zu spät,

Erkannt.

 

 

 

Desgleichen hätte er erreicht, dass Paare,

So wie ihr, auch über ganz bestimmte Höhen

Nicht mehr gleiten könnten, weil die

Orientierung ohnehin in diesem Zustand

Litte.

 

Ihr könntet morgen ruhig weiter zieh‘n.

 

Von seiner Seite wäre jede Möglichkeit des

Irrflugs und des Unglücks,

Trotz des Leichtsinns, den ihr triebet,

Ausgeschaltet.

 

Die Sonne, wussten wir, vertreibt ihr

Leben ohne Maßen.

 

 

 

Du lagst so da

 

Wir hörten, dass sie sich von deinem hohen

Amt nicht schrecken ließen,

Hörten aus der Zeitung,

Wie sich deine Frau beklagte,

"Seht, nun liegt er so da."

 

 

 

Du fühltest deine Zeit zerrinnen

Und bestelltest mich ans Krankenlager.

 

Als ich kam und an dein Bett trat,

Lagst du schon so da.

Ich konnt' nicht klagen.

 

 

 

 

Du brachtest mir Willkommen,

Weil ich dich verlangte, und ein

Schlachtvieh lag nun so da.

 

Es war auch völlig unklar, ob sich der Verlust an

Masse, den man als Defekt erkannte,

Übertragen ließ auf alles.

 

 

 

Tageserde

 

Stell dir vor, die Leere

Wäre leer, und auch die nächste Seite wäre

Unbeschrieben.

 

Stell' dir vor, du flögst und müsstest doch erkennen,

Dass du ohne irgendwelche Flügel wärst

Und wärst zugleich ein Fisch im

Meer, weit unter dir.

 

 

 

Ich, ein Gräber, lebe in der

Tageserde.

 

Um den Lohn muss ich schwer schürfen,

Tagelöhner in dem Tagebau.

 

Zwei Dinge hasse ich,

Die Erde, die mich ganz durchdringt, und

Wasser, das mich ausschwemmt und

Zurücklässt in der Leere.

 

 

 

Die Anti-, Gegenteilmaterie wurde häufig nicht bemerkt,

Weil schon ein Elektron genügte,

Sie zu materialisieren.

 

 

 

Nur, zu überleben, dienen

 

Stell' dir vor, ein Diener, du, ein Diener,

Müsstest wirklich dienen.

 

Wie ich hörte, machen sich in früher

Zukunft viele Völker fremder

Krabbentiere breit.

 

Nur, zu überleben, dienen.

 

 

 

Kalk der Schalentiere schneidet deine

Füße ein,

Und unbekannte Götter leben in Gehegen.

 

Ekel wird zur Salbe deiner Wunden.

 

 

 

 

Stell' dir vor, du sprichst von deiner Liebe,

Sprichst das erste Mal nicht nur von

Dir, du sprichst das erste Mal ganz

Wirklich und wahrhaftig

Nichts.

 

Millionenfach durchdringt dich Weltraumstrahlung

Und nimmt nicht Notiz

Von dir.

 

 

 

Der gute Geist

 

Ich sage dir, der gute Geist

Trägt in den Händen mehr,

Als man auf stärkste Wände

Baut.

 

Und auch die Wohltat

Ist noch lange nicht viel mehr als Einigkeit im

Weinen.

 

 

 

 

Dir trag' ich auch nicht nach,

Dass du die Kleider, die ich dir einst anvertraute,

Nun in Nacktheit mir zu Markte

Trägst.

 

Dir trag ich auch nicht die vergessenen

Bündel nach, auf deiner Reise

Her zu mir.

 

Nein, nein.

 

 

 

Ich sage dir,

Mir fehlt nicht, was ich gab,

Und auch nicht, was ich habe.

 

Nur an dir und deinem kurzen Atem

Messe ich den Grad der Armseligkeit

Der letzten Jahre.

 

Das Durcheilen einer Sternenstraße

Ist nur in der Zeitenstunde Null

Zu schaffen.

 

 

 

Gitter im Weg

 

Ein Gitter steht im

Weg, versperrt nicht Einfahrt

Und nicht Straße.

 

Es ist mir auch kein Hindernis.

Nein, es steht mir nur im Weg.

 

Du fragst, warum in meinem Weg ein

Gitter steht.

 

Ich weiß es nicht.

 

 

 

Ich aber geh' und seh' von allen Seiten

Nach dem Gitter.

 

Dann sprichst du mich von

Neuem an.

 

Im Drehn nach dir,

Umschlingt mich fest die Drahthand

Und lässt mich nicht frei

Und hindert mich, nun eingeengt, zugleich

Zu fallen.

 

Du bist beruhigt.

 

 

 

Es war so doch nicht sinnlos für das Gitter,

Sagst du, hier zu stehn,

Und ich begreife nicht, mich in

Gefangenschaft zu sehn.

 

Aus meiner Sicht

Erkenne ich nun die Mechanik der

Umschlingungsautomatik.

 

Es gab,

Wie ich schon früher einmal sagte, Schlösser,

Die vom Elektronenstrahl zu öffnen waren

Und dann eine Kettenreaktion

Bewirkten.

 

 

 

Gestern vor der Tür

 

Du weißt schon heute,

Morgen steht das Gestern

Vor der Tür und klopft und will herein.

 

Es wird zum Spiegelkabinett

Und lässt dich überall zugleich

Und nirgends sein.

 

 

 

 

Du weißt,

Du holst dich ein und kannst nicht hindern, dass dein

Gestern dir zum Morgen wird.

 

Ein Herbststrauß sollte umgekehrt, so sagt man,

Aufgehängt, getrocknet werden.

So vergisst er seine Herbstgedanken.

 

Später magst du ihn dir richten,

Gleich zu welchem

Anlass.

 

 

 

Es ist bekannt, dass uns von draußen nur

Gesichter der Vergangenheit betrachten;

Denk nur an die Sterne, an die Sonne,

Und auch du erreichst mich erst nach einer

Nanozeit.

 

Selbst ich vermag es nicht,

Mich augenblicklich

Zu erfassen.

 

 

 

Nichts vergab dein Tun

 

Du schlugst die Angst in hohe Felsen

Ein.

 

Dort oben wurde die Gesetzeslücke

Maß für deine Freiheit.

 

Noch war dieses Eiland

Niemandsland.

 

Hier warst du allein und nichts vergab dein

Tun,

Ja, wenn dein Meißel in den steilen Wänden

Funken brach, nahmst du die

Schuld von Neuem

Auf.

 

 

 

In deiner Nähe trieb dein Hundetier am Waldesrand

Sein Spiel,

Ein Irrtum in verlassnem Garten.

 

Du sahst auch in den Funken

Das verbrannte Eisen,

Und sekundenlang erstarrte jeder Hammerschlag in

Lähmung.

 

Brennend schmolzen, dir vor Augen,

Schwere Träger, und die vielen regungslosen

Leiber in der Tiefe waren Grauen,

Dir zu Füßen.

 

 

 

Mut, der dich der Felswand

Wieder einverleibte, wusste auch vom

Stein, der je in allzu heißer Sonne

Schmolz.

 

Die Energie der Ruhe, war, gemessen an der

Wärme der Bewegung,

Ein Milliardenfaches.

 

 

 

Dich zu stören

 

Wir wohnten lange vor der Tür

Und lebten dort.

 

Dich in dir zu stören,

Hätt' ich nie gewagt.

 

 

 

Ähnlich ging es

Dir mit mir.

 

Wir wohnten lange vor der Tür,

Bis uns ein Eisbruch, trotz der Kälte,

Überraschte und uns in die Tiefe riss.

 

 

 

Es war gefährlich, Strahlenbündel

Zu durchschreiten,

Tödlich aber, in die unsichtbaren,

Die wir selber sandten,

Zu geraten.

 

 

 

Es ging bergauf

 

Es waren zwei:

Die Welt die du besaßt und meine, standen

Wand an Wand.

 

Du eiltest auch vergeblich nach der Schale,

Als das Blut aus meiner durchgeschnitt'nen

Ader rann.

 

Das Messer, sahst du,

Hielt ich noch in schlaffer Hand.

 

 

 

Du wusstest nicht, wie lang' ich auf die

Tropfen hatte schauen müssen.

 

Die Strategie, die ich betrieb, stand noch auf

Kinderfüßen.

 

Es war doch nicht das Leben,

Dass ich aufgab, nur ein Teil davon.

 

Ein Pflasterstein, der lose saß,

Begann sich ganz zu lösen.

 

 

 

Mein Leben rollte unaufhaltsam,

Nun herausgeschält aus der Umwandung,

Auf die steilen Hügel zu.

 

Es ging bergauf.

 

Lange Zeit nahm ich die Warnung

Schwerer instabiler Isotope vor Zerfall und ihrem

Wandel in ganz andere Metalle

Überhaupt nicht ernst.

 

 

 

Deine Pforte

 

Als deine Gäste unerwartet kamen, wuchs das

Laub,

Hellbraun und nass vom Straßenpflaster

Aufgelesen, noch aus deiner

Hand.

 

Das Gold, das man dir bot, den Eingang

Frei zu geben,

Nahmst du nicht.

 

 

 

 

Die Pforte trieb in angenehmer Höhe

Über dir, und nur ein unbeschwerter Aufstieg

Ließ ihn finden.

 

Das verstand man nicht, du winktest ab.

Die Gäste nahmen deine Zeichen

Als Willkommen und behängten dich mit ihren

Werten.

 

In Angst griffst du nach oben, und die

Meute blieb für kurze Zeit in deinem

Schlepp, dann risst du

Mitten durch.

 

 

 

Es reichte dir vom Straßenpflaster,

Wie bisher, zu leben.

 

Deine Pforte trieb in angenehmer

Höhe über dir.

 

Die nächste Teilung, wusstest du,

Würd lange auf sich warten lassen.

 

Eigentlich stand jeder Gegenstand im Zeichen

Einer Halbwertzeit.

 

 

 

Die Schuhe ohne dich

 

Noch während du gelangweilt mit uns

Frühstück aßt, verließt du uns ganz unbemerkt.

 

Erst an den Schuhen, die noch wochenlang danach

Das Haus ganz ohne dich betraten und es

Ohne dich beließen,

An der Leere deines Raumes,

An den Fragen, die du ohne Wärme stelltest,

Sahen wir dein Fehlen.

 

 

 

 

Einmal standst du dicht vor mir,

Ich hätte dich erkennen müssen,

Fassen können, als du fragtest:

"Warst du nicht schon gestern hier,

Genau an gleicher Stelle und davor

Und all die andren Tage?"

 

Du sagtest auch:

"Wenn meine Schuhe Dir begegnen,

Lass sie sein und frag nicht nach dem

Weg."

 

Es war ja abzusehen, wann sie

Wohl zerschlissen in der Ecke

Bleiben müssten.

 

 

 

Dir zu begegnen,

Brachte ich tatsächlich jahrelang noch an derselben

Stelle zu.

 

Der Zwergstern, der nach dem

Verbrauch des Wasserstoffs

Und dem Zusammenbruch

Erschöpft entstanden war,

Begann mit hunderttausendfacher Kraft

Des Ursterns neu zu strahlen.

 

 

 

Die falsche Zeit

 

Es drang ein zeitenloses Wort von dir,

Ein Zeiger deiner Uhr,

Aus meinem Mund.

 

Ich bemerkte schnell die falsche Zeit,

Die nun entstand, und konnte doch die Uhr

Nicht finden.

 

 

 

Mir war es gleich.

 

Mich störte nicht, in falscher

Zeit zu leben.

 

Du aber warfst das Uhrwerk mit der kleinen

Elektronik in die Straße

Und mir vor die Füße.

 

 

 

Du verstandst auch nicht,

Dass jede Zeit zur Richtigkeit mir wurde,

Dass ich ausgerechnet dir, dem Zeitenlosen,

Seine Zeit geraubt.

 

Die Bewegung eines Sternes wurde Stillstand,

Weil sich nichts mehr auf ihm regte und die

Nähe andrer Himmelskörper zum Vergleichen

Fehlte.

 

 

 

Würde

 

Deine Würde ist nicht meine

Würde.

 

Ich finde Platz im Rahmen einer Tür und eines

Bildes.

 

Auch die Straße läuft durch meine Zimmer,

Und ich finde nicht Passage.

 

 

 

 

Über deine schlimmen Leiden tröstet auch kein

Schriftstück.

 

Nein, nein, deine Würde ist nicht meine Würde.

 

Sieh, ich gebe dir ein Beispiel:

Ist es würdevoll, dem Henker Assistenz

Zu geben und das was der Leib

Nicht halten kann, ins Meer zu spülen

Und das Mordgift auszusäen und zu ernten?

 

 

 

Oder, ist es würdevoll die Sprache auf zwei

Worte zu beschränken?

 

Rechner kannten in dem ersten Leben nur Signale,

Wellenschwingung, längs und quer.

 

Später mussten die Systeme zum Verständnis

Vierdimensionale Übersetzung lernen.

 

 

 

Jagd

 

Die Jagd ist lange nicht beendet.

 

Ich weiß auch nicht, wie ich mich

Fassen soll.

 

Deine Hand, ein Zierrat, den du mir zur Freude hegst,

Kann nicht viel helfen,

Auch von ihrer Pflege deines Schoßes,

Meinen Kopf zu bergen, weiß ich.

 

 

 

Das wilde Tier trifft mich zu oft in Flucht

Und lauert mir in Durst dann wieder auf.

 

Wenn ich nur Tränke hätte.

 

Zu andren sagst du dann:

"Das Blech, auf dem er lebt, ist viel zu heiß,

Und seine Sohlen stehen hell in

Flammen."

 

Früher jagte ich auf freiem Feld

So lange bis ich einbrach.

 

 

 

Deine Zuversicht, die du vom

Fallenrand in eine Grube sendest,

Wird mir nicht zur Speise.

 

Ich frage mich schon lange,

Woher nimmt das räuberische Wesen seine Nahrung.

 

Wir wissen, die Geschwindigkeit der Elektronen

Auf der Bahn, bedingt die Rücksichtnahme

Ihrer Massen.

 

 

 

Schwarzer Nebel

 

Man sprach in deiner Gegenwart, als ob es

Dich nicht gäbe,

Von dem Nebel, der in Kürze

Schwarz sich färben würde.

 

Man nahm auch keine Rücksicht auf die Netze,

Dünne Fäden Rauches,

Die dich schirmten.

 

Dir war diese Art Topas zu schleifen, nicht von

Nutzen.

 

Als die Wolke kam und einzeln uns verhüllte,

Brach kein Rufen und kein Suchen aus,

Wie wir es wohl erwartet hätten.

 

 

 

Jeder harrte.

 

Nur du verließt das Zimmer,

In rauchfarbenem Achat gehalten,

Gingst, als gäb es keine fremden Wände,

Durch uns durch und teiltest jedem einzelnen die dunklen

Schwaden wortlos wieder auf.

 

Die dünnen Fäden fischten schleppend über unsre

Köpfe,

Und wir duckten uns und niemand blieb in ihren

Maschen hängen.

 

 

 

Nur einmal, als ein schwerer Stein

Darin verhakte und dein Umhang

Sich um seine Kälte legte, ließt du diesen

Gegenstand zum Schmelzen in dein

Zimmer tragen.

 

Schmal sei deine Ernte,

Sagtest du.

 

Als in der Tiefe unsres Alls die Suche nach

Geringstem von den Rechnern

Übernommen wurde,

Schmolz man auf den weit entfernten Raumstationen

Alles ein und sandte nur die Analyse

Heim.

 

 

 

Langes Pendel

 

Eingedenk des Friedens in dem langen Pendel,

Das im hohen Kirchturm

Hing und langsam schwang und niederreichte

Bis zur Erde, ohne zu berühren,

Lebte ich von nun an meine Tage in den

Worten.

 

 

 

 

Das Pendelschwingen war mir Krankenlager

Und vereinzelt nur fiel goldner Tropfen in

Gesundung auf die Krankheit nieder.

 

Unter mir hinweg, das Pendel

Kam jahraus, jahrein nicht mehr zum Stehen,

Drehte sich das Erdreich langsam.

 

 

 

Losgelöst von allem lebte ich von nun an

Meine Tage in der Krankheit.

 

Der Gesundung nahm ich ihren

Fortschritt.

 

Ein neuer Magnetismus hielt in Schwebe

Die Bewegung einer Flucht des Sternes fest.

 

Man sagte auch, es gäbe eine neue Sonne.

 

 

 

Die wahre Größe

 

Grün und ausgebreitet lag das Tuch nun unter deinen

Füßen.

 

Werkzeug, das du früher sorgsam pflegtest

Und vor fremden Augen hütetest, wurd jetzt in

Übergröße ausgestellt,

Und eine Nadel ragte, als ein dicker Balken

Aus dem Fenster.

 

 

 

Von dem Boden wuchs die Grünheit

Und erklomm die Wand

Und war doch nur ein Stück Textil.

 

Ganz ungewöhnlich legtest du den

Kopf in eine Bretterkiste

Und erstauntest, weil du die Giganten

Hier nicht wiederfandst.

 

Danach war nichts.

 

 

 

Du irrtest nur mit deinem Blick

Verloren durch die Bretterspalten.

 

Andrerseits vermochten auch die Makroskope

Nicht die wahre Größe,

Selbst der unscheinbarsten Dinge,

Zu bestimmen.

 

 

 

Einzeln

 

Ihr flogt als Paar

Und weit schwang aus in Dunkelheit des späten Tags,

Die Reihe eurer Augen.

 

Als euch der Lichtstrahl traf und

Blendung brachte, achtetet ihr für Sekunden

Nicht mehr aufeinander,

Und ein zweiter Augenblick

Bedeutete schon Trennung.

 

 

 

Der helle Kegel

Trennte sich und hielt euch einzeln fest

In euren Räumen.

 

Dir blieb nur der Absturz übrig,

Und weit unter dir im Spiegel einer Blankheit

Sahst du dich in Eile

Näherkommen.

 

Es war im Großen anders, als die Einzelheit

Zu denken zuließ.

 

 

 

Die Zerfallszeit eines Isotopes

Ließ nicht auf exakte Halbwertzeit des

Kollektives schließen.

 

 

 

Du suchtest ihre Sprache

 

In deinem Haus, in runden Glasgefäßen

Bargst du fremde Wesen

 

Ohne jede Öffnung rollten sie

An Zimmerdecken und an Wänden,

Blieben auch in halber Höhe

Stehen.

 

Sie waren Licht und Tierleib,

Pflanzenwuchs zugleich

Und lebten halb im Wasser,

Halb herausgestreckt im Raum.

 

 

 

Sie konnten miteinander reden,

Ungehört und unbemerkt die Glasgefäße wechseln.

 

Du suchtest ihre Sprache zu erkennen

Und warst froh, als ersten Schritt selbst die

Gestalt der Wesen

Anzunehmen.

 

Du verschwandst in den Gehegen.

 

 

 

 

Mir, so sagtest du noch schnell,

Obläge nun die Pflege,

Und du wüsstest nicht,

Ob wir uns jemals wiedersäh‘n,

Und Nachwuchs käme immer wieder.

 

Allzu oft erkannte man am Schatten

Schwarzer Himmelskörper erst die

Existenz derselben.

 

 

 

Die Grüße, die ich sandte

 

Du konntest Grüße,

Die ich sandte, nicht verstehen.

 

Vielleicht bewegtest du in deinem Herzen

Eine Bildersprache, die mir fremd war;

Ja, vielleicht war es der stete

Tropfen, der den Wasserhahn

Verlässt und lange, bis zum Aufschlag,

Ziellos fällt und fällt und fällt.

 

 

 

Eines sah ich ganz genau:

Als dich der Durst durchtobte,

War dir meine Sprache recht,

Und auch der Tropfen wurd im Aufschlag

Mir zum königlichen Zeichen.

 

Zum Beweis wies uns die Motorkamera den

Aufstieg einer Krone aus dem Tropfen

Nach.

 

 

 

Immer wieder faszinierte, dass die schwere

Kugel und die leichte Feder gleich schnell einem

Vakuum entkamen.

 

 

 

Unbewohnbarkeit

 

In dir brach die Erde auf,

Du warst auf Trockenheit nicht vorbereitet.

 

Ein Windspiel hörtest du noch gläsern klingen,

Als ein letzter Luftzug

Staub berührte und ihn anhob.

 

Von der Bank, gleich neben dir,

Schwang auf und ab ein Kinderfuß,

Der scharrte voller Ungeduld

Figuren in die Oberfläche eines Weges.

 

 

 

Und du hörtest aus dem Kindermund,

Im Abschiednehmen:

"Ach, hier möchte ich so gerne bleiben

Und mir neue Freunde

Suchen."

 

Es war, wie du schon glaubtest, Abschied,

Und du fügtest um das Kind die

Ähnlichkeit zusammen, die dem

Sprödbruch Heimat wurde.

 

 

 

Es ließ sich gut,

Wie auch das Kind schon sagte,

In dem Abschied wohnen.

 

Die fremden Raumstationen

Kannten längst die Nähe absoluter

Unbewohnbarkeit des Raumes, dem sie

Leben gaben.

 

 

 

Rosa Klee

 

Die Pausen zwischen deinen Atemzügen

Wurden immer kürzer,

Und der rosa Klee,

Den du einst suchtest,

Wuchs schon lang nicht mehr für dich.

 

Wusstest du noch, dass wir Steine

Einst nach Urnen warfen,

Dass wir aus denselben auch den Wein

Getrunken haben und die Scherben

Ehrfurchtsvoll und mühsam dann zu neuen

Urnen brannten?

 

 

 

Sie blieben leer,

Wie wir sie vorgefunden hatten,

Und doch reserviert für jenen rosa Klee.

 

Der Wein in dir und auch in mir

Versprach uns eine Ernte,

Die wir nicht verspielen

Durften.

 

Wir verzierten unsre Urnen

Mit den geilen Flöten alter Griechenbecher.

 

 

 

"Gehe," sage ich dir nun,

"Ja, geh' und berge deine Ernte."

 

Von den Tachionen wusste man, dass sie im

Sterben der Mesonen erst entstanden.

 

 

 

Sein, das wolltest du

 

Der Mast, gebleicht von allzu greller Sonne,

Die dich schirmlos traf

Und von dem Salz, das unsrer Tagessuppe

Fehlte, lag nun achtlos an der

Straßenseite.

 

Er taugte höchstens noch als Absprung,

Der sich federnd unter Kinderfüßen neigte.

 

 

 

 

Heute drängst du, an das stolze

Sonnenweiß zu glauben,

Welches seinerzeit dich

Vorwärts brachte, während du in Wahrheit

Damals furchtsam suchtest, jedem Sturm

Zu weichen.

 

Mehr noch, fällt dir ein,

Erschreckten dich die langen Flauten,

Wenn im Zimmer deine Wände

Nah und näher kamen,

Wenn du nach den anderen verlangtest.

 

 

 

Sein, das wolltest du, nur

Einfach sein.

 

Es gab Stationen zwischen Sternen,

Die eventuelle Kommunikation zu reflektieren hatten,

Falls hier jemals irgendwelche Lichtsignale

Ausgesendet würden.

 

 

 

Die absolute Trennung

 

Dir erschien kein Tag

Mehr anders als den anderen und was die

Welt bewegte, ließ dich sein,

Und was dein Herz erregte, war ein kümmerliches

Pflänzlein, schwankend zwischen

Trockenheit und dem Vergessen.

 

 

 

Eure Glasgefäße, jeder lebte dort in

Sichtbarkeit des andren,

Klebten dicht an dicht und waren doch die

Absolute Trennung.

 

Man suchte lange, lange, lange schon nicht mehr

Den Raum nach irgendeinem Vorgang ab,

Um absolut Bewegung festzustellen.

 

 

 

Überall fand man nur Gleichberechtigte

Bezugssysteme.

 

 

Heut werd ich mich verlassen

 

Heut, so wahr ich lebe,

Soll die Zeit mit mir vorbei sein.

 

Heute werd ich mich verlassen

Und mich andren übergeben.

 

Heute wird der Platz

Für einen nächsten frei sein,

Tief in mir.

 

 

 

 

Ich selbst besteig heut mühelos das Windspiel

Und verberg mich in dem Klirren

Dieser leicht bewegten Scherben,

Die dort hängen.

 

Es macht mir nichts,

Dass ich mich auf der ersten Reise,

Tödlich fast, an scharfen Kanten schneide, dass im

Abschied nehmen ausgehungerte und dürre

Wesen neu die Zeit

Mir stehlen.

 

 

 

Die Rotverschiebung wies uns allen nach die

Fluchtbewegung unsres Alls.

 

Man fand zugleich wie viele Sterne

Neu entstanden, wie sie ohne Wissen von dem

Ganzen doch Trabanten dieses Ganzen

Wurden.

 

 

 

Deine Uhren

 

Deine Waffen

Waren deine

Uhren.

 

Allem wurden sie zum Maßstab.

 

Du verglichst die Länge unsrer Worte

Und die Dauer des Entstehens von Gedanken,

Auch die Länge ihrer Wirkung und die

Schnelligkeit, mit der man sie verstand.

 

 

 

Als ich dich fragte, gegen welchen Feind du

Kämpftest oder kämpfen wolltest,

Gabst du mir ein Beispiel:

"Sag' mir" sprachst du,

"Hat die Zeit der Reise,

Die ich mache, keine Dauer,

Nur, weil ich nicht weiß, ob ich die

Reise mache, oder alles mich bereist,

An mir vorbeizieht?

 

 

 

 

Oder,

Was ist schneller, jenes Wort, das

ausgesprochen, oder welches

Mich erreicht?

 

Oder, leben deine Worte fort,

Auch ungehört?"

 

Die Wissenschaft maß lange schon nicht mehr die

Zeit, wie wir sie kannten.

 

 

 

Das Meer aus Holz

 

"Ich schnitze mir," so sprachst du,

"Aus dem Holz, das hell und weich,

Das Meer."

 

Späne, die von deinem Messer sprangen,

Trieb der Wind gleich ab und fort und hoch

Und machte sie im selben Augenblick

Zu schnellen Vogeltieren um dich her.

 

Du saßt auf einem Stein an einer Küste,

Und die weißen abgeschnitzten Leiber schwammen,

Nun ein wenig weiter draußen,

Flink als Silberfische auf und ab im Atem deines

Handwerks, ohne Unterlass.

 

 

 

Doch das Meer in deiner Hand

Schlug plötzlich Schaum

Und hüllte dich in Brandung

Gänzlich ein und riss dich,

Ehe ich begriff, schon fort und winzig in die

Hölzer, die dort trieben.

 

Ich sprang dir nach und unbedacht in deine neue

Flotte, dass du fast ertrankst,

Und meine plumpe Hilfe konnte dich nicht fassen.

 

Du schriest mir zu:

"Vergiss das Meer, es ist mir Land,

Mein Untergang in ihm verdient nicht deine

Handlung."

 

 

 

Da nahm ich reuevoll den Weg,

Den ich gekommen war,

Und ließ dich sein.

 

Es ist nicht wahr, zu sagen, dass die Erde

Durch das Weltall reist.

 

Wahr ist, dass sich eine Erde dreht,

Der Mond um diese Erde kreist,

Dass beide um die Sonne schweben,

Diese dann, als Teil des Nebels

Weiter kreist um nächsten Nebel,

Dass...

 

 

 

Gleichzeitigkeit

 

In meiner Straße, die ich sorgsam sauber hielt,

Lagst du.

 

Du schriest:

"Von einem Messerstich bin ich getroffen

Und verblute hier im Dreck der Straße!"

 

Die Straße war, wie ich sie kannte,

Und im ersten Suchen nach Verletzung

Fand ich nichts an dir.

 

"Mein Blut," schriest du von neuem,

"Rinnt mir durch die Finger,"

Und die Schwäche überkam dich jetzt erst.

 

 

 

Wirklich, ich fand nichts,

Und nur aus deiner Hand,

Die ich mir nahm, den Puls zu fühlen,

Schnellte giftig und blitzschnell das Schlangentier,

Das du zu deinem Schutz dir hieltst.

 

Als es mich stach und mir die Sorge

Schneller wuchs, als sich das Tier bewegte,

Standst du auf und danktest kurz für meine

Hilfe, ehe du, ein Messer nun,

Zu Boden fielst und in die Lache deines

Blutes, das mir sichtbar wurde.

 

 

 

Es war bekannt, dass die Gleichzeitigkeit verschiedener

Geschehen nicht durch gleichen Uhrenstand und Uhrenmessen

Sondern nur durch das Bezugssystem, in dem sie stattfand,

Nachzuweisen war.

 

 

 

Konzertantes Spielen

 

Glaube mir, zu konzertantem

Spielen bin ich nicht geschaffen.

 

Ich zupfe nur die eine Saite,

Die ich hab, und bin mir selbst genug und

Höre mir am liebsten zu und achte nicht auf

Wohlklang.

 

 

 

Wenn ihr trotzdem die Gesänge liebt,

Die ich von eurem Mund gestohlen,

Dann hört zu und schweigt

Und seid zufrieden.

 

Glaubt mir, in der Kammer,

Die ich eng mit meinem Leben teil,

Ist niemals Raum für einen zweiten

Sänger.

 

 

 

Auch meinem Freund, dem Wind

Verbot ich lange schon bei Strafe

Auf den Ritzen meiner Brüchigkeit

Zu pfeifen.

 

Für Strahlen, die uns aus dem All erreichen,

Gibt es keine Tageszeit und auch kein Alter,

Bestenfalls stellt man die Dauer ihrer

Existenz noch fest.

 

 

 

Im roten Gras

 

Musst nicht traurig sein,

Dass du nun liegst im roten Gras.

 

Du sagtest doch, als dir das Gras

Noch grün war, dass es nur für eine gute

Sache sei.

 

Und wenn es dir jetzt nicht gefällt,

Weil du dir's anders vorgestellt,

Musst du nicht traurig sein.

 

 

 

Ich hab ein Eimerlein,

Das füll ich auf mit Wasser,

Wasche Halm um Halm, die ganze

Wiese wieder grün.

 

Ach, sag mir schnell, worum es ging,

Dass ich es nicht vergess,

Zu fragen.

 

Du schweigst und sprichst nicht mehr?

Wie schade, nun, da ich die

Arbeit anfing, schweigst du still.

 

 

 

Auf der Suche nach den Anderen,

Die fern im All wohl sind,

Verschwenden wir in Ahnungslosigkeit die

Zeit, die bleibt.

 

Besser wär's vielleicht,

Man würd uns endlich

Finden.

 

 

 

Das letzte, was du schriebst

 

Dein Schreibgerät hast du in Einzelhaft gebracht.

 

Es war die Zeit, da Wasserdichte

Hunderttausendfach den Normwert

Überschritt.

 

Auch du littst unter diesem Übergriff,

Der dir von unbekannter Seite kam.

 

 

 

 

Das letzte, was du schriebst, war kurz genug, die Schwärze

Eines abgebrannten Streichholz

Aufzubrauchen und war immer noch

Zuviel.

 

"Ja," erinnertest du dich,

Vielleicht auch "Nein."

 

Und, dass dein Schreibgerät, wie ein Graveur,

Das Wort so unauslöschlich hinterließ,

War Grund genug für die Verbannung.

 

 

 

Auf einem andren Gleis und parallel zu dir

Und ganz in deiner Nähe,

Schob ein Fernzug, trotz der Höchstgeschwindigkeit

Mit der du reistest, seine Wagen

Und vorbei an deinem Fenster.

 

Du konntest deinen Blick

Auch, mit Gewalt, nicht davon trennen.

 

Die Nacht entstand nur durch das

Fehlen einer gut platzierten zweiten

Sonne.

 

 

 

ISBN 3-937264-46-9