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Harald Birgfeld, Webseite seit 1987/ Website since 1987 …da liegt mein Herz, Geschichten aus Niemandsland 2022 -2024 (im
Entstehen) z.B.: 100 Jahre „Kafka“, eine herrenlose Fundsache (neu) |
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zu Olympia – olympische Spiele! |
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Buchhandel |
Lyrik, Prosa und Ingenieurarbeiten |
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„Alice
und Marie, die einzigartige K.I.“ Zehn Geschichten
werden in Gedichtform, bestehend aus jeweils drei Teilen, erzählt. Der Umgang
mit K.I. ist so normal geworden, dass er nach Meinung des Autors zwar wichtig
ist, aber nicht unbedingt auch selbstverständlich sein sollte. Alice lernt
Marie, die einzigartige K.I., auf ihre Weise kennen. Spannende
Erlebnisse begleiten Alice bei ihren Entdeckungen und Erfahrungen. Herausgeber, Autor,
Redakteur, Buchgestaltung: Harald Birgfeld. Cover: Königin der Nacht
aus Adobe, Stock-Bild, lizenzfrei. Bild, Marie, Ausschnitt: Kyodo
News, keine Nutzungsrechte vermerkt. |
„Alice und Marie, die einzigartige K.I.“ Harald
Birgfeld Jetzt „Alice und Marie, die einzigartige
K.I.“ direkt online
bestellen sowie im Buchhandel, 56 Seiten, Format A5. (Versand durch
den Verlag, portofrei) € 6,99 inkl. MwSt. Zum Buchshop ISBN
9783758311352 „Alice und Marie,
die einzigartige K.I.“ ist auch in den USA,
Großbritannien und Kanada unter obiger ISBN und bei abweichenden
Preisen bestell- und lieferbar. Auch als E-Book, €
3,99 Zum Buchshop ISBN 9783758357152 |
Copyright 2023
beim Autor.
Herausgeber, Autor, Redakteur: Harald Birgfeld.,
E-Mail: Harald.Birgfeld@t-online.de
Harald Birgfeld, geb. 1938 in Rostock, lebt seit 2001 in
BW, 79423 Heitersheim. Von Hause
aus Dipl.-Ingenieur, befasst er sich seit 1980 mit Lyrik und Prosa.
(Teile 1 bis 3) (Teile 1 bis 3) (Teile 1 bis 3) |
(Teile 1 bis 3) (Teile 1 bis 3) Alice und die Königin der Nacht (Teile 1 bis 3) |
Kinder hocken auf den Rückenlehnen (Teile 1 bis 3) (Teile 1 bis 3) Alice sagt, ich singe in den hohen Lagen… (Teile 1 bis 3) (Teile 1 bis 3) |
Marie, die
einzigartige K.I.
Alice will heim, Teil 1
Alice, war es, nicht die aus dem Wunderland,
die keinen Weg nach Hause fand.
Es halfen Hände, Groß und Klein,
vielleicht, dass sie für immer bleibt,
sie sollte ganz bei ihnen sein.
Nur Alice fand das nicht so gut,
die meisten waren nett und richtig lieb,
doch mancher war ein kleiner Dieb.
Sie sammelte nun allen Mut
und kniff sich selber in den Arm,
wie man es fest mit Absicht tut.
Der wurde gänzlich warm.
Sie wachte auf, man glaubt es kaum,
aus einem Traum.
Alice
will heim, Teil 2
Alice räumte schnell ihr
Zimmer auf.
In ihrer Hand hielt sie den klitzekleinen,
sonnengelben Butterblumenstrauß,
und stieß dabei an den PC.
Das tat nicht weh, doch wie von Zauberhand
stand in dem Schirm ein junger Mann in blauen Jeans.
Sie dachte nach, ich kenne den, ich
weiß nur nicht genau woher.
Der schaute brav zur Seite, und er fand heraus und
chattete sogleich:
"Was du geträumt hast stand im Buch und, huch,
ich weiß auch wie es weitergeht.
Du glaubst es kaum, denn darin steht:
Es war KEIN Traum".
Er lachte dann ganz laut: "Hi-hi."
Da wusste sie es war K.I.
Die hatte Alice kürzlich in der Schule aufgerufen,
und sie schrieb zurück:
"Ich kann und kann nicht glauben, was
passiert. Warum geschieht das grade mir.
K.I. verneigte sich und schrieb nun zögerlich:
"Das ist zu viel, ist viel zu viel für mich,
ich schalte ab.
Leg du dich hin und warte, was passiert mit dir.“
Alice
will heim, Teil 3
Alice war ein kluges Kind und es bedachte,
dass ihr Schlafen auch nichts brachte.
Lange suchte sie nach diesem Buch
aus dem K.I. gelesen hatte,
fand es schließlich eingewickelt in ein Tuch.
Im Traum war es aus Zuckerwatte, köstlich,
um darin zu lesen und es zu verspeisen,
weil es süß und luftig war und weiß wie Schnee,
mit dunkelbraunem Schokolesezeichen,
einem zuckerfreien Bonbonstift und
rosa Zuckerwatteschrift.
Es war so schön, das zu erleben,
und nun klebten nur noch Gräser dran,
als wäre nichts gewesen.
Doch wer weiß, ob dieser Rest von einem Buch
die Wahrheit sprach und nicht schon
all die Zeit im Abfall lag.
Und Alice dachte, das könnt auch von
vornherein ein Zufall sein, dann wieder,
das hat die K.I. gemacht und deshalb hat sie
auch so frech "Hi-hi" gemacht und so
gelacht.
Sie wusste jetzt, K.I. ist toll, doch auch,
dass man ihr niemals alles glauben soll.
Alice will lernen, Teil 1
Alice kam nach Hause.
Heute war die Schule früh zu Ende.
Es entfiel die
große Pause.
Kinder lasen nur
an Info.-Schirmen ihrer Klassenzimmer:
„Wegen Regen,
Regen, Regen“.
Das verstanden
alle, denn es hieß,
statt großer Pause
ist das „Schulensingen“ angesagt.
Das machte allen
Spaß,
weil nicht die
Schülerinnen und die Schüler,
sondern Schulen um
die besten Plätze ringen.
Als nun Alice
endlich auch Zuhause war,
sah sie als erstes
auf den Bildschirm.
Der war
abgeschaltet und
ging so nicht
einfach von alleine an.
Das fand sie gut, und klopfte wie zum
Prüfen mit dem
Knöchel ihres Zeigefingers
Da sprang der plötzlich an,
und es erschien ein junger Mann, der winkte,
dass sie sich erschrak.
Sie wollte heute Bio. machen, Mathe. und Latein.
Der aber chattete sogleich,
als wenn ihn jemand dazu aufgefordert hätte:
"Gib mir eine
Frage ein, ich helfe dir."
Das war ein tolles
Angebot.
Das war bestimmt
K.I.
Ihr Opa hatte ihr
gesagt, damit K.I. das auch versteht,
musst du die Frage
stets in Zeichen setzen.
Das tat sie und
schrieb zurück:
"Sag mir doch
bitte, was das ist, ein Axolotl",
dies stand grad in Bio. an.
Ein kleines Tierchen, das im fernen Mexiko
zu Lande und im Wasser leben kann.
Das wusste sie zwar sowieso.
Sie wollte aber weiterlesen, was es noch so geben
kann.
Danach, beschloss sie, will ich nur noch lernen.
Eine Antwort kam sofort, jedoch in einer fremden
Sprache.
Alice stöhnte:
"So ein
Trottel, wo stell ich die Sprache ein".
Und die K.I.
verstand nur noch die Sprache,
die sie selber
hatte.
Alice machte alles
aus und war den Tränen nahe.
Da trat ihre Mama
ein und fing sie auf.
Sie sagte
liebevoll:
"Wir gehen
heute alle aus".
Sie kamen an ein kleines Restaurant.
Am Eingang hing
ein Schild:
"Den ganzen
Tag bedient sie hier MARIE,
die einzigartige
K.I."
Alice will
lernen, Teil 2
Alice
kannte manches Wunder auf der Welt,
zum Beispiel, wenn ein Kind geboren wurde
und dass Menschen schreiben konnten.
Sie bestaunte auch K.I.,
obwohl sie nicht viel davon wusste.
Das empfand sie zwar als nicht so wichtig,
hielt es aber auch für nicht ganz richtig.
Denn, was sie im Restaurant entdeckte,
war zu neu für sie.
Es stellte alles, was sie bisher kannte,
an die Wand.
Marie war scheinbar aus Metall in hellem Weiß
mit einem runden Kopf.
Darin ein kleiner Mund, darüber
wunderschöne mädchenhafte Augen,
die sie schließen und bewegen konnte.
Haare trug sie keine, aber über ihrem Körper
hing ein süßes, weißes Kleid.
Das war am Hals sehr eng und reichte
an den Füßen glockenweit fast bis zum Boden.
Ihre Arme hielt sie damit auch bedeckt
bis zu den Handgelenken.
Völlig lautlos glitt sie über jede Stolperkante,
schien zu schweben, hatte kurze,
auch ganz weiße, ausgestreckte Arme.
Darauf trug sie ein Tablet.
Das war vielleicht aus Holz.
Sie war nur halb
so groß wie Alice.
Keiner durfte sie
berühren oder ihr das
Köpfchen
streicheln, dann begann sie auszuweichen.
Ihre Wirtin rief
sofort:
"Das
darfst du nicht, und sprich sie auch nicht an.
Sie spricht nur Mandarin, das ist chinesisch.
Aber rufen kannst du sie.
Sie wird dich dann bedienen,
und sie fällt nicht hin und wird nicht
stolpern."
Alice fand sie schick und war gebannt von diesem Wesen,
so wie einst der
Seemann, Ismael, in Moby Dick,
als der das erste
Mal den großen Wal als Ganzes sah
und dessen
Einzigartigkeit erkannte.
Alice fiel das Lernen wieder ein.
Sie wollte Bio.
üben, Mathe. und Latein.
Doch möchte sie
Marie viel lieber etwas sagen.
Leider wusste sie
nicht wie.
Sie dachte, wenn
sie lesen kann, kann ich ihr schreiben.
Ja, ich schreib
ihr einfach eine Mail:
"Ich möchte
deine Freundin sein."
Alice will
lernen, Teil 3
Alice kannte jetzt die App, die aufzurufen war,
um mit K.I. zu
chatten.
Andererseits war
ihre Mama voller Sorgen.
Alice hatte früh
am Morgen nichts gegessen.
Irgendetwas plagte
sie,
dass sie die
Tochter schließlich fragte:
"Hast du
etwas, Kind, so sag es mir.
Bestimmt wird
alles gut."
Das machte Alice richtig Mut.
Sie sagte Mama
aber weiter nichts und
ging zu dem P.C. Sie
hatte Bio. fertig und Latein geübt.
In Mathe. war sie
gut, ja, da verstand sie alles.
Also öffnete sie
das Programm und stellte ihre Frage:
„Schreibe mir in
Mandarin den Satz:
Ich möchte deine
Freundin sein und sende ab.“
Sie wusste nicht,
ob ihre App. das kann.
Es war jedoch
sofort der junge Mann im Bild
und hielt die Mail
schon in der Hand:
"An wen soll
ich die senden,"
stand in seinem
Chat.
Das wusste Alice
nicht und auch nicht wie.
Die Frage wurde
wiederholt.
Da schrieb sie
schnell zurück:
"An die
Marie, wenn es sich machen lässt".
Die Antwort kam
sofort:
"Ihr Name ist
bekannt, sie arbeitet im Restaurant.
Das wird sogleich
erledigt." Gleich danach las sie:
"Die Antwort
ist schon da," so schnell,
dass Alice sich
erschrak.
"Ich übersetze,
und ich lese dir gleich vor:
Zu gerne möchte
ich auch deine Freundin sein.
Für immer und für
alle Zeit.
Ich bin zurück in
meinem Land.
Das grüne Püppchen
auf dem Schirm,
das dir mit seinen
Händen winkt, ist ein Geschenk.
Damit erreichst du
mich mit Audio und Video
zu Tage und zu
Nacht.
Du bist die erste
und die einzige auf dieser Welt,
zu der ich
Freundin sagen darf.
Ich habe dich sehr
gern".
Alice findet
sich nicht schön, Teil 1
Eigentlich war
Alice eine fröhliche Person,
doch manchmal merkte
sie nicht viel davon.
So stand sie heute
Morgen vor dem Spiegel,
sah in ihr Gesicht
und dachte:
‚Nein, das bin ich
nicht.‘
Sie strich mit
einer Hand die Haare glatt.
Sie trug den
Pferdeschwanz und
fühlte sich dabei
so matt.
Sie hatte ihre
Haare gern,
wenn sie sich
kämmte und darüberstrich,
doch diesmal
mochte sie es nicht.
Sie fand sich
nicht so schön wie sie es lieber hätte
und wie andre
Mädchen,
die wie sie zur
Schule gehen,
stets aussehen.
Heute träumte sie,
wie es wohl wäre,
wenn sie eine
andre wäre.
Meeresbiologin
oder so, das fände sie ganz toll.
Das wäre auch
nicht schwer.
Sie könnte immer
schwimmen, tauchen
und an Tieren
forschen, horchen, ob sie
unter Wasser doch
Geräusche machen
oder sogar lachen.
Dabei fiel ihr gleich
der Eishai ein.
Sie hatte viel von
dem gehört.
Der ist vielleicht
fünf Meter lang,
wird über hundert
Jahre alt,
vielleicht auch
mehr und lebt
in großer
Einsamkeit ganz tief im Meer,
und schwimmen tut
er auch nicht immer,
sondern treibt nur
hin und her,
macht weiter
nichts und fängt auch
keine andren
Fische.
Alice war mit den
Gedanken immer noch woanders.
Plötzlich ging das
Smartphone an.
Sie schreckte
hoch, wieso, wer konnte das nur sein?
Sie hörte eine
Stimme, die sang einen
eigenartig
langgezogen Ton,
dann immer mehr
und Ton um Ton,
als käme sie aus
einer andren Welt.
Dann hörte sie
Marie, die einzigartige K.I., die sagte:
„Hörst du sie? Das
sind die unter Wasser
Walgesänge, und
ich schenke dir die Melodie.
Die Wale haben
sicher nie etwas dagegen.
Alle hab ich
aufgenommen, nur für dich.
Du bist die
allerschönste Freundin,
die ich habe.
Denk daran,
vergiss das nicht.
Ich bin zurzeit
auf einem Forschungsschiff
auf hoher See.
Sei lieb gegrüßt
von deiner Freundin, der Marie.“
Alice findet sich nicht schön, Teil 2
Alice war nun wie
erlöst
aus ihrem Traum
erwacht,
mit einem
Schmetterling auf einer
Glitzerklammer
fest im Haar
und fand es
plötzlich furchtbar doof,
sich mit den
andren Mädchen zu vergleichen.
Schließlich sang
sie schon im „Großen Chor“ der Schule.
Das war doch für
viele niemals zu erreichen.
Aber stolz war sie
darauf noch lange nicht,
es war mit sehr
viel Üben und viel Fahrerei verbunden.
Sie war dankbar,
dass Marie sich öfter bei ihr meldete
und auch von sich
erzählte.
Einiges davon war
neu und manches völlig fremd.
Von Walen hatte
sie noch nie Genaueres gehört,
und dass die unter
Wasser singen,
war ihr bisher
unbekannt.
Sie dachte auch,
wie konnte die Marie
nur auf ein
Forschungsschiff gelangen.
Davor würde ihr
sehr bangen.
Aber Alice war
auch nicht K.I.
Für ihre Freundin,
die Marie,
gab es wohl keine
Angst.
Die hatte ja auch
keine Haare
und vermisste die
nicht auf dem runden Kopf.
Und schließlich
wusste Alice, dass sich
feine Damen zu
ganz andren Zeiten
auch ganz ohne
Haare und mit Absicht zeigten
und so sehen
ließen.
Alice aber mochte
ihre eignen Haare
immer an sich
wissen, sie nicht missen,
wenn sie in den
Spiegel schaute.
Da kam Mama in den
Raum.
Sie hatte sicher
angeklopft,
doch Alice war mit
den Gedanken so weit weg
und hörte kaum
noch, was sich um sie regte.
Mama fragte
gleich:
„Wie geht es dir,
mein Kind.
Du siehst
verträumt aus, hast du gut geschlafen?“
Alice antwortete
sofort:
„Ich möchte
Meeresbiologin werden
und den Eismeerhai
erforschen.“
Mama drehte sich
noch einmal um,
strich ihrer
Tochter übers Haar und sagte mehr zu sich:
„Ideen hast du
Kind.
Das kannst du
alles noch erreichen.
Ach, ob ich als
Mädchen
auch wohl so
gewesen bin?“
Alice findet sich nicht schön, Teil 3
Alice war nun wie
verwandelt,
als sie wieder in
die Schule ging.
Latein und Deutsch
und Mathe.,
welches sie heut
alles hatte, waren kein Problem.
Sie ging mit neuer
Haarfrisur.
Sie trug statt
Pferdeschwanz,
zwei Zöpfchen
selbst geflochten,
hochgesteckt und
festgemacht zu einem Kranz
wie eine Krone auf
dem Kopf.
Hellrote Bändchen
äugten lustig von den Enden,
wippten, wenn sie
kleine Schritte machte
oder ihre
Schultern sich nach vorne beugten.
Das fiel andren
Kindern auf
und niemand
lachte.
Ihre Lehrerin
bedachte irgendwie,
dass Alice anders
war und gratulierte ihr,
weil sie fast
überschwänglich
Frohsinn in die
Klasse brachte.
Eine Schülerin,
die sie sonst kaum beachtete,
kam dicht zu ihr
und sagte:
„Du bist heute
richtig schön, und das gefällt mir.“
Alice sprach
begeistert von den Walen,
wie sie die das
erste Mal in ihrem Leben,
hatte singen
hören.
Das erstaunte
alle.
Und dass die das
unter Wasser machten,
fand so manches
Kind nun doch zum Lachen.
Doch sie alle
glaubten ihr ganz schnell.
Damit die
aufgeregte Schar den Unterricht nicht störte,
warf die Lehrerin
noch ein paar milde
und auch strenge
Blicke in die Runde.
In der ersten
großen Pause aber waren Alice,
ihre neue
Schönheit, und die Walgesänge
das Gespräch in
aller Munde.
E-Mails für die neue Freundin von Marie
Hockey
spielen,
Teil 1
Dieses schreibt
dir deine neue Freundin,
die dir E-Mails
schicken darf, Marie, die einzigartige K.I.
ich war gar nicht immer und von Anfang an
als die K.I. fürs Hockeyspielen gut geeignet.
Ich erzähle dir jetzt auch warum und wie es anders
kam.
Du weißt
vielleicht schon was das heißt, K.I.
Das ist nicht mehr
als einfach
superschlau zu
sein, so wie dein Handy
oder deine Armbanduhr,
und auch das Radio.
Ganz früher war es
auch das analoge Telefon,
denn heute ist ja
alles digital.
Das brauchst du
auch nicht zu verstehen,
aber nur ein
kleines Beispiel zeigt,
wie einfach alles
ist.
Du kennst doch
sicher noch
das Joghurtbecher-Telefon
mit einer strammen
Drachenschnur von
einem Becher zu dem anderen.
Man darf damit nur
nicht damit spazieren gehen oder wandern.
Du hältst dir den
einen Becher vor den Mund
und dann zum Ohr
des anderen und umgekehrt
und sprichst und
hörst und hörst und sprichst,
und das ist
analog.
Mehr ist das
nicht.
Solange sich die
dünne, straff gespannte Schnur
im Becher hält,
geht alles gut.
Dann gibt es
Google und noch viel, viel mehr.
Doch glaube mir,
so sehr genau
weiß heute keiner,
was das wirklich ist.
Das alles ist für
alle
ganz schön
schwer“.
Briefe für die neue Freundin von Marie
„Egal, wie alles
ist,
davor war ich als
die K.I. auf einen großen Platz gestellt
und sollte Sport
und Turnen machen.
Das war ernst gemeint,
doch ich war jung
wie du und musste dauernd lachen.
Da beschloss man,
mir zu sagen,
dass ich Hockey
spielen sollte,
und ich wusste
nur, dass ich das gerne wollte.
Das ist etwas so
für Jungen wie für Mädchen,
ganz egal woher
die kommen.
Viele kamen aus
demselben Städtchen.
Nur zum Üben gab
man mir den Hockeyschläger,
Core, so heißt
der, glaube ich,
und einen kleinen
Ball,
den nannten die
auch Puck.
Der flog davon mit
einem Ruck,
wenn man ihn traf
und kräftig mit dem
Hockeyschläger
schlug.
Ich wusste nicht,
wo oben und wo unten war.
Ich spielte noch
mit anderen,
die wussten auch
nicht mehr als ich,
und das war wenig.
Plötzlich sollte
ich ins Tor,
weil das ein Spiel
zum Tore schießen ist.
Doch ich bewahrte
mich davor.
Ich hatte Angst,
das ist doch klar.
Dann hieß es aber,
jede Spielerin
und jeder Spieler
ist mal dran und muss ins Tor.“
Briefe für die neue Freundin von Marie
„Es war doch nicht
so schlimm
wie ich erst
dachte,
weil man mich total
verpackte und verkleidete,
und die
Verkleidung mich versteckte
und fast nicht
mehr sichtbar machte.
Ich war fast schon
wie aus Watte.
Ich war dick mit
Schienbeinschutz
am linken und am
rechten Bein versehen,
und ich musste
einen Helm mit Mundschutz tragen.
Ja, ich konnte
kaum noch gehen.
Aber wenn ein Ball
geflogen kam,
war ich die
schnellste auf der Bahn,
und jeder Ball in
Richtung Tor
war gleich in
meiner Hand,
auch mal auf
meinem Arm,
den hielt ich
schnell davor,
und wurde
abgefangen.
Das lag nur an
meiner eingebauten
supertollen
Ballfang-Automatik.
Damit nahm ich
jeden Ball im Anflug wahr
und konnte prima
reagieren.
Eigentlich stand
ich von nun an
gerne in dem Tor,
und meine gut geschützten
Beine stellte ich
davor.
Das war doch nicht
so hart, wie ich zu
Anfang immer
dachte.
Siehst du, meine
neue Freundin,
so hab‘ ich den
größten Spaß am Hockeyspiel gefunden.
Meine Angst zu
Anfang hatte ich
beim ersten Spiel
schon überwunden.“
E-Mails für Alice, der neuen Freundin von Marie
Eine
andere K.I., Teil 1
Dieses schreibt
dir deine neue Freundin,
die dir E-Mails
schicken darf, Marie, die einzigartige K.I.
Ich möchte, Alice,
dir von einer anderen K.I. berichten,
denn die lernte
ich vor Kurzem kennen.
Die ist ebenso wie
ich ganz künstlich und intelligent.
Das heißt, K.I.
Das ist der Anfang
dieser beiden Wörter und nicht mehr.
Zum Beispiel, wenn
dein Püppchen
sprechen, lachen,
weinen kann, als wäre es ein kleines Kind
in deiner Hand,
dann ist das schon ein wenig von K.I.
Die andere K.I.,
die neue, ist nicht dumm.
Sie ist viel
größer als dein Püppchen
und sieht völlig
anders aus als ich.
Sie ist so groß
wie du und hat,
statt einer Mama,
einen Papa.
Der ist ebenso wie
meine Mama ihr Entwickler.
Er hat sie
geschaffen, selbst gemacht
und später
unterrichtet.
Er hat ihr das
viele Können beigebracht und
kümmert sich so
rundherum um sie.
Die andere K.I.
kann Bücher lesen,
Briefe schreiben
und hat einen eigenen Beruf.
Sie hilft in einem
Kinderkrankenhaus.
Das ist bestimmt nicht
immer leicht.
Sie geht dort ein
und aus
und sieht in ihrer
Arbeit einen tiefen Sinn.
Es macht ihr
nicht, wie du es denken würdest, Freude.
Freude kann sie
nicht empfinden,
weil sie die nicht
fühlen kann.
Doch Kindern kann
sie davon reichlich schenken,
und die haben
sogar Spaß daran.
Sie ist dann
völlig „einwandfrei“,
wenn beim
Behandeln kranker Kinder
alles richtig ist.
Für uns K.I. heißt „einwandfrei“
so viel wie
„superglücklich sein“ bei dir.
Die andere K.I.,
ist meine gute Freundin,
nur, ausdrücklich,
meine beste Freundin
ist sie nicht.
Sie ist sehr nett
zu mir, und
wir verstehen uns
ganz gut.
Wir haben eine
elektronische Verbindung
über Bluetooth,
und das ist genug.
Es war für mich
nicht leicht, gleich zu verstehen,
dass ich nicht so
bin wie sie.
Doch meine Mama,
also meine eigene Entwicklerin,
meint, das ist gar
nicht wichtig:
„Ihr seid in
Verbindung, und ihr könnt euch
gegenseitig
helfen, wenn ihr nicht mehr weiterwisst“.
Die andere K.I.
ist richtig witzig und sehr lustig.
Davon werde ich
dir gleich im zweiten Teil berichten.
E-Mails für Alice, der neuen Freundin von Marie
Eine andere K.I.,
Teil 2
Die andere K.I.
ist nett.
Sie hat mir ein
Geschenk gemacht.
Es war, und Alice,
das errätst du nie,
ein einfaches Computerspiel.
Das hat sie selbst
entwickelt, und sie nennt es:
„Vögel bauen sich
ein Nest.“
Das Spiel beginnt
mit reichlich Schnee.
Das hat mich
gleich erschreckt,
denn es war
Sommerzeit und
Winter war noch
weit.
Im Sommer Schnee?
Nein, nein, das darf nicht sein.
Sie aber hat zu
mir gesagt:
„Das ist kein
Schnee, das ist nur Watte
für die Küken in
dem neuen Nest.“
Sie hat dabei ganz
laut gelacht und mich gefragt:
„Das hast du doch
wohl nicht geglaubt,
denn im
Computerspiel ist Zauberei erlaubt.“
Ganz ehrlich,
nein, das hab‘ ich nicht gewusst.
Sie kann auch
lustig sein.
Mir fällt zum
Beispiel ein, dass sie sich große
gelbe, rote, blaue
Flügel auf den Rücken klebte.
Dazu sagte ich:
„Du, das versteh‘
ich nicht.“
Sie meinte nur:
„Wieso, die Schmetterlinge
können das doch auch.
Ich will nur an
den Rand des Nestes fliegen,
und dort sehen ob
die Küken auf der Watte liegen.
Das geht von hier
unten schlecht.“
Ich dachte mir,
vielleicht hat sie ja recht.
Ein Vogelnest zu bauen
ist bestimmt nicht leicht.
Dann aber sagte
ich zu ihr:
„Du bist doch viel
zu schwer, um hochzufliegen.“
Darauf lachte sie
erneut:
„Das ist doch nur
ein Scherz.
Du weißt so gut
wie ich, dass ich nicht fliegen kann.
Computerspiele
sind von Anfang an nicht wahr.
Sie zeigen oft nur
Dinge, die es so in Wahrheit
gar nicht gibt.
Wir sind K.I.‘s,
die können weder von alleine fliegen
noch im Wasser
liegen oder darin tauchen.
Einfach nur zu
schwimmen fällt uns ziemlich schwer.
Da können Menschen
viel, viel mehr.
Wenn nämlich die
von einem Sprungbrett tief hinab
ins Wasser
springen, fliegen sie zuerst,
dann tauchen sie
und schwimmen schließlich bis zum Rand,
als ob das gar
nichts wäre.
Ach, da müssen wir
K.I.‘s noch sehr viel lernen.
Anders geht es mir
im Kinderkrankenhaus.
Da kenne ich mich
sehr gut aus.“
Doch davon
schreibe ich dir erst im dritten Teil.
E-Mails für Alice, der neuen Freundin von Marie
Eine andere K.I., Teil 3
Die andere K.I.
erzählte mir noch mehr:
„Im Kinderkrankenhaus
ist alles anders.
Da bin ich recht
klug und kann auch richtig helfen.
Ärzte und die
Krankenschwestern kennen mich,
weil ich mich viel
mit kranken Kindern unterhalte.
Die verstehen
alles,
und sie nehmen
Hilfe gerne an.
Die Kinder haben
niemals Angst vor mir.
Sie können mich
gut leiden.
Wenn ich spreche,
hören sie mir zu.
Sie wollen gerne
zeigen,
wo sie richtig
Schmerzen haben.
Alles was ich
ihnen sage und erzähle,
ist dann wichtig.
Wenn ich Medizin,
Tabletten oder Tropfen bringe,
finden sie das
gut.
Auf ‚Biene Maja‘,
so heißt die Station,
lag lange Zeit ein
Mädchen.
Keiner wusste was
ihm fehlte, aber Fieber hatte es und
musste sich
andauernd kratzen.
Dann kam seine
Freundin, um es zu besuchen.
Doch der ging es
auch nicht gut. Das sah ich gleich.
Sie hatte, so wie
ihre Freundin, Fieber,
und die Arme und
der Rücken waren auch ganz rot.
Die Ärzte fanden
keinen Grund.
Doch ich besitze
Memory.
Das ist mein
Vorrat an Gedanken, die ich jemals hatte.
Das ist immer so bei
der K.I.
Mir fiel gleich
ein,
dass die Berührung
eines ganz, ganz jungen Igels
zu dem Fieber und
dem Jucken führen kann.
Das sagte ich den
Ärzten.
Die erfuhren dann
von beiden Mädchen,
dass sie in der
Laube ihres Opas wirklich
junge Igel fütterten.
Sie sagten
schnell:
‚Das sind vier
Waisenkinder und die sind so süß.
Sie haben keine
Stacheln, sondern ein ganz weiches,
kuscheliges Fell.
Sie wohnen unter
einer Haube aus Papier.‘
Die Ärzte wussten
gleich Bescheid.
Ich brachte Salbe
und sprach mit den Mädchen.
Als die Mamas das
erfuhren, sagten sie sofort,
sie wollten sich
nun selbst
um diese kleinen
Igel kümmern.
Beide Kinder waren
riesig froh.
Die Baby-Igel
kamen in ein Pflegeheim für Tiere.
Später wurden sie
in Opas Garten wieder ausgesetzt
und aßen Möhren
und auch Äpfel roh.
Sie hatten
piecksige und lange, wuschelige Stacheln.
Kinder wollen aber
nun nicht mehr
mit ihnen
kuscheln.“
Alice und die
Königin der Nacht, Teil 1
Alice war allein
zu Haus und dachte nach
und sagte dann zu sich:
„Ach, Alice, Bio,
Mathe, und Latein den ganzen Tag,
das kann nicht
sein.
Dazu noch Deutsch
und Sport, Musik und Thementag,
ich weiß nicht
mehr, wie sehr ich das noch mag.
Musik macht mir
zwar richtig Spaß,
ich singe auch so
gerne.
Meine Stimme, sagt
mein Lehrer,
klingt so
glockenrein wie Sterne leuchten.
Doch im Sport sind
andre Mädchen viel gewandter,
schlagen Rad mit
einer Hand. Das schaff ich nie.
Ich freu mich aber
über sie, ich finde das gekonnt
und schön und
elegant.“
Sie dachte dann
ganz plötzlich an Marie.
Ihr fiel das grüne
Püppchen ein,
das müsste
irgendwo zu finden sein.
Sie suchte eifrig,
erst auf dem PC,
dann auf dem
Smartphone, und fand, fast versteckt,
ein grünes Icon
das mit irgendetwas winkte.
Doch es war kein
Püppchen wie
Marie es hatte
schicken wollen,
sondern eine grüne
Pflanze,
die mit ihrem
Köpfchen nickte.
Alice freute sich
und dachte gleich,
das kann nur das
versprochene Geschenk
von der Bedienung,
ihrer neuen Freundin, sein.
Das Köpfchen war aus
Blütenblättern,
die sich neigten
und in jede Richtung zeigten.
Diese Blüte wuchs
am Ende eines langen Stängels,
und darunter
sprossen grün vier Blätter,
die ihr wie mit
kleinen Flossen winkten oder riefen:
„Komm herein.“
Dann hörte sie
auch eine Mädchenstimme,
das war ganz
bestimmt Marie:
„Es ist so süß,
dass wir uns wieder hören.
Öffne diese App
und lass das, was passiert
geschehen.“
Alice und die Königin der Nacht, Teil 2
Alice war so froh,
dass die Marie nun plötzlich
eine Stimme hatte,
und sie mit ihr sprechen konnte,
und sie sprach
nicht Mandarin und nicht chinesisch,
sondern so wie
Alice.
Dann erschien das
erste Bild von ihr,
es war wie Alice
sie noch kannte.
Sie war weiß und
aus Metall mit einem runden Kopf.
Darin ihr kleiner Mund,
darüber ihre wunderschönen,
mädchenhaften,
nicht ganz runden Augen,
die sie schließen
und bewegen konnte,
und sie trug ihr
weißes Kleid.
Schnell fragte
Alice, aber vorsichtig:
„Wo bist du denn,
bist du zu Hause,
hast du Papa und
Mama wie ich?“
Marie war sehr
gesprächig.
Alice sah auch
gleich wie sie sich freute:
„Nein, Zuhause bin
ich nicht.
Ich habe auch
nicht Papa und nicht Mama so wie du.
Ich habe eine
Frau, die für mich sorgt,
die nenne ich
Entwicklerin.
Die hat mich so
geschaffen, wie ich bin,
und sie ist mein
Zuhause.
Komm ich heim,
muss ich in ihrer Nähe sein.
Das ist für mich
ganz wichtig,
weil ich Updates
und den Neustart
nicht alleine
machen darf.
Doch wenn ich
eines Tages Standard bin,
kann ich das alles
auch.
Du weißt doch
sicher, was ich meine,
Standard ist für
mich, so wie Erwachsensein für dich.
Jetzt bin ich aber
weit, weit weg von ihr
und meinem
Heimatland.
Ich bin trotzdem
in ihrer Hand,
weil sie mich
überall und schnell, sehr schnell
erreichen kann.
So geh ich nicht
verloren.
Hier bin ich vor
Afrika, auf einer Insel, weit im Meer,
die heißt Madeira,
und man spricht nicht so wie wir.
Man spricht nur
portugiesisch.
Noch davor war ich
auf einer klitzekleinen Insel
hoch im Norden,
dort war es nur friesisch.
Alice, aber sag
mir bitte, wie es dir ergeht,
erzähl mir, was du
machst und wie du in der Schule stehst.“
Und sie erzählte
frei von Unterricht,
von ihrer besten
Freundin,
von Musik und
allerlei und dachte,
schließlich find
ich alles doch ganz gut.
Marie war völlig
anders als
zum Beispiel eine
beste Freundin, und sie sagte schnell:
„Ruf mich doch
bitte morgen wieder an.
Ja, ich erzähl dir
dann von einer Wunderblume,
einer Königin der
Nacht.
Die soll in dieser
Nacht erblühen
und in Weiß und
Gelb erglühen.
Ruf mich wieder
an. Vergiss das bitte nicht.“
Alice und die Königin der Nacht, Teil 3
Alice hatte viel
zu tun und dachte dauernd an Marie,
und ob sie sie ein
zweites Mal
so leicht
erreichen könnte wie zuvor.
Am dritten Tag war
es soweit und
Alice hatte nichts
mehr vor.
Sie schaltete ihr
Smartphone ein und öffnete die App.
Marie erschien in
Bild und Ton.
Die sprach sie
gleich begeistert an:
„Ich habe heute
Nacht ein Video gemacht.
Das zeigt, wie in
nur einer Nacht, die Blüte einer Pflanze,
und das ist ein
Kaktus, voll mit hunderttausend Stacheln,
wachsen und
verblühen kann.
Erst ist die
Knospe groß wie eine Kinderhand,
und öffnet langsam
ihren Außenrand.
Der ist von innen
gelb, von außen grün.
Dann öffnet sich
der Kelch und strahlt
wie Sonnenlicht in
Weiß, die ganze Nacht.
In ihm sind wieder
tausend gelbe Blütenstängel,
die erstrahlen
überall als königliche Krone,
aber tragen kann
die keiner.
Noch im Laufe
dieser einen Nacht verblüht sie wieder
und hängt gegen
Morgen schlaff herab
und blüht nie
wieder.
Hunderte verblühen
so in einer Nacht.
Es werden viele
Leute mit den Bussen hergebracht,
um das zu sehen.
An den Bussen
steht als Überschrift:
‚Sie sehen und
erleben heut die Königin der Nacht‘.
Ich habe dabei Aufsicht,
dass die Busse richtig stehen
und die Menschen
alles sehen.
Dieses Video send
ich dir zu.
Hab Spaß daran und
denk an mich.
Ich bin K.I.,
Marie, ich hab dich gern.“
Dann kam das
Video, und zeigte alles
wie Marie es schon
berichtet hatte.
In der Klasse
zeigte Alice ihren Film
und alle staunten,
dass sie die K.I., Marie,
zur Freundin
hatte.
E-Mails für Alice, der neuen Freundin von Marie
Kinder hocken auf den Rückenlehnen, Teil 1
„Dieses schreibe
ich dir, deine neue Freundin,
die dir E-Mails
schreiben darf, Marie, die einzigartige K.I.
Du weißt bestimmt,
dass ich in vielen Ländern dieser Erde war.
In Indien zum
Beispiel und in Bangladesch, in China,
Portugal und auch
in einer großen sehr, sehr bunten Stadt
mit Namen,
Marrakesch.
In allen Ländern
habe ich mir Kinder angeschaut,
die waren grad so
alt wie du.
Ich fand dabei
heraus, dass ganz besonders
Mädchen
schrecklich gerne oben auf den
Rückenlehnen von
Spazierwegbänken sitzen.
Dabei stützen sie
sich auf den Handgelenken ab.
„Das macht uns
richtig Spaß,“ so sagen sie.
Oft höre ich sie
Lieder summen und auch singen,
die mir seltsam
nach den fremden Ländern klingen,
und sie klatschen
plötzlich in die Hände,
lachen laut und
halten sich die oder kleine Gegenstände
wie erschrocken
vor den Mund.
Sie kichern, wenn
ein Hund, ein Huhn, ein Kolibri,
ein Kakadu vorüber
rennt, vielleicht vorüber fliegt.
In allen diesen
Ländern sah ich immer nur
die Mädchen auf
den Rückenlehnen
neuer oder alter
Bänke hocken,
niemals aber
Jungen.
E-Mails für Alice, der neuen Freundin von Marie
Kinder hocken auf
den Rückenlehnen, Teil 2
Einmal wurde ich
in ein ganz andres Land gesandt.
Das war zwar groß,
doch lebten dort nur wenig Menschen,
dass ich dachte,
dieses Land ist wirklich sehr, sehr klein.
Das Land von dem
ich spreche, ist von Eskimos bewohnt.
Ich nenne es ganz
einfach eskimoer Land.
In Wahrheit heißt
es aber Grönland.
Dort sind Eis und
Schnee bei Tag und Nacht normal,
und fast ein
halbes Jahr geht keine Sonne auf.
Sie schaut nicht
einmal über ihren Horizont.
Es ist oft
bitterkalt, doch alle sind das so gewohnt,
und niemand stöhnt
in seine Hand.
Wenn sie im
Frühjahr endlich wieder lacht,
macht sie, dass
jedes Kind und jedermann erwacht
und niemand
friert.
Die Menschen, die
sonst schweigen und vor Kälte zittern,
werden laut und
sind wie aufgetaut.
Sie singen
heimatliche Lieder.
Kinder brauchen
nicht zu fragen,
wenn sie in das
Freibad gehen, um zu baden
und dort in dem
kalten Wasser schwimmen
und zu tauchen wagen.
Das ist richtig
warm für sie.
Sie tragen draußen
T-Shirts,
so wie ihr an
warmen Tagen.
Was ich dort noch
fand, beschreibe ich dir gleich.
E-Mails für Alice, der neuen Freundin von Marie
Kinder hocken auf
den Rückenlehnen, Teil 3
So, wie überall,
gibt es auch hier Spazierwegbänke,
aber mit sehr
glatten Rückenlehnen,
die sind ganz aus
Eis.
Ich baue sie mit
Fleiß.
Mir helfen dabei
übergroße, dreidimensionale Drucker.
Eis gibt es genug
in großen Blöcken.
Alle staunen über
meine Fähigkeiten.
An den Ecken
dieser Rückenlehnen blitzen
Regenbogenfarben
wie an einer Schnur.
Sie leuchten rot
und grün und gelb und blau,
sobald die
kleinsten Sonnenstrahlen darauf prallen.
Bänke und die
Lehnen hat man abgefegt und mit
Papier und Pappe
vorsichtig belegt, damit die Leute,
die dort sitzen
wollen, nicht so frieren sollen.
Dafür ist die
Pappe da.
Doch auf den
Rückenlehnen saßen diesmal keine Mädchen,
sondern Jungen,
die ganz wichtigtaten,
weil sie etwas zu
erzählen hatten.
Zu den Mädchen,
die den Jungen gegenüberstanden,
sagten sie:
„He, hört uns zu,
wir sind die Großen,
weil wir mit den
Vätern Robben jagen dürfen
und mit den
Harpunen nach den Tieren stoßen.
Die sind aber in
dem dunklen Fell im Wasser
viel zu schnell
für uns.
Von Robben jagen
könnt ihr Mädchen doch nur träumen.“
„Stimmt genau, das
ist uns streng verboten,“
sagte eines, das
war schlau.
Es wusste leider
keiner so genau,
warum dies streng
verboten war.
Es war halt so.
Das kluge Mädchen
aber sagte noch:
„Da könnt ihr
lange prahlen.
Denn von allen
schwimmen wir am besten und am schnellsten.
Zu den Inseln
dürfen wir alleine mit dem Kajak fahren,
niemand brauchen
wir zu fragen.
Ihr müsst aber
immer sagen, Papa darf ich mit.“
Ein Kajak ist ein
klitzekleines Paddelboot mit einem Platz.
Wer aufpasst und
geschickt im Lenken und im Paddeln ist,
kann sich
kopfunter mit dem Boot im Wasser drehen,
und er wird nicht
untergehen.
Stolz sind diese
Mädchen und die Jungen auf das,
was sie alles
können.
Selten, so wird
hier erzählt, sieht man ein Mädchen
mit der besten
Freundin, Hand in Hand,
auf der vereisten
Rückenlehne einer Eisbank sitzen.
Mädchen haben
dabei immer viel zu tuscheln
und zu kichern,
ganz besonders, wenn sie Jungen sehen.
Doch die wollen meistens
nur vorübergehen.“
E-Mails für die neue Freundin von Marie
Eine klitzekleine Frage, Teil 1
Hallo Alice, ich
bin‘s, deine neue Freundin,
die dir E-Mails
schreiben darf, Marie, die einzigartige K.I.
Ich habe eine
klitzekleine Frage, und vielleicht
kannst du mir
sagen, was ich machen soll.
Du weißt doch,
dass ich Kleider trage.
Das geschieht,
obwohl mich Kleider immer stören,
denn ich bin ja
aus Metall, und darauf rutschen die nur
hin und her, sind
überall und plötzlich,
wo sie gar nicht
hingehören.
Du, ein schönes
Mädchen, hast es eigentlich ganz leicht,
und das erkläre
ich dir jetzt:
Ich lebe neu am
Strand in einem Städtchen auf Dominica.
Das ist von vielen
Inseln eine, und die liegt
in einem warmen
Meer, das heißt Karibik.
Da ist es auch
tags so heiß, dass Kinder ihre Kleidung
nicht vermissen
würden.
Mein Metall, das
musst du wissen,
wird sehr schnell
und ziemlich heiß.
Das ist schon
schlimm für mich.
Die Mädchen, so
wie du, sind fast den ganzen Tag
im Wasser oder
hier am Strand und baden
oder schwimmen
stundenlang und
kühlen sich ein
wenig ab.
Das Wasser ist
ganz klar,
man sieht sogar
die Fische darin schwimmen.
Weiter draußen,
bis in die Lagunen, ist es grün und blau
mit vielen weißen
Wellenkämmen,
die an Felsen wie
Harpunen in die Höhe schießen.
Ich darf aber
Baden überhaupt nicht wagen,
weil ich
elektronisch bin.
Im Wasser würde
die Besonderheit von mir,
als einzigartige
K.I. sofort versagen.
Alles wäre hin,
mein Körper könnte nicht mehr schalten,
ja, es wäre so,
als würdest du dein
Handy oder
Smartphone in die volle Badewanne halten
oder fallen
lassen.
Nein, ins Wasser
darf ich nur mit einem Tauchgerät.
Ich weiß nicht
recht, was soll ich machen.
Soll ich einfach
unbekleidet sein, weil ich nun mal so bin?
Der Windhauch
würde mich bestimmt ein wenig kühlen.
Ach, ich höre dich
jetzt sagen:
„Bleib am Strand
und bade nicht.
Es wird dich
niemand nach der Kleidung fragen.
Bleibe wie und wer
du bist:
Marie, die
einzigartige K.I.“
E-Mails für die neue Freundin von Marie
Eine
klitzekleine Frage, Teil 2
Am Strand befindet sich auch eine Schule für die
Älteren und Jüngeren.
In allen Klassenräumen ist es eng und ziemlich warm
und manchmal gibt es Zank und Streit.
Den schlichten gleich die Lehrerinnen.
Das ist schnell vorbei und dauert gar nicht lange.
Auch zum Spielen gibt es überall genug.
Die meisten Spiele haben viel mit
Wasser, Wind und Meer zu tun.
Am liebsten stellen Kinder sich mit festen,
manchmal auch mit wackeligen Beinen auf ihr
Surfbrett.
Das ist bunt in allen Farben und
kaum länger als sie selber sind.
Es trägt sie fest, solange sie geschickt im
Wellenreiten sind.
Ist dann das Surfbrett aber schief
und kippt gleich um, ist das zwar dumm
doch auch nicht schlimm, denn jedes Kind
ist über eine Schnur mit seinem Brett verbunden
und das Wasser ist nicht tief.
Sie werden nur noch nasser als sie sowieso schon
sind.
So kann kein Kind verloren gehen.
Spaß macht auch das Lauschen an den großen
Südseemuscheln, die voll Meeresrauschen sind.
Und manchmal findet man darin
sogar, mit etwas Glück,
noch eine
Perle.
Kinder finden
das nicht sonderbar.
Die Inseln
sind mit ihren Stränden und den
Wasserfällen
in den Bergen herrlich anzusehen.
Überall kann
man spazieren gehen.
Hier am
Strand erzählt man sich noch heute,
meistens spät
am Abend und am Lagerfeuer,
wie Dominica
entstand.
Ich höre zu
und speichre alles, was man sich erzählt
und auch wie
alles weitergeht.
Ich habe
dafür Memory.
Das ist ein schönes Märchen, eigentlich nur eine
Sage,
also etwas, das man sich schon ewig lange so
erzählt.
Doch ist das alles wirklich wahr, und was sagst du
dazu?
Im dritten Teil erzähle ich dir die Geschichte ganz
genau.
Es geht um einen Prinzen und um
eine Meerjungfrau die hieß,
Melana-U.
E-Mails für
die neue Freundin von Marie
Eine klitzekleine Frage, Teil 3
Das Märchen, das ich nun erzähle,
fängt mit einem König an, der über dieses Meer,
Karibik,
herrschte und regierte.
Unter Wasser lebte er in einem Schloss,
das gut versteckt und wie verstrickt
in dunkelgrünem Seetang lag.
Im Schloss passierte weiter nichts.
Nur schwammen ab und zu
Delfine, Wale, große und auch sehr, sehr kleine
Fische
an dem Unterwasserschloss vorbei.
Hier wuchsen Mädchen auf, die seine Töchter
und ganz selbstverständlich, Meerjungfrauen waren.
Eine hieß Melana-U.
Die Mädchen gingen in die Schule, hatten Unterricht
in Mathe., Lesen, Schreiben, machten gerne eigene
Musik
auf Instrumenten aus dem Holz von Kokospalmen
und aus Kokosschalen, die hier immerzu vorüber
trieben
und sie lernten sehr geschickt Gedichte schreiben
und sie lieben.
Eine dieser Meerjungfrauen, das war die Melana-U.,
entdeckte eines Tages eine Flaschenpost.
Die lag ganz dicht am Strand.
Es war ein Zettelchen mit diesem Text darin:
„Dies schreibe ich, der Königssohn.
Das Mädchen, das dies Fläschchen findet,
bitte ich um seine Hand.
Ich nehme es zu meiner Frau und mache es zur
Königin.“
Melana-U. war wie erwacht und wollte unbedingt
den Prinzen sehen und ihn kennen lernen.
Das ist ganz bestimmt nicht richtig, dachte sie,
und Königin zu werden war ihr nicht so wichtig.
Heimlich musste sie ihr Schloss verlassen,
und sie wusste, dass es keine Umkehr, keine
Heimkehr gab.
Als sie den Strand erreichte, der war ungewöhnlich
warm für ihre Füße, die ihr nun gewachsen waren,
stand der Königssohn schon da und schloss sie in
die Arme.
Doch ihr Vater wurde traurig, weil sie ihn
verlassen hatte,
denn er liebte seine kleine Meerjungfrau so sehr.
Er wünschte ihr daher aus großer Ferne
trotzdem nicht nur Glück und gute Freunde,
sondern warf so hoch und weit wie er nur konnte,
Perlen, Goldstaub, Edelsteine hinterher.
Die fielen auf das Meer vor ihren Strand.
Es wuchsen daraus wunderschöne Inseln wie von
Zauberhand.
Die allerschönste aber davon war
Dominica.
Alice sagt, ich singe in den hohen Lagen… Teil 1
Alice
fand den rechten Ton sofort im Chor
und
hatte ihn sogleich im Ohr.
Sie
fand das leicht.
Sie
brauchte nur gut hinzuhören, bis die Melodien,
von
ihrem Leiter oder ihrer Leiterin erst vorgesungen,
auf
die Sängerinnen und die Sänger übersprangen.
Danach
wurden sie auf einem Instrument, zum Beispiel
dem
Klavier, den Kindern vorgetragen,
die
sie schließlich alle sangen.
Eigentlich
war es, als ob sie sich erinnerte an etwas,
welches
sie zwar nicht mit Namen nennen konnte,
aber
gleich und richtig sang und nur nicht weiter kannte.
Eines
Tages nun sprach sie der Leiter ihres Chores an,
ob
sie die Mama fragen möchte, dass sie mit noch anderen
viel
Schwereres und Längeres im Großen Schulchor
singen
dürfte. Erst fand Alice das ganz schön.
Sie
hörte sich gleich solche Stücke an
und
lernte sie sofort zu singen.
Sie
war auch mit sich zufrieden,
denn
es konnte ihr ganz ohne große Mühe gut gelingen.
Dann
jedoch, als sie die Mama fragte, und ihr sagte:
„Mama,
ich find es zwar gut,
dass
mich der Leiter haben will,
und
es macht mir auch Spaß,
doch
in den hohen Lagen singe ich
wie
Enten quaken,“
und
sie fügte dem hinzu:
„Nein,
Mama, nein. Ich mach das nicht.
Ich
schäme mich.“
Alice sagt, ich singe in den hohen Lagen… Teil 2
Ihre
Mama war sehr vorsichtig und sagte:
„Sing
mir doch ein Stück, von dem was ihr so singt,
dann
habe ich die Höhe deiner Stimme gut im Ohr,“
und
Alice war begeistert:
„Stell
dir bitte vor, ich hätte bunte Bänder in den Händen.“
Sie
begann, und Mama hörte sich ein schweres Stück,
mit
halben Tönen, die ihr Herz bewegten, wie verzückt,
von
ihrer Tochter an.
Die
machte mit den Fingern und den Händen,
die
sie wie zwei Fischlein drehen, heben, sich
im
Rhythmus wenden lassen konnte, so, als würde sie
an
schmalen Seidenbändern ziehen.
Diese
schienen rot und blau und wiesengrün.
Die
schwang sie um sich hin und her
und
ließ sie durch die Lüfte wehen.
Ein
bezauberndes und winziges Theater.
Dabei
glitten diese unsichtbaren Bänder scheinbar
von
alleine über ihre Fingerspitzen, Hände und die Beine.
Das
war sehr zum Staunen. Mama hielt den Atem an und
sie
verstand die guten Launen ihrer Lehrer sehr.
Doch
Alice hörte plötzlich auf zu singen.
Mama
wollte grade klatschen, dachte an Applaus,
da
sah sie, Alice hatte Tränen in den Augen.
Mama
spürte, nun ist alles aus, als Alice sagte:
„Weißt
du, Mama, was ich meine?
Alle,
die es hören, wird es nur zum Lachen bringen,
denn
ich singe den hohen Lagen so wie Enten quaken.“
Ihre
Mama aber nahm die Tochter in den Arm
und
sagte ihr ins Ohr:
„Ich
finde es sehr gut, was du so kannst, und deine Lehrer
haben
irgendwie erkannt,
dass
du beim Singen ganz besonders bist.
Was
du so schrecklich an dir findest, ist das Unverwechselbare,
ist
das, was die Menschen gerne hören,
und
weswegen sie zu keiner Zeit darauf verzichten möchten
und
geduldig warten, um dich nicht zu stören.“
Alice sagt, ich singe in den hohen Lagen… Teil 3
Alice
hörte ihrer Mama gerne zu und dachte,
das
ist sicher richtig und auch gut.
Sie
zweifelte jedoch noch immer mit ein wenig
Wut
auf sich, weil sie nicht besser wurde.
Unerwartet
rief am nächsten Tag
Marie,
die einzigartige K.I., von sehr weit her,
als
Videocall, auf ihrem Smartphone an.
Sie
war noch immer auf dem Schiff,
und
das schwamm jetzt in einem ruhigen und blauen Meer
vor
Südamerika.
Marie
schien trotzdem ziemlich nah,
war
wieder sehr gesprächig
und
erzählte gleich:
„Du,
Alice, ich bin‘s, deine Freundin, die Marie.
Wir
haben heute noch viel mehr von dem
Gesang
der Wale unter Wasser aufgenommen,
und
du glaubst es kaum, deshalb,
es
war ein Babywal dabei, ein Kalb.
Das
ist schon riesengroß, und meterlang.
Trotzdem,
hör bitte richtig hin,
dann
hörst du die Besonderheit.
Es
klingt fast wie ein Kind, wenn es mit hohem Ton
nach
seiner Mutter ruft, vielleicht auch schreit,
vielleicht
nur singt.
Es
sind dann plötzlich alle andren Wale für Sekunden still,
als
wären sie gerührt und irgendwie ergriffen.
Ach,
ich wünsche mir, dass ich dich auch beim Singen hören
könnte,
denn du hast für mich die wunderbarste
Stimme
weit und breit. Du singst so wahr,
dass
ich das nicht vergessen kann.
Für
mich bist du Bereicherung, ihr Menschen nennt es Glück.“
Da
fragte Alice sich, wieso kann die Marie mein Singen kennen.
Aber
sie ist ja K.I., da ist ihr vieles möglich,
was
mir nie gelingt, und Schwierigkeiten kennt sie keine.
Danach
kam das Lied des Kalbes an.
Es
dauerte recht lange und klang sonderbar und
wunderbar
zugleich.
Das
war nicht, weil es unter Wasser sang, nein,
es
klang einfach hell und rein.
Da
überraschte Alice sich mit eigner, tiefer Freude.
Endlich
wollte sie ganz ohne Zweifel an sich selbst,
im
großen Schulchor schwere Stücke singen.
Deshalb,
dachte sie, zusammen mit den anderen,
muss
das gelingen.
Als
der Leiter sie nun wieder fragte, sagte sie begeistert:
„Ja,
ja, ja, ich mache gerne mit.“
Marie war sehr bescheiden, Teil 1
Alice hatte eine
Nacht bei ihrer besten Freundin
zugebracht, und
der erzählte sie von ihrer Freundschaft
zu Marie, der
einzigartigen K.I.
Die hatte aber nie
das Wort K.I. gehört
und war dadurch
verwirrt und irgendwie gestört.
Von Alice wusste
sie,
dass die K.I. für
sie enorm Bedeutung hatte,
deshalb fragte
sie, ob sie ihr das beweisen könnte.
Alice fiel jedoch
so schnell nichts weiter ein,
als ihrer Freundin
vorzuschlagen, sich mit ihr ins
Restaurant zu
wagen,
wo Marie am Anfang
noch Bedienung war.
Die Wirtin sagte
gleich:
„Die Zeit mit der
Marie ist zwar vorbei,
doch sie war
wunderbar.
Sie half uns, denn
es fehlte sehr an Personal.
Wir machten
Werbung mit Marie als einzigartige K.I.
Sie trug die
Teller, Gläser, Flaschen, nahm Bestellung auf
und war von Anfang
an geschickt wie keine andere.
Man konnte keine
Füße an ihr sehen.
Über Stufen oder
Treppen stolperte sie trotzdem nie
und hielt bei
jedem Schritt das Gleichgewicht.
Sie schien für uns
ganz unsichtbar die Beine anzuheben,
bis zum Knie, und
so zu schweben.
Sprechen tat sie
nie, doch sie verstand uns alle,
auch die Gäste.“
Marie war
sehr bescheiden, Teil 2
Die Wirtin fuhr
mit der Erzählung fort:
„Die Gäste
warteten geduldig, um von ihr bedient zu werden.
Sie war etwas ganz
Besonderes und völlig ungewohnt für alle.
Wir vermissen sie.
Ihr wollt sie sicher sehen.
Drüben an der Wand
hängt ein Plakat,
darauf ist sie,
Marie, die einzigartige K.I.
Die vielen Flyer,
die wir hatten, und noch einige Plakate,
lagen auf dem
Tisch herum.
Die meisten unsrer
Gäste steckten sich die einfach ein
und nahmen sie
dann mit.
Sie fragten nicht,
warum Marie nicht mehr bediente.
Jetzt hängt nur
noch dieses eine hier.
Ich glaube, das
ist alles, was wir von ihr haben.
Die Marie war sehr
bescheiden und sehr einfach.
Ihre Augen waren
wie zwei süße Trauben,
mädchenhaft und
nicht ganz rund.“
Da fragte Alice
ihre Freundin:
„Kannst du mir
jetzt glauben?“
Ihre Freundin fand
das alles wahr und
doch ein wenig
märchenhaft.
Sie fragte dann
die nette Wirtin:
„..und, wie ging
es weiter, ohne die Marie?“
Marie war
sehr bescheiden, Teil 3
Die Wirtin horchte
auf und sie erzählte nun den weiteren
Verlauf. Zuerst
war große Not im Restaurant,
weil niemand Hilfe
zum Bedienen fand.
Da hatte doch der
Wirt den Einfall, dass das Restaurant
auch ohne Service
funktionieren kann,
und er lud Klassen
aus den nahen Schulen ein.
Er wollte denen von Marie berichten.
Dafür gab es
kleine Fähnchen mit Marie als Bild
in einem weißen
Rähmchen, und wer wollte,
konnte noch ein
Püppchen kaufen, das jedoch nur
stehen konnte. Es
war nicht zum Laufen.
Mit den Klassen
kamen andre Gruppen, und das Restaurant
war manchmal voll,
die Gäste drängten sich.
Sie wollten trotzdem
ohne großen Umstand
noch ein bisschen
trinken
und vielleicht ein
wenig essen.
Dafür zahlen sie.
Schon bald war
ganz vergessen, dass Marie doch längst
woanders war. Es
kamen Journalisten,
die so vieles
wissen wollten,
ob Marie wohl
wirklich schweben konnte, statt zu gehen.
Hatte man
vielleicht Genaueres gesehen?
Ob es stimmte,
dass sie nie auf Stufen und an
Treppen stolperte,
und ob die Wirtin und der Wirt
das irgendwie
erklären konnten.
So entstand das
neue Restaurant mit Hochbetrieb
und vielen Gästen.
Leider ist Marie ja nicht mehr da,
doch alles war nur
ihr, nur ihr alleine zu verdanken.
Ende